Theater, Schauspielerei oder gar nichts?
Nachdem die Schule endlich vorbei war, freute sie sich auf den, so dachte sie jedenfalls, angenehmeren Teil des Tages. Die Theatergruppe traf sich in der Aula der Schule. Zum Glück kannte sie den Weh, ansonsten wäre sie wahrscheinlich zu spät gekommen, da die Schule ein Labyrinth aus Gängen war und man sich als Neuling sehr schwer zurecht fand.
Als sie eintrat, entdeckte sie sogleich Frau Ai, die Leiterin dieser Ag und, zu Kyokos Erschrecken, Yumina.
„Also Leute, hört mal her“, rief Ai-sensei, „ dieses Semester habe ich etwas ganz besonderes für euch, dieses Mal werden wir keine Theateraufführung einstudieren, sonder einen Film drehen.“ Ein Raunen lief durch die Schüler. Einen Film, so etwas hatte es bisher noch nicht gegeben. „Den Regisseur und die Hauptdarstellerin“, fuhr sie fort, „kennt ihr bereits. Es sind Fuwa-kun und Yumina-chan. Für die restliche Besetzung werde ich für morgen ein Vorsprechen veranschlagen. Den Inhalt des Films könnt ihr in dem Drehbuch, das auf dem Tisch neben der Eingangstür liegt, nachlesen.“
‚Aha’, dachte Kyoko, ‚schön, dass die Hauptdarstellerin schon feststeht, sehr gerecht.’ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Yumina-san über ein besonderes schauspielerisches Talent verfügte. Anscheinend sahen es die anderen genauso, denn ein unwilliges Gemurmel setzet bei ihnen ein, doch beschweren tat sich keiner.
Da sie noch am Eingang der Aula stand, nahm Kyoko das Drehbuch und begann die Story zu lesen.
In dieser ging es um eine Art Romanze, in der sich ein Mann und eine Frau in der Disco treffen und sich sofort zueinander hingezogen fühlen, sie reden viel, lachen viel, finden heraus, dass beide den selben Namen, Ty, tragen und der Abend endet damit, dass sich beide eng umschlungen auf der Tanzfläche wiederfinden.
Am nächsten Morgen erscheint ihnen der vorherige Abend wie ein Traum und obwohl sie nur den Namen des anderen haben, hoffen sie, dass sie sich wiedertreffen werden, was auch geschieht, jedoch unter Umständen, die sich keiner von beiden je erträumt hätte, denn sie sind die Kinder der Bosse zweier rivalisierender Banden. Als sie sich während eines Bandenkampfes plötzlich gegenüber stehen, müssen beide erkennen, dass sie wohl nie zueinender werden finden können. Die Zeit vergeht und wie immer mehr Kämpfe zwischen diesen beiden Banden ausgetragen werden, so vergrößert sich schließlich auch die Abneigung zwischen den beiden Tys, bis es schließlich in eine Art Hass ausartet. Keine Gelegenheit lassen sie aus, um dem anderen auf irgendeine Art zu schaden. Ihr ganzes Denken basiert nur noch auf dem Motto: Wenn wir uns nicht lieben dürfen, dann müssen wir uns so sehr hassen, dass dieser Hass auf den anderen ganz tief im Herzen eingegraben ist.
Eines Tages jedoch sind sie gezwungen, zusammen zu arbeiten, um ihre Väter, die einem viel gefährlicherem Gegner in die Falle gelaufen sind, zu retten, was ihnen auch am Ende gelingt. In der Zeit der Gefangenschaft haben die Väter ihren Zwist beigelegt und es soll eine Heirat zwischen ihren beiden Kinder zum Zeichen der neu entstandenen Freundschaft geben, die am Ende auch statt findet. ENDE
Kyoko seufzte. Sie war fasziniert von der Rolle der Ty und diese sollte ausgerechnet Yumina spielen? Warum? Die Antwort sollte sie ein paar Sekunden später bekommen.
„Wegen der finanziellen Mittel müssen wir uns keine Sorgen machen. Yumina-chans Vater war so nett, uns dieses Projekt zu finanzieren.“, hallte die Stimme der Lehrerin durch den Saal. ‚Daher weht also der Wind’, dachte Kyoko, ‚sehr interessant.’ Jetzt erinnerte sie sich auch wieder, dass Yuminas Vater ein reicher Geschäftsmann war und seine Tochter viel zu sehr verwöhnt hatte. Sie musste An Erika Koenji denken. ‚Fast so wie sie, nur ein bisschen intriganter, aber damit werde ich schon fertig.’
