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Living In A Toy Box

von

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Lousy Knight

Beide verließen den stickigen Heizkeller. Der Joker ging voran, Jazmin folgte ihm. Sie versuchte zu verstehen, was sie getan hatte und warum sie es auf eine merkwürdige Art und Weiße Zufrieden stellte.

Das Gefühl des Frustes und der Enttäuschung schien ihren Körper für kurze Zeit verlassen zu haben, zurück blieb einfach eine Lücke. Sie kannte keine anderen Gefühle außer Schmerz und Kummer, deren Verschwinden hinterließ eine Leere, eine schöne, wohlige Leere. Sie konnte das Gefühl nicht ganz einordnen, denn war es schon normal glücklich zu sein, wenn man gerade jemand sein Glück beendet hatte?

Das war doch nicht normal. Aber sie war doch normal! Sie war nicht so krank und bösartig wie der Psychopath, dem sie folgte, sie war ganz normal.
 

Doch seine Worte enthielten Logik und auch Wahrheit. Was war jetzt normal, was war verrückt? Wo hörte die Normalität auf und wo fing der Wahnsinn an? Einst hatte sie das Gefühl, die Grenze zur Paranormalität gefunden zu haben und sie nie zu überschreiten, da sie ja wusste wo sie sich befand, doch sie schien verwischt zu sein, wie Fußspuren im Sand. Sie war einfach...weg.

Einerseits beunruhigte sie das, sie hatte die Kontrolle verloren. Was würde sie als nächstes tun, wenn sie schon einen Fremden einfach so die Kehle aufschlitzt, nur weil der Clown es von ihr verlangt hatte? Doch anstatt Angst zu bekommen, versuchte sie das Thema so weit wie möglich in die Ferne schieben. Sie war normal, ganz klar, daran gab und sollt es nie Zweifel geben. Es gab ja eine gewisse Logik hinter ihrem Handeln, die alles rechtfertigte, es war nicht unüberlegt, sie hatte die Kontrolle nicht verloren. Sie hatte die Kontrolle nicht verloren! Es war alles. Ganz. Normal. Kein Grund zur Sorge.
 

Ohne ein Wort von sich zu geben liefen beide durch die dunklen Gänge. Sie machten Jazmin auf die eine Art Angst. Es war dunkel, man konnte nicht sehen, was hinter der nächsten Ecke auf einen lauern würde. Die Finsternis war unberechenbar. Sie schien alles Leben einzufangen und auf Ewig wegzusperren. Doch auf der anderen Seite fühlte sie sich sicher, denn sie war ja nicht allein...
 

Jazmin dachte über das Video nach. Was würde wohl damit geschehen? Plötzlich fiel ihr ein, dass sie ja ebenfalls darauf zu sehen war, und zwar wie sie gerade einen Menschen tötete! Wenn das die Polizei zu Gesicht bekommen würde, würde sie sogleich wieder in die Psychiatrie gesteckt werden. Aber nicht in diese nette kleine Klinik sondern nach Arkham, dort, wo die „richtig Kranken“ waren. Aber da gehörte sie nicht hin. Schließlich war sie ja „normal“.

An wen war das Band überhaupt gerichtet?

„... jemand ganz Besonderen einen netten Gruß schicken...“ Wer war „jemand ganz Besonderes“? Sie versuchte sich an den Namen zu erinnern, den der Joker erwähnt hatte.

Batman.
 

Sie hatte diesen Namen noch nie gehört? Klang nicht wie ein Mensch, welcher Mensch hieß schon „Fledermausmann“? (Das ist eigentlich auch ganz schön krank.)

Aber wer war er, dass er so besonders ist?

Ihr anfängliche Scheu dem Joker gegenüber wandelte sich nun in Neugier um und sie nahm all ihren Mut zusammen, beschleunigte ihren Schritt, sodass sie fast neben ihm ging. Dieser bemerkte ihre Nähe erst gar nicht. Er schien sich auch auf die komplizierte Architektur des Kellers konzentrieren zu müssen.

„Wer ist Batman?“, fragte sie leise ohne ihn anzuschauen. Dieser blickte ebenfalls weiter geradeaus und antwortete: „Batman? Püppi kennt Batman nicht?“
 

Wie auch. Sie verbrachte die eine Hälfte ihres bisherigen Lebens im Käfig, der sich ihr „zu Hause“ nannte und die andere in der Klapse, dort, wo man die Patienten vor der Dauerbeschallung der Medien schützte. Der Joker nutzte diese Gelegenheit des Nichtwissens um Jazmin genau das zu erzählen, was sie wissen müsste, um so zu werden, wie er sie haben wollte.
 

„Batman, mein Püppchen, ist ein Typ in einem schwarzen Ganzkörper- Anzug, der den ständigen Drang hat alles und jeden zu retten, wenn ich ihm nicht in die Quere komme. Im Grunde genommen sind wir fast gleich, bloß dass ihm mein großartiger Sinn für Humor fehlt“, der Joker versuchte alles so Ernsthaft wie möglich zu erzählen, doch bei den letzten Worten konnte er sich ein unterschwelliges Lachen nicht verkneifen. Jazmins Gesicht zeigte keinerlei Regung. Schweigen. War sie etwa nicht darauf angesprungen? Der Joker wollte ein zweites Mal ansetzen, doch da erklang die zarte Stimme Jazmins.
 

„Er rettet Menschen?“

„Allerdings, Püppi“

„Jeden?“

„Alles und Jeden und sogar die, die es nicht wollen“

Wieder Stille.

Jazmin kniff grübelnd die Äuglein zusammen. Die Frage, die ihr nun durch den Kopf huschte, war vorhersehbar, zumindest für den Joker.
 

Warum hatte er sie nicht gerettet?
 

Warum hatte er sie nicht vor dem Monster unterm Bett gerettet?
 

Ohne, dass Jazmin noch etwas sagte, wusste der Joker, dass es funktioniert hatte. Doch mit einem hatte er nicht gerechnet.
 

Jazmin hob ihre Hand und ergriff den rechten Arm des Jokers. Sie hielt sich fest, wie ein Klammeräffchen und lehnte den Kopf im Gehen an. Der Joker war, falls es für überaus eine Steigerung gab, sehr überrascht, zuckte im ersten Moment zurück, denn, dass jemand freiwillig Körperkontakt zu ihm aufnahm war überaus selten, doch machte keine Anstalten sich Jazmins warmen Händen zu entziehen.
 

Sie hatte keine Angst, sie war ja nicht allein. Der einzige Mensch, der sie gerettet hatte, war bei ihr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ace_Kaiser
2009-01-27T12:14:47+00:00 27.01.2009 13:14
Ironischerweise muss ich Dir Recht geben. Der Joker hat sie gerettet. Und das macht dieses Kapitel absolut traurig.


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