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Living In A Toy Box

von

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Catch Me If You Can!

„Wie spät ist es?“, fragte der Joker gelangweilt.

„Was?“, der Schwarze verzog verwirrt das Gesicht. Verwundert zog er den Ärmel seines Jacketts zurück und warf einen Blick auf seine Rolex.

„10 vor 9. Wie ...“, die Worte blieben ihm im Hals stecken, als der Joker ihn am Kragen auf die Beine zog und statt einer Pistole nun ein Obstmesser an dessen Hals drückte. „Da ist aber jemand ganz schön unpünktlich...“, sagte der Joker ungeduldig. „W- Was soll das? Nehm sofort deine dreckigen Finger von mir!“

„Öhm, wie wär's mit nein?“ Er zog den Dicken trotz seines nicht zu unterschätzenden Gewichts über den Schreibtisch und steckte ihm das Messer in den Mund.

„Du hast recht, die Idee war echt blöd...hat mir auch nicht gefallen“, er zuckte mit den Schultern, „Trotzdem schade, dass du nicht zugestimmt hast. Naja, dich mochte ich sowieso nicht...“ Er schob das Messer noch tiefer in des Mannes Mund und wollte ihm gerade helfen, sein Lachen wiederzufinden, als die süße Stimme des Püppchens erklang. Der Joker hatte ihre Anwesenheit fast vergessen, so konzentriert war er auf seine Opfer. Genervt drehte er den Kopf, der Schwarze folgte mit den Augen. „Was denn? Wir haben nicht ewig Zeit!“ Jazmin versuchte ihn mit ihren großen Äuglein zu besänftigen, hob die leere Pralinenschachtel hoch und tippte unschuldig mit dem Finger auf den Deckel. „Hast du noch mehr davon?“, fragte die den Schwarzen. Dieser war nicht wenig überrascht und versuchte mit den Messer im Mund zu nicken. „Da“, nuschelte er und deutete mit der freien Hand, die sich nicht das Messer von Hals hielt, auf eine Schublade. „Klasse!“, sagte Jazmin und lächelte den Dicken an. Im Grunde genommen tut sie ihm ja nur einen Gefallen. Würde er nicht durch die Hand des Jokers sterben, dann womöglich an Fettsucht. So krabbelte sie ganz auf den Tisch und suchte ihr Glück.

Der Joker rollte mit den Augen, fragte sich kurz, was er sich denn da bloß angelacht hatte, und wendete sich wieder seinem Opfer zu.

„Gut, ich danke dir an dieser Stelle für deine Unterstützung, warst mir eine wirklich große Hilfe, ohne dabei ironisch wirken zu wollen.“

Plötzlich ertönte ein lauter Knall, wie ein dumpfer Aufprall, hinter der geschlossenen Tür.

„So, jetzt muss ich aber. Man sieht sich“. Mit einem Ruck durchtrennte das kühle Messer jegliche Haut- und Muskelfaser an des Mannes Wangen und das Blut suchte sich seinen Weg aus den Adern an die frische Luft.

Der Joker lies den Mann fallen, wie eine heiße Kartoffel, packte Jazmin am Handgelenk, die eben noch am leeren der zweiten Schachtel war und eilte durch die Tür, durch die sie gekommen waren.
 

„Dir ist schon klar, dass du gerade Regel 1 und 2 gleichzeitig gebrochen hast“

„Tut mit Leid“

„Nein, tut's dir nicht“

„Stimmt“
 

Er schleifte sie aus dem Raum hinaus in den dunklen Flur. Jazmin hatte keine Ahnung, was der Grund für diese Eile war, doch zum fragen blieb keine Zeit. Kurz bevor sie um eine Ecke hechteten, erspähte sie am Ende das Ganges eine große, schwarze Gestalt, die durch das Fenstern, vor dem sie stand, hinein gekommen sein musste. Sie hatte etwas unwirkliches, ja beinahe monströses an sich. Doch ehe Jazmin darüber genauer nachdenken konnte, wurde sie unsanft um die nächste Ecke gezogen. Der Joker schien trotz seines fluchtartigen Sprints guter Dinge zu sein, warum auch nicht, schließlich verlief, nein verläuft alles nach Plan.

Jazmin stolperte fast über ihre eigenen dünnen Beinchen, versuchte sich immer wieder umzudrehen, diese merkwürdige Gestalt noch einmal zu sichten. Es musste ER gewesen sein, ja, wer sollte es sonst sein? Sie musste zurück, sie musste ihn sehen. Der Griff um ihr Handgelenk wurde mit keiner Sekunde schwächer, trotz dessen versuchte sie sich loszureißen, zog ihre Hand zurück, spürte wie sich die Hand es Jokers löste und machte kehrt.
 

So schnell wie sie eben in die eine Richtung gerannt ist, so schnell rannte sie jetzt in die andere. Folgte dem dunklen Gang wieder bis zu der Ecke, an der sie ihn gesehen hatte. Dort angekommen, wurde sie immer langsamer bis sie schließlich stehen blieb und vorsichtig um diesige lugte. Die finstere Gestalt schien die Flucht der beiden nicht bemerkt zu haben, stand lediglich vor der geöffneten Tür, deren hervordringendes Licht den Flur erhellte. Er starrte auf die drei Leichen, die den Boden blutrot färbten.

Stille.
 

Jazmin ergriff die Gelegenheit und kam vorsichtig hinter ihrem Versteck hervor, trat langsam und unbemerkt an die Gestalt heran. Erst jetzt erkannte sie die merkwürdige Aufmachung dieses dunklen Ritters. Er war komplett in schwarz gehüllt, sein Gesicht war von einer Maske verhüllt.

Er war es.

Ihre kleinen Schritte waren kaum zu hören, doch er drehte sofort den Kopf zu ihr und schaute sie an. Zeitgleich machte Jazmin halt und blickte diese riesige Gestalt aus großen Augen an. Sie neigte den Kopf und wollte etwas sagen, doch wusste nicht was. Er drehte sich nun ganz zu ihr um, wollte auf sie zu gehen, doch so schnell sie hinter der dunklen Ecke hervor kam, so schnell war sie auch schon wieder verschwunden. Der Joker hatte sie wieder eingefangen, zerrte sie wieder in die andere Richtung. Am Ende des Flurs war ein Fenster, dies schlug er mit der behandschuhter Faust ein und kletterte hindurch, Jazmin im Schlepptau.

Diese ewige Hektik! In der Eile schnitt sie sich an den scharfen Scherben den Oberschenkel auf. Blut rann über ihre Porzellanhaut und blieb am Glas kleben.
 

Sie kletterten auf den kleinen Vorsprung an der Feuertreppe.

Die schwarze Gestalt war ihnen gefolgt. Sie war schneller als Jazmin annahm, war in wenigen Schritten am zerbrochenen Fenster. Der Joker bedeutete Jazmin die Leiter herunterzusteigen, fuchtelte mit den Händen wild durch die Gegend. Doch Jazmin reichte ein Blick nach unten und schon wich sie eingeschüchtert an die Hauswand zurück. „Jetzt mach schon!“, sagte er, rollte mit den Augen und ging voran. Er hätte dies nicht getan, wenn er nicht genau gewusst hätte, dass sie ihm folgen würde. Auch wenn sie sich Zeit ließ, er wusste warum, sie würde kommen, keine Frage.
 

Nun stand sie allein dort oben, der dunkle Ritter neben ihr. Sie schaute ihn ängstlich an, wich einige Schritte zurück, bis sie merkte, dass es kein zurück gab. Sie kam kurz ins schwanken, unter ihren Füßen befand sich dreißig Meter freier Fall. Ihr Gegenüber machte keine Anstalten, ihr etwas antun zu wollen, stand starr wie ein Baum.
 

Er konnte keinen Schritt tun, ihre Augen fesselten seine Sinne, diese grauen Augen, sie machten ihm fast Angst. Wie konnte so ein süßes Mädchen nur so ein...Monster sein? Er ging einen Schritt auf sie zu, sie trat einen zurück...ins Nichts. Ruckartig schnellte seine Hand hervor, packte die ihrige zerbrechliche und zog sie wieder ins Jenseits auf die Beine.
 

„Warum hast du mich nicht gerettet...damals?“, ertönte die süße Stimme Jazmins.

Der dunkle Ritter war verwirrt, wusste nicht was er mit dieser Frage anstellen sollte. Was meinte das Mädchen damit? War er ihr schon einmal begegnet? Doch er konnte sich an kein grotesk zerschnittenes Gesicht erinnern. Es erinnerte ihn lediglich an das des Jokers. Wer zur Hölle war das Mädchen?!

Er wusste nichts zu antworten, hielt nur ihr Händchen fest, das Blut an ihrem Oberschenkel glitt an ihren langen Beinen entlang, bis die hinunter gerafften Kniestrümpfe die dunkle Flüssigkeit wie ein Schwamm aufsogen.

Jazmin schaute verachtend in die dunklen Augen ihres Gegenübers. Sie hatte das Gefühl, gehen zu müssen. Sie drehte sich um, suchte die unbeleuchtete Straße nach dem Joker ab. Ihre goldenen Löckchen wippten im lauen Wind mit. Die dunkle Gestalt bemerkte des Mädchens Missmut, wie sie sich hilfesuchend um blickte, als wäre er der Gegener, dabei war er doch der Gute, der Retter! Sie schien auf der falsche Seite zu stehen, hatte anscheinend die Relation von Gut und Böse verloren...oder nie besessen. Wie kann man nur freiwillig des Jokers Anhänger sein! Was geht nur in ihrem kranken Kopf vor! Zur Hölle was?
 

Er spürte den Widerstand, die anfängliche Neugier Jazmins war verflogen. Sie hatte ihn gesehen, den Feind, sie weiß nun, wo sie hingehört...nicht dahin, wo sie gerade steht.

Sie versuchte sich zu befreien, wollte weg. Zu ihrer Überraschung lies der Fremde los, lies sie gehen. Verwundert, aber ohne zu zögern kletterte sie sie verrostete Leiter herunter, immer bemüht, nicht abzustürzen. Die letzten Sprossen fiel sie auf den kühlen Steinboden, rappelte sich schnell auf und rannte die Straße entlang. Sie blickte sich noch einige Male um, zu dem fremden Mann, der noch oben stand, sie beobachten zu schien. Er bewegte sich nicht. Wenn es der war, von dem der Joker ihr erzählt hatte, dann war es doch sein Job gewesen, sie zu fangen. Warum tat er es nicht? Er lies sie laufen...Warum?
 

Der dunkle Ritter blickte dem rennenden Mädchen nach, beobachtete die blonden Löckchen, die rosa Schleifchen, das kurze Röckchen. Wenn das ein neuer Gegner war, dann wusste er nicht, warum sie ihm schaden sollte. Was verfolgte der Joker für einen Plan?

Gab es überhaupt einen Plan?



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