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Hinter den Schatten

ZoroxRobin
von

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Hinter den Schatten

Sooo~... Hier kommt nun auch endlich mein Wichtel-Präsent, und zwar für justanotherexcuse. ^_____^ Hab mich an deinen Wunsch (eine FF) gehalten und hoffe, dass sie dir gefällt.

Ich wollte ZoxRo mal aus einer anderen Perspektive, anderen Voraussetzungen angehen, ich hoffe, das ist mit gelungen und auch, dass das Ende zufriedenstellend ist. xD" Aufgrund des OS-Status ist das ganze nicht so ausgearbeitet, aber ich wollte die Story dann auch nicht soo~ lang machen.

Ach ja, und dass ich zwischen All Sunday und Robin wechsle, ist natürlich Absicht und wohl gewählt. ^^v
 

Kommentaren bin ich nicht abgeneigt. ;D Insbesondere von den "alten ZoxRo-Hasen". *alle Zirkelmitglieder knuffel* Ich hab euch so lieb. ^__^
 

Liebe Grüße, Kaya
 


 

Zoro beobachtete. Nein, er lauerte. Die Hände auf die Reling des Oberdecks gelegt, ließ er den Blick über das Unterdeck der Going Merry schweifen. Alles war wie immer, die Strohhüte gingen ihrem alltäglichen Treiben, das sie auf hoher See an den Tag legten, nach. Alabasta war vor kurzem hinter dem Horizont verschwunden, sodass hin und wieder jemand einen sehnsüchtigen Blick dorthin warf, ob er das Königreich, das sie vor dem Verderb bewahrt hatten, nicht doch noch entdecken konnte.

Doch auch Zoro, der nun den Kopf hob, sah nur blauen, wolkenlosen Himmel. Er hatte Vivi gemocht, genau wie die anderen, doch nun war es Zeit, sich neuem zuzuwenden – das wusste er, wie auch der Rest der Crew.

Sofort zuckte sein Blick wieder auf das Unterdeck. Nami lag auf einem Liegestuhl mit einem Drink in der rechten Hand, den sie gemächlich schlürfte. Den Sonnenhut tief ins Gesicht gezogen, konnte der Schwertkämpfer nicht erkennen, wo sie hin sah, doch vermutlich betrachtete sie das ruhige, sich weit vor ihnen erstreckende Meer. Leichtsinn..., zuckte es durch Zoros Kopf, und er knirschte mit den Zähnen und rieb sich die Nase.

Luffy saß wie immer quietschvergnügt auf dem Lammkopf und sang zusammenhanglos vor sich hin, wobei er ab und zu in lautes Gelächter verfiel, da Usopp und Chopper auf dem Deck lagen und sich amüsierten. Als er genauer hinsah, durchfuhr Zoro eine unbestimmte Wut. Mehrere Arme wuchsen aus den Holzdielen hervor, schwangen hin und her und kitzelten die beiden Piraten durch. Die dunklen Augen huschten zu Sanji, der, zwei Meter neben Nami entspannt mit offenem Hemd sitzend, die ganze Szenerie mit einem breiten Grinsen bedachte. So ruhig waren wir lange nicht mehr, ging es dem Grünhaarigen durch den Kopf. Das geht nicht lange gut.

„Was betrübt dich?“

Zoros Augen weiteten sich und er riss den Kopf nach links, sodass sein Nacken bedrohlich knackte. Sofort verengten sich seine Augen wieder, als er in die blauen blickte, die, amüsiert verzogen, von glattem, schwarzem Haar umrahmt wurden.

„Was sollte mich schon betrüben?“

„Das frag ich dich.“

Was für ein sinnloses Gespräch... Aber was sollte dabei auch Besseres herauskommen?

Robin hob die rechte Augenbraue und schielte den Schwertkämpfer von der Seite an, der betont miesepetrig auf Nami starrte und sich daran erinnerte, wie diese nach den Edelsteinen gegiert hatte, welche Miss All Sunday mitgebracht hatte, und dann sofort bereit gewesen war, sie aufzunehmen. Irgendwie hatte es die Schwarzhaarige mit den verschiedensten Methoden geschafft, sie alle zu überzeugen – doch er, Zoro, würde standhaft bleiben. Er wusste darum, dass die anderen wiederum wussten, dass er All Sundays Beitritt nicht gut hieß, doch es war ihm egal. Irgendwann würden sie schon einsehen, dass es die falsche Entscheidung gewesen war.

„Es ist dein Anblick, der mich 'betrübt', und das weißt du.“

Er wandte seinen Oberkörper leicht in Richtung Robin, hoffend, sie möge verletzt reagieren, doch sie lächelte nur.

„Ach so, in Ordnung.“

Zoro entglitten die Gesichtszüge und schwungvoll stieß er sich von der Reling ab, um sich aufs Unterdeck zu bewegen.
 

„Nami?“

Er hob ihren Sonnenhut ein Stück an, um darunter zu luchsen, was ihm mit einem genervten Gesichtsausdruck quittiert wurde.

„Was ist denn?“

Die Navigatorin sah ihn mit gehobenen Brauen an und ließ ihren Drink ein Stück sinken.

„Ich will... diese Frau nicht hier haben.“

Die Rothaarige stöhnte auf.

„Was erzählst du mir das? Luffy ist der Captain. Er hat entschieden, dass sie hier bleiben darf. Und zudem habe auch ich, wie du weißt, nichts dagegen. Sie ist eine großartige Kämpferin und sicherlich ein Gewinn für uns.“

Der Schwertkämpfer ließ Namis Hut los und wandte sich ab.

„Sie ist nicht vertrauenswürdig. Sie verursacht nur Stress!“

Nami verdrehte die Augen, was Zoro allerdings nicht sehen konnte, starrte er doch verbissen aufs Wasser hinaus, vergessend, dass er Miss All Sunday ja eigentlich keine Sekunde aus den Augen lassen wollte.

„Ich glaube, der einzige, der hier Stress verursacht, bist du, mein Lieber.“

Zoro stolperte auf dem Weg zu den Jungenschlafräumen und warf einen hektischen Blick zurück, nur um zu sehen, wie Nami den roten Strohhalm schon wieder an die Lippen gesetzt hatte und weitere Schlucke des seltsam grünen Getränks zu sich nahm. Er konnte nicht glauben, dass sie ihm so etwas an den Kopf warf. Aber gut, es war halt Nami.

Diese Ziege!

Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck warf er die Luke über sich zu.
 

Ein Knall weckte den schlafenden Schwertkämpfer.

„Zoro? Bist du hier?“, rief Usopp in den dunklen Raum hinunter.

Der Gesuchte öffnete ein Auge und sah den Kanonier, wie er im rechteckigen Licht der geöffneten Holzluke kniete und sich suchend umblickte. Usopp kratzte sich am Kopf.

„Schläfst du etwa noch?“

Der Grünhaarige gab ein unwilliges Knurren von sich und öffnete das zweite Auge. Usopps Kopf huschte nach rechts und sah Zoros Beine hinter einem Schrank hervorschauen.

„Ach, da bist du“, lachte er. „Das Essen ist fertig. Ich dachte, das interessiert dich vielleicht.“

„Mhm.“

Vom Anlehnen an die harte Holzwand etwas steif geworden, richtete Zoro sich umständlich auf und folgte Usopp nach draußen. Als er den ersten Schritt auf das vom Sonnenlicht erwärmte Deck tat und Robin ihm ins Auge sprang, wie sie gerade die Küche betrat, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Fuck! Wie lange hatte er geschlafen? Was hatte diese Frau in der Zeit alles anrichten können? Über sich selbst maßlos verärgert, wie er Miss All Sunday nach seiner kleinen Diskussion mit Nami einfach hatte vergessen können, stampfte er ebenfalls auf die Küche zu, aus der ein einladender Geruch strömte.

Lustlos ließ er sich auf einen Stuhl neben Luffy fallen, der schon geifernd auf den großen Topf stierte, den Sanji soeben auf den Tisch stellte.

„Warum so deprimiert, Zoro?“, grinste er den Angesprochenen an. Zoro musste sich beherrschen.

„Nichts.“

Doch das Interesse seines Captains war schon wieder auf das Gulasch umgesprungen, was sich in dem dampfenden Topf befand, und er ließ sich vom Smutje eine große Kelle auftun.

„Und einen Teller für Robin-chan.“

Mit einem charmanten Lächeln schwang Sanji einen exakt gefüllten Teller zu Robin hinüber und garnierte ihn unterwegs mit zwei Blättchen Minze.

„Vielen Dank, Sanji“, gab diese ebenfalls mit ihrem charmantesten Lächeln zurück.

Zoro beobachtete den kurzen Wortwechsel und hätte am liebsten in seinen noch leeren Teller gekotzt. Dass All Sunday es schaffte, in Sanjis Rangliste soweit aufzusteigen, dass sie sogar vor Nami serviert bekam, musste heißen, dass sie das Gehirn des Smutjes schon ganz schön benebelt hatte. Mit dem Rock auch kein Wunder, dachte der Grünhaarige entnervt.

„Was ist denn los mit dir? Hast du schlecht geschlafen?“

Luffy sah Zoro erneut mit großen Augen und soßenverschmiertem Mund an.

„Ich schlafe nie schlecht“, gab der Schwertkämpfer mit aufeinander gepressten Zähnen zurück. „Es wundert mich nur, dass der Gemüseschnippler unserem Neuzugang das Essen vor Nami serviert. Normalerweise kümmert er sich doch so sehr um sie.“

Und dann passierten viele Dinge gleichzeitig und passierten doch nicht.

Usopp fiel die Gabel aus der Hand, sodass er sogleich unter den Tisch abtauchte, um sie geräuschvoll zu suchen. Chopper blieb er Mund offen stehen, was dazu führte, dass ihm ein Stückchen Fleisch in den Teller fiel und die Soße in sein Fell spritzte, was ihn zu hektischen Säuberungsbewegungen veranlasste. Namis Augen schlossen sich zu einem schmalen Schlitz zusammen und ihre Pupillen huschten zwischen Zoro, Sanji und Robin hin und her. Letzterer gefror das Lächeln auf den Lippen und sie glotzte dem Schwertkämpfer unverhohlen ins Gesicht, welcher wiederum interessiert den Smutje ansah.

Doch war es Luffy, der als erster etwas sagte.

„Warum sollte er das nicht tun? Ich glaube, es ist doch ziemlich egal, wer als erster serviert bekommt, solange es nach mir ist!“, grinste er in die Runde.

„Naja, aber trotzdem finde ich es... eh, merkwürdig, dass Sanji Nico Robin vor Nami auftut!“

„Hör mal, du elender Marimo, ich kann doch wohl-“

Doch der Blonde wurde von seinem Captain unterbrochen.

„Zoro, ich glaube, Sanji kann das gut selbst entscheiden, oder?“

Seine Stimme klang eine Spur schärfer, als es üblich war, und der Schwertkämpfer zog die Brauen leicht zusammen.

„Ich werd doch wohl noch meine Meinung vorbringen dürfen!“

„Da hat er Recht.“

Die Blicke flogen zu Robin, deren Lächeln, das sie nun Zoro zuwarf, wieder lebendig schien. Sie hatte das Kinn auf den rechten Handballen gestützt und lächelte so zuckersüß, dass dem Smutje obgleich der angespannten Situation die Herzchen in die Augen sprangen.

„Ach, Robin-chan, du bist so süß, dir kann ich einfach nicht widerstehen!“

„Seht ihr, wie der abgeht?“

Zoro erhob sich und stützte die Hände schwer auf den Tisch, was den Captain der Strohhüte zu einem Stirnrunzeln veranlasste. Es fiel ihm schwer, das ganze zu deuten, doch war ihm bewusst, dass er irgendwann einschreiten musste. Doch plötzlich lachte Nami auf. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht klopfte sie Zoro leicht auf die Schulter.

„Komm schon, endlich lässt er mich mal in Ruhe. Das legt sich schon wieder. Und seit wann machst du dir eigentlich Gedanken um mich?“ Sie streckte ihm die Zunge heraus. „Das ist doch nicht dein Problem. Was machst du aus einer Mücke einen Elefanten?“

Doch der Schwertkämpfer schien ihr gar nicht richtig zugehört zu haben. Die aufgestaute Wut, dass seine Freunde mit dieser All Sunday wie mit einer alten Freundin, die zufällig vorbeigekommen war, umgingen, entlud sich nun, auch wenn der Anlass nur ein simpler, in der falschen Reihenfolge servierter Teller war.

„Jetzt entspann dich mal wieder, Zoro!“

Luffy klang entrüstet, als könnte er gar nicht verstehen, was sein Vize so einen Aufriss machte. Die nun folgende Pause war etwas länger als unbedingt nötig, doch schließlich bewegte der Grünhaarige seine Kiefer ein Stück weit auseinander, nur um kurz darauf laut zu schreien.

„Es pisst mich einfach tierisch an, dass sie so bevorzugt wird!“, schrie er und gestikulierte dabei wild in Richtung Robin. „Selbst wenn es nur der Koch ist, der ihr zuerst auftut – das zeigt doch nur, wie sie euch alle um den Finger gewickelt hat! Usopp, grabbel meinen Fuß nicht an!“

Ein lautes Rumsen ertönte und ein knallroter Usopp tauchte mit einer staubigen Gabel in der Hand und einer Beule am Kopf wieder auf der Bank auf.

„Schulligung...“, murmelte er verängstigt und tastete nach Choppers Huf, der diesen bereitwillig in die Hand des Kanoniers legte.

„Ach“, murmelte Luffy nach einigen Sekunden und wiegte den Kopf hin und her. „Es geht dir also gar nicht um Nami. Die Sache ist, dass Robin so freundlich behandelt wird.“

Man sah dem Schwertkämpfer an, dass er sich beherrschen musste, nicht wieder die Geduld zu verlieren, doch er blieb still, sich durchaus bewusst, dass die Aufmerksamkeit aller im Raum momentan auf ihm und seinem Captain lag. Würde dieser ihn nun zur Rechenschaft ziehen?

„Komm, Zoro“, sagte er jedoch in versöhnlichem Ton und mit dem Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht. „Ich kann verstehen, dass du unruhig bist. Immerhin haben wir es mit einer ehemaligen Baroque-Agentin zu tun“, grinste er in Richtung Robin, die nervös zurücklächelte.

Kann die eigentlich auch was anders, als ständig so behindert zu grinsen?, fragte sich Zoro neben all den anderen wirren Gedanken, die ihm momentan im Kopf herumspukten.

„...dennoch habe ich sie in die Crew aufgenommen, und das musst du respektieren. Ich bin mir sehr sicher, dass sie sich als loyal erweisen wird.“

Nun war seine Stimme eine Spur ernster.

„Reg dich bitte nicht auf.“

„Ich reg mich nicht auf!“, brach es nun wieder laut aus Zoro hervor. „Ach, zum Teufel...“

Er drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus der Küche.

„Zoro, komm sofort zurück, ich will, dass du hier bleibst!“, rief Luffy ihm zornig hinterher, doch der Vize dachte nicht daran, darauf zu hören.
 

Mit einem animalischen Schrei warf er sich auf das Sofa im Jungenschlafraum. Warum zog es ihn schon wieder in seine neue Zufluchtsstätte?

Meine Fresse, die Frau macht mich wahnsinnig! Was bildet sie sich eigentlich ein, so einen Aufruhr in unsere Mannschaft zu bringen? Er malträtierte die Sofalehne, indem er seine Finger tief darin vergrub, sodass der abgewetzte Stoff stellenweise aufplatzte.

Und Luffy! Hat sie ihn jetzt auch schon manipuliert oder was? Wollen mich jetzt alle verarschen?

Solche und ähnlich böse Einfälle jagten durch sein Gehirn. Am liebsten wäre er wieder in die Küche gerannt und hätte All Sunday den Hals umgedreht, doch wo er jetzt hier im schummrigen Dämmerlicht lag, hatte er keine Lust, wieder aufzustehen und sich von neuem Vorwürfe anzuhören.

Plötzlich hörte er draußen Fußgetrappel, und als der Kopf von Nami in der Luke erschien, gab Zoro vor, zu schlafen. Die temperamentvolle Navigatorin konnte er momentan als letztes gebrauchen, umso verärgerter war er, als sich auf einmal zehn weitere Fußpaare anbahnten, und Buggy Der Clown, Arlong, Mr. 0 und weitere Personen, die er nicht genau erkennen konnte, den Mast hinunterkletterten...

Mit einem Ruck fuhr er auf und starrte mit aufgerissenen Augen an die dunkle Holzwand, die seiner Schlafstatt gegenüber lag. Sein Shirt klebte ihm schweißnass am Oberkörper, sodass er sich dessen entledigte. Daraus, dass Sanji, Usopp und der Rest neben ihm in den Hängematten schlummerten, schloss der Grünhaarige, dass es mittlerweile Nacht war, und somit hielt ihn nichts auf, etwas frische Luft zu schnappen.
 

Die Luft, die Zoro empfing, sobald er die Luke geöffnet hatte, war klar und frisch, was die Gedanken in seinem Kopf ein wenig entwirrte. Leise, um ja kein Geräusch zu verursachen, schloss er den Zugang zum Schlafraum wieder und wanderte an die Reling.

Scheiße, warum bin ich vorhin bloß so ausgerastet? Er fasste sich an die Stirn. Ich will, dass Luffy All Sunday kickt, und nicht mich..., sinnierte er vor sich hin und betrachtete die Spiegelung der Mondsichel im Wasser. Jetzt fehlt nur noch, dass-

„Schon wieder betrübt?“

Ja, das auch! Mit weit aufgerissenen Augen fuhr der Schwertkämpfer herum und sah geradewegs und zum zweiten Mal an diesem Tag in Robins blaue Augen. Immer diese verdammten Zufälle.

Die ehemalige Baroque-Agentin trug ihren weißen Cowboyhut, der sie mehr denn je wie Miss All Sunday wirken ließ.

Absicht?

„Was willst du denn hier?“, blaffte er sie mit dem, was ihm als erstes in den Sinn kam, an. Plötzlich fiel ihm auf, dass sie ihn um einige Zentimeter überragte – das war ihm vorher nie aufgefallen.

„Ich wollte mich entschuldigen.“ Ihre Augen waren nun im Schalk leicht verengt, ihr Mund zu einem leichten Lächeln verzogen, und ihre Stimme klang merkwürdig samtig.

Was bitte?

„Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinstecken“, reagierte Zoro knapp und wandte sich wieder dem offenen Meer zu. Momentan hatte er absolut keine Lust darauf, sich mit All Sunday zu beschäftigten. Dass er ihr nie verzeihen oder gar vertrauen würde, stand außer Frage – dennoch musste er sich auch nicht länger als nötig mit ihr abgeben.

Doch Robin schien nicht so leicht locker lassen zu wollen.

„Nimmst du sie an?“ Sie stellte sich neben ihn und blickte mit einem Gesichtsausdruck, der von Fernweh kündete, ebenfalls aufs Meer hinaus. „Ich will keine Unruhe in eurer Mannschaft entstehen lassen... Ich bin nur eine Archäologin, die etwas Gesellschaft sucht.“

Zoro war irritiert, da sie mit diesen Worten näher an ihn gerückt war. Er erstarrte, als er plötzlich ein Paar Hände an seinen Hüften spürte, das ihn sanft, aber mit leichter Gewalt umklammerte.

„Und ich erwarte, dass du sie einer Frau wie mir nicht verwehren wirst“, zischte sie ihm leise ins Ohr.

Mit starrem Blick umklammerte der Schwertkämpfer die Reling. Er spürte, wie die Frau hinter ihm sich nah an ihn presste, er erinnerte sich an das kaum erwähnenswerte Stück Stoff namens Rock, mit dem sie beim Abendessen ihre unendlich langen Beine verhüllt hatte, er fühlte den leichten Druck, den ihre auf jeden Fall erwähnenswerten Brüste auf seinen nackten Rücken ausübten.

„Weißt du was?“, fragte er leise lächelnd, als ihre Zunge langsam seine Ohrmuschel entlangglitt. „Du widerst mich an!“

Und mit diesen lauten Worten drehte er sich blitzschnell um, riss Robins schon etwas weiter nach unten gerutschte Hände von seiner Hüfte weg und stieß sie von sich.

„Was soll das? Wie war das mit der Entschuldigung?“

Wutentbrannt starrte er sie an. Wie kann Luffy so ein Stück Mist nur in unsere Mannschaft aufnehmen?

Doch wider Zoros Erwarten reagierte Robin nicht verletzt oder wütend. Sie sah ihn nur mit herablassender Mine an und ließ ein leises Lachen hören.

„Du bist erbärmlich, Roronoa Zoro. Da will man sicht entschuldigen und so ein Dummkopf wie du wehrt dies mit einem lächerlich stark ausgeprägten Stolz ab. Zudem...“ Mit langsam Schritten ging sie auf ihn zu. „...habe ich nicht gesagt, wie die Entschuldigung aussieht...“

Und mit diesen Worten umklammerten Dutzende Hände seine Arme und Beine und rammten seinen Körper gegen die Innenverkleidung des Schiffes.

„Glaub mir, bald wirst du dir wünschen, dass ich dir schade, nur damit ich mich immer wieder entschuldigen muss“, flüsterte sie mit zuckersüßem Lächeln und eisiger Stimme, und ließ sich vor dem Schwertkämpfer auf die Knie sinken.

Dieser spürte die Panik in sich aufsteigen. Was sollte das aller hier? Er fühlte sich ein wenig im falschen Film, eigentlich sollte er jetzt gerade friedlich in seiner Hängematte liegen und schlummern, statt sich allein mit All Sunday in dieser äußerst prekären Situation an Deck der Going Merry zu befinden. Doch seine anfänglichen Versuche der Gegenwehr verebbten schnell angesichts der ungeheuren Kraft, welche die Vielzahl von Robins Armen seinen Bemühungen entgegensetzte. Und zu allem Überfluss war er sich nicht mal sicher, ob sein Aufgeben nur an der Kraft der Archäologin lag, schließlich fing diese jetzt an, vorsichtig an der rasch anwachsenden Beule zwischen seinen Beinen zu knabbern.

Okay, sie kann doch etwas anderes, als ständig nur blöd zu grinsen, schoss es plötzlich durch Zoros Kopf und wenig später er am liebsten Harakiri mit Wado-Ichi-Monji begangen.

Er traute sich, seine Augen zu öffnen und nach unten zu blicken, sah jedoch nur schwarzes Haar und Robins richtige Hände, die seine Hüften erneut umklammert hielten. Eine unbestimmte Wut durchflutete ihn. Wie kam sie auf Idee, diese im wahrsten Sinne des Wortes unter die Gürtellinie zielende Methode anzuwenden? Wusste All Sunday etwa um die Tatsache, dass er seit er bei Luffys Crew Mitglied war – und das war nun schon eine lange Zeit – keine Frau mehr auf sexueller Ebene angerührt hatte?

Weil sie genau weiß, dass es die einzige Methode ist, gegen die ich nicht immun bin...

„Was ist? Nimmst du nun an?“

Erschreckend wurde Zoro bewusst, dass sie von ihm abgelassen hatte und ihn nun mit verschränkten Armen geradewegs ansah. Des Weiteren wurde ihm klar, dass sie die Unzahl an Armen zurückgerufen hatte und er sich nun wieder frei bewegen konnte – sie schien sich seiner Antwort ja sehr sicher zu sein. Mit erneut leichter Panik sickerte die Erkenntnis zu ihm durch, dass sie – die Lippen zu einem Strich aufeinandergepresst und die Brauen leicht gehoben – ohnehin keine andere Antwort würde gelten lassen.

Und da Roronoa Zoro nun einfach keine Lust mehr hatte, weiter über diese zwiespältige Situation nachzudenken, beschied er sich in dieser lauen Nacht einfach mit der Entschuldigung, er sei nun mal ein Mann, und nickte knapp.

„Wusst ich's doch“, lächelte All Sunday ihn an.

Sein Haramaki fiel zu Boden.
 

In Sekundenschnelle saß Zoro kerzengerade da. Sein Atem ging schwer, und mit gehetztem Blick sah er auf der Going Merry umher. Sah den Mast, wie er so stark und robust wir immer dem Wind trotzte und die Sonne der Morgendämmerung davon abhielt, dem Schwertkämpfer in die Augen zu scheinen; sah Namis Orangenbäume, die ruhig in der leichten Brise raschelten; sah die Flagge mit dem Jolly darauf, die dynamisch flatterte.

All diese Dinge waren ihm so vertraut geworden während der langen Zeit, die er nun auf diesem Schiff verbracht hatte, und dennoch schienen sie nun einer anderen Welt anzugehören, waren fern wie nie. Denn er, der sonst eine unglaubliche Stärke an den Tag legte, stets ruhig und beherrscht war und dem dennoch diese kämpferische Dynamik innewohnte, er war zu einem einzigen Chaos geworden. Als Untertan seines eigenen Körpers hatte er in der letzten Nacht etwas getan, was er sich und auch der Person, die ihn zu dieser abscheulichen Tat verführt hatte, nie würde verzeihen können.

Der Geist war willig, doch das Fleisch war schwach..., schoss es ihm durch seine zerstörten Gedanken. Obwohl... Er vergrub seinen Kopf in den Händen, bohrte die Fingernägel in die wettergezeichneten Wangen, sodass er, als er sein Gesicht wieder freigab, um diese Hände zu betrachten, die in der vergangenen Nacht wahnwitzige und doch so eindeutige Taten vollbracht hatten, interessiert diverse Blutspuren betrachten konnte. ...war der Geist wirklich so willig? Natürlich, in gewisser Hinsicht...

Noch nie hatte Zoro sich so sehr wie jetzt gewünscht, jemand anderes zu sein. Er wollte fliehen aus diesem schmutzigen Körper, wollte ihn zerstören, seine Haut zerreißen, schreiend davonlaufen. Der Gedanke, dass dies ein nahezu unmögliches Vorhaben war, ließ eine unnatürliche Angst in ihm aufsteigen. Und dennoch nahm er, beherrscht von diesen panischen Gedanken, plötzlich zum ersten Mal seit einigen Minuten wirklich seine Umgebung wahr.

Der Platz neben ihm war leer.

Natürlich.

An All Sundays Stelle wäre er auch verschwunden, nachdem sie sich an ihm bedient hatte, ihre Entschuldigung mit den unwürdigsten Mitteln geltend gemacht hatte. Und er war sich nicht mal sicher, ob er es überhaupt über sich gebracht hätte, zum dritten Mal in diese eisigen Augen zu sehen, denen nicht das geringste Bisschen Scham innewohnte.

Schlotternd richtete er sich auf, sammelte geistesabwesend die verstreuten Kleidungsstücke ein und wanderte schließlich mit leerem Blick in den Jungenschlafraum.
 

Nachdem er in dem seichten Bewusstsein, dass es merkwürdig anmuten musste, wenn er plötzlich in seiner Hängematte lag und nicht mehr auf dem Sofa, sich wieder auf letzterem niedergelassen hatte, in dem Vorhaben, sich nie wieder davon zu erheben, war er sofort eingeschlafen. Unterschwellig bemerkte er, wie Sanji wenig später aufstand um das Frühstück für die gefräßige Bande vorzubereiten. Sicher würde er beim gemeinsamen Frühstück All Sunday wieder umschwärmen wie eine zu groß geratene Fliege den Misthaufen, ihr feine Lachshäppchen und extravagante Drinks anbieten. Doch während er sich noch in lautlosen Hasstiraden suhlte, sackte der Schwertkämpfer wieder in tieferen Schlaf hinüber, der alle Gedanken an Vergangenes und Zukünftiges auslöschte.

Erneut wurde er von Usopp geweckt, der nur wenige Minuten später in den Raum zu platzen schien – dass es mehr als nur ein paar Minuten waren, machte der Grünhaarige daran fest, dass die Sonne hoch am Himmel stand. Verschlafen rieb er sich das Gesicht, gähnte ausgiebig und war dabei sich zu erheben.

„Was hast du nur während der Nacht getrieben, dass du selbst bis Mittag schlafen und trotzdem noch so müde sein kannst?“ fragte der Kanonier verwundert, grinste schief und ließ die Luke wieder zufallen.

Das „Ist noch was vom Frühstück übrig?“ blieb Zoro im Halse stecken, und mit einem undefinierbaren Grunzen ließ er sich verkrümmt aufs Sofa zurückfallen. Ein Zwiespalt tauchte in ihm auf, er schwankte zwischen der Lust zu essen und der heftigen Abneigung gegen All Sunday, der er ohne Zweifel irgendwo an Deck begegnen würde.

Schließlich überwog das Bedürfnis nach Nahrung, und unter unglaublichen Kopfschmerzen erhob er sich von seiner Schlafstatt.
 

Wider Erwarten traf Zoro weder an Deck noch in der Kombüse auf Robin. Und da er kein besonderes Bedürfnis nach ihrer Gesellschaft hatte, suchte er auch nicht genauer nach ihr, sondern ließ sich neben Luffy auf die hölzerne Eckbank der kleinen Küche fallen.

„Sorry, Captain… wegen gestern…“, nuschelte er in seine Hände, auf die er das Kinn gestützt hielt.

„Macht nichts, Zoro“, erwiderte der Angesprochene fröhlich und ließ einen dicken Fisch samt Kopf und Schwanz in seinem Mund verschwinden.

„Ich kann dich schon verstehen, manchmal darf man die Gefühle einfach nicht zurückhalten. Das wird sich schon alles einspielen, hier auf der Going Merry.“

Er grinste mit fettverschmiertem Mund. Doch der Schwertkämpfer schien gar nicht mehr zuzuhören und sah stattdessen verwundert zu Sanjis Arbeitsfläche.

„Seit wann beginnst du um elf damit, das Mittagessen zuzubereiten, Koch?“

Der Blonde grummelte etwas Unverständliches und hielt es offenbar für unter seiner Würde, dem unsensiblen Marimo zu antworten. Dieser machte ein Geräusch, das wie „Naarrgh.“ klang und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, nur um kurz darauf wieder erschöpft seinen Kopf auf sie sinken zu lassen.

Einige Minuten lang war nur das Schlürfen und Schmatzen des Captains zu hören, der mit beeindruckender Inbrunst eine große Schale Kartoffeln mit Fleischsoße leerte.

„Ich mach kein Mittagessen. Das wird eine besondere Delikatesse für Robin-chan“ – Sanji hatte sich offensichtlich dazu entschieden, doch eine Antwort zu geben, und hielt einen kostbar aussehenden Pilz hoch – „Du hast die Ärmste ja gestern Abend völlig verschreckt.“

Seine Stimme wurde lauter und wie ein Berserker hieb er nun mit einem Küchenmesser auf den Pilz ein.

„Weißt du, wie geschockt sie war? Es tat ihr total Leid, dass sie hier so eine Unruhe verursacht hat, obwohl sie das natürlich gar nicht hat.“

Er drehte sich mit säuerlicher Miene zu Zoro um.

„Nur weil du mal wieder allen deine ach so wichtige Meinung sagen musstest, war sie verängstigt und traurig! Eine Frau darf nicht traurig sein!“

Das Messer funkelte im Sonnenlicht, das durch die offene Tür einfiel, als Sanji sich in eine heroische Pose warf und sein Schneidwerkzeug wie ein Schwert über seinen Kopf ausgestreckt hielt. Luffy und Zoro warfen sich einen angsterfüllten Blick zu – wenn der Smutje in dieser Laune war, hielt man sich – egal welchem Geschlecht man angehörte – lieber von ihm fern. Doch ihre Sorge war unbegründet, machte der Blonde sich doch unverzüglich wieder daran, seine Pilze zu schnippeln.

„Und dann ist sie nach dem Abendessen einfach abgehauen und hat sich verkrochen. Selbst beim Frühstück war sie nicht da.“

Er klang beleidigt.

„Keine Ahnung, wo sie die Nacht über und heute Morgen war. Und deswegen mache ich ihr etwas besonders Leckeres, das sie bestimmt wieder hervorlocken wird!“

Doch Zoro hatte den letzten Satz schon gar nicht mehr mitbekommen. Mit vor Wut weißen Fingerkuppen klammerte er sich am Tisch fest, biss die Zähne aufeinander und starrte ohne zu sehen auf die Holzplatte. Er wusste, wo Robin die letzte Nacht gewesen war, wusste, was sie getan hatte, und wusste auch, dass sie keineswegs so verstört gewesen war, wie Sanji es geschildert hatte.

Diese Schlampe... Diese verdammte scheiß Schlampe!

„Och nee...“, drang es plötzlich fern an Zoros Ohren. „Sag mal, Schwert-Futzi, könntest du mir vielleicht ein Päckchen Salz aus dem Vorratsraum holen? Meins ist grad alle, aber ich muss hier bei dem Topf bleiben.“ Er deutete auf selbigen, der unheilvoll blubberte.

„Klar“, sagte der Grünhaarige mechanisch und verließ schnurstracks die Küche. Seine Freunde sahen ihm irritiert hinterher.
 

„Salz, Salz, Salz...“

Der Schwertkämpfer öffnete die Tür zum Vorratsraum, um Sanjis Bitte zu erfüllen, und durchstöberte das Zimmer. Salz war in einem Fass in der Ecke, daneben lagen ein paar Jutesäcke, worin das Gewürz abgefüllt werden konnte.

„Wieso nach ich das eigentlich für ihn? Soll er sich sein Salz für seine liebste Robin doch selbst holen. Tsetse...“

Er füllte einen Sack unter Benutzung einer metallenen Kelle. Plötzlich stutzte er, die Kelle immer noch wie zum Schlag erhoben. „Wer da?“

Nein, nein, nein! Der Schwertkämpfer meinte, ein trockenes Schluchzen gehört zu haben.

„Chopper, du kannst wieder rauskommen, ich bin nicht mehr wütend.“ Er grinste pappig in das Dämmerlicht hinein. „Na los, du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“

Ein erneuter Schluchzer ertönte. Sich am Kopf kratzend, legte Zoro die Kelle in das Fass zurück.

„Na, dann eben nicht...“ Er machte sich auf den Weg zur Tür, das Salzsäckchen fest in der Hand.

„Zo- Zoro?“

Selbiger erstarrte im Türrahmen. Natürlich hatte er es gewusst, aber eingestehen wollte er es sich um nichts in der Welt. Was würde es ihm auch bringen? Nichts weiter als Scherereien, und dabei wollte Sanji doch bloß ein wenig Salz haben.

„Ich bin dann mal weg“, presste er tonlos zwischen den Zähnen hervor und wollte sich aus seiner Starre lösen, was ihm aber aus unerfindlichen Gründen nicht möglich war. Wie gebannt wartete er, die linke Hand am Rahmen, die rechte um das Säckchen geschlossen, als hinge sein Leben davon ab, ob er es festhielte.

„Wa- warte! Geh nicht!“

Dem Schluchzen waren nun Tränen beigemischt, das konnte der Grünhaarige unschwer erkennen, und immer noch war es ihm unmöglich zu gehen. Stockend drehte er sich um.

Dort stand sie. Den weißen Hut schief auf dem Kopf, das Oberteil lose geschnürt, und immer noch trug sie diesen Rock. Tränen flossen aus geschwollenen Augen ihre geröteten Wangen hinunter, was ihre durchaus schönen Züge verzerrte – sie menschlicher wirken ließ...?

Sie ist also doch verletzlich? Für diesen ersten Gedanken schalt Zoro sich wenige Sekunden später, als ihm bewusst wurde, dass All Sunday wirklich eine wunderbare Schauspielerin war. Reichte es ihr etwas nicht, sich über seinen Körper herzumachen? Nein, da musste sie auch noch an seine Gefühle appellieren, versuchen sein Innenleben zu erweichen, ihn vollends zu manipulieren. Nur konnte sie nicht wissen, dass ihm ihre Gefühle so was von verdammt egal waren…

Und dennoch blieb er stehen und lief nicht vor ihr weg, was er zweifellos gekonnt hätte, schließlich machte sie nicht einmal den Versuch, ihn zurückzuhalten.

Warum? Was hindert mich daran, sie hier einfach stehen zu lassen? Ich schulde ihr verdammt noch mal nichts! Doch eigentlich war es ihm längst klar.

„Was willst du?“ Gleichgültig sah er sie an, keine Emotion zierte seine markanten Züge. Nur der linke Mundwinkel zuckte unwillig, was Zoro aber offenbar nicht bemerkte.

„Eigentlich...“, brachte Robin leise hervor, „will ich gar nichts. Ich habe auch nicht das Recht dazu. Ich... saß hier nur so rum, und du kamst plötzlich rein – was ich nicht erwartet habe. Und, na ja, irgendwie...“

Sie schien nicht recht zu wissen, was sie sagen sollte. Ihre Mundwinkel zuckten kurz, als ob sie lächeln wollte, doch misslang ihr dies kläglich, sodass es eher eine Grimasse wurde.

Immer noch verharrten die beiden Strohhüte reglos, sahen einander an ohne einander zu sehen. Zoro starrte auf einen Punkt irgendwo oberhalb von Robins Augenbrauen, sein Blick verschwand in ihren schwarzen Haaren. Ihre Augen hingegen schienen die Brust des Schwertkämpfers zu fixieren.

„Ach, und da dachtest du, dass du einfach mal ein bisschen losheulst, dir einen zurechtstotterst, sodass ich mit offenen Armen auf dich zukomme und dich in der Mannschaft willkommen heiße?! Tickst du noch ganz richtig?“

Der ganze blinde Zorn über das unwürdige und sich selbst und andere erniedrigende Verhalten All Sundays, die aufgestaute Wut gegenüber sich selbst, dass er sich auf das niedrigste Niveau begeben hatte, das ihm erlaubte, sich beschämenden Momentanemotionen hinzugeben, die Scham und die Reue angesichts dessen, womit er nun sein restliches Leben verbringen musste, dies alles brach nun ungehemmt aus dem Schwertkämpfer hervor.

„Du erdreistest dich, hier einfach so vor mir zu stehen, zu erwarten, dass ich vernünftig mit dir rede, hörst du“, seine Stimme wurde zu einem unkontrollierten Schreien, „mit dir rede, wo du doch zu den verachtenswertesten Methoden gegriffen hast, um dich bei mir beliebt zu machen!“

Er schmiss den Salzsack beiseite, sodass der gegen die Wand des Raumes prallte und seinen Inhalt explosionsartig quer durch die Vorratskammer und auf Robin schleuderte, ähnlich den Worten Zoros. Seine Anschuldigungen glichen kleinen Körnchen, die aber in ihrer unaufhaltsamen Masse den Getroffenen begraben und ersticken konnten.

„Du!“ Er glotzte sie an, in seinen Augen stand der Wahnsinn, und sie zuckte zusammen wie ein kleines Mädchen. „Du bist doch die Perfekte hier! Bekamst immer alles, was du wolltest, von Mr. 0 in den Arsch geschoben und meinst jetzt, dass es hier genauso laufen würde?“

„Zoro-“

Sie setzte zum Sprechen an, hob beschwichtigend die schmale Hand – die Tränen waren versiegt, und doch glitzerte es noch vereinzelt auf ihren hohlen Wangen, wobei der Grünhaarige erst jetzt bemerkte, wie dünn sie eigentlich war.

Er unterbrach sie hart.

„Bestimmt bin ich der erste Mann, den du auf diese brachiale Art und Weise zu deinem Spielzeug machen wolltest, die anderen hast du doch auch ohne diesen“, er verzog das Gesicht zu einem grausam-süßlichen Lächeln und mischte seiner Stimme eine Spur Selbstsarkasmus bei, „Körpereinsatz bekommen.“

Ein böses Grinsen zog sich über seine Züge.

„Tja, falsch gedacht, meine Liebe.“

Er trat einige Schritt auf sie zu, bis er genau vor ihr stand und ihr genau in die Augen sehen konnte – zum dritten Mal...

„Mich kriegst du nicht so einfach rum.“

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er starrte in ihre eisblauen Pupillen.

„Ja, ich schäme mich für das, was ich getan habe, ich weiß nicht mal, warum ich mich hier überhaupt mit dir abgebe, mit so einem Stück Mist. Ich schäme mich unglaublich, aber es lässt sich nicht rückgängig machen.“

Seine Stimme überschlug sich, die Wörter sprudelten zusammenhanglos aus ihm hervor.

„Wobei du“, seine Stimme triefte vor Ironie, „in deiner maßlosen Selbstüberschätzung natürlich selbst jetzt noch erwartest, dass wir beste Freunde werden, nicht wahr?“

Schwert atmend, realisierte Zoro nun jetzt erst, dass er genau vor Robin stand, und wich zwei Schritte zurück. Eine unangenehme Pause entstand, während derer die beiden den jeweils anderen einfach nur verständnislos anglotzten.

„Ja, eigentlich schon...“, ertönte plötzlich die Stimme der Schwarzhaarigen leise, aber bestimmt. Ihr Blick klärte sich, sie sah dem verblüfften Schwertkämpfer, der sich anscheinend leer geschrien hatte, fest in die Augen.

„Ich...“, begann sie zögerlich, als sie feststellte, dass Zoro wohl so bald nicht mehr losschreien würde und sie die Auszeit nutzen musste, um ihr Anliegen loszuwerden, „ich...“

Immer noch wollten die Worte nicht kommen, sodass Robin nun sich auf die Unterlippe beißend auf den Boden schaute. Als sie wieder aufsah, standen erneut Tränen in ihren Augen, doch ihr Gesichtsausdruck war hart, er war ehrlich und so verzweifelt, dass selbst der Schwertkämpfer für einen Moment stutzte.

„Natürlich bist du nicht der erste, du Trottel!“, schrie sie ihn plötzlich an, kurz darauf scheinbar selbst erschrocken darüber, was sich an ihren geweiteten Augen erkennen ließ.

„Natürlich nicht...“, flüsterte sie bitter. Wieder sah sie auf den Boden, die Hände schnürten offenbar unterbewusst das Shirt ordentlich zu.

„Seit ich 13 bin mache ich das.“

Was bitte?

Dieser Satz kam wie Schlag, sodass sein Gedanke Zoro auch kurz darauf als gesprochenes Wort entfloh. Die Gesichtszüge entglitten ihm, er gaffte Robin an und vergaß für einen kurzen Moment, wie furchtbar wütend er auf sie war.

„Was bitte? Du... Du...“ Er brachte es kaum über die Lippen. „Seit du 13 bist, schläfst du mit anderen Männern, um-“

„Nein, nicht ganz.“ Sie sah ihn an, als ob sie beide gerade eine interessante Diskussion über aktuelle Politik führen würden. Stumme Tränen rollten über ihre Wangen.

„Du weißt nichts von mir...“

„Wie auch?“, fuhr Zoro sie barsch an. „Du kommst hierher, quartierst dich ein und erzählst nichts von dir!“ Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme wieder lauter wurde.

„Bitte...“ Robin klang gequält, und ohne zu wissen warum, verstummte der Grünhaarige wieder.

„Das... hat erst später angefangen. Früher... musste ich sie einfach nur etwas...“, sie schien nach dem richtigen Wort zu suchen, „unterhalten, damit sie mir Essen und Unterschlupf gewährten.“

Zoros Augenbrauen schossen nach oben. „Unterhalten“?

„Als ich acht Jahre alt war, wurde meine Heimat zerstört. Seitdem... bin ich auf der Flucht und auf der Suche. Du warst damals wahrscheinlich noch nicht einmal geboren.“ Sie lachte zittrig auf.

„Moment...“ Zoro hob den Finger und fixierte sein Gegenüber. „Wie alt bist du?“

Obgleich der angespannten Situation konnte Robin nicht umhin zu sagen: „So etwas fragt man eine Frau nicht.“ Sie lächelte nervös. Doch das Lächeln verblasste schnell wieder.

„Ich bin 28“, murmelte sie.

Das sieht man ihr verdammt noch mal nicht an. Zoro errötete. Scheiße...!

„Ahja. Na dann.“ Er versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen. „Was ist dann passiert?“ Eine unbestimmte Neugierde war in ihm erwacht und er sah keinen Grund, warum er diesem unverbindlichen Drang nicht nachgehen sollte.

Robin sah bedauernd drein. „Ach, das interessiert dich jetzt, was?“ Doch auch sie fand scheinbar keinen Grund, warum sie es ihm nicht erzählen sollte, jetzt, wo er ihr endlich zuhörte. Sie fuhr über ihre Wangen.

„Ich schlug mich halt so durch. Als Archäologin hat man es nicht einfach, man wird schnell als zu neugierig abgestempelt. Und als Archäologin, die gerade am Anfang des Weges zur Verwandlung zur Frau steht, erst recht nicht.“

Sie sah gedankenverloren im Raum umher, als würde sie in nostalgischen Erinnerungen schwelgen. Das dem nicht so war, wusste sie selbst genau so gut wie mittlerweile der Grünhaarige.

„Auf der Suche nach einem bestimmten Gegenstand geriet ich irgendwann an Crocodile. Er versprach mir, mich fest bei ihm aufzunehmen, wenn ich ihm dafür bei bestimmten Dingen half. Ich war in Not, außerdem war er wohlhabend, und so willigte ich ein.“

Zoro spürte, dass nun irgendetwas besonderes anstand. Er legte die Stirn in Falten.

„Wie alt warst du da?“

„...18“, brachte Robin kaum hörbar hervor.

„Und da fing es an. Er zwang mich zu Dingen, die ich nicht wollte. Als junge Frau war ich nützlich für ihn. Es war… schrecklich.“ Sie bedeckte die Augen mit den Händen.

Zoro stöhnte auf. Was soll denn das jetzt wieder?

„Zum Teufel, jetzt fang nicht wieder an zu heulen!“, schleuderte er ihr entgegen.

„Ach, ist das alles, was du mir zu sagen hast?“, schrie sie aufgelöst zurück. „Du weißt nicht, wie das war, du hast diese Erfahrung nie gemacht, und nur weil du keine Gefühle hast, musst du sie bei anderen nicht verleugnen!“ Trocken aufschluchzend wurde ihr Blick beinahe trotzig.

„Ach, so was musst du gerade sagen, ja?“, gab der Grünhaarige nicht minder trotzig zurück. Einen Augenblick lang blickten sie sich wütend an, bis die Archäologin sich wieder zu fangen schien.

„Das Schlimme daran war: Ich habe gemerkt, dass es… nun ja, Erfolg bringend war, was ich da tat. Nicht nur für Crocodile, sondern auch für mich selbst. Viele der Männer steckten mir Geld zu, kauften mir Kleidung oder ähnliches. Und ich merkte, dass ich sie alle haben konnte.“

Es war ein schlichter Satz, doch Zoro verstand nun endlich ansatzweise Robins Denkweise.

„Ich verstand, dass ich Menschen nach meinem Willen verändern konnte, sie mir gefügig machen konnte. Dass es so einfach ist...“

Erneut sah sie verbittert auf den Boden. Das alles preiszugeben, schien sie irgendwie doch Überwindung gekostet zu haben.

Alles hätte ich gedacht, aber nicht das...

„Und verstehst du nicht, Zoro?“, rief sie nun wieder unter Tränen. Der Angesprochene zuckte zusammen angesichts der Tatsache, dass sie nun wieder so emotional wurde.

„Es herrschte wegen meiner Ankunft hier so eine Unruhe, alles lief so verquer, es gab Streit... Ich wusste einfach keinen anderen Ausweg mehr, als...“, sie wurde feuerrot – ihr schien die Chose im Nachhinein unangenehm zu sein, nun, da sie so viel von ihrem Inneren preisgegeben hatte, „...diese Methode auch bei dir anzuwenden. Ich wusste nicht, dass jemand wie du darauf nicht anspringen würde.“

Sie setzte sich einfach auf den Boden – dass Zoro ihr perfekt unter den Rock gucken konnte, schien ihr egal zu sein. Stumm saß sie da, die Augenlider gesenkt, unter denen erneut dicke Tränen hervorquollen – so häufig geweint wie jetzt hatte sie lange nicht mehr...

„Das... hab ich nicht gewusst“, sagte Zoro nach einigen Sekunden widerwillig.

Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck musterte er über Robins Kopf hinweg die gegenüber liegende Holzwand des Vorratsraums. Das Salz lag auf dem Boden verstreut, der Sack schlaff in einer Ecke. Den Deckel des Salzfasses hatte er auch nicht zugemacht, bemerkte der Grünhaarige plötzlich interessiert.

Was für ein Chaos... Und das alles nur wegen ihr...

Er senkte den Kopf, sein Blick war nun auf Robins Scheitel gerichtet, wo er rund eine Minute verharrte. In Zoro tobte ein Kampf, so viele neue Eindrücke hatte er eben gewonnen, er hatte das Leben eines anderen Menschen in Kurzfassung zu hören bekommen, das so schrecklich gewesen war, dass es – und es kostete den Schwertkämpfer gehörige Überwindung, sich dies einzugestehen – durchaus mit dem Verlust seiner Kindheitsfreundin Kuina gleichzusetzen war.

Und ohne dass er wusste, was er eigentlich tat, ließ er sich auf die Knie nieder und schloss Robin in seine Arme. Sein Griff war so heftig und kam so plötzlich, dass die Schwarzhaarige zusammenfuhr und ihr ein erstickter Schrei entfuhr. Doch kurz darauf schluchzte sie erneut heftig auf, befreite die Arme ihrerseits und presste sich eng an den muskulösen Körper des Schwertkämpfers.

Dieser erschrak über sich selbst, er wusste nicht, woher der plötzlich Impuls, sein Gegenüber zu umarmen, gekommen war. Und doch fühlte es sich richtig an. Es fühlte sich gut an, wie er diese Frau festhielt, die doch so viel älter war als er, so viel mehr Erfahrungen gemacht hatte, der aber auch so viel mehr Grausames widerfahren war, und die dennoch die Ängste und Wünsche eines kleinen Mädchens hegte.

Zoros Hand fuhr unter das schulterlange Haar der ehemaligen Baroque-Agentin und schob es beiseite. Sanft küsste er ihren Hals, ihr Schlüsselbein, ihr Ohrläppchen, wie er es in der Nacht zuvor getan hatte.

Und doch war es anders.

Die Umstände waren andere, das Gefühl war ein anderes, und auch lag viel mehr Ehrlichkeit zwischen den beiden Personen, die dort zwischen weißen Krümeln auf staubigen Holzdielen hockten.

Erneut sahen sie sich in die Augen, ein warmes Lächeln zeichnete sich nun auf Robins Gesicht ab.

„Weißt du, Zoro, von Anfang an hab ich mir gewünscht, dass du mich mit ‚offenen Armen’ empfängst. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn es etwas länger gedauert hat...“

Der Angesprochene lachte leise auf, ihr Ton verriet ihm, dass alles, was sie sagte, aufrichtig und auch so gemeint war. Die schmeichelnde Falschheit war verschwunden, und Zoro dachte darüber nach, dass es doch wirklich einen Versuch wert wäre, alte Vorurteile zu begraben und einen neuen Anfang auf dem Grund einer neuen Vertrauensbasis zu versuchen.

„Weißt du was?“ Er richtete sich abrupt auf, sodass Robin ihn irritiert ansah.

„Ich muss Sanji noch sein Salz bringen, deswegen bin ich eigentlich hier. Er will dir was zu essen zaubern, damit du aus deinem Versteck kommst.“

Während er dies sagte, hob er den Jutebeutel auf und füllte ihn erneut mit Salz. Diesmal legte er die Kelle ordentlich zurück und schloss den Deckel. Im Begriff, den Raum zu verlassen und schon in der Tür drehte er sich noch einmal um, die Brauen gehoben.

„Komm doch in ein paar Minuten nach.“ Er grinste. „Ich könnt auch auf was Leckeres.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Zorobin
2012-09-21T18:58:15+00:00 21.09.2012 20:58

wow ich weiß gar nicht was ich schreiben soll !
mit die beste zoxro ff die ich je gelesen habe..
lg nancy

Von: abgemeldet
2008-08-05T12:06:26+00:00 05.08.2008 14:06
Endlcih hab ich es auch mal geschafft zu lesen xD
und ich sag mal danke es ist echt ne schöne story geworden wie zorro am anfang so dickköpfig und sturr und robin stolz wie sie war bis halt an der stelle wo sie nachgab und ich muss ehrlich sagen so ganz passt das nicht zu ihr xD aber künstlerische freiheit^^

der oneshort gefällt mir echt gut gefallen mach weiter so.
lg justanotherexcuse
Von:  Stoechbiene
2008-08-04T17:25:25+00:00 04.08.2008 19:25
Also mir hat es sehr gut gefallen, nur um das gleich mal klar zu stellen.

Zorro, der misstrauischer nicht sein könnte, seinen Gedanken auch hin und wieder freien Lauf läßt, diese sogar teilweise ausspricht und eine Robin, die eigentlich nur Gutes beabsichtigt und dabei nur noch alles schlimmer werden läßt.

Die Story war gut durchdacht und keinesfalls langatmig, sondern ließ sich gut in einem Rutsch verschlingen.
Nur den letzten Satz, den hab ich nicht so ganz verstanden...sorry.
LG
Stoechbiene
Von:  -ChiRo-
2008-08-04T13:53:26+00:00 04.08.2008 15:53
Wow. Mir fehlen die Worte. Wirklich ein sehr gelungener One-Shot. Zorro tat mir am anfang fast schon leid aber robinchen erst!
Mir fehlen wirklich die Worte o___o Hast du auf jeden fall sehr gut gemacht!
Obwohl es mir ehrlich gesagt nicht sehr gefallen hat, dass robin aus erniedrigung angefangen hatte zu weinen... ._."

LG
Chibi-Robin


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