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Tausend und 1 Nacht

von

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Kapitel 17

[Kapitel 17
 

Der Vampir seufzte.

„Du scheinst ja wirklich Langeweile zu haben.“

Der Junge erwiderte nichts darauf.

„Gut…bevor ich starb lebte ich im alten Frankreich, damals hieß es aber noch nicht so. Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern.“

Der Junge blickte auf und sah ihn an.

„Ihr müsst in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen ein, eure Bildung hat es verraten.“

„Eine ganz normale Händlerfamilie. Die Bildung die du meinst, war nicht ungewöhnlich.“

„Dann habt ihr sicher zu ruhigen Zeiten gelebt.“

Der Vampir schüttelte den Kopf.

„Nein, das Land befand sich im Umbruch und wurde in mehrere kleine Königreiche gegliedert, das war nach dem Verfall das römischen Imperiums. Die Folgen davon waren noch bis in meine Zeit hinein zu spüren. Aber das ist nicht so wichtig.“

„Das ist aber schon sehr lang her nicht wahr? Müsste das nicht im 1. Jahrtausend gewesen sein?“

„Schon möglich ich weiß es nicht mehr.“

„Nun, und was ist dann passiert?“

„Neben unzähligen Bürgerkriegen und Zusammenhortungen, dem vergeblichen Versuch das Land irgendwie zu vereinen fielen viele Menschen und es kamen trotzdem noch immer mehr. Ich lebte auf einem kleinen Gut, ich weiß nicht mehr was genau passiert ist, aber es war nicht besonders angenehm in diesen Zeiten.“

„Ich verstehe. Es gab wahrscheinlich neben den ganzen Angriffen auch die die unter allen Umständen ihre Ländereien verteidigen oder behalten wollten.“

„Das auch, zeitweise hat man sogar Kinder verkauft um das bisschen was man hatte behalten zu können.“

„Eure Familie auch?“

„Das ist nicht wichtig, ich kann mich sowieso nicht mehr an sie erinnern.“

„Ihr wollt euch nicht daran erinnern…“ stellte Lian fest. Der stechende Blick den er dabei auffing ignorierte er.

„Entschuldigt…wenn es so war, kann ich verstehen wieso man vieles besser vergisst.“

„Nun wie dem auch sei, ich wurde fortgeschickt. Später habe ich den Grund dafür erfahren.“ Er schwieg. Lian sah ihn an.

„Ihr wurdet verkauft…?“

Raphael stand auf und ging zu einem der Regale, er kam mit einem Buch zurück.

„Wenn es dir gelingt, es zu lesen kannst du es behalten.“

Der Junge sah ihn verwirrt an. Es war nur ein kleines Buch und die Seiten waren sichtbar älter als der Umschlag der sie zusammenhielt. Vorsichtig klappte er es auf und besah sich die erste Seite. Es war von Hand geschrieben und es gehörte dem Vampir, dessen war er sich sicher, diese Schrift war unverkennbar.

Schon beim ersten überfliegen wusste er, das es sehr lang dauern würde etwas daraus zu erlesen und ihn beschlich das Gefühl, das Raphael dies ganz bewusst wollte. Vielleicht hätte er ihn nicht zu Antworten drängen wollen, andererseits war es nicht trotz allem ein kleiner Fortschritt?
 

Lian betrachtete die letzen Seiten, das Datum war kaum mehr zu lesen, die Jahreszahl war allerdings 3 Stellig das konnte er sehen. Der Letzte eintrag wurde im Jahr 203 getätigt. Er schluckte, sie befanden sich im Jahr 1597. Neben dem fiel ihm auf, dass die Seiten so gut wie unberührt, dafür aber getränkt waren, vielleicht von Blut.

„Ihr wurdet also fortgeschickt. Damals müsst ihr noch sehr jung gewesen sein, was ist passiert? Wurdet ihr verkauft?“

„Ich war tatsächlich noch sehr jung. Fast noch ein Kind. Meine Geschwister waren schon fort, oder tot. Ich weiß es nicht mehr.“

„Also wurdet ihr nicht verkauft?“

„Ich wurde getötet.“

Lian sah ihn erschrocken an.

„Und dann wurdet ihr zu dem was ihr seid…aber wieso?“

Raphael sah ihn an.

„Ich wanderte Jahrelang durchs halbe Land und traf irgendwann, irgendwelche Leute. Sie nahmen mich mit und ich konnte ein paar Monate, für die damaligen Umstände, normal Leben bis ich dahinter kam was diese Leute für ein Geheimnis teilten.“

Lian sah ihn an.

„Ich wollte unbemerkt gehen, und es wäre mir auch fast gelungen, denn dieses Leben zu verlieren schien mir der bessere Weg als deren Leben zu führen. Sie wussten es obwohl ich es nicht laut ausgesprochen hatte.“

„Dann wurdet ihr also von ihnen getötet….“

„Nein, ich habe selbst geschossen.“

„War es so schlimm?“

„Schlimmer…aber das ist ebenfalls sehr lang her.“

„Und dann haben sie euch gefunden und zu einen von ihnen gemacht. Ihr hattet also gar keine Chance und keine Wahl?“

„So ist es…und jetzt verschwinde.“

Lian schluckte leicht, nickte aber und folgte seiner Aufforderung. Der Vampir würde erst einmal nicht mehr erzählen. Er klang nicht besonders verärgert, nicht einmal gereizt, doch er hatte das Gefühl das das was er eben erfahren hatte etwas war, was Raphael lieber aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte. Er klang als hätte er das in diesem Moment begriffen und war darüber selbst überrascht.
 

Als der Vampir allein war ließ er sich auf einen der Sessel sinken. Vielleicht wäre es doch besser gewesen dem Jungen erst gar nicht zu helfen. Vieles von dem was er ihm erzählt hatte, glaubte er vergessen, nun stellte er fast, dass er sich geirrt hatte. Gleichzeitig wusste er, das Lian mehr Fragen würde, sofern es ihm tatsächlich gelang etwas aus den Seiten zu lesen. Es würde lange dauern. Aber er hatte sich bereits mehrfach in ihm getäuscht. Er mag sicher schon vieles erlebt haben und war eigentlich noch viel zu jung für das was er bereits wusste, aber er war nicht dumm, er hatte eine Begabung für Dinge die vielen schwer fielen zu begreifen. Der Junge war intelligent und, das war etwas was ihn am meisten ärgerte, er würde nicht aufhören zu suchen bis er das Heft gelesen und übersetzt hatte. Ganz gleich wie alt die Seiten waren, sicher würde er einen Weg finden, es zu lesen.
 

Lian war inzwischen wieder oben angekommen. Nun saß er am Tisch und blätterte die Seiten des kleinen Buches behutsam durch. Er war nervös, er hielt das Leben des Vampires in den Händen, sein Leben als Mensch und damit war es die einzige Chance etwas über ihn zu erfahren. Er ahnte dass er nur noch Fragen beantworten würde, die er nicht ohne Hintergrund stellte. Also musste er nun eine Möglichkeit finden die Seiten zu lesen. Es würde sicher schwierig werden, aber Teile waren schon jetzt zu entziffern.

Allen voran schien das was er eben erfahren hatte tatsächlich so gewesen zu sein. Einen Namen konnte er zwar nicht ausmachen, allerdings wurde ein Weg beschrieben. Die Sprache war ungewohnt und stellenweise konnte er mit den einzelnen Worten nicht viel mehr anfangen. Scheinbar war er kein Einzelkind gewesen, er hatte Geschwister, und er war der mittlere. Vor ihm wurden bereits der ältere Bruder eingezogen und fiel, die Schwester wurde verkauft, er sollte ihr Schicksal teilen, aber am Tag des Vertrages war er verschwunden. Danach schien er weite Strecken zurückgelegt zu haben. Seine Familie, schrieb er, wurde getötet. Das hatte er aus Erzählungen erfahren die er im Vorübergehen aufgeschnappt hatte. Seine Schwester musste er ihrem Schicksal überlassen, denn er hatte nicht mehr die Möglichkeit etwas für sie zu tun. Als er in ihrem Dorf ankam, waren die Menschen darin schwer erkrankt oder bereits gestorben. Sie war wohl während seinen Besuch verstorben. Und der Vampir zog weiter. Danach war fast keine einziges Zeichen mehr zu lesen, entweder waren sie stark verblasst, oder verschmiert. Lian blätterte weiter, hier und da konnte er einige Wort entziffern, teilweise auch einzelne Sätze, was er allerdings lass, schien ihm unbegreifbar zu sein. Raphael kam herum, fand ein paar Gaukler und zog mit ihnen, bis dahin war sein Leben geprägt von, Flucht, Angst, Tod und Teufel. Scheinbar schien er nicht erst mit den Jahren als Vampir sein Aussehen geändert zu haben, so wie der Junge es lass, fiel er allein durch sein ungewöhnliches Aussehen immer wieder auf. Meist brachte ihm das jedoch nicht etwa Beachtung, nein, Raphael war schon immer gejagt wurden. Er war anders als die Menschen denen er auf seiner Flucht begegnet war. Viele hatte einfach nur Angst vor ihm, dabei konnte er kaum gefährlich sein.
 

Auf den letzen Seiten schien er ein wenig Ruhe gefunden zu haben, zumindest befand er sich nicht mehr unentwegt auf der Flucht. Die Gruppe mit der er gegangen war, war anders als die die ihm bisher begegnet waren. Sie akzeptierten ihn ohne Vorbehalt und behandelten ihn nicht anders als jeden Menschen denen sie über den Weg liefen. Sie zogen nur in der Dämmerung los und ruhten am Tag. Ihm sagte man, es sei zum Schutz. Ein paar Monate Später entdeckte er einen der Leute wie er sich am Blut eines Menschen labte und er auf einmal fremd wirkte. Zunächst schien ihn das nicht weiter zu interessieren, denn die Erklärung war simpel. Sie arbeiteten an einer Neuen Nummer und die Person stand am nächsten Morgen putzmunter vor ihm. Erst als er länger mit ihnen zog, stellte er fest, dass sie so ihr Überleben sicherten, ein paar nahmen sie mit, ein paar blieben reglos liegen. Erst als es schon fast zu spät war, begriff er welcher Grund dahinter stand. Misstrauisch geworden, schlich er sich eines Tages zum Zelt des Anführers und belauschte ein Gespräch, danach entschied er sich zu gehen solang sie ihn noch nicht bemerkt hatten. Allerdings kam er nicht weit, denn was er noch nicht wusste war die Tatsache über ihre scharfen Sinne.

Er wurde bemerkt und man war ihm gefolgt. Die Bewegung die er kaum sah, der Geruch des nahenden Todes.
 

Lian hatte das Gefühl alles würde sich um ihn drehen. Wenn er sich vor Augen führte das all das was er bisher erlesen konnte nur Bruchteile des ganzen waren, was mochte ihn noch erwarten? Er zögerte, denn wirklich sicher ob er es wirklich lesen wollte, war er sich plötzlich nicht mehr. Andererseits hatte ihm der Vampir nicht grundlos das Heft überlassen, aber welchen Gedanken verfolgte er damit? War das ein Test oder wusste er welchen Nachgeschmack er haben würde? Warum ließ er ihm das Buch und schickte ihn fort? Konnte es denn sein das er ihn einfach nur davon überzeugen wollte, sich nicht weiter in Dinge einzumischen die ihn nicht zu interessieren hatten? Lian schüttelte den Kopf. Selbst wenn es so war, nun war er entschlossener denn je das Leben Raphaels zu erfahren, selbst wenn es weiterhin düster und alles andere als glücklich war. Er würde dieses Heft übersetzen, er würde herausfinden was passiert war und wieso er heute war wie er war und er würde versuchen einen Weg zu finden zu ihm vorzudringen. Es würde kein Spaziergang werden und sicher würde er eine sehr lange Zeit und beinahe unendlich viel Geduld brauchen, doch er hatte sich entschieden hier auf den Horst zu bleiben. So ungewöhnlich dieser Gedanke auch schien und so aussichtlos seine Lage zuweilen aussah, er würde hier bleiben.

Zögerlich legte er das Heft zur Seite und atmete tief ein. Es wurde Zeit sich auszuruhen und die aufwühlenden Gedanken hinter seiner Stirn zu besänftigen und sie für ein paar Stunden nicht mehr zu hören.
 

Am nächsten Morgen erwachte er früh. Er fühlte sich gut erholt und konnte sich auch nicht daran erinnern schlecht geträumt zu haben. Nachdenklich richtete er sich auf, doch ließ sich wieder ins Kissen sinken. Als er gestern Abend das Heft zur Seite gelegt hatte schienen seine Gedanken auf einmal glasklar zu werden. All die Fragen die er weder sich selbst noch dem Vampir beantworten konnte, waren verflogen. Ihm wurde auf einmal klar wieso er hier war und wieso er so erpicht darauf gewesen war mehr über all das hier zu erfahren. Die Antwort war so simple das er sich heute frage wieso sie ihm nicht gleich eingefallen war.
 

Schließlich stand er doch auf, wusch sich, aß eine Kleinigkeit und machte sich auf das Archiv erneut zu betreten. Er wollte sich etwas Papier holen und ein paar Rollen die er schon mehrmals zu Rate gezogen hatte. Er wurde schnell fündig, ging zurück, legte alles auf einen Tisch und nahm plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel war.

Vorsichtig schlich er zum Fenster und spähte nach draußen. Er hatte sich nicht getäuscht, er sah wie eine dunkle Gestalt durch den Hof huschte.

Es war nicht schwer zu erraten um wen es sich handelte, es war schon des Öfteren hier gewesen.

Lian schlich zur Tür und nutze den Schutz der Schatten und Häuser um sich unbemerkt zu nähern. Er hatte sich nicht getäuscht. Die dunkle Gestalt war in das Große Gebäude in der Mitte des Platzes verschwunden.

Er schlich ihr nach und suchte Deckung hinter den alten Bänken. Soweit es sein Schutz zuließ bewegte er sich nach vorn. Doch es genügte nicht um etwas Genaues zu erkennen. Er sah lediglich wie sie um sich herum einen unsichtbaren Kreis schlug, und einige seltsame Bewegungen tat, dann blieb sich reglos sitzen und starrte nach vorn.
 

Lian bewegte sich vorsichtig zurück zur Tür und lief nach draußen und in sein Haus. Ohne zu wissen wonach er eigentlich suchte, durchwühlte er die verschiedenen Rollen und Schriftstücke bis er schließlich fündig wurde. Im Grunde war er sich nicht einmal sicher ob es das richtige war, seine Aufmerksamkeit galt nur von einer Zeichnung die eine Gestalt im schwarzen Umhang zeigte. Schon nach ein paar Zeilen wusste er dass es das richtige war. Die Rolle erzählte von Leuten die her kamen um zu beten. Niemand konnte genau sagen was sie eigentlich taten, denn im Grunde kamen sie so lautlos wie sie verschwanden. Oft gingen sie in die alte Galerie, wahrscheinlich nannte man das Gebäude in der Mitte damals so.

Sie sprachen mit keinem und waren immer vermummt. Eines Tages hatte man ein paar von ihnen gefunden. So wie es aussah wurden sie überfallen, nur 2 von den insgesamt 9 Leuten waren noch am Leben. Man nahm sie mit und pflegte sie, den anderen zollte man ein ehrwürdiges Begräbnis aus Angst, sie einfach zu verscharren, könnte die Götter erzürnen. Tatsächlich erholten sich die überlebenden nur sehr langsam. Nur eine ganz bestimmte Person durfte sich ihnen nähern und nur diese Person konnte danach erzählen wer diese Leute waren. Man nannte sie Shaira, sie war eine einfache Schneidertochter, doch sagte man ihr eine seltenen Begabung nach. Sie hatte schon oft Diplomatisches Geschick bewiesen und mehr als einmal ein großen Unheil abgewendet. Lian überflog die letzen Zeilen, doch was sie über die Fremden zu erzählen wusste tauchte nicht auf. Vielleicht war es in eine der Rollen die Raphael mitgenommen hatte. Hier jedenfalls würde er nicht viel mehr über sie finden. Allerdings schien von ihnen keine Gefahr auszugehen, zumal es mit keiner Silbe erwähnt wurde.
 

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Thx für´s lesen und Kommentieren. Fragen, Anregungen ect, immer gern.

*Kekse und Kaffee hinstell*

LG Kio ^^



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