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Du bist immer noch bei mir

von

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„Ich stehe an einem Abgrund und lasse mich fallen. Es klingt so hart, so lyrisch, wenn man bedenkt, was ich bin- Eine Hexe. Ich kann den Aufprall wegfliegen.“
 

Früher einmal gab es viele von uns. Wir waren überall, immer Unterwegs, immer auf Reisen.

Meine Mutter erzählte mir Geschichten über die Guten, die Schlechten und über die so waren wie ich, neutral.

Die Guten bekämpften die Bösen, bis alle verschwunden waren, nur die Neutralen blieben übrig und auch sie wurden immer weniger.

Bald flog keiner mehr auf seinen Besen, niemand lies mehr die Träume der Menschen wahr werden, niemand heilte ihre Wunden.

Neutrale Hexen, wie ich, haben große Macht, nicht so wie es erzählt wird. Wir brauchen keine Formeln, keine Opferungen, wir müssen es uns nur wünschen.

Dafür brauchen wir unseren Willen, wenn wir denn verlieren, dann verlieren wir auch unsere Fähigkeit. Aus diesen Grund verschwinden immer mehr und mehr von uns. Die meisten verlieren ihren Willen mit den vielen Jahren, den sie Leben, denn auch unsere Zeit bestimmen wir selber. Altern tun wir nur, wenn wir wollen.

Das Leben als Hexe ist lang, traurig und manchmal verstehen wir weniger als normale Menschen.

Ich möchte euch meine Geschichte erzählen. Die Geschichte einer Liebe, die auch fast meinen Willen gebrochen hat.
 

Sie flog über Felder, Wälder und Flüsse. Wer sie sah, dachte sie würde bis zum Ende der Welt fliegen und wenn es ginge noch weiter. Ihr langes, gelocktes Haar wehte im Wind und die Flügel ihres Besens flatterten wie wild, als hätten sie angst nicht mithalten zu können.

So entdeckte er sie und er wusste, er hatte noch nie so etwas wie sie gesehen.
 

Die Geschichte meiner ersten und einzigen Liebe ist die Geschichte eines Kampfes.

Menschen werden nicht immer gesund geboren. Manchmal leiden sie an Krankheiten, manchmal sterben sie daran, weil ihre Medizin sie nicht retten kann. Es ist kein leichtes Leben für sie und für mich, jemand der nie mit so etwas Probleme haben wird, fast schon unverständlich wie sie trotzdem so glücklich sein können.

Meine Liebe wurde als so ein kranker Mensch geboren. Seine Krankheit lies sich nicht heilen, nur sein Leben lies sich etwas verlängern, was ihn zu quälen schien.

Plötzlich wurde sein schmerz auch mein Schmerz und die angst, die er hatte umgab auch mich.

Zum ersten Mal in meinen leben war ich machtlos und es erschütterte mich zutiefst.

Oft sagte er mir, ich solle ihn verlassen, aber ich blieb bis zum Schluss, weil ich ihn einfach nicht alleine lassen konnte.
 

„Wieso? Wieso erlaubst du mir nicht dich zu retten?“

„Weil ich sehr glücklich bin und sollte ich sterben, fürchte ich mich nicht davor.“
 

Ich weiß noch, dass er oft von der Zukunft sprach. Lügen. Menschen lügen oft und machen sich etwas vor. Sie brauchen das, um weiterzumachen.

Aber ich nicht und ich sah seine Lügen. Sie brachen mir mein Herz, das nie wieder zu heilen schien. So wurde die Zeit mit ihm die Schönste und schlimmste in meinen Leben.

Nach seinen Tod blieben die Erinnerungen, die Bilder und Geräusche, alles was wir geteilt hatten, in mir.

Unser letzter Moment zusammen, als er in meinen Armen starb und ich zuerst dachte er schliefe… All das ist in mir.

Er schien in seinen letzten Tagen zu merken, dass ihn keine Zeit mehr blieb und er bat mich ihm meine Welt zu zeigen.

Ich flog mit ihm auf meinen Besen, zeigte ihn die Welt von oben und all die kleinen magischen Dinge und er strahlte und liebte sie.

Er erzählte mir, er habe noch nie einen Sonnenaufgang so gesehen, wie mit mir und war noch nie an so schönen Orten gewesen. Am selben Mittag war er nichtmehr da.

Der Tod erlöste ihn auf einer Blumenwiese und so nahm der Tod mir meine erste Liebe, Hoffnung, Angst, den ersten Menschen, den ich mein Herz öffnete.

Schrie ich? Weinte ich? Ich kann es nicht mal mehr sagen. Ich weiß nur, dass ich ihn nie vergessen werde. Nie.

Und so lebe ich weiter und suche meine Antworten, obwohl ich manchmal glaube, dass ich sie nie finden werde, weil es sie nicht gibt.
 

„Du wirst mich nie verlassen, nicht du, habe ich recht?“ fragend schaute er sie an, dann blickte er zur Sonne und lächelte. Verstohlen schaute sie ihn an, suchte nach den richtigen Worten, bevor sie sagte: „Ich könnte schon…Aber dann wärst du so einsam.“

Es brachte ihn zum Lachen und er zog sie an sich. „Da bin ich aber froh. Ich bin überhaupt froh, dich kenngelernt zu haben“ „Du redest ja so, als würdest du direkt Morgen sterben.“ Meinte sie. „Dabei könntest du soviel zeit haben… „ Pscht…“ er neigte seinen Kopf und küsste sie. „Du weißt, was ich denke.“ Und sie nickte, während einzelne Tränen über ihr Gesicht liefen.
 

Manchmal, wenn ich einsam bin, habe ich das Gefühl seine Stimme zu hören oder ihn ganz nah bei mir zu haben. Er scheint mich nie ganz verlassen zu haben, ist immer bei mir und wird es auch immer sein. Seine Liebe spüre ich immer noch deutlich, so als hätte er mir erst vor kurzem gesagt das er nur mich sieht, dabei ist es so lange her.

Wer weiß was nach dem Tod mit ihm geschehen ist, wer weiß wieso er mich noch umgibt, aber jede Träne, die ich seit seinen Tod geweint habe, hat er aufgefangen.

Er ist nie ganz verschwunden, das weiß ich jetzt. In mir wird er immer weiter leben und als ein Teil von mir immer in meiner nähe sein.

Er war mein Licht, er hat mir gezeigt, was so viele Gefühle bewirken können.
 

„Nur weil du etwas nicht weißt, nur weil du stätig auf der Suche nach Antworten bist und Selbstzweifel hast bist du nicht schlechter als andere. Ich weiß genauso wenig wie du, wieso wir uns so kennenlernen mussten, aber ich bin dankbar dafür und ich hoffe eines Tages wirst du verstehen, wieso ich meinen Schicksal nicht entfliehen will, auch wenn ich dich Liebe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ayaka-Itoe
2008-07-23T18:44:30+00:00 23.07.2008 20:44
wunder wunderschöne geschichte. du hast viel talent. <3
ich hoffe du bekommst bald mehr leser bby :D
lieb dich ♥


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