Zum Inhalt der Seite

Die Macht der Himmelskinder

Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erster Schultag

Das Telefon klingelte. Verschlafen schlurfte sie ans Telefon und meldete sich: "Wheeler!"

"Guten Morgen, mein Schatz. Tut mir leid, dass ich es gestern nicht mehr bis nach Hause geschafft habe. Aber, wenn ihr jetzt gleich losgeht, schafft ihr es ja noch ganz locker pünktlich an der Schule zu sein, nicht wahr? Gib mir doch mal unseren Großen, ich will ihm noch alles Gute für seinen ersten Schultag wünschen!"

Herr Wheeler redete ohne Punkt und Komma und wartete überhaupt nicht auf die Antwort seiner Frau. Seine Frau brauchte eine Weile, um zu realisieren, was ihr Mann gerade zu ihr gesagt hatte.
 

zehn... neun... acht... sieben... sechs... fünf... vier... drei... zwei... eins...
 

"JOEY! SERENITY!", brüllte sie durch die Wohnung. "AUFSTEHEN! Wir haben VERSCHLAFEN!"
 

Müde rieb Serenity sich die Augen. Was schrie ihre Mutter nur schon so früh am Morgen, das war doch noch viel zu früh. Ruckartig setzte sie sich auf, war heute nicht Joeys großer Tag? Er wurde doch heute eingeschult. Hektisch sprang sie aus dem Bett, mit einem Male hatte sie es eilig ins Bad zu kommen.
 

Erschrocken sprang Joey aus seinem Bett, stürzte ins Bad und zog sich in Windeseile seine Schuluniform an. Doch Serenity war zu spät, ihr Bruder schlug ihr gerade die Tür vor der Nase zu. "Mama, ich kann nicht ins Bad", rief sie anklagend durch die Wohnung. "Dann musst du eben noch warten, bis Joey fertig ist.", sagte ihre Mutter und half ihr dabei, sich fertig zu machen.
 

Am Schluss verwechselte Joey noch seine Schuhe, schnappte sich seine Schultasche und fand sich in der Küche ein. Jeder bekam noch ein Glas Milch zu trinken und schon rannten sie los.
 

Was musste ihr Mann auch ausgerechnet heute nicht zu Hause sein? dachte Frau Wheeler. Das Auto wäre jetzt sehr praktisch gewesen. Serenity keuchte. "Mama, warum müssen wir so rennen, ich kann nicht mehr. Ich will eine Pause machen." Trotzig sperrte sie sich gegen den Zug ihrer Mutter. Entschlossen nahm Frau Wheeler ihre Tochter auf die Arme und trug sie ein Stück, sie hatte jetzt keine Zeit für nervige Diskussionen.
 

Als sie das Schultor erreichten, war es genau 8:30 Uhr. Sie stürzten in die Aula und kamen gerade noch rechtzeitig, um die Rede des Direktors nicht zu verpassen.

Joey schaute sich neugierig um, während er langsam wieder zu Atem kam. Neben ihm stand ein Junge mit braunen Haaren und wunderschönen blauen Augen, die ihn unfreundlich musterten.
 

Es war ein großer Tag für ihn, würdevoll (so würdevoll wie man als sechsjähriger sein kann) trug der Braunhaarige seine Schuluniform. Seine Aufmerksamkeit galt dem Podium, an dem der Direktor stand, als er angerempelt wurde. Fast schon feindselig sah er den Störenfried an. "Kannst du nicht aufpassen", fuhr er ihn an. Kopfschüttelnd richtet er seinen Blick wieder nach vorne.

"Doch kann ich.", erwiderte Joey. "Aber wir haben den Bus verpasst, und mussten laufen." Joey fand den Jungen neben sich wesentlich interessanter, als den Herrn dort vorne auf der Bühne, und was dort gesagt wurde fand er langweilig.
 

Wieder richtete der Größere seinen Blick auf den unmöglichen blonden Jungen. Da redet er einfach, was ging es ihn denn an, dass sie verschlafen hatten? "Falls ihr es noch nicht wisst, es gibt Uhren, sogar welche, die einen wecken. Eine nützliche Erfindung. Solltet ihr mal ausprobieren.", ließ er den Blonden ziemlich von oben herab wissen.

Doch Joey ließ sich von dem Tonfall des Braunhaarigen überhaupt nicht abhalten. "Dafür sind die da? Ich dachte, sie sind nur dafür da, Kreise in die Luft zu malen.", entgegnete er ihm. Dachte der, er wäre blöd? Sicher wusste er das es Uhren gab… und Wecker, er konnte sie sogar lesen und war ziemlich stolz darauf... nur hätte eben heute morgen das Auto vor der Türe stehen sollen und sein Vater sie alle zur Schule fahren.

"Ich heiße Joey, Joey Wheeler. Und wie heißt du?" Joey streckte dem Jungen die Hand entgegen.

Grundschuljahre

Eigentlich hatte Seto keine Lust sich weiter mit dem Jungen zu befassen, aber er war zur Höflichkeit erzogen worden. "Ich bin Seto Kaiba.", erwiderte er unterkühlt höflich, nach kurzem zögern ergriff er Joeys Hand, ließ sie aber schnell wieder los. In der Hoffnung noch etwas von dem Geschehen vorne auf dem Podium mitzubekommen, wandte er sich wieder von dem Blonden ab.

"Freut mich, Seto, oder ist dir Kaiba lieber?", setzte Joey die begonnene Unterhaltung fort. Er konnte überhaupt nicht verstehen, was an der Rede dort vorne so interessant wäre. Er wollte viel lieber neue Kinder kennen lernen, und neue Freundschaften schließen. So, wie mit diesem Jungen, der gerade neben ihm stand. Ihm gefielen seine Augen, auch wenn sie ihn gerade nicht besonders freundlich anschauten.

Seto seufzte, was hatte er nur verbrochen, dass dieser Junge keine Ruhe gab? Wieder richtete er den Blick seiner blauen Augen auf den Jungen neben ihm – wie hieß er noch, ach ja, Wheeler. Erst jetzt fielen ihm die braunen Augen auf, die ihn so freundlich ansahen. Die Worte seines Vaters fielen ihm wieder ein: "Denke daran, du bist in der Schule um zu lernen, nicht um irgendwelche nutzlosen Freundschaften zu schließen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?"

Das hatte er, und als gehorsamer Sohn, wollte er sich auch daran halten. "Am besten du sprichst mich gar nicht an.", gab er endlich zur Antwort. Zwar sah er wieder nach vorn, doch er glaubte nicht wirklich daran, dass er da noch was mitbekam.
 

Endlich bekam auch Frau Wheeler mit, was ihr Sohn so neben ihr trieb, und so rief sie ihn leise zur Ordnung. "Psst, Joey, du darfst doch die Rede des Herrn Direktors nicht stören. Sei ein braver Junge und schau nach vorne und störe die anderen Kinder nicht."

"Aber das ist so langweilig. Ihr habt gesagt: Schule macht Spaß, doch das macht überhaupt keinen Spaß. Ich will mich lieber mit Kaiba unterhalten.", antwortete er leicht trotzig.

Frau Wheeler bekam einen Schreck. Hatte er da gerade Kaiba gesagt? Doch nicht etwa DER Kaiba? Hoffentlich nicht, doch ein kleiner Blick zur Seite belehrte sie eines besseren. Es war DER Kaiba, und ihr Sohn hatte seinen Sohn gestört. Hoffentlich hatte das keine bösen Folgen für ihren Sohn.

Seto ließ sich die Erleichterung, die diese Worte bei ihm hervorriefen nicht anmerken. Endlich hatte er seine Ruhe und konnte angemessen der restlichen Rede des Direktors folgen.
 

Die Rede des Direktors näherte sich dem Ende und alle neuen Schüler wurden gebeten, nach vorne zu kommen. Joey war ganz aufgeregt, als er nach vorne ging, aber den Jungen, der sich ihm als Seto Kaiba vorgestellt hatte behielt er die ganze Zeit im Auge. Vier Lehrer nahmen sie in Empfang, und würden sie in ihre Klassen begleiteten. Als es an die Klassenaufteilung ging, drückte er ganz fest die Daumen, und wurde nicht enttäuscht: Er kam mit Seto Kaiba in eine Klasse.
 

So begann die gemeinsame Schulzeit von Seto Kaiba und Joey Wheeler. Seto Kaiba hielt sich, gemäß den Anweisungen seines Vaters, vornehm im Hintergrund, und Joey Wheeler versuchte so viele Freundschaften wie möglich zu schließen. Dies gelang ihm auch ziemlich gut, nur bei einem nicht, bei dem biss er immer wieder auf Granit, oder sollte man besser sagen, auf Eis? Die blauen Augen, die ihn immer wieder hochmütig anschauten, hatten es ihm angetan, denn, wenn sie glaubten, dass niemand hinsah, konnte man Sehnsucht in ihnen erkennen. Sehnsucht, so wie alle anderen Kinder sein zu dürfen. Und Joey hatte diesen Blick schon einige Male aufgefangen.
 

Joey machte die Schule Spaß, jeden Morgen freute er sich auf den Unterricht, und auch darauf Kaiba zu treffen. Aber am meisten gefiel ihm nun die Vorweihnachtszeit. Alle Kinder waren eifrig am Basteln, jeder sollte jemandem etwas basteln, der ihm besonders am Herzen lag. Die meisten Kinder bastelten etwas für ihre Mutter, doch Joey hatte sich in den Kopf gesetzt, zwei Geschenke fertig zu bekommen. Immer wieder schielte er zu dem Tisch neben ihm, an dem Seto Kaiba alleine saß, und machte sich eifrig daran, etwas für seinen Eisberg zu basteln. Er fand ein Pinguin würde gut zu ihm passen, denn sie störten sich nicht an der Kälte und konnten sie prima ertragen.
 

Seto stöhnte. Basteln, wie er es hasste. Das war unnützes Zeug, wie sein Vater ihm immer wieder vorpredigte. Er schielte zu Wheeler, der war ja mit Feuereifer dabei. Notgedrungen fertigte er einen einfachen Stern an, nur um keine sechs zu bekommen. Mehr war da nicht drin.
 

Und so kam der letzte Schultag vor Weihnachten und aufgeregt hielt Joey sein Päckchen für Seto in der Hand. "Hier, das hab ich für dich gemacht.", sagte Joey und überreichte ihm sein Geschenk. "Ich hoffe es gefällt dir." Joeys Herz klopfte wie wild. Würde Seto das Geschenk annehmen, oder es ablehnen und ihm ungeöffnet zurückgeben?

Ungläubig sah Seto Kaiba auf das Geschenk. Wie kam Wheeler dazu ihm was zu schenken? "Was soll das? Ich habe dich nicht darum gebeten." Wenn sein Vater davon erfuhr, gab es Ärger, selbst wenn er es annehmen wollte, durfte er es nicht. Mit leichtem Bedauern im Blick, lehnte er das Geschenk ab.
 

Joey war überrascht. Seto sah fast so aus, als hätte er sich über das Geschenk gefreut und würde es gerne behalten. Trotzdem bekam er es zurück. Joey dachte nach. Wenn Seto das Geschenk gerne haben wollte, dann sollte er es auch bekommen. Aber wie? Die ganze letzte Unterrichtsstunde war er mit seinen Gedanken nicht vorne bei der Lehrerin, sondern bei seinem Geschenk, und als es läutete, war ihm immer noch nichts eingefallen. Da fiel sein Blick auf Setos geöffnete Schultasche, und als er sah, dass Seto nichts mehr auf dem Tisch liegen hatte, ließ er seinen Bleistift auf den Boden fallen, bückte sich danach, und ließ sein Geschenk in Setos Schultasche fallen. Zum Glück blieb es nicht gleich oben drauf liegen, sondern fiel in die Tasche hinein. Seto würde es also erst zu Hause entdecken und hoffentlich auspacken.

Mit klopfendem Herzen und rotem Gesicht, schnappte er sich seine Schultasche, stürmte aus der Klasse und verschwand im Klo, damit ihn Kaiba nicht noch kurz vor Schluss ansprechen konnte.
 

Weihnachtsabend, kühl wie immer wurde er im Hause Kaiba zelebriert. Ein festliches Essen, die Jungs rausgeputzt, der übliche Gang in die Kirche, dann, kurz bevor die Bekannten seiner Eltern kamen, wurden ihnen die Geschenke in die Hand gedrückt. Wenn sie welche bekamen, das sei unnötiger Firlefanz bekam er oft zu hören. Am liebsten war er den Abend sowieso mit seinem Bruder zusammen. So wie heute, gerade wälzten sie sich lachend im Bett und kitzelten sich durch. Seto liebte diese Momente, in denen er sein durfte wie er war. Später in seinem Zimmer fiel er über seine Schultasche, die fiel schwungvoll um und ihr Inhalt verteilte sich auf dem Boden.

Ein Gegenstand zog seinen Blick magisch an, ein in Geschenkpapier gewickeltes Päckchen. Das Geschenk von Joey, er musste es ihm in die Tasche geschmuggelt haben. Mit dem Geschenk in der Hand setzte er sich aufs Bett und mit zittrigen Fingern öffnete er es. Ein selbst gebastelter Pinguin fiel ihm entgegen, verdutzt starrte er darauf, schließlich grinste er von einem Ohr zum anderen. Er konnte sich schon vorstellen worauf sich dieser bezog. "Danke Joey", flüsterte er. Das war das schönste Geschenk, das er je bekommen hatte, er stand auf und verwahrte es in seinem Geheimversteck. Niemand sollte es sehen.
 

Unsicher betrat Joey nach dem Jahreswechsel wieder die Klasse, und als er Seto auf seinem Platz sitzen sah, hatte er einen Kloß im Hals. Ob er sein Geschenk entdeckt hatte? Sicher, aber wie würde Seto jetzt reagieren? Erleichtert setzte er sich auf seinen Platz, als Kaiba ihn scheinbar ungerührt ignorierte. Erst im letzten Augenblick schlich sich ein dankbares Strahlen in die blauen Augen. Mehr brauchte er nicht, um glücklich und zufrieden zu sein.

Seto erging es nicht anders. Auch er wusste nicht, wie er reagieren sollte, an ihrem ersten Schultag nach den freien Tagen. So ignorierte er den Blonden erstmal, doch kurz bevor dieser sich setzte, schickte er ihm einen dankbaren Blick.
 

So begann Joeys und Setos etwas ungewöhnliche Freundschaft, eine Freundschaft, die im Herzen stattfand und von keinem Außenstehenden bemerkt wurde. Sie sprachen nie über das Weihnachtsgeschenk, doch von nun an schenkte Joey Seto hin und wieder ein Stück Obst aus seiner Bentobox, aber immer nur, wenn gerade keiner hinsah. Es blieb ihr stilles Geheimnis. Keiner von Beiden wollte stumm neben dem anderen her leben, und so entwickelten sie schon in jungen Jahren eine Streitkultur, die sich sehen lassen konnte.

Seto spielte immer wieder seinen Intellekt aus, um Joey nieder zu machen, doch der ließ sich, wie schon zur Einschulung, nicht davon beeindrucken und gab ihm immer frech Kontra. Dies traute sich keiner in der Klasse, und auch bald mischten sich die Lehrer nicht mehr ein, nachdem sie von Herrn Kaiba zur Rede gestellt worden waren. Der fand es nämlich in Ordnung, wenn sein Sohn in solch herablassender Weise über den Sohn seines Angestellten sprach. Doch auch wenn Joey gekränkt tat, so war er doch glücklich, denn Seto Kaiba schenkte keinem sonst in der Klasse seine Aufmerksamkeit.
 

Im vierten Schuljahr schließlich wurde Joey zu Setos Haustier, einem Hund. Er gab ihm zwar den etwas unhöflichen Namen Köter, doch das störte Joey nicht. Denn Hunde waren treu und liebten ihr Herrchen, ließen es niemals im Stich – und selbst Köter liefen niemals davon, sondern kamen immer wieder zurück. Denn sie bekamen eben nicht nur Schläge oder Tritte, sondern auch Streicheleinheiten und hin und wieder etwas zu fressen. Joey war stolz auf Setos Wahl, denn er zeigte ihm damit, dass er ihn mochte und seine Gesellschaft schätzte.
 

Nach den Winterferien, nach den Aufnahmeprüfungen für die Mittelschule, war zum Ende der vierten Klasse, eine Klassenfahrt geplant, da die Schüler anschließend auf verschiedene Schulen gehen würden. Sie sollte stattfinden, wenn sämtliche Aufnahmeprüfungen abgeschlossen waren.
 

Gerade hatte die Klassenlehrerin das Büro Gozaburo Kaibas verlassen. Mit im Gepäck hatte sie seine Erlaubnis, das Seto mit auf die Klassenfahrt durfte. So eine Zeitverschwendung, was sollte man da schon lernen. Es sei eine Charakterbildende Maßnahme hatte sie gesagt, gut, ein bisschen Charakter schadete seinem Sohn bestimmt nicht. Außerdem erweiterte es das Wissen der Kinder in punkto Allgemeinbildung. Sie zählte ihm das ganze Programm auf, das sie beabsichtigte durchzuführen.

Aber ihr letztes Argument war ausschlaggebend. "Alle Kinder nehmen an der Fahrt teil. Bedauerlich, wenn gerade Seto nicht mitdürfte. Man könnte sonst auf den Gedanken kommen, dass sie sich diese Klassenfahrt nicht leisten können."

Er und sich die Fahrt nicht leisten können – ha, soweit kam es noch. Ehe er sich versah, hatte er die Einverständniserklärung unterschrieben. Zum Glück sah er nicht den triumphierenden Blick der Lehrerin, die zügig das Büro verließ.
 

Nachdem die Klassenlehrerin nun auch endlich die Einverständniserklärung Gozaburo Kaibas hatte, konnte sie mit den Kindern die Klassenfahrt besprechen. Alle redeten aufgeregt durcheinander, nur zwei Kinder saßen still auf ihren Plätzen. Bei dem einen war das ja nicht weiter verwunderlich, doch zu dem zweiten schien die Sprachlosigkeit nicht zu gehören. "Was ist los, Joey Wheeler?", erkundigte sie sich auch sogleich.
 

Joey fühlte sich seltsam, als die Sprache auf die Klassenfahrt kam. Eine Klassenfahrt war ja toll, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass Seto auch mitkommen würde. Sein Vater hielt nicht viel von solchen Dingen. Ihm klingelten jetzt immer noch die Ohren, wenn er daran dachte, als er es einmal gewagt hatte, Seto zum spielen einzuladen.

"Kommen alle Kinder mit auf die Klassenfahrt?", wollte er dann auch gleich wissen. Ihm entging nicht, dass Seto ebenso gespannt auf die Antwort wartete.
 

Seto spitzte die Ohren, er hatte seinen Eltern den Elternbrief über die Klassenfahrt gegeben. Sein Vater hatte nur gemeint: "So eine Zeitverschwendung, kommt gar nicht in Frage!" Das hatte ihn tief enttäuscht. So glaubte er nicht wirklich, dass er mit durfte. Schade, ein paar Tage unbeschwert mit seinem Köter, das wäre schön. Aber es sollte wohl nicht sein.

Als Seto dann die Worte der Lehrerin hörte, konnte er es nicht glauben. "Es kommen alle Kinder mit." Sein Herz machte einen Hüpfer, freudig huschte sein Blick zu Joey rüber. Ob er sich auch freute?

Jetzt konnte sich auch Joey freuen, denn wenn Seto mitkam, dann machte ihm die Fahrt auch Spaß. Schnell blickte er zu Seto und das kurze strahlende Aufleuchten seiner Augen machte ihn glücklich. Sie würden ein paar Tage zusammen verreisen, und Seto würde nicht ausgeschlossen sein. Sein Herz schlug vor Freude gleich viel schneller.

Und damit es jetzt nicht mehr weiter auffiel, stimmte er in das fröhliche Geschnatter der anderen mit ein, gleich doppelt so aufgeregt, musste er doch den Teil Setos für ihn mit übernehmen.
 

Endlich war der große Tag gekommen. Die Eltern standen mit ihren Kindern und ihrem Gepäck vor der Schule und warteten auf den Bus, der die Klasse in die Herberge brachte. Gozaburo Kaiba stand missmutig daneben und betrachtete sich das ganze Getümmel mit schlechter Laune. Er wollte seinen Sohn mit seiner Privatlimousine nach bringen, doch die Klassenlehrerin hatte das nicht geduldet, und diesmal stand auch der Schuldirektor auf ihrer Seite. Die Lehrerin stand lächelnd neben den aufgeregten Kindern und sammelte von ihren Eltern die Versicherungsunterlagen ein.

Als dies erledigt war, war auch die Zeit des Abschieds gekommen und die Klassenlehrerin forderte die Eltern auf, sich von ihren Kindern zu verabschieden, damit diese ihre Sitzplätze im Bus einnehmen konnten.
 

Seto fühlte sich gut – weg von zu Hause zu sein, war wie eine Befreiung für ihn. Und mit Joey den ganzen Tag zusammen sein, was konnte es schöneres geben. Sie hatten sogar ein gemeinsames Zimmer. Rund um die Herberge standen Schneemänner, die Klasse war sehr fleißig in dieser Hinsicht gewesen. Sein Blick ruhte auf dem blonden Jungen, der ihm eifrig erklärte, was bei dem Bau eines Schneemannes zu beachten wäre. Als er wenig später ihr Werk begutachtete, musste er grinsen, das war schon ein recht mickriges Exemplar, das sie da fabriziert hatten, aber fürs erste Mal nicht schlecht.

Plötzlich kam etwas angeflogen, traf ihn auf der Brust. Unwillkürlich sah er dahin, da wurde er schon wieder getroffen. Er hörte Joey lachen, endlich begriff er, dass sein Freund ihn mit Schneebällen bewarf. Das ging ja mal gar nicht, flugs bückte er sich und formte ebenfalls ein paar Bälle, so ungeübt war er darin nun auch wieder nicht. Mit Mokuba hatte er sich auch schon eine Schneeballschlacht geliefert.
 

Joey war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Die Busfahrt hierher war schon richtig toll gewesen. Sie hatten nebeneinander im Bus gesessen, denn niemand anderes sonst wollte neben Seto Kaiba sitzen. Und das war Joey nur recht gewesen, wenn auch ihre Klassenlehrerin erst skeptisch war. Und jetzt waren sie hier im Schnee und machten eine Schneeballschlacht. Es war lustig Seto im Schnee zu zusehen, der Schneemann war zwar nicht so gut wie die anderen, aber Setos gerötete Wangen ließen ihn zum schönsten aller Schneemänner werden.

Joey genoss die Zeit mit Seto, und freute sich darüber, dass er genauso ein Junge war, wie er selbst, oder die anderen Klassenkameraden. Nachts, wenn sie in ihrem Zimmer lagen, konnte er vor Freude oft nicht gleich einschlafen, und schaute Seto beim Schlafen zu. Das rächte sich, in dem er morgens nicht aus den Federn kam, und Seto ihn immer wieder wecken musste. Die Sache mit dem Wecker und der Uhr kam wieder ins Gespräch und Beide mussten dabei grinsen.
 

Mit großem Bedauern dachte Seto daran, das diese Zeit bald vorüber war. Es war mit Abstand die schönste Zeit in seinem jungen Leben, wenn er sie doch nur festhalten könnte. "Ist es nicht schade, das wir die Zeit nicht anhalten können?", fragte er Joey am letzten Abend der Klassenfahrt.

Seto setzte sich auf einmal im Bett auf. "Joey ich bin froh, das du mein Freund bist."
 

Joey lag schon im Bett und konnte Seto nur Recht geben. "Ja, das wäre schön", seufzte er. Die Tage hier waren wirklich schön gewesen und er war traurig, wenn er daran dachte, dass es morgen wieder zurück nach Hause ging. Joey setzte sich bei diesen Worten wieder auf und blickte nachdenklich zu Seto. Langsam stand er auf und ging zu Setos Bett.

"Darf ich mich ein wenig zu dir setzen?", bat er schüchtern. Als Antwort machte Seto Platz und hob die Decke an. Joey schlüpfte unter die Decke und fühlte sich mit einem Mal seltsam befangen. So nah war er Seto noch nie gewesen, sie hatten sich noch nicht einmal umarmt, wie es sonst zwischen Kindern hin und wieder vorkam.

"Ich bin auch froh, dass ich dein Freund sein darf." sagte er leise und schaute dabei Seto an. Dann senkte er seinen Blick und flüsterte kaum hörbar: "Ich hab dich furchtbar lieb, Seto Kaiba!"
 

Nach diesen Worten, fuhren Setos Gefühle Achterbahn. Sein Bruder sagte ihm das auch immer, aber es war eben sein kleiner Bruder der das sagte. Mit großen Augen sah er Joey an, schluckte, und mit einem Mal wusste er, das er seinen Freund auch sehr lieb hatte. Nur so sagen konnte er das nicht, stattdessen handelte er das erste Mal, seit er denken konnte, impulsiv. Mit klopfendem Herzen umarmte er Joey. "Ich habe dich auch sehr gern.", flüsterte er scheu.

Joeys Herz schlug bis zum Hals, als Seto ihn umarmte. Das fühlte sich unerwartet gut an und er erwiderte die Umarmung. Joey war glücklich, weil dieser Schritt von Seto ausging. Er hätte es sich niemals getraut, Seto zu umarmen, umso mehr genoss er jetzt die Berührung von dem Älteren. Warum hatten sie das nicht schon vorher gemacht? Joey mochte gar nicht daran denken, wie es wohl wäre, Seto nicht mehr zu sehen. Der kleine Abschied fand morgen schon statt, aber er fürchtete den viel Größeren. Die Chancen mit Seto auf die gleiche Mittelschule zu kommen waren nicht besonders hoch. Setos Vater hatte viel Geld, ja er war sogar der Chef von seinem eigenen Vater.
 

"Versprich mir, dass wir immer Freunde bleiben" flüsterte er bittend in Setos Ohr.

"Freunde auf immer und ewig, nichts kann uns trennen, das schwöre ich dir." Bei diesen Worten drückte Seto Joey noch fester an sich und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, zur Bekräftigung seines Schwures. Doch Joey drehte seinen Kopf und sein Kuss landete direkt auf dessen Mund. Seto erstarrte förmlich und traute sich nicht sich zu rühren.

Joey drehte seinen Kopf und wollte ja eigentlich nur die Bestätigung in Setos Gesicht sehen, als er plötzlich Setos Lippen auf seinem Mund spürte. Überrascht hielt er still, doch er wollte diesen Kuss nicht unterbrechen. Dafür war er viel zu schön, sein erster Kuss – sein erster Kuss von Seto Kaiba.
 

Auf der Rückfahrt saßen sie wieder nebeneinander im Bus und blickten sich nur ab und zu verstohlen an, und hin und wieder fand eine Hand den Weg zum Anderen und drückte sie kurz. Sie mussten sich versichern, den Anderen noch bei sich zu haben, aber reden konnten sie nicht. Die Klassenlehrerin war mit der Entwicklung der Beiden zufrieden. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob es gut wäre, die beiden größten Streithähne der Klasse gemeinsam in ein Zimmer zu stecken, aber ihre Entscheidung war richtig gewesen, wie es schien. Sie saßen sogar nebeneinander im Bus, und kamen wunderbar mit einander aus. Seto Kaiba sollte viel häufiger Umgang mit anderen Kindern haben, fand sie, das würde ihm sehr gut bekommen.

Zurück in Domino angekommen, suchte sie auch gleich das Gespräch mit Setos Vater.
 

„Herr Kaiba, gut dass ich sie treffe.“, sagte sie voller Elan. „Die Klassenfahrt hat ihrem Sohn richtig gut getan. Er ist aus sich herausgekommen, und hat sich prächtig mir dem kleinen Wheeler verstanden. Sie sollten diese Freundschaft unterstützen und ihren Sohn viel öfter mit anderen Kindern zusammen sein lassen.“
 

"Mein Sohn braucht keine Freunde, die machen ihn nur schwach. Das erlaube ich nicht, sollte mir zu Ohren kommen, das sie diese 'Freundschaft' unterstützen, lernen sie mich richtig kennen.", sagte Gozaburo Kaiba kalt zu ihr. "Mischen sie sich ja nicht ein.", bekräftigte er nachdrücklich. Er ließ die verblüffte Frau stehen und stieg mit seinem Sohn ins Auto. Dabei fiel ihm dessen sehnsüchtiger Blick Richtung Wheeler auf. Das missfiel ihm aufs äußerste, eine 'Freundschaft' und dann noch mit dem Sohn eines Angestellten, das ging gar nicht. Sobald er im Büro war ließ er sich dessen Akte kommen – bald schon wusste er, was er zu tun hatte.
 

Die beiden Jungen bekamen von dem ganzen Gespräch nichts mit, denn sie mussten, wie die anderen Kinder, nun ihr Gepäck suchen, dass der Busfahrer bereits am ausladen war. Hinter dem Bus, weit weg von Setos Vater, gaben sie sich noch einmal die Hand, schauten sich kurz in die Augen und verabschiedeten sich für das Wochenende.

Eine Woche später, war der letzte Schultag für dieses Schuljahr gekommen. Die Schüler der vierten Klassen waren alle in der Aula versammelt und hinter ihnen saßen ihre Eltern.

Wieder hielt der Direktor eine Rede, wieder befanden sich Seto und Joey nebeneinander, nur dass sie diesmal saßen und nicht standen. Doch auch Seto konnte sich nicht so recht auf die Rede des Direktors konzentrieren, denn er wusste immer noch nicht, auf welche Schule er ab Montag gehen würde. Sein Vater hatte ihm leider noch nichts gesagt und von seiner Mutter konnte er solche Dinge auch nicht erfahren, da sie ebenfalls keine Ahnung hatte.

Diesmal hielten sie Händchen, und es war Seto auch egal, ob es einer der anderen Schüler sah. Sein Vater konnte es nicht sehen, das war alles was zählte, denn er saß weiter hinten. Es war ihr letzter gemeinsamer Schultag, und sie waren beide traurig.

Joey

Als Joey mit seinem Vater nach Hause kam, wunderte er sich über die gepackten Koffer, die im Flur standen. „Warum stehen die Koffer im Flur?“, fragte er irritiert seine Mutter. „Komm, wir setzen uns erst einmal hin.“, sagte Herr Wheeler zu seinem Sohn. „Ich bin heute Morgen ganz überraschend befördert und auch schon gleich versetzt worden. Ab Montag soll ich meine Stelle in unserer Kyotoer Filiale antreten. Wir haben sogar schon eine Wohnung und deine Anmeldung

an der Mittelschule ist auch schon getätigt. Wir fahren heute noch nach Kyoto in unsere neue Wohnung.“ Da erst bemerkte Joey, dass auch ein ganzer Teil der Möbel fehlte.

“Waaaas? Heute schon?“ Joey wusste nicht, was er fühlen sollte. Einerseits freute er sich für seinen Vater, eine Beförderung bedeutete mehr Geld, aber andererseits bedeutete es für ihn fort von Seto. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, nur sehr belegt konnte er seinem Vater gratulieren.
 

Schweren Herzens trat Joey am Montag seinen ersten Schultag an. Seto und er hatten so gehofft, wieder an der gleichen Schule zu sein, aber das war ja jetzt vorbei. Die neue Schule war nicht schlecht und die Schüler sogar ganz nett, aber trotzdem fehlte ihm jemand sehr. Seine Mutter schaute sich das eine Woche lang an, dann stellte sie ihren Sohn zur Rede.

“Was ist denn los mit dir? Du bist überhaupt nicht mehr du selbst.“ Joey schluckte, doch dann flossen unvermittelt seine Tränen. „Ich vermisse Seto so. Er fehlt mir so sehr. Ich konnte mich überhaupt nicht von ihm verabschieden.“, kam es stoßweise aus ihm heraus. „Seto? Etwa Seto Kaiba?“ Joey konnte nur nicken. „Wenn er dir fehlt, dann schreib ihm doch einen Brief.“, schlug ihm seine Mutter vor. „Meinst du?“, schniefte er schon etwas ermutigter. „Ja, schreib ihm was geschehen ist.“, ermutigte ihn seine Mutter. Joey schniefte noch einmal leise und ging getröstet in sein Zimmer, um einen langen Brief an Seto zu schreiben.
 

Jeden Tag ging Joey nun zum Briefkasten und schaute nach, ob Post von Seto für ihn gekommen wäre. Doch jeden Tag schaute er vergeblich in den Wheelerschen Briefkasten. Es kam kein Brief von Seto für ihn an. Doch er ließ sich davon nicht entmutigten, immer wieder fand er Gründe, warum Seto ihm noch nicht geschrieben hatte. Jede Woche schrieb er einen Brief an ihn und berichtete ihm, was er so getan hatte, was er erlebt hatte und wie sehr er ihn vermisste.

So ging es ein halbes Jahr, und als die Blätter sich rot zu färben begannen, kam endlich der lang ersehnte Brief.

Aufgeregt stürmte er in sein Zimmer und öffnete mit zitternden Fingern seinen Brief. Ungläubig las er die Zeilen, die dort standen. Nein, das glaubte er nicht, das konnte nicht sein... sie hatten sich doch ewige Freundschaft geschworen... wie konnte Seto jetzt behaupten, dass er ihm nur einen Streich gespielt hatte, dass er es überhaupt nicht ernst gemeint hatte und dass ihm seine Briefe lästig wären? Er las die Zeilen ein zweites, drittes und noch ein viertes Mal, und endlich flossen die bitteren Tränen des Verlustes. Nein, er wollte es nicht glauben, sein Herz glaubte nicht, was darin geschrieben stand, aber er war machtlos. Wie sehr verfluchte er, ein Kind zu sein, denn sonst würde er jetzt hinfahren und ihn persönlich fragen.
 

~~~
 

Es war später Nachmittag als Joey zurück in sein Büro kam. Er hatte noch ungefähr zwei Stunden, bevor seine Schicht im Blue Eyes begann. Er liebte seine Berufe, den des Barkeepers und den des Privatdetektivs. In beiden Fällen hatte er viel mit Menschen zu tun – abends im Club hörte und sah er die unterschiedlichsten Menschen, und lernte viele Lebensgeschichten kennen. Das er Barkeeper in einer der angesagtesten Bars in Domino war, verdankte er Mahou, einem Antiquitätenhändler. Als er ihn kennen lernte, war er gerade 16, und arbeitete im Restaurant um die Ecke seiner Schule. Er hatte dort als Küchenhilfe angefangen, weil er Geld für sein Motorrad brauchte. Doch eines Tages musste er auch vorne beim Bedienen aushelfen, weil alle beiden Kellner erkrankt waren. Und weil er mit den Gästen so gut umgehen konnte, wurde er zum Kellner befördert.

Eines Tages bediente er einen Mann mit etwas ungewöhnlichem Aussehen, er hatte braune Haare mit einer roten und einer schwarzen Strähne darin. Es machte ihm Spaß, diesen Mann zu bedienen, er hatte immer so ein Lächeln in seinen Augen wenn Joey an seinen Tisch kam.
 

Nach drei Wochen, in denen er immer am frühen Abend zum Essen kam, wurde Joey von diesem ungewöhnlichen Mann angesprochen, als er seine Rechnung bezahlte.

„Hast du schon mal Cocktails gemixt?“ Joey verneinte. Er war noch nicht alt genug, um alkoholische Getränke bestellen zu dürfen. Und auch Alkohol kaufen durfte er noch nicht. „Ich bin erst 16.“, antwortete er ihm. „Das ist kein Problem.“, antwortete der ungewöhnliche Fremde. „Es gibt auch alkoholfreie Cocktails. Hast du nicht mal Lust es zu versuchen?“ Joey war verblüfft. Wie kam dieser Mann dazu ihn dies zu fragen? Und genau dies wollte er auch sogleich von dem Fremden wissen. „Du bist an manchen Abenden hier die einzige Bedienung, und wenn es voll wird, dann bist du trotzdem schnell und hast immer ein ehrliches Lächeln auf deinem Gesicht. Und sollte sich einmal die Bestellung verzögern, dann kommst du, und sagst von dir aus Bescheid. Du kannst gut mit Menschen umgehen, das ist mir aufgefallen. Könntest du dir vorstellen an einer Bar zu arbeiten?“

Wow, damit hatte Joey jetzt nun überhaupt nicht gerechnet. Darüber musste er erst einmal nachdenken, und sich dann mit seinen Eltern und mit seiner Schwester bereden.
 

Seine Eltern meinten, dass er eigentlich noch zu jung dafür wäre, doch wenn es ein seriöses Angebot wäre, dann hätte der Mann gewiss nichts dagegen, wenn sie sich die Bar mal ansehen, und mit dem Besitzer reden würden. Und so kam es, dass seine Familie am nächsten Tag zum Essen ins Restaurant kam, und sein Vater sich mit dem Mann unterhielt. Joey war ziemlich aufgeregt, denn er hatte sich am Abend im Internet mal umgeschaut, was ein Barkeeper denn so alles machen müsste, und was er da so lesen konnte, gefiel im ziemlich gut. Es war ein Job, in dem es auf Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Menschenfreundlichkeit ankam, also genau das was er liebte: herumwirbeln und mit anderen Menschen einen kleinen Plausch halten. Und wenn ihm was einfiel, dann hielt er auch nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg, und gab auch schon mal den einen oder anderen Rat. Ein Job, wie für ihn gemacht.
 

Sein Vater stimmte zu, sich mit ihm gemeinsam am nächsten Abend die Bar mal anzusehen.

Joey tanzte durch sein Zimmer. Er durfte den Job machen… Bis er 18 war würde er bis 22.00 Uhr arbeiten und alkoholfreie Cocktails mixen, denn das Mystery hatte bis 22.00 Uhr für die unter 18-jährigen geöffnet und bot auch ein ansprechendes Programm.

Ihm machte die Arbeit Spaß, und es gefiel ihm ziemlich gut, mit so vielen Menschen zu tun zu haben. Und wenn es so richtig voll war, lief er zu Hochtouren auf. Und auch bei den jungen Leuten war Joey sehr beliebt, denn er machte sich nie über sie lustig, sondern nahm sie, und ihre Probleme (wenn sie welche hatten) immer ernst. Sein 18. Geburtstag wurde groß im Mystery gefeiert, alle waren da, um ihren Starmixer hochleben zu lassen. Feierlich mixte er um 22.00 Uhr seinen ersten Alkoholischen Cocktail und servierte ihn seinem Vater. Seine Mutter bekam den Zweiten, einen etwas leichteren Cocktail. Serenity durfte ausnahmsweise etwas länger bleiben, obwohl sie noch keine 18 Jahre alt war und nahm aber dann doch lieber einen von den alkoholfreien Cocktails, nachdem sie bei ihrer Mutter einen Schluck gekostet hatte.
 

Gegen 22.30 Uhr verließ Joeys Familie die Bar, und Joey bekam Gesellschaft hinter der Theke. Mahou umarmte ihn von hinten und hauchte ihm ins Ohr: „Weißt du eigentlich, wie sexy du hinter der Theke aussiehst?“ Joey durchfuhr eine Gänsehaut, ob wegen des Satzes oder weil es kitzelte, das wusste er selber nicht. „Heut ist dein Geburtstag, da sollst du feiern und nicht arbeiten!“, sagte er lauter und zog Joey hinter der Theke hervor. Der Chef und alle anderen applaudierten laut, als Joey für den heutigen Abend seine Schürze auszog und sich unter das Publikum mischte. Ihm zu Ehren und zu seinem 18. Geburtstag hatte sein Chef einen neuen Cocktail kreiert, und Joey war der erste der ihn zu trinken bekam.
 

Joey genoss den Abend in vollen Zügen, doch es entging ihm nicht, dass Mahou nicht von seiner Seite wich. Er wusste nicht, was genau es war, aber irgendwie kam er ihm an diesem Abend irgendwie anders vor. Behutsamer, aufmerksamer… Mahou war irgendwie einfach mehr da… aber seine präsentere Aufmerksamkeit gefiel ihm irgendwie. Und so verwunderte es ihn überhaupt nicht, als Mahou um Mitternacht bat, ihn küssen zu dürfen.

Stumm konnte er nur nicken – er wusste nicht, was er sagen oder denken sollte. Zärtlich legte Mahou seine Hände um sein Gesicht und zog ihn langsam zu sich heran. Joey schloss abwartend seine Augen. Langsam legten sich warme, weiche Lippen auf seinen Mund und er spürte warmen Atem in seinem Gesicht.
 

Er war Mahou noch nie so nah gewesen und es war überhaupt nicht unangenehm. Sein Atem war etwas süßlich, und seine Lippen unendlich sanft. Sein Herz begann zu klopfen und er öffnete leicht seine Lippen. Eine Zunge kam ihn besuchen, fragend, ob ihre Anwesenheit auch erwünscht wäre. Vorsichtig begrüßte er die Besucherin, und sein Herzklopfen nahm zu. Mahous Zunge liebkoste von allen Seiten seine Zunge, und erkundete anschließend zärtlich seine Mundhöhle.

Joeys Empfindungen und Gedanken schlugen Purzelbäume – es war schöner als alles, was er bisher erlebt hatte, selbst die erste Fahrt auf seinem Motorrad hatte ihn nicht so erregt.
 

Das war also sein erster Kuss – Joey war überwältigt.

Nach einiger Zeit beendete Mahou diesen ersten, zärtlichen Kuss. Joey schaute ihn mit verklärten Augen an und seufzte leise. „Das war dein erster Kuss, oder?“, erkundigte sich Mahou liebevoll. Joey nickte. Seine Gefühle fuhren gerade Achterbahn. Er hatte sich noch nie Gedanken über die Liebe gemacht, hatte sich aber auch noch nie in jemanden verliebt. Und wenn ein Mädchen auf ihn zukam und ihm einen Brief geben wollte, so lehnte er immer höflich, aber doch bestimmt ab. Warum das so war, darüber hatte er sich nie Gedanken gemacht, außerdem hatten Schule, Arbeit, Hobby und Familie ihm gar keine Zeit dafür gelassen. Doch gerade überlegte er, ob der Grund dafür war, dass er von dem anderen Geschlecht einfach nichts wollte.

„Warum?“
 

„Hat es dir nicht gefallen?“ „Doch, aber warum wolltest du mich küssen?“ „Weißt du das nicht?“ Mahou schaute Joey tief in die Augen. Joey wurde ganz warm unter seinem Blick, und sein Herz schlug immer heftiger und er versank in diesem überaus zärtlichen, liebevollen Blick. „Kommst du noch mit zu mir?“, raunte er heiser in Joeys Ohr. Joey hatte einen dicken Kloß im Hals, als er Mahous Frage vernahm. „Aber, ich bin noch Jungfrau.“, sagte er ängstlich. „Keine Angst, ich mach nichts, was du nicht willst.“, beruhigte ihn Mahou. „Versprochen?“, versicherte sich Joey. „Ja, versprochen.“, bestätigte ihm Mahou.

Aufgeregt betrat Joey Mahous Wohnung. Interessiert schaute sich Joey um. Sie war überaus geschmackvoll eingerichtet, und viele Kleinigkeiten wiesen auf den Beruf ihres Besitzers hin. Trotzdem wirkte sie gemütlich. Man merkte ihr an, das ihr Besitzer sich gern darin aufhielt und in ihr lebte, sie schien ein Teil von ihm zu sein. Mahou kochte einen Tee für sie beide und gemeinsam ließen sie sich auf der Couch nieder. Unsicher schaute Joey zu Mahou. Was würde nun kommen? Würde es ihm gefallen? War er wirklich schwul?
 

„Hast du einen Freund?“, stellte Joey die Frage, die ihn am brennendsten interessierte. „Nein, hab ich nicht.“, lächelte Mahou. Es war wichtig, dass er keine andere Beziehung hatte, denn Joey würde sonst einen Rückzieher machen. Erleichterung machte sich in Joey breit. Er verstand nicht wieso und warum, Mahou war doch für ihn bisher nie so eine wichtige Person gewesen – oder etwa doch? Im geheimen stand er sich ein, dass es ziemlich geschmerzt hätte, wenn Mahou einen Freund gehabt hätte. Mit großen Augen schaute Joey Mahou an, als er sein Gesicht streichelte.
 

Behutsam fuhr Mahou die Linien seiner Lippen nach, streichelte sanft seine Augen, fuhr an der Kinnpartie entlang und wieder seine Lippen. Sehnsüchtig schloss Joey seine Augen, als Mahou seine Hand in seinen Nacken legte und ihn vorsichtig zu sich heran zog. Erneut trafen sich ihre Lippen zu einem Kuss, doch diesmal schon wesentlich leidenschaftlicher. Joey war von dem Strudel der Gefühle überrascht, die dieser Kuss in ihm auslöste. Er fühlte sich schwindelig, aufgeregt, glücklich. Er wollte mehr, unbeholfene Sehnsucht erfüllte seinen Körper. Mahou löste den Kuss, damit sie wieder zu Atem kämen, und schaute ihn aufmerksam an. „Willst du mehr?“ Joey nickte, und so küssten sie sich immer wieder, sanft, zärtlich, leidenschaftlich. Mahou ließ Joey führen, ihn ausprobieren und zog einfach mit ihm mit. Irgendwann begannen Joeys Hände sich selbstständig zu machen. Er wusste nicht, wohin mit ihnen und so begannen sie an Mahous Körper entlang zu wandern, und versuchten einen Platz zu finden.

Mahou lächelte in den Kuss hinein. Joey war so süß, so unschuldig, so unerfahren, so ungeduldig. Aber er würde ihm heute noch nicht alles zeigen, was man so als Mann zusammen tun konnte. Heute würden sie auf der Couch bleiben, das Schlafzimmer zeigte er ihm besser ein anderes Mal, denn sonst konnte auch er für nichts garantieren.

Seto

Seto war traurig, er hatte gehofft Joey irgendwo auf dem Schulgelände zu finden, vergebens. Er war spurlos verschwunden, sein Vater, dem die Stimmung des Jungen auffiel - aber auch nur, weil er ihn genauer beobachtete - sagte immer wieder zu ihm: „Siehst du, Freundschaften sind reine Zeitverschwendung. Sie bringen nichts.“

Doch daran wollte Seto nicht glauben, das konnte er sich nicht vorstellen, Joey würde ihn nie so einfach im Stich lassen. Sie hatten es sich geschworen und sogar mit einem Kuss besiegelt - das konnte keine Lüge sein.

Zufällig begegnete er seiner alten Klassenlehrerin, er fasste sich ein Herz und erkundigte sich nach Joey. Eigentlich durfte sie sich nicht einmischen, doch der unendlich traurige Blick, dieser blauen Kinderaugen, veranlasste sie es doch zu tun. Sie gab dem Jungen, die neues Adresse Joeys.

Umgezogen – Joeys Familie war umgezogen, kein Wunder, das er ihn hier nicht mehr fand. Aber Joey hätte ihm doch schreiben können, seine Adresse hatte sich nicht geändert. Seto schrieb einen seitenlangen Brief, er hoffte sehnsüchtig auf Antwort - doch es kam keine. Irgendwann nach einem halben Jahr gab er auf, sein Vater hatte wohl Recht. Diese Erkenntnis schmerzte ... sie verletzte ihn zutiefst. Dass sein Vater Anweisungen gegeben hatte, dass keine Post von Seto das Haus verlassen durfte, ohne vorher durch seine Hände zu gehen, wusste er nicht.

In dieser Zeit versuchte der kleine Mokuba seinen großen Bruder zu trösten, aber es gelang ihm nicht so recht. Gegen dieses Gefühl des Verraten worden seins, kam die Bruderliebe nicht an. In Seto festigte sich die Erkenntnis, dass es unheimlich schmerzte, jemanden zu verlieren, dem man sein Herz geschenkt hatte. Er beschloss, niemals mehr eine solche Nähe und Freundschaft zu zulassen... um nie wieder solch einen Schmerz ertragen zu müssen. Der Zorn auf Joey, brannte sich tief in ihm ein, prägte ihn fürs Leben.
 

~~~
 

Wieder war es spät geworden, er saß noch in seinem Büro. Zum X-ten Male hatte er das Foto seines Bruders in der Hand, wie er wohl heute aussah? Ob er sich noch an ihn erinnerte? Immerhin waren seit Mokubas Entführung neun Jahre vergangen, eine sehr lange Zeit. Trotzdem gab er die Hoffnung nicht auf, seinen kleinen Bruder wieder zu finden.
 

Er dachte an die Zeit damals, sein Bruder war sein einziger Vertrauter, nur bei ihm konnte er sein, der er war. Eine Zeitlang dachte er, er hätte einen Freund, doch er wurde bitter enttäuscht. Dieser Freund zog weg und ließ nie wieder von sich hören, trotz ihres Schwures auf ewige Freundschaft. Das war alles nichts als heiße Luft, zuerst konnte er es nicht glauben, immer wieder schrieb er ihm Briefe, doch kein einziger kam zurück. Schließlich gab er auf, gleichzeitig schwor er sich, nie wieder eine Freundschaft einzugehen. Sie verletzte einen nur und aus diesem Schmerz wurde der Hass auf diesen blonden Köter geboren. Er hasste ihn dafür, dass er ihn allein gelassen hatte, er hasste ihn, weil er sich verraten fühlte. Nie wieder würde er jemanden so nah an sich heranlassen.

Sein Bruder versuchte ihn damals zu trösten, doch es gelang ihm nicht. Dennoch verhinderte seine innige Verbindung zu Mokuba, dass er wie sein Vater wurde.
 

„Hey, Kaiba, kommst du noch mit auf ein Bier?“, riss ihn sein Kollege, Rafu Tanaka, aus den Gedanken. Fragend sah dieser ihn an. Eigentlich war es reine Zeitverschwendung, Kaiba zu fragen, er kam nie mit. Sie arbeiteten zusammen und mehr nicht. Trotzdem versuchte er es immer wieder, als Kollege konnte man sich auf den Blauäugigen verlassen, der würde einen nie im Stich lassen. Nur die zwischenmenschliche Ader war bei ihm total eingefroren, kein Wunder dass er noch solo war. Kaibas Bekanntschaften hielten nie lange, er sah zwar toll aus, aber so gefühlskalt wie er war, hielt es keine Frau lange bei ihm aus. Und dann noch dieser Spleen mit seinem Bruder. Seit neun Jahren suchte er ihn schon, vergeblich. Das ließ doch nur einen Schluss zu, sein Bruder wurde damals von den Entführern getötet, da war sich Tanaka sicher. Aber Kaiba wollte davon nichts hören.

„Wozu sollte ich? Danke für die Einladung.“, antwortete er gewohnt kühl, Rafu nickte. „Dann geh wenigstens nach Hause. Wir sehen uns.“ Damit verschwand er, um sich mit seinen anderen Kollegen aus der Abteilung zu treffen.

>Nach Hause,< dachte Kaiba bitter, >was soll ich da, es wartet doch niemand auf mich.< Dennoch begab er sich auf den Weg, er konnte ja schlecht im Büro schlafen.

Sein Magen machte sich bemerkbar, so beschloss er noch was zu essen, bevor er endgültig nach Hause fuhr.

Als er endlich in seiner Wohnung angekommen war, ließ er sich einfach aufs Sofa fallen, seine Gedanken kreisten wieder um seinen Bruder.
 

~~~
 

Er selbst war damals sechzehn und Mokuba dreizehn Jahre alt und an diesem bewussten Tag, fing alles ganz normal an. Sein Vater war schon weg, seine Mutter noch im Bett und sein Bruder und er saßen am Frühstückstisch, alles wie immer. Anders war nur der Heimweg, nach der Schule – normaler Weise fuhren sie gemeinsam nach Hause, dieses Mal nicht. Seto hatte noch was in der Stadt zu erledigen und Mokuba musste allein nach Hause.

Spät am Nachmittag, als er nach Hause kam, war alles in Aufruhr. Polizeiwagen standen vor dem Haus, Männer in Uniformen und Anzügen, gingen ein und aus.
 

Was war passiert? Mit bangen Herzen betrat er das Haus, im Flur wurde er von einem dunkelhaarigen Mann gefragt. „Wer bist du?“ „Ich bin Seto, ich wohne hier.“ „Ah, du bist der ältere, der Kaibasöhne?“ „Ja......was ist passiert?“ Braune Augen sahen ihn ernst an. „Dein Bruder ist entführt worden, ist dir heute vielleicht etwas Ungewöhnliches Aufgefallen?“ Wie betäubt starrte er den Mann an, schüttelte langsam den Kopf. „Da war nichts ungewöhnlich, alles war wie immer“, sagte er langsam, „nur musste Mokuba heute alleine nach Hause, ich hatte noch was in der Stadt zu tun.“ Der Mann nickte verstehend. „Geh jetzt zu deinen Eltern, sie sind schon ganz aufgelöst.“ Ein Ausdruck der Verwunderung huschte über das Gesicht des Teenagers, das wäre ja was ganz neues, das sich seine Eltern um sie sorgten.

Mit gemischten Gefühlen betrat er das Wohnzimmer, seine Mutter saß weinend auf dem Sessel, sein Vater tätschelte beruhigend ihre Hand. Als er seines Sohnes gewahr wurde, verfinsterte sich sein Blick. „Wieso hast du ihn nicht nach Hause gebracht? Wo hast du dich rum getrieben?“ „Ich habe dir gestern gesagt, dass ich nach der Schule in die Stadt muss, du wolltest ihn abholen.“, verteidigte sich Seto. „Das hast du nicht!“, bellte Gozaburo zurück. „Doch das habe ich!“, schrie sein Sohn, und seine Nerven lagen blank. „Willst du sagen ich lüge?“ Er hatte sich vor dem sechzehnjährigen aufgebaut, seine Augen funkelten drohend. Auch in Seto hatte sich eine gefährliche Wut aufgebaut, nur mühsam konnte er sie zurückhalten. Seine Augen blickten seinen Vater eisig an, der war etwas überrascht von diesem Blick, aber so einen Widerstand konnte er nicht dulden, er hob tatsächlich die Hand zum Schlag.

Der Beamte, der Seto im Flur befragt hatte, trat zwischen Vater und Sohn. „Herr Kaiba, beruhigen sie sich, niemand hat hier Schuld...“, zu dem Jungen sagte er, „...du gehst am besten auf dein Zimmer.“ Nichts tat er lieber, nur nicht mehr in der Nähe seines Vaters sein.
 

Wütend schlug er seine Zimmertür zu, dann brach er emotional zusammen. Sein kleiner Bruder war entführt worden, er hatte ihn nicht beschützen können. Weinend lag er auf dem Bett, jetzt hätte er einen Freund gebrauchen können, aber er hatte keinen, der hatte ihn ja verraten.
 

Hoffentlich musste Mokuba nicht leiden, vor allem, hoffentlich kam er wieder zurück zu ihm. Das konnte ja nicht so lange dauern, sein Vater bezahlt das Lösegeld und sein Bruder kam wieder frei.

Aber es kam ganz anders, nach der Lösegeldforderung hörten sie nichts mehr von den Entführern, kein einziges Wort. Die Polizei tat ihr Möglichstes, um den Entführten zu finden, doch es war vergebens und irgendwann stellten sie die Suche ein. Sie erklärten den Eltern, dass ihr Sohn höchst wahrscheinlich tot sei. Sie fanden sich damit ab, nur Seto glaubte nicht daran und er bekniete seinen Vater, die Suche nach Mokuba fortzusetzen. Doch ohne Erfolg.
 

In dieser Zeit veränderte sich Seto, er hatte sich ganz in sich zurückgezogen, nur seine Wut blieb präsent und die bekam jeder zu spüren, der ihn ärgerte. Verbissen arbeitete er daran, eines Tages seinen Bruder zu finden, er war überzeugt, das dieser noch am Leben war.

Aus diesem Grund war er bei der Polizei, hier hatte er alle Möglichkeiten, die alten Spuren von neuem zu untersuchen. Auch die Abteilung, für die er arbeitete, hatte er sich bewusst ausgesucht, obwohl es im Grunde paradox für ihn war. Er, der nicht an mysteriöse Dinge, an das Schicksal, glaubte, verbrachte seine Zeit damit, genau diese zu untersuchen.

Dass er selbst dazu gehören könnte, lehnte er vehement ab. Nie würde er zugeben, dass er tief in seinem Inneren, auf so etwas hoffte und seinen Bruder dadurch fand.
 

Aber es war ein langer Weg bis heute, seine unbändige Wut stand ihm lange im Weg. Erst als er Meister Fudo kennen lernte, schaffte er es, seine Wut in gewisse Bahnen zu lenken. Der Meister unterrichtete ihn in einer alten Kampfkunsttradition, die als Waffe das Katana nutzte. Mit eisernem Willen lernte er die Übungen und den Umgang mit dieser Waffe. Mit dem gleichen Willen arbeitete er in der Schule, er wusste genau, was er werden wollte. Die entsprechenden Ausbildungen bestand er mit Auszeichnung, diese Leistung wurde insoweit belohnt, dass er sich die Abteilung aussuchen durfte, in der er arbeiten wollte. Er wählte die Abteilung für mysteriöse Verbrechen, da hoffte er, dass er für die Suche nach seinem Bruder dort viel Zeit hatte. Bislang war es auch so, doch es sollte sich ändern.
 

~~~
 

Am nächsten Tag wurden sein Kollege Tanaka und er, zum Chef gerufen. Jetzt standen sie abwartend vor seinem Schreibtisch. „Hier......“, sagte er gerade und reichte den Beiden eine Akte, „.....heute Morgen wurde ein Diebstahl gemeldet.“ „Wieso müssen wir den Fall bearbeiten? Der gehört doch ins Raubdezernat.“, sagte Tanaka etwas unwillig. „Lassen sie mich ausreden und sie erfahren den Grund.“ Missmutig sah er Tanaka an. „Es wurde ein wertvoller Ring gestohlen, aus einem verschlossenen Safe. Nichts deutet auf einen Einbruch hin, oder darauf, dass der Tresor geöffnet wurde. Darum fällt dieser Einbruch in unseren Bereich, kümmern sie sich also darum.“ Die beiden Männer nickten zur Bestätigung und verließen das Büro, eine Stunde später waren sie vor Ort und sahen sich um. Ein Kollege von der Spurensicherung berichtet sein vorläufiges Ergebnis. Es gab wirklich keine Zeichen von gewaltsamem Eindringen in das Haus, auch der Safe wies keinerlei Spuren auf. Und es fehlte nur dieser Ring, sonst nichts.

Kaiba stand mit Tanaka noch vor dem Haus und besprach ihr weiteres Vorgehen, als ein uniformierter Polizeibeamter auf ihn zukam. „Agent Kaiba, verzeihen sie, Sir. Der Mann dort hinten, will sie sprechen, er behauptet sie würden ihn kennen.“ Der Angesprochene richtete seinen Blick auf die entsprechende Person. Im ersten Moment erkannte er den Mann wirklich nicht, doch dann fielen ihm die braunen Augen auf, die hatte er schon mal gesehen. Ihn traf die Erkenntnis wie ein Schlag, augenblicklich verfinsterte sich sein Blick „Nein...“, gab er zur Antwort, „...den kenne ich nicht.“, drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Tanaka folgte ihm leicht verwundert. Die Stimme seines Kollegen, war deutlich eisiger geworden, nachdem er den blonden Mann gemustert hatte. Kaiba kannte den Kerl, da war er sich sicher, hütete sich aber, diesen darauf anzusprechen, schon gar nicht, wenn er diese Laune hatte. Hastig stieg er in den Wagen, denn der Blauäugige hatte den Motor schon gestartet und kaum dass er die Tür zu hatte, fuhr dieser auch schon los. Zurück blieb ein verdutzter blonder Mann, der sich keinen Reim auf dieses Verhalten machen konnte.
 

~~~
 

Fröhlich vor sich hinsummend betrat Serenity das Büro ihres Bruders. Manchmal konnte sie es kaum glauben, dass ihr leicht chaotischer Bruder Privatdetektiv geworden war. Er liebte schon immer Krimis, aber es gehörte doch mehr dazu, als erfundene Geschichten zu lesen. Sie gestand sich ein, dass sie erheblich zu dieser Berufswahl beigetragen hatte. Wie lange war das jetzt her – drei, vier Jahre?

Joey arbeitete damals schon als Barkeeper, als sie ihm ihren Freund vorstellte. Sie seufzte. Jack Logan, ein Draufgänger und Charmeur, war groß blond, blauäugig und sah einfach umwerfend aus. Sie war hin und weg, war vor Liebe blind auf beiden Augen und sie erinnerte sich noch gut daran, wie ihr Joey die Leviten gelesen hatte.
 

Dabei war er anwesend, als Logan sie ansprach. Sie hatte ihren Bruder in dem Club besucht, in dem er als Barkeeper arbeitete.

Sie wusste, dass er seinen Job liebte, er war gerne mit Leuten zusammen, das lag ganz auf seiner Linie. Hin und wieder zogen er und sein Kollege eine richtige Show hinter dem Tresen ab, die ihnen viel begeistertes Publikum einbrachte.

Dort lernte sie also Jack Logan kennen, sie erlag schnell dessen Charme. Kein Wunder so unerfahren wie sie war, natürlich fühlte sie sich geschmeichelt, von so einem tollen Typen beachtet zu werden. Sie war im siebten Himmel und die warnenden Worte Joeys erreichten sie nicht. Heute musste sie zugeben, dass er die bessere Menschenkenntnis hatte, das brachte auch sein Beruf mit sich.

Ihr Bruder fing an Nachforschungen über Logan anzustellen, er beobachtete ihn sogar in seiner freien Zeit. Hartnäckig setzte er sich auf die Spur des Blauäugigen, machte Fotos, wo immer es ihm wichtig erschien. Unauffällig versuchte er, in Gesprächen mit Logan mehr über diesen Mann in Erfahrung zu bringen. Aber der war nicht dumm, er merkte, das Joey ihm folgte und Nachforschungen über ihn anstellte und machte ein Spiel daraus.

Eines Tages sprach er ihn direkt an. „Sag mal Wheeler, warum spionierst du mir hinterher?“

„Ich will nur sichergehen, das du meiner Schwester nicht weh tust.“, antwortete er zurückhaltend. Das konnte brenzlig werden, er wollte ihm nicht offen sagen, dass er ihm misstraute. „Aus Bruderliebe.....so...so. Ich dachte schon du suchst ein Abenteuer.“ Irgendwie fand Logan den jungen Mann faszinierend, seine Hartnäckigkeit beeindruckte ihn. „Hättest du eines zu bieten?“, fragte Joey. Da bot sich Joey gerade eine große Chance mehr zu erfahren und die wollte er nutzen. Nachdenklich sah Logan ihn an. „Fährst du gern schnelle Autos?“ „Würde ich gern, kann sie mir aber nicht leisten. Wie du wohl mitbekommen haben dürftest.“ „Nimm dir am Wochenende nichts vor, ich hole dich ab.“ Joey erklärte sich einverstanden. Was ihn da wohl erwarten würde? Nach diesem Wochenende, hing Joey viel mit Logan zusammen, sehr zur Verwunderung Serenitys. Was war geschehen, das ihr Bruder sein ganzes Misstrauen über Bord geworfen hatte?
 

Was in dieser Zeit alles genau geschehen war, wusste sie nicht, ihr Bruder hatte es ihr nie erzählt. Das ganze gipfelte darin, das die Polizei, mit Joeys Hilfe, einen Autoschieberring hochnehmen konnte und ihr Freund, Jack Logan, war der Boss. Dieser konnte erst nach einer langen, wilden Verfolgungsjagd von Joey gestellt werden und mit den Worten: „Ich hab dir doch gesagt, ich passe auf meine Schwester auf!“, übergab er ihn der Polizei.

Die ganze Sache hatte ihm Spaß gemacht, Dinge herauszufinden und alle Puzzelteile zusammenzusetzen. Nach reiflicher Überlegung stand sein Entschluss fest, er wollte Privatdetektiv werden, und so besorgte er sich seine Lizenz. Seinen Job als Barkeeper behielt er, ein festes Einkommen musste er haben, der andere Job lief langsam an.

Bald danach hatte ihr Bruder sich einen guten Ruf erarbeitet, auch die Tatsache, das er ohne Bezahlung einen Auftrag übernahm, machte ihn für weniger gut Betuchte interessant. Er forderte dann lediglich einen Gefallen, den er irgendwann einfordern würde und diesen mussten sie dann erfüllen.

Vor einem Jahr sind sie wieder nach Domino City zurückgekehrt. Joeys Chef hatte hier einen neuen Club eröffnet, das war für ihn die Gelegenheit seinen Wunsch nach Domino zurückzukehren, in die Tat umzusetzen. Wegen seines guten Rufes als Privatdetektiv, hatte er hier auch bald gut zu Tun, trotzdem behielt er seinen ersten Job.

Vor ein paar Wochen war ein merkwürdiger Mann hier gewesen, er war im Namen seines Bosses hier, verriet aber nicht dessen Namen. Ihr Bruder sollte einen Gegenstand ausfindig machen, einen Ring, um genau zu sein. Joey sollte herausfinden, wer diesen Ring besitzt und die Adresse an ihn weitergeben, ihr Bruder war ein bisschen misstrauisch und neugierig zugleich, deshalb nahm er den Job nach kurzem Zögern an.
 

Als sie nun das Büro ihres Bruders betrat, traf sie ihn sehr nachdenklich an, das war doch sonst nicht seine Art. „Was ist los?“, fragte sie ihn. Obwohl er immer noch ihre Freunde durchleuchtete, hatte sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Nicht umsonst kümmerte sie sich um den ganzen Papierkram, er hatte dafür keinen Sinn. „Ich habe Seto wieder gesehen.“, sagte er leise. „Das ist ja toll, er hat sich doch sicher auch gefreut?“ Eine Mischung aus Trauer und Verwunderung stand in seinen Augen, als er den Kopf schüttelte. „Nein.....hat er nicht, es sah sogar fast danach aus, als würde er mich hassen.“ Betroffen sah sie ihn an. „Da irrst du dich bestimmt. Wo hast du ihn den gesehen?“ „Das ist auch merkwürdig. Du weißt doch noch, von dem Ring den ich suchen sollte? Ich war heute zufällig in der Gegend. In dem Haus ist eingebrochen worden, soweit ich erfahren konnte, ist nur ein Ring verschwunden. Seto war auch dort, er scheint in dem Fall zu ermitteln.“

Unter Verdacht

Es war Sonntag und Seto ging dann gerne in den Park. Früher war er oft mit Mokuba hier gewesen und hatte sich auch manchmal mit Joey hier getroffen.

Joseph Wheeler, mit dem hatte er überhaupt nicht gerechnet, lange hatte er nicht mehr an ihn gedacht, bis zu jenem Morgen, als er ihn wieder sah. Die kurze Freude ihn wieder zu sehen, wurde augenblicklich von seinem Zorn überschattet, ja er war immer noch wütend auf ihn und das nach all den Jahren. Diesen Verrat an ihm, konnte er dem Blonden nicht verzeihen.

Trotzdem war ihm aufgefallen, wie gut er aussah und er hatte immer noch den gleichen warmen Ausdruck in seinen Augen.
 

Ein weinendes Kind erregte seine Aufmerksamkeit, ein etwa zehnjähriger Junge, stand weinend vor einem großen Busch. „Warum weinst du?“, fragte er den Jungen. Der warme Klang der Stimme ließ die Tränen versiegen, schluchzend sah der Kleine in die blauen Augen, des Mannes, der ihn angesprochen hatte. Freundlich sahen diese ihn an. „Mein Luftballon hängt da oben .... ich komme nicht ran. Er ist mir doch weggeflogen.“ „Na, mal sehen ob ich dir helfen kann.“ Seto reckte sich nach dem Ballon und erwischte ihn und drehte sich wieder zu dem Jungen. „Hier ist dein Ballon, aber halte ihn diesmal gut fest.“ Eifrig nickte der Junge. „Danke...“, sagte er artig „...du bist echt nett.“ Schon lief er davon, lächelnd sah Kaiba hinter ihm her. Als er seinen Weg fortsetzen wollte, fiel sein Blick auf den Blonden, der stand in einiger Entfernung an einen Baum gelehnt und beobachtete ihn. Sofort kehrte die gewohnte Kälte in seinen Blick zurück, sekundenlang starrten sie sich an, dann ging Kaiba in die Entgegengesetzte Richtung davon.
 

~~~

Joey konnte nicht glauben was geschehen war. Da traf er nach Jahren Seto Kaiba wieder, seinen besten Freund aus Grundschulzeiten, und der hatte nichts Besseres zu tun, als ihn mit kalten Augen zu mustern und zu behaupten ihn nicht zu kennen. Serenity versuchte ihm zwar gut zu zureden, aber das blöde Gefühl verschwand einfach nicht.

Sonntags ging er immer wieder gerne in den Park und so war er auch einige Tage später wieder im Park zu finden. Er schaute gerne den Kindern beim Spielen zu, er würde wohl selbst keine Kinder sein eigen nennen können. Immerhin war er schwul, und Onkel zu werden stand auch noch nicht so schnell an. Lächelnd beobachtete er einen Jungen, wie er geduldig seiner Mutter einen dieser Ballons abbettelte, und hinterher glücklich durch den Park tollte und ihn immer wieder fliegen ließ um ihn dann wieder einzufangen. Doch auf einmal erfasste eine kleine Böe den Ballon und trieb ihn in einen Busch, zu hoch, für den Jungen noch selbst herankommen zu können.
 

Er überlegte, ob er dem Kleinen zu Hilfe kommen sollte, als Seto Kaiba um die Ecke bog und sich zu dem weinenden Jungen herabbeugte. Interessiert schaute er ihm zu, wie er einfühlsam mit dem Kind umging – ja, das war der Seto Kaiba, den er als Kind hatte kennen lernen dürfen, und mit dem er sich ewige Freundschaft geschworen hatte. Als der Junge seinen Ballon wieder hatte, setzte Seto seinen Weg fort und kreuzte seinen Blick. Sofort kehrte eine eisige Kälte in seinen Blick, sie starrten sich sekundenlang an, bevor Seto sich abwandte und in die Entgegengesetzte Richtung davon ging. Joey seufzte auf. Was war nur geschehen? Er hatte seine Lust am beobachten der Kinder verloren und machte sich ebenfalls auf den Weg nach Hause.
 

~~~
 

Am nächsten Tag im Präsidium kam Tanaka aufgeregt auf Kaiba zu. „Stell dir vor, ich habe was sehr Interessantes herausgefunden.“ Abwartend sah der Blauäugige ihn an. „Erzählst du es mir oder muss ich raten?“, fragte er schließlich knurrig. Sein Kollege zog kurz die Augenbrauen zusammen, Kaiba hatte mal wieder schlechte Laune. „Du erinnerst dich doch an den Typen, der behauptet hatte dich zu kennen?“ „Und, was ist mit dem?“ „Der ist in die Sache verwickelt. Der Typ heißt Joseph Wheeler, ist Privatdetektiv und Barkeeper, hm, komische Berufszusammenstellung. Na ja, jedenfalls, dieser Wheeler hatte sich im Vorfeld für diesen Ring interessiert.
 

Tja und nun ist der Ring verschwunden, vielleicht weiß er ja was, ich lass ihn gerade ins Präsidium bringen.“ Setos Laune wurde noch schlechter. Seit er ihn wieder gesehen hatte, befanden sich seine Gefühle in Aufruhr, dann auch noch die Begegnung gestern im Park. Und heute sollte er mit ihm reden? Da hatte er gar keine Lust zu. „Du führst die Befragung durch, ich hör nur zu.“, sagte er bestimmt. Rafu nahm sich ein Herz und fragte ihn. „Du magst den Kerl nicht, oder? Okay, dann führ ich diesmal die Befragung durch, aber du kennst ihn, nicht wahr? Deine Reaktion auf ihn neulich, war mehr als deutlich.“ Finster blickte Seto auf seinen Kollegen. „Das war in einem anderen Leben.“ gab er zur Antwort.
 

Eine Stunde später kam ein Beamter zu Kaiba und Tanaka und meldete, dass die gewünschte Person im Verhörzimmer saß. Sie betraten das Zimmer, Tanaka nahm Joey gegenüber Platz, Kaiba lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, neben der Tür. Weiter würde er sich dem Blonden nicht nähern, reden wollte er schon gar nicht mit ihm. Mit kühlem Blick musterte er, seinen ehemaligen Freund. Er fragte sich, wieso ihm dieser jetzt ständig über den Weg lief.

Jetzt würde er sicher Antworten bekommen.
 

~~~

Joey saß gerade in seinem Büro und ging die Überweisungen durch, die ihm Serenity zum unterschreiben hingelegt hatte, bevor sie einkaufen ging, als es an der Tür klingelte. Dankbar für die Unterbrechung und neugierig auf den Besucher öffnete er die Tür. Ein junger Polizist stand davor. „Sind sie Joey Wheeler?“, wurde er befragt. „Ja, in voller Größe.“, antwortete er. „Und womit kann ich dienen?“, erkundigte er sich sogleich. Der junge Polizist zeigte seine Dienstmarke und forderte ihn unmissverständlich auf ihn zum Revier zur Beantwortung einiger Fragen zu folgen. „Einen kleine Augenblick noch“, bat er höflich, „ich hinterlasse meiner Sekretärin nur noch kurz eine Notiz.“
 

Joey begleitete den Polizisten ohne eine weitere Frage zu stellen, er hatte gelernt, dass er doch keine Antwort bekam. Diese würde er frühestens auf dem Polizeirevier erhalten, wenn überhaupt, aber er konnte es sich in seinem Beruf nicht leisten Probleme mit der Polizei zu haben. Als er aber direkt in das Verhörzimmer geführt wurde, musste er allerdings doch einmal schlucken. Normalerweise fanden Befragungen in einem Büro statt. Nach einer Weile des Wartens kamen Seto Kaiba und ein Kriminalbeamter in das Zimmer. Seto stellte sich neben die Tür, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, verschränkte seine Arme und Joey wurde mit einem äußerst kühlen Blick von ihm gemustert. Joey versuchte Setos Blick freundlich zu erwidern, was ihm aber wegen der Kühle in Setos Blick nicht so ganz gelingen wollte. Sein Begleiter, welcher sich Joey als Tanaka vorgestellt hatte, setzte sich zu Joey an den Tisch, und begann mit der Befragung. Joey war überrascht, und auch wieder nicht.
 

„Für das Protokoll: Nennen sie ihren vollständigen Namen."

„Mein Name ist Josef Wheeler.“

„Was sind sie von Beruf? Das geht hier aus der Akte nicht eindeutig hervor.“

„Ich bin von Beruf Barkeeper, und besitze außerdem eine Lizenz als Privatdetektiv.“

„Haben sie die Lizenz dabei?“

„Ja, habe ich. Wenn sie in meine linke Innentasche greifen, dann finden sie meine Ausweise in einem Lederetui.“

Joey war vorsichtig geworden... er holte seine Sachen lieber nicht mehr selbst aus seiner Jacke.

„Nehmen sie sie vorsichtig heraus und geben sie sie mir dann.“, forderte Tanaka Joey auf.

Mit kühlem Blick verfolgte Seto Kaiba das Verhör.

Joey kam der Aufforderung nach, holte seine Ausweise heraus und gab dem Beamten das Gewünschte.

Tanaka warf einen kurzen Blick darauf und stellte die nächste Frage. „Sie wohnen noch nicht lange in Domino City?“

„Nein, ich bin erst vor einem Jahr wieder nach Domino City gezogen.", gab Joey freundlich Auskunft.
 

Jetzt kam Tanaka zum Kernpunkt seiner Befragung. „Was haben sie mit diesem Ring zu tun?" Er nahm ein Foto des Ringes aus seiner Akte und legte es Wheeler vor.

Joey zuckte kurz zusammen. Das war doch der Ring nach dem er Nachforschungen anstellen sollte. Der Auftragsgeber hatte gut bezahlt.

„Erkennen Sie den Ring?"

„Ich sollte nach ihm Erkundigungen einholen. Mein Auftraggeber wollte etwas über seinen Verbleib wissen."

„Ist es nicht eher so, das SIE den Ring gestohlen haben?" Tanaka erhob sich stützte sich auf den Tisch und sah sein Gegenüber finster an

Joey schluckte. Wurde er etwa des Diebstahls beschuldigt? Das kann nicht sein, er hatte den Ring noch gar nicht zu Gesicht bekommen. An dem Tag, an dem er Seto nach langen Jahren wieder getroffen hatte, hatte er doch gerade erst herausgefunden, wo sich der Ring überhaupt befand.

„Nein, ich habe den Ring nicht gestohlen." Joey versuchte ruhig zu bleiben. Sonst hatte er gleich verloren.
 

Das glaubte ihm Seto sogar, schwieg aber weiterhin.

„Das soll ich ihnen glauben?", bohrte Tanaka nach. „Wer ist ihr Auftraggeber?"

Joey schwitzte. Das war ja schlimmer als befürchtet. Also hatte ihn seine Ahnung nicht betrogen, als er ins Verhörzimmer geführt wurde. „Den kann ich ihnen leider nicht nennen, Schweigepflicht, sie verstehen?"
 

„Das reicht...“, unterbrach ihn Kaiba kühl, ebenso sah er den Blonden an, „...lass dir nicht einfallen die Stadt zu verlassen.“ Schon war er zur Tür hinaus, sein Kollege folgte ihm, etwas verwundert. In ihrem Büro fragte er Seto Kaiba. „Was sollte das. Er ist der Täter.“ „Nein, er hat es nicht getan.“ „Und wenn er jetzt abtaucht? Was dann?“ „Das wird er schon nicht, den Gefallen wird er mir nicht tun.“, antwortete Seto eisig.

Joey war verwirrt. Durfte er jetzt etwa gehen? Kaiba klang fast so, aber er wollte lieber noch ein Weilchen warten, immerhin hatte man ihm nicht direkt gesagt dass er gehen könne. Aber wenn Kaiba mit dem Fall zu tun hatte, dann würden sie sich sicher immer wieder über den weg laufen, und mit dieser Laune, die er an den Tag legte, standen ihm ja rosige Zeiten bevor.
 

Tanaka ging noch mal in das Verhörzimmer. „Sie haben meinen Kollegen gehört, sie dürfen gehen. Verlassen sie aber nicht die Stadt. Wenn wir weitere Fragen haben, lassen wir sie es wissen. Guten Tag." Er verließ das Zimmer wieder und ein junger Beamter betrat den Raum um Joey hinauszubegleiten.

Was sollte das jetzt eigentlich? Joey blickte nicht mehr hindurch, nur eines wusste er jetzt bestimmt. Der Ring war gestohlen worden, und befand sich nicht mehr in dessen Besitz, den er ermittelt hatte. Nun musste er seinem Auftragsgeber sagen, dass der Ring sich an unbekanntem Ort befand. Wenn er weiter nachforschen sollte, dann müsste er neu bezahlen. Doch etwas kam ihm merkwürdig vor: Er hatte herausgefunden, dass sich der Ring seit Jahrhunderten im Besitz dieser Familie befand, und nun interessierten sich offensichtlich gleich zwei Parteien dafür. Aber wenn er weiter forschen sollte, dann würde sein Preis diesmal doppelt so hoch sein, denn er würde ständig in die Ermittlungen der Polizei platzen.
 

~~~
 

Endlich hatte er Zeit sich mit dem Ziel seiner Begierde auseinander zusetzen, neugierig drehte er den Ring zwischen seinen Fingern hin und her. Was an diesem so besonders sein sollte, konnte er nicht erkennen, es war ein schlichter Silberreif mit je einem Rubin und Saphir, sonst nichts. Keine Gravur, nichts, er hatte ein normales Gewicht, fühlte sich auch sonst normal an, er legte ihn erst mal

wieder in den Safe. Wie gut, dass er diesen Privatdetektiv beauftragt hatte, so führte keine Spur zu ihm selbst. Er war stolz auf sich, dieser Einbruch war eine Glanzleistung, da würde ihm so schnell keiner auf die Schliche kommen.
 

~~~
 

Joey verließ nachdenklich das Polizeirevier. Es war noch zeitig, einen neuen Auftrag hatte er noch nicht und seine Schicht im Blue Eyes fing erst in 6 Stunden an. Er hatte jetzt keinen Nerv dazu, in sein Büro zu gehen, und die angefangene Arbeit wieder aufzunehmen. Er zückte sein Handy, wählte kurz Serenitys Nummer und meldete sich für den restlichen Tag ab. Er würde die Überweisungen am nächsten Tag unterschreiben, und wenn Serenity ihn suchte, er hatte sein Handy, und die Schicht begann um 22.00 Uhr. Das Verhalten von Seto ließ ihm keine Ruhe, und so suchte er sich einen ruhigen Ort und wartete einfach mal ab. Irgendwann würde sein Dienst zu Ende sein, und dann wollte er ihn fragen, warum er so abweisend zu ihm sei.

Aber er hatte kein Glück, kaum dass Seto Kaiba zur Tür herauskam, fuhr auch schon ein Wagen vor, und er stieg ein. Doch sein Glück hatte ihn nicht ganz verlassen, denn soeben hielt ein Taxi vor ihm, und er bat den Fahrer dem Fahrzeug, in dem Kaiba saß zu folgen. Sie fuhren bis zu einem kleinen unscheinbaren Dojo in dem Seto verschwand. Joey schaute auf die Uhr, bezahlte den Fahrer und bat ihn, ihn um 21:30 Uhr hier wieder abzuholen.
 

~~~
 

Am Abend ging der Blauäugige zu Meister Fudo, die Sache mit Wheeler hatte ihn aufgewühlt, ein hartes Training würde seine Gedanken schon wieder ordnen. „Grünschnabel, was machst du hier?“ „Meister Fudo, ich würde gern mit euch trainieren.“, bat er respektvoll, er hatte diesem Mann viel zu verdanken.

Damals, als er nur noch wütend war, lernte er ihn zufällig kennen, irgendwie mochte er den alten, schmächtigen Mann.
 

Seine violetten Augen, strahlten Güte und Weisheit aus, ein dünner langer Schnurrbart aus weißem Haar zierte sein Gesicht, ansonsten hatte er keine mehr auf dem Kopf. Fudo nahm den Jungen unter seine Fittiche, dessen Vater war einverstanden, da er mit seinem Sohn nicht mehr fertig wurde. Er dachte sich, dass das harte Kampfsporttraining, seinen Sohn wieder disziplinieren würde.

Seine Rechnung ging nicht auf, sicher, Seto lernte seine Wut zu beherrschen und sie im Kampf zu nutzen. Nur dadurch konnte er sich voll und ganz auf seine Ausbildung konzentrieren und sobald es ging, zog er aus seinem Elternhaus aus und brach jeglichen Kontakt ab.

Der alte Mann wurde eine Art Vaterersatz für ihn, es störte ihn auch nicht im geringsten, das dieser ihn immer noch Grünschnabel nannte. Regelmäßig trainierte er mit ihm und solange es ihm nicht gelang seinen Meister zu besiegen, solange würde er der Grünschnabel bleiben.
 

Heute wollte er wieder mit ihm trainieren, es half ihm einen klaren Kopf zu bekommen und Meister Fudo entsprach der Bitte seines Schülers. Nicht mehr lange und dieser beherrschte alles, dann war seine Rolle als Meister beendet. Die letzte Übung würde für seinen Schüler auch die Schwerste werden, denn bei dieser musste er sich auch mit sich selbst auseinander setzen und das fiel ihm nicht leicht. Nach ein paar Aufwärmübungen sagte er: „Wir gehen auf das Dach, Grünschnabel, dort machen wir weiter.“ Seto folgte ihm, auf dem Dach hatte er auch schon oft trainiert. „Du bist jetzt bereit für die letzte und schwerste Übung, beherrscht du sie, kann ich dir nichts mehr beibringen.“ Sie knieten sich hin und legten ihre Katanas vor sich auf den Boden.
 

„Befreie deinen Geist, halte keine Gedanken fest, lass sie kommen und gehen. Finde die Ruhe tief in dir.“ Kaiba richtete sich nach den Worten, er hatte es schon oft gemacht. Doch diesmal war es etwas anders und als er es merkte, war es schon zu spät. Zornig funkelten blaue Augen den Alten Mann an.

„Es wird Zeit, das du deine Fähigkeit trainierst“, sagte der Ältere und duldete keinen Widerspruch, „sonst nützt sie dir nichts, also übe. Ich erwarte dich in zwei Stunden zurück.“ Mit diesen Worten verließ er das Dach.
 

Er wollte auf die andere Straßenseite, ihm war ein blonder Mann auf der anderen Straßenseite aufgefallen, der seinen Dojo zu beobachten schien. Er ging zur Hintertür hinaus und auf einem kleinen Umweg erschien er direkt hinter dem jungen Mann.

„Nun, junger Mann, was gibt es denn so an meinem Dojo zu bewundern?", erkundigte er sich lächelnd bei dem Blonden. Joey zuckte überrascht zusammen, er hatte den alten Mann nicht kommen hören. „Ich warte eigentlich nur auf jemanden, das bewundern ist nur ein zufälliger Zeitvertreib.“, antwortete Joey, nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte. „Aber sie haben ein wunderschönes Dach... und sehr schöne Blumen.“, fügte er wohlgefällig hinzu.
 

„So, so, habe ich das? Wie gut das du es mir gesagt hast.“ Meister Fudo tat erstaunt. „ Dieser jemand auf den du wartest, hat nicht zufällig saphirblaue Augen und braune Haare?“ „Ähm... ja!“ Joey war überrascht. „Sie kennen nicht jemanden auf den diese Beschreibung zu trifft?

Fudo grinste, der Köder war gelegt. „Zufällig schon, er trainiert bei mir, seit einigen Jahren. Er hat eine schwere Zeit hinter sich, die ist nicht ohne Spuren an ihm vorübergegangen.“ Joey nickte. „Und das Training hat ihm gut getan, nehme ich an?“ Joey musterte den alten Mann, er schien nett zu sein und sehr weise. „Es hat ihm geholfen seine Wut zu zügeln, aber nicht sie zu besiegen, Schmerz und Zorn sitzen zu tief. Jemand muss seine Gefühle zutiefst verletzt haben. Und als dann auch noch die Sache mit seinem Bruder passierte, ließ er niemanden mehr an sich heran.“ „Was ist mit seinem Bruder passiert?“, erkundigte sich Joey mitfühlend. „Und wer hat seine Gefühle so verletzt?“
 

Fudo lächelte. „Das musst du schon selbst herausfinden. Wer auch immer den warmherzigen Mann, hinter dieser kalten Mauer, erreichen will, muss viel Geduld haben. Es dürfte demjenigen nicht leicht fallen…“ Der Alte warf einen kurzen Blick zu seinem Haus, dann wieder auf den jungen Mann… „Du kennst nicht zufällig so jemanden?“ Er schaute Joey mit hintergründigen Augen an.

„Geduld? Die habe ich, ausreichend, ich kann warten... stundenlang... monatelang..." dabei dachte er an die Zeit, als er auf einen Brief von Seto gewartet hatte "...und ja, ich möchte ihn erreichen, hinter seine Mauer dringen.“, antwortete Joey Meister Fudo. „Doch, wie heißen sie, verehrter Meister?“ So wie er sich verhielt, musste er ein Meister sein.
 

„Ich bin Fudo – Meister Fudo – Grünschnabel, ein Meister, der über die Himmelskinder wacht… ich muss nun zurück... mein Schützling wartet.“

„Gern geschehen, Meister Fudo,“ Joey verbeugte sich höflich. „Dieser Grünschnabel hat auch einen Namen: Wheeler, Joey Wheeler... und seines Zeichens ehemaliger bester Freund dieses Mannes mit saphirblauen Augen. Nun, wenn sie zurück müssen, will ich sie nicht aufhalten...“ Im selben Augenblick bog ein Taxi um die Ecke. „Aber ich muss nun auch gehen.“, verabschiedete sich Joey und stieg in das Taxi ein. Lächelnd schaute er dem Taxi hinterher und kehrte zufrieden in sein Dojo zurück. Der Köder war gelegt – der Fisch hatte angebissen. Nun galt es sich wieder seinem äußerst aufgebrachten Schüler zu widmen. Er war ja mal gespannt, ob er seine Wut in die Energie umgesetzt hatte, die er so dringend für das Training seiner Fähigkeit benötigte.
 

Joey fuhr unterdessen mit dem Taxi nach Domino City zurück. Er hatte heute mehr erfahren, als er erwartet hatte, doch schlauer war er deshalb immer noch nicht. Er wusste zwar nun, dass Seto von jemandem verletzt worden war, doch weshalb sein einstiger bester Freund nun nicht einmal mehr mit ihm redete, war ihm ein Rätsel. Sicher, er hatte seinen Vater, der von Freundschaften und so nicht viel hielt, doch das hatte sie nicht davon abgehalten Freunde zu werden. Seto konnte zwar ziemlich verachtend auf Menschen herunterschauen, aber einen solchen Hass hatte er noch nie in seinen Augen gesehen, auch nicht wenn er von seinem Vater sprach. Und was war das mit seinem Bruder? Das musste er auch herausfinden.
 

Joeys Neugierde war entfacht. Wie gut, dass er im Augenblick keinen weiteren Klienten hatte, so konnte er seine ganze Energie in den Fall Seto Kaiba stecken.

Das Taxi hielt. Joey bezahlte den Fahrer großzügig, da er ihn wie bestellt um 21.30 Uhr dort draußen vor dem kleinen Dojo wieder abgeholt hatte. Er stieg aus dem Taxi aus, und betrat nachdenklich das Blue Eyes.

Abschied und Träume

Joey trat an seinen Spind und zog sich um. Zwei Arme umschlagen ihn von hinten und ein Kuss wurde auf seinen Hals gehaucht. „Warum so nachdenklich, Kleiner?“, wollte Mahou von seinem Geliebten wissen. „Ach, ich weiß nicht.... ich hab neulich doch einen alten Freund wieder getroffen, aber aus irgendeinem Grund geht er mir aus dem Weg, fast scheint es so, als würde er mich hassen.“ Joey drehte sich um und schaute seinem Freund in die grünen Augen. Den Schmerz, den diese Worte in ihm ausgelöst hatten, konnte er nicht ganz verbergen. „Wenn er nichts von dir wissen, will, dann vergiss ihn doch einfach und verschwende keinen weiteren Gedanken mehr an ihn.“ „Ja, aber...“ Mahou verschloss Joeys Mund mit einem Kuss. „Komm heut Abend mit zu mir,“, raunte er in Joeys Ohr, „ich wart auf dich.“ „Ja.“, antwortete Joey heiser und Leidenschaft stand in seinen Augen geschrieben.
 

Joey stand hinter der Bar und zelebrierte mit seinem Kollegen immer wieder neue Cocktails. Hinter der Theke war er stets wie ausgewechselt. Er liebte es mit den Kunden zu flirten, während er ihre Cocktails zubereitete, und an Tagen, an denen es besonders hoch herging, da wirkte ihr Tun hinter der Theke wie eine einstudierte Show. Das Publikum liebte ihre Shows, und deswegen war das Blue Eyes besonders am Wochenende immer gut voll. Mahou betrachtete sich das Treiben von einem Tisch aus und schmunzelte. Joey wirkte hinter der Theke stets wie auf Drogen, und im übertragenen Sinne war er das ja auch, seine Drogen waren der Job hinter der Theke und die Menschen davor – Adrenalin pur. Je voller der Laden, um so besser fühlte sich Joey. Und umso heißer war hinterher der Sex.
 

Heute blieb er im Blue Eyes, sein Kleiner war ein wenig durcheinander, und das konnte er auch aus dieser Entfernung sehen. Doch nach einer Stunde war davon nichts mehr zu sehen, und Mahou entspannte sich etwas. Nein, es wäre nicht gut, wenn Joey aus der Spur lief. Er hatte eine Mission zu erfüllen, auch wenn er jetzt noch nichts davon wusste. Er liebte den Kleinen, und dieser ihn, aber er wusste, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis ein anderer seinen Platz einnehmen würde. Dies war auch absolut notwendig, denn davon hing Erfolg und Misserfolg ab. Und es war gut, dass er das Medaillon so liebte, das er ihm zu seinem 18. Geburtstag geschenkt hatte. Joey war davon total begeistert, denn es zeigte zwei Drachen, die Seite an Seite flogen. Der eine Drache trug zwei Rubine und der andere Drache zwei Saphire als Augen und auf der Rückseite war eine Inschrift eingraviert.

Als das Blue Eyes seine Tore schloss, wartete er, wie so oft, am Hinterausgang auf Joey. Gemeinsam fuhren sie zu Mahou, sie waren öfter bei ihm, als bei Joey. Aber es war ihnen lieber so, Serenity sagte zwar nichts dazu, aber es war doch schöner wenn man ungehemmt so laut sein konnte, wie man wollte.
 

Joey begrüßte seinen Freund mit einem heißen Kuss, als er endlich zur Hintertür heraus kam. Er war heute mal wieder so richtig aufgeputscht, und sprühte nur so von Energie. Mahou lächelte, das versprach eine ziemlich erfüllende Nacht zu werden. Joey war ungeduldig, er brauchte ein Ventil um seine aufgestaute Energie loszuwerden. Mehr als einmal starteten sie Runde eins schon im Auto. Aber Mahou bremste ihn heute aus, heute war es besser erst zu Hause zu beginnen. Der Weg vom Auto bis zur Haustüre zog sich, immer wieder blieben sich stehen und küssten sich heftig, heizten ihre Leidenschaft immer mehr auf. Kaum, dass die Türe hinter ihnen ins Schloss gefallen war, fanden auch schon die ersten Kleidungsstücke ihren Weg auf den Boden. Joey war wie ein Pulverfass, die Lunte brannte schon lange, und es dauerte nicht mehr lange, dann würde er explodieren.
 

Sie schafften es tatsächlich noch, das Schlafzimmer zu erreichen, als sich Joey nicht mehr zurückhalten konnte. Ein fahriger Griff in die Nachtischschublade und er holte Kondom und Gleitgel heraus. Er zog sich schnell das Kondom über, drehte Mahou auf den Bauch, bereitete ihn kurz vor und versenkte sich langsam und zitternd in ihm. Er wartete einen kurzen Augenblick, bis Mahou ihm signalisierte, dass er loslegen konnte. Er liebte ihn ziemlich heftig, nach einem Abend im Blue-Eyes brauchte er das, um sich abzureagieren und wieder auf ein normales Level zu kommen. Mahou hatte zum Glück keine Schwierigkeiten damit, dass sie sich immer zuerst so heftig liebten, aber für die zärtliche Variante war er einfach zu aufgekratzt und zu ungeduldig. Nach einer kleinen Verschnaufpause, die Joey brauchte um wieder zu Atem zu kommen, war dann Mahou an der Reihe. Nun hatten sie Zeit, um sich zärtlich zu küssen und zu streicheln. Zeit für ein langsames, liebevolles Vorspiel. Aber es gab auch Tage, so wie heute, da brauchte Joey noch eine zweite – schnelle – Runde, bevor er bereit für ein zärtliches Vorspiel war.
 

Heute nahm sich Mahou sehr viel Zeit. Es sollte etwas Besonderes für Joey werden, sein Abschiedsgeschenk. Aber das würde er ihm erst später sagen. Nachdem Joey sich ausgetobt hatte, wollte Mahou ihn so richtig verwöhnen. Er küsste ihn zärtlich auf beide Augen, streichelte seinen Kopf und fuhr zärtlich mit seinen Lippen alle Konturen nach. An den Ohrläppchen verweilte er ein wenig länger, er wusste, dass Joey dort besonders empfindlich war. Und wie erwartet stöhnte Joey auch gleich seufzend auf, eine wohlige Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper. Mahou liebte es Joeys Leidenschaft ganz langsam aufzubauen und ihn zu lieben. Er konnte warten, hatte alle Zeit der Welt – er brauchte keinen schnellen Sex mehr, doch er gab ihn Joey, wenn er ihn brauchte.

Von den Ohrläppchen wanderte er zu Joeys nächster empfindlicher Zone. An den Schlüsselbeinen konnte man immer so schön knabbern. Joey stöhnte wohlig unter Mahous sanfter Folter auf. Die Brustwarzen waren schon längst erhärtet, und Mahou nahm sie mit seinen Fingern als Gefangene.
 

Joey genoss es, so von Mahou verwöhnt zu werden. Er brauchte den Sex, um sich auszutoben, aber geliebt fühlte er sich erst durch Mahous sanften Sex. Es erfüllte ihn aufs tiefste, wenn Mahou so langsam bei ihm vorging, und zeigte ihm wie schön Sex eigentlich war. Sein ganzer Körper war mit sehnsüchtigem Verlangen erfüllt, Und es würde noch weiter anwachsen, er kannte Mahou, er machte nie halbe Sachen.

Mahous Lippen lösten seine Finger an den Brustwarzen ab und die Finger wanderten hinunter zu seinem Bauch, um dort kleine Kreise auf demselbigen zu malen. Der kleine Joey reckte sich schon wieder in erwartungsvoller Vorfreude, doch er wurde enttäuscht – Mahou ignorierte ihn vollkommen. Joey begann sich zu winden, das Saugen an seinen Brustwarzen und das ziehen in seinem Penis brachten ihn fast um den Verstand. Er versuchte sich Mahous Fingern entgegen zu strecken, damit er berührt von ihm wurde, doch Mahou grinste nur, und entzog sich der Berührung. Stattdessen ließ er seine Finger an Joeys Beinen auf und ab spazieren, ganz besonders gerne an den Innenseiten, ohne die empfindlichen Teile auch nur zu streifen.
 

„Aaah, Mahou, bitte, ich kann nicht mehr... bitte fass ihn endlich an...“, bettelte Joey. Und wieder versuchte er sich Mahous Händen entgegen zu drängen. „Wenn du nicht liegen bleibst, kannst du es dir gleich selbst tun.“, drohte Mahou scherzhaft. Joey wusste, dass Mahou ernst machen würde. Sofort versuchte er still liegen zu bleiben,...aber das war gar nicht so einfach, so aufgeheizt wie er schon wieder war. Mahou ließ Joey immer noch zappeln. Aber jetzt kam Stufe zwei – er streifte wie scheinbar zufällig Joeys immer härter werdende Erektion. Joey stöhnte gequält auf. Mahou war ja so fies... aber auch gut, er konnte ihn die Sterne sehen lassen, dafür war er bereit, diese Folter zu ertragen.
 

Eine Viertelstunde und zahlreiche Betteleinheiten später hatte Mahou ein Einsehen und erlöste Joey langsam von seiner Qual. Er näherte sich dem kleinen, schmerzhaft pochenden, Joey und umschloss ihn zärtlich mit seinen Lippen. Joey stöhnte tief auf... er hatte es sooo ersehnt. Mahou saugte langsam an Joeys Erektion, leckte mit seiner Zunge über die zarte Eichel und erfreute sich an Joeys lautem Stöhnen. Er saugte und leckte, immer im Wechsel, und in der Zwischenzeit suchten seine Finger nach Joeys Eingang. Er kreiste erst ganz sacht um den Eingang, bevor er kurz von Joey ablassen musste, um sich das Gleitgel zu holen. Joey seufzte enttäuscht auf, als er auf einmal so verwaist auf dem Bett liegen blieb, doch als er das Geräusch der Nachttischschublade hörte, war er zufrieden. Mahou würde nun endlich zur Sache kommen, und ein erwartungsvolles Kribbeln machte sich in ihm breit.
 

Nachdem Mahou sich etwas Gleitgel auf die Finger getan hatte, nahm er seinen Platz wieder ein, er schloss seine Lippen um Joeys Penis und seine Finger suchten Joeys Eingang. Wie überall, nahm sich Mahou auch hier Zeit Joey vorzubereiten. Er wusste zwar genau, dass er es auch härter vertrug, aber heute war Zeit für langsames Lieben...

Joey begann sich zu winden, Mahous Mund um seinen Penis und einen Finger in seinem Hintern, der vorwitzig in ihm kreiste und ihn immer mehr reizte... war fast zuviel für ihn. Ein zweiter und dritter Finger schloss sich an... es fühlte sich einfach phänomenal an. Und als Mahou seinen empfindlichen Punkt streifte, sah er zum ersten Mal die Sterne... „Oh, man, Mahou... heute lässt du dir aber wirklich Zeit“, stöhnte er gequält auf. Joey wollte langsam mehr spüren, als Mahous Mund und seine Finger, sein ganzer Körper schrie nach Mahous bestem Stück.

Mahou kam Joeys Bitte nur zu gern nach, nachdem er ihn hatte aufstöhnen hören, als er Joeys Prostata berührte. Nun konnte auch er nicht mehr warten – es war ja nicht so, dass er kein Verlangen hatte... Mahou zog seine Finger aus Joey zurück und Joey spreizte seine Beine, damit Mahou in ihn eindringen konnte. Mahou küsste Joey innig, während er sich langsam in ihn hinein schob, und wartete ab, bis Joey sich entspannte. Langsam begann er sich in ihm zu bewegen, und küsste ihn immer wieder dabei ziemlich leidenschaftlich.
 

Mahou liebte es Joey anzusehen, wenn er in ihm war, heute ganz besonders, denn dieses Gesicht würde er nie wieder zu sehen bekommen. Bedauern schlich sich in ihn, er liebte seinen Joey, den Sex mit ihm und sein Gesicht, aber es musste sein. Also zog er es heute so lang wie möglich hinaus. Doch auch er hatte nicht unbegrenzt Geduld, und so änderte er seinen Winkel und reizte Joeys Prostata. Joey keuchte auf, und zog sich ein wenig zusammen. Mahou stöhnte laut auf und konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er steigerte sein Tempo und versenkte sich immer schneller und immer tiefer in Joey. Joey sah immer mehr Sterne und sein Kopf war wie leer geblasen, fahrig griff seine Hand in seine Mitte, umschloss seine Erektion und folgte Mahous Stößen. Es dauerte nicht lange und er spürte wie sich sein Orgasmus anbahnte. Laut aufstöhnend ergoss er sich in seine Hand.

Mahou spürte, wie Joey sich um ihn zusammenzog, und konnte seinen Orgasmus nicht mehr länger hinauszögern. Kurz nachdem Joey gekommen war, ergoss er sich ebenfalls laut aufstöhnend in Joeys warmer Enge. Erschöpft und zufrieden ließ er sich auf Joey nieder und schöpfte erst mal wieder Atem.
 

Joey räkelte sich auf dem Bett. Er fühlte sich wunderbar satt und zufrieden. Er drehte sich zu Mahou, spielte wie immer mit seinen beiden bunten Haarsträhnen und blickte in Mahous Augen, die ihn nachdenklich musterten. Mahou hatte wunderschöne grüne Augen, die manchmal ganz jung waren und manchmal auch wieder uralt schienen. Nach dem Sex waren sie auf jeden Fall immer lausbübisch jung. Aber hin und wieder war eine uralte Tiefe in ihn zu entdecken, so wie gerade jetzt. „Du liebst ihn.“, stellte Mahou fest. „Nein.“, erwiderte Joey etwas zu schnell. „Ich weiß nicht... vielleicht?“, setzte er leise hinter her. Er blickte sich im Zimmer um und sein Blick blieb auf dem Buch auf dem Nachttisch hängen. Sofort drehte er sich auf den Bauch und angelte nach dem Buch. „Die Macht der Himmelskinder.“, las er vor. „Ist das interessant?“, wollte er von Mahou wissen. Der Titel klang eigentlich interessant. „Wenn du möchtest, kannst du es ja gern mal lesen.“, antwortete ihm Mahou. „Aber es wird eine Weile dauern, bis ich es dir zurückgeben kann.“, meinte Joey und schaute sich das Buch genauer an. „Das macht nichts. Ich brauch es so bald nicht.“, meinte Mahou lächelnd. „Cool, schau mal, Mahou, da sind genau solche Drachen drauf, wie auf meinem Medaillon.“, sagte Joey begeistert und hielt sein Medaillon neben das Buch, um Mahou zu zeigen, was er meinte. „Stimmt,“, tat Mahou erstaunt, „was für ein Zufall, nicht wahr?“ Es gefiel Mahou, dass Joey sich für das Buch interessierte.
 

„Ach, Joey,“, sagte Mahou nach einer Weile zu Joey, als er aus der Dusche kam und sich anzog, „ich möchte dich ja ungern beim lesen stören, aber mein Flug geht in einer Stunde. Ich muss nur noch eine Kleinigkeit packen und muss dann los, aber du kannst gern noch hier bleiben und noch etwas schlafen.“ Joey schaute überrascht auf. „Du fliegst? Wohin? Warum?“ Das brachte Joey doch ein wenig aus der Fassung. Damit hatte er JETZT überhaupt nicht gerechnet. „Ich muss auf eine Geschäftsreise – verschiedene Auktionen besuchen und dann gibt es noch ein paar Spuren die ich verfolgen möchte, denn es handelt sich um ein paar Stücke, die ich unwahrscheinlich gerne erwerben möchte.“, sagte Mahou mit Bedauern im Blick. Joey erschrak. Das klang ganz so, als würde er Mahou eine ganze Zeit nicht sehen können. „Wie lange wirst du fort sein?“, fragte er leicht panisch. „Das kann ich dir leider nicht sagen.“, antwortete ihm Mahou. „Aber ein halbes Jahr könnte es schon werden.“ Entsetzen schlich sich auf Joeys Gesicht. „Und was soll ich in der Zwischenzeit ohne dich tun? Ich brauch dich doch.“ Joey blickte Mahou verzweifelt an. „Tut mir leid, Kleiner, aber ich kann es leider auch nicht ändern.“ Mahou musste stark bleiben, er durfte sich von diesen bittenden braunen Augen nicht ablenken, aufhalten lassen.

Zart küsste er Joeys Augen. „Vergiss mich nicht.“ Langsam kullerten die ersten Tränen aus Joeys Augen. „Ich werde dich nie, nie, nie, nie vergessen.“, schluchzte Joey unter Tränen, die nun wie Bäche flossen. „Das sollst du auch nicht, mein Kleiner.“, sagte Mahou liebevoll. „Und wenn ich zurückkomme, hol ich mir mein Buch von dir zurück, Ok?“ Joey nickte. Mahou ließ sein Buch bei ihm, also würde er zu ihm zurückkommen. Eine viertel Stunde später verließ Mahou seine Wohnung und ein weinender Joey saß auf dem Bett und hielt das Buch umklammert, in der Hoffnung Trost von ihm zu erhalten.
 

~ ~ ~
 

Nachdem er getan hatte, was Meister Fudo von ihm verlangte, kehrte Seto nach Hause zurück. Diese letzte Trainingseinheit behagte ihm gar nicht, obwohl sie durchaus ihren Reiz hatte, wie er sich eingestehen musste.

Nachdem er ausgiebig geduscht hatte, fühlte er sich bedeutend besser. Bei einem Blick in den Spiegel, fiel ihm seine Kette ins Auge. Das Medaillon war schlicht, nicht sehr groß, aber sehr kunstvoll gearbeitet. Eine feine Gravur zeigte zwei, sich umkreisende, Drachen, die Augen des Einen stellten kleine Saphire dar, die des Anderen zwei Rubine. Auf der Rückseite stand ein kleiner Vers: ’Es ruht die Macht, bis sie sich regt’. Er hatte das Schmuckstück von Meister Fudo zum achtzehnten Geburtstag bekommen. Den Spruch fand er nett, aber er schenkte ihm keine weitere Beachtung, erst an seinem zwanzigsten Geburtstag, erfuhr er dessen Bedeutung. Doch diese Macht, die er bekommen hatte, lehnte er vehement ab. Dennoch trug er die Kette weiterhin, es war etwas Besonderes für ihn gewesen. Nicht viele hatten ihm je was geschenkt.
 

Das er sich jetzt damit befassen musste, behagte ihm gar nicht, aber so wie er Fudo kannte, ließ er ihn nicht in ruhe damit. Also, Augen zu und durch, aber nicht genug mit diesem Problem. Er hatte ja auch noch die Sache mit dem verschwundenen Ring und Wheeler auf dem Tisch. Dass Wheeler den Ring gestohlen hatte glaubte er nicht, er mochte ein Verräter sein, aber bestimmt kein Dieb.

Die Frage war nur, inwieweit war er darin verwickelt. Seinen Auftraggeber würde er nicht preisgeben, von der Schweigepflicht mal abgesehen, er täte es aus Prinzip schon nicht. Die bisherigen Nachforschungen hatten nichts weiter ergeben. Er fasste die wenigen Erkenntnisse gedanklich zusammen, ein Ring, der seit Jahrhunderten im Familienbesitz war, wurde aus einem fest verschlossenen Safe, der in einem hervorragend gesichertem Haus war, gestohlen. Kurz nachdem ein Privatdetektiv den Aufenthaltsort des Ringes herausgefunden hatte.

Irgendetwas passte da nicht zusammen, an diesem schlichten Silberreif muss mehr sein, als auf den ersten Blick zu sehen war. Nur was? Es muss doch so etwas wie einen Experten für solche Fälle geben, gleich morgen früh wollte er sich darum kümmern. Jetzt brauchte er erst einmal ein bisschen Schlaf, er war einfach zu müde, um über dieses Problem weiter nachzugrübeln. Während er so nachdachte, hatte er sich eine Kleinigkeit zu essen gemacht und war anschließend zu Bett gegangen. Nun machte er das Licht aus und starrte in die Dunkelheit, er war müde und konnte doch nicht einschlafen.
 

Irgendwann war er es dann doch, er musste es jedenfalls sein, da er sich in einem fremden Raum befand. Vorsichtig bewegte er sich durch dieses Zimmer, durch eine halb geöffnete Tür fiel Licht herein. In dem anderen Raum hörte er Stimmen, behutsam stellte er sich an den Türrahmen und lauschte. Die Stimme war sehr leise, er konnte kaum etwas verstehen. Es schien sich auch nur eine Person im angrenzenden Zimmer zu befinden. Der Mann, er konnte an der Stimme hören, dass es einer war das, sprach mit sich selbst. Bruchstücke drangen an sein Ohr „......das Geheimnis gelüftet.......gebe neuen Auftrag.......hahahaha.....so ein Dummkopf......“ Jemand rumorte im Raum, dann hörte er Schritte, „.......heiß und kalt........schlau.......bin schlauer.....hahahahaha.......Da ist doch jemand.“

Seto zog sich in die Dunkelheit seines Raumes zurück, eine Gestalt erschien in der Tür. Gerne hätte er gesehen, wer es war, doch gegen das Licht sah er nur den Umriss. Die Gestalt hob einen Arm, darauf hin ertönte Kettengerassel und kurz darauf berührte etwas seinen Arm, schlängelte sich daran hoch, legte sich um seinen Brustkorb. Von allen Seiten kamen die Ketten wie Schlangen an, krochen an seinen Beinen hoch und wickelten sich um seinen Körper. Je mehr er sich wehrte und gegen sie ankämpfte, desto fester zogen sich um ihn herum. Das Lachen der Gestalt hallte mit vielfachen Echo, in dem Zimmer wieder „Mein Geheimnis findest du nie heraus Muhahahah.“ Dann entfernte sich die Person und ließ ihn mit seinen Fesseln allein zurück.

Schließlich konnte er sich nicht mehr bewegen, bekam kaum noch Luft. Angst stieg in ihm auf und das Gefühl der Einsamkeit wurde übermächtig. Er kämpfte, so gut er konnte, dagegen an, vergebens. „Freunde taugen nichts, die machen einen nur schwach.“, dröhnte es in seinen Ohren. Resigniert ließ er den Kopf hängen und war dabei aufzugeben. Schritte drangen an sein Ohr, aber er war zu müde um aufzusehen. Eine Hand legte sich auf sein Herz. Die Ketten lockerten sich. „Lass mich in dein Herz.“, sagte eine sanfte Stimme leise. Langsam hob er den Kopf und sah direkt in ein paar warme braune Augen.
 

Schweißgebadet wachte Seto in diesem Augenblick auf. Er fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Was war das denn für ein Traum eben, solche Träume hatte er noch nie, langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder. An einen weiteren Schlaf war nicht zu denken und ein Blick auf die Uhr sagte ihm, das es sowieso Zeit zum aufstehen war. Müde erhob er sich, er fühlte sich total zerschlagen, als hätte er einen schweren Kampf hinter sich. Die Dusche half ihm auch nur bedingt, wieder fit zu werden. Sein Frühstück bestand aus einem Becher Kaffee, das war alles, das hob seine Laune nicht besonders. Vielleicht sollte er bei Toki vorbei schauen und dort was Essen, bevor er ins Präsidium fuhr.
 

~ ~ ~
 

Zur gleichen Zeit auf einer Burg in den Bergen schreckte ein Mann mittleren Alters hoch, da war er doch glatt am Schreibtisch eingeschlafen. Herzhaft reckte er sich um seine steife Muskulatur zu lockern. Er hatte geträumt, es war ein merkwürdiger Traum, und er hatte den Endruck gehabt, dass ihn jemand belauschte. Aber das war nicht möglich, er schüttelte den Kopf – nein, das war nur ein schlechter Traum gewesen und so befasste er sich nicht weiter damit. Ein Blick auf seinen PC hob seine Stimmung wieder, er hatte es geschafft.

Zufrieden lehnte er sich zurück. Nun war er ein ganzes Stück weiter – endlich hatte er das Geheimnis des Ringes gelüftet. Es war wirklich sehr schwierig in dem Buch zu lesen, so vergilbt und brüchig wie die Seiten waren, aber er hatte es geschafft. Er entfachte in dem Kamin ein kleines Feuer, als das Holz richtig glühte, warf er den Ring hinein. Nach einer Weile holte er ihn mit einer Zange heraus und untersuchte den Ring... da... tatsächlich erschien eine feine Linie, die sich zu einer Schrift entwickelte, feurig leuchtete die Gravur. Schnell fotografierte er den Ring von allen Seiten, dann warf er ihn in eisiges Wasser, ließ in eine Weile dort drin und mit dem gleichen Werkzeug holte er den Ring heraus. Wieder wartete er etwas, dann tauchten schwarze Schriftzeichen auf, die etwas anderes bedeuteten, das konnte er so schon erkennen und noch einmal lichtete er den Reif von allen Seiten ab.
 

Nachdem er das Schmuckstück wieder im Safe deponiert hatte, setzte er sich an seinen Computer und wertete die Fotos aus. Inzwischen hatte er ein Computerprogramm entwickelt, mit dem er die alte Schrift schneller entziffern konnte. So ging es relativ schnell, die Zeichen des Ringes zu übersetzen, aber es war auch nur ein Rätsel, das da lautete: „Verborgen in der Vergangenheit, liegt der Schlüssel, der Zukunft bereit. Nur das Auge der wissenden Zeit, bringt das Licht in die Dunkelheit.“

Fluchend stand er auf, verdammt, wieso war alles in Rätseln geschrieben, es war sehr mühselig an sein Ziel zu kommen. Aber er hoffte, dass er trotzdem bald am Ziel war, und bis er eine Idee für das Rätsel hatte, würde er das alte Buch weiter entziffern. Sein Gefühl sagte ihm, das dessen Inhalt für ihn wichtig war.

Er machte eine Pause und dachte über die bisherigen Ereignisse in seinem Leben nach.
 

Schon eigenartig, wie sich alles entwickelt hatte in seinem Leben. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn, hatte er zur richtigen Zeit die richtige Idee. Mit dem Spiel Duellmonster machte er ein Vermögen, dazu die Filmrechte, die Fanartikel – einfach alles, was dazu gehörte, brachte ihm Geld. Seine wahre Leidenschaft gehörte aber dem Mittelalter. Alles, was mit dieser Zeit zu tun hatte, interessierte ihn, vor allem die Legenden um die Zauberer und Magier. Auch die Alchemisten waren sehr interessant, eigentlich konnte man die Personenkreise nicht einzeln betrachten, sondern musste sie als eine Einheit sehen. Er hatte immer davon geträumt, eine Burg zu besitzen – keine Imitation, sondern eine echte, uralte Burg, mit all ihren Geheimnissen. Vor ein paar Jahren bekam er die Möglichkeit dazu, ihm wurde eine Burg zum Kauf angeboten. Sie war genau das, was er sich vorgestellt hatte, nichts war an ihr verändert worden, und das schönste war, sie lag auf einem Berg, der an drei Seiten lotrecht abfiel. Dann die vielen kleinen Türmchen, die wie Finger in den Himmel ragten, da brauchte er nicht lange zu überlegen – er griff zu.
 

Seit dieser Zeit streifte er, so oft es ging, durch das alte Gemäuer. Immer wieder entdeckte er neue Geheimnisse, so wie dieses alte Labor, eigentlich ein altes Zimmer, das sicher für Forschungen genutzt wurde. Dieser Raum befand sich tief im Berg, hierher kam wirklich niemand. Ein alter Tisch war voll mit alten Schriftrollen, die er in mühsamer Kleinarbeit herrichtete und entzifferte.

In diesem Raum fand er auch einen kostbaren Schatz, kein Gold und Geschmeide, nein, eine Spielkarte, genauer, eine Duellmonster Spielkarte. Das hatte ihn sehr verwundert, er war der Meinung, er hätte ein völlig neues Spiel kreiert, aber das stimmte nicht. Dieses Spiel gab es schon mal, den Beweis dafür hielt er in den Händen. Auf dieser Karte war ein unbekanntes Monster abgebildet, ein fünfköpfiger Drachen, er musste nur noch die Schriftzeichen entziffern, um zu erfahren, was für Fähigkeiten dieser hatte.
 

Auch fand er heraus, dass er noch einige Gegenstände benötigte, um dessen volle Macht zu entfalten. Einen davon hatte er gerade in den Safe gelegt und erst, wenn er dessen Geheimnis gelöst hatte, wusste er, nach welchem weiteren er suchen musste. Seufzend begab er sich nach oben, da würde noch viel Zeit vergehen, bis er das Geheimnis gelöst hatte. Aber er hatte ja einen Dummen gefunden der die Drecksarbeit für ihn machte – wenn auch nicht freiwillig.

Liebelei

Serenity ging seit langem mal wieder Shoppen, die letzten Wochen waren sehr anstrengend gewesen. Das waren immer noch die Nachwehen des Umzugs hierher. Zuerst hatte sie mit ihrem Bruder eine gemeinsame Wohnung, aber das ging einfach nicht mehr. Jedes Mal, wenn er Mahou mitbrachte, musste sie sich sicherheitshalber Ohropax in die Ohren stecken. Auch wenn die Zwei immer versuchten nicht so laut zu sein, kriegte sie mehr mit als ihr lieb war... Außerdem, wie würde wohl ein neuer Freund reagieren, wenn sie ihn mit nach Hause nahm? Da konnte sie sich doch gleich jedes weitere amouröse Abenteuer abschminken, kaum vorstellbar dass ein anderer Mann Lust auf sie bekäme, wenn im Nebenzimmer zwei Männer sich miteinander vergnügten. Abgesehen davon, dass sie es auch nicht besonders erotisch fand Ohrstöpsel zu tragen.
 

So hatte sie sich eine eigene Wohnung gesucht und sie hatte Glück, nicht allzu weit von Joeys Detektei entfernt fand sie ein kleines Appartament. Genau das richtige für sie, auch wenn ihr Bruder anfangs gar nicht Begeistert war. Er musste sich letztendlich ihren Argumenten beugen und so zog sie bei ihm aus und in ihr kleines Reich ein. Sie richtete es sich behaglich ein und bereute diesen Schritt keine Sekunde. Bestand doch auch die Aussicht, dass ihr Bruder nicht gleich mitbekam, wenn sie wieder jemanden kennen lernte und ihn mit nach Hause nahm. An jedem ihrer Freunde hatte er bisher was auszusetzen, das war wirklich sehr anstrengend. Nicht das es falsch verstanden wurde, sie liebte ihren Bruder, doch in diesem Punkt ging er langsam zu weit. Sie war mittlerweile eine erwachsene Frau von 22 Jahren und kein kleines Mädchen mehr, das vor den bösen Buben beschützt werden musste.

Aber nun war es ja vorbei, er bekam ja jetzt nicht mehr mit, welche Freunde sie hatte. Und seit er Seto wieder gesehen hatte, gab es für ihn sowieso fast nichts anderes mehr. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, herauszufinden, warum Kaiba so abweisend war. ‚Schluss mit diesen Gedanken’, rief sie sich innerlich zur Ordnung Schließlich war sie unterwegs um Geld auszugeben und nicht um sich mit den Problemen ihres Bruders zu befassen. In der ersten Boutique vergaß sie Joey dann auch ganz schnell, jetzt zählte für sie nur noch die Mode.
 

Am Ende des Tages schleppte sie einige Tüten zu ihrem Auto, verstaute diese und ließ sich erschöpft hinter das Lenkrad fallen. Das shoppen hatte ja so gut getan, stellte sie fest. Sie steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn herum und... nichts geschah. Sie versuchte es noch mal, wieder nichts. Stöhnend legte sie ihren Kopf auf ihre Hände am Lenkrad, das durfte doch nicht wahr sein – ausgerechnet jetzt gab ihr Auto seinen Geist auf. Ein Klopfen am Seitenfenster ließ sie wieder aufblicken. Ein junger Mann stand da und lächelte sie freundlich an. Sie öffnete ihr Seitenfenster nur einen Spalt, sicher war sicher.
 

„Kann ich ihnen helfen?“, fragte der Schwarzhaarige höflich. „Kennen sie sich denn mit Autos aus?“, stellte sie die Gegenfrage. Der Mann lachte, es klang schön, genau wie seine Stimme einen angenehmen warmen Klang hatte. „Für den Hausgebrauch reicht es. Öffnen sie doch bitte die Motorhaube.“ Er richtete sich auf und ging nach vorne und Serenity betätigte den Hebel zur Entriegelung der Haube. Der Schwarzhaarige öffnete die Motorhaube und sah in den Motorraum, überprüfte die Zylinderkappe und wackelte hier und dort an den Kabeln. Es schien alles in Ordnung zu sein und er kam wieder an die Fahrertür. „Nicht böse sein, aber genug Sprit ist im Tank, oder?“ Wie sollte sie ihm böse sein, er hätte sie im Augenblick alles fragen können. Serenity sah auf die Tankanzeige. „Doch der Tank ist noch halbvoll.“, gab sie Auskunft. „Versuchen sie den Wagen noch mal zu starten.“ Wieder drehte sie den Schlüssel im Zündschloss um – nichts geschah. „Ok, das wird dann die Batterie sein, ich hole eben mein Auto und dann gebe ich ihnen Starthilfe. Bin gleich wieder da.“
 

Schon war er weg, versonnen sah sie ihm hinterher. Der Typ war echt nett, toll sah er auch aus und bei seiner Stimme könnte sie dahin schmelzen. Ein Wagen kam angefahren und hielt neben ihrem. Der Fahrer stieg aus, öffnete die Motorhaube seines Wagen, holte aus dem Kofferraum die Überbrückungskabel, klemmte sie an die Batterien, startete seinen Wagen wieder und kam an ihre Tür. „So, jetzt starten sie noch mal.“ Ein weiters Mal drehte sie ihren Zündschlüssel um und – tatsächlich, ihr Wagen sprang an. Erleichtert stieg sie nun doch aus und reichte dem Schwarzhaarigen die Hand. „Ich danke ihnen vielmals für ihre Hilfe... darf ich sie auf eine Tasse Kaffee einladen? Gleich hier um die Ecke ist ein kleines Cafe.“ Erwartungsvoll schaute sie ihn an. Der Schwarzhaarige drückte kurz die ihm angebotene Hand und hielt sie einen Augenblick fest, sah dabei in das Gesicht der jungen Frau. Freundliche Augen sahen ihn an, eigentlich hatte er ja keine Zeit, aber er mochte sie. „Ich nehme die Einladung gerne an.“ Seine Mutter hatte gewiss Verständnis dafür.
 

Wenig später saßen sie in besagtem Cafe beisammen und unterhielten sich. Er hatte sich als Mitsuki Okayama vorgestellt und war Journalist von Beruf und reiste viel herum. Dementsprechend hatte er viel zu erzählen. Sie berichtete ihm von dem Beruf ihres Bruders und ihre Aufgabe dabei. Sie hörte ihm gerne zu, sie liebte jetzt schon den Klang seiner Stimme und seine grauen Augen funkelten, wenn er von seinen Erlebnissen berichtete. Dennoch fiel ihr ein leicht melancholischer Ausdruck auf, aber ihn jetzt schon danach zu fragen, wäre sehr unhöflich. Schließlich sah er auf die Uhr. „Schon so spät. Leider kann ich nicht länger bleiben und muss mich verabschieden.“ „Ja, ich muss auch nach Hause, sonst macht sich mein Bruder noch Sorgen.“ Schweigend gingen sie zu ihren Autos, sie stieg ein, startete den Motor, der auch gleich ansprang.
 

Sollte sie ihn nach seiner Telefonnummer fragen? Schickte sich das für eine Frau? Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. „Wäre es sehr vermessen, wenn ich um ihre Telefonnummer bitten würde?“, erkundigte er sich leise. „Nein, ich würde mich sehr freuen wieder von ihnen zu hören.“ Schnell schrieb sie ihm ihre Nummer auf, samt Adresse, und reichte sie ihm. „Vielen Dank noch mal für ihre Hilfe.“ Sie schloss die Autotür, sah ihn noch einmal an und fuhr dann los. Er hob die Hand zum Abschied und blickte auf den Zettel in seiner Hand – ja, er wird sicher bei ihr anrufen. Schnell zückte er sein Handy und wählte die Nummer seiner Mutter. „Tut mir schrecklich leid, Ma, aber ich hab gerade eine entzückende junge Frau kennen gelernt, die mich zu einem Kaffee eingeladen hat. Aber jetzt bin ich auf dem Weg zu dir.“
 

~~~
 

Seto saß in dem Lokal in dem er immer aß, eigentlich war es auch sein Büro, denn er saß oft mit seinen Akten hier und arbeitete an seinen Fällen, so auch jetzt. Er war mit seinem Essen fertig und hatte die Akte des jüngsten Falls vor sich ausgebreitet, als Toki sich zu ihm an den Tisch setzte. „Ist das dein neuer Fall?“, wollte sie von ihm wissen. Sie kannten sich schon lange Jahre, irgendwann in dieser Zeit fingen sie an, so vertraut mit einander zu reden. Toki kam einem Freund am nächsten, doch das würde Kaiba nie zugeben. „Ja, irgendetwas stört mich daran, doch ich kann nicht sagen was es ist.“ „Um was geht es denn?“, erkundigte sie sich. „Um einen verschwundenen Ring, einen einfachen silbernen Ring. Mehr kann ich dir nicht sagen, das weißt du.“ Sie nickte verstehend. Sie fragte zwar nicht weiter, aber sie machte einen langen Hals um etwas lesen zu können.
 

Während Beide über die Akte gebeugt da saßen, betrat ein junger Mann das Lokal, die Frau sah auf und beeilte sich ihrer Arbeit nachzukommen. „Guten Tag, was darf ich ihnen bringen?“, fragte sie höflich den Neuankömmling. „Eine große Cola, bitte.“, bestellte der junge Mann bei ihr, „Kommt sofort. Suchen sie sich doch bitte in der Zwischenzeit einen Platz.“, forderte sie den Blonden auf. Joey nickte und begab sich ohne zu zögern zu Setos Tisch und nahm Platz. Seto grübelte über seiner Akte und bekam nicht mit, wie sich der blonde Mann einfach zu ihm an den Tisch setzte.
 

„Hallo Kaiba. Bist du jetzt bereit mit mir zu reden?“ Beim klang der Stimme zuckte der Angesprochene unmerklich zusammen, wie kam Wheeler denn hier her. Ärgerlich sah er auf. „Was willst du?“, fragte er unfreundlich. „Habe ich doch gesagt, mit dir reden.“ „Ich aber nicht mit dir, verschwinde.“ Frostig sah er sein Gegenüber an. „Ist das der Fall mit dem Ring?“, erkundigte sich Joey. „Das geht dich nichts an!“ Seto räumte seine Akte zusammen und der Blonde hatte keine Chance einen Blick auf die Ergebnisse zu werfen.
 

„Ach komm schon Kaiba, sei nicht so miesepetrig,“, begann Joey. „Das ist doch der Fall mit dem Ring? Du kannst es ruhig zugeben.“ Joey beugte sich zu ihm hinüber. „Wozu, du weißt genau, das ich nicht darüber reden darf.“, kam die eisige Antwort. „Ich will ja auch nicht darüber reden, ich will es nur von dir wissen.“, beharrte Joey auf seiner Antwort. „Hörst du nicht was ich sage? Du kriegst von mir keine Informationen!“ Seto funkelte ihn zornig an. Man hatte der Nerven, ihn so zu reizen...
 

Was hatte er bloß? Joey verstand seinen Ausbruch nicht so ganz, er wollte doch nur eine kleine harmlose Auskunft. „Ich versteh nicht, was du hast, ein einfaches JA oder NEIN hätte doch schon gereicht." Joey schüttelte verständnislos seinen Kopf.

Seto spürte wie der Zorn in ihm aufwallte, Wheeler hätte auch nur nach dem Wetter fragen können und er wäre explodiert, er atmete einmal tief ein und versuchte seine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich habe NEIN gesagt,“, entgegnete er eisig, „...DU hast es nur nicht verstanden!... Lausiger Straßenköter.“, bemerkte Seto abfällig in Richtung Joey Wheeler.

„Ich bin kein lausiger Straßenköter!“ Joey ließ sich ja viel gefallen, aber das war dann doch eine Nummer zuviel. „Und ich kann sehr wohl ein NEIN verstehen.“, gab Joey heftig zurück. „Ich habe dir doch nur eine einfache Frage gestellt, was ist also dein Problem?“ Joey blickte Seto direkt an.

Dieser erhob sich, nahm die Akte, und von oben herab erwiderte er den Blick. „Du BIST ein lausiger Straßenköter und die kann ich nicht ausstehen. Also lass mich in Ruhe!“ Er wollte gehen, ohne Joeys Frage in irgendeiner Form zu beantworten.
 

Joey sprang auf und hielt ihn am Ärmel fest. „Warte doch Kaiba, warum gehst du mir aus dem Weg? Sag es mir?" Joey wollte ihn nicht gehen lassen, er wollte wissen, warum er so war. Dabei stieß er an den Tisch und warf dabei das Glas Cola um, das er sich bestellt hatte. Und wie das Unglück es so wollte, ergoss sich sein Inhalt direkt auf Kaibas Hose.

Seto erstarrte förmlich, es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, seine Haltung zu wahren. Nicht genug damit, dass dieser Trottel seine Hose versaut hatte, nein, er fasste ihn auch noch an. Das konnte er auf den Tod nicht ausstehen, Hass leuchtete kurz in seinen Augen auf. „Rühr mich nicht an.“, zischte er sein Gegenüber an. „Lass mich sofort los, du...“ Was immer er auch sagen wollte, er kam nicht dazu. Toki war herangekommen und hatte ihn einfach geküsst......
 

Joey wurde bleich... So ein Mist, da hatte er Setos Hose versaut, und sich somit wohl alle Chancen, jemals ein vernünftiges Gespräch mit Seto führen zu können, verbaut. Aber als der Hass in Setos blauen Augen aufleuchtete, gab es ihm einen Stich im Herzen. Da hatte er den Beweis, den er überhaupt nicht haben wollte, Seto sollte ihn nicht hassen, er wollte wieder mit ihm befreundet sein, so wie früher... doch dann wurde ihm schlecht, als die Bedienung kam und Seto einfach küsste. Er wollte das nicht sehen, und doch konnte er den Blick nicht von den Beiden lösen.
 

Kaiba war immer noch zornig, nur wusste er im Augenblick nicht auf wen er wütender sein sollte, Wheeler war klar, er hasste ihn, aber was sich Toki jetzt leistete ging erheblich zu weit. Er packte sie an den Armen und schob sie von sich, eine Mischung aus Wut und Verwunderung spiegelten sich in seinen Augen wieder. Er wollte sie fragen, warum sie ihn geküsst hatte, aber er brachte kein Wort heraus. Toki nutzte die Gelegenheit und meinte: „Schatz wir können jetzt gehen, ich bin fertig. Komm, wir haben noch eine Verabredung.“, und schon zog sie ihn aus dem Restaurant. Kaiba war immer noch zu geschockt um zu reagieren......
 

Schmerz schlich sich in Joeys Augen... Seto hatte eine Frau... eigentlich hätte er ja damit rechnen müssen, aber irgendwie hatte er tief in seinem Herzen gehofft, dass in Setos Herzen noch ein Platz für ihn wäre... und die Worte Meister Fudos hatten ihn in diesem Glauben ermutigt. Was auch immer mit Seto los war, von ihm würde er wohl keine Antworten bekommen, Betrübt zahlte er seine Rechnung und verließ das Restaurant. Ihm war der Appetit vergangen, und so ging er kraftlos und entmutigt Richtung nach Hause. Seto war leider nicht mehr zu sehen.
 

~~~
 

Lustlos betrat Joey sein Büro. Serenity war nicht da, sie wollte heute shoppen gehen, wie sie sagte. Als er um die Ecke zu seinem Schreibtisch bog, sah er dass der Anrufbeantworter blinkte. Hoffnungsvoll stellte er die Abfrage an. „Sie haben einen Anruf.“, konnte er lesen. Ob Mahou angerufen hatte? Er startete die Abfrage:

„Hallo, Mr.Wheeler, hier ist...“ Joey stoppte die Abfrage. Er kannte die Stimme, es war nicht Mahou, sondern der Klient der die Nachforschung über den Ring in Auftrag gegeben hatte. Doch dazu hatte er jetzt keinen Nerv. Er war zu durcheinander, um sich jetzt mit diesem Herrn auseinanderzusetzen. Er hatte ganz andere Probleme. Er hatte Seto wieder gesehen, es war ein Zufall gewesen, dass er ihn überhaupt in diesem Restaurant hatte sitzen sehen, Und einer Eingebung folgend dachte er sich, dass er die Gelegenheit beim Schopfe packen sollte, und Seto einfach anzusprechen. Doch das ging gewaltig nach hinten los, nicht nur, dass er ihm wieder deutlicht gemacht hatte, dass er ihn hasste, sondern da war auch noch diese Kellnerin, die ihn geküsst und ihn mit Schatz angeredet hatte. Ach, wie sehr fehlte ihm Mahou! Mit ihm hätte er jetzt darüber reden können. Doch seine Hoffnung, dass er angerufen haben könnte, wurde sofort zerstört, und auf einen neuen Auftrag hatte er jetzt so gar keine Lust.
 

Joey warf einen Blick auf seine Uhr, und stellte fest, dass er sich gleich fertig machen musste, um ins Blue-Eyes zu seiner Schicht zu gehen. Aber, auch wenn es ihm vorhin den Appetit verschlagen hatte, so sollte er jetzt doch besser was essen, wenn er nicht total betrunken seine heutige Schicht beenden wollte. Schnell schlug er sich einige Eier in die Pfanne, röstete sich ein paar Scheiben Brot dazu, machte sich einen Salat aus Tomaten, Paprika, Mais und Eisbergsalat dazu und setzte sich mit einem Glas Cola an den Tisch und aß sein Abendessen. Danach nahm er seine Motorradschlüssel, schnappte sich seinen Helm und fuhr ins Blue-Eyes.
 

Umgezogen begrüßte er wie immer gut gelaunt seinen Kollegen hinter der Bar, und bekam gerade noch mit, wie eine weibliche Stimme einen Martini bestellte, geschüttelt, nicht gerührt. Da war wohl einer ein Fan von James Bond, meinte er grinsend zu seinem Kollegen, dessen Schicht er jetzt übernahm.
 

~~~
 

Schweigend fuhr Seto nach Hause, begleitet von Toki, die einfach zu ihm ins Auto gestiegen war. Was hatte sie sich dabei gedacht, ihn einfach zu küssen, mitten in einem Streit. An seiner Wohnung angekommen, parkte er den Wagen und stieg aus, ebenso seine Begleiterin, die ihm auch in seine Wohnung folgte. Neugierig sah sie sich um, ja die Einrichtung entsprach Kaibas Naturell – kühl, elegant und nüchtern. Das wurde von der Größe der Räumlichkeiten noch unterstrichen und so wie es aussah, war dieses Gebäude einmal eine kleine Fabrik, die in Wohnungen umgebaut wurde. Der Wohn-, Essbereich und die Küche waren offen, lediglich Bad, Schlafzimmer und ein Gästezimmer, waren abgetrennt.
 

Seto verschwand im Schlafzimmer, um sich eine neue Hose anzuziehen. Als er wieder in den Wohnbereich kam, fragte er die Frau ungehalten: „Was sollte das vorhin? Warum hast du mich einfach geküsst?“ Sie grinste ihn an. „Hat es dir nicht gefallen?“ Dass diese Gegenfrage nicht angebracht war, erkannte sie sofort an seinen Augen. Seufzend erklärte sie: „Du warst im Begriff etwas zu sagen, dass nie mehr hätte rückgängig gemacht werden können. Das wollte ich verhindern.“ „Da ich mit Wheeler nichts zu tun haben will, wäre es egal gewesen.“, erklärte Seto kühl. „Das glaube ich dir nicht. So wie du auf ihn reagierst, müsst ihr euch einmal sehr Nahe gestanden haben.“, widersprach sie ihm. Da sie nicht wirklich mit einer Antwort rechnete, schnappte sie sich seine Jacke und gab sie ihm. „Komm, als Wiedergutmachung lade ich dich zu einem Cocktail ein. Ich kenne einen tollen Club.“ „Ich habe keine Lust mit dir einen Cocktail trinken zu gehen.“ wehrte Kaiba ihr Angebot ab, viel lieber wollte er weiter an dem Fall arbeiten und um die Spuren seines verschwundenen Bruders hatte er sich auch schon lange nicht mehr gekümmert. „Unsinn, du musst mal raus und ein bisschen Spaß haben, du wirst sehen, es wird dir gut tun... Vorher gehe ich nicht.“, erklärte sie bestimmt. Das glaubte er ihr auf Wort und seufzend fügte er sich. Je schneller er seinen Cocktail getrunken hatte, umso schneller war er wieder zu Hause.
 

~~~
 

Geschickt lotste Toki Seto ins Blue Eyes, ohne das er mitbekam, wohin sie mit ihm ging. War er erst einmal im Club, würde er schon nicht gleich raus rennen, nur weil ein gewisser blonder Mann hier arbeitete. Hoffentlich tat er das heute auch, wenn nicht, war es auch nicht so schlimm, sie würde ihn schon wieder hier her bekommen. Aber Tokis Vorsicht war unnötig, Seto hatte sich für die Informationen die sein Kollege über Joey herausgefunden hatte nicht im Geringsten interessiert.
 

Der Club war gut besucht, sie mussten auf einen Tisch warten, die Wartezeit verbrachten sie an der Bar. „Sag schon, was möchtest du trinken?“, erkundigte sie sich bei ihm. „Einen Martini, geschüttelt, nicht gerührt.“, gab er zur Antwort. Toki gab Setos Bestellung an den Barkeeper weiter, und bestellte für sich einen Fantastic Sunrise. Zufrieden beobachtete sie Joey, der gerade von hinten kam und seinen Kollegen abzulösen schien. Ein kurzer Blick auf ihre Uhr bestätigte ihre Vermutung, Joeys Schicht hatte gerade erst angefangen. Dann konnte das Spiel ja beginnen.
 

Während Seto auf seinen Martini wartete, sah er sich in dem Club um. Es war hier sehr ansprechend, die Musik war gut und eine Tanzfläche gab es auch. Die ganze Atmosphäre hier zog ihn in ihren Bann. Er konnte spüren, wie ein Teil des Ärgers von ihm abfiel, endlich wurde ein Tisch frei, an den sie sich setzten. Seto und Toki plauderten eine Weile über Belangloses, die Atmosphäre des Clubs sollte noch eine Weile auf Seto wirken, und der Martini ihn hoffentlich ein wenig auflockern. Sie winkte nach einem Kellner und bestellte bei ihm noch einmal die gleichen Getränke, einen Fantastic Sunrise für sich und für Seto den Martini – geschüttelt, nicht gerührt. Der Kellner bedankte sich höflich und eilte zur Bar. Dort gab er die Bestellung an Joey weiter.

„Ah, unser James Bond weilt noch im Lande.“, meinte er lächelnd und machte sich sogleich an die Arbeit. Kurze Zeit später übergab er dem Kellner die gewünschte Bestellung: „Ein Fantastic Sunrise für die Lady und den Martini für James Bond.“ Es interessierte ihn ja schon, wer seinen Martini so trank, aber im Moment konnte er nichts tun, hinter der Bar war einfach zuviel zu tun. Normalerweise liebte er es einfach nur so herumzuwirbeln, doch heute begrüßte er es richtig, denn es lenkte ihn ab. Aber vielleicht konnte er ja doch noch einen Blick auf James Bond werfen.
 

Der Kellner trat an den Tisch und tauschte die gefüllten Gläser gegen die leeren aus. Seto hob erstaunt seine Augenbraue, er konnte sich nicht erinnern einen weiteren Martini bestellt zu haben, doch da er jetzt nun einmal da war, würde er ihn auch trinken. Er war angenehm überrascht, dieser Club konnte sich wirklich sehen lassen, das Ambiente stimmte, die Musik war schwungvoll, jedoch nicht zu aufdringlich, und die Barkeeper verstanden ihre Aufgabe – sein Martini war genau richtig temperiert. Er hörte Toki nur mit halbem Ohr zu, ihn interessierten die Menschen, die in diesem Club verkehrten.
 

„Komm wir tanzen!“ Energisch zog Toki Seto auf die Tanzfläche. Es war einfach an der Zeit, diese kühle Schönheit ein wenig aufzutauen. Lächelnd hatte sie Seto beobachtet, er trank ganz selbstverständlich den zweiten Martini, als dieser vor ihm stand, und es amüsierte sie, dass Seto ihr nur mit einem Ohr zuzuhören schien. Toki war eine Gute Tänzerin, wie Seto erstaunt feststellen musste, und es machte ihm tatsächlich Spaß mit ihr zu tanzen. So verging die Zeit wie ihm Fluge und er hatte ihr den Kuss längst verziehen. Diesen Club musste er sich unbedingt merken, nach einem anstrengenden Tag konnte man hier wirklich gut entspannen.

Toki genoss den Abend ebenfalls in vollen Zügen. Das Projekt „Tau den Eisberg auf“ lief ja wunderbar an. Doch sie entschied den Bogen nicht zu überspannen und meinte um kurz vor Mitternacht, dass sie müde wäre und gerne nach Hause möchte. So tranken sie schnell noch den Rest ihrer Getränke aus und winkten einem der Kellner, um ihre Rechnung zu bezahlen. Seto war ganz Kavalier, zahlte und brachte Toki anstandsgemäß nach Hause.
 

Joey wartete den Rest des Abends vergeblich auf eine weitere Bestellung James Bonds, er hatte seinem Kollegen extra Bescheid gesagt, denn diesen hätte er dann selbst bedient.

Träume und Albträume

Aufgekratzt wie immer, machte sich Joey mit dem Motorrad gegen 4 Uhr morgens auf den Weg nach Hause. Er wusste, dass es unvorsichtig war, aber er konnte seinen Helm jetzt nicht ertragen, er brauchte den Wind in seinen Haaren. Viel zu schnell war die Fahrt zu Ende, doch er wusste nicht wohin er sonst fahren sollte. Aufgekratzt und grübelnd betrat er seine Wohnung. Gewohnheitsmäßig versuchte er leise zu sein, um Serenity nicht zu wecken, bis ihm einfiel, dass sie ja ausgezogen war. Der Unbekannte – James Bond – ging ihm nicht aus dem Kopf, schade, dass er nicht noch einen Drink bestellt hatte, er hätte ihm diesen zu gern selbst serviert. Immer noch ziemlich aufgeputscht, wie eigentlich jeden Abend nach dem Blue-Eyes, beschloss er duschen zu gehen. Schnell hatte er sich seiner Kleider entledigt und stieg unter seine angenehm temperierte Dusche.

Er griff nach seinem Duschgel und seifte sich langsam ein. Sein aufgeheizter Körper reagierte auf diese sachte Berührung sofort. Joey schloss die Augen und stellte sich vor, mit Mahou unter der Dusche zu stehen.
 

Seine Hände wanderten über seinen Körper, verweilten zärtlich an seinen besonders empfindsamen Stellen – Joey hatte Mahous zärtliche Worte noch in seinem Ohr – und schaffte es tatsächlich, sich von ihm berührt zu fühlen. Das Kribbeln in seiner Körpermitte ließ ihn erschauern und als seine Hände sich seinem Intimbereich näherten, stöhnte er leise vor sehnsüchtiger Erwartung auf. Seine Erektion umfassend und liebkosend streichelte er sich weiter über seinen Körper, und ließ dabei seinen Brustwarzen große Aufmerksamkeit zukommen. Er zwirbelte und zwickte sie und spürte, wie er immer härter wurde. Der Drang zu reiben und zu drücken wurde stärker, doch so schnell sollte es nicht gehen. Mit großer Willenskraft zwang er sich dazu, seinen kleinen Freund immer noch sehr sanft und zärtlich zu behandeln, und seinem restlichen Körper auch noch ein paar Streicheleinheiten zu kommen zu lassen. Er fuhr sich mit leichten Strichen über seine Seite, und auch über seine Innenschenkel, streifte dabei seine Kronjuwelen, fuhr sich wieder über den Bauch und widmete sich wieder seinen Brustwarzen.
 

Das Kribbeln in seinem verborgenen Eingang ignorierte er, aber dafür widmete er sich nun ausschließlich seinem besten Stück. Immer noch zärtlich streichelte er über seine Erektion, bis er sie schließlich umfasste und seine Eichel zum ersten Mal freilegte. Sacht knetete er sie, strich mit dem Finger immer wieder über die kleine Öffnung, reizte das Bändchen und heizte sich noch ein Stückchen weiter auf. Doch schließlich hielt er es nicht mehr aus, und immer schneller werdend jagte er sich dem erlösenden Höhepunkt entgegen, bis er sich schließlich laut aufstöhnend unter der Dusche in seine Hand ergoss.

Heftig atmend lehnte er sich an die Wand und ließ seinen Samen vom warmen Wasser abwaschen. Als er sich wieder beruhigt hatte, wusch er sich schnell noch die Haare, verließ die Dusche und legte sich, nur mit zwei Handtüchern bekleidet, auf sein Bett.
 

Joey griff nach Mahous Buch und schaute es sich nachdenklich an... Er betrachtete die Drachen, und griff nach seinem Medaillon. Die Drachen erinnerten ihn stark an die Beiden auf seinem Medaillon.

Er erinnerte sich noch gut daran, wie er das Medaillon von Mahou geschenkt bekommen hatte. Es war am Morgen nach seinem 18. Geburtstag, er hatte bei Mahou geschlafen, und beim Frühstück lag ein kleines Päckchen auf seinem Teller. Mahou ermunterte ihn, es zu öffnen. Erstaunt packte er ein eine Kette mit einem Medaillon aus, doch er war sofort davon begeistert. Es zeigte zwei Drachen, die sich fliegend umkreisten, einer hatte Saphire und der andere Rubine als Augen. Er war hin und weg gewesen und fühlte sich sofort von den beiden Drachen angezogen. Sogleich legte er sich die Kette mit dem Medaillon um, und trug es seit diesem Tag.

Joey schlug das Buch auf, und betrachtete sich die erste Seite. Als Titelblatt waren wieder die beiden Drachen zu sehen, und im Hintergrund konnte man einen weiteren Drachen erkennen – einen fünfköpfigen Drachen. Das Bild rührte etwas in seinem Inneren an, und er dachte auf einmal an seine andere Existenz. Die fliegenden Drachen erinnerten ihn daran, dass er schon lange nicht mehr geflogen war... ja, beim Fliegen könnte er sich gewiss auch ein wenig abreagieren.
 

Joey stand auf, und suchte sich aus seinem Kleiderschrank seinen Umhang heraus, den er für diesen Zweck von Mahou erhalten hatte. Er verließ seine Wohnung, begab sich auf das Dach des Hauses in dem er seine Wohnung hatte. Er legte seinen Schlüssel unter einen, für diesen Zweck dort liegenden, Stein, nahm sein Medaillon in die Hand, schloss seine Augen und murmelte leise die Inschrift, die dort eingraviert war. Er brauchte ein paar Minuten, bis er sich soweit in sich versenkt hatte, dass er seine Kraft aktiviert und sich verwandelt hatte. Als er seine Augen öffnete, sah die Welt um ihn herum ganz anders aus. Auf dem Dach des Hauses saß nun ein Schwarzer Drache, der mit seinen roten Augen gen Himmel blickte, seine Flügel ausbreitete, sich mit seinen Hinterbeinen kraftvoll abstieß und Flügel schlagend in den Himmel erhob.
 

Schnell stieg Joey hoch in den Himmel, damit die Menschen ihn nicht sehen konnten, sie würden nur panisch reagieren, und ihm das Militär auf den Hals hetzen. Das hatte Mahou ihm immer wieder eingeprägt. Einmal hatte er einen beinahe Zusammenstoß mit einem Flugzeug – richtig, das war auch der Grund gewesen, weshalb er sich so lange nicht mehr verwandelt hatte. Es war besser gewesen, dass der Drache in der Versenkung verschwand... er war zu übermütig geworden. Mahou half ihm dann auf andere Weise mit seinem Energieüberschuss fertig zu werden. Mahou – er fehlte ihm, seit er ihn vor 9 Jahren kennen gelernt hatte, war er stets an seiner Seite gewesen, ganz besonders seit seinem 18. Geburtstag. Er stieg immer weiter in den Himmel, bis er an seine Grenzen stieß und ließ sich in einem Sturzflug fallen, bis er die internationale Flughöhe erreicht hatte. Das erinnerte ihn daran, dass er sich einen Plan der Flugstraßen und die Flugzeiten der nächsten Flughäfen besorgen sollte, damit es keine weiteren unliebsamen Beinahezusammenstöße mit den metallenen Fliegern gab. Er stieg noch einmal bis ganz hoch hinauf, um sich wiederum per Sturzflug auf die Flughöhe fallen zu lassen und anschließend langsamer zu dem Dach seines Wohnhauses zu fliegen. Er wollte es nach so langer Zeit nicht gleich übertreiben, sondern sich erst wieder langsam an das Fliegen gewöhnen. Er würde morgen so schon einen gewaltigen Muskelkater haben.

Auf dem Dach angekommen, verwandelte er sich wieder zurück, hüllte sich in seinen Umhang, nahm seinen Schlüssel und begab sich zurück in seine Wohnung. Erschöpft, und einigermaßen ausgepowert, ließ er sich auf sein Bett fallen und fiel in einen unruhigen Schlaf. Er träumte von einem fünfköpfigen Drachen, der in einer Ecke der Welt saß, und sich von Ferne seinen Flug betrachtete. Er konnte ihn nicht einschätzen, war er ein Freund, oder ein Feind?
 

~~~
 

Seto lag immer noch wach in seinem Bett, vor zwei Stunden schon hatte er sich hingelegt, konnte aber keinen Schlaf finden. Die Geschehnisse des vergangenen Tages kreisten in seinen Gedanken. Mit diesem Ring-Fall kam er nicht weiter, vielleicht musste er sich da nur einen neuen Ansatz suchen. Er hatte das Gefühl etwas zu übersehen, nur was? Das machte ihn noch verrückt.

Wheeler kam ihn in den Sinn, so ein Idiot. Er selbst war aber auch nicht besser, dieser Streit hätte nicht sein müssen. Bisher hatte er geglaubt, dass er seinen Zorn unter Kontrolle hatte, aber der blonde Köter brachte bei ihm alles durcheinander. Dann war da noch Toki, es war ihm immer noch ein Rätsel, wieso sie ihn geküsst hatte, zu so einem Zeitpunkt.

Es konnte ihr doch eigentlich egal sein, was er zu wem sagte und wie verletzend es war. Aber dennoch hatte ihm der Abend mit ihr gefallen, er hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Der Club war gut, die Getränke hervorragend und Toki eine klasse Tänzerin. Er hatte schon lange nicht mehr getanzt, er grinste in die Dunkelheit, er musste seinem Job dankbar sein, dass er es überhaupt konnte. In seiner Anfangszeit ermittelte er verdeckt in einer Tanzschule, zuerst fand er es gar nicht gut, doch mit der Zeit machte es ihm sogar Spaß. Die Ermittlungen dauerten fast ein ganzes Jahr, viel Zeit, um alle möglichen Tänze zu erlernen, auch wenn er jetzt eingerostet war, mit ein bisschen Übung hätte er wieder alles drauf.
 

Toki – wie lange kannte er sie schon, fünf, sechs Jahre? Zufällig war er auf dieses Restaurant gestoßen, es war praktisch rund um die Uhr geöffnet und lag auf dem Weg zum Präsidium. Der Name stach ihm damals ins Auge > Diner for One<, ein lustiger Name für ein Restaurant und seit seinem ersten Besuch, war er dort hängen geblieben, Warum wusste er nicht genau, vielleicht lag es an ihr.

Nicht nur, das sie gut aussah, sie war auch intelligent und sie versuchte nie ihn anzumachen, bis gestern. Jetzt, wo er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass sie immer da war, es gab keine Zeit in der sie ihn nicht bedient hatte. Vielleicht sollte er den gestrigen Abend mit ihr wiederholen, nein, er musste ihn einfach noch mal wiederholen, er war neugierig, wie weit Toki gehen würde.

Zu guter letzt war da noch Meister Fudo – er machte Druck, jedes Mal wenn sie gemeinsam trainierten, musste er zum Abschluss oder oft auch die ganze Zeit über, seine Fähigkeiten üben. Da ließ der Alte nicht von ab, es sei seine Bestimmung, sagte er zu Seto. Schon seit seiner Geburt, sei diese Gabe in ihm und er müsse diese nun endlich akzeptieren.

Dieser alte Mann, der ihn mit seinen grünen Augen immer so wissend ansah, war der einzige, auf den Seto fast widerspruchslos hörte und der seine innersten Gefühle kannte. Nur deswegen setzte er sich mit seiner Gabe auseinander.
 

Über diese Grübelei kam doch noch der Schlaf – und wieder ein Traum.
 

Seto befand sich offensichtlich hoch oben in der Luft, er schwebte über der Erde und sah auf einen Gebirgswald herunter, die Gegend war ihm völlig unbekannt. Eine Burg kam in Sicht, neugierig näherte er sich dieser. Diese Anlage lag auf dem Gipfel eines schmalen Berges. An drei Seiten fiel der Berg lotrecht ab, nur von einer Seite gab es einen Zugang. Und der war noch durch eine schwere Zugbrücke gesichert. Viele Türme ragten wie dünne Finger in den Himmel. Der höchste Turm zog ihn magisch an, vorsichtig näherte er sich diesem, doch eine Flammenwand verhinderte ein Näher kommen. Der Blauäugige wich zurück, obwohl die Flammen keinerlei Hitze erzeugten. Die Flammen formten sich zu Schriftzeichen, erstarrten zu Eis, neue Schriftzeichen erschienen. Verständnislos starrte er auf diese, sie ergaben für ihn keinen Sinn.
 

Mit einem Knall zerbarst das Eis und mit ihm das Traumbild. Jetzt befand er sich wieder in diesem dunklen Raum, die Tür stand wieder einen Spalt auf. Doch diesmal erreichte er sie gar nicht erst. Kettenrasseln verriet ihm, dass er nicht alleine war und schon legten sich die ersten Ketten um ihn, genauso wie bei seinem letzten Traum. Die Ketten zogen sich fest um ihn zusammen, sie schnürten ihm die Luft ab. Panik stieg wieder in ihm auf, er spürte die Kälte, die von den Fesseln ausging. Diese Kälte war nicht körperlich, sie war vielmehr seelischer Natur. Er spürte den Wunsch nach Geborgenheit – in diesem einen Augenblick wollte er nicht mehr allein sein, er wollte geliebt sein und er wollte... lieben. Aber wer sollte ihm schon helfen, der Blauäugige hatte nicht mehr viel Kraft um dagegen anzukämpfen. Eine warme Stimme flüsterte wieder: „Lass mich in dein Herz, lass mich dich lieben.“
 

An dieser Stelle erwachte Seto wieder schweißgebadet, er fühlte sich wie gerädert. Der letzte Traum, eigentlich Albtraum, hatte ihm schon zu schaffen gemacht, dieser war keinen Deut besser. Wer waren nur die Zwei, von denen er da träumte? Wer war es, der ihn in diese kalten Ketten legte, bis er keine Kraft mehr hatte? Doch noch mehr quälte ihn die Frage, wer in sein Herz kommen und ihn lieben wollte, wem diese warme Stimme gehörte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit zum aufstehen war und stöhnend erhob er sich. Hoffentlich ging das nicht jede Nacht so. Während er duschte, kam ihm Wheeler wieder in den Sinn. Unwillig schüttelte er den Kopf. Vor dem Einschlafen an den Köter denken und nach dem Aufwachen auch gleich wieder, was war nur los mit ihm? Warum konnte er den Blondschopf nicht aus seinen Gedanken bannen?
 

Seufzend beendete er das Duschen, trocknete sich ab und machte sich für die Arbeit fertig. Frühstücken würde er irgendwo unterwegs. Im Präsidium wurde er schon erwartet. Er hatte noch nicht mal seinen Mantel ausgezogen, als Tanaka ihn einfach mit sich zog. „Der Chef wartet schon, beeil dich.“ Seto befreite sich aus seinem Griff. „Nun mach mal halblang, so wichtig wird es schon nicht sein.“, meinte er leicht ungehalten. „Doch, er hat gesagt, sobald du da bist, sollen wir zu ihm kommen.“ Tanakas Stimme klang drängend, unwillig folgte Seto nun seinem Kollegen. Was war so wichtig, dass er nicht mal die Zeit hatte, den Mantel auszuziehen? Rafu klopfte kurz an die Tür ihres Chefs und sogleich traten sie ein. Dieser sah auf. „Gut das sie da sind, hier...“, er gab ihnen ein paar Akten, „...überprüfen sie bitte diese gemeldeten Vorfälle. Heute Abend erwarte ich ihren Bericht.“ Seto nahm die Akten entgegen, gab die Hälfte an Tanaka und beide warfen einen Blick in diese. Der Brünette hob fragend eine Augenbraue. „Soll das ein Scherz sein?“ Die Meldung die er eben überflogen hatte, besagte, dass sich eine ältere Dame von einem kleinen, braunen, puscheligen Monster mit langen Fühlern, bedrängt fühlte.
 

Von seinem Kollegen kam ein leises Lachen. „Das ist doch nicht wahr, oder?“ Die Beschwerde in seiner Akte, handelte von einem kleinen, geflügelten Wesen, das ständig einen großen Würfel durch die Gegend warf. Ähnliches stand auch in den anderen Akten. „Das ist kein Scherz – in den letzten vier Stunden kamen haufenweise solche Meldungen. Es ist nun mal unsere Aufgabe diesen nachzugehen. Also, meine Herren, ihre Zeit läuft.“ Tanaka und Kaiba, verließen das Büro ihres Bosses. In ihrem eigenen meinte Kaiba: „Wie machen wir das nun, arbeiten wir zusammen die Akten ab oder teilen wir sie auf und jeder geht für sich den Beschwerden nach?“ Rafu dachte einen Augenblick nach. „Wir teilen uns auf, du eine Hälfte und ich eine Hälfte, so dürften wir schneller fertig sein.“ Seto erklärte sich einverstanden, so nahm sich jeder seine Akten und machte sich auf den Weg.
 

~~~
 

Das machte Spaß. Der geheimnisvolle Unbekannte probierte einige Textpassagen aus, dieses geheime Zimmer barg ja ungeahnte Schätze. Bei weiterem durchstöbern der alten Papierrollen, war er auf eine Seite gestoßen, die es ihm erlaubte – für kurze Zeit – kleine Monster aus einer anderen Dimension her zu holen. Mit Hilfe seines Computerprogramms übersetze er die Schrift recht zügig, schnell erkannte er, dass es sich um Zaubersprüche handelte.

Einige hatte er schon hergeholt, wie das Kuriboh, die kleine Flügelwache, Engelswürfel und einige andere harmlose Monster. Es funktionierte nur nicht jedes Mal – er hatte keine Ahnung, dass diese Monster doch erschienen, nur eben nicht bei ihm. Dadurch war ihm nicht klar, welche Aufregung er verursachte. Er freute sich kindisch über jedes Erscheinen eines der kleinen Monster bei ihm. Zufrieden malte er sich aus, wie es wäre, die gefährlichen Monster zu holen und sie in einem Park auszustellen. Das brachte mit Sicherheit eine Menge Geld ein und die Nachfrage nach seinen Spielen würde noch mehr steigen.

Inzwischen wusste er auch, dass er einige bestimmte Gegenstände suchen musste, um den Fünfköpfigen Drachen zu rufen. Das wäre der absolute Publikumsmagnet in seinem Park, da würden die weißen Drachen mit eiskaltem Blick wie Waisenkinder aussehen.
 

Das Rätsel auf dem Ring hatte er soweit entschlüsselt, nun wollte er diesen Schnüffler wieder engagieren, um das erforderliche Relikt zu finden. Wie lange der wohl braucht, bis er feststellt, dass er nur benutzt wurde? Er amüsierte sich köstlich über diesen Naivling. Nannte sich Detektiv, und hatte keine Ahnung, dass er nur Mittel zum Zweck war. Sollte dieser jedoch etwas anderes herausfinden, als das was er sollte, dann wäre seine Zeit um. Mitwisser konnte er überhaupt nicht brauchen, aber noch stellte sich dieses Problem ja nicht.

Seufzend legte er das Papier, mit den uralten Zaubersprüchen, beiseite. In den nächsten Wochen, kam er nicht mehr dazu, sich um diese alten Schriften zu kümmern – schade. Aber seine Firma erforderte zurzeit seine ganze Aufmerksamkeit. Es standen wichtige Entscheidungen an, die nur er treffen konnte, niemand anderes. Sorgsam verschloss er diesem Raum. Eigentlich war es ja überflüssig, hier kam niemand her, der hier nicht hingehörte. Trotzdem – sicher war sicher – eins hatte er in seinem Leben gelernt, vor Überraschungen war niemand sicher. Zügig begab er sich in die Burg zurück, tarnte den Geheimgang und machte sich auf den Weg zu seinem Helikopter.
 

Auf dem Rückflug ging er gedanklich noch einmal alles durch. Er dachte auch über diesen Traum nach, wieder hatte er das Gefühl gehabt, als ob ihn jemand belauschte. Aber er konnte diese Person nicht sehen oder ihrer habhaft werden, wenn es denn der Realität entsprach, vielleicht waren es auch nur seine überreizten Nerven.

Schließlich kam sein Firmengebäude in Sicht und der Flug näherte sich dem Ende. Wenig später stieg er aus und als er sein Büro erreichte, hörte er seine Sekretärinnen aufgeregt schnattern. Ob Frauen das eigentlich immer machten? Die Bemerkung seiner Chefsekretärin ließ ihn erstarren, „...überall sollen diese kleinen Monster aufgetaucht sein. Die Polizei ist ratlos, auch ihre Spezialabteilung enthält sich jeden Kommentars...“ Upps, scheinbar hat jeder seiner Zaubersprüche funktioniert, nur mit dem Ort gab es Probleme. Gut, da würde er das nächste Mal halt aufpassen müssen. Entschlossen betrat er nun sein Vorzimmer. „Guten Tag die Damen.“

~~~
 

Seto saß stocksteif auf dem Sofa der alten Dame. Diese freute sich über so nette Gesellschaft und bot ihm einen Kaffee nach dem anderen an, während sie die Vorfälle genauestens beschrieb. Höflich hörte er ihr zu, stellte hier und da einige Fragen, deren Beantwortung jedes Mal einen ganzen Roman zur Folge hatte. Das hätte er ja alles noch ertragen und ihre Spleenigkeit, mit dem Wunsch nach Gesellschaft abtun können. Eine halbe Stunde saß er nun bei ihr und in dieser Zeit, erschien tatsächlich ein Kuriboh – mehrmals – und dessen einziges Bestreben schien es zu sein, sich jemanden an den Hals zu hängen. Auch er kam in den Genuss von dessen Anhänglichkeit. Und eines konnte er nicht abtun, das Monster fühlte sich echt an, da gab es keinen Zweifel. Höflich aber bestimmt verabschiedete sich Kaiba von der alten Dame, die ihn nur ungern gehen ließ. Sie hatte selten Besuch und schon lange nicht mehr von einem gut aussehenden jungen Mann.
 

Erleichtert ließ sich der Brünette hinters Steuer fallen, hoffentlich waren die anderen Befragungen nicht auch so anstrengend. Kaffee würde er jedenfalls nirgends mehr trinken, das, was er die letzte halbe Stunde konsumierte, reichte für den Rest der Woche. Außerdem bezweifelte er stark, dass er vor dem Morgengrauen zum Schlafen kam. Aber erst einmal musste er seinen Dienst versehen, bevor er an Feierabend denken konnte. Er nahm sich die nächste Akte, suchte sich die Adresse heraus und fuhr los. Bei dieser und den folgenden Befragungen, kam immer das gleiche heraus – kleine Monster erschienen und verschwanden wieder. Niemandem ist etwas geschehen, außer dass sie sich ordentlich erschreckt hatten.
 

Am frühen Abend erreichte er wieder das Präsidium, sein Kollege Tanaka traf gleichzeitig mit ihm ein. Sie tauschten sich aus und auch Tanaka hatte das zweifelhafte Vergnügen gehabt mit einem Monster Bekanntschaft zu machen. Der Engelswürfel war bei einer seiner Befragungen erschienen, nicht lange, aber lange genug um Rafu mit dem Würfel zu bewerfen. Da hatte Kaiba mit seinem schmusesüchtigen Kuriboh noch Glück gehabt.

Schweigend fertigten sie ihre Berichte an, brachten sie zusammen zu ihrem Chef, der sie flüchtig überflog. „Und, meine Herren, was bedeuten diese Vorfälle jetzt? Sind das alles Halluzinationen?“ Kaiba übernahm es zu antworten: „Nein, diese Monster sind alle Real gewesen, sie waren definitiv keine Einbildung. Aber was dieses Auftreten verursacht hat, darüber können wir nichts sagen. Alle Befragten gingen ihrem üblichen Tagwerk nach. Eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen gibt es auch nicht. Wir müssen abwarten, was als nächstes geschieht.“ Der Mann am Schreibtisch nickte verstehend. „Gut, das müssen wir im Auge behalten, nicht das es noch schlimmer wird. Sie können dann gehen.“ Mit einer Handbewegung unterstrich er seine Worte. Seine Untergebenen verließen sein Büro und da es schon spät war, verabschiedeten sie sich voneinander und fuhren nach Hause.
 

Wieder erwarten war Seto, nach dem ganzen Kaffee der alten Dame, rechtschaffend müde, nach einem kleinem Imbiss und einer heißen Dusche ging er schlafen. Doch auch diese Nacht quälte ihn der Traum – wieder sah er die Burg, die geheimnisvollen Schriftzeichen, einen fünfköpfigen Drachen und auch die Ketten waren wieder da.......und auch wieder diese braunen Augen. Er kannte diese Augen... Doch wem gehörten sie?... Wheeler?... Aber warum war er hier?... Was wollte er?...

Als er erwachte fühlte er sich völlig zerschlagen, hoffentlich nahmen die Träume bald ein Ende, sie zerrten an seiner Kraft. Doch diese Hoffnung sollte nicht erfüllt werden, die Tage waren anstrengend und die Nächte nicht erholsam. Keine Ahnung wie lange er das durchhalten würde, eines wusste er aber, ohne richtigen Schlaf, ging er bald auf dem Zahnfleisch. Er fing an, vor dem zu Bett gehen, noch zu trainieren, dabei powerte er sich richtig aus. Aber wirklich helfen tat es nicht, noch sah man es ihm nicht an, aber das war auch nur noch eine Frage der Zeit, bis es jemanden auffiel. Genau das konnte und wollte er nicht zulassen.

Eine Möglichkeit hatte er noch um sich auszupowern, die letzte Übung von Meister Fudo. Kaiba beschloss erst sein Kampfsporttraining zu absolvieren und danach seine spezielle Übung zu machen. Für diese begab er sich auf das Dach, heute war Neumond, eine gute Nacht für solche Experimente.
 

~~~
 

Joey stellte fest, dass das nächtliche Fliegen ihm dabei half, seinen Adrenalinspiegel, der sich bei seinen Schichten im Blue-Eyes bildete, einigermaßen abzubauen. Jedoch nicht, ohne auch noch ein wenig Hand an sich zu legen. Sein kleiner Freund, und auch sein Körper, hatten sich mit der Zeit daran gewöhnt, dass der Ausgleich für seine Arbeit Sex war. Es schaffte es nicht, seine Arbeit im Blue-Eyes vom Sex zu trennen, schließlich endeten die letzten fünf Jahre seine Schichten immer in einem heftigen Getummel zwischen den Laken.

Dank dem Internet hatte er schnell alle erforderlichen Daten zusammen, die er brauchte, um seinen metallenen Mitbewerbern um den nächtlichen Flugraum nicht in die Quere zu kommen. So dehnte er seine Flüge immer mehr aus, und genoss die Freiheit, die er auf seinen Flügen verspürte. Er vermisste die Gesellschaft Mahous, das konnte er nicht leugnen, aber langsam kam er damit klar. Er duschte, verschaffte sich Erleichterung unter der Dusche, tobte sich beim Fliegen aus. Wenn er erschöpft von seinem Ausflug zurückkam, legte er sich auf sein Bett, träumte von Mahous Händen und seiner zärtlichen Liebe, uns schlief anschließend erleichtert und erschöpft ein. Doch von dem fünfköpfigen Drachen träumte er kein weiteres Mal – bis zur Neumondnacht...
 

~~~
 

Müde torkelte der Obdachlose in den Park, sein Ziel war sein Bett, das hieß, er war auf dem Weg zu einer bestimmten Bank. Die war etwas versteckt, dadurch sehr geschützt. Zwar war er betrunken, aber nicht so betrunken, um den Weg nicht mehr zu finden. Eine Windbö pustete ihn von den Beinen. Wo kam die denn her? Bisher war es Windstill gewesen. Mühsam rappelte er sich wieder auf, sah sich um, nichts zu sehen, ein Rauschen direkt über ihm, ließ ihn Aufblicken. Schlagartig war er nüchtern.

So was hatte er noch nie gesehen, das Ding über ihm, sah aus wie ein Drache, ein riesiger, weißer Drache, der sich auf der Wiese des Parks niederließ. Aufmerksam sahen die blauen Augen dieses Tieres sich um, alarmiert sah es zum Himmel. Mit einem Fauchen flog er wieder ab, verwirrt sah der Obdachlose sich um, was hatte dieses Tier so aufgeregt? Bei der Größe dürfte es keine Feinde haben. Seine Frage wurde augenblicklich beantwortet, es tauchte noch einer auf, noch ein Drache. Dieser war schwarz mit rotglühenden Augen, langsam zog der Mann sich zurück, nein, heute würde er nicht in diesem Park schlafen, das war ihm zu Gefährlich, hier liefen ihm heute eindeutig zu große Tiere rum.
 

Die Drachen umkreisten sich neugierig, landeten schließlich im Park. Vorsichtig näherten sie sich einander, immer zum Sprung bereit. Geräuschvoll sogen sie den Duft des Anderen, in ihre Nüstern, beide hatten das Gefühl einander zu kennen, ihr Duft kam ihnen vertraut vor.

Die laute Fehlzündung eines Autos, ließ sie erschreckt auffliegen, leicht panisch flogen sie in verschiedene Richtungen davon.

Beginnende Zusammenarbeit

Fröhlich ein Lied vor sich hersummend, betrat Toki das Dinner for One. Ob Seto wohl heute zum Essen erscheinen würde? Die letzten Tage hatte er sich ja nicht blicken lassen. Ob er ihr wohl noch böse war? Nein, das glaubte sie eigentlich nicht, der Abend im Blue-Eyes schien ihm doch sehr gut gefallen zu haben. Wenn er das nächste Mal kam, wollte sie ihn wieder zu einem Besuch in diesem Club einladen. Auch wenn es sich nicht schickte, dass eine Frau einen Mann zum Ausgehen einlud – aber was war an ihrer Beziehung schon normal? Und außerdem, er brauchte nun mal jemanden, der den ersten Schritt machte, sonst käme er aus seiner Kühlkammer von Schneckenhaus ja nie heraus.
 

Egal, wie sehr Seto trainierte, sich mit dem Katana verausgabte oder seine Fähigkeit verbesserte, an einen erholsamen Schlaf war nicht zu denken. Egal, wie müde er ins Bett fiel, dieser Traum begleitete ihn stets. Nach ein paar Tagen, machte es sich bemerkbar und Toki sprach ihn darauf an, als er wieder im Dinner for One frühstückte. „Du siehst müde aus Seto. Ist alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sie sich besorgt. Eine Weile sah Seto sie an, dann antwortete er: „Ich bin nur ein bisschen müde, ich schlafe schlecht zur Zeit.“, gab er wahrheitsgemäß zur Antwort. Ihr konnte er nichts vormachen, dafür kannte sie ihn schon zu lange. „Du musst mal wieder richtig abschalten. Lass uns heute Abend wieder ins Blue Eyes gehen, da hat es dir doch gefallen.“

Ja, es stimmte, im Blue Eyes hatte es ihm gefallen. Warum also nicht? Es bestand ja die Möglichkeit, dass er danach besser Schlafen konnte. „Warum nicht...“, antwortete er, „...wann soll ich dich abholen? Oder treffen wir uns dort?“ Toki dachte kurz nach. „Wir treffen uns dort... Ich bin gegen 22 Uhr da.“ Er nickte. „Gut um 22 Uhr im Blue Eyes...“ Lächelnd fügte er hinzu: „... ich freue mich.“ Das stimmte sie fröhlich, sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich den anderen Gästen zuwandte. Kaiba zahlte und ging.
 

Im Präsidium machte er seine Arbeit, das bedeutete, das er sich mit den Duellmonsterkarten beschäftigte. Früher hatte er dieses Spiel gerne gespielt, daher kamen ihm einige der beschriebenen Monster sehr bekannt vor. Dieses kuschelsüchtige Monster Kuriboh hatte er selbst in seinem Deck gehabt.

Aber wie kamen, bestenfalls Hologramme, dazu, so echt zu sein? Dass sie es waren, hatte er am eigenen Leib zu spüren bekommen. Tanaka sagte ebenfalls, dass der Würfel, mit dem er attackiert wurde, echt war. Aber wie wurden Hologramme zu echten Monstern?

Darüber hatte er doch mal was gelesen, was war das nur? Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern, doch es fiel ihm nicht ein. Resigniert klappte er die Akten vor sich zu. „Ich geh nach Hause.“, erklärte er seinem verdutzten Kollegen. Das waren ja ganz neue Töne von Kaiba. Er, der immer der letzte war, der das Büro verließ, machte am frühen Nachmittag schon Feierabend? „Stimmt was nicht?“, erkundigte er sich sogleich. „Es ist alles in Ordnung, warum fragst du?“ Rafu räusperte sich: „Du machst doch sonst nicht so früh Schluss.“ Gereizt entgegnete Seto: „Ich wusste nicht, das ich deine Erlaubnis brauche, um Feierabend zu machen.“ Tanaka hob abwehrend seine Hände. „Hey, friss mich nicht gleich, ich hab mir nur Sorgen gemacht, nichts anderes.“ Etwas milder gestimmt kam es von Kaiba: „Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, mir geht es bestens.“ Mit diesen Worten verließ er das Büro und fuhr nach Hause.
 

~~~
 

Während Seto versuchte etwas über die Monster heraus zu finden, raste Serenitys Herz vor Aufregung. Mitsuki hatte sie angerufen und sie zum Essen eingeladen. Natürlich hatte sie angenommen, sie dachte viel an ihn, in der letzten Zeit. Sie sehnte sich nach seiner warmen Stimme und dem Blick seiner grauen Augen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es diesmal der Richtige war. Und zum Glück konnte sie diesen Mann kennen lernen, ohne dass ihr Bruder etwas davon mitbekam. War sie sich über ihre Gefühle im Klaren, konnte sie die Beiden immer noch miteinander bekannt machen. Aber so wie es aussah, hegte Joey im Moment kein großes Interesse an ihren Bekanntschaften. Er litt noch unter der Trennung von Mahou, der quasi von einer auf die nächste Stunde verschwunden war. Und Seto Kaiba beschäftigte ihn auch noch und so wie sie ihn kannte, würde er den Blauäugigen sowieso erst in Ruhe lassen, wenn er alles aus seinem Leben erfahren hatte.

Froh gelaunt, erreichte sie ihren Arbeitsplatz, mit ihrem Bruder rechnete sie erst am frühen Nachmittag, da er gestern Schicht im Blue Eyes hatte. Vor fünf oder sechs Uhr war er nicht zu Hause und schlief entsprechend lange. Serenity sah die Post durch, es waren einige Kopien von dem Entführungsfall Mokuba Kaiba dabei. Ehrlicher Weise gestand sie sich ein, das sie in Mitsukis Fall ziemlich egoistisch war, solange sich ihr Bruder mit den Kaibas beschäftigte, hatte er keine Zeit sich um ihr Privatleben zu kümmern.
 

Nebenbei hörte sie den Anrufbeantworter ab, nur einer hatte auf Band gesprochen: Mr. Peter Johnson. Das war doch derjenige, der Joey diesen Auftrag gegeben hatte: Er sollte nach einem Ring zu suchen, wie er betont hatte, sollte ihn nur finden und seinen Aufenthaltsort an ihn selbst übermitteln. Mr. Johnson wollte dann die Ergebnisse an seinen Chef weiterleiten.

Es war schon ungewöhnlich Aufträge über einen Mittelsmann zu bekommen und wer wirklich hinter diesem Auftrag stand, konnte der Blondschopf nicht herausbekommen. Eben dieser Peter Johnson bat um einen Termin, um einen weiteren Auftrag zu besprechen. Ob Joey darauf einging, das wusste sie nicht, bei ihrem Bruder war man nie sicher. War er neugierig genug, würde er sich zumindest auf ein Treffen einlassen. Mal sehen, was er dazu meinte, sie machte sich eine Notiz, damit sie nicht vergaß mit ihrem Bruder darüber zu reden. Danach ordnete sie Joeys Notizen und fügte sie den entsprechenden Akten bei und tippte noch einige Briefe, die er ihr auf Band gesprochen hatte. Schließlich kam das, was ihr am meisten Freude bereitete – sie schrieb die Rechnungen. Lange genug dauerte es, bis die Mandanten ihre Rechnungen bezahlten, da war es wichtig, die Rechnungen pünktlich rauszuschicken.
 

Gerade war sie damit fertig, als ihr Bruder erschien. „Guten Morgen Schwesterchen.“, begrüßte er Serenity, „Gibt es was neues?“ „Nein...“, antwortete sie, „...nicht direkt. Hier sind erst mal die Briefe und Rechnungen, die du unterschreiben musst, danach gebe ich dir die Kopien der Akte Mokuba Kaiba, die heute mit der Post gekommen sind.“ Sie kannte ihren Bruder gut genug um zu wissen, dass er erst die Unterschriften leisten musste, bevor sie ihm die Kopien gab. Hatte er diese erst in den Fingern, war an irgendwelche Unterschriften nicht mehr zu denken. Tatsächlich wollte er sich auch gleich die Entführungsunterlagen schnappen, doch seine Schwester hielt ihm die Briefe unter die Nase. „Erst unterschreiben!“, sagte sie streng, „Gib schon her...“, flüchtig las er sich die Schreiben noch mal durch, um dann zu unterzeichnen. Wieder griff er nach den erwarteten Papieren, doch sie zog ihre Hand abermals zurück. „Was ist mit diesem Johnson, soll ich einen Termin machen oder ihm absagen?“ Ohne lange zu überlegen sagte er: „Mach einen Termin für nächsten Samstag, absagen kann ich ihm immer noch.“ Ganz geheuer war ihm dieser Johnson nicht, er nahm sich vor, mit Kaiba darüber zu reden, nicht mit der Polizei, sondern nur mit Kaiba – privat. Fall es dieser überhaupt zuließ, dass er mit ihm sprach, seine letzten Versuche das zu tun waren jedenfalls ein riesiger Reinfall gewesen. Aber er war nun mal Optimist, diesmal würde es schon funktionieren.
 

~~~
 

Auf dem Weg nach Hause, hielt Seto noch mal in seinem Restaurant an, um zu Essen. Etwas enttäuscht stellte er fest, dass Toki nicht da war. Bei ihrer Vertretung bestellte er sein Essen, wartete und hing seinen Gedanken nach.
 

~~~
 

Joey nutzte den freien Nachmittag – er hatte die Rechnungen unterschrieben, den seltsamen Mr. Johnson auf Samstag Abend verschoben und Serenity würde heute Abend nicht kochen, da sie noch ein paar Kleinigkeiten für ihre Wohnung kaufen wollte. A propos Einkaufen... er könnte sich auch mal wieder eine neue Hose und ein paar Oberteile kaufen, und zum Abendessen könnte er in dieses Restaurant für Singles gehen. Die Karte fand er ja schon das letzte Mal recht ansprechend, wenn ihm auch aus anderem Grund der Appetit vergangen war.

Und ja - vielleicht hatte er Glück und Seto war wieder da, und dafür nicht diese Bedienung. Hoffen würde man ja noch dürfen, sagte er sich...
 

Gesagt - getan... Joey machte sich also auf den Weg in Dominos Innenstadt, denn seine bevorzugten Kleidergeschäfte lagen gar nicht so weit von jenem Restaurant entfernt. Er erstand eine neue schwarze Tuchhose und ein passendes dunkelrotes Hemd für das Blue-Eyes und ein paar knackige Jeans, die seine Figur richtig zur Geltung brachten. Dazu fand er ein dunkelrotes T-Shirt mit einem kleinen schwarzen Drachen als Label auf dem rechten Ärmel. Dies gefiel ihm so gut, dass er die Verkäuferin bat, ihm seine anderen Sachen einzupacken, da er Jeans und T-Shirt gleich anbehalten wollte. Die Verkäuferin entfernte sogleich die Etiketten, und Joey bezahlte seine Neuerwerbungen und machte sich auf den Weg ins Dinner for One. Nach einem kurzen Blick durchs Fenster stellte er fest, dass er heute Glück hatte.

Kaiba war da, und hatte zur Abwechslung keine Akten auf dem Tisch liegen. Gut gelaunt betrat er das Restaurant und stellte sich an Kaibas Tisch. „Hi."
 

Toki sah Joey schon, als er noch draußen vor dem Fenster stand. Er sah ja richtig schick aus – Hut ab – so richtig zum Verlieben, aber noch war es nicht so weit, Seto war noch meilenweit entfernt davon... Toki beschloss, ihre Pause zu verlängern und ihre Kollegin den Tisch weiter bedienen zu lassen... sie fände es gut, wenn Seto und Joey mit einander reden würden, doch nach dem letzten Abgang, wäre es wohl besser, wenn sie erst mal nicht auf der Bildfläche erscheinen würde.
 

Seto sah auf und innerlich seufzte er, vor Joey war er wohl nirgends sicher. „Hallo, du wieder hier.", entgegnete er, allerdings nicht so unfreundlich wie beim letzten Mal. „Was willst du?" „Ich würde gern mit dir reden." Joey sah Seto unsicher an. Das letzte Mal hatte er ihn nur angeblafft. Doch sein Ton war diesmal nicht ganz so eisig...

„Darf ich?" Joey sah Seto an und legte seine Hand an den Stuhl, ohne sich jedoch hinzusetzen. Mit einer Handbewegung lud er den Blonden ein sich hinzusetzen, er musste sich eingestehen, das Joey verteufelt gut aussah. „Worüber?" Er redete zwar mit ihm, doch das hieß aber nicht, dass er viel sagen musste. „Danke", bedankte sich Joey höflich und setzte sich hin. Die Bedienung erschien und er bestellte sich eine Cola und die Speisekarte.

„Was hast du bestellt?" erkundigte er sich vorsichtig bei Seto nach seinem Essen. Er überlegte ob er sich der Einfachheit halber das gleiche bestellen sollte.

„Gericht 5.", gab dieser wortkarg zurück. „Ist das gut?", forschte Joey weiter nach. „Mir schmeckt es.", war Setos knappe Antwort.
 

Die Bedienung erschien mit der Cola und der Speisekarte. Nach einem kurzen Blick hinein, bestellte sich Joey ebenfalls Gericht 5. Wenn es Seto schmeckte, dann wollte er es auch kosten... es klang auf jeden Fall nicht schlecht. Nachdem die Bedienung mit seiner Bestellung wieder davon gegangen war, fasste sich Joey ein Herz. „Es gibt etwas, das ich gern mit dir bereden möchte." „Endlich kommst du zur Sache." Ein leicht gereizter Ton schlich sich in Setos Stimme, er wollte eigentlich nur in Ruhe essen und danach noch etwas schlafen. Er war Todmüde, brauchte unbedingt seinen Schlaf, der hoffentlich ohne Albtraum ablief.

„Wenn es dir nicht recht ist, dann geh ich wieder." Joey hatte heute keine Lust auf einen Streit, er wollte wirklich gerne mit Seto reden, aber wenn er nicht wollte, dann würde er es bleiben lassen. „Nein, bleib. War nicht so gemeint.", wiegelte Seto ab. Jetzt wollte er schon wissen, was Joey auf dem Herzen hatte. Es musste wichtig sein, denn nach dem letzten Streit, hatte er eigentlich erwartet, dass Wheeler ihm aus dem Weg gehen würde. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Joey sank ein Stein vom Herzen. „Also, neulich, wegen dem Ring... ich wollte auf dem Revier nichts weiter sagen, aber mein Auftraggeber, der von mir nur den Aufenthaltsort des Ringes herausgefunden haben wollte, der arbeitet selbst für jemand anderes, jemand der diese Information haben wollte. Ich hatte eigentlich nur einen kurzen Zwischenbericht zum Stand meiner Ermittlungen abgeliefert, mich selbst...“

„Und was willst du mir damit sagen?" Seto seufzte einmal auf. „Wheeler, was versucht du mir zu sagen?" Inzwischen kam die Bedienung und brachte für Seto das Essen.

„...noch überhaupt nicht von der Richtigkeit meiner Ermittlungen überzeugt, da wird der Ring gestohlen. Und nun hat derselbe Mann einen weiteren Termin bei mir, und wahrscheinlich einen neuen Auftrag... aber über ihn oder seinen Auftraggeber konnte ich überhaupt nichts in Erfahrung bringen.", fuhr Joey unbeirrt fort, nachdem die Bedienung wieder gegangen war.
 

Toki betrachtete aus sicherer Entfernung, dass die beiden ehemaligen Freunde ruhig und ohne sich zu streiten an einem Tisch saßen, und auch Setos angespannter Ausdruck auf seinem Gesicht, als Joey zu ihm trat, war verschwunden. Nein, die Beiden würde sie sich selbst überlassen...

„Wenn ich dich richtig verstanden habe, glaubst du, dass dein Auftraggeber mit dem Diebstahl zu tun hat? Aber was soll sein Motiv sein?", erkundigte sich Seto. „Ich bin mir nicht so sicher, aber ich hab so ein komisches Gefühl im Bauch, und das hat mich bisher noch nie getrogen... zumindest wenn es die Freunde meiner Schwester betraf."
 

„Das mag ja alles sein, aber was genau willst du von mir?", wollte Seto von Joey wissen. Er aß zwar, aber so richtig wollte ihm das Essen heute nicht schmecken, er hatte keine Ahnung woran das lag. Wenn Wheeler doch nur auf den Punkt käme, es war ja nett von ihm, dass er ihn informierte, aber richtig was anfangen konnte er damit nichts. „Sagst du mir, wie dein Auftraggeber heißt?" „Er heißt Johnson... Peter Johnson.", antwortete Joey ohne lange zu überlegen.

Da war Seto sprachlos, er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Joey ihm den Namen verraten würde. „Warum hast du es auf dem Präsidium nicht gesagt, warum jetzt mir?", fragte er erstaunt. „Weil ich es nicht so amtlich wollte. Aber ich komme an keine Infos über Peter Johnson heran, es ist beinahe so, als gäbe es ihn eigentlich gar nicht, als wäre er ein Phantom... er ist als Ausländer noch nicht einmal der Ausländerbehörde bekannt..." Joey bedankte sich bei der Bedienung, die ihm sein Essen brachte, „ich fürchte, sein Name ist nicht echt..."
 

Nachdenklich sah der Blauäugige sein Gegenüber an, er verstand immer noch nicht, aus welchem Grund Wheeler es ihm jetzt sagte. „Wenn ich dich recht verstehe, willst du, dass ich Erkundigungen über diesen Johnson einhole und dann – was – mache? Dich mit Informationen füttern? Ich bin doch kein Handlanger für einen Schnüffler." Setos Tonfall wurde ein klein wenig eisiger. „Nein, ich will nicht, dass du mein Handlanger bist...“, antwortete Joey leise, aber bestimmt, „doch das mit dem Einbruch stinkt mir gewaltig, und ich habe den Verdacht, dass ich jetzt wieder etwas für ihn und seinen Auftraggeber suchen soll – nicht damit sie es dem Besitzer abkaufen, sondern nur, damit es wieder gestohlen wird... und das passt mir überhaupt nicht...Es wäre dann mit Sicherheit wieder euer Fall."
 

Seto war fertig mit dem Essen, zog sein Geld aus der Börse und legte es neben seinen Teller. Er war fertig und beabsichtigte zu gehen. Er beugte sich zu dem Blonden rüber. „Dann sage mir, was du von mir erwartest." „Kannst du ihn dir nicht mal ansehen? Vielleicht kennst du ihn ja sogar?" sagte Joey fast ein bisschen hilflos. Er wusste doch auch nicht, wie Seto ihm helfen sollte. Er wollte einfach nur einen Rat. Die Leute taten ihm leid, die wegen ihm bestohlen wurden, nur weil er herausgefunden hatte, dass sie die Besitzer des Ringes waren. Und er wollte nicht schon wieder Schuld an einem Einbruch sein. Doch wenn er den Fall nicht übernahm, würde es ein anderer tun und der Gegenstand würde so oder so gestohlen werden.
 

„Tut mir leid, ich kann dir dabei nicht helfen. Du musst sehen, wie du alleine damit fertig wirst.“, sagte Seto kühl. Er würde sich nicht zu Joeys Handlanger machen lassen, das kam gar nicht in Frage. Über dieses Thema konnten sie wieder sprechen, wenn ein Raub tatsächlich stattgefunden hatte.

„Schade. Dann sehen wir uns wohl beim nächsten Tatort wieder." Joey seufzte leise, aber Seto hatte ja recht...

Damit stand Seto auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Restaurant, mit dem sichereren Gefühl Wheeler wieder zu sehen. Ohne auf den Teller zu sehen, aß Joey seinen Rest auf, bezahlte ebenfalls und verließ leicht enttäuscht das Restaurant.
 

Auf dem Weg nach Hause dachte Kaiba über Joeys Worte nach. Die These des Blonden war ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Warum sollte jemand einen Privatdetektiv beauftragen, ein bestimmtes Schmuckstück zu finden. Und das noch nicht mal direkt, sondern über einen Mittelsmann, nein, das war absolut unglaubwürdig. Mit dem Thema war er durch, doch Wheeler spukte immer noch in seinem Kopf rum und das ärgerte ihn. Mit dem Straßenköter wollte er nichts zu tun haben, aber immer wieder lief ihm dieser verdammt gut aussehende Kerl über den Weg. Selbst in seinen Träumen tauchte er auf, es war zum verrückt werden.
 

Zu Hause legte sich Seto einfach auf sein Bett, schlafen würde er sowieso nicht können, aber vielleicht ein bisschen ruhen. Zur Sicherheit stellte er sich doch den Wecker, seine Verabredung heute Abend wollte er nicht verpassen. Er schlief wirklich ein, keine Träume störten seinen Schlaf, wenn man von dem blonden Köter absah, der ihn überallhin verfolgte. Aber das war kein beunruhigendes Gefühl, es gab ihm eher eine gewisse Sicherheit. Der Wecker riss ihn aus dem Schlaf, kein Albtraum, dachte er erleichtert, aber auf diesen Köter könnte er auch noch verzichten. Ausgeruht wie schon lange nicht mehr, stand er auf, befreite sich von seiner Kleidung und ging unter die Dusche.
 

Beim anschließenden abtrocknen betrachtete er sich im Spiegel, sein fast schon verzweifeltes Training hatte seine Spuren hinterlassen. Sein ohnehin schon durchtrainierter Körper, war noch fester und muskulöser geworden, bei jeder seiner Bewegungen, zeichneten sich die Muskeln unter der Haut ab. Das mochte daher kommen, dass sich im Moment kein Gramm Fett zuviel an diesen Stellen befand. Seine blauen Augen sahen skeptisch in das Spiegelbild, manchmal fragte er sich, was die Frauen an ihm mochten. Sah er doch ganz normal aus, gut, vielleicht etwas besser als der Durchschnitt, aber nicht so, das es einen vom Hocker hauen würde. Kopfschüttelnd wandte er sich ab. Seit wann machte er sich denn Gedanken über sein Aussehen? Für heute Abend entschied er sich für einen schwarzen Anzug, dazu ein weinrotes Hemd und eine schmale Krawatte, die er sich etwas lässig um seinen Hals band. Er aß noch eine Kleinigkeit, nahm sich danach seinen Mantel und fuhr los.
 

Kurz vor 22 Uhr betrat er das Blue-Eyes, seinen Mantel gab er an der Garderobe ab und begab sich an die Bar. Dort bestellte er sich seinen Martini, geschüttelt nicht gerührt, und wartete auf Toki.
 

Während er so am Tresen gelehnt stand und sich umsah, sprach ihn ein älterer Mann an. „Hallo, sind sie allein hier?“ Seto sah den Kerl an. „Und wenn schon, das ginge sie doch nichts an.“ Erwiderte er höflich unterkühlt, auf ein Bargespräch hatte er keine Lust. Der Grauhaarige ließ sich nicht beirren, er mochte die Art des Braunhaarigen. „Aber, aber, wer wird den so kühl sein.“ Sein Blick glitt unverschämt an Seto herunter und ihm gefiel was er sah. „Du bist auch wegen der heißen Show hinter dem Tresen hier.“ Kaiba zog unwillig eine Augenbraue in die Höhe, wie kam der Typ dazu, ihn einfach zu duzen und was für eine Show meinte er?

Genervt schloss er seine Augen, doch als er seine Augen wieder öffnete, befand sich das Gesicht des älteren Mannes nah bei seinem – eindeutig zu nah. Der frostige Blick des Blauäugigen ließ den Grauhaarigen zurückzucken. „Hm.....eine kühle Schönheit, die erobert werden will. Das wird spaßig.“
 

Seto zog scharf die Luft ein, der Typ baggerte ihn tatsächlich an, wie kam der denn dazu. Wieder beugte sich der Mann zu Seto, doch dieser sagte nur eisig: „Diese kühle Schönheit verhaftet sie gleich, wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. In der Arrestzelle des Präsidiums, haben sie dann genug Gelegenheit sich auszutoben, die inhaftierten Herren freuen sich immer über frisches Blut.“ Der Mann zuckte zurück. „Sie sind Polizist?“ „Ja, und wenn ich sie hier noch EINMAL sehe, verhafte ich sie auf der Stelle.“ Abwehrend hob der Andere die Hände. „Nicht nötig, ich wollte sowieso schon gehen. Verzeihen sie mir meine Dreistigkeit, Entschuldigung... auf Wiedersehen... oder lieber nicht Wieder..sehn...“ Schnell entfernte sich der Typ und verließ fast fluchtartig den Club.
 

Ein Lachen in seinem Rücken ließ Seto sich umdrehen. Der schwarzhaarige Barkeeper strahlte ihn an. „Was haben sie dem denn in Ohr geflüstert, dass der so schnell verschwindet. Ich versuch schon die ganze Zeit ihn loszuwerden, weil er die Gäste belästigt.“ Seto grinste nun ebenfalls. „Ich habe ihm eine erfüllende Nacht in einer Arrestzelle in Aussicht gestellt. Das Angebot hat er ausgeschlagen.“ „Das kann ich verstehen, eine Nacht mit ihnen wäre ihm sicher lieber gewesen.“, nickte der Schwarzhaarige amüsiert. Schnell mixte er einen Martini und stellte ihn vor Seto hin. „Der geht auf Kosten des Hauses.“ Kaiba noch mal angrinsend, verschwand er dann an das andere Ende der Bar, um die dortigen Bestellungen fertig zu machen.
 

Warum hatte der Kerl ihn eigentlich angebaggert? Schließlich war er nicht schwul und er sah auch nicht so aus. Männerliebe kam für ihn gar nicht in Frage, innerlich schüttelte er sich. NEIN, das kam ÜBERHAUPT nicht in Frage. Er drehte sich wieder um und sah Toki auf sich zukommen. Als Toki Seto erreichte umarmten sie sich und sie küsste ihn auf beide Wangen. Ein Kellner kam heran und führte beide an einen freigewordenen Tisch, wenig später brachte er den Martini, den Seto an der Theke stehen gelassen hatte, und den, von dem Blauäugigen bestellten, Fantastic Sunrise für Toki.

Ein Abend im Blue-Eyes

Seto erzählte Toki, kopfschüttelnd, von der Anmache des Grauhaarigen. „Na, das wundert mich jetzt aber nicht. Du siehst wirklich heiß aus heute.", meinte Toki anerkennend und schaute Seto von Kopf bis Fuß an. Dass hier im Club auch viele Schwule verkehrten, brauchte sie ihm ja nicht gleich auf die Nase zu binden, immerhin waren die beiden Star-Barkeeper ein Hingucker für beide Geschlechter.

Was hatten eigentlich alle mit seinem Aussehen? Er sah doch ganz normal aus. „Jetzt übertreibst du aber.", entgegnete Seto mürrisch. „DU siehst toll aus.", erwiderte er freundlicher das Kompliment.

„Danke Schön.“, bedankte sie sich bei ihrem Begleiter. „Aber kannst du nicht mal ein Kompliment annehmen, wenn es ehrlich gemeint ist? Neben dir bin ich doch nur ein Sternchen, während du ein strahlender Stern bist." Seto sollte sich nicht immer so runterspielen... er hatte echte Qualitäten – nur war er sich deren nicht wirklich bewusst...
 

Das konnte er nicht. Der Brünette war es nicht gewohnt Komplimente zu bekommen und welche zu machen lag ihm auch nicht. Das mochte zwar ein Manko sein, ließ sich aber nicht ändern. Und er wollte es auch nicht ändern, denn für Komplimente musste man sich auch mit dem anderen mehr befassen und genau das wollte er ja nicht. So konnte ihn niemand verletzen. Tokis Worte nahm er kommentarlos hin, er wollte sich nicht streiten. Auf diesen Abend hatte er sich wirklich gefreut. „Du hast die Rollen vertauscht und lass es dabei. Wie war dein Tag?", wechselte er das Thema. „Mein Tag?" Toki schaute Seto amüsiert an. Da war aber einer so überhaupt nicht daran interessiert, sich mit anderen zu beschäftigen. Und doch saß er hier, mit ihr, an diesem Tisch. „Es war heute nicht viel los im Diner, und so konnte ich heute etwas früher gehen und noch ein paar Einkäufe tätigen." Sie brauchte ihm ja nicht zu sagen, dass sie ihn mit Joey Wheeler zusammen gesehen hatte. „Ich hab übrigens ein paar ganz hübsche Dessous erstanden. Hat du nicht Lust sie dir nachher mal anzuschauen?" Auffordernd blickte sie ihn an.
 

Seto schluckte, sie saßen noch keine zehn Minuten hier und sie machte ihm schon ein so eindeutiges Angebot. Trotzdem ging ihm ihr auffordernder Blick unter die Haut. „Jetzt gleich?", fragte er trocken. „Du bist doch gerade erst angekommen." Toki lächelte. Der Blauäugige war also doch nicht so gefühlskalt, wie er immer tat. „Nein", meinte sie lächelnd, „dafür war der Eintritt doch viel zu teuer, um jetzt gleich zu gehen." Sie blickte ihn mit ihren grünen Augen verführerisch an. „Ich würde viel lieber erst noch den Abend genießen – und auch noch etwas tanzen." Hm, der Abend konnte ja sehr interessant werden, dachte Seto und nippte an seinem Martini, als ihre grünen Augen ihn verheißungsvoll ansahen. Er wollte sich eigentlich nur ein bisschen entspannen, an ein amouröses Abenteuer hatte er dabei gar nicht gedacht. „Da hast du Recht, der Eintritt hat es in sich, doch bisher habe ich es nicht bereut. Wenn du magst tanzen wir erst mal."
 

Die Grünäugige beobachtete Setos Minenspiel genau, und was sie zu 'lesen' bekam, gefiel ihr sehr. Ihr Begleiter war angesprungen, er war bereit sich ein wenig aus seinem eiskalten Schneckenhaus heraus zu wagen... und wer weiß – noch ein oder zwei Martinis, und vielleicht den einen oder anderen heißen Tanz, und er taute noch ein wenig mehr auf. „Lass uns auf das nächste Lied warten.", schlug sie ihm vor. Sie mochte es nicht, mitten in einem Lied mit Tanzen anzufangen. Währenddessen winkte sie einem Kellner. „Wie du willst, beim nächsten Lied tanzen wir.", stimmte Seto ihr zu. Er trank den Rest seines Martinis aus und stellte das Glas wieder ab. Diese Frau war ihm ein Rätsel, er kannte sie nun schon so lange, warum kamen sie sich gerade jetzt näher? Das letzte Lied hörte auf und ein neues fing an, er erhob sich und reichte Toki die Hand. Toki bestellte beim Kellner noch einmal die gleichen Getränke und gemeinsam betraten sie die Tanzfläche. Es wurde eine ganze Reihe schneller Lieder gespielt, so dass sie sich erst einmal so richtig verausgaben konnten.
 

So langsam kam die alte Geschmeidigkeit beim Tanzen wieder zurück, es machte Seto Spaß mit seiner Begleiterin über das Parkett zu tanzen. Zum Glück war nicht allzu viel los, so dass sie ausreichend Platz auf der Tanzfläche hatten. Einige Lieder später setzten sie sich, etwas außer Atem und mit erhitzen Gesichtern, wieder an ihren Tisch. Ihre Getränke waren noch nicht da, doch das gehörte mit zu Service dieses Clubs... aufmerksame Bedienung... sie wusste das besonders zu schätzen... immerhin war sie im gleichen Gewerbe. Sie hatten sich kaum hingesetzt, und schon sah Toki, wie ihr Kellner, bei dem sie bestellt hatten, sie bemerkte und sich auf den Weg zur Theke machte, um ihnen das Gewünschte zu bringen.
 

Dem Brünetten war es beim Tanzen richtig warm geworden und er freute sich auf seinen Martini. Seine Begleitung staunte nicht schlecht, als sie einen Blonden Haarschopf bemerkte, der sich in ihre Richtung bewegte. Seto saß zum Glück mit dem Rücken zur Theke und konnte jenen Haarschopf nicht sehen. Gespannt wartete sie auf die Reaktion der Beiden. Während sie auf die Getränke warteten, sah Seto in die grünen Augen Tokis, und konnte ihren Ausdruck nicht richtig deuten. Der Ausdruck in ihnen beunruhigte ihn ein wenig, es schien eine gewisse Erwartung darin zu liegen.
 

~~~
 

Joey freute sich, als er die Bestellung hörte: Einen Martini – geschüttelt, nicht gerührt – und ein Fantastic Sunrise... Dann war James Bond ja heute Abend anwesend. Er fragte seinen Kollegen, an welchen Tisch das bestellte gebracht werden sollte, und machte sich auf dem Weg zu ebenjenem.

Einen Augenblick später wusste Seto, was Toki mit ihrem Blick gemeint hatte. Der Martini wurde vor ihm abgestellt, er sah hoch, um sich zu bedanken und erstarrte. Das durfte doch nicht wahr sein, seine Gesichtszüge entgleisten ein wenig. „Du", brachte er nur erstaunt hervor.
 

„Bitte sehr, ihre Getränke. Ein Fantastic Sunrise," professionell stellte Joey erst den Cocktail vor der Dame ab, die ihm irgendwie bekannt vorkam, „und ein Martini - geschüttelt, nicht gerührt - für unseren James Bond.", meinte er lächelnd, doch dann wäre ihm beinahe das Glas aus der Hand gefallen, als er erkannte, wer James Bond war.

„Was machst du denn hier?", presste Seto gequält heraus. Gab es in dieser Stadt, denn keinen Ort mehr an dem er sicher vor diesem Köter war?

Joey war perplex. Seto Kaiba ging in einen Club? „Ich arbeite hier, wie unschwer zuerkennen ist.“, antwortete er lakonisch. „Und was machst du hier?", stellte er die Gegenfrage.

Jetzt fiel Kaiba auch die Bemerkung Tanakas ein, dass Wheeler auch als Barkeeper arbeitete. Diese Information hatte er geflissentlich verdrängt, das hätte er wohl besser nicht tun sollen. „Das siehst du doch, ich bin hier, um ein wenig abzuschalten." Wieso redete er jetzt soviel, das ging den Blonden doch gar nichts an?

„DU kannst auch mal abschalten?" Joey konnte nicht anders, er musste seinen ehemaligen Klassenkameraden ein wenig reizen und auf den Arm nehmen. „Was du wohl unter abschalten so verstehst?" Joey schaute den Brünetten belustigt an und dieser schaute gereizt zurück.

„Das geht dich gar nichts an.", knirschte Kaiba, er wollte sich nicht reizen lassen, nein, den Abend wollte er sich nicht verderben lassen.

Toki betrachtete das Geplänkel eine Weile amüsiert. Diese Überraschung war ihr ja voll und ganz gelungen.

Das nächste Lied fing an, ein Tango, und bevor es in einen echten Streit ausartete, sprang sie auf und zog Seto wieder zur Tanzfläche. „Sie spielen einen Tango... ich liebe Tango." Das traf sich hervorragend, diesen Tanz beherrschte Seto, wie keinen anderen. Sie einmal um sich herumwirbelnd, nahmen sie die Ausgangsposition ein und wenig später tanzten sie den erotischsten aller Tänze, nach allen Regeln der Kunst. Einschließlich der körperlichen Anziehung, die sich zwischen ihnen aufbaute. Die anderen Paare hatten den Beiden Platz gemacht und sahen vom Rand der Tanzfläche zu. Diesem Paar beim Tango zuzusehen war das reinste Vergnügen. Zu schnell war das Lied vorbei, begeistert applaudierten die Gäste dem Tanzpaar.
 

Joey schluckte. Er stand immer noch am Tisch der Beiden, erst, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass ein Eisklotz wie Seto Kaiba tanzen konnte, doch das was er da zu sehen bekam, war alles andere als eiskalt und kalt ließ es ihn schon gar nicht. Ganz still und heimlich wünschte er sich, ihren Platz einzunehmen, in seinen Armen zu liegen und diesen Tanz mit ihm zu tanzen... Als er merkte, dass sich in seiner Hose etwas zu regen begann, sah er zu, dass er wieder hinter der Theke verschwand, am besten, bevor die Beiden wieder an ihren Tisch zurückkamen. Setos Blick streifte kurz den Blondschopf – wieso hatte der einen so sehnsüchtigen Blick? Schnell schob er den Gedanken wieder beiseite.
 

Der nächste Tanz hatte es ebenfalls in sich, ein Lambada – hm, ob das jetzt Absicht war, dass sie ein aufputschendes Lied nach dem anderen spielten? Egal, mit dieser Tanzpartnerin machte es Spaß, ein verdächtiges Funkeln schlich sich in seine Augen. Ja, es machte ihm Spaß und er genoss die Bewegung des Tanzes und seiner Partnerin. Er ließ sich ganz auf den Rhythmus ein, das ging für ihn in Ordnung, es betraf ja nicht sein Herz. Toki grinste innerlich... wie gut dass sie dem Mann hinter der Theke, der für die Musikauswahl zuständig war, heute Nachmittag ein paar Scheinchen zugesteckt hatte, zusammen mit einer netten Zusammenstellung von Liedern zu denen man so wundervoll erotisch tanzen konnte... er hatte bisher ihre ganzen Wunschtitel gespielt.

Dann würde jetzt ein ganz langsames Lied kommen, der Lambada hatte Seto schon ganz schön eingeheizt und schien an ihm nicht ganz spurlos vorüber zu gehen, aber sie drückte sich auch so eng es ging an ihn, damit eine Reaktion auftreten konnte. Gleich würde das Schmuselied kommen, bei dem man sich noch ein Stückchen näher kommen konnte. Als das Lied langsamer wurde, legte sie ihre beiden Arme um Seto und kuschelte sich ganz dicht an ihn heran, lächelnd bemerkte sie die kleine Beule in Setos Hose...
 

Dieser plötzliche Tempowechsel überraschte Seto etwas, fast schien es ihm, als wüsste Toki, welches Lied als nächstes gespielt würde. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und kam ihm noch näher, sofern das möglich war. Er hatte seinerseits seine Arme um ihren Rücken gelegt, unbewusst zog er sie dichter an sich heran, er atmete ihren Duft ein, die wiegende Bewegung des ruhigen Tanzes, tat seine Wirkung. Es wurde etwas enger in seiner Hose, doch im Augenblick war es ihm egal und er suchte nur ihren Blick. Toki genoss die Nähe zu Seto, und sein Aftershave passte ausgezeichnet zu ihm. Sie hob ihren Blick, als sie Setos Bewegung spürte und schaute in nicht mehr so eiskalt-blaue Augen.

In stummem Einvernehmen schloss sie ihre Augen... Setos Gesicht näherte sich dem ihrem, seine Lippen fanden die ihren, mmmh, sie schmeckten gut. Nun schloss auch er seine Augen, genoss den Augenblick, seine Zunge fuhr sachte über ihre Lippen und bat zögernd um Einlass. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, das kannte er gar nicht, er sollte besser aufhören... aber er konnte nicht...
 

Setos Lippen berührten sacht die ihren. Sein Atem war warm und süß, angenehm, und als seine Zunge um Einlass bat, konnte sie ihm diesen nicht verwehren, sie wollte es auch nicht. Sie öffnete leicht ihre Lippen und hieß die Besucherin willkommen. Tokis Mund öffnete sich leicht, behutsam suchte Setos Zunge die ihre, fuhr zärtlich an dieser entlang. Er hatte ganz vergessen wo er war, diese zärtliche Spielerei entfachte in ihm das Verlangen nach mehr. Seine Hände wanderten an ihrem Rücken entlang, drückten sie noch mehr an sich, er spürte ihren Körper, die Wärme die er ausstrahlte, ihre Rundungen...

Er hatte auf einmal keine Lust mehr hier zu bleiben, er wollte mehr von ihr, mit ihr...
 

Joey stand hinter dem Tresen und konnte nicht glauben, was er gerade sah. Da hatte er wegen Seto eine Beule in der Hose, und nun küsste dieser Kerl einfach diese... diese... diese... Begleiterin. Er knirschte leicht mit den Zähnen, nein, das gefiel ihm überhaupt nicht. „Ist was?" Joey fuhr erschrocken auf, als ihn sein Kollege ansprach. „Ja, sie sind wirklich ein schönes Paar.", meinte er, als er Joeys Blickrichtung folgte. „Aber wir sind hier um zu arbeiten, die Gäste warten...", ergänzte er und boxte Joey in die Seite.
 

Toki war zufrieden, ihr Plan ging voll und ganz auf. Seto war eben doch auch nur ein Mann, und mit der richtigen Taktik konnte auch dieser Eisberg zum schmelzen gebracht werden. Und wenn sie ehrlich war, sie wollte zu gern diesen Eisberg auch privat zum schmelzen bringen, denn das Feuer, das in ihr tobte, seit sie ihn kannte, brannte lichterloh. Und der heutige Abend hatte es gewaltig geschürt. Sehnsüchtig drückte sie sich an seinen Körper und erwiderte seinen Kuss. Seto unterbrach den Kuss. „Was hältst du davon, wenn wir gehen?", fragte er heiser.

Toki blickte ihn mit dunklen Augen an. „Gern, zu dir oder zu mir?" „Zu dir." Er nahm ihre Hand ging mit ihr zum Tisch, dort trank er seinen Martini noch aus, winkte dem Kellner und bezahlte die Rechnung. Er wartete bis Toki ihre Sachen zusammen hatte, dann legte er seinen Arm um ihre Schulter und küsste sie wieder. Beim Verlassen des Clubs streifte sein Blick kurz den von Wheeler.
 

Enttäuscht schaute Joey den Beiden hinterher. Es war nur zu deutlich, wie es jetzt weitergehen würde... nach diesen Tänzen und dem innigen Kuss... es war ihm auch nicht entgangen, dass Setos Hände über den Rücken der Braunhaarigen wanderten. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, wenn er daran dachte, was die beiden gleich machen würden.
 

„Wo steht dein Auto?“, erkundigte sich Toki mit dunkler Stimme. „Vorn an der Straße.", erwiderte Seto, trotz der drei Martini, konnte er noch fahren, die machten ihm nichts aus. Mit Toki im Arm steuerte er auf seinen Wagen zu, einen schwarzen Maserati. Er öffnete die Beifahrertür und ließ Toki einsteigen, nicht ohne sie vorher noch mal zu küssen. Dann setzte er sich hinter das Steuer. Toki war von Setos Auto begeistert. Davon hatte sie immer schon mal geträumt, in einem solchen Wagen zu fahren. Sie legte ihre linke Hand auf Setos Oberschenkel und nannte ihm ihre Adresse.
 

Seto startete den Wagen, nachdem Toki ihm ihre Adresse genannt hatte, zum Glück war es nicht allzu weit weg. Als sie ihre Hand auf seinen Oberschenkel legte und ihn leicht kraulte, ging ein Kribbeln über seinen Körper. Toki war versucht, ihre Hand noch ein wenig weiter nach links wandern zu lassen aber ob Seto soviel Beherrschung aufbringen konnte ohne einen Unfall zu bauen? So ließ sie es lieber bleiben, und beschränkte sich auf körpermittenfernes Kraulen, doch zwischen ihren Schenkeln wurde es ihr ganz schön heiß. Hoffentlich waren sie bald bei ihr, sonst würde das Stelldichein doch noch im Auto stattfinden, obwohl – ein exklusives Auto, mit einem exklusiven Liebhaber... gibt bestimmt eine exklusive Liebesnacht ab (oder blaue Flecken ^^).
 

Seto trat auf das Gaspedal, als Tokis Hand sich einmal gefährlich seiner Erregung näherte, das sie, einerseits bedauerlicher aber andererseits glücklicher Weise, unterbrach. Die Gegend hier war ziemlich belebt, da war es nicht möglich einfach den Wagen an die Seite zu stellen, um seinem Verlangen nachzugeben. Außerdem, es war ein Sportwagen und es war hier ein bisschen eng drin. So trat er lieber wieder mehr aufs Gas, es war ja nicht mehr weit, solange würde seine Selbstbeherrschung schon noch reichen. Vorausgesetzt, sie gönnte ihm eine kleine Verschnaufpause. Ihre Finger schickten inzwischen einen Schauer nach dem anderen über seinen Körper.

Toki genoss unterdessen die schnelle Fahrt im Maserati. Es heizte sie immer mehr auf, und auch Setos unterdrücktes Stöhnen, als sie sich seiner Erregung näherte, schickte ihr einen verheißungsvollen Schauer nach dem anderen über ihren Körper. Er hatte so eine wohltönende tiefe Stimme, noch nie kam ihr der kurze Weg nach Hause so lang vor. Doch endlich standen sie vor ihrem Haus, und mit zittrigen Händen suchte sie ihren Haustürschlüssel heraus.

Seto Kaiba stand ganz dicht hinter ihr, legte seine Arme um sie und küsste ihren Nacken, während sie ihren Schlüssel suchte. Er konnte es kaum noch abwarten in die Wohnung zu kommen. Toki erging es nicht viel anders, ein Schauer fuhr über ihren Körper, als sie Setos warmen Atem in ihrem Nacken spürte. Sie verlor ihren Schlüssel, bei dem Versuch mit zittrigen Händen ihre Haustüre aufzuschließen. . Sie musste ihren Schlüssel aufheben, der ihr vor lauter Erregung runter gefallen war, doch Seto legte beruhigend seine Hand über ihre und gemeinsam öffneten sie das Schloss. Mit klopfendem Herzen und weichen Knien öffnete sie die Tür und bat Seto mit rauer Stimme einzutreten.
 

Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, küsste Seto Toki voll Verlangen. Er streifte sich seinen Mantel von den Schultern und danach ihren. Seine Hände fuhren über ihre nackten Schultern und lösten das Band in ihrem Nacken, während er noch dichter an sie heran trat. Mit fahrigen Fingern öffnete er ihren Reißverschluss und ließ das Kleid zu Boden rutschen. Seine Hände waren so zart, als Seto über ihre nackten Schultern fuhr, die Erregung die Toki erfüllte stand seiner in nichts nach. Toki spürte, wie sie feucht wurde, und mit zittrigen Fingern versuchte sie die Knöpfe von Setos Hemd zu öffnen. In der Zwischenzeit dirigierte sie ihn, leidenschaftlich küssend in Richtung Schlafzimmer. Seto half ihr mit seinen Knöpfen und während er sich von ihr in das Schlafzimmer dirigieren ließ, befreite er sich von seinem Hemd. Er mochte sich von ihrem Kuss nicht mehr lösen. Wieder zog er sie dicht an sich heran und als er ihre Haut auf der seinen spürte, konnte er leises Aufstöhnen nicht verhindern. Die Frau brachte ihn um den Verstand.
 

Im Schlafzimmer angekommen, ließ Toki aufseufzend ihre Hände über Setos Brust wandern. Sie verharrte kurz an seinen Brustwarzen, um sich dann Setos Hose zuzuwenden. Seto stöhnte leise auf, als Toki seine Brustwarzen berührte und ihre Hände tiefer glitten. Fahrig öffnete sie den Gürtel, zog den Reißverschluss auf, schob ihre Hand in seine Hose und über seine Erregung. Ihr Atem ging heftig, als ihre Hand verlangend über seine Erektion rieb. Das löste wider Erwarten nicht die Reaktion bei Seto aus, die er erwartet hatte, aber er genoss es dennoch.
 

Toki wurde immer unruhiger, es verlangte sie nach mehr, sie wollte endlich sehen und spüren, was Seto in seiner Hose hatte. Das, was sie bisher fühlen konnte, war ziemlich verheißungsvoll für sie und das Sehnen zwischen ihren Beinen nahm immer mehr zu und wurde fast unerträglich. Wenn es noch länger dauerte, dann würde sie einfach auf ihn springen, um sich die Erlösung zu holen, nach der es sie verlangte.
 

Endlich lagen sie auf dem Bett, wie genau sie da nun hinkamen wusste Seto nicht, aber es war ihm auch egal. Er küsste sich von ihrem Hals abwärts, seine Hände gingen voraus. Deutlich zeigte Toki ihm ihr Verlangen, drängte sich ihm entgegen – doch mit einem Mal kam ihm alles falsch vor. Klar hatte er schon Frauen gehabt, und er hatte mit denen auch keine Probleme. Warum überkam ihn gerade jetzt dieses Gefühl, nicht das richtige zu tun?

Seto verharrte in seinem Tun, musste sich darüber erst klar werden, auch wenn der Zeitpunkt nicht verkehrter hätte sein können.
 

Toki war schon fast nicht mehr Herr ihrer Sehnsucht, endlich hatte sie Seto da, wo sie ihn haben wollte – schon lange haben wollte. Ihren Rücken durchdrückend und ihm ihre Fingernägel in den Rücken bohrend, wollte sie Seto endlich in sich spüren. Warum wartete er noch? Er war doch genauso erregt, wie sie. Immer heftiger rieb sie sich an ihm, und schon war eine Hand unterwegs, umschloss Setos Erregung und wollte ihn in sich einführen.
 

Nein, er konnte es nicht. Abrupt löste Seto sich von ihr, er konnte nicht bis zum Ende gehen. Kurz sah er der verstörten Frau ins Gesicht, er wusste, dass er nicht fühlte, was er fühlen sollte und das wäre ihr gegenüber nicht fair. Er wollte etwas sagen, wusste aber nicht was, wie hätte er es ihr erklären sollen? Nicht einmal er selbst wusste, was genau mit ihm los war, also schwieg er, zog sich eilig an und verließ einfach ihre Wohnung. Mit seinem Auto fuhr er noch ein Weilchen herum, und schließlich nach Hause. Müde und verwirrt legte er sich ins Bett, morgen würde er sich entschuldigen oder auch erst übermorgen.
 

„Mistkerl!“, brüllte Toki Seto hinterher, als er sie einfach so aufgeheizt im Stich ließ. Auch wenn sein Weggang wie eine kalte Dusche wirkte, ihr aufgeheizter Körper schrie nach Erlösung. Aufseufzend öffnete sie ihre Nachttischschublade und holte ihren kleinen Freund heraus.

Katzenjammer und Verfolgungsjagd

Heute machte ihm die Arbeit so gar keinen Spaß. Seit er wusste, wer James Bond war, und dass sich ebenjener auch so ganz James – Bond – like benahm, hatte er seine gute Laune ziemlich verloren. Erst musste er feststellen, dass James Bond Seto Kaiba war. Danach, dass er äußerst erotisch tanzen konnte – und wie, er spürte des Kribbeln jetzt noch in seiner Hose, wenn er auch nur daran dachte. Und zum Schluss musste er mit ansehen, wie Seto Kaiba küsste, und nicht etwa ihn, oh nein, dieses Weibsbild von Bedienung aus dem Diner for One. Eines war sicher, er würde keinen Fuß mehr in dieses Restaurant setzen, so hungrig er auch sein mochte.

Oh ja, er war eifersüchtig, und das nicht zu knapp – da machte er sich überhaupt nichts vor. ER sollte an der Stelle der Braunhaarigen sein, ER sollte mit Seto Kaiba tanzen und von ihm geküsst werden... Enttäuscht schaute er den Beiden hinterher, als sie das Blue-Eyes verließen. Sein Kollege musste ihn mehrmals ermahnen weiter zu arbeiten, doch als das nicht half, und er von Joey keine Antwort bekam, was denn mit ihm los sei, schickte er ihn kurzer Hand nach Hause. Einer der Kellner konnte ihm hinter der Theke helfen.
 

Völlig durcheinander setzte er sich auf sein Motorrad und fuhr ziellos durch die Gegend. Sein Herz tat ihm weh, mehr als es schmerzte, weil Mahou ihn plötzlich für eine längere Geschäftsreise verlassen hatte. Der Schmerz der Eifersucht brannte in ihm und er wusste nicht, wie er ihm entkommen sollte. Ehe er es sich versah, stand er vor seinem Haus. Ein sehnsüchtiger Blick zum Himmel, und sein Entschluss war gefasst. Er würde heute Nacht fliegen, so hoch und so weit es ging, bis er keine Kraft mehr hatte, und nur noch erschöpft ins Bett fallen würde.

Doch sein Plan ging nicht auf. Obwohl er total ausgepowert von seinem Flug zurückkam, die Bilder aus dem Blue-Eyes ließen ihn nicht los. Gequält stöhnte er auf, als er daran dachte, was die Braunhaarige jetzt wohl alles mit seinem Seto machen würde. Wie von selbst verselbstständigte sich sein Traum, und auf einmal war er an der Stelle der Braunhaarigen. Im Traum bekam er all das, was er der anderen neidete, und seine Hände unterstrichen seinen Traum tatkräftig.

Sich vorstellend, dass es Seto wäre, der ihn befriedigte, erleichterte er sich und schlief endlich ein.
 

Auch an den nächsten Tagen war er wie verändert, Mahou hatte recht gehabt, er liebte Seto Kaiba, und es tat weh, nicht von ihm wieder geliebt zu werden. Serenity schaute ihren Bruder immer wieder prüfend an, doch auch sie bekam von ihm nichts anderes zu hören, als ein „Ach nichts.“, „Es ist wirklich nichts.“, „Das geht dich nichts an.“, und viele, viele laute und leise Seufzer. Auf seinem Notizblock fand sie lauter Zeichnungen von Pinguinen vor, sowie im Papierkorb viele Versuche gefaltete Pinguine herzustellen. Sie zweifelte schon an ihrem Verstand, bis sie irgendwo dazwischen ein kleines Herz mit Seto darin fand...

Joey war verliebt und hatte Liebeskummer. Das Grinsen verließ Serenity auch die nächsten Tage nicht mehr, ihre Mundwinkel schienen an ihren Ohren zu kleben. Ins Blue-Eyes ging Joey die restliche Woche nicht mehr, sein Chef hatte ihm freigegeben, mit dem Satz, er möge sich richtig erholen, und dann wieder, so frisch und fröhlich wie sonst, zurück kommen. Trotzdem erinnerte sie ihn daran, dass am Samstag Mr. Peter Johnson einen Termin bei ihm hatte, und er ihn bitte nicht vergessen sollte.
 

~~~
 

Seto saß etwas geistesabwesend in seinem Büro, die Nacht mit Toki hatte einen merkwürdigen Verlauf genommen. Er konnte nicht verstehen was geschehen war, das Tanzen hatte ihn heiß gemacht, genauso wie die Frau. Dann kam ihm von einer auf die andere Sekunde alles falsch vor, er hatte auf einmal das Gefühl, nicht bis zum Ende gehen zu können. Ziemlich abrupt beendete er ihr Liebesspiel, verbarg sich hinter seiner eisigen Mine, zog sich schnell an und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Um ehrlich zu sein, er hätte auch nicht gewusst, was er sagen sollte.
 

Er rief sich zur Ordnung und schob die Gedanken daran beiseite. Sich wieder auf die Arbeit konzentrierend nahm er sich noch einmal die Akte des verschwunden Ringes vor. Das Gespräch mit Wheeler kam ihm wieder in den Sinn, wie hieß der Kerl noch mal, den er gern überprüft hätte? Johnson… und der Vorname war... Peter, richtig, Peter Johnson, ein Ausländer, schnell gab er den Namen in den Polizei Computer ein. Er hätte sich noch eine Beschreibung geben lassen sollen, dumm, aber nicht zu ändern. Das Programm spukte die Namen aus, doch ohne nähere Angaben konnte er nichts herausfinden. Allein in Domino City gab es 200 ausländische Personen mit diesen Namen. Das brachte also nicht das Geringste, natürlich könnte er bei Wheeler anrufen und ihn fragen, aber er würde es nicht tun.
 

Er löschte den Namen wieder und konzentrierte sich erneut auf seine Akte. Aber es brachte nichts, sein Kopf war wie blockiert, also klappte er die Akte zu. Was war heute noch für ein Tag? Richtig, heute war Freitag und morgen würde sich Joey mit diesem Johnson treffen. Wann sollte das noch mal sein? Stimmt, gegen Abend hatte er gesagt, ach, was ging es ihn denn an. Das war nicht seine Sache, sollte wirklich ein Diebstahl gemeldet werden, dann konnte er sich immer noch an den Köter wenden. Dieser lief ihm schon oft genug über den Weg, da brauchte er ihn nicht noch aufsuchen.
 

Energisch packte er seine Akten in den Schreibtisch, es hatte ja doch keinen Zweck mehr, er konnte sich einfach nicht konzentrieren, also machte er Feierabend. Auf dem Weg nach Hause, hielt er an einem Supermarkt an und kaufte sich ein paar Lebensmittel. Das Diner for One wollte er die nächsten Tage lieber nicht aufsuchen, er musste Toki nicht unbedingt begegnen. Mal wieder selbst zu kochen lenkte ihn sicher ab. Aber so einfach war es nicht, das Kochen schon, das war nicht das Problem, dummerweise lenkte es ihn nicht so ab, wie er es sich erhofft hatte. Im Nachhinein wunderte es ihn, dass sein selbst Gekochtes sogar genießbar war.
 

Wie jeden Abend zog er seine Trainingssachen an und begab sich in sein privates Dojo. Nach ein paar Aufwärmübungen, zog er das Tempo an und wie ein Wirbelwind kämpfte er gegen einen imaginären Feind. Nach zwei Stunden lief ihm der Schweiß in Strömen herab, das war genug. Noch ein paar Muskellockernde Übungen, danach war auch seine Atmung wieder normal. Zurück in seiner Wohnung ging er unter die Dusche und danach ins Bett. Die letzten drei Nächte schlief er traumlos, dies erwartete er jetzt auch wieder. Doch es sollte anders kommen, er träumte wieder, intensiver und heftiger als je zuvor.
 

Harmlos fing der Traum an, er saß mit Toki im Club, sie tranken Cocktails, tanzten und küssten sich. Als sie den Kuss lösten und er seinen Kopf hob, sah er direkt in Joeys Augen. Irrte er sich oder konnte er darin eine gewisse Enttäuschung erkennen? Aber warum?
 

Er hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Das Szenario änderte sich, er stand jetzt am Fuße der Burg und diese sah von hier unten wesentlich bedrohlicher aus, als von oben. Ein Feuerkranz schoss auf ihn zu, wirbelte vor seinem Gesicht herum und ein Eiskranz gesellte sich dazu. Immer wieder kamen die Schriftzeichen zum Vorschein, wenn er nur wüsste, was sie bedeuteten. Langsam streckte er seine Hand nach den Erscheinungen aus und wollte sie berühren. Doch ehe er sich versah, schossen beide Kränze auf seine Hand zu und zogen sich zusammen, sie wurden immer kleiner und drehten sich schließlich um seinen Ringfinger. Sie verschmolzen mit einander und verlöschten, zurück blieb ein einfacher silberner Reif, mit einigen Saphiren und Rubinen. Er hob die Hand vor die Augen, das war doch der verschwundene Ring, wieso trug er ihn jetzt an seinem Finger?

Hoch über der Burg tauchte ein gewaltiger Drache auf, seine fünf Köpfe waren in ständiger Bewegung, als suchten sie etwas und einer der Köpfe fixierte ihn. Das konnte böse Enden, vorsichtig zog er sich, Stück für Stück, zurück, nur keine hastige Bewegung. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren.
 

Nahm dieser Traum denn gar kein Ende? Ein Toter stand hinter ihm, seine ehemalige Bekleidung hing in Fetzen von ihm herab, es schien ein Priestergewand gewesen zu sein. Der Schädel grinste ihn an, in der einen Hand hielt er einen, in Lumpen gewickelten, Gegenstand. Die andere Hand zeigte auf ihn, dann drehte sich der Arm, die ehemalige Handfläche zeigte nach oben und die knochigen Finger winkten ihn heran. Mit jeder Bewegung der Finger fiel etwas von dem Toten herab. Die leeren Augenhöhlen schienen ihn eindringlich anzusehen, obwohl das absurd war, leere Augenhöhlen konnten nicht sehen.
 

Die Gestalt bewegte sich nun auf ihn zu, was sollte er machen, nach hinten ausweichen konnte er nicht, da geriet er wieder in das Blickfeld des Drachens, aber gegen ein Skelett wollte er auch nicht kämpfen. Eine Schemenhafte Gestalt überlagerte den Toten, diese flüsterte ihm zu: „Erkenne die Zeichen... lese die Rätsel... verhindere das Schlimmste!“ Die Gestalt lächelte. „Einer wird dir helfen... lasse ihn in dein Herz...“ Seto wollte Fragen stellen, aber er brachte keinen Ton heraus.

Im nächsten Moment sprang eine vermummte Person auf ihn zu, gerade noch rechtzeitig, wich Kaiba aus, in der Hand des Gegners blitzte die Klinge eines Katanas auf. Seines hatte er plötzlich auch in der Hand und das gab ihm Sicherheit. Mit diesem Gegner konnte er was Anfangen und es folgte ein blitzschneller Schlagabtausch. Als seinem Gegner ein Ärmel hoch rutschte konnte er eine Tätowierung auf der Innenseite des Handgelenkes erkennen – es war der fünfköpfige Drache.
 

So schnell dieser Gegner aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder. Wollte dieser Traum denn gar nicht aufhören? Das Gefühl der Bedrohung nahm stetig zu, doch er konnte ihr nicht entfliehen.

Was hatte es mit dieser dämlichen Burg auf sich? Wieder änderte sich das Szenario, er stöhnte, denn er wusste, was jetzt kam. Nicht einmal dieser dunkle Raum blieb ihm erspart, ausnahmsweise gelang es ihm sogar, den Ketten eine Weile auszuweichen. Trotzdem endete es wie immer, sie fesselten ihn und schnürten ihm die Luft ab, von der Kälte, die von den Ketten ausging mal ganz zu schweigen. Die Silhouette des Unbekannten erschien wieder. „Wer bist du eigentlich? Was spionierst du hier rum?“, fragte er mit hohler Stimme. Der Kerl trat an ihn heran, packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf hoch, Kaibas Blick fiel auf einen Totenschädel, der ihn höhnisch angrinste.
 

Schweißgebadet erwachte er, nahmen diese dummen Träume denn gar kein Ende? Nie zuvor hatte er solche Träume gehabt, warum gerade jetzt? Er nahm sich den Block und den Schreiber von seinem Nachtschrank. Irgendeine Bedeutung mussten sie haben und so hatte er angefangen, seine Albträume aufzuschreiben. Keine Ahnung, ob es was bringen würde, aber falsch war es auch nicht. Nachdem das erledigt war, ging er unter die Dusche. Sein Wasserverbrauch musste in der letzten Zeit sprunghaft angestiegen sein und seine Haut wurde sicher auch immer dünner, bei dem vielen Wasser.

Heute war Samstag, hm, er sollte noch mal ins Büro fahren, vielleicht konnte er ja etwas wegen dieser Tätowierung herausfinden, so ein fünfköpfiger Drachen dürfte nicht allzu oft vorkommen.

Und was machte er jetzt wegen Wheeler, bzw. seinem Auftraggeber, sollte er seine Detektei überwachen? Das Wasser lief über seinem Kopf, warum, zum Teufel, ging ihm dieser Köter nicht aus den Gedanken? Er hasste ihn, also, was ging es ihn an, was für schwierige Auftraggeber er hatte? Gar nichts.

Bevor er sich ganz im Wasser auflöste, beendete er das Duschen, trocknete sich ab und zog sich an. Danach machte er sich ein schnelles Frühstück und fuhr ins Präsidium.
 

~~~
 

Am Samstagmorgen hatte Joey so gar keine Lust aufzustehen, doch Serenity polterte um 9.00 Uhr mit den Worten: „Aufsteeeehn! Das Frühstück ist fertig!“ in sein Zimmer, und kümmerte sich überhaupt nicht darum, ob ihr Bruder angezogen oder nicht war, oder ob er noch lieber schlafen wollte. Mr. Johnson hatte um 13.00 Uhr seinen Termin, da hatte Joey gefälligst geduscht, gefrühstückt und auch sonst fertig zu sein. Grummelnd erhob sich Joey aus seinem Bett, mit Serenity zu streiten hatte keinen Sinn, er würde eh den Kürzeren ziehen. Sich die Haare kratzend, schlurfte er in Richtung Bad, um erst einmal unter der Dusche richtig wach zu werden.
 

Er stellte sich das Wasser richtig schön warm ein, ließ es sich über den Kopf laufen und griff nach seinem Duschgel. Beim einseifen versank er wieder ins träumen, und in diesen Träumen stand immer eine eiskalte Schönheit mit ihm unter der Dusche, die dann gar nicht so eiskalt war, sondern ziemlich feurig. Nachdem er sich wieder erleichtert hatte, spülte er sich die Seife vom Körper und aus den Haaren, schlang sich zwei Handtücher um, und begab sich in die Küche, um erst einmal eine Tasse Kaffee zu trinken. „Zieh dich gefälligst an, wenn du zum frühstücken kommst.“, funkelte Serenity ihn an, aber sie meinte es nicht so böse. Nach der ersten Tasse Kaffee würde ihr Bruder sich anziehen gehen, und dann konnten sie gemütlich frühstücken. So war es schon seit Jahren, und auch seit ihrem Auszug hatte sich nicht viel daran geändert. Noch während sie am Frühstückstisch saßen, läutete im Büro das Telefon. Doch Serenity war nicht schnell genug und der Anrufbeantworter war bereits angesprungen. Als sie das Band abspielte, konnte sie folgende Nachricht hören:
 

„Guten Morgen, Mr. Wheeler. Es tut mir leid, doch ich kann den Termin heute Mittag leider nicht einhalten, da ich noch durch dringende Geschäfte aufgehalten werde. Ich schlage vor den Termin auf heute Abend 20.00 Uhr zu verlegen, da ich bis dahin mit meinen Geschäften zu 100% fertig sein werde. Wir sehen uns dann heute Abend.“
 

Serenity war sauer. Was bildete sich dieser unverschämte Kerl eigentlich ein? Er verschob einfach eigenmächtig seinen Termin, und ließ gar keine Möglichkeit mit ihm zu reden, setzte einfach voraus, dass sie da sein werden, und alles andere verschieben würden. Nun ja, dann konnten sie sich Zeit lassen.

Sie ging in die Küche zurück und meldete Joey, dass ihr Klient seinen Termin auf heute Abend 20:00 Uhr verlegt hätte. Joey schaute überrascht auf, und war genauso ungehalten, wie zuvor seine Schwester. „Ich kann aber heute Abend nicht dabei sein, macht dir das was aus?“ Serenity schaute ihren Bruder abwartend an. Joey schüttelte den Kopf. „Nein, das geht schon in Ordnung. Ich komm mit dem Kerl schon alleine klar.“
 

Joey überlegte, was er mit dem angebrochen Tag nur anfangen sollte. Einkaufen…? Nein, dass hatte er schon Anfang der Woche gemacht… Trainieren…? Dazu war es viel zu hell… Büroarbeiten…? Dazu hatte er keine Lust, und außerdem machte Serenity das auch viel besser… Lesen…? Ihm fiel nichts ein… Motorrad fahren… Ja, das schien ihm die einzigste vernünftige Alternative zu sein. Wo war nur noch einmal sein Motorradschlüssel? Stimmt ja, er hatte ihn im Büro liegen lassen. Joey betrat das Büro, um seinem Schlüssel zu holen, als sein Blick auf die Kopie einer Akte fiel. Mokuba Kaiba stand darauf. Ach ja, die hatte er sich ja mal angefordert, als er hörte, dass Setos Bruder entführt worden und seitdem verschwunden war. Nun, da hatte er ja seine Beschäftigung. Schnell rief er seine Schwester auf ihrem Handy an, damit sie etwas zu Essen mitbrächte, wenn sie vom Friseur käme, denn er würde heute gewiss nicht mehr zum kochen kommen.
 

Gegen 16.00 Uhr kam Serenity kurz reingeschneit, um Joey wie versprochen etwas zu Essen vorbei zu bringen. „Ich bin hier.“, rief Joey, als er die Tür gehen hörte. „Stell es einfach dort auf den Tisch:“, sagte er abwesend zu seiner Schwester. „Ich ess es später.“ Joey hatte kein einziges Mal seine Nase aus der vor ihm liegenden Akte gelöst. „Ich komm dann Montagfrüh wieder, denkst du an Mr. Johnson.?“, ermahnte sie ihren Bruder. „Montag? Wieso Montag?“, fragte Joey abgelenkt... „Ich hab doch Besuch, hast du das schon vergessen?“, fragte Serenity kopfschüttelnd. „Ach so, ja dann, bis Montag.“ Joey war so in seine Lektüre vertieft, dass ihm überhaupt nicht auffiel, dass seine Schwester sich noch nie für einen Besuch 4 Stunden zum Friseur gesetzt hatte. Auch nicht, als seine Eltern sich zu Besuch angekündigt hatten.
 

Er aß den Salat und die mittlerweile kalte Pizza zwei Stunden später, und auch das nur, weil er seinen Platz verlassen musste, um einmal das stille Örtchen aufzusuchen. Pünktlich um 20:00 Uhr wurde er bei seiner Lektüre unterbrochen und Mr. Johnson stand vor der Tür.

Er mochte den Mann nicht sonderlich, erst recht nicht, seit er annehmen musste, dass er ihn über die wahren Beweggründe seines eigentlichen Auftraggebers belogen hatte. Er hatte ihm damals die Geschichte geglaubt, als er von dem verschwundenen Familienerbstück erzählte, das er wieder zu finden gedachte und von dem jetzigen Eigentümer die Geschichte seines Werdeganges erfahren wollte. Seit nun der Ring nur einen Tag später, nachdem er Mr. Johnson seinen Aufenthaltsort mitgeteilt hatte, gestohlen wurde, hatte er Zweifel über dessen redliche Absichten.
 

~~~
 

Es war schon dunkel, als Seto das Präsidium wieder verließ, er hatte nicht wirklich viel herausgefunden. Ihm war nur noch klarer geworden, dass er unbedingt einen Experten brauchte. Entschlossen fuhr er zu Meister Fudo, vielleicht konnte er ihm weiterhelfen. Bei diesem angekommen, erklärte er ihm auch gleich sein Anliegen. „Du hast Träume, Grünschnabel?“, fragte der Alte leicht belustigt, doch Setos Blick sagte ihm, dass es nicht spaßig war. Plötzlich sehr ernst geworden, hakte er nun nach. „Was für einen Experten brauchst du?“, erkundigte er sich bei ihm. Seto seufzte. „So genau weiß ich es auch nicht. Da diese Burg ständig in meinem Träumen präsent ist, wäre es gut, mit jemanden zu sprechen, der sich mit Burgen und dem Mittelalter auskennt. Das wäre zumindest ein Anfang und irgendwo muss ich doch beginnen.“
 

Fudo wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her. „Es könnte sein, dass ich jemanden kenne. Er handelt mit Antiquitäten. Soweit ich weiß, ist er gerade auf Geschäftsreise. Er ist aber am Montag für kurze Zeit in seinem Geschäft.“ Der alte Meister drehte sich um und suchte in seinem Schrank nach etwas, dass er dann auch schnell fand. Wieder Seto zugewandt sagte er: „Hier ist seine Adresse, wenn du ihn aufsuchst, bestelle ihm schöne Grüße von mir.“, und reichte seinem Schüler eine Visitenkarte. Dieser nahm sie respektvoll entgegen. „Ich danke euch, ihr habt mir sehr geholfen, Meister Fudo.“, bedankte er sich mit einer leichten Verbeugung. Er wollte gehen, als Fudo ihn aufhielt. „Willst du gar nicht trainieren?“, wollte er wissen und der Blauäugige schüttelte verneinend den Kopf. „Heute hab ich keine Zeit dazu, ich muss noch was erledigen.“ „Gut, wenn das so wichtig ist, lass dich nicht aufhalten.“ Kaiba verbeugte sich kurz vor seinem Meister und ging dann endgültig. Ein zufriedenes Grinsen erschien im Gesicht des alten Mannes, sein Schüler handelte so, wie er es von ihm erwartete. Mahou würde ihn schon auf den richtigen Weg schicken.
 

~~~
 

Eine geschlagene Stunde stand Seto Kaiba nun schon vor Wheelers Detektei und bisher war noch keiner rein gegangen und auch keiner wieder raus gekommen. Wiederholt fragte er sich, warum er sich das überhaupt antat, auch er hatte besseres zu tun, als sich hier die Beine in den Bauch zu stehen. Seinen Wagen hatte er ein paar Straßen weiter weg abgestellt, hier würde sein Flitzer nur auffallen. Sein Maserati war eines der wenigen Laster die er hatte, er fuhr gerne schnell, nur für eine Überwachung war der Wagen eben nicht geeignet.
 

Zum Glück war es heute ein warmer, trockener Herbstabend, sonst stünde er mit Sicherheit jetzt nicht hier Er überlegte gerade, wie lange er noch warten wollte, als eine dunkle Limousine vor dem Eingang der Detektei hielt. Ein großer, breitschultriger Mann stieg aus, der seine Haare zu einem Zopf zusammengebunden hatte, und sah sich um. Es schien, als würde er das gewohnheitsmäßig machen und unwillkürlich zog sich Seto weiter in sein Versteck zurück. Viel war nicht zu erkennen, da es schon dunkel war und die spärliche Beleuchtung der Straßenlaternen reichte dafür nicht aus. Einzig eine lange Narbe, quer über die linke Wange, war erkennbar.
 

Der Mann betrat das Gebäude und Kaiba wechselte seine Position, um vielleicht das Nummernschild erkennen zu können, doch dass war nicht möglich. So beschloss er, einfach an dem Wagen vorbeizugehen, und schon setzte er sich in Bewegung. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, schlenderte er unauffällig an der Limousine vorbei, aber von einem Nummernschild war keine Spur zu sehen. Es gab an diesem Fahrzeug keine Kennzeichnung, das war sehr verdächtig, denn auch in Japan war es Pflicht, ein Kennzeichen an seinem Auto zu haben. Kaibas Jagdinstinkt war geweckt, gern würde er dem Wagen folgen, fragte sich nur wie, denn sein eigener stand zu weit weg. Es gab nur eine Möglichkeit, Wheeler...hoffentlich besaß der ein Auto.
 

Eine halbe Stunde später kam der Breitschultrige wieder heraus und stieg in seine Limousine, die sich gleich darauf in Bewegung setzte. Fieberhaft überlegte Kaiba, was er jetzt machen sollte, immer wenn man mal ein Taxi brauchte, war keines da. Das funktionierte auch nur in den Krimis so, dass man einen Verdächtigen mit einem Taxi verfolgte. Doch zu seinem Glück stand Wheeler auf einmal in der Tür. „Schnell, wo ist dein Auto!“, rief er ihm, über die Straße rennend, zu. „Steht vor deiner Nase.“, antwortete Joey einigermaßen verdutzt. Wieso stand Seto Kaiba hier und fragte nach seinem Auto? „Nun mach schon, hinterher.“, herrscht Seto ihn aufgebracht an, gleich war die Limousine verschwunden, und dann konnten sie sie nicht mehr verfolgen. „Hinter wem?“ Joey verstand immer noch nicht, was Seto wollte. „Hinter dem Kerl, der eben bei dir war.“ Mein Gott, war Joey begriffsstutzig. Dass er das nicht war, zeigte sich so gleich, denn er saß schon auf der Beifahrerseite und hielt Seto die Tür auf. „Was ist, willst du nicht einsteigen?“, und reichte ihm die Schlüssel. Sofort stieg Seto ein, und ohne sich anzuschnallen, fuhr er auch schon los.
 

Er holte alles aus Joey kleiner Karre heraus, und doch konnte er nicht verhindern, dass er die Limousine für einen Augenblick aus den Augen verlor. Er konzentrierte sich auf den Verkehr, und bog dort, ab, wo er den Wagen zu letzt gesehen hatte. „Warum?“, war die erste Frage, die Joey stellte. „Kein Kennzeichen.“, war Setos knappe Antwort. Wo war dieser Wagen nur abgeblieben? Setos Blick ging suchend hin und her, da, jetzt hatte er ihn wieder und ein zufriedenes Grinsen ging über sein Gesicht. „Was machst du eigentlich hier?“, versuchte Joey in Erfahrung zu bringen. „Auto fahren.“, bekam er die nächste knappe Antwort. „Wie witzig...“, Joey zog eine Grimasse, „...du weißt genau, was ich meine. Als ich dir Anfang der Woche von dem Kerl erzählt habe, wolltest du mir nicht helfen. Wieso jetzt?“, startete Joey erneut ein Gespräch. „Kannst du nicht die Klappe halten? Ich muss mich konzentrieren.“ Vielleicht brachte es seinen Beifahrer zum Schweigen. Doch der Blondschopf gab nicht auf. „Woher kannst du eigentlich so gut tanzen?“
 

Dieser Themenwechsel irritierte Kaiba etwas und er warf einen schnellen Blick auf den Mann neben sich. „Das war ein Auftrag.“, erwiderte er schließlich ziemlich einsilbig. Joey gab es vorerst auf ein Gespräch mit Kaiba zu führen, von einer Wand würde er mehr Antworten bekommen, als von dem Mann auf dem Fahrersitz. Nun richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Gegend, durch die sie jagten, die hatte sich völlig verändert. Nein, hier war er noch nie gewesen. „Wo sind wir hier?“, wollte er von Seto wissen, und überraschender Weise bekam er sogar eine zügige Antwort. „Im alten Industrieviertel von Domino, hier verkriecht sich viel Lichtscheues Gesindel.“ Seto hatte inzwischen den Abstand zum verfolgten Auto größer werden lassen, da der Verkehr deutlich weniger geworden war. Wo wollte dieser Kerl nur hin? Die Limousine hielt an, Seto machte das Fahrlicht aus, fuhr noch ein bisschen dichter auf und hielt dann ebenso an. Beide Männer verfolgten gespannt, was nun geschehen würde. Der Breitschultrige stieg aus und ging in eine Seitenstrasse, der Wagen fuhr weiter. „Und jetzt?“, fragte Joey, aber Kaiba hatte sich schon die Tür geöffnet. „Ich folge dem Kerl und du wartest hier.“, kam die knappe Anweisung von Seto Kaiba und schon war er auf dem Weg über die Straße. Das hatte er sich so gedacht, Joey überhörte Kaibas Worte und beeilte sich, diesem nachzukommen.
 

Als Seto die Schritte hinter sich hörte, drehte er sich ärgerlich um. „Hab ich nicht gesagt, du sollst im Auto bleiben?“, fuhr er den Blonden aufgebracht an. „Du hast mir gar nichts zu sagen, außerdem ist das mein Klient, dem wir folgen.“, zischte Joey verärgert zurück. Er war doch kein kleines Kind, auf das man aufpassen musste. Kaiba verdrehte genervt die Augen und richtete sein Augenmerk wieder auf die Seitenstraße, in der der Mann verschwunden war. Als sie diese erreichten, bogen sie ebenfalls dort ein und sahen gerade noch, wie der Breitschultrige in einer Gasse verschwand. Mit raumgreifenden Schritten strebte Seto dieser Gasse zu, immer wieder einen sichernden Blick nach hinten werfend. Wheeler konnte kaum Schritt halten, man, Seto musste unwahrscheinlich lange Beine haben, bei der Schrittlänge.
 

An der Hausecke blieb der Braunhaarige stehen und sah vorsichtig um diese. Das gab Joey die Möglichkeit wieder aufzuholen, er war richtig außer Atem. Der Mann vor ihm schien keine Probleme mit der Luft zu haben, er war offensichtlich in guter Kondition. „Kannst du was sehen?“ flüsterte er in Setos Ohr. Dieser schüttelte nur den Kopf und schob sich vorsichtig um die Ecke, gefolgt von Joey. Sie hatten die Gasse gerade zu zwei Dritteln hinter sich gebracht, als sie Stimmen vor sich hörten. Sie erstarrten, der Mond kam kurz hervor und leuchtete die Gasse aus. Was sie erkennen konnten, war überhaupt nicht gut. „Das ist eine Sackgasse.“, wisperte Joey, „Und es kommen zwei auf uns zu.“ Von Seto kam nur ein leises „Ich weiß“. Sein Blick schweifte umher, hier gab es kein Versteck, rein gar nichts, hinter dem sie sich verstecken konnten. Er musste in Erfahrung bringen, wer ihnen da entgegenkam. Mit einem Handzeichen bedeutete er Joey zu warten, während er sich vorsichtig nach vorne schob. Die Sackgasse verlief nicht gerade, sondern machte einen leichten Bogen, daher waren die entgegenkommenden Personen auch nicht zu sehen.
 

Joey sah sich ebenfalls nach einem geeigneten Versteck um, da war nichts, außer einem Hauseingang, ein paar Meter weiter hinten. Ein Gedanke reifte in seinem Kopf, aber es war mehr als fraglich, ob sich Kaiba damit einverstanden erklärte. Dieser kam gerade zurück. „Dein Klient und noch ein Typ kommen auf uns zu.“, informierte er den Blonden leise. Seto sah an der Hauswand hoch. Das wäre eine Möglichkeit und für ihn wäre es wohl kein großes Problem, aber sicher für Wheeler. „Wir müssen so leise wie möglich zurück.“, entschied er nun und setzte sich sofort in Bewegung, der Braunäugige folgte ihm, hielt ihn aber nach ein paar Metern auf. „Warte ich habe eine Idee. Wenn wir jetzt weiter rennen, kommen wir hier nie unbeobachtet raus, das ist doch richtig?“ Kaiba nickte zur Bestätigung. „Dann machen wir es wie im Film.“ Joey zog ihn in den einzigen Hauseingang weit und breit.

Ein Kuss und seine Folgen

„Was soll das jetzt werden?“, fragte Kaiba misstrauisch. „Wir tun so, als wären wir ein Liebespaar.“, eröffnete Wheeler seinem ehemaligen Freund, deutlich hörte er, wie dieser nach Luft schnappte. „Du hast sie wohl nicht mehr alle? Wie stellst du dir das vor?“, fauchte Seto denn auch sofort. Das wurde ja schwieriger, als gedacht, seufzte Joey. Geduldig erklärte er Seto: „Ist doch ganz einfach, wir drücken uns eng umschlungen in den Hauseingang und da du der Größere bist, stehst du am besten mit dem Rücken zur Straße. Dann kann Johnson mich auch nicht erkennen.“ „Eng umschlungen? Ich soll dich in die Arme nehmen?“ Der Brünette konnte kaum glauben, was Wheeler da von ihm verlangte. „Soll ich dich etwa auch noch küssen?“, fragte er voller Ironie. „Das wäre natürlich toll, dann wäre die Tarnung perfekt.“, bekam er die absolut ernste Antwort von Joey, doch die Zeit wurde langsam knapp. „Das kannst du vergessen, ich küsse keinen Mann.“, wehrte Seto entschieden ab, soweit kam es noch. „Musst du ja auch nicht,“, erklärte Joey, „tu einfach nur so als ob, Alter, aber entscheide dich, die Zeit wird langsam knapp.“

Wäre er doch nur zu Hause geblieben, dachte Seto Kaiba. Aber nein, er wollte ja unbedingt wissen, wer dieser ominöse Klient von diesem Köter war. Dies war die Chance endlich Licht ins Dunkel zu bringen, denn merkte der Kerl erst, dass er verfolgt wurde, dann war alles aus, er und sein Boss würden untertauchen.
 

Gut, umarmen ging ja noch, dachte sich Seto, aber bestimmt nicht küssen – nein, das auf keinen Fall. Die Stimmen näherten sich bedrohlich, nicht mehr lange und die dazugehörigen Personen erreichten sie bald. Fast schon sehnsüchtig warf er einen Blick in die andere Richtung, doch der Weg war zu weit, sie hätten es nie geschafft ungesehen zu verschwinden. „Kaiba“, drängelte Joey nun ziemlich, „nun mach schon.“ Wenn sein Klient ihn erkannte, dann war alles aus – dann war die Chance vertan, etwas über diesen verschwundenen Ring herauszufinden. Joey wartete nun nicht mehr länger. Er legte einfach seine Arme um Seto und zog ihn an sich. „Tu wenigsten so als ob. Das bringt dich schon nicht um.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Joey konnte spüren, wie sich der Braunhaarige versteifte, aber trotzdem genoss er die Situation ein bisschen. Dass er Kaiba so schnell so nah sein würde, hätte er nie gedacht, auch wenn er sich nichts anderes wünschte. Dies hier war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sein könnte.
 

Nun spürte er, wie sich Setos Arme endlich um ihn legten. „Das wurde aber auch langsam Zeit, die Kerle haben uns gleich erreicht.“, flüsterte Joey und verbarg sein Gesicht in Setos Halsbeuge. Seto zuckte leicht zusammen, doch das war dem Blonden im Augenblick völlig egal. Tief atmete Joey Setos Duft ein, er roch ja so verdammt gut. Dem gefiel das Alles ganz und gar nicht, schon überhaupt nicht wollte er den Schauer wahrnehmen, den Joeys Atem an seinem Hals, bei ihm auslöste. Nein, er wollte Joey nicht an seinem Hals haben. Der entpuppte sich womöglich als Vampir, biss ihm in den Hals und von Stund an war er verdammt, als Untoter dahin zu vegetieren. Da würde er ihn lieber küssen, arrgh, er wollte keinen Mann küssen, Seto raufte sich gedanklich die Haare. Er war selbst ein Mann, das war überhaupt nicht richtig.
 

Joey löste sich wieder von seinem Hals. „Jetzt stell dich doch nicht so an.“, sagte er ungeduldig. Deutlich konnte er sehen, das Kaiba immer noch mit sich rang. Endlich schien Seto aber zu einem Entschluss gekommen zu sein. Ja, das war er – Seto war zu einem Entschluss gekommen. Wenn sie hier schon schauspielerten, dann richtig. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, Seto legte eine Hand in Joeys Nacken und näherte sich immer mehr dessen Lippen. Also gut, er würde doch einen Mann küssen, aber nicht, weil er es wollte, das würde er nie wollen........auch nicht, weil der Blondschopf so verteufelt gut roch.....auch nicht, weil er wissen wollte, wie es sich anfühlte.......schon gar nicht, weil er diesen Mistkerl mochte, auch wenn er es nie zugeben würde........nein, er tat es nur aus Pflichtgefühl......nur für seinen Job, ja, nur für seinen Job, davon war er überzeugt.
 

Setos Lippen berührten die Lippen von Joey, der überrascht verharrte, mit dieser Aktion hatte Joey nicht wirklich gerechnet. Doch Joey ließ sich diese Chance nicht entgehen, seufzte tief auf und schloss langsam die Augen. Setos Lippen waren ja so weich. Und Seto roch so gut, das war viel schöner als in seinen Träumen. Es war real. Ob er es wagen konnte? überlegte Joey. Gut, es fühlte sich gar nicht so schlecht an, stellte Seto fest. Joeys Lippen waren warm und weich, aber was jetzt? Was sollte jetzt kommen? Seto wartete erst einmal ab. Joeys Herz schlug ihm bis zum Hals... immer heftiger klopfte es, als er seine Lippen leicht öffnete... würde Seto jetzt zurückschrecken?
 

Seto spürte wie Joey seine Lippen leicht öffnete, was jetzt? Aufhören? Das ging nicht, dann flog ihre Tarnung auf, denn die Männer hatten sie gleich erreicht. Seto schloss ebenfalls seine Augen, seine Lippen verselbstständigten sich und öffneten sich ebenfalls leicht. Hart schlug ihm das Herz gegen die Rippen.

Ein süßer Schauer durchfuhr Joey, als sich Setos Lippen ebenfalls leicht öffneten. Seine Zunge wollte ihn kosten, er wollte endlich wissen, wie Seto schmeckte. Zärtlich fuhr seine Zunge die Linien von Setos Lippen nach, immer wieder... er schmeckte ja sooo gut... Joey seufzte erneut auf, und ließ seine Zunge ganz leicht zwischen Setos Lippen gleiten. Unsicher zog Joey seine Zunge wieder zurück. War er zu forsch, zu schnell heran gegangen? Er hatte Seto ja keine Zeit zum Entscheiden gelassen. Atemlos wartete er auf Setos weitere Reaktion.
 

Ein Schauer lief über Setos Körper, als er Joeys Zunge spürte, die sanft seine Lippen berührte. Er hörte Joey seufzen. Jetzt war es eh schon egal – er küsste einen Mann – dann wollte er jetzt auch wissen, wie ein richtiger Kuss sich anfühlte. Seine Zunge berührte die Lippen Joeys, schob sich unsicher zwischen sie und gleichzeitig zog er Joey dichter an sich heran. Zittrig und aufseufzend stieß Joey die Luft aus, die er angehalten hatte, und hieß die warme Zunge Setos willkommen. Zärtlich liebkoste er mit seiner Zungenspitze seine Besucherin und lockte sie weiter zu sich hinein. Seto zuckte kurz zusammen, als er die Zunge Joeys an seiner fühlte. Er folgte den Lockungen und sein Blut geriet in Wallung. Es fühlte sich ziemlich gut an, als die Zungen sich einander streichelten und Seto konnte spüren wie sich Joey dichter an ihn drückte. Ja, dieser Kuss gefiel ihm, er gefiel ihm mehr als der von Toki, da war er sich sicher.
 

Als Seto Joey dichter an sich heran zog, sammelte sich mit einem Mal Joeys gesamtes Blut in seiner Körpermitte. Es fühlte sich einfach zu gut an. Joey fühlte sich wie im Himmel auf Erden. Er wünschte sich, dass dieser Kuss nie enden möge und gleichzeitig presste er sich so eng es ging an Seto.

Joey genoss den Kuss mit Seto. Er hätte nie erwartet, dass er so gut küssen konnte. Es war ja so viel besser und schöner, als in seinen Träumen, und ihm wurde ziemlich heiß in seiner Hose. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und ihm wurde ganz sehnsüchtig zumute. Eine Hand fand Halt in den weichen Haaren von Seto, die andere begann fahrig seinen Rücken entlang zu streicheln und vorsichtig schob er sein rechtes Bein in Setos Schritt.
 

Nur vage hörte Seto die anderen Männer vorbeigehen, und als diese an dem Hauseingang vorbeikamen und des Paares dort gewahr wurden, lästerten sie. „Guck dir die zwei Schwuchteln an, hahaha, die haben wohl kein zu Hause.“, stichelte der eine und der Breitschultrige antwortete: „Wer will so was schon in seiner Wohnung haben. Schade, dass wir keine Zeit haben, sonst könnten wir hier für ein bisschen Stimmung sorgen.“ Lachend setzten sie ihren Weg fort. Kaiba hatte nicht wirklich verstanden, was sie sagten, sein Verstand machte gerade Pause. Joey registrierte zwar, dass die Männer an ihnen vorbei gingen, und dass sie sich lustig über Schwule machten, doch er hatte gelernt darüber wegzuhören. Es juckte ihn nicht mehr, was andere sagten. Wenn er glücklich war, dann ließ er sich dieses Glück durch solche Sprüche nicht mehr kaputt machen. Und glücklich war er im Moment, definitiv.
 

Seto hätte den Kuss jetzt eigentlich beenden können, doch es gefiel ihm zu sehr. Joey schob sein Bein in seinen Schritt und in seiner Körpermitte fing es an zu pulsieren. Erst jetzt merkte er, wie sein Körper mehr und mehr auf diesen Kuss reagierte, und sein Verstand schaltete sich wieder ein.

Es war nicht mehr nötig, die Männer waren vorbei und er küsste immer noch einen Mann. Und es gefiel ihm auch noch, das ging wirklich eindeutig zu weit. Abrupt brach er den Kuss ab und ließ Joey los, als hätte er sich verbrannt. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein, ihn zu küssen? Wut wallte in Seto auf und Entsetzen über seine eigenen Gefühle. Das war alles Wheelers Schuld, nur seinetwegen war er in dieser Situation. Setos Hass flammte wieder auf und all diese Regungen spiegelten sich in seinen Augen wieder. Unsanft wurde Joey aus seinem Himmel vertrieben, ungläubig schaute er in Setos Gesicht, und bekam von seinen Augen eine eiskalte Dusche verpasst. Glaubte Joey eben gerade noch, dass Seto ihn genauso liebte, wie er ihn, so fand er sich mit einem Mal eiskalt blickenden blauen Augen gegenüber. Sekundenlang starrte Seto den Blonden an, nicht fähig auch nur ein Wort zu sagen. Ein Geräusch am Eingang der Sackgasse ließ Seto herumfahren. Verdammt, gleich waren die Kerle verschwunden. Er ließ Joey einfach stehen und setzte zu einem Sprint an, zügig erreichte er das Ende der Gasse, hielt kurz und sah um die Ecke. Die Verfolgten hatten gleich die Hauptstraße erreicht, dort wartete schon ein Wagen, ein anderer, als der vorhin, wie er erkennen konnte.
 

Joey konnte es nicht glauben, Seto lief diesen Kerlen einfach hinterher, und ließ ihn mit seinem Scherbenhaufen allein. Diese Wut in seinen Augen schmerzte, schmerzte so sehr, dass es ihm die Luft abschnürte. Es war zwar sein Klient, aber er hatte keine Kraft ihnen jetzt hinterher zu laufen.

„Seto, ich liebe dich doch.", flüsterte er leise in die Nacht hinein, während er langsam an der Türe hinter sich runter rutschte und sich zwei Tränen den Weg aus seinen Augen bahnten. Joey wischte sich mit einem Ärmel die feuchten Wangen trocken und stand wieder auf. Es half ihm jetzt nichts, Seto hinter her zu flennen. Die Gegend war alles andere als einladend, er sollte so schnell wie möglich zur Straße kommen, wer weiß was für Gesellschaft er sonst noch bekäme.

„Du bist ja so ein Idiot.“, murmelte er vor sich hin, als er sich auf den Weg zurück zur Straße machte. „Nur weil sich Seto auf das Spiel eingelassen hat, denkst du gleich, dass er dich genauso liebt wie du ihn.“ „Aber er hat mich doch zurückgeküsst – richtig geküsst...“, warf ein leises Stimmchen dazwischen. „Bild dir nur nichts darauf ein, es war nur ein Kuss, um uns zu schützen, das hat überhaupt nichts zu bedeuten.“, hörte er in seinem Kopf Kaiba sagen. „Ja, nur ein bedeutungsloser Kuss.“, seufzte er auf. „Aber trotzdem war er schön.“ Nachdenklich fuhr er sich mit dem Zeigefinger über seine Lippen, dort wo vor kurzem noch Setos Lippen zu spüren waren. Doch der eiskalte, wutverzerrte Blick aus Setos Augen gab ihm trotzdem einen Stich. Kam seine eiskalte Wut wirklich nur von diesem Kuss? Joey konnte und wollte nicht glauben, dass Seto nur wegen einem Kuss mit ihm so reagieren würde. Es musste einfach noch einen anderen Grund geben.
 

Dicht an der Wand lief Seto weiter, der Breitschultrige und sein Begleiter erreichten das Auto und er beschleunigte seine Schritte noch mehr. Jetzt stiegen sie ein und der Wagen setzte sich in Bewegung. Fluchend erhöhte Kaiba noch mal sein Tempo, trotzdem erreichte er den Ausgang erst, als die Limousine in die nächste Straße einbog. Von dem Nummernschild, diese Limousine hatte wenigstens eines, konnte er nur noch die letzten drei Zahlen erkennen.
 

Atemlos stand er da und starrte auf die Stelle an der die Limousine verschwunden war. Fluchend wandte er sich ab, ging zum Auto. Sollten diese drei Nummern alles an Ausbeute heute Abend gewesen sein? Nur wegen diesem dämlichen Kuss, hatte er die Chance verpasst, mehr herauszufinden. Wieso hatte er sich nur darauf eingelassen? Er stand nicht auf Männer, oder etwa doch? Im Gegensatz zu seiner Nacht mit Toki, kam ihm dieser Kuss mit Joey nicht falsch vor, es fühlte sich irgendwie richtig an. Nein, schüttelte er den Kopf, das konnte nicht richtig sein – schon gar nicht mit Joey, der ihn schon einmal verraten hatte. Am Auto angekommen musste er feststellen, dass Wheeler den Schlüssel hatte, es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf den Blonden zu warten. So lehnte er sich an das Auto, verschränkte seine Arme vor der Brust und wartete auf Joey. Das gab ihm die Gelegenheit sich wieder zu beruhigen.
 

Joey bog langsam um die Ecke, er rechnete fest damit, dass Seto mit seinem Auto auf und davon wäre. Umso erstaunter war er, dass er Seto und Auto an der Straße vor fand. Die Erklärung dafür war ganz einfach, er hatte die Autoschlüssel...
 

Als Joey endlich erschien, hatte Seto sich wieder hinter seine kühle Fassade zurückgezogen. Joey kam heran und gab ihm wortlos den Schlüssel, genauso schweigend stiegen sie ein. Dennoch ließ Kaiba seinen unterschwelligen Ärger am Wagen aus, sein höchst aggressiver Fahrstil ließ den Blonden so manches Mal die Luft anhalten. „Die Strafzettel zahlst du aber.“, meinte er einmal, als sie wieder eine rote Ampel überfuhren. Warum war Kaiba eigentlich nur so wütend? Woher kam dieser Hass? Irgendjemand hatte ihn zutiefst verletzt, erinnerte Joey sich an Meister Fudos Aussage, und wer das war, wollte er heute herausfinden, eher ließ er Kaiba nicht gehen. „Warum bist du nur so wütend, Kaiba?“ fragte Joey vorsichtig. „Ich bin nicht wütend.“, gab Seto kühl zurück, trotzdem umfassten seine Hände das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Das sehe ich“, gab der Blondschopf trocken zurück, „du bist die Fröhlichkeit in Person." Joey war sich nicht sicher, ob er von Seto eine Antwort bekam, aber er hoffte es sehr.
 

"Was erwartest du?" knurrte Kaiba unfreundlich, wollte Wheeler sich jetzt etwa auch noch unterhalten? „Was ich erwarte? Dass du mir, wie ein vernünftiger Mensch, eine Antwort gibst, wenn man dich etwas fragt.", antwortete Joey sachlich. „Der Seto Kaiba, den ich kenne, hätte wenigstens MIR eine Antwort gegeben. Ich kann dich nicht verstehen, und wie sollte ich auch, wenn du mir nur aus dem Weg gehst. Warum bist du so wütend?", erneuerte er seine Frage.

„Der, von dem du glaubst, dass du ihn kennst, den gibt es schon lange nicht mehr. Was interessiert es dich, wieso ich so bin, wie ich bin.", gab er zwar ausführlich, doch recht kühl zurück. Er wollte nicht darüber reden, wozu – es würde sich doch nichts ändern.„Was ist mit dem Seto Kaiba geschehen, der mir ewige Freundschaft geschworen hat?", fragte Joey leise.
 

Bald hatte er sein Auto erreicht, dann würde er endlich diesen Fragen entkommen. „Der ist...", Seto lachte einmal bitter auf, "... wenn du so willst, am gebrochenen Herzen gestorben." Endlich hatte er die Stelle erreicht, an der er sein Auto geparkt hatte und er hielt hinter diesem an. Eilig stieg er aus, in der Hoffnung weiteren Fragen zu entkommen. Joey rannte hinter Seto Kaiba her, und erwischte ihn grad noch so am Ärmel, bevor er sein Auto erreichte. „Wer hat dir das angetan?" Joey war entsetzt. Wer hatte seinem Seto so wehgetan? „Sag’s mir, und ich dreh dem Kerl den Hals um." „Das dürfte dir schwer fallen." knurrte Seto zurück, befreite sich aus Joeys Griff, öffnete sein Auto und stieg ein.

„Wieso?", wollte Joey ungläubig wissen. „Lebt er etwa nicht mehr?" Joey bemerkte gar nicht, dass er von einem männlichen Wesen ausging, das seinen Seto so verletzt hatte. „Du willst es wirklich wissen? Du willst wissen, wer mir das angetan hat? Wer mich so verletzt hat?“ fragte er ungehalten und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Ja, sag es mir, sag mir, was dir angetan wurde. Ich will dich doch verstehen...", bat Joey eindringlich, „... und dir helfen.", fügte er leise hinzu. Er konnte die Wut und den Hass nicht länger ertragen, der ihm von Seto entgegengeschleudert wurde.
 

Seto hatte den Motor seines Wagens gestartet und ließ ihn ein paar Mal aufheulen. Er kämpfte mit sich und starrte auf sein Lenkrad. Dann nickte er vor sich hin, sah den Blonden wieder an und seine ganzen Emotionen waren in diesem Blick. Joey stand abwartend an der Fahrertür, eine Hand lehnte an der Tür und die andere lag auf dem Dach. Er war auf alles gefasst, was da kommen konnte, doch auf das, was er jetzt zu hören bekam, war er nicht vorbereitet.

Mühsam beherrschte sich Kaiba, holte Luft und sagte schließlich eiskalt zu ihm: „DU warst es, zufrieden?“ dann gab er Gas und ohne Rücksicht raste er davon. Sollte der Köter doch selbst auf seine Füße oder Hände aufpassen, die Fahrertür schlug vom Fahrtwind zu. So spät am Abend war zum Glück so gut wie kein Verkehr mehr.

Joey war es, als würde ihm eben das Herz von diesem davonrasenden Sportwagen heraus gerissen. ER sollte Seto Kaiba das Herz gebrochen haben? Betäubt und innerlich wie tot stand er am Straßenrand... Nein, das konnte nicht sein... er hatte ein halbes Jahr gewartet, jede Woche einen Brief geschrieben und die Hoffnung nie aufgegeben... bis jener Brief kam... sehnsüchtig von ihm erwartet und mit einem Dolchstoß versehen... Seine Mutter und seine Schwester hatten lange gebraucht, um ihn zu trösten... und jetzt sollte ER an allem Schuld sein? „DU hast mich doch verraten!", brüllte er Seto hinterher, obwohl von diesem nichts mehr zu sehen war.
 

Zu Hause angekommen, trainierte Seto bis zum Umfallen, nur langsam konnte er seine Emotionen wieder unter Kontrolle bekommen. Später unter der Dusche fragte er sich, warum dieser blonde Straßenköter ihn ständig so durcheinander brachte. Warum verlor er in seiner Nähe fast immer seine Selbstbeherrschung? Unweigerlich wanderten seine Gedanken in die Gasse, zurück in diesen Hauseingang und zu diesem Kuss. Es war das erste Mal, dass er einen Mann geküsst hatte und es hatte ihm gefallen. Der Gedanke an Joeys weiche Lippen, seine zärtliche Zunge und seinem Geruch, verursachte ein Ziehen in seiner Köpermitte. Er sah an sich herunter – das glaubte er jetzt nicht – wenn er an Toki dachte, passierte nichts, aber der Gedanke an einen einzigen Kuss mit Wheeler, ließ seinen Körper reagieren. „Verräter.“, murmelte er vor sich hin, offen lassend, wen genau er nun meinte. „So nicht.“ Entschlossen drehte er den Warmwasserhahn zu und die folgende kalte Dusche erzielte die gewünschte Wirkung.
 

Joey konnte nicht glauben, was er da eben von Seto zu hören bekam. Er sollte ihm das Herz gebrochen haben? Wann? Wie? Er war sich keiner Schuld bewusst. Total ausgebrannt betrat er seine Wohnung. Erschöpft stellte er sich unter die Dusche, und während er das warme Wasser über sich laufen ließ, kam die Erinnerung an den Hauseingang zurück. Der Kuss war echt, er konnte sich nicht so täuschen... Ein gespielter Kuss konnte ihm einfach nicht so in den Körper gehen. Sein kleiner Freund hatte auch seine Meinung dazu, und Joey gab ihm voll und ganz Recht. Liebevoll nahm er ihn in die Hand und stellte sich vor, dass es Seto war, der ihn so sanft berührte. Er hatte seinen Geruch noch in der Nase, und das Gefühl seiner Zunge in seinem Mund und an seiner Zunge.

Nach und nach zog sich sein ganzes Gefühl in seiner Mitte zusammen und stöhnend ergoss er sich unter dem warmen Wasserstrahl.

In dieser Nacht schlief Joey nicht besonders gut – immer wieder hallten Setos letzte Worte in seinen Ohren: „DU warst es! DU hast mir das Herz gebrochen!“ Joey merkte nicht, dass ihm die Tränen die Wangen runter liefen. Am nächsten Morgen war er sehr beschäftigt, er durchsuchte alle seine Unterlagen, und bald hatte er gefunden, was er suchte. Er nahm einen Briefbogen und einen Briefumschlag, schrieb ein paar Zeilen, steckte das Gesuchte dazu, adressierte den Brief und warf ihn gleich ein. In zwei Tagen würde der Brief bei seinem Empfänger sein.
 

Seto träumte wieder, doch diesmal anders als sonst. Er durchlebte noch mal die Observierung und schaffte es irgendwie den Kuss auszublenden. Stattdessen lief er die Gasse entlang, verfolgte Johnson und seinen Begleiter und sah wie sie ins Auto stiegen. Er rannte um noch rechtzeitig zu kommen... das Nummernschild... wenn er das erkennen konnte... dann kam er mit seinen Ermittlungen weiter. Atemlos erreichte er die Hauptstraße und sah die Limousine um die Ecke verschwinden. Das was ihn jetzt am meisten wunderte, war aber die Tatsache, dass er das Kennzeichen erkennen und lesen konnte.

Abrupt wachte er auf. Schnell notierte er sich die Nummer und war total aufgekratzt. Wenn er diese Nummer überprüfte und sie zu einer Person führte, dann war an seinen Träumen mehr dran, als er dachte. Schnell machte er sich fertig, denn schlafen konnte er sowieso nicht mehr, da konnte er auch gleich ins Präsidium fahren.

Ermittlungen

Nachdem Joey den Brief eingeworfen hatte, überlegte er, was er mit dem angebrochenen Tag anstellen könnte. Es war ein schöner Sonntagvormittag, er könnte wieder einmal in den Park gehen. Der Gedanke gefiel ihm, schnell ging er in seine Wohnung zurück, richtete sich ein Picknickpaket und gerade, als er die Wohnung verlassen wollte, fiel sein Blick auf das Buch, das er sich von Mahou geliehen und als Faustpfand behalten hatte. Er könnte es doch mitnehmen und im sonnigen Park lesen. Es war gut, dass er sich gleich auf den Weg gemacht hatte, denn es hatten heute noch mehr Menschen die gleiche Idee, und wollten diesen schönen Herbsttag ebenfalls im Park verbringen. Aber Joey hatte Glück, er fand eine Bank im Halbschatten. Dort richtete er sich gemütlich ein und befasste sich zum ersten Mal richtig mit Mahous Buch.
 

Joey betrachtet das Buch von allen Seiten, es zeigte die gleichen Drachen, wie auf seinem Medaillon. Auch sie umflogen sich kreisförmig, genau wie auf dem Medaillon. Joey fand diesen Zufall immer noch lustig, doch es gefiel ihm auch. Er schlug den Buchdeckel auf, und auf der ersten Seite stand folgendes geschrieben:
 

Wenn einst wieder nach der Macht gestrebt,

die geteilt in Frieden schläft.

Wird gefunden und zerstört,

was das Böse hat erhört.
 

Verborgen im Schatten der Vergangenheit,

liegt der Schlüssel der Zukunft bereit.

Nur das Auge der wissenden Zeit,

bringt einst Licht in die Dunkelheit.
 

Das reine Herz es trägt,

geleugnet und verborgen,

ruht die Macht bis sie sich regt.

Sicher verwahrt, zeigt es den Ort,

für das geschriebene Wort.
 

An einem stillen Ort, es alle Augen sehen,

doch stumm daran vorüber gehen.

Von alten Zauberern geboren,

scheint es für alle Zeit verloren.
 

Vereint die reine Macht der wissenden Zeit,

gibt den Ort des vorletzten Dinges preis.

Getrennt, doch nicht für alle Zeit,

im Kampf errungen, die Brüder vereint.
 

Doch der Frieden ist noch nicht bereit.

Die Sonne der Nacht am höchsten Zenit.

Die Brüder getaucht in den Lebenssaft dessen,

der zweimal geboren ohne einmal zu sterben.
 

Entfesselt die Macht die niemals vergibt.

Wenn die Sonne der Nacht sich vor die des Tages schiebt.

Der Berg des Todes sich erhebt.

Die Welt in ihren Grundfesten erbebt
 

Das Schwert das richtige Blut befreit,

dann wird geboren, die Macht auf alle Zeit.

Mit den Schwingen der Gerechtigkeit,

sind die Himmelskinder zum Kampf bereit.
 

In tiefer Zuneigung verbunden, gewinnen sie Kraft,

besiegen des Bösen Herrschaft.
 

Joey grübelte, einfach zu lesen war es ja nicht, aber der Sinn dessen würde sich ihm bestimmt noch entschlüsseln. Er musste nur noch das Buch lesen, dann würde er es schon verstehen. Auf der nächsten Seite war der Titel in großen Buchstaben zu lesen:
 

DIE MACHT DER HIMMELSKINDER
 

Joey wunderte sich, in diesem Buch waren weder ein Verlag noch ein Autor angegeben... Seltsam... Aber er machte sich weiter keine Gedanken darum. Eine Seite weiter waren wieder die beiden Drachen zu sehen, wie sie auf einem Felsen saßen und Wache hielten, doch im Hintergrund konnte man einen fünfköpfigen Drachen sehen, der am Himmel flog. Neugierig gespannt blätterte er um und versuchte zu lesen. Plötzlich landete ein Ball auf seinem Buch. Ein paar Kinder hatten in seiner Nähe angefangen Ball zu spielen und näherten sich entschuldigend. Joey blickte auf und warf ihnen lächelnd den Ball zurück. Sich laut bedankend setzten sie ihr angefangenes Spiel fort. Doch Joey sollte nicht vergönnt sein zu lesen, denn der Ball besuchte ihn noch weitere fünf Mal.

Er klappte das Buch zu, verstaute es in seiner Tasche und holte sich seinen Proviant heraus. Lächelnd beobachtete er die Familien, wie sie sich gerade ebenfalls zu ihren Mahlzeiten zusammenfanden, und in Eintracht und fröhlich plappernd ihre Picknickkörbe leerten.
 

Nachdem er sich gesättigt hatte, räumte er seine Reste ordentlich fort, faltete seine Jacke zu einem Kissen zusammen und streckte sich auf seiner, mittlerweile in der Sonne stehenden, Bank aus. Er schloss seine Augen, und ließ sich von dem fröhlichen Gemurmel, das rings um ihn herum herrschte, einlullen. Joey versank in einen leichten Halbschlaf, und das Bild der beiden Drachen aus dem Buch begleitete ihn in die Traumwelt. Etwas an den beiden Drachen kam ihm bekannt vor, es war mehr, als nur von seinem Medaillon, aber er kam nicht darauf, was...
 

Die Drachen blickten aufmerksam in der Gegend herum, erhoben sich in die Luft um zu patrouillieren und nahmen anschließend wieder ihre Position ein. Und wieder beschlich ihn das Gefühl, diese Situation zu kennen, aber wenn er versuchte es zu greifen, versank alles im Nebel. Nur ein paar blaue Augen blieben vorhanden und verwandelten sich von Drachenaugen in Menschenaugen. Diese Augen kannte er aber jetzt, er kannte auch ihren Besitzer – Seto Kaiba.

Und gerade sahen ihn diese Augen ziemlich ungläubig an. Er hörte sich gerade noch sagen, dass sich Seto endlich entscheiden müsse, als sich diese Augen ihm immer mehr näherten, gebannt schaute er in diese Augen und auf den Mund, und schloss, die Berührung seiner Lippen erwartend, seine Augen. Joey spitzte aufseufzend auf seiner Parkbank seine Lippen, und konnte Setos süßen Atem schon spüren, als er wiederum aus seinen Träumen geweckt wurde – unsanft landete erneut ein Ball auf seinem Bauch. Seufzend packte er seine Sachen zusammen, hier würde er heute ja doch keine Ruhe finden. Er nahm seine Sachen und machte sich zurück auf den Weg nach Hause.
 

Zurück in seiner Wohnung, lenkten ihn seine Schritte in sein Büro. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und überdachte seinen neuen Auftrag. Johnson suchte wieder nach einem Gegenstand, genau wie er vermutet hatte. Er behauptete, dass seinem Auftraggeber dieser Gegenstand gestohlen worden wäre, er hätte es auf einer Auktion erstanden, und in seinem Safe deponiert, doch eines Tages wäre dieser Gegenstand aus seinem Safe verschwunden gewesen, und an seiner Stelle hätte er nur dieses Stück Papier vorgefunden. Es war ein merkwürdiges Stück Papier, solch eine Qualität hatte er ja noch nie gesehen, und die Schrift war auch seltsam schnörkelig. Auf dem Papier stand geschrieben:
 

„Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit“
 

Welche Informationen besaß er eigentlich noch? Er hatte eine kleine schlechte Fotographie aus einem Auktionskatalog, wie es aussah war es eine kleine Auktion, oder auch eine von Hehlerware, gewesen, und die Reproduktion einer alten Zeichnung. Beide bildeten einen Stab ab, wie ihn Herrscher früherer Jahrhunderte zu haben pflegten. Joey hatte noch keine Ahnung, wo er mit der Suche anfangen sollte.
 

~~~
 

Auf das Ergebnis der Kennzeichenüberprüfung musste Seto lange warten, schließlich war es Sonntag und die Abteilung nur spärlich besetzt. Während der Wartezeit, informierte er sich über alte Burgen und das Mittelalter, ebenso über die Legenden und Mythen von Drachen und ihren Erscheinungen. Auch versuchte er etwas über geheimnisvolle Schmuckstücke in Erfahrung zu bringen. Nebenbei startete er noch mal eine Personensuche und da er Johnson nun gesehen hatte, gab er die Merkmale mit ein. Das brachte aber auch kein Ergebnis, Wheeler schien tatsächlich Recht zu haben mit seiner Vermutung, dass der Name Johnson gefälscht war. Also gab er nur eine Personenbeschreibung ein, die Suche würde eine Weile dauern.
 

Die Zeit verging, ohne dass Seto es richtig wahrnahm, Hunger hatte er keinen, da er ständig Kaffee trank. Erst als Tanaka das Büro betrat und ihn erstaunt fragte: „Seit wann bist du denn schon hier?“, merkte er wie müde er war. „Wieso, wie spät ist es?“ „Montagmorgen, acht Uhr. Sag mal, wie lange bist du denn hier?“, erneuerte er noch mal seine Frage. Seto fuhr sich durch sein Gesicht, hm, rasieren müsste er sich auch mal wieder. „Seit Sonntagvormittag.“, antwortete er schließlich und packte die Akte mit allen Notizen zusammen. „Ich fahr erst mal nach Hause und danach zu einem Antiquitätenhändler, vielleicht komme ich dann noch mal ins Büro.“, gab er Tanaka Auskunft.

Zu Hause machte er sich frisch, aß eine Kleinigkeit, rief dann bei diesem Mahou an und verabredete sich mit ihm. Da dieser nur auf Stippvisite hier war, musste er sich gleich auf den Weg machen, aber das war Kaiba nur recht. So hatte er keine Zeit zum Nachdenken, er müsste sich sonst mit Joey auseinander setzen, der war zur Zeit sehr präsent in seinen Gedanken, zu sehr nach seinem Geschmack, und dazu hatte er keine Lust.
 

Eine halbe Stunde später betrat er den Antiquitätenladen von Mahou. Neugierig sah er sich um, bis eine Frau auf ihn zukam. „Kann ich ihnen Helfen?“ fragte sie ihn höflich. „Würden sie Mr. Mahou Bescheid sagen, das ich hier bin, er erwartet mich.“, antwortete er ihr ebenso höflich. „Gern, verraten sie mir ihren Namen?“, erwiderte sie lächelnd. „Kaiba, Seto Kaiba.“, stellte er sich vor. Sie deutete eine Verbeugung an und verschwand in den hinteren Teil des Geschäftes und Seto machte mit seiner Betrachtung des Ladens weiter. Ein Bild zog ihn in seinen Bann. „Gefällt ihnen dieses Bild, Mr. Kaiba?“ Seto fuhr erschreckt herum, er hatte den Mann gar nicht kommen hören. „Mr. Mahou, nehme ich an?“, erkundigte sich der Blauäugige höflich, zum Glück hatte er seinen Schrecken schnell verdrängt. „Genau der.“, lächelte der Ladeninhaber, er deutete noch mal auf das Bild. „Sie waren so in der Betrachtung dieses Bildes versunken, ich nehme an es gefällt ihnen?“
 

Kaiba sah wieder auf das Gemälde. „Existiert dieses Gebäude wirklich oder ist es ein Produkt der Fantasie des Malers?“, erkundigte er sich neugierig. Beide Männer sahen auf das Bild. „Soweit ich weiß, ist diese Burg real. Warum interessiert sie das so? Ich dachte, sie wollten eine Expertenmeinung haben. Und nun stehen wir hier und unterhalten uns über ein Bild.“, drückte Mahou seine Verwunderung aus. Kaiba räusperte sich: „Meister Fudo, hat mir ihre Adresse gegeben, ich soll übrigens schöne Grüße von ihm ausrichten. Er war der Meinung, dass sie mir weiterhelfen können. Sie sind Experte für das Mittelalter?“ Mahou verneigte sich kurz. „Ja das bin ich, wie kann ich ihnen helfen?“ Seto deutete wieder auf das Bild. „Wissen sie, wo diese Burg steht. Ich habe sie schon gesehen, ich weiß nur nicht wo sie steht.“ Mahou nickte verstehend. „Sie möchten also mehr über die Geschichte dieser alten Burg erfahren, gut, kommen sie bitte mit nach hinten, dort können wir uns hinsetzen, während ich ihnen etwas über diese Anlage erzähle.“ Mahou ging vor und Kaiba folgte ihm. Im hinteren Teil des Geschäftes war das Büro, in diesem standen bequeme Sessel und dort nahmen sie Platz. Bevor Mahou anfing zu reden, bot er seinem Gast noch etwas zu trinken an, doch dieser lehnte dankend ab.
 

„Ich werde mich so kurz wie möglich fassen und ihnen nur das wichtigste erzählen...“, sagte er einleitend „...diese Burg wurde vor ca. 600 Jahren hier in Japan gebaut, schon allein dadurch ist sie einzigartig. Sie liegt in den Bergen, in einem ziemlich unzugänglichen Tal. Niemand weiß genau, wieso sie ausgerechnet dort gebaut wurde. Es ranken sich viele Legenden um diese Festung, sicher ist nur, dass die Erbauer Zauberer und Hexenmeister waren. Es heißt, dass die Burg nicht nur die sichtbaren Zimmer und Hallen hat, sondern viele Geheime Räume tief im Inneren des Berges. So abgelegen konnten dort ungestört Experimente durchgeführt werden, die mitunter ziemlich abstrus gewesen sein sollen, das sind aber nur mündliche Überlieferungen. Eine Generation brachte einen besonders Fähigen Zauberer hervor, dieser schaffte es, die Dimensionen zu überwinden. Aber geblendet von dem Machthunger, holte er die furchtbarste Kreatur in diese Welt, die man sich denken konnte, den fünfköpfigen Drachen Timiat. Nur dem Mut einiger Priester ist es zu verdanken, dass das schlimmste verhindert werden konnte. Die Magie, mit der dieses Tier gerufen wurde, konnte in dem Sinne nicht mehr Rückgängig gemacht werden, sie existierte weiterhin. Sie konnte nur geteilt und in verschiedene Gegenstände gebannt werden. Sollten diese Gegenstände wieder vereint werden, käme auch Timiat wieder. Die folgenden Auswirkungen wären sehr verheerend.“ Mahou beendete seinen Vortrag, Seto hatte sehr interessiert zugehört und stellte nun noch einige Fragen
 

„Wem gehört diese Burg, wissen sie das zufällig?“, erkundigte sich Seto und Mahou nickte. „Bis vor einigen Jahren, war diese Burg noch in Familienbesitz und das über nahezu 600 Jahre. Wie gesagt, vor einigen Jahren wurde sie verkauft. Der neue Eigentümer ist ein Industrieller, sein Name ist Maximilian Pegasus. Mehr kann ich ihnen zu dieser Person nicht sagen, tut mir leid.“ „Das sollte kein Problem für mich sein, an weitere Informationen über ihn heranzukommen.“, erwiderte Kaiba. „Und was diesen Drachen angeht....“ , er machte eine Pause, jetzt wo er aussprechen wollte, kam es ihm selbst absurd vor, doch auch auf die Gefahr hin sich lächerlich zu machen, beendete er seinen Satz, „.....ich glaube er ist schon da oder kommt demnächst.“ Verblüfft sah Mahou ihn an. „Wie kommen sie darauf?“ Dem Blauäugigen war nicht ganz wohl bei der Frage, er entschloss sich aber, die Wahrheit zu sagen. „Ich habe ihn in meinen Träumen gesehen, ich hatte den Endruck, das er etwas suchen würde.“
 

Argwöhnisch beobachtete er den Antiquitätenhändler, sicher würde dieser gleich anfangen zu lachen, doch das geschah nicht. „Wenn das so ist, hat das alte Spiel schon längst begonnen.“, sprach Mahou leise, mehr zu sich selbst als zu seinem Besucher und zu diesem gewand sagte er lauter: „Sie haben eine große Aufgabe vor sich, sie müssen diesen Drachen aufhalten, aber vor allem den Menschen, der ihn gerufen hat.“ Mahou lachte. „Sie wundern sich, warum ich ihnen glaube?“ Jetzt nickte der Brünette. „Ja das tue ich in der Tat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir selbst glaube.“, antwortete er ehrlich. Der Ältere beugte sich vor. „Ist ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass ihre Träume keine Träume sondern Visionen sind?“
 

Visionen, er sollte Visionen haben, er der nicht daran glaubte? Vehement schüttelte Seto den Kopf. „Nein, ich habe keine Visionen, sondern nur Albträume, das ist alles.“ Mahou gab nicht nach. „Warum wissen sie dann von der Burg und von dem Drachen? Können sie mir das erklären?“ Ruhig ruhte der Blick seiner grünen Augen auf dem jungen Beamten – dieser Mann war dazu Auserkoren, Timiat zu vernichten. Er und sein Freund mussten Erfolg haben, denn nur die Beiden waren in der Lage – gemeinsam – diese unselige Magie zu zerstören. Dafür war es aber nötig, dass sein Gegenüber auf seine Fähigkeiten vertraute.
 

Während Kaiba die Vermutung Mahous anzweifelte, tauchte vor seinem inneren Auge, der Feuer- und Eiskranz auf. Wieder sah er die Inschrift und das verschmelzen beider Elemente zu einem Ring. Ein Gedanke kam ihm, entschlossen richtete er seinen Blick auf den Grünäugigen und stutzte. Wieso sah dieser ihn so interessiert an? „Sie hatten gerade eine Vision stimmt’s?“, fragte er neugierig und auf den irritierten Blick seines Gegenübers hin, fügte er hinzu: „Sie schienen mir kurz sehr abwesend zu sein.“ Seto stöhnte innerlich, sollte er zu seinen nächtlichen Albträumen, jetzt auch noch Tagträume bekommen? Das wäre ja furchtbar. So stritt er es ab. „Ich hatte keine Vision, mir ist nur ein Gedanke gekommen. Kennen sie sich mit alten Schriften aus?“ Der Gefragte nickte. „Ja, ich kenne nahezu alle Schriften, warum wollen sie das wissen?“, stellte er gleich die Gegenfrage. „Haben sie was zum Schreiben da?“, erkundigte sich Kaiba. Statt einer Antwort stand Mahou auf und holte Block und Stift und reichte es dem jungen Mann. Der schloss kurz die Augen, als er sie wieder öffnete, schrieb er etwas auf, als er damit fertig war, zeigte er es dem Älteren.
 

Mahou nahm den Block entgegen und sah auf die Worte. Nach kurzem überlegen erklärte er: „Dies ist eine sehr alte Schrift, die nur von wenigen je benutzt wurde. Das, was sie mir aufgeschrieben haben, lautet: Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit. Woher haben sie diese Schriftzeichen? Soweit ich weiß, existiert nur noch ein einziges Buch in dieser Schrift und das ist verschollen.“ Jetzt wurde Kaiba misstrauisch. „Wenn es keine Aufzeichnungen gibt und das einzig existierende Buch verschollen ist, woher wollen sie die Schrift kennen?“

Mahou lächelte. „Jetzt misstrauen sie mir, nicht wahr? Um ihre Frage zu beantworten, mein alter Lehrmeister, war der Letzte der diese Schrift benutzte um seine Gedanken aufzuschreiben. Er war so nett und brachte sie mir bei, nur darum beherrsche ich sie. Ich hoffe, meine Antwort stellt sie zufrieden.“ Der Brünette nahm es so hin. „Ja, das reicht mir, mehr brauch ich nicht zu wissen.“ Der Grünäugige erhob sich und verbeugte sich leicht. „Es war sehr nett, sie kennen zu lernen, ich hoffe, ich konnte ihnen weiterhelfen.“ Kaiba stand ebenfalls auf und verbeugte sich. „Danke, das beruht auf Gegenseitigkeit. Doch, sie haben mir sehr geholfen, Vielen Dank.“ Mahou begleitete Kaiba zur Tür hinaus. Bevor er diese hinter dem jungen Mann schloss, meinte er noch: „Jetzt hab ich es fast vergessen, dieses alte Buch, das ich erwähnt hatte, ist, sagen wir mal einfach, die Gebrauchsanleitung für die Beschwörung der Macht Timiats, mit allen Hinweisen auf die verborgenen Gegenstände. Ich habe sogar die Übersetzung dieses Buches...“, nachdenklich kräuselte er die Stirn „...dummerweise habe ich es verliehen und vergessen an wen.“ Grübelnd starrte er vor sich hin und sagte zum Schluss: „Sobald es mir wieder einfällt lasse ich es sie wissen.“ Seto setzte zu einer Erwiderung an, doch die Tür wurde jetzt einfach geschlossen.

Toll, jetzt hatte er noch mehr Fragen und hier würde er keine Antworten mehr bekommen. Seufzend machte er sich auf den nach Weg nach Hause. Ins Büro wollte er nicht mehr fahren, das hatte keinen Zweck mehr.
 

~~~
 

Wenn Mahou da wäre, dann könnte er ihn ja nach dem Stab befragen, aber das schied ja leider im Augenblick aus. Also, wo sollte er anfangen? Joey entschied sich im Internet nach dem Herrscherstab zu forschen, vielleicht konnte er ja erst einmal herausfinden, welchem Herrscher er zu geschrieben wurde, und in welche Familie er ursprünglich gehörte. Wenn er das hatte, konnte er ja versuchen, wie bei dem Ring, seinen Werdegang nach zu vollziehen.

Er suchte zwei Tage lang, doch alle Wege, von denen er dachte, dass sie ihn weiterbringen würden, verliefen im Sande. Er fand viele Herrscherstäbe, doch nie war der abgebildete dabei. Wenn Joey nicht die Zeichnung und die schlechte Fotographie hätte, würde er fast zu dem Schluss kommen, dass es den gesuchten Gegenstrand überhaupt nicht gab.

Joey dachte um, wen kannte er noch, der ihm bei der Suche weiterhelfen konnte? Er konnte eine kleine Ecke von dem Zettel in ein Labor geben und untersuchen lassen, vielleicht konnte er so etwas über die Herkunft des Papiers herausbekommen. Eine Freundin Serenitys fiel ihm ein, sie hatte eine Anstellung im angesagtesten Labor Domino-Citys gefunden. Gleich morgen früh würde er seine Schwester nach ihr fragen. Und selbst könnte er sich im Internet auf die Suche nach allen Auktionen begeben, die in den letzten fünf Jahren stattgefunden haben. Hoffentlich reichte die gedachte Zeitspanne aus.

Sich müde die Augen reibend begab er sich unter die Dusche und anschließend ins Bett. Morgen müsste Seto seinen Brief bekommen, dachte er noch beim Einschlafen.
 

Joey fiel in einen unruhigen Schlaf. Auktionen, Herrscherstäbe, Zettel mit Sprüchen und Drachen wirbelten bunt durcheinander. Mal glaubte er zu sehen, wer den Stab ersteigerte, doch wenn er den Menschen ansprach, war es nur ein gesichtsloser Schatten. Dann wiederum glaubte er zu hören, woher der gesuchte Gegenstand stammte, doch wenn er noch einmal nachfragte, war er wie in Watte verpackt und konnte nichts mehr hören. Als nächstes war er dem Zettel auf der Spur, doch als er nachsehen wollte, wo der Ort lag, an dem dieses Papier hergestellt wurde, war die ganze Landkarte nur noch weiß. Zweifelnd an seinem eigenen Verstand, klammerte er sich an den Ort der Auktion, doch da erschien auf einmal Johnson auf der Bildfläche und bot einen 10-jährigen Seto Kaiba zur Versteigerung an.

Joey war entsetzt, und auf einmal sah er, dass nur Menschen zur Versteigerung angeboten wurden. Seto Kaiba wurde als Jungfrau angeboten, und Joey glaubte sein Herz würde stehen bleiben. Wo war er hier nur gelandet? Er schaute sich um, und konnte nur lauter Johnsons sehen, die sich gierig die Lippen leckten und alle auf Seto boten. Joey musste unbedingt handeln, er konnte den kleinen Seto doch nicht diesen habgierig lüsternen alten Kerlen ausliefern. Er griff sich an den Hals, umfasste sein Medaillon, konzentrierte sich, und schon stand er als wütender Drache da, und befreite seinen Seto aus den Krallen dieser habgierigen, schmierigen, lüsternen Männer.
 

Stöhnend warf sich Joey in seinem Bett umher. Er rettete als Drache seinen Seto, doch der schien überhaupt nicht verwundert zu sein. Als sie wieder sicher waren, weit entfernt von dieser Brut von lüsternen Männern, verwandelte sich Joey wieder in einen Menschen zurück, und Seto sagte nur ein Wort. „Warum?“

„Du weißt es nicht mehr?“, fragte Joey ungläubig. „Wir hatten uns ewige Freundschaft geschworen, und diese mit einem Kuss besiegelt.“ Vorwurfsvoll schaute Joey Seto an. Das durfte man doch nicht vergessen... „ICH hab es auch nicht vergessen.“, gab Seto trotzig zurück, „Aber du hast kein einziges Mal an mich gedacht, mir keinen Brief geschrieben, obwohl du wusstest, wo ich wohne.“ Seto schaute Joey ebenso vorwurfsvoll an. „Und du hast auf keinen meiner Briefe beantwortet.“, fügte er leise hinterher. Wie, das war doch Joeys Part, wieso behauptete Seto, ER hätte ihm keinen einzigen Brief geschrieben? „Du lügst...“ Längst war auch Joey wieder der 10-jährige Junge, der so plötzlich seinen Freund verloren hatte. „DU hast mir...“
 

Der Wecker klingelte und riss Joey aus seinen Träumen.

Erste Zusammenarbeit

Zu Hause breitete Seto seine Unterlagen auf dem Esstisch aus, stand davor und überlegte. Was wusste er jetzt alles? Wusste er überhaupt was? Er schrieb sich die Stichpunkte auf einen Zettel:
 

1. der verschwundene Ring – scheinbar mit Feuer und Eis geschmiedet und mit einer Gravur versehen:

> Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel,

der Zukunft bereit<

2. eine geheimnisvolle Burg, die über Jahrhunderte in Familienbesitz von

Zauberern und Hexenmeister war.

3. ein genauso geheimnisvoller Mann, der ihn, Seto Kaiba, in Ketten legt

4. der fünfköpfige Drache Timiat, der nach seiner alten Macht sucht.

5. der Tote Priester, der einen Gegenstand verborgen hat

6. Wheelers ominöser Auftraggeber, der als Mittelsmann dient

7. das Buch, das die Anweisung für die Beschwörung einer alten Macht enthält

8. und wenn er seinen Träumen Glauben schenkte, war da noch der Kämpfer mit der

Drachentätowierung
 

Das las sich alles wie ein Fantasy-Roman, aber nicht wie handfeste Anhaltspunkte in einem Verbrechen. Einen realen Namen hatte er, der Besitzer der Burg und der Halter des Fahrzeuges, mit dem Johnson verschwand, war ein und dieselbe Person – Maximilian Pegasus.
 

Viel war nicht über den Mann bekannt, er hatte zur richtigen Zeit einfach die richtige Idee gehabt und ein Vermögen gemacht, bzw. machte es noch. Ob er in diese Sache verwickelt war? War er der Mann im Hintergrund?

Wenn er es war, was bezweckte er damit? Sollte er diese Katastrophe heraufbeschwören, von der Mahou erzählt hatte? Wie sollte er einen so riesigen Drachen aufhalten? Dafür brauchte man ja fast eine Armee und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass es keine Armee gab, die helfen könnte.

Müde rieb er sich über die Augen, das reichte jetzt – morgen war auch noch ein Tag, vielleicht hatte er morgen eine Eingebung. Er seufzte – oder einen aufklärenden Traum. Doch in dieser Nacht schlief er traumlos und wachte am nächsten Morgen ausgeruht auf, war sich aber nicht sicher, ob er jetzt froh darüber sein sollte oder nicht.
 

Im Präsidium wollte er sich gleich an die Überprüfung von diesem Pegasus machen – doch es kam anders. Er musste sich mit Tanaka zusammen erst noch um andere Fälle kümmern, so war es schon Mittag, als er wieder ins Büro kam. Auf seinem Schreibtisch lagen ein Brief und eine Notiz über den Anruf eines Dr. Fischer. Was wollte dieser Fischer denn schon wieder? Er hatte doch deutlich gemacht, dass es ihn nicht interessierte, wie es seinem Vater ging. Er wählte die angegebene Nummer und während er auf den Anschluss wartete öffnete er den Brief.

Zwei Blätter holte er heraus – auf dem ersten war geschrieben:
 

"Ich weiß zwar nicht, was ich dir getan habe, aber auf deinen Brief lege ich auch keinen Wert mehr. Mit Dank zurück - Joey Wheeler."
 

Verwundert zog er die Augenbrauen zusammen und faltete das andere Blatt auseinander. Am anderen Ende der Telefonleitung meldete sich Dr. Fischer. „Kaiba hier, Dr. Fischer was wollen sie schon wieder von mir?“, erkundigte er sich nicht gerade freundlich, nebenbei las er den Brief, dessen Schrift war ziemlich kindlich und schien seine eigene zu sein. „Es geht um ihren Vater.“, kündigte Dr. Fischer an, doch Kaiba antwortete etwas abwesend, da er den Brief las. „Lassen sie mich in Ruhe mit ihm, ich habe keine Interesse an seinem Befinden, er hatte auch nie welches an meinem.“ Er war im Begriff aufzulegen und er konnte nicht glauben, was er da las – die Zeilen waren mit seinem Namen unterschrieben. SO einen Brief hatte er nie geschrieben – niemals!

„Mr. Kaiba, nicht auflegen bitte. Ihr Vater ist letzte Nacht verstorben. Mein aufrichtiges Beileid.“ Schweigen. Seto verarbeitete gerade das eben gelesene und die Nachricht vom Tod seines Vaters. „Sparen sie sich das Beileid.“, knirschte er ins Telefon und legte auf. Sicher, dieser Fischer konnte nichts dafür, aber er hatte nun mal den Ärger Setos abgekriegt. Er las den Brief noch einmal:
 

„Joey!
 

Hör mit deinen Briefen auf, ich habe kein Interesse an einem weiteren Kontakt mit dir. Mein Vater hatte Recht, Freundschaften sind nutzlos, das weiß ich jetzt. Es war ein Fehler, sich mit dir einzulassen. Weitere Briefe werden dir ungeöffnet zurück geschickt. Also lass mich in Frieden. Du fehlst mir nicht und ich brauche dich nicht.
 

Seto“
 

Für diesen Brief war mit Sicherheit sein Vater verantwortlich! Mit diesem Brief hatte der eiskalte Banker sein Leben zerstört! Mit diesem Brief hatte er seinen einzigen Freund verloren. Und jetzt war der Mistkerl tot und er konnte ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.
 

Tanaka sah verwundert auf seinen Kollegen, wo kam denn plötzlich dessen schlechte Laune her? „Schlechte Neuigkeiten?“, erkundigte er sich vorsichtig, Kaiba starrte immer noch geistesabwesend auf das Blatt in seiner Hand und antwortete schließlich tonlos: „Mein Vater ist tot.“ Jetzt war Tanaka mehr als überrascht, wieso brachte der Tod seines Vaters ihn so aus der Fassung? Oft genug hatte er mitbekommen, dass er seinen alten Herren nicht mochte, er hatte doch auch jeden Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen. Nur zur Beerdigung seiner Mutter war er gefahren und das auch nur, weil es die Höflichkeit verlangte. Soweit er wusste, hatte Kaiba kein einziges Wort mit seinem Vater gewechselt. Tanaka konnte ja auch nicht wissen, das es der Brief war, der ihn so aus der Bahn warf.
 

Darüber musste Seto erst einmal nachdenken, aber das konnte er hier nicht. „Ich werde mir ein paar Tage frei nehmen.“, gab er schließlich von sich. „Das ist wohl das Beste, geh ruhig nach Hause, ich klär das mit dem Chef.“, entgegnete Rafu fürsorglich und bekam sogar ein dankbares Lächeln von Kaiba. Der sammelte nun seine Sachen ein und ging nach Hause. Nachdenklich sah dessen Kollege hinter ihm her. Irgendetwas musste im Leben dieses kühlen Mannes vorgefallen sein – so beherrscht, wie er sonst war, so sprunghaft war er im Augenblick mit seinen Launen. Vielleicht war er wirklich nur überarbeitet, soweit Tanaka sich erinnerte hatte Kaiba nie Urlaub oder ähnliches gemacht.
 

Wie er den Weg nach Hause geschafft hatte, wusste Kaiba nicht mehr genau, irgendwie hatte er es jedenfalls geschafft. In seinen vier Wänden überkam ihn eine unsägliche Wut auf seinen Vater, die er in seinem Trainingsraum abreagierte. Danach fühlte er sich etwas besser. Unter der Dusche dachte er an Joey, den er all die Jahre für etwas gehasst hatte, an dem dieser völlig unschuldig war, im Gegenteil, Joey war der Meinung, Seto hätte den Kontakt abgebrochen. Und jetzt war es zu spät, er hatte damals seinen Freund verloren – und so wie es aussah, jetzt zum zweiten Mal. Flüchtig trocknete er sich ab, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und legte sich aufs Bett. Er fühlte sich müde und ausgebrannt, vielleicht half ihm ein bisschen Schlaf.
 

~~~
 

Was für ein seltsamer Traum... Joey schüttelte seinen Kopf und stand auf. Er duschte und machte sich einen kurzen Brunch, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte. Er fuhr seinen PC hoch und schaute zuerst nach seinen E-Mails. Außer einem Haufen Werbung, war nur eine Mail dabei, die ihn wirklich interessierte. Sie war von Yuki, Serenitys Freundin.
 

„Lieber Joey!
 

Nach ersten Untersuchungen kann ich sagen, dass das Papier nicht aus den gängigen Papierfabriken stammt. Es ist außerdem nicht aus dem üblichen Holzgemisch hergestellt, aber genaueres kann ich erst nach weiteren Untersuchungen sagen. Es wäre schön, wenn ich zu diesem Zweck noch eine weitere Probe erhalten könnte.

Es tut mir leid, dass ich dir noch nichts Genaueres sagen kann, aber ich bleib dran.
 

Liebe Grüße
 

Yuki“
 

Schnell antwortete er ihr:
 

„Liebe Yuki!
 

Aber das macht doch nichts, immerhin hast du ja herausgefunden, dass es kein Handelsübliches Papier ist. Wenn du mir genaueres sagen kannst, dann ist es für mich doch wesentlich leichter, herauszufinden, wo und von wem dieses Papier erworben wurde. Natürlich schicke ich dir noch eine Probe, wenn du noch eine brauchst.
 

Lass dir soviel Zeit, wie du dafür benötigst.
 

Liebe Grüße
 

Joey“
 

Als nächstes schaute Joey nach seinen weiteren Ermittlungen, aber er fand nur lauter große Auktionen, und bei keiner war dieser Stab im Programm gewesen. Joey setzte sich hin und grübelte. Wie kam er nur an die weniger legalen Auktionen heran? Er suchte, und klickte eine Seite nach der anderen an, war aber nicht so wirklich erfolgreich. Er überlegte weiter... wer könnte ihm wohl weiterhelfen? Als er da auch nicht weiterkam, beschloss er für heute Schluss zu machen.

Bis er sich fürs Blue-Eyes fertig machen musste, hatte er noch ein wenig Zeit. Hinlegen und schlafen? Nein, dafür reichte die Zeit nicht mehr wirklich. Joey wollte sich schon wieder seufzend an den PC setzen, als sein Blick auf das Buch von Mahou fiel. Das könnte er lesen, dafür reicht die Zeit, zumal er jederzeit aufhören konnte.
 

So startete Joey den zweiten Versuch das Buch von Mahou – Die Himmelskinder – zu lesen. Schnell war Joey von dem Buch gefesselt, es handelte vom Krieg gegen einen größenwahnsinnig gewordenen Zauberer, der das Böse in die Welt geholt hatte und davon wie alle Wesen der Erde einen Bund schlossen, und ihn gemeinsam besiegen konnten. Joey schaute auf die Uhr, und stellte fest, dass es höchste Zeit wurde sich fertig zu machen. Er wollte sich die schwarze Tuchhose mit dem dunkelroten Hemd anziehen, die er sich letztens gekauft hatte, doch dann musste er zu seinem Leidwesen feststellen, das seine Hose in der Reinigung war... oh man, seit Serenity nicht mehr hier wohnte, hatte er dauernd Probleme mit seiner Kleidung. Darüber mussten sie unbedingt noch einmal reden... Er entschied sich für die neue schwarze Jeans zu dem roten Hemd, das sah genauso gut aus. Schnell warf er sich noch seine Lederjacke über, und auf dem Weg zur Garage verschloss er sie. Beim Motorrad angekommen, setzte er sich seinen Helm auf und fuhr zum Blue-Eyes.
 

~~~
 

Erstaunt sah er sich um, er stand in einer uralten Tempelanlage, die Natur hatte sich schon fast alles wieder zurückerobert. Langsam drehte er sich um die eigene Achse, diese Anlage war ihm völlig unbekannt, dann erstarrte er. Dieser tote Priester aus seinem letzten Traum stand vor einem Steinquader und winkte ihn heran. Vorsichtig bewegte er sich auf die Gestalt zu, doch als er sie fast erreicht hatte, verschwand diese in dem Quader. Diesen sah er sich nun genauer an und überrascht stellte er fest, dass er die eingemeißelten Schriftzeichen lesen konnte. Der Spruch kam ihm sehr bekannt vor, auf dem Stein stand: Hier liegt, verborgen im Schatten der Vergangenheit, der Schlüssel der Zukunft bereit.
 

Ein böses Gelächter ließ ihn herum fahren, Johnson stand da, lachte und streckte gierig die Hände nach dem Quader aus, eine Karte überlagerte dessen Gesicht.
 

Mit einem Ruck setzte sich Seto auf, wenn dieser Traum wirklich eine Vision war, davon ging er jetzt einfach mal aus, hatte er nicht mehr viel Zeit zum handeln. Während er nachdachte, zog er sich in Windeseile an. Um seine Theorie zu bestätigen musste er ein Risiko eingehen, doch er hatte keine andere Wahl. Und er brauchte die Hilfe Joeys, falls dieser noch dazu bereit war. Eigentlich gab es nur drei Orte an denen er ihn finden konnte, als erstes rief er in Joeys Büro an, doch da sprang nur der Anrufbeantworter an. Er warf einen Blick auf die Uhr, gleich neun Uhr. Vielleicht war Joey ja im Diner for One, da würde er als erstes nachschauen, danach im Blue Eyes, dort würde er ihn mit Sicherheit finden.
 

Wenn Seto seinen Traum richtig interpretierte, war Johnson in die Sache verwickelt, und da dieser bei Joey in der Detektei war, ging Seto davon aus, das Joey wieder einen Auftrag von ihm bekommen hatte. Schnell kämmte er sich noch seine Haare und konnte in seinen Augen das Jagdfieber erkennen, es packte ihn immer, wenn er einer Spur folgte.

Seto hatte ja keine Ahnung, wie das auf sein Aussehen wirkte. Das hintergründige Leuchten in seinen blauen Augen unterstrich seine gewählte Kleidung, obwohl er sich da keine Gedanken drüber gemacht hatte. Er wollte in unwegsames Gelände, da schien ihm seine Lederhose mit der passenden Jacke, die richtige Wahl zu sein. Beides war dunkelbraun und dazu trug er ein Hemd in einem helleren Ton. Schnell steckte er sich noch sein Handy ein, nahm den Schlüssel und lief zu seinem Maserati, kurze Zeit später hielt er vor seinem Stammlokal. Eilig betrat er dieses und sah sich um. Nein, hier war er nicht. „Wow, du siehst klasse aus.“, hörte er eine bekannte Stimme hinter sich, rasch drehte er sich um und er sah direkt in Tokis grüne Augen. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Er ist nicht hier, falls du den Blondschopf suchst.“, sprach sie weiter. „Den suche ich wirklich.“, entgegnete Seto schließlich. Ihn hatte ein beklemmendes Gefühl beschlichen, als er an den durch ihn verkorksten Abend dachte. „Mach dir nichts draus.“, sagte Toki doppeldeutig, „Im Blue Eyes wirst du ihn schon finden.“ Er nickte ihr freundlich zu und verließ das Restaurant wieder.
 

~~~
 

Joey war heute wahnsinnig gut gelaunt, die Fahrt auf dem Motorrad hatte ihm ziemlich gut getan, außerdem hatte er das Blue-Eyes richtiggehend vermisst. Kaum, dass er hinter der Theke stand, wurde er von Duke, wie die verlorene Braut, begrüßt. Ach, das hatte ihm ja so gefehlt. Sie scherzten und flirteten miteinander, dass es nur so krachte, und ihr Publikum war begeistert. Sie pfiffen und johlten und es war überhaupt nicht schlimm, wenn sie deswegen ein wenig länger auf ihr Getränk warten mussten – die Show, die die Beiden boten hatte es in sich. Unwillig machten sie Platz, als sich jemand auffordernd durch die Menge schob.
 

Ja, im Blue Eyes würde er Joey finden. Kurz vor 22:00 Uhr erreichte Seto den Club. Am Eingang zeigte er seine Dienstmarke, wartete keinen Kommentar ab, sondern ging gleich durch zur Bar. Auf dem Weg dorthin, fiel sein Blick sofort auf Joey, denn dessen blondes Haar leuchtete regelrecht in dem Dämmerlicht. Seto verharrte kurz, das Funkeln in Joeys braunen Augen und sein herzliches Lachen, ließen Setos Herz einige Takte schneller schlagen. Doch bemerkte er auch, dass sich Joey ausgesprochen gut mit seinem Kollegen verstand und seltsamer Weise störte ihn das erheblich. Er rief sich innerlich zur Ordnung, für so was hatte er keine Zeit. Zügig setzte er seinen Weg fort und zeigte an der Bar Joeys Kollegen seinen Ausweis. Eindringlich sah Seto den Blonden an. „Ich muss mit dir reden, sofort!“, forderte er nachdrücklich.
 

Joey hatte Seto gar nicht kommen sehen, er sog die Atmosphäre des Blue-Eyes wie ein ausgetrockneter Schwamm auf, um so erstaunter war er, als er die Dienstmarke Kaibas zu sehen bekam, und die Aufforderung, dass er sofort mit ihm sprechen wollte. Schulter zuckend schaute er zu Duke und bedeutete Seto ihm nach hinten zu folgen. Seto folgte Joey nach hinten, dort war es wesentlich ruhiger. Er kam gleich zur Sache. „Dieser Johnson, hat er dir wieder einen Auftrag gegeben? Sollst du für ihn etwas suchen?" Abwartend sah Seto sein Gegenüber an, er war sich nicht sicher, ob er von Joey überhaupt Antworten bekommen würde.

„Ja, das hat er, ganz so, wie ich es vermutet hatte. Ich soll für ihn so einen Stab finden, er behauptet er wäre seinem Auftraggeber aus dem Tresor gestohlen worden. Und - was ist mit diesem Johnson nun?", wollte er im Gegenzug von Seto wissen. Seto dachte nach, dieser Johnson suchte wirklich etwas. Was sagte Joey, soll er für ihn suchen? Einen Stab? Seto hakte nach, die Gegenfrage erst mal ignorierend. „Wie sieht dieser Stab aus?"
 

„Ich hab ein Bild davon, allerdings bei mir zu Hause, und es ist nicht von bester Qualität.", antwortete Joey ehrlich. Er hatte nichts dagegen mit Seto zusammenzuarbeiten, immerhin hatte er ihn ja deswegen schon aufgesucht. „Gut...", sagte Seto bestimmend, „...dann fahren wir jetzt zu dir." Er hatte das Gefühl, dass er schnell handeln musste. Außerdem brauchte er endlich die Bestätigung seiner Vermutung. „Ich bin aber mit dem Motorrad da.", wandte Joey ein. „Du fährst mit mir, mein Wagen steht vor der Tür.", entgegnete Seto. „OK, ich hol nur meine Jacke und meine Schlüssel.", nickte Joey, folgte Seto nach draußen und stieg in seinen Wagen.
 

Seto fuhr rasant, aber nicht so halsbrecherisch wie bei ihrer letzten gemeinsamen Autofahrt, er schwieg und hing seinen Gedanken nach. Joey war ebenso schweigsam. Zum einen erinnerte er sich gerade an seine letzte Fahrt mit Seto und zum anderen schien Seto beim Autofahren so konzentriert zu sein, dass er keine Fragen beantworten würde. Nach einer Viertelstunde hatten sie Joeys Wohnung erreicht, Seto parkte und folgte dem Blonden in seine Wohnung. Dort wartete er bis Joey das Bild rausgesucht hatte, und es ihm reichte. Als Seto einen Blick darauf geworfen hatte, wurde ihm alles klar – seine Träume waren tatsächlich Visionen. Er schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Joey war ziemlich über Setos Reaktion auf dieses Bild erstaunt, auf den Gegenstand, der darauf abgebildet war.
 

Diese Erkenntnis musste Seto erst noch verdauen, aber dafür war jetzt keine Zeit. Er öffnete wieder seine Augen. „Hast du schon was erreicht?", fragte er Joey und deutete dabei auf das Bild in seiner Hand. „Nein, noch nicht viel.“, antwortete ihm der Detektiv. „Ich konnte noch nicht herausfinden zu welchem Herrscherhaus dieser Stab gehören sollte. Das einzige das ich weiß ist, dass er auf eine Auktion angeboten worden sein muss, denn dort soll mein Auftraggeber ihn erstanden haben. Und als er ihm gestohlen wurde, hinterließen ihm die Diebe einen Zettel mit einem Spruch darauf. Dieser Zettel stammt nicht aus einer der gängigen Papierfabriken – das ist der Stand von heute Nachmittag.", ließ ihn Joey an seinem Wissen teilhaben.
 

Nachdenklich starrte Seto vor sich hin, offenbar hatte Johnson gelogen, vorausgesetzt sein Traum stimmte. Es gab nur einen Weg dies herauszufinden. „Hast du seine Telefonnummer?" „Ja, habe ich, Moment, ich schaue sofort nach." Joey brauchte den PC nicht erst anzuwerfen, Serenity hatte eine Telefonkartei angelegt, um Telefonnummern und Adressen der Klienten immer sofort parat zu haben. Außerdem konnte der PC dann so oft abstürzen wie er wollte, sie war nicht darauf angewiesen. „Hier ist sie." Joey reichte Seto einen Zettel mit einer Nummer darauf. Er hatte sie brav abgeschrieben, er würde es sich nie trauen aus Serenitys Kartei etwas zu entfernen. Ihr Zorn konnte furchtbar sein.
 

Seto wollte die Nummer gar nicht haben. Er nahm sich einen Zettel von Joey Schreibtisch, schrieb ein paar Daten auf, reichte diesen Joey und erklärte: „Du rufst ihn an. Sag ihm, dass der Stab bei diesen Koordinaten zu finden ist. Und lass dich auf keine Fragen ein." Joey blickte Seto erstaunt an, tat aber wie geheißen, doch Setos Befürchtungen traten nicht ein. Er hatte, wie immer, nur den Anrufbeantworter dran. Schnell nannte er seinen Namen und sein Anliegen, und wo er den Aufenthaltsort des Stabes ermittelt hätte. Danach legte er den Hörer auf, und schaute fragend zu Seto. „Und, was nun?" „Jetzt fahren wir genau dort hin." Seto zeigte auf die Koordinaten, die Joey noch in der Hand hielt. Er drehte sich um und ging zur Tür, aber als Joey ihm nicht folgte, blieb er noch einmal stehen. „Was ist, willst du nicht mit?" „Ich soll mit dir mitkommen?" Joey schaute Seto ungläubig an. „Ich dachte, du willst nur eine Auskunft von mir."
 

Die ganze Zeit über war Seto recht neutral gewesen, was seine Stimmung anbelangte, doch nun konnte er sich ein leicht amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. „Du wärst der erste Schnüffler den ich kenne, der kein größeres Interesse an seinem Fall hat. Aber es ist deine Entscheidung, komm mit oder lass es bleiben. Ich fahre jetzt." Seto drehte sich wieder zur Tür um und setzte seinen Weg fort. Joey griff nach seiner Jacke, die er über die Stuhllehne geworfen hatte, schnappte seinen Schlüssel und folgte Seto zu seinem Wagen. Schweigend setzte er sich wieder neben ihn auf den Beifahrersitz und wartete, dass er den Motor startete. „Und, wohin geht die Reise?", wollte er von Seto wissen.

„In eine alte Tempelanlage, gute vier Stunden Fahrt von hier.", gab dieser Auskunft, startete den Motor, fuhr los und verfiel dann wieder in Schweigen.

Seto wusste genau, welchen Weg er nehmen musste. Waren sie dort erst einmal angekommen, mussten sie noch ungefähr einen dreiviertel Stunde zu Fuß gehen. Er hätte auch einen Helikopter anfordern können, aber er wollte nicht soviel Aufsehen erregen, daher hatte er sich für das Auto entschieden. Mit seinem Sportwagen kamen sie sicher auch früher an ihrem Ziel an. Eine Tempelanlage? wie lustig, dachte Joey, in Mahous Buch war auch von einem Tempel die Rede gewesen, kurz bevor er mit Lesen aufhören musste.
 

Joey wandte seinen Blick Seto zu. Wenn er schon nicht mit ihm reden würde, anschauen konnte er ihn sich ja jetzt endlich einmal. Er sah wirklich gut aus, so männlich, sein braunes Haar war akkurat gekämmt, doch bei ihm wirkte es weder lächerlich, noch übertrieben. Auch die Braune Lederkleidung, die er trug, stand ihm ausgezeichnet. Und in dem Sportwagen roch es nach ihm. Joey sog genüsslich Setos Duft ein, viel mehr würde ihm von ihm ja nicht bleiben. Der Kuss würde sich mit Sicherheit nicht wiederholen.

„Du wolltest wissen, was ich über Johnson herausgefunden habe, oder irre ich mich?" fing Seto an zu reden. Joey schrak aus seinen Gedanken hoch. Das wollte er jetzt gerade zwar nicht wissen, aber es war immerhin der Ansatz eines Gespräches. "Ja... das wollte ich.", antwortete er Seto. Seto warf einen Blick auf Joey, und musste amüsiert lächeln, als Joey zusammenzuckte, da er so unvermittelt angesprochen wurde.

Der Tempel

„Über Johnson etwas herauszufinden ist wirklich nicht sehr einfach, wie es scheint hat er tatsächlich einen gefälschten Namen.“, sagte Seto zurückhaltend.

„Mehr konntest du mit eurem Polizeicomputer auch nicht herausfinden?", fragte Joey erstaunt. „Nein, es dauert bis alles Merkmale miteinander abgeglichen sind, und da ich nicht nur die hiesigen infrage kommenden Personen überprüfen lasse, sondern auch die im Ausland, dauert es seine Zeit. Sobald der Computer ein Ergebnis ausspuckt, gibt Tanaka mir Bescheid.", erklärte der Blauäugige. „Ich komm ja leider nicht an den Polizeicomputer ran", meinte Joey bedauernd, "ich bin schließlich kein Hacker. Ich hab von ihm nur eine Telefonnummer, und da meldet sich immer nur der Anrufbeantworter. Und eine Adresse haben wir auch nicht, da er immer im Voraus und in Bar bezahlt.", teilte Joey sein Wissen mit.
 

„Die Telefonnummer wird uns auch nicht viel weiterhelfen, da wird nur eine Briefkastenfirma dahinter stecken. Dennoch werde ich sie überprüfen lassen, sobald ich wieder im Präsidium bin." meinte Seto. „Danke, das ist nett von dir.", sagte Joey ehrlich und schaute Seto dankbar an. „Warum bedankst du dich, das ist meine Arbeit. Ich tu dir doch keinen Gefallen." Setos Stimme fiel etwas frostiger aus, als gewollt. Es wunderte ihn überhaupt, dass Joey so mit ihm zusammenarbeitete. Gut, es war auch sein Fall, trotzdem.. Der Brief, den er angeblich an Joey geschrieben hatte, ging ihm durch den Kopf. Bitter dachte er: ‚Zweimal habe ich einen Freund verloren, eine dritte Chance wird es sicher nicht geben.' Das konnte er sich nicht vorstellen. Er entschloss sich, nach Beendigung dieses Falles, würde er kündigen und wegziehen, irgendwo hin und versuchen alles zu vergessen.
 

„Aber ich selbst bin nicht weitergekommen, und die Geldscheine waren alle alt und gebraucht. Und seitdem ich die triftige Vermutung habe, dass er mich nur benutzt, um eigenen krummen Dingern nachzugehen, auch wenn es im Auftrag seines Bosses sein sollte...", unterbrach Joey seine Ausführung und schaute Seto betroffen an. Wieso wurde sein Ton jetzt wieder eisiger? Er hatte doch nichts Falsches gesagt? Immerhin wollte doch Seto dass er mitkam, er hatte sich in keinster Form aufgedrängt. Mit halbem Ohr hatte Seto Joey bei seinen Ausführungen zugehört, als er nun diese unterbrach, schob er seine privaten Gedanken beiseite. „Warum hörst du auf? Du warst mit deinen Ausführungen doch noch nicht fertig." erkundigte er sich verwundert, ihm war sein etwas frostiger Ton gar nicht aufgefallen.
 

"Hab ich etwas falsch gemacht?", wollte Joey von ihm wissen. Jetzt war Seto verwirrt. „Wieso? Hab ich das gesagt?" „Dein Tonfall hat sich geändert, deshalb nehme ich an, dass es an mir liegt.", gab Joey zu. Diese Aussage trug nicht dazu bei, Setos Verwirrung zu beheben. „Mein Tonfall hat sich geändert? Das ist mir nicht aufgefallen... das liegt nicht an dir." Nicht mehr, dachte Seto. „Ich muss mich noch mit anderen Dingen beschäftigen. Das war wohl der Grund." erklärte er.

„Dann bin ich ja beruhigt, ich hatte schon befürchtet, dass es dir nicht mehr recht ist, dass ich hier mit dir im Auto sitze. Um noch mal auf Johnson zurück zu kommen, ich mag es nicht, für miese Zwecke benutzt zu werden.", schloss Joey seinen angefangenen Satz. Er guckte Seto trotzdem skeptisch an. Was war das nur, womit er sich noch beschäftigen musste? Mit einem Mal fiel es ihm siedendheiß ein. Er müsste heute eigentlich seinen Brief bekommen haben, den er, gekränkt wie er war, an ihn geschickt hatte. Ob das die Ursache war? Störte es ihn, dass er an alten Dingen gerührt hatte? Unsicher schaute er zu ihm, unschlüssig, ob er ihn danach befragen sollte, oder nicht.
 

„Wenn ich dich nicht hätte dabei haben wollen, glaub mir, ich hätte dich bestimmt nicht gefragt." Seto konnte Joeys Skepsis deutlich heraushören. War er wirklich so garstig zu ihm gewesen? Die letzten Begegnungen liefen in seinem Kopf ab, und er musste zugeben, dass er mehr als garstig gewesen war. Umso mehr wunderte es ihn, das Joey überhaupt noch mit ihm sprach. „Das glaub ich dir unbesehen.", antwortete ihm Joey. „Hast du was auf dem Herzen?", fragte Seto, obwohl er ahnte, was als Antwort kommen würde. „Ich weiß nicht..."Joey wurde das Herz auf einmal ganz schwer, und sein Selbstvertrauen saß gerade nicht in diesem Auto. Er schaute angestrengt aus dem Fenster. „Hast du heute Post bekommen?", stellte er ganz leise seine Frage.

Seto holte einmal tief Luft – das hatte er befürchtet, aber wollte er jetzt darüber reden? Nein, das war der falsche Zeitpunkt, er war in diesem Punkt noch zu aufgewühlt, deshalb antwortete er: „Kann sein, ich hatte keine Zeit nachzusehen. Man hat mir heute Mittag gesagt, dass mein Vater gestorben ist." Er schwieg kurz. „Ist er wichtig?"
 

„Möglich.", sagte Joey vage. Wenn Seto den Brief noch nicht bekommen hatte, konnte er dann jetzt mit ihm darüber reden? „Wenn es wichtig ist kannst du es mir sagen.", meinte Seto mit einem Seitenblick auf den Blonden. „Willst du darüber reden?", unsicher schaute Joey ihn an. Nein, er wollte jetzt nicht darüber reden. „Sei nicht böse, aber hat das Zeit, bis ich die Beerdigung hinter mich gebracht habe?" „Ja, das hat es.", erwiderte Joey erleichtert. Dann würde Seto den Brief gelesen haben, und er brauchte ihm nicht so viel zu erklären. Außerdem bedeutete es keine direkte Ablehnung. „Du weißt ja jetzt, wo du mich findest, und wann immer du Zeit hast, können wir darüber reden.", bot ihm Joey an.

„Nun übertreib nicht, nur weil wir im Augenblick zusammen arbeiten, bedeutet es nicht, das sich irgendetwas zwischen uns ändern wird.", sagte der Brünette harsch. Dafür ist es zu spät, aber das sprach er nicht aus. Sein Entschluss stand fest, warum sollte er etwas aus der Vergangenheit klären, das in der Gegenwart doch keine Bedeutung mehr hatte. Joey schluckte. „Wirklich nicht?" Er würde so gern wieder mit Seto befreundet sein – wenigstens das. „Können wir nicht die Vergangenheit klären oder wenigstens neu anfangen?", bat er leise.
 

„Nein.", kam es prompt und frostig. „Nur dieser Fall verbindet uns – wenn es dir nicht passt, kannst du gerne aussteigen." Deutlicher konnte er doch nicht mehr werden, es gab keine Freundschaft mehr und konnte auch keine mehr geben. Wenn Seto ihn schon nicht liebte, so wollte Joey doch wenigstens mit ihm befreundet sein. Er würde ihn gewiss nicht bedrängen, oder anfallen, oder so... aber ihn als Freund wieder zu gewinnen, das wäre schön.

„Du würdest mich hier also alleine stehen lassen?", fragte Joey enttäuscht, doch Seto trat nur das Gaspedal durch. Ein drängendes Gefühl beschlich ihn und unruhig trommelte er mit seinen Fingern auf das Lenkrad. Joey hielt sich gut fest, als Seto das Tempo beschleunigte, und er tat gut daran, jetzt weiter nichts mehr zu sagen.
 

„Man, Wheeler, im Augenblick habe ich keine Zeit für so etwas." Die Zeit brannte ihm unter den Nägeln, da tauchte auf der Straße plötzlich eine Gestalt auf. Setos Augen wurden zu Schlitzen. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Urplötzlich trat er auf die Bremse. Wo kam diese Person her? Als der Wagen stand sprang Seto aus diesem heraus und sah sich fluchend auf der Straße um. Er blieb kurz stehen und fuhr sich verzweifelt durch seine Haare – diese blöden Visionen oder Träume, tauchten immer zu den unpassendsten Momenten auf. Natürlich war NICHTS zu sehen, mürrisch ging der Brünette wieder zu seinem Auto. Joey war erschrocken, als Seto fluchend aus dem Auto sprang. ER hatte nichts sehen können, scheinbar war auch nichts mehr auf der Straße.

Seto stieg wieder ein und fuhr schweigend weiter, lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie endlich am Ziel waren. Ihm war der verwunderte Blick seines Beifahrers schon aufgefallen, aber dieser fragte nicht und er würde bestimmt nichts von seinen Visionen erzählen – ihm schon gar nicht.
 

Joey warf einen kurzen Blick zu Seto, doch der sah gerade nicht so aus, als ob er sehr gesprächig sein würde. Wie lange waren sie jetzt schon unterwegs? Müssten sie jetzt nicht langsam am Ziel ankommen? Und dann? Was würde ihn dann erwarten? Seto sah auf seine Uhr und drosselte das Tempo, hier irgendwo musste es sein, hier musste ein Weg zu dieser Tempelanlage führen. Zum Glück hatten sie Vollmond, und er strahlte heute ganz besonders hell. Er bremste den Wagen ab und fuhr in einen Waldweg und soweit es sein Wagen mitmachte fuhr er weiter. Schließlich mussten sie stehen bleiben. „Wir gehen zu Fuß weiter." Setos Stimme hatte wieder den gewohnt kühlen Klang. Kaum hatte er dies ausgesprochen, stieg er auch schon aus. Eine Taschenlampe brauchte er nicht, das Mondlicht reichte vollkommen aus – Seto wusste einfach wie er gehen musste.
 

Wie? Sie mussten noch laufen? Irritiert sprang Joey aus dem Auto und lief Seto hinterher, hätte er ihm das nicht vorher sagen können? Bloß gut, dass er seine Jeans anhatte, und seine Motorradjacke dazu. Seine andere Kleidung, die er für gewöhnlich im Blue-Eyes trug, wäre für einen solchen Ausflug kaum geeignet gewesen. Ob er eine Antwort bekäme, wenn er jetzt fragte, wie lange sie noch laufen mussten? Seto sah nicht danach aus.

Zügig schritt Seto aus, sein Training kam ihm hier zu Gute. Sein Begleiter fiel ihm wieder ein, abrupt blieb er stehen und drehte sich zu ihm um. „Du musst einfach diesem Weg folgen, dann kommst du auf die Tempelanlage. Ich muss mich beeilen." Seto drehte sich wieder um. „In gut zehn Minuten bist du da." Dann setzte er sich wieder in Bewegung – er lief jetzt. Eigentlich konnte er nicht genau sagen, warum er es so eilig hatte. Doch ausnahmsweise folgte er seinem Gefühl, das ihm sagte, dass er sich beeilen sollte.

Joey sprintete ihm hinterher. Seto legte ja ein ziemliches Tempo vor. Irgendwas schien ihn ziemlich anzutreiben, und es musste wichtig sein, und so versuchte er Schritt mit ihm zu halten. Es fiel ihm nicht besonders leicht, aber er schaffte es. Und so erreichte er kurz hinter Seto ihr Ziel. Gespenstisch sah die Anlage im Mondlicht aus. Seto sah sich suchend um und ging langsam weiter, vor einem Steinquader blieb er stehen.

„Zu Spät. Sie waren schon hier." Seine Finger zeichneten die Schriftzeichen nach. „Wir warten bis Sonnenaufgang, dann sehen wir mehr.", sagte Seto tonlos.

Atemlos blieb Joey hinter Seto stehen. Er konnte eine Tempelanlage in dem Mondlicht erkennen und fragend beobachtete er Setos Tun. Zu spät? Wieso zu spät? Wovon redete er? "Wer war schon hier?", stellte er seine Frage. "Und vor allem, woher weißt du das?", stellte er die Frage, die ihn am meisten interessierte. ER konnte hier nämlich überhaupt nichts erkennen. Und was suchte Seto eigentlich hier? „Dieser Johnson war hier, niemand sonst wusste, wo dieser Tempel lag, nur du und ich und eben dieser Johnson. Es hat meine Theorie bestätigt." Den letzten Teil des Satzes sagte er mehr zu sich selbst, die anderen Fragen schien er gar nicht gehört zu haben. Seto schwieg, seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Er hatte wirklich Visionen, er, der an solche Dinge überhaupt nicht glaubte. Leicht schüttelte er den Kopf, wo sollte das noch hinführen?
 

Joey schnappte nach Luft. „Aber woran kannst du erkennen, dass jemand hier war?" Das ganze wurde immer rätselhafter für ihn. Seto deutete auf den Steinquader. „Dahinter ist ein Gang in ein Unterirdisches Gewölbe, in diesem ist die Gruft des Priesters, der den Stab bewachte." „Warst du schon mal hier?" Dies schien die einzige logische Erklärung für Joey zu sein. „Nein, war ich nicht. Nicht richtig jedenfalls.", antwortete Seto. Sollte er Joey von seinen Visionen erzählen? Er wusste es nicht und ließ es jetzt einfach auf sich zukommen. „Nicht richtig hier?“ Joey war verwirrt. „Würdest du es mir denn erklären, wenn ich dich darum bäte?" Joey schaute abwartend zu Seto. Er würde sich freuen, wenn er das wirklich tun würde.
 

Was soll’s, dachte Seto, da er noch eine Weile mit Joey zusammenarbeiten würde, konnte er es auch jetzt erfahren. Auf Dauer ließ es sich sowieso nicht vor Joey verheimlichen. Aufseufzend erklärte er ihm: „Ich war in meinen Träumen hier, ein toter Priester zeigte mir den Weg, zeigte mir, was er verbarg. Mahou meinte, es wären Visionen und so wie es aussieht, hatte er Recht." Das würde Joey ihm niemals glauben, er tat es ja selbst kaum. Es hörte sich an den Haaren herbeigezogen an. Sicher wird der Blonde sauer reagieren, aber das war dann jetzt auch egal.
 

Träume? Seto hatte Träume - Visionen?

„Du hast Visionen?", fragte Joey Seto teilnahmsvoll.

„Ja, so sieht es aus.", bestätigte ihm dieser.

„Schon lange?", wollte er weiter wissen.

Wieso beantwortete er Joey eigentlich diese Fragen? Seto kannte sich grad selbst nicht mehr.

„Seit dem Ring, der verschwunden ist. Vorher hatte ich keine.", gab er trotzdem Auskunft.

„Und was sind das so für Visionen?" Joey versuchte das Puzzle zusammen zu setzen, dass sich langsam vor ihm ausbreitete.
 

Seto setzte sich auf den Boden und lehnte sich an den Steinblock. Er war müde, dennoch versuchte er die Frage zu beantworten. „Ich träume von einer Burg, die ein großer fünfköpfiger Drache umkreist, dieser scheint etwas zu suchen. Der Ring taucht auch immer wieder auf, zuletzt der Priester mit dem Stab." Alles wollte er dann doch nicht erzählen, das mit den Ketten brauchte Joey nicht zu wissen. Seto war wirklich müde und so schloss er seine Augen.

Ein fünfköpfiger Drache? Woran erinnerte ihn das? überlegte Joey. Ach, ja, Mahous Buch, da war ein fünfköpfiger Drache abgebildet. „Hast du auch von anderen Drachen geträumt?", stellte er ohne weiter Nachzudenken die nächste Frage. Beim Klang von Joeys Stimme zuckte Seto zusammen. Von anderen Drachen geträumt? „Nein.", gab er erschöpft zurück.

„Nicht?", fragte Joey verwundert nach. „Ich möchte schwören, dass da noch zwei Drachen dazu gehören, ein Weißer und ein Schwarzer." Joey war sich absolut sicher, doch er hätte nicht sagen können, woher er diese Sicherheit bezog.
 

Seto wollte doch nur ein bisschen schlafen. Die Burg tauchte wieder auf und triumphierend brüllte Timiat auf. Er hatte einen weiteren Teil seiner Macht. Der tote Priester stand wieder hinter ihm: „Lies die Rätsel… sehe die Zeichen… finde die Macht... es bleibt nicht mehr viel Zeit." flüsterte er ihm zu. Der Priester hielt ihm seine Hand entgegen, so, als wollte er ihm etwas zeigen – in diesem Moment drang Joey Stimme zu ihm durch. „Es gehören noch ein Schwarzer und Weißer Drache dazu." Verwirrt blickte Seto sich um, war das nun noch ein Teil des Traumes oder hatte Joey etwas gesagt? „Hast du was gesagt?", fragte er dann doch müde.

Endlich bemerkte Joey, wie erschöpft Seto war, so verwirrt, wie er ihn eben ansah. „Möchtest du dich ausruhen?", erkundigte er sich besorgt. „Ja, ich habe was über Drachen gesagt.", beantwortete er dennoch Setos Frage.

„Nein, es bringt nichts, nur schlechte Träume." Seto stand wieder auf. Das Morgengrauen hatte schon begonnen, bald würde es hell genug sein. Er reckte sich, um seine steif gewordenen Muskeln zu lockern und wenn er hier fertig war, musste er sich erst einmal um seine privaten Dinge kümmern. Dann konnte es wieder an diesem Fall weitergehen. Zum Glück würde die Beerdigung nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. „Keine Pause?", verständnislos blickte Joey ihn an. Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. „Du sahst aber eben ganz und gar nicht danach aus, es schien, als hättest du eine Pause bitter nötig. Aber wenn es dich beruhigt, dann bleibe ich wach und pass auf dich auf."
 

Seto konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich brauche keinen Wachhund und ich brauche keine Pause." sagte er nachdrücklich. „Außerdem ist es gleich hell genug, damit wir uns umsehen können." fügte er noch hinzu. Joey schluckte. „Ich bin kein Wachhund." gab er empört zurück, „Ich wollte dir nur eine ruhige Stunde anbieten, in denen du vielleicht keine bösen Träume hast." Leicht verstimmt ließ er sich nun neben dem Seinquader nieder und dachte nach.

Seto hatte Visionen, von einer Burg, einem fünfköpfigen Drachen und einem Priester. Aber nicht von anderen Drachen. Außerdem hatte er ihm immer noch nicht erklärt, wie er in der Dunkelheit erkennen konnte, dass schon jemand hier war, fiel ihm auf. Und noch etwas drang in sein Bewusstsein durch, er hatte von Mahou geredet...

Was hatte Seto mit Mahou zu tun, und noch wichtiger, wann hatte er ihn überhaupt gesehen? Eifersucht machte sich in Joey breit.
 

„Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, woran du erkennen konntest, dass schon jemand hier war! Ganz besonders dass es Johnson war, es hätte doch auch jemand X-Beliebiges sein können.", sagte Joey leicht verstimmt. Geduldig erklärte ihm Seto: „Ich habe dir doch eben ausführlich erklärt, das nur wir beide die Koordinaten, dieses Tempels hatten und du diese nur Johnson weitergegeben hast. Und was das andere betrifft, der Eingang ist offen und wie du gleich sehen wirst, sind die Spuren noch ganz frisch." „Dann hast du aber erstaunlich gute Augen.", meinte Joey anerkennend. "Ich konnte hier nämlich überhaupt nichts erkennen. Und du bist dir sicher, dass diese alte Tempelanlage wirklich kein anderer Mensch auf dieser Welt mehr kannte?", äußerte Joey seine Zweifel. „Und der Stab sollte hier sein?", fragte er noch nach.
 

„Sag mal, was willst du eigentlich von mir? Ich habe dir eben alles gesagt, was ich weiß." Setos Laune verschlechterte sich gerade. „Ja, der Stab sollte hier sein. Aber wenn du mir nicht glaubst, dann sag es. Ich werde dich dann nicht mehr belästigen.", sagte Seto ziemlich verstimmt. Die Sonne schickte eben ihre Strahlen über die Bergkämme und somit war es inzwischen hell genug, um nähere Einzelheiten zu erkennen. „Ich versuch doch gerade nur alles zu verstehen.“, seufzte Joey. „Ich glaub dir doch, aber die Diebe hatten einen Zettel zurückgelassen. Es ist kein gängiges Papier, aber meine Bekannte konnte mir noch nicht sagen, aus welchem Holz und mit welchem Verfahren das Papier hergestellt wurde. Ich stelle dich und dein Wissen überhaupt nicht in Frage, ich will doch nur versuchen mein Wissen mit deinem zusammen zu bringen... ich will doch nur die Puzzleteile zusammensetzen.", sagte Joey leise. Er wollte nicht, dass Seto sauer auf ihn war, und missverstehen sollte er ihn auch nicht – genauso wenig wie er ihn missverstehen wollte. „Ist dir eigentlich schon mal in den Sinn gekommen, dass dich Johnson angelogen hat? Dass er den Zettel, den er dir gegeben hat, selbst verfasst hat um dich für diese Suche zu ködern?"

„Schon möglich, aber auf dem Zettel steht ein Spruch: > Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit.< und das in einer ziemlich alten Handschrift. ", verteidigte sich Joey.
 

Seto nahm Joey am Arm und zog ihn zu dem Steinquader und zeigte auf die gemeißelte Inschrift. „Genau DAS steht hier geschrieben!" „Wie?" Jetzt fiel Joey erst einmal nichts weiter dazu ein. Er wollte nicht daran glauben, dass Johnson so ein perfides Spiel mit ihm trieb. Außerdem beschloss er, wenn er wieder zu Hause war, würde er auf jeden Fall Mahous Buch fertig lesen, er hatte da so einen Verdacht. „Soweit ich weiß, gibt es nur eine einzige Übersetzung, das Original ist in einer uralten Geheimschrift, eben diese hier.", erläuterte Seto ihm. „Eine Übersetzung von was?“, fragte Joey. Seto seufzte tief auf, es nutzte nichts, er musste weiter ausholen.

„Einer Legende nach, soll ein Zauberer vor fast 600 Jahren eine Macht aus einer anderen Dimension geholt haben – verkörpert durch Timiat, den fünfköpfigen Drachen. Einigen Priestern soll es gelungen sein, seine Macht zu teilen und in verschiedene Gegenstände zu bannen. Ein Buch in dieser alten geheimen Schrift, gibt sozusagen die Gebrauchsanweisung, wie man diese Macht, wieder aufruft. Und von diesem Buch gibt es nur eine einzige Übersetzung, doch die ist, im Augenblick, nicht verfügbar. So, jetzt weißt du alles.", erläuterte Seto leicht genervt. Warum musste es nur immer noch komplizierter werden? Konnte der Köter nicht einfach nur mitkommen und seine Schnauze halten? Nein, er stellte eine überflüssige Frage nach der anderen.
 

Seto wandte sich dem geheimen Eingang zu. „Glaub es mir oder nicht, ich gehe jetzt hier runter." Schon ging er die schmalen Stufen hinab in die Dunkelheit.

Das gerade kam ihm doch ziemlich bekannt vor. Joey ärgerte sich im Augenblick ziemlich darüber, dass er das Buch noch nicht fertig gelesen hatte. „Warte, ich komm mit.", beeilte sich Joey hinter Seto herzulaufen.
 

Joey hatte überhaupt keine Probleme damit, Seto zu glauben, und doch erschien ihm alles noch etwas unwirklich.

Er hätte doch die Taschenlampe mitnehmen sollen, dachte Seto und blieb einen Augenblick im Dunkeln stehen, damit sich seine Augen daran gewöhnen konnten. Dann sah er sich um. „Na bitte, wer sagt’s denn, Fackeln.“ Dies schien eine Art Flur zu sein, denn in einer Ecke lagen ein paar Fackeln. Er hob welche auf. „Hast du ein Feuerzeug dabei?" erkundigte er sich bei Joey, der ihm doch gefolgt war.

„Tut mir Leid, Nichtraucher.", entschuldigte dieser sich. Aber Moment, das letzte Mal trug er die Jacke doch, als er mit Mahou unterwegs war... „Warte, es könnte sein..." Joey durchsuchte seine Taschen und wurde tatsächlich fündig. „Hier." Er reichte Seto das Feuerzeug.

Der nahm es entgegen und zündete zwei Fackeln an, eine davon reichte er Joey, mit seinem Feuerzeug. Des Diebstahls wollte er nicht bezichtigt werden. Danach folgte er zügig dem Gang, an den Wänden waren Malereien und alte Schriften angebracht. Er hielt kurz an, vor ihm schien etwas zu sein. Seto sah genauer hin – tatsächlich – langsam gewöhnte er sich daran, diesen Toten ständig zu sehen und es wunderte ihn nicht wirklich. Wenn er es richtig deutete, sollte er ihm folgen, nun gut, was hatte er schon zu verlieren. Zugeben, seinen Verstand, aber um den war es zurzeit eh nicht zum Besten bestellt. Der Brünette folgte also dem Geist, die Gänge rechts und links vom Hauptgang ließ er außer Acht und nach einer Viertelstunde, bog er in einen anderen ein, der nach vierzig Metern endete. Rechts von der Wand waren Steine heraus gebrochen, dort stieg er durch das Loch und stand in einer Grabkammer In diesem Raum gab es nur einen Sarkophag, sonst nichts, und der war aufgebrochen.

Joey beeilte sich Seto nicht aus den Augen zu verlieren. Man, der legte aber ein Tempo vor. Er wunderte sich, wie zielstrebig er durch die alte Anlage lief, wenn er es nicht extra betont hätte, dann würde er schwören, dass er hier zu Hause war. Es wunderte ihn in keinster Weise, als sie durch ein Loch stiegen und sich in einer Grabkammer befanden. Und das der Sarkophag, der sich in ihr befand, aufgebrochen war.
 

Vorsichtig trat Seto an den Sarkophag heran und sah hinein. Es wunderte ihn nicht wirklich diesen Priester zu sehen, der ihm ständig erschien. Deutlich war zu sehen, dass bis vor kurzem noch etwas in seinem Arm lag, denn die Bruchstellen sahen ganz frisch aus. Setos Blick wanderte weiter, und als sein Blick auf das Fußende fiel, zuckte er zusammen. Jetzt nahm alles einen grotesken Charakter an, er sah den Toten zweimal. Zum einem in seinem Sarg liegend UND zum anderen am Fußende stehend. Der Stehende zeigte auf die Steinplatte, die als Deckel für diesen Sarkophag diente. Seto schüttelte seinen Kopf, wenn das so weiter ging, verlor er noch seinen Sinn für die Realität.
 

Seufzend ging auf das Fußende zu und schaute sich die Platte an, da sie gekippt stand, würde es auch kein größeres Problem sein sie zu bewegen. Seto leuchtete alles mit seiner Fackel ab, es war nicht viel zu sehen, nur einige schemenhafte Zeichen. Seto wischte über die Platte, dann grinste er vor sich hin – das war ja interessant...

Joey stand interessiert hinter Seto und wunderte sich nur noch über ihn. Also, wenn er nicht ganz verrückt wäre, dann schien noch jemand hier im Raum zu sein, auch wenn er niemanden sehen konnte. Wie er zu der Vermutung kam? Ganz einfach, Seto schien dauernd nach jemandem zu schauen, bevor er etwas tat. So auch eben, er lief nicht etwa gleich auf den Sargdeckel zu, nein, er schaute erst längere Zeit zum Fußende des Sarges, bevor er sich an die Platte begab. „Kann ich dir irgendwie helfen?", durchbrach Joey die Stille. „Fass bitte mit an, wir müssen die Platte kippen.", antwortete Seto. „OK.“, erwiderte Joey.

„Siehst du das?", wurde er von Seto gefragt, nachdem dieser die Platte abgeleuchtet hatte.“ „Ich weiß nicht so recht?“, antwortete Joey zögerlich. „Sollen das Schriftzeichen sein?" „Du hast richtig gesehen.“, bestätigte Seto. „Die gemeißelte Schrift wurde mit etwas aufgefüllt, damit sie nicht sofort auffällt. Papier und Bleistift hast du nicht zufällig dabei, oder?" Während er auf eine Antwort wartete, kratzte er einige Schriftzeichen frei, soweit er es erkennen konnte, handelte es sich um diese uralte Geheimschrift.
 

„Oh, man, denkst du ich hab mein Büro dabei?“, stöhnte Joey. Doch sie hatten Glück, da er seine Taschen ja bereits schon durchsucht hatte, wusste er in welcher Tasche er fündig würde. „Einen Bleistift habe ich leider nicht.", meinte er bedauernd und reichte Seto einen Kugelschreiber, „Doch vielleicht tut es ja auch ein Kugelschreiber. Und das Papier ist leider nicht sehr groß." Joey reichte Seto einen zusammengefalteten Brief, dessen Rückseite allerdings unbeschrieben war.

„Einer von uns muss doch auf alles vorbereitet sein.", knurrte Seto verhalten und nahm Stift und Blatt entgegen. Mal sehen – er hatte diese Zeichen schon mal geschrieben... so wie im Film ging es ja leider nicht, durchpausen wäre einfacher... Na ja, das hier war eben die Wirklichkeit. Seto schloss seine Augen und ließ seine Finger über die Zeichen gleiten, das hatte fast schon einen zärtlichen Charakter. Er nahm sich Wort für Wort vor und so dauerte es eine Weile, aber schließlich hatte er fast alles aufgeschrieben. Einige der Zeichen waren nicht mehr zu fühlen oder zu sehen, doch den Großteil hatte er. Dann stand er endlich auf – wieder einmal musste er sich recken – es war eben doch sehr unbequem, vor dieser Platte zu knien.
 

An Joey gewandt meinte Seto: „Lass uns die Platte wieder auf den Sarkophag legen, damit der Priester endlich wieder seine Ruhe hat." Joey bewunderte Setos Ausdauer, Geduld und Geschicklichkeit. Er schien die Zeichen zu kennen, so sicher, wie er sie auf den Brief schrieb. Seine Antwort hatte er gekonnt überhört. Als Seto ihn bat, dem Priester seine Ruhe zurückzugeben, schaute er ihn fast glücklich an. Seto hatte eben doch ein Herz. „Gerne." Joey fasste an der Kopfseite und Seto an der Fußseite des Deckels an, und gemeinsam gaben sie dem Priester seine Ruhe und Würde zurück.
 

Verstaubt, aber zufrieden, begaben sie sich auf den Rückweg aus der Tempelanlage, nicht ohne vorher, eine weitere Fackel zu entzünden, da die erste fast heruntergebrannt war. Auch auf dem Rückweg hatte Seto keine Schwierigkeiten, schließlich erreichten sie wieder die Stufen, die nach oben führten, Seto löschte die Fackel und warf sie zu den anderen. Oben angekommen musste er blinzeln, denn die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel. Joey trat nach Seto nach draußen und auch ihn blendete die Sonne sehr. „Du hast nicht zufällig was zu trinken oder zu essen dabei?", fragte er Seto hoffnungsvoll, denn er hatte einen ziemlich trockenen Mund und sein Magen knurrte fürchterlich. Wenn er so nachrechnete, dann hatte er mindestens zwei Mahlzeiten ausgelassen.

„Deinen Hunger hast du jedenfalls nicht verloren.", meinte Seto trocken. „Kann sein, dass ich noch was im Auto habe."
 

Seto sah an sich herunter und klopfte sich den Staub von seinen Kleidern. Wie gut, dass er sich für das Leder entschieden hatte, er schüttelte noch die Haare, da rieselte es ebenfalls recht staubig heraus. Sein Blick fiel auf Joey, der sah noch ein bisschen mitgenommener aus als er und ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. „Du solltest dich mal im Spiegel sehen.", meinte er amüsiert. Im Augenblick war er recht locker, denn die Anspannung war von ihm abgefallen.

„Den Schuh kann ich dir aber getrost zurückgeben.", meinte Joey ebenso grinsend. Wenn er so aussah, wie Seto vor ihm... Seto hatte ihn angelächelt, na ja, mehr gegrinst, aber das tat so unwahrscheinlich gut. „Und wenn du noch was zu essen für mich hast, dann ist der Tag perfekt." Das Setos Auto nicht gleich um die Ecke stand, hatte Joey in diesem Augenblick vergessen.
 

„Wir schieben noch diesen Quader an seinen Platz, dann können wir gehen – wer weiß, vielleicht finden wir unterwegs noch ein paar Pilze. Ich kann ja nicht zulassen, dass du mir verhungerst." Dass er gar nicht so nett mit Joey sein wollte, hatte Seto glatt verdrängt. „Pilze?" Joey guckte skeptisch, während er Seto dabei half, den Quader wieder an seinen Platz zu schieben. „Kennst du dich denn mit Pilzen aus?", fragte Joey interessiert. Seto musste lachen. „Wenn sie im Supermarkt sind, ja. Hier? Da vertrau ich mir nicht."

„Dann lieber ein paar Beeren, wenn wir welche finden, damit kenn ich mich aus.", nickte Joey. Belustigt machten sie sich auf den Weg zurück zum Auto, und da sie nicht mehr so in Eile waren, besonders da Joey tatsächlich einige Beeren fand, konnten sie gemeinsam die Schönheit der Gegend bewundern.
 

Endlich zurück in Domino fragte Seto: „Wo soll ich dich absetzen? Zu Hause oder im Club?" „Zuhause, ich will nur noch duschen, was essen und schlafen.", antwortete Joey ihm leicht schläfrig. „Gut, ich dachte nur an dein Motorrad. Ich fahr dich dann nach Hause." Wenig später hielt Seto vor Joeys Wohnung

„Danke fürs mitnehmen.", sagte Joey leise, als er aus dem Maserati ausstieg. „Du bist übrigens ein sehr guter Fahrer. Mein Motorrad kann ich später auch noch holen.“ „Ok. Keine Ursache, ich meld mich, wenn ich neue Erkenntnisse habe. Bis dann." Nachdem Joey die Tür geschlossen hatte, fuhr Seto los. Er wollte ebenfalls direkt nach Hause, und genau wie Joey duschen, ein bisschen was Essen und schlafen, danach war die leidige Sache mit der Beerdigung dran.

Vergangenheiten

In seiner Wohnung angekommen, duschte Seto ausgiebig und führte noch einige Telefonate, die die Beerdigung seines Vaters betrafen. Zum Schlafen war er noch zu aufgekratzt, deshalb holte er den Brief hervor, den er angeblich Joey geschickt hatte.

So wie es aussah, hatte Joey ihn damals nicht vergessen – er hatte ihm Briefe geschrieben, doch kamen diese nie bei ihm an. All die Jahre hatte er einen Groll gegen den Blondschopf gehegt, der sich durch die Entführung seines Bruders noch verstärkte. Wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er und Joey Freunde geblieben wären? ... Nein, nicht darüber nachdenken, es änderte nichts an der Tatsache, das es jetzt so war, wie es war.
 

Er warf den Brief auf den Esstisch und holte seine Notizen aus der Grabkammer hervor. Nachdenklich sah er auf die Schriftzeichen und rieb sich über die Augen, er war wohl doch müder, als er dachte. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen, noch mal rieb er sie sich, dann klärte sich sein Blick wieder. Wenn ihn bisher noch Dinge, die mit diesem Fall zu tun hatten, überraschten, wunderte er sich nun über gar nichts mehr. Er beschloss es einfach hinzunehmen. Er nahm den Brief von Joey und legte ihn in seinen Tresor unter seine Papiere. Das musste er erstmal sacken lassen, nach der Beisetzung hatte er Zeit dafür, jetzt nicht.
 

Seto beschloss in sein Elternhaus zu fahren, obwohl er nie wieder da gewesen war, die Beerdigung seiner Mutter zählte er nicht, besaß er noch den Schlüssel. Sein Vater musste inzwischen abgeholt worden sein und so konnte er sich dort in aller Ruhe umsehen. Seto nahm seine Autoschlüssel und machte sich auf den Weg. Unterwegs hielt er noch beim Diner an und aß eine Kleinigkeit. Weit war sein Elternhaus ja nicht weg, es lag nur die ganze Stadt dazwischen. Schließlich erreichte er es und mit gemischten Gefühlen fuhr er die Auffahrt hinauf. Fast erwartete er seinen Vater in der Tür zu sehen, der ihn strafend ansah, weil er, angeblich, wieder etwas angestellt hatte.
 

Seto stieg langsam aus und ein einziger Blick auf das Haus genügte, eine Gänsehaut bei ihm zu verursachen. So verlassen wirkte es noch bedrohlicher – ob das von seinen jüngsten Erlebnissen kam? Seufzend stieg er die Stufen hinauf und schloss die Haustüre auf. Kaum das er das Haus betreten hatte, fiel die Tür auch schon mit einem satten Ton ins Schloss. Augenblicklich fühlte er sich eingesperrt, ärgerlich verdrängte er dieses Gefühl. Unten hielt er sich nicht lange auf, er ging gleich nach oben und betrat wenig später Mokubas Zimmer. Dort hatte sich nichts verändert. Seine Mutter ließ hier, seit seiner Entführung, regelmäßig Sauber machen. Es schien sich auch nach ihrem Tod nicht geändert zu haben. Jetzt stand er mitten im Zimmer, und wenn er die Augen schloss, konnte er seinen Bruder lachen hören. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, er vermisste seinen Bruder so sehr - wenn er ihn doch nur wieder finden würde...
 

Eilig verließ er diesen Raum wieder und suchte sein altes Zimmer auf, auch hier hatte sich nichts verändert. Unschlüssig sah er sich um, warum war er eigentlich hier? Sein Blick fiel in die Ecke seines Zimmers, in der sich sein Geheimversteck befand. Schon kniete er davor, schob die kleine Kommode beiseite und zog einen Ziegelstein aus der Wand. Grinsend erinnerte er sich, wie er damals, für seine kleinen Schätze, nach einem sicheren Versteck gesucht hatte. Sorgsam hatte er die Tapete abgelöst, den Putz ab und aus den Fugen raus gekratzt. So konnte er den Stein jederzeit entfernen und etwas dahinter legen, viel gab es nicht, aber die Dinge, die er hier versteckte, lagen ihm sehr am Herzen.
 

Wäre sein Vater dahinter gekommen, hätte er Seto bestimmt verprügelt – aus zweierlei Gründen, zum ersten, weil er das Haus beschädigt hatte und zum zweiten, wegen seiner Gefühlsduselei. Ein Mann hatte nicht sentimental zu sein, er brauchte keine Freundschaft und Liebe würde ihn nur verweichlichen. Das hatte er ihm immer wieder vorgebetet, Seto starrte jetzt finster vor sich hin. Eigentlich hätte sein Vater stolz auf ihn sein müssen, denn er lebte so, wie sein Vater es wollte – ohne Freunde, ohne Gefühle und ohne Liebe.

‚Ach, was soll’s, es ist nicht mehr zu ändern’, dachte er bitter. Ob sich wohl noch etwas hinter diesem Stein verbarg? Er griff hinein und seine Finger ertasteten ein Päckchen. Komisch, so was hatte er hier doch nie reingelegt – vorsichtig zog er es heraus.
 

Es war ein sorgsam gewickeltes Päckchen, gut verschnürt und unter die Paketbänder war ein Brief geschoben worden. Das Weiß des Umschlags war schon etwas vergilbt. Er stand auf, ging zu seinem Bett und setzte sich darauf. Bevor er das Päckchen öffnete, zog er den Brief hervor und machte ihn auf. Er erkannte gleich, dass es sich um die Handschrift seiner Mutter handelte.
 

----------

Liebster Seto,
 

Wenn du diesen Brief liest, sind dein Stiefvater und ich nicht mehr am Leben.

Es tut mir leid, dass ich dir und deinem Bruder keine gute Mutter war.

Aber Gozaburo war zu stark für mich, ich hatte nicht die Kraft, mich gegen

ihn aufzulehnen, ich habe einfach aufgegeben. Ich möchte dir Danken, das du

die Suche nach Mokuba nie aufgegeben hast. Umso mehr schmerzt es mich, dir

schon vorher deinen Freund genommen zu haben. Dein Stiefvater hat den Umzug

der Wheelers veranlasst. Deine Freundschaft zu Joey, war ihm immer ein Dorn

im Auge. Daher hat er dafür gesorgt, dass ihr euch nie wieder seht.

Genauso wie er es verhindert hat, das du Joeys Briefe bekommst und deine ihn

erreichen. Er hat es sogar soweit getrieben, das er deinem Freund einen

gefälschten Brief geschickt hat.

Ich nehme es dir nicht übel, das du jeglichen Kontakt zu uns abgebrochen hast.

Vielleicht kannst du mir eines Tages verzeihen.
 

In Liebe deine
 

Mom
 

P.S. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die Briefe zu vernichten, Ich habe

sie all die Jahre aufbewahrt. Nach deinem Auszug, habe ich sie in deinem

Versteck, hinterlegt. Schau nicht so ungläubig, ich wusste davon, aber ich habe

es für mich behalten.

----------
 

Seto ließ seine Hand mit dem Brief sinken, ungläubig starrte er darauf. Jetzt hatte er es Schwarz auf Weiß, das Gozaburo den Brief an Joey geschrieben hatte. Sein Blick fiel wieder auf das Päckchen, er legte den Brief beiseite und öffnete es. Der erste Brief, der ihm in die Hände fiel, war der von Joey. Mit zittrigen Fingern machte er ihn auf und bevor er ihn auseinander faltete, versuchte er sich zu beruhigen und atmete ein paar Mal tief durch.
 

----------

Lieber Seto!
 

Du fehlst mir! So sehr! Ich muss die ganze Zeit weinen. Ohne dich ist die Schule gar nicht mehr schön.

Ich will gar nicht mehr hingehen. Meine Mama hat gesagt, ich soll dir einen Brief schreiben. Weil ich so

traurig bin. Und dich so doll vermisse.
 

Du weißt ja gar nicht, was passiert ist. Am Freitag nach der Schule waren schon alle Koffer gepackt. Kannst

du dir das vorstellen? Wir sind gleich nach dem Essen nach Kyoto in unsere neue Wohnung gefahren. Mein

Papa ist befördert worden und arbeitet jetzt in Kyoto. Er brauchte gar nichts machen, alles war schon fertig.

Wir haben lauter neue Möbel bekommen, die Möbelpacker haben nur alles aus den Schränken noch gebracht.
 

Aber hier ist es gar nicht schön, die Schule ist blöd, und Kyoto auch.

Ich will wieder nach Domino zurück, zu dir. Und wenn wir nicht auf die selbe Schule gehen, wir könnten uns

trotzdem sehen.
 

Ich will wieder bei dir sein, ich will mich nicht darüber freuen das mein Vater befördert worden ist. Es soll weiter

ein kleiner Bankangestellter in Domino sein. Und ich will weiter in Domino zur Schule gehen. Am aller- aller-

allerliebsten auf deine Schule.
 

Tut dir dein Herz auch so weh weil ich nicht mehr bei dir bin? Meins tut ganz doll weh. Ich vermisse dich so! ! ! !
 

dein Freund auf ewig
 

Joey

----------
 

Seto musste schlucken, selbst nach all den Jahren, las er die Verzweiflung zwischen den Zeilen und er konnte Joeys Frage heute noch beantworten. Denn damals tat ihm sein Herz ebenso weh und er vermisste ihn genauso. Mit einem Kloß im Hals öffnete er noch einige andere Briefe, sie klangen alle ähnlich. Dann fielen ihm seine eigenen in die Hände, er brauchte sie nicht zu öffnen, er wusste immer noch, was er geschrieben hatte.

Mit einem Male hatte er das Gefühl zu ersticken. Er raffte die Briefe zusammen, wickelte das Papier wieder darum und verließ eilig das Haus, die Briefe nahm er mit. Während er nach Hause fuhr, hielten seine Hände das Lenkrad fest umklammert und sein Gesicht war zur Maske erstarrt. In seiner Wohnung angekommen, warf er die Briefe auf den Tisch zu Joeys. Er zog sich um und hörte dabei seinen Anrufbeantworter ab. Der Beerdigungsunternehmer teilte ihm mit, dass die Beisetzung schon morgen stattfindet, da keine größere Feierlichkeit geplant war und ein Termin frei geworden war. Es folgte noch das Wo und Wann, dann war die Nachricht beendet. „Hast du einen Toten bestochen, das er dir seinen Termin gibt, oder wieso ist einer frei geworden?“, murmelte Kaiba sarkastisch vor sich hin, aber es war ihm nur recht, je eher das vorbei war, desto besser.
 

~~~
 

Nachdem Joey sich den ganzen Staub vom Körper gewaschen hatte, waren seine Lebensgeister wieder ein wenig erwacht. Er stöberte in seinem Kühlschrank und zauberte sich eine recht ansehnliche Mahlzeit herbei. Während er aß, ließ er seine Gedanken die vergangene Nacht und den vergangenen Tag rekapitulieren. Nichts daran war gewöhnlich: Erst holte ihn Kaiba direkt von der Arbeit ab und fuhr mit ihm vier Stunden durch die Gegend, nur um mit ihm zu einem verlassenen Tempel zu gelangen. Die Fahrt im Auto verlief sogar einigermaßen harmonisch, auch wenn er irgendetwas gesagt, hatte, das Seto doch ein wenig verärgert hatte. Was war das noch mal gleich? Ach ja, der Brief... er war sich gar nicht mal mehr so sicher, dass Kaiba den Brief wirklich noch nicht bekommen hatte, aber in einem hatte er Recht: dies war nichts, was man bei einer rasanten Fahrt in einem Sportwagen auf einer kurvenreichen Straße bereden sollte.
 

Die restliche Nacht und der restliche Tag verliefen sogar recht angenehm, was seine Zusammenarbeit mit Kaiba betraf. Joey konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein wenig ihrer alten Streitkultur hervorgebrochen war. Doch sicher war er sich aber nicht. Gefallen hatte ihm jedoch, dass sie dem Priester seine Würde und letzte Ruhe wieder gegeben hatte, wenn wohl auch noch etwas in seinem Sarg fehlte. Aber das konnten sie ihm erst zurückbringen, wenn sie es hatten.

Sie? Wieso dachte er auf einmal sie, dass sie beide ihm den Stab zurückbringen würden? Joey brauchte nicht lange darüber nachzudenken, es hatte ihm einfach gefallen, mit Seto Kaiba zusammenzuarbeiten, wie schon damals in der Schule. Und so wie es aussah, würde sich daran auch nie etwas ändern.
 

Als er mit dem Abendessen fertig war, räumte er noch schnell seine Küche auf, schrieb Serenity eine kurze Notiz, wann er geweckt werden wollte, und legte sich in sein Bett. So müde er vorhin auch noch war, jetzt reichte ihm erst einmal das liegen. Joeys Blick fiel auf Mahous Buch, stimmt, dass wollte er ja noch unbedingt fertig lesen. Gemütlich stopfte er sich sein Kissen hinter den Rücken und suchte die Stelle, an der er aufgehört hatte.
 

~~~
 

Die Himmelskinder
 

Endlich hatten sie das Böse überwunden und besiegt. Erschöpft hatten sich alle im Geheimen Tempel eingefunden, aber an Erholung war noch nicht zu denken. Sie hatten noch etwas zu erledigen, bevor sie sich ausruhen konnten. Doch zuerst kochte der Zauberer für alle Tee, den brauchten sie jetzt dringend. Er würde ihnen dabei helfen, die noch vor ihnen liegende Aufgabe zu meistern.

Atemu – der König, Seth – der Hohepriester, Odeon – der Zauberer, Jono – der Krieger, Ishizu und Marik – Priester dieses Tempels und Mahou – Zauberer der Zeit und Chronist, und dazu der Älteste der weißen Blauaugen und der Älteste der schwarzen Rotaugen, sie alle hatten sich hier versammelt, um zu beratschlagen, wie sie den Sieg sichern konnten.
 

Der Kampf gegen Timiat, den Fünfköpfigen und seinen Herrn, den Zauberer Bakura, war lang und grausam gewesen, doch mit vereinten Kräften hatten sie es schließlich geschafft. Das Königreich, und somit die Welt, war vor dessen machtgierigen Plänen gerettet worden, aber der Preis war hoch. Zu viele hatten ihr Leben lassen müssen, nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch unter ihresgleichen. Der Schmerz war groß, doch trauern konnten sie später. Sie hatten Bakura und auch Timiat vernichtet, doch die böse Macht, die Bakura heraufbeschworen und die Timiat verkörpert hatte, die war leider nicht vernichtet. Sie war nur geschwächt...
 

Sie mussten sich etwas einfallen lassen, damit diese Macht nie wieder aufleben konnte. Und gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass auch spätere Generationen sich ihrer erwehren konnten, falls sie doch wieder auflebte. So saßen sie, Stunde um Stunde, und dachten nach. Mahou ergriff, nach einer langen Zeit des Schweigens, endlich das Wort. „Wir sollten die Macht von Timiat in verschiedene Gegenstände bannen, und sie anschließend in der ganzen Welt verteilen.“

Die anderen hörten es sich an und nickten schließlich anerkennend mit ihren Köpfen. Es gab keine bessere Möglichkeit, so sehr sie es auch hin und her wendeten. Gemeinsam beratschlagten sie, welche Gegenstände am besten dafür geeignet wären.
 

Atemu erhob sich als erster und stellte seinen Ring der Volljährigkeit zur Verfügung. „Ich und mein Haus verpflichten uns auf ewig dem Kampf gegen das Böse.“ „Ich und mein Haus, verpflichten uns ebenfalls auf ewig dem Kampf gegen das Böse.“, sagte Odeon und legte seinen Stab der Macht dazu. „Mein Haus verpflichtet sich ebenfalls.“, schwor Jono, der Krieger und legte sein Katana ab. „Unsere Familie leistet auch den Eid.“, sagte Marik und Ishizu nahm ihr Medaillon ab und legte es zu den anderen Sachen. „Außerdem werden wir die Priester in diesem Tempel sein und gemeinsam mit den Drachen über diese Dinge wachen.“, sagte Ishizu und die Drachen nickten dazu. „Das ist gut.“, nickte Mahou, „und dazu kommt noch eine Seite aus dieser Chronik und die unheilvolle Fusionskarte. In diesen sechs Teilen wird die böse Macht versiegelt sein.
 

Mahou und Odeon sprachen ihre Zaubersprüche, um die Macht des Bösen auf die weiteren fünf Teile aufzuteilen, man konnte förmlich spüren, wie das Böse nicht damit einverstanden war, aber es hatte einfach keine Kraft sich dagegen zu wehren. Als die Macht des Bösen geteilt war, nahm Seth jedes einzelne Teil, segnete es und gab es wieder an Odeon und Mahou zurück. Sie sprachen über jedes Teil noch einen eigenen Zauberspruch aus, damit es keine Sehnsucht nach den anderen Teilen haben sollte, und Seth segnete es wieder. Danach legten sie alle Dinge wieder auf den Tisch, und Mahou schrieb alles in dem Buch nieder. Natürlich nicht die Zauberformeln, und auch nicht, was mit den einzelnen Gegenständen geschehen sollte, das wollte er in späteren Zeiten nachtragen.
 

Diese Zeit nutzte das Böse, um den einzelnen Teilen eine Botschaft mitzugeben. Er benutzte eine uralte Schrift, und prägte sie auf unsichtbare Weise in die Gegenstände ein.
 

> Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit < stand verborgen im Ring.
 

> Nur das Auge der wissenden Zeit, bringt einst Licht in die Dunkelheit < auf dem Stab.
 

> Es ruht die Macht, bis sie sich regt < konnte man im Medaillon lesen.
 

> Von alten Zauberern geboren, scheint es für alle Zeit verloren < war auf eine Buchseite eingeprägt.
 

> Vereint die Macht der wissenden Zeit < war in der Fusionskarte verborgen.
 

Für das Katana hatte es keine Zeit mehr, denn die anderen drehten sich wieder zu dem Tisch um. Es schaffte gerade noch eine Spur zu sich im Buch zu hinterlassen, dann wurden alle Teile voneinander getrennt, und es war fortan Machtlos.
 

Atemu nahm wieder seinen Ring und Jono sein Katana und gemeinsam machten sie sich wieder mit Seth auf den Weg zum Palast. Jono führte zwar das Heer Atemus an, doch er würde ihn in ein befreundetes Königreich schicken, um dort die dritte Tochter des Königs zu heiraten. So würden Ring und Katana in Zukunft verschiedene Wege gehen.

Das weiße Blauauge nahm das Medaillon und flog weit in den Norden und legte es einem Neugeborenen in die Wiege, und das Schwarze Rotauge flog mit der Fusionskarte weit nach Süden und wollte sie in einem Vulkan verbrennen, doch die Karte ließ sich nicht zerstören. Also verbarg er sie tief unter den Wurzeln eines uralten Baumes. Danach begaben die Drachen sich wieder zu ihresgleichen, und begutachteten die Schäden, die der Kampf mit Timiat verursacht hatte.

Odeon nahm wieder seinen Zauberstab, und begab sich auf Wanderschaft, um der Bevölkerung mit seinen Kräften beim Wiederaufbau Hilfe zu leisten. Mahou wollte, wenn er mit seinen Aufzeichnungen fertig war, später nachkommen. Das Buch wollte er im Tempel lassen, und Ishizu und Marik sollten darauf aufpassen. Mahou nahm das Buch und schlug gerade die erste Seite auf, als er sah, wie sich ein Spruch wie von Geisterhand auf die erste Seite schrieb. Überrascht erkannte er, dass es die uralte Schrift der Magier war, die er noch von seinem Meister gelernt hatte, doch er war entsetzt, als er erkannte, dass das Böse einen Wegweiser zu sich in dieses Buch geschrieben hatte. Er wollte das Buch zerstören, doch das Böse beschützte es, und er konnte ihm nichts anhaben. So setzte er sich sorgenvoll hin und versuchte ein Schlupfloch für spätere Generationen zu finden. Er grübelte von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, und von da wieder bis Sonnenuntergang, und als der Mond am höchsten stand, hatte er eine Lösung. Er würde den Spruch erweitern, und den Menschen eine Hoffnung geben. Dazu musste er alle Dinge kopieren.
 

Als er damit fertig war, machte er sich auf die Wanderschaft. Statt zu helfen, die Schäden Timiats und Bakuras zu beseitigen, musste er sich auf die Suche nach den Gegenständen machen, da er annahm, dass das Böse auch dort sein Zeichen hinterlassen hatte. Es war geschwächt gewesen, aber immer noch nicht ganz machtlos, wie er erkennen musste, und es war wichtig, dass auch die anderen Bescheid wussten. Zuerst machte er sich also auf den Weg zum Palast von Atemu.
 

Atemu war entsetzt, als er von den neuesten Erkenntnissen Mahous erfuhr, und selbstverständlich stellte er seinen Ring zur Verfügung, damit Mahou ihn gründlich untersuchen konnte. Es dauerte lange, bis er endlich mit dem richtigen Zauberspruch und der richtigen Art Feuer das Geheimnis des Ringes herausfand. Nun wusste er, wie er die anderen Gegenstände prüfen musste, und vielleicht war ja noch nicht alles verloren. Den Ring brauchte er nicht zu kopieren, er würde in steter Linie vom Herrscher an dessen Nachfolger zu dessen Volljährigkeitsfeier weitergegeben werden mit dem Gelübde, sich stets an seine Vorfahren ehrfürchtig zu erinnern und sich ihrer würdig zu erweisen. Dann würde ihm auf immer der Segen der Götter gewiss sein. Seth hatte auf ihn diesen besonderen Segen gelegt. Und wie es sich später zeigen sollte, war der Segen wirksam, denn als einer sein Gelübde nicht einhielt, wurde er sofort von einer furchtbaren Krankheit ans Bett gefesselt. Doch als er ehrlich bereute, kehrte der Segen der Götter zu ihm zurück und ihm gelang alles, dass er ihm Sinne seiner Vorfahren tat. Doch dies bekamen Atemu und Seth nicht mehr mit, da ihre Seelen längst bei den Göttern weilten. Mahou schrieb dies lächelnd in seine Chronik.
 

Als nächstes suchte Mahou Jono auf, er war inzwischen mit der dritten Tochter des Herrschers verheiratet und erwartete sein erstes Kind, als er bei ihm eintraf. Jono begrüßte seinen alten Kameraden aufs stürmischste und wollte sofort am liebsten wieder aufbrechen und irgendwelche Schlachten mit ihm schlagen. Er war eben ein Krieger durch und durch, nicht dass es ihm schlecht erging, er verstand sich mit seiner Gemahlin und deren Familie ausgezeichnet, und auch seine Arbeit machte ihm Spaß... Aber immer nur Soldaten auszubilden, und in keinen Kampf mehr ziehen... Er sehnte sich nach dem Kribbeln, das jede Schlacht in ihm ausgelöst hatte. Jono war ebenso erschrocken, als er von dem Werk des Bösen erfuhr, und stellte seine Waffe sofort zur Verfügung. Scheinbar uninteressiert erkundigte sich Jono nach den Menschen aus Atemus Palast. Mahou musste grinsen, als eine leichte Röte Jonos Gesicht zierte, als er ihm die Grüße Seths ausrichtete.
 

Mahou stellte zu seiner Erleichterung fest, dass auf diesem Schwert kein Spruch war. Er wollte es dem Bösen nicht zu leicht machen. Mahou zog sich in seine Gemächer zurück und machte eine Reise in die Vergangenheit. Dort holte er noch einmal das Katana, und er besorgte sich noch ein weiteres Medaillon. Zufrieden kehrte er zurück und traf seine Vorbereitungen, um das Böse aufhalten zu können, sollte der Tag kommen, an dem das Böse sich wieder vereinigen würde. Auf beide Katana legte er einen Spruch:
 

> Das Schwert das richtige Blut befreit< diesen Spruch legte Mahou auf die Klinge von Jonos Katana.

>Im Kampf errungen, die Brüder vereint < dieser Spruch kam auf das zweite.
 

Damit wollte er sicher gehen, dass das Böse sich nicht von sich selbst befreien konnte. Mit den Medaillons hatte er auch etwas Bestimmtes vor, doch dazu musste er erst das andere finden. Von Jono mit den besten Grüßen ausgestattet, machte sich Mahou auf den Weg nach Norden, um das Weiße Blauauge zu treffen. Es war ein beschwerlicher Weg, überall sah er noch die Spuren der Verwüstung, die dieser Krieg hinterlassen hatte. Hin und wieder hielt er an, um den Menschen beim Gröbsten zu helfen, doch er konnte nicht lange verweilen. Auch wenn er sicher war, dass das Böse so schnell nicht wieder erstarken würde, und versuchte seine geteilte Macht wieder zusammen zu fügen, so würde er doch erst ruhig sein, wenn er alles dafür nötige getan hätte, damit diese Macht aufgehalten und endgültig besiegt werden konnte.

Er war sechs Vollmonde unterwegs, als er an die Kante des ewigen Eises kam. Hier war die Heimat der weißen Blauaugen, jetzt konnte es nur noch Tage dauern, bis er auf den Ältesten traf. Zwei Tage vor Neumond trafen sie auch endlich aufeinander, Mahou war froh ihn zu sehen, denn das Wandern in dieser Kälte war doch äußerst beschwerlich. Kurz setzte er den Drachen von der weiteren Entwicklung in Kenntnis, als dieser ihn auch schon aufforderte, auf seinen Rücken zu steigen. Der Weiße ließ ihm gerade noch genügend Zeit seinen Schutzzauber gegen die Kälte zu erneuern, als er sich auch schon in die Lüfte erhob. Eine halbe Tagesreise über unwirkliches Gelände waren sie unterwegs, als der Weiße zu einem Sinkflug ansetzte. Mahou konnte die Wärme deutlich spüren, und seine Knochen waren mehr als froh darüber. Sie landeten außerhalb eines kleinen Dorfes und Mahou stieg vom Weißen wieder ab. Er würde alleine in das Dorf gehen, und nach dem Medaillon suchen. Die Dorfbewohner würden sonst nämlich ihr karges Essen alles dem Weißen geben, da die Drachen für sie heilig waren, und das wollte er verhindern.
 

Seine Suche war erfolgreich, er fand schnell einen kleinen Jungen, der schon kräftig durch die Gegend stapfte und das Medaillon um den Hals trug. Erst wollte er versuchen, von den Eltern des Jungen das Medaillon zurück zu bekommen, doch dann entschied er sich um. Diese Menschen verehrten die Drachen, und der Junge, der so plötzlich das Geschenk der Heiligen erhalten hatte, sollte ihr Priester werden. So bat er die Eltern sich das Medaillon einmal ansehen zu dürfen, und tauschte es gegen das andere Medaillon einfach nur aus. Für die Menschen hier würde es keinen Unterschied geben, denn es war ja im Prinzip das gleiche Medaillon... er müsste halt noch einmal in die Vergangenheit gehen, um sich das Medaillon noch einmal zu holen.
 

Am nächsten Morgen bedankte er sich für die Gastfreundschaft und machte sich wieder auf den Weg. Der Weiße erwartete ihn schon, und gemeinsam flogen sie an die Grenze des ewigen Eises. Dort kontrollierte er das Medaillon und sah, dass es gekennzeichnet war. Der Drache wartete geduldig, bis er von seiner Reise in die Vergangenheit zurückgekehrt war, und auf das neue Medaillon seinen Spruch gelegt hatte.
 

> Das reine Herz es trägt <
 

Mahou bat den Weißen um seine Magie, denn er wollte diesem Medaillon eine bestimmte Kraft innewohnen lassen. Der Drache stimmte ein, nachdem Mahou ihm erklärt hatte, warum er ein Stück seiner Magie benötigte. Es würde seinem Träger eines Tages erlauben, mit der Macht der Drachen gegen das Böse kämpfen zu können. Genauso wollte er mit dem anderen Medaillon verfahren, doch dazu musste er in den warmen Süden, in die Gegend der Vulkane. Dort waren die Schwarzen Rotaugen zu Hause. Der Weiße erklärte sich bereit, ihn noch ein Stückchen zu fliegen, doch dann müsse er seinen Weg wieder zu Fuß fortsetzen. Mahou bedankte sich höflich für die erwiesene Ehre, denn Drachen flogen sonst nie einen Menschen. Sie waren wilde stolze Wesen, und man tat daran sie nicht zu Feinden zu haben.
 

Nach drei weiteren Vollmonden hatte Mahou das Land der Vulkane erreicht, und wurde bereits vom großen Schwarzen erwartet. Es hatte durch Jono davon erfahren, was bei ihrem Plan schief gelaufen war, und konnte Mahou nur noch berichten, dass er nicht mehr wusste, unter welchem Baum er die Karte vergraben hatte. Doch Mahou tröstete ihn und meinte es wäre weiter nicht so schlimm und bat auch ihn um seine Kraft für das Medaillon, damit eines Tages sein Träger die Macht der Schwarzen Rotaugen nutzen konnte.
 

Als er nun alles zusammen hatte, was er brauchte, begab sich Mahou wieder zurück zum geheimen Tempel. Er versiegelte die Medaillons, damit sie erst ihre Macht entfalten konnten, wenn sie in die Hände der Personen kamen, für die sie geschaffen waren. Das zweite Katana, sowie die beiden Medaillons behielt er. Er würde schon dafür sorgen, dass sie in die richtigen Hände kamen.

Außerdem schuf Mahou eine zweite Fusionskarte und auch diese würde er behalten. Diese beinhaltete den Spruch:
 

> Mit Schwingen der Gerechtigkeit sind die Himmelskinder zum Kampf bereit.

In tiefer Zuneigung verbunden, gewinnen sie Kraft und beenden für immer des Bösen Macht <

Kampf der Drachen

Seto hatte sich entschieden. Nach der Beerdigung würde er gleich ein paar Tage in die Berge fahren, dort konnte er in der Einsamkeit abschalten. Nach einer schlaflosen Nacht, stand er wie gerädert auf und ging unter die Dusche, doch sie machte ihn nicht wirklich munter. Nach dem Anziehen stellte er fest, das er keinen Kaffee mehr hatte, darum beschloss er, wieder einmal im 'Diner for One' zu frühstücken. Vor der Tür bemerkte er jedoch, dass es regnete, seufzend ging er noch mal zurück, zog sich seinen schwarzen Mantel an und machte sich endgültig auf den Weg. Das war heute eindeutig nicht sein Tag. Trotz des Regens setzte er seine Sonnenbrille auf, er wollte verhindern, dass jemandem seine müden Augen auffielen. Wie es interpretiert wurde war ihm egal.
 

Beim Frühstück saß er an seinem Stammplatz und starrte in seinen Kaffee, Hunger hatte er keinen. Der Kaffee reichte ihm, vielleicht sollte er ganz mit dem Essen aufhören und nur noch Kaffee trinken, spart eine Menge Geld und Zeit. Sogleich hatte er die mahnenden Worte Meister Fudos im Ohr: „Es kann nur einen gesunden Geist in einem gesunden Körper geben und der braucht gesundes Essen. Du solltest aufhören dieses schwarze Gesöff in dich reinzuschütten, Grünschnabel.“
 

Schließlich war es soweit und er fuhr zur Trauerfeier seines Vaters, wohlgemerkt, er ging dort nur Anstandshalber hin, interessieren tat es ihn nicht wirklich. Trotz der kurzfristig angesetzten Trauerfeier, kamen Trauergäste. Seto ließ einfach alles, wortkarg und mit steinerner Miene, über sich ergehen. Am Grab blieb er auch nur bis zuletzt, weil es von ihm erwartet wurde. Eine Weile stand er noch da, nachdem alle gegangen waren, es regnete immer noch, aber es war ihm egal. Abrupt drehte er sich um, ging zu seinem Auto, setzte sich hinein und fuhr aus der Stadt, in die Berge. Dort würde er die Ruhe finden, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Kurz vor Einbruch der Nacht, kam er an seiner Blockhütte an, ein weiterer kleiner Luxus, den er sich leistete. Er liebte die Einsamkeit hier, kein Telefon, kein Strom, niemand konnte ihn hier draußen stören.
 

Nach einer traumlosen Nacht, erwachte er einigermaßen ausgeruht, nach seinem kargen Frühstück begab er sich nach draußen und fing mit seinem Training an. Er brauchte es einfach, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, außerdem wollte er an seiner besonderen Fähigkeit arbeiten. Seinem Empfinden nach brauchte er zu lange und war danach immer zu erschöpft, das sollte sich ändern. So absolvierte er seine Aufwärmrunden und an einem kleinen Bergsee testete er seine ungeliebte Gabe aus. Dabei richtete er sich nach den Vorgaben von Meister Fudo – es dauerte wirklich ziemlich lange. Er reckte seine Gestalt und dabei fiel sein Blick auf die Wasseroberfläche des Sees. Es war das erste Mal, das er sich so sah, ungläubig sahen ihm zwei eisblaue Augen entgegen, die durch das Weiß seiner Schuppen noch intensiver wirkten. Das er weiße Schuppen hatte, das wusste er ja, sein Hals war lang und er konnte sich fast rundherum betrachten...
 

Die Augen schließend schüttelte er sich. Was war nur los mit ihm, das er sich neuerdings immer Gedanken um sein Aussehen machte? Das interessierte doch keinen. Kraftvoll stieß er sich vom Boden ab und erhob sich in die Lüfte, hier in den Bergen war die Luft wesentlich klarer, als in der Stadt. Wie hoch er wohl fliegen konnte? Noch nie hatte er es ausprobiert, jetzt war die beste Gelegenheit, kreisend stieg er höher und höher, die Berge unter ihm wurden immer kleiner und kleiner. Bald merkte er, das der Sauerstoff knapp wurde, da er keine Ahnung hatte, zu was er eigentlich fähig war, riskierte er einen waghalsigen Sturzflug. Wie ein Stein ließ er sich fallen, indem er die Flügel anlegte, knapp über den Berggipfeln, breitete er sie wieder aus. Abrupt bremste er ab, das brachte ihn doch recht schnell an seine Grenzen. Auf einem Felsvorsprung ließ er sich nieder, verschnaufte ein wenig und betrachtete dabei die Gegend.
 

Zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass er in dieser Gestalt sehr scharfe Augen besaß. Normalerweise hatte er so schon gute Augen, doch das war nichts im Gegensatz zu jetzt. Nach einer Weile hatte er sich wieder erholt, er stieß sich ab, probierte nun die verschiedensten Flugmanöver aus. Langsam fand er gefallen an dieser Art der Fortbewegung, bald schon genoss er es, mit dem Wind um die Wette zu fliegen. Am nächsten Tag hatte er, wie erwartet, Muskelkater, das hinderte ihn aber nicht daran zu trainieren. Er versuchte nun sich schneller zu verwandeln, doch das war genauso anstrengend, wie die Fliegerei. So ging es fast eine Woche lang, zwischendurch jagte er sogar und übte dabei unbewusst seine Geschicklichkeit als Drache. Zum Ende des siebten Tages war er mit sich zufrieden, für seine Verwandlungen brauchte er nur noch Sekunden.
 

Er flog entspannt einen Canyon entlang, die Sonne schien und es war relativ warm. Als ihn ein Gefühl der Gefahr beschlich, sein Blick ging suchend umher – irgendetwas stimmte nicht. Im nächsten Moment spürte er es, etwas kratzte über seinen Rücken – instinktiv legte er seine Flügel an und ließ sich tiefer fallen. Dabei sah er nach oben und sah einen Feuerball auf sich zukommen, in letzter Sekunde schaffte er es, diesem auszuweichen. Wo kam der her? Wie sollte er sich verteidigen, wenn er nicht wusste, wer und wo sein Gegner war? Dann sah er ihn. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben und so die Tarnung seines Angreifers aufgehoben.
 

Ein graugrüner massiger Drache griff ihn an. Wo kam der denn her? Es gab keine Drachen. Nun gut, er war die Ausnahme und der Schwarze, den er einmal getroffen hatte, aber sonst gab es keine echten Drachen. Obwohl der ihm schon bekannt vorkam, aber jetzt hatte er keine Zeit darüber nachzudenken, jetzt musste er überleben. Als Drache hatte er noch nie gekämpft, grimmig dachte er: „Dann ist jetzt die beste Gelegenheit es auszutesten.“ Erst mal musste er aus dieser blöden Schlucht herauskommen.

Immer wieder wich der Weiße den Angriffen des anderen Drachens aus, schnell merkte er, dass dieser wendiger und schneller war. Abrupt bremste er seinen Flug ab, und der Graugrüne, überrascht von dieser Aktion, schoss über ihn hinweg. Das war für Seto die Gelegenheit, er wurde wieder schneller und kam hinter seinem Gegner wieder hoch, aber was jetzt? Ob er auch solche Attacken konnte, wie der Drache vor ihm? Wenn er es nicht sofort ausprobierte, gab es keine Gelegenheit mehr, es jemals zu tun. Er konzentrierte sich, dachte an die gewünschte Attacke und tatsächlich konnte er einen Feuerball seinem Gegner entgegen schleudern, doch er merkte auch, dass diese Angriffe eine Menge an Kraft kosteten. So beließ er es bei dem einen Angriff dieser Art, und auch der Andere verlegte sich jetzt mehr auf die körperlichen Attacken. Wütend fauchten sich die Drachen an, ein grausames Glitzern trat in die Augen des Graugrünen, Seto wurde klar, das es hier nur einen Überlebenden geben würde.
 

Der fremde Drache griff an und verbiss sich in Setos Hals. Der Weiße brüllte einmal schmerzerfüllt auf, dann biss er seinerseits zu. Ineinander verbissen, versuchend, mit den Krallen, den Gegner zu verletzen und auszuschalten, trudelten sie zu Boden – kurz vorher trennten sie sich voneinander. Beide landeten ziemlich hart und der Kampf ging am Boden weiter, jeder versuchte die Kehle des anderen zu erwischen. Der Weiße handelte nur noch nach Instinkten, jegliches Denken war ausgeschaltet, nur eines war noch wichtig... zu überleben. Aber der Graugrüne war im Vorteil, er war ein richtiger Drache und der Weiße nicht, daher schwanden diesem langsam die Kräfte und wenn nicht ein Wunder geschah, würde es sehr übel für ihn ausgehen.
 

~~~
 

Joey träumte ziemlich wirr in dieser Nacht. Das Buch von Mahou und das, was er in den vergangenen Tag erlebt hatte, begannen sich in seinen Träumen zu vermischen. Aber die größte Rolle spielten die Drachen. Er schaute ihnen zu, wie sie majestätisch am Himmel flogen, und sie flogen direkt über dem verlassenen Tempel. Zuerst war er der Beobachter der Drachen, doch dann wurde er selbst zu einem. Er musste schwarz sein, und doch wusste er selbst nicht genau, wie er wirklich aussah. Der zweite Drache war ihm fremd, und doch bereitete es ihm eine große Freude mit einem anderen Drachen zusammen zu fliegen. Der Rausch der Freiheit des Fliegens war so präsent, dass Joey davon erwachte, und nicht weiter schlafen konnte, Es half alles nichts, er musste jetzt einfach fliegen. Er hinterließ Serenity eine Nachricht, nahm seinen Umhang und begab sich wie jedes Mal auf das Dach seines Wohnhauses. Ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass die Sonne bald aufgehen würde.
 

Er wollte versuchen, ob er den verfallenen Tempel wieder finden könnte und machte sich auf den Weg. Doch erst einmal stieg er hoch hinauf, so hoch wie es irgendwie ging... dort konnte er den Rausch der Freiheit so richtig auskosten, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob er von jemandem gesehen werden würde, denn darauf legte er keinen gesteigerten Wert. Mahou hatte ihm erklärt, dass er vorsichtig mit seiner Fähigkeit sein müsse, denn es gäbe zu viel Menschen, die ihn dann am liebsten in einem Käfig in einem Labor sehen würden.
 

So tobte er sich erst einmal gewaltig hoch oben aus, bevor er sich etwas tiefer sinken ließ, damit er die Landschaft sehen könnte. Joey versuchte sich zu erinnern, in welche Richtung sie gefahren waren, doch das war gar nicht so einfach, da er nicht darauf geachtet hatte, wohin sie fuhren. Er war viel mehr mit Seto im Auto beschäftigt gewesen...Ziellos flog er über die Landschaft dahin, bis er auf einmal einen feinen Duft wahrnahm. Er konnte ihn erst nicht einordnen, obwohl er ihm bekannt vorkam, doch je länger er ihm folgte, desto stärke wurde er. Und gerade, als er erkannte, welcher Duft das sein könnte, sah er auch schon vor sich einen weiteren Drachen am Himmel. Das war doch der Weiße, den er neulich im Park getroffen hatte...

Erfreut flog er weiter auf ihn zu, und musste feststellen, dass der Weiße nicht alleine war. Etwas enttäuscht wollte er schon abdrehen, als er erkannte, dass der Weiße in einen Kampf verwickelt war, und so wie es schien, war ihm der Andere haushoch überlegen. Er wusste nicht, dass es überhaupt noch andere Drachen außer ihm selbst gab. Ob die beiden anderen auch Verwandler waren, wie er selbst? Ob er einen von ihnen vielleicht sogar kannte? Joey stellte es sich gerade recht lustig vor, jemanden zu kennen, mit dem man das gleiche Geheimnis teilte, ohne es voneinander zu wissen. Mischten sich Drachen eigentlich in einen Kampf zwischen anderen Drachen ein? Die Liste der Fragen an Mahou, wenn er von seiner Geschäftsreise zurückkam, wurde immer länger.
 

Als die beiden anderen Drachen ihren Kampf aus der Luft auf den Boden verlegten, flog er neugierig zu der Stelle hin. Doch er war ziemlich entsetzt, als er sehen musste, wie der Weiße erschöpft und mit blutigen Kratzern übersät, den Tod erwartend seinen Kopf senkte und auf den Angriff des Grünen wartete.
 

Nein, das konnte er nicht zu lassen. Ohne groß nachzudenken schoss er auf den großen Drachen zu.
 

~~~
 

Seto konnte nicht mehr, er war am Ende seiner Kräfte, sein Körper schmerzte und er hatte überall blutige Kratzer und Risse. Den Rest seiner Energie brauchte er, um seine Gestalt aufrecht zu erhalten, keuchend sah er, wie sein Gegner sich auf den letzten Angriff vorbereitete. Das war’s dann wohl, Seto hatte keine Ahnung, ob er es schaffte, noch einem Angriff auszuweichen. Komischer Weise dachte er daran, dass er gegen Timiat nicht die geringste Chance hätte, egal, in welcher Form er ihm entgegen getreten wäre. Mahou hatte ihm ein Lügenmärchen aufgetischt, unwillig schüttelte er den Kopf, für solche Gedanken war es zu spät und fehl am Platz waren sie jetzt auch. Gleich würde der Drache angreifen, Seto machte sich bereit, noch einmal dem unausweichlichen auszuweichen.
 

Plötzlich schoss etwas Schwarzes vom Himmel und verbiss sich im Genick des Graugrünen. Der brüllte vor Schmerz und Zorn auf, der Schwarze stürzte zu Boden und schaffte es sich über den Rücken zu rollen. Der Schwung seines Fluges riss den großen Drachen von den Füssen und schleuderte ihn über sich. Der Große kam nun seinerseits hart auf dem Rücken auf. Sogleich sprang der schwarze Drache auf, bei dieser Bewegung ertönte ein lautes Knacken, der Gegner verstummte augenblicklich und sein Körper erschlaffte. Vorsichtig ließ der Schwarze sein Opfer los, dessen Kopf fiel schwer auf den Boden, es war vorbei, er hatte dem Drachen das Genick gebrochen. Der Gegner war tot, ein Gefühl der Dankbarkeit breitete sich in Seto aus und nicht nur das der Dankbarkeit auch die Erleichterung, das ganze doch noch lebend überstanden zu haben.
 

Zu gerne hätte Seto seiner Müdigkeit nachgegeben, doch es ging nicht, er konnte sich jetzt nicht einfach zurück verwandeln. So verharrte er auf dem Fleck und beobachtete das Rotauge. Wo kam es eigentlich her? Die Frage war nicht wichtig, nur die Tatsache, dass es rechtzeitig eingegriffen hatte zählte. Es war das Rotauge aus dem Park neulich, da war er sich sicher, deutlich konnte er nun die Besorgnis in dessen Blick erkennen. Sah er etwa so schlimm aus? So, wie es sich anfühlte, gab es keinen Zentimeter auf seinem Körper, der nicht betroffen war. Das warf die Frage auf, welche Verletzungen würde er als Mensch haben? Das fehlte ihm auch noch, das er sich die nächsten vier Wochen nirgends sehen lassen konnte, nur weil er aussah, als hätte er sich mit einer Wildkatze angelegt.
 

Der Schwarze kam näher, misstrauisch hob der Weiße den Kopf, seine Erlebnisse mit dem Graugrünen steckten ihm noch in den Knochen. Er bemerkte die Enttäuschung in dessen Blick, ein Zittern durchlief Setos Körper, er musste sich unbedingt ausruhen. Der Schwarze hatte ihm geholfen, er spürte auch keine Gefahr von ihm ausgehen, so legte er sich hin, er konnte nicht mehr stehen. Mit halbgeschlossenen Augen kämpfte Seto um sein Bewusstsein, schließlich wurde seine Atmung wieder ruhiger, seine Sinne wieder klarer. Er begann sich um seine Wunden zu kümmern.
 

Joey war entsetzt, als er die vielen Wunden des Weißen sah, doch sein Vertrauen zu erringen war nicht so einfach. Vorsichtig kam das Rotauge wieder näher, er würde ihm so gerne helfen und diesmal schien der Weiße nichts mehr dagegen zu haben. Überall da, wo er hinkam, begann der Weiße seine Wunden zu lecken. Sein Hals hatte auch einige tiefere Wunden, doch an die kam er nicht heran. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, näherte sich Joey dem verletzten Drachen und leckte behutsam die Verletzungen am Hals des Weißen. Seto erschrak, da er das herantreten des Schwarzen nicht mitbekommen hatte, und erstarrte, doch nach einer Weile entspannte er sich wieder und kümmerte sich weiter um seine Wunden. Erleichtert machte das Rotauge mit seinen Bemühungen weiter und leckte die Wunden, an die das Blauauge nicht herankam. Es war so vertieft darin, dass es nicht gemerkt hatte, wie es sich immer weiter nach hinten gearbeitet hatte. Das passte dem Weißen überhaupt nicht und so ließ er ein leises Grollen hören.
 

Nach einer Weile fühlte sich Seto soweit wieder erholt, dass er zurück fliegen wollte. Er sah sich um und orientierte sich und stellte erleichtert fest, dass er gar nicht soweit von seinen Startpunkt entfernt war. Es fiel ihm schwer, aber er zwang sich auf – er konnte nicht hier bleiben. Doch als Seto seine Flügel reckte, zuckte er zusammen. Seine rechte Flanke schmerzte nicht unerheblich, sicher hatten seine Rippen etwas abbekommen. Es war dem Schwarzen nicht entgangen, dass der weiße Drache nicht vorhatte zu bleiben, warum auch immer, er wollte sich nicht hier ausruhen und seine Verletzungen heilen lassen. Als der Weiße sich nun erhob, konnte er sehen dass sich an seiner rechten Seite eine riesige klaffende Wunde entlang zog. Das schmerzte sicherlich sehr. Und wie schon zuvor, kümmerte er sich um die Verletzung des Weißen und leckte sie sauber.
 

Seto überlegte verzweifelt. Die Wunde hatte zwar aufgehört zu bluten, aber bei den Flugbewegungen, würde sie bestimmt wieder aufbrechen. Es nützte nichts, er musste dieses Risiko eingehen, also humpelte er zum Rand des Hanges, auf dem sie sich befanden. Ungläubig starrte Joey den verletzten Drachen an, wollte er etwa fliegen? Mit dieser Verletzung? Er ließ ein Fauchen hören und als das Blauauge sich zu ihm umdrehte, da schüttelte er den Kopf, wollte ihm so sagen, dass es falsch war, jetzt zu fliegen. Doch der Weiße schien nur zu grinsen und wandte sich wieder ab. Da beeilte sich der Schwarze und stellte sich ganz nah an den rechten Flügel, damit der Weiße ihn nicht ausbreiten konnte. Wieder drehte sah sich der Weiße um, ein dankbarer Ausdruck erschien in seinen Augen, kurz rieb er seinen Kopf an dem des Schwarzen und ließ sich im nächsten Augenblick vom Rand des Abhanges fallen.
 

Entsetzt starrte Joey hinter dem Drachen her. War der denn von allen guten Geistern verlassen? Wie konnte man nur so unvernünftig sein? Der Weiße spannte er seine Flügel auf, nachdem er sich einfach vom Rand des Abhanges hatte fallen lassen. Das bremste sogleich seinen Fall und er glitt auf dem Aufwind in Richtung Schlucht.

Schnell stieß sich Joey ab und flog dem Blauauge hinterher. Seto folgte nun dem Canyon. Das anfängliche Pochen in seiner Flanke ließ etwas nach, aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass der Schwarze ihm folgte. Das hatte er fast befürchtet, nachdem dieser ja auch versucht hatte ihn am fliegen zu hindern, seine Besorgnis war schon rührend. Er konzentrierte sich wieder auf seinen Flug, zum Glück konnte er die Aufwinde nutzen und nur ab und zu musste er seine Flügel benutzen um die Höhe zu halten. Schließlich erreichte er den Punkt an dem er gestartet war, aber er wollte noch ein bisschen dichter an seine Hütte heran. Soweit konnte er in seinem Zustand sicher nicht mehr laufen und auf eine Nacht im Freien, verzichtete er gerne. Endlich fand er ein dichtes Waldstück, das für seine Zwecke Ideal war, ziemlich rasch ließ er sich sinken, dann legte er seine Flügel an und schoss zwischen die Bäume. Kaum das er gelandet war, gab er seine Drachengestalt auf und verbarg sich unter einem Baum, mit besonders dichter Krone. Nach oben sehend, stellte er erfreut fest, das der Schwarze, den Anschluss verpasst hatte, er sah ihn ein paar Mal über dieser Stelle kreisen, bevor er sich endlich entfernte. Jetzt konnte er sich in Ruhe um seine Verletzungen kümmern.
 

Joey folgte dem Weißen so gut er konnte, doch als er plötzlich zwischen den Bäumen verschwand, kam das ziemlich überraschend für ihn. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich der Weiße in einem dichten Wald verstecken würde, um sich von seinen Verletzungen zu erholen und so verpasste er die Stelle, an der dieser gelandet war. Der Schwarze flog eine Schleife und versuchte ihn wieder ausfindig zu machen, aber er sah nichts. Wo war er nur hin? Ein so großes Tier konnte doch nicht einfach so verschwinden. Mehrmals überflog Joey die Stelle – nichts – es war einfach nichts zu sehen. Er hätte doch so gern noch ein wenig nach dem Verletzten gesehen, vielleicht konnte er ihm noch ein wenig helfen... Und wenn er nur noch einmal seine Wunden geleckt hätte, an die er nicht selbst heran kam, und denen dieser Flug bestimmt nicht gut getan hatte.
 

Seufzend drehte Joey schließlich ab, als er sich eingestehen musste, dass er den Weißen heute wohl doch nicht mehr finden würde. Er konnte auch nicht mehr viel länger suchen, denn die Sonne war bereits am Untergehen, und er hatte heute auch noch eine Schicht im Blue-Eyes zu absolvieren.

Fragen – und (keine) Antworten

Der Weg zu seiner Hütte war anstrengend gewesen, aber Seto hatte ihn, sogar in recht kurzer Zeit, geschafft. Nachdem er sich gewaschen hatte, starrte er jetzt sein Spiegelbild an. Er sah nicht nach einer Wildkatze aus, sondern eher nach zweien. Waren auch die kleineren Verletzungen mit der Verwandlung verschwunden, so gab es immer noch genügend tiefere Kratzer auf seinem Körper – von dem Schnitt an seiner rechten Seite ganz zu schweigen. Zum Glück hatte er im Gesicht keinerlei Kampfspuren, für die Anderen gab es Rollkragenpullover und Handschuhe, mehr bekam sowieso keiner zu sehen.
 

Notdürftig versorgte Seto seine größte Wunde, von hier würde er direkt zu Meister Fudo fahren. Er musste mit ihm über die Drachen reden, unbedingt, dieser Graugrüne beschäftigte seine Gedanken. Drachen gab es in dieser Welt nicht, sollte es nicht geben... Sollte dieser jetzt auf dem gleichen Wege erschienen sein, wie die harmlosen Monster?

Verdammt, irgendwer spielte mit den Dimensionen herum, wenn nun noch mehr dieser gefährlichen Monster auftauchten, was dann? Wie sollten die Menschen, bzw. die Polizei auf diese Gefahr reagieren?
 

Seto hoffte, dass Meister Fudo ihm Antworten geben konnte – sollte er sofort losfahren? Irgendwie hatte er das Gefühl, das die Zeit drängte, aber er war einfach zu müde und so legte er sich schlafen. Früh am nächsten Morgen erwachte er ausgeruht, beim Aufstehen bemerkte er seine schmerzenden Muskeln und Rippen. Doch hatte er gelernt, den Schmerz zu verdrängen und nach wenigen Augenblicken konnte er sich ungehindert bewegen. Nach einer Katzenwäsche und einem schnellen Frühstück, räumte er noch auf und machte sich dann auf den Weg zurück in die Stadt.
 

Am späten Mittag erreichte Seto das Dojo von Meister Fudo und zum Glück war dieser auch da. Verwundert begrüßte dieser seinen Schüler. „Grünschnabel, was machst du hier, so früh am Tag?“, fragte er ihn. „Ich brauche eure Hilfe, Meister Fudo.“, antwortete Seto leise, niemand anderen hätte er jemals um Hilfe gebeten. Dieser Satz war für den Alten Grund genug sein Dojo zu zuschließen und mit Seto in seine Wohnung zu gehen. „Ich hatte eine Begegnung mit einem Drachen, einem Graugrünen.“, während er sprach, zog Seto seinen Pullover aus. „Könnt ihr mir bei dieser Wunde helfen? Ich will damit nicht ins Krankenhaus gehen, die stellen nur Fragen, die ich ihnen nicht beantworten könnte.“ Der alte Mann fragte nicht lange, kurz verließ er noch mal das Zimmer und kam mit einer Kräutertinktur und Verbandsmaterial wieder.
 

„Das muss ein kleiner Drache gewesen sein.“, meinte er, da er wusste, das Kaiba sich nicht gern mit seiner Gabe auseinander setzte. Seto musste lächeln. „So klein war er nun auch wieder nicht, er war größer und massiger als der Weiße.“ Überrascht sah sein Meister auf. „Du hast als Drache gegen ihn gekämpft?“ Seto nickte und berichtete Fudo von den letzten eineinhalb Wochen. Als er geendet hatte, schwiegen Beide.

„Wie ich sehe, trägst du dein Medaillon noch.“, unterbrach der Alte schließlich die Stille. „Ja, aber was hat das mit dem Drachen zu tun?“, entgegnete Seto verwundert. Seto zog scharf die Luft ein, sein Meister trug gerade die Tinktur auf seine große Verletzung auf und hier brannte sie wie Höllenfeuer. „Du solltest dich in den nächsten Tagen nicht zu heftig bewegen, damit die Wunde nicht wieder aufreißt..“, empfahl Meister Fudo. Nachdenklich sah er seinen Schüler an, was er von diesem erfahren hatte, war sehr beunruhigend.
 

Aber um dessen Fragen zu beantworten, musste er noch einiges überprüfen, so leid es ihm auch tat, er musste Seto noch ein paar Tage hinhalten. „Im Augenblick kann ich dir deine Fragen nicht beantworten, komme bitte in einer Woche wieder, dann werde ich sie dir alle beantworten können. Bis dahin möchte ich dich bitten deine Kette nicht mehr zu tragen, sondern sie sicher zu verwahren.“ Der Blauäugige verstand nicht ganz, er hatte seine Kette von Meister Fudo erhalten, warum sollte er sie jetzt weglegen? „Aber warum?“, fragte er dann auch erstaunt. „Auch auf diese Frage bekommst du in einer Woche die Antwort, bis dahin musst du mir vertrauen.“ Meister Fudo wusste genau, was er von Seto verlangte, denn dieser vertraute anderen nicht gern, doch in diesem Fall musste er es einfach tun.
 

Erleichtert sah der Ältere das zustimmende Nicken des Braunhaarigen. Seto stand nun auf und zog sich wieder an. „Gut, ich warte eine Woche und ich werde auch diese Kette ablegen, aber dafür will ich auch alles erfahren, was es mit diesen Monstern und den geheimnisvollen Gegenständen auf sich hat. Ich werde das Gefühl nicht los, das ihr mehr wisst, als ihr mir sagt, Meister Fudo.“ Meister Fudo gab ihm noch etwas von seiner Tinktur und entgegnete: „Ich werde dir alle deine Fragen beantworten, Grünschnabel.“ Als Seto ging, sah der Alte nachdenklich hinter ihm her. Sein Schüler hatte einen feinen Instinkt und einen scharfen Verstand, welch ein Jammer, dass er seine Talente bei der Polizei vergeudete.
 

Seto hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Als er Meister Fudo verließ war es schon früher Abend. Sein Magen meldete sich, doch zum selber kochen hatte er keine Lust, also würde er wieder Essen gehen und vorher könnte er sich ja noch einen Martini genehmigen. So fuhr er erst ins Blue-Eyes, dort suchte er sich etwas Abseits einen Tisch und bestellte sich seinen Martini. Lange wollte er nicht bleiben, aber er hatte festgestellt, das er in dieser Atmosphäre gut abschalten konnte.
 

~~~
 

Joey ließen die Gedanken an den verletzten Drachen nicht los. Er beschloss am nächsten Morgen, als er von seiner Schicht aus dem Blue-Eyes zurück war, noch einmal nach dem Weißen zu suchen. Irgendwie fühlte er sich verantwortlich für ihn, warum, das konnte er auch nicht sagen. Er duschte kurz und machte sich auch schon gleich, im Schutze der noch herrschenden Dunkelheit, auf den Weg. Es dauerte ein Weilchen, bis er das Tal wieder fand, in das der Weiße sich hatte fallen lassen, doch eine Stunde nach Sonnenaufgang hatte er es gefunden. Nun drosselte der Schwarze seine Geschwindigkeit und flog langsam das Tal ab, bis er die Stelle fand, an der der Weiße in den Wald geflogen war. Er hatte Glück und fand eine Stelle direkt daneben, an der er landen und sich verwandeln konnte. Aufmerksam untersuchte er die Gegend und konnte tatsächlich Blutspuren finden. Doch von dem Drachen fand er keine Spur und eines war ziemlich merkwürdig – wenn der Drache sich tiefer ins Gebüsch zurückgezogen hätte, dann müsste er doch wesentlich mehr abgebrochene Zweige finden.
 

Grübelnd ging Joey weiter und stieß zu seiner Überraschung plötzlich auf eine Holzhütte. Davor waren Reifenspuren zu sehen und der Besitzer des Wagens war vor nicht allzu langer Zeit weggefahren, die Wassertropfen aus dem Auspuff waren noch ganz feucht. Wer hier wohl wohnte? Joey wollte sich ein paar Notizen machen, als ihm auffiel, dass er ja gänzlich unbekleidet war. Er hoffte nun, dass der Bewohner dieser Hütte nicht gleich wieder kam, dann hätte er wirkliche Schwierigkeiten. Er schaute sich noch einwenig in der Umgebung der Hütte um, doch er konnte nirgendwo Drachenspuren entdecken. Nachdenklich machte er sich auf den Weg zurück zum Tal. An seinem Landeplatz waren ganz deutlich die Spuren von zwei verschiedenen Drachen zu erkennen. Und doch fand er keine Spuren darüber, dass der Weiße wieder davon geflogen wäre.
 

Joey setzte sich auf den aufgewühlten Moosboden und grübelte. Er würde hier bleiben müssen, es war zu hell, um nach Domino zurückkehren zu können, weder als Drache, noch als nackter Mann. Also beschloss er sich nach Beeren umzuschauen, damit er seinem hungrigen Magen etwas anbieten konnte. Es gäbe zwar die Möglichkeit die Hütte noch mal etwas genauer in Augenschein zu nehmen, aber das war ihm dann doch zu riskant. Nachdem er seinen Magen ein klein wenig beruhigt hatte, versuchte er die Fakten zu sortieren.
 

Ein Weißer Drache, den er erst vor kurzem das erste Mal in seinem Leben getroffen hatte, wurde verletzt, und war anschließend wie vom Erdboden verschwunden. Mal angenommen, er selbst wäre verletzt worden, was würde er dann tun? Er würde sich so schnell wie möglich wieder verwandeln wollen. Ob der Weiße genauso ein Mensch war, wie er? Sein Herz fing an zu rasen, als er diese Möglichkeit in Betracht zog. Ob es vielleicht noch einen Menschen gab, der sich in einen Drachen verwandeln konnte, so wie er? Das wäre ja sooo toll. Joey wurde richtig aufgeregt, denn wenn das der Fall wäre, dann würden die Spuren, die er gefunden hatte, alle passen. Und auch, dass der Weiße unbedingt verschwinden und sich nicht ausruhen wollte, bis seine Wunden geheilt waren. Woher hätte er auch wissen sollen, dass niemand ihn besser verstehen konnte, als er? Er suchte sich einen Laubhaufen und grub sich darin ein wenig ein, um noch bis zum Sonnenuntergang ein wenig zu schlafen.
 

Joey erwachte als die Sonne bereits untergegangen war, denn er fror erbärmlich. Es kostete ihn einige Konzentration sich zu verwandeln, doch dann flog er auf schnellstem Wege nach Domino zurück. Der Flug und die anschließende heiße Dusche taten ihm gut, und ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er sogar noch einen kleinen Happen essen konnte. Es reichte zwar nur für eine Instantnudelsuppe, aber sie wärmte ihn von innen und füllte den Magen. Heute verzichtete er darauf das Motorrad zu nehmen und entschied sich lieber fürs Auto. Einigermaßen aufgewärmt erreichte er pünktlich um viertel vor zehn das Blue-Eyes und machte sich für seine Schicht fertig.
 

~~~
 

Seto wartete auf seinen Martini, als ein Mann sich seinem Tisch näherte, der definitiv nicht zu Bedienung des Clubs gehörte. Wollte ihn etwa schon wieder jemand anbaggern? Er schenkte dem Mann seinen eisigsten Blick. Der Kerl verstand zu seinem Glück, was dieser Blick bedeutete und machte postwendend kehrt. Fast hatte er den Eindruck, dass hier nur Schwule rumlaufen würden. Ein Blick in die Runde ließ ihn erkennen, das der Anteil an Frauen tatsächlich gering war.
 

Als Joey in die Bar kam, begrüßte Duke ihn grinsend: „Dein James Bond ist auch schon da. Er sitzt an Tisch 17.“ Joey grinste zurück. „Und wer bedient heute Tisch 17?“ „Kazuki bedient heute Tisch 17.“ „Falsch“, grinste Joey zurück, „Joey Wheeler.“ Joey machte den Martini fertig und brachte ihn zu Tisch 17, an dem, wie erwartet, Seto Kaiba saß und auf seinen Cocktail wartete. „Ein Martini – geschüttelt, nicht gerührt – ganz wie der Herr es wünschen.“

Seto blickte auf und seufzte, es hatte ja auch nicht anders sein können – das der Blondschopf hier arbeitete, hatte er ganz verdrängt. „Immer einen coolen Spruch auf den Lippen, oder Wheeler?“, entgegnete er mit einem leichten Grinsen.
 

„Aber immer doch, Kaiba.“, gab Joey ebenso entspannt zurück. „So allein heute? Versetzt, oder kommt sie noch?“, grinste Joey. Er konnte es nicht lassen, er musste Seto Kaiba einfach damit aufziehen. Außerdem interessierte es ihn wirklich, ob seine BEGLEITUNG noch erscheinen würde. „Wie kommst du darauf, dass ich verabredet bin?“, fragte Seto erstaunt. „Ich will nur einen Martini trinken und dann gehe ich essen. ALLEINE, wenn du es genau wissen willst.“, fügte

er noch hinzu. „Och, schade, ich hatte schon gehofft, ich könnte dir noch ein Weilchen Gesellschaft leisten.“, meinte Joey gespielt enttäuscht. Fragend hob Seto eine Augenbraue. „Wieso willst du ausgerechnet MIR Gesellschaft leisten?“ Joey legte seinen Kopf ein wenig schief und schien nachzudenken. „Vielleicht, weil ich dich mag?“, antwortete er ernst. Er wollte gerne mit Seto wieder befreundet sein, und es gab so viel zu erzählen, seit sie getrennt wurden.
 

„Na, ich geh dann mal wieder, wenn du noch was brauchst, nur die Hand heben, ich komm dann schon.“, sagte Joey lächelnd und wollte wieder zurück an die Bar gehen. Seto ließ ein leicht bitteres Lachen hören. „Dann wärst du der erste. Nein, vergiss die Freundschaftsgeschichte von damals. Ich habe mich zu sehr verändert.“ Joey drehte sich wieder um. „Na und, ich bin auch nicht mehr der Gleiche, ich habe mich auch verändert. Was spricht denn dagegen, dass wir ganz von vorne anfangen? Damals waren wir Kinder, und heute sind wir erwachsene Männer. Es ist nur ganz natürlich, dass wir uns verändert haben.“

„Du kannst mir gleich die Rechnung bringen.“ Seto ging nicht auf das, von Joey eben gesagte, ein. Joey seufzte. „Ja, mach ich.“ Joey ging zur Bar und ließ die Rechnung fertig machen.
 

Eine nie gekannte Traurigkeit bemächtige sich Setos, gern würde er einen Freund haben und ja, am liebsten sogar diesen Köter. Aber nicht mehr in diesem Leben, er hatte seine Gefühle irgendwann in der Vergangenheit begraben. Es war einfach zu spät sie wieder hervorzuholen. Fünf Minuten später kam Joey mit der Rechnung über zwei Martinis zurück. Seto sah in diesem Augenblick so verletzlich aus, am liebsten hätte er ihn in den Arm genommen und getröstet. Doch dies würde wohl immer nur ein Wunschtraum bleiben. Joey räusperte sich: „Deine Rechnung.“
 

Seto schreckte auf, er war so in Gedanken versunken gewesen, das er nicht gemerkt hatte, das Joey wieder zurückkam. „Ja, danke.“ Seto bezahlte, stand auf und – wieso und warum wusste er nicht – stand Joey ziemlich nah gegenüber und sah in seine Augen. Der Kuss fiel ihm wieder ein und für einen winzigen Moment hatte er Sehnsucht danach. Doch das war schnell wieder vorüber. Er nickte Joey zu. „Ich melde mich, sobald ich neue Ergebnisse habe.“ Joeys Antwort wartete Seto gar nicht erst ab, sondern ging gleich, ohne sich noch mal umzusehen. Joey schaute ihm traurig hinterher, der Blick aus Setos Augen sprach Bände. Der kleine einsame Seto war doch noch da, und sehnte sich nach Freundschaft. Warum sperrte er sich nur so dagegen? Er würde auf jeden Fall da sein, wenn er bereit dazu war. Tief atmete er durch und begab sich wieder hinter die Bar und Kazuki bediente wieder Tisch 17.
 

~~~
 

Als Joey in dieser Nacht aus dem Blue-Eyes wieder nach Hause kam, fühlte er sich total ausgelaugt. Überraschender Weise hatte er überhaupt keinen Muskelkater, daran war höchst wahrscheinlich sein Fliegen an den letzten Tagen schuld. Und doch hatten ihn die beiden letzten Tage ziemlich geschlaucht. Hatte er sich gestern vor allem noch Sorgen um den verletzten Weißen gemacht, so irritierte ihn heute die Anwesenheit des graugrünen Drachens, der den Weißen angegriffen hatte, umso mehr. Er hatte ihm das Genick gebrochen, also musste dieser ein echter Drache sein, er hätte sich sonst ganz bestimmt in einen Menschen zurück verwandelt. Wo kam der Große also nur her? Lebte er am Ende schon immer in diesem Tal, und der Weiße war seinem Territorium zu nahe gekommen? Nun, ganz ausschließen konnte und wollte er das jetzt nicht mehr.
 

Aber die Möglichkeit, dass der Weiße vielleicht ,wie er, ein Verwandler war, die erfüllte ihn mit einer großen Sehnsucht. Ach, wie schön wäre es, jemanden zu kennen, sich mit ihm vielleicht zu befreunden, der das gleiche Geheimnis trug, wie er. Er könnte mit ihm über alles reden, und sie könnten gemeinsam fliegen. Auch wenn er manchmal dachte, dass Drachen wohl Einzelgänger waren – aber nicht ein Joey Wheeler.

Als Joey sein Bett sah, überfiel ihn mit einmal eine starke Müdigkeit, immerhin war er ihm die letzten beiden Nächte fern geblieben. Doch wenn er glaubte sofort in einen traumlosen Schlaf zu fallen, dann hatte er sich geirrt. Kaum war er eingeschlafen, da vermischten sich schon wieder die Erlebnisse der letzten Tage. Die Drachen beschäftigten ihn sehr und er wünschte sich, dass Mahou da wäre, damit er ihn fragen konnte. Im Traum hörte er seinen Anrufbeantworter ab und Mahou hatte die Nachricht hinterlassen, dass er nächsten Montag auf einen kurzen Zwischenstopp für zwei Tage in Domino wäre.
 

Verschlafen schlurfte er am nächsten Morgen zu seiner Kaffeemaschine und mit einer Tasse Kaffee in der Hand hörte er seinen Anrufbeantworter ab. Er ließ fast seine Tasse fallen, als Mahou sich meldete und seine Ankunft für Montag ankündigte. Jetzt war Joey ganz wach, das kam ihm doch so bekannt vor...

Er freute sich riesig Mahou wieder zusehen, aufgeregt machte er sich auf den Weg zu seinem Kleiderschrank. Wo waren eigentlich seine ganzen Guten Sachen abgeblieben? Er musste dringend mit Serenity reden. Überhaupt, was tat sie eigentlich so die ganze Zeit? Seit sie ihre Wohnung hatte, bekam er sie eigentlich nur noch selten zu Gesicht. In letzter Zeit hatte er nicht viel Arbeit für sie, er konnte sich, seit er Seto wieder gesehen hatte, auf keinen anderen Fall mehr richtig konzentrieren. Er entschloss sich, sie einmal in ihrer neuen Wohnung zu besuchen... Und das mit seiner Wäsche musste auch anders laufen...
 

~~~
 

Am nächsten Morgen fuhr Seto ins Präsidium, seine Verletzung würde ihn bei der Arbeit nicht stören. Als er sein Büro erreichte, wartete Tanaka schon auf ihn. „Guten Morgen, Kaiba. Schau, was ich hier habe, es kam vorhin ein Fax, mit der Antwort auf deine Anfrage.“ Mit seinen Worten wedelte Tanaka mit einem Blatt Papier herum. „Guten Morgen Tanaka“ erwiderte Seto den Gruß seines Kollegen. „Auf welche Anfrage, wurde geantwortet?“ Verblüfft hielt Rafu inne. „Du hast mehrere Anfragen laufen?“ Kaiba grinste. „Nur zwei, die eine betrifft diesen Johnson, du weißt schon, den mit der Narbe und die andere Maximilian Pegasus, den Industriellen. Also, welche Antwort hast du in der Hand?“ Seufzend erklärte Tanaka: „Es geht um diesen Narbigen. Er wird in mehreren Ländern gesucht. Er ist ein Hochspezialisierter Kunsträuber, der mit seinen Methoden nicht immer besonders zimperlich ist. Außerdem steht er unter Verdacht ein Killer zu sein – das FBI in den Staaten, schreibt ihm mehrere Morde zu. Sein richtiger Name ist, jetzt halt dich fest, Frank Smith.“ Tanaka unterbrach sich und grinste, „Kein Wunder, das er sich immer neue Namen sucht, bei dem Allerwelts-Namen.“
 

Kaiba hatte inzwischen das Fax von seinem Kollegen in der Hand und las dessen Ausführungen noch mal nach, das FBI hatte noch die Bitte hinzugefügt, diesen Smith zu verhaften. Das kam ihm sehr gelegen, da er ihn dann wegen des Ringes und des Stabes befragen konnte und es gab ihm die Möglichkeit, etwas über dessen Auftraggeber herauszufinden.

Ein junger Kollege kam ins Büro. „Hier sind die Unterlagen über Pegasus, die sie angefordert haben.“ Er reichte Kaiba die Akte und zog sich gleich wieder zurück. Schnell überflog der Brünette die Papiere und meinte dann: „Pegasus scheint ein unbescholtener Bürger zu sein, eine Stütze der Gesellschaft, hm, wir werden dem Guten einen Besuch abstatten und ihn fragen, wieso er einen international gesuchten Kunstdieb und Killer bei sich beschäftigt. Mal sehen, wie er sich da raus redet.“ Tanaka wurde es unbehaglich zumute. „Du willst wirklich einen so mächtigen Industriellen befragen?“
 

„Wenn du nicht willst gehe ich alleine.“, entgegnete Kaiba etwas frostig, Rafu hob abwehrend seine Hände. „Schon gut, ich komme ja mit.“ „Dann ist ja alles geklärt, wir fahren gleich los.“ Seto hatte nicht die Absicht, die Befragung von Pegasus auf die lange Bank zu schieben. Er nahm sich seinen Mantel und verließ das Büro, seufzend beeilte sich sein Kollege ihm zu folgen. Eine dreiviertel Stunde später standen sie dem Inhaber und Präsidenten von Industrial Illusion, Maximilian Pegasus, gegenüber.
 

Dieser sagte gerade; „Guten Tag, meine Herren, wie kann ich ihnen helfen?“ Diese Stimme, die hatte er doch schon mal gehört, fuhr es Kaiba durch den Kopf, doch er antwortete: „Wir wissen es zu schätzen, das sie uns ihre kostbare Zeit zur Verfügung stellen. Wir haben ein paar Routinemäßige Fragen an sie.“ Rafu wunderte sich wieder einmal über seinen Kollegen, er kannte ihn nun schon ein paar Jahre und hatte sich an seine unterkühlte Art gewöhnt. Aber wenn er so eine Freundlichkeit, wie jetzt eben, an den Tag legte, überraschte es ihn immer noch. Er betrachtete den Industriellen, ein Mann Anfang vierzig, athletische Figur, sein weißes Haar war akkurat frisiert und seine braunen Augen blickten reserviert auf die beiden Beamten. Pegasus nickte Kaiba auffordernd zu. „Was wollen sie wissen?“
 

Seto Kaiba hatte seinen Blick kurz durch das Büro schweifen lassen. „Sie sind Kunstsammler?“ Ein wenig von der Frage irritiert antwortete der Weißhaarige: „Ja, eine kleine Leidenschaft von mir.“ Seto erkundigte sich weiter: „Sie scheinen die Epoche des Mittelalters zu mögen.“ „Sie kennen sich darin aus?“, stellte nun Pegasus seine Frage. Seto stand vor einer Fotografie, die ein aufgeschlagenes Buch zeigte, die Schrift erkannte er. „Sie haben das Original?“, geflissentlich überhörte Seto die Frage und deutete auf die Fotografie. Pegasus war inzwischen aufgestanden und an die Seite Kaibas getreten und sah nun ebenfalls auf die Fotografie. Der Blauäugige sprach weiter: „Diese Burg da auf der Luftaufnahme, ist doch die ihre, nicht wahr?“ „Ein Polizist mit Kunstkenntnissen...“, meinte der Eigentümer der Burg amüsiert, „...und über mich informiert haben sie sich auch. Ja, es ist meine Burg. Aber sie sind doch nicht extra zu mir gekommen um Smalltalk zu halten.“
 

Seto lächelte. „Nein, natürlich nicht und ja, ich habe mich vorher über sie informiert. Das gehört zu meiner Arbeit.“, er sah seinem Gegenüber in die Augen. Es waren braune Augen, doch es fehlten ihnen die Wärme, die er von einem anderen braunen Augenpaar kannte. „Es geht um einen ihrer Mitarbeiter.“, kam Seto nun langsam auf den Punkt, „Um Peter Johnson um genau zu sein, was wissen sie über ihn?“ Nachdenklich kräuselte der Industrielle seine Stirn „Johnson... Johnson sagen sie, hm, ach ja, er ist im Einkauf für mich tätig. Er verhandelt besonders schwierige Fälle. Warum fragen sie mich nach ihm?“ Seto lächelte immer noch. „Sein Name ist im Zusammenhang eines Kunst- und Schmuckdiebstahls gefallen. Ich überprüfe nur die Fakten. Ist es wohl möglich Mr. Johnson zu sprechen?“ Der Firmenchef setzte ein bedauerndes Gesicht auf. „Es tut mir furchtbar leid, aber Mr. Johnson ist auf Geschäftsreisen, ich erwarte ihn erst in zwei Wochen zurück.“ „Da kann man nichts machen.“ Kaiba schickte sich an zu gehen, Tanaka beeilte sich die Tür zu erreichen und wollte sie gerade öffnen, als Seto sich noch mal an Pegasus wandte. „Was sagen sie eigentlich zu den Vorkommnissen mit den Duellmonstern in der letzten Zeit, haben sie etwas damit zu tun?“
 

„Ich glaube, ich habe ihre Fragen zur Genüge beantwortet. Wenn sie weitere haben, wenden sie sich bitte an meinen Anwalt. Ich jedenfalls stehe ihnen nicht mehr zu Verfügung. Guten Tag.“, gab der Gefragte kühl zurück. „Danke für ihre Geduld, Guten Tag.“, erwiderte Kaiba höflich, ihre Blicke trafen sich kurz, dann ging Seto endgültig.

„Für dieses Geplänkel sind wir hierher gefahren? Das war völlig sinnlos.“, beschwerte sich Tanaka. „Nein, das war es nicht.“, erwiderte Kaiba einsilbig. Seine Gedanken beschäftigten sich mit dem, was er gerade erfahren hatte. Wichtig war es jetzt diesen Johnson, alias Smith, zu finden. Mit ihm kam noch mehr Licht ins Dunkel.

Begegnungen

Die Beamten ließen einen nachdenklichen Mann zurück. Hm, Johnson wurde langsam untragbar – wenn er schon die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gezogen hatte, würde es nicht mehr lange dauern und sie fänden die Zusammenhänge heraus. Natürlich wusste Pegasus, wer Johnson in Wahrheit war, er hatte ihn angeheuert und die neuen Papiere besorgt. Bisher hatte dieser ihm auch großartige Dienste geleistet, doch nun wurde er zu einer Bedrohung. Dann war da noch dieser Schnüffler, wie hieß er noch gleich? ... Ach ja, Wheeler... wenn dieser mit seinem Wissen zur Polizei gegangen war, davon ging er jetzt einfach aus, dann hatte er die Bullen erst auf die Spur von Johnson gebracht. Wheeler und Johnson mussten aus dem Weg geräumt werden, sie waren die einzige Verbindung zu ihm. Und der Schnüffler hatte für beide Gegenstände einen Auftrag bekommen, so blöd kann niemand sein, um nicht einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen herzustellen.
 

Verflixt, es schien ihm alles aus dem Ruder zu laufen. Pegasus war unzufrieden. Vor kurzem hatte er eine neue Beschwörung ausprobiert, dabei war ihm ein graugrüner Drache entwischt und trotz aller Sicherheitsmaßnahmen war der Drache nicht mehr zurückgekommen. Er hatte den vagen Verdacht, das Timiat etwas damit zu tun hatte. Dieser Drache wurde immer stärker, entwickelte ein eigenständiges Denken und Handeln. Als er es erkannte, wollte er wirklich den Drachen, bzw. die Karte, die den Fünfköpfigen rief, zerstören. Doch da bot dieser ihm einen Deal an und dem konnte er einfach nicht widerstehen. Seitdem schien ein Teil von dessen Macht und Persönlichkeit in ihm zu sein, so kam es ihm jedenfalls manchmal vor. Hin und wieder übernahm dieser Teil die Kontrolle über sein Denken und Handeln, doch es störte ihn nicht, im Gegenteil, er genoss die Macht, die er dann spürte.
 

Mit diesem dummen Stab jedoch kam er nicht weiter, er hatte noch nicht herausgefunden, wie er den nächsten Hinweis zu lesen hatte. Außerdem hatte sich sein Computerprogramm kurzzeitig verabschiedet, so dass er viel Zeit auf die Wiederherstellung verwenden musste. Das wurmte ihn, hielt es ihn doch unnötiger Weise auf.

Pegasus Gedanken beschäftigten sich nun mit dem blauäugigen Polizisten, dieser schien etwas zu wissen... Das würde ein interessantes Spiel werden, mal sehen ob der wirklich soviel wusste... Im Gegensatz zu dem Schnüffler, reizte ihn dieser Kaiba ungemein. Die Art Fragen zu stellen, sich zu geben, zu bewegen und sein Blick am Ende, ja, der war eine Herausforderung – es lohnte sich sicher, ihn im Auge zu behalten. Obwohl er das wahrscheinlich nicht brauchte, denn Pegasus wusste einfach, dass er Seto Kaiba nicht das letzte Mal gesehen hatte.
 

Entschlossen stand Maximilian Pegasus auf, heute hatte er hier in der Firma nichts mehr zu erledigen, die zwei Termine am Nachmittag, konnten leicht verschoben werden. Im Augenblick hatte er sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Aus dem Büro gehend hielt er noch einmal bei seiner Sekretärin und gab ihr Anweisungen, was seine heutigen Verabredungen betraf und ließ von ihr seine Limousine ordern. Dann machte er sich auf den Weg hinunter und als er vor dem Gebäude ankam, fuhr gerade sein Wagen vor. Der Fahrer sprang heraus und öffnete die hintere Tür. Mit einem „Ja, Sir.“, nahm er die Anweisung seines Chefs entgegen, schloss hinter diesem die Tür und beeilte sich wieder hinter das Steuer zu kommen. Zügig steuerte er in Richtung ihres Ziels, unterdessen nahm Pegasus ein Handy aus seinem Aktenkoffer, klappte es auf und wählte eine Nummer.
 

„Johnson, sie müssen abtauchen, die Polizei sucht nach ihnen, kommen sie in zwei Stunden zum üblichen Treffpunkt. Ich bringe Geld und Papiere mit.“ Er klappte das Telefon wieder zu, schickte noch eine SMS ab, öffnete dann das Seitenfenster und warf das Handy in einem hohen Bogen aus dem fahrenden Auto, die Brücke hinunter, in den Fluss. Es schlug auf dem Sockel des Brückenpfeilers auf, zersplitterte und die Einzelteile versanken im Wasser.
 

In seiner Villa angekommen, wies er den Fahrer an zu warten, ging in sein Büro, öffnete den Tresor, entnahm diesem, zwei dicke Geldumschläge und einen Umschlag mit gefälschten Papieren. Diese hatte er vor zwei Tagen in seinem Safe deponiert, er hatte das Gefühlt gehabt, dass er das bald brauchen würde. Sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen, er musste jetzt handeln, bevor alles zu spät war. Die drei Umschläge verstaute er in seinem Aktenkoffer, begab sich wieder zu seinem Wagen und der Fahrer steuerte nun den vereinbarten Treffpunkt an.
 

Johnson wartete bereits, er lehnte an seinem Wagen und sah der Limousine seines Auftraggebers entgegen. Er hatte sich bereits gefragt, wieso die Polizei nach ihm suchte, da fiel ihm der Schnüffler ein, der musste die Bullen auf seine Spur gebracht haben. Der würde sich nicht lange an seinem Erfolg freuen können, er hatte schon geeignete Schritte eingeleitet, die diesen Schnüffler zum Schweigen bringen sollten...

Der Job, den er jetzt innehatte, gefiel ihm, das würde ihm kein drittklassiger Schnüffler verderben. Johnson war der Meinung, dass er sehr gute Arbeit geleistet hatte. Vor allem bei seinem letzten Auftrag konnte er Pegasus zeigen, wie gut er arbeitete. Nach dem Anruf von diesem Wheeler, hatte er sofort alles in die Wege geleitet, keine Stunde später, war er an der Tempelanlage. Mit dem modernsten Handgerät, zum Durchleuchten der Wände, hatte er die Grabkammer schnell gefunden und diesen Stab an sich gebracht. Keine zwei Stunden später war er schon wieder weg gewesen und hatte den Stab wenig später bei Pegasus abgeliefert. Und der zeigte sich beeindruckt von seiner Arbeit, bei dem saß er fest im Sattel, davon war er überzeugt.
 

Die Limousine hielt neben ihm, Johnson trat heran und öffnete die hintere Tür. Sein Boss stieg aus und hatte einen Aktenkoffer in der Hand. Diesen legte er auf die Motorhaube von Johnsons Wagen, während er den Narbigen ansah. „Ich gebe ihnen alles nötige um Unterzutauchen.“, kam Pegasus gleich zum Thema. „Im Augenblick brauche ich ihre Dienste auch nicht, ich habe eine Weile mit dem Entschlüsseln zu tun. Ich denke in drei, vier Wochen können wir dann weitermachen.“ Das bestätigte Johnsons Vermutung nur, er nahm die Umschläge entgegen, die der Firmeninhaber ihm reichte: „Ganz wie sie es wünschen, Mr. Pegasus. In vier Wochen melde ich mich bei ihnen.“
 

Der Weißhaarige nickte zustimmend. „Wir machen es auf die übliche Art.“ Damit wandte er sich wieder ab und stieg ins Auto, bevor er die Tür schloss, sagte er noch: „Sie sollten sich beeilen, ich weiß nicht, in wieweit sie schon gesucht werden.“ Johnson stand erst noch unschlüssig an seinem Auto, erst nach den mahnenden Worten seines Bosses, kam Bewegung in ihn. „Ja, sie haben recht, ich werde gleich verschwinden.“, sagte er, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
 

Langsam fuhr ein weiteres Auto an die Limousine heran. Pegasus Tür war schon geschlossen, er öffnete nur das Seitenfenster und sah den Fahrer des anderen Wagens an. „Sie wissen, was sie zu tun haben?“ Der Mann nickte, machte mit den Fingern das Zeichen des Geldzählens. Der Weißhaarige nahm einen dicken Umschlag aus seiner Jackeninnentasche hervor und warf ihn in das andere Auto. Der Fahrer nahm ihn auf, sah kurz hinein, er nickte zufrieden, hob kurz die Hand und fuhr davon. Zufrieden schloss Pegasus das Fenster wieder, er hatte jetzt alles in die Wege geleitet, bald gab es nichts mehr, das auf ihn hindeutete.
 

~~~
 

Am Nachmittag beschloss Joey seinen Entschluss in die Tat um zu setzen und Serenity zu besuchen. Immerhin fehlte ihm immer noch die neue schwarze Hose. Seine Wäsche wusch er sich seit Serenitys Auszug meistens selber, wenn sie nicht gerade die Wäsche machte, während sie seine Büroarbeiten erledigte. Er suchte ihre Adresse heraus, und fuhr auf seinem Motorrad zu ihrem Wohnung. Joey wählte das Motorrad, weil er damit leichter einen Parkplatz fand. Die Gegend, die sich Serenity ausgesucht hatte gefiel ihm schon einmal recht gut und das Haus machte auch einen guten Eindruck auf ihn. Er suchte auf dem Klingelschild nach ihrem Namen und wollte schon klingeln, als die Eingangstür aufging und ein junger Mann heraus kam. Er hielt ihm die Türe auf und fragte höflich, zu wem er denn wolle. „Ich möchte zu Serenity Wheeler.“, antwortete Joey freundlich. Es gefiel ihm ausgezeichnet, dass man sich so um die Nachbarn kümmerte. „Und sie sind...?“, wollte der Schwarzhaarige vom ihm wissen. „Ihr Bruder,“ antwortete Joey überrumpelt, „Und sie?“, erkundigte er sich im Gegenzug. „Mein Name ist Mitsuki Okayama.“, antwortete ihm der Schwarzhaarige lächelnd. „Man sieht sich.“ Damit verschwand er auf die Straße und ließ einen verdatterten Joey stehen.
 

Joey ging kopfschüttelnd die Treppen zu Serenitys Wohnung hinauf. Nach dem zweiten Blick auf eines der Klingelscher hatte er Serenitys Wohnungstür auch schon ausgemacht. Er atmete einmal tief durch und drückte auf die Klingel. Ein melodischer Klingelton erklang. Nanu, hatte Mitsuki etwas vergessen? Serenity schaute überrascht auf. Da sie gerade aus der Dusche kam, hüllte sie sich in ihren Bademantel, ging eilig zur Tür und öffnete diese. Sie hatte schon Luft geholt um ihren Freund zu fragen, was er denn vergessen hätte, als sie ihren Bruder erkannte. Gerade noch so kriegte sie den Bogen. „Joey, welch eine Überraschung. Komm doch rein.“, bat sie ihren Bruder einzutreten.„Ähm, komm ich Ungelegen?“, fragte Joey unangenehm berührt mit einem Blick auf ihre Aufmachung. „Ich hätte wohl besser anrufen sollen.“, meinte er mit einem entschuldigenden Blick zu seiner Schwester. „Nun stell dich nicht so an. Du hast mich doch schon oft genug im Bademantel gesehen.“, meinte sie leichthin. „Setz dich doch schon mal ins Wohnzimmer, ich ziehe mir nur schnell was an.“ „Ja, danke.“ Joey machte es sich im Wohnzimmer bequem. Und wenn sie auch Recht hatte, es war schon ein Unterschied, ob man sich eine Wohnung teilte oder ob man den anderen besuchte. Joey schaute sich um, er war zum ersten Mal in ihrer eigenen Wohnung, denn er hatte Serenity bei ihrem Umzug nicht helfen können, da er außerhalb zu tun hatte. Sie hatte sich richtig geschmackvoll eingerichtet, das Wohnzimmer strahlte eine gemütliche Atmosphäre aus. Ja, seine Schwester hatte wirklich Geschmack.
 

Serenity ging schnell in ihr Schlafzimmer, zog sich an und machte dann noch einen Abstecher ins Bad, um ihre Haare zu fönen. Erleichtert seufzte sie auf. Das war ja noch mal gut gegangen, beinahe wären sich ihr Bruder und ihr Freund in die Arme gelaufen. Wenn möglich, wollte sie das gerne noch ein bisschen hinauszögern. Schließlich war sie fertig und ging zurück ins Wohnzimmer. „Gefällt dir die Wohnung?“, fragte Serenity von der Tür her, „Dumme Frage, du hast sie ja noch nicht ganz gesehen. Komm ich zeig sie dir, wenn du willst.“

„Danke, gerne“, antwortete Joey und erhob sich von der Couch. Auch wenn sie seine Schwester war, es war unhöflich sich eine Wohnung alleine anzusehen. Mittlerweile bereute Joey es ein wenig, dass er ihr nichts mitgebracht hatte, es war immerhin sein Antrittsbesuch. „Schön hast du’s hier.“, meinte er anerkennend mit Blick auf ihre Wohnzimmereinrichtung. „Danke dir.“ Serenity freute sich riesig über seine Worte und zeigte ihm ihre Wohnung. „Was führt dich eigentlich zu mir? Willst du einen Kaffee?“
 

„Meine Wäsche. Ja, danke.“, antwortete er in der Reihenfolge ihrer Fragen. Ja, Serenity hatte sich geschmackvoll eingerichtet, es gab nichts Überflüssiges und auf Kitsch hatte sie ganz verzichtet. Die Möbel und die Farbe ihrer Wände passten harmonisch zusammen. „Du hast dir wirklich ein schönes Heim geschaffen.“, äußerte Joey sich bewundernd über ihr neues Domizil. „Schön dass es dir gefällt.“ Serenity gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. „Kaffee kommt sofort. Setz dich doch solange oder komm mit in die Küche.“ Serenity drehte sich um und ging in die Küche.„Ach, ich komm lieber mit in die Küche, wenn es dir recht ist.“, sagte Joey und folgte seiner Schwester in die Küche. Zwei Dinge fielen ihm zwar auf, doch er nahm sie nicht wirklich wahr, in der Spüle standen zwei benutzte Tassen und im Schlafzimmer im Wäschekorb schaute eine Boxershorts heraus. Joey setzte sich auf den Tisch und sah seiner Schwester zu. Serenity holte zwei Tassen aus dem Schrank und bereitete den Kaffee zu.

„Also deine Wäsche führt dich zu mir, was ist denn damit?“, fragte sie verschmitzt. Sie goss den Kaffee ein, setzte sich an den Küchentisch und stellte eine Tasse vor Joey ab.
 

„Mir fehlen all meine guten Hosen und mein Anzug. Eigentlich alles aus dem Blue-Eyes. Wolltest du die nicht in die Reinigung bringen?“, erkundigte sich Joey bei ihr. „Hab ich doch auch. Ja, hast du die denn noch nicht abgeholt?“, erstaunt blickte Serenity ihren Bruder an. „Die Zettel für die Reinigung hatte ich dir extra auf deinen Schreibtisch gelegt. Hast du sie denn nicht gefunden?“ Eigentlich eine dumme Frage, da er sonst bestimmt nicht danach gefragt hätte, überlegte sich Serenity. „ICH sollte die Sachen abholen?“, verblüfft schaute Joey Serenity an. „Das hab ich überhaupt nicht mitbekommen.“ Das stimmte, Joey hatte seiner Schwester nicht zugehört, als sie ihm das mit der Reinigung sagte, da er mit seinen Gedanken bei dem Abend im Blue-Eyes gewesen war, als Seto mit einer gewissen Person dort gewesen war und sie so intim miteinander waren...
 

„Wie kommst du im Fall Kaiba voran?“, fragte Serenity nach einer Weile des Schweigens, und dachte dabei an den Fall Mokuba Kaiba. „Wir machen Fortschritte, würde ich sagen.“, antwortete Joey abwesend und dachte dabei an Seto Kaiba. Die Akte Mokuba Kaiba hatte er längst vergessen. „Wir? Wer ist wir?“ erkundigte sich Serenity irritiert. „Seto und Ich.“, antwortete Joey ohne weiter nachzudenken. Verblüfft sah Serenity ihren Bruder an. „In welcher Sache macht ihr Fortschritte?“ Mal sehen ob sie noch was aus ihrem Bruder rauskitzeln konnte, die erste Information bekam sie zufällig, jetzt fragte sie bewusst nach.

Sie war da immer noch egoistisch, solange ihr Bruder beschäftigt war, kümmerte er sich nicht um ihre privaten Dinge. „In unserer. Es scheint so, als könnten wir doch wieder Freunde werden.“ Melancholisch blickte Joey gerade aus. Ihr Bruder schien ja immer noch an Seto zu hängen, dunkel konnte Serenity sich noch an die Zeit erinnern, in der ihre Freundschaft zerbrach. So wie es aussah, sollte sie jetzt wieder aufleben. „Aber sicher bist du dir nicht?“
 

„Womit?“ Joey schrak aus seinen Gedanken auf. „Womit soll ich mir nicht sicher sein?“, erstaunt schaute Joey auf. Wovon sprach seine Schwester denn gerade? „Du und Seto, du scheinst nicht sicher zu sein, das ihr wieder Freunde werden könnt.“, beharrte sie auf einer Antwort.

„Ich glaube schon, dass wir wieder Freunde werden können, ich muss nur noch herausfinden, was ihn so verletzt hat. Wir haben auch schon zusammen gearbeitet, und das war wieder genauso schön, wie damals.“, gab er ihr die ehrliche Auskunft. „Wieso willst du das wissen?“, erkundigte Joey sich aber dann doch misstrauisch.
 

Jetzt musste Serenity sich da irgendwie wieder rausmogeln. „Du hast doch angefangen, ich wollte nur wissen wie weit du mit Mokuba Kaiba bist und mit diesem Johnson. Mehr nicht.“ Sie sah ihn mit großen unschuldigen Augen an.

Mokuba Kaiba? Ach ja, da war ja noch was... „Nein, die Akte Mokuba Kaiba habe ich mir noch nicht angesehen, und der Auftrag von Johnson ist abgeschlossen, ich hab den Brief mit der Bezahlung im Briefkasten vorgefunden. Aber, was war jetzt noch einmal mit meinen Hosen und dem Anzug?“, kam er auf den eigentlichen Grund seines hier seins zurück. „Ich hatte dir gesagt, das DU die Sachen aus der Reinigung holen musst, weil ich keine Zeit habe. Die Zettel dafür hatte ich dir auf den Schreibtisch gelegt.“ gab sie Auskunft, erleichtert darüber, das er nicht weiter nachbohrte. Sie wollte ihm einfach noch nicht von Mitsuki erzählen. „Das hab ich nicht mitgekriegt, entschuldige bitte, aber die Reinigungszettel habe ich auch nicht gefunden. Du hast sie auf den Schreibtisch gelegt?“, fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. „Ja, habe ich.“, antwortete Serenity, „Sie liegen direkt bei Mokuba Kaibas Akte.“
 

Joey dachte nach, nein, er hatte wirklich nichts gesehen, aber die Akte Mokuba Kaibas hatte er auch noch nicht wieder in der Hand gehabt. Wahrscheinlich würde er die Abholscheine alle dort vorfinden. „Wie lange hat die Reinigung geöffnet?“, erkundigte er sich bei seiner Schwester. „Sie hat 24h-Service, und die genaue Adresse steht auf den Abholscheinen drauf.“ Joey blickte auf seine Uhr. Wenn er sich jetzt auf den Weg machte, reichte die Zeit, um nach Hause zu fahren, die Abholscheine zu holen, seine Sachen von der Reinigung abzuholen und sich im Blue-Eyes umzuziehen. „Wenn ich mich jetzt gleich auf den Weg mache, dann kann ich heute Abend meine Neue Hose anziehen. Du entschuldigst mich?“, fragend schaute er zu seiner Schwester. „Aber sicher doch... immerhin steht sie dir ausgezeichnet... hast du Hoffnung jemanden beeindrucken zu können?“ Schelmisch blickte sie ihren Bruder an, dessen Gesicht eine leichte Röte zierte. „Und wenn...?“, gab Joey provokant zurück und ging zur Tür. „Ich wünsch dir viel Erfolg.“, sagte Serenity und gab ihm einen Kuss auf die Wange, als sie ihm die Tür öffnete. „Ruf das nächste Mal aber an, damit ich dir einen Kuchen backen kann. Ja?“, rief sie ihrem Bruder noch hinterher, als er schon die Treppen hinunter ging. „Mach ich.“, antwortete Joey und war nicht mehr zu sehen.
 

In seinem Büro angekommen sah er dann auch tatsächlich die benötigten Abholzettel der Reinigung und stellte fest, dass der Anrufbeantworter blinkte. Er hörte ihn noch schnell ab.

„Hier ist Yuki. Die Untersuchungsergebnisse von dem Papier sind da. Hast du nicht Lust dich morgen auf eine Tasse Kaffee mit mir zu treffen?“ Joey schaute auf die Uhr, es wurde langsam eng, aber er rief trotzdem bei Yuki an. Doch er hatte Pech, oder auch Glück, es sprang nur der Anrufbeantworter an und er hinterließ schnell seine Nachricht.

„Hier ist Joey. Was hältst du von 15.00 Uhr im Diner for One?“
 

Schnell machte Joey sich auf den Weg zur Reinigung, um seine Sachen abzuholen, und erfuhr, dass er Glück hatte, die ersten Sachen sollten schon ins Hauptgeschäft zurückgebracht werden, da sie solange niemand abgeholt hatte. Joey schluckte, doch dann sagte die nette Dame an der Kasse, für einen kleinen Betrag, könnte er sich die Sachen auch nach Hause liefern lassen. Sie hätten einen Hol- und Lieferservice. Das klang wie Musik in Joeys Ohren. Er vereinbarte mit der freundlichen Dame, dass sie immer montags kommen sollten und die verschmutzte gegen die gereinigte Wäsche auszutauschen. Das war nur ein fester Termin, den konnte er sich merken und in sein Leben mit einbauen. So nahm er nur die neue Hose mit die er gleich im Blue-Eyes tragen wollte, und ließ die anderen Sachen gleich nach Hause liefern.

Treffen mit Mahou

Als Joey hinter die Bar trat, um seinen Dienst im Blue-Eyes anzutreten, schaute ihn Duke geknickt an. „Ich muss dir leider eine schlechte Nachricht überbringen.“ Duke machte eine Spannungspause. „Ja, und?“, fragte Joey leicht genervt. Konnte Duke nicht gleich mit der Sprache rausrücken? „Muss ich morgen zwei Schichten arbeiten?“ Duke lachte sich eins ins Fäustchen und es fiel ihm nicht leicht, seine Trauermine aufrecht zu erhalten. „James Bond ist leider nicht mehr da.“ Als Duke sah, wie enttäuscht Joey blickte, konnte er sich nicht mehr halten und prustete laut los. „Dein Gesicht solltest du jetzt mal sehen...“, lachte er und hielt sich den Bauch vor lauter Lachen. „Ha, Ha, selten so gelacht.“, meinte Joey leicht verstimmt, und drehte sich um und nahm sich erst einmal ein Glas Wasser, um den schalen Geschmack loszuwerden, den dieser ‚Witz’ in ihm zurückgelassen hatte.

Er dachte eigentlich, dass Duke so etwas wie ein Freund wäre, nicht so wie Seto früher, aber doch ein sehr guter Bekannter eben, dem man auch schon mal anvertrauen konnte, wenn man Probleme hatte, aber deswegen musste er ihn nicht gleich mit Seto aufziehen. Es war ihm sehr wohl bewusst, dass Duke wusste, dass er etwas für Seto empfand.
 

~~~
 

Nachdem Kaiba und Tanaka, das Firmengebäude verlassen hatten, fuhren sie wieder ins Präsidium. Setos Kollege empfand die Befragung als reine Zeitverschwendung, er selbst hingegen, hatte einiges in Erfahrung bringen können. Sein Gefühl sagte ihm, das Pegasus seine Finger mit im Spiel hatte und wahrscheinlich der Drahtzieher war.

Diese Burg musste eine Rolle spielen, sonst würde sie ihm nicht ständig im Traum erscheinen, schade, das er sich die Schrift von der Fotografie nicht merken konnte. Er hätte sie aufschreiben oder einmal laut lesen sollen, aber das wäre doch sehr auffällig gewesen. Zum Schluss der Blickwechsel mit dem Industriellen, es war mit Sicherheit nicht die letzte Begegnung mit ihm gewesen.
 

Und was nun diesen Johnson anging, so hoffte er, dass die Polizei schneller war, als Pegasus. Wenn dieser seinen ’Einkäufer’ warnte, tauchte der ab und war nicht mehr auffindbar.

Im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, seufzend wandte er sich den Akten auf seinem Schreibtisch zu. Als er alle bearbeitet hatte, war es schon sehr spät, sein Kollege war längst bei seiner Familie. Es gab Momente, da beneidete er ihn darum, ärgerlich schob er die Gedanken beiseite. Bloß nicht sentimental werden, das fehlte ihm auch noch, gerade jetzt musste er seine Gedanken zusammen haben.
 

Müde rieb er sich die Augen, es wurde Zeit Feierabend zu machen. Heute würde ohne Abstecher ins Blue Eyes nach Hause fahren, eine Begegnung mit Joey würde er heute nicht verkraften. Er fing an sich in seiner Nähe wohl zu fühlen, das gab ihm zu denken, er wollte nicht noch mal so verletzt werden, nur deswegen weigerte er sich Joeys Freundschaftsangebot anzunehmen. Zu Hause angekommen ließ alles wie immer ab. Training, duschen, essen und schlafen. Am nächsten Tag wieder zur Arbeit, im Gegensatz zu den letzten Wochen waren diese Tage ziemlich ruhig......zu ruhig. Er konnte sich nicht dem Eindruck erwehren, das es die Ruhe vor dem Sturm war.
 

~~~
 

Am nächsten Morgen wurde Joey vom Duft frisch gekochten Kaffees geweckt, doch als er in die Küche kam, fand er nur einen für eine Person gedeckten Tisch vor, mit einer Thermoskanne frischen Kaffees, einem zugedeckten Brötchenkorb und einem Zettel auf seinem Teller.
 

„Lieber Joey!
 

Tut mir Leid, dass ich zum vereinbarten Frühstück nicht bleiben kann, aber ich habe nicht viel Zeit. Ich wollte dich nicht wecken, darum habe ich dir schnell dein Frühstück fertig gemacht. Ich fahre mit einer Freundin für ein paar Tage weg. Ich melde mich, wenn ich wieder zurück bin.
 

Gruß Serenity“
 

Nachdenklich schmierte Joey sich ein Brötchen und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Er wusste überhaupt nicht mehr, was Serenity so trieb, er bekam sie in letzter Zeit fast nicht mehr zu sehen. Während er kaute, schob sich ein Bild vor seine Augen. Es war in Serenitys Schlafzimmer, und aus ihrem Wäschekorb schien eine Boxershorts herauszuschauen. Joey schüttelte den Kopf, nein, seine Schwester hatte keine Männerunterhose in ihrem Schlafzimmer, das musste ein Trugbild sein...

Doch Joeys Misstrauen war geweckt, er entschied, dass er seiner Schwester mal wieder auf die Finger schauen sollte, am Ende nutzte sie ihre eigene Wohnung aus, um Männerbekanntschaften zu pflegen...
 

Da alleine frühstücken so entsetzlich langweilig war, holte er sich die Akte Mokuba Kaiba und studierte sie noch mal, während er seine morgendliche Mahlzeit zu sich nahm. Sie war zwar ziemlich dick, doch stand eigentlich nicht sehr viel drin.
 

Mokuba war auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt worden, die Eltern hatten das geforderte Lösegeld gezahlt, doch dann verschwand die Spur, und es gab keine weiteren Zeichen von den Entführern oder dem Entführten. Ein schönes Bild von Mokuba, auf dem er in die Kamera lachte, war beigefügt. Es war ein schönes Bild, und er wusste, dass Seto seinen Bruder abgöttisch geliebt hatte. Der Verlust musste entsetzlich für ihn gewesen sein...

Den Rest der Akte füllten lauter Zeugenaussagen, die sich am Ende im Sand verliefen... und viele handschriftliche Notizen Setos... Nein, Seto hatte die Suche nach seinem Bruder nie aufgegeben, soviel stand für ihn fest.

Er nahm das Bild Mokuba wieder auf, und wollte es wieder in die Akte zurücklegen, als er stutzte...

Dieses Lächeln, diese Grübchen kamen ihm irgendwie bekannt vor, grad so, als hätte er sie vor noch nicht allzu langer Zeit gesehen... Joey legte das Bild nicht wieder zurück, sondern legte es in Mahous Buch, als Lesezeichen, da er es am Mittag mit ins Blue-Eyes mitnehmen wollte.
 

Da Serenity nicht gekommen war, entschied Joey nicht zu kochen. Von Yuki hatte er keine weitere Nachricht erhalten, also ging er davon aus, dass ihr Treffen im Diner for One in Ordnung ging. Und wenn er schon ins Diner ging, dann konnte er dort auch gleich etwas Essen. Mit seinem Motorrad war er schnell am gewünschten Ziel, und auch die Parkplatzsuche gestaltete sich als überhaupt nicht schwierig. Er suchte sich einen Tisch und war überhaupt nicht erstaunt darüber, dass er von einer ihm bestens bekannten Person bedient wurde. Er kannte zwar nicht ihren Namen, aber ihr Gesicht würde er NIE vergessen... sie hatte ihm seine erste Eifersucht beschert... Trotzdem bemühte Joey sich höflich zu der jungen Dame zu sein, als sie ihn nach seinen Wünschen fragte.
 

Er bestellte wieder das Gericht Nr. 5 und ein großes Glas Cola und nahm sich Mahous Buch, um sich damit die Wartezeit zu verkürzen. Toki lächelte zufrieden, als sie sah, womit ihr Gast sich die Zeit vertrieb. Alles war so, wie es sein sollte. Sie brachte die Cola und stellte sie vor Joey ab. „Ihre Cola, mein Herr.“, sagte sie freundlich. Joey blickte kurz auf und bedankte sich abwesend bei ihr. Dabei konnte er erkennen, wie sich auf ihrem Oberkopf zwei Haarsträhnen abzeichneten, eine schmale rote und eine etwas breitere Schwarze... Das kannte er doch... Verwirrt schüttelte Joey seinen Kopf, irgendwie schien es ihm, als ob ihm in letzter Zeit immer wieder bekannte Dinge über den Weg liefen, aber nicht in der Form, in der er sie kannte. Hirngespinste, schalt er sich, das sind alles nur Hirngespinste...
 

~~~
 

Diesmal verbrachte Seto auch den Sonntag im Präsidium, die Fahndung nach Johnson hatte nichts Neues ergeben, mittlerweile hatte Seto sie auf ganz Japan ausgedehnt. Wer weiß, vielleicht brachte es was, viel Hoffnung machte er sich aber nicht. Gegen Mitternacht war er mit der liegen gebliebenen Arbeit fertig – er war jetzt, was seine Fälle anging, auf dem laufenden. Auch heute fuhr er ohne Umwege nach Hause, er mied das Blue Eyes und das Diner for One. Er wollte weder mit Joey noch mit Toki reden. Aber um Joey kam er nicht herum, er hatte diesem zugesagt ihn zu informieren und er hielt sein Wort. Am Montag würde er ihn aufsuchen, um ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen, kurz und knapp, mehr nicht.
 

~~~
 

Pünktlich um 15.00 Uhr betrat Yuki das Diner for One und sah sich nach Joey um. Nach einer kurzen Suche fand sie ihn in einer Ecke am Fenster sitzen, und er schien zu lesen, Offensichtlich war er schon länger da. „Hallo Joey! Wartest du schon lange auf mich?“, erkundigte sie sich freundlich bei Joey. „Serenity hat heut nicht gekocht, deshalb bin ich schon zum Essen hergekommen. Setz dich doch.“, forderte er seinen Gast auf. „Was möchtest du trinken?“, erkundigte sich Joey bei der Angekommenen. „Einen Cappuccino, bitte, ohne Zucker.“, antwortete Yuki, während sie sich setzte. Joey bestellte bei Toki einen ungesüßten Cappuccino für Yuki und einen Kaffee für sich.
 

Yuki warf einen Blick auf das aufgeschlagene Buch Joeys, dabei fiel ihr Blick auf das Bild, das er als Lesezeichen in die Mitte gelegt hatte. „Dein Kleiner Bruder?“, erkundigte sie sich höflich bei ihm. „Nein“, schüttelte Joey den Kopf, „ein anderer Fall, an dem ich arbeite. Ein 12-jähriger Junge, der vor 9 Jahren entführt wurde, und dessen Familie die Hoffnung nicht aufgibt, dass er noch lebt. Etwas an dem Bild kommt mir bekannt vor, und deshalb hab ich es mitgenommen, vielleicht fällt es mir ja ein.“ „Wie traurig.“, äußerte sich Yuki mitfühlend. „Und man weiß absolut nichts von ihm?“ „Nein, gar nichts. Seine Eltern haben damals Lösegeld für ihn bezahlt, aber weder der Junge noch seine Leiche wurde gefunden. Deshalb geben sie die Hoffnung nicht auf, dass er noch lebt.“ „Gib mal her“, meinte Yuki, „wenn ich das Bild mitnehmen darf, dann kann ich dir ein Bild erstellen auf dem du sehen kannst, wie er heute ungefähr aussehen müsste.“

„Das kannst du machen?“ Joey schaute Yuki freudig überrascht an. Das würde ihm wirklich weiter helfen, und das sagte er Yuki auch und gab ihr das Bild.
 

Toki kam und brachte ihnen das Gewünschte. Dabei warf auch sie einen neugierigen Blick auf das Foto. Was aus Mokuba geworden war, wusste sie auch nicht, fiel ihr auf, doch solang er verschwunden war, hatten sie noch Zeit. Aber sie hatte keine Zeit, sich um seinen Verbleib zu kümmern.

„Du hast gesagt, du wärst mit den Untersuchungen zu dem Papier fertig?“, erkundigte sich Joey nach einer Weile. „Ja“, nickte Yuki, „und du wirst es mir kaum glauben, das Blatt muss 600 Jahre alt sein.“ Joey zog überrascht die Luft ein. „Unglaublich.“, flüsterte er. Toki reinigte ziemlich gründlich die Tische in der Nachbarschaft und versuchte jedes Wort mit zu bekommen. „600 Jahre? Und ihr irrt euch nicht?“ „Nein, jeder Irrtum ist ausgeschlossen. Sogar mein Chef hat noch einmal alles untersucht, er wollte es auch nicht glauben.“ Joey schaute überrascht, Yuki wollte das doch nach Feierabend machen, und ihm später nur die Chemikalien und eine kleine Pauschale für die Maschinenbenutzung berechnen. „Mein Chef kam zufällig dazu, als ich ganz überrascht das Ergebnis las.“, entschuldigte sich Yuki. „Entschuldigung angenommen.“, sagte Joey lächelnd.
 

„Außerdem ist es aus einem Baum gefertigt, der ausgestorben ist.“ „Und was ist es für ein Baum?“ „Eine seltene Zedernart, die früher oft für die Papierherstellung in Tempeln verwendet wurde.“ „So was, wie geweihtes Papier?“, meinte Joey scherzend. „So kann man sagen.“ Joey und Yuki machten noch ein paar Scherze wegen dem geweihten Papier, bis Yuki auf einmal auf die Uhr sah. „Schon so spät? Tut mir leid Joey, aber ich muss jetzt los, ich bin mit meinem Freund zum Kino verabredet.“ „Das geht schon in Ordnung, geh ruhig, ich regle das hier.“ Yuki erhob sich, bedankte sich für den Cappuccino und machte sich auf den Weg ins Kino zu ihrem Freund. Joey blieb noch eine Weile sitzen und trank in Ruhe seinen Kaffee aus. Anschließend bezahlte er bei Toki seine Rechnung und fuhr noch einmal nach Hause, um sich für seine Schicht im Blue-Eyes fertig zu machen.
 

Im Blue-Eyes begrüßte Duke ihn grinsend. „Hallo, schöner Mann, so allein heute?“ „Jetzt nicht mehr, du bist ja da.“ „Ach ich dachte schon, du wärst mir untreu geworden.“, seufzte Duke theatralisch. „Untreu?“, gab Joey zurück. „Ich doch nicht.“ So ging es die ganze Nacht weiter, die Beiden liefen zu ihrer Hochform auf. Das Publikum war begeistert und geizte nicht mit Trinkgeldern. Sie liebten es, wenn die beiden Barkeeper so hemmungslos miteinander flirteten, dass man nicht mehr erkennen konnte, ob sie nun ein Paar waren, oder ob es nur Show war.
 

Zufrieden und aufgeputscht kam Joey von seiner Schicht nach Hause,
 

Um 10.00 Uhr wurde Joey unsanft aus seinen Träumen gerissen, weil jemand Sturm an seiner Wohnungstüre klingelte. Verschlafen schlurfte er zur Tür, um den Ruhestörer mit einigen passenden Worten zu begrüßen. „Komm ja schon“, rief er in Richtung Tür, weil der oder die Person den Finger scheinbar nicht von der Klingel bekam, „alter Mann ist kein D-Zug.“ Joey öffnete die Tür und sah sich einem strahlenden Mahou gegenüber. „Tadah... frische Brötchen und Croissants zum Frühstück! Machst du uns einen Kaffee?“ Joey brauchte noch einen Augenblick, dann fiel er Mahou um den Hals. „Mahou, was machst du denn schon hier? Ich dachte, du würdest erst viel später kommen. Komm rein.“ Joey ließ von Mahou ab und begab sich in die Küche, um Kaffee zu machen.
 

Schnell war ein gemütlicher Frühstückstisch zurecht gemacht, und während sie auf den Kaffee warteten, zog sich Joey schnell etwas an. Sie plauderten über Belangloses, während sie frühstückten, und anschließend setzten sie sich ins Wohnzimmer auf Joeys gemütliche Couch. Joey hatte mit einem Mal ein großes Kuschelbedürfnis und so schmiegte er sich an Mahou in gewohnter Weise an. Wie von selbst fanden seine Finger Mahous rote Haarsträhne und gedankenverloren wickelte er sie um seinen Finger. „Mahou, weißt du was witzig ist?“, begann er nach einer Weile, „ich hab neulich jemanden getroffen, der genau solche Haarsträhnen hat, äh hätte, wie du.“ Mahou schaute überrascht auf. „Wie, hat oder hätte?“ „Eine Frau, sie hätte die gleichen Haarsträhnen wie du, eine schmale rote und eine breitere schwarze in braunen Haaren, wenn sie sie nicht überfärben würde. Aber neulich hab ich sie gesehen, am Haaransatz, sie war wohl noch nicht dazu gekommen, sie wieder zu färben. Witzig, nicht wahr? Dabei hatte ich fest geglaubt, du wärst der einzige Mensch, der solche Haarsträhnen besitzt.“
 

„Ja, was für ein merkwürdiger Zufall.“, lächelte Mahou. So, es war Joey also aufgefallen... Schnell wechselte er das Thema. „Und was hast du so in der letzten Zeit getrieben?“, wollte Mahou von Joey wissen. „Ich hab dein Buch gelesen“, begann Joey zu erzählen, „leider bin ich noch nicht ganz durch, aber es ist echt spannend.“ Joey setzte sich wieder richtig hin, denn er begann mit leuchtenden Augen von dem Buch zu schwärmen. „Und stell dir vor, als ich von den Drachen gelesen habe, da hat es mich so richtig gepackt – ich fliege wieder. Keine Angst“, meinte Joey, als er den überraschten Blick in Mahous Augen bemerkte, „ich bin vorsichtig. Ich hab mir die Flugpläne von ganz Japan besorgt, damit ich mit den Silberfliegern nicht ins Gehege komme. Das Fliegen hilft mir ungemein dabei, mich abzureagieren, du weißt schon...“, meinte Joey und kuschelte sich wieder an Mahou. Verspielt ließ er seine Finger wandern, und war ganz schnell in Mahous Schritt angekommen und wollte dort ein wenig auf Erkundungstour gehen, als seine Hand sanft, aber bestimmt, von diesem Ort entfernt wurde. Irritiert schaute Joey zu Mahou. „Was ist? Willst du nicht?“
 

„Was ist mit deinem Kindheitsfreund, den du liebst? Ich will nicht mit dir schlafen, wenn du dabei an einen anderen denkst. Ich bin kein Ersatz...“, sagte Mahou leise. „Ich denke aber an keinen anderen.“, versuchte Joey noch einmal sein Glück. „Und wen stellst du dir vor, wenn du dir einen runterholst?“, forschte Mahou nach. Eine satte Röte überzog Joeys Gesicht und das war für Mahou Antwort genug. „Und wie weit bist du mit ihm?“, stellte Mahou lächelnd seine Frage. „Ich versuche wieder sein Freund zu werden, aber das ist nicht so ganz einfach. Ich soll ihm das Herz gebrochen haben, behauptet er, doch ich weiß gar nicht wie.“, begann Joey zurückhaltend. „Ich hab ihm damals ein halbes Jahr lang Briefe geschrieben und er hat nie geantwortet, bis er mir eines Tages einen Brief schickte, in dem er schrieb, ich solle mit dem Schreiben aufhören, er wäre an einer weiteren Freundschaft mit mir nicht interessiert.“
 

Mahou dachte einen Augenblick nach. „Hast du schon einmal daran gedacht, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Augenblick scheint? Bist du dir sicher, dass der Brief wirklich von ihm war?“ Joey hob überrascht den Kopf. All die Jahre war er wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass dieser Brief von Seto war. Und wenn er ihn tatsächlich nicht selbst geschrieben hatte? „Meinst du?“, fragte Joey skeptisch nach. „Eine Möglichkeit wäre es, oder hältst du es für ausgeschlossen?“ Mahou blickte ihn forschend an. Joey schüttelte langsam den Kopf, ein heißer Verdacht stieg in ihm auf. „Sein Vater.“, flüsterte er heiser, und zwei Tränen kullerten über sein Gesicht. Mahou tröstete seinen kleinen Freund, und als es ihm wieder besser ging, überlegten sie, was sie zum Mittag essen wollten.
 

Mahou schlug vor irgendwohin essen zu gehen, doch Joey schüttelte verneinend den Kopf. Ihm war nämlich eingefallen, dass heute der Lieferservice der Reinigung kam und ihm seine Sachen brachte. Schnell suchte er seine Hosen und Anzüge zusammen, die er abgeben wollte, damit er sie zusammen hatte, wenn der Service kam. Es war keine Minute zu früh, denn kaum hatte Joey sich wieder zu Mahou gesetzt, als es auch schon klingelte und seine Kleidung gebracht wurde. Der Bote bekam im Gegenzug seine getragenen Sachen. Joey fragte nach der Rechnung, doch der Bote sagte ihm, dass er die Rechnung zu geschickt bekäme, damit er nicht soviel Geld mit sich führen musste. Als der Lieferbote wieder gegangen war, schlug Mahou vor, doch mal wieder gemeinsam zu kochen. Joey stimmte begeistert zu, und so zauberten sie aus dem, was sie in Joeys Küche fanden, ein kleines aber feines Mittagsmahl.
 

Beim gemeinsamen Abwaschen fiel Joey wieder seine Frage an Mahou ein. „Neulich, beim Fliegen, da hab ich einen Weißen Drachen getroffen, und ein paar Tage später, da musste ich ihm im Kampf gegen einen großen graugrünen helfen, der ihn sonst getötet hätte. Ich weiß nicht genau wie, aber ich hab den Grünen irgendwie getötet. Der Weiße war ziemlich verletzt, doch er wollte nicht bleiben und sich erholen, sondern er flog recht bald davon, trotz seiner Verletzungen. In einem kleinen Waldstück hab ich ihn aus den Augen verloren, und als ich am nächsten Tag noch einmal nachschaute, konnte ich keine Spur von ihm entdecken. Es war, als wäre er wie vom Erdboden verschluckt, dafür fand ich eine Hütte... und nun frage ich mich, ob es vielleicht noch einen Menschen wie mich gibt, der sich in einen Drachen verwandeln kann.“, schloss er sehnsüchtig seine Erzählung.
 

„Du hast ZWEI Drachen getroffen?“ Das waren beunruhigende Nachrichten. Einer war ja vorgesehen, doch der andere? Wo kam der her? Eigentlich wollte Mahou nur lächeln, wenn Joey herausfand, dass es noch einen Drachen gab, aber dies hier war eindeutig einer zuviel. Soweit er wusste, gab es keine Drachen mehr, die Menschen hatten in der letzten Jahrhunderten ganze Arbeit geleistet, und jeden Drachen getötet, den sie finden konnten. Das es soweit einmal kommen würde, nachdem Drachen und Menschen Seite an Seite das Böse bekämpft hatten, damit hatte er nicht gerechnet. Er war heute noch froh, dass er sich die Kraft der Drachen hatte geben lassen. Der Weiße und der Schwarze waren die letzten Drachen... bisher gewesen... Drachen waren ins Reich der Märchen und Mythen eingegangen, da es keine lebenden Vertreter ihrer Rasse mehr gab.
 

Und nun erzählt ihm Joey, dass er einen graugrünen Drachen getötet hatte. Das gefiel ihm nicht, er musste unbedingt weitere Nachforschungen anstellen und seinen Abstecher bei Joey abkürzen. Eigentlich war er ja gekommen, weil er mit Joey über die Vergangenheit reden wollte, und welche Rolle sein Schicksal war, aber das konnte noch warten, der andere Drachen war wichtiger... Aber sonst war er schon stolz auf Joey, er hatte jedenfalls das richtige getan, indem er dem Weißen geholfen und ihn gerettet hatte, nicht auszudenken, wenn er nicht dazu gekommen wäre...

„Ja.“, antwortete Joey einigermaßen verwirrt. Sonst war er ja nicht so schnell, aber diesmal... „Doch es klingt fast so, als hättest du erwartet, dass ich einen anderen Drachen treffen sollte.“ Stirn runzelnd schaute Joey seinen Mentor und Freund an. Joey war ja heute wirklich auf Draht, dachte Mahou und versuchte zu lächeln.
 

„Na, was meinst du wohl?“, forderte Mahou Joey heraus. „Ich fände es schön, wenn der Weiße so ein Drache wäre, wie ich. Wir könnten dann vielleicht zusammen fliegen, und vielleicht auch Freunde sein, die ein gemeinsames Geheimnis hätten. Wer das wohl ist? Vielleicht kenne ich ihn ja am Ende sogar?“, sinnierte Joey nun. Zu schön war die Vorstellung eines zweiten Drachens... „Dann könnten wir wie die beiden Drachen auf deinem Buch zusammen auf einem Felsen sitzen und über die Welt schauen, und über sie wachen.“, begann Joey zu träumen und sich in der Rolle des Supermanns zu gefallen. Das feine Lächeln Mahous entging ihm total.
 

„Ähm, Joey“, unterbrach Mahou Joeys Träumereien, „so leid es mir auch tut, aber mein Aufenthalt in Domino dauert nicht solange, wie ich es ursprünglich vorgesehen hatte. Ich muss jetzt leider gehen, mein Flugzeug geht in zwei Stunden, und ich muss noch einmal kurz bei meinem Geschäft vorbeischauen.“

Joey schreckte aus seinen Träumereien auf. „Wie? Du musst schon gehen? Das hat sich doch gar nicht richtig gelohnt.“, meinte er ziemlich enttäuscht. „Ich kann es leider nicht ändern.“, bedauerte Mahou seinen Aufbruch, „Aber dringende Geschäfte erfordern meine Anwesenheit.“ „Du und deine Geschäfte.“, schmollte Joey. „Ist nun aber mal so, und ich muss ja auch von irgendwas leben.“, versuchte Mahou ihn zu trösten. „Kann ich mir von hier ein Taxi bestellen?“

„Sicher, wo das Telefon steht, weißt du ja.“
 

Mahou ging in Joeys Arbeitszimmer und bestellte sich zu fünf Uhr ein Taxi an Joeys Adresse. Dabei fiel sein Blick auf die Akte Mokuba Kaibas, die dort auf dem Tisch lag. „Was ist mit ihm?“, erkundigte er sich neugierig bei Joey. „Er wurde vor neun Jahren entführt, und bis heute weiß man nicht, was aus ihm geworden ist. Es gab eine Lösegeldforderung, die auch beglichen wurde – ohne Polizei – aber man hat ihn nicht gefunden, weder tot noch lebendig.“ „Dann könnte er also noch leben?“ „Ja, seine Familie gibt die Hoffnung nicht auf.“, erklärte Joey. „Ich bring dich noch runter.“, meinte Joey leise und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Straße.

Unten angekommen klammerte Joey sich an Mahou. „Ich will nicht, dass du wieder gehst.“ „Es muss aber sein, mein Kleiner.“, sagte Mahou zärtlich und fasste Joey leicht unters Kinn, hob es an und küsste ihn. Joey schlang seine Arme um Mahou und küsste ihn zurück – zärtlich, sehnsüchtig, heftig, traurig. „Wann kommst du wieder?“, fragte er ihn, als das Taxi hielt und Mahou einstieg. „Kann ich dir nicht sagen, ich weiß es nicht.“, antwortete ihm Mahou. „Pass gut auf dich auf.“ „Mach ich“, rief Joey während er dem Taxi hinterher winkte.

Der Überfall

Am Montag stand Seto am späten Vormittag auf. Ihm war eine traumlose Nacht vergönnt gewesen und sein Körper hatte es ausgenutzt um sich zu erholen. Nach dem Duschen versorgte er seine Wunde über den Rippen, Meister Fudos Tinktur wirkte wirklich Wunder, die kleineren Kratzer waren fast alle abgeheilt, nur feine rosa Linien zeugten noch von ihrer Existenz. Die Große brauchte noch ein bisschen, aber wenn er sich mit dem Training zurück hielt, war diese bestimmt in einer Woche weg. Lediglich die Rippen würde er noch eine Weile spüren, aber damit konnte er leben.
 

Den Tag im Präsidium verbrachte Seto mit Routinearbeiten, die waren zwar zeitaufwendig, aber nicht zu umgehen. Kurz vor fünf Uhr war Seto damit fertig und machte Feierabend, er wollte noch bei Joey vorbeifahren, wegen der Ermittlungsergebnisse. Was er danach machen würde, wusste er noch nicht, doch irgendetwas kam ihm schon noch in den Sinn.
 

So fuhr er also zu Joey nach Hause und wollte sich gerade einen Parkplatz suchen, als er den Blondschopf aus dem Haus kommen sah. Doch er war nicht allein. Den anderen kannte er doch, das war doch der Antiquitätenhändler Mahou, bei dem er vor etwa drei Wochen war. Ein Taxi hielt vor den beiden Männern. Was machte der denn hier? Die Antwort kam postwendend und Seto glaubte seinen Augen nicht. Der Braunhaarige fasste Joey unter sein Kinn und küsste ihn. Und was machte Joey? Der schlang seine Arme um Mahou und erwiderte dessen Kuss voller Leidenschaft. Schließlich lösten sie ihren Kuss und der Antiquitätenhändler stieg in das Taxi. Joey winkte dem davonfahrenden Wagen noch nach, dann ging er wieder ins Haus.
 

Eine Weile starrte Seto noch vor sich hin und wusste nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Langsam fing es an in ihm zu brodeln, er hatte es ja schon geahnt, aber dieser Kuss bewies es ihm eindeutig – Joey stand auf Männer. Aber das er gleich jeden küsste, der ihm über den Weg lief, das wurmte ihn ungemein – das wiederum ärgerte Seto, es sollte ihm doch egal sein, wen dieser Straßenköter alles küsste. Solange es nur er selbst war... ‚Was denke ich denn da’, fragte Kaiba sich verstört, ‚Ich will diesen Kerl nicht küssen’. Zornig fuhr er wieder an, es war besser, wenn er dem Blondschopf heute fern bleib. An der nächsten Ampel musste er halten und schon schweiften seine Gedanken wieder ab. ‚Doch will ich ihn küssen’, stellte er entsetzt fest. Es hupte hinter ihm, er hatte nicht mitbekommen, dass die Ampel auf Grün gesprungen war, eilig fuhr er an und raste förmlich nach Hause.
 

Seine Wohnungstür hatte eine Menge auszuhalten, so geladen kam er an. Das konnte doch nicht wahr sein, wütend auf sich selbst, wegen seiner Gefühle zu Joey und zornig auf Joey, weil er einfach einen anderen küsste. Im Augenblick verstand er sich selbst nicht mehr. Inzwischen hatte er sich umgezogen, um zu trainieren und er hatte nicht vor, Rücksicht auf seine Verletzung zu nehmen. Er schaffte es wirklich Joey während des Trainings aus seinem Kopf zu verbannen, doch in dem Moment, in dem es beendet war, kamen auch die Gedanken und Gefühle wieder. Dieser Mistkerl hatte es doch tatsächlich wieder geschafft und sich nahe an sein Herz geschlichen. Das war etwas, was er gar nicht wollte und mit einem Mann wollte er sich schon überhaupt nicht einlassen.
 

Seit er Joey wieder gesehen hatte, war nichts mehr so wie es war – dieses Wechselbad der Gefühle hatte er zuletzt in seiner Kindheit gehabt, danach nie wieder. Alles an positiven Emotionen hatte er erfolgreich weggesperrt und jetzt? Jetzt waren sie wieder da. Es kostete ihn große Mühe sie wieder wegzusperren, er wollte sie nicht zulassen – die Furcht davor, wieder in einem Scherbenhaufen zu sitzen, war einfach zu groß.

Als er mit dem Duschen fertig war, hatte er sich auch wieder unter Kontrolle und diesmal wollte er sie auch nicht mehr verlieren. Er aß noch eine Kleinigkeit und ging dann Schlafen.
 

~~~
 

Das Wetter spielte immer noch mit, also fuhr Joey wieder mit dem Motorrad zu seiner Schicht ins Blue-Eyes. Dort wurde er von Duke bereits wieder mit einem Grinsen erwartet. „Hallo Joey, ich hab gehört, dass James Bond heute noch vorbei kommen soll. Hat für 22.30 Uhr einen Tisch reserviert, für zwei Personen.“

Kurz leuchteten Joeys Augen auf, nur um gleich wieder zu verlöschen. Er kam, aber nicht alleine... Joey hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Duke ihn mit James Bond, alias Seto Kaiba aufzog. Noch immer nahm er seine Worte für bahre Münze, auch wenn sie sonst immer ganz schön herumflachsten. Also war Joey erst einmal ziemlich enttäuscht, als er im Buch nachlesen konnte, dass für heute Abend kein Tisch auf den Namen Seto Kaiba vorbestellt war. Aber irgendwann würde er es Duke heimzahlen, das war sicher... nur musste ihm noch etwas Passendes einfallen.
 

Ansonsten verlief der Abend im Blue-Eyes wie gewöhnlich, sie neckten und kabbelten sich und die Gäste waren begeistert. Das Trinkgeld floss wieder reichlich, und so schloss Joey gutgelaunt gegen vier Uhr morgens die Hintertüre des Blue-Eyes ab, um nach Hause zu fahren. Der Himmel war sternenklar, und er entschied sich dazu noch eine Runde zu fliegen. Vielleicht konnte er ja den Weißen finden, man sollte die Hoffnung nie aufgeben, sagte er sich...
 

~~~
 

Hatte Seto auch die Kontrolle über sein Bewusstsein wiedererlangt, sein Unterbewusstsein aber dachte nicht daran zu schweigen, er träumte...
 

Verwundert sah Seto sich um, er befand sich wieder in der Gasse und Joey zog ihn gerade an sich. „Stell dich nicht so an, es bringt dich schon nicht um.“, flüsterte Joey ihm ins Ohr und während Seto sich noch fragte, was ihn nicht umbrächte, berührten sich ihre Lippen. Sogleich war das Gefühl, welches dieser Kuss bei ihm ausgelöst hatte, präsent. In seinem Traum schloss er die Augen und genoss diesen Kuss – er beendete ihn auch nicht, als er merkte, wie sein Körper darauf reagierte. Joey löste sich von ihm. „Siehst du, ist doch gar nicht schlimm.“, sagte er leise. Seto öffnete seine Augen, sein Umfeld hatte sich geändert, aber so was wunderte ihn schon lange nicht mehr, sie befanden sich in einem Zimmer, indem ein großes Bett stand. Joey sah ihn an, dieser warme liebevolle Blick seiner Augen ging ihm unter die Haut. Der Blondschopf knöpfte Setos Hemd auf und sein Herzschlag beschleunigte sich, das war doch nicht richtig – Seto versuchte dem Traum zu entfliehen, doch Joey hielt ihn fest. „Lauf nicht weg, bleib bei mir.“, bat er sanft. Ihre Lippen berührten sich wieder, ihr Kuss wurde intensiver, leidenschaftlicher. Setos Hände glitten am Körper des Blondschopfes herunter, heftig zog er ihn an sich, spürte dessen Wärme, seinen Herzschlag und er selbst fühlte sich vollständig. Ja, das war das richtige Wort – es war, als hätte er etwas Verlorenes wieder gefunden.
 

Im nächsten Augenblick lagen sie eng umschlungen auf dem Bett, Joeys Hand wanderte an Setos Hals entlang zu seinen Brustwarzen und umkreiste sie zärtlich. Ein wohliges Aufseufzen war die Folge, und Joeys Hand streichelte seinen Bauch und tastete sich immer tiefer. Die Atmung des Brünetten ging keuchend, immer noch war er sich nicht sicher, ob er es überhaupt wollte. Da hatten Joeys Finger ihm die Entscheidung abgenommen, sanft glitten sie über seine Erregung. Aufstöhnend nahm er es einfach hin, er konnte jetzt sowieso nichts mehr ändern. Als sich dessen Finger fest um seinen kleinen Freund schlossen, zog sich alles in ihm zusammen und wenig später durchliefen ihn die Wellen seines Höhepunktes.

Atemlos hörte Seto in seinen Körper und auf seine Gefühle, nichts sagte ihm, das es falsch war, im Gegenteil, richtiger konnte es gar nicht sein. Zufrieden öffnete er die Augen und suchte den Blick der braunen Augen, doch die waren weg. Er war allein, aber wieso? Eine Stimme drang an sein Ohr. „Seto hilf mir!“ Joey? Rasch drehte er sich um, angezogen stand er in einer Gasse und sah, wie vermummte Gestalten den Blondschopf in die Mangel nahmen. Einer der Kerle hatte plötzlich ein Messer in der Hand und stieß zu.
 

Senkrecht saß Seto im Bett, sein Herz raste – was war das für ein Traum gewesen? Fahrig wischte er sich über die Stirn. Stöhnend ließ er sich zurückfallen, jetzt machte sich Joey auch noch in seinen Träumen breit und wie er feststellte, sogar ziemlich lebhaft. Aber der zweite Teil seines Traumes, machte ihm im Augenblick mehr Sorgen. War Joey wirklich in Gefahr? Wenn ja, wann?

Seto warf einen Blick auf die Uhr, halb drei Uhr, schlafen konnte er jetzt sowieso nicht mehr, da konnte er auch nach dem rechten sehen. Schon stand er auf, duschte sich schnell, zog sich ebenso schnell an und verließ die Wohnung. Mit seinem Wagen machte er sich auf den Weg ins Blue Eyes – dort angekommen sah er gerade noch eine Limousine davon fahren. War da nicht auch Wheeler drin? Es sah nach einem ziemlichen Gerangel auf der Rückbank aus, außerdem fuhr der Wagen viel zu schnell, er beschloss ihm zu folgen.
 

~~~
 

„Joseph Wheeler?“ Verwundert drehte Joey sich um. So wurde er ja schon lange nicht mehr angesprochen. „Ja?“, fragte er erstaunt. Doch statt einer Antwort erhielt er nur einen kräftigen Kinnhaken. Aber Joey war hart im nehmen, so leicht warf ihn nichts um. Außer dem Mann, der ihn angesprochen hatte, konnte er in einiger Entfernung noch zwei weitere Personen ausmachen. Auf einmal sah er etwas weißes Aufblitzen. Wollten die ihn etwa betäuben? Joey nahm seinen Helm, holte einmal kräftig aus und erwischte den ihm am nächsten Stehenden treffsicher an dessen Kopf. Die Zeit reichte aus, um sich seinen Helm aufzuziehen und das Visier zu schließen, und es so den Angreifern etwas schwieriger zu machen. Aber seine Angreifer gaben sich noch nicht geschlagen, einer kam von hinten und schlug ihm mit einem Stock in die Knie. Stöhnend sank Joey erst einmal zu Boden, doch als ihm einer sein Visier öffnen wollte, verteidigte er es erfolgreich. Den Helm konnten sie ihm nicht abnehmen, da er den Kinnriemen geschlossen hatte.
 

Einer der Kerle zog ihn unsanft an einem Arm hoch, und so sehr sich Joey auch wehrte, aus dessen Griff konnte er sich nicht befreien. Der Andere packte alsbald seinen anderen Arm und so zogen sie ihn strampelnd und sich immer noch wehrend hinter sich her, bis sie ein Auto erreichten. Joey versuchte sich noch einmal zu wehren, als er in das Auto gesteckt werden sollte, doch ein Messer in seinem Rücken überzeugte ihn zu seiner Mitarbeit. Der Motor heulte schon auf, als die Männer ebenfalls ins Auto stiegen, und die Türen waren noch nicht ganz geschlossen, als sie auch schon mit quietschenden Reifen davon rasten.
 

~~~
 

Der Wagen fuhr aus der Stadt heraus, Seto machte das Licht an seinem Auto aus und sein schwarzer Wagen verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht. Wenig später wusste er wohin sie fuhren, die alten Lagerhallen, waren ein Ideales Versteck. Der Wagen vor ihm drosselte seine Geschwindigkeit, er passte seine an und schließlich hielt die Limousine an. Die Autotüren wurden geöffnet, und als eine der hinteren geöffnet wurde, flog ein Kerl aus dem Wagen. Kaiba musste grinsen, Wheeler schien es den Entführern nicht leicht zu machen. Mit vereinten Kräften zerrten sie Joey aus dem Wagen, erst als ihm einer ein Messer an den Rücken hielt, wurde er ruhiger. Seto stieg ebenfalls aus, leise schloss er die Autotür und huschte an das Gebäude heran. Die Feuerleiter am hinteren Teil der alten Halle, ermöglichte es ihm, auf das Dach zu kommen. Durch geöffnete Dachfenster konnte er hinein sehen und bald hatte er das Fenster gefunden, das einen Blick auf Joey erlaubte.

Vorsichtig ließ er sich in das Gebäude und dort auf die Stahlkonstruktion gleiten, völlig geräuschlos näherte er sich den Entführern und ihrem Opfer. Joey war mit seinen Händen an einem Pfeiler gebunden.
 

~~~
 

Sie hatten es während der ganzen Autofahrt nicht geschafft ihm den Helm auszuziehen, aber jetzt, da er hier gefesselt an einem Pfeiler stand, konnten sie ihm endlich den Helm abnehmen. „Was soll das?“, funkelte Joey sein Gegenüber an, als sein Helm ihn nicht mehr schützen konnte. „Was wollt ihr von mir?“ Joey hatte keine Ahnung, wer die drei waren, aber ihren Auftraggeber konnte er sich gut vorstellen. Und das hieß für ihn nichts Gutes, Good bye schöne Welt, good bye Seto... „Das ist ja eine richtige Schönheit.“, meinte der erste anerkennend, als er ihm den Helm ausgezogen hatte. „Lasst uns mit ihm doch erst noch ein wenig unseren Spaß haben.“ Gierig streichelte er Joey mit schmierigen Fingern übers Gesicht. Joey schauderte es, das verhieß ihm das allerschlimmste, es würde nicht schnell gehen...
 

Selbst von hier oben konnte Seto das wütende Funkeln in Joeys Augen erkennen – eins musste er ihm lassen, klein beigegeben hatte er nie. Der Braunhaarige befand sich jetzt in einer Position, von der aus er jederzeit eingreifen konnte. Aber da der Blondschopf in keiner unmittelbaren Gefahr war, wartete er noch ab, vielleicht erfuhr er ja noch was Interessantes. Einer der Kerle fing an zu sprechen, doch was er sagte behagte Seto gar nicht, er musste wohl doch früher eingreifen.
 

Billig würde Joey sich nicht verkaufen, das konnte der andere auch sofort spüren, als er äußerst schmerzhaft Bekanntschaft mit Joeys Knie machte. „Na, warte“, knurrte dieser mit zusammengebissenen Zähnen, „das wirst du noch büßen. Hey, steht da nicht so dumm rum.“, herrschte er seine Kumpane an. „Helft mir lieber diese Wildkatze hier zu zähmen.“ „Hey, Wheeler, brauchst du Hilfe?“, fragte eine kühle Stimme aus der Dunkelheit heraus. Seto wartete nicht mehr, als die Kerle sich auf Joey stürzen wollten, handelte er. „Oh, man, Kaiba, ich war nie SO froh deine Stimme zu hören.“ „Das werte ich dann als Zustimmung.“, kam es wieder kühl zurück. Die drei Entführer starrten verblüfft in die Dunkelheit. „Komm raus du Feigling!“, rief der Sprecher der Drei.
 

Mit einem Satz landete Kaiba mitten zwischen den Dreien, „Wer ist hier der Feigling?“, vernahm der Sprecher nun diese kühle Stimme direkt vor sich und sah in eisige blaue Augen. Seto wartete keine weitere Reaktion ab, der Erste bekam seinen Ellenbogen ins Gesicht, worauf hin er jaulend zusammenbrach und er sich die Nase hielt. Den Zweiten traf er genau auf den Solar Plexus, dieser klappte daraufhin japsend zusammen. Der Dritte wollte sich hinter Joey verstecken, doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Joey konnte seine Beine immer noch ganz gut gebrauchen, und so landete der dritte recht unsanft auf seiner Nase. Japsend und stöhnen lagen alle drei auf dem Boden, zügig entwaffnete Seto sie, suchte sich ein paar Schnüre, die es hier zum Glück haufenweise gab und fesselte die Verbrecher. Dann nahm er sich ein Messer und schnitt Joeys Fesseln durch.
 

„Danke, Kaiba, du hast es echt drauf, aber es war wirklich ziemlich knapp. Auf die Erfahrung war ich jetzt wirklich nicht scharf.“ Er ging einen Schritt auf Seto zu, doch mit einem Mal knickten seine Beine ein, er stolperte und fiel Seto in die Arme. Seto blieb nichts anderes übrig, als Joey aufzufangen. „Es war mein Job, bedank dich nicht immer...“, knurrte er, „Was ist, hat es dich von den Beinen gehauen?“, erkundigte Seto sich nicht mehr so knurrig, mit viel Fantasie konnte man sogar eine leichte Besorgnis heraus hören. Joey so im Arm zu halten, erinnerte ihn glatt an seinen Traum, aber das wollte er ja nicht. „Kannst du wieder stehen?“, fragte er nach einer kleinen Weile.
 

„Auch wenn es dein Job ist, ich bin wirklich froh, dich hier zu sehen.“ Erleichtert hielt Joey sich an Seto fest. „Ja, danke, es geht schon wieder... es war höchstwahrscheinlich nur der Schock... es ist nicht gerade angenehm, wenn man gerade gesagt bekommt, dass man gleich mehrfach vergewaltigt wird.“ . Vorsichtig versuchte Joey sich von Seto zu lösen, als es ihm wieder leicht schwarz vor Augen wurde. „Kann ich mich noch ein bisschen an dir festhalten?“, bat Joey leise. Außerdem tat es so unwahrscheinlich gut, von Seto gehalten zu werden und seine Wärme und Stärke zu spüren.
 

Hier nun rum zu stehen und Joey fest zu halten war irgendwie blöd, zumal es hier auch ziemlich zugig war – aber prinzipiell hatte Seto nun nichts mehr dagegen. Doch hier war nun wirklich nicht der richtige Ort. „Setz dich erstmal, ich muss mich erst noch um die Abholung deiner Spezies kümmern. Dann fahr ich dich nach Hause.“, gab er zurück. „Ich weiß, du willst es nicht hören, aber trotzdem danke.“, seufzte Joey und ließ sich vorsichtig auf den Boden gleiten. Interessiert beobachtete er Seto dabei, wie er sich routiniert um seine Aufgaben kümmerte, und fühlte sich einfach sicher. Setos Händen würde er immer wieder sein Leben anvertrauen. Was auch immer noch zwischen ihnen stand, es würde sich klären lassen, und er hätte seinen allerbesten Freund wieder zurück. Müde und erschöpft schloss Joey seine Augen und wartete auf das Eintreffen der Polizei.
 

Nachdem Joey sich gesetzt hatte, rief Seto seine Kollegen an und veranlasste die Abholung der drei Verbrecher, drei, DREI! Wo war der Vierte? Ein metallisches Knacken ließ ihn herumfahren, neben Joey stand der vierte Mann und sein Revolver zielte auf den Kopf des Blonden. „Und was nun?“, fragte der Kerl höhnisch. „Mach meine Freunde sofort los, oder ich knall den hier ab.“ Eisig sah Kaiba ihn an, in seiner rechten Hand hatte er immer noch das Messer. Langsam brachte er die Klinge in die richtige Stellung. „Ich schneide deine Freunde nicht los.“, entgegnete er kalt. „Dann muss dein Freund daran glauben.“, zischte der Mann. „Er ist nicht mein Freund.“, gab Seto nun kalt zurück, das war die einzige Chance für Joey am Leben zu bleiben. Joey bekam von all dem nichts mit, er war gefangen in seinem Traum, dass Seto ihm grade seinen Arsch und auch das Leben gerettet hatte.
 

Verblüfft sah der Vierte Seto an. „Das sah eben aber ganz anders aus.“, meinte er trocken, dabei sah er Kaiba an und die Hand mit seiner Waffe geriet außer Kurs. Auf genau diesen Augenblick hatte Seto gewartet und mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk heraus, schleuderte er das Messer, welches punktgenau das Handgelenk der Hand mit der Schusswaffe traf. Zwar löste sich noch ein Schuss, doch der wurde für Joey nicht gefährlich und mit zwei Sätzen war Seto bei dem Gauner. Aber diesem lag nichts an Gegenwehr, jaulend hielt er sich seinen Unterarm. Kaiba zerrte ihn zu den Anderen und fesselte ihn ebenfalls, wenig später waren die Polizeisirenen zu hören.
 

Joey schrak aus seinem Halbschlaf auf, als er einen Schuss hörte, der von einem gleich darauf folgenden Schmerz begleitet wurde. Sein Arm brannte höllisch, nachdem die Kugel ihn gestreift hatte. Überrascht blickte Joey zu dem vierten Mann, um den sich Seto gerade kümmerte. Mist, den hatte er ja ganz und gar vergessen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er zu ihnen gestoßen war. Und wieder hatte Seto ihm das Leben gerettet, dessen war er sich sicher. „Danke.“, murmelte Joey leise, als der Klang der Polizeisirenen zu hören war.

Nach dem Eintreffen der Beamten regelte Seto noch alles Erforderliche und ging dann zu Joey, der noch etwas verstört am Boden saß. „Komm, Wheeler ich fahr... du blutest ja!“ Diesmal klang es eindeutig besorgt. Schon drehte Seto sich wieder um und rief einen der Sanitäter her. Dankbar ließ Joey sich seinen Arm verbinden. Es brannte jetzt schon nicht mehr ganz so stark. Aber am meisten half ihm die sichtbare Sorge Setos um ihn, das war eine ganz besondere Medizin für ihn.
 

Der Sanitäter hatte Joeys Verletzung versorgt und meinte: „Sie sollten zur Sicherheit eine Nacht im Krankenhaus verbringen.“, dann nickte er Kaiba zu und ging wieder zu seinen Kollegen, die sich um die vier Verbrecher kümmerten. „Dann fahr ich dich ins Krankenhaus“, meinte Seto nun wieder mit kühler Stimme. „Ich hab hier alles erledigt, wenn du willst können wir los. Du kannst aber natürlich auch mit deinen Freunden dort hinten mitfahren.“ Seto deutete dabei auf die Gangster. „Ich fahr lieber mit dir mit, wenn es dir recht ist.“, sagte Joey leise zu Seto, „Aber muss ich wirklich ins Krankenhaus?“ Joey schaute Seto nicht gerade begeistert an. „Es war ja nur eine Empfehlung, wenn du nicht willst fahr ich dich nach Hause, aber entscheide dich. Bis zum Auto hast du Zeit.“, erwiderte Seto. Er überlegte kurz und fragte dann: „Kannst du wieder einigermaßen laufen? Wenn nicht hole ich den Wagen her.“

Joey stand auf und hielt sich noch einmal kurz an Kaiba fest. „Danke es geht, du brauchst das Auto nicht zu holen, aber ich würde lieber nach Hause fahren. Ich kann ja morgen zum Nachschauen ins Krankenhaus fahren. Danke noch einmal für alles.“
 

Seto ließ ein grummeln hören, das so was wie ein „Ist schon gut“ hätte sein können. Joey lächelte entspannt. Das war der Seto den er kannte – der von damals. Am Anfang war er auch so mundfaul gewesen, wenn es um Persönliches und Gefühle ging. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er sich ihm gegenüber geöffnet hatte, und Seto Kaiba war ein Buch, das in seiner ganz eigenen Sprache geschrieben war, nicht jeder konnte es lesen. „Dann los mein Wagen steht da hinten.“ Seto zeigte in die entsprechende Richtung. Er wartete bis sich Joey in Bewegung gesetzt hatte. So schnell wie es Joey möglich war, folgte er Seto zu seinem Auto.
 

Erleichtert ließen sich beide in die Sitze fallen, Seto startete den Motor und fuhr zügig in die Stadt zurück, aber als er in die Straße zu Joeys Haus einbog, hielt ein Polizist sie auf. „Sie können hier nicht durch, die Straße ist wegen eines Feuers gesperrt.“ Seto warf einen raschen Seitenblick zu Joey. „Wo brennt es?“, erkundigte sich Seto und nachdem er dem Beamten seinen Dienstausweis gezeigt hatte, nannte dieser ihm die Adresse. Joey schluckte. das war seine Adresse. Wenn ihn diese fiesen Typen nicht geschnappt hätten, dann wäre er höchstwahrscheinlich in der Wohnung gewesen... Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Erst die Typen und dann das Feuer? Wo sollte er denn jetzt eigentlich hin? Serenity war nicht da, und einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte er auch nicht.
 

Kaiba seufzte leise. „Kannst du irgendwo unterkommen? Bei deiner Schwester oder deinem Freund?“ Joey schüttelte den Kopf. „Ist keiner da. Meine Schwester macht ein Kurzurlaub und kommt erst übermorgen wieder, und mein Freund, macht eine Geschäftsreise.“ Joey fiel gar nicht auf, dass Seto von seinem Freund gesprochen hatte. Toll, da hatte er diesen Köter wohl am Hals, dachte Seto und fuhr schweigend weiter. Da holte er sich jetzt ja wohl sein größtes Problem selbst ins Haus. Hoffentlich ging das gut. Bald hatte Seto seine Wohnung erreicht und parkte den Wagen. Er stieg aus, doch Joey machte keinerlei Anstalten dasselbe zu tun, sondern sah ihn nur fragend an.
 

Da Seto nichts zu ihm gesagt hatte, konnte Joey auch nicht wissen wo sie jetzt waren. „Jetzt steig schon aus, wir sind bei mir.“, forderte Seto ihn auf. „Ich kann bei dir schlafen?“, dankbar schaute Joey Seto an und stieg aus Setos Auto aus. Vorsichtig folgte er Seto in seine Wohnung. ‚Warum macht Seto das alles für mich?’, überlegte sich Joey, doch er hütete sich, dies laut auszusprechen. „Ich kann mich einfach nur noch einmal wieder bei dir für all das bedanken, was du heute für mich alles getan hast, Seto.“, sagte er mit dankbaren Blicken zu Seto. „Setz dich.“, sagte Seto auf die Couch deutend, verschwand im Gästezimmer und richtete es her. Als er damit fertig war, ging er wieder zu Joey, doch der war glatt auf der Couch eingeschlafen. Seto konnte es ihm auch nicht verdenken. Er überlegte kurz ob er ihn wecken sollte, doch er unterließ es, stattdessen holte er eine Decke und legte sie über Joey. So schlecht würde er auch nicht auf der Couch schlafen, sie war breit und bequem genug für eine Nacht.

"Ich darf bei dir wohnen?"

Seto nutzte die Zeit, in der Joey schlief und fuhr kurz ins Präsidium, um sich über die neuesten Erkenntnisse zu informieren. Das, was er in Erfahrung brachte, waren keine guten Neuigkeiten. Seto hielt sich auch nicht weiter dort auf, die Befragung der Verdächtigen musste bis morgen warten. Auf dem Weg nach Hause hielt er noch an einem Bekleidungsgeschäft an und kaufte einige Sachen für Joey. Er konnte ja schließlich nicht nur in seinen jetzigen Klamotten rumlaufen. Da seine Wohnung ausgebrannt war, dürfte er nichts mehr zum Wechseln haben. Anschließend hielt Seto noch an einem Supermarkt an, besorgte dort ein paar Lebensmittel und fuhr erst dann nach Hause. Er stellte fest, dass Joey immer noch schlief – auch gut, dann brauchte er sich noch nicht mit ihm zu unterhalten.

Die Kleidung für Joey brachte Seto ins Gästezimmer, ging danach in seine Küche und machte sich daran, ein sehr spätes Frühstück zuzubereiten. Wheeler brauchte er nicht wecken, so wie Seto ihn noch kannte, würde er bei dem Geruch von Kaffee und Essen von alleine aufwachen.
 

Joey hatte tief und fest geschlafen und wurde langsam munter... Irgendetwas roch unwahrscheinlich gut und er versuchte sich in das duftende etwas weiter hinein zu kuscheln, als ihn ein Brennen in seinem linken Arm die Augen öffnen ließ. Irritiert blickte er sich um... das war nicht sein Bett, schon gar nicht sein Schlafzimmer und auch erst recht nicht seine Wohnung... Wo war er nur? Nach und nach sickerten die Informationen über den Verlauf des frühen morgens wieder in sein Bewusstsein...

Als er vom Blue-Eyes nach Hause fahren wollte, wurde er überfallen und entführt ... Seto hatte ihn vor einer Vergewaltigung gerettet … er wurde angeschossen und zum krönenden Abschluss brannte seine Wohnung... Seto hatte ihn mit zu sich nach Hause genommen...
 

Er lag also hier auf Setos Sofa und er musste einfach eingeschlafen sein, an die Decke, die so gut nach Seto roch, konnte er sich nämlich nicht erinnern. Wie spät es wohl jetzt war? Sein Magen sagte ihm, dass es mindestens Frühstückszeit sein musste, also so um Mittag rum, und auf einmal nahm er noch einen weiteren Geruch war, den von frisch gebrühtem Kaffee und gebratenen Eiern. Joey stand auf und folgte dem Geruch und fand so Setos Küche und stand plötzlich hinter ihm.
 

„Morgen, Seto. Was riecht denn hier so verführerisch gut?" Schnuppernd hielt Joey seine Nase in die Luft. „Kaffee und Eier, das Lebenselixier eines jeden Mannes..." „Mahlzeit trifft es eher.", brummte Kaiba, „Ich kann dich ja nicht verhungern lassen." Seto stellte die gebratenen Eier und den Kaffee auf den Tisch und goss sich selbst nur Kaffee ein.“ „Setz dich, wie geht es deinem Arm?“, erkundigte er sich bei Joey. Joey bewegte kurz seinen Arm, bevor er Setos Aufforderung nachkam. „Es brennt ein wenig, aber sonst glaube ich ganz gut. Willst du nicht mitessen?", fragte er Seto, während er nach der Gabel griff.

„Ich hab im Präsidium etwas gegessen.", gab Seto zurück. Joey blickte Seto skeptisch an. „Das glaub ich dir nicht." Er legte seine Gabel beiseite. „Ich esse erst, wenn du dir auch was nimmst."
 

Finster blickte Seto Joey an. „Hör mal zu, du kannst hier zwar schlafen, aber meine Gewohnheiten gehen dich nichts an. Ich HABE gegessen." Mürrisch lehnte er sich zurück. Das hatte er in der Tat, seit seinem Kampf mit dem Drachen, aß er wesentlich mehr als üblich. „Ja, und ich bin der Präsident von Amerika... Du hast NICHTS gegessen, und geschlafen hast du, so wie du aussiehst, auch nicht.", beharrte Joey auf seiner Meinung. Und früher hätte es ja auch gestimmt... Joey lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme. Auch wenn sein Magen verräterisch grummelte, er würde nicht alleine essen, das fand er unhöflich. „Du bist nicht meine Mutter.", knurrte Kaiba zurück. „Iss oder lass es bleiben." Seto stand auf und ging in sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen – das fehlte noch, dass Joey jetzt auf seine Essensgewohnheiten aufpasste. Danach verschwand er in seinen Trainingsraum.
 

„Ach man, Seto... komm, iss doch wenigstens ein bisschen was mit mir!", rief Joey ihm hinterher, „Lass mich doch hier nicht alleine sitzen..." Joey war hin und her gerissen, einerseits wollte er Seto hinter her laufen und andererseits hatte er ziemlichen Hunger. Was konnte denn das unschuldige Ei dafür, dass Seto schlechte Laune hatte? Immerhin war es von ihm zubereitet worden, und so entschied Joey sich erst einmal dafür, das Ei zu essen, solange es noch warm war. Das dauerte jedoch nicht allzu lange, und nachdem er sein Geschirr unter der Spüle schnell abgewaschen hatte, lief er in die Richtung, in die er Seto hatte verschwinden sehen. Er öffnete die Tür, und blieb überrascht stehen.
 

Seto hatte einen Trainingsraum, sein eigenes Dojo, wie es aussah. Joey musste schlucken, so muskulös und konzentriert sah Seto unwahrscheinlich sexy aus.

Seto zog sein übliches Trainingsprogramm durch – er war so konzentriert, dass er nicht mitbekam, dass er beobachtet wurde. Wie auch, er war es ja gewohnt alleine zu sein. Als er sein vereinfachtes Training beendete, bemerkte er verdutzt, das Joey ihn ansah. „Was ist?", sprach er Joey an.

„Du bist wahnsinnig sexy, weißt du das eigentlich?“ Anerkennend ließ Joey seine Blicke über Setos durchtrainierten Körper wandern. Seine Kleidung zeigte mehr von seiner Figur, als sie verbarg.
 

Seto seufzte genervt auf. Fing Joey jetzt auch noch an mit seinem Aussehen? Das war ja nicht zum aushalten, und der Blick von Joey gefiel ihm eigentlich überhaupt nicht. „Red kein Unsinn." gab er dann auch zur Antwort. „Nun mach dich mal nicht kleiner, als du bist.... DU. BIST. SEXY.... Kapiert?", sagte Joey ziemlich nachdrücklich. „Das ist überhaupt kein Unsinn."

„Na, DU musst es ja wissen.", grollte Seto, schob sich an Joey vorbei, um unter die Dusche zu gehen. Danach konnte er vielleicht noch mit ihm über die gestrigen Vorkommnisse reden. „Was soll das heißen ICH muss es ja wissen?", wollte Joey von Seto wissen, griff nach seinem Arm und hielt ihn fest.

„Du weißt genau, was ich meine." Seto befreite sich aus Joeys Griff. „Nein, weiß ich nicht." Joey setzte ihm nach, „WAS MEINST DU DAMIT?"
 

Wie zog er sich jetzt am besten aus der Schlinge? Man, der Kerl war noch keine vierundzwanzig Stunden in seiner Wohnung und er wusste schon nicht mehr, was er sagen sollte. Aber mehr als verärgern konnte er ihn ja nicht, und das sollte ihm selbst doch egal sein. Seto blieb stehen und sah Joey direkt an. „Du stehst doch auf Männer, oder nicht? Du siehst sie doch mit anderen Augen, oder irre ich mich da?", erwiderte Seto genervt.

„Ja, ich bin Schwul, wenn es das ist, was du meinst.", sagte Joey heftig, „Aber es sind nicht Männer, die ich mit anderen Augen ansehe, es sind Frauen, mit denen ich nichts anfangen kann, weil mein Herz schon seit frühen Kindertagen einem ganz Bestimmten gehört.", sagte Joey warm und schaute direkt in saphirblaue Augen.
 

„DAS habe ich gestern gesehen.", erwiderte Seto ebenso heftig. Worauf ließ er sich hier eigentlich ein? Es konnte ihm doch egal sein, wen Joey küsste.

Joey runzelte die Stirn. „Du hast mich gestern gesehen? Wo?" Er konnte Seto gerade nicht so richtig folgen. „Was ist dein Problem?" „Vergiss einfach alles, was ich gesagt habe.", knurrte Seto und setzte seinen Weg ins Bad fort. „Das kann ich nicht. Aber ich werde dich jetzt in Ruhe lassen, wenn du mir sagst, wo du mich gesehen hast.", seufzte Joey. Ein Streit würde ihn nicht weiter bringen, obwohl so manche Wahrheit bei einem Streit ans Licht kam...

Seto blieb stehen und ohne sich umzudrehen sagte er: „Vor deiner Wohnung habe ich dich gesehen, mit diesem Antiquitätenhändler." Danach ging er endgültig ins Bad, um zu duschen. „Du kennst Mahou?" Joey war sprachlos. „Woher?", ungläubig starrte er auf die geschlossene Tür. Als er von Seto jedoch keine Antwort bekam, ging er zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa.
 

Seto duschte. Das konnte ja noch heiter werden. Was hatte er sich nur dabei gedacht Joey mit nach Hause zu nehmen? Er hätte ihn ja auch im Krankenhaus abliefern können. Aber nein, er schleppte ihn mit zu sich nach Hause und jetzt hatte er den Salat. Er trocknete sich ab – na toll, jetzt hatte er auch noch seine Sachen im Schlafzimmer gelassen… energisch wickelte Seto sich sein Handtuch um die Hüften und rollte seine Schmutzwäsche zusammen. Anschließend ging er in sein Zimmer und zog sich an. Danach kramte er noch einige Handtücher aus seinem Schrank und ging wieder ins Wohnzimmer, direkt zu Joey, der auf dem Sofa saß. Seto warf die Handtücher auf Joeys Schoß. „Hier, du willst doch sicher duschen, in deinem Zimmer liegen ein paar Sachen. Die müssten dir eigentlich passen.", informierte Seto ihn weiter. „Ich mach in der Zwischenzeit das Essen.", fügte Seto noch hinzu.
 

„In meinem Zimmer?" Joey schaute Seto fragend an. „Du kannst auch hier auf dem Sofa schlafen, wenn es dir lieber ist.", antwortete Seto, und im gleichen Augenblick fiel ihm ein, dass Joey ja eingeschlafen war, bevor er im das Gästezimmer hatte zeigen können. „Komm mit, ich zeig’s dir." Abwartend stand Seto nun da. Hatte er wirklich sein Zimmer gesagt? Zum Teufel, es war nur das Gästezimmer. Joey stand auf. „Hast du wirklich ein Zimmer für mich?", erkundigte sich Joey dankbar bei Seto. „Danke." Es war zwar nur ein kleines Wort, doch es sagte so unendlich viel aus. Auch wenn Seto gesagt hatte, dass er sich nicht andauernd bedanken sollte. Doch was konnte er schon anderes tun, als sich zu bedanken? Joey folgte Seto in das Gästezimmer, das er für ihn hergerichtet hatte. Joey schaute sich staunend um, als er in das Zimmer trat.
 

„Schön ist es hier.", Ihm gefiel wirklich, was er sah. „Darf ich für ein paar Tage bei dir bleiben, bis meine Schwester wieder zurück ist?", fragte Joey schüchtern nach. „Ich hätte dich sonst nicht mit hergenommen.", antwortete Kaiba. Musste sich Joey denn ständig bei ihm bedanken? Seto fühlte sich dabei überhaupt nicht wohl, es war ungewohnt für ihn, aber wahrscheinlich würde Joey sowieso nicht damit aufhören, also ignorierte er es einfach. „Wo das Bad ist, weißt du ja inzwischen. Übrigens, mein Zimmer da drüben, ist für dich tabu – habe ich mich klar ausgedrückt?"
 

Das Bett sah gemütlich aus und lud zum Schlafen ein – und duschen, das klang auch verlockend. „Ja, das hast du.", erwiderte Joey ernst. Mit den Handtüchern bewaffnet betrat er das geräumige Bad Seto Kaibas und war auch hier von den warmen Tönen überrascht, die in diesem Zimmer vorherrschten. Schnell zog er seine Sachen aus und stellte sich unter die Dusche. Frisch geduscht, und nur mit einem Handtuch bekleidet ging er in sein Zimmer. Die Kleider, die auf dem Bett lagen waren ja alle noch ganz neu, stellte er fest, und war gerührt von Setos Fürsorge. Die Sachen gefielen und passten ihm ausgezeichnet.

"Das wäre doch nicht nötig gewesen.", sagte Joey gerührt zu Seto, als er zu ihm in die Küche kam. „Du hast einen Guten Geschmack, D...", das letzte Wort verschluckte er lieber, Seto wollte ja nicht, dass er sich andauernd bei ihm bedankte.
 

„Ich bezahl sie dir, wenn du mir die Rechnung gibst.", sagte Joey. „Schenken wollte ich sie dir auch nicht.", knurrte Seto vor sich hin und widmete sich wieder dem Abendessen. „Aber das du dir die Mühe gemacht hast, mir was zu kaufen... Ich hätte doch auch was von dir getragen, bis ich selbst einkaufen gehen kann.", sagte Joey leise. „Gleich morgen wollt ich losgehen und mir neue Sachen kaufen, denn ich brauch ja auch wieder etwas für die Arbeit. Kannst du mich nachher ins Blue-Eyes fahren? Mein Motorrad ist ja noch da, damit komme ich dann zurück."
 

„Du willst wirklich noch ins Blue Eyes heute? Doch nicht etwa arbeiten?" Das verstand Seto nun gar nicht, aber gut, schließlich war Joey ja alt genug. Das Essen war mittlerweile fertig, den Tisch hatte er in der Zwischenzeit auch gedeckt. Seto füllte zwei Teller auf, stellte diese auf den Tisch und setzte sich an selbigen.
 

„Gibt es einen Grund nicht arbeiten zu gehen?", erkundigte sich Joey bei Seto. „So schlimm ist mein Arm doch nicht verletzt. Hmmh, das riecht ja köstlich." Joey schnupperte begeistert und setzte sich zu Seto an den Tisch, „Und es sieht auch genauso aus. Kochen kannst du also auch. Du wirst langsam eine wirklich Gute Partie, weißt du das?“ Joey nahm sein Besteck auf und probierte. „Du BIST eine Gute Partie.“, korrigierte sich Joey. „Wer dich bekommt, kann sich glücklich schätzen."
 

Seto schickte Joey einen eisigen Blick, sollte er so weitermachen, dann warf er ihn noch hochkant raus. Das wurde ja immer schlimmer, am besten ignorierte er auch diese Aussage, stattdessen sagte er: „Das Feuer in deiner Wohnung ist nicht von ungefähr ausgebrochen. Es wurde durch einen Sprengsatz ausgelöst. Du kannst dir wohl denken, was das bedeutet?", informierte er Joey nun über den momentanen Stand der Ermittlungen.
 

"So was Ähnliches hab ich mir schon gedacht... Und, was heißt das jetzt für mich im Klartext? Jemand hat es auf mich abgesehen, ich nehme mal stark an, dass es Johnson ist. Und nun? Soll ich mich etwa verstecken? Ich hab immerhin noch einen Job, und die rechnen mit mir."
 

„Tu, was du nicht lassen kannst. Du bist alt genug." Seto zuckte mit den Schultern. Er war mit dem Essen fertig und räumte sein und Joeys Geschirr weg, der inzwischen auch mit dem Essen fertig war. Danach ging er ins sein Schlafzimmer, kam wenig später wieder und gab Joey einen Schlüssel. „Hier ein Wohnungsschlüssel, ich fahr dich nachher hin. Ich will noch ins Präsidium, keine Ahnung wann ich nach Hause komme." Damit war das Thema vorerst für Seto erledigt, zwingen zu bleiben konnte er Joey nicht. Abgesehen davon, würde Joey sich auch nicht verstecken. Er würde halt ein Auge auf ihn haben müssen.
 

„Danke für den Schlüssel. Ich werde gut auf ihn aufpassen. Und wenn meine Schwester wieder da ist, bist du mich auch schon wieder los." Joey hatte das Geschirr gespült, als Seto die Küche verließ. „Sag mal, wo kommt eigentlich das Besteck hin?" „Linke obere Schublade neben dem Herd.", antwortete Seto ihm. Irgendwie glaubte er nicht an das, was Joey sagte, die Zeit würde es zeigen. „Wann musst du los?", erkundigte er sich bei Joey. „Viertel vor Zehn muss ich da sein." gab Joey ihm Auskunft. „Du weißt am besten, wie lange du von dir aus zum Blue-Eyes brauchst." „Dann wird es langsam Zeit.", erwiderte Seto und begab sich zur Wohnungstür.
 

„Moment, ich hol nur noch schnell meinen Schlüssel, sonst muss ich in der Nacht ein Taxi nehmen." Joey ging kurz ins Gästezimmer zurück und holte seinen Motorradschlüssel. „So, jetzt kann ich." Zwanzig Minuten später erreichten sie das Blue Eyes und Joey stieg aus Setos Auto aus.
 

„Danke fürs mitnehmen. Man sieht sich.", verabschiedete sich Joey scherzend von Seto. Er hob leicht die Hand, als Seto davonfuhr, und begab sich zum Eingang des Blue-Eyes. Duke begrüßte ihn wie immer mit einem Grinsen. „Du hast James Bond gerade verpasst. Eben ist er gegangen." Joey stöhnte genervt auf. „Der Witz hat langsam einen Bart. Erstens – Alkohol wird vor 22:00 Uhr nicht ausgeschenkt und zweitens – hat mich JAMES BOND eben gerade hergebracht. Tu mir einen Gefallen, und lass diese Scherze in Zukunft bleiben." Duke war sprachlos, Joey ließ sich damit nicht mehr aufziehen. Ein wenig schade fand Duke es ja schon... Joey zog sich um und begann pünktlich um 22:00 Uhr seine Schicht.
 

Nachdem Joey das Auto verlassen und sich verabschiedete hatte, murmelte Seto leise: „Pass auf dich auf, Köter." Schnell erreichte er das Präsidium, in seinem Büro stellte er fest, dass die Befragungen schon stattgefunden hatten. Er ärgerte sich schon ein wenig darüber, aber seine Kollegen machten einen Guten Job. Seto las sich die Protokolle durch, jeder erzählte etwas anderes, nur eines hatten alle gemeinsam – Johnson hatte den Auftrag gegeben. Das war nicht wirklich neu, Joey und er hatten es eh vermutet. Leider war dieser Johnson unauffindbar, wer weiß, wo der untergetaucht war. Das klingeln des Telefons schreckte Seto aus seiner Arbeit auf, es war ungewöhnlich, dass es um diese Zeit klingelte. Er nahm den Hörer ab und meldete sich mit „Kaiba". Am anderen Ende meldete sich einen Frauenstimme:
 

„Das Medical Center Domino City, Schwester Frieda hier. Sie sind Seto Kaiba?" Was wollte denn das Krankenhaus von ihm? „Sagte ich doch gerade.", beantwortete er kühl die Frage. „Ich soll ihnen ausrichten, dass vor einer halben Stunde ein Joseph Wheeler hier eingeliefert worden ist. Er hatte einen Motorradunfall und hatte dabei noch Glück gehabt. Es wäre sehr nett, wenn sie vorbeikämen, um die Formalitäten zu erledigen. Mr. Wheeler behauptet, seine Papiere wären verbrannt." Kaiba starrte vor sich hin, Wheeler hatte einen Motorradunfall... „Ich bin in einer halben Stunde da.", erwiderte er endlich und legte auf. Joey schien ja bei Bewusstsein zu sein, hoffentlich war ihm nichts Schlimmes passiert. Eilig machte er sich auf den Weg, er brauchte nur die halbe Zeit um in die Klinik zu kommen. Am Empfang erfuhr Seto die Zimmernummer und kurz darauf stand er im Krankenzimmer des Blondschopfes. „Was hast du denn gemacht?", fragte er leicht säuerlich, er hasste es, dass er sich Sorgen um Joey machte.
 

„Ich wollte in meiner Pause nur ganz kurz zum Automaten fahren und Geld holen, aber an der ersten Ampel, an der ich bremsen musste, konnte ich nicht bremsen und bin voll auf ein Auto drauf gerauscht. Ich war aber zum Glück nicht mehr so schnell, so ist mir weiter nichts passiert, ich soll nur über Nacht hier bleiben, wegen der Gehirnerschütterung.“, klärte Joey ihn auf. „Wie lange musst du hier bleiben?", erkundigte sich Seto.
 

Es bestand ja durchaus die Chance seinen Gast schneller loszuwerden, als gedacht. Auch wenn ein ganz kleiner Teil von ihm das Gegenteil wünschte. „Morgen gegen Mittag darf ich wieder gehen, wenn die Nacht ereignislos verläuft.“, antwortete Joey. „Gut, dann ruf an, wenn ich dich holen soll, oder nimm ein Taxi." „Ich nehme ein Taxi... kannst du dich um mein Motorrad kümmern, in den Packtaschen sind noch ein paar Dinge von mir drin, von denen ich nicht möchte, dass sie verloren gehen. Kannst du sie für mich holen?", bat Joey.
 

„In Ordnung, ich kümmere mich darum. Hast du den Schlüssel noch?", erklärte sich Seto einverstanden. „Deinen Haustürschlüssel?", fragte Joey nach.

„Ja, welchen den sonst? Oder hast du noch andere Haustürschlüssel?" Schon wieder war er bei dem Thema angelangt. „Nein, ich dachte an den Motorradschlüssel." Joey war von der Heftigkeit in Setos Frage überrascht. „Wenn ich einen anderen Hausschlüssel hätte, dann bräuchte ich deinen doch wohl nicht." Langsam dämmerte es ihm – Seto war doch am Ende nicht eifersüchtig?
 

„Ich denke den Motorradschlüssel brauche ich nicht. Ich geh dann jetzt. Bis morgen." Schnell verschwand Seto aus dem Zimmer, schon wieder gingen ihm die Gefühle durch. Knurrig erledigte er die Formalitäten für Joey und kümmerte sich danach um dessen Motorrad. Es war bei der Spurensicherung gelandet… Praktisch für Seto, da brauchte er es nicht suchen. Dort angekommen holte er die von Joey gewünschten Sachen und fuhr nach Hause. Die Habe des Blondschopfes stellte er in dessen Zimmer und legte sich erst mal schlafen, um andere Dinge zu tun, war Seto viel zu müde.

Erkenntnisse

Gegen Mittag wachte Seto wieder auf. Verdammt, so lange hatte er nicht schlafen wollen. Eilig stand er auf, duschte und zog sich an. Danach machte Seto sich ein schnelles Frühstück, eigentlich eher ein Mittagessen. Schon komisch, seit er Joey wieder getroffen hatte, waren seine Tagesabläufe total durcheinander geraten – genau wie sein Gefühlsleben, von dem er dachte, er hätte es für alle Zeit verbannt. Wenn dieser Fall vorbei war, würde sich sicher wieder alles normalisieren, hoffte er. Hastig nahm er seinen Mantel und machte sich auf den Weg.
 

Im Präsidium angekommen, lief er einem Kollegen aus der Spurensicherung über den Weg. „Hallo Kaiba, das trifft sich gut. Ich wollte gerade zu ihnen.“ . Verdutzt blieb der Blauäugige stehen. „Hallo Takeshi.“, erwiderte er den Gruß. „Was führt sie zu mir?“ Soweit er wusste hatte seine Abteilung im Augenblick nichts bei der Forensic. „Es geht um das Motorrad ihres Bekannten. Routinemäßig habe ich es untersucht und dabei festgestellt, dass die Bremsen manipuliert waren. Und das sogar recht geschickt, hätte er bei hoher Geschwindigkeit bremsen müssen, hätte er nicht die geringste Chance gehabt.“ Er entnahm seiner Akte einen Bogen Papier und reichte diesen Kaiba. „Hier ist eine Kopie meines Berichtes.“ Seto nahm das Papier entgegen. „Danke, ich schulde ihnen was.“, bedankte er sich bei seinem Kollegen, der ihn nur angrinste. „Geben sie mir bei Gelegenheit ein Bier aus, dann sind wir quitt.“, er hob grüßend die Hand und verschwand in einem der Flure, um seinen Bericht abzugeben.
 

Nachdenklich ging Kaiba in sein Büro, da schien es ja jemand mächtig auf Wheeler abgesehen zu haben. Erst das Kidnapping, das bestimmt nicht nur mit der Vergewaltigung geendet hätte, dann das Feuer, das nicht von allein ausgebrochen war und nun noch das manipulierte Motorrad. Der Blondschopf war in größerer Gefahr, als er annahm. So wie es aussah, war es besser für ihn, wenn er sich eine Weile aus der Öffentlichkeit zurückzog. Doch, so wie Seto Joey einschätzte, würde er es nicht einsehen – aber dann konnte Kaiba ihn ja immer noch in Schutzhaft nehmen.
 

Von Johnson gab es immer noch keine Spur, der war wie vom Erdboden verschluckt. Es war zum Verrücktwerden, augenblicklich ging es in diesem Fall nicht ein bisschen voran. So kümmerte Seto sich erst einmal um die weniger wichtigen Fälle, denn auch diese mussten bearbeitet werden. Gegen 20 Uhr machte er Feierabend, hielt kurz am Lebensmittelladen an, kaufte noch einige Sachen ein und fuhr schließlich nach Hause. Mit seinen Einkäufen betrat er die Küche und machte das Licht an.
 

~~~
 

„Und, Herr Wheeler, wie war ihre Nacht?“, erkundigte sich Dr. Nakamura bei Joey, als er zur Visite kam. „Ich hab ziemlich gut geschlafen, ohne weitere Probleme, ich hatte keine Kopfschmerzen und schlecht geworden ist mir auch nicht.“, antwortete Joey. „Und wie geht es ihrem Hals?“ Dr. Nakamura untersuchte noch einmal Joeys Kopf und seine Halswirbelsäule und kontrollierte seine Beweglichkeit. „Und das hier, tut das weh?“ Joey verneinte. „Dann können sie nach Hause gehen. Doch ich würde ihnen empfehlen sich noch ein paar Tage zu schonen, und auch die nächste Woche noch nicht wieder Motorrad zu fahren. Aber wenn ihnen irgendetwas nicht geheuer vorkommt, wenn sie Taubheitsgefühle in den Armen verspüren, oder es ihnen Schwindlig wird, sie Übelkeit verspüren, dann kommen sie bitte wieder sofort hierher, es könnten noch Spätfolgen ihres Unfalls sein.“, sagte Dr. Nakamura eindringlich. „Ja, das mach ich sofort.“, versprach Joey Dr. Nakamura. Dr. Nakamura unterschrieb die Entlassungspapiere, und Joey konnte sich fertig machen. Die Schwester bestellte ihm ein Taxi und Joey bedankte sich für die Fürsorge, die ihm angedeihen ließen. Einige Schwestern zerdrückten ein Tränchen, diesen hübschen Patienten hätten sie gerne noch ein Weilchen länger betreut.
 

Joey bedankte sich beim Taxifahrer, bezahlte die Fahrt, holte Setos Schlüssel aus seiner Tasche und begab sich zu dessen Wohnung. Joey schloss die Tür auf und betrat die Wohnung. „Seto? Ich bin wieder da.“, rief er, als er die Tür hinter sich schloss. „Seto? Bist du da?“, rief er noch mal, als er keine Antwort bekam. Joey ging ins Wohnzimmer und schaute in der Küche nach. Auch im Trainingsraum und im Bad war keine Spur von Seto zu finden. Ebenfalls ein Anklopfen an seiner Zimmertür und der Blick ins Gästezimmer waren nicht erfolgreich. Joey ging zurück in die Küche und nahm sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. Aus dem Schrank holte er sich ein Glas und war schon auf dem Weg ins Wohnzimmer, als sein Blick auf ein Päckchen auf dem Küchentisch fiel.

Wie magisch angezogen ging er zum Küchentisch und schaute sich das Päckchen an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand Seto ein Päckchen schicken sollte. Überrascht sah er, dass das Päckchen überhaupt keine Anschrift und auch keinen Absender trug. Wollte Seto es etwa abschicken? Joey legte das Päckchen zurück auf den Tisch, dabei fiel ein Brief auf den Boden.

Es war einen weibliche Handschrift, und der Brief war an Seto adressiert. Joey wollte nicht wirklich neugierig sein, aber der Brief war geöffnet, und er sah aus, als wäre er schon viele Jahre alt. Als er die Klappe des Umschlages anhob, konnte er sehen, dass der Brief falsch herum wieder in den Umschlag gesteckt wurde. Joey wollte ihn schon zurücklegen, als ein Satz ihn stutzen ließ: >P.S. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die Briefe zu vernichten<.

Joey bat Seto im Stillen um Verzeihung und holte den Brief aus seinem Umschlag heraus. Joey stockte der Atem, als er las, was dort stand:
 

----------

Liebster Seto,
 

Wenn du diesen Brief liest, sind dein Stiefvater und ich nicht mehr am Leben.

Es tut mir leid, dass ich dir und deinem Bruder keine gute Mutter war.

Aber Gozaburo war zu stark für mich, ich hatte nicht die Kraft, mich gegen

ihn aufzulehnen, ich habe einfach aufgegeben. Ich möchte dir Danken, das du

die Suche nach Mokuba nie aufgegeben hast. Umso mehr schmerzt es mich, dir

schon vorher deinen Freund genommen zu haben. Dein Stiefvater hat den Umzug

der Wheelers veranlasst. Deine Freundschaft zu Joey, war ihm immer ein Dorn

im Auge. Daher hat er dafür gesorgt, dass ihr euch nie wieder seht.

Genauso wie er es verhindert hat, das du Joeys Briefe bekommst und deine ihn

erreichen. Er hat es sogar soweit getrieben, das er deinem Freund einen

gefälschten Brief geschickt hat.

Ich nehme es dir nicht übel, das du jeglichen Kontakt zu uns abgebrochen hast.

Vielleicht kannst du mir eines Tages verzeihen.
 

In Liebe deine
 

Mom
 

P.S. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die Briefe zu vernichten, Ich habe

sie all die Jahre aufbewahrt. Nach deinem Auszug, habe ich sie in deinem

Versteck, hinterlegt. Schau nicht so ungläubig, ich wusste davon, aber ich habe

es für mich behalten.

----------
 

Fassungslos ließ Joey sich auf den Stuhl fallen und ihm liefen die Tränen übers Gesicht. Soviel Leid hatte dieser Mistkerl von Vater über sie Beide gebracht. Joey konnte sich denken, was sich in diesem Päckchen befand – Briefe die von traurigen Kinderherzen geschrieben und heiß ersehnt wurden, doch keiner von ihnen erreichte sein Ziel und tröstete seinen Empfänger.

Mit zittrigen Händen öffnete er das Päckchen und schaute sich die Briefe an. Zuerst kam ein Stapel Briefe, die alle an Seto adressiert waren, es waren die Briefe, die er geschrieben hatte... Und dann folgte ein Stapel Briefe, die an ihn adressiert waren... Aber eins hatten alle Briefe gemeinsam, sie waren alle geöffnet, aber nicht frisch... Joey nahm den ersten von Setos Briefen und die Tränen liefen ihm weiter übers Gesicht. Hier hatte er schwarz auf weiß, in kindlicher Handschrift, dass Seto genauso unter der Trennung gelitten hatte, wie er selbst...

Joey griff noch nach ein paar anderen Briefen, aber nichts änderte sich in seinem Inhalt. Seto schrieb, wie sehr er ihn vermisste und bat ihn, dass er sich doch bei ihm melden sollte... Plötzlich sah er, dass es einen Brief gab, der noch nicht geöffnet war. Ohne weiter nachzudenken öffnete Joey diesen Brief und nahm ihn heraus. Dieser Brief war neueren Datums, das konnte man gleich an der Handschrift Setos erkennen...
 

------------------

Joseph Wheeler
 

Ein allerletztes Mal schreibe ich an dich, aber da du diesen Brief nie zu Gesicht bekommen wirst,

fällt es mir relativ leicht.
 

Ich weiß nicht, was ich dir damals getan habe, aber wahrscheinlich, war ich sowieso nur ein

Zeitvertreib für dich. Bis dahin dachte ich immer mein Vater, besser Stiefvater, sei hart, aber

ich gratuliere dir, Menschen zerstören kannst du genauso gut.

Du hast mir das Herz gebrochen, ich hab sterben wollen, doch die Liebe von und zu meinem

Bruder hielt es noch ein bisschen zusammen und mich am Leben.
 

Vor ein paar Wochen wurde er entführt, doch trotz bezahltem Lösegeld ist er nicht wieder aufgetaucht.

Er ist weg, mein letzter Halt ist fort, mein Vater sagte mir eben, das er kein Geld für die Suche nach

einer Leiche verschwenden wollte. Genauso gut hätte er mich auch gleich umbringen können,

denn ich bin tot, jedes gute Gefühl, das ich je hatte ist weg. Ich bin nur noch eine Hülle,

in der Hass und Zorn um die Vorherrschaft kämpfen. Komischer weise halten sie mich am Leben,

ich will sie nutzen um meinem Bruder zu finden.
 

Jetzt hätte ich mehr denn je einen Freund gebraucht, doch du hast mich verraten, hast meine

Gefühle mit den Füßen getreten. Ich hasse dich dafür.
 

Ich hasse dich, wie man einen Verräter nur hassen kann.
 

Wünsch dir, dass wir uns nie wieder begegnen werden.
 

Seto

----------------------
 

Joey schnürte es das Herz zusammen und die Luft ab, als er die Verzweiflung zwischen den Zeilen las, und die in Hass auf ihn am Ende des Briefes umschlug.

Mit dem Brief in der Hand blieb er regungslos und mit Tränen im Gesicht auf dem Stuhl sitzen und vergaß die Zeit um sich herum. Joey bemerkte nicht, wie es draußen dunkel wurde und er hörte auch nicht, dass die Tür ging und Seto wieder nach Hause kam.
 

Mit tränennassen Augen blickte Joey auf, als das Küchenlicht anging. Erstaunt blieb Seto stehen. Wieso saß Joey im Dunkeln? Setos Blick fiel auf die Briefe, die auf dem Tisch lagen – die hatte er ganz vergessen. Er sah wieder in Joeys Gesicht und musste unwillkürlich schlucken, als er dessen nasse Augen sah. „Was ist?“, fragte er etwas unsicher. „Was musst du gelitten haben, so ganz allein... und keiner war da, der dich getröstet hat... du hattest nur die Möglichkeit, dich in den Hass auf mich zu flüchten.“, antwortete Joey mit belegter Stimme. Am liebsten hätte er Seto jetzt in seine Arme genommen. Setos Gesicht verschloss sich, er wollte nicht daran erinnert werden.

„Was spielt es jetzt noch für eine Rolle?“, fragte er mürrisch, er wollte nicht darüber reden. „Eine ziemlich große.“, antwortete Joey leise. „Man hat dir die Fähigkeit zu lieben weggenommen, dabei bist du in Wirklichkeit so ein liebenswerter Mensch, den man einfach nur lieb haben muss. Und vor allem - dein Vater hat dich um deine Kindheit betrogen.“
 

Seto stellte seine Einkäufe ab und begann an die Tüten auszupacken. „Er hat mich nicht nur um meine Kindheit betrogen... er hat mir alles genommen. Das andere ist nur gut, dass du es einsiehst und liebenswert bin ich nicht.“ gab er bitter zurück. „Verschwende deine Zeit nicht an mich.“ fügte er noch hinzu.

„Das geht nicht, DU gehörst zu meinem Leben, ich werde immer Zeit für DICH haben.“ antwortete Joey schniefend. ‚Denn ich liebe dich.’, fügte er in Gedanken hinzu. „DU warst mein bester Freund, wir haben uns ewige Freundschaft geschworen, und als ich dich wieder gesehen hatte, hatte ich mich riesig gefreut, dich wieder zusehen. Ich mochte es nicht glauben, dass du mich hassen solltest... Du hasst mich doch nicht wirklich!“, stellte Joey leise fest.
 

„Ich hab dir schon mal gesagt, vergiss diese Freundschaftsgeschichte. Ich habe mich zu sehr verändert.“, entgegnete Seto ungehalten. „Es ist zu spät.“, sagte er leise. „Es ist niemals zu spät, Seto. So lange ein Mensch lebt, gibt es immer die Chance für einen Neuanfang... man muss es nur wollen...“, erwiderte Joey gefühlvoll. „Bist du wirklich glücklich – so ganz allein, ohne Freunde?“ Joey blickte Seto prüfend an.

Seto starrte vor sich hin, das Ganze ging ihm zu sehr an die Substanz, er wollte das hier beenden. „Ich lebe mein Leben so, wie ich es will. Ich habe es mir so ausgesucht.“, antwortete er schließlich, es gab dringendere Probleme als ausgerechnet seine Gefühle.
 

„Wenn du meinst.“ antwortete Joey enttäuscht. „Ja, das meine ich. Können wir jetzt über anderes reden?“, erkundigte sich Seto schon fast erleichtert.

„Können schon - wollen nein.“, erwiderte Joey traurig.

Seto nahm nun auf Joeys Gefühle keine Rücksicht mehr, er wollte sich mit dem Thema nicht mehr auseinandersetzen. „Interessiert es dich vielleicht zu erfahren, wieso deine Bremsen versagt haben?“, fragte er im gewohnten Ton nach. „Was haben meine Bremsen mit diesen Briefen zu tun?“ Joey interessierte sich im Augenblick nicht wirklich für die Bremsen seines Motorrads, die Briefe aus der Vergangenheit hatten ihn viel zu sehr mitgenommen... Er wollte Seto so gern aus diesem trostlosen Schneckenhaus herausholen... Verwirrt sah Seto ihn an, wieso Briefe? Die hatte er doch prompt wieder vergessen.
 

„Vergiss endlich diese dämlichen Briefe.“, fuhr Seto Joey ungehalten an. „Ich bin nicht wichtig. DEIN Leben ist in Gefahr, verdammt, nicht meins.“ So was Stures gibt’s doch nicht, dachte sich Seto und verließ die Küche. Er wollte sich erst einmal umziehen und sich beruhigen, danach war vielleicht ein Gespräch über die Anschläge möglich. „Doch, du bist genauso wichtig.“, rief Joey Seto hinterher und machte sich daran, Setos angefangene Arbeit fortzusetzen.

Er konnte zwar nicht viel, aber einige Gerichte konnte Joey schon zubereiten. Und er hatte Glück, alles was er brauchte, befand sich in Setos Kühlschrank oder unter seinen Einkäufen. Was interessierte es ihn, dass sein Leben in Gefahr war, wenn es Seto wieder aus seinem Leben ausschließen sollte...

Konzentriert machte Joey sich an die Arbeit, und als er fertig war, richtete er das Essen auf zwei Teller an, ging zu Setos Zimmer und klopfte an dessen Tür. „Seto... Essen ist fertig... kommst du?“
 

Seto legte seine Dienstwaffe in seinen Safe, neben seine Kette, so wie er es immer tat und zog sich anschließend um. In Jeans und Shirt fühlte er sich schon viel wohler. Er ließ sich auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Joeys Frage ging ihm durch den Kopf und wenn er ehrlich zu sich war, musste er sich eingestehen, dass er nicht glücklich war, nicht einmal zufrieden. Doch das hatte niemanden zu interessieren. Nach einer Weile klopfte es an die Tür. „Seto… Essen ist fertig... kommst du?“ Vorhin hatte er keinen Hunger mehr und er wollte schon ablehnen, als sich sein Magen lautstark meldete. Seufzend antwortete er: „Bin gleich da.“ Seto erhob sich, fuhr sich noch mal durch die Haare und begab sich dann in die Küche. Es roch verführerisch, sein Magen grummelte gleich noch mal soviel. ‚Das reicht’, dachte er ärgerlich in Richtung Magen. „So wie es riecht, kannst DU auch kochen.“, meinte Seto leichthin, als er die Küche erreichte.
 

Joey errötete leicht bei dem Kompliment. „Na ja, sind nur drei Gerichte, dieses und noch zwei andere, etwas einfachere.“ Joey stellte die Teller auf den Tisch und suchte passendes Besteck. Suchend blickte er sich in der Küche um. „Suchst du was?“, fragte Seto. „Besteck.“, antwortete Joey. „Kannst du mir helfen?“

„Ich will mal nicht so sein.“, gab Seto grinsend zurück, zog die entsprechende Schublade auf und entnahm ihr das entsprechende Besteck. Seto hielt Joey sein Besteck vor die Nase. „Bitte.“, und setzte sich hin. Joey nahm das Besteck entgegen. „Danke.“, und setzte sich ebenso wie Seto an den Tisch. „Ich hoffe es schmeckt dir.“ Seto probierte das Essen. „Es schmeckt wirklich gut.“, sagte er zwischen zwei Bissen. Schnell hatte Seto seinen Teller leer gegessen.

„Wirklich?“ Joey strahlte übers Gesicht. Seto schien es wirklich zu schmecken, sein Teller war genauso schnell geleert.
 

„Fährst du heute noch einmal ins Präsidium?“, wollte er von Seto wissen.

„Nein, heute nicht mehr.“, beantwortete Seto Joeys Frage und räumte dabei das Geschirr ab.

„Kann ich mir dein Auto borgen?“, erkundigte sich Joey.

„Nein.“, kam es prompt zurück. Seto würde sein Auto nie verleihen. „Warum?“, hakte er dann doch nach.

„Schon in Ordnung, dann ruf ich mir eben ein Taxi.“, antwortete Joey einfach. Das WARUM hatte er überhört.

„Ich hab dich gefragt, warum du das Auto brauchst.“ bohrte Seto eindringlich nach.

„Warum? Das ist doch klar, in einer Stunde muss ich im Blue-Eyes sein.“, ungläubig über so viel Unwissenheit schüttelte Joey seinen Kopf.
 

„Wie bitte? Du willst zur Arbeit?“ Seto konnte nicht glauben WAS er da hörte.

„Warum nicht?“ Joey was etwas irritiert. Warum machte Seto jetzt so einen Aufstand deswegen?

„Gestern hast du erst einen Unfall gehabt. Du sollst dich doch sicher noch schonen.“, argumentierte Seto.

„Ich soll nur noch kein Motorrad fahren, hat der Doc gesagt, vom nicht Arbeiten hat er nichts gesagt.“, rechtfertigte Joey seine Absicht.

„Hast du mir vorhin nicht zugehört? Die Bremsen deines Motorrads wurden manipuliert. Jemand hat es auf dich abgesehen, es wäre besser, du würdest dich eine Weile nicht in der Öffentlichkeit zeigen.“, versuchte Seto Joey zu überzeugen.

„Was haben die Bremsen meines Motorrads mit meiner Arbeit im Blue-Eyes zu tun?“ Joey begriff immer noch nicht, warum er nicht zur Arbeit gehen sollte. Er fühlte sich gut, und spürte nichts von seinem Unfall. „Ich nehm einfach ein Taxi – und?“

Seto starrte Joey ungläubig an und er merkte, wie es sich in ihm wieder zusammenbraute. So kamen die nächsten Worte schon heftiger: „Willst du es nicht sehen? Deine Entführung, das Feuer in deiner Wohnung und die Bremsen – Mensch Wheeler, da will dich jemand umbringen... Verstehst du... Dir das Lebenslicht ausblasen.“ Wenn Joey sich weiter so Stur stellte, konnte Seto für nichts mehr garantieren...
 

„Na und? Mir könnte genauso gut auch hier bei dir ein Kronleuchter auf den Kopf fallen.“, entgegnete Joey trotzig.

„ Aber hier kommt keiner rein, der ihn losschrauben könnte, du Idiot.“ Seto raufte sich innerlich die Haare. „Denk an die Leute in der Bar, deren Leben du riskierst.“

„Wie willst du das verhindern?“ Auffordernd blickt Joey Seto an.

„Ich nehme dich in Schutzhaft, das heißt du bleibst unter meiner Aufsicht.“, antwortete Seto genervt.

„Und wenn ich nicht will?“, trotzig stellt Joey sich Seto in den Weg.

„Dann wanderst du in den Knast, mir fällt schon was ein.“, antwortete Seto bestimmt.

„Ich hab aber keine Lust, ich will nicht in den Knast, da ist es so ungemütlich und jeder kann einem zuschauen.“ Joey verzog schmollend sein Gesicht.

„Denkst du nur an dich? Was ist mit deiner Schwester?“ fragte Seto aufseufzend. Joey benahm sich gerade, wie ein Kleinkind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte.

„Was hat meine Schwester denn damit zu tun? Die hat außerdem ihre eigene Wohnung, da kann ich auch hingehen...“, schmollte Joey weiter.
 

Genervt verdrehte Kaiba seine Augen. Wut kroch in ihm hoch und genau diese Wut lies ihn die nächsten Worte sagen: „Verdammter Idiot, ich will nicht, dass dir was passiert. Ich könnte es nicht ertragen...“

Zu spät merkte Seto, was er da gesagt hatte. Jetzt konnte er es nicht mehr rückgängig machen, also drehte er sich zur Tür und wollte gehen.

Joey stoppte in seiner Bewegung. Hatte er da gerade richtig gehört? Seto ertrug es nicht, dass ihm etwas zustieß? Joey drehte sich zu Seto um, griff nach seinem Arm und zog ihn an sich. „Du hast wirklich Angst um mich?“, forschend blickte er in die Blauen Augen, suchte die Antwort darin.

Da Seto seine Worte nicht mehr streichen konnte, blieb ihm keine Wahl, mürrisch meinte er: „Zum Teufel ja, das habe ich, zufrieden?“

„Ja.“, hauchte Joey in sein Ohr und stahl im einen Kuss.
 

Seto wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte... er wollte doch diese Situation nicht... und doch stand er hier und ließ sich von Joey küssen... Nun war schon alles egal, Seto legte seine Arme um den Blondschopf und zog ihn an sich.

Überrascht öffnete Joey seine Lippen, als eine Zunge fordernd um Einlass bat. Man, dass ging ihm von der Haarwurzel bis zum Zehennagel. Joey seufzte zufrieden auf, und wollte sich gerade so richtig in den Kuss fallen lassen, als er auch schon zu Ende war. Enttäuscht blickte er Seto an.

„Jetzt übertreib mal nicht“, murrte Seto, ließ ihn los und ging in seinen Trainingsraum.

„Und wo soll ich jetzt hin?“, rief Joey Seto hinterher.

„Jedenfalls nicht nach draußen.“ Seto seufzte. „Komm mit, wenn du willst, stör mich nur nicht.“
 

Joey beeilte sich Seto hinterher zu kommen. Wenn er schon nicht rausgehen durfte, dann wollte er wenigstens wissen, wie Seto so lebte und was er so tat. Erstaunt betrat er den großen Trainingsraum und schaute Seto bei seinem Training zu. Das sah ja gar nicht so schwer aus. Ob er das auch mal probieren konnte? „Duhu, Seto, darf ich auch mal?“, bittend wie ein kleines Kind blickte Joey Seto an.

Seto hielt mit seiner Übung inne. „Was willst du auch mal?“, fragte er erstaunt.

„Na, mit dem Schwertdingsda das machen, was du auch machst.“ Joey zeigte auf Setos Katana.

„Nein, das ist kein Spielzeug.“, war die eisige Antwort des Blauäugigen.

„Das hab ich auch nicht angenommen.“, sagte Joey. „Aber es sieht so leicht aus, wenn du das machst. Ich frage mich ja nur, ob ich das auch kann.“ Joey blickte ehrlich zu Seto.

„Was kannst du?“, fragte Seto nun.

„Na ich frag mich, ob ich mit dem Dingsda auch so umgehen kann, wie du.“, war Joeys Antwort.
 

Seto dachte nach, dachte Joey wirklich, das wäre ein Kinderspiel? Scheinbar hatte er keinerlei Vorkenntnisse. Nun gut, wenn Joey unbedingt wollte... Seto ging in einen kleinen Nebenraum und holte zwei Shinnais und reichte eines davon Joey. „Bitte, versuche es.“

Seto ging auf Abstand und konzentrierte sich.

Ehrfürchtig nahm Joey das Shinnai entgegen. Vorsichtig schwang er das Shinnai hin und her, so wie er es bei Seto gesehen hatte. Das war gar nicht so einfach, stellte er fest, doch es machte ihm wahnsinnig viel Spaß. „Ist es richtig so?“, fragte er Seto und schaute ihn erwartungsvoll an.“

„Du denkst doch es ist einfach, probier es aus.“, sagte Seto nur. Joey versuchte sich wie Seto hinzustellen und das Bambusschwert zu halten.

Seto musste erst einmal sehen, wie Joey sich bewegte und wie seine Reflexe waren, dann konnte er ihm zeigen, wie man mit einem Katana umging, nach den Trockenübungen ohne Schwert. „Greif mich an.“, forderte Seto ihn nach einer Weile auf. Das ließ sich Joey nicht zweimal sagen, und mit einem kräftigen Schlag versuchte er Setos rechte Seite zu treffen.
 

Seto blockte mit seinem Shinnai den Schlag ab, doch unglücklicher Weise rutschte Joeys Schwert ab und traf ihn genau an der Stelle, die bei seinem Drachenkampf stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Seto zog scharf die Luft ein, er hatte das Gefühl seine Rippen würden gänzlich brechen. Was hatte Fudo zu ihm gesagt, in der nächsten Zeit keine heftigen Bewegungen? Das war wohl nichts. Nur mit Mühe konnte er verhindern in die Knie zu gehen.

So wurde das nichts, Joey musste mit den Anfangsübungen beginnen, da führte kein Weg dran vorbei.

Joey war das zusammenzucken Setos nicht entgangen. „Entschuldigung. hab ich dir weh getan?“, fragte er zerknirscht. Er ging davon aus, dass er am Zusammenzucken Setos schuld war.
 

Seto schüttelte den Kopf, ging zu dem Blondschopf, nahm ihm das Trainingsschwert weg. „Es ist besser, wir fangen am Anfang an. Wenn du es wirklich lernen willst, bringe ich es dir bei.“ Seine Stimme klang leicht gepresst, der Schmerz ließ langsam nach.

Joeys Augen leuchteten auf. „Du bringst es mir bei?“, fragte er erfreut. Damit hatte er nicht wirklich gerechnet, aber er freute sich ehrlich darüber. „Du bist der Meister und was du sagst, wird gemacht.“, sagte er mit einer Verbeugung, wie es sich zwischen Schüler und Meister gehörte. „Vielen Dank, dass sie mich lehren wollen, Meister Seto.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Joeys Züge.
 

Seto kam sich gerade etwas veralbert vor, doch er beschloss dieses Gefühl zu ignorieren. Joeys Augen sprachen Bände, er freute sich wirklich, dass er ihm den Umgang mit dem Katana beibringen wollte. Die Übungsschwerter waren schnell weggelegt. Wieder bei Joey angelangt fragte Seto: „Können wir?“ „Ja.“, nickte Joey ernsthaft und wartete auf Setos Anweisungen. Gespannt wartete er darauf. wie es jetzt weitergehen würde. „Ich zeige dir die Grundhaltungen und du machst sie nach, ganz einfach. Ach ja, das Atmen nicht vergessen.“ Seto grinste, das war nämlich nicht ganz so einfach, bei den Übungen richtig zu atmen. Er stellte sich nun in Grundhaltung auf und sah Joey auffordernd an.

Joey schaute sich Setos Haltung ganz genau an, und versuchte sich genauso hinzustellen. Er hoffte, dass er es richtig machte und schaute fragend zu Seto. „Ist es so richtig? Und was ist mit dem Atmen? Braucht man eine bestimmte Technik?“ Dies hier erinnerte ihn gerade sehr stark an seine Übungen mit Mahou, damit er sich konzentrieren und in einen Drachen verwandeln konnte. „Schau gerade aus, ich sag dir schon, wenn es nicht stimmt.“ Er stand jetzt bei Joey und korrigierte dessen Haltung. „Du musst deine Atmung fühlen, atme durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus.“
 

Das sah gar nicht so schlecht aus, Seto stellte sich hinter Joey und korrigierte seine Haltung. Dabei kam er ihm sehr nahe, doch Seto dachte sich nichts dabei, es war für ihn nur natürlich. Meister Fudo hatte es bei ihm auch so gemacht. Joey hatte Probleme mit dem Atmen, er kriegte den Rhythmus nicht hin. Seto, der immer noch hinter ihm stand, legte seine Hand auf Joeys Bauch und gab ihm entsprechende Anweisungen. Seto wollte es Joey dadurch leichter machen sich auf die Atmung zu konzentrieren.

Joey durchfuhr ein heftiger Schauer, als er Setos Hand plötzlich auf seinem Bauch spürte. Es fiel ihm schwer sich auf die Atmung zu konzentrieren, sein Herz begann schneller zu schlagen, und auch seine Atmung beschleunigte sich. Zu sehr war er sich auf einmal Setos Nähe bewusst. Er drehte sich um, blickte mit sehnsüchtigen Augen Setos Lippen an und küsste ihn schließlich. Seto wurde völlig von Joeys Reaktion überrascht, da er sich nur auf Joeys Atemübung konzentriert hatte. Nun spürte er Joeys Lippen auf den seinen und ehe er es sich versah, erwiderte er den Kuss. Ein angenehmer Schauer fuhr durch seinen Körper und unbewusst zog er Joey dichter an sich heran.
 

Joey schmiegte sich aufseufzend an Seto, öffnete seinen Mund und lud Seto zu sich ein. Diesmal zögerte Seto nicht und nahm die Einladung gleich an. Seine Zunge streichelte an Joeys entlang. Joey hielt erwartungsvoll still und konzentrierte sich auf Setos Geschmack. Er schmeckte ja sooo gut. Langsam begann Joey seine Besucherin ebenfalls zu liebkosen und schnell wurde der Kuss leidenschaftlicher. Joey ließ sich in diesen Kuss fallen, wer weiß, wann er wieder einen bekam... Sein Körper begann zu reagieren, und er schämte sich nicht, dass Seto es genau spüren konnte...

Doch Seto gefiel der Kuss, Joey roch gut und schmeckte noch besser und die Liebkosungen Joeys Zunge an seiner, ließen sein Herz schneller schlagen. Erst als er spürte, wie Joeys Körper reagierte, wurde er unsicherer. Seto hatte keine Ahnung, wie und vor allem - ob - er überhaupt darauf reagieren wollte.

Joey ließ wie berauscht seine Hände über Setos Rücken wandern, als Seto sich nicht abwendete. Er schob sein Bein in Setos Schritt und rieb es sacht an seinem Genital.
 

Joeys Hände auf seinem Rücken sorgten bei Seto für einen Schauer nach dem anderen und als er dann noch Joeys Bein spürte, das sich sachte über seine beginnende Erregung rieb, ließ Seto ein unterdrücktes Stöhnen hören. Seine Hände hatten sich inzwischen auch verselbstständigt und streichelten sich über Joeys Rücken. Joey schmunzelte, als er Setos Reaktion spürte und sein unterdrücktes Stöhnen hörte. Seine Hände fanden den Weg zu Setos durchtrainiertem Hintern und leicht knetete er seine Backen. Joeys Erektion wurde stärker und unbewusst begann er sein Becken gegen Seto kreisen zu lassen.

Seto wurde von seinen Gefühlen förmlich überrannt, wobei er sich immer noch nicht sicher war, ob er es wirklich wollte. Wenn er es jetzt nicht beendete... keine Ahnung, wie weit er gehen würde. Joeys Hände an seinem Hintern, die Bewegung gegen sein Becken, seine eigene Reaktion... Seto schickte sich an den Kuss zu beenden. Joey spürte mit Bedauern, dass Seto den Kuss löste...

Seto sah Joey an und konnte genau das Bedauern im Blick der dunklen, braunen Augen erkennen. Seto wusste, das er jetzt eigentlich was sagen müsste, doch wurde er dessen enthoben. Durchdringend klingelte das Telefon und Seto löste sich aus Joeys Umarmung, zugegeben ebenfalls mit leichtem Bedauern, und ging zum Telefon. „Kaiba.“, meldete er sich, lauschte in den Hörer und sagte dann: „Gut, ich bin gleich da.“

Überraschungen

Serenity hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Joey nur mit so einem kleinen Brief abgespeist hatte. Aber Mitsuki zu begleiten, war einfach DIE Chance für sie, sie konnten sich besser kennen lernen und sie konnte sich über ihre Gefühle klar werden. Aber nun war sie sich über ihre Gefühle im klaren und sie war sich sicher, dass sie diesmal den Richtigen kennen gelernt hatte. Sobald sie nach Hause kamen, würde sie ihn Joey vorstellen, gleich morgen wollte sie es tun. Zufrieden schmiegte sie sich an Mitsuki. Zärtlich ruhten Mitsukis Augen auf seiner Freundin. Er hatte seinen Arm um sie geschlungen und gemeinsam genossen sie den Sonnenuntergang. Die Woche in den Bergen war viel zu schnell vorüber, aber sein Auftrag war erledigt, und seine Firma würde einen längeren Aufenthalt in diesem exklusiven Ryokan nicht bezahlen.

Mitsuki hatte den Auftrag eine Reportage über traditionelle japanische Hotels zu schreiben und hatte jetzt genügend Material zusammen, außerdem hatten sie sich einige Tempel angeschaut. Es waren schöne Tage gewesen, und er hatte sich so wohl wie schon lange nicht mehr gefühlt. Serenity war eine angenehme Gesellschafterin – und so klug. Es war eine Freude gewesen mit ihr die Tempel zu besuchen, sie hatte wirklich Ahnung davon gehabt.
 

„Sag mal, Mitsuki, hast du etwas dagegen, wenn ich dir Joey morgen vorstelle?“, erkundigte sich Serenity vorsichtig. Sie war sich nicht ganz sicher, was er dazu sagen würde. „Gleich morgen Abend schon?“ Mitsuki schaute Serenity entschuldigend an. „Tut mir leid, Schatz, aber morgen Abend muss ich erst den ganzen Schreibkram erledigen. Die Abrechnung der Spesen und eine kurze Zusammenfassung für meinen Chef. Das mit den Spesen hab ich mir von Anfang an so angewöhnt – wenn ich es gleich mache, dann kann ich es nicht vergessen, und auch die Belege nicht verlegen. Und mein Chef bevorzugt es, dass er in kurzen Worten erfährt, was wir recherchiert haben.“ Er drückte Serenity etwas fester an sich. „Aber dein Bruder läuft uns doch nicht weg, oder?“, lächelte er sie an. Mitsuki würde den Bruder seiner Freundin wirklich gerne kennen lernen, sie waren sich sehr nahe gekommen und er konnte sich ein Leben an ihrer Seite recht gut vorstellen.
 

Serenity lächelte ihren Freund an. „Natürlich muss es nicht gleich morgen sein. Aber ich würde es gerne bald tun, ehrlich gesagt habe ich langsam ein schlechtes Gewissen meinem Bruder gegenüber. Es wäre schon besser so, besser, als wenn er es selbst herausfinden würde. Er kann dann ziemlich unangenehm sein, er kehrt dann immer den großen Bruder raus, der seine kleine Schwester beschützen muss.“, seufzte sie. „Ich werde ihm beweisen, dass er dich getrost in meine Hände geben kann.“, lächelte Mitsuki. „ Aber morgen, wenn ich nach Hause komme, da geht es leider nicht. Doch was hältst du von Sonntag? Da haben wir doch beide Zeit, und dein Bruder sicherlich auch. Ich bin mir sicher, dass wir dann nicht stören.“
 

„Du hast recht, Sonntag ist ein guter Tag dafür, am besten backe ich einen Kuchen.“, gab Serenity ihm Recht. „Das wird ihn dann schon ablenken.“, fügte sie grinsend hinzu. „Ja, ein Kuchen ist gut. Du kennst deinen Bruder am besten.“ Mitsuki gefiel es, dass seine Freundin ihn ihrer Familie vorstellen wollte.

„Gibt es etwas, das ich mitbringen kann?“, erkundigte er sich bei ihr.

„Nein, nur eine Menge Geduld brüderlichen Fragen gegenüber. Glaub mir, er wird dich auf Herz und Nieren überprüfen.“ Serenity richtete sich etwas auf und sah in seine grauen Augen. „Bist du dir sicher, dass du dir das antun willst?“ „Irgendwann muss ich es ja doch über mich ergehen lassen... Also, warum auf die lange Bank schieben?“, entgegnete Mitsuki fest. Er verlor sich in Serenitys braunen Augen und näherte sich ihrem Gesicht. Zärtlich küsste er sie und drückte sie näher an sich.
 

Nur zu gern erwiderte Serenity seinen Kuss und schmiegte sich noch mehr an ihn heran. Sie liebte es ihn zu küssen und seine Hände auf ihrem Körper zu spüren, im Moment war sie wunschlos glücklich. „Komm, lass uns reingehen.“, raunte Mitsuki in ihr Ohr. Hier in den Bergen waren die Nächte schon empfindlich kühl. „Wollen wir noch einmal in die Heiße Quelle gehen?“, fragte er lockend. Dieses Ryokan lag an Heißen Quellen und war deswegen ziemlich beliebt, und im Augenblick waren sie die einzigen Gäste und würden im Gemeinschaftsbecken alleine sein.

Bei Mitsukis Worten fing Serenitys Herz an schneller zu schlagen. Die Aussicht mit ihm ein Bad in den Heißen Quellen zu nehmen war mehr als verlockend, vor allem das, was seine Augen ihr versprachen. „Denkst du das schickt sich?“, meinte sie lächelnd.
 

~~~
 

Mitsuki brachte Serenity nach Hause, ganz so, wie es sich für einen Kavalier gehörte. Er trug ihr Gepäck nach oben und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuss. Auch wenn es ihm schwer fiel, so musste es doch sein. Es wartete noch Arbeit auf ihn, und er würde diese Nacht nicht allzu viel schlafen. Gegen drei Uhr morgens legte er sich für drei Stunden hin, weil sein Körper nach dem Schlaf verlangte. Mitsuki fiel in einen unruhigen Schlaf, zuviel schwirrte in seinem Kopf herum und musste sortiert werden. Joey kannte er ja schon, von ihrem kurzen Zusammentreffen an Serenitys Haustüre. Er war von seinem Verhalten ganz angetan, und fürchtete sich auch nicht vor seiner Inquisition. Im Gegenteil...
 

Mitsukis Gedanken begannen abzuwandern und das Bild änderte sich. Er irrte in einem dichten Nebel umher, und er konnte weder genau hören noch sehen. Immer wenn er seine Sinne auf etwas richten wollte, entglitt es ihm. Er hörte Stimmen und Kinderlachen, spürte Freude, aber auch unsagbares Leid... Mitsuki wollte dorthin, wo die Gefühle waren, es schien ihm, dass es ungeheuer wichtig für ihn sein würde, diese Orte und diese Menschen zu erreichen, aber er kam nicht vom Fleck...

Nass geschwitzt und überhaupt nicht erholt, wurde Mitsuki durch das Klingeln des Weckers wach. Lange schon hatte er solche Träume nicht mehr gehabt... Seine Mutter war immer an seiner Seite, wenn er sich stöhnend im Bett herum warf. Jetzt erinnerte er sich auch, warum es ihm so wichtig vorkam, diese Orte und diese Menschen zu erreichen... Seine Eltern hatten ihn eines Abends herumirrend auf der Straße gefunden und da er ihnen nicht sagen konnte, woher er kam, oder wie er hieß, nahmen sie ihn mit zu sich nach Hause, und gaben ihn als ihren Neffen aus, dessen Eltern verstorben waren. So stellte Keiner weitere Fragen über sein seltsames Verhalten und mit der Zeit wurde aus ihm ein fröhlicher, aber auch gewissenhafter Junge.
 

Nach einer ausgiebigen Dusche, zog Mitsuki sich an und machte sich auf den Weg in sein Büro. Serenity würde er in der Mittagspause anrufen.
 

~~~
 

Serenity verließ gerade den Bäcker, sie war gut gelaunt und ihr schlechtes Gewissen ihrem Bruder gegenüber, wollte sie mit einem leckeren Frühstück beruhigen. Gestern waren Mitsuki und sie spät nach Hause gekommen, da wollte sie Joey nicht mehr anrufen. Außerdem hatte er sowieso Schicht im Blue- Eyes. So fuhr sie nun, mit frischen Brötchen bewaffnet, zu Joey. Allerdings fuhr sie nicht bis ganz vor die Tür, denn sie wusste, dass es mit Parkplätzen dort schlecht aussah. Daher stellte Serenity ihr Auto eine Straße vorher ab. Beschwingt ging sie nun zu Joeys Wohnung, sie bog in seine Straße ein und wenig später fiel ihr die Brötchentüte aus der Hand.
 

Entsetzt starrte Serenity auf das ausgebrannte Haus – das konnte doch nicht wahr sein. Hastig sah sie sich um, nein, das war definitiv das richtige Haus. Die Knie wurden ihr weich... Joey – was war mit ihrem Bruder geschehen? Panik kam in ihr hoch. Telefon – wo hatte sie ihr Telefon? Mit zitternden Fingern suchte sie ihr Handy in der Handtasche. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie konnte das Telefon kaum festhalten. Ein paar Mal wischte sie sich mit der Hand über die Augen, damit sie was erkennen konnte. Schließlich hatte sie die Nummer ihres Bruders gefunden und wählte diese, doch es meldete sich niemand. Jemand aus dem Nachbarhaus kam vorbei und sah die aufgelöste Frau auf der Straße stehen. „Kann ich ihnen helfen?“, erkundigte er sich freundlich. Dankbar sah Serenity ihn an. „Sind sie die Schwester von dem Privatdetektiv, der hier gewohnt hat?“, fragte der Mann nach. Serenity konnte nur noch nicken. „Was ist hier passiert?“, brachte sie mühsam hervor.
 

„Kommen sie erstmal mit rein. Dann erzähle ich es ihnen.“ Er nahm die junge Frau am Arm und brachte sie in seine Wohnung. Dort erzählte er ihr alles, was er wusste. Nur über den Verbleib ihres Bruders konnte er nichts sagen. Serenity bedankte sich für die Information, es gab nur eine Person, die sie jetzt noch anrufen konnte. Schnell wählte sie Mitsukis Nummer und kurz darauf meldete sich der Teilnehmer. „Mitsuki, kannst du kommen... mein Bruder... ein

Feuer in der Wohnung... ich, weiß nicht, was mit ihm ist...“ Die Tränen rannen Serenity wieder übers Gesicht. Sie sagte ihm noch wo sie war und legte dann auf.
 

Mitsuki kam gerade aus dem Büro seines Chefs, als das Telefon klingelte. Entsetzt vernahm er Serenitys aufgelöste Stimme, und entnahm ihrem Reden, dass es ein Feuer bei ihrem Bruder gegeben haben musste. Sein Chef war mit seiner Vorarbeit zufrieden gewesen, so konnte er eigentlich hier im Büro auch Feierabend machen und genauso gut zu Hause weiter arbeiten. Trotzdem meldete er sich bei seinem Chef und bat ihn, für heute gehen zu dürfen, da eine gute Bekannte vor der ausgebrannten Wohnung ihres Bruders säße und nicht wüsste, was sie nun machen sollte. Mitsuki fuhr zu der angegebenen Adresse und fand seine Freundin aufgelöst weinend vor. Er bedankte sich bei dem netten Nachbarn, dass er sich so nett um sie gekümmert hatte, und redete Serenity vorsichtig an.
 

„Hallo, Serenity, ich bin jetzt hier... kannst du mich hören?“, forschte Mitsuki vorsichtig nach. Aufschluchzend warf Serenity sich in Mitsukis Arme. „Joey... ich weiß nicht... was mit Joey ist.“, brachte sie mühsam hervor. Serenity war so froh, das Mitsuki gekommen war und klammerte sich an ihn. „Hast du es schon auf seinem Handy versucht?“, erkundigte sich Mitsuki. „Ja... aber da geht er nicht ran...“ Langsam beruhigte Serenity sich wieder, die Nähe zu ihrem Freund tat ihr gut. „Komm, lass es uns noch einmal versuchen, vielleicht war er ja gerade unter der Dusche, oder hat es einfach nicht gehört...“, ermutigte Mitsuki Serenity.

„Gut, ich kann’s ja noch mal versuchen.“ Serenity holte ihr Handy aus der Tasche, viel ruhiger waren ihre Finger immer noch nicht geworden. „Rufst du ihn an? Ich habe Angst.“, bat sie Mitsuki.
 

Mitsuki nahm ihre Hände in seine Hand. „Ja, mach ich.“ Er suchte Joeys Nummer heraus und ließ das Handy zehnmal klingeln. Doch es meldete sich immer noch keiner. „Es geht keiner ran, aber das macht nichts. Wir fahren jetzt erst einmal zu dir nach Hause, und dort versuchen wir es noch einmal, und wenn sich dann immer noch keiner meldet, können wir ja bei der Polizei anrufen. Ich glaube, wir haben die Geduld des netten Herrn hier schon ziemlich strapaziert. Kannst du aufstehen?“, erkundigte Mitsuki sich besorgt. „Doch, es geht schon, danke.“ Mit zittrigen Beinen stand Serenity auf und hielt sich an Mitsuki fest. Sie bedankte sich höflich bei dem netten Nachbarn und folgte ihrem Freund nach draußen.
 

Mitsuki brachte sie zu ihrer Wohnung und führte Serenity erst einmal zu ihrem Sofa. Er legte eine Decke um ihre Schultern, und ging dann in ihre Küche und machte ihr einen Tee. Dankbar blickte seine Freundin ihn an, als er ihr den Tee brachte. Mitsuki ließ sich von Serenity wieder ihr Handy geben, und wählte erneut Joeys Nummer. Mitsuki wollte gerade auflegen, als sich eine verschlafenen Stimme am anderen Ende meldete: „Ja?“ Mitsuki drückte Serenity den Hörer in die Hand und sagte ruhig: „Es hat sich jemand gemeldet. Aber ich kann natürlich nicht erkennen, ob es die Stimme deines Bruders ist.“
 

„Joey?“, fragte Serenity, „Joey bist du das?“, wiederholte sie noch mal und wartete atemlos auf Antwort. „Serenity? Was weckst du mich denn so früh?“, kam total verschlafen Joeys Antwort. „Du lebst? Du bist wirklich in Ordnung?“ Serenitys Stimme zitterte schon wieder verdächtig, erleichtert sah sie Mitsuki an.

Joey fand so schnell keine Uhr, und das klingeln seines Handys hatte ihn aus seinem schönsten Traum geholt.

„Was soll denn los sein?“ Joey runzelte die Stirn. Serenity hörte sich so seltsam an. „Natürlich bin ich in Ordnung. Mein Motorrad ist zwar im Arsch, aber sonst ist mir nichts passiert.“ Joey war noch so verschlafen, dass er überhaupt nicht registrierte, dass seine Schwester von dem Brand ja noch gar nichts wusste.

„Motorrad? Hattest du etwa auch noch einen Motorradunfall? Joey, ich stand gerade vor deiner ausgebrannten Wohnung und nun sagst du was von einem Motorradunfall? Wo bist du überhaupt?“ Serenitys Stimme überschlug sich fast vor Sorge.
 

Endlich war Joey hellwach. Er sprach gerade mit seiner Schwester, die von den Ereignissen der letzten Tage ja noch überhaupt keine Ahnung hatte. „Hör zu, kleine Schwester, mir geht es gut. Ich bin im Augenblick bei Kaiba, ich war mit ihm an dem Tag unterwegs, als das mit dem Brand war. Und da ich von dir ja keinen Schlüssel habe“, ein leichter Vorwurf schwang in Joeys Stimme mit, „und von Mahou auch keinen, hat er mich mit zu sich genommen.“

„Du wohnst jetzt bei Kaiba?“ Was war in den letzten Tagen bloß alles passiert? Serenity schüttelte nachdenklich den Kopf. „Darf ich dich besuchen?“, erkundigte sie sich.

„Klar kannst du vorbeikommen.“, antwortete Joey sofort. „Aber lass mir noch einen Augenblick Zeit, ich muss erst noch unter die Dusche. Sagen wir so in einer Stunde?“ Die brauchte Joey auch, um sich mit seiner Schwester auseinander setzen zu können. „Ja, das geht. Nennst du mir die Adresse?“, erklärte Serenity sich einverstanden. Joey nannte Serenity die Adresse und legte auf.
 

„Und, was ist mit deinem Bruder?“, erkundigte sich Mitsuki bei seiner Freundin. „Er ist wohlauf, aber es muss eine Menge geschehen sein. Fährst du mich hin?“, antwortete Serenity erleichtert und glücklich. „Ich hab mir für heute frei genommen, ich fahr dich hin, wohin du willst.“, antwortete Mitsuki erleichtert. Er hatte zwar nichts gegen die Polizei, aber auf der Wache zu sitzen und zu warten, bis man sein Anliegen vorbringen konnte, das gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Dankbar sah Serenity ihn an. „Ich mach das auch wieder gut.“, versprach sie ihm.

„Das brauchst du nicht.“, antwortete Mitsuki lächelnd, „Es ist doch ganz selbstverständlich, dass ich dir helfe.“ Er nahm Serenity in seine Arme und drückte sie erst einmal tröstend an sich. „Wann sollen wir bei deinem Bruder sein?“, wollte er einen Augenblick später wissen. „In einer Stunde, hat er gesagt.“ Serenity schmiegte sich an Mitsuki, seine Stärke tat ihr sooo gut.
 

„Möchtest du dich nicht erst ein wenig frisch machen?“, schlug Mitsuki vor. Ihr ganzes Gesicht war voller Tränenspuren. Ungern löste Serenity sich von ihm, aber Mitsuki hatte sicher Recht. „Sicher, ich sehe bestimmt furchtbar aus.“ Mitsuki öffnete den Mund zu einer Erwiderung. „Nein, sag lieber nichts.“, unterbrach sie ihn gleich, stand schnell auf und verschwand im Bad. Mitsuki machte es sich in der Zwischenzeit auf dem Sofa bequem und wartete auf seine Freundin. Eine Viertelstunde später kam sie wieder ins Wohnzimmer zurück. „Und, besser jetzt?“ „Ja, so siehst du wesentlich besser aus. Hast du heute eigentlich schon etwas gegessen?“, erkundigte Mitsuki sich fürsorglich.
 

Serenitys Magen übernahm die Antwort, er knurrte vernehmlich. „Nein, das habe ich ganz vergessen, ich wollte doch mit Joey frühstücken.“, gab sie ein bisschen kleinlaut zu. „Dann lass uns nachschauen, ob du nicht noch eine Kleinigkeit in deiner Küche hast, und später, wenn wir von deinem Bruder wieder fahren, gehen wir richtig essen.“ „Das ist eine gute Idee.“, stimmte Serenity zu.

Nachdem sie etwas gegessen hatten, war es an der Zeit los zufahren. Zur rechten Zeit kamen sie bei der angegebenen Adresse an und sie hatten Glück, gerade fuhr ein schwarzer Sportwagen von einem Parkplatz weg. Schnell parkte Mitsuki auf dem Platz ein und beide stiegen aus.
 

~~~
 

Enttäuscht schaute Joey zum Telefon, Seto würde jetzt gehen, das war sicher. Sein Herz schlug immer noch so heftig, wie nach einem Dauerlauf, sein ganzer Körper war angespannt und wartete sehnsüchtig auf die Erlösung... Er sehnte sich danach einen Mann in den Armen zu halten und von ihm in den Armen gehalten zu werden... Nein, das war nicht ganz richtig so, er sehnte sich nicht nach irgendeinem Mann, wenn er auch bisher nur mit Mahou so zusammen gewesen war, er sehnte sich nach einem ganz bestimmten Mann... und es war nicht Mahou...

Sehnsüchtig blickte Joey Seto hinterher, als dieser den Trainingsraum verließ, um ins Präsidium zu fahren, und versuchte es noch einmal mit den Atemübungen, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Seufzend begab er sich ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Joey ließ das angenehm temperierte Wasser über seinen Körper laufen und schloss seine Augen. Dabei stellte er sich vor, dass es Setos feingliedrige Hände wären, die seinen Körper mit Streicheleinheiten verwöhnten... Seine Hände fanden von alleine seine Erektion, und unter Stöhnen erleichterte er sich selbst.
 

Nur mit dem Handtuch bekleidet, suchte er in der Küche nach einer Kleinigkeit zu essen und begab sich nachdenklich in sein Bett. Seto hatte ihn geküsst, und er war auch nicht gleich zurück geschreckt, als er sein Bein an Setos Geschlecht gerieben hatte. Seto hatte auf ihn reagiert, dass konnte er genau fühlen, doch auch wenn er es sehr bedauerte, so sah Joey doch ein, dass Seto noch ein wenig Zeit brauchte. Mahou und er hatten sich schließlich auch erst nur geküsst, und noch nicht gleich miteinander geschlafen, wenn er selbst auch mit der Tatsache auf einen Mann zu stehen keine Probleme gehabt hatte. Seto brauchte noch Zeit, und die wollte Joey ihm auch geben. Eigentlich konnte er fast glücklich sein, stellte Joey fest. Er wohnte zurzeit bei Seto, hatte Teil an seinem Leben, und durfte nicht hinaus, weil Seto sich Sorgen um ihn machte. Und das mit der Liebe schien auch nicht mehr ganz so aussichtslos zu sein.
 

Über diese Gedanken schlief Joey glücklich und zufrieden ein. Eine leichte Bewegung und ein leichter Duft holte Joey aus seinem Tiefschlaf. Zufrieden „Seto“

vor sich murmelnd kuschelte Joey sich in seine Decke und begann zu träumen:
 

Seto kam an sein Bett, streichelte über seine Haare und wünschte ihm einen Guten Morgen. Joey schlang seine Arme um den Hals seines Geliebten und zog ihn zu sich hinunter, um ihn zu küssen. Seto sank auf Joeys Bett und seufzte... die Brötchen würden dann halt eben kalt werden... Joey ließ die Hände unter das Hemd seines Geliebten wandern, streichelte seine warme, zarte Haut und zog es ihm über den Kopf. Seto knöpfte Joeys Pyjamaoberteil auf und ließ seine Hände ebenfalls über den Körper seines Geliebten wandern. Zärtlich streichelte er über Joeys Brustwarzen, bis sie sich aufrichteten, und küsste sie. Joeys Hände arbeiteten sich nach weiter unten vor und erreichten Setos Hosenbund. Schnell öffnete er den Gürtel und den Reißverschluss und schob die Hose seines Geliebten über dessen Hintern.

Aufseufzend streichelte Joey die freigelegte Haut und eine Hand suchte nach Setos kleinem Kameraden, der unter seiner liebevollen Fürsorge gleich viel größer wurde... Joey wollte sich aufrichten, um ihn mit dem Mund zu verwöhnen, doch Seto drückte ihn sanft, aber bestimmt in sein Kissen zurück. Küssend bewegte Seto sich in Richtung Joeys Hosenbund, und schob ihn hinunter, um die prächtige Erregung, die dort drunter wartete, freizulegen. Joey schloss seine Augen und konnte bereits Setos Hand und Setos Atem auf seiner Erektion spüren...
 

Joeys Handy klingelte laut und durchdringend. Joey löste sich nur ungern aus seinem Traum, und merkte, dass er mit einer Hand etwas festhielt...

„Hallo?“, meldete Joey sich verschlafen. Eine weibliche Stimme meldete sich. „Joey? Joey bist du das?“, fragte die Stimme. Das klang nach seiner Schwester.

„Serenity? Was weckst du mich denn so früh?“, antwortete Joey total verschlafen. „Du lebst? Du bist wirklich in Ordnung?“ Ja, das war wirklich Serenitys Stimme.

Joey fand so schnell keine Uhr, um nach zu schauen, wie spät es war, außerdem hatte das klingeln seines Handys ihn aus seinem schönsten Traum geholt.

„Was soll denn los sein?“ Joey runzelte die Stirn. Serenity hörte sich so seltsam an. „Natürlich bin ich in Ordnung. Mein Motorrad ist zwar im Arsch, aber sonst ist mir nichts passiert.“ Joey war noch so verschlafen, dass er überhaupt nicht registrierte, dass seine Schwester von dem Brand ja noch gar nichts wissen konnte. „Motorrad? Hattest du etwa auch noch einen Motorradunfall? Joey, ich stand gerade vor deiner ausgebrannten Wohnung und nun sagst du was von einem Motorradunfall? Wo bist du überhaupt?“ Serenitys Stimme überschlug sich fast vor Sorge,
 

Endlich war Joey hellwach. Er sprach gerade mit seiner Schwester, die von den Ereignissen der letzten Tage ja noch überhaupt keine Ahnung hatte. „Hör zu, kleine Schwester, mir geht es gut. Ich bin im Augenblick bei Kaiba, ich war mit ihm an dem Tag unterwegs, als das mit dem Brand war. Und da ich von dir ja keinen Schlüssel habe“, ein leichter Vorwurf schwang in Joeys Stimme mit, „und von Mahou auch keinen, hat er mich mit zu sich genommen.“

„Du wohnst jetzt bei Kaiba?“, hörte Joey die Frage seiner Schwester. „Darf ich dich besuchen?“

„Klar kannst du vorbeikommen.“, antwortete Joey ihr sofort und stellte fest, dass er immer noch seinen kleinen Freund in der Hand hielt. „Aber lass mir noch einen Augenblick Zeit, ich muss erst noch unter die Dusche. Sagen wir so in einer Stunde?“ Die brauchte Joey auch, bevor er sich mit seiner Schwester auseinander setzen konnte. „Ja, das geht. Nennst du mir die Adresse?“, fragte Serenity ihn. Joey nannte ihr die Adresse und legte auf.
 

Seufzend stand er auf, er musste jetzt unbedingt unter die Dusche... Der Traum war so heiß gewesen, dass seine Hand sich verselbstständigt hatte, und nun musste er sich erst einmal seinem kleinen Freund widmen. Außerdem stellte er fest, dass es sowieso Zeit zum Aufstehen war. Als Joey mit Duschen fertig war, schlüpfte er in seine frisch gewaschenen Kleider, die er noch besaß... er musste unbedingt einkaufen gehen, oder Seto losschicken, zwei Garnituren waren einfach zu wenig...

Eigentlich wollte er lieber selbst einkaufen, aber darüber musste er wohl erst mit Seto reden...
 

Joey hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingegossen, als es an der Haustüre klingelte. Er öffnete die Tür und schaute überrascht seine Besucher an und bat sie erst einmal herein. Serenity stellte die Beiden einander vor. „Wir hatten bereits das Vergnügen.“, lächelte Mitsuki Joey an. „Stimmt, ich erinnere mich... Sie hatten mir die Tür geöffnet. Sind sie ein Nachbar?“ Auf Serenitys Gesicht hielt eine leichte Röte Einzug. „Joey...“, begann Serenity, doch Mitsuki legte eine Hand auf ihren Arm und unterbrach sie.

„Wir sind seit einiger Zeit miteinander befreundet, und ich würde mich freuen, wenn ich ihre Schwester auch weiterhin ausführen darf.“, bat Mitsuki Joey höflich um Erlaubnis. „Aber...“, versuchte Serenity sich wieder einzumischen, doch die beiden Herren schienen ihre Anwesenheit gerade zu ignorieren. „Was sind sie von Beruf, wo arbeiten sie und wie alt sind sie?“, erkundigte sich Joey. Es gefiel ihm, dass der junge Mann seine Fürsorge zu schätzen wusste, und wusste, wie er sich zu benehmen hatte. „Ich bin 21 Jahre alt, von Beruf Journalist und arbeite für einen Verlag für Reiseführer und Sehenswürdigkeiten in Japan.“, antwortete Mitsuki höflich.
 

Joey war mit seiner Antwort zufrieden, der junge schwarzhaarige Mann war ansprechend gekleidet und hatte angenehme Umgangsformen. „Nein, ich habe nichts dagegen, dass sie meine Schwester ausführen. Ich nehme an, sie wissen, was sich gehört, im anderen Fall weiß ich die nötigen Schritte einzuleiten.“

Damit war für Joey das Thema erledigt und er bot Beiden eine Tasse Kaffee an. Serenity fiel ihrem Bruder glücklich um den Hals und gab ihm einen dicken Schmatz auf seine Wange. Joey holte den Kaffee aus der Küche, und sie suchten sich einen Sitzplatz im Wohnzimmer und bei einer Tasse Kaffee unterrichtete Joey seine Schwester von den Vorkommnissen der letzten Tage.
 

Sie saßen bestimmt zwei Stunden beisammen und unterhielten sich angeregt über verschiedene Dinge, als Mitsuki sich höflich von Joey verabschiedete. „Wir

möchten sie mit unserer Anwesenheit nicht länger belästigen, außerdem haben wir einen Tisch bestellt.“ Serenity blickte überrascht auf, das stimmte doch gar nicht, oder etwa doch? Auf jeden Fall lernte sie gerade eine Seite an Mitsuki kennen, die ihr bisher fremd war. Er beherrschte perfekt die japanische Höflichkeit... und es gefiel ihr. Nun hatte sie auch keine Angst mehr davor, ihn ihren Eltern vorzustellen, doch die waren seit einigen Jahren in Europa und so sahen sie sich nicht mehr so häufig.
 

„Ich bin Joey, sie dürfen mich ruhig bei meinem Vornamen nennen.“, bot Joey dem Jüngeren das DU beim Verabschieden an. „Danke, ich bin Mitsuki.“, bedankte sich Mitsuki mit einer leichten Verbeugung. „Ich fühle mich geehrt.“
 

Nachdenklich blickte Joey den Beiden hinterher, als sie die Wohnung verließen. Der junge Mann kam ihm bekannt vor... nicht nur von dem Treffen an der Tür... aber woher?

Kochkünste und Kleiderkauf

Seto legte auf. Das war nicht sehr erfreulich, was er gerade erfahren hatte. Auf der einen Seite bedauerte er, dass er noch einmal los musste, auf der anderen war er froh. Dieser Kuss eben hatte ihn ziemlich durcheinander gebracht – er brauchte einfach Zeit, um seine Gefühle zu sortieren. Einen Mann zu küssen, ihn zu lieben und mit ihm zu schlafen... der Gedanke war noch sehr fremd für ihn. Genau konnte er den Blick Joeys auf seinem Rücken spüren... Seto ging zur Tür, mit der Hand auf dem Griff sagte er, ohne sich umzudrehen: „Ich muss noch mal weg... Mach keinen Unsinn, hörst du.“ Damit verließ Seto den Trainingsraum und war wenig später unterwegs ins Präsidium.
 

Seto traf sich mit Tanaka und beide begaben sich zur Gerichtsmedizin. Die Diensthabende Gerichtsmedizinerin war eine schrille Person, die ihren Beruf liebte. Heute kam sie ihnen im Punkstyle entgegen, ihre roten Haare hatte sie zu Zöpfen geflochten, ihr Pony leuchtete in Zitronengelb, ihre Augen waren schwarz geschminkt und ihre Lippen zierte eine knallrote Farbe.

„Hallo, meine Herren. Ich bin Dr. Gin Oseki. Sind sie wegen der Wasserleiche da?“, erkundigte sie sich aufgekratzt. „Wenn es sich dabei um Johnson, bzw. Smith handelt, dann sind wir deswegen hier, Dr. Oseki.“, antwortete Kaiba. Hier unten in der Pathologie waren sie nicht oft, schon allein der Geruch ließ ein beklemmendes Gefühl aufkommen. „Dann folgen sie mir bitte.“, zielstrebig steuerte sie auf einen Raum zu und betrat diesen. Unbehaglich zumute folgten ihr die beiden Beamten, die Ärztin wartete an einer Schublade und als sie sie erreichten, öffnete sie die kleine Tür und zog schwungvoll die Schublade auf. „Darf ich vorstellen... Frank Smith.“, und mit einer weiteren Bewegung schlug sie das Leichentuch zurück. Tanaka drehte sich gleich weg und Kaiba schnürte sich der Magen komplett zu – das war weiter nicht so schlimm, so blieb wenigstens drin, was noch drin war.
 

Seto beschränkte sich darauf nur noch ganz flach zu atmen. So oft kam er mit Leichen nicht in Berührung und dann der Anblick dieser Wasserleiche... wenn er nicht die Narbe sehen würde und die Bestätigung durch die Fingerabdrücke hätte, dann würde er den Mann nicht erkannt haben. Der Körper vor ihm war aufgedunsen, verfärbt durch die Zersetzung, die schon eingesetzt hatte und natürlich war sie schon von diversen Wassertieren angenagt. Vor allem um, das deutlich zu erkennende, Einschussloch in der Stirn. „Das ist tatsächlich dieser Smith.“, brachte er mühsam beherrscht vor. Die Pathologin deckte den Leichnam wieder zu und schob ihn in die Kühlung zurück. Dafür war ihr Kaiba sehr dankbar. „Was können sie uns über den Todeszeitpunkt sagen?“, erkundigte er sich bei ihr.
 

Während ihrer Ausführung begab sie sich zu ihrem Schreibtisch. „Soweit ich das sagen kann, ist er schon seit vier, fünf Tagen tot. Den ganz genauen Todeszeitpunkt habe ich noch nicht ermittelt, das dauert noch. Die Todesursache ist klar, wie sie sehen konnten, ist er erschossen worden, danach wurde er mit seinem Auto im Fluss versenkt.“ Sie drehte sich zu Kaiba und seinem Kollegen um und reichte ihn eine Akte. „Hier, das ist mein vorläufiger Bericht...“, in der anderen Hand hielt sie einen Kuchenteller, „...möchten sie ein Stück? Ich habe ihn selbst gebacken.“, bot sie ihnen nun ein Stück Kuchen an. Tanaka kniff die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und hatte es verdammt eilig aus diesem Raum herauszukommen. Dr. Oseki zuckte mit den Schultern, diese Reaktion kannte sie schon. Nun hielt sie Kaiba den Teller unter die Nase. „Sie nehmen doch sicher ein Stück?“ Mit seiner letzten Selbstbeherrschung, lehnte Seto höflich dankend ab und verließ den Raum sehr zügig, denn auch sein Magen überlegte gerade, ob er die darin befindliche Nahrung behalten oder lieber weggeben sollte.
 

Vor dem Gebäude atmete Seto die kalte Nachtluft tief ein und fand dort auch Tanaka wieder, dessen Gesichtsfarbe sich wieder normalisiert hatte. Dieser meinte dann auch: „Heute kommen wir doch nicht weiter. Lass uns morgen gleich damit anfangen.“ Ausnahmsweise hatte Seto nichts dagegen. „Gut, ich muss auch erst mal eine runde Schlafen. Dann treffen wir uns im Büro.“ Die Beiden verabschiedeten sich und Kaiba fuhr wieder nach Hause. Erleichtert stellte er fest, das Joey schon zu Bett gegangen war, er hätte jetzt nicht gewusst, wie er reagieren sollte.
 

Bevor Seto zu Bett ging, gönnte er seinem Magen noch einen kleinen Schnaps, damit dieser sich endlich wieder beruhigte. Seine Befürchtung, dass er von dieser Leiche träumen würde, war grundlos, er schlief ohne weitere Träume. Am nächsten Morgen stand Seto erfrischt wieder auf und ging unter die Dusche. Da klingelte doch ein Telefon? Der Klingelton war ihm nicht bekannt, es musste also das von Joey sein. Derjenige würde noch mal anrufen müssen, Seto stand eingeseift unter dem Wasserstrahl und konnte nun wirklich nicht rangehen. Bald darauf hörte es auf zu klingeln. Zügig machte er sich fertig, in seinem Zimmer holte er seine Dienstwaffe aus seinem Safe.
 

In der Küche machte Seto sich ein schnelles Frühstück, als wieder das Telefon klingelte. Genervt machte Seto sich auf die Suche, fand es aber nicht so schnell. Schließlich lokalisierte er es in Joeys Jackentasche, da hätte er eigentlich auch gleich drauf kommen können. In dem Moment, in dem er rangehen wollte, verstummte das Handy wieder. Schulter zuckend hielt er das Telefon einen Augenblick in der Hand. Als sich nichts weiter tat, beschloss Seto es Joey auf den Nachtschrank zu legen. Leise betrat Seto Joeys Zimmer, legte das Handy ab und warf einen Blick auf den Schlafenden. Setos Herz fing an schneller zu schlagen, ganz sachte strich er über Joeys Haar, danach beeilte er sich, aus dem Zimmer und der Wohnung zu kommen, er war schon ziemlich spät dran.
 

So wirklich viel konnten Tanaka und Kaiba auch nicht erreichen, es fehlten ihnen noch die Ergebnisse der Forensic, die sich um den Wagen kümmerte. Auch der genaue Todeszeitpunkt stand noch nicht fest. Sie steckten weiterhin in einer Sackgasse, trotzdem fuhren die Beamten zu dem letzten Arbeitgeber Johnsons, bzw. Smiths.

Im Büro von Pegasus mussten sie warten, erst als der Anwalt eintraf, konnten sie mit Pegasus reden. Wie schon bei ihrem letzten Besuch, fixierte der Firmenchef den blauäugigen Beamten. „Nun, was führt sie zu mir?“, erkundigte Pegasus sich kühl, von der Höflichkeit ihres letzten Besuches, war nichts zu spüren, Kaiba reagierte genauso. „Wie schon beim letzten Mal, ist es ihr Angestellter Johnson. Ist er inzwischen wieder zurück?“, entgegnete Seto genauso reserviert. Bei einem schnellen Blick durch das Büro, fiel ihm auf, dass die Fotografie mit den alten Buchseiten, nicht mehr vorhanden war.
 

„Nein, stellen sie sich vor, gerade heute morgen habe ich eine Vermisstenanzeige aufgegeben, da er spurlos verschwunden ist.“, erklärte der Weißhaarige, seine Frisur saß auch nicht mehr so akkurat, wie noch von wenigen Tagen. „Das ist sehr bedauerlich. Können sie mir sagen, an was er gearbeitet hatte und wo das war?“, stellte Kaiba seine Frage. Statt Pegasus antwortete der Anwalt. „Mein Mandant wird diese Frage nicht beantworten, Geschäftsgeheimnis.“

Seto wandte den Blick nicht von dem Firmenchef ab. „Das ist bedauerlich, sie nehmen uns damit die Möglichkeit, vor Ort zu ermitteln. Behinderung der Polizeiarbeit, nenne ich das.“ „Sie können versuchen, per Gerichtsbeschluss eine Aussage zu bekommen, doch das ist aussichtslos. Denn mein Mandant zeigt sich durchaus kooperativ, nur muss er seine Geschäftsinteressen waren. Und die sind in diesem Fall für ihre Ermittlungen, belanglos.“, antwortete wieder der Anwalt.
 

„Das glaube ich nicht...“, widersprach der Brünette „...heute Nacht wurde Johnson gefunden.“, ließ er die Katze aus dem Sack, zumindest teilweise. „Warum stehen sie dann hier?“, fragte jetzt Pegasus wieder und beugte sich vor. „Er kann nichts mehr sagen, habe ich recht? Mein ehemaliger Angestellter ist tot, nicht wahr?“ Ein lauernder Blick trat in die braunen Augen des Weißhaarigen. Der Anwalt mischte sich wieder ein. „Zu ihrer Information, die Machenschaften Peter Johnsons haben nichts mit Mr. Pegasus zu tun. Er hat auf eigene Faust gehandelt. Mein Mandant hat, nachdem er, durch ihre Hilfe, davon erfahren hatte, die fristlose Kündigung ausgesprochen. Um es ihnen deutlich zu machen: Mr. Johnson hat nicht mehr für Industrial Illusions gearbeitet. Damit, meine Herren, ist unser Gespräch beendet.“ Das war deutlich. „Das kam dann ja sehr günstig für sie, Mr. Pegasus.“, kommentierte Kaiba die eben gehörte Ausführung, der Angesprochene hatte sich zurück gelehnt, die Arme aufgestützt und die Finger ineinander verschränkt. Ausdruckslos sah er weiterhin auf die Beamten, diese nickten kurz und verließen dann das Büro. Kaiba hatte den Eindruck, dass sich dessen Blick, beim Verlassen des Büros, in seinen Rücken bohrte.
 

Wieder im Präsidium angekommen, verfasste Seto einen Bericht und legte diesen seinem Chef vor. Der las ihn sich gleich durch und Kaiba wollte schon gehen, als er aufgehalten wurde. „Sie haben da ja in ein ganz schönes Wespennest gestochen.“, erklärte dieser. „Dieser Pegasus hat alle Hebel in Bewegung gesetzt. Niemand von uns darf sich mehr in seiner Firma aufhalten, ebenso wenig in seiner Villa. Was haben sie ihn nur gefragt?“ Erstaunt sah Seto seinen Chef an. „Ich habe lediglich einige Routinefragen gestellt.“, erklärte er. Verstehend nickte der Ältere. „Und, ist er in diese Sache verwickelt?“ fragte er nach. Seto überlegte und antwortete schließlich: „Ich denke er ist der Verursacher, ja, er steckt mitten drin.“ „Gut...“, sagte sein Chef daraufhin, „...bleiben sie am Ball. Niemand der Schuldig ist, entkommt der gerechten Strafe.“ Mit diesen Worten entließ er den Blauäugigen.
 

Inzwischen war es spät Nachmittag geworden, Seto machte Feierabend und fuhr nach Hause.
 

Joey saß auf der Couch und wartete darauf, dass Seto wieder nach Hause kam. Er wollte mit ihm über die Kleiderfrage reden, denn er brauchte unbedingt noch ein paar Sachen. Aber, da er ihm versprochen hatte, nicht auf die Straße zu gehen, musste er zwangsläufig auf ihn warten. Mit einer Flasche Wasser bewaffnet, und einigen Käsehappchen, saß er gemütlich auf dem Sofa und war in Mahous Buch vertieft.

Seto kam zur Tür herein und im ersten Moment war er verwundert, dass Licht in seiner Wohnung brannte, doch im nächsten Augenblick fiel ihm Wheeler wieder ein. Da würde er sich wohl dran gewöhnen müssen, dass er nicht in eine leere Wohnung kam – allerdings hatte er auch keine Ahnung, wie lange Joey bleiben würde. Er hängte seinen Mantel auf und ging ins Wohnzimmer. „Hallo Joey.“, begrüßte er seinen Gast etwas reserviert, denn seine Gefühle standen ihm noch im Weg.
 

Die Geschichte war immer noch wahnsinnig spannend, doch irgendwie kam ihm alles auch ziemlich bekannt vor. Joey grinste jedes Mal, wenn er den Namen Mahou las, da hatte ja noch jemand den besch... Namen seines Freundes... bisherigen Freundes, korrigierte Joey sich. Er glaubte nicht, dass er jetzt noch mit Mahou zusammen war, irgendwie hatte Mahou sich das letzte Mal etwas seltsam benommen. Außerdem liebte er Seto, das war Joey jetzt klar, und er wollte mit ihm zusammen sein.
 

„Hallo Seto, schön dass du wieder da bist.“, begrüßte Joey seinen ehemaligen Freund erfreut. „Möchtest du ein Käsehäppchen?“ Joey zeigt auf den Teller, auf dem noch zwei Käsehäppchen lagen. Seto ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder. „Was liest du da?“, erkundigte Seto sich. „Danke.“, sagte er auf das Angebot, tatsächlich hatte er Hunger, sein Magen knurrte vernehmlich und schnell waren die letzten beiden Häppchen weg. „Ach, so eine Fantasy-Geschichte, über Menschen, Drachen und Zauberer... ist ganz schön spannend. Wenn du willst, kannst du es ja auch mal lesen.“, bot Joey Seto an. Er freute sich über das Interesse, das Seto zeigte. „Aber geh vorsichtig mit dem Buch um, es ist nur geliehen und gehört mir nicht.“ „Hm, hört sich gut an.“, meinte Seto. „Lass es einfach da liegen. Keine Sorge ich zerfleddere es schon nicht. Im Allgemeinen kann ich mit Büchern umgehen.“, entgegnete Seto und erhob sich. „Ich mach uns mal was zu Essen.“ Sein Magen gab so gar keine Ruhe, nach den beiden Käsehäppchen grummelte er erst richtig. Schnell begab Seto sich in die Küche.
 

Joey folgte Seto in die Küche. „Seto?“, begann Joey, als er hinter dem Brünetten in der Küche stand, „Was machen wir denn mit Kleidung für mich? Du hast mich gebeten nicht raus zu gehen, aber nur zwei Garnituren, sind ein bisschen wenig, findest du nicht auch? Kannst du mir noch etwas besorgen?“ Auf Setos Geschmack konnte er sich verlassen, das wusste Joey ja schon, aber zu fragen, ob er ihn mitnähme traute er sich dann doch nicht. Seto überlegte und sagte schließlich: „Wir können gleich noch mal losfahren, wenn du willst.“ „Danke.“ Joey freute sich riesig. „Aber erst nach dem Essen.“, schlug er vor. Joey hatte Setos knurrenden Magen nicht überhört. „Da bin ich mit einverstanden.“, antwortete Seto überrascht. Seit seinem Zusammenstoss mit dem Drachen hatte Seto wesentlich mehr Hunger, sein Körper verlangte nach mehr Energie. Zwar wunderte Seto sich darüber, aber er konnte es ja nicht einfach ignorieren.
 

Joey fiel plötzlich etwas ein. „Wenn du anrufst, bevor du vom Präsidium losfährst, dann kann ich ja schon mit Kochen anfangen und das Essen ist dann schon fertig, wenn du kommst.“ „Ja, könnte ich machen.“, stimmte Seto vorsichtig zu. Das hörte sich jetzt aber schon ziemlich dauerhaft an – aber ob er das wirklich wollte... Für dieses Thema hatte er noch gar nicht richtig Zeit gehabt, um darüber nachzudenken. „Willst du nicht wissen, warum ich letzte Nacht doch noch mal ins Präsidium bin?“, wechselte Seto das Thema.

„Wenn du es mir sagen darfst?“ Joey schaute Seto unsicher an. „Ja gerne, aber nur, wenn du es mir auch wirklich sagen willst.“ „Es betrifft dich ja indirekt.“, erwiderte Seto nun. „Johnson, bzw. Smith wie er richtig heißt, ist letzte Nacht tot aufgefunden worden. Scheinbar ist er jemandem zu gefährlich geworden, er wurde mit einem Kopfschuss, regelrecht hingerichtet und im Fluss versenkt.“
 

„OH.“, schluckte Joey. „Ich nehme mal an, seinem Auftraggeber...“ „Das vermuten wir auch. Doch ich fürchte, die Gefahr ist für dich noch nicht vorbei. Ich glaube, dass es zwei verschiedene Personen auf dich abgesehen haben. Deine Entführung geht, denke ich, auf das Konto von Smith. Obwohl dieser ein hoch spezialisierter Kunstdieb war, fehlte es ihm letztendlich doch an Feinheit. Das Feuer in deiner Wohnung und die manipulierten Bremsen an deinem Bike aber, sprechen eine ganz andere Sprache.“, schloss Seto seine Ausführungen. Er sah Joey direkt in die Augen. „Und solange ich nicht weiß, wer das ist, ist es besser, du hältst dich zurück.“
 

Joey holte tief Luft. „Hat Johnsons Auftraggeber es etwa AUCH auf mich abgesehen?“ Das gefiel Joey überhaupt nicht, was er da gerade von Seto zu hören bekam... er wollte noch nicht sterben... „Das kann ich dir nicht sagen, da ich nicht genau weiß, wer sein Auftraggeber war – aber ich denke mal ja, der hat es auch auf dich abgesehen. Wahrscheinlich will er alles, was auf ihn hindeuten könnte, aus dem Weg räumen.“, antwortete Seto ehrlich. „Und ihr wisst nicht, wer es ist? Oder könnt ihr es ihm einfach nur nicht beweisen?“, fragte Joey vorsichtig nach.

„Ich habe eine Vermutung, das stimmt, aber ich werde dazu nichts weiter sagen. Es ist schwierig, verstehst du?“, antwortete Seto. „Sicher verstehe ich das, du unterliegst der Schweigepflicht. Geht mir ja nicht anders... nur in diesem Fall habe ich eine Ausnahme gemacht.“, erwiderte Joey. Nachdenklich sah Seto ihn an. „Wer weiß, vielleicht war das ein Fehler... aber hättest du uns nicht auf diesen Johnson aufmerksam gemacht, wären wir nicht einen Schritt weiter gekommen.“
 

Ein brenzliger Geruch stieg in Seto Nase, fluchend drehte er sich zum Herd. „Soviel zu meinen Kochkünsten, das Essen ist angebrannt.“, murrte er. „Macht nichts.“, versuchte Joey Seto zu trösten, „Ist mir auch schon oft passiert.“ „Das tröstet mich auch gerade.“ knurrte Seto, während er das verbrannte Essen entsorgte. Seufzend stellte Seto das Geschirr in die Spüle. „Lass uns doch was Essen gehen, während wir einkaufen sind.“, schlug Joey vor. „Dann lass uns losgehen.“, forderte Seto Joey auf.
 

Joey folgte Seto zu seinem Wagen. Auf dem Weg zum Auto klingelte Joeys Handy und er schaute auf sein Display – es war das Blue-Eyes. „Ja, was ist?“, fragte er. Schweigend hörte Joey einige Zeit zu. „Moment, ich muss kurz was fragen...“ Joey blickte Seto von der Seite an. „Das Blue-Eyes ist dran, und fragt, ob ich heute Abend nicht doch kommen könnte, Duke ist ausgefallen, er liegt mit Fieber im Bett.“ Das gefiel Seto nun gar nicht und es war ihm auch deutlich anzusehen. Auf der anderen Seite, wer wusste schon wann Joey wieder dorthin ging, er war jetzt fast eine Woche nicht dort. So nickte Seto schließlich. „Gut, aber ich komme mit.“ Setos Stimme duldete keinen Widerspruch. „Ja, ich kann kommen“, antworte Joey ins Handy, „bis nachher.“ Joey beendete das Gespräch. „Danke, dass ich gehen darf. Die Getränke gehen auf mich.“, bedankte sich Joey leise bei Seto.
 

„Fängst du schon wieder damit an.“, murrte Seto weiterhin und stieg ins Auto. „Wie soll ich mich denn sonst bei dir bedanken? Mit einem Kuss?“ Joey stieg auf der Beifahrerseite ein. „Kannst du haben.“ „Untersteh dich, mich hier zu küssen.“, kam es prompt zurück. Seto hatte ja nicht mehr unbedingt etwas gegen einen Kuss, aber mit Sicherheit, wollte er keinen in der Öffentlichkeit... zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht.

„Schon gut, ich mach ja nichts...“, wiegelte Joey ab. „aber Dankeschön sagen wird doch noch erlaubt sein.“ Er verstand nicht, warum sich Seto so damit hatte. Es war doch ganz natürlich, dass man sich für einen Gefallen oder Hilfe bedankte. Seto war es immer noch unangenehm, das sich Joey so oft bei ihm bedankte. Er war es einfach nicht gewohnt, es war ihm zu persönlich... Seufzend stellte er fest, so nah, wie Joey ihm schon gekommen war... persönlicher ging es schon gar nicht mehr.
 

Zügig steuerte Seto nun ein Bekleidungsgeschäft an. Joey nickte zufrieden bei Setos Geschäftsauswahl, aber dass er Geschmack hatte, hatte er ja schon bewiesen. Gemeinsam betraten sie das Geschäft, und Joey wurde gleich von dem Besitzer begrüßt. „Ah, Herr Wheeler, sie haben wir ja schon lange nicht mehr begrüßt. Womit kann ich ihnen denn heute dienen?“ Beflissen wieselte der Inhaber um Joey herum. „Ich bräuchte zwei Anzüge und zwei Hosen, dazu passende Hemden und ein paar Schuhe.“ Diensteifrig wuselte der Mann durch sein Geschäft und hatte schon bald eine angenehme Auswahl zusammengestellt.
 

Joey entschied sich für einen schwarzen Anzug mit dunkelrotem Rand am Kragen, und dazu passend, ein rotes und ein schwarzes Hemd mit roten Streifen. Bei dem nächsten Anzug schwankte er zwischen dunkelrot und einem angenehmen dunkelblau und bat Seto um Hilfe. „Welchen der beiden Anzüge soll ich nehmen?“ Joey probierte beide noch einmal an und zeigte sich mit jedem vor Seto. Seto war etwas überrascht, das Joey ihn um Rat fragte. „Nimm beide. Sie stehen dir beide gut.“, sagte er schließlich. „Beide kann ich mir im Augenblick nicht leisten“, meinte Joey nach einem bedauernden Blick auf die Preisschilder, denn er brauchte noch dringend ein paar Schuhe, „Ich kann ihnen auch einen zurücklegen, bis sie wiederkommen.“, meinte der Eigentümer eilfertig. Es war nicht selten, dass ein Kunde sich etwas zurücklegen ließ, weil das, was er an Auswahl zu bieten hatte, sein momentanes Budget überschritt. „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Also Seto, welchen soll ich jetzt nehmen?“ Joey blickte Seto auffordernd an.
 

Seto überlegte, Joey sah in beiden verteufelt gut aus, aber wenn er sich nicht beide Anzüge leisten konnte und auf eine Entscheidung bestand... „Dann nimm den Dunkelblauen.“, entschied Seto sich schließlich. „Gut, dann den Blauen und zwei Hemden dazu. Suchst du die Hemden aus?“, bat Joey Seto.

„Wenn du es unbedingt willst.“, erklärte sich Seto seufzend bereit, umso schneller waren sie hier ja fertig und er bekam endlich was zu Essen. Sein Magen rebellierte immer lauter... Während er also die Hemden aussuchte und Joey sich umzog, bezahlte er den anderen Anzug und ließ ihn mit einpacken. Das war erledigt, bevor Joey wieder aus der Umkleidekabine kam.
 

„Danke.“ Joey grinste, einen Kuss würde Seto hier bestimmt nicht haben wollen. Joey entschied sich noch für eine enge Lederhose und bezahlte seine Sachen. „Können sie die Sachen morgen an folgende Adresse liefern?“, erkundigte er sich bei dem Besitzer. Dieser nickte nur. Dabei fiel Joey ein, dass er ja auch noch einige Sachen bei der Reinigung hatte, und die am Montag geliefert werden sollten. Da musste er noch Bescheid sagen, seine alte Adresse galt ja nicht mehr. „Weißt du Seto, lass uns gleich ins Blue-Eyes fahren. Dort gibt es auch einige leckere Gerichte.“, schlug Joey Seto vor. Der knurrende Magen Setos war ihm nicht entgangen und er hatte ein leichtes schlechtes Gewissen. Damit war Seto mehr als einverstanden, wenn er nicht bald was zu Essen bekam, würde sich seine Laune rapide verschlechtern. So fuhren sie direkt ins Blue-Eyes.
 

Joey betrat mit Seto das Blue-Eyes. Ein kurzer Blick zeigte ihm dass noch etliche Tische frei waren. „Such dir einen Platz aus, ich sag in der Küche Bescheid, und komm dann zurück zu dir. Ich hab nämlich auch Hunger.“, gestand Joey verschämt. Er bestellte beim Koch zweimal sein bestes Gericht und bestellte an der Bar zwei Cocktails, die zu dem Essen passten. Seto suchte sich in der Zwischenzeit einen Tisch aus, von dem er fast den ganzen Club überblicken konnte und setzte sich. Wenig später kam Joey und setzte sich zu ihm. „Die Getränke kommen gleich, allerdings alkoholfrei, Alkohol gibt es erst nach 22.00 Uhr.“
 

„Das ist kein Problem, ich trinke heute sowieso keinen Alkohol.“, antwortete Seto. „Das gehört mit zu dem Motto dieses Clubs, kein Alkohol vor 22.00 Uhr, und die unter 18 jährigen, die noch keinen Alkohol trinken dürfen, müssen dann gehen. So kann es keine Verwechslungen geben. Mein Chef fährt mit dieser Geschäftspolitik sehr gut...“, erklärte Joey, während sie auf die Getränke warteten. „Eine vernünftige Einstellung.“, ging Seto auf das von Joey gesagte ein. „Es sollten sich mehr Clubs daran halten.“

„Wie lange arbeitest du eigentlich schon als Barkeeper?“, erkundigte sich Seto nach einigen Minuten. „Seit ich 16 bin. Ich durfte in Kyoto wegen dieses Geschäftsprinzips bei meinem Chef anfangen. Erst vor 22.00 Uhr, und seit ich 18 bin, auch später. Als mein Chef eine neue Filiale in Domino aufmachte, bin ich mitgegangen.“„Eine lange Zeit.“, antwortete Seto. Er dachte an seine letzten neun Jahre und schob ärgerlich die Gedanken beiseite.
 

„Wieso bist du wieder nach Domino zurückgekommen?“

Ein seltsamer Gast zu später Stunde

Seto versuchte nicht zu neugierig zu blicken, aber die Antwort interessierte ihn schon sehr.
 

Joey schaute Seto lange an. Dann atmete er tief ein. „Zuerst nur wegen meines Chefs, und weil mein Freund, zur selben Zeit, sein Geschäft nach Domino verlegte. Aber seit ich dich wieder gesehen habe, bin ich mir darüber nicht mehr so sicher.“ Unsicher wartete Joey auf die Reaktion des Brünetten. Der hob fragend eine Augenbraue. „Du willst doch nicht damit sagen, dass du meinetwegen wieder hierher gekommen bist?“, hakte Seto nach, das konnte er sich nun wirklich nicht vorstellen. „Ich glaub, irgendwie schon. Immerhin bestand die Möglichkeit, dich wieder zu treffen, wenn du noch in Domino warst, (oder deine Spur zu suchen, dachte der Blonde), und als ich dich traf, hatte ich mich riesig gefreut.“, antwortete Joey ehrlich. Der Blauäugige schüttelte leicht den Kopf, er konnte sich nicht vorstellen, das Joey sich tatsächlich gefreut hatte ihn zu sehen, nach allem, was er wusste. „Red dir nichts ein.“, meinte er darauf hin gequält.
 

Eine der Bedienungen brachte ihre Getränke und kurze Zeit später, die bestellten Gerichte. „Lass es dir schmecken.“, sagte Joey. „Es ist das beste Gericht unseres Kochs.“ „Danke.“, brachte Seto dann noch heraus und beschäftigte sich mit seinem Essen.

„Ich red mir nichts ein.“, antwortete der Blondschopf ernsthaft und griff nach seinem Besteck. „Ich wollte immer wissen, warum du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest.“ Nicht schon wieder, dachte Seto gequält, er wollte nicht an diese Geschichte denken. „Können wir das Thema bitte sein lassen?“, bat er leicht verstimmt. „Sein lassen... nicht wirklich.“, antwortete Joey zwischen zwei Bissen. „Aber ich stimme dir zu, dass das nichts für die Öffentlichkeit ist.“

Der Braunäugige schaute Seto offen an. „Ich möchte eine ehrliche Antwort von dir haben... nicht gleich... nicht sofort... aber doch in einiger Zeit. Ich hab dich nämlich immer noch so gern, wie damals.“ Joey hielt Setos Blick stand. „Ich möchte immer noch dein Freund sein.“
 

Verwundert hielt Seto inne. Er sah in die braunen Augen des Blonden und ihm gingen die letzten Ereignisse durch den Kopf. Dabei musste er sich eingestehen, dass er Joey ehrlich mochte. Dennoch tat er sich mit dieser Tatsache recht schwer. „Und worauf genau, willst du eine Antwort?“ Bisher hatte der Brünette keine Frage heraushören können. „Das weißt du nicht?“ Joey blickte offen zurück. „Was bin ich für dich?“, wollte er leise wissen.
 

Das war eine Frage, für deren Antwort Seto noch gar keine Zeit hatte nachzudenken. Selbst wenn er gewollte hätte, konnte er Joey keine Antwort darauf geben, jetzt nicht – und ob er später eine haben würde, konnte er nicht sagen. „Ich kann dir darauf keine Antwort geben, Joey, darüber konnte ich noch nicht nachdenken.“, antwortete er ehrlich, wobei sein Blick längst nicht mehr so kühl wie zu Anfang war.

„Das ist nicht ganz richtig...“, fügte Seto nach einer Pause leise hinzu, „...ich wollte noch nicht darüber nachdenken.“ Die Angst wieder allein gelassen zu werden, saß noch zu tief. „Warum?“, fragte Joey gefühlvoll, „Warum wolltest du nicht darüber nachdenken?“ Einen Augenblick später bemerkte Joey, dass er laut gedacht hatte. „Lass man, du brauchst mir jetzt nicht zu antworten. Ich wollte dich nicht drängen. Wir können später mal darüber reden, wenn wir allein sind.“, entschuldigte er sich bei seinem Gegenüber. „Darauf kann ich dir auch nicht antworten, ich weiß es selbst noch nicht. Außerdem beschäftigt mich dieser Fall zu sehr.“
 

Seto versuchte einen Themenwechsel, um diesem Thema zu entkommen und Joey ging auf den angestrebten Wechsel ein. Seto war kein Mensch, der so persönliche Dinge in der Öffentlichkeit beredete. „Welcher Fall beschäftigt dich denn so sehr?“, erkundigte sich der Kleinere, während er weiter aß. „Welcher wohl, im Augenblick habe ich nur den Einen.“, antwortete der Blauäugige verblüfft. Wie konnte Joey das nur vergessen? Er steckte doch auch mit drin... „Dabei fällt mir ein, ich muss mir noch mal die Inschrift von dem Sarkophagdeckel ansehen. Die hatte ich ja ganz vergessen.“, sagte Seto mehr zu sich selbst, während er sein ziemlich abgekühltes Essen verspeiste. Sein Magen war nun endlich besänftigt.
 

Joey schaute auf die Uhr, nachdem auch er seinen Teller leer gegessen hatte. „Du, ich muss dann jetzt arbeiten - lauf nicht weg.“, setzte er scherzend hinterher. „Keine Sorge, du wirst mich noch verfluchen.“, grinste Seto. „Wirklich?“, grinste Joey zurück. „Werd ich das?“ Setos Gesicht verschloss sich. „Warum landet alles, was ich dir sage, unweigerlich bei dem einen Thema?“, stellte er nun die Gegenfrage.
 

„Welchem Thema?“, flachste Joey weiter. Natürlich konnte er sich denken, welches Thema Seto meinte, aber diesmal hatte er nicht damit angefangen. „Nun zieh doch nicht gleich wieder so ein Gesicht – wie soll ich denn da vernünftig meine Arbeit machen, wenn ich weiß, dass so ein Sauertopf in der Ecke sitzt?“, auffordernd blickte der Blonde Seto an. „So, ich geh dann jetzt – du weißt ja, wo du mich finden kannst. Soll ich dir einen Martini bringen?“ „Nein, ich hab doch gesagt, ich trinke heute nichts Alkoholisches und jetzt verzieh dich.“, antwortete der Blauäugige leicht genervt. Worauf hatte er sich da nur eingelassen – hätte er Wheeler nicht einfach ignorieren können? Nein, hatte er nicht und nun hatte er ihn am Hals. Und sehr zu seinem eigenen Missfallen, hatte er nichts dagegen.

„Ist ja schon gut.“, seufzte jener auf. Welche Laus, war dem denn jetzt schon wieder über die Leber gelaufen? „Dir kann man es auch nicht so leicht recht machen.“ Joey drehte sich um und begab sich hinter die Bar. Dort machte er einen alkoholfreien Cocktail für Seto fertig und ließ ihn ihm bringen.
 

Kaiba blieb nicht die ganze Zeit im Club, zwischendrin verließ er diesen und sah sich draußen ebenfalls um. So verging die Zeit, er beobachtete Joey und konnte sehen, wie viel Spaß ihm seine Arbeit machte. Aber er konnte auch sehen, dass einige Herren heftig mit ihm flirteten. Doch der Blondschopf ließ es nie zu persönlich werden, geschickt hielt er sich diese Kunden vom Leib.

Immer wieder, wenn er die Zeit dazu fand, ließ Joey seine Blicke in Richtung des Tisches wandern, an dem Seto saß. Heute waren wieder einige seiner Stammkunden da, die darauf bestanden nur von ihm bedient zu werden. Der Blondschopf war heute allein hinter der Theke – Duke war nicht da, und von den Kellnern, die heute da waren, konnte ihm keiner eine wirkliche Hilfe sein. Joey drehte voll auf – so wie immer, wenn viel Stress war, es war sein Aphrodisiakum...
 

Gegen drei Uhr – Joeys Schicht war, zum Glück, bald beendet, denn bei Seto machte sich langsam die Müdigkeit bemerkbar – kam ein Mann ins Blue-Eyes, der Seto sehr bekannt vorkam. Er trug einen weißen Anzug mit einem roten Hemd, die oberen Knöpfe des Hemdes waren offen und seine weißen Haare struwelten sich verwegen um seinen Kopf. Die braunen Augen sahen sich im Club um und blieben an dem Blauäugigen hängen. Ein genüssliches Grinsen erschien in seinem Gesicht, na wenn das kein Glücksfall war. Zielstrebig steuerte der Mann dessen Tisch an, Kaiba sah ihn kommen und blickte ihm kühl entgegen.

Das Blue-Eyes leerte sich langsam, denn sie würden bald schließen, als, ungewöhnlicher Weise, noch ein Gast herein kam. Durch sein ungewöhnliches Erscheinungsbild fiel er allen auf. „Wer ist das denn?“ „Kennst du den?“, flüsterten die Bediensteten des Blue-Eyes miteinander, doch keiner kannte eine Antwort. „Das ist Pegasus, der Industriemagnat.“, meinte einer der Gäste. „Was will der denn hier?“, überlegten sie alle gemeinsam. „Wir schließen doch gleich...“
 

„Hallo Kaiba.“, grüßte der Weißhaarige überschwänglich, Seto hingegen nickte nur kühl. „Pegasus.“ Mit großem Missfallen bemerkte Seto den musternden Blick seines Gegenübers, der sich einfach zu ihm setzte. „So leger heute?“, fragte Seto weiterhin kühl. „In meiner Freizeit, ziehe ich mich gern so an. Gefällt es dir?“, antwortete Pegasus grinsend. „Seit wann sind wir so persönlich miteinander?“, versuchte der Brünette wieder Abstand in das Gespräch zu bringen.

„Das ist lustig, gut, wenn du es willst, bleiben wir beim ‚sie’.“, erwiderte der Weißhaarige amüsiert und wiederholte seine Frage. „Gefällt es IHNEN?“, betonte dabei das letzte Wort. „Nerven sie ihren Frisör, aber nicht mich.“, bekam er nun zur Antwort. „Aber, aber, so ein gut aussehender Mann, wie sie, sollte nicht so unhöflich sein.“, tadelte Pegasus nun und beugte sich zu Seto vor. „Wollen sie nicht mit mir kommen? Ich verspreche ihnen eine erfüllende Nacht.“, bei diesen Worten legte er seine Hand auf die von Seto, dessen Blick daraufhin eine tödliche Kälte barg.
 

Joey runzelte die Stirn, als der Neuankömmling so vertraut mit Seto umging und ging zu seinem Tisch. „Wir schließen gleich, darf ich ihnen die Rechnung bringen?“, erkundigte er sich bei Seto, der aussah, als würde er sich gerade überhaupt nicht Wohlfühlen. „Belästigt sie der Herr?“, erkundigte Joey sich bei dem Brünetten.

Pegasus wandte sich an Joey. „Sehen sie nicht, dass ich mich gerade mit meinem Freund unterhalte? Verschwinden sie und schließen werden sie erst, wenn ich es will.“, bellte er Joey gleich an. „Das reicht! Pegasus, ich bin NICHT ihr Freund und sie sind hier nicht weiter erwünscht.“, mischte sich Seto kalt ein, das Hilfsangebot von Joey überhörend. „Gehen sie, sofort!“ Das war unmissverständlich und Seto zog dabei seine Hand unter der des Weißhaarigen hervor.
 

Hinter Joey hatten sich weitere Bedienstete des Blue-Eyes aufgestellt. „Wenn ich sie bitten dürfte zu gehen. Der Herr wünscht ihre Gesellschaft nicht.“, forderte Joey mit festem Blick den Weißgekleideten auf. Und auch seine Kollegen schauten ähnlich streng. Belästigungen waren im Blue-Eyes nicht erwünscht – sie waren ein offener Club, und keine Schwulenbar, deswegen schritten sie immer sofort ein, wenn ein Mann einem anderen gegenüber aufdringlich wurde. Auch wenn viele ihrer Gäste schwul waren, so durften sie dennoch den anderen Männern nicht zu nahe treten, denn nicht jeder männliche Besucher des Blue-Eyes war auch schwul.
 

Pegasus überhörte die Aufforderung und beugte sich wieder zu Seto. „Komm heute Nacht mit mir, dann zeige ich dir alles.“, flüsterte er nun anzüglich und wollte Seto im Gesicht berühren. Dessen Hand schloss sich jedoch eisern um das Handgelenk des Weißhaarigen. „Unser Gespräch ist beendet.“, zischte Kaiba ihn nun förmlich an, schob die Hand weg und stand auf. Sofort erhob sich auch Pegasus, kalt starrten sich die Beiden nun an. Seto spürte eine unglaubliche Präsenz von seinem Gegenüber ausgehen, die er vorher noch nie bei ihm wahrgenommen hatte. Er ahnte nicht, dass auch er eine solche Präsenz verströmte. Pegasus lachte wieder amüsiert. „Das ist bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir uns sehen“ Er warf einen letzten anzüglichen Blick auf Seto und verließ lachend den Club.
 

Finster starrte Seto hinter ihm her, das war nicht der Pegasus den er kennen gelernt hatte, dieser hier heute war ein ganz anderer. Joey starrte dem Weißhaarigen missmutig hinter her. Nicht nur, dass er es gewagt hatte, seinem Seto ein anzügliches Angebot zu machen, nein er glaubte sich auch noch im Recht. Joey drehte sich wieder zu dem Blauäugigen um, und alles, was er sagen wollte, blieb ihm in der Kehle stecken, so finster sah dieser aus. „Ich hab gleich Schluss, aber wir können auch sofort gehen, dann schließt Sakuya für mich hier ab.“, schlug Joey Seto vor.

„Gut.“, mehr sagte Seto nicht. In ihm brodelte es noch gefährlich und dieses kleine Wort drückte eigentlich alles aus, was geradein ihm vorging. „Sakuya, kannst du heute für mich abschließen?“, wandte sich Joey an einen Mann hinter sich. „Mein Taxi möchte jetzt lieber fahren.“ Der Angesprochene nickte. „Komm, Seto, wir gehen.“, sagte Joey leise zu Seto. Ihn anzufassen traute er sich aber nicht. Ohne ein weiteres Wort setzte sich dieser in Bewegung. Zügig ging er zu seinem Auto, Joey hatte sich kaum auf dem Beifahrersitz niedergelassen, da raste er auch schon davon.
 

Die ganze Zeit über schwieg Seto. Joey hielt die Luft an, so wütend hatte er Seto noch nie erlebt. Wer war der Kerl, dass er den Mann neben sich so wütend machte? Zu Hause angekommen ging Seto direkt zu seinem Trainingsraum. Bevor er den Raum betrat sagte er hart zu Joey: „Du kommst besser nicht hier rein.“ Die Warnung war unüberhörbar. Kaiba hatte vor sich abzureagieren und dazu brauchte er den Blonden nicht im Geringsten. Im Gegenteil, die Gefahr, dass er ihn unbeabsichtigt verletzte, war zu groß. Er kannte seine Wut, die gerade in ihm tobte – die ließ sich kaum kontrollieren, selbst von ihm nicht und schon gar nicht von jemand anderen.
 

Joey schluckte. „Ich geh dann schon mal duschen.“, nickte er und verschwand im Bad. Der Weißhaarige hatte ihn ziemlich von seinem Adrenalintrip runter geholt und Setos Verhalten tat sein übriges. Das erste Mal, seit Mahou fort war, spürte Joey nicht das geringste Verlangen danach, sich selbst zu befriedigen. Es war irgendwie seltsam, und noch etwas anderes lag in der Luft – Joey konnte es weder greifen, noch sagen... Der Weißhaarige beunruhigte ihn...

Irgendwie...

Nachdem Joey im Bad fertig war, holte er sich noch eine Kleinigkeit zu essen aus der Küche, und ging dann zu Bett. Es schien ihm angeraten, Seto jetzt lieber nicht über den Weg zu laufen.

Nach einer Stunde kam Seto wieder aus seinem Trainingsraum heraus. Seine Kleidung klebte ihm am Leib und seine Haare nass an seinem Kopf, doch sein Gesichtsausdruck war fast wieder normal. Er hatte seine Wut ausgetobt. Seto ging in sein Zimmer, holte sich frische Sachen und begab sich danach ins Bad zum duschen. Die Dusche tat Seto gut, erfrischt kam er wieder aus dem Bad, machte sich was zu essen und setzte sich damit ins Wohnzimmer.
 

~~~
 

Nach dem Zwischenfall mit Pegasus im Blue Eyes, konnte Seto keine Ruhe finden, er holte sich seine Aufzeichnungen und verteilte sie auf dem Couchtisch. Irgendeinen Zusammenhang musste es doch geben... Joey war inzwischen ins Bett gegangen. Dessen Buch lag auf dem Beistelltisch neben der Couch, Seto nahm es zur Hand und fing an zu lesen. Verwundert stellte er fest, dass ihm einiges sehr bekannt vorkam. Er machte es sich auf der Couch bequem und las. Darüber schlief er unmerklich ein.
 

Er fand sich in einer dunklen Höhle wieder, die nur spärlich mit Fackellicht beleuchtet war. Der tote Priester stand wieder da und flüsterte ihm zu: „Sieh genau hin.....erkenne den Feind......erkenne den Freund.....Die Zeit wird knapp.“ Dann deutete dieser noch in eine Richtung und verschwand danach. Schön, er hatte also keine Zeit mehr, soll Freund und Feind nicht verwechseln, oder so ähnlich, und in die angedeutete Richtung gehen. Seufzend machte Seto sich auf den Weg, vorsichtig ging er den Weg entlang und erreichte schließlich eine riesige Höhle. Aufmerksam sah er sich um und in der nächsten Sekunde blieb ihm fast das Herz stehen – eine massige Gestalt bewegte sich. Behutsam zog sich Seto wieder zurück. Nein – dem wollte er nun gar nicht so nah sein.
 

Ein Drache erwachte, aber nicht irgendein Drache, nein, es war Timiat, der sich hier rührte. Als dieser nun seine riesige Gestalt reckte, füllte er fast die ganze Höhle aus. Die Macht, die von diesem Tier ausging, konnte Seto körperlich spüren.
 

Seto drückte sich in einen kleinen Felsspalt, wie sollte er dem hier begegnen? Mahou hatte leicht reden, der war ja nicht hier. Obwohl dies eine Vision, bzw. ein Traum war, fühlte es sich verdammt real an. Schritte kamen heran. Seto wandte den Kopf, eine Gestalt erschien und sprach den Drachen an. „Na, mein Guter, bist du ausgeruht? Bald schon verfügen wir wieder über unsere ganze Macht... Muhahahah... Die Menschen in dieser Zeit sind ja so dumm, sie haben keine Ahnung, was ihnen blüht. Niemand wird uns gefährlich werden können. Ach, da kommen schöne Zeiten auf uns zu.“ Die Gestalt schwieg, kraulte einen den Fünf Köpfe des Drachens, der schloss genießerisch die Augen, aber nur die des einen Kopfes, ein anderer hatte etwas gewittert. Ein warnendes Fauchen dröhnte durch die Höhle, Seto hielt sich die Ohren zu und als er wieder aufsah, blickte er in ein menschliches Gesicht.
 

Mehr war nicht zu sehen, nur die Augäpfel und die Gesichtsmuskeln, die Haut fehlte. Seto hatte das unbestimmte Gefühl, schon einmal in dieses Gesicht geblickt zu haben. Die weißen Haare standen wild vom Kopf ab. „Ja, wen haben wir denn da?“ Diese Stimme, verzweifelt dachte Seto nach, diese Stimme hatte er doch schon gehört. Die nächsten Worte machten ihm klar, wo er sie gehört hatte. „Sieh an, da komme ich ja doch noch zu meinem Vergnügen.“ „Wer bist du?“, fragte Seto mühsam, es war das erste Mal, dass er in seinen Visionen redete.

„Wir haben uns heute Abend gesehen.“, sagte die Gestalt, ohne nähere Angaben zu machen. Lachend entfernte sich die Gestalt wieder, aber Seto konnte nicht weg, unbemerkt hatten sich Ketten um ihn gelegt. Er zerrte daran, doch sie schlangen sich noch fester um ihn. „Du hättest mein Angebot heute Abend annehmen sollen.“, meinte die Gestalt bedauernd. „Jetzt erwartet dich nur noch der Tod.“ „Nein...“, widersprach Seto immer noch sehr mühsam, „...Das hier ist nicht real.“ Das Lachen dieses Wesens ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. „Dummkopf, du hast ja keine Ahnung von meiner Macht.“
 

Seto nutzte die Chance. „So ein kleiner Möchtegernzauberer wie du, was kann der schon bewirken.“, reizte er ihn. Wütend fuhr die Gestalt herum. „Narr!“, fauchte sie, streckte die Hand aus, schloss die Finger zu einer Faust und zog etwas an sich heran. Im selben Augenblick, spürte Seto, wie sich die Ketten immer enger um ihn schlangen. „Die Narren haben damals geglaubt, sie hätten mich besiegt, aber ich komme bald zurück und DU stirbst jetzt.“ Immer enger zogen sich die Ketten, sie schnürten Seto die Luft ab. Panik stieg in ihm auf, das fühlte sich sehr real an. Die Panik wurde von Todesangst abgelöst, die Ketten waren wie Würgeschlangen, bei jedem Ausatmen zogen sie sich enger um seinen Körper.

Seto bekam kaum noch Luft, das Blut rauschte in seinen Ohren, vor seinen Augen erschienen schwarze Flecke, Schweiß perlte von seiner Stirn. „Du bist allein, dir wird niemand helfen... Muhahahah.“, lachend entfernte sich die Gestalt und mit ihr der Drache. Seto war kurz davor die Besinnung zu verlieren, als er eine leise Stimme hörte, die seinen Namen rief. Neben ihm erschien ein Licht in der dunklen Höhle, das Licht wurde größer und berührte ihn. Eine unglaubliche Wärme ging von diesem Licht aus und die Ketten gaben ihn nur sehr widerstrebend frei. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er nicht alleine war – und er wusste jetzt, wer ihm half. Leise flüsterte Seto: „Ich bin nicht alleine.“
 

~~~
 

Joey schlief unruhig in dieser Nacht, ihm fehlte der körperliche Ausgleich nach seiner Schicht im Blue-Eyes und der seltsame Gast, der Seto so auf die Pelle rückte, tat sein übriges.
 

Joey träumte von dem Weißen Drachen, und wie er ihm beigestanden hatte, und in seinem Traum konnte er ihm in den Wald folgen, ihm noch einmal seine Wunden versorgen. Er wachte über ihn, doch auf einmal war er verschwunden, der schwarze Drache musste doch eingeschlafen sein. Aber als er den weißen Drachen nicht mehr an seiner Seite hatte, wusste er genau, wo er suchen musste. Zielstrebig ging er zu der Hütte, die er im Wald gefunden hatte. Joey öffnete die Tür und hörte ein lautes Stöhnen...
 

Eilig betrat er die dunkle Hütte, doch bevor er an das Bett heran treten konnte, spürte er einen kalten Hauch und der Raum veränderte sich. Er befand sich auf einmal in Setos Schlafzimmer und Seto war unnatürlich blass und schien nach Luft zu ringen. Erschrocken ging Joey zu ihm hin, machte das Licht in seinem Zimmer an, und nahm ihn in den Arm und setzte ihn auf. „Seto, mach die Augen auf, ich bin doch hier, bei dir, du bist nicht alleine...“
 

Verwirrt schlug Joey seine Augen auf und rieb sich seine Augen. Was für ein seltsamer Traum... Er stand auf und ging zur Toilette. Auf dem Weg zurück hörte er, wie aus dem Wohnzimmer ein röchelndes Stöhnen drang. Alarmiert öffnete er die Tür und machte das Deckenlicht an. Seto lag, unnatürlich blass, auf der Couch und etwas schien ihn erwürgen zu wollen, zumindest sah es so aus, als wollte er mit seinen Händen etwas von seinem Hals entfernen. Sofort war Joey bei ihm und nahm ihn in den Arm. Seto war eiskalt.

„SETO... SETO... wach auf...es ist alles gut... ich bin doch bei dir.“ Doch als Seto sich nicht rührte, liefen Tränen über Joeys Gesicht. Seto wurde immer kälter und blasser und es schien, als bekäme er gleich überhaupt keine Luft mehr... „Seto... geh nicht... bleib doch bei mir... ich brauche dich noch... ich liebe dich doch... Du bist nicht mehr alleine...“ Immer wieder streichelte er Setos kaltes Gesicht, und schließlich küsste er ihn verzweifelt.

Erste Zärtlichkeiten und eine überraschende Wendung

Ein Seufzen löste sich aus Setos Brust, und er begann wieder normal zu atmen und Farbe und Wärme kehrten langsam wieder zurück.
 

Seto bekam wieder Luft, erleichtert atmete er tief ein, aber ein Zittern konnte er nicht verhindern. Das eben durchgemachte war noch sehr präsent, nur langsam öffnete er die Augen. Verwirrt sah er sich um und sein Blick fiel auf Joey, der ihn mit nassen Augen erleichtert ansah. „Joey?“, fragte Seto verwundert und setzte sich auf.

„Du bist wieder da.“ Joey schaute Seto erleichtert an. „Du warst so weit weg – ich hatte Angst, dass du nicht mehr zurückkommst.“ Joey schämte sich nicht seiner Tränen, zärtlich streichelte er über Setos Gesicht, das jetzt wieder eine gesunde Farbe hatte. „Ja, viel hat nicht mehr gefehlt.“, sagte Seto langsam und mit einer Hand strich er durch Joeys Gesicht. Er zog ihn an sich heran und hielt ihn fest umarmt.

Seto brauchte diese Umarmung jetzt, sie gab ihm die Sicherheit weiter am Leben zu sein. Joey erwiderte die Umarmung, er wollte sicher sein, dass Seto nicht wieder weg ging – und ihn allein zurück ließ.
 

Seto hatte es begriffen, er war nicht allein, inwieweit diese Feststellung nun etwas ändern würde, konnte er jetzt noch nicht sagen – er wollte auch nicht darüber nachdenken, aber er genoss die Umarmung, sie ließ die Erlebnisse verblassen. Am liebsten würde er Joey nie mehr loslassen.
 

Joey streichelte Setos Rücken. Er wollte ihn und musste sich trösten. Langsam löste sich auch der Knoten in Joeys Hals. Nach einer Weile lockerte Seto die Umarmung und sah Joey an, wieder streichelte er sein Gesicht, näherte sich dessen Lippen und küsste ihn sanft. Joey erwiderte den Kuss, sacht und zärtlich. In seinem Bauch begann es zu kribbeln – so hatte Joey bei einem Kuss noch nie empfunden. Auch nicht bei seinem ersten Kuss mit Mahou...

Seto schlug das Herz bis zum Hals, dieser Kuss tat ihm sooo gut – fast schien es ihm, als wäre dieser Kuss dazu in der Lage, all seine Wunden zu heilen. Seto zog Joey fester an sich und seine Hände streichelten ebenfalls seinen Rücken.
 

Seto genoss diesen Kuss. Er genoss Joeys Berührungen – im Augenblick machte Seto sich keine weiteren Gedanken darüber, dass er einen Mann küsste und das Streicheln seiner Hände genoss. Es tat ihm gut – es tat seiner Seele gut. Langsam ließ Seto sich wieder auf die Couch sinken und zog Joey mit sich. Die Schmetterlinge in Joeys Bauch nahmen immer mehr zu. Das Kribbeln erfüllte seinen ganzen Körper. So nah war er Seto noch nie gewesen, es war einfach zu schön, von Seto gestreichelt zu werden. Viel schöner als in seinen Träumen. Vorsichtig vertiefte Joey den Kuss. Seine Zunge bat zärtlich um Einlass.

Bereitwillig ließ Seto die Besucherin herein, begrüßte und streichelte sie. Setos Hände kraulten weiterhin Joeys Rücken, seine Körpermitte begann zu kribbeln, er sperrte alle störenden Gedanken aus und konzentrierte sich nur auf Joey und seine Berührungen.
 

Joey lief ein Schauer über den Rücken, dieser Kuss und die Berührungen von Seto waren so... Joey fühlte sich wie ein unschuldiger junger Mann, der noch nie mit einem anderen Menschen zusammen gelegen hatte. Auch Seto war überwältigt von den Gefühlen, die Joey in ihm auslöste. Die Zärtlichkeit die er von Joey erfuhr, war völlig neu für ihn. Seto konnte sie bisher nie geben und bekam sie auch nie zurück.

Neugierig erforschte Joey Setos Mundhöhle und begann mit Setos Zunge einen zärtlichen Tanz. Das Kribbeln in Joeys Körper nahm immer mehr zu und erreichte langsam seine Körpermitte. Langsam ließ Joey seine Hände an Setos Körper entlang wandern und streichelte sachte über seinen Hals und hielt in Höhe seiner Brustwarzen an. Seto begab sich auf völliges Neuland, ein Schauer lief über seinen Körper als Joeys Hände tiefer wanderten. Joey löste den Kuss und sah ihn sehnsüchtig an.
 

Durfte er weiter machen?
 

In den blauen Augen Setos stand der Hunger nach mehr...
 

Joey senkte seine Lippen in Setos Halsbeuge und kostete vorsichtig seinen Geschmack. Seto schmeckte gut, doch Joey sah davon ab, ihm ein Mal zu hinterlassen. Setos Atmung beschleunigte sich, als er Joeys Lippen in seiner Halsbeuge spürte, es fühlte sich so gut an... Die über seine Brust streichelnden Finger ließen Seto leise aufseufzen. Joeys Hände streichelten über die zarten Knospen unter Seto Oberteil und er lächelte, als sie sich unter seinen Fingern verhärteten und aufrichteten. Eine Weile liebkoste Joey noch die kleinen Perlen, dann ließ er seine Hände tiefer wandern. Seto hatte nichts gegen die Hand, die sich an seiner Seite entlang streichelte. Sie verstärkte das Kribbeln in seinem Körper...

Joeys linke Hand streichelte an der Seite entlang und seine rechte ruhte auf Setos Bauch. Aufmerksam beobachtete Joey Setos Gesicht – er wollte nichts tun, was Seto nicht wollte.
 

Joey ließ seine Hand unter Setos Oberteil wandern und berührte endlich seine Haut. Kleine Kreise ziehend, wanderte seine Hand wieder bis zu Setos Brustwarzen, die sie vorsichtig zwirbelte. Immer noch beobachtete Joey Setos Gesicht ganz genau. Die wandernde Hand direkt auf seiner Haut, ließ Setos Herz schneller schlagen. Er hielt die Augen geschlossen, um sich nichts von den Berührungen entgehen zu lassen. Doch als die Finger seine Brustwarze zwirbelten, öffnete er überrascht aufkeuchend die Augen.

„Schhht, ganz ruhig.“, sagte Joey zärtlich und ließ seine Lippen seinen Fingern folgen. Er schob Setos Oberteil nach oben und saugte sich ganz leicht an Setos rechter Brustwarze fest. Der Druck zwischen seinen Beinen nahm immer mehr zu, aber Joey ignorierte es. Viel zu sehr nahm ihn die Erkundung von Setos Körper gefangen.
 

Seto entspannte sich wieder, doch als sich nun Joeys Lippen um seine Brustwarze legten und Joey leicht daran saugte, keuchte Seto wieder auf – in seinem Körper wuchs eine zarte Sehnsucht nach mehr. Seto wusste nicht was er machen sollte, als er erkannte, dass er diesen Gefühlen ausgeliefert war. Doch waren sie auch zu gut, um auf sie zu verzichten, also ließ Seto sich noch mehr darauf ein. Sein Körper reagierte längst schon von alleine, wie Seto an dem engen Platz in seiner Hose merkte. Aber ob er so weit gehen wollte wusste Seto noch nicht, die Entscheidung schob er noch auf... Lieber wollte Seto weiterhin die Berührungen Joeys genießen. Als Joey das Aufkeuchen Setos hörte, beschleunigte sich seine Atmung ebenfalls. Joeys Hände und Lippen gingen überall auf Setos Oberkörper spazieren und statteten den Brustwarzen immer wieder einen Besuch ab. Nach einer Weile schoben Joeys Hände Setos Oberteil weit nach oben...
 

Endlich hatte Seto Joey verstanden, er richtete sich etwas auf und Joey zog ihm das Oberteil aus. Er war viel zu sehr in seinen Empfindungen gefangen gewesen, um die Aufforderung vorher wahrzunehmen. Zufrieden seufzte Joey auf, als er Setos durchtrainierten Oberkörper betrachten konnte und fuhr zärtlich mit seiner Zunge an seinen Schlüsselbeinen entlang. Das zufriedene Seufzen Joeys erregte Seto, und Joeys Zunge, die so zärtlich an seinen Schlüsselbeinen entlang strich, ließen Seto sehnsuchtsvoll seufzen. Ohne es weiter zu bemerken, streichelten Setos Hände an den Seiten Joeys entlang. Setos Hände fanden den Weg unter Joeys Oberteil, nutzten die Gelegenheit und kraulten leicht Joeys Bauch.
 

Joey spürte ein heftiges Ziehen bis in seine Lenden, als Setos Hände zärtlich seine Seiten streichelten. Joeys Hose verbarg seine Erregung nicht im Geringsten, und ein kurzer Blick in Setos Mitte zeigte ihm, dass diesem ihr Tun auch nicht egal war. Joey saugte wieder zärtlich an einer Brustwarze und streichelte einmal ganz zart über Setos Erregung. Dabei klopfte Joey das Herz bis an den Hals – würde Seto jetzt abbrechen?

In Setos Körpermitte zogen sich seine Gefühle zusammen, die zarte Berührung Joeys dort, ließ ihn aufkeuchen, dennoch verspannte Seto sich etwas – aber abbrechen wollte er auch nicht. Seto fühlte sich gerade etwas hilflos und dieses Gefühl mochte er nicht... doch er hatte Joey bis jetzt ohne zu fragen vertraut und beschloss es weiterhin zu tun.

Joey spürte das leichte Verspannen Setos, legte beide Hände deutlich spürbar auf Setos Oberkörper ab und blickte ihn mit dunklen Augen ruhig an. Er legte seine linke Hand an Setos Kinn und küsste ihn liebevoll.
 

Diesen Kuss begrüßend, zog Seto Joey an sich und seine Hände streichelten über Joeys Rücken entlang, an den Seiten herunter bis zum Hosenbund und wieder aufwärts. Joey stöhnte erwartungsvoll auf, als Setos Hände seinen Hosenbund erreichten. Oh ja, da konnten Setos Hände ruhig noch ein wenig länger verweilen, oder auch tiefer wandern, Joey hatte überhaupt nichts dagegen. Setos Hände wanderten wieder in Richtung Joeys Hosenbund und fuhren dort entlang. Das Stöhnen Joeys sagte Seto deutlich, dass er sich da aufhalten durfte, dennoch zog er seine Hand weg, als diese sich über diesen Bereich gestreichelt hatte. Inzwischen störte Seto das Oberteil Joeys, er wollte Joey auch sehen und berühren. Setos Hände wanderten wieder nach oben und nahmen dabei Joeys Oberteil mit. Joey seufzte zufrieden auf und drückte sich eng an Seto, um ihn auf diese Weise mit seiner Haut wahrzunehmen. Glücklich schloss er die Augen und verharrte so einen Augenblick.
 

Seto schlang seine Arme um Joey – es war ein irres Gefühl, dessen Haut auf seiner zu spüren. Etwas Kühles fiel auf Setos Haut, doch das nahm er nur nebenbei wahr, zu sehr genoss er den Augenblick. Setos Hände nahmen ihre Wanderung wieder auf – Joey jetzt ohne störenden Stoff wahrzunehmen war berauschend...

Joey genoss die Berührungen, die sein Körper erfuhr. Es war schön Seto so zu spüren, seine Haut zu fühlen, seinen Duft zu atmen. Er versenkte seine Nase in Setos Halsbeuge und presste sich weiter an ihn. Seto sollte spüren, wie sehr ihm seine Berührungen gefielen, wie sehr er sich nach ihm sehnte...

Langsam ließ Joey wieder eine Hand über Setos Köper wandern und zärtlich versenkte sich ein Finger in seinem Bauchnabel, aber dem Hosenbund näherte er sich nicht weiter. Seto sollte den ersten Schritt machen...
 

Joeys wandernde Hand zog Setos Gedanken wieder auf sich und seine Erregung. Joey hielt zwar Abstand zu seinem Hosenbund, doch ein Verlangen von dort wollte erfüllt werden. Eigentlich war Seto schon gar nicht mehr Herr seines Körpers, der hatte ihm längst die Entscheidung abgenommen. Leicht und etwas unsicher bewegte er sein Becken gegen das von Joey. Joey stützte sich auf und schaute Seto fragend an, als er Setos Bewegung gegen sein Becken spürte.

„Ich bin mir nicht sicher.“ antwortete Seto heiser auf den fragenden Blick Joeys, doch nutzten seine Finger die Gelegenheit und strichen sacht über dessen Brustwarzen. Die Kette Joeys pendelte über Setos Brust und streifte ihn hin und wieder. Bisher hatte Seto gar nicht gewusst, das Joey eine trug. Eine Hand Setos wanderte höher, erreichte Joeys Hals und wanderte an den Kettengliedern abwärts bis zu dem Anhänger. Setos Finger sagten ihm, dass es ein Medaillon war – und so wie es sich anfühlte, war es seinem ähnlich. Der Gedanke daran verschwand wieder, Seto konzentrierte sich wieder auf Joey...
 

„Du kannst alles tun, was du willst.“, antwortete Joey rau, „und wenn ich etwas tun soll, dann sag es mir einfach.“ Joey konnte nicht anders, er musste einfach warten was Seto tun würde, wie weit er bereit war zu gehen. Auch wenn Joey massig Erfahrung hatte, in die eine oder die andere Richtung, dieses zärtliche Erforschen des anderen Körpers war ihm neu, dazu hatte er nie die Geduld gehabt. So erregt wie er auch war, so sehr ihn Sehnsucht auch durchzog, die Schmetterlinge in seinem Bauch waren immer noch nicht ganz verschwunden und ließen ihn ruhig abwarten, was alles noch so geschehen würde.

Erstaunt bemerkte Joey, dass sich Seto für sein Medaillon interessierte.
 

Seto beschäftigte sich inzwischen wieder mit den Brustwarzen Joeys und zwirbelte diese nun sanft. Joeys Worte taten Seto richtig gut, nahmen ihm den Druck irgendwie etwas tun zu müssen, was er nicht wollte. Vorsichtig ließ Joey eine Hand zu Setos Hosenbund wandern und ließ einen Finger darunter verschwinden. zärtlich streichelte Joey die zarte Haut, die er spüren konnte und wartete auf Setos Reaktion, Setos Atem ging heftiger – er war hin und her gerissen, und doch lies er es noch zu. Zwischendrin tauchte wieder der Gedanke an das Medaillon auf... das fühlte sich ähnlich an wie seines... Auch Setos Hand hatte sich wieder bei Joeys Hosenbund eingefunden und fuhr unschlüssig daran entlang.

Joey nahm Seto die Entscheidung ab, in dem er Setos Hand nahm und sie über seine Erregung legte. Leise stöhnte Joey auf, als er Setos Hand spüren konnte. Seto begann schneller zu atmen, noch nie hatte er bei einem anderen Mann seine Hand an dieser Stelle. Setos Hand verharrte kurz unschlüssig, doch dann bewegten sich seine Finger leicht über Joey Männlichkeit... dazwischen blitzte wieder der Gedanke an sein Medaillon auf... seins... das im Safe lag... das Stöhnen Joeys ließ Setos eigene Sehnsucht wachsen. ... neben seiner Dienstwaffe... immer wieder schlich sich der Gedanke daran in Setos Kopf.
 

Joeys Hand suchte nun ebenfalls den Kontakt zu Setos Männlichkeit, streichelte sacht darüber, immer mit dem schützenden Stoff zwischen ihnen.

Seto stöhnte verhalten auf, es fühlte sich besser an als erwartet... vor allem löste es ganz andere Gefühle bei ihm aus, als damals bei Toki... seine Kette... Seto drückte sich leicht gegen Joeys Hand.

Joey stöhnte leise auf, er wollte mehr von Seto und presste sich ebenso in Setos Hand, wie er sich in seine. Ohne dass Joey es wollte, begann sich sein Becken in diese Hand hinein zu bewegen, um eine leichte Reibung zu erreichen. Seto war kurz irritiert, dann wusste er was Joey wollte – wie von selbst rutschte Setos Hand unter den Stoff und seine Finger umschlossen Joeys Penis. Erschrocken über sein eigenes Tun wollte Seto die Hand gleich wieder zurückziehen... seine Kette... in seinem Safe...
 

Joey schloss seine Augen, und stöhnte aus tiefstem Herzen auf. Wie hatte er sich danach gesehnt? Nach der liebevollen Umarmung seines kleinen Freundes? Setos Hand fühlte sich ja sooo gut an seinem Penis an... Eine Weile versuchte er still zu halten und sich ganz auf die Gefühle zu konzentrieren, die Setos Hand bei ihm auslösten, doch so ganz wollte es ihm nicht gelingen, sein Becken wollte sich schon wieder selbstständig machen.

Joeys tiefes Aufstöhnen ließ Seto seine Hand dort lassen. Ein Schauer der Erregung durchlief Seto... seine Kette... war... weg... Schlagartig war Seto hellwach, jetzt wusste er, was ihn heute gestört hatte als er seine Waffe in den Safe legte. Seine Kette war weg. Seto zog seine Hand zurück, setzte sich kerzengrade auf und schubste Joey dabei von der Couch. „Sie ist weg.“, sagte er, rappelte sich auf und verschwand im Schlafzimmer, nur um wenig später fluchend wieder raus zukommen.
 

Ungläubig fand Joey sich auf dem Fußboden wieder. Er hatte doch gar nichts gemacht. Erstaunt schaute er Seto hinterher, der es auf einmal ziemlich eilig hatte in sein Zimmer zu kommen. Joey rieb sich seine schmerzende Seite und setzte sich zurück auf die Couch. Ob er von Seto eine Antwort bekommen würde? „Dieser Mistkerl ist bei mir eingebrochen und hat meine Kette geklaut. Das ist doch nicht zu fassen.“, aufgebracht ließ Seto sich neben Joey auf die Couch fallen. „Wer?“, fragte Joey nicht gerade geistreich. „Keine Ahnung, wahrscheinlich derjenige, der auch den Ring gestohlen hat.“, antwortete Seto verbissen. Sein Blick fiel auf Joeys Medaillon, er beugte sich zu ihm rüber, nahm es in die Hand und betrachtete es genauer. Das war doch nicht möglich, von vorne war es identisch, lediglich die Gravur auf der Rückseite war anders... Seto ließ den Anhänger wieder los und lehnte sich stöhnend zurück.

Wenn er jetzt eins und eins zusammenzählte... und dieses Medaillon die gleichen Fähigkeiten hatte wie seines... dann bedeutete es, das Joseph Wheeler... das schwarze Rotauge war.
 

„Was ist denn los?“ Joey konnte das Verhalten seines Freundes gerade nicht besonders gut deuten, geschweige denn verstehen. „Was hat deine Kette mit meinem Medaillon zu tun?“ Seto starrte noch einen Augenblick vor sich hin und antwortete langsam: „Mein Medaillon unterscheidet sich von deinem nur durch die Gravur auf der Rückseite.“ Sollte Joey doch seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen...

„Du hast auch so ein Medaillon?“ Joey runzelte die Stirn. „Mit zwei Drachen vorne drauf?“ Joey wartete Setos Antwort gar nicht erst ab, sondern untersuchte gleich seine rechte Seite. Wenn das stimmte dann müsste doch... Richtig, er fand an Setos rechter Seite eine ziemlich große Narbe, wenn sie auch schon sehr gut verheilt war. Wie war das möglich?
 

„Wie konntest du nur so leichtsinnig sein und trotz der großen Wunde einfach los fliegen?“, polterte Joey gleich los. Überrascht von Joeys Reaktion zuckte Seto zusammen. „Was ist denn mit dir los?“, fragte er Joey verwundert. „Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich hab dich einen ganzen Tag lang gesucht... Gott sei Dank Geht es dir wieder gut...“, erleichtert aufheulend nahm Joey Seto in seine Arme. Seto verstand im Augenblick gar nichts mehr. „Wieso hast du dir Sorgen meinetwegen gemacht?“ So ganz verstand Seto es immer noch nicht.

Zärtlich streichelte Joey über Setos Narbe. „Du dummer kleiner weißer Drache. Ich hätte dir doch geholfen...“ Seto seufzte, jetzt hatte er den klaren Beweis... „Ersten hatte ich keine Ahnung wer du bist, zweitens hätte ich deine Hilfe damals abgelehnt und drittens... danke das du mir das Leben gerettet hast.“, fügte Seto leise hinzu und drückte Joey an sich.
 

Joey konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass er erstens recht mit seiner Vermutung hatte, und zweitens ausgerechnet Seto der andere Mensch war. „Mein Drache.“, flüsterte Joey selig.
 

Aufgeregt fasste Joey Seto an den Händen und zog ihn von der Couch hoch. Vergessen war alles, was sie eben noch getan hatten – jetzt zählte für ihn nur noch die neueste Entdeckung. „Komm“, sagte er aufgeregt wie ein kleines Kind, „lass uns aufs Dach gehen und eine Runde fliegen. Du kannst doch schon wieder fliegen?“, forschte er vorsichtig nach. Irritiert sah Seto Joey an, als dieser ihn so enthusiastisch von der Couch zog. „Keine Ahnung.“, beantwortete er Joeys Frage, wieso wollte er jetzt fliegen? „Das geht nicht.“, sagte er bestimmt. „Wieso nicht?“, schmollte Joey. Er war schon so lange nicht mehr geflogen. „Tut dir doch noch was weh?“ Joey konnte sich keinen anderen Grund vorstellen.

„Nicht wirklich, aber es geht nicht.“, beharrte Seto auf seinem Standpunkt. Wie hätte er es auch können sollen, seit seiner Rückkehr aus den Bergen, trug er seine Kette nicht mehr und angesichts seiner Verletzung hätte er es auch nicht getan. Außerdem hatte er Joey doch gerade eben gesagt, dass ihm sein Medaillon gestohlen worden war. Es ging einfach nicht... Enttäuscht ließ Joey sich wieder auf die Couch fallen. „Es geht wirklich nicht?“ So schnell wie er eben noch geschaltet hatte, so langsam war er jetzt. Nachdenklich spielte er mit seinem Medaillon. „Ich kann dich doch auf meinen Rücken nehmen.“, kam ihm die blendende Idee. Erwartungsvoll blickte er zu Seto auf,
 

Der Blauäugige seufzte. „Mit was spielt deine Hand?“, fragte er geduldig.

„Meine Hand?“ Joey schaute Seto fragend an. „Ähm, mit meinem Medaillon. Warum?“

„Und was habe ich gesagt, wurde mir gestohlen?“ Jetzt musste der Groschen doch bei Joey fallen...

„Dir wurde was gestohlen?“, ungläubig blickte Joey Seto an. Diesen Tatbestand hatte er total verdrängt. „Was denn?“

„Hast du mir eben nicht zugehört?“, fragte Seto, schon etwas ungeduldiger. „MEIN Medaillon wurde gestohlen. Verstehst du jetzt warum es nicht geht?“

„OH.“ Das war natürlich überhaupt nicht gut. „Ja, dann kannst du natürlich nicht fliegen.“ Joey überlegte. „Aber doch mit mir zusammen...“, bestand er weiterhin auf seinen vorherigen Vorschlag. „Flieg mit mir.“ Joey schaute Seto mit großen bittenden Augen an.
 

„Nein.“, sagte Seto wieder „Und DU solltest auch nicht fliegen, jetzt schon gar nicht. Vielleicht ist es dir ja entgangen, aber es ist inzwischen hell geworden.“ Joeys Blick erinnerte ihn gerade irgendwie an einen jungen Hund. „Ach so.“, seufzte Joey enttäuscht auf. Jetzt hatte er verstanden, am Tag zu fliegen ging natürlich nicht, das hatte Mahou ihm aufs schärfste eingeschärft. Am Anfang konnte er nämlich nicht genug vom Fliegen bekommen... „Das stimmt natürlich. Ich hätte dich halt nur zu gern als Drache gesehen.“, gestand er kleinlaut. „Das hast du doch schon.“, gab Seto zurück, mit einem Mal fühlte er sich müde und ausgelaugt. „Ich geh schlafen...“, beendete Seto ihr Zusammensein. „...allein. Schlaf gut.“, fügte er leiser hinzu. Zügig ging Seto in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich gegen sie und schloss für einen Moment gequält die Augen. Dann begab er sich zu Bett.
 

„Seto...“, hilflos blickte Joey seinem Freund hinter her. „Geh nicht.“, flüsterte er leise. So glücklich er eben noch war, so unglücklich war er jetzt. Er rollte sich wie ein kleines Kind auf der Couch zusammen und wiegte sich in einen traurigen Schlaf.

Gemütlicher Samstag zu Zweit

Doch der Schlaf wollte nicht kommen – immer wieder kreisten Setos Gedanken um die vergangenen Stunden. Angefangen mit seinem Zusammentreffen mit Pegasus, der wie ausgewechselt schien – er hatte ihn als kühlen Geschäftsmann kennen gelernt. Doch der Pegasus aus dem Blue-Eyes war das genaue Gegenteil... Dann seine Vision, die für ihn beinahe tödlich endete. Wäre Joey nicht da gewesen, würde er jetzt nicht mehr leben. Damit hatte dieser ihm nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Seto konnte es immer noch nicht fassen, dass Joey der Schwarze Rotaugendrache war. Er hatte sich nie weitere Gedanken darüber gemacht, von wo dieses Rotauge kam – er hatte es als selbstverständlich angenommen, ihm zu begegnen. Anders war es bei dem Graugrünen, bei dem wusste er, dass er nicht hierher gehörte...
 

Schließlich erreichten Setos Gedanken die Geschehnisse im Wohnzimmer. Er war so froh gewesen, dem Tod entronnen zu sein und zu wissen, dass er nicht alleine war, wenn er es nur zuließ. Diese Erkenntnis führte mit dazu, dass er Joey umarmte und ihn küsste und was danach geschah, hatte sich daraus ergeben. Wieder fühlte Seto Joeys Berührungen, seine Küsse, dessen Erektion... Das Gefühl, als seine Finger sich um den kleinen Joey legten, berührte ihn zutiefst. Der Wunsch Joey ebenso bei sich zu spüren erwachte in ihm, doch das warf wieder die Frage auf, war er bereit und willens auch den letzten Schritt zu tun? War er bereit einen Mann zu lieben? Er konnte es nicht sagen, nur eins wusste Seto ziemlich sicher – das er auf die Nähe Joeys nicht mehr verzichten wollte. Die Frage war nur, ob sich dieser damit zufrieden gab... Würde es Joey reichen, einfach nur bei ihm zu sein?

Die Angst des Verlassenwerdens stellte sich wieder bei ihm ein, zweimal hatte er dieses Gefühl nun schon durchgemacht, ein drittes Mal würde er nicht überstehen...
 

So sehr Seto sich auch bemühte, er kam zu keinem Schluss – und über diese Grübeleien fiel er doch in einen unruhigen Halbschlaf. Nach knapp zwei Stunden war er wieder wach, doch sehr erholt fühlte er sich nicht. Stöhnend quälte Seto sich aus dem Bett und sein Blick fiel auf seinen Nachtschrank. Stimmt ja, er hatte sich seinen letzten Traum noch nicht notiert, das holte er jetzt nach. Setos Gedanken wurden dadurch wieder auf den Fall zurück gelenkt. Sein Medaillon war gestohlen worden und er hatte es nicht bemerkt. Seto sparte es sich, die Spurensicherung anzurufen – die würden nichts finden, da war er sich sicher. Es ärgerte Seto, dass er nicht weiterkam... Er hatte nicht einmal die Zeit gehabt, sich mit den Rätseln auseinander zu setzen. Auch hatte er noch nicht geklärt, inwieweit seine Träume mit diesen Dingen überhaupt zu tun hatten. Wenn diesem Mahou doch nur einfallen würde, an wen er die Übersetzung verliehen hatte...
 

Heute war Samstag, soweit er wusste war sein Chef heute in seinem Büro. Seto hatte einen Entschluss gefasst... Schnell wusch er sich und zog sich an. Auf dem Wohnzimmertisch lagen immer noch seine Unterlagen, die er mitnehmen musste. Gerade als Seto sie einsammeln wollte, bemerkte er Joey, der auf dem Sofa schlief. Er sah so traurig aus und das gab Seto einen kleinen Stich ins Herz. Er holte eine Decke und legte sie über den Schlafenden, dann sammelte er leise seine Unterlagen zusammen. Ein sehnsuchtsvolles Seufzen ließ Seto wieder zu Joey sehen, er beugte sich über diesen und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin noch nicht bereit für diese Liebe.“, flüsterte Seto entschuldigend mehr zu sich selbst und verließ leise die Wohnung.
 

Seto hatte ein langes Gespräch mit seinem Chef, erläuterte ihm den Fall und unterbreitete ihm seinen Vorschlag. Nach einer Weile des Überlegens, stimmte sein Chef zu. Seto würde sich ausschließlich nur noch um diesen Fall kümmern, inoffiziell. Nach außen hin wäre er beurlaubt, trotzdem stünde ihm der gesamte Polizeiapparat zur Verfügung, der Kontakt sollte jedoch nur über seinen Chef laufen. Seto musste die Polizeiakte abgeben, bekam dafür aber alles in Kopie. Kopien von neuen Untersuchungen, die mit diesem Fall zu tun hatten, würden ihm automatisch zugestellt werden. Dann bat Seto noch um einen Gefallen – da er seine Dienstmarke abgab, hatte er keine Möglichkeit mehr, an Verschlusssachen heranzukommen. Er brauchte aber noch etwas für seine Ermittlungen. Sein Chef machte gleich an entsprechender Stelle Dampf und Seto konnte sich das gewünschte in einer Stunde abholen.
 

Als Seto endlich alles zusammen hatte, fuhr er nach Hause. Er hielt auf dem Weg dahin noch am Supermarkt an und machte noch ein paar Besorgungen. Zu Hause angekommen, traf auch der Lieferservice des Bekleidungsgeschäftes ein. Der junge Mann, der die Sachen lieferte, half Seto und trug die Sachen bis vor dessen Wohnungstür. Der Brünette bedankte sich und gab dem Mann ein Trinkgeld, dieser bedankte sich höflich und ging wieder. Seto schloss seine Tür auf und brachte die Sachen in seine Wohnung. Trotz allem war er schnell fertig geworden und zeitig wieder zu Hause, Joey schlief noch, wie er schnell feststellte. Leise räumte er die Sachen weg und kochte sich Kaffee. Danach verzog er sich mit allen Papieren, die den Fall betrafen, in seinen Trainingsraum, denn dort konnte er agieren ohne Joey zu stören.
 

Seto versuchte eine Zeitschiene anzulegen und alles chronologisch zu sortieren und zum Schluss wollte er seine Träume in diesen Ablauf mit einfügen. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht und immer wieder korrigierte er sich. Schließlich versuchte Seto es andersherum, aber das ging auch nicht besser. So gab er den Versuch erst einmal auf, irgendwie ging er da falsch an die Sache heran. Das erste Mal, seit Seto seine Träume aufschrieb, setzte er sich mit ihnen auseinander. Wie gut dass er seine Albträume datiert hatte, das war eine Angewohnheit von ihm, die sich im Laufe der Zeit festgesetzt hatte und sich in diesem Fall auszahlte. Akribisch legte Seto für jede Gestalt, die in seinen Visionen auftauchte, eine Akte an. Dabei erkannte er, dass die Gestalt, die ihn von Anfang an immer wieder in Ketten gelegt hatte, sich von einem Skelett in einen Menschen zurückverwandelte. Sollte er es am Ende mit einem nicht realen Gegner zu tun haben? Aber wie passte Pegasus mit in das Bild?

Vielleicht sollte er sich als nächstes mit den Rätseln beschäftigen, die hatte er bisher Außen vorgelassen. Seto war so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht bemerkte, wie die Zeit verging.
 

~~~
 

Joey schlief unruhig. Er träumte von dem weißen Drachen, wie er ihm beim Kampf gegen den graugrünen Drachen geholfen hatte. Doch dieses Mal kämpften sie zu zweit, von Anfang an Seite an Seite, und sie waren Siegreich. Gemeinsam hatten sie es geschafft. Es war zwar nicht gerade einfach gewesen und sie hatten sich gewaltig anstrengen müssen, aber sie hatten es geschafft. Dieser Traum wiederholte sich immer wieder, und mit der Zeit fiel ihnen der Kampf gegen den Graugrünen immer leichter. Joey freute sich, gemeinsam waren sie doch ein starkes Team, aber jedes Mal, wenn er sich neben dem Weißen ausruhen wollte, schüttelte dieser nur den Kopf und flog davon. Und dann war es jedes Mal wie verhext: Joey flog ihm hinterher, doch während der Weiße sich immer weiter von ihm entfernte, kam er keinen Meter von der Stelle. Er konnte den Weißen einfach nicht einholen... „Geh nicht...“, flüsterte Joey im Schlaf.
 

Joey erwachte zerschlagen und kuschelte sich noch ein wenig in die Decke, mit der Seto ihn zu gedeckt hatte. Er lächelte, denn das bewies ihm, dass Seto doch sehr fürsorglich sein konnte. Verschlafen schlurfte er in Richtung Bad und erleichterte sich erst einmal. Ein Blick in den Spiegel sagte ihm, dass er so grauenvoll aussah, wie er sich fühlte. Nach einer Tasse Kaffee würde er sich sicher wohler fühlen, und so suchte Joey erst einmal die Küche auf. Er hatte Glück, ohne allzu viel suchen zu müssen, hatte er schon bald die nötigen Zutaten zusammen, um sich einen kräftigen Kaffee zu kochen. Die erste Tasse weckte seine Lebensgeister und die Dusche tat ihr übriges.
 

Wieder ein Mensch, begab sich Joey auf die Suche nach Seto. In der Küche und im Wohnzimmer war er nicht, und auch das klopfen an seiner Zimmertür führte zu keinem sichtbaren Ergebnis, also blieb nur sein Trainingsraum übrig. Entschlossen begab Joey sich dorthin, wenn er Seto dort nicht finden würde, dann war er wohl nicht zu Hause. Joey konnte keine Geräusche aus dem Raum hören, so öffnete er entmutigt die Tür. Überrascht sah er Seto mit vielen Papieren beschäftigt, die auf dem Boden ausgebreitet waren. „Morgen Seto.“, begann Joey gleich, bevor ihm Seto zuvor kam. „Dürfte ich mal deinen Computer benutzen?“ Joey wartete gespannt auf Setos Antwort.
 

Überrascht sah Seto auf, er war so vertieft in seine Arbeit gewesen, das er alles um sich herum vergessen hatte. „Hallo Joey, ausgeschlafen wie ich sehe.“, entgegnete er lächelnd.
 

„Ja, kannst ihn benutzen. Ich mach ihn dir an.“ Seto erhob sich und ging in sein Schlafzimmer, um sein Laptop zu holen. Diesen stellte er auf den Couchtisch fuhr ihn hoch, versah einige Dateien mit Passwörtern und sagte schließlich zu Joey: „Hier bedien dich.“ „Danke, du hast mich gerettet.“, bedankte Joey sich überschwänglich und wäre Seto am liebsten um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst. „Soll ich uns nachher was zu Essen machen?“, erkundigte Joey sich fürsorglich. Die Arbeit, die Seto angefangen zu haben schien, sah nicht danach aus, als wäre er so bald damit fertig. „Wenn du hiermit fertig bist, sag mir einfach Bescheid, wir können doch zusammen kochen, sofern es dich nicht stört.“ beantwortete Seto Joeys Frage. Seto wollte sowieso nur noch seine Papiere sortieren und zusammenräumen. Er war jetzt schon so lange dabei, dass er sich gar nicht mehr so recht konzentrieren konnte. Außerdem meldete Setos Magen schon wieder leisen Protest an.
 

„Ich muss nur endlich mal meine Mails lesen, und eine an meine Schwester schreiben, dann bin ich auch fürs Erste fertig. Ich hab nichts dagegen mit dir zusammen zu kochen, das macht viel mehr Spaß, als alleine. Mit Serenity und mit Mahou hab ich das auch ab und zu gemacht.“, erwiderte Joey gut gelaunt.

Das mit Mahou wollte Seto nicht wirklich wissen, wusste aber, dass es sich nicht vermeiden ließ, schließlich waren Joey und Mahou zusammen. Seto seufzte leise und sagte dann: „Gut, dann räum ich inzwischen meine Papiere zusammen.“ Damit verschwand Seto wieder im Trainingsraum und ordnete seine Unterlagen. Nachdenklich sah Seto auf die Wand, an der er die wichtigsten Punkte gepint hatte. Dieser Fall nahm sehr viel Raum in Anspruch, Seto müsste sich eigentlich auch noch um andere Dinge kümmern – wie den Nachlass seines Vaters. Auf seinem Anrufbeantworter war jeden Tag mindestens eine Nachricht von dem Nachlaßverwalter drauf. Irgendwann würde Seto es schon noch schaffen sich dort zu melden. Die Unterlagen legte Seto auf den Boden unter seiner Zeitleiste und begab sich danach wieder ins Wohnzimmer.
 

Joey schaute sich die lange Liste von E-Mails an, die zusammen gekommen war. Als erstes löschte er sämtliche Werbung, nun war seine Liste schon beträchtlich kürzer. Eine Mail von Yuki war darunter, sie hatte ihm im Anhang ein Bild von dem gealterten Mokuba geschickt. Dann gab es noch ein paar Grüße von seinen Eltern aus Europa, und von verschiedenen Klassenkameraden. Auch eine Einladung zu einem Klassentreffen war darunter. Mahou hatte ihm ebenfalls eine Mail geschickt:
 

--------

Hallo, Joey!
 

Ich hab einige Gute Geschäfte gemacht, und werde jetzt für eine längere Zeit

nach Ägypten fliegen, da ich dort einigen Spuren nachgehen muss. Es wird also eine

längere Zeit dauern, bis wir uns wieder sehen werden. Kannst du ein Auge auf mein

Geschäft haben? Ich schicke dir einen Schlüssel, damit du hin und wieder nach dem

Rechten sehen kannst. Das wäre sehr lieb von dir, Ich melde mich, so bald ich wieder

Internet Anschluss habe.
 

liebe Grüße, dein Mahou
 

P.S. Hast du mein Buch schon gelesen? Es ist von Bedeutung für dich, glaub mir.
 

P.P.S. Und, wie weit bist du schon mit Seto Kaiba? Halt dich zurück, sonst vergraulst du ihn nur.

---------
 

Joey bekam rote Ohren, als er den letzten Nachsatz von Mahou las und ausgerechnet jetzt betrat Seto auch schon wieder das Wohnzimmer. Seto fielen die roten Ohren Joeys gleich auf, da sie zwischen den blonden Haaren hervorleuchteten. „Schreibst du heiße Mails mit deinem Freund? Soll ich wieder gehen?“, fragte Seto grinsend. Er konnte einfach nicht widerstehen, er musste Joey ärgern. Seto hatte den Kuss von Mahou noch gut im Kopf, und das Joey sich mit diesem Mails schrieb, war ihm klar. „Nein, brauchst du nicht.“, meinte Joey verlegen. Wenn du wüsstest, dachte er stattdessen. „Außerdem habe ich keinen Freund. Und wenn, würde ich dafür auch einen etwas privateren Rahmen bevorzugen.“, erklärte Joey. „Aber ich kann ja mit dir schreiben, wenn du willst...“, bot Joey ihm grinsend an. „Danke, ich bevorzuge den direkten Kontakt.“ lehnte Seto das Angebot ab.
 

„Wollen wir jetzt mit Kochen anfangen?“, erkundigte sich Joey. Sein Magen meldete sich nämlich auch vernehmlich. „Ja, ich verhungere sonst.“, entgegnete Seto, der seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. „Ich hab auch schon Hunger. Dann mal ran an den Speck... oder hast du keinen?“, zog Joey Seto auf. „Im Kühlschrank schon.“, gab Seto zurück und machte sich auf den Weg in die Küche. „Ich komme...“, enthusiastisch machte Joey sich auf den kurzen Weg in die Küche. „Das dauert bei dir ja nicht lange.“, stellte Seto grinsend fest.

„Mein Magen ist mein Herr und Gebieter.“, antwortete Joey theatralisch. „Wenn er befiehlt, gehorche ich.“ „Na, wenn das so ist... Mal sehen was wir deinem Gebieter anbieten können.“ Seto durchforstete den Kühlschrank und holte so einiges heraus. Meister Fudo müsste eigentlich stolz auf ihn sein, bei den vielen gesunden Sachen. „Hast du eine Idee, was wir jetzt kochen?“, erkundigte sich Seto nebenbei.

„Was zu Essen?“, forschte Joey vorsichtig nach. „Nein, natürlich nichts zu Essen, wir schmeißen alles gleich in den Müll, weil es mir verbrennt.“, gab Seto trocken zurück. Auf der Arbeitsplatte lagen verschiedene Gemüsesorten und Fleisch und aus dem oberen Schrank holte Seto noch Reis.
 

„Das wär aber schade... das Arme Essen.“, bedauerte Joey die Zutaten, die er sehen konnte. Er hatte so eine ungefähre Ahnung, was am Ende heraus kommen könnte, aber sicher war er sich nicht. Es fehlten nämlich noch zwei Zutaten. Als Seto jedoch einen WOK aus einem Schrank hervor zauberte, war Joey zufrieden. „Hat du zufällig auch einen Reiskocher?“, erkundigte er sich. Statt einer Antwort holte Seto auch den Reiskocher hervor – er hatte eigentlich alles, was ein Junggeselle so brauchte. Viel benutzt hatte Seto die Sachen allerdings nie, er war lieber Essen gegangen. Aber hin und wieder hatte er sich schon etwas gezaubert.
 

„Soll ich das Fleisch oder das Gemüse schneiden?“ Joey wusch sich schon mal die Hände, sein Magen freute sich bei den Zutaten, die er bis jetzt sehen konnte. „Schneid du das Fleisch, dann schneid ich das Gemüse.“ Seto holte die Messer aus der Schublade und ebenso stellte er sich noch ein Schneidbrett neben die Spüle. Nach dem Gemüse waschen und putzen, schnitt er es zügig in schmale Streifen. Mit dem Messer konnte Seto ganz gut umgehen...

„Ich setz schon mal den Reis auf.“, meinte Joey, griff nach Reis und Reiskocher und widmete sich dann dem Fleisch. Joey war genauso zügig bei der Sache, wie Seto. Seto hatte Gutes Fleisch ausgesucht, Joey hatte gar keinen Abfall. Schnell war das Fleisch in schmale Streifen geschnitten. Seto stellte den Wok auf den Herd, machte ihn an, ein bisschen würde es dauern bis der Wok die richtige Temperatur hatte. „Was sollen wir dazu trinken?“, erkundigte sich Seto bei Joey.
 

„Was hast du denn da?“, erkundigte sich Joey. „Wein, Bier... und natürlich auch Martini... ebenso alkoholfreie Getränke, welche ich da hab, dürftest du inzwischen wissen.“, zählte Seto auf. „Dann mix ich uns was zusammen.“, entschied Joey. „Ach ja, ich hab sogar noch eine Flasche Champagner.“, fiel Seto noch ein. „Echt?“, fragte Joey ungläubig. „Ja, traust du mir das nicht zu? Wein habe ich allerdings nicht hier oben, den muss ich aus dem Keller holen.“, erklärte Seto. „Zutrauen schon, ich bin nur ein wenig überrascht. Ich brauch nur den Martini.“, antwortete Joey, „Oder wenn du einen leichten Rotwein hast?“
 

„Ich stecke voller Überraschungen, wusstet du das nicht?“, erwiderte Seto scherzend. „Hab ich auch, ich hole ihn.“ Seto machte sich auf den Weg, blieb aber noch mal kurz stehen. „Wehe du lässt das Essen anbrennen.“, drohte Seto mit ernster Mine, doch seine Augen straften ihn Lügen. Schon war Seto auf den Weg in den Keller.

„Ich doch nicht... das hat das arme Essen doch nicht verdient.“, meinte Joey gespielt gekränkt und rührte schon fleißig im WOK um. In der Zwischenzeit suchte er sich zusammen, was er für seine Cocktails benötigen konnte und bereitete auch schon etwas Obst zu. Nach einiger Zeit kam Seto mit zwei Flaschen Rotwein wieder. „Hm, das riecht ja schon richtig lecker.“, meinte er, als er die Küche wieder erreichte. Seto stellte den Wein ab und begann den Tisch zu decken. Nachdem er das erledigt hatte, sah er Joey über die Schulter. Joey öffnete eine Flasche Wein und kostete den Martini, und kreierte aus den Zutaten, die er gefunden hatte einen eigenen Cocktail für Seto.
 

„Na, neugierig?“, meinte er lächelnd zu Seto, als er ihm über die Schulter guckte.

„Sieht gut aus.“, fand Seto, „Klar bin ich neugierig, ist mein Beruf.“

„Alter Schnüffler.“, grinste Joey. „Klar sieht das gut aus, ist mein Beruf.“

„Ich weiß, ich hatte ja das Vergnügen dich bei deiner Arbeit zu beobachten.“
 

Seto sah Joey in die Augen, dann räusperte er sich. „Das Essen dürfte inzwischen auch fertig sein.“ Joey hielt die Luft an, als Seto ihm so unvermittelt in die Augen sah. Setos Augen waren so – blau... ein warmes Blau leuchtete ihm entgegen... leider war der Moment viel zu schnell vorbei... Seto nahm die Teller, füllte sie auf und ging an den Tisch. Joey füllte den Cocktail in zwei Gläser und folgte Seto an den Tisch. Entspannt saßen beide am Tisch, und Joey genoss die erste Mahlzeit des Tages. Der Cocktail war ihm gelungen, er würde ihn Seto-warm-blue taufen, sollte er Seto schmecken.
 

Seto probierte den Cocktail, der schmeckte wirklich hervorragend, Joey verstand sein Handwerk. Über den Rand des Glases hinweg, sah Seto Joey an. „Der ist sehr gut, alle Achtung.“, lobte Seto, merkte aber auch, dass er damit vorsichtig sein musste, schnell könnte dieser ihm sonst zu Kopf steigen. „Danke.“, antwortete Joey geschmeichelt, doch dann bemerkte er den zögernden Blick Setos. „Ist er dir zu stark?“, erkundigte sich Joey besorgt. „Nein, so wie er ist, passt es. Nur zuviel darf man nicht davon trinken.“, antwortete Seto lächelnd.
 

„Was machen wir, wenn die Küche wieder aufgeräumt ist?“, wollte er von Joey wissen. Wir? Hatte er sich da eben nicht verhört? Überrascht blickte Joey auf. „Ich weiß ja nicht, was du sonst so machst, aber wenn ich mal Zeit habe, dann pflanz ich mich gemütlich mit was zu essen und was zu trinken vor die Glotze und schau mir was Schönes an.“, antwortete Joey genüsslich. „Meine Zeit habe ich mit Arbeit verbracht oder ich habe trainiert. Für den Fernseher hatte ich keine Zeit.“, antwortete Seto ehrlich und bisher hatte er auch nichts vermisst. Seto hatte sich sein Leben eben so eingerichtet – es gab nur wenige Dinge, die er zum Spaß machte. „Und was siehst du dir so an?“, hakte Seto nach.
 

„Och, das ist ganz unterschiedlich. Mal ein Krimi, mal ein Actionfilm, mal was Lustiges... und manchmal auch nen Liebesfilm. Also, quer Beet...“, meinte Joey lächelnd. „Wir können aber auch trainieren.“, fügte er hinzu, denn das Training mit Seto hatte ihm schon Spaß gemacht... „Das hätten wir dann aber vor dem Essen machen müssen, mit vollem Magen macht das wenig Sinn.“, entgegnete Seto. Er überlegte – warum nicht einfach mal nichts tun? „Weißt du denn, was es heute im Fernsehen gibt?“

„Nö, keine Ahnung. Aber wir können ja einfach mal so durchgucken, und wenn uns was gefällt, gucken wir es uns an. Nen DVD-Player hast du nicht zufällig?“, erkundigte sich Joey. „Nein, den habe ich nicht.“, antwortete Seto, er kam ja kaum zum fernsehen, was brauchte er da einen DVD-Player...
 

Nebenbei räumte Seto das Geschirr ab und fing mit dem Abwasch an. Einen Geschirrspüler hatte er nicht, für eine Person war der nicht nötig. Joey gesellte sich zu ihm, trocknete das Geschirr ab und räumte es auch gleich weg, wenn er wusste, wohin. Schnell waren sie mit der Küche fertig und Seto räumte das restliche Geschirr noch weg.

„Gut, dann lass uns schauen was es so gibt...“ Seto unterbrach sich, vielleicht war es Joey auch gar nicht recht, den Abend mit ihm gemeinsam zu verbringen... „... natürlich nur wenn es dir recht ist?“ „Sicher ist es mir recht.“, antwortete Joey erstaunt, während sie zurück ins Wohnzimmer gingen.
 

„Sag mal, darf ich dich mal was fragen?“ Joey wollte die entspannte Stimmung nutzen, um eine Frage los zu werden.

„Fragen kannst du... ob du eine Antwort kriegst, ist die zweite Frage.“, grinste Seto.

„Woher kennst du eigentlich Mahou?“ Das war etwas, das Joey brennend interessierte.

„Ich brauchte einen Experten für das Mittelalter, Meister Fudo hat ihn mir empfohlen. Vor einiger Zeit war ich bei ihm im Geschäft.“, gab Seto Auskunft.

„Er hat mir alles über Timiat, die Burg und die verschiedenen Gegenstände erzählt. Ebenso hatte er mir die Schriftzeichen übersetzt.“

Joey nickte, ja das machte Sinn und passte zu Mahou. „Warum fragst du, stört es dich?“, erkundigte sich Seto.
 

Seto hatte keinen bestimmten Grund zu fragen, es kam ihm nur gerade in den Sinn. Inzwischen hatte Seto den Fernseher angemacht und sich auf die Couch gesetzt. „Nein.“, antwortete Joey ehrlich. „Es stört mich nicht. Es hat mich nur interessiert.“ Joey stellte überrascht fest, dass es ihn wirklich nicht störte, nicht mehr... Vor einigen Tagen, da gab es ihm noch einen Stich, aber jetzt, seit er einen Hoffnungsschimmer für sich und Seto sah, störte es ihn ganz und gar nicht mehr. Joey wurde den Eindruck nicht los, dass es auch genau das war, das Mahou wollte, wenn er seine Mail richtig interpretierte. Joey brachte die geöffnete Flasche Wein und zwei Gläser mit, und setzte sich zu Seto dazu.
 

„Stört es dich, wenn ich mich neben dich setze?“„Nein, tut es nicht.“ Seto beobachtet Joey, wie er den Wein eingoss. Wie sich seine Gefühle doch gewandelt hatten – noch vor ein paar Wochen hätte er Joey nicht so nah bei sich geduldet und jetzt gefiel es ihm, seine Nähe zu spüren.

Joey reichte Seto ein Glas Wein und prostete ihm zu. „Und, schon was gefunden?“, erkundigte er sich lächelnd bei seinem Kindheitsfreund.

‚Ja, dich’ dachte Seto, doch er hütete sich, das laut auszusprechen. Er war sich immer noch nicht im Klaren darüber, wie er entscheiden sollte, eigentlich wollte er erst nach beenden des Falls darüber nachdenken, dann hatte er Zeit dazu. „Nein, bisher nicht.“ antwortete Seto schließlich. Er nahm das Glas Wein entgegen und trank einen Schluck.
 

„Dann lass uns zusammen suchen.“ Joey übernahm die Fernsteuerung. Sie fanden mehrere Reportagen zu verschiedenen Themen, eine war sogar dem Thema der Homosexuellen und ihren gesellschaftlichen Problemen gewidmet, aber Seto schüttelte sofort den Kopf. Joey grinste, als er weiterschaltete – da kam ja ein Film, der wie die Faust aufs Auge passte. Schon nach der ersten Szene wusste er, dass sein Lieblingsagent über den Bildschirm flimmerte.
 

Filmszene: James Bond geht an die Bar und bestellt einen Martini, geschüttelt nicht gerührt und ohne Olive.
 

Gespannt wartete Joey auf Setos Reaktion. Ob er den Agenten erkennen würde?

James Bond und Frühsport

Seto bemerkte Joeys Blick, natürlich kannte er James Bond - wer kannte ihn nicht. Allerdings wusste Seto nicht, das Bond seinen Martini genauso trank, wie er seinen. Das wurde ihm nun bald klar und jetzt verstand Seto auch Joeys Anspielung auf diesen Agenten, wenn er seinen Martini bestellte. „Darum stichelst du also immer mit James Bond.“, meinte Seto schließlich. „Das du es auch merkst.“, grinste Joey ihn an. Jeder gute Barkeeper kannte den James-Bond-Martini... „Und gefällt es dir?“ Joey meinte damit das gemütliche zusammen Sitzen. ER jedenfalls genoss es in vollen Zügen - seit seiner Grundschulzeit war er nicht mehr so entspannt mit Seto zusammen gewesen.
 

„Meinen Martini so zu trinken? Ja, das gefällt mir.“, antwortete Seto, Joey absichtlich missverstehend, stützte seinen Arm auf der Rückenlehne ab und sah Joey an. Joey schaute mit ruhigem Blick zurück und wartete ab. Er würde Seto gerne küssen, aber er wollte auch nichts überstürzen. Die braunen Augen nahmen Seto gefangen und Seto konnte seinen Blick nicht mehr abwenden – in ihm war der Wunsch erwacht, Joey zu küssen. Setos Hand spielte mit einer blonden Haarsträhne – Seto wusste gar nicht, wann er damit angefangen hatte.

Joey hielt ganz still, als er Setos Hand spürte, die mit seiner Haarsträhne spielte. Atemlos blickte er in die blauen Saphire, die ihn mit einem Mal sehnsuchtsvoll anschauten. Wie von einem Magnet angezogen bewegte Joey sich immer dichter auf Seto zu und als er Setos Atem auf seiner Haut spüren konnte, schloss Joey die Augen und küsste Setos weiche Lippen.
 

Seto Herz schlug schneller, als sich Joey näherte – er nahm kaum wahr, das er Joey entgegen kam. Als sich ihre Lippen berührten, schloss Seto seine Augen und gab den Kuss zurück. Joey seufzte leise auf. Er hielt vorsichtig den Kuss – wollte nicht tiefer gehen – und doch begann Joeys Herz schneller zu schlagen, denn Setos zärtliche Berührung in seinen Haaren war einfach zu schön.

Fragend strich Setos Zunge über Joeys Lippen, seine Hände strichen durch Joeys Haare, die sich sooo seidig anfühlten. Dennoch nistete sich Unsicherheit in Seto ein – wie lange würde Joey sich mit Küssen und Streicheln zufrieden geben? Er sollte vielleicht doch mehr Abstand zu ihm halten, aber nicht jetzt. Es war einfach zu schön Joey zu schmecken, ihn zu berühren...
 

Als Setos Zunge um Einlass bat, konnte Joey nicht anders und öffnete seine Lippen einen Spalt, um Seto willkommen zu heißen. Wenn Seto den Anfang machte, dann konnte er einfach nicht widerstehen... Zärtlich hieß Joey die Besucherin willkommen und ein leichter Schauer rieselte ihm den Rücken herunter. Die zärtliche Begrüßung seiner Zunge beschleunigte Setos Herzschlag noch mehr, vorsichtig ging seine Zunge auf Erkundung und streichelte die Bewohnerin.

Joeys Hand wanderte zu Setos Haaren und suchte Halt in ihnen. Ein Schauer durchlief Setos Körper, als er Joeys Hand zwischen seinen Haaren spürte. Er wollte diese Berührungen – nur mehr wollte Seto noch nicht. Das war Joey gegenüber nicht fair, ungern löste Seto deshalb den Kuss.
 

Joey seufzte auf, als Seto den Kuss wieder löste. Joey hätte Seto gerne noch ein wenig länger geküsst... aber dieses vorsichtige Herantasten hatte so etwas Unschuldiges an sich, dass er ganz kribbelig wurde... Fragend schaute Joey Seto mit seinen braunen Augen an und nickte... Ja, er konnte Seto verstehen, wenn er es jetzt beenden wollte... Seto sollte wollen, was er tat, es sollte ihm gefallen – und er sollte sich nicht überfahren fühlen, das hatte er nicht verdient.
 

Inzwischen war es schon spät geworden, Seto nutzte das aus und räusperte sich. „Es ist besser ich gehe zu Bett. Ich...“ Seto wusste nicht, was er noch sagen sollte – er hätte es Joey gerne erklärt, doch fand er nicht die richtigen Worte. Jetzt erst zog Seto auch seine Hand zurück, die immer noch mit Joeys Haaren beschäftigt war. Schließlich sagte Seto leise: „Es wäre dir gegenüber nicht fair.“

„Schon gut, ich versteh dich.“, antwortete Joey warm. Ja, Joey verstand Seto wirklich. Wie war das noch mal mit Mahou gewesen? Mahou war zärtlich und sanft zu ihm gewesen – und behutsam... er hatte ihn ganz langsam an die Liebe herangeführt, wenn er selbst auch ziemlich ungeduldig war, aber Mahou wusste ihn zu bremsen, so lange es noch nötig war... und später zeigte er ihm, wie er mit seiner überschüssigen Energie am Ende seiner Schicht umgehen konnte. Jetzt war er an der Reihe, geduldig zu sein...
 

Wie schon einmal, nahmen Seto Joeys Worte den Druck etwas tun zu müssen, zu dem er noch nicht bereit war. Bevor er nun zu Bett ging wechselte er ganz bewusst das Thema. „Hast du Lust morgen früh ein paar Runden zu joggen?“ Seto lächelte. „Konditionstraining vor den Kampfsportübungen. Falls du noch Interesse daran hast.“ Seto stand auf und sah abwartend in Joeys Augen. „Morgen ist Sonntag, da ist in der Frühe nicht viel los.“, versuchte er Joey zu locken.

Joeys Augen leuchteten auf, rauskommen und sich ein wenig auszupowern lockte ihn sehr. „Ja, gerne komm ich mit, und hinterher dann Training?“, erkundigte Joey sich neugierig. „Wann soll ich aufstehen?“

„Ja, ich hab das Training in letzter Zeit etwas vernachlässigt.“, erwiderte Seto, „Am besten laufen wir um sieben Uhr los. Wenn wir meine übliche Runde nehmen, sind wir gegen neun wieder zurück. Dann gibt es Frühstück.“ Jetzt war er neugierig, ob Joey das so hinnahm.
 

Joey schluckte etwas... zwei Stunden? Wie schnell Seto wohl laufen würde? Die Zeit schreckte ihn nicht... „Nimmst du auf mich Rücksicht, wenn ich nicht so schnell bin, wie du?“, forschte Joey unsicher nach.

Seto musste grinsen. „Klar – einzige Bedingung ist, es wird gelaufen, nicht gegangen und nicht absichtlich getrödelt. Wenn du das machst, hast du mit Zitronen gehandelt und musst alleine nach Hause.“ Natürlich würde Seto Joey nicht alleine lassen, die Strecke, die er nehmen wollte kannte er in- und auswendig, Seto wusste genau, wie und wo er laufen musste, um Joey im Auge zu behalten.
 

„Solange du mich nicht alleine stehen lässt, ist alles in Ordnung. Ich bin schon lange nicht mehr gelaufen, also kann ich dir auch nichts darüber sagen, wie fit ich bin. Aber mal so richtig auspowern, dass kann ich ganz gut gebrauchen.“, antwortete Joey ehrlich.

„Wir werden morgen ja sehen, wie es um deine Fitness bestellt ist.“ Bis eben hatte Seto noch gegrinst, doch nun sagte er ernst: „Dieses Training, das Joggen und mein Katana sind ein Teil meines Lebens, diese Dinge sind für mich wichtig, um meine Wut im Zaum zu halten. Sie powern mich aus, der Kampf mit dem Katana lenkt meinen Zorn in die richtigen Bahnen... Ich will dir damit sagen, dass ich in dieser Hinsicht keinen Spaß verstehe. Wenn du dich darauf einlassen willst, gibt es kein zurück mehr, nicht mit mir. Gern bringe ich dir bei, was ich gelernt habe, aber ich erwarte, das du das alles mit gleicher Ernsthaftigkeit siehst, wie ich.“ Setos Blick war ernst, als er das sagte.
 

Im tiefsten Innern wusste Seto, das es für ihn auch kein Zurück mehr gab, wenn er sich ganz auf Joey einließ. „Absolut.“, nickte Joey. Seto hatte ihm eben einen tiefen Einblick in sein Leben gezeigt, und dafür war er ihm sehr dankbar. Außerdem wollte Joey wirklich den Umgang mit dem Katana lernen... bedeutete es für ihn doch, mehr Zeit mit Seto gemeinsam zu verbringen.

„Gut, dann sehen wir uns um sieben wieder. Schlaf gut.“ Seto verschwand noch mal im Badezimmer, um danach in sein Zimmer zu gehen.

„Danke, du auch. Ich geh dann jetzt besser auch schlafen.“, verabschiedete Joey Seto und wartete darauf, dass das Bad wieder frei wurde.
 

Am nächsten Morgen wartete Seto auf den Blondschopf – er selbst war schon fertig angezogen. Während er wartete, legte Seto die Strecke fest, die sie laufen wollten, und überlegte sich auch mehrere Möglichkeiten, sie nach Bedarf abzukürzen. Er war neugierig, wie sich Joey schlagen würde.
 

Genervt stellte Joey – um halb sieben – den Wecker aus. Wer kam denn auf die bescheuerte Idee, den Wecker zu dieser nachtschlafenden Zeit klingeln zu lassen? ... Ach ja, das war er ja selber... ‚Na, toll...’, dachte Joey, ‚...und weshalb?’...Stimmt ja, er wollte ja mit Seto zusammen ’ne Runde laufen. Schnell war Joey aus dem Bett und hoffte, dass die Dusche frei war.

Joey hatte Glück, im Bad befand sich niemand, so konnte er sich seinen ‚Schlafkater’ abduschen und zu einem Menschen werden, denn sonst würde das Ganze ziemlich verdrießlich werden. Pünktlich um sieben stand er in der Küche und blickte Seto mit erwartungsvoll, fröhlichen Augen an. „Morgen, Seto, ist ein Schluck Kaffee noch drin?“ „Morgen... nein, kein Kaffee, wir laufen gleich los.“ erwiderte Seto und begab sich zur Tür. „Wir wärmen uns erst auf, dann bestimmst du das Tempo.“
 

Nach nicht ganz zwei Stunden kamen sie wieder zurück, Joey hatte sich gar nicht so schlecht geschlagen. Seto hatte sich nach Joeys Tempo gerichtet, hatte es aber immer wieder mal stark angezogen, um dann wieder ruhiger zu laufen. Sicher, sich selbst hätte Seto wesentlich mehr abverlangt, aber er wusste auch, wo seine Grenzen lagen und wie weit er noch darüber hinausgehen konnte.

Von Joey wusste Seto es noch nicht, er hatte auch keine Ahnung, ob Joey es selbst wusste. Aber es hatte Seto Spaß gemacht mit Joey zu laufen und wenn dieser jetzt regelmäßig lief, konnte er zu einer echten Herausforderung für ihn werden.
 

Joey kam ziemlich erschlagen wieder in Setos Wohnung an. Er war ein paar Mal kurz davor gewesen aufzugeben, aber Seto hatte, wie durch ein Wunder, immer genau dann das Tempo zurück genommen. Und so schaffte er es mit Seto mitzuhalten. Aber jetzt freute Joey sich wirklich auf eine heiße Tasse Kaffee, noch bevor er sich duschen ging.

Wenn Joey jetzt gedacht hatte, es gäbe ein richtiges Frühstück, hatte er sich getäuscht – es gab nur Wasser, etwas Obst und Milch. Seto Begründung lautete: „Sich vor dem Training den Magen vollzuschlagen geht nicht. Aber keine Sorge, wenn wir mit dem Training fertig sind, machen wir uns was Richtiges zum Frühstück.“

„Wie, jetzt keinen Kaffee? Seto, das meinst du doch nicht ernst, ich brauch endlich meinen Kaffee.“, meinte Joey entsetzt. Ohne zu duschen konnte er ja noch weiter machen, doch aber nicht ohne seinen Kaffee...
 

„Keinen Kaffee. Ich trink ja auch keinen und ich ernähre mich praktisch von ihm. Wir gehen gleich in den Trainingsraum, bevor wir kalt werden.“ Seto ging Richtung Dojo und blieb noch mal stehen. „Oder kneifst du?“, fragte er provozierend. „Natürlich kneif ich nicht.“, empörte sich Joey und beeilte sich hinterher zu kommen. „Alles wie du willst.“, ergab er sich Setos Anordnung. Seto hatte auch nicht damit gerechnet, das Joey jetzt schon aufgab. Neugierig betrat Joey hinter Seto den Trainingsraum.

Seto ließ sich von Joey die Grundhaltungen zeigen, er wollte wissen, was dieser noch davon wusste, und Joey war mit Feuereifer dabei. „Du darfst nicht zu ungeduldig sein, gehe immer bewusst in jede Haltung, du musst mit deinen Gedanken immer bei den jeweiligen Übungen sein, dann fällt es dir auch mit der Atmung leichter.“, erklärte Seto Joey und bremste ihn dadurch etwas aus. „Verwende die Energie für deine Bewegungen.“, fügte er noch hinzu. Wieder stand er nah bei Joey und korrigierte ihn.
 

Joey hörte Seto zu und konzentrierte sich auf seine Übungen. Es war ungewohnt, nicht so spielerisch, wie bei Mahou, als er ihm die Verwandlung nahe brachte, aber genauso spannend. Nach einer Weile ging es immer leichter, und er schaffte es auch leichter, Atmung und Bewegung in Einklang zu bringen. Seto zeigte Joey noch ein paar neue Übungen, nach einer Stunde beendete er dann seine Unterweisung. „Du lernst schnell. Wenn du dich auch noch aufraffen kannst zu trainieren, kommst du schnell voran.“, sagte Seto anerkennend und fügte grinsend hinzu: „Jetzt halte ich dich nicht mehr von deinem Kaffee ab.“

„Erst, wenn du auch deinen Kaffee trinkst.“ Jetzt hatte Joey der Ehrgeiz gepackt. „Wenn ich deinen Trainingsraum auch benutzen darf, wenn du nicht da bist?“

Abwartend schaute Joey zu Seto. „Natürlich kannst du hier rein, dafür ist er ja da. Geh du ruhig vor. Ich will noch mit dem Katana trainieren.“, gab Seto zur Antwort. „Nein, ich warte auf dich. Kann ich auch ein Katana haben?“, erkundigte sich Joey bittend.
 

Seto ging zu dem Nebenraum um sein Katana zu holen und als er damit wieder zurück kam antwortete er: „Ja, kannst du... in zwei Jahren vielleicht, wenn du hart trainierst. Vorher gebe ich es dir nicht. Ich zeige dir auch warum.“ Er zog die Klinge, dann fuhr er ganz sacht über eine abstehende blonde Locke. Leicht fielen die einzelnen Haare zu Boden. „Da war noch nicht mal annähernd Kraft mit im Einsatz. Ich will nicht, das du dich verletzt.“, ergänzte Seto seinen Satz.
 

„Aber das andere Dings, das du mir schon mal gegeben hast, kann ich das nicht haben?“, fragte Joey leicht enttäuscht. Seto schüttelte den Kopf. „Erst müssen die Grundlagen vorhanden sein, dann erst wird darauf aufgebaut. Du fängst bei einem Cocktail doch auch nicht mit der Dekoration an, oder etwa doch?“ „Ähm, nein... tu ich nicht... aber was hat ein Cocktail mit dem Training zu tun?“ Joey wollte doch auch mit so ’nem Schwert herumwirbeln... „Aber ich bin doch schon Gut, hast du gesagt...“ Joey schaute Seto bittend mit seinen braunen Augen an.
 

Seufzend meinte Seto: „Ich hab gesagt, du lernst schnell, aber SO schnell nun auch wieder nicht. Ich mach dir einen Vorschlag: stell dich an die Seite und sieh mir bei dem Training zu und dann beantworte dir ganz ehrlich die Frage, ob du schon dazu bereit bist. Und das, was ich kann, ist nichts zu dem, was Meister Fudo beherrscht... wenn er einwilligt, kannst du uns dann auch mal bei einem gemeinsamen Training zu sehen.“ Es war schwer diesen braunen Augen die Bitte abzuschlagen, aber Joey war noch nicht soweit.

„Na, Gut“, gab Joey sich geschlagen, „dann noch nicht. Aber ich mach so lange weiter, wie du auch trainierst.“ Davon ließ sich Joey nicht abbringen. Er suchte sich eine Ecke aus, und machte immer wieder konzentriert die Übungen, die Seto ihm gezeigt hatte. Nur ab und zu ließ er einen bewundernden Blick zu Seto wandern.
 

Zum Glück hatte Joey es eingesehen und Seto begab sich auf die andere Seite seines Dojos, nahm seine Grundhaltung ein und hatte im nächsten Moment alles um sich herum vergessen. Lange hatte er nicht mehr mit ganzer Kraft trainiert, das holte er jetzt nach. Fast zum Ende seiner Trainingseinheit, holte er sich noch eine fest gewickelte Bambuspuppe. Diese Art gewickelter Bambus simulierte den menschlichen Körper perfekt. Er stellte sich davor auf, mit wenigen Hieben war von der Puppe nichts mehr übrig. Zufrieden mit sich machte Seto für heute Schluss.

Als Seto die Bambuspuppe herausholte, hielt Joey unwillkürlich die Luft an, und als diese vollkommen zerstört war, schluckte er ziemlich heftig. Das nannte er mal eine Technik und eine Kraft... Joey nahm sich fest vor, ganz hart zu trainieren, damit er das eines Tages auch konnte.
 

„Bist du jetzt bereit für einen ausgiebigen Brunch?“, erkundigte sich Seto lächelnd bei Joey. „Und wie.“ Erst in diesem Augenblick machte sich Joeys Magen bemerkbar, das aber mit aller Macht. „Ich hab einen riesigen Hunger.“

„Gut, ich denke wir sollten zum Essen irgendwo hingehen. Ehrlich gesagt, dauert es mir zu lange, bis wir alles fertig haben. Da wir ja nicht zusammen unter die Dusche können, schlage ich vor, du machst den Anfang. Ich räum hier inzwischen auf, dann mach ich mich schnell fertig. Oder hast du Einwände?“, schlug Seto vor, das Training hatte länger gedauert als gedacht.
 

„Oh, unter die Dusche kann man auch zu zweit gehen.“, hätte Joey fast geantwortet, schluckte seine Antwort aber im letzten Augenblick herunter. „Ist gut, ich beeile mich.“, antwortete er stattdessen und begab sich schnell unter die Dusche. Seto machte ja so eine gute Figur, wenn er kämpfte... wäre er nicht schon in ihn verliebt, so wäre es aber spätestens ab jetzt der Fall gewesen.

Joey ließ das warme Wasser über seinen Körper laufen, und genoss es, sich den ganzen Schweiß abzuwaschen. Doch als seine Hände seinen kleinen Freund berührten, musste er auf einmal aufstöhnen. Es ging nicht anders, mit Setos Bild im Hinterkopf, wie er ganz konzentriert kämpfte, erleichterte er sich selbst. Schnell waren alle Spuren mit dem fließenden Wasser verschwunden, und er trat aus der Dusche heraus, um das Bad für Seto frei zu räumen. Nur mit einem Handtuch bekleidet öffnete er die Tür....
 

Seto war mit Aufräumen fertig und wollte sich seine Sachen aus dem Schlafzimmer holen, als er unvermittelt Joey gegenüber stand, der nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad kam. Sein Blick wanderte über Joeys Körper, und gleich schlug sein Herz viel schneller. Seto hatte nicht gewusst, das Joey einen SO gut gebauten Körper hatte... Nur mit Mühe konnte er seine Augen von diesem Anblick losreißen.

Er beeilte sich seine Sachen zu holen und verschwand schnell im Bad. Sein Herz schlug immer noch heftig, während Ihm Joeys Bild nachhing. Es regte sich jemand, dem das doch sehr gefiel, was da kommen könnte. Seto ignorierte es geflissentlich, und mit ziemlich kaltem Wasser ging es auch ganz gut. Er hielt sich nicht länger als nötig unter der Dusche auf, zog sich schnell an und verließ das Bad.
 

Der Blick in Setos dunkle blaue Augen, und Setos Blick über seinen Körper ließen Joeys Herz schneller schlagen, und sein Blut in die Mitte seines Körpers wandern. Viel verhüllte das Handtuch nicht, aber es reichte, um seinen kleinen Freund bedeckt zu halten. Obwohl.... Joey war sich nicht so sicher, ob es ihm anders nicht vielleicht lieber gewesen wäre... langsam ging er in sein Zimmer und suchte sich etwas zum Anziehen heraus.

Nur, das Anziehen gestaltete sich als etwas schwierig, doch das feste Denken an seine Alte Chemielehrerin half Joey dabei, sein Problem zu beheben.
 

Aus dem Bad kommend sah Seto, das Joey noch nicht da war und so ging er in sein Zimmer. Seto musste sich immer noch beruhigen, es waren ungewohnte Gefühle, die ihn aufsuchten, und mit denen musste er erst mal fertig werden. Sein kleiner Freund meuterte immer noch etwas, dass ihm keine Beachtung geschenkt worden war, nur eine eiskalte Dusche... Seto rief sich die Wasserleiche in allen Einzelheiten ins Gedächtnis, das erzielte dann endlich die gewünschte Wirkung und er hatte sich wieder im Griff, vorerst jedenfalls. Er hörte Joey aus dem Zimmer kommen, er steckte sich noch seine Geldbörse ein und verließ sein Zimmer.
 

„Fertig, können wir dann los?“ Seto Magen unterstrich die Frage sehr deutlich. Etwas verschämt trat Joey aus seinem Zimmer heraus, es war immer noch eine leichte Beule in seiner Hose, und der Anblick Setos machte es nicht leichter für ihn. „Nicht wirklich.“, meinte Joey verlegen lächelnd. „Aber wir können trotzdem gehen.“

Seto wandte sich von Joey ab... wie war das noch mit der Wasserleiche? Wie sah die noch aus? „Es ist kalt draußen, du solltest einen Mantel anziehen.“, empfahl er. Er wollte Joey nicht anstarren und schon gar nicht in dessen Schritt... Seto versuchte weiterhin an die Leiche zu denken. Aber, wenn er DAMIT weitermachte, hatte er bald keinen Hunger mehr, dann würde ihm der Appetit vergehen.
 

„Ja, ein Mantel wäre nicht schlecht. Es ist wirklich etwas Kühl draußen. Du solltest auch einen Mantel anziehen.“, meinte Joey lakonisch. Wenn Seto sich so fühlte, wie er aussah, dann ging es ihm gerade nicht sehr viel anders, als ihm selbst. „Wenn wir nicht gleich gehen, dann dauert es auch nicht viel länger, wenn wir uns was schnelles Kochen.“

‚Wenn wir zum Kochen kommen’ dachte Seto, griff sich seinen Mantel und warf ihn sich über. Seto ging zur Tür, um sie zu öffnen... in einem Lokal zu essen, schien ihm sicherer zu sein. „Dann komm und steh da nicht rum.“, versuchte er sich in seine Knurrigkeit zu retten.
 

„Ich komm ja schon.“, beeilte Joey sich zu sagen. Seto hatte Recht, herumstehen half ihnen auch nicht weiter. „An was hattest du so gedacht?“, fragte Joey neugierig. „Ein Essen bei den einsamen Menschen?“ „Wenn es dir recht ist, wir können auch aufs Land raus fahren und dort in einem Restaurant essen. Es gibt dort auch ein paar nette Lokale.“, schlug Seto vor.

Immer noch stand er an der Tür und sah Joey jetzt wieder direkt an. „Lieber nicht so weit.. .. mein Magen mag längere Autofahrten nicht mehr, bitte irgendwas in der Nähe.“, flehte Joey. Sein Magen machte sich langsam schmerzlich bemerkbar, und löste sogar den kleinen Joey mit seiner Dringlichkeit ab, was Joey mit Erleichterung zur Kenntnis nahm.
 

Seto schmunzelte, bis zum Diner hatte er sich wohl auch wieder beruhigt. Endlich öffnete er die Tür grinsend fragte er, „Sollen wir zu Fuß gehen, ist eigentlich nur eine halbe Stunde von hier.“ „Willst du mich foltern?“, stöhnte Joey. „Bis dahin bin ich längst verhungert.“

„Das habe ich mir gedacht, ich übrigens auch. Aber die Idee mit dem Foltern ist nicht schlecht, die merk ich mir.“ „Wag dich.“, protestierte Joey, bevor er Seto folgte. Doch eine halbe Stunde später, mit etwas in dem Magen, ging es Joey schon wieder besser. Zufrieden blickte er auf seinen Teller, der noch etliches an nahrhaften Dingen vorzuweisen hatte, und aß, zufrieden lächelnd, die zweite Hälfte seiner Mahlzeit.
 

Seto lehnte sich zufrieden zurück, er war satt und trank jetzt seinen Kaffee – was wollte er mehr... Sein Blick ruhte auf Joey, die Situation von vorhin ging ihm durch den Kopf. Joeys Anblick hatte ihn so angeheizt, in dem Moment wären ihm seine Bedenken völlig egal gewesen. Das stellte Seto mit einem leichten Schrecken fest, aber wirklich nur mit einem ganz leichten Schrecken. Wie magnetisch angezogen, schaute Joey auf und direkt wieder in Setos blaue Augen. Er schien es immer zu spüren, wenn dieser ihn ansah, so wie jetzt auch.

Tanz mit mir

Lächelnd betrachtete Toki die Beiden, die so in ihre eigene Welt versunken zu sein schienen. Langsam ging sie auf den Tisch zu, an dem im Augenblick eine magnetische Stille herrschte. Seto so zu sehen, gab ihr zwar noch einen leichten Stich, doch sie musste zugunsten einer höheren Sache zurückstecken. „Waren die Herren zufrieden, oder soll ich ihnen noch etwas bringen?", erkundigte sie sich professionell. „Danke, das Essen war, wie immer, klasse. Du kannst mir die Rechnung bringen." erwiderte Seto, an Joey gewandt fragte er, „Oder hast du noch einen Wunsch?"
 

Joey überlegte einen Augenblick. ‚Dich.’, dachte er für einen Augenblick. „Nein.", antwortete Joey stattdessen. „Ich bin rundum zufrieden." Er warf einen kurzen Blick zu Seto, bevor er sich Toki zuwendete. „Der Service war wie immer hervorragend." Joey blickte in neugierig schauende grüne Augen.

„Ist gut.", antwortete Toki und begab sich zur Kasse, um die Rechnung zu holen. „Hast du noch einen Augenblick Zeit?", erkundigte sie sich bei Seto, als sie mit der Rechnung zurück kam. „Sicher, setz dich doch." antwortete Seto ihr, während er bezahlte. Was sie wohl von ihm wollte?
 

„Es ist schön, dass ich dich noch treffen kann.", meinte Toki, während sie sich zu den Beiden setzte. „Es ist heute mein letzter Arbeitstag im Diner for One. Ich werde Domino verlassen und an einem anderen Ort arbeiten.", kam Toki ohne Umschweife zur Sache. Joey saß etwas schräg zu ihr und konnte wieder ihren Scheitel betrachten. Und, wie schon beim letzten Mal, konnte er zwei überfärbte Haaransätze erkennen, einen roten und einen schwarzen, es kam ihm irgendwie bekannt vor. In seinem Kopf rumorte es, grüne Augen, braune Haare, eine rote und eine schwarze Haarsträhne... aber die Frau passte nicht dazu...
 

„Du gehst? Das ist aber schade.", fragte Seto bedauernd. Er kannte sie jetzt ein paar Jahre, er mochte sie – nicht zuletzt kam er wegen ihr hierher – und jetzt ging sie fort. Seto bedauerte es, doch es schmerzte ihn nicht. „Wo gehst du denn hin?" erkundigte er sich weiter. „Ach so ein kleiner unbedeutender Ort.", antwortete Toki ausweichend. „Du kennst ihn sicher nicht."
 

Mahou, dachte Joey verblüfft... Mahou hatte ebenfalls grüne Augen, braune Haare und die beiden Haarsträhnen. „Ähm, haben sie eventuell einen Bruder oder männlichen Verwandten, der auch zwei so Haarsträhnen hat, wie sie?", mischte Joey sich in das Gespräch der Beiden ein.

Überrascht schaute Toki sich zu ihm um. Joey hatte die Haarsträhnen entdeckt? Nun ja, jetzt ließ es sich nicht mehr ändern.... Sie war wohl in der letzten Zeit etwas zu nachlässig gewesen, da sie kaum noch damit rechnete Seto hier zu sehen.

„Nein", tat Toki erstaunt und schüttelte Kopf. „Wie kommen sie denn darauf?" Eigentlich kam ihr Joeys Unterbrechung recht, hoffte sie doch nicht näher auf Setos Frage eingehen zu müssen. „Ach, ich habe da einen guten Bekannten, der hat auch so eine rote und schwarze Haarsträhne.", antwortete Joey ehrlich. Seto sah verwundert auf Joey, Haarsträhnen? Was hatte er mit Haarsträhnen? Joeys Frage und Tokis Reaktion ließen ihn argwöhnisch werden.

Toki lächelte leicht, als sie Joeys Antwort hörte. So, so, ein guter Bekannter...
 

„Wo gehst du nun hin?", hakte Seto weiter nach. Die ganze Sache kam ihm langsam merkwürdig vor, sowie auch Tokis Verhalten ihm gegenüber in der letzten Zeit. „Ein kleiner Ort im Norden." Mehr war Toki nicht bereit zu sagen und mehr brauchte Seto auch nicht zu wissen. „Gut...", meinte Seto schließlich, „...du musst es mir ja nicht sagen. Werden wir uns noch mal wieder sehen?" Immerhin war sie ja so was wie eine Freundin für ihn. „Wer weiß?", meinte Toki lächelnd.
 

Donnergrollen lenkte Setos Aufmerksamkeit nach draußen, das Wetter hatte sich gravierend geändert. Dunkle, schwere Regen- und Gewitterwolken waren aufgezogen und der Wind hatte ziemlich aufgefrischt. Es war wohl besser, sofort zu gehen, denn er hatte keine Lust in einen Platzregen zu geraten. So stand Seto auf „Wenn ich mir das da draußen so ansehe, ist es besser, wir fahren jetzt nach Hause. Toki, ich wünsche dir alles Gute." Da sie mit aufgestanden war, umarmte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Danke, für deine Wünsche.", umarmte Toki ihn zurück und küsste ihn auf die Wange. „Ich wünsche dir viel Erfolg und alles Gute.", meinte sie hintergründig und ging zurück zur Kasse. Dabei nahm sie die benutzen Tassen gleich noch mit.
 

Joey erhob sich ebenfalls und folgte Seto nach draußen zu seinem Auto. Sie schafften den Weg nach Hause, noch bevor es anfing zu regnen. Sie hatten kaum die Haustür hinter sich zu gemacht, da öffnete der Himmel seine Schleusen. Jeder, der sich noch draußen aufhielt, wurde binnen Sekunden völlig durchnässt. Seto hing seinen Mantel auf und ließ sich zufrieden auf seinen Sessel fallen.

„Puh, grad noch so geschafft.", meinte Joey zufrieden, nach einem Blick durchs Fenster. „Ich möchte jetzt nicht mehr draußen sein." „Stimmt, wir haben das gute Wetter noch nutzen können.", stimmte Seto ihm zu. „Und was fangen wir mit dem angebrochenen Tag noch an?" Abwartend blickte Joey Seto an. „Was fragst du mich das?", stellte Seto die Gegenfrage „Wir könnten uns mit den Rätseln beschäftigen. Vielleicht bekommen wir ja die große Erleuchtung." Große Lust hatte Seto allerdings nicht dazu.
 

Eine Frage interessierte Seto aber doch. „Wieso bist du ein Schnüffler geworden?" „Oh, das ist schnell erzählt.", meinte Joey lächelnd. „Serenity hatte so ein Händchen, sich immer die falschen Typen anzulachen. Sie war immer so naiv und gutgläubig – und Jungs, die schon ein Auto hatten, imponierten ihr sehr. Und ihr erster Freund, den sie mit nach Hause brachte, und mit dem sie – du weißt schon – der hatte mir zu oft ein anderes Auto... Also spionierte ich ihm hinterher und fand heraus, dass er sich mit Autodiebstählen ein hübsches Taschengeld dazu verdiente. Doch erst mit Fotos konnte ich meine Schwester davon überzeugen, ein wenig auf Abstand zu gehen. Vier Wochen später wurde er von der Polizei verhaftet... Was soll ich sagen, auch die nächsten Freunde meiner Schwester waren von ähnlichem Kaliber, nicht alle waren kriminell... und so bin ich dabei hängen geblieben... außerdem war ich recht geschickt darin, für die Nachbarn verlorene Gegenstände und Tiere wieder zu finden."
 

„Du bist da also mehr so reingestolpert.", stellte Seto fest. „Dein Geschick, Gegenstände zu finden, bringt uns vielleicht weiter." Seto war schon wieder bei dem Fall, damit wollte er sich doch heute eigentlich nicht mehr befassen. „Na, dann zeig mal her, was du so hast, vielleicht kann ich dir ja wirklich weiter helfen.", antwortete Joey zustimmend. Das hatte er nun davon... seufzend erhob sich Seto. „Ich hab die Unterlagen im Dojo liegen. Komm mit." Joey stand auf und folgte Seto ins Dojo.

Erstaunt schaute er auf die Menge an Unterlagen, die er auf dem Fußboden ausgebreitet liegen sah. „Ist das alles EIN Fall?", fragte Joey erschlagen. „Ja, was hast du den gedacht? Er beginnt mit dem Ring. Das ist alles, was bisher zusammengetragen wurde. Bitte schön, versuch dein Glück.", sagte Seto auf die Papiere deutend und ließ sich auf dem Boden nieder. „Ich hoffe, du kannst Rätsel ebenso gut lösen. Weil wir das erst müssen, bevor wir weiterkommen.", teilte Seto Joey mit.
 

„Rätsel lösen?", verblüfft schaute Joey zu Seto auf. „Was für Rätsel?" „Fangen wir doch mit >Im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit< an. Wer weiß, was danach kommt." Joeys Reaktion auf die vielen Papiere, amüsierte Seto, er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Vielleicht hast du ja noch eine andere Idee, was wir machen könnten.", bot Seto den rettenden Strohhalm an. Obwohl er dabei wirklich mehr an sich dachte.

„Im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit...", murmelte Joey immer wieder vor sich hin... das kam ihm doch irgendwie bekannt vor... „Ich hab den Spruch schon mal irgendwo gehört, aber ich weiß nicht mehr genau, wo..." Joey grübelte immer weiter über diesen Spruch, während er versuchte zu erkennen, was Seto dort alles zusammengetragen hatte. „Hast du noch mehr solcher Sprüche?", erkundigte er sich. „Mir geht es genauso, aber ich kann mich nicht erinnern, wo ich den gelesen habe. Ist einfach zuviel passiert in der letzten Zeit.", ärgerlich ging Seto auf und ab.
 

„Ich weiß, dass er auf dem Ring eingraviert ist, dass der Spruch auf diesen Stab hingedeutet hat. Das beweist die Inschrift auf dem Quader... Verflixt, ich hab den vom Deckel noch nicht hier. Bin gleich wieder zurück." Seto verschwand aus dem Raum und kam etwas später wieder zurück. Er hielt den Zettel aus der Gruft in den Händen und sah darauf. Er runzelte die Stirn, reichte ihn dann Joey.

Ein gestohlener Ring mit einem Spruch... ein gestohlener Stab... ein Gestohlenes Medaillon mit Spruch... Joey grübelte immer noch vor sich hin, abwesend nahm er das Blatt von Seto entgegen... „Wie war noch mal der Spruch auf deinem Medaillon?", wollte er von Seto wissen. „Es ruht die Macht, bis sie sich regt.", antwortete Seto. „Und auf meinem steht: „Das reine Herz es trägt.“, meinte Joey.
 

Im selben Augenblick, bemerkte Seto, das er das gerade gelesen hatte... Er nahm Joey den Zettel wieder weg. „Was steht auf deinem Medaillon noch mal?", fragte Seto nach und Joey antwortete: „Das reine Herz es trägt."

„Das scheint nur ein kleiner Teil eines Spruches zu sein." überlegte Seto leise, er konzentrierte sich auf die Schriftzeichen aus der Gruft. Wiederholte immer wieder die Sprüche von den Medaillons. Seto unterbrach seine Wanderung, die er unbemerkt aufgenommen hatte – die Schriftzeichen tanzten vor seinen Augen... schließlich ordneten sich die Zeichen wieder.
 

„Das reine Herz es trägt,

geleugnet und verborgen,

ruht die Macht bis sie sich regt.

Sicher verwahrt, zeigt es den Ort,

für das geschriebene Wort."
 

Verwundert starrte Seto auf den Zettel.
 

„Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit... Das reine Herz es trägt... Es ruht die Macht, bis sie sich regt...", murmelte Joey mehrere Male... „Wo hab ich das nur gehört... wo hab ich das nur gehört... oder gelesen..." Mit einem Mal kam ihm eine Idee, er rannte zurück ins Wohnzimmer und holte Mahous Buch. Aufgeregt schlug er den Buchdeckel auf, und las mit leisen Worten vor:
 

„Wenn einst wieder nach der Macht gestrebt,

die geteilt in Frieden schläft.

Wird gefunden und zerstört,

Was das Böse hat erhört.
 

Verborgen im Schatten der Vergangenheit,

liegt der Schlüssel der Zukunft bereit.

Nur das Auge der wissenden Zeit,

bringt einst Licht in die Dunkelheit.“
 

Leise fuhr Joey fort:
 

„Das reine Herz es trägt,

geleugnet und verborgen,

ruht die Macht bis sie sich regt.
 

Sicher verwahrt, zeigt es den Ort,

für das geschriebene Wort."
 

Seto beugte sich über Joeys Schulter und las mit. Unmerklich knirschte Seto mit den Zähnen. Als Joey die letzte Zeile gelesen hatte, schaute er mit klopfendem Herzen auf... Wieso stand sein Spruch in Mahous Buch?
 

„Wenn ich deinen Freund in die Finger kriege, kann er was erleben." Seto richtete sich wieder auf. „Wieso?", verwirrt schaute Joey Seto an. „Erinnerst du dich noch an das, was ich im Tempel erzählt habe? Das es eine Übersetzung gibt, die nicht verfügbar sei?", fragte Seto. Ja, da war was, dunkel erinnerte sich Joey. Er nickte vorsichtig.

„DEIN Freund hatte mir erzählt, dass er vergessen hat, an wen er das Buch verliehen hat. Es ist nicht zu fassen – du hattest es die ganze Zeit. Es hätte mir auffallen müssen, als ich darin gelesen habe." Seto war sauer auf sich, so blöd konnte man doch nicht sein. Offensichtlich aber schon, da er es ja nicht gemerkt hatte.
 

„Mahou hat dir was über das Buch erzählt?" Joey schüttelte ungläubig den Kopf. Moment, was hatte Mahou in der Mail erwähnt, das Buch wäre von Bedeutung für ihn? „Ja, hatte ich dir doch erzählt.", knurrte der Blauäugige zur Antwort. „Woher sollte ich denn wissen, dass es sich um dieses Buch handelt?", gab Joey leicht beleidigt zurück. „Er hat mir nur gesagt, dass er es wieder zurück haben will – und dass ich gut darauf aufpassen soll."

„Das habe ich doch auch gar nicht gesagt." entgegnete Seto übellaunig, auf solche Spielchen konnte er gerne verzichten.
 

„Ich kann auch wieder gehen, wenn dir meine Gesellschaft nicht passt.", meinte Joey eingeschnappt. Er war sich wirklich keiner Schuld bewusst. „Was habe ich denn jetzt schon wieder gesagt, das du gleich eingeschnappt bist?", fragte Seto, sichtlich darum bemüht seine Laune wieder in den Griff zu kriegen. „Du bist doch schlecht gelaunt, ich hab nichts gemacht.", verteidigte sich Joey. „Ich kann solche Spielchen nun mal nicht ausstehen, da gehen mir halt die Pferde durch. So bin ich nun mal.", gab Seto zurück. „Aber WAS hab ich denn gemacht?" Joey verstand Setos schlechte Laune immer noch nicht.
 

„Du hast gar nichts gemacht, das habe ich doch auch nicht gesagt. Aber das ist das Risiko, wenn man in meiner Nähe ist.", versuchte Seto sein Verhalten verständlich zu machen. Glücklich war er damit auch nicht, bisher war es aber auch nie ein Problem gewesen. „Dann mach MIR doch aber keine Vorwürfe für Dinge, die ich nicht wissen kann.", bat Joey wieder versöhnt. Inzwischen hatte sich Seto auch wieder beruhigt. „Ich werd’s versuchen.", versprach Seto leise.
 

„Mahou hat mich in seiner Mail darauf aufmerksam gemacht, dass das Buch von Bedeutung für mich wäre.", meinte Joey nachdenklich. „Und dann ja vielleicht auch für dich."„Das mag sein. Aber weist du was, ich habe jetzt keinen Nerv mehr, mich mit diesen Dingen zu befassen. Morgen ist auch noch ein Tag.", bemerke Seto lustlos. „Du kannst ja weitermachen, wenn du willst.", fügte er noch hinzu und verließ den Raum.

„Ok, lass uns darüber schlafen.", stimmte Joey ihm zu. Das war wirklich eine längere Sache, das ließ sich nicht in einer Stunde klären. Er folgte Seto ins Wohnzimmer. „Ich brauch einen Kaffee, willst du auch einen?" erkundigte sich Seto. „Ja, gerne.", antwortete ihm Joey.
 

Seto ging in die Küche und setzte den Kaffee auf, während er wartete starrte er aus dem Küchenfenster – es goss immer noch unvermindert stark. Seto ließ seinen Gedanken freien Lauf, er hielt keinen fest und sein Blick verlor sich im Regen. Nach einer Weile nahm er eine schattenhafte Gestalt war, die sich ihm näherte. Diese Gestalt flog direkt auf ihn zu, durch den Regen konnte er nicht genau erkennen, was es war, erst kurz bevor sie ihn erreichte, sah er es. Der fünfköpfige Drache kam auf ihn zu geflogen und brüllte ihm seinen Triumph entgegen.

Seto zuckte heftig zusammen - der Spuk war vorbei. Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare, was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Hoffentlich hatte das alles bald ein Ende, auf diese Visionen konnte er gern verzichten.
 

Währenddessen ging Joey schon mal ins Wohnzimmer vor und schaltete den Fernseher an. Es gab nichts Gescheites und so machte er ihn entnervt wieder aus. Dafür schaute er sich weiter im Zimmer um und entdeckte die Stereoanlage Setos. Er schaltete sie ein und fand recht bald einen Sender, der eine recht angenehme Musik spielte. Eine leichte Tanzmusik, wie er nach einiger Zeit feststellte.

Joey begab sich in die Küche und schaute nach, wie weit der Kaffee war. „Kann ich dir helfen?", erkundigte er sich bei Seto. Seto schüttelte den Kopf. „Nein, der Kaffee ist fertig." Seto hatte mittlerweile die Tassen aus dem Schrank geholt, den Kaffee eingegossen und reichte Joey eine. „Danke.", sagte Joey, nahm seine Tasse entgegen und ging damit zurück ins Wohnzimmer. Die Musik war immer noch ganz angenehm und er setzte sich entspannt auf die Couch und wartete auf Seto.
 

Dieser folgte Joey mit seiner Tasse und setzte sich ebenfalls auf die Couch. „Du hast meine Musikanlage gefunden.", stellte er lächelnd fest. „Einen netten Sender hast du ausgesucht.“ „Ja, er erinnert mich ein bisschen ans Blue-Eyes. Er spielt ähnliche Musik.", meinte Joey gemütlich.

„Stimmt." Seto dachte an die Tänze mit Toki. Sie war wirklich eine ausgezeichnete Tänzerin... es hatte ihm richtig Spaß gemacht. Seto hatte ganz vergessen, wie gern er eigentlich tanzte. „Du hast es eigentlich richtig gemütlich hier, weißt du das?", meinte Joey anerkennend. „Hat dir einer dabei geholfen, oder ist es dein eigener Geschmack?", wollte er von Seto wissen.
 

„Mir hat keiner geholfen. Ich hab’s mir selbst so eingerichtet. Es war nicht gleich so, es hat ein Weilchen gedauert, bis ich es so hatte, wie ich es mir vorgestellt habe. Nun bin ich fast zufrieden." antwortete Seto. „Du hast wirklich einen guten Geschmack.", nickte Joey anerkennend. „Meine Wohnung kann ich dir ja leider nicht mehr zeigen, aber da hatte Serenity das meiste ausgesucht. Sie meint immer, dass ich einen Geschmack wie ein Mülleimer hätte. Ich weiß gar nicht, wie sie darauf kommt.", erzählte Joey kopfschüttelnd.
 

Seto musste lachen. „Sie wird schon wissen, wieso sie das gesagt hat." „Du lachst? Dann schau dir doch mal ihr rosa Plüschschlafzimmer an.", stöhnte Joey. „Alles andere ist besser, als das. Und ich glaube schon, dass ich Geschmack habe. Bei meiner Kleidung hat noch nie einer was auszusetzen gehabt.", meinte Joey ehrlich. „Das ist allerdings richtig, hättest du wirklich einen so grauenvollen Geschmack, würde man es dir ansehen. Dann würdest du auch eher als Tellerwäscher arbeiten und nicht als Barkeeper." bestätigte Seto immer noch grinsend.

„Danke, für deine mitfühlenden Worte. Du gibst mir den Glauben an die Menschheit wieder.", sagte Joey überschwänglich. „Aber als Tellerwäscher würde ich mich nicht wirklich wohl fühlen.", bestätigte Joey Setos Aussage. „Du liebst deinen Job, nicht wahr?", erkundigte sich Seto. „Ja, und wie.", antwortete Joey aus vollem Herzen. „Und du?" Neugierig schaute er Seto an.
 

„Darüber habe ich nie nachgedacht, ich hab mir den Job ausgesucht, um bessere Möglichkeiten zu haben, meinen Bruder wieder zu finden. Doch, wie du weißt, ohne Erfolg." Setos Blick wurde für einen Moment traurig, doch schnell verdrängte er das Gefühl wieder. „Du weißt nichts über den Verbleib deines Bruders?", erkundigte Joey sich mitfühlend. „Nein, leider nicht." gab Seto zurück, er redete nicht gern über das Thema, es steckten immer noch zu viele Emotionen darin.

Joey summte leise das Lied mit, dass gerade im Radio gespielt wurde. „Und das Tanzen?", wollte Joey wissen, „Liebst du das?" Irgendwie schien es ihm gerade so, als wollte Seto nicht über Mokuba reden. „Doch, das könnte man sagen, mit Toki hatte es mir richtig Spaß gemacht. Ich hatte vorher schon lange nicht mehr getanzt. Durch die Arbeit hatte ich nie wirklich Zeit und ohne den richtigen Tanzpartner macht es auch keinen Spaß." antwortete Seto ehrlich.
 

„Das glaub ich dir gerne.", meinte Joey und schluckte leicht bei der Erinnerung an jenen Abend. Im Radio wurde gerade ein Tango angesagt. Joey schluckte noch mal und fragte leise: „Tanzt du mit mir?" Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er traute sich nicht Seto anzusehen, während er auf seine Antwort wartete. „Du kannst tanzen?" fragte Seto erstaunt.

Joey wurde rot, als Seto ihn das fragte. „Ja, ich war in der Tanzschule. Alle in unserer Klasse mussten das, und es hat mir Spaß gemacht. Eine Weile hab ich es auch noch weiter gemacht, aber dann hat mir die Arbeit keine Zeit mehr dazu gelassen."
 

Seto lächelte bei Joeys Reaktion auf seine Frage. „Und du möchtest gleich mit einem Tango wieder einsteigen?", hakte er nach. „Warum nicht?", meinte Joey lächelnd. „Ist auch nicht schwerer als manch anderer Tanz. Und sie haben eben einen angesagt." Joey war erleichtert, offensichtlich lehnte Seto es nicht direkt ab mit ihm zu tanzen. „Wenn du dich führen lässt.", stimmte Seto zu, stand auf, machte die Musik etwas lauter und reichte Joey die Hand. „Darf ich bitten?"

Es war zwar ungewohnt mit einem Mann zu tanzen, aber nicht viel ungewöhnlicher, als einen zu küssen. Außerdem war er gerne in Joeys Nähe... allerdings fragte Seto sich gerade, warum sein Herz anfing schneller zu schlagen. Es war nur ein Tanz, ein einfacher Tanz...
 

Joey schwebte neben Seto über den Boden und fühlte sich wie im siebten Himmel. Jetzt lag ER in Setos Armen und nicht diese TOKI, die er so beneidet hatte... Und Seto führte wie ein kleiner Gott... Joey wünschte, dieser Tanz möge nie enden, oder Seto mit ihm immer weitertanzen... Es machte auch Seto Spaß mit Joey zu tanzen, es war ihm nicht anzumerken, dass er länger nicht getanzt hatte. Doch das Lied war bald zu Ende... ob Joey vielleicht noch weiter tanzen wollte? Seto fasste sich ein Herz und fragte nach. „Hast etwas gegen noch einen Tanz?" Joeys Augen leuchteten auf. Nein, er hatte absolut nichts gegen einen weiteren Tanz. „Wenn du möchtest?", gab Joey die Frage zurück. „Du führst wirklich gut." fügte er leise hinzu. „Danke, das kann ich aber nur, weil du so gut tanzen kannst.", lächelte Seto, „Wenn ich nicht weitertanzen wollte, hätte ich nicht gefragt."
 

„Danke." Joeys Gesicht nahm eine rosige Farbe an. „Solange die Musik gut ist..." Er ließ offen, was genau er damit meinte. „Ich habe schon lange nicht mehr getanzt, das stimmt, aber ich hatte ganz vergessen, wie viel Spaß es machen kann.", meinte Joey glücklich. (Vor allem, wenn es der Mensch ist, den man liebt.) „Dann ging es dir so wie mir. Aber warum hast du mich eigentlich gefragt, ob ich mit dir tanze? Woher wusstest du es überhaupt?" Seto hatte ganz vergessen, das Joey Toki und ihn im Blue-Eyes tanzen gesehen hatte.

„Ich hab dich tanzen gesehen, hast du das schon vergessen?", meinte Joey etwas verlegen. „Und du hast einfach umwerfend dabei ausgesehen." Dass er eifersüchtig geworden war, brauchte er ja nicht zu erwähnen. „Ja, richtig, ich habe es glatt vergessen." Er hatte es wohl verdrängt, weil der Abend nicht so endete, wie er angefangen hatte. Im Augenblick war Seto auch froh darüber, Joey im Arm zu halten war ein ganz anderes Gefühl, ein besseres... Unbewusst zog Seto ihn etwas dichter an sich heran.
 

Joey hielt die Luft an, als Seto ihn dichter an sich heran zog. Er schmiegte sich im Takt der Musik dicht an ihn heran und genoss den direkten Körperkontakt. Es tat immer wieder gut, ihn so dicht zu spüren. Sacht streichelte Joey über dessen Rücken. Seto genoss die Nähe Joeys ebenfalls, dessen streichelnde Hand ließ einen Schauer nach dem anderen durch seinen Körper rieseln. Joeys Gesicht war so nah... Seto suchte Joeys Blick...
 

Blaue Augen blickten in Braune. Joey meinte in diesen blauen Seen ertrinken zu müssen. Er konnte den Blick nicht von Setos Augen lösen. Joey atmete Setos Geruch ein und sein Herzschlag beschleunigte sich. Langsam näherte er sich Setos Gesicht, sein Wunsch ihn zu küssen wurde übermächtig...

Seto wurde bewusst, das er diese warmen braunen Augen mehr als nur mochte. Sein Herz schlug längst schon Purzelbäume, er wollte Joey küssen, wollte ihn spüren und wollte mehr... Seto überbrückte die letzte Distanz und küsste Joey.
 

Zärtlich fuhr Setos Zunge über Joeys Lippen und bat um Einlass. Joey schloss die Augen, als er Setos Lippen auf seinen spürte und öffnete sie, als seine Zunge um Einlas bat. Joeys Herz schlug heftig und seine Gefühle schlugen Purzelbäume. In Joeys Bauch machte sich gerade ein riesiger Schwarm Schmetterlinge breit. Zärtlich tanzte seine Zunge im Takt der Musik mit Setos Zunge. Doch schnell wurde dieser Kuss heiß und leidenschaftlich und das Blut begann sich ziemlich deutlich in seiner Körpermitte zu sammeln.

Der Brünette hatte mittlerweile beide Hände auf Joeys Rücken, andächtig streichelten sie sich rauf und runter. Sein Herz schlug immer heftiger und ein Kribbeln breitete sich in ihm aus, als der Kuss immer leidenschaftlicher wurde. Deutlich konnte er Joeys Reaktion spüren, sein Blut sammelte sich ebenfalls in seiner Körpermitte und er war sich sicher, das Joey seine Reaktion genauso spüren konnte.
 

Seto wollte mehr von Joey spüren... kurzerhand zog Seto ihm das Hemd aus der Hose und seine Hände streichelten nun direkt über die warme Haut des Blonden. Joey seufzte wohlig auf, als Setos Hände seine nackte Haut berührten. Sehnsüchtig zog Joey Setos Hemd ebenfalls aus der Hose und suchte mit seinen Händen den Kontakt zu dessen Haut. Joey begann immer schneller zu atmen, und die Sehnsucht mehr von dem Blauäugigen zu spüren, wurde immer drängender. Fahrig streichelte er über Setos Rücken und eine Hand fand den Weg zu Setos Brustwarze und zwirbelte sie.

Der Brünette stöhnte in den Kuss hinein, seine Finger knöpften Joeys Hemd auf, streichelten sanft über Joeys Brustwarzen, umkreisten sie... Setos Atmung beschleunigte sich. Die warmen Hände Joeys fühlten sich gut an, ein sehnsuchtsvolles Ziehen in seiner Körpermitte machte sich breit. Ein leichtes Stöhnen verließ Joeys Lippen, als Seto sich mit seinen Brustwarzen beschäftigte.
 

Joeys Hände fanden den Weg zu Setos Hintern. Er streichelte ihn und drückte den Brünetten ganz fest an sich heran. Es war deutlich zu spüren, dass Seto ebenso erregt war, wie er selbst. Der Blauäugige löste den Kuss und vergrub sein Gesicht in Joeys Halsbeuge. Er küsste Joeys Halsbeuge und ließ seine Zunge über die zarte Haut wandern. Joey schmeckte richtig gut. Seto stöhnte verhalten auf, als er Joeys Hände auf seinem Hintern fühlte und als Joey ihn fest an sich drückte, verstärkte es das Kribbeln und Ziehen in seiner Körpermitte,
 

Joey begann sich leicht an Seto zu reiben, als er dessen Gesicht in seiner Halsbeuge spürte. Seine Atmung hatte sich beschleunigt und er fühlte sich wie nach einem Dauerlauf. Ihm wurde immer heißer, seine Sehnsucht nahm immer mehr zu und schon waren seine Hände auf dem Weg unter Setos Hosenbund... als sein Handy laut und deutlich klingelte. Joey wollte das klingeln ignorieren, doch der Anrufer hatte Geduld...

Joeys leichte Bewegung an ihm, weckte ein ungeahnte Sehnsucht in Seto, seine Hände hatten ebenfalls den Weg zu Joeys Hosenbund gefunden, er wollte ihn ganz spüren, berühren, genauso wollte er Joey bei sich fühlen. Er hatte absolut nichts dagegen, das dessen Hände unter seinen Hosenbund wollten... doch das andauernde Klingeln von Joeys Handy, verhinderte weitere Aktionen. Seto räusperte sich. „Du wirst wohl rangehen müssen.", meinte er heiser.
 

„Leider.", meinte Joey enttäuscht aufseufzend. Er wollte jetzt nicht telefonieren, er wollte bei Seto bleiben, ihn spüren, ihm nahe sein... „Wheeler.", meldete er sich etwas ungehalten, der Anrufer sollte ruhig merken, dass sein Anruf ungelegen kam. „Oh, hallo Mum,", redete er wesentlich freundlicher weiter. „Nein, mir geht es gut... nein, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen." Joey blickte entschuldigend zu Seto und zuckte mit seinen Schultern. „Meine Eltern aus Europa.", meinte er bedauernd zu Seto. „Das wird wohl noch ein Weilchen dauern." Joey ging seufzend in sein Zimmer, wenn seine Mutter am Telefon war, dann bekam er sie nicht so leicht wieder los.
 

Auch Seto war etwas enttäuscht über den Abbruch – da stand er nun alleine im Wohnzimmer – seufzend räumte er die Kaffeetassen weg, machte alle Gräte und das Licht aus. Danach ging er in sein Zimmer und warf sich aufs Bett. Was soll's... es gab auch noch andere Tage...

Rote Ohren oder Peinliche Antworten auf peinliche Fragen

Montagmorgen stand Seto zeitig auf, heute wollte er alles erledigen, das wegen des Falles liegen geblieben war. Als erstes würde er dem Präsidium noch einen kurzen Besuch abstatten, vielleicht gab es ja schon etwas Neues. Danach wollte Seto zum Nachlaßverwalter, damit diese leidige Geschichte endlich aus der Welt war. Und zu guter letzt stand Meister Fudo auf seiner Liste, der müsste inzwischen längst wieder zurück sein. Eigentlich hätte Seto schon vor einer Woche zu ihm gemusst, doch die Geschehnisse mit Wheeler kamen dazwischen.
 

Im Präsidium gab es nichts Neues, die Spurensicherung war mit dem Wagen von Smith noch nicht fertig. Auch die Gerichtsmedizinerin hatte noch keine neuen Erkenntnisse für ihn. Nun saß er hier bei dem Nachlaßverwalter, Mr. Truemann, einen Endsechziger mit Halbglatze. Dunkel erinnerte sich Kaiba an den Mann, er hatte seinen Vater oft in Vertragsfragen beraten.

„Mr. Kaiba, endlich haben sie Zeit gefunden zu mir zu kommen, dann können wir ja endlich die Formalitäten erledigen. Als erstes geht es um das Erbe ihrer Mutter – wie sie vielleicht wissen, war sie nicht unvermögend.“, eröffnete der Anwalt gerade das Gespräch. Das hatte Kaiba nicht vergessen, er wusste auch, das Gouzaboro sie nur deswegen geheiratet hatte.

„Mrs. Kaiba hatte ihr Vermögen in einem Fond angelegt, der nun nach dem Tod ihres Mannes an die Söhne ausgezahlt werden soll. Da ihr Bruder verstorben ist, sind sie der Alleinerbe...“
 

Seto unterbrach Truemann kalt. „Mein Bruder ist nicht tot – er ist verschollen, aber er lebt noch.“ Der Notar überhörte den Einwand. „Das ist jetzt neun Jahre her, sie können ihn für tot erklären lassen, andernfalls fällt das Erbe in einem Jahr einer gemeinnützigen Organisation zu. So lautet die Bestimmung.“, erläuterte der Anwalt dem jungen Mann vor sich, aus dessen Augen Blitze zu kommen schienen. „Das ist mir egal, mein Bruder lebt.“, wiederholte Seto sehr nachdrücklich. Der Ältere sah ihn einen Augenblick an, dann sagte er: „Wenn das so ist, geht der gesamte Nachlass an sie und ihren Bruder. Das heißt, ich werde die Hälfte ihres Bruders weiter verwalten, bis zu seinem Auftauchen – aber längstens ein Jahr, danach haben sie keinen Anspruch mehr darauf.“ . Truemann kramte in seinen Papieren, fügte dann aber noch hinzu: „Gouzaboro Kaiba hat in seinem Testament folgendes verfügt: An sie fallen die Immobilien, die für ein Jahr nicht veräußert werden dürfen, die Barmittel an ihren Bruder. Sie können also lediglich über den Erbteil ihrer Mutter verfügen. Wenn wir dann die Formalitäten erledigen können, sind sie hier fertig.“ Schweigend erledigten sie die besagten Formalitäten und mit einem kühlen Nicken verabschiedete sich Seto.
 

Sein nächster Weg führte den Brünetten zu Meister Fudo, der gerade dabei war sich sein Mittagessen zu zubereiten. „Hallo Grünschnabel...“, begrüßte er seinen Schüler, „...hast du Hunger?“ Seto schüttelte verneinend den Kopf, sein Magen stimmte lauthals zu. Ein amüsiertes Grinsen ging über das Gesicht des Alten. „Was denn nun, hast du Hunger oder nicht? Ich hab genug, es reicht für zwei.“ Seufzend sagte der Blauäugige: „Doch ich habe Hunger, danke für euer Angebot, ich nehme es gern an.“ Fudos Schüler half noch bei den letzten Handgriffen, dann saßen die Beiden beim Essen zusammen. „Du hast einen ganz schönen Appetit entwickelt, Grünschnabel.“, bemerkte Meister Fudo erstaunt. Soviel hatte der junge Mann sonst nie gegessen. Eine leichte Röte zog durch Setos Gesicht. „Seit meinem Zusammenstoss mit dem Drachen, habe ich mehr Hunger. Keine Ahnung warum.“ Verstehend nickt Fudo. „Dein Körper braucht mehr Energie, wenn er als Drache kämpfen muss. Er will nur auf alles vorbereitet sein.“, erklärte er seinem Schüler. „Was macht deine Verletzung, stört sie dich beim trainieren?“, fragte er nach, „Nein, nicht mehr, sie ist ganz gut verheilt.“, gab dieser zurück.
 

„Ich habe dich viel früher erwartet. Sind deine Fragen denn nicht mehr so dringlich?“, bemerkte Fudo nebenbei. „Doch, natürlich habe ich noch Fragen, aber mir sind in der letzten Woche einige Dinge dazwischengekommen.“, rechtfertigte Seto sich. Der Alte sah ihn auffordernd an und so sah der Blauäugige sich genötigt von den Ereignissen zu berichten, nur die ganz persönlichen Dinge ließ er aus. „So, so, Joseph Wheeler ist also bei dir eingezogen?“ So wie sein Meister es sagte, klang es merkwürdig. „Nur vorübergehend, ich konnte ihn doch nicht auf der Straße sitzen lassen.“, rechtfertige sich Seto abermals. Ein wissendes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Alten. „Und deswegen darf er deine Wohnung nur mit dir verlassen?“
 

Dem jungen Mann wurde es langsam unbehaglich. „Jemand will ihn umbringen lassen und bei mir ist er noch am sichersten aufgehoben.“, gab er zurück. Reine Neugierde stand nun in den grünen Augen des Älteren. „Habt ihr schon miteinander geschlafen?“, erkundigte er sich begierig, Seto wurde bei der Frage dunkelrot. „Nein!“ brachte er empört heraus – dieser Besuch lief gar nicht so ab, wie er gedacht hatte.

„Schade, aber mach dir nichts draus, das kommt schon noch.“ Kam es nun aufmunternd von dem Greis. Hallo... was sollte das denn jetzt wieder bedeuten? Wieso war das hier überhaupt ein Thema? „Wieso interessiert euch das so?“, fragte Seto gequält. Er bekam eine fröhliche Antwort: „Ganz einfach, ihr gehört zusammen, da ist es nur natürlich, das ihr auch miteinander schlaft.“, doch bevor der Brünette seine nächste Frage stellen konnte, hakte Fudo noch nach, „Wie kommst du eigentlich mit der stürmischen Art deines Liebsten zurecht?“
 

Noch mehr rot ging wohl nicht, der Brünette glaubte sowieso schon, sein ganzes Blut im Gesicht zu haben... Seine Wangen brannten förmlich und so beschränkte er sich darauf, auf die letzte Frage nur Verständnislos zu gucken. Fudo erklärte ihm: „ Mahou hat mir erzählt, das Joey nach seiner Arbeit im Blue-Eyes immer sehr aufgedreht ist und sich mit Hilfe des Sex abreagiert. Es interessiert mich wirklich, wie du damit zurechtkommst, da es für dich doch Neuland ist.“ Das war endgültig zuviel für Seto und so stand er schnell auf. „Danke für das Essen, Meister Fudo. Meine Fragen stelle ich ein andermal. Ich hab jetzt keine Zeit mehr.“ Fluchtartig verließ er das Dojo – erst als er hinter seinem Steuer saß, atmete er erleichtert auf. Unterdessen grinste Meister Fudo zufrieden, er hatte einen empfindlichen Punkt bei seinem Schüler getroffen und dessen unbewusste Reaktionen auf seine Fragen sagten ihm mehr, als Worte es hätten tun können.
 

Seto fuhr nicht direkt nach Hause, sondern machte einen Umweg über den Park. Dort ging er ein wenig spazieren, er musste wieder einen klaren Kopf bekommen. Die Fragen Fudos haben ihn völlig durcheinander gebracht. Wieso interessierte es den Alten, ob er mit Joey schlief oder nicht? Wo er es doch selbst noch nicht einmal genau wusste, ob er wirklich wollte oder nicht. Gestern – ja, da hätte er es getan, heute war er sich schon nicht mehr so sicher. Es war schon merkwürdig, immer wenn er in Joeys Nähe war, hatte er keine Zweifel mehr, doch so wie jetzt, ohne ihn, war er sich seiner Gefühle nicht mehr sicher. Dieses hin und her zerrte an Setos Nerven, er wollte versuchen, nicht mehr soviel Nähe zu zulassen – wenn das noch möglich war.

Es wurde dunkel – Zeit nach Hause zu fahren, außerdem konnte er Joey ja nicht ewig alleine lassen. Seto machte am Supermarkt noch einen kurzen Stopp, die Vorräte auffüllen, dann ging es endgültig nach Hause.
 

~~~
 

Joey erwachte ziemlich zerschlagen. Mein Gott, was hatte er da nur für einen Schrott zusammen geträumt. Der Alptraum eines jeden Jugendlichen war wahr geworden, mittendrin, als er mit Seto so richtig bei der Sache war, kam seine Mutter ins Zimmer geplatzt, setzte sich neben sie auf Bett und meinte, sie sollten sich von ihr nicht stören lassen und ruhig weitermachen. Man, man konnte doch keinen Sex haben, wenn die eigene Mutter neben einem auf dem Bett saß und zusah...

Er schlurfte erst einmal in die Küche und wollte den Kaffee aufsetzen, als er noch einen Rest von Setos in der Kanne fand. Er war zwar nicht mehr heiß, doch er belebte einigermaßen seine Geister. Joey setzte sich neuen Kaffee auf und ging dann ins Bad. Unter der Dusche wurde er wieder zu einem Menschen, und nur mit einem Handtuch bekleidet, nahm er sich eine heiße Tasse Kaffee und trank sie genüsslich aus. Mit der zweiten Tasse bewaffnet ging er zurück in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Immerhin würde die Reinigung noch vorbeikommen und seine Sachen bringen. Darum hatte er Serenity gestern noch gebeten – bei der Reinigung Bescheid zu sagen, da er keine Telefonnummer von ihr hatte.
 

Als der junge Mann vom Lieferservice wieder fort war, schaute Joey sich in der Küche um, ob er etwas für ein spätes Frühstück fände. Zufrieden zog er sich mit seinen Schätzen ins Wohnzimmer zurück und las beim Essen noch einmal Mahous Buch.
 

---------

„So wanderte der Zauberer der Zeit durch die Jahrhunderte. Mahou sah, wie seine Gefährten einer nach dem anderen von ihm ging und wie ihre Erben, ihre Verantwortung ernst nahmen. Das erfüllte ihn mit Zuversicht, doch er wusste, dass das Böse nicht für immer von dieser Welt verschwunden war. Eines Tages würde es stark genug sein und wieder auf dieser Welt erscheinen.

Doch auch den Verlust der Drachen musste Mahou beklagen. Er wusste nicht wie, aber sie wurden immer weniger, es gab keine neuen Drachen mehr, und selbst wenn einer geboren wurde, so erlebte er seinen ersten Geburtstag nicht. Eine Unerklärliche Krankheit hatte die Drachen befallen, doch sooft Mahou auch in der Zeit zurück reiste, er konnte die Ursache nicht herausfinden. Er konnte die Drachen nicht retten. Umso sorgsamer hütete er die beiden Medaillons, die für die Himmelskinder bestimmt waren.
 

Der Zauberer der Zeit besuchte regelmäßig die Orte, an denen die Gegenstände aufbewahrt wurden und zum Schluss stattete er dem einsamen kleinen Tempel seinen Besuch ab, um dort seine Erkenntnisse in dem Buch festzuhalten. Odeon, der Zauberer, hatte eine lange Zeit gelebt, dreimal so lang, die Spanne eines Lebens normaler Weise üblich war, doch er hatte niemanden gefunden, an den er sein Erbe weitergeben konnte, und so bat er Mahou darum, seinen Stab mit ihm gemeinsam hier im Tempel zu begraben. Er wollte auch im Tod weiterhin über seinen Gegenstand wachen und Mahou tat ihm den Gefallen.
 

Längst war der Tempel ein verlassener Ort geworden, den niemand mehr auf dieser Welt kannte, und so war Mahou sich sicher, dass der Zauberstab hier ziemlich sicher war. Nach etwa Vierhundert Jahren begann Mahou eine lesbare Kopie seiner Chronik anzufertigen. Die Medaillonträger, oder auch Himmelskinder, wie er sie mittlerweile liebevoll nannte, würden sie dringend brauchen, wenn sie verstehen wollten, was so alles geschehen war. Der Zauberer der Zeit entschied sich dafür die Kopie seiner Chronik in der Zeit zu verstecken, da er nicht immer auf beide Bände Acht haben konnte. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass seine Chronik verschwunden war, als er wieder in den Tempel zurückkehrte, Odeons Grab war zum Glück jedoch unversehrt.
 

Das Böse war anscheinend dabei wieder zu erwachen, doch noch wusste er nicht, wann, wie, wo und wer. Mahou nahm die besondere Fusionskarte und verbarg sie in seiner Kopie, die nun absolut wichtig geworden war, und nahm seine letzten Eintragungen in diesem Buch vor. Als er die Präsens des Bösen immer deutlicher spüren konnte, machte Mahou sich auf den Weg die Himmelskinder zu suchen.“

-------
 

So seltsam, wie das Buch anfing, genauso seltsam endete es auch. Es schien Joey, als würde der Schluss noch fehlen...

Aber es waren keine Seiten herausgerissen, der Blondschopf hatte extra nachgeschaut... Dafür fiel auf einmal eine Fusionskarte aus dem Buch heraus. Seltsam, dachte er, war die schon immer da gewesen? Er zuckte mit den Schultern und legte sie wieder ins Buch zurück.
 

Nachdem Joey sein Geschirr wieder in die Küche gebracht und abgewaschen hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer. Er setzte sich an Setos Laptop und öffnete seine E-Mails. Außer Werbung war nur eine von Bedeutung dazu gekommen – von der Versicherung. Die Spurensicherung hatte schnell herausgefunden, dass es Brandstiftung gewesen war, und so waren die Formalitäten mit der Versicherung recht schnell geregelt. Sie wollten eigentlich nur noch einmal eine Bestätigung der Bankverbindung haben, damit sie die Versicherungssumme auf das richtige Konto überwiesen. Als nächstes antwortete Joey seinen Eltern, die von Serenity von seinem Unglück erfahren hatten.
 

Danach widmete Joey sich Mahous Mail. Er bekam wieder einen roten Kopf, als er Mahous Nachsatz las. Obwohl er sich sicher war, allein in der Wohnung zu sein, schaute Joey sich doch vorsichtshalber noch einmal um, bevor er Mahou antwortete.
 

-----

„Liebster Mahou!
 

Mir geht es im Augenblick den Umständen entsprechend gut. Seit deiner Abreise ist

eine Menge geschehen. Erst wurde ich von zwielichtigen Typen nach meiner Schicht

im Blue-Eyes entführt, und von Seto Kaiba gerade so im letzten Moment gerettet...

und als ob es noch nicht genug gewesen wäre, wurde zur selben Zeit meine Wohnung

in Brand gesteckt.

Ein Glück, dass ich anderweitig ‚aufgehalten’ wurde...
 

Ich bin bei Seto Kaiba untergekommen, da ich weder von dir, noch von meiner Schwester,

einen Wohnungsschlüssel hatte, und wenn, dann hätten sie sich sicher in der Wohnung

befunden. Und als ich zwei Tage später wegen manipulierter Bremsen auch noch einen

leichten Motorradunfall hatte, beschloss Kaiba mich ganz unter seinen Schutz zu nehmen.
 

Deinem Buch ist wie durch ein Wunder nichts geschehen, es befand sich in meiner Motor-

radtasche, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.

Um dein Geschäft kümmere ich mich gerne, dein Schlüssel wird ankommen, da mir meine

Post zu Kaiba nachgesandt wird.
 

(Bevor Joey weiter schrieb, schaute er sich lieber noch einmal um... und bekam eine rosige Gesichtsfarbe ^^)
 

Und mit Seto Kaiba hattest du recht... ich glaube ich liebe ihn wirklich, hab ich vielleicht ja

auch schon immer, und – nun ja – wir vertragen uns und haben uns auch schon geküsst...
 

(beim nächsten Satz wurde Joey wie ein pubertierender Teenager knallrot...)
 

...und gefummelt haben wir auch schon einmal...
 

Ich wünsch dir in Ägypten viel Erfolg.
 

Liebe Grüße, dein Joey

-----
 

Joey wollte schon auf senden klicken, als es ihm ein wenig mulmig wurde. Sollte er das wirklich Mahou schreiben? Mahou würde sich darüber sicherlich freuen. Doch bevor Joey sich entschieden hatte, hörte er, wie die Haustüre aufgeschlossen wurde. Seto kam herein, und auf dem Weg in die Küche sah er Joey auf dem Sofa sitzen – täuschte er sich oder hatte sein Gast schon wieder rote Ohren? „Hallo Joey, schreibst du schon wieder heiße Mails mit Mahou?", konnte er sich nicht verkneifen zu fragen. Seto stand so, das er, wenn er es wirklich gewollt hätte, die Mail hätte lesen können.
 

Erschrocken über Setos direkte Frage, drückte Joey die Enter Taste – und konnte folgenden Spruch lesen: Ihre Mail wurde erfolgreich verschickt. Joey schluckte heftig, jetzt war die Mail raus, dabei war er sich doch noch immer nicht sicher gewesen, ob er sie so losschicken wollte. „Was hast du gefragt?", fragte er leicht verstört. „Ob du wieder heiße Mails mit Mahou schreibst.", wiederholte Kaiba grinsend seine Frage. „Sagtest du nicht, du ziehst einen privateren Rahmen vor? Lass dich nicht stören, ich bleibe ein Weilchen in der Küche, dann könnt ihr in Ruhe weiter schreiben." Seto verharrte noch und wartete auf eine Antwort. Joey räusperte sich. „Nein, ich schreibe KEINE heißen Mails mit Mahou.", antwortete Joey mit krächzender Stimme. Wo kam die denn gerade her? Verlegen kratzte Joey sich am Kopf.
 

„Ach nein?" Seto setzte seinen Weg in die Küche fort, die Einkäufe wurden langsam schwer, er wollte sie endlich loswerden.

„Nein.", antwortete Joey mit schon wieder klarerer Stimme. „Du brauchst gar nicht so anzüglich zu grinsen."

„Nicht? Du hast aber so ausgesehen und dich eben auch so angehört.", stichelte Seto aus der Küche weiter.

„Wenn du's so genau wissen willst", antwortete Joey ein wenig aufgebracht, „Mahou wollte wissen wie weit ich mit dir schon bin – und dass ich mich zurückhalten soll, damit ich dich nicht verschrecke. Und grad eben hab ich ihm darauf geantwortet."

Seto war gerade dabei seine Einkäufe zu verstauen, ein Apfel besaß die Frechheit und rollte unter den Tisch. Seto sammelte ihn gerade auf, als er Joeys Antwort hörte. „Wie bitte?", fragte er überrascht nach, richtete sich auf und stieß sich prompt den Kopf am Tisch. Hatte er doch glatt vergessen, dass er sich noch unter diesem befand. Fluchend und sich den Kopf reibend stand er schließlich auf. „Und, was hast du geantwortet?", erkundigte er sich und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.

„Dass wir uns küssen und schon gefummelt haben.", antwortete Joey trotzig. Wenn Seto es so genau wissen wollte, dann bekam er auch die entsprechende Antwort. Dieser stöhnte. Warum waren alle so erpicht darauf, zu erfahren ob Joey und er Sex miteinander hatten? Das ging doch nun wirklich niemand etwas an. Aber vielleicht hatte er sich eben auch verhört...
 

Nein, er hatte sich nicht verhört... „Hast du auch gleich noch die Uhrzeit und Dauer mit aufgeschrieben?", wollte Seto empört wissen. „Was regst du dich so auf?" Von der Verlegenheit, die Joey vorhin noch gespürt hatte, war nichts mehr zu erkennen. „Mahou sorgt sich halt um mich, er will eben, dass es mir gut geht. Und für ihn gehörst du nun mal zu meinem Glück. Beschwer dich doch bei ihm, wenn es dir nicht passt."

„Warum ich mich aufrege? Unser – nicht vorhandenes – Sexleben ist Gesprächsthema bei Mahou und Fudo. Dieser hat mich heute auch gefragt, ob wir schon miteinander schlafen und wie ich mit deiner stürmischen Art zurechtkomme." Upps, da hatte Seto mehr erzählt als er wollte. Seto konnte genau spüren, wie sich eine verräterische Röte in seinem Gesicht ausbreitete.
 

Joeys Ärger verrauchte sofort. Meister Fudo hatte sich auch schon danach erkundigt? Verwirrt zog er seine Augenbraue in die Höhe. „Woher weiß Meister Fudo von meiner stürmischen Art?", dachte Joey laut, ohne es zu merken. „Mahou hat ihm erzählt, das du dich mit Sex abreagierst.", gab Seto zur Antwort und kümmerte sich wieder intensiv um seinen Einkäuf, den er, leider viel zu schnell, weggeräumt hatte.
 

Upps, DAS sollte Seto doch noch gar nicht wissen, am besten überhaupt nicht, inzwischen kam er ja so einigermaßen damit klar – na ja, fast – in der letzten Zeit war er ja gar nicht mehr so oft im Blue-Eyes gewesen. Joey entschied sich dafür, DAS Thema vorerst auf sich beruhen zu lassen.

„Und, was hast du Meister Fudo darauf geantwortet?", wollte Joey dann aber doch neugierig wissen. Immerhin hatte er Seto eben auch gesagt, was er Mahou geantwortet hatte. „Ich hab ihm die Wahrheit gesagt – das wir nicht miteinander schlafen.", erklärte Seto. Das Thema war ihm schon unangenehm, aber da sie nun mal schon dabei waren, fragte er nach. „Stimmt das? Das mit deiner stürmischen Art?"
 

Joey wand sich ein wenig. „Ja, es stimmte. Aber in letzter Zeit nicht mehr." antwortete er leise. „Wieso nicht mehr?" Jetzt wollte der Blauäugige es genau wissen, es sah ja so aus, als wäre er dann der Leidtragende. Joey hob den Kopf und holte tief Luft. „Ich hab noch nie mit einem anderen Mann als Mahou geschlafen, und mit Mahou war das ja auch in Ordnung so, es war halt so bei uns, aber seit Mahou auf Geschäftsreise ist... Ich hab wieder mit Fliegen angefangen.", setzte Joey nach einer Pause hinzu. „Und das hilft mir."
 

„Und wenn nicht? Willst du mich als Ersatz für Mahou?", fragte Seto leise nach. „Dich, als Ersatz?", rief Joey entsetzt. „Nein, du bist niemals ein Ersatz für mich. Seto, bitte komm auf keine falschen Gedanken.", bat Joey flehentlich. „Ich könnte nie mit dir schlafen, nur weil ich einen Ersatz bräuchte. Du bist für mich etwas ganz besonderes, etwas einzigartiges... meine große Liebe." Die letzten Worte flüsterte Joey nur noch.

Seto schloss seine Augen. „Ich weiß im Augenblick gar nicht was ich denken soll. Ich bin durcheinander... gestern Abend war ich mir sicher mit dir schlafen zu wollen, heute bin ich es nicht mehr. Ich genieße deine Nähe – und fürchte mich gleichzeitig davor. Und eigentlich weiß ich gar nicht was ich hier rede... vergiss es einfach, vergiss mich einfach."
 

Joey stand auf. „Ich könnte dich niemals vergessen, konnte es noch nie.", sagte er gefühlvoll und ging zu Seto in die Küche. „Und nicht nur du bist durcheinander. Ich hab noch nie in meinem Leben so viele Schmetterlinge in meinem Bauch gehabt, wie in der letzten Zeit mit dir. Und es fällt mir überhaupt nicht schwer auf dich zu warten.", meinte Joey liebevoll zu Seto und schaute ihn mit zärtlichem Blick an. Joeys Blick ging ihm unter die Haut, er berührte ihn tief in seinem Innern... Aber Seto war noch nicht bereit, das, was freigelassen werden wollte, auch freizulassen. Er versuchte ein Lächeln. „Du weißt doch gar nicht, auf was du dich mit mir einlässt. Wir sollten erst diesen Fall abschließen, bevor wir an irgendetwas anderes denken, meinst du nicht auch?" Wie gern würde er Joey einfach nur so in den Arm nehmen, aber er unterließ es, Seto traute sich selbst nicht über den Weg.
 

„Das weiß man nie hundertprozentig.", antwortete Joey lächelnd, „Aber ich bin bereit, mich darauf einzulassen. Doch diesen Fall sollten wir tatsächlich erst einmal abschließen.", stimmte er Seto zu. Auch wenn Joey sich über seine Gefühle für Seto im Klaren war, ihn eigentlich schon immer geliebt hatte, so sicher war Joey sich aber auch, dass Seto noch viel Zeit brauchte. Dessen Vater hatte ganze Arbeit geleistet – und DIESE Liebe hatte einfach mehr Konsequenzen für Seto, als seinerzeit ihre Kinderliebe.

„Gut, was hältst du von einem Essen, danach können wir uns ja mit dem Fall befassen. Ich hab da eh schon rumgetrödelt, in jeder Vision wird mir erzählt, dass die Zeit knapp wird. Das sollte ich mir langsam mal zu Herzen nehmen.", schlug Seto vor. Länger wollte er nicht über seine Gefühle reden, er hatte schon viel zu viel gesagt, dennoch fühlte er sich etwas besser. „Ja, Essen wär schon gut. Mein Magen hat sich schon darüber beschwert, dass ihm so gar keine Beachtung geschenkt wird.", versuchte Joey einen lockeren Ton zwischen sie beide zu bringen.

Trainingsstunden

Die nächsten Tage vergingen ruhig, Seto und Joey arbeiteten viel an dem Fall und versuchten hinter die Rätsel zu kommen, doch sie kamen nur sehr langsam voran. Immer wieder suchten sie verschiedene Tempel auf, um eventuell noch mehr über die damaligen Geschehnisse zu erfahren, doch ohne Erfolg.

Wenn sie nicht an dem Fall arbeiteten, trainierten sie viel, sie brauchten es als körperlichen Ausgleich (und als Ablenkung). Joey lernte schnell, bald schon konnten sie die Aufwärmübungen synchron machen, Seto ging nun dazu über, Joey die Technik des Verteidigens und Angreifens zu zeigen. Das brachte Joey zuerst allerhand blaue Flecken ein, denn bei jedem Angriff, selbst bei jeder Verteidigung, landete er mehr oder weniger unsanft auf dem Boden. Der Brünette war ein unerbittlicher Lehrmeister, immer wieder ließ er Joey angreifen oder griff seinerseits an. Doch bald schon zeigten sich erste Erfolge und Seto musste sich immer mehr anstrengen, den Blonden auf die Matte zu bekommen.
 

Joey überlegte sich indessen seine eigene Taktik, denn er wollte Seto endlich auf den Boden kriegen und seinen Erfolg haben. Also griff Joey Seto wieder an und während dieser sich auf die Verteidigung konzentrierte, küsste Joey ihn einfach. Davon war Seto so überrascht, dass seine Konzentration nachließ und Joey ihn zu Boden warf. Über Seto kniend meinte Joey dann triumphierend: „Geschafft! Ich hab dich ausgetrickst.“ „Seine Gegner außer Gefecht zu küssen, ist natürlich auch eine Möglichkeit. Wenn DU das bevorzugst... Mir persönlich wären die Gegner dann eindeutig zu nahe, aber du musst ja wissen, was du willst...“, entgegnete Seto trocken.
 

„Es gibt nur einen Gegner, den ich auf diese Art außer Gefecht setzen will.", meinte Joey grinsend. „Für Andere wäre mir das auch zu nah. Ich küss doch nicht jeden...", sagte Joey empört. „Ich bin also dein Gegner.", entgegnete Seto ebenfalls grinsend. Mit einer überraschenden Bewegung drehte Seto den Spieß um und Joey lag wieder unten. „Dann unterschätz mich nicht.", meinte Seto und wollte wieder aufstehen. Upps, da hatte ER jetzt nicht aufgepasst. „DU mich aber auch nicht.", grinste Joey und klammerte Seto mit seinen Beinen fest und versuchte ihn wieder auf den Boden zu drehen. Tja, das Bettgetümmel mit Mahou hatte doch auch seine guten Seiten, stellte Joey gerade zufrieden fest. Er war nämlich nicht so schwach, wie er aussah. Mahou hatte ihm nämlich gezeigt, wie er sich gegen unerwünschte sexuelle Übergriffe zur Wehr setzen konnte.
 

Aber gegen Seto kam Joey nicht wirklich an. Hatte er Seto mit dem Kuss noch auch dem Konzept bringen und damit überrumpeln können, so war Seto jetzt doch auf der Hut gewesen. Doch Joey wehrte sich redlich und so kugelten sie bald Beide auf dem Boden herum, immer darum bemüht, den anderen unter sich zu wissen. Seto schaffte es schließlich, Joey so auf den Boden zu drücken, dass dieser sich nicht mehr wehren konnte, indem er sich auf Joeys Becken setzte, mit seinen Händen dessen Schultern gegen den Boden drückte, Setos Beine lagen so auf Joeys Oberschenkel, das dieser sie nicht mehr bewegen konnte. Nach Atem ringend sahen sie sich an. „Nicht schlecht, auf DIESE Art von Verteidigung bist du also spezialisiert.", meinte Seto atemlos.
 

„Nun, man sollte auf jede Eventualität vorbereitet sein“, entgegnete Joey ebenso atemlos, „und ein NEIN auch dann noch deutlich machen können, wenn der andere auf Taub macht. Doch anders herum kann es auch ein wunderschönes..." Die letzten Worte sprach Joey lieber nicht aus, die Stimmung war gerade so entspannt. „Ein wunderschönes – was – sein? Sprich dich aus.", wollte Seto wissen, obwohl er es sich in etwa denken konnte, was Joey meinte. Aufmerksam blickte Joey in Setos blaue Augen. „Ein wunderschönes Vorspiel sein.", meinte er rau und fühlte sich auf einmal ganz kribbelig. Er war unterlegen, jetzt würde Seto das Sagen haben... So waren nun mal die Regeln...
 

Seto hatte sich vorgenommen, nicht mehr soviel Nähe zu zulassen, doch jetzt warf er alles über Bord. Zu sehr war Seto sich bewusst, dass er auf Joey saß, Flugzeuge schwirrten in seinem Bauch. Er sah in die braunen Augen, von denen er nicht genug bekommen konnte. Ehe Seto richtig merkte, was er tat, berührten seine Lippen, die von Joey. Hungrig hieß Joey Setos Lippen willkommen. Er wusste gar nicht, dass er sooo aufgeheizt war. Dieser Kuss ging Joey direkt zwischen seine Beine... Seto auf sich zu spüren und der Unterlegene zu sein... es war eine halbe Ewigkeit her, dass Joey dieses Spiel um Dominanz gespielt hatte. Doch jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher, als von Seto geliebt zu werden. Joeys Hände suchten Halt auf Setos Rücken...
 

Joeys Hände jagten Seto einen Schauer über den Rücken, seine Finger streichelten sanft Joeys Gesicht, wanderten den Hals hinunter und fanden sich schließlich auf Joeys Brust ein, strichen sacht über dessen Brustwarze. Währenddessen vertiefte Seto seinen Kuss, seine Zunge wollte die Joeys spüren und berühren. Sein Blut sammelte sich samt der Flugzeuge in seiner Körpermitte. Eine Sehnsucht erwachte in Setos Körper, die sich langsam steigerte.

Joey stöhnte wohlig auf, als Setos Finger seine Brustwarze berührten und er Setos Erektion zu spüren bekam. Seine Hände verließen ihren Platz in Setos Haaren und suchten sich langsam den Weg zu Setos Hintern und drückten Seto ganz fest an sich. Es kribbelte Joey mit einem Mal ganz ungeduldig, so sehnsüchtig war er noch nie gewesen... Diese Sehnsucht, diese erwachende Leidenschaft, diese Ungeduld, die Joey in sich spürte – unterschied sich so sehr von seiner Ungeduld nach seiner Schicht im Blue-Eyes... Joey wollte mit Seto schlafen, nichts wünschte er sich in diesem Augenblick sehnlicher...
 

Setos Hand wanderte tiefer und schob Joeys Oberteil hoch, und Joeys Hände an seinem Hintern, die ihn fest an Joey drückten, ließen ihn tief aufkeuchen. Seto küsste sich Joeys Hals herunter und schob gleichzeitig das Shirt weiter hoch. Seto schlug das Herz bis zum Hals – seine Sehnsucht wurde immer größer – und in diesem Moment wusste er, das er mit Joey schlafen wollte. Seine Zunge umkreiste eine Brustwarze, seine Finger spielten mit der anderen und glitten anschließend noch tiefer und strichen sachte über Joeys Erektion.
 

Joey stöhnte laut auf. Er wusste nicht woher, doch er war sich sicher, diesmal war es Seto ernst. Sein Herz begann zu rasen und seine Atmung beschleunigte sich. Noch nie war Joey so aufgeregt und so erregt, wie gerade eben. Er drückte sich in Setos Hand, wollte mehr von ihm spüren, wollte...

Joey fühlte sich auf einmal wie vor seinem ersten Sex, so unbeholfen... Mein Gott, er kannte doch das ganze Spektrum der körperlichen Liebe... aber eine Berührung Mahous hatte ihn nie so hilflos gemacht... ER war doch der Erfahrene, doch im Moment hatte er keine Ahnung, was er tun sollte...
 

Verblüfft stellte Seto fest, das Joeys Reaktion auf seine Berührung, seine eigene Erregung und Sehnsucht vorantrieb. Sein Herz raste und seine Unsicherheit war in diesem Augenblick verschwunden. Seto ließ sich einfach von seinen Gefühlen leiten. Voller Leidenschaft küsste er Joey wieder, während sich seine Hand unter den Hosenbund schob. Joey dort zu berühren, ließ seine Körpermitte sich sehnsuchtsvoll zusammenziehen. „Oh, Seto.", stöhnte Joey sehnsüchtig, als er Setos Finger an seiner Erektion spürte. Ein Traum wurde gerade für ihn wahr. Unruhig begann Joey sich unter Seto zu winden, als Setos Finger sich fest um den kleinen Joey schlossen und dennoch liebkosten ihn Setos Finger ganz sanft.
 

Seto glaubte schon Glocken zu hören... doch dann wurde ihm bewusst, dass es seine Türklingel war, die da so vehement läutete. Seto legte seinen Kopf kurz auf Joeys Brust. „Ich glaub das nicht.", stöhnte Seto leicht genervt. Enttäuscht schaute Joey Setos Hand hinterher, als sie sich von seinem besten Stück wieder entfernte, damit Seto zu dem Störenfried an der Haustüre gehen konnte.
 

Seto stand auf, richtete seine Kleidung und ging zur Haustür. Wer auch immer vor der Tür stand, hatte hoffentlich einen sehr triftigen Grund, so ausdauernd auf der Klingel zu stehen. Ärgerlich öffnete er die Tür und sah überrascht den Störenfried an. „Meister Fudo? Was wollt ihr so spät noch von mir?“ Meister Fudo entgegnete ungehalten: „Grünschnabel, du solltest dir die Ohren waschen! Ich stehe schon geschlagene zehn Minuten vor deiner Tür und klingle.“ „Entschuldigt, aber wir haben trainiert, da haben wir die Klingel nicht sofort gehört.“, rechtfertigte sich Seto und so ganz geflunkert war das ja auch nicht.
 

Verwundert bemerkte Seto, das Meister Fudo die traditionelle Kleidung eines Kriegers trug. „Was verschafft mir die Ehre eures späten Besuches?“ Ernst sah Fudo seinen Schüler an. „Zum einen deine Fragen, denn es wird Zeit, sie zu beantworten, zum anderen musst du heute noch eine Prüfung ablegen. Zu diesem Zweck zieh dich bitte um.“ Seto schluckte, eine Prüfung? Heute noch? Er wusste gar nicht, das er überhaupt eine ablegen sollte. „Was für eine Prüfung?“, erkundigte Seto sich dann auch. Inzwischen waren sie in Setos Trainingsraum angekommen und der Alte erklärte: „Für deine Aufgabe...“, er warf einen Blick auf Joey und verbesserte sich, „...für eure Aufgabe, benötigt ihr noch etwas. Ein Schwert – ein ganz besonderes Schwert – es steckt eine starke Macht in ihm und die werdet ihr brauchen. Der Haken ist nur, das du darum kämpfen musst, Grünschnabel. Und das nach den uralten, traditionellen Regeln, du weißt, welche ich meine.“, eindringlich sah er in die Augen Setos und Seto nickte. Er hatte verstanden.
 

Seto holte einmal tief Luft, die Regeln die Fudo meinte, bedeuteten für ihn das Ende, wenn er versagte. Schon war Seto dabei, seine Gefühle tief in seinem Inneren einzusperren, denn sie würden ihn nur stören. „Ich mache mich fertig.“, entgegnete er kühl. Da war er wieder – der kalte, unnahbare Seto Kaiba. Seto verschwand kurz im Bad, machte sich frisch und kehrte wieder in sein Dojo zurück, um im Nebenraum zu verschwinden. Hier bewahrte Seto seine traditionelle Kriegerkleidung auf.
 

Während Seto sich nun umzog, stellte er seine Fragen an Fudo. „Warum sollte ich meine Kette ablegen? Ihr hattet sie mir doch geschenkt.“, begann Seto mit seinen Fragen. „Das hatte ich, denn sie war für dich bestimmt, doch jetzt wurde sie zu einer Gefahr für dich. Ich glaube, das der Drache, der dich töten wollte, hinter dieser Kette her war.“ Verblüfft hielt Seto in seiner Bewegung inne. „Der Drache war hinter meiner Kette her? Aber warum?“
 

„Das, Grünschnabel, kommt daher, weil dein Medaillon, jenes ist, bei dem die böse Macht gewirkt hat.“ Nach einer kleinen Pause, redete der Alte weiter. „Dadurch hast du auch die Verbindung zu dem Drachen und seinem Herrn. Die ganze Magie, die in diesem Medaillon wohnt, hat dich in die Lage versetzt, gravierende Dinge in der Gegenwart zu sehen, etwas in die Zukunft zu blicken und vor allem die Magie zu spüren. Daher auch deine Visionen.“, schloss Meister Fudo seine Ausführungen.
 

Joey hörte überrascht, was der Meister seinem Schüler erzählte. Das Medaillon war für Seto bestimmt? Es war das mit der bösen Macht? Doch nicht etwa das aus Mahous Buch? War seins dann am Ende das Gegenstück? Und was war das für eine Aufgabe, die sie zu erfüllen hatten, und für die Seto extra noch eine Prüfung ablegen musste? Und warum schaute Seto auf einmal wieder so ernst?

Das waren auf einmal ein paar Fragen zuviel, entschied Joey, Ob er den Alten danach fragen konnte? Und was hatte dieser eigentlich mit Mahou zu schaffen?

Joey kratzte sich am Kopf, während er darauf wartete, dass die Beiden aus dem Nebenraum wiederkamen.
 

Joey bekam große Augen, als Meister Fudo und Seto aus dem Nebenraum traten. Alle Fragen, die ihm eben noch im Kopf herumschwirrten, waren vergessen. „Du siehst aber toll aus.", meinte er ehrfürchtig zu Seto. Interessiert beobachtete er Seto und Meister Fudo, wie sie gegenüber in Stellung gingen. Der Alte griff an und nach drei Schwerthieben zog er sich wieder zurück. Dieser erste Angriff, war kein Problem für Seto, geschickt wich er den Hieben aus und griff nun seinerseits an. Es war erst nur ein harmloses Spiel der Beiden – sie wärmten sich sozusagen auf.
 

Ok, das hatte Joey schon mal bei Seto gesehen. Unbewusst folgte sein Körper jeder von Setos Bewegungen – als Seto sich verbeugte, verbeugte Joey sich auch... und ebenso nahm er die Kampfstellung ein. Joey folgte Setos Schritten und führte ein imaginäres Schwert in seinen Händen. Vollkommen konzentriert war Joey bei der Sache – so sehr, dass er nicht bemerkte, als plötzlich Meister Fudo ihm gegenüberstand. „Na, da kann es aber einer überhaupt nicht erwarten, auch endlich an die Reihe zu kommen.", lächelte der Altmeister.

„Grünschnabel, wart einmal, ich ändere die Prüfung etwas um. Zieh deine Rüstung aus, und gib sie Joey. Hilf ihm beim Anlegen, und dann hol die beiden Shinnais.", befahl er seinem Schützling. Seto tat wie ihm aufgetragen wurde, er half Joey in die Rüstung und gab ihm noch Ratschläge. Wohl war ihm bei der Sache nicht, da er wusste, dass dieser Kampf durchaus tödlich für einen der beiden Teilnehmer enden konnte.
 

Joey war auf einmal ganz ruhig. Ein nie gekanntes Gefühl durchströmte Joeys Körper, als er die Rüstung spürte, fremd und doch auch vertraut. Konzentriert wartete er darauf, was Meister Fudo von ihm wollte. Ehrfurchtsvoll nahm er das Shinnai aus Seto Hand entgegen und ging in Kampfposition. Meister Fudo begann, wie gerade vorher mit Seto, mit Joey den Kampf. Er wollte austesten, ob Joey wirklich so talentiert war, wie es eben ausgesehen hatte. Joeys Bewegungen waren so geschmeidig gewesen, als er seinen Schattenkampf führte, dass Meister Fudo herausfinden wollte, ob er wirklich so gut war, wie es gerade ausgesehen hatte..
 

Meister Fudo war überrascht, wie geschmeidig Joeys Bewegungen immer noch waren. Er war geschickt im Ausweichen, und auch seine Angriffe waren auf eine gewisse Art und Weise durchdacht. „Sag mal Grünschnabel", wandte Fudo sich zwischendrin an seinen Schüler, „ihr habt doch nicht etwa schon etliche Kampfrunden hingelegt?" Er musste sich vergewissern, bevor er das, was er gerade vermutete, prüfen wollte. „Doch natürlich, ihr habt uns vorhin gerade dabei gestört.", gab Seto Auskunft. Es freute Seto zu sehen, wie Joey sich bewegte – er hatte schnell und viel gelernt. Das Schwert hatte Seto ihm nur noch nicht gegeben, damit Joey nicht übermütig wurde. Jetzt war er neugierig wie sich Joey in einem richtigen Kampf schlagen würde.
 

„Auch mit dem Shinnai?" Ernst blickten die grünen Augen des Meisters Seto an. „Nein, damit noch nicht. Joey war noch zu ungeduldig." Seto blickte genauso ernst zurück. „Das kann ich gut verstehen", nickte der Lehrmeister. „Sein Blut drängt danach zu kämpfen. Gib ihm bitte dein Katana und du wirst es sehen.", forderte der Älteste ihn auf. Seto ging zu Joey, reichte ihm sein Katana und nahm das Shinnai entgegen, ebenso das von Meister Fudo. Dann zog Seto sich wieder zurück, aber nach wie vor hatte er seine Gefühle tief in seinem Innern verschlossen und diesmal würden sie dort auch bleiben.
 

Joey tauschte ehrfürchtig das Shinnai gegen das Katana. Zärtlich und liebevoll wiegte er es in der Hand und führte einige Probeschläge aus, um das Schwert zu erspüren – und zu fühlen, wie es in seiner Hand lag.
 

„Jetzt hör mir genau zu, denn ich sage nie etwas zweimal.", begann Meister Fudo. „Du hast nur eine Aufgabe: Besiege mich – und das Schwert, welches ich jetzt habe, ist dein. Du darfst nur die stumpfe Seite gegen mich wenden, das ist die einzige Regel. Hast du noch eine Frage, dann stelle sie jetzt." Joey schluckte, ein unbändiges Hochgefühl durchströmte seinen Körper. „Wann gelten sie als besiegt, Meister Fudo?" „Wenn du mich entwaffnet hast. Können wir jetzt beginnen?" Meister Fudo sah Joey aufmerksam und ernst an.
 

Joey und Meister Fudo gingen in Aufstellung und dann begann ihr Kampf. Joey griff Meister Fudo an, doch der Altmeister ließ sich nicht so einfach entwaffnen. Ein kleiner Schritt nach links, eine leichte Drehung nach rechts... Joey musste sich anstrengen. Doch seine Wangen glühten förmlich von Konzentration, Freude und Erregung. Immer wieder versuchte Joey an die Schwerthand von Meister Fudo zu gelangen, doch der Alte war überraschend wendig. Doch mit einem Mal begann Meister Fudo sich nicht mehr nur zu verteidigen, sondern Joey auch anzugreifen. Nun hatte Joey schon wesentlich mehr zu tun, er musste sich verteidigen und gleichzeitig versuchen Meister Fudo zu besiegen.
 

Meister Fudo versuchte Joey auszutricksen, doch Joey schaffte es jeder seiner Finte auszuweichen. Fudo war begeistert. Joey war wirklich der Erbe Jonos, und Jono war der beste Schwertkämpfer, den Fudo in seinem Leben kannte. Je länger der Kampf dauerte, desto sicherer wurden Joeys Bewegungen, und umso mehr musste Fudo sich anstrengen...

Joey griff Meister Fudo aus jeder erdenklichen Position heraus an, die ihm einfiel – er machte sich keinerlei Gedanken darüber, woher er sein Wissen bezog, doch er war sich in seinem Handeln absolut sicher... Je länger der Kampf dauerte, umso so heißer wurde es Joey – sein Wunsch Meister Fudo zu besiegen und den Preis für sich zu gewinnen, trieben ihn immer stärker an, ließen seine Schläge immer kräftiger werden. Joeys Herz schlug immer schneller, und doch schaffte er es seine Atmung unter Kontrolle zu behalten. Das Training mit Seto war gar nicht so schlecht gewesen, stellte Joey anerkennend fest.
 

Joeys Bewegungen wurden immer schneller, immer sicherer und mit einem Mal erkannte er Fehler in Fudos Deckung. Er wartete noch ein paar Schläge und Treffer ab, und als er sich sicher war, nutzte er den erkannten Verteidigungsfehler von Meister Fudo aus, und schlug ihm die Waffe aus der Hand.

Atemlos und mit leuchtenden Augen stand Joey dem Meister gegenüber und schaute ihn erwartungsvoll an. Meister Fudo holte das Katana zurück und reichte es Joey.
 

„Du hast es tatsächlich geschafft, Jungspund, jetzt wird sich zeigen, ob du des Schwertes würdig bist oder nicht – los, greif mich wieder an, und töte mich – wenn du kannst."

Scherbenhaufen

Scherbenhaufen
 


 

Seto beobachtete die beiden Kämpfer, neidlos erkannte er Joeys Talent an. Eine leise Stimme hinter ihm lachte – blitzschnell fuhr Seto herum und starrte in die Dunkelheit des Nebenraumes. Seto konnte eine vage Gestalt mit wirren, weißen Haaren ausmachen, diese Gestalt kannte er doch. „Was willst du hier?“, fragte Seto kalt. Diese Visionen wurden immer skuriler. „Dich besuchen“, grinste die Gestalt. „Durch die Magie MEINES Medaillons siehst du MICH, das heißt aber auch, dass ich DICH sehen kann, in meinen Träumen. Es ist ein Weg in BEIDE Richtungen. Hat Mahou dir das nicht gesagt?“, erklärte die Gestalt ganz ruhig. „Mahou?“, jetzt war Seto verwirrt, „Ich habe die Kette von Fudo erhalten.“, stellte Seto richtig. Der Weißhaarige lachte. „Weißt du es wirklich noch nicht? Mahou, Fudo und Toki sind ein und dieselbe Person, der Zauberer der Zeit.“ Ungläubig blickte Seto sein Gegenüber an. „Du hast es nicht gewusst? Ha, dann sag ich dir noch was. Wenn er gewollt hätte, hätte er deinen Bruder schon längst finden und zurückholen können, aber er hat sich lieber mit seinen eigenen Interessen befasst.“
 

Er deutete auf Joey. „Dem gilt sein wirkliches Interesse. Warum glaubst du wohl, hast DU mein Medaillon bekommen? Es hat deine Wut gefördert und Mahou hat es gewusst. Er wollte durch dich das kämpferische Blut deines Freundes erwecken, nichts anderes hatte er im Sinn. Sieh ihn dir an – haben seine Augen jemals so ausgesehen, wenn er mit dir gekämpft hat?“, flüsterte der Weißhaarige Seto zu. Seto sah seinem Meister in die Augen – nein, so einen Blick hatte er tatsächlich noch nie bei ihm gesehen.
 

Die Gestalt trat nun ganz dicht an Seto heran und flüsterte in sein Ohr. „Mahou hat nie ein ernsthaftes Interesse an dir gehabt – du bist für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Er hat sein Ziel erreicht und hat dich, wie eine heiße Kartoffel, fallen gelassen. Solltest nicht DU kämpfen? Hatte er das nicht gesagt? Dann hat er gesehen, dass das Blut seines alten Weggefährten erwacht ist und du bist unwichtig geworden. Genauso sieht es der Blonde.“ Seto schüttelte den Kopf. „Nein, Joey sieht es nicht so.“ flüsterte er. „Wer, glaubst du, hat euch denn immer wieder gestört? Frag Mahou doch, wenn du mir nicht glaubst.“ Mit einem leisen Lachen verschwand die Person wieder.
 

Stöhnend lehnte sich Seto an den Türrahmen, in seinem Kopf drehte sich alles, die Worte wirbelten durcheinander. Er hielt sich die Schläfen – das war nicht wahr. Die Worte die er eben hörte, durften nicht wahr sein. Sein Leben sollte so hart verlaufen sein nur für die Bedürfnisse eines Mannes?
 

~~~
 

Irritiert nahm Joey das Katana aus Meister Fudos Hand entgegen und schaute ihn unschlüssig an. Das war wohl gerade ein Scherz, oder? Das Meister Fudo nicht scherzte bekam Joey jedoch ganz schnell mit, denn er griff ihn ziemlich heftig an. Seine Schläge kamen wesentlich heftiger und präziser, als vorher. Ohne nachzudenken reagierte Joey und wehrte die Schläge des Altmeisters ab, doch gerade eben so. Joeys Atmung ging heftig und irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieser Kampf ganz andere Voraussetzungen hatte... Fudo schrieb eine ganz andere Handschrift...

Er vermittelte Joey ein ganz anderes Gefühl... das Gefühl der Gefahr... Gefahr für sein Leben...
 

Joey begann um sein Leben zu kämpfen, erst verwirrt noch, da er es erst nicht so recht glauben wollte, aber dieser Kampf war nicht einfach nur eine sportliche Herausforderung... wenn er leben wollte, dann musste Joey kämpfen und seinen Gegner besiegen – und töten. Joey schauderte bei dem Gedanken, er hatte noch nie einen Menschen willentlich verletzt (wenn es sein musste, schrieb er eine kräftige Handschrift), geschweige denn getötet. Und doch tobte ein tödlicher Kampf im Trainingsraum Seto Kaibas.
 

Keiner der beiden Kämpfenden analysierte noch den Kampfstil des Anderen, am ehesten war noch Meister Fudo dazu in der Lage... Joey kämpfte schon längst nur noch aus Instinkt... Sie schlichen um einander herum und versuchten sich einen Vorteil heraus zu erkämpfen... nach einer Zeit der Ruhe folgte eine Zeit des schnellen Handelns... Joey war immer noch in der Defensive, Meister Fudo hatte immer noch einen leichten Vorteil auf seiner Seite...
 

Joey spürte, dass er dem Kampf nicht mehr lange würde standhalten können, seine Arme und Lungen schrieen schon vor Schmerzen – und Erschöpfung machte sich in ihm breit – am liebsten würde er sich in die Ecke setzen und einen Augenblick verschnaufen...
 

„Halt durch... du schaffst es... lebe... lebe für mich...“, flüsterte ihm eine Stimme liebevoll zu.
 

Joey schloss kurz seine Augen, konzentrierte sich und führte seinen letzten Angriff gegen Meister Fudo... Von der Wucht seines Angriffes überrascht, wich Meister Fudo zurück, stolperte und fiel auf seinen Rücken. Mit einem undeutbaren Blick schaute Meister Fudo auf zu Joey.
 

Schwer atmend stand Joey über Meister Fudo, einen Fuß auf Meister Fudos Schwertarm und die Spitze der Klinge seines Katanas am Hals des Alten Mannes. Joey drückte leicht zu, doch dann seufzte er auf und zog sein Katana zurück. „Ich kann es nicht.", sagte er beschämt. Selbst wenn es ihn jetzt sein Leben kosten würde, er konnte den Alten Meister seines Freundes doch nicht töten. Rückwärts entfernte er sich von Meister Fudo. „Du Narr", zischte Fudo, „meinst du, dein Gegner würde dein Leben verschonen?" Und griff Joey erneut an. Mit letzter Kraft und einer letzten Drehung traf Joey Fudo am Arm und entwaffnete ihn dabei gleichzeitig. Das Katana flog durch den Raum, Joey sprintete dorthin und nahm es an sich, damit Fudo es sich nicht mehr greifen konnte.
 

Meister Fudo hielt sich lächelnd den Arm. „Grünschnabel, hol mir mal was zu verbinden.", wandte Fudo sich in gewohnter Art und Weise an Seto. Sich seinen Arm verbindend, wandte Meister Fudo sich an Joey. „Gratuliere, du hast die Prüfung bestanden, du hast mich nicht getötet, obwohl du es konntest, dein gutes Herz hat den Sieg davon getragen, und auch als ich dich noch einmal angegriffen habe, hast du mich nur entwaffnet."
 

Der Kampf war zu Ende, Joey hatte gewonnen, doch Seto konnte sich nicht darüber freuen – nicht, das er es ihm nicht gönnte, aber die Fragen, die in seinem Kopf waren, wollten beantwortet werden. Seto ging auf Fudo zu, er fühlte sich seltsam leer, als er seinem Meister in die Augen sah.

„Ist es wahr, dass ihr mir meinen Bruder hättet längst zurückbringen können, wenn ihr es nur gewollt hättet... Mahou?“, fragte er tonlos. Aufmerksam sah Seto in das Gesicht des alten Mannes, der in diesem Augenblick aber nur äußerlich alt war, nicht in seinem Blick und schon gar nicht in seinen Bewegungen.
 

Joey ließ die Schwerter fallen und wurde kalkweiß. Hatte Seto gerade eben Mahou gesagt?
 

„So, so, du weißt also wer ich bin und kennst meinen richtigen Namen?“, lächelte Mahou und nahm seine wahre Gestalt an. „Ich hätte mich wohl um deinen Bruder kümmern sollen, aber ich hatte keine Zeit dazu. Zur Zeit der Entführung deines Bruders war das Böse gerade erwacht und ich musste mich auf die Suche der Himmelskinder machen. Als ich wusste, wo das Böse war, und herausgefunden hatte, dass du das eine Himmelskind warst, musste ich mich erst einmal um dich und deine Verletzungen kümmern. Ich hatte keine Zeit mich auch noch um deinen Bruder zu kümmern, denn das zweite Himmelskind hatte ich noch nicht gefunden.“ Mahou atmete noch einmal ein. „Und als ich euch Beide gefunden hatte, musste ich euch ja auch auf eure Aufgabe vorbereiten und euch mit euren Kräften vertraut machen.“
 

Seto nickte, aber er glaubte Mahou nicht. „Ich war siebzehn, als ich euch kennen gelernt habe, zu meinem achtzehnten Geburtstag habt ihr mir diese Kette geschenkt. Wollt ihr mir wirklich erzählen, dass ihr in all den Jahren keine Zeit für meinen Bruder hattet? Ist es nicht eher so, dass ihr euch viel lieber euren eigenen Bedürfnissen gewidmet habt? Lügt mich nicht an, ich denke, ich habe die Wahrheit verdient." Seto war aufgebracht. „Habt ihr mir dieses Böse Medaillon gegeben um meinen Zorn und meinem Hass zu verstärken? Habt ihr mich nur trainiert, um sein kämpferisches Blut zu wecken?“ Bei seinen letzten Worten deutete er auf Joey. Gespannt wartete Seto auf die Antwort.
 

„Du warst so verletzt und so voller Wut, ich konnte dich nicht alleine lassen. Ich hatte viel damit zu tun, dich und deine Wut in den Griff zu bekommen, und dir zu zeigen, wie du damit umgehen musst. Du musstest lernen anderen Menschen wieder zu vertrauen. Glaub mir bitte, ich hatte wirklich keine Zeit, um nach deinem Bruder zu suchen. Und auf Joey musste ich ja auch aufpassen.“, hoffte Mahou Seto zu beruhigen.
 

Joey hörte mit wachsendem Unglauben zu. War er nicht sechzehn, als er Mahou kennen lernte?
 

„Und darum habt ihr mir ein Schmuckstück gegeben, das meine Wut noch gefördert hat?", bestand Seto auf einer Antwort. „Und sagt jetzt nicht, ihr hättet es nicht gewusst. Ihr habt es genau gewusst.", fügte er bitter hinzu. Mahou begann sich zu winden. Das ganze nahm Formen an, die er nicht voraus gesehen hatte. Ja, er rechnete damit, dass die Beiden nicht gerade erfreut darüber wären, wenn sie die Wahrheit erführen, aber er hatte so die ungefähre Ahnung, dass das Böse seine Finger mit im Spiel hatte.

„Einer musste doch das böse Medaillon bekommen...“ Mahou fühlte sich gerade ziemlich unbehaglich. So von Seto festgenagelt zu werden lag nicht in seiner Art. „Ja, ich hab es gewusst. Aber ich war doch immer in deiner Nähe, um dir helfen zu können.“, versuchte Mahou zu erklären.
 

„Nein...", sagte Seto, „...das glaube ich euch nicht. Ihr wusstet genau, was mir helfen würde. Ihr kanntet meine Gefühle, ich habe euch vertraut. Und jetzt muss ich erkennen, dass ihr nie wirkliches Interesse an mir hattet. Ich war nur ein Mittel zum Zweck." Eine tiefe Enttäuschung, war in seinen blauen Augen zu erkennen. Die Erkenntnis, nicht einmal Fudo wichtig gewesen zu sein, ließ etwas in seinem Inneren zerbrechen. Seto hob sein Katana auf, setzte die Klingenspitze auf dem Boden auf und bog die Klinge soweit, bis sie schließlich zerbrach. „Ihr habt mir alles genommen, ich brauche das hier auch nicht mehr." Als er seinen Blick hob, war dieser leer, der Glanz seiner Augen war verschwunden.
 

Wütend ging Joey auf Mahou zu. „Schau mir mal in die Augen“, sagte er gefährlich leise. Mahou wagte nicht ihm zu widersprechen. Außerdem liebte er den Blick in diese Augen. Doch was Mahou nun zu sehen bekam, ließ ihn erschauern. Er hatte in den haselnussbraunen Augen noch nie blanke Wut gesehen. „Wie kannst du es wagen, Seto so zu verletzen? Er, der außer dir niemanden mehr hatte?“ Joey blickte zwingend in die grünen Augen Mahous. Ja, diese Augen kannte er, er kannte sie nur zu gut, und jetzt verstand er auch den uralten Blick, den er manchmal zu sehen geglaubt hatte.
 

„Und wie kannst du sagen, dass du mich erst noch suchen musstest, als du Seto gefunden hattest? Wenn ich mich nicht falsch erinnere, war ich gerade sechzehn geworden, als ich dich kennen lernte.“ Joey versuchte seine Wut zu zügeln. „Ich hätte dich doch töten sollen.“, flüsterte er Mahou ins Ohr, bevor er sich von ihm abwandte. „Komm Seto, wir gehen. Ich ertrag seine Gegenwart nicht länger.“ Nur seine Wut hielt seine Tränen zurück, denn auch er fühlte sich von Mahou verraten.
 

Seto nahm Joeys Reaktion nicht wirklich wahr, erst als sie im Wohnzimmer standen befreite er sich von Joeys Griff. „Du brauchst mich nicht mehr, geh wenn du willst. Es ist sowieso alles egal." „Nichts ist egal, du bist nicht egal, du bist MIR nicht egal.“, antwortete Joey den Tränen nah und immer noch wütend auf Mahou. „Und wer sagt, dass ich dich nicht brauche?“, flüsterte Joey mit einem Kloß im Hals.
 

Seto ließ sich auf das Sofa fallen, lehnte sich zurück und schloss seine Augen. Vor ein paar Stunden noch, war er glücklich – ja, das war er wirklich. Und jetzt war nichts mehr davon übrig – nur ein einziger Trümmerhaufen.
 

Ebenso fertig wie Seto, ließ Joey sich neben seinen Freund fallen. Er war vollkommen erschöpft, eben erst merkte er, wie anstrengend die Kämpfe mit Fudo – Mahou – korrigierte er sich selbst, waren. Er hatte zwar ein Katana gewonnen, doch einen Freund dafür verloren. Und mit ganz viel Glück, dachte Joey sarkastisch, auch noch einen zweiten. Der Seto neben ihm machte ihm Angst. So tote Augen...

Zögernd streichelte Joey über Setos Arm. Er war ja richtig kalt.
 

Die warme streichelnde Hand erreichte Seto nicht – er war zu weit weg. Er bemerkte auch die Tränen nicht, die ihm inzwischen herunter rannen. Er fühlte sich nur noch ausgebrannt und leer, nichts war mehr in ihm.
 

Joey bekam immer mehr Angst um seinen Freund. Verflogen war alle Wut auf Mahou, und seine eigene Enttäuschung. Er wollte nicht noch einen Freund verlieren, und diesen hier schon gar nicht. Er hatte ihn doch gerade erst wieder gefunden. „Seto... Seto... schau mich an, bitte...“, flehte Joey und auch seine Tränen flossen, doch Joey bemerkte es ebenso nicht. Nur von Ferne hörte er, wie eine Tür ins Schloss fiel, als er sich um seinen gebrochenen Freund kümmerte.

Seto hörte eine Stimme die ihn rief, er öffnete die Augen und sah in die Richtung, doch sein Blick blieb leer. Er war müde grenzenlos müde, er wollte nur noch schlafen und nichts um sich herum mehr wahrnehmen.
 

Seto war so kalt... Joey fröstelte es bei dieser inneren Kälte, die Seto verströmte. „Komm, ich bring dich in dein Bett.“ Fürsorglich half Joey dem Willenlosen auf und führte ihn in sein Zimmer und brachte ihn zu Bett. Er zog ihm seine Kleidung bis auf die Boxer aus und deckte ihn liebevoll zu. Erst jetzt wurde Joey bewusst, dass er immer noch die Rüstung trug. Er zog sich die Rüstung aus und brachte sie zurück in den Trainingsraum. Fast erstaunt erkannte er, dass Fudo, nein Mahou, das Katana hatte liegen lassen. Er hatte damit gerechnet, es nicht mehr vorzufinden.
 

Joey ging kurz unter die Dusche und als er im Bad fertig war, schaute er noch einmal nach Seto. Er war immer noch so entsetzlich kalt, grad so, als wollte er nicht mehr leben... Sorgenvoll legte er sich zu Seto und hoffte, ihn mit seinem Körper ein wenig wärmen und ins Leben zurückholen zu können.
 

Unbewusst zitterte Seto am ganzen Leib, die Decke wärmte ihn nicht wirklich. Im Laufe der nächsten Stunden, wurde Seto langsam wieder wärmer und als er erwachte, bemerkte er Joey, der sich ganz dicht an ihn geschmiegt und einen Arm um ihn gelegt hatte. Die Geschehnisse der vergangenen Nacht kamen Seto wieder in den Sinn. Immer noch war er innerlich tot, aber er beschloss zu funktionieren und seine Aufgabe zu erfüllen – sollte er dabei sein Leben verlieren, war es auch egal. Vorsichtig befreite Seto sich aus Joeys Umarmung, begab sich ins Bad, duschte und machte Frühstück. Auf den ersten Blick schien alles normal zu sein, doch es fehlte in seinen Augen immer noch der alte Glanz.
 

Joey erwachte, weil es kühl an seiner Seite wurde und außerdem drückte seine Blase. Erschrocken erkannte er, dass er allein in Setos Bett lag. Hoffentlich hatte Seto nichts Unbedachtes getan. Wie der Blitz sprang Joey aus Setos Bett und vernahm mit Erleichterung Geräusche des täglichen Lebens. Jemand war in der Küche und bereitete Frühstück zu, wie er am Geruch des frisch aufgebrühten Kaffees erkennen konnte. Joey war sich sicher, Seto in der Küche vorzufinden, also gab er dem Drängen seinen Körpers nach, und stattete dem Badezimmer einen Besuch ab, bevor er sich kurz etwas überzog und in die Küche ging.
 

„Guten Morgen.“, begrüßte Joey Seto, als wäre es ein ganz normaler Morgen.

„Guten Morgen.", erwiderte Seto den Gruß. „Hunger?" Seto sah Joey abwartend an.

„Ja, ziemlich.“, stellte Joey überrascht fest und nahm sich eine Tasse frischen Kaffee.

„Kein Wunder, so wie du gestern gekämpft hast.", bemerkte Seto nebenbei. „Wie fühlst du dich heute?", wollte er nun wissen.

„Zerschlagen.“, antwortete Joey und setzte sich zu Seto an den Tisch.
 

„So hatte ich mich...", Seto unterbrach sich kurz und fuhr dann fort, „... das gibt sich irgendwann. Was wirst du nachher tun?" Joey brauchte ihn nicht mehr, er konnte gehen wenn er wollte, und so rechnete Seto auch damit, dass Joey bald aus seinem Leben verschwinden würde.

Joey blickte Seto verwundert an. „Was für eine Frage, dir in der Küche helfen und dann versuchen, dir bei deiner Arbeit zu helfen. Wieso?“ Seto klang so seltsam, fast so, als... Nein, daran wollte er lieber nicht denken, und doch musste Joey sich davon überzeugen, ob seine Befürchtung stimmte. „Willst du, dass ich gehe?“ Beinahe angstvoll stellte Joey seine Frage und schaute Seto bangend an. Er WOLLTE nicht gehen, dafür fühlte er sich in Setos Nähe viel zu wohl, und er KONNTE nicht gehen, Seto brauchte ihn doch... gerade jetzt...
 

„Du kannst jetzt gut auf dich selbst aufpassen, besser als ich es jetzt könnte. Es gibt keinen Grund zu bleiben, auch keinen zu gehen. Es ist deine Entscheidung, ...ich habe meinen Zweck erfüllt." Bei seinen letzten Worten kam die unendliche Traurigkeit zum Vorschein, die Seto beherrschte.

Joey brach es bei Setos Worten fast das Herz. „Du hast WAS?“ Er wollte nicht glauben, was Seto gerade von sich gab.

„Und nur damit du es weißt, ich brauche keinen Babysitter. Ich bin hier, weil du es mir angeboten hast.“ Joey schaute Seto traurig in die Augen. „Ich hatte mich riesig gefreut, dass du es warst, der mich aufgenommen hat... ich hätte auch gut in ein Hotel gehen können.“, fügte Joey leise hinzu.
 

„Stimmt, du bist hier, weil ich es so wollte, weil ich es nicht hätte ertragen können, wenn dir etwas zustößt. Du warst doch gestern dabei... hast doch gehört, was gesprochen wurde... Ich hab dich gern in meiner Nähe, ich habe mich wohl gefühlt, ich wollte dich spüren... doch da ist jetzt nichts mehr, ich kann diese Gefühle nicht wieder finden... ich will nicht das zu gehst... aber ich kann dir nichts an Gefühlen geben... verstehst du?" Seto war verzweifelt.

Verzweiflung und Traurigkeit, sollten das alle Gefühle sein, die übrig geblieben waren?
 

„So lange du mich nur nicht von dir fortschickst...“ Joey nahm Setos Hände und hielt sie ganz fest. „Wenn ich dich trösten darf, dich lieben darf... nicht so, wie du grad denkst... wenn ich einfach bei dir bleiben darf... Mehr will ich nicht von dir.“ Joey schaute Seto fest in die Augen. „Schick mich nur nicht weg...“, flüsterte Joey leise.

Joeys braune Augen schienen etwas in Setos Inneren zu berühren, doch er konnte es nicht fassen. Seto erwiderte Joeys Händedruck. „Ich will nicht das du gehst.", sagte Seto mit erstickter Stimme. „Ich will auch nicht gehen, ich will bei dir bleiben... für immer, wenn du willst.“, flüsterte Joey dankbar mit einem dicken Kloß im Hals, und Tränen standen ihm in seinen Augen.
 

„Ach Joey, über das 'immer' sollten wir uns erst Gedanken machen, wenn wir die Sache mit dem Drachen lebend überstanden haben.", erwiderte Seto erleichtert und versuchte seine Tränen zu bekämpfen. „Ja“, nickte Joey glücklich, „das machen wir. Erst mal müssen wir überleben. Ach Seto... ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren, und dann hätte Timiat gewonnen.“ Joey liefen die Tränen nur so übers Gesicht, aber das war ihm egal, nun, da alle Anspannung und Furcht von ihm abgefallen war. „Und wir werden auch Mokuba wieder finden, das verspreche ich dir.“

Seto zog Joey an sich. „Wer muss nun wen trösten?", fragte er leise. „Du mich und ich dich.“, lächelte Joey glücklich und bekam einen fürchterlichen Schluckauf.
 

Seto lächelte zwar, doch die Traurigkeit blieb. Es änderte nichts an der Tatsache, dass etwas in ihm zerbrochen war. Vielleicht konnte das irgendwann wieder heilen. Er hoffte nur, dass er dafür lange genug lebte.

Ruhe vor dem Sturm

Wütend kam Joey auf ihn zu. „Schau mir mal in die Augen“, sagte Joey gefährlich leise. Mahou wagte nicht ihm zu widersprechen. Außerdem liebte er den Blick in diese Augen. Doch was er nun zu sehen bekam, ließ ihn erschauern. Mahou hatte in den haselnussbraunen Augen noch nie blanke Wut gesehen. „Wie kannst du es wagen, Seto so zu verletzen? Er, der außer dir niemanden mehr hatte?“ Mahou fühlte sich dem zwingenden Blick Joeys unbehaglich ausgesetzt.
 

„Und wie kannst du sagen, dass du mich erst noch suchen musstest, als du Seto gefunden hattest? Wenn ich mich nicht falsch erinnere, war ich gerade sechzehn geworden, als ich dich kennen lernte.“ Mahou zuckte unter den Vorwürfen Joeys zusammen. Doch noch mehr traf es ihn, was Joeys Stimme in sein Ohr flüsterte. „Ich hätte dich doch töten sollen.“, flüsterte Joey ihm ins Ohr, bevor er sich von ihm abwandte. „Komm Seto, wir gehen. Ich ertrag seine Gegenwart nicht länger.“
 

Stolz blickte Mahou Joey hinterher – er hatte sich wirklich zu einem richtigen Mann gemausert. Ja, wenn der Ansporn der richtige war... dann wuchs man schnell über sich hinaus... Doch für ihn wäre Joey niemals zu diesem Mann geworden, dachte Mahou bitter. Für ihn hätte Joey sich niemals so eingesetzt...
 

Enttäuscht starrte Mahou auf das zerbrochene Schwert – er hatte es geliebt, immerhin hatte er es einst von seinem Vater bekommen... zu seiner

Volljährigkeitsfeier... Wie stolz war Mahou gewesen, als er das Schwert aus den Händen seines Vaters entgegen genommen hatte... Er hatte Seto das

wertvollste aus seinem Leben gegeben, dass er noch besaß, und nun war es zerstört...
 

Der Grund, weshalb dieses Schwert nun zerbrochen auf dem Boden lag, kam Mahou wieder in den Sinn... Seto fühlte sich von ihm verraten... Aber warum?

Mahou stand immer noch so da, wie die Beiden ihn zurückgelassen hatten. Warum war Seto nur so wütend auf ihn? Nur, weil er nicht nach seinem Bruder gesucht hatte? Das war doch ganz nebensächlich gewesen...

Nach einiger Zeit erkannte Mahou, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte, als er Mokubas Weg nicht im Auge behalten hatte... Er wusste wirklich nicht, wo Mokuba war, wo er lebte und wie er sich entwickelt hatte... ein fataler Fehler, wurde es Mahou mit einem Mal siedendheiß bewusst.
 

Aber wie konnte er auch ahnen, dass er sich so hemmungslos in Joey verlieben würde? In seine fröhliche, ungezwungene Art? Und seit Joeys achtzehntem Geburtstag war er ihm gänzlich verfallen – dass Joey sich so hemmungslos auf seine Liebe einlassen würde, hätte Mahou nicht erwartet...

Setos Charakter war wesentlich schwieriger gewesen, mit ihm hatte er wirklich Arbeit gehabt, es war sehr schwer gewesen, Setos Vertrauen zu erlangen, seine Wut und seinen Hass auf alle Menschen langsam abzubauen... Er konnte sich in Bezug auf Seto wirklich nichts vorwerfen, dachte Mahou...

Wirklich? Erste Zweifel kamen in ihm auf...
 

Als Meister Fudo kümmerte Mahou sich um Setos Wut und Hass, und um seine Ausbildung – als Toki kümmerte er sich um Setos mitmenschlichen Umgang und wurde so etwas wie eine Vertraute für Seto, doch was Joey bei Seto bewirkte, das schaffte Mahou nicht... vielleicht, weil er nicht mit dem Herz bei der Sache war, gestand er sich beschämt ein...

Als Joey sich schließlich so absolut vorbehaltlos auf ihn eingelassen hatte, wollte er seine ganze freie Zeit nur noch mit ihm verbringen – und so hatte Mahou ganz verdrängt, und schließlich vergessen, dass er Mokuba suchen musste... Immerhin war Mokuba der jenige welche...

Aber dass gerade dieses Versäumnis ihn so aus der Bahn werfen sollte, damit hatte Mahou gewiss nicht gerechnet. Woher Seto seine Kenntnis hatte, war absolut zweitrangig, wenn sich Mahou auch denken konnte, wer das Vögelchen war, das da gezwitschert hatte... Joey jedenfalls hatte sich wütend und hasserfüllt von ihm abgewandt, mit einer kleinen Morddrohung in seiner Stimme... und auch Seto wollte nichts mehr von ihm wissen.
 

Mahou wollte doch stolz auf seinen Joey sein... Als er erkannte , dass Joeys Blut erwachte, da konnte Mahou sich einfach nicht zurück halten – er musste ihn einfach kämpfen sehen, wollte wissen, ob Joey auch ohne Training seiner Aufgabe gewachsen war... Die Fähigkeiten Setos waren ihm vertraut, um ihn machte er sich keine Sorgen...

Und jetzt musste er sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob die Beiden, nach diesem Abgang, ihre Bestimmung noch erfüllen würden... und das alles nur wegen einem kleinen, unbedeutenden Versäumnis, versuchte Mahou sich immer noch einzureden.
 

„NEIN“, donnerte ihm sein Gewissen entgegen, „es war kein kleines unbedeutendes Versäumnis. Wach endlich auf, Zauberer der Zeit, du hast deinen eigenen Plan vergessen, als du Joey das erste Mal geküsst hast. Von da ab zählte für dich nur noch Joey, alle Gedanken drehten sich nur noch um ihn... Nichts anderes war dir mehr wichtig... Du wolltest ihn zwar mit Seto verbandeln – es ist notwendig, dass sie sich lieben – doch eigentlich hattest du doch gehofft, für immer ein Teil in Joeys Leben zu bleiben, seine Liebe nicht zu verlieren...“
 

Und jetzt hasste Joey ihn, konnte seine Gegenwart nicht mehr ertragen... Mahou hatte alles verloren...
 

Schweren Herzens verließ Mahou, mit einem letzten Blick auf das zerbrochene Schwert, Setos Trainingsraum und verschwand aus dessen Wohnung – und dem Leben der beiden Männer, die im Augenblick hier lebten. Er würde sich um sein Versäumnis kümmern und sich endlich auf die Suche nach Mokuba machen.
 

Zurück in seinem Geschäft, begann Mahou zu packen... Nur eine kleine Zeitungsnotiz kündigte seine Geschäftsaufgabe an... Und das Dojo von Meister Fudo wurde aus Altersgründen geschlossen...
 

Aber als Mahou Mokuba endlich gefunden hatte, musste er feststellen, dass er zu spät kam...
 

~~~
 

In einem grauen Nichts standen sich zwei Männer gegenüber, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Der eine war in einen roten Anzug, mit weißem Hemd gewandet und sein weißes Haar akkurat gekämmt. Sein Wesen war beherrscht und kühl. Der andere war das genaue Gegenteil – in Mittelalterliche Gewänder gehüllt und sein, ebenfalls, weißes Haar stand wirr vom Kopf, doch sein Wesen war unbeherrscht und impulsiv. In seinen Augen sah man die Gleichgültigkeit gegenüber anderen Existenzen.
 

Im Moment funkelten diese Augen zornig den Anderen an. „Was willst du überhaupt? Du wolltest doch meine Macht spüren, es hat dir gefallen und jetzt willst du einen Rückzieher machen?“, fuhr der Unbeherrschte sein Gegenüber an, doch der Kühle gab beherrscht zurück: „Du hältst dich nicht an die Abmachung. Du nimmst dir einfach so, mehr Zeit und Persönlichkeit von mir... das kann ich nicht dulden.“ Ganz dicht trat nun der Zornige an ihn heran: „Für diese Reue ist es zu spät, Pegasus. Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Wenn ich am Ziel bin, wird es dich nicht mehr geben, Muhahahah.“

Mit diesem irren Lachen auf den Lippen, entfernte er sich wieder etwas.

„Bakura...“, kam es schneidend von Pegasus. Er wusste, wenn er jetzt gegen diesen Zauberer verlor, gab es für ihn keine Rettung mehr, „...wir hatten einen Vertrag – du musst dich daran halten.“ Bakura sah Pegasus mit einem gnadenlosen Blick an. „Nein... ich habe inzwischen genug Macht wiedererlangt, ich muss mich an gar nichts halten.“, entgegnete er nun kalt. Auf eine Handbewegung hin, tauchten Ketten aus dem Nichts auf und schlangen sich um Pegasus. „Du hast mir gar nichts mehr zu sagen, ich brauche dich nicht mehr. Sobald ich mich mit Timiat vereint habe, hörst du auf zu existieren. Das ist der Preis, den du für meine Macht bezahlen musst.“ Bakura wandte sich nun endgültig von Pegasus ab und übernahm dessen Körper endgültig.
 

Bakura reckte sich genüsslich in Pegasus Körper, bald würde dieser ihm ganz gehören. Er musste nur noch ein bisschen Geduld haben. Eigentlich müsste er gleich aufstehen, doch dazu hatte er noch keine Lust – er dachte über seine Vision nach. Mit Pegasus Hilfe hatte er das Buch relativ schnell übersetzt und hatte so herausgefunden, dass Mahou versucht hatte, ihm so die Wiederkehr zu verweigern. Aber der Zauberer der Zeit hatte vergessen, dass auch er, Bakura, die Magie beherrschte.

Relativ schnell hatte Bakura bemerkt, das Mahou sich, in verschiedenen Gestalten, um zwei junge Männer besonders bemühte und einen davon offensichtlich bevorzugte. Das musste er doch ausnutzen können, die Gelegenheit bekam er in dieser Vision. Als Zauberer konnte er seine Visionen beeinflussen – das hieß, er bestimmte, über welche Personen er etwas sah. Für diese Nacht hatte er sich Mahou ausgesucht und wieder funktionierte es und das Glück war ihm hold, weil es ihm zusätzlich die Gelegenheit bot, gegen diesen zu Arbeiten.
 

Bakura fand sich in einem dunklen Nebenraum wieder. Vor sich, im Türrahmen, sah er den Blauäugigen stehen. Bakura nahm die Energien der voran gegangenen Ereignisse in sich auf und wusste daher, was hier alles gesprochen worden war. Er ließ ein leises Lachen hören, der Mann vor ihm reagierte blitzschnell und drehte sich zu ihm um. Bakura spürte dessen musternden Blick. „Was willst du hier.“, kam auch gleich darauf die scharfe Frage. Das war die Gelegenheit und der Zauberer wusste sie zu nutzen. „Dich besuchen – durch die Magie MEINES Medaillons siehst du mich, das heißt aber auch, das ich DICH sehen kann, in meinen Träumen. Es ist ein Weg in BEIDE Richtungen. Hat Mahou dir das nicht gesagt?“, erklärte Bakura ihm ganz ruhig. „Mahou?“, fragte der junge Mann vor ihm verwirrt nach, „Ich hatte die Kette von Fudo erhalten.“, stellte der Braunhaarige dann richtig. Nun musste der Weißhaarige lachen. „Weißt du es wirklich noch nicht? Mahou, Fudo und Toki sind ein und dieselbe Person – der Zauberer der Zeit.“, erklärte Bakura geduldig.
 

Ungläubig blickte Seto ihn an. „Du hast es nicht gewusst? Ha. Dann sag ich dir noch was: Wenn Mahou gewollt hätte, hätte er deinen Bruder schon längst finden und zurückholen können – aber er hat sich lieber mit seinen eigenen Interessen befasst.“, streute er seine Saat des Zweifels aus, obwohl an dieser Aussage nicht alles gelogen war. Bakura deutete auf Joey. „Dem gilt sein wirkliches Interesse. Warum glaubst du wohl, hast DU mein Medaillon bekommen und nicht er, es hat deine Wut gefördert... Mahou hat es gewusst. Er wollte durch dich das kämpferische Blut deines Freundes erwecken, nichts anderes hatte er im Sinn. Sie ihn dir an, haben seine Augen jemals so ausgesehen, wenn er mit dir gekämpft hat.“ Bakura zeigte auf Fudo, bzw. Mahou. Kaibas Blick folgte seiner Hand und sah in die Augen seines Meisters, nein, so einen Blick hatte Seto tatsächlich noch nie bei seinem Meister gesehen.
 

Bakura trat nun ganz dicht an Seto heran und flüsterte in sein Ohr. „Mahou hat nie ein ernsthaftes Interesse an dir gehabt, du bist für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Er hat sein Ziel erreicht und hat dich, wie eine heiße Kartoffel, fallen gelassen. Solltest nicht DU kämpfen? Hatte er das nicht gesagt? Dann hat er gesehen, dass das Blut seines alten Weggefährten erwacht ist und du bist unwichtig geworden. Genauso sieht es der Blonde.“ Während Bakura diese Worte zu Seto sagte, atmete er Setos Geruch ein – Seto roch ja sooo gut... Vielleicht gab es ja doch einen Weg, diesen Mann freiwillig in sein Bett zu bekommen. Inzwischen schüttelte Seto den Kopf. „Nein, Joey sieht es nicht so.“, flüsterte Seto.

Leicht würde es nicht werden, das war Bakura klar, doch sicher lohnte es sich, etwas geduldig zu sein. Um noch mehr Verwirrung auszulösen, sagte Bakura noch folgende Worte: „Wer, glaubst du, hat euch immer wieder gestört? Frag Mahou doch, wenn du mir nicht glaubst.“ Mit einem leisen Lachen beendete Bakura diese Vision.
 

Jetzt lag Bakura im Bett und dachte darüber nach, wie er es am Geschicktesten anfing, den Blauäugigen auf seine Seite zu ziehen. Er hatte einen verwirrten jungen Mann zurückgelassen, der von seinen Freunden verraten wurde, wenn ihn das nicht in seine Arme trieb - er war sich sicher, dass es das tat. Niederträchtig grinsend nahm er sich vor, dem Ziel seiner Begierde öfters einen Besuch abzustatten, in dessen Träumen und im realen Leben.
 

Aber das hatte Zeit, er wollte es nicht überstürzen, Bakura wunderte sich ein bisschen über sich. Normaler Weise zögerte er nicht, sich zu nehmen, was er wollte. Es war ihm egal, was seine Opfer empfanden – doch aus irgendeinem Grund, war es jetzt anders. Kaiba sollte freiwillig zu ihm kommen, er sollte freiwillig das Bett mit ihm teilen, dieser Gedanke verursachte bei dem Zauberer ein ungewohntes Hochgefühl, das sogar die Vorfreude, auf die endgültige Erlangung seiner Macht, in den Schatten stellte.
 

Dringlicher war es für Bakura herauszufinden, wen er als Opfer brauchte – dass war gar nicht so einfach. Wie kann man zweimal geboren werden, ohne einmal zu sterben? Er suchte also keine Wiedergeburt, soviel stand für Bakura fest. Aber wer zum Teufel, wurde zweimal geboren, ohne einmal zu sterben? Das ging doch gar nicht. Bakura beschloss sich in seine geheimen Räume zurückzuziehen, vielleicht fand er in seinen Büchern, einen entsprechenden Hinweis.
 

~~~
 

Ein paar Tage später klingelte das Telefon und Seto ging ran. „Kaiba.“ Am anderen Ende war Setos Chef und er hatte keine guten Neuigkeiten. Schweigend hörte Seto zu. „Ist gut, ich fahr gleich hin. Danke für den Anruf.“ Nachdenklich starrte er vor sich hin und wandte sich dann an Joey. „Mein Elternhaus ist zerstört worden...“, sagte Seto schließlich, „...und wenn man den Augenzeugen glauben schenken kann, war ein fünfköpfiger Drache dafür verantwortlich.“

„Kann ich mitkommen?“, erkundigte sich Joey fürsorglich und auch ein wenig erschrocken. Ein fünfköpfiger Drache – was hatte der hier zu suchen? Seto überlegte einen Augenblick, dann nickte er. „Gerne... ehrlich... alleine möchte ich eigentlich nicht hinfahren.“ Er mochte sein Elternhaus zwar nicht, doch barg es die letzten Erinnerungen an seinen Bruder. „Komm, bringen wir es hinter uns.“, forderte Seto Joey auf und nahm sich seinen Mantel und Schlüssel.
 

Mit einem seltsamen Gefühl im Magen stieg Joey zu Seto ins Auto. Er wollte ihn auf keinen Fall alleine lassen, und das mit dem Drachen gefiel ihm genauso wenig. So wie es aussah, war nicht nur sein Leben in Gefahr, sondern auch das von Seto. „Ja, bringen wir es hinter uns. Es ist bestimmt kein schöner Anblick.“, stimmte Joey seinem Freund zu.

Nein, es war wirklich kein schöner Anblick – als Seto eine dreiviertel Stunde später die Einfahrt langsam hochfuhr, bot sich ihm ein schrecklicher Schauplatz. Feuerwehr und Polizei liefen geschäftig hin und her, Setos Chef war auch da und kam gleich zum Wagen. „Sie können nicht weiter rauf fahren.“ Seto nickte, stellte den Motor ab und stieg aus. Seine Gefühle konnte Seto im Augenblick gar nicht beschreiben, er fühlte sich immer noch betäubt.
 

Joey stieg ebenfalls aus dem Auto aus, und schaute Seto aufmerksam an. Er legte seine Hand sacht auf Setos Arm, mehr würde Joey in der Öffentlichkeit nicht machen, aber er wollte ihm zeigen, dass er für ihn da wäre, wenn er Hilfe bräuchte.

Seto warf Joey einen kurzen dankbaren Blick zu, wandte sich dann aber wieder den Geschehnissen zu. Während sie die Auffahrt weiter hoch gingen, berichtete Setos Chef von den Berichten der Augenzeugen: „Übereinstimmend erklären alle Augenzeugen, das ein fünfköpfiger Drache dieses angerichtet haben soll. Merkwürdigerweise hat er nur das Haus ihrer Eltern zerstört. Ich lasse ihnen einen Bericht zukommen. Ich muss mich aber jetzt um die weiteren Ermittlungen kümmern.“ Seto nickte nur, er konnte nichts sagen. Sein Boss legte ihm die Hand auf die Schulter, drückte sie kurz und ging dann zu den Anderen.
 

Inzwischen hatten Seto und Joey das ehemalige Gebäude erreicht, überall lagen Trümmer herum, die Feuerwehr löschte noch einzelne Glutreste. Hilflos sah sich Seto um – es war kein schönes Zuhause für ihn gewesen, aber er hatte kein anderes. Während er ungläubig herumging, fand er ein Kuscheltier, das Mokuba gehört hatte und hob es auf. Ein kleiner brauner Teddy sah ihn mit traurigen Augen an, Tränen stiegen ihm in die Augen. Seto beschlich das Gefühl, seinen Bruder endgültig verloren zu haben – aber er wollte es nicht wahrhaben, er wollte seine Hoffnung, Mokuba wieder zu finden, nicht aufgeben.
 

Und ein anderes Gefühl machte sich bemerkbar – jemand war nicht nur hinter Joey her, dieser Jemand war auch hinter ihm her... Seto hatte auch so eine Idee wer das sein könnte... den würde er gleich aufsuchen, diese Übergriffe mussten aufhören...
 

Joey schluckte, als er Seto mit dem kleinen Teddy in der Hand sah, ihm wäre genauso zumute, wenn dies das einzige wäre, was ihm von Serenity geblieben wäre. Er nahm an, dass dieser traurige kleine Teddy Mokuba gehört hatte. Ihm entgingen nicht die Tränen, die Seto ins Auge stiegen, vorsichtig stellte er sich ganz dicht hinter Seto, damit er sich ein bisschen an ihn anlehnen konnte, wenn ihm danach war.

Dankbar bemerkte Seto Joeys Nähe. Er war ihm aus zweierlei Gründen dankbar – zum einen, weil Joey es vermied, ihn in der Öffentlichkeit in irgendeiner Form zu berühren. Für Seto war die Situation noch ungewohnt und über seine Gefühle war er sich auch nicht mehr im Klaren. Jetzt in der Öffentlichkeit zu Joey zu stehen, das war Seto im Augenblick zu viel. Zum anderen war er Joey dankbar, das er einfach für ihn da war. „Schon gut.“, sagte Seto leise, „Lass uns gehen. Hier gibt es nichts mehr, was mich hält.“ Jetzt wollte er nur noch dafür sorgen, dass Joey vor weiteren Übergriffen geschützt war, doch dazu musste er Pegasus aufsuchen und das würde er ohne Joey machen.
 

Wieder beim Auto angekommen, nahm Joey wieder auf dem Beifahrersitz platz. Aufmerksam schaute er zu Seto und strich kurz über seinen Arm. „Wir werden Mokuba finden, das versprech ich dir... Ich verdiene im Blue-Eyes nicht schlecht, und Urlaub steht mir auch zu... Wenn dieser Alptraum hier zu Ende ist, werden wir uns gemeinsam auf die Suche nach deinem Bruder machen.“ Joey machte eine kurze Pause. „Könntest du mich wohl bei meiner Schwester absetzen? Ich hab sie schon lange nicht mehr besucht, und ich glaube, sie würde sich über einen Besuch von mir freuen. Ich nehm dann ein Taxi...“

„Kein Problem, ich hab sowieso noch etwas zu erledigen. Wir sehen uns dann wieder zu Hause.“, erwiderte Seto, „Und das mit meinem Bruder – vielleicht sollte ich doch langsam loslassen, so schwer es mir auch fallen wird. Vielleicht sind es doch nur Hirngespinste, denen ich nachjage." „Solange es keine Leiche gibt, gibt es immer noch Hoffnung.“, flüsterte Joey leise. „Und danke fürs fahren.“ „Du sollst dich nicht immer bedanken.“, murrte Seto ein wenig, „Ich mache es gern für dich.“
 

„Womit wir wieder beim Alten wären.“, grinste Joey, als Seto an der angegebenen Adresse angekommen war und stieg aus. „Mach aber keine Dummheit, ja?“, bat Joey leise, als er die Autotür schloss und sich dem Haus zuwandte. Joey rechnete nicht damit, von Seto noch eine Antwort zu bekommen.
 

Seto öffnete das Seitenfenster. „Hey Wheeler", rief er Joey hinter her, „...pass auf dich auf." Nach diesen Worten fuhr Seto los. Sein Weg führte direkt zu Industrial Illusions, dort würde er den finden der für die Zerstörung seines Elternhauses verantwortlich war.
 

Seto war nicht zornig, weil das Haus zerstört wurde – sein Herz hing nicht am dem Gebäude, nur an einem Raum. Mit dessen Zerstörung war die letzte greifbare Verbindung zu seinem Bruder verschwunden. Eine gefährliche kalte Wut bemächtigte sich seiner, wie Seto sie noch nie gespürt hatte. Wenn er jetzt das Ziel seines Gegners war, bedeutete das auch, dass Joey immer noch in Gefahr war und das konnte Seto nicht hinnehmen. Joey stand unter seinem Schutz und diesmal würde er nicht versagen. An seinem Ziel angekommen, stieg Seto aus, und mit jedem Schritt, den er machte, fühlte Seto eine Macht in sich wachsen, die ihm fremd und doch vertraut vorkam. Seto schob die Gedanken daran beiseite, denn er hatte das Vorzimmer von Pegasus erreicht. Ohne sich um die Sekretärin zu kümmern, steuerte Seto die Bürotür an. Seto machte sich nicht erst die Mühe die Klinke herunter zu

drücken, sondern stieß kraftvoll die Tür auf. Krachend flog diese an die Wand und fiel aus ihren Angeln.
 

Pegasus fuhr hoch, als seine Tür aufflog – den Mann, der im Türrahmen stand, hatte er nicht erwartet. Er wollte schon eine anzügliche Bemerkung machen, doch die blieb ihm im Hals stecken. Von dem Blauäugigen kam eine Welle der Bedrohung – der kalte, beherrschte Blick warnte ihn vor der Gefährlichkeit dieses Mannes. So etwas hatte Pegasus bisher noch nie an seinen zahlreichen Gegnern wahrgenommen. Pegasus musste schlucken, offensichtlich hatte er Kaiba unterschätzt. „Nun Kaiba, was verschafft mir die Ehre ihres Besuches, obwohl es ihnen doch verboten ist, diese Firma zu betreten?“, drohte Pegasus kühl, Seto hatte ihn inzwischen erreicht und entgegnete kalt: „Ich bin privat hier, Pegasus. Und DAS ist mir nicht verboten.“
 

Die Sekretärin meldete kurz durch die Sprechanlage: „Mr. Pegasus, ich habe den Sicherheitsdienst verständigt, er wird gleich hier sein.“ Kaiba ließ den Firmenchef nicht aus den Augen. „Keine Sorge, ich bin wieder weg, bevor die hier eintreffen.“, versprach Seto. Seine Hand schloss sich um den Hemdkragen des Weißhaarigen, zog ihn zu sich heran und Seto versenkte seinen kalten Blick in den Augen seines Gegenübers. „Pegasus, ich warne sie nur einmal. Unterlassen sie die Übergriffe auf meinen Freund, dessen Familie und mich. Sollte ihnen etwas zustoßen, werden sie keine Zeit mehr haben, ihren Fehler zu bedauern. Habe ich mich klar ausgedrückt?“, sprach Seto seine Drohung aus.
 

Pegasus reagierte seinerseits zornig: „Was bilden sie sich ein, sie dringen hier ein und bedrohen mich. Das können sie nicht tun.“, doch Pegasus fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. „Ach nein? Ich hab’s gerade getan.“, gab Kaiba nun frostig zurück. Der Weißhaarige wollte den Blick abwenden, doch er konnte nicht. Dann, mit einem Mal, wurde ihm einiges klar... Ja, er hatte diesen Mann von Anfang an unterschätzt – aber wer hätte das auch ahnen können. Während Pegasus so in diese blauen Augen starrte, tauchte ein weißer Drache in ihnen auf und spie ihm einen Feuerball entgegen – das löste endlich den Blick und Pegasus befreite sich aus Kaibas Griff. „Ich habe sie verstanden.“, erklärte er dem Jüngeren, „Verlassen sie mein Büro.“, forderte Pegasus nun nachdrücklich. In Kaibas Gesicht war keine Regung zu sehen, doch auch er hatte in den Augen des Anderen einen Drachen gesehen – einen fünfköpfigen Drachen. Damit war seine Vermutung bestätigt... Pegasus war in diesem Fall der Drahtzieher.

„Pfeifen sie ihre Hunde zurück, wenn nicht...“, den Rest des Satzes ließ Seto Kaiba offen, drehte sich um und verließ das Gebäude.
 

~~~
 

„Ach, Mitsuki, kann ich nicht doch mitkommen?“ Schmollend saß Serenity auf ihrer Couch. „Serenity, Liebling, ich hab es dir nun doch schon hundert Mal erklärt: Du kannst mich diesmal auf meiner Dienstreise nicht begleiten. Ich werde ungefähr zwei Wochen unterwegs sein, mein Verlag will einen neuen Führer über Schlösser und Burgen in unserem Land herausbringen. Ich soll die Herren dieser Objekte interviewen, alles über die Geschichte dieser Objekte herausfinden, und mit Erlaubnis der Eigentümer ganz viele Bilder machen.“
 

Mitsuki versuchte seine Freundin davon zu überzeugen, dass es keine gute Idee wäre, ihn zu begleiten. „Erstens weiß ich nicht, wann ich eine Besuchserlaubnis für die Objekte bekomme, und zweitens weiß ich jetzt noch nicht, wo ich schlafen werde. Mein Spesenkonto ist nicht gerade besonders groß, und nur bei meiner Reportage über traditionelle Ryokans bekam ich mehr Geld bewilligt, denn ich sollte den Service dieser Häuser ja bewerten.“ Dass er eine ordentliche Stange Geld draufgelegt hatte, damit Serenity die Tage mitkommen konnte, verriet er jedoch nicht. Aber das ging nun mal nicht bei jeder Geschäftsreise, Mitsuki hatte oft genug in seinem Auto geschlafen, weil er weit und breit keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatte, und auch diesmal rechnete er nicht unbedingt mit der Gastfreundschaft der Eigentümer...
 

So gab Serenity schweren Herzens nach, aber nicht ohne Mitsuki das Versprechen abzunehmen, jeden Abend bei ihr anzurufen, damit sie sich davon überzeugen konnte, dass es ihrem Liebsten gut ging. Mitsuki blieb diese Nacht selbstverständlich bei Serenity, er hatte seine Reisetasche schon am Morgen gepackt und mit zu Serenity mitgebracht.

Nach einem ausgiebigen Frühstück machte Mitsuki sich nach einem zärtlichen Abschied auf den Weg.
 

Wie versprochen rief Mitsuki jeden Abend bei Serenity an, und erzählte ihr von dem, was er so erlebt hatte. Er war auf einige nette Eigentümer gestoßen und auch zwei ziemlich skurrile Persönlichkeiten befanden sich darunter, aber im Großen und Ganzen waren ihre Burgen und Schlösser sehr ansehnliche Objekte gewesen. Jetzt musste er nur noch zu seinem letzten Objekt, zu seiner großen Überraschung hatte Mitsuki herausgefunden, dass Pegasus, der Industriemagnat, ebenfalls Besitzer einer Burg war. Er hatte sogar schon einen Besuchstermin bei ihm, und mit der Reportage über Pegasus Burg wollte er seinen Auftrag abschließen.
 

Neugierig saß Mitsuki im Kaminzimmer der Burg, wie ihm der Sekretär erklärt hatte, und wartete auf Pegasus.

Mitsuki = Mokuba?

Nachdenklich klingelte Joey bei seiner Schwester. Die Erlebnisse der letzten Stunde hatten ihn doch ziemlich mitgenommen. Seto da stehen zu sehen, mit einem alten Teddybären in der Hand, der seinem Bruder gehörte, schmerzte ihn ziemlich, vor allem, weil Seto versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Mehr als ihm Halt anbieten und Halt für ihn zu sein, konnte Joey im Augenblick nicht tun. Aber jetzt hatte er das Bedürfnis, sich davon zu überzeugen, dass es seiner Schwester gut ging.
 

Serenity öffnete ihrem Bruder die Tür und schaute ihn überrascht an. „Was verschafft mir die Ehre, Bruderherz?“ Joey lächelte wehmütig. „Ich wollte nur mal schauen, wie es dir geht. Und da ich gerade zufällig in der Gegend war, dachte ich, schau doch einfach mal kurz vorbei.“ Serenity bat ihren Bruder herein und auf dem Weg ins Wohnzimmer fragte sie ihn ganz nebenbei: „Es ist irgendetwas vorgefallen, dass kann ich dir an der Nasenspitze ansehen. Setz dich doch, und erzähl mir alles.“ Joey war über die Feinfühligkeit seiner Schwester keineswegs überrascht, wusste er doch, dass er ihr so schnell nichts vormachen konnte.
 

„Warte, ich mach uns noch schnell einen Tee, und dann kannst du mir erzählen, was dich bedrückt.“ Serenity verschwand schnell in der Küche und kam nach kurzer Zeit mit einer Kanne dampfenden Tees und zwei Tassen wieder und setzte sich zu ihrem Bruder. „So, und nun schieß los – Was ist geschehen?“ Joey bedankte sich für den Tee, nahm sich eine Tasse und begann mit leisen Worten davon zu erzählen, dass Kaibas Elternhaus zerstört wurde, und wie sehr der Verlust Seto getroffen hatte. Serenity nickte verstehend, sie hatte sich genauso grässlich gefühlt, als sie vor Joeys abgebrannter Wohnung gestanden hatte.
 

„Weiß man schon, wer es war?“, erkundigte Serenity sich interessiert. „Es soll ein fünfköpfiger Drache gewesen sein, wenn man den Aussagen der Augenzeugen glauben darf.“, antwortete Joey seiner Schwester. Kurz hatte er überlegt, ob er das seiner Schwester erzählen sollte, oder nicht, aber es würde morgen mit Sicherheit in der Zeitung stehen oder in den Nachrichten kommen. Und wenn es wirklich stimmte, dann konnte sie auch gleich die Wahrheit kennen, nun ja, fast...

Ungläubig schaute Serenity ihren Bruder an, das klang einfach zu unglaublich. „Und glaubst du, dass es so gewesen sein könnte?“, forschte sie nach. Joey nickte leicht. „Ja, das glaube ich, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so viele Menschen die gleiche Geschichte ausdenken würden.“ Serenity schaute ihrem Bruder aufmerksam ins Gesicht, für die Ungeheuerlichkeit der Aussagen, schien er merkwürdig gelassen und gleichzeitig ernst zu sein. Für gewöhnlich hatte er für solche Dinge doch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. „Das ist aber noch nicht alles, nicht wahr?“
 

Joey schluckte, als seine Schwester ihn so forschend anblickte. Doch zum Glück blieb ihm die Antwort erspart, denn Serenitys Handy klingelte genau in diesem Augenblick. Mit leuchtenden Augen griff Serenity zu ihrem Mobiltelefon und meldete sich. Ihre Wangen färbten sich ganz leicht rosa, als sie der Stimme im Telefon lauschte. Joey grinste vor sich hin, gleich wäre es an ihm, Fragen zu stellen... Das würde ihn auch ganz gut ablenken.
 

Vergnüglich hörte Joey dem Geturtel seiner Schwester zu, als sie telefonierte. Schließlich beendete Serenity das Gespräch, und legte ihr Handy verlegen beiseite. „War das etwa dein Freund?“, neckte Joey seine Schwester. Die leichte Röte in Serenitys Gesicht vertiefte sich, als sie verlegen bejahte. „Jaja – die Liebe... Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein.“ Joey freute sich für seine Schwester, und so, wie seine Schwester eben ausgesehen hatte, schien es ihr wirklich ernst zu sein...
 

Um seine Schwester ein wenig abzulenken, schlug Joey ihr vor, doch gemeinsam Abendessen zu machen und sich noch etwas nettes ihm Fernsehen an zu schauen, bevor auch er wieder nach Hause gehen würde. Serenity war dankbar, dass ihr Bruder sie aufmunterte, und so wurden es noch zwei fröhliche Stunden, die die beiden Geschwister miteinander verbrachten, bis Joey sich von einem Taxi nach Hause bringen ließ. Joey hatte sich gerade an Setos Laptop gesetzt, um seine E-Mails zu lesen, als die Tür ging und Seto auch wieder zu Hause war. Als letztes öffnete er endlich den Anhang von Yukis E-Mail mit Mokubas gealterter Fotografie.
 

„DAS GIBT’S DOCH NICHT!“
 

Seto war auf dem Weg in sein Zimmer um sich umzuziehen. Verwundert blieb Seto bei Joeys Ausruf stehen und fragte nach: „Was gibt’s nicht?“ „Ich hab Mokuba gefunden.“ Joey saß immer noch fassungslos vor Setos Laptop und starrte auf den Bildschirm.
 

Seto wurden die Beine weich. „Du spinnst...“, sagte Seto tonlos, dann kam der Ärger hoch, „...das ist ein verdammt übler Scherz, den du hier machst.“, fügte er scharf hinzu. Wie konnte Joey das einfach behaupten? „Nein, das ist kein übler Scherz.“ Joey wurde der Hals ganz trocken. „Ich hab einer Bekannten ein Bild von Mokuba gegeben, und sie wollte es für mich altern lassen, also ein Bild von ihm anfertigen, wie er heute aussehen würde, und das hat sie mir geschickt.“
 

„Woher hattest du überhaupt ein Bild von meinem Bruder?“, fragte Seto misstrauisch nach, sein Herz raste bei dem Gedanken an seinem Bruder. Seto hatte seinen Bruder so lange vergebens gesucht – er wagte es nicht zu glauben, dass es sich wirklich um Mokuba handelte. Die Enttäuschung, sollte er es nicht sein, wäre unerträglich für ihn. „Ich hatte mir eine Kopie von der Akte deines Bruders angefordert, nach dem ich dich wieder getroffen hatte. Und Yuki sah das Bild und wollte mir helfen, sie hatte mir auch schon mit dem Papier geholfen... Ich habe den Mann auf diesem Bild kennen gelernt.“ Joey hob seinen Kopf und blickte Seto schweigend an.
 

„Warum hast du die Akte angefordert?“, flüsternd kamen die Worte und Seto hatte das Gefühl neben sich zu stehen. Das passierte jetzt nicht wirklich – sollte seine Suche tatsächlich zu Ende sein? Mit zitternden Fingern rieb er sich über seine Stirn. „Du hast ihn kennen gelernt?“ Seto traute sich immer noch nicht es zu glauben. „Ich wollte wissen, warum du so geworden bist, wie du warst, als wir uns nach so vielen Jahren wieder gesehen hatten. Und dabei erfuhr ich, dass dein Bruder entführt wurde. Ich wollte schauen, ob ich dir irgendwie helfen kann...“ Joey blickte Seto um Verzeihung bittend an. „Meine Schwester hat ihn mit hier her gebracht, als sie mich nach dem Brand besuchen kam. Er ist ihr Freund.“
 

„Er war schon hier? ... Er ist der Freund deiner Schwester?“, ein Kloß bildete sich in Setos Hals, die anderen Worte nahm er gar nicht so recht wahr. Mit weichen Knien ging er zu Joey, setzte sich neben ihn und sah auf das Foto auf dem Bildschirm. Tränen stiegen Seto in die Augen, zum zweiten Mal heute, doch diesmal waren es Tränen der Erleichterung.

„Wo ist er jetzt?", fragte Seto mit erstickter Stimme.
 

„Wo er jetzt genau ist, kann ich dir leider nicht sagen. Er arbeitet als Journalist und ist unterwegs um für einen Verlag Burgen und Schlösser zu besuchen und Material für einen Führer zusammen zu tragen. Ich hatte vorhin die Ehre dem Geturtel meiner Schwester zu hören zu dürfen. Und sie weiß auch nicht, wann genau er wieder zurückkommt.“ Joey legte einen Arm um Seto und zog ihn tröstend an sich heran. Seto konnte nur noch nicken, er brachte keinen Ton mehr raus und als Joey ihn an sich heran zog, war alles zu spät. Seto konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten, legte seine Arme um Joey und hielt sich an ihm fest. Nach einer Weile hatte Seto sich wieder beruhigt – sein Gefühlsausbruch war ihm peinlich und er ließ Joey wieder los.
 

„Entschuldige.“, sagte Seto leise. „Schon gut, aber du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Neun lange Jahre hast du nach deinem Bruder gesucht, hast immer darauf bestanden, dass er noch lebt, und nun gibt es das erste Lebenszeichen von ihm. Und da willst du so stark sein und nicht weinen? Kleiner Dummkopf...“ sagte Joey zärtlich und blickte Seto liebevoll an. Seto hatte ein Herz, sogar ein riesengroßes, das hatte er ihm gerade eben wieder bewiesen. „Morgen ruf ich meine Schwester an, und frag sie, wo er wohnt.“, sagte Joey aufmunternd zu Seto.
 

Joeys Worte und sein Blick waren Balsam für Setos Seele. Er wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und lächelte Joey etwas unsicher an. „Danke.“. Mehr konnte Seto im Augenblick nicht sagen, dennoch drückte dieses eine Wort seine ganzen Empfindungen aus.

„Siehst du, man braucht dieses kleine Wort doch hin und wieder.“, neckte Joey schelmisch seinen Freund. „Und jetzt sollten wir wohl besser ins Bett gehen, oder willst du mir noch ein bisschen von Mokuba erzählen, und wie es nach seiner Entführung für dich war?“, wurde Joey wieder ernst und blieb noch auf der Couch sitzen.
 

„Da gibt es nicht viel zu erzählen, nachdem ich dich verloren hatte, war Mokuba der einzige, der für mich da war. Obwohl er nicht verstanden hatte, was in mir vorging, war er einfach da. An dem Tag, als er entführt wurde, brachen meine negativen Gefühle hervor – und nichts konnte sie aufhalten. Das einzig Gute war, das sich sogar Gouzaboro vor mir fürchtete und so hatte ich wenigstens meine Ruhe vor ihm. Und das war es letztendlich auch, was ich nur noch wollte – meine Ruhe. Niemand sollte mir noch zu nahe kommen... so konnte mich wenigstens keiner mehr verletzen.“ Seto schwieg eine Weile, dann fügte er leise hinzu: „Davor habe ich immer noch am meisten Angst – verletzt zu werden.“
 

„Das kann ich sehr gut verstehen.“, nickte Joey. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich niemals verletzen werde, aber willentlich werde ich es niemals tun.“, antwortete Joey ernst. Seto holte einmal tief Luft, sah Joey an und meinte dann: „Du hast Recht, wir sollten jetzt zu Bett gehen, es ist schon spät."
 

Seto sah in Joeys Augen, strich durch das blonde Haar und gab ihm einen kurzen Kuss. „Das ist mehr, als ich erwarten kann. Zumal ich mir nicht sicher bin, dass das gleiche für mich gilt. So vieles ist neu für mich... ich weiß es einfach nicht." „Mach dir keinen Stress. Du vertraust mir – und das genügt mir.“, erwiderte Joey und legte seine Hand auf Setos Arm. „Und wenn du Hilfe brauchst, du weißt ja, wo du mich finden kannst.“, lächelte Joey Seto zu.
 

„Wer geht zuerst ins Bad?“, wechselte Joey das Thema. Seto grinste. „Ist meine Wohnung, ich geh zuerst.", schon stand er auf und war im Bad verschwunden. Wenig später kam Seto wieder raus. „Gute Nacht.", sagte er zu Joey und schloss seine Tür hinter sich. „Dir auch eine gute Nacht.“, wünschte Joey, bevor er ins Bad ging und anschließend ebenfalls in sein Bett.
 

Seto lag noch lange wach, der Gedanke an seinen Bruder ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er dachte auch über Joey nach – seit dem Vorfall mit Mahou hatte sich ihr Verhalten zu einander geändert. Vorher hatte ihre körperliche Anziehung die Oberhand, doch jetzt spielte sie keine Rolle. Joey war einfach nur für ihn da, er verlangte und erwartete nichts, und doch wusste Seto, dass er sich bald entscheiden musste.
 

Schließlich schlief Seto doch ein – wirre Träume suchten ihn heim. Erinnerungen aus Kindertagen tauchten auf und verschwanden wieder, dann erschien jemand, den er gar nicht in seinen Träumen haben wollte – Pegasus. Er sah jetzt ganz anders aus, nichts war von dem kühlen Geschäftsmann mehr übrig. Grinsend kam der Weißhaarige auf ihn zu. „Wie geht es dir? Hast du mich vermisst?“ Seto schüttelte den Kopf. „Nein, das habe ich nicht. Was willst du?“ „Dich.“, bekam er zur Antwort. „Du brauchst doch bestimmt Trost – nachdem dich alle verraten haben.“ „Nicht alle haben mich verraten.“, entgegnete Seto kühl. „Ach, du meinst das Blondchen... keine Sorge, er wird dich auch noch verraten, glaube mir.“, dicht trat der Braunäugige an Seto heran.
 

„Komm zu mir, nur bei mir findest du dein Glück.“, flüsterte er in Setos Ohr und strich mit seiner Hand über das Gesicht des Blauäugigen. „Finger weg.“, presste dieser zwischen den Zähnen hervor, das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Wer wird sich denn so sträuben, ich zeig dir wie schön die Berührungen sein können.“, hauchte ihm Pegasus nun ins Ohr, ließ dabei seine Finger über Setos Körper gleiten. Obwohl Seto nicht mit Ketten gefesselt war, konnte er sich kaum rühren.

Unruhig wälzte Seto sich hin und her, bestrebt, den gierigen Händen zu entkommen – gequält stöhnte er immer wieder: „Nein... das ist nicht wahr... ich will nicht...“
 

Joey erwachte mitten in der Nacht. Warum, wusste er auch nicht, er wälzte sich eine Weile in seinem Bett herum, doch als er nicht wieder einschlafen konnte, stand er doch auf und stattete dem Bad einen kurzen Besuch ab. Auf dem Rückweg in sein Zimmer hörte Joey Seto stöhnen, und nach den Erlebnissen der letzten Tage, hielt Joey es für besser, wenn er kurz nach dem rechten sah. „Nein... das ist nicht wahr... ich will nicht...“, stöhnte Seto immer wieder auf und wälzte sich in seinem Bett herum. Sorgenvoll setzte Joey sich an Setos Bett, streichelte ihm über die Haare und versuchte ihn zu beruhigen. „Schhht... es wird alles gut, ich bin doch bei dir.“
 

Unbedingt wollte Seto dem Weißhaarigen entfliehen, doch schaffte er es nicht, panisch bemerkte Seto, dass er bald keine Kraft mehr für die weitere Gegenwehr hatte, sein Atem ging heftig. Als Seto die Wärme spürte, die ihm schon einmal das Leben gerettet hatte, fand er wieder genug Kraft, um den unerwünschten Besucher aus seinem Geist zu vertreiben. An dessen Stelle trat kurz eine flüchtige Erscheinung, die nicht lang genug dauerte, um Einzelheiten zu erkennen.

Seto öffnete seine Augen und sah direkt in Joeys Augen, die ihn sorgenvoll ansahen.

„Joey“, meinte Seto müde, „ So langsam wird es zur Gewohnheit, das du mich aus meinen Träumen holen musst.“ „Das macht mir nichts aus... stell dir mal vor, du wärst ganz alleine... nicht auszudenken... aber jetzt bin ich ja bei dir, jetzt wird alles wieder gut.“ Joey nahm Setos Hand und streichelte sie sanft.
 

„Du solltest der Einfachheit wegen, gleich hier bleiben.", meinte Seto leise.
 

„Ja, du hast Recht. Nicht immer werd ich wach, wenn es dir nicht gut geht. Wenn es dich also nicht stört, dann bleib ich gern bei dir.“ Joey wartete darauf, dass Seto seine Zustimmung gab, bevor er zu ihm ins Bett kam. Seto rückte zur Seite und da Joey immer noch seine Hand hielt, zog er ihn einfach ins Bett. „Aber nicht das du mir die Decke klaust.“, murmelte Seto, bevor er wieder einschlief. „Hab ich nicht vor.“, lächelte Joey, während er sich zu Seto unter seine Decke legte. „Ich bleib einfach ganz dicht bei dir.“, flüsterte Joey leise und schloss seine Augen. Joey atmete zweimal tief ein, dann schlief er glücklich lächelnd ein.
 

Das Lächeln verschwand während der ganzen Zeit nicht von Joeys Gesicht. Er träumte lauter schöne Sachen, die er so mit Seto unternahm, und war rundum glücklich. Als etwas seine Nase kitzelte, musste Joey niesen, doch weil das störende nicht verschwinden wollte, öffnete Joey die Augen und blickte auf einen braunen Haarschopf, der auf seiner Brust ruhte. Es waren Setos Haare die ihn so ‚nett’ geweckt hatten. Sanft streichelte Joey über Setos Haare – ganz vorsichtig, damit er Seto nicht aufweckte. Joey schlummerte noch ein Weilchen weiter, doch schließlich war es seine Blase, die dieses sanfte Idyll beendete und Joey sich vorsichtig unter Seto hervorschlängelte, immer darauf bedacht ihn nicht zu wecken.
 

Nach einem tiefen, traumlosen Schlaf erwachte Seto ausgeruht. Er fühlte sich richtig gut, aber er wollte noch nicht aufstehen. Seto hatte das Gefühl gehabt, jemand würde ihm über seine Haare streicheln und behutsame Bewegungen hatten ihn aus dem Tiefschlaf geholt. Langsam öffnete Seto seine Augen, er sah Joey gerade noch aus dem Zimmer gehen. Wieso war er hier? Seto vergrub sein Gesicht im Kissen – es roch eindeutig nach Joey, wie er feststellte. Was war passiert? Wieso war Joey in seinem Bett?

Langsam kam die Erinnerung wieder und ihm wurde bewusst, das Joey ihm wieder einmal aus einer Notlage geholfen hatte. Seto fragte sich langsam, warum Joey immer wusste, wann es ihm sooo schlecht ging. Aufseufzend drehte sich Seto auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schloss wieder die Augen – nein, er hatte noch keine Lust aufzustehen.
 

Wie schaffte es Joey – nur durch seine Anwesenheit – seine Visionen und Träume zu durchbrechen und ihn vor dem Schlimmsten zu bewahren? Seto horchte in sich hinein und bald erkannte er, dass er sich bei dem Blondschopf geborgen und sicher fühlte. Aber warum? War es wirklich nur Joeys Zuneigung, die diese Gefühle in ihm auslösten?

In Seto nistete sich ein Gefühl ein, das er nicht zu ordnen konnte – er kannte es nicht, doch Seto beschloss, es erst mal zu dulden.
 

Joey gönnte sich eine ausgiebige Dusche, und nach dem er damit fertig war, ging er mit einem Handtuch bekleidet in die Küche und bereitete ein ausgiebiges Frühstück vor – wenn Seto aufwachen würde, hätte er gewiss großen Hunger. Danach ging er in sein Zimmer und zog sich fertig an.
 

Der Duft frisch gebrühten Kaffees zog in Setos Zimmer und kitzelte ihn an der Nase, sein Magen meldete sich gleich erwartungsvoll grummelnd. Dem konnte Seto nicht widerstehen – seufzend stand Seto auf, suchte sich seine Sachen zusammen und verschwand im Bad. Nach einer ausgiebigen Morgentoilette erschien Seto fertig angezogen in der Küche. „Guten Morgen, Joey. Das ist eine nette Überraschung.“, begrüßte er den Blondschopf.

Joey hatte sich gerade die zweite Tasse Kaffee genommen, als Seto zu ihm in die Küche kam. „Guten Morgen, Seto. Ach weißt du, ich konnte nicht mehr schlafen, und da dachte ich mir, dass du dich über einen gedeckten Frühstückstisch sicher freuen würdest.“ Er nahm noch einen Schluck Kaffee, stellte seine Tasse auf dem Tisch ab, und erhob sich lächelnd. „Wie möchtest du dein Ei – weich oder hart?“
 

„Da hast du richtig gedacht“, entgegnete Seto gut gelaunt, „Ich hätte es gerne weich.“ Seto goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an den Tisch und beobachtete Joey. Joey legte zwei Eier in den Eierkocher, den er in Setos Küche gefunden hatte und machte für sie beide ein weich gekochtes Frühstücksei.

Mit den fertig gekochten Eiern setzte Joey sich wieder zu Seto an den Tisch und wünschte ihm einen Guten Appetit.
 

Seto überlegte sich, ob er Joey nach den Vorkommnissen der letzten Nacht fragen sollte, und ehe er sich bremsen konnte stellte er auch schon die Frage: „Warum bist du letzte Nacht in mein Zimmer gekommen?“

Sorgfältig widmete Joey sich seinem Ei, strich sich Butter auf sein Brötchen und biss einmal herzhaft hinein. „Auf meinem Weg vom Bad zurück in mein Zimmer hörte ich dich ziemlich laut stöhnen, du riefst immer: „Nein, das ist nicht wahr, ich will nicht...“, und weil so viel in der letzten Zeit vorgefallen ist, dachte ich, dass es besser wäre, einfach mal nachzuschauen. Bist du mir jetzt Böse deswegen?“, antwortete Joey ihm.
 

„Warum sollte ich dir Böse sein? Ich hab mich nur gefragt, wieso du immer zur richtigen Zeit da bist.“, Seto biss in sein Brötchen und nach dem er den Bissen heruntergeschluckt hatte, meinte er: „Du hast mir einmal dadurch das Leben gerettet und letzte Nacht hast du mich davor bewahrt Opfer von Pegasus Begierde zu werden.“ Seto sah direkt in Joeys Augen. „Nein, ich bin dir wirklich nicht böse.“

Joey fiel vor Schreck das Brötchen aus der Hand. „Du wärst das Opfer von Pegasus Begierde geworden?“ Joey runzelte seine Stirn, DAS konnte er sich jetzt überhaupt nicht vorstellen. „Wie sollte das denn geschehen? Aber ich kann dir auch nicht sagen, warum ich immer bei dir war, ich weiß nur, dass ich jedes Mal wach wurde, und bevor ich nicht auf die Toilette gehen würde, nicht wieder einschlafen konnte. Und dabei hab ich dich dann gehört...“
 

„Genau kann ich dir auch nicht sagen, wie das funktioniert hätte, aber ich habe seine Hände gefühlt und seinen Atem gespürt, dazu seine Worte... Für mich war es in dem Augenblick sehr real.“, erklärte Seto zögernd, anders konnte er es nicht ausdrücken. „Na ja, jedenfalls bin ich froh das du da warst... das du da bist.“

„Ja, das bin ich auch.“, meinte Joey ernst. „Wenn du willst, kann ich immer bei dir schlafen.“, wagte Joey sich vorsichtig vor.

Seto überlegte und sah Joey dabei nachdenklich an, schließlich nickte er. „Wenn du frech wirst, werfe ich dich aus dem Bett.“, stimmte Seto grinsend zu.

„Das ist fair.“, grinste Joey zurück.
 

Nach dem das Frühstück beendet und die Küche wieder aufgeräumt war, ging Seto in seinen Trainingsraum, holte die Akte, legte sie auf den Couchtisch und machte sein Laptop bereit. Sein Bruder hatte noch Zeit – er hatte neun Jahre nach ihm gesucht, da kam es auf die paar Tage, bis er ihn endlich treffen konnte, auch nicht mehr an. Dieser Fall war im Augenblick dringlicher... Auf einmal fiel Seto etwas ein und er wandte sich an Joey. „Versteh mich jetzt nicht falsch, kennst du dich in der Schwulenszene aus?“

„Na ja, ich selbst bezeichne mich zwar als schwul, weil ich mit Frauen nichts anfangen kann“, begann Joey vorsichtig, „aber mit der Szene hab ich nicht wirklich was zu tun... Es sei denn du zählst das Blue-Eyes mit zur Szene, weil dort viele Schwule verkehren. Aber unter unseren Kunden gibt es etliche, mit denen ich mich recht gut verstehe... Warum willst du das wissen?“, wollte Joey neugierig wissen.
 

„Könntest du herausbekommen, ob Pegasus ebenfalls schwul ist?“, erkundigte sich Seto.
 

„Bisher hab ich nichts darüber gehört, dass er es wäre, allerdings ist über Pegasus nicht viel bekannt. Wenn ich es so recht bedenke, tritt er in der Öffentlichkeit immer solo auf. Aber ich kann mal Duke fragen, der kennt sich in der Szene aus.“, antwortete Joey. „Das wäre nett. Ich glaube nicht, dass er es ist, aber ich brauche die Bestätigung.“, gab Seto zurück.

Die Burg und ihre Geheimnisse

Die Burg und ihre Geheimnisse
 


 

Bakura war neugierig auf den jungen Reporter, der ihm gemeldet wurde. Na ja, eigentlich hatte Pegasus ja den Termin mit ihm gemacht, aber der war ja aus bestimmten Gründen nicht mehr verfügbar. Aber was soll’s, es war eine schöne Abwechslung und über die Burg konnte er eine Menge erzählen. Der Weißhaarige kannte sie bis in den letzten Winkel. Gut glaunt betrat der Burgherr das Kaminzimmer und begrüßte seinen Gast. „Guten Tag, Mr. Okayama, ich bin sehr erfreut sie kennen zu lernen."

Mitsuki erhob sich höflich, als Mr. Pegasus ins Zimmer trat. Er verbeugte sich förmlich. „Mitsuki Okayama, sehr erfreut sie kennen zu lernen. Vielen Dank, dass sie mir die Ehre erweisen, und ein wenig ihrer kostbaren Zeit für mich opfern, um mir ihre Burg zu zeigen und einige Fragen zu beantworten.“ Mitsuki wusste es gekonnt zu verbergen, wenn er aufgeregt war, und aufgeregt war er, denn es kam nicht oft vor, dass er mit so hochgestellten Persönlichkeiten zu tun hatte.
 

„Um ehrlich zu sein, dieses Interview mit ihnen, bringt ein bisschen Abwechslung in meinen Alltag. Also, junger Mann, was möchten sie wissen.“ Bakura ging zu seinem Sessel am Kamin und zeigte auf den zweiten Sessel, „Bitte, nehmen sie doch wieder Platz.“ Mitsuki schluckte und kam der Aufforderung nach. Er setzte sich Pegasus gegenüber und zückte seinen Notizblock und seinen Lieblingsstift. Er besaß zwar auch eines dieser modernen Diktiergeräte, doch bevorzugte Mitsuki es, die Antworten auf einem Block aufzuschreiben. Außerdem konnte er auf diese Art und Weise seine Fragen vorschreiben...
 

„Mister Pegasus, war die Burg schon immer in ihrem Besitz, bzw. im Besitz ihrer Familie?“, stellte Mitsuki seine erste Frage. „Einen Augenblick noch – bevor wir anfangen, darf ihnen einen Kaffee oder Tee anbieten? Oder vielleicht sogar etwas alkoholisches?“, erkundigte sich Bakura. „Einen Tee, bitte, das wäre sehr nett.“, antwortete Mitsuki höflich. Die Tür öffnete sich und ein Butler trat ein. „Sie haben geläutet, Sir?“ „Ja, bringen sie dem jungen Mann einen Tee und mir meinen Kaffee.“, wies der Hausherr an und wandte sich anschließend wieder Mitsuki zu. „Sehr wohl, Sir.“, nahm der dienstbare Geist die Anweisung entgegen, keine zehn Minuten später kam er mit dem gewünschten zurück und stellte den Tee und den Kaffe auf ein kleines Tischchen am Kamin ab. Mit einer leichten Verbeugung zog er sich wieder zurück.
 

„Diese Burg ist seit 600 Jahren in Familienbesitz.“, antwortete der Gefragte, bemerkte aber gleich seinen Fehler, er war ja im Augenblick Pegasus. „Vor einigen Jahren habe ich sie gekauft.“, stellte Bakura richtig. „Dann können sie gewiss eine Menge über diese Burg erzählen, wenn sie schon so lange im Besitz ihrer Familie ist.“, meinte Mitsuki bewundernd. „Wie es mir scheint, ist ihre Burg in einem erstaunlich guten Zustand. Haben sie schon immer auf der Berg gelebt, oder erst seit kurzer Zeit?“
 

Bakura lachte. „Sie haben mir nicht richtig zugehört. Diese Burg WAR über 600 Jahre in Familienbesitz, doch die finanzielle Notlage der Besitzer ermöglichte es mir, diese Anlage vor einigen Jahren zu kaufen. Ich lebe nicht ständig hier, aber so oft es geht. Ich habe ja auch noch eine Firma zu leiten. Und das diese Burg in einem so guten Zustand ist, liegt an den regelmäßigen Arbeiten, die ich durchführen lasse.“ Das diese Burg durch einen Zauber aus vergangenen Zeiten geschützt war, brauchte niemand zu wissen.
 

„Oh, entschuldigen sie meinen Fehler.“, meinte Mitsuki zerknirscht. „Da muss ich sie wohl missverstanden haben.“ Unterwürfig verbeugte sich Mitsuki zu seiner Entschuldigung. „Kennen sie denn dann die Geschichte dieser Burg, wenn sie sie erst vor einigen Jahren käuflich erworben haben?“

Diese Art der Entschuldigung gefiel Bakura, das hatte was... „Natürlich kenne ich die Geschichte der Burg. Ich hatte mich vorher darüber informiert und seit sie in meinem Besitz ist, habe ich immer neue Dinge dazugelernt.“, erwiderte Bakura höflich. Er war neugierig, ob der Schwarzhaarige sich auch im Vorfeld über seine Burg informiert hatte. „Was interessiert sie am meisten?“ stellte Bakura nun eine Gegenfrage. „Wie viele Zimmer diese Burg hat, wie viel Schlafräume und wie viel Gesellschaftsräume.“, antwortete Mitsuki geschäftsmäßig.

„Aber eigentlich interessiert unsere Leser ja doch vielmehr, ob ihre Burg über irgendwelche Geheimgänge oder ähnlich abenteuerliche Dinge verfügt.“, gestand Mitsuki verschämt. Ihn interessierte dies doch auch am allermeisten.

„Ich habe die Räumlichkeiten nie gezählt, das interessiert mich nicht wirklich, aber ich weiß, dass es mindestens zwei große Gesellschafträume gibt, ebenso einige Kleinere. Was die Schlafräume angeht, ich hab bei zwölf aufgehört zu zählen.“ Bakura kam gerade ein Gedanke... dieser junge Mann vor sich, das wäre eine nette Gesellschaft für ihn... „Ich kann ihnen die Burg zeigen, dabei können wir ja die Zimmer zählen.“, schlug Bakura vor. „Und ich habe in der Tat einen geheimen Gang entdeckt. Den könnte ich ihnen auch zeigen, ausnahmsweise, da sie mir sehr sympathisch sind.“, lockte er Mitsuki.
 

Mitsuki blickte überrascht auf, Pegasus war der erste, der ihm anbot seine Burg einmal zu besichtigen. Zum Glück hatte er seinen Fotoapparat dabei.
 

„Kerker und Folterkammern gibt es auch, falls es sie interessiert.“, lockte Bakura weiter.

„Wenn ich eventuell fotografieren dürfte? Unsere Leser lieben es, Bilder von solchen alten Gemäuern zu sehen. Und wenn ich die Besonderheiten dieses Hauses fotografieren dürfte...“ Mitsuki rechnete sich ein recht gutes Honorar aus, wenn er diese Bilder wirklich machen durfte. „Und sie haben wirklich Kerker und eine Folterkammer in dieser Burg, die sie mir auch zeigen würden?“ Mitsuki konnte seine Neugier nicht verbergen.
 

„Ich habe nichts dagegen, wenn sie fotografieren, solange es nur die Räumlichkeiten angeht. Mich lassen sie außen vor, keine Fotos von mir.“, diese Forderung stellte Bakura sehr nachdrücklich. „Bevor wir in die unteren Gewölbe gehen, zeige ich ihnen etwas, das für alle Mühe entschädigt. Dazu müssen wir auf den höchsten Turm steigen. Ich hoffe für sie, das sie sportlich sind.“, entgegnete Bakura.
 

„Danke, ich werde mich daran halten.“, meinte Mitsuki höflich. „Und unsere Leser sind auch nicht wirklich daran interessiert, wer die Menschen sind, die auf einer Burg leben. Sie interessiert es vielmehr, wie es sich auf einer Burg, wie der ihren, lebt.“
 

Mitsuki folgte dem Hausherrn durch seine Burg und konnte sich vor Erstaunen kaum zurück halten. Das, was er zu sehen bekam, war ziemlich luxuriös, aber doch altertümlich. Gespannt wartete er auf den Turm, er war mit Sicherheit wunderbar erhalten, und der Ausblick würde gewiss umwerfend. Sonst würde der Hausherr ihn nicht extra dorthin führen. Mitsukis Kamera stand während des ganzen Weges nicht still, zuviel war es wert, fotografiert zu werden.
 

Belustigt beobachtete Bakura den Eifer seines Gastes – dieser fotografierte was das Zeug hielt – wenn er so weiter machte, hatte er bald keinen Speicherplatz mehr frei. Aber das war ja nicht Bakuras Problem, er war mehr an dem jungen Mann selbst interessiert. Schließlich erreichten sie den Eingang zu dem bewussten Turm, es waren fast dreihundert Stufen hinauf. Bakura war gespannt auf die Reaktion seines Gastes, wenn sie oben ankamen. Der Ausblick von dort war Atemberaubend und mit etwas Glück ging die Sonne gerade unter. „So, junger Mann, jetzt ist Kondition gefragt, wir müssen jetzt 293 Stufen rauf. Gehen sie bitte vor.“ Bakura trat zur Seite und ließ Mitsuki den Vortritt.
 

Mitsuki holte einmal tief Luft und machte sich an den Aufstieg. Die ersten hundert Stufen nahm er noch sportlich, doch dann begann er langsam etwas zu schnaufen. Bei Stufe 120 hielt er kurz an, um einmal tief durchzuatmen.
 

„Was denn, haben sie keine Luft mehr?“, grinste Bakura. Ihm machte der Aufstieg gar nichts aus, aber er hatte ja auch so seine eigene Methode dazu. Außerdem genoss Bakura den Anblick Mitsukis Rückenpartie, vor allem der verlängerten.
 

„Es geht schon wieder.“, meinte Mitsuki etwas atemlos, es war ihm unangenehm sich vor dem Hausherrn der Burg so eine Blöße zu geben. Etwas langsamer und mit einem anderen Atemrhythmus machte er sich an den Aufstieg der restlichen Stufen. Endlich hatte er das Ende der Treppe erreicht und stand auf einer großzügigen Plattform. Überrascht stellte Mitsuki fest, dass es von dem Turm fast senkrecht viele hundert Meter abwärts ging.
 

„Eine beeindruckende Höhe nicht wahr“, bemerkte Bakura, „Dadurch, das die Burg auf diese Bergspitze gebaut wurde, war sie für Feinde unangreifbar. Manchmal frage ich mich, ob die damaligen Bewohner, diese schöne Aussicht überhaupt zu würdigen wussten.“ Bakura stand am Rand der Plattform, breitete seine Arme aus und drehte sich einmal um die eigene Achse, seine Augen leuchteten als er seinen Blick über die Gegend schweifen ließ. „Habe ich ihnen zu viel versprochen? Diese Aussicht ist doch jede Mühe wert.“
 

„Nein, überhaupt nicht.“, antwortete Mitsuki überwältigt. Man konnte wirklich bis zum Horizont schauen. Ja, diese Burg war wirklich für Feinde unangreifbar. Aber zu dicht an den Rand traute Mitsuki sich nicht wirklich, er war nicht hundert Prozent schwindelfrei, und auch die Tanzeinlage von Pegasus betrachtete Mitsuki etwas skeptisch. Aber er genoss die Aussicht von der Mitte der Plattform, in alle vier Himmelsrichtungen hatte man diese wunderbare Aussicht.
 

Der Hausherr sah die Skepsis in den grauen Augen seines Gastes, er ging zu ihm hin, nahm ihn am Arm und zog ihn zum Rand der Plattform. „Von hier müssen sie ein Foto der Burg machen – wenn sie jetzt runter sehen, können sie die ganze Anlage überblicken. Das ist doch sicher ein Foto wert.“, meinte Bakura lächelnd.
 

Mitsuki schnappte nach Luft, als er so unvermittelt von Pegasus an den Rand der Plattform gezogen wurde. Sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen, doch der Hausherr hatte tatsächlich Recht, wie er nach einem vorsichtigen Blick über den Rand feststellte. Mitsuki nahm seine Kamera und versuchte so gut es ging die gesamte Burganlage auf ein Foto zu bekommen. Er war so konzentriert bei der Sache, dass ihm vollkommen entging, dass Pegasus ihn an seinen Hüften gepackt hielt.
 

Oh ja, dieser junge Mann sollte bleiben, dachte Bakura. Er hielt Mitsuki an den Hüften fest und zog ihn unmerklich an sich heran. Der Schwarzhaarige war so vertieft in seine Arbeit, dass es ihm gar nicht auffiel, doch Bakura wollte es nicht übertreiben. Dieses Spiel, das er spielte, war für ihn erregend – wie weit er wohl gehen konnte, bis Mitsuki merkte worauf es hinauslief?

Bakura lockerte seinen Griff wieder. „Sehen sie, die Sonne geht unter..... Ach, was mir gerade einfällt, wenn sie noch jemanden anrufen wollen, dann müssen sie es jetzt machen. Unten in der Burg gibt es keinen Satellitenempfang und ein Festnetztelefon besitze ich nicht.“, informierte Bakura Mitsuki. „Bis wir wieder unten sind, ist es schon spät. Wenn sie möchten können sie hier gerne Übernachten.“, bot Bakura Mitsuki an.
 

Mitsuki hatte seine Bilder gemacht und stand nun wieder erleichtert in der Mitte der Plattform. Er nickte dankbar, als ihn Pegasus darauf hinwies, dass er in der Burg keinen Handyempfang hatte und holte schnell sein Handy aus seiner Jackentasche. Schnell hatte Mitsuki die Nummer von Serenity gewählt.

„Hallo, Serenity. Ich bin jetzt auf der Burg von Maximilian Pegasus und er hat mir angeboten hier zu übernachten. Es wird wohl...“ Verwirrt blickte Mitsuki auf sein Handy, der Empfang war auf einmal weg. Oh – der Akku war leer. Das war natürlich dumm, na, dann würde er morgen noch einmal hier herauf steigen, um Serenity anrufen zu können.
 

Bakura grinste in sich hinein, mit so ein bisschen Technik wurde seine Magie allemal fertig. Und einen weiteren Versuch, würde Mitsuki nicht bekommen. „Wir sollten jetzt wieder hinunter gehen. Ich lasse dann ein Gästezimmer fertig machen und wir plaudern noch ein bisschen im Kaminzimmer.“, bestimmte Bakura jetzt und ließ wieder Mitsuki den Vortritt. Die Treppen runter ging es wesentlich schneller als rauf.

Unten angekommen, gab der Hausherr seinem Personal die entsprechenden Anweisungen und begab sich mit seinem Gast wieder in das Kaminzimmer. Er schenkte seinem Gast und sich einen Cognac ein, reichte ein Glas Mitsuki und nahm wieder am Kamin platz. „Sie haben doch sicher noch mehr Fragen.“, stellte Bakura fest.
 

„Wie sind sie eigentlich darauf gekommen, eine Burg zu kaufen? Und wie sind sie auf diese Burg gekommen, Mr. Pegasus?“, erkundigte sich Mitsuki, als sie so entspannt im Kaminzimmer saßen.
 

„Seit meiner frühesten Kindheit hatte ich den Wunsch auf einer Burg zu leben und nachdem ich Geschäftlich soviel Erfolg hatte, konnte ich mir meinen Wunsch erfüllen. Durch einen glücklichen Zufall erfuhr ich, dass diese Burg zum Verkauf stand. Und wie schon erwähnt, hatten die damaligen Besitzer große finanzielle Probleme, deshalb sind wir uns schnell einig geworden.“, neugierig sah Bakura sein Gegenüber an. „Wie ist das bei ihnen, Mr. Okayami, was ist ihr frühester Kindheitswunsch? War es ihr Beruf?“
 

Mitsuki dachte nach – seinen Beruf hatte er sich ausgesucht, weil er dabei viel auf Reisen sein konnte. Das Gefühl etwas zu vermissen, hatte Mitsuki in den letzten neun Jahren stets begleitet. Er hatte gehofft, auf diese Weise zu finden, was auch immer er vermisste. „Die Frage kann ich gar nicht so genau beantworten...“, sagte Mitsuki schließlich, „...ich hatte vor ungefähr neun Jahren einen Unfall, dabei habe ich mein Gedächtnis verloren. Seitdem wollte ich schon immer Journalist werden – ich gehe davon aus, das ich es auch vorher schon wollte.“ Mitsukis Blick ruhte offen und ehrlich auf seinem Gegenüber.
 

„Na, wie dem auch sei. Ihre Berufswahl war ausgezeichnet, wir hätten uns sonst gar nicht kennen gelernt. Das wäre doch sehr bedauerlich gewesen.“, lächelte Bakura seinen Gast freundlich an. ‚Du hast ja gar keine Ahnung, wie bedauerlich.’, dachte Bakura im gleichen Moment begierig. Er prostete Mitsuki zu und trank einen Schluck Cognac. Zögernd tat es ihm der Schwarzhaarige gleich – Mitsuki war es nicht gewohnt Alkohol zu trinken. Schon nach dem ersten Schluck breitete sich eine wohlige Wärme in ihm aus. Eine Weile später kam der Butler herein und meldete, dass das Abendessen angerichtet sei.
 

Wenig später saßen sie an einer üppig gedeckten Tafel. Bei dem Anblick der vielen Leckereien, die auf dem Tisch standen, machte sich Mitsukis Magen bemerkbar. „Lassen sie es sich schmecken, junger Mann. Ich bekomme hier selten Besuch, und habe ich dann mal welchen, nutzt mein Koch immer die Gelegenheit und zaubert eine Köstlichkeit nach der anderen. Er ist der Meinung, das er sonst sein Handwerk verlerne.“, lachte Bakura. Er hatte sehr wohl den knurrenden Magen vernommen und das aufleuchten in den grauen Augen sagte alles. „Das ist alles meinetwegen? Das ist zuviel der Ehre, ich kann ihnen gar nicht sagen wie geschmeichelt ich mich fühle.“, entgegnete Mitsuki mit einer Verbeugung. „Dann reden sie nicht lange herum, Mr. Okayama, nehmen sie Platz und langen sie zu. Ihr Magen macht sich sonst selbstständig.“, gab der Weißhaarige zurück.
 

Zum Essen wurde ein schwerer Rotwein gereicht, der nach einiger Zeit auch seine Wirkung bei Mitsuki zeigte, seine Zunge wurde immer lockerer. Die beiden Männer führten eine entspannte lockere Unterhaltung und die Zeit verging wie im Fluge. Mitsuki bemerkte auch nicht den, immer öfter auftauchenden, lüsternen Blick seines Gastgebers, der schließlich meinte: „Es ist schon sehr spät. Wir sollten zu Bett gehen. Der morgige Tag hat es in sich, wenn sie die unteren Gewölbe besichtigen wollen.“ Bakura stand auf und ging zu seinem Gast. „Kommen sie, ich zeige ihnen ihr Zimmer.“, forderte er Mitsuki auf. Mitsuki erhob sich und wankte etwas, jetzt erst merkte er die Wirkung des Weines. „Oh,...ich glaube, ich habe den Wein nicht vertragen.“, meinte Mitsuki leicht angeschwipst. Bakura stützte ihn.
 

„Keine Sorge, ich halte sie.“, sagte er rau. Seinen Arm um Mitsukis Hüften gelegt, führte er ihn zu seinem Zimmer, er brachte ihn auch zu seinem Bett. Einen Augenblick lang sah Bakura verlangend in die grauen Augen, aber er beherrschte sich – noch war das Spiel nicht vorbei und er wollte das Entsetzen sehen, wenn Mitsuki merkte, auf was er reingefallen war.

Mitsuki ließ sich seufzend auf das Bett fallen und war im nächsten Augenblick eingeschlafen. So merkte er nicht die Hand, die gierig an seinem Körper entlang glitt – abrupt drehte sich Bakura um und verließ das Zimmer.
 

Bevor er sich mit dem Schwarzhaarigen beschäftigte, wollte Bakura erst einen anderen aufsuchen, jemanden mit saphirblauen Augen.
 

~~~
 

Ärgerlich wachte Bakura auf. Kaiba hatte es doch tatsächlich geschafft, ihn aus seinem Geist zu verbannen. Dabei hatte er ihn schon fast soweit, dass dieser sich ihm, Bakura, zuwandte, wenn auch nicht ganz freiwillig. Der Zauberer hatte deutlich die Gegenwehr gespürt, die von dem Blauäugigen ausging. Bakura hatte versucht, einen Keil zwischen dem Blonden, der komischer Weise immer noch eine Rolle bei Kaiba spielte, und dem Braunhaarigen zu treiben. Da musste er sich wohl was anderes einfallen lassen – Kaiba konnte sich sträuben soviel wie er wollte, am Ende würde er in Bakuras Armen landen und das ganz freiwillig.
 

Gut, bei Kaiba kam er nicht weiter, dann würde er jetzt dem Schwarzhaarigen einen Besuch in seinen Träumen abstatten – mal sehen, was in dessen Kopf so los war. Bakura legte sich wieder bequem in sein Bett und schickte seinen Geist auf Reisen. Bald hatte er die Gedanken und Träume seines Gastes erreicht. Geduldig hielt er sich im Hintergrund, amüsierte sich über die heißen Träume des jungen Mannes - seine Freundin war aber auch süß. Die würde ihm auch gefallen. Bakura machte keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, er nahm sich, wer immer ihm gefiel, er hatte da keine Vorliebe.

Dann änderte sich der Traum, neugierig wartete Bakura darauf, was nun passieren würde.
 

Mitsuki irrte im dichten Nebel umher, schien etwas oder irgendjemanden erreichen zu wollen, doch verlor er sich immer wieder in diesem Nebel. ‚Da kann ich doch helfen’, dachte sich Bakura, der ziemlich neugierig war. Er tastete sich also weiter in den Erinnerungen Mitsukis vor und stieß auf eine starke Barriere, die er nach einiger Anstrengung überwand. Als er den freigesetzten Erinnerungsfetzen wahrnahm, schwemmten die dazu gehörigen Gefühle Bakura aus dem fremden Geist.
 

Kerzengrade setzte sich der Zauberer auf – das konnte nicht wahr sein, oder doch? Die Liebe, die er gespürt hatte, war sehr intensiv, er hatte auch gespürt, dass es sich um brüderliche Liebe handelte... Das war alles nicht weiter besonders, aber die Augen des Teenagers, den er gesehen hatte, kannte er – es waren saphirblaue Augen...
 

~~~
 

Mitsuki lag lächelnd auf dem großen weichen Bett. Serenity kam zu ihm und brachte ihm eine heiße Tasse Tee, wie sie es sich angewöhnt hatten, wenn sie die Nacht zusammen verbracht hatten. Er liebte diesen Moment, mit ihr zusammen im Bett zu sitzen und diese besondere Tasse Tee zu trinken... Plötzlich spürte er einen kalten Windhauch, und wieder irrte er in diesem Nebel umher, und fand keinen Weg heraus. Plötzlich stolperte er über ein Hindernis, wie es schien, und auf einmal konnte er einen kurzen Blick hinter die Nebelwand werfen. Mitsuki hörte Kinderlachen und spürte eine große Wärme die von dem großen Jungen ausging. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und die Erinnerung an saphirblaue Augen kam ihm in den Sinn.
 

Mit einem leichten Kopfschmerz erwachte Mitsuki. Das war er überhaupt nicht gewohnt und irritiert blickte er sich mit schlaftrunkenen Augen um. Wo war er hier überhaupt? Und wieso lag er voll bekleidet in einem Bett? Vorsichtig setzte Mitsuki sich auf und als der leichte Schwindel nachgelassen hatte, der ihn kurz beim Aufsetzen befallen hatte, kam langsam seine Erinnerung zurück. Er hatte mit Pegasus im Kaminzimmer gesessen, und dort von ihm einen Cognac erhalten, und zum Abendessen gab es Rotwein... Er musste etwas zu viel Wein getrunken haben, so wie sein Kopf sich anfühlte. Außerdem fühlte er sich nicht besonders gut ausgeschlafen, doch das lag nicht nur allein an seiner Bekleidung, sondern auch an dem merkwürdigen Traum, den er gehabt hatte.
 

Mitsuki erhob sich von seinem Bett und holte sich frische Kleidung aus seinem Koffer, kleidete sich um und verließ, auf der Suche nach einem Bad, das Zimmer. Suchend blickte er sich auf dem weitläufigen Flur um, und war sich noch nicht schlüssig, in welche Richtung er gehen musste, als der Butler aus einer Tür heraus trat. „Ah, Mister Okayama, sie sind schon munter?“, begrüßte der würdige Mann ihn. „Dann soll ich ihnen ausrichten, dass das Frühstück in einer halben Stunde serviert wird. Wünschen sie im Speisesaal zu speisen, oder bevorzugen sie ihr eigenes Zimmer?“ Der Butler blickte Mitsuki eilfertig an.
 

Als er von dem Butler angesprochen wurde, fiel Mitsuki ein Stein vom Herzen. „Ähm, ich denke der Speisesaal wäre nicht schlecht.“, meinte Mitsuki höflich. „Wenn sie mir allerdings vorher den Weg zu einem Badezimmer zeigen, und anschließend den Weg zum Speisesaal erklären könnten?“, fügte er verschämt hinzu. „Ich fürchte, ich habe gestern Abend den Ausführungen von Mr. Pegasus nicht mehr so ganz Folge leisten können.“, entschuldigte sich Mitsuki bei dem Butler.
 

Der Butler verbeugte sich höflich. „Zu ihrem Zimmer gehört ein eigenes Bad. Ich zeige ihnen gerne noch einmal die Badezimmertür. Und dann würde ich sie in einer halben Stunde abholen kommen. Wäre ihnen das recht?“ „Ja, das wäre mir recht.“, bedankte Mitsuki sich höflich bei dem Butler und bekam eine rosa Gesichtsfarbe, als er erkannte, dass er die Badezimmertür für eine Schranktür gehalten hatte. Als der Butler sich wieder zurückgezogen hatte, begab Mitsuki sich schnell in das geräumige Bad, welches sich hinter dieser unscheinbaren Tür verborgen hatte, und holte seine Morgentoilette nach. Kurz, nachdem er damit fertig war, klopfte es bereits an der Tür, und der Butler holte ihn ab.
 

Bakura wartete im Speisesaal auf seinen Gast, sein Butler hatte ihm gemeldet, dass dieser wach sei und bald zum Frühstück käme. Der Weißhaarige war neugierig, wie sich der heutige Tag gestalten würde, und ob der Kerker wirklich auf dem Besichtigungsprogramm stand. Die Tür öffnete sich und sein Gast kam herein, überschwänglich begrüßte er ihn. „Guten Morgen, Mr. Okayama, ich hoffe, sie hatten eine erholsame Nacht. Nehmen sie doch Platz.“
 

Mitsuki kam der Aufforderung des Hausherrn nach, und nahm ihm gegenüber Platz, da dort ein zweites Gedeck aufgetragen war. „Danke der Nachfrage.“, beantwortete er höflich Pegasus Frage. Es gehörte sich nicht, etwas anderes als etwas Positives zu sagen. „Das freut mich zu hören. Wie sieht es aus, haben sie immer noch Lust, die unteren Gewölbe der Burg zu besichtigen?“, erkundigte sich Bakura.

„Wenn es ihnen keine Umstände macht? Dann würde ich mich natürlich sehr darüber freuen, die unteren Gewölbe ihrer Burg zu besichtigen.“ Mitsuki versuchte seine Erregung zu verbergen. Wann bekam man schon die Chance die Kellergewölbe einer privaten Burg zu besichtigen?
 

„Nein, es macht mir keine Umstände, es freut mich sie ihnen zeigen zu können. Allerdings habe ich heute nur noch bis zum frühen Nachmittag Zeit. Dann muss ich zurück in die Firma. Sobald wir fertig gefrühstückt haben, können wir mit der Besichtigung beginnen.“, entgegnete Bakura. Sein Herz machte einen Satz, der Schwarzhaarige hatte noch nichts gemerkt – und hatte nicht die leistete Ahnung, dass er diese Burg nie wieder verlassen würde.
 

„Dann wollen wir uns so bald wie möglich an die Arbeit machen, ich möchte ihre kostbare Zeit nicht länger als unbedingt nötig in Anspruch nehmen.“, antwortete Mitsuki und beeilte sich mit dem Frühstück. Der Koch hatte sich anscheinend wieder selbst übertroffen, von all den leckeren Dingen, die hier auf dem Tisch standen, könnte er locker eine ganze Woche leben, dachte Mitsuki zwischen zwei Bissen. „Sie müssen ihren Koch aber auch verstehen, er versteht sein Handwerk wirklich.“, lobte Mitsuki überschwänglich den Koch Pegasus.
 

Nach einem kurzen Abstecher in sein Zimmer, aus dem Mitsuki seine Kamera holte, folgte er schnellen Schrittes Pegasus in die unteren Etagen seiner Burg.

Bakura ging absichtlich den komplizierten Weg, wer sich hier nicht auskannte, verirrte sich hoffnungslos. Aber es war kein uninteressanter Weg und er wusste viele Geschichten zu den verschiedenen Räumen zu erzählen, schließlich kamen sie im dunklen Heiligtum der Burg an – dem Kerker. Fackeln brannten an der Wand und warfen düstere, bewegte Schatten auf den Gang. „Nun, mein junger Freund. Wir sind am Ziel, hier unten liegen die Kerker und die Folterräume. Was möchten sie zuerst sehen?“, erklärte der Ältere.
 

Mitsuki war viel zu sehr mit seiner Kamera beschäftigt, als das er sich den Weg zurück hätte merken können. Überrascht blickte er sich um, als sie endlich vor dem Heiligtum einer jeden Burganlage standen. Eine Gänsehaut fuhr über seinen Rücken, als er daran dachte, wie sich die Menschen wohl gefühlt haben mussten, für die diese Einrichtungen einst gebaut worden waren. „Ich weiß nicht.“, entgegnete Mitsuki unsicher.
 

Bakura lächelte, die Unsicherheit seines Besuchers verwunderte ihn nicht, jeder der hier herunter kam, verlor seine Sicherheit. Damals wussten diejenigen auch, dass sie nie wieder hier raus kamen. „Wie wäre es mit der Folterkammer.“, schlug er nun vor, „Danach die Kerker.“

„Sie sind der Hausherr.“ Unsicher schaute Mitsuki Pegasus an.
 

„Gut, kommen sie. Ich zeige ihnen das Heiligtum einer jeden Burg – die Folterkammer.“ Bakura öffnete eine große schwere Flügeltür, trat beiseite und gab den Blick frei. Er erklärte dem jungen Mann nüchtern die verschiedenen Foltergeräte, ließ ihn auch Fotos machen, und führte ihn danach in einen Kerkerraum. Auch in diesem Raum, spendete nur eine Fackel ein unruhiges und spärliches Licht. An der Wand waren Ketten angebracht, nah trat Bakura jetzt an Mitsuki heran. „Wie sieht es aus? Wollen sie einmal fühlen, wie es ist, dort angekettet zu sein?“ Zum Glück für Bakura, war in diesem Licht, der lauernde Ausdruck in seinen Augen nicht zu erkennen.
 

Mitsuki schluckte. Nein, er wollte nicht wissen, wie es sich anfühlte, dort an der Wand angekettet zu sein. Es war zwar erregend, all diese Gerätschaften und Räumlichkeiten zu sehen, aber in den Genuss zu kommen... „Nein.“, schüttelte Mitsuki seinen Kopf, „das möchte ich lieber nicht.“, und machte einige Schritte rückwärts.
 

„Schade“, bedauerte Bakura die Reaktion Mitsukis, „...aber es ist zu spät für dich.“ Schnell packte Bakura Mitsuki an seinem Arm, zerrte ihn an die Wand und drückte ihn dagegen – auf einen Fingerzeig des Zauberers schloss sich die eine Kette um das Handgelenk des jungen Mannes. Bakura packte den anderen Arm und es wiederholte sich das gleiche Spiel. Zufrieden trat der Zauberer nun zurück und betrachtete sein Opfer.

Entsetzt weiteten sich Mitsukis Augen, als er sich auf einmal vom Pegasus an die Wand gekettet vorfand. „Was soll das? Lassen sie mich bitte wieder frei, Mr. Pegasus. Das meinen Sie doch sicher nicht ernst.“ Mitsuki versuchte auf die höfliche Art, dieses Missverständnis, wie er es noch für sich einstufte, aufzuklären.
 

„Oh doch, dass ist mein voller Ernst.“ Bakura näherte sich Mitsuki langsam, kam seinem Gesicht immer näher, seine Finger griffen nach Mitsukis Kinn und Bakura blickte in seine grauen Augen. Mitsuki war wie paralysiert, konnte sich nicht rühren, dieser Mann vor ihm schüchterte ihn unwahrscheinlich ein...

Mitsuki schluckte trocken, als er Bakuras Atem an seinem Ohr spürte. Dieser Mann war ihm eindeutig zu nah, viel zu nah... so nah war ihm sonst nur seine Liebste.

Bakura roch an Mitsukis Haar, an seinem Hals, fuhr leicht mit der Zungenspitze über Mitsukis Hals. „Du bist nicht der, der du zu sein glaubst. Aber du bist genau der richtige..." Bakuras Herz schlug schneller in seiner Brust - er hatte gefunden, was er suchte...
 

„Lauf mir nicht weg.", meinte Bakura grinsend, „Ich habe jetzt noch eine Verabredung, morgen bin ich dann ganz für dich da." Lachend entfernte er sich aus dem Kerker, dieses Lachen hallte noch lange in dem Gewölbe und wurde dabei immer höhnischer.

Ungelöste Rätsel

Seufzend nahm sich Seto Mahous Buch vor, dort standen immerhin die ganzen Rätsel drin. Gut, der erste Vers war nun nicht weiter schwierig, da darin die jetzige Situation beschrieben war. Pegasus war bestrebt alle Gegenstände zusammenzutragen, um die alte Macht wieder aufleben zu lassen. Und einen Teil der Rätsel konnte Seto außen vor lassen, da er die Dinge schon in seinen Besitz hatte. Und wenn er dazu, das ständige Auftauchen Timiats und dessen Triumpfgebrüll bedachte, dürften fast alle Gegenstände schon in Pegasus Besitz sein.

So wie Seto es sah, fehlte ihnen nur der Zeitpunkt, an dem die Macht ständig zurückgekehrt sein würde, und wodurch das geschehen wird. Der Ort fehlte auch, aber, da war sich Seto sicher, der war in der Nähe der Burg zu finden. Die letzten Verse las Seto sich immer wieder durch, aber er hatte keine Idee.
 

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, stand Joey auf, ging in sein Zimmer und holte sein Handy. Schnell hatte er Dukes Nummer gewählt und wartete einen Augenblick. Kurz bevor er wieder auflegen wollte, meldete sich am anderen Ende eine verschlafene Stimme.

>Ja?<

„Hallo Duke, hier ist Joey. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe, ich hatte gehofft, du wärst schon wach.“

>Ist schon gut.< grummelte Duke. >Jetzt bin ich schon mal am Handy, dann kannst du mir auch sagen, was du in aller Herrgottsfrühe von mir willst.<

„Du hast was bei mir gut.“, versuchte Joey Duke zu besänftigen. „Es ist etwas ungewöhnlich, aber weißt du vielleicht, ob Maximilian Pegasus schwul ist?“

Schweigen am anderen Ende.

„Duke, bist du noch dran?“, fragte Joey.

>Hast du mich eben wirklich danach gefragt, ob Maximilian Pegasus schwul ist?< fragte Duke verblüfft nach.

„Ja, das hab ich.“ Joey konnte sich Dukes Verwunderung gut vorstellen.

>Also, gehört hab ich bisher nichts davon, dass Pegasus schwul wäre, aber ich kann mich erkundigen, wenn es so wichtig ist. Und das ist es doch, wenn du mich extra deswegen anrufst, oder?<

„Also, wenn du DAS für mich machen würdest, dann hast du bei mir echt was gut.“, bedankte Joey sich überschwänglich bei seinem Kollegen.

>Das sagtest du bereits, ich werd mir was überlegen... Kommst du heute ins Blue-Eyes? Eigentlich hast du ja frei... < erkundigte sich Duke.
 

Joey hielt den Hörer zu und wandte sich an Seto. „Kann ich heute ins Blue-Eyes? Duke fragt...“ Seto nickte und Joey kehrte zu seinem Gespräch zurück.

„Ja, ich komme.“, antwortete er Duke.

>Gut, bis heute Abend hab ich herausgefunden, ob Pegasus schwul ist.<

„Danke, du bist ein Schatz.“, beendete Joey das Gespräch und setzte sich wieder zu Seto.
 

„Sag mal Joey, hast du eine Ahnung, was mit der Sonne der Nacht gemeint ist? Ich werd das Gefühl nicht los, das in diesen letzten Versen der Zeitpunkt beschrieben wird, an dem diese unselige Magie freigesetzt werden soll, bzw. wird.“, fragte Seto Joey etwas ratlos.
 

„Nein, ich hab auch keine Ahnung.“, schüttelte Joey seinen Kopf. „Aber du wirst schon recht damit haben, und auf dein Gefühl solltest du dich verlassen, denke ich mal.“ Wenn einer diese Verse richtig verstehen konnte, dann Seto, davon war Joey fest überzeugt. Für Joey war das bisher nur eine Geschichte gewesen, doch seit sie die Verse wieder erkannt hatten, war auch ihm klar, dass an Mahous Buch mehr dran war...

„Was nützt mir mein Gefühl, wenn es mich nicht ans Ziel bringt?“ Seto warf das Buch auf den Tisch zurück. „Wenn wir dem Buch glauben schenken, dann gibt es auch zwei Schwerter, eines hast du, das andere wahrscheinlich Pegasus. Wozu braucht er sie?“ Seto lehnte sich zurück und fuhr sich durch die Haare.

„Wozu wird man wohl ein Schwert benötigen?“, meinte Joey zu Seto. „Entweder um sich zu verteidigen, oder um jemanden zu töten.“
 

„Jemanden zu töten... du hast recht. Es soll jemand geopfert werden und dazu braucht er die Schwerter. Weißt du, was das schlimme daran ist? Er braucht DEINES nicht zu suchen, wahrscheinlich bringen wir es ihm, wenn wir ihn aufhalten wollen.“, entgegnete Seto aufgekratzt, „Aber auf der anderen Seite könnten wir ihm SEINES auch abnehmen und die Opferung so verhindern.“ Joey hörte Setos Ausführungen zu und nickte. „Ja, so wird es wohl sein, jeder Schurke, der die Macht an sich reißen will, braucht ein Opfer. Steht in dem Buch auch etwas über das Opfer geschrieben?“, erkundigte sich Joey.
 

Seto nahm das Buch wieder zur Hand, schlug die Seite mit den Rätseln auf und las vor:
 

„Doch der Frieden ist noch nicht bereit.

Die Sonne der Nacht am höchsten Zenit.

Die Brüder getaucht in den Lebenssaft dessen,

der zweimal geboren ohne einmal zu sterben.
 

Das deutet auf das Opfer hin, die Frage ist nun, wer ist damit gemeint? So wie es mir scheint, kann die Suche auch nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden.“, erläuterte Seto seine Gedanken. „Die Brüder... damit sind dann wohl die Schwerter gemeint, oder?“, fragte Joey. „Das denke ich auch.", bestätigte Seto und nachdenklich fügte er hinzu: „Ich frage mich, ob mit den Himmelskindern wir gemeint sind."

„Nun ja, Kinder sind wir zwar keine mehr, aber wir besitzen die Fähigkeit uns am Himmel aufhalten zu können. So gesehen, werden wir wohl damit gemeint sein.“, nickte Joey.
 

„Ich glaube das Wort Kinder ist in diesem Zusammenhang anders zu sehen... Hm, mit den Schwingen der Gerechtigkeit. Das wäre dumm, da meine Schwingen ja ziemlich gestutzt sind... In tiefer Zuneigung verbunden... das würde nun wieder erklären, warum Fudo....ähm Mahou... so erpicht darauf war, das wir miteinander schlafen.“, grübelte Seto. „Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass das damit gemeint sein soll.“

„Nun, da bin ich mir nicht so sicher.“, meinte Joey nachdenklich. „So wie ich Mahou kennen gelernt habe, meinte er ganz genau das. Für ihn war der größte Beweis tiefer Zuneigung die körperliche Vereinigung. Deshalb hatte er es bei seinem letzten Besuch bei mir abgelehnt, mit mir zu schlafen. Es ist für ihn nämlich nicht nur einfach eine Befriedigung menschlicher Triebe.“
 

„Das mag ja sein, aber mich stört einfach der Gedanke, mit dir deswegen schlafen zu müssen. Ich will es freiwillig, und nicht, weil ich muss.“, gab Seto zurück. „Und wenn wir es nicht tun, haben wir dann versagt?“ „Nein, das glaube ich nicht.“, schüttelte Joey seinen Kopf. „Zuerst kommt – in tiefer Zuneigung verbunden – und ich glaube schon, dass wir diesen Tatbestand bereits erfüllen, zumindest was meine Person betrifft.“ Joey schaute Seto liebevoll an. „Und ich glaube, bei dir ist es genau so, oder irre ich mich da?“ Seto sah Joey in die Augen und horchte in sich hinein. „Nein, ich glaube du irrst dich nicht.“, antwortete er dann schließlich.
 

„Duke will sich umhören.“, wechselte Joey das Thema. „Heute Abend kann er mir eine Antwort auf deine Frage geben.“
 

„Das ist in Ordnung, denn ich glaube eigentlich nicht, dass Pegasus derjenige ist, den ich in meinen Visionen sehe...oder spüre.“ Seto angelte sich seinen Block mit den Notizen über seine Visionen vom Tisch und blätterte kurz darin herum. „Wenn ich mich recht erinnert habe, hatte diese Gestalt bei Timiat gemeint, dass sie damals nicht vernichtet wurde. Wenn ich das nun mit dem Buch vergleiche, würde das bedeuten, das Bakura wieder da ist. Er hatte mir ja auch sehr eindrucksvoll bewiesen, das er über eine gewisse Macht verfügt.“ Als Seto daran dachte, schauerte es ihn unwillkürlich – nein, das war keine angenehme Erinnerung. „Dafür spräche auch der Drache, den ich in Pegasus Augen gesehen habe.“, fügte Seto noch hinzu.
 

„Du hast einen Drachen in Pegasus Augen gesehen?“, fragte Joey erstaunt. Er dachte einen Augenblick nach, was Seto ihm so gerade alles erzählt hatte. „Dann ist Pegasus der Fünfköpfige?“
 

„Das weiß ich nicht, sicher ist nur, das sich seine Persönlichkeit extrem verändert hat, es kann auch sein, das dieser Bakura seinen Körper übernommen hat und dieser ist ja mit dem Drachen sehr verbunden, wie wir aus dem Buch wissen.“, antwortete Seto nachdenklich. „Vielleicht ist Pegasus aber auch einfach nur ein Opfer seiner eigenen Machtgier geworden.“
 

„Nun, ich hab ja bisher keinen näheren Kontakt zu Pegasus gehabt.“, meinte Joey schließlich. „Also kann ich auch nicht wissen, in welcher Form er sich verändert hat. Aber wenn er alle Bösen Dinge zusammen hat, dann scheint es mir wirklich nicht mehr so unwahrscheinlich zu sein, dass Bakura wieder erwacht ist. Und einen Körper wird er sicher auch haben wollen.“, stimmte Joey Seto zu. „Aber wie kann man zweimal geboren werden, ohne einmal zu sterben?“, grübelte Joey laut. „Keine Ahnung, ich bin für jeden Vorschlag dankbar, denn viel Zeit dürften wir nicht mehr haben, um das heraus zu finden.“, meinte Seto und warf einen Blick auf die Uhr. „Schon so spät, wenn du noch ins Blue – Eyes willst, sollten wir uns vorher noch was zu Essen machen, oder arbeitest du gerne mit leerem Magen?“, fragte Seto grinsend.

„Arbeiten?“, echote Joey erstaunt. Darüber hatte er sich gar keine Gedanken gemacht. Offiziell war er doch beurlaubt... aber Seto hatte sicher recht, sie würden ihn als Gast gar nicht dulden, die anderen Gäste würden ihn sicherlich hinter der Theke sehen wollen... „Nein, ich arbeite nicht gern mit leerem Magen. Kochen wäre gut.“ Und pünktlich mit diesem Gedanken meldete sich Joeys Magen...
 

„Du musst ja nicht die ganze Zeit arbeiten, wobei ich ganz vergessen habe dir zu erzählen, dass ich Pegasus nahe gelegt habe, uns in Ruhe zu lassen. Es dürfte also keine Übergriffe jeglicher Art mehr geben. Das heißt, du kannst schalten und walten wie du willst.“, erklärte Seto Joey noch. Auch sein Magen meldete sich vehement.
 

Einträchtig standen Joey und Seto in der Küche und machten sich ein Abendessen. Während Joey das Gemüse schnippelte gingen seine Gedanken spazieren. Zweimal geboren, ohne einmal zu sterben... was konnte das nur bedeuten? ... Joey kam ein Bild in den Sinn... Wieso nannte Mokuba sich eigentlich Mitsuki? – drei – zwei – eins – „Gedächtnisschwund!“, platzte Joey auf einmal heraus.
 

Vor Schreck, über Joeys Ausbruch, schnitt sich Seto in den Finger. „Au... Gedächtnisschwund? Was meinst du damit?“ Seto leckte sich das Blut vom Finger und sah Joey dabei verständnislos an, er konnte ihm gerade so gar nicht folgen.

„Oh, entschuldige, hab ich dich erschreckt?“, fragte Joey schuldbewusst mit einem Blick auf Setos Finger. „Ich hab grad darüber nachgedacht, warum Mokuba jetzt Mitsuki heißt. Wenn er, wie auch immer, sein Gedächtnis verloren hat? Und nicht mehr weiß, dass er Mokuba Kaiba ist?“, schlug Joey vor.
 

„Ist nicht schlimm.“, meinte Seto, „Das würde auch erklären, warum er sich nie wieder gemeldet hat.“ Dieser Gedanke war ihm nie in den Sinn gekommen, warum eigentlich nicht? Seine Suche hätte ganz andere Ansätze haben müssen – mit einem Male fühlte Seto sich schlecht. Wieso hatte er diesen Gesichtspunkt total aus den Augen gelassen? „Ich bin so ein Idiot, auf diesen Gedanken hätte ich schon längst kommen müssen.“, stöhnte er.
 

„Mach dich nicht verrückt.“, sagte Joey mitfühlend zu Seto. „Wie solltest du auch auf diese Idee kommen?“
 

~~~
 

„Das ist alles nur ein böser Traum, ich wach bestimmt gleich auf.“, murmelte Mitsuki vor sich hin, als das Lachen von Pegasus verklungen war. Denn das konnte doch nicht wirklich wahr sein... Es MUSSTE ein Traum sein... Er würde gleich aufwachen... Gleich würde die liebevolle Stimme seiner Mutter an sein Ohr dringen und ihm sagen, dass dies nur ein schlimmer Traum wäre und gleich alles wieder gut wäre, wenn er nur aufwachte...

Aber Mitsuki wachte nicht auf, so sehr er es sich auch wünschte – es war kein Traum und auch kein schlechter Scherz... es war irgendwie bittere Realität...
 

„HAAAALLOOOO! IST DA JEMAND?“
 

Mitsuki hoffte, dass irgendwelche Bediensteten hier unter wären und ihn hören könnten, doch so sehr er auch lauschte, es war nichts und niemand zu hören, nur sein eigenes Atmen. Bis jetzt stand er immer noch an die Wand gelehnt und langsam taten ihm die Füße weh... doch der erste Versuch sich hinzusetzen, führte nur dazu, dass sich die Handschellen empfindlich in seine Hände drückten. Entmutigt erkannte Mitsuki, dass das einzige, was er machen konnte stehen war. Die Ketten waren ziemlich kurz, und boten nicht viel Spielraum, wie er nach einem kurzen Blick nach oben feststellen konnte.
 

So versuchte er immer wieder einen Fuß ein wenig zu entlasten, doch mit der Zeit bemerkte er, wie seine Arme und Hände taub wurden. Schließlich belastete er beide Füße gleichmäßig, hoffentlich kam bald jemand, denn er fühlte ein dringendes Verlangen, und mit der Zeit begann es ihn zu peinigen...

Tränen rannen über sein Gesicht, als er seinem Bedürfnis nachgab und es laufen ließ. Jetzt wusste Mitsuki endgültig, dass so bald niemand kommen würde und ihn hier raus holte. Nur eines wusste er genau, es hatte keinen Zweck zu schreien oder zu brüllen, er würde nur Halsschmerzen bekommen und am Ende heiser sein. Er würde sich damit nur selbst schaden, und sehr durstig werden...
 

Mitsuki machte sich keine Gedanken darüber, woher dieses Wissen stammte, doch er wusste es einfach...
 

~~~
 

Später im Club beobachtete Seto Joey wieder bei der Arbeit, er und sein Kollege trieben ein seltsames Spiel – die Art wie sie miteinander umgingen und ihre Cocktails dabei mixten, heizte die Stimmung im Club an. Joey schien dabei voll aufzudrehen – kein Wunder, das er danach einige Zeit brauchte um wieder runter zukommen. Seto hatte nicht vor, sich dafür zur Verfügung zu stellen – Joey konnte trainieren, wenn er sich unbedingt auspowern musste.
 

Joey genoss es, nach langer Zeit wieder hinter der Theke zu stehen. Das war Dukes Preis für seine Erkundigungen, aber diesen bezahlte er gerne. Außerdem hatten die Gäste alle sehr enttäuscht geschaut, als er sich mit Seto zusammen an den Tisch gesetzt hatte. Aber das musste Joey unbedingt einmal ausprobieren... Seto hatte einen guten Tisch – Joey konnte ihn von seinem Platz hinter der Theke sehr gut sehen, Seto brauchte nur zu winken, und schon konnte er zu ihm hingehen. Joey machte Seto einen Martini zurecht und brachte ihn an den Tisch.
 

„Pegasus ist nicht schwul, meint Duke. Die Komunity hatte ihn einmal zu einem Benefiz-Abend eingeladen, und er hatte mit einigen recht abfälligen Bemerkungen seine Teilnahme daran abgelehnt.“, erzählte Joey, als er Seto seinen Drink brachte. „Danke, ich hatte ja auch nicht wirklich damit gerechnet, das er es ist.“, bedankte sich Seto bei Joey und meinte dann: „Ihr seid ein gutes Team hinter der Theke.“
 

Joey errötete leicht. „Danke, es macht aber auch Spaß mit Duke zusammen zu arbeiten. Das Blue-Eyes macht keinen größeren Umsatz, als an den Abenden, an denen wir Beide da sind.“, bedankte Joey sich für das Kompliment. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen.“, meinte Seto trocken, „Dann lass die Gäste nicht warten.“ „Aber nicht untreu werden.“, flachste Joey, bevor er sich zurück zu Duke hinter die Theke begab.
 

Gegen Mitternacht, betrat ein Gast den Club, den Kaiba hier überhaupt nicht mehr sehen wollte. Schnell hatte der Neuankömmling ihn entdeckt und kam auf ihn zu. „Hallo Kaiba.“, wurde Seto freundlich von ihm gegrüßt. „Hallo Pegasus.“, erwiderte Seto den Gruß reserviert. Er hatte nicht das geringste Bedürfnis sich mit dem Weißhaarigen zu unterhalten, schon gar nicht nach den letzten Vorkommnissen.
 

„Ich muss mich entschuldigen, mein Verhalten in der letzten Zeit, war nicht sehr höflich.“, begann Pegasus das Gespräch, verwundert sah Seto ihn an, mit einer Entschuldigung hatte er nicht gerechnet. Da Kaiba nichts darauf erwiderte, fuhr der Weißhaarige fort: „Ich bin etwas über das Ziel hinausgeschossen. Du hast mich von Anfang an fasziniert, da habe ich überreagiert.“

„So sagt man jetzt dazu? Ich habe es als Bedrohung empfunden.“, gab Seto zurück. „Die Sache in der Höhle war nicht so schlau, das geb ich ja zu, aber das kommt nie wieder vor.“, versprach Pegasus, Seto stutzte, die Sache in der Höhle? Dort war nicht Pegasus anwesend – dann stimmte seine Vermutung also und Duke hatte ihm vorhin bestätigt, dass Pegasus nicht schwul war – wie auch immer er das herausgefunden hatte.
 

„Ach, nur die Sache in der Höhle? Und die anderen Besuche? Die trugen alle dieselbe Handschrift.... Bakura.“, entgegnete Seto und wartete auf die Reaktion seines Gegenübers. Überrascht sah dieser auf, dann grinste er. „Du hast es also herausgefunden, Bravo, ich habe auch nichts anderes von dir erwartet.“

Bakura beugte sich zu Seto vor, vermied es aber, ihn in irgendeiner Form zu berühren. „Komm auf meine Burg – ich gebe dir alles was du willst, auch deinen... Bruder.“ Bei diesen Worten zuckte Seto unwillkürlich zusammen, das entging dem Zauberer natürlich nicht. „Ja, komm zu mir und ich finde deinen Bruder für dich.“, wiederholte Bakura sein Angebot. Seto beugte sich ebenfalls zu ihm vor und sah ihn kühl an. „Nein...“, sagte Seto, „...ich finde meinen Bruder auch ohne dich, Bakura.“ Dieser stutzte kurz, dann lachte er. „Kaiba, mein Angebot steht, wenn du mein Gefährte werden willst, bist du jederzeit willkommen.“

Bakura stand auf und ging.
 

Joey beäugte den Neuankömmling ziemlich misstrauisch. Er erinnerte sich nur zu gut an seinen letzten Besuch, da musste das ganze Blue-Eyes ziemlich deutlich werden... Auch Duke war in Alarmbereitschaft. Ihm war es nicht entgangen, dass Joey ganz angespannt war. Und als er in die Runde blickte, entdeckte er noch ein paar mehr, die ziemlich wachsam den Neuankömmling beobachteten. Doch der Besuch von Pegasus dauerte diesmal nicht lange, und er ging auch von alleine wieder. Allen war die Erleichterung anzusehen, dass diesmal der Besuch Maximilian Pegasus ohne Zwischenfall abgelaufen war.
 

Seto stand nach einer Weile auf und ging zu Joey an die Theke, „Ich brauch frische Luft, ich bin bald wieder da.“, informierte Seto Joey. „Ist gut, aber geh nicht zu weit weg und pass auf dich auf, nicht dass Pegasus an der nächsten Ecke auf dich wartet.“. bat Joey. „Ich mach hier auch gleich Schluss.“, meinte Joey nach einem kurzen Seitenblick auf Duke.

Seto lächelte, „Er wird mir schon nicht auflauern – er will, dass ich freiwillig zu ihm gehe... und er ist tatsächlich Bakura."

„Aber pass trotzdem auf dich auf.“, bat Joey leise. „Ich kann aber auch gleich Schluss machen, oder Duke?“ Joey schaute seinen Kollegen fragend an, ihm war es nicht wohl bei dem Gedanken, Seto allein auf der Straße zu wissen.
 

„Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um mich?“, fragte Seto nach, das war ja ganz ungewohnt für ihn. Lächelnd meinte Seto aber dann: „Ich pass schon auf mich auf, versprochen.“ Seto setzte sich dann auch in Bewegung, um den Club zu verlassen. Solange Seto nicht im Club war, war Joey nicht ganz bei der Sache. Immer wieder schaute er zur Eingangstür, und seufzte erleichtert auf, als Seto endlich wieder zur Tür hereinkam.
 

Die kühle Nachtluft tat Seto gut und sorgte wieder für einen klaren Kopf. Es war also wirklich Bakura, der wieder gekommen war – ein nicht zu unterschätzender Gegner.

Während Seto ein Stück die Straße entlang ging, beobachtete er, wie ein Taxifahrer versuchte, seinen betrunkenen Fahrgast an dessen Haustür abzuliefern. Der Fahrer meinte dann auch: „Man Kumpel, du hast aber schwer geladen heute.“ Daraufhin antwortete der Betrunkene, zwar mit sehr schwerer Zunge, aber doch noch recht deutlich: „Jaaaa... das haaabe isch... hicks... an sooolchen Nächtn... hicks... kann isch.. nich anders... hicks... die Säufersonnnnne sch...scheint sooo hell... da haab isch immmmmer... hicks... beschondersch viiieeeel Durscht...hicks.“ Dabei sah er zum Himmel auf. Unwillkürlich folgte Seto dem Blick und sah den fast vollen Mond am Himmel stehen.

Fast hätte Seto sich mit der Hand vor die Stirn geschlagen... natürlich, es war ja so einfach. Eilig begab er sich wieder in den Club.
 

Seto ging direkt auf Joey zu, „Kannst du Feierabend machen? Jetzt gleich?“, fragte er. „Duke, ich geh dann jetzt.“, nickte Joey Seto zu. „Ja, danke für deine Hilfe, das Trinkgeld floss heute doppelt so gut. Wie lange bist du noch beurlaubt?“, fragte Duke nach. „Das kann ich dir nicht genau sagen, aber eine Weile wird es noch dauern... doch wenn ihr Hilfe braucht – Anruf genügt. Bis dann.“, verabschiedete sich Joey von Duke.
 

Joey folgte Seto etwas irritiert, es war nichts aus ihm heraus zu kriegen. Aber er würde seine Antworten schon bekommen, soviel wusste Joey inzwischen. Seto musste etwas Entscheidendes herausgefunden haben, da war er sich sicher.

Seto fuhr zügig nach Hause, er hatte es jetzt eilig, wenn das alles so stimmte, hatten sie fast keine Zeit mehr zum Handeln. Zu Hause angekommen, steuerte Seto gleich sein Wohnzimmer an, er hatte nicht mal seinen Mantel ausgezogen. Seto schnappte sich Joeys Buch und schaltete den Laptop an.
 

Seto las die Verse noch mal nach und suchte im Internet nach den nötigen Informationen – dann sah er Joey an. „Ich kenne jetzt den Zeitpunkt, morgen haben wir Vollmond, der ist mit der Sonne der Nacht gemeint. In den frühen Morgenstunden wird er voll sein, ein paar Stunden später haben wir eine vollkommene Sonnenfinsternis und in diesem Zeitraum, findet die Opferung statt und die schlafende Macht wird wieder erweckt.“
 

Doch bevor Joey ihm darauf antworten konnte, klingelte dessen Handy. Seine Schwester war dran, und sie war ziemlich aufgelöst. Mitsuki hatte sich den ganzen Abend nicht bei ihr gemeldet, und am Abend vorher war sein Anruf so merkwürdig gewesen. Serenity machte sich große Sorgen, denn bisher hatte ihr Freund jeden Abend ganz pünktlich bei ihr angerufen und von seinem Tag erzählt. „Weißt du denn, wo er zuletzt war?“, erkundigte Joey sich bei seiner Schwester. „Bei Pegasus?“, fragte Joey ziemlich verblüfft.
 

Bei der Nennung des Namens Pegasus sah Seto auf, fragend sah er Joey an, da dieser aber noch telefonierte, musste er sich gedulden bis er eine Antwort bekam.
 

Inzwischen holte Seto sich die Bauzeichnungen der Burg und die geologischen Karten der näheren Umgebung. Er hatte sich schon gewundert, dass es noch die alten Pläne der Burg gab, aus irgendeinem Grund hatten sie die Jahrhunderte unbeschadet überstanden. Aber auf diesen Zeichnungen etwas erkennen zu können, war eine Kunst für sich. Seto legte diese wieder zur Seite und betrachtete die Geologische Karte des Gebietes. Es musste dort in der Nähe eine Höhle geben, die groß genug für einen so riesigen Drachen, wie Timiat, war.

Tatsächlich gab es eine solche Höhle, merkwürdig, um diese eine große, waren viele kleine gruppiert, fast konnte man meinen, die Höhlen wären von Menschenhand errichtet.
 

Joey beendete sein Telefongespräch und wandte sich Seto zu. Ihm war der fragende Blick nicht entgangen. „Mitsuki, oder wenn wir recht haben, Mokuba, ist auf der Burg von Pegasus, und hat sich heute nicht bei meiner Schwester gemeldet, und gestern nur ganz kurz. Und jetzt macht sie sich Sorgen, weil Mitsuki nämlich ganz zuverlässig ist.“, fasste Joey knapp den Inhalt des Telefonats zusammen. „Sie nimmt sich ein Taxi und kommt hierher.“
 

Seto wurde kreidebleich. „Das darf nicht wahr sein, sag, das es nicht wahr ist.“

Mitsuki in Gefahr

Lange waren Mitsukis Tränen gerollt, und so war er irgendwann doch im Stehen eingeschlafen. Sein Kopf war auf eine Seite an einen Arm gelehnt, und er träumte sich aus seiner misslichen Lage heraus. Er lächelte leicht, denn er träumte, dass er mit Serenity über eine Blumenwiese lief, und sie sich über all die schönen Blumen freute, die dort wuchsen. Serenity beschloss, einen großen Blumenstrauß zu pflücken, den sie seiner Mutter schenken wollte. Mitsuki war stolz auf seine Freundin, heute wollte er sie seiner Mutter vorstellen...
 

Mitsukis Traum wandelte sich etwas, er lief zwar immer noch über die Blumenwiese, doch jemand anderes war bei ihm... es schien ihm auch, dass er ein wenig jünger wäre... und als er sich umschaute, erkannte er, dass er eine Schnur in seiner Hand hielt und einen Drachen hinter sich herzog. Doch plötzlich stolperte er, fiel hin und verlor die Schnur in seiner Hand. Weinend hielt er sich sein Knie und ein großer Junge mit blauen Augen trat zu ihm und tröstete ihn. „Weine nicht, Mo----, ich mach ein Pflaster drauf, und schon ist alles wieder gut.“ Er nickte und schmiegte sich an den großen Jungen an.
 

Irritiert runzelte Mitsuki die Stirn, doch er träumte noch weiter. Der große Junge war traurig, er weinte, wenn er ganz alleine in seinem Zimmer war. Vorsichtig schlich er sich in das Zimmer des Größeren, und versuchte ihn zu trösten. Der Größere nahm ihn nur stumm in seine Arme und weinte leise auf seine Schulter. Er wusste nicht, wie er dem Größeren helfen sollte, doch schien seine Anwesenheit ihm gut zu tun.
 

Auf einmal wehte ein kalter Hauch in seine Träume und Mitsuki begann zu zittern. Es wurde ziemlich dunkel um ihn herum, er konnte nichts mehr sehen und fühlte sich auf einmal ziemlich ängstlich. Er hatte Halsschmerzen und hörte mehrere Männerstimmen, die sich um etwas zu streiten schienen. Doch er konnte nicht verstehen, worüber sie sich stritten.
 

Ein leichtes Knarzen und ein süffisantes Lachen ließen ihn wach werden und seine Augen öffnen.
 

~~~
 

Bakura erreichte seine Burg in den frühen Morgenstunden, er war zwar müde, ließ es sich aber nicht nehmen, bei seinem 'Gast' vorbeizuschauen. Die einsamen Stunden, angekettet im dunklen Kerker zu verbringen, hatten bestimmt ihre Spuren hinterlassen. Lässt man seine Gefangenen lange genug unter diesen Umständen alleine, war es nur eine Frage der Zeit, bis ihr Wille gebrochen war. Das waren einfach Erfahrungswerte, selbst der eisernste Wille brach irgendwann und seinem jetzigen 'Gast', traute er nicht viel zu.
 

Grinsend öffnete Bakura die Kerkertür und trat an den jungen Mann heran, der bemerkte ihn erst nicht. Die körperliche Erschöpfung hatte ihren Tribut gefordert. Mitsuki hing in seinen Ketten, seine Handgelenke hatten sich an dem rauen Eisen schon aufgeschürft und sein Kopf hing nach vorne. Bakura fasste ihn unter sein Kinn und hob Mitsukis Kopf an. „Aufwachen mein Süßer, hat es dir hier gefallen?“, erkundigte er sich ironisch. Die grauen Augen öffneten sich langsam.
 

Hatte Bakura auch einen gebrochenen Blick erwartet und so wurde er von dem festen Blick Mitsukis überrascht. Schnell hatte er sich jedoch wieder gefangen. „In dir scheint mehr zu stecken, als ich angenommen habe.“, bemerkte er nebenbei, „Aber soll ich dir was sagen? Morgen um diese Zeit, spielt das alles keine Rolle mehr – dein Blut, wird meine Macht vervollständigen.“ Mitsuki sah ihn finster an. „Fahr zur Hölle.“, erwiderte er nur. Bakura lachte: „Nein, das werde ich nicht, du wirst dein Leben aushauchen, nicht ich.“ Damit ließ er den jungen Mann wieder allein im Dunkeln zurück.
 

Bakura fragte sich, warum sein Gefangener plötzlich einen so festen Willen hatte. Diesen Eindruck hatte er nicht erweckt. Bakura grinste vor sich hin, er würde ein bisschen in Mitsukis Geist rumstöbern, mal sehen, was er da so fand. Er legte sich schlafen und schickte seinen Geist zu seinem 'Gast' unten im Kerker.
 

Wieder hielt Bakura sich vorsichtig im Hintergrund – er wollte nicht entdeckt werden. Geduldig wartet Bakura erst ab, dann drang er immer tiefer in die Erinnerungen ein – je älter sie waren, desto schwieriger wurde es. Er könnte natürlich auch gewaltsam die gewünschten Erinnerungen suchen, doch etwas hielt ihn davon ab. Schließlich kam Bakura an einen Punkt in Mitsukis Erinnerungen, die einfach anfingen – als wäre er erst mit zwölf Jahren auf die Welt gekommen. Bakura sah ein älteres Paar, das einen verwirrten, einsamen Jungen aufnahm und seine Eltern zu sein schien.
 

Aber das interessierte Bakura nicht im Geringsten, er wollte etwas über die saphirblauen Augen herausfinden, die er letztens gesehen hatte. Aus diesem Grund drang er immer weiter in dem Nebel vor. Wieder stieß er auf harten Widerstand, doch jetzt nahm er keine Rücksicht mehr und gewaltsam brach er durch. Bakura spürte den Schmerz, den er dabei auslöste, aber es kümmerte ihn nicht. Wieder erhaschte er eine Szene mit einem erwachsenen Paar, doch auch dieses Paar schien die Eltern des Jungen zu sein.

Der Mann schien sehr böse zu sein und kam drohend auf den Jungen zu, da schob sich ein älteres Kind dazwischen und bekam den Wutausbruch des Mannes ab. Und wie schon beim letzten Mal, spürte Bakura eine tiefe Bruderliebe und grenzenloses Vertrauen. Mit Mühe hielt er der Erinnerung stand, er wollte den älteren Jungen sehen und hatte Glück, dieser drehte sich gerade um. Nun hatte er genug gesehen und zog sich aus dem Geist zurück.
 

Aufgeregt setzte Bakura sich in seinem Bett auf, sein Gefangener hatte tatsächlich zwei Leben, die sehr unterschiedlich waren. Alles sprach für einen gravierenden Gedächtnisverlust, aber es passte, er hatte sein Opfer wirklich gefunden. Was ihn am meisten beeindruckte waren die warmen, liebevoll blickenden saphirblauen Augen des älteren Jungen. Die Gesichtszüge stimmten, er hatte nicht nur sein Opfer gefunden, sondern auch Kaibas Bruder. Diesen warmen Blick aus den blauen Augen, den wollte Bakura auch sehen. Vielleicht schaffte er es ja, er wollte Kaiba unbedingt an seiner Seite haben – dieser durfte nur nie erfahren, wer sein Bruder war.
 

~~~
 

Eine halbe Stunde später stand Serenity mit klopfenden Herzen an der Wohnungstür von Seto Kaiba und klingelte. Hoffentlich konnte ihr Bruder ihr helfen, sie hielt die Sorge um Mitsuki nicht mehr länger aus. Joey öffnete seiner aufgelösten Schwester die Tür. „Komm erst mal rein, und dann erzähl uns doch bitte alles, was du weißt.“, bat Joey seine Schwester herein. Sie kamen zu Seto ins Wohnzimmer und suchten sich beide einen Sitzplatz. „Wer möchte alles einen Tee?“, erkundigte sich Joey bei den Beiden.
 

„Hallo Serenity.“, begrüßte Seto Joeys Schwester höflich und sagte zu Joey: „Bleib du bei deiner Schwester, ich mach euch einen Tee und mir einen Kaffee.“

Schon war er unterwegs in die Küche und kam nach einiger Zeit wieder zurück. Auf einem Tablett hatte er Tassen, Tee und Kaffee mitgebracht und stellte es auf dem Couchtisch ab. „Bedient euch.“, meinte Seto, nachdem er die Tassen verteilt und den Tee eingegossen hatte, Seto nahm sich seine Tasse Kaffee und setzte sich wieder in den Sessel.
 

„So, Serenity, nun erzähl uns doch mal, warum du dir solche Sorgen machst.“, begann Joey, nahm sich seine Tasse Tee und sah seine Schwester mit warmen Augen an.
 

Serenity nahm sich ebenfalls ihre Tasse Tee und trank einen Schluck. „Ich hatte dir doch erzählt, das Mitsuki den Auftrag hatte, Informationen über Burgen und Schlösser zu sammeln, um einen Reiseführer zusammenzustellen. Er hat mir versprochen, mich jeden Tag anzurufen und in diesem Punkt ist er immer sehr zuverlässig. Darum mache ich mir ja Sorgen, heute hat er sich nicht gemeldet und gestern, hatte er mir gerade noch sagen können wo er war, dann war das Gespräch beendet. Joey, ich mache mir Sorgen, das ihm etwas passiert sein könnte.“, erzählte Serenity stockend.

Tränen stiegen ihr in die Augen – sie liebte Mitsuki und der Gedanke, dass ihm etwas passiert sein könnte, war unerträglich für sie.
 

Seto hörte schweigend zu und beobachtet Joey, wie dieser sich liebevoll um seine Schwester kümmerte. Das brachte einige Erinnerungen an Mokuba zurück, doch verdrängte er diese wieder. Gerade in diesem Punkt, war Seto momentan zu aufgewühlt.
 

„Wo genau ist Mitsuki jetzt?“, erkundigte Joey sich bei seiner Schwester und nahm mitfühlend ihre Hand. Serenity blickte ihren Bruder dankbar an und erwiderte den Händedruck. „Er hatte gesagt, dass er nur noch zu Pegasus auf die Burg müsse, sie wäre seine letzte Station, dann wäre er fertig. Und er hat von dort aus auch angerufen... Er ist jetzt bei Pegasus.“, antwortete Serenity mit so fester Stimme wie möglich.
 

Als er diese Worte hörte schloss Seto die Augen, er hatte gehofft, dass es nicht wahr war. Das Joey sich verhört hatte. Er öffnete wieder seine Augen. „Und du bist dir da ganz sicher?“, hakte Seto nach. „Ja.“, antwortete Serenity und schaute Seto verwundert an. „Was ist so schlimm daran, dass Mitsuki bei Pegasus auf der Burg ist?“

„Dann hat Bakura ihn.“, stöhnte Seto gequält – ein Bild tauchte vor seinen Augen auf: er sah einen jungen, schwarzhaarigen Mann, der an die Wand gekettet war. Blut lief an dessen Handgelenken herunter und er machte einen sehr erschöpften Eindruck. Der junge Mann hob den Blick und es schien als würde er ihm direkt in die Augen sehen. In diesem Blick lag die ganze Qual, die er hatte erdulden müssen. Ruckartig setzte sich Seto auf. „Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen sofort aufbrechen.“, sagte er mit bleichem Gesicht.
 

„Wir glauben, dass Mitsuki Setos verschwundener Bruder Mokuba ist, und dass Pegasus von einem bösen Geist besessen ist. Es ist im Augenblick auf keinen Fall gut, in Pegasus Burg zu Besuch zu sein.“, erklärte Joey vorsichtig seiner Schwester. „Heißt das etwa, das Mitsuki in Gefahr ist?“, fragte Serenity angstvoll nach. Die Worte ihres Bruders und das Verhalten Setos machten ihr Angst. „Ja, das befürchten wir.“, nickte Joey. „Befürchten wir sehr.“, flüsterte er leise.
 

„Ich fliege dort hin.“, erklärte Seto knapp und sprang auf, er hatte keine Zeit, etwas zu erklären, er musste Handeln und das sofort. Seto griff sich sein Telefon und rief am Flugplatz an, um sich nach den Flügen zu erkundigen. Doch gingen heute keine Flüge mehr in diese Richtung, dort gab es nur einen kleinen Flugplatz, der von den größeren nur zweimal wöchentlich angesteuert wurde. Panik machte sich in Seto breit, nur mühsam beherrschte er sich wieder.

Er rief seinen Chef an, erklärte ihm die Lage, der stellte ihm sofort einen Hubschrauber zur Verfügung, in einer Stunde wäre dieser abflugbereit, Seto bedankte sich und legte auf. „In einer Stunde geht der Hubschrauber.“, informierte er die Geschwister, begab sich in sein Zimmer und packte hastig seine Tasche.
 

~~~
 

Mitsuki seufzte erleichtert auf, als Pegasus, oder wer immer das auch war, ihn wieder verlassen hatte. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass der Hausherr ihn wieder frei lassen würde. Was auch immer Pegasus vorhatte – sein Leben war zu Ende. Aber er hatte nicht vor, um sein Leben zu betteln, diese Genugtuung wollte er seinem Peiniger nicht geben. Er würde ihn so oder so töten, dann würde er stolz und erhobenen Hauptes in den Tod gehen. „Serenity, verzeih mir.“, flüsterte Mitsuki leise, während ihm eine Träne über die Wange rollte. „Aber jetzt können wir doch nicht heiraten. Ich werde nie sehen, wie unsere Kinder ausgesehen hätten. Aber in einem anderen Leben, werden wir uns wieder sehen, und dann werden wir glücklich miteinander sein, und Kinder haben. Aber ich danke dir, für die Zeit, die wir miteinander haben konnten.“
 

Erschöpft ließ sich Mitsuki wieder in einen flachen Schlaf gleiten. So spürte er seine müden Beine, seine schmerzenden Arme und den bohrenden Hunger und Durst nicht so stark. Er träumte wieder von einer Blumenwiese, von Serenity, und ihren gemeinsamen Kindern – ein kleiner Junge, der ihm stark ähnelte und einem etwas älteren Mädchen, dass so schön wie seine Mutter war. Mitsuki lächelte und flüsterte leise: „Ich liebe euch.“

Ein kalter Schatten zog über die Wiese und das Bild verschwand.
 

Ängstlich stand er vor einem erwachsenen Mann, er schien auf ihn böse zu sein, doch er hatte keine Ahnung wieso, zitternd erwartete Mitsuki die Strafe, die wohl nun kommen würde. Doch stattdessen kam wieder dieser große Junge, von dem er schon mal geträumt hatte, und beschützte ihn vor diesem bösen Mann. Dankbar blickte er in diese unglaublich schönen blauen Augen, die ihn liebevoll ansahen. Der böse Mann verschwand, und der Junge beugte sich zu ihm herab. „Ich werde dich immer beschützen, kleiner Bruder.“
 

Mitsukis Herz begann zu rasen, als er diesen Satz hörte. Dieser Junge bezeichnete ihn als kleinen Bruder? Aber er hatte doch gar keinen Bruder... oder am Ende doch? Längst verdrängte Erinnerungen drangen zu ihm durch... Ein Ehepaar, dass ihn verletzt und herumirrend aufgenommen hatte und als das Kind eines Bruders ausgab, und sich um ihn kümmerte, und das er liebevoll Onkel und Tante nannte. Und manchmal, wenn es ihm besonders schlecht ging, nannte er seine Tante sogar Mama. Mitsuki seufzte bei dieser Erinnerung auf. Mama – wer wohl seine Mutter war? Am Ende hatte er wirklich einen Bruder, einen Bruder der ihn liebte...
 

Eine neue Szene schob sich vor seine Augen. Ein verheulter kleiner Junge saß alleine, mit Halsschmerzen und fürchterlichem Durst, in einem dunklen Zimmer. Die Tür öffnete sich und ein schmieriger Mann kam herein und hielt ihm ein Glas mit einer seltsamen Flüssigkeit an die Lippen. Es roch fürchterlich stechend und so verzichtete er darauf, seinem Durst nachzugeben, und drehte einfach seinen Kopf zur Seite. Wer wusste schon, was in diesem Glas drin war?

„Auch recht, wenn du nicht trinken willst, du verzogener Bengel. Dein Alter hat die Kohle bezahlt, doch das wird dir nicht viel nützen – wir bringen dich jetzt fort von hier zu einem Ort, wo dich niemand finden kann.“ Der Mann lachte grausam. „Seto wird mich finden.“, widersprach Mitsuki leise, aber bestimmt. Sein großer Bruder hatte ihm immer geholfen, und er hatte es ihm versprochen. „Er lässt mich nicht im Stich.“
 

Der schmierige Mann war so amüsiert über das Aufbäumen seines kleinen ’Gastes’, dass er seinen Kumpel herein rief. „Hey, hast du gehört? Der Bengel glaubt doch allen Ernstes daran, dass sein Bruder ihn retten wird.“ Schallendes Gelächter war aus dem Nebenraum zu hören. „Dein Bruder hat genug davon immer die Kastanien für dich aus dem Feuer zu holen, gewöhn dich lieber gleich daran. Und morgen, wenn es dunkel wird, bringen wir dich zu einem lieben Onkel, der eine gute Verwendung für ein hübsches Kerlchen wie dich hat.“ Dabei streichelte der Mann mit seinen schmierigen Fingern über Mitsukis Gesicht. „Nur zu schade, dass wir dich unversehrt bei ihm abliefern sollen...“
 

Mitsuki versuchte diesen Fingern zu entkommen und erntete wiederum nur höhnisches Gelächter. Er hatte zwar keine Ahnung, was dieser Mann meinte, doch eines hatte er verstanden – er sollte überhaupt nicht nach Hause zurückkehren... zu Seto... zu seiner Mutter... „Ihr Schweine... Ihr Betrüger...“, brüllte er dem Mann heiser hinterher, doch die Männer im Nebenraum lachten nur über ihn. „Ja, so wird der Boss es mögen, er mag Jungen mit Temperament...“
 

Mitsuki schreckte auf. Was war das denn nur für ein Traum gewesen? Er hatte sich ziemlich real angefühlt, er konnte noch die schmierigen Finger fühlen, und den stechenden Geruch hatte er auch noch in der Nase... Mitsuki versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber es schien niemand bei ihm in der Zelle gewesen zu sein. Also mussten die Eindrücke wo anders her kommen... Der kleine Junge in seinem Traum, musste entführt worden sein...
 

~~~
 

„Seto, nun schau doch nicht so sauer. Schau, Serenity und ich, wir machen uns eben auch Sorgen. Du kannst sagen, oder machen, was du willst, du wirst uns nicht davon abhalten können, mit dir mitzukommen.“ Joey und Serenity standen vor der Tür und ließen Seto einfach nicht durch. „Na, gut, dann kommt eben mit.“, gab Seto seufzend nach, und gemeinsam fuhren sie zum Flugplatz, wo der Hubschrauber schon auf sie wartete. Er brachte sie recht schnell zu dem kleinen Flugplatz, in der Nähe der Burg. Ein Taxi war schnell organisiert und brachte sie zum einzigen Hotel am Ort. Seto ging zur Rezeption um für sie Zimmer zu besorgen. Es war immerhin schon recht spät in der Nacht.
 

Seto kam mit zwei Zimmerschlüsseln zurück. „Sie haben nur die zwei Zimmer noch frei. Ich schlage vor, ihr geht euch ausruhen. Ich mache mich auf den Weg.“ Seto hatte einfach keine Ruhe mehr, die Sorge um seinen Bruder, trieb ihn voran. Serenity nahm sich einen der Schlüssel. „Tut mir leid, aber ich brauch erst etwas Schlaf bevor ich irgendwas tun kann.“
 

„Nix da, du kommst auch mit nach oben.“ Joey packte Seto am Arm und zog ihn mit nach oben zu ihren Zimmern. Das eine war ein Einzelzimmer, das bekam Serenity, nach dem sie mit hochrotem Kopf ihren Schlüssel zurückgab, denn sie hatte den vom Doppelzimmer. „Schlaf schön, Serenity, in vier Stunden stehen wir wieder auf, und wecken dich.“, verabschiedete Joey sich von seiner Schwester und zog Seto mit in das andere.

„Seto, es hilft dir nichts, um diese Zeit kannst du nicht zu Pegasus auf die Burg gehen, da ist ja noch nicht einmal sein Personal auf den Beinen. Denn im anderen Fall hätten wir ja nicht den Hotelbesitzer aus seinem Bett zu klingeln brauchen, oder?“ Joey sah seinen Freund auffordernd an.
 

Unwillig starrte Seto Joey an, es passte ihm nicht, aber er musste Joey recht geben. Außerdem, so unausgeschlafen, war er seinem Bruder keine Hilfe. Mürrisch stimmte er Joey zu, „Schon gut, du hast ja recht. Dann schlafen wir eben ein paar Stunden.“

Nur mit Boxershorts bekleidet legten Beide sich ins Bett und Joey kuschelte sich ein wenig an Seto. „Komm, wenn wir ein bisschen geschlafen haben, dann geht es dir gleich ein bisschen besser.“ Joey schloss die Augen und genoss die körperliche Nähe zu Seto. In kurzer Zeit war er eingeschlafen.
 

Seto hörte Joeys regelmäßigen Atem, er schlief also – er selbst konnte es nicht, die Sorge um seinen Bruder hielt ihn wach. Wie konnte er ihm am besten helfen? Wie kam er nah genug an ihn heran? Ein Gedanke tauchte auf, so absurd er auch war, doch je länger Seto darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass es klappen würde. Vorsichtig stieg er aus dem Bett, es war besser, wenn Joey nichts mitbekam, denn er wäre mit seinem Vorhaben sicher nicht einverstanden. Leise zog Seto sich an, schrieb noch einen kleinen Brief, legte ihn auf sein Kopfkissen und verließ dann geräuschlos das Zimmer.
 

--------

Lieber Joey,
 

verzeih mir, aber ich kann nicht länger warten.

Meinem Bruder schon so nah zu sein und zu wissen,

das er in Gefahr ist, ertrage ich nicht länger.

Außerdem weiß ich, dass du mit dem, was ich vorhabe,

sicher nicht einverstanden wärst.

Aber es ist die einzige Möglichkeit, nah genug an Bakura

heran zukommen.

Ich bitte dich nur um eines, vertrau mir. Was auch immer

in den nächsten Stunden passieren mag, vertrau mir –

und bleibe am Leben.
 

In Liebe

Seto
 

P.S. Ich habe keine Ahnung, ob ich es dir werde sagen

können, darum schreibe ich es dir.

Ich liebe dich aus tiefsten Herzen, das ist mir in den

letzten Stunden klar geworden.

----------
 

~~~
 

Der starke Wille seines Gefangenen musste doch zu knacken sein... Bakura legte sich hin und ein hintergründiges Grinsen schlich sich auf seine Züge... Es wäre doch sehr schade für seinen Gefangenen, wenn er so einfach nur geopfert werden würde... Bakura setzte sich entspannt auf seinen Lieblingssessel und ließ seine Gedanken treiben – er wollte heute noch etwas Spaß haben...

Statt in Mitsukis Träumen herumzuschnüffeln beschloss er, ihm einen besonders ’netten’ Traum zu schicken... Zufrieden stand Bakura auf, er freute sich schon auf sein kleines Stelldichein, dass er gleich mit seinem Gefangenen haben würde, als überraschender Weise sein Telefon klingelte.
 

„Pegasus.“, meldete er sich verstimmt, doch als er hörte wer ihn anrief, hellte das seine Stimmung schlagartig auf. „Ja, kenn ich... Der Wagen ist gleich da... ich freu mich schon.“ Zufrieden leckte sich Bakura über seine Lippen, die Chancen, dass dieser Besucher kam, waren nicht sehr hoch gewesen, aber es war auch nicht abwegig... und doch hatte er mit diesem Besucher jetzt noch überhaupt nicht gerechnet. Für ihn musste er sich natürlich frisch machen... Sein Gast im Keller war vergessen...
 

Zum Glück hatte Bakura seinen Chauffeur in die Stadt geschickt, um einige Dinge zu besorgen, die er noch für seinen Besucher im Keller brauchte. Diese Dinge waren nun vergessen, schnell rief er seinen Fahrer an und gab ihm einen neuen Auftrag...

Seto und Bakura

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Seto und Bakura (zen.)

Joey erwachte, weil sein Arm nicht auf Seto landete, sondern auf einer leeren Betthälfte, und dabei das Geräusch von Papier zu hören war. Papier? Im Bett? Verschlafen öffnete Joey seine Augen und stellte fest, dass er sich tatsächlich alleine in dem Bett befand. Er lauschte, ob er Seto im angrenzenden Bad duschen hören konnte. Nein, alles war still... Verwundert blickte Joey auf das Blatt Papier, das er in seiner Hand hielt, während er aus dem Bett aufstand. Langsam las er die Zeilen, las sie noch ein zweites und ein drittes Mal.
 

„Seto, du Idiot, was hast du gemacht!", rief Joey wütend und schlug mit der Faust gegen die Wand. Von dem Lärm erwachte Serenity und kam verschlafen in Joeys Zimmer. „Was machst du denn für einen Lärm? Du hättest mich auch anders wecken können.“ Noch etwas verschlafen sah sie sich um. „Wo ist denn Seto?“, erkundigte Serenity sich verwundert. Stumm reichte Joey ihr den Zettel. „Den habe ich auf dem Kopfkissen gefunden. Ich bin ohne Seto aufgewacht. Was glaubst du denn, wo Seto jetzt ist?“ Joeys Stimme triefte vor Sarkasmus.
 

Serenity nahm den Zettel und las ihn sich durch, ungläubig sah sie ihren Bruder an. „Ist er etwa alleine zu Pegasus gegangen?“, fragte sie vorsichtig nach, Joey schien ziemlich sauer zu sein. „Natürlich, was denn sonst. Wir sollten sehen, dass wir was zu essen bekommen und ihm dann so schnell wie möglich folgen.“ Seine Schwester nickte. „Du hast recht, kopflos jetzt los zu stürmen bringt nichts.“ Es schmerzte sie, ihren Bruder so zu sehen und darum versuchte sie ihn zu beruhigen. „Du weißt, dass Seto dich liebt?“ Serenity hoffte, dass diese Worte die gewünschte Wirkung hatten.
 

Joey nickte. „Aber was nützt es mir, wenn er trotzdem alleine in die Höhle des Löwen stürmt? Meine Hilfe nicht will?“ Traurig ließ Joey für einen Moment seinen Kopf hängen. Doch dann raffte er sich wieder auf. „Seto braucht meine Hilfe, das weiß ich, und darum muss ich ebenfalls zur Burg. Aber nicht, ohne Frühstück.“
 

Serenity legte ihrem Bruder beruhigend die Hand auf den Arm, „Er will sicher nur, dass dir nichts geschieht. Aber mit dem Frühstück hast du Recht.“ Serenity warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Allerdings ist es eher schon das Abendessen, wir haben länger geschlafen als gewollt.“ Sie wollte wieder in ihr Zimmer gehen um sich anzuziehen, als ihr Blick auf die geologische Karte fiel, die auf dem kleinen Tisch lag. „Joey, ich glaube zur Burg werden wir nicht müssen.“,

sagte sie leicht abwesend.
 

„Wie kommst du darauf?“, forschte Joey neugierig nach. Die junge Frau zeigte auf die Karte, „Hatte Seto sie nicht die ganze Zeit über studiert?“, stellte sie die Gegenfrage. „Ja, ab und zu, aber wir haben nicht darüber geredet, Was ist denn auf der Karte zu sehen?“, wollte Joey von seiner Schwester wissen.
 

Sie trat näher an den Tisch heran. „Es ist eine geologische Karte, Seto hat eine bestimmte Gegend markiert.“ Neugierig beugte Serenity sich weiter über die Karte, dann erkannte sie die Stelle. Die Beschriftungen waren wirklich ziemlich klein, kaum zu lesen. „Es ist die Gegend in der Nähe der Burg, da scheint es eine große Höhle zu geben. Aber wieso interessiert er sich dafür? Ich dachte Mitsuki sei in der Burg.“, erklärte sie ihrem Bruder, was sie sah und dachte.
 

Joey schluckte und holte tief Luft. „Da gibt es noch etwas, dass du nicht weißt. Ich hab dir doch von dem Drachen erzählt, der Setos Elternhaus zerstört hat. Seto vermutet, dass er dort lebt, in dieser Höhle. Pegasus hat diesen Drachen gerufen, ihn heraufbeschworen, und damit, ohne es zu wissen, das Böse in die Welt geholt...“ Joey blickte seine Schwester entschuldigend an. „Und Setos und meine Aufgabe ist es, diesen Drachen zu bekämpfen und das Böse, und Pegasus zu besiegen.“
 

Serenity sah ihren Bruder erst überrascht an, dann wandelte sich ihr Blick, nun funkelten ihre Augen ihn zornig an. „Und wann, hast du gedacht, es mir zu erzählen?“, fragte sie wütend. „Wieso müsst gerade ihr euch so in Gefahr begeben und was hat das alles mit meinem Freund zu tun?“ Drohend ging sie auf ihren Bruder zu, „Und, Joseph Wheeler, wage es nicht mich anzulügen. Da ich dich begleiten werde, ist wohl an der Zeit mir die ganze Wahrheit zu sagen.“, forderte sie sehr bestimmt von Joey.
 

„Warum gerade wir, das weiß ich auch nicht so genau. Ich vermute, dass wir irgendwie mit den Nachfahren von gewissen Menschen zu tun haben, oder sie sind.“

Joey zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nur, dass Seto und ich, aus diesem Grund eine spezielle Gabe haben. Aber jetzt lass uns erst mal was essen, und dann erkläre ich dir alles weitere.“ Gemeinsam mit Serenity ging Joey in den Speiseraum des Hotels und bestellte zwei Essen. Schweigend ließen sie sich das Essen schmecken, doch sie bekamen nicht wirklich mit, was sie aßen, denn ihre Gedanken waren eigentlich ganz wo anders.
 

Nach dem Essen gingen sie noch einmal zurück in Joeys Zimmer, dort holte er sein Katana und warf noch einmal einen Blick auf die Karte. Als Serenity nach dem Telefonhörer griff und ein Taxi bestellen wollte, winkte Joey ab. „Nein, wir beide gehen hinauf aufs Dach.“ „Aufs Dach? Was wollen wir denn da?“, erkundigte sich seine Schwester verwirrt. „Erst erzählst du mir alles.“

„Das wirst du gleich sehen, und außerdem sind wir dann schneller am Ziel.“ Joey liebte es, jetzt ein wenig geheimnisvoll zu sein. Er hatte sich sooft vorgestellt, wie er seiner Schwester von seiner Gabe erzählen sollte, und diese Lösung hatte ihm immer am allerbesten gefallen. Das mochte Serenity gar nicht, wenn ihr Bruder so geheimnisvoll tat. Meist passierte immer etwas Haarsträubendes. Da sie aber nicht noch mehr Zeit verlieren wollte, willigte sie vorsichtig ein. „Also gut, dann gehen wir halt auf das Dach.“
 

Gemeinsam suchten sie den Ausgang, der aufs Dach führte, Joey schaute sich um, ja, das war perfekt, es war ein Dach, auf das höchstens der Schornsteinfeger einmal im Jahr kam... Langsam zog Joey sich seine Kleider aus und schnürte sie sorgfältig zu einem Paket, in dessen Mitte sich sein Katana befand. Als er schließlich nackt vor seiner Schwester stand, griff er zu seinem Medaillon, schloss die Augen, und kurze Zeit später stand er als schwarzer Rotaugendrache vor seiner Schwester.

Demütig stand Joey vor seiner Schwester und erwartete ihre Reaktion.
 

Ungläubig sah Serenity ihrem Bruder zu, wie dieser sich auszog, wirklich alles auszog und seine Kleider zu einem Bündel schnürte. Dann entfernte er sich wieder ein Stück, griff an seine Kette und... Serenity wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Vor ihr stand ein schwarzer Drache mit glühend roten Augen. Sie musste mehrmals schlucken, bevor sie einen Ton herausbrachte,

„Joey? Bist das wirklich du?“
 

Der Drache nickte, und beugte sich zu ihr hinunter, so tief, dass sie aufsteigen könnte. Ob seine Schwester die Aufforderung verstand? überlegte Joey.
 

Serenity schluckte noch mal, Joey wollte doch nicht etwa, dass sie auf seinen Rücken stieg? Aber so wie der Drache vor ihr stand, sollte es wohl genau das bedeuten. Seufzend kletterte sie auf den Rücken des Drachens, was sollte ihr schon passieren? Immerhin war es ihr Bruder, also vertraute sie ihm. Sie rutschte an den Halsansatz und wartete, was als nächstes passieren würde.
 

Mit einem Fuß krallte Joey sich vorsichtig sein Kleiderbündel, schlug zweimal mit seinen Schwingen und erhob sich mit seiner Schwester vom Dach des Hotels. Schnell stiegen sie in den Himmel hinauf und Joey vertraute darauf, dass kein Mensch den Himmel beobachten würde. Schnell war der Eingang der Höhle gefunden und Joey landete vorsichtig in ihrem Eingang.

Serenity hielt bei dem Flug unbewusst die Luft an, erst als sie merkte, das ihr schwindlig wurde, atmete sie wieder. Bei Tageslicht wäre es bestimmt angenehmer gewesen, auf diese Art zu reisen, doch bei der zunehmenden Dunkelheit, konnte zumindest sie nichts mehr erkennen. Ihr Bruder schien noch mehr sehen zu können, es dauerte nicht lange und sie hatten die Höhle erreicht. Vorsichtig rutschte Serenity von dem Drachenrücken herunter und ging etwas beiseite.
 

Joey verwandelte sich wieder zurück und zog sich seine Kleider wieder an. Ein wenig schuldbewusst und ein wenig stolz blickte er seine Schwester an. „Nun kennst du mein größtes Geheimnis.“, begann Joey vorsichtig. „Bis vor kurzem hielt ich es nur für eine spaßige Gabe, doch erst seit einigen Tagen weiß ich, dass wesentlich mehr dahinter steckt.“ Seine Schwester nickte, „Und warum hast du mir nie davon erzählt?“ Eigentlich hatten sie keine Geheimnisse voreinander. Gut, gestand sie sich ein, von Mitsuki hatte sie Joey ja auch lange nichts erzählt. Aber das hier war etwas ganz anderes, „Weiß Seto davon?“ fragte sich nach.
 

„Ja, Seto weiß davon.“, begann Joey mit warmer Stimme, „und er wird zu einem weißen Drachen mit blauen Augen.“ Joeys Blick verklärte sich bei dieser Aussage. „Doch wir Beide sind dazu bestimmt, den fünfköpfigen Drachen zu bekämpfen.“, fuhr Joey fort. „Aber ich hab noch keine Ahnung, wie wir das schaffen sollen.“, schloss Joey etwas mutlos.

„Seto wird auch zu einem Drachen? Aber...“, Serenity wusste nicht mehr, was sie dazu sagen sollte, das musste sie erst mal verarbeiten. Doch bei der mutlos klingenden Stimme ihres Bruders, riss sie sich zusammen. Zuversichtlich sah sie Joey an. „Ihr werdet schon einen Weg finden, da bin ich mir ganz sicher.“
 

„Jetzt müssen wir erst mal Seto finden, und ihn davon abhalten, eine Dummheit zu begehen.“, seufzte Joey. „Und uns anschließend um Bakura kümmern.“

„Und wie willst du das anstellen? Schließlich kannst du ja nicht einfach hingehen und fragen wo sich Seto befindet.“, fragte Serenity, „Und was ist mit Mitsuki?“ „Stimmt, so geht das nicht. Aber, wie kommen wir in die Burg?“ Joey schaute sich nachdenklich um. „Du hast dir doch vorhin die Pläne angesehen, meinst du, man kann durch die Höhle in die Burg gelangen?“ Joey schaute Serenity forschend an.
 

„Das waren doch geologische Karten, obwohl eine Zeichnung der Burg war auch dabei.“, grübelnd blickte sie vor sich hin, versuchte sich an irgendetwas zu erinnern. „Tut mir leid, es gibt sicher einen Weg von der Höhle in die Burg, aber ich weiß, nicht wo der ist.“, erklärte sie entschuldigend ihrem Bruder. „Wollen wir trotzdem in die Höhle reingehen?“ Joey schaute seine Schwester fragend an. „Wir haben aber leider kein Licht dabei. Ich weiß nicht, wie viel wir sehen können.“

Serenitys Zuversicht schmolz gerade dahin, wie Schnee in der Sonne. Unbehaglich sah sie in die Schwärze der Höhle, da wollte ihr Bruder mit ihr rein? „Vielleicht, gibt es da ja Fackeln, oder ähnliches.“, meinte sie furchtsam. „Schau, der Mond leuchtet ganz hell, wir gehen erst mal so weit, wie der Mond uns Licht spendet. Dann entscheiden wir weiter.“, schlug Joey vor. Seine Schwester nickte zaghaft, es gefiel ihr nicht in die Höhle zu gehen, aber hier draußen warten wollte sie auch nicht. „Dann lass uns da rein gehen.“, meinte Serenity leise und klammerte sich am Arm ihres Bruders fest. Das gab ihr wenigstens ein bisschen Sicherheit.
 

Joey zog sein Katana und gemeinsam gingen sie vorsichtig in die Höhle hinein. Das Katana war sogar recht praktisch, sie konnten es als Spiegel für das Mondlicht verwenden. Der Gang machte einen leichten Bogen, doch während Joey noch überlegte in die vollkommene Dunkelheit hinein zu gehen, oder nicht, konnte er Schritte in weiter Entfernung hören. „Komm, lass uns wieder ein wenig zurück gehen.“, wies Joey seine Schwester an, „es kommt jemand.“ Serenity nickte, obwohl es eigentlich sinnlos war, da Joey es in der dunklen Höhle nicht sehen konnte. Sie war erleichtert, dass es wieder hinausging, aber auch beunruhigt. Wer da wohl kommen würde? Joey schob seine Schwester hinter seinen Rücken und erwartete mit gezogenem Katana kampfbereit den ’Besucher’. Eine Fackel näherte sich und schon bald konnte Joey die Schattenumrisse eines Mannes ausmachen.
 

Bakura wollte sich davon überzeugen, das seine Leute, seinen Anweisungen getreu, alles hergerichtet hatten. Er wurde ganz kribbelig bei dem Gedanken, bald wieder über seine ganze Macht zu verfügen. Timiat würde kurz vor der Sonnenfinsternis kommen, dann begann die Fusionskarte zu wirken und er würde mit dem Drachen eins werden, dann war er endlich am Ziel. Plötzlich stutzte er, waren das nicht Schritte gewesen? Von seinen Leuten hielt sich hier keiner auf, das hatte Bakura untersagt. Aber wer war es dann, der hier rumspionierte? Leise ging Bakura weiter. Waren das vor ihm nicht zwei Menschen, die sich gegen das Mondlicht abzeichneten?
 

Aber wozu beherrschte er die Magie, wenn er sie nicht einsetzte? Mit einer schnellen Handbewegung Richtung Felswände, gingen sämtliche Fackeln dort an. „Na, wenn das keine Überraschung ist.“, grinste er böse. „Der Schnüffler und das süße Zuckermäuschen.“ Bakura leckte sich genießerisch über die Lippen – das waren ja ganz besondere Gäste.

Joey wich mit Serenity bis zum Eingang der Höhle zurück. Das Katana in Angriffsposition bringend, stellte Joey sich Bakura entgegen. „Egal, was du vorhast, ich werde es verhindern.“ Joey blickte dem Weißhaarigen angriffslustig entgegen.
 

Bakura lachte. „Du Dummkopf, du kannst gar nichts ausrichten, alleine hast du gegen mich keine Chance. Und soll ich dir noch was sagen, ICH bin nicht allein.“, er deutete hinter sich zum Höhleneingang. Joey erwartete den Drachen zu sehen, aber der kam nicht. Stattdessen trat ein Mann langsam in das Mondlicht, zuerst konnte Joey nur die Füße sehen, die in schwarzen Stiefeln steckten, dann kamen die Beine ins Blickfeld, die mit einer engen Lederhose bekleidet waren. Sein Blick wanderte höher über die Hüften, den Oberkörper, der eng anliegende Pullover betonte die sportliche Figur. Soviel ließ der lange, schwarze, mit Fell gefütterte Mantel, frei, da er offen getragen wurde. Mit zwei weiteren Schritten stand der Mann nun im vollen Mondlicht und selbst in diesem, doch auch schwachen Licht, waren die eisigen saphirblauen Augen zu erkennen.
 

Bakura lachte schadenfroh, als er das entsetzte Gesicht des Blonden sah. „Das ist eine Überraschung, nicht wahr?“, er trat an den Blauäugigen heran und legte seinen Arm demonstrativ um dessen Hüften. „Mahou hat versagt, er hat meine Macht unterschätzt. Muhahahah. Seinem Egoismus ist es zu verdanken, das Kaiba zu mir gekommen ist. Er hat ihn mir in die Arme getrieben. Nun kann mich nichts mehr aufhalten.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, küsste Bakura seine Eroberung, Joey glaubte seinen Augen nicht – Seto erwiderte den Kuss. Warum tat er das? Was war nur geschehen?
 

~~~
 

Rückblick
 

Nach dem Seto das Hotelzimmer verlassen hatte, zog er sein Handy hervor und wählte eine Nummer. Als der Gesprächspartner sich meldete, nannte er nur die Adresse des Hotels und ging danach nach draußen und wartete. Wenig später fuhr ein schwarzer Geländewagen vor. Seto wunderte sich, Bakura musste sich sehr sicher gewesen sein, das er zu ihm kam. Denn der Wagen hatte, mit Sicherheit, in der Nähe gewartet, die Burg lag ja schließlich nicht um die Ecke. Der Wagen fuhr also vor und Seto stieg ein. Nach einer zweistündigen Fahrt konnte er das erste Mal einen Blick auf die Burg werfen – in natura war sie wesentlich beeindruckender, als in seinen Visionen. Fast erwartete er Timiat um die Burg kreisen zu sehen, doch der war zum Glück nicht da. Seto beschlich ein mulmiges Gefühl – aber er hatte sich entschieden und so schloss er nun alle störenden Gefühle tief in seinem Herzen ein. Der Wagen fuhr holpernd über die Zugbrücke, im Seitenspiegel sah Seto, das die Brücke, kaum das sie sie überquert hatten, hochgezogen wurde. Jetzt saß er endgültig in der Falle.
 

Vor dem großen Eingangsportal hielt der Wagen an und Seto stieg aus. Eilfertig kam ein Bediensteter heran. „Guten Tag, Mr. Kaiba. Wenn sie mir bitte folgen wollen, der Burgherr erwartet sie schon.“ Schon war der Mann wieder unterwegs in das Gebäude. Seto folgte ihm, er hatte keinen Blick für seine Umgebung übrig. Nach schier endlos erscheinender Zeit, erreichten sie eine Tür, der dienstbare Geist klopfte kurz, öffnete sofort die Tür und meldete den Gast an. „Euer Lordschaft, euer Gast, Seto Kaiba, ist eingetroffen.“ Er trat beiseite, damit Seto das Zimmer betreten konnte.
 

Als Seto nun im Zimmer stand, schloss sich die Tür wieder und er war mit Bakura allein. „Euer Lordschaft? Ist das nicht ein bisschen hoch gegriffen?“, fragte Kaiba leicht spöttisch. Kühl blickte er sein Gegenüber an, Bakura strahlte ihn freudig an und überhörte die Spöttelei des Blauäugigen. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich freue, dass du gekommen bist.“ Schon wollte Bakura Seto in die Arme schließen, doch der wehrte ab. „Ich bin zwar hier, aber das heißt nicht, das ich dir gleich in die Arme falle oder mit dir ins Bett gehe.“, machte er deutlich klar. Bakura stoppte, sah ihn erst verdutzt an, dann meinte er: „Gut, ich gebe dir Zeit, aber ich lasse mich nicht hinhalten, damit DAS klar ist.“
 

Setos Blick milderte sich, er ging auf den Weißhaarigen zu, seine Hand streichelte sachte durch dessen Gesicht. „Es liegt mir fern dich hin zu halten, aber ich brauche Zeit.“, erklärte er mit leicht rauer Stimme. Bakuras Herz fing bei der Berührung an schneller zu schlagen – ja, mit Kaiba wollte er sich Zeit lassen, er war etwas Besonderes. Dieser junge Mann, der zu ihm kam, war ein Himmelskind – auserkoren, das Böse zu besiegen. Doch er war dem Bösen erlegen – der Hass, der in ihm seit dessen Kindertagen wohnte, hatte die Oberhand gewonnen. Und, was die Sache noch viel bedeutsamer machte... in diesem Mann ruhte die Macht der weißen Drachen.
 

Sein Erzfeind Mahou hatte versagt, er hatte auf der ganzen Linie verloren – mit Kaiba an seiner Seite, war er – Bakura – unbesiegbar. Da lohnte es sich schon geduldig zu sein.

So entgegnete Bakura schließlich großzügig: „Du sollst deine Zeit haben, ich kann mich inzwischen mit jemand anderem beschäftigen.“ Sofort zog Seto seine Hand zurück, sein Blick wurde wieder eisig, genau wie seine Stimme, „Ach, ich bin nur ein Spielzeug? Vergiss es, dafür bin ich mir zu schade.“ Erstaunt über die heftige Reaktion Setos, fragte Bakura nach. „Was soll das jetzt schon wieder heißen?“
 

„Ich kann ja wohl erwarten, das nur ich allein deine Aufmerksamkeit habe.“, gab Seto kühl zur Antwort. Das es nicht leicht werden würde Kaiba zu erobern, hatte Bakura ja vermutet, aber das es SO schwer würde, damit hatte er nicht gerechnet. „Du erwartest ziemlich viel, muss ich schon sagen.“, brummte der Weißhaarige missmutig. Seto lächelte verführerisch, trat nah an den Zauberer heran, dann berührten seine Lippen ganz sanft die des Älteren. Seine Zunge strich sachte über die fremden Lippen, doch als Bakura erwidern wollte, beendete Kaiba den Kuss wieder und raunte: „Ich bin das aber wert.“
 

Der Zauberer schluckte hart, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und erhaschte noch etwas von Kaibas Geschmack. „Treib es nicht zu weit.“, warnte er nun rau. Er wollte zwar geduldig sein, aber wenn Kaiba so weitermachte, würde er sich nicht beherrschen können.

„In den frühen Morgenstunden werde ich sehen, wie ernst es dir ist. Dann ist die Zeit der Opferung und ein paar Stunden später, werde ich mit Timiat eins und meine Macht ist wieder vollständig.“, erklärte Bakura seinem Gast. „Ich lasse dich jetzt in dein Zimmer bringen, ruh dich aus, die Nacht wird lang und kalt.“ Die Tür öffnete sich wieder und der Butler trat ein. Bakura gab ihm einige Anweisungen, dann wandte er sich an Kaiba. „Gute Nacht, mein Schöner. Morgen werden wir sehen, was du wirklich wert bist.“ Seto sagte nichts weiter, sondern nickte nur und folgte dann dem Butler, der ihn auf sein Zimmer brachte. Dort stand ein Imbiss bereit, den er hungrig verspeiste, dann legte er sich schlafen.
 

Bakura begab sich ebenfalls zur Ruhe... Morgen wartete ein wichtiger und aufregender Tag auf ihn, da wollte er unbedingt ausgeruht sein.

„Bakura.“, raunte eine, ihm sehr bekannte Stimme, verführerisch in sein Ohr. Langsam öffnete Bakura seine Augen und sofort schlug sein Herz einige Takte schneller. Er war hier, in seinem Bett... der Weißhaarige konnte sein Glück kaum fassen. Der Besitzer dieser wunderbaren blauen Augen beugte sich zu ihm herunter – ihre Lippen berührten sich. Bakura seufzte zufrieden auf, als er die warme Zunge Seto Kaibas spürte, die liebevoll über seinen Mund strich. Ganz flüchtig stellte er sich die Frage, wieso Seto Kaiba bei ihm im Bett war... sofort verdrängte er sie wieder. Keine Fragen – er wollte die Berührungen des Brünetten genießen und sich nichts entgehen lassen.
 

Der Blauäugige küsste sich an Bakuras Hals herunter, ließ seine Zunge immer wieder über die Haut gleiten. Genussvoll brummte der Zauberer, das war ja so gut. Zu der warmen, liebevollen Zunge gesellten sich die zarten Finger Setos, die ganz sachte über seine Seiten strichen. Eine Gänsehaut jagte die Andere, Bakura hatte gar nicht gewusst, wie erregend diese Sanftheit sein konnte. Setos Spiel an seinen Brustwarzen ließen ihn aufstöhnen... Begierig, mehr von dessen Lippen und Zunge zu bekommen, bog er sich ihm entgegen. „Das gefällt dir wohl.“, bemerkte Seto mit heisere Stimme. Der Weißhaarige nickte und lauschte dem erotischen Klang dieser Stimme nach. Sein Herz schlug schneller, ebenso beschleunigte sich seine Atmung.
 

Ein bisschen wunderte er sich über sich selbst – er ließ den Brünetten gewähren, genoss jede seiner Berührungen. Aber er empfand es als richtig – er begehrte Seto Kaiba, immer deutlicher wurde ihm bewusst, dass er diesen spüren wollte. Bakuras Gedanken wurden unterbrochen, der Brünette hatte sich immer tiefer geküsst ... Wieder stöhnte der Weißhaarige auf, Gott, es hatte sich eh schon viel Blut dort gesammelt, aber jetzt, als er den Setos Atem dort spürte, floss der Rest auch noch dort hin...

Bakura konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben, genussvoll bewegte er sich unter dem Brünetten. Dieser richtete sich nun ein bisschen auf und blickte mit lustverdunkelten Augen in die Braunen des Zauberers. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, verwöhnte Seto nun Bakura...
 

Ein unbeschreibliches Gefühl schoss durch Bakuras Körper... die heiße Mundhöhle... die freche Zunge... Der Weißhaarige war nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen und seine Hände vergruben sich in den seidigweichen braunen Haaren. Schweiß bildete sich auf seiner Haut, immer mehr zogen sich seine Gefühle in seiner Körpermitte zusammen... Bakura drängte sich dem Brünetten entgegen, doch dieser drückte Bakuras Becken fest in die Matratze, so dass dieser sich nicht mehr bewegen konnte. Kurz vor Erreichen seines Orgasmuses löste sich Seto allerdings von ihm und gequält stöhnte Bakura auf. „Nicht aufhören, du kannst doch jetzt nicht Schluss machen.“ Um Erlösung bittend sah Bakura Seto an. Ein fieses Grinsen schlich sich in Kaibas Gesicht. „Doch ich kann – und ich werde. Das mag zwar dein Traum sein, doch mein erstes Mal gehört nur einem – und der bist nicht du.“ Kaiba fing an zu lachen und hörte nicht mehr auf – lachend verschwand er in der Dunkelheit des Raumes. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Züge des schlafenden Setos.
 

Bakura schreckte auf und verwirrt sah er sich um... schade, es war nur ein Traum gewesen. Enttäuscht ließ er sich wieder zurück fallen – nur zu genau merkte er, was Kaiba bei ihm ausgelöst hatte. Sein Körper stand noch so unter Spannung, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als die von Kaiba begonnene Arbeit eigenhändig zu beenden. Doch bald schon würde dieser hier sein und sein wunderschöner Traum wahr werden, beruhigte sich Bakura.
 

Seto hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, er wurde wach, weil jemand neben ihm auf dem Bett saß. Seto öffnete seine Augen, sah direkt in Bakuras braune Augen und zuckte kaum merklich zusammen. „Ist es schon Zeit aufzustehen?“, erkundigte er sich bei ihm. Bakura nickte. „Ja, es ist Zeit... Bekomme ich einen Guten Morgen Kuss?“, entgegnete Bakura und beugte sich über seinen Gast. Seto richtete sich halb auf und ihre Lippen berührten sich, Seto duldete den Kuss, er erwiderte ihn sogar. Bakura löste den Kuss wieder. „Zieh dich an, es wird Zeit, das Ende einzuläuten.“
 

Rückblick Ende
 

~~~
 

Jetzt stand Seto hier vor der Höhle Timiats und sah mit kühlen Augen auf Joey, Bakuras Hand lag immer noch auf seiner Hüfte. „Die Zeit der Opferung ist da. Hol dir das Katana von Wheeler, ich bereite die Opferung vor.“, bestimmte der Zauberer nun, drehte sich um und ging zurück in die Höhle. In der Zwischenzeit ging Seto auf Joey zu. „Gib es mir.“, forderte er es kalt von dem Blondschopf. Joey hielt das Katana noch fester in der Hand. „Nein, ich gebe es dir nicht freiwillig. Komm wieder zur Besinnung, das willst du doch nicht wirklich tun.“, entgegnete er Seto.
 

„Ich hatte dir doch gesagt, du sollst die Freundschaftsgeschichte vergessen.“, Setos Stimme war so kalt wie sein Blick. Blitzschnell packte er zu, erwischte Joeys Handgelenk und hielt es fest, seine andere Hand griff nach dem Schwert. Joey wehrte sich, doch Seto hielt ihn unbarmherzig fest. Joey hatte das Gefühl sein Handgelenk würde in einer Schraubzwinge stecken, schließlich musste er das Schwert loslassen.
 

Seto ließ ihn wieder los. „Warum nicht gleich so, du lausiger Straßenköter. Wann kapierst du endlich, was ich sage? Ich hab’s dir sogar aufgeschrieben. Aber scheinbar kannst du nicht lesen.“, knurrte er Joey eisig an. Bakura kam mit Mitsuki wieder. Zwei seiner Leute zerrten den armen Kerl hinter sich her und banden ihn an den, zur Opferung vorgesehenen Platz, fest. Danach zogen sie Mitsuki sein Oberteil aus und verschwanden wieder. „Hast du es?“, wurde Seto von Bakura gefragt, „Natürlich.“, gab Seto zurück und hob seine Hand mit dem Schwert, zur Bekräftigung seiner Worte. Seto trat an den Zauberer heran. „Und nun?“, wollte der Blauäugige von Bakura wissen.
 

„Jetzt, mein Lieber, wirst du mir beweisen, dass es dir ernst mit mir ist. Gemeinsam werden wir ihn töten.“ Bei seinen Worten deutete Bakura auf den Schwarzhaarigen, der zwischen zwei Pfählen angebunden war und erbärmlich fror. Seto ging zu ihm hin, „Tu es nicht, er ist dein Bruder.“, hörte er Joey beschwörend sagen. „Schweig.“, donnerte Bakuras Stimme über das Plateau. „Das ist nicht wahr.“, widersprach Bakura an Seto gewandt. Seto stand inzwischen dicht vor Mitsuki und sah ihm in die Augen.
 

„Schade, das wir uns nicht früher gesehen haben.“, meinte er kühl zu ihm und leiser fuhr er fort: „Ich werde dich immer beschützen... kleiner Bruder.“, die letzten Worte hauchte Seto fast nur noch. „Was redest du noch mit ihm?“, erkundigte sich Bakura misstrauisch, er hatte zwar ein sehr gutes Gehör, aber die letzten Worte hatte er kaum verstanden. Seto drehte sich wieder um und kam auf den Weißhaarigen zu. „Ich habe ihm nur gesagt, er soll sich keine falschen Hoffnungen machen.“, antwortete Kaiba, trat nah an den Zauberer heran, strich sachte über dessen Gesicht und küsste ihn leidenschaftlich.

Bakura legte seine Hand in Setos Nacken, er wollte verhindern, dass dieser Kuss zu schnell vorbei ging. Bisher waren die Küsse von dem Blauäugigen nur Kostproben, diesen intensiven Kuss wollte er so lange wie möglich genießen... Außerdem quälte er damit das Blondchen – und das genoss er genauso.

„Wir sollten es jetzt hinter uns bringen.“, meinte Seto zu Bakura, als er den Kuss endlich lösen konnte. Dieser nickte zustimmend – er war noch gefangen von dem Kuss und dem Versprechen, dass er in den dunklen Augen Kaibas lesen konnte.
 

Beide traten an Mitsuki heran, zogen ihre Schwerter, holten aus...
 

~~~
 

Kleiner Bruder... kleiner Bruder... diese Worte spukten immer wieder in Mitsukis Kopf herum. Die Worte kamen ihm so bekannt vor... und die Stimme, sie war immer für ihn da gewesen... Mitsuki sehnte sich nach der Stimme... nach dem Menschen der dahinter steckte... nach dem großen Jungen... nach seinem Bruder...
 

Immer mehr – zusammenhanglose – Fetzen schoben sich in seine Erinnerung... und immer ging es um diesen größeren Jungen und einen anderen, den er nicht sehen konnte... der Mokuba genannt wurde... Manchmal war auch eine Frau zu sehen, aber nur ganz selten, und einmal war ein blonder Junge zu sehen, der offensichtlich der Freund des großen Jungen war... der große Junge – Mitsuki begann ihn Bruder zu nennen – blühte richtig auf, als der Blonde da war... Mitsuki konnte eine große Traurigkeit spüren und fühlte sich auf einmal ganz hilflos...
 

Mit einem Mal erinnerte er sich: Sein Bruder war traurig, weil sein Freund fortgezogen war, von einem auf den anderen Tag und ohne irgendeine Nachricht. Mitsuki versuchte seinen verzweifelten Bruder zu trösten, so gut er es eben konnte, doch sein Bruder begann sich seit diesem Tag zu verändern, ganz langsam zwar, aber er verhärtete innerlich, nur ihm gegenüber zeigte er noch, wer er wirklich war... Dies waren die kostbaren Momente, ihre Reichtümer, die sie ganz tief in sich bewahrten. Und als die große Trauer von seinem Bruder abgefallen war, und einer großen Wut Platz machte, da versprach ihm sein Bruder, dass er immer für ihn da wäre und ihn beschützen würde.
 

Schließlich kam der Tag, an dem er alleine von der Schule nach Hause gehen sollte, weil sein Bruder ihn nicht von der Schule abholen konnte, da er mit seiner Klasse in die Bücherei musste... Ein Auto hielt neben ihm, und ehe er es sich versah, wurde er in das Auto hineingezogen, und bekam ein eklig riechendes Tuch ins Gesicht gedrückt...
 

Mitsuki erinnerte sich, wie er weinte und um Hilfe schrie, bis ihm der Hals weh tat, er heiser war und furchtbaren Durst hatte. Die Männer, die ihn gefangen hielten wollte ein Lösegeld von seinem Stiefvater erpressen... Ha, da kannten sie den alten Kaiba schlecht, der würde bestimmt kein Geld für ihn bezahlen... Mitsuki weinte stundenlang still vor sich hin, und nur das Versprechen seines großen Bruders hinderte ihn daran vollkommen zu verzweifeln. Dann geschah das völlig unerwartete: Gouzaboro Kaiba hatte das geforderte Geld tatsächlich gezahlt, doch die Männer wollten ihn überhaupt nicht frei lassen, sondern zu jemandem bringen...
 

Mitsuki hatte zwar keine Ahnung, aber er hatte schon mal davon gehört, dass es Männer gab, die es liebten kleinen Jungen weh zu tun, und er hatte den üblen Verdacht, dass er genau zu so einem Mann gebracht werden sollte... Nein, er wollte da nicht hin, er wehrte sich verzweifelt, als er in das Auto gebracht werden sollte, und bekam deshalb wieder dieses eklige Tuch ins Gesicht gedrückt... Er wurde wach, weil die beiden Männer vorne im Auto sich laut stritten, er verstand nicht genau worum es ging, doch die beiden Männer waren so in ihren Streit vertieft, dass sie die enge Kurve zu spät bemerkten...

Es wurde schwarz um ihn, und als er wieder wach wurde, krabbelte er aus dem Autowrack heraus, den Berg hinauf und zurück auf die Straße. Er lief orientierungslos los, und schließlich hielt ein nettes Ehepaar an und nahm ihn mit zu sich nach Hause...
 

Mitsuki war traurig, jetzt würde er seinen Bruder und Serenity nicht mehr wieder sehen, aber er war froh, dass er wieder wusste, dass er einen Bruder hatte, der ihn liebte. Schritte ließen ihn aufblicken, und auf einmal war es um seine Ruhe geschehen. Panisch schaute er zur Tür – wenn er gekonnt hätte, wäre Mitsuki weggelaufen. Nein, DAS wollte er nicht noch einmal erleben... selbst wenn er sich irgendwie sicher war, dass es nur ein Traum war... Mit panisch geweiteten Augen sah er Pegasus die Zelle betreten, und zwei andere Männer gleich hinter ihm drein. Erleichtert ließ er die Luft ab, die er angehalten hatte.
 

„Tut mir leid, mein Süßer, dass ich dich enttäuschen muss.“, säuselte Bakura. „Aber dafür haben wir leider keine Zeit mehr.“ Bakura fuhr mit seinem Zeigefinger Mokubas Kinnlinie entlang. „Macht ihn los.“, befahl er seiner Begleitung. Sie schlossen die Handschellen auf und schleppten ihn hinter sich her. Mitsuki schloss geblendet die Augen, als er sich in einer Höhle wieder fand, die vom Licht des Vollmondes durchflutet war. Die beiden Männer gingen nicht gerade sanft mit ihm um, als sie ihn an zwei Pfosten festbanden und ihm sein Oberteil vom Körper rissen.
 

Mitsuki fror, denn es war kalt und zugig. Ergeben ließ er den Kopf hängen, auch jetzt würde er seinem Peiniger nicht die Genugtuung geben, um sein Leben zu betteln, er hatte mit seinem Leben abgeschlossen und ging in Frieden, wenn er auch nicht verstand, warum...
 

~~~
 

Serenity traute ihren Augen nicht, das war alles nur ein Albtraum. Sie hatte ja unbedingt mitgewollt, mit Engelszungen hatte sie ihren Bruder überredet sie mitzunehmen, jetzt bereute sie es fast. Dachte sie doch, ihren Liebsten retten zu können, und als sie Seto sah, war sie erst erleichtert gewesen. Doch so, wie er sich benahm... sie verstand es nicht, Joey hatte ihr erzählt, das sie befreundet wären, ja, das sie sich sogar lieben würden, doch danach sah es nicht aus.
 

Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie sah, wie Mitsuki zu den Pfählen gezerrt und angebunden wurde. Sie wollte ihm helfen, doch was konnte sie schon tun? Nicht einmal Joey kam gegen Seto an, der nahm ihm sein Schwert weg, ohne das sich ihr Bruder groß dagegen wehren konnte. Jetzt stand dieser angebliche Freund ihres Bruders mit diesem Bakura vor ihrem Freund und Beide zogen ihre Schwerter. „Nnnneeeiiiiiinnnn...“, löste sich ein Schrei aus ihrer Kehle, „...Joey tu doch was.“, schrie Serenity verzweifelt, rannte zu ihrem Bruder, packte ihn am Arm und schüttelte ihn. „Joey, bitte, tu etwas, du kannst das doch nicht zulassen.“
 

Joey nahm seine Schwester fest in den Arm. „Es wird ihm schon nichts geschehen, glaub mir. Ich vertraue Seto... ich glaube an ihn.“, flüsterte er ihr zu, Joey hoffte inständig, das er sich nicht irrte, gebannt starrte er auf die Szenerie, die sich ihm bot.

Die Himmelskinder sind zum Kampf bereit

Mitsuki schloss die Augen, sein Herz schlug ihm bis zum Hals, das sollte also sein Ende sein? Aus irgendeinem Grund keimte Hoffnung in ihm auf, Hoffung und Vertrauen. Er hörte wie die Schwerter gezogen wurden, hörte wie sie die Luft durchschnitten und erwartete den Schmerz und das Ende. Doch stattdessen vernahm er jetzt, wie Stahl auf Stahl traf und öffnete seine Augen.

Der Blauäugige hielt mit seiner Klinge die des Zauberers auf. In dessen Gesicht zeichnete sich Verwunderung ab, die jedoch schnell in Zorn umschlug. „Das wirst du bereuen.“, zischte Bakura Kaiba an, doch der schüttelte den Kopf. „Nicht ich werde bereuen... du wirst es bereuen mich unterschätzt zu haben.“ Kraftvoll wehrte Seto die Klinge ab, schlug sie Bakura aus der Hand, das Katana flog durch die Luft und kam am Rand der Schlucht zu liegen.
 

Bakura wandte sich um und rannte zu seinem Schwert, die Zeit nutzte Seto und trennte zügig die Fesseln seines Bruders durch. Seto fing Mokuba auf, da diesem die Beine versagten. „Joey.“, rief Seto seinen Freund, der kam auch schnell angerannt und nahm Seto den jungen Mann ab. Der Blauäugige zog seinen Mantel aus und hing ihn um die Schultern seines Bruders. „Bring Beide in Sicherheit.“, befahl Seto Joey knapp und drehte sich gleich darauf zu Bakura um, der inzwischen sein Schwert erreicht hatte.
 

Mit raumgreifenden Schritten ging Seto auf den Zauberer zu, der ihm wütend entgegen kam und wieder traf Stahl auf Stahl. Kraftvoll drangen sie aufeinander ein, teilweise folgten die Hiebe so schnell aufeinander, dass man ihnen kaum mit den Augen folgen konnte. Ein dumpfes Grollen tief aus dem Inneren der Erde, begleitet von einem Zittern des Felsens, ließ die Kämpfer ihren Kampf kurz unterbrechen.

Bakura begann zu lachen. „Der Berg des Todes erhebt sich, ihr könnt mich nicht aufhalten.“ „Da irrst du dich, wir werden dich aufhalten und dich endgültig vernichten.“, entgegnete Seto kalt.
 

Im nächsten Moment drangen sie wieder aufeinander ein, ihre Katanas klirrten, schienen Funken zu sprühen. Schnell merkte Seto, das er alleine nichts gegen Bakura ausrichten konnte, er hatte nur die Möglichkeit, ihn müde zu machen und Joey musste dann den Rest erledigen. Er würde also versuchen, solange wie möglich durchzuhalten. Doch das war nicht leicht, Seto brauchte sein ganzes Können und seine ganze Geschicklichkeit, um gegen Bakura bestehen zu können. Ihr Kampf ging über das ganze Plateau, jetzt näherten sie sich dem Rand der Schlucht wieder.
 

Eigentlich wollte Bakura Seto nicht töten, er wollte ihn nur bezahlen lassen – für das Spielchen, das er mit ihm getrieben hatte. Der Weißhaarige wollte sich holen, was ihm, seiner Meinung nach, zustand – er wollte den Blauäugigen brechen. Trotz seiner Wut auf Kaiba, genoss Bakura diesen Kampf, der Brünette war ein starker Gegner – er war ein echter Gegner.
 

Bakura merkte nicht, wie sie sich wieder dem Rand der Schlucht näherten, ebenso wenig bemerkte es Seto, denn sein Gegner forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Schließlich waren beide nur noch wenige Zentimeter vom Rand entfernt. Die Erde fing wieder an zu beben, doch diesmal war es nicht nur ein Zittern – die Berge um sie herum, schüttelten sich regelrecht. Große Stücke brachen aus dem Rand des Plateaus heraus und Bakura und Seto kämpften um ihr Gleichgewicht, doch unter Setos Füßen bekam der Boden Risse und schließlich brach ein riesiges Stück heraus. Seto verlor den Halt und verschwand in der Schlucht – gedankenschnell schleuderte Seto das Schwert in Joeys Richtung und genau vor diesem blieb es federnd im Boden stecken.
 

Die Erde beruhigte sich wieder und mit leichtem Bedauern sah Bakura in die Schlucht. „Schade...“, sagte er nur und drehte sich zu Joey um. „Dann haben wir jetzt das Vergnügen.“, grinste Bakura Joey an und ging auf ihn zu.
 

~~~
 

Entsetzt folgte Joey dem Schauspiel, das die Beiden boten – Seto hatte sein Vertrauen nicht enttäuscht, wenn er auch für einen ganz kurzen Augenblick gezweifelt hatte... Serenity kniete neben ihrem Freund und streichelte ihm zärtlich über seine blassen Wangen. Auch sie folgte dem Schauspiel ziemlich entsetzt und hoffte dass es für Seto gut ausginge...
 

Joey blieb fast das Herz stehen, als er erkennen musste, dass die beiden Kämpfenden sich verdächtig nah am Abgrund aufhielten, und als auch noch die Erde zu beben anfing rannte Joey ebenfalls Richtung Plateau. Ungläubig musste Joey mit ansehen, wie Seto mit einem Brocken in die Tiefe stürzte. Er wollte schreien, so wie vorhin Serenity, doch kein Laut kam aus seiner Kehle. Mit brennenden Augen nahm er sein Katana wieder an sich und seine ganze Wut entlud sich, als er die Waffe wieder in den Händen hielt. Wütend schlug er auf Bakura ein, forderte ihn immer wieder heraus und drängte ihn so gut er konnte in die Ecke.
 

Für eine kurze Zeit vernebelten Tränen seinen Blick, so geriet Joey selbst ein wenig ins Hintertreffen und Bakura gewann etwas an Boden. Doch dann dachte Joey wieder an Seto, dass er seinen Tod nicht ungesühnt lassen konnte, und das Blatt wendete sich wieder zu seinen Gunsten. Immer heftiger schlug er auf Bakura ein – sein Herz schmerzte und sein Atem ging keuchend. Ein Seufzen in der Ecke lenkte Joey einen kleinen Augenblick ab, deshalb schaffte es Bakura, ihn zu überraschen und ein schmerzhafter Schlag in seine Seite ließ Joey sich zusammenkrümmen. Ein weiterer sorgte dafür, dass er sich auf dem Boden wieder fand.
 

Joey lag am Boden und blickte keuchend Bakura entgegen – sollte es das gewesen sein? Hatten sie jetzt endgültig versagt? Aber noch hatte Joey das Katana in der Hand. Er würde sich noch einmal aufraffen, aber reichte das aus?
 

~~~
 

Ein tiefes Grollen hallte durch die Schlucht, doch niemand schenkte dem Beachtung. Inzwischen war es auch hell geworden und die Sonne schickte sich an, ihre ersten Strahlen über die Berggipfel zu schicken. Bakura ging auf Joey zu. „Ihr habt versagt, nichts hält mich jetzt noch auf. Muhahahah.“ Sein Blick fixierte den Mann am Boden, er bemerkte nicht den Schatten der über das Plateau huschte, hörte nicht das Rauschen gewaltiger Schwingen und so wurde Bakura völlig von dem nächsten Geschehen überrascht.
 

Seto fiel, gerade noch so hatte er es geschafft sein Schwert in Joeys Richtung zu werfen – Joey musste den Kampf allein beenden, er musste es einfach schaffen. Seto bedauerte, das es so endete, er liebte Joey aufrichtig und aus tiefstem Herzen, gern hätte er es ihm gesagt und nicht nur auf ein Stück Papier hingekritzelt. Kaum hatte er es zu Ende gedacht, rührte sich eine Macht in ihm, die er nur gespürt hatte, wenn er sich in den Drachen verwandelt hatte. Sollte er sich auch ohne das Schmuckstück verwandeln können?
 

In der nächsten Sekunde war Setos Frage beantwortet, seine Schwingen bremsten seinen Sturz ab. Das war ja wunderbar, dann konnte er Joey ja doch noch helfen. Er hielt sich unten in der Schlucht, sie war zum Glück so breit, das er ungehindert fliegen konnte. Bevor Seto wieder am Ort des Geschehens in Erscheinung trat, entfernte er sich ein gutes Stück von dort. Zügig stieg der weiße Drache in höhere Regionen und ließ sich auf einem Bergkamm nieder, von dem aus er das Plateau beobachten konnte.
 

Deutlich konnte er Joey kämpfen sehen, Seto war stolz auf ihn, Joey schlug sich wirklich gut, doch bald erkannte er, dass das nicht ausreichte. Schließlich erreichten die kämpfenden Männer einen Punkt, an dem Joey nur noch zurück weichen konnte. Das war der Augenblick, an dem er wieder aufflog, Bakura sollte nicht glauben, das er schon gewonnen hatte. Wieder stieg der weiße Drache hoch auf in die Lüfte und nahm Kurs auf die Höhle. Eine kalte Wut machte sich breit, als er sah, wie Joey immer mehr in Bedrängnis geriet – um keinen Preis würde er zulassen, dass seinem Freund etwas geschah. Nun flog er über die Männer hinweg – Joey war gestürzt und Bakura ging auf ihn zu.
 

Was nun geschehen würde, konnte Seto sich an einer Hand – pardon, einer Klaue – ausrechnen. Hinter dem nächsten Berggipfel sank er wieder in die Schlucht, stieß ein zorniges Gebrüll aus und hatte dann die Stelle erreicht, an der Joey sich befand. Zwei kräftige Schläge mit seinen Schwingen brachten ihn über den Schluchtrand hinaus – keine Sekunde zu spät. Er landete direkt zwischen Joey und Bakura und brüllte diesem seinen ganzen Zorn entgegen.
 

Seto konnte das Entsetzen in Bakuras Augen sehen, sein Auftritt hatte also die gewünschte Wirkung. Er fühlte sich größer und mächtiger als je zuvor, der weiße Drache hielt seine Flügel abgespreizt, wirkte so noch größer. Drohend bewegte der weiße Drache sich auf den Weißhaarigen zu, bei jedem Schritt kratzten seine Klauen unangenehm über den Felsen. Dann drehte er sich blitzschnell um, schlug mit seinem Schwanz nach dem Weißhaarigen und schleuderte ihn quer über den Platz an eine Felswand. Dort blieb Bakura vorerst Bewegungslos liegen.

Ein zufriedenes Grollen verließ die Kehle des weißen Drachen – er drehte sich um, schloss kurz seine Augen und im nächsten Moment stand Seto dort – angezogen, wohl gemerkt. Zügig ging er auf Joey zu, reichte ihm die Hand und meinte grinsend: „Meinst du nicht, das es der falsche Zeitpunkt ist, sich auszuruhen?“

„Das war nur eine taktische Pause.“, grinste Joey zurück, nahm dankbar die Hand seines Freundes und ließ sich auf seine Füße ziehen. „Zum Glück ist dir nichts weiter passiert.“, stellte Seto erleichtert fest und zog Joey in eine Umarmung. „Ja.“ Joey erwiderte die Umarmung. „Aber die Beiden sollten wir besser weg von hier bringen.“, meinte Joey mit einem leichten Seitenblick zu Serenity zu Mitsuki, oder besser gesagt, Mokuba.
 

Seto folgte Joeys Blick. „Ja, wenn der Tanz hier losgeht, sollten sie in Sicherheit sein.“, stimmte er Joey zu, „Am besten so schnell wie möglich. Du hast doch sicher auch schon eine Idee, so wie ich dich kenne.“ Es gab nur eine Möglichkeit, ihre Geschwister so schnell wie möglich von hier wegzubringen – fliegen. Allerdings fragte Seto sich gerade, ob er sich weiterhin ohne weiteres in den Drachen verwandeln konnte. Vorhin, das war eine Ausnahmesituation, er würde es bald wissen. Jetzt gingen sie erst einmal zu Joeys Schwester und ihrem Freund – seinem Bruder.

Mokuba – er hatte ihn tatsächlich wieder, nach all den Jahren. Aber letztendlich war er ein Fremder geworden für Seto. Mit Herzklopfen sah er in die grauen Augen Mokubas. Was würde sein, erkannte er ihn überhaupt?
 

Mit Erschrecken hatte Mitsuki die Ankunft des weißen Drachens beobachtet, doch dieser schien ein guter Drache zu sein, denn Pegasus schien mit seiner Anwesenheit nicht gerechnet zu haben. „Hab keine Angst.“, flüsterte Serenity ihm zu, wenn auch ihr das Herz gewaltig im Hals klopfte. Der weiße Drache – Seto – schien ziemlich wütend zu sein. „Er tut uns nichts, das ist der Freund meines Bruders.“ Serenity hoffte nur, dass sie sich nicht täuschte, doch sie wollte nicht, dass Mitsuki Panik bekam.

Mitsuki fiel beinahe in Ohnmacht, als er sah, dass sich der Drache in einen Menschen verwandelte, und lastete schwer auf seiner Freundin. Doch der Mensch, in den der Drache sich verwandelte, war derjenige, der ihm das Leben gerettet hatte, und der ihm ins Ohr geflüstert hatte: „Kleiner Bruder.“ Diese zwei Worte waren es gewesen, die seinem Herz Hoffnung gemacht hatten, Hoffnung darauf, dass sein Leben doch noch nicht zu Ende sein würde.
 

Mit Herzklopfen sah er dem Mann entgegen, der ihm nun entgegen trat und schaute ihn mit dankbarem Blick an. Die Blauen Augen, die ihn fragend anblickten, kamen ihm seltsam bekannt vor. Mitsuki erinnerte sich, sie gehörtem dem großen Jungen aus seinen Erinnerungen. „Großer Bruder?“, fragte er vorsichtig.

Seto konnte nur nicken, er hatte einen dicken Kloß im Hals, gern hätte er Mokuba in den Arm genommen, aber er traute sich nicht. Neun Jahre waren eine verdammt lange Zeit, behutsam strich er dem jungen Mann vor ihm durch das Gesicht, „Ich hoffe, ich hab dir nicht zuviel Angst eingejagt. Aber ich konnte nicht eher Handeln.“, bat er um Entschuldigung.
 

„Ich möchte das traute Zusammensein ja nur ungern stören.“, mischte sich Joey ein, „aber ich denke, wir sollten verschwinden, solange Bakura noch ausgeschaltet ist.“ Joey wandte sich an seine Schwester. „Wir sollten auf dem gleichen Weg gehen, auf dem wir gekommen sind. Ist das in Ordnung für dich?“

Serenity nickte. „Kannst du nicht auch angezogen bleiben?“, erkundigte sie sich etwas verlegen?“ Joey überlegte. „Ich weiß es nicht, ich will es probieren, aber vorsichtshalber ziehe ich meine Jeans aus, nur für den Notfall.“, zwinkerte er seiner Schwester zu. „Kannst du mein Schwert nehmen?“ Serenity nickte erneut.
 

Seto hob eine Augenbraue, als er Serenitys Worte vernahm, fragte aber lieber nicht nach. Er zog sich etwas von der Gruppe zurück, konzentrierte sich... und war im nächsten Augenblick wieder der weiße Drache, er streckte seine Flügel und ließ ein zufriedenes brummen hören. Danach wandte er sich wieder der Gruppe zu, sah Joey an und schien dabei zu grinsen. Seto hatte es Joey überlassen, seinem Bruder zu erklären, dass er nun auf den Rücken des Drachens steigen sollte. Der Drache nahm seinen Kopf runter und machte sich klein, damit Mokuba auf seinen Rücken klettern konnte.
 

Joey zog seine Jeans aus und verpackte sein Schwert darin, er wollte sich gerade konzentrieren, als ihm etwas einfiel. Suchend blickte er sich in der Höhle um, und hatte schon bald entdeckt, was er suchte. Er verpackte das Katana Bakuras ebenfalls in seiner Hose und verwandelte sich nun ebenfalls in einen Drachen. „Fühlst du dich stark genug, um auf deinem Bruder zu fliegen?“, erkundigte sich Serenity bei ihrem Freund. Mitsuki schüttelte den Kopf. Das war ihm nun doch alles ein wenig zuviel. „Joey“, wandte Serenity sich an den schwarzen Drachen, „ich kann dein Schwert nicht nehmen. Ich bleib bei Mitsuki und fliege mit ihm auf dem weißen Drachen. Ist das in Ordnung für dich?“ Joey nickte und griff mit seinen Krallen vorsichtig nach dem Hosenpaket.
 

„Mitsuki, du musst jetzt auf den weißen Drachen klettern, und ich setz mich hinter dich, und pass auf dich auf.“, wies Serenity ihren Freund an, und ließ dabei keine Zweifel, dass er tun musste, was sie gerade von ihm verlangte. „Vertrau ihnen, und mir, es ist der einzige Weg von hier weg zu kommen.“

Mit zittrigen Beinen tat Mitsuki, was Serenity ihm befohlen hatte und klammerte sich fest an den Hals des weißen Drachen. Es tat ihm gut Serenity in seinem Rücken zu spüren, sie vermittelte ihm Sicherheit. Dennoch hielt er die Luft an, als der Weiße sich bewegte, zum Höhlenausgang schritt und sich mit zwei kräftigen Flügelschlägen in die Luft erhob. Der Schwarze folgte ihnen nur kurze Zeit später, Nach einiger Zeit, öffnete Mitsuki wieder seine Augen, und erkannte, dass sie die Burg schon ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatten.
 

Es war schon ungewohnt, mit dem zusätzlichen Gewicht zu fliegen, doch schon bald hatte er sich daran gewöhnt. Seto versuchte möglichst ruhig zu fliegen, damit seine Passagiere keine Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht bekamen. Schon bald kam die kleine Ortschaft in Sicht und Seto konnte das Hotel ausmachen, auf dessen Dach er landete. Wieder senkte er seinen Hals und ließ Serenity und Mokuba absteigen. Mit einem letzten Blick auf seinen Bruder stieß er sich gleich wieder ab, schraubte sich hoch in die Luft und wartete dort kreisend auf Joey.
 

Joey verwandelte sich zurück, und – oh Wunder – seine Kleidung war heil geblieben. Mahou würde was zu hören bekommen, wenn er ihn wieder sah... „Die Zimmerschlüssel hast du noch?“, erkundigte er sich bei seiner Schwester. Serenity nickte. „Und du weißt noch, wie du vom Dach wieder hinunter kommst?“ Wieder nickte Serenity. „Gut, dann geht in unser Zimmer und lasst euch etwas zu essen bringen, und vor allem: WARTET DORT auf uns. Wir werden wiederkommen, versprochen.“ Joey konzentrierte sich kurz, und schon folgte er dem Weißen zurück in den Himmel.
 

Als Joey ihn erreichte, drehte Seto wieder in Richtung der Burg ab. Sie hatten noch Zeit, das wusste er. So schlug Seto einen großen Bogen, um wieder an ihr Ziel zu gelangen, als sein Magen sich meldete. Das hätte ja nun nicht sein müssen, Seto knurrte unwillig und hielt nach Beute Ausschau. Da er schon gejagt und seine Beute auch, als Drache, verspeist hatte, störte es ihn nun auch nicht weiter. Bald hatte er an einem Berghang Gämsen entdeckt und sogleich steuerte Seto darauf zu, ging in den Sturzflug über und schon hatte er eines der Tiere erlegt.

Joey schaute irritiert seinem Freund dabei zu, wie er eine der Gämsen erlegte. Dabei stellte Joey fest, dass er ebenfalls Hunger verspürte, doch er konnte es Seto nicht einfach nachmachen, denn er hielt immer noch die beiden Schwerter in seinen Klauen.
 

Seto sah den schwarzen Drachen an – ach richtig, der hielt ja noch die Schwerter mit den Klauen fest, so konnte er natürlich nicht jagen. Also flog er an dessen Seite und warf seine Beute schräg vor Joeys Flugbahn – mit dem Maul fangen würde er ja wohl können. Seto wartete gar nicht weiter ab und drehte wieder Richtung Berghang ab, um noch eines der Tiere zu erlegen. Das war jetzt nicht mehr ganz so einfach, da diese Tiere jetzt in Alarmbereitschaft waren, aber Seto war inzwischen geschickt genug, er flog mehrere Scheinangriffe, bevor er richtig angriff. Seine Attacke war von Erfolg gekrönt und mit seiner Beute in den Klauen, steuerte er wieder auf Joey zu. Bald hatte er einen schmalen Felsgrat gefunden, auf dem sie kurz landen konnten, um ihre Beute zu vertilgen.
 

Joey war Seto dankbar dafür, dass er ihn nicht im Stich ließ, sondern ihm auch etwas zu fressen brachte, und hungrig machte er sich über die Gams her. Gestärkt

machten sie sich wieder auf den Weg, da kam Seto der Gedanke, dass sie eigentlich auch noch ein bisschen üben konnten. So fing er an, Joey im Flug zu bedrängen und zu jagen. Joey sah ihn erst irritiert an, erkannte aber dann an dem herausfordernden Blick des Weißen, was dieser wollte.

Wenn die Situation ja nicht so fürchterlich ernst gewesen wäre, hätte Joey die Jagd nach dem Weißen richtigen Spaß gemacht. Aber so war er sich nur allzu sehr im Klaren darüber, dass dies hier eben kein Spiel war, sondern nur die Aufwärmrunde für den kommenden Kampf. Wenn er ehrlich war, fürchtete er sich vor Timiat, dem fünfköpfigen Drachen. Er hatte keine Ahnung, wie stark dieser war, doch er fürchtete, um vieles stärker, als der Graugrüne, der den Weißen damals in so starke

Bedrängnis gebracht hatte.
 

Auf einer Waldlichtung landete der Weiße, sich jetzt schon zu verausgaben brachte nichts ein. Der Gegner würde noch schwer genug werden, da brauchten sie schon ihre ganze Kraft und Geschicklichkeit. Seto erinnerte sich an seinen ersten Drachenkampf, der ihm fast den Tod gebracht hätte, aber die Voraussetzungen waren damals anders gewesen.

Obwohl Seto Timiat schon gesehen und seine Macht gespürt hatte rechnete er sich durchaus gute Chancen für den Sieg aus. Bakura konnte das Blutopfer nicht bringen, das schwächte Timiat. Es gab zwei Möglichkeiten, die erste bedeutete, sie müssten beide, Bakura und Timiat, getrennt bekämpfen. Die zweite war, sie bekämpften das vereinte Paar. Und ehrlich – keine von beiden Möglichkeiten war berauschend. Jetzt verwandelte Seto sich erst ein Mal wieder zurück und wartete auf Joey.
 

Joey folgte Seto auf die Waldlichtung und verwandelte sich ebenfalls zurück. „Was ist los?“, wollte er von Seto wissen, „Wieso sind wir gelandet?“ „Wir müssen uns etwas ausruhen, es bringt nichts wenn wir ausgepowert unserem Gegner entgegentreten.“, erklärte Seto, ließ sich ins Gras fallen und streckte sich lang aus. Joey nickte zu Setos Erklärung und wollte sich schon ebenfalls ins Gras plumpsen lassen, als er zu kichern anfing. „Was ist?“, fragte Seto irritiert. „Schau mich doch an.“, kicherte Joey und zeigte auf seine nackten Beine.

Das brachte Seto die Bemerkung Serenitys wieder ins Gedächtnis zurück, „Sag mal, warum hast du deine Hose eigentlich ausgezogen?“, wollte er jetzt von

Joey wissen und sein Gesicht zierte ein breites Grinsen. „Weil ich nicht noch einmal blank vor Serenity stehen wollte, wenn mein Versuch fehlschlug.“, antwortete Joey immer noch grinsend.
 

Joey nahm die Schwerter aus seiner Hose und zog sich wieder seine Hose an. Die beiden Schwerter legte er neben sich ins Gras, als er sich neben Seto nieder ließ. „Blank?“, hakte Seto nach, „Das heißt doch nicht etwa, das du dich immer ganz ausgezogen hast?“ Jetzt war er doch verwundert, aber bei der Vorstellung, dass Joey seine Verwandlungen im Adamskostüm vollzogen hatte, musste er lachen. „Das glaube ich nicht.“ Seto kamen schon die Tränen vor lachen, nur mühsam konnte er sich wieder beruhigen. „Entschuldige, aber die Vorstellung ist schon komisch.“

„Ich hatte einen extra Umhang dafür. Aber Mahou wird sich was anhören dürfen, wenn ich ihn wieder sehe.“, schmollte Joey ein bisschen, aber nicht ernsthaft, es war schon lustig, es mit Setos Augen zu sehen.
 

„Mahou konnte von dir wohl nicht genug bekommen.“, meinte Seto und sah Joey an. Ja, er liebte ihn wirklich und wenn er es ihm nicht jetzt sagte, wann dann? Vielleicht hatte er später keine Gelegenheit mehr dazu. Sanft strich Seto Joey durch die Haare. „Es mag ja jetzt nicht der richtige Ort oder die richtige Zeit sein, aber ich weiß nicht, ob ich später noch mal die Gelegenheit dazu habe.“ Es fiel Seto nicht leicht – über Gefühle zu sprechen war für ihn nicht einfach. „Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich liebe.“

Joey drehte sich auf die Seite und sah Seto liebevoll an. „Ich weiß, dass du mich liebst, doch dass du es mir sagst, macht mich unendlich glücklich.“ Zärtlich legte er seine Hand an Setos Wange und streichelte ihn. „Ich liebe dich auch, Seto Kaiba.“ Langsam näherte Joey sich Setos Mund und küsste ihn zärtlich. Wer wusste schon, was der heutige Tag bringen würde, und vor allem, wie er enden würde.

Der Berg des Todes

Bakura kam langsam wieder zu sich – wieso schmerzte sein Körper nur so? Dann fiel es ihm wieder ein – Kaiba hatte ihn hintergangen und die Opferung verhindert. Zähneknirschend stand er auf, der Weißhaarige war sauer auf sich selbst, das er so sehr auf diese blauen Augen reingefallen war. Das stimmte nicht ganz, es war auch die Macht des weißen Drachen, die ihn reizte. Als Kaiba in die Schlucht stürzte, hatte Bakura mit ihm abgeschlossen, er war nicht auf die geringste Idee gekommen, dass sich der Blauäugige ohne das Schmuckstück verwandeln konnte. Ein gravierender Fehler, wie Bakura schmerzhaft feststellen musste. Das plötzliche Auftauchen des weißen Drachens löste nicht nur Entsetzen beim aus, nein, sondern auch Furcht. Dass der Drache so machtvoll war, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Wenn dieser Schnüffler auch ein Drache war, womöglich genauso machtvoll, dann würde er einen harten Stand haben.
 

Das verhinderte Blutopfer schmälerte seine Macht zwar erheblich, aber dennoch konnte Bakura sich noch mit Timiat vereinen. Damit war er mächtiger als jeder noch existierender Drache, egal ob schwarz oder weiß. Und da diese sich nicht vereinen konnten, waren sie keine Gefahr. Das gab Bakura seine Sicherheit zurück – ein Blick zur Sonne sagte ihm, dass die Finsternis bald hereinbrach und Timiat bald kommen würde. Lachend stand Bakura vor der Höhle Timiats. Nichts würde ihn aufhalten können, rein gar nichts... in weiter Ferne war ein dumpfes Grollen zu hören... er kam... Timiat kündigte sein Kommen an.
 

~~~
 

Seto erwiderte den Kuss nur zu gerne, in diesem Augenblick hatte er das Gefühl, es mit der ganzen Welt aufnehmen zu können. Seto zog Joey zu sich heran, er wollte ihn spüren und in den Armen halten, solange es ging. Vielleicht hatte er später keine Gelegenheit mehr dazu. Eng umschlungen lagen Seto und Joey im Gras. Sie schwiegen – im Augenblick gab es nichts mehr zu sagen. Sie genossen die Nähe zueinander und warteten, schließlich war ein dumpfes Grollen in weiter Ferne zu hören. Seto wusste sofort, wer dieses Grollen verursachte – oft genug hatte er es gehört. „Er kommt. Timiat kommt.“, sagte er leise.
 

Joey stand schon auf, Seto folgte langsamer, sein Blick fiel auf eine Karte, die im Gras lag. „Wo kommt die denn her?“ fragte er Joey verwundert. „Oh, die, die war in Mahous Buch gewesen.“, sagte Joey überrascht. „Ich hatte sie in die Hosentasche gesteckt. Sie muss mir aus der Tasche gefallen sein, als ich die Hose eben angezogen habe.“ „Das ist doch eine Fusionskarte, wenn ich mich nicht irre – und sie war in Mahous Buch?“ Seto grübelte, eine Fusionskarte... Wie war der Spruch noch mal?
 

» In tiefer Zuneigung verbunden, gewinnen sie Kraft, besiegen des Bösen Herrschaft «
 

Sollte es am Ende so einfach sein? Doch wie funktionierte die Karte? „Steck sie wieder ein, wer weiß, vielleicht brauchen wir sie noch dringend.“, bat er Joey.

Wenn sich Bakura mit dem Drachen vereinen konnte, vielleicht konnten sich auch zwei Drachen vereinen. Falsch war es jedenfalls nicht sie mitzunehmen. Joey nahm die Karte und steckte sie wieder in seine Hosentasche. „Sollten wir uns nicht wieder verwandeln?“, fragte er Seto leise. Joey bekam ein mulmiges Gefühl im Magen, denn es war nicht sicher, wie das Zusammentreffen mit Timiat ausgehen würde.
 

„Ja, das müssen wir wohl.“, auch Seto fühlte sich nicht besonders wohl bei dem Gedanken an Timiat. Doch überspielte er dieses Gefühl. „Kopf hoch, gegen uns kommt er nicht an. Du weißt doch wie der Spruch heißt – In tiefer Zuneigung verbunden – was soll uns da schon passieren?“ Seto legte seine ganze Zuversicht in seine Stimme und hoffte Joey dadurch Mut zu machen. Seto nahm Joeys Gesicht in seine Hände und küsste ihn ein letztes Mal voller Liebe.
 

„Pass auf dich auf.“, bat er ihn, trat dann beiseite und wurde zum weißen Drachen. „Ich liebe dich.“, sagte Joey schlicht, drückte damit aber all seine Gefühle aus und verwandelte sich in den schwarzen Drachen. Wenig später flogen zwei Drachen auf – Die Himmelskinder waren zum Kampf bereit.
 

~~~
 

Mit wackligen Beinen folgte Mitsuki seiner Freundin vom Dach hinunter in das Hotelzimmer. Erschöpft ließ Mitsuki auf das Bett fallen und seine Beine zitterten. Serenity setzte sich zu ihrem Freund und streichelte ihn zärtlich über die Wangen. „Möchtest du was zu essen, oder erst mal nur etwas zu trinken?“, erkundigte sie sich fürsorglich. Mitsuki seufzte leise auf. „Eine Suppe wäre gut.“ Serenity bestellte beim Zimmerservice zwei Tassen Misosuppe und eine große Kanne grünen Tee. Mitsuki schloss die Augen, die Fürsorge Serenitys war genau das Richtige... Es klopfte und der Zimmerservice brachte das bestellte. Serenity nahm es dankend entgegen und setzte sich wieder zu ihrem Freund.
 

„Mitsuki, das Essen ist da.“, flüsterte Serenity leise. Mitsuki öffnete langsam die Augen, es duftete wirklich verführerisch gut. Langsam setzte er sich auf, und ließ sich die Tasse von Serenity reichen. Doch als er sie entgegen nehmen wollte, zitterten seine Hände so sehr, dass Serenity es für sicherer fand, die Tasse selbst zu halten und ihren Freund langsam mit der Suppe zu füttern. Mit jedem Löffel Suppe ging es Mitsuki immer besser, und die zweite Tasse Suppe konnte er schon selbst löffeln, obwohl er die Fürsorge Serenitys gerade sehr genoss...

Mit einer Tasse Tee in der Hand setzte Serenity sich zu ihrem Freund auf das Bett. Verlegen schwiegen sich die Beiden an. Jetzt wo es Mitsuki wieder besser ging, wussten sie nicht mehr, was sie sagen sollten. Zuviel ging ihnen im Kopf herum. „Hast du...“, „Bist du...“, begannen Beide gleichzeitig zu reden. „Erst du...“, antwortete jeder.
 

Serenity blickte Mitsuki auffordernd an, und signalisierte so, dass er anfangen sollte.
 

„Hast du es schon lange gewusst, dass dein Bruder sich in einen Drachen verwandeln kann?“, wollte Mitsuki von seiner Freundin wissen. „Erst seit gestern Abend. Da hat sich mein Bruder zum ersten Mal vor meinen Augen in einen Drachen verwandelt und ist mit mir zur Höhle geflogen. Es ist ihre Bestimmung hat er mir erklärt, sie haben diese Fähigkeit, weil sie gegen das Böse kämpfen müssen, und dazu als Menschen zu schwach wären. Nur als Drachen wären sie in der Lage, den bösen fünfköpfigen Drachen besiegen zu können.“, erklärte Serenity in kurzen Worten den Sachverhalt.

Mitsuki nickte. Ja, das war auch für ihn verständlich, und es machte in seinen Augen Sinn. Wenn es etwas Böses gab, gab es auch immer die entsprechenden Helden, deren Bestimmung es war, gegen das Böse zu kämpfen. „Aber was hab ich damit zu tun?“, fragte er bei Serenity nach. „Weißt du das eventuell auch?“

Serenity überlegte kurz, was hatte Joey noch mal gesagt? Ach ja...
 

„Die Beiden nehmen an, dass du der verschollene Bruder von Seto Kaiba bist, und wenn dem so ist, so haben sie herausgefunden, dass dein Blut die Macht des Bösen unwahrscheinlich verstärken würde, und deswegen hat er dich gefangen gehalten, und wollte dich heute opfern.“, antwortete ihm Serenity.
 

Mitsuki schluckte. Dann hatte es ja wirklich für ihn so ausgesehen, wie er es angenommen hatte.
 

„Und du? Bist du wirklich der kleine Bruder von Seto Kaiba?“, stellte Serenity nun wiederum ihre Frage. „Ich glaube schon.“, antwortete Mitsuki zurückhaltend. „Wenn mich die Erinnerungen der letzten Nacht nicht täuschen, dann hatte ich mal einen Bruder mit blauen Augen, Aber an Namen kann ich mich noch nicht wieder erinnern. Meine Mutter hat mir nur erzählt, dass sie mich herumirrend auf der Straße gefunden hatten, und dass ich nicht mehr wusste, wer ich bin. Doch in all den Jahren kam

meine Erinnerung nicht zurück.“

Mitfühlend streichelte Serenity ihrem Freund über den Kopf. „Du Ärmster. Aber ich bin mir sicher, dass du bald alles wieder weißt.“ Dankbar ließ Mitsuki sich in Serenitys Arme fallen und kuschelte sich an sie. Serenity lächelte, als Mitsuki keine fünf Minuten später eingeschlafen war.
 

~~~
 

Timiat landete vor Bakura, der ihn wie einen alten Freund begrüßte. „Jetzt dauert es nicht mehr lange, die Sonnenfinsternis beginnt bald und wir können uns vereinen. Leider hat die Opferung nicht geklappt, aber das ist nur ein kleiner Rückschlag, am Endergebnis ändert es nichts.“ Die Erde bebte wieder, tatsächlich schien es, als ob sich der Bergzug, auf dem sich die Höhle befand, veränderte.
 

Das Opferblut sollte diesen Vorgang begünstigen, doch da dieses fehlte, wehrte sich der Fels dagegen verändert zu werden. Teile der Höhle stürzten ein und Felsen prasselten von den umliegenden Bergen auf das Plateau. Ungerührt standen Bakura und sein Drache immer noch am selben Fleck. Der Weißhaarige beobachtete die Sonne, kein normaler Mensch hätte dabei sein Augenlicht behalten, doch Bakura war nicht normal – er war ein Zauberer aus vergangenen Tagen. Ihm machte es nichts aus, in die Sonne zu starren und so bemerkte er auch die ersten Anzeichen der beginnenden Sonnenfinsternis.
 

Aber erst, wenn sich der Mond zu einem Drittel zwischen Erde und Sonne geschoben hatte, konnte die Fusionskarte Bakuras aktiviert werden. Die Besonderheit dieser Karte lag darin, dass sie, wenn sie bei einer totalen Sonnenfinsternis mit Magie aktiviert wurde, eine dauerhafte Verbindung schuf. Sie vereinte die Stärken, aber auch die Schwächen, der jeweiligen Partner.
 

Es war eine harte Geduldsprobe für den Weißhaarigen. Die Erde hatte sich inzwischen wieder beruhigt, doch die Stille, die dem Beben folgte, war unnatürlich – die Welt schien den Atem anzuhalten. Durchdringend erklang der herausfordernde Schrei zweier Drachen durch die Luft. Bakura wurde langsam nervös, wenn die Beiden jetzt angriffen, konnten sie noch alles ruinieren.

Doch das Glück war Bakura hold, genau in diesem Augenblick deckte der Mond die Sonne zu einem Drittel ab und er fing sogleich mit der Beschwörung an. Bakura schloss seine Augen und ließ die Magie durch seinen Körper fließen – alte Worte einer alten Sprache verließen seinen Mund.
 

Der große Drache wurde unruhig, denn er spürte die Annäherung zweier Feinde, die in sein Revier eindrangen. Und die alte Macht, die in ihm wohnte, rührte sich ebenfalls – wollte wieder eins mit seinem Herrn werden. Zu Bakuras Beschwörungen ließ er jetzt ein ohrenbetäubendes Gebrüll hören. Die Luft um sie herum geriet in Schwingungen – fing an sich um die beiden Gestalten zu drehen... Wirbelte dabei Staub und Steine mit auf... immer schneller drehte sich der Luftstrom... Blitze zuckten an der Verwirbelung entlang... entluden sich in immer größer werdenden Kreisen... Diese Energieentladungen waren so gewaltig, dass der Boden unter ihnen aufbrach – jeder, der sich dort aufhalten würde, hätte keine Chance, sie brächten unweigerlich den Tod.
 

Wieder bebte die Erde, das Beben zog immer weitere Kreise, selbst die Burg wurde in Mitleidenschaft gezogen, trotz der Magie, die sie schützte. Von einer auf die andere Sekunde war der Spuk vorbei – es herrschte Totenstille, nichts rührte sich.

Als der Staub sich senkte, gab er den Blick auf das Zentrum frei – es stand nur ein Mann dort und der Drache war weg. Der Mann grinste, er fühlte die ungeheure Macht, die jetzt in ihm ruhte und schloss die Augen – wenig später stand an der gleichen Stelle ein Drache.
 

Dieser Drache war fast so groß wie Timiat, besaß aber nur einen Hals mit dazugehörigem Kopf. Kalt glitzerten die gelben Augen, lange scharfe Zähne zierten sein Maul, sein grüner Körper war muskulös, sein Schwanz Stachel bewehrt. Der Drache schlug den Schwanz ein paar Mal hin und her, pfeifend zerschnitt er die Luft. Die scharfen Krallen an seinen Zehen klackerten auf dem felsigen Grund, als sich der Drache in Bewegung setzte. Erfreut spreizte er seine Flügel ab und ein triumphierendes Gebrüll löste sich aus seiner Kehle. Niemand würde ihm widerstehen können.
 

~~~
 

Kampfbereit näherten sich die beiden Drachen dem Höhleneingang. Das Beben der Erde war ihnen nicht entgangen, und ebenso auch nicht das triumphierende

Gebrüll des anderen Drachen. Doch wie erstaunt waren sie, als sie statt dem Fünfköpfigen einen Grünen Drachen mit nur einem Kopf vorfanden. Abwartend

umkreisten die beiden Drachen ihren Gegner – wer würde den ersten Zug machen?
 

Timiat flog auf und beäugte die beiden Drachen – er konnte ihre Kampfbereitschaft wittern und brüllte ihnen seine Herausforderung entgegen. Der schwarze und der weiße Drache stellten seine Herrschaft in Frage, das würde er niemals dulden. Der grüne Drache stieg weiter auf, er wollte mehr Bewegungsfreiheit haben, seine Gegner behielt er dabei immer im Blick. Plötzlich drehte er ab und griff den Weißen an, der war dichter an ihm dran. Mit vorgestreckten Krallen, zielte er auf den Rücken des Weißen. Timiat wollte ihm seine Krallen in das Fleisch bohren, ihn gleich zu Beginn so schwächen, das er mit ihm ein leichtes Spiel haben würde. Gleichzeitig konzentrierte er sich auf eine Feuerattacke, die er gegen den Schwarzen losließ.
 

Der Schwarze antwortete auf die Herausforderung und wollte gerade einen ersten Angriff starten, als der Grüne den Weißen Drachen angriff. Mit schnellen Flügelschlägen war er bei Seto und brachte sich zwischen ihn und den grünen Drachen. Joey hatte zwar als Drache noch nie wirklich gekämpft, doch in seiner Brust sammelte sich etwas und mit einem tiefen Ausatmen, brachte er einen Feuerball hervor, den er dem Grünen entgegen schleuderte.

Feuerball prallte auf Feuerball, welcher war stärker? Wer war schneller gewesen? Die folgende Explosion raubte allen Drachen die Sicht, Timiat nutzte seine Chance und griff wieder den Weißen an, diesmal aus dem Hinterhalt. Er schoss aus der Rauchwolke hervor, rammte seinen Gegner und versuchte ihn an der Kehle zu erwischen. Gleichzeitig bohrten sich seine Krallen in das Fleisch seines Opfers und mit einer gewissen Genugtuung bemerkte Timiat den Schmerz, den der Weiße in diesem Moment fühlte.
 

Ohnmächtig erkannte Joey, dass es Timiat wohl auf Seto abgesehen hatte und wütend stürzte er sich nun, wie schon einmal, mit einem Sturzflug auf den grünen Drachen und verbiss sich in seinen rechten Flügelansatz. Den Hals hatte er leider nicht erwischt. So versuchte der Schwarze seine Flügel zu verletzen.

Seto stöhnte auf, als ihn der Grüne unvermittelt aus der Rauchwolke heraus angriff. Nur einer geschickten Drehung war es zu verdanken, dass Timiat nicht seine Kehle erwischte, aber seine Krallen schnitten ihm tief ins Fleisch. Doch kampflos würde er sich nicht ergeben, und spurlos sollte Bakura nicht gewinnen. Der Weiße ignorierte seinen Schmerz und nutzte den Moment der Unachtsamkeit, als Joey angriff, um seinerseits nach der Kehle des Grünen zu schnappen.
 

Wütend brüllte der Grüne auf, ließ von seinem Opfer ab, entging so dem schnappenden Maul des Weißen und versuchte nun den Schwarzen abzuschütteln. Er ging in einen Sturzflug über und zielte auf die Bäume des nächsten Berghanges, drehte sich im letzten Moment mit seinem Rücken zu den Bäumen, legte seine Flügel an und hoffte, den Schwarzen so abstreifen zu können. Zu seinem Glück hatte dieser keine Lust Bekanntschaft mit den Bäumen zu machen und ließ ihn los. Im nächsten Augenblick drehte Timiat sich und griff jetzt den Schwarzen an.

Joey versuchte sich in Angriffsposition zu bringen, aber der Grüne war schneller. Doch bevor der Grüne ihn erreichen konnte, versuchte er es wieder mit einem Feuerball, der allerdings nicht ganz so kraftvoll ausfiel, wie der erste. Jetzt kam die Gefährlichkeit Timiats zum Vorschein, nicht umsonst waren er und Bakura vereint. Durch die Magie Bakuras heilten seine Wunden in sekundenschnelle, und als er die Verwunderung seiner Gegner wahrnahm, stieß er ein siegessicheres Gebrüll aus, das weithin zu hören war.
 

Mit Leichtigkeit wich Timiat dem Feuerball des Schwarzen aus. Wusste der denn nicht, dass diese Attacken sehr viel Kraft kosteten? Aber wenn er es so wollte, sollte er es so haben. Timiat sammelte seine Energie und schickte dem Schwarzen einen riesigen Feuerball entgegen. Das kostete ihn zwar einiges an Kraft, aber das nahm er gern in Kauf.

Entsetzt sahen Seto und Joey, dass Timiats Wunden sofort heilten und sein Gebrüll schmerzte in ihren Ohren. Seto erkannte, dass Timiat sich zu einem Feuerangriff auf Joey bereit machte und flog mit einem Sturzflug auf Joey zu, um ihn aus der Schusslinie zu bringen. Gerade noch rechtzeitig konnten sie dem riesigen Feuerball Timiats ausweichen, doch Setos Schwanzspitze bekam ein bisschen von dem Feuerstrahl ab. Getroffen brüllte er auf.
 

Inzwischen schob sich der Mond immer weiter vor die Sonne, nicht mehr lange und die totale Sonnenfinsternis war erreicht. Der Boden bei der Höhle fing wieder an zu beben, tiefe Risse zogen sich über das Plateau dahin und weißer Rauch stieg aus ihnen auf. Mit aller Macht schien etwas hervorbrechen zu wollen – etwas, das sich zurückholen wollte, was ihm vor langer Zeit gestohlen worden war.

Was war das für Rauch, der aus dem Felsen stieg? Doch Seto und Joey hatten keine Zeit sich Gedanken darüber zu machen, sie mussten sich vor Timiat in Acht nehmen, der eine gewaltige Kraft hatte. Sich kurz anschauend entschieden sie sich dafür jeder in eine andere Richtung abzudrehen, um dann gleichzeitig Timiat von zwei verschiedenen Seiten anzugreifen. Seto flog einen Bogen, brachte sich so hinter den Grünen und versuchte ihn mit einem Sturzflug aus dem Gleichgewicht zu bringen, und Joey versuchte ihn von Vorne anzugreifen.
 

Die Dummköpfe, sie wollten ihn in die Zange nehmen – dachten sie, dass er darauf reinfallen würde? Der Weiße schoss knapp an Timiat vorbei, aber er war dadurch doch etwas abgelenkt, und als er nach vorne sah, befand er sich unmittelbar vor dem Schwarzen. In letzter Sekunde konnte Timiat noch abdrehen, doch er nutzte die Gelegenheit und schlug mit seiner Stachelbewehrten Schwanzspitze nach dem Schwarzen. Innerlich grinsend bemerkte er, dass er getroffen hatte.

Joey brüllte schmerzerfüllt auf, als er den Stachelschwanz des Grünen in seiner Seite spürte. Doch er ließ sich nicht davon abhalten Seto zu beschützen, und flog gleich wieder zu ihm hin. Seto sah nicht gut aus, der Grüne hatte ihm ganz schön tiefe Kratzer zugefügt. Seto war ein wenig enttäuscht, dass er Timiat verfehlt hatte, doch dass er Joey noch erwischt hatte, das wurmte ihn genauso.
 

Das kämpfen war doch noch recht ungewohnt für die beiden jungen Drachen, und langsam begannen ihre Kräfte zu schwinden. Doch so lange Timiat sich in der Luft aufhielt, so lange konnten sie sich nicht ausruhen...

Der Kampf war anstrengender als gedacht, trotz der schnell verheilenden Wunden. Auch die anderen Drachen brauchten eine Pause, das konnte Timiat genau spüren, sie würden ihn also nicht angreifen, wenn er sich ausruhte, sondern die Gelegenheit nutzen und ebenfalls verschnaufen.

Bakura war höchst zufrieden mit sich, Timiat lieferte die Vorteile des Drachens und er, Bakura, die der Magie. Eine perfekte Symbiose. Jetzt suchte er sich erst mal einen Ort an dem er verschnaufen konnte, tatsächlich machten es ihm die beiden anderen Drachen nach.
 

Misstrauisch beäugten Seto und Joey den Grünen, als er sich anschickte sich einen Landeplatz zu suchen. Seto wollte es erst nicht glauben, dass er so still auf dem Boden saß und wollte einen Angriff fliegen, doch der Schwarze schüttelte nur den Kopf. Er konnte die Pause wirklich gut gebrauchen. Also suchte er sich einen Platz zum ausruhen, und er Weiße folgte ihm sogleich.

‚Wie süß.’, dachte Bakura, als er sah, wie sich die Drachen gegenseitig die Wunden leckten, doch dann geschah etwas, das ihm gar nicht behagte. Ein schneller Blick zur Sonne sagte ihm, dass jetzt die heiße Phase begann. Mit großem Unbehagen bemerkte er die Veränderung um die Drachen herum, sollte Mahou etwa ebenfalls eine Fusionskarte besessen haben?
 

Seto und Joey wurden von dem Geschehen vollkommen überrascht. Sie hatten sich doch nur gegenseitig ihre Wunden versorgt, doch auf einmal begann sich alles um sie herum zu verwirbeln, und alles veränderte sich. Unerwartet drehten sich die beiden Drachen ganz schnell umeinander und befanden sich plötzlich in einem gemeinsamen Körper. Am Ende stand ein weißer Drache, in Gestalt des Schwarzen und mit wunderschönen Blauen Augen, auf der Lichtung, die sie sich ausgesucht hatten.
 

Die Verwirbelungen um seine Gegner nahm zu, bald konnte Bakura sie nicht mehr sehen, statische Entladungen zischten und züngelten in ihrem unmittelbaren Bereich durch die Luft. Als sich das Phänomen wieder auflöste, glaubte er seinen Augen nicht – die beiden Drachen waren fusioniert. Ein einziger Drache stand dort, wo sich vorher zwei befunden hatten und von den Verletzungen war nichts mehr zu sehen. Und dieser Drache schien sehr mächtig zu sein, er war zumindest gleichstark. Timiat zögerte nicht mehr, sogleich flog er wieder auf, er hatte nur noch eine Chance, er musste den weißen Drachen töten und das so schnell wie möglich.
 

~~~
 

Währenddessen bebte das gesamte Erdreich um die Burg herum, ein tiefes Grollen und Donnern, begleitete das Erdbeben. Das Plateau vor der Höhle stieg weiter empor, die Risse vergrößerten sich zu riesigen Spalten... Felsen brachen weg, stürzten in die Schluchten und Spalten... schwarzer zäh wirkender Rauch, quoll aus den Spalten und Rissen empor und breitete sich immer weiter aus. Gierig schlängelten sich dünne Rauchfahnen über den Felsen – und was auch immer sie berührten, hörte auf zu existieren. Der Berg des Todes war erwacht und wollte ein Opfer.
 

Vorsichtig begann der Weiße Drache seine Flügel zu bewegen, und Seto und Joey waren überrascht, wie viel Kraft in den Schlägen steckte. Auch spürten sie, dass die Verletzungen, die sie erhalten hatten, alle verschwunden waren. Doch sie hatten keine Zeit über das seltsame Gefühl, das sie erfasst hatte, nach zu denken, der grüne Drache war bereits wieder auf Angriffskurs. Langsam aber sicher stiegen sie in den Himmel auf und suchten sich eine gute Ausgangsposition.
 

Timiat griff ohne weiteres Zögern an, er konnte nicht zulassen, dass sich sein Gegner eine gute Ausgangsposition suchte. Timiat zielte auf den Hals des Weißen, wie er es schon Mal gemacht hatte und versuchte dabei wieder, seine Krallen in dessen Fleisch zu schlagen. Aber der Weiße war auf diesen Angriff vorbereitet. Blitzschnell drehte er sich, als der Grüne angeschossen kam und rammte ihm stattdessen die Klauen in den Leib. Schmerzerfüllt brüllte Timiat auf – das hatte der Andere nicht umsonst getan... Seine Wunden verheilten wieder schnell und zornig schnappte er nach dem Hals des Weißen.
 

In der Sekunde, in der sich der Mond vollständig vor die Sonne schob, wurde die Welt in ein diffuses Licht getaucht. Sekundenlang herrschte Totenstille, nur die kämpfenden Drachen waren zu hören. Da ertönte ein leises Zischen und Rauschen, begleitet von einem gurgelnden Geräusch. Die schwarzen

Rauchfahnen gerieten in Rotation, ein Sog entstand, der alles in sich hinein sog, das sich in seiner Nähe befand. Wie Tentakeln zuckten die Rauchfahnen aus dem Rand des Soges hervor – sie suchten ihr Opfer.
 

Die kämpfenden Drachen näherten sich wieder dieser Stelle, doch waren sie so vertieft in ihren Kampf, dass sie die Veränderung auf dem Plateau nicht wahrnahmen. Seto und Joey spürten, dass der Kampf gegen den Grünen ihnen jetzt viel leichter fiel. Immer wieder griffen sie ihn an, suchten seine Abwehrfehler und waren dabei darauf bedacht, ihm selbst keine Angriffspunkte zu liefern.

Timiat geriet immer mehr ins Hintertreffen, sein Gegner schien mit jedem Angriff stärker zu werden. Er schaffte es kaum noch, den Weißen zu verletzen und so langsam wurde er müde. Dadurch sank Timiat immer tiefer, doch keiner der Drachen bemerkte, dass sie sich wieder über Timiats Höhle befanden. Timiat wich einem Angriff aus, indem er sich einfach sinken ließ, er legte einfach seine Flügel an.
 

Eine der Rauchtentakeln nutzte die Gelegenheit und wickelte sich um ein Bein des grünen Drachens. Sofort breitete sich ein brennender Schmerz in dessen Körper aus, nur mit aller Kraft konnte sich der Grüne befreien, doch diese Verletzung heilte nicht.

Der Berg des Todes wollte sein Opfer nicht mehr aufgeben, viele dieser Tentakeln schnellten nach oben und bekamen den Drachen wieder zu fassen. Die Kraft des Soges verstärkte sich um ein vielfaches. Timiat kam nicht los, zornig brüllte er auf, biss um sich und versuchte sich zu befreien. Die Kraft seiner Schwingen reichte nicht aus, sich aus dem Sog zu befreien, immer tiefer wurde er gezogen, seine Bewegungen wurden immer hektischer. Der Kreis des Soges weitete sich immer mehr aus und auch der weiße Drache geriet an den Rand dieser vernichtenden Laune der Natur – einer Natur aus einer anderen Dimension.
 

Kraftvoll entzog sich der Weiße dieses Soges – er suchte Schutz an einem Berghang, krallte sich dort fest und drückte sich ganz flach an den Felsen. Dennoch wurde er von dem Sog gepackt, er zog den Drachen immer dichter an sich. Die Krallen hinterließen tiefe Kratzspuren... durchhalten, dachte sich der Drache. Er wusste, dass er durchhalten musste, aber er hatte nicht mehr die Kraft dazu.
 

Der Mond wanderte inzwischen weiter und das Sonnenlicht kehrte wieder zurück. Mit lautem gurgelndem Getöse und heftigen Erschütterungen, verschwand die Erscheinung wieder. Zurück ließ sie eine völlig veränderte Natur – die Burg existierte nicht mehr, kein Stein zeugte mehr von ihrer Existenz. Die Höhle war komplett eingestürzt, große Teile des davor liegenden Plateaus waren weg, und auch die Berge, rings um diesen Punkt, hatten sich verändert.

Dicker Staub lag noch in der Luft, nur langsam legte er sich.
 

Zwischen den Felsbrocken auf dem restlichen Plateau, regte sich eine Gestalt. Vorsichtig bewegte sie sich, stöhnend blieb sie wieder ruhig liegen. Saphirblaue Augen öffneten sich, was war geschehen? Seto spürte jeden einzelnen Knochen in seinem Leib, wieder bewegte er sich, diesmal ging es schon besser. Langsam richtete er sich auf, Joey, wo war Joey? Suchend sah Seto sich um. „Joey“, rief er heiser, seine Stimme hatte, bei dem ganzen Drachengebrüll, ziemlich gelitten. „Joey... hörst du mich?“ Hoffentlich war ihm nichts passiert. Ein Husten hinter ihm trieb ihn in die Höhe, er achtete nicht auf seinen schmerzenden Körper – Seto zwang seinen Körper vorwärts, neben Joey sank er wieder zu Boden.
 

Verwirrt hustend öffnete Joey die Augen. Was war geschehen? Überall war es staubig um ihn herum und trieb ihm ein Brennen in die Augen. Erleichtert hörte er Seto nach sich rufen, doch der Versuch ihm zu antworten, endete nur mit einem weiteren Hustenanfall. Vorsichtig hob er einen Arm und streichelte Seto über seine Tränen verschmierte Wange, als Seto sich erschöpft neben ihm niederließ.

Joey tat alles weh, wie er gerade feststellen musste, doch sie beide lebten noch, und das war die Hauptsache. „Wir haben es geschafft, nicht wahr?“
 

Seto nickte. „Ja, wir haben es überstanden, frag mich aber nicht was, da geschehen ist.“, antwortete er Joey heiser, sanft streichelte er Joeys Gesicht. „Wie fühlst du dich?“ Seto war froh, das sie Beide es lebend überstanden hatten, dieser fürchterliche Albtraum war vorbei. „Als hätte mich eine Dampfwalze überfahren. Und du?“, antwortete Joey hustend.

„Ich fühl mich genauso.“, krächzte Seto, „Zum Glück ist dir nichts passiert... du Idiot, wieso meintest du, mich beschützen zu müssen? Das hätte dich das Leben kosten können.“, schimpfte Seto halbherzig. So machte er seiner Sorge um Joey noch nachträglich Luft. Ein Leben ohne Joey konnte er sich nicht mehr vorstellen.
 

„Ach ne, und ich soll mich von dir beschützen lassen? Und am Ende ohne dich sein?“, konterte Joey ebenso halbherzig. „Kein Bedarf.“ Nein, ein Leben ohne Seto KONNTE und WOLLTE Joey sich nicht vorstellen. Entweder sie überlebten gemeinsam diesen Wahnsinn, oder...

„Klar sollst du dich von mir beschützen lassen, einer muss ja aufpassen, das dir nichts passiert.“, gab Seto zurück. „Ich hab dir schon mal gesagt, das ich nicht will, das dir was zustößt.“ „Den Schuh kann ich dir getrost zurückgeben... Wer hat denn behauptet, dass ich will, dass dir etwas zustößt, hmm?“, erwiderte Joey ein wenig aufgebracht. Er hatte eigentlich überhaupt keine Lust zu streiten, aber offensichtlich musste das jetzt wohl sein. „Und außerdem warst du es ja, der zuerst in Gefahr war.“
 

„Glaubst du etwa, ich könnte nicht auf mich aufpassen?“, fragte Seto unwirsch. Wieso fingen sie jetzt eigentlich an zu streiten?

„Aber du glaubst von mir ich könne das nicht. Ich kann genauso gut auf mich aufpassen, wie du auf dich.“, schnappte Joey zurück. Wieso musste Seto ihn eigentlich immer wie ein Kind behandeln? Er war genauso alt wie er, und hatte bis vor einigen Wochen sein Leben ganz prima unter Kontrolle gehabt. Und auch mit unverschämten Kerlen kam er ganz gut zurecht...
 

„Das habe ich ja gesehen, wie gut du auf dich aufpassen kannst. Ich erinnere nur an die Lagerhallen vor der Stadt.“, knurrte Seto zurück, musste Joey sich den immer wie ein dickköpfiges Kind benehmen? Wurde er denn nie Erwachsen?

„Was hat meine Entführung damit zu tun? Wenn ich dich daran erinnern darf, war es drei gegen einen, und da will ich dich mal sehen... auch du kannst dich nicht immer so schützen, und eine Waffe zu tragen ist mir nun mal nicht erlaubt.“ Langsam wurde Joey ernstlich böse. „Und ich sage dir noch mal: Ich schaue nicht dabei zu, wie du angegriffen wirst. So lange du mir nicht zu traust, eine Situation richtig einschätzen zu können, traue ich dir es ebenfalls nicht zu... Und ich habe mich auch niemals darüber beschwert, wenn du mir geholfen hast, also, warum tust du es dann?“ Tränen standen Joey in den Augen. „Wieso vertraust du mir nicht?“
 

„Wer sagt, dass ich dir nicht vertraue? Ich habe dir mehr vertraut, als irgendjemanden sonst.“ Ärger schwang in Setos Stimme mit. „Hätte ich dir nicht vertraut, hätte ich mich nie auf die Sache mit Bakura eingelassen. Ich wusste, das du mich dort nicht im Stich lässt.“ Sein Ärger nahm immer mehr zu. „Sag mir, was du von mir erwartest. Sag mir, was ich falsch mache, ich verstehe es nicht.“

„Ach Seto.“ Joey setzte sich ächzend auf und blickte ihm liebevoll in die blauen Augen. „Richtig falsch machst du doch nichts.“ Joey seufzte leise. „Ich bin glücklich darüber, dass du mir hilfst, doch wenn du diese Hilfe hinterher immer so hinstellst, als wäre ich ein kleines Kind, und du bräuchtest niemals Hilfe, dann verletzt mich das zutiefst. Ich möchte doch nur, dass du dich ebenso über meine Hilfe freust.“ Bittend blickten honigbraune Augen ihr Gegenüber an.
 

„Tue ich das? Das war mir nicht bewusst... Ich habe bisher nie Hilfe gebraucht.“, entgegnete Seto ruhiger, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, das ist nicht richtig, ich wollte nie Hilfe haben. Ich habe mich immer nur auf mich selbst verlassen.“ Seto seufzte. „Ich freue mich über deine Hilfe, ohne dich, hätte ich nichts bewirken können.“ So ganz leicht fiel ihm dieses Eingeständnis nicht, doch es entsprach der Wahrheit. „Danke.“ Mehr sagte Joey nichts dazu, denn es war jetzt alles gesagt, und nichts stand mehr zwischen ihnen. Langsam näherte er sich Seto und küsste ihn zärtlich auf die Lippen.
 

Seto gab den Kuss ebenso zärtlich zurück, er war froh, dass ihr Streit beigelegt war.
 

„Kannst du laufen?“, erkundigte sich Joey vorsichtig bei Seto. Er hatte bisher noch nicht versucht aufzustehen, doch wenn sie nicht die kommende Nacht hier im Wald schlafen wollten, dann mussten sie irgendwie in die Stadt zurückkommen. Er fühlte sich jedenfalls nicht in der Lage dazu zu fliegen.
 

~~~
 

Das Geräusch eines herannahenden Helikopters erklang, bald war klar, dass er auf das Plateau zuhielt. Verwundert sah Seto zum Himmel, wer konnte das sein? Die Frage wurde bald beantwortet – als der Helikopter nah genug war, konnte Seto die Polizeikennung lesen. Wenig später landete der Hubschrauber, nicht ohne eine Menge Staub aufzuwirbeln und die beiden Männer hielten ihre Arme schützend vor ihr Gesicht. Bald schon kamen die Rotoren zur Ruhe und der Staub legte sich wieder, die Tür wurde geöffnet und ein Mann sprang heraus. „Kaiba, alles in Ordnung?“ Das war doch Tanaka – wirklich, Setos Kollege kam auf ihn zu gerannt. „Mensch Kaiba, wir haben uns Sorgen gemacht.“ Verblüfft sah Seto ihn an, „Wir?“ „Ja, der Boss, die Kollegen und ich.“, gab sein Kollege zurück.
 

Seto erhob sich, sein Körper schmerzte immer noch, doch er verdrängte es. „Seit wann macht ihr euch Sorgen um mich?“, erkundigte er sich aber doch. Einige andere Männer kamen aus dem Hubschrauber, Sanitäter wie es sich herausstellte – zwei kümmerten sich gleich um Joey und einer um Seto. Doch der wiegelte sofort ab, er wollte keine und er brauchte keine Hilfe. So kümmerte sich der dritte Sanitäter ebenfalls um Joey, sie halfen ihm auf und verfrachteten ihn in den Hubschrauber.
 

Setos Blick folgte Joey, dieser sah ihn an, doch Seto konnte noch nicht über seinen Schatten springen und als Joey in den Hubschrauber stieg, lag eine ziemliche Enttäuschung in seinem Blick und Seto hatte das Gefühl, etwas verloren zu haben. Innerlich schüttelte er jedoch den Kopf – das war Blödsinn, wenn er nach Hause kam, war Joey bestimmt schon da.
 

Tanaka beantwortete Setos Frage. „Natürlich haben wir uns Sorgen gemacht. Der Boss hatte versucht dich auf deinem Handy anzurufen, aber eine Frau meldete sich. Sie klang ziemlich besorgt. Als er aus ihr herausbekommen hatte, was geschehen war, schickte er uns los. Aber sag mal, sie erzählte etwas von Drachen, die miteinander kämpfen und solches Zeug. Das ist doch nicht wahr, oder?“ Neugierig sah Rafu seinen Kollegen an. Kaiba überlegte kurz und antwortete dann. „Es ist wahr. Hier haben Drachen gekämpft.“ Ungläubig sah Tanaka seinen Kollegen an. „Und wo sind sie jetzt?“ Tanaka ließ seinen Blick schweifen und der Brünette antwortete: „Sie wurden alle Drei vernichtet, in unserer Welt gibt es keine Drachen mehr.“

Gebrochene Herzen

Die Enttäuschung, dass Seto nicht ebenfalls mit in den Hubschrauber stieg, schmerzte Joey mehr, als alle seine Wunden zusammen. Teilnahmslos ließ er die Versorgung seiner Wunden über sich ergehen und zuckte nicht einmal zusammen, obwohl einiges ziemlich schlimm aussah. Der Hubschrauber brachte ihn zurück nach Domino-City ins Krankenhaus, denn die Sanitäter wollten, dass er dort noch einmal untersucht wurde. Sie wollten sicher gehen, dass sie nichts übersehen hatten.
 

Einsilbig beantwortete Joey die Fragen nach seinen Verletzungen, die Verwunderung der Ärzte und Pfleger entging ihm vollkommen. Er brauchte die Nacht nicht im Krankenhaus verbringen, außer den äußeren Verletzungen hatte er keine weiteren Verletzungen davon getragen. Joey ließ sich ein Telefon geben, denn sein Handy hatte er im Hotel gelassen. Aber das war ihm auch recht so, so brauchte er niemandem Rechenschaft über sein Handeln abzulegen. Die Nummer von Duke hatte er nicht, aber im Blue-Eyes konnte er schon anrufen, da war jemand. Und er hatte Glück, Duke war schon da und ging selbst an den Apparat.
 

„Hi, Duke, hier ist Joey. Kannst du mich vom Krankenhaus abholen?“, fragte er seinen Kollegen mit müder Stimme. Duke schluckte kurz, so hatte er Joey noch nie gehört. „Aber sicher kann ich das. In einer dreiviertel Stunde bin ich da. Geht das in Ordnung?“ Joey nickte, doch dann fiel ihm auf, dass Duke das ja nicht hören konnte. „Ja, ich warte unten beim Eingang auf dich.“

Joey war erleichtert, dass Duke ihn abholen würde – was weiter kam war noch offen, doch eines wusste er, zu Seto wollte er nicht...
 

Duke war entsetzt, als er die vielen Verbände sah, die Joey zierten, aber noch mehr trafen ihn die stumpfen Augen, die ihn müde anblickten. „Kann ich für ein paar Tage zu dir kommen?“, bat Joey leise. Er hatte keine Kraft für irgendwelche Konversation, nur das lebenswichtige musste geregelt werden. Eigentlich traf es sich gut, dass seine Schwester nicht hier war, er würde ihre Art jetzt nicht ertragen können...

Joey überlegte kurz, als er feststellte, dass er Setos Wohnungsschlüssel noch in seiner Hosentasche hatte. „Können wir noch einen kurzen Abstecher machen? Ich muss nur noch kurz was erledigen.“ Duke blickte seinen Kollegen prüfend an und nickte. „Aber sicher, alles was du willst.“ Irgendetwas war geschehen, das war nicht zu übersehen, und er würde alles tun, was Joey gerade verlangte – er, der sonst stets ein kleiner Sonnenschein war. Duke fuhr mit Joey zu Setos Wohnung. „Soll ich mit reinkommen?“, erkundigte er sich besorgt. Joey schüttelte den Kopf. „Nein, das schaff ich alleine.“
 

Mit müden Schritten betrat Joey den Hauseingang und ließ einen ziemlich verwirrten Duke zurück. Dieser hatte nur eine Erklärung: James Bond musste etwas Grauenvolles zugestoßen sein, an Tod wollte er gar nicht erst denken, denn sonst wäre Joey, der in der letzten Zeit so richtig aufgeblüht war, nicht so am Boden zerstört. Er würde keine Fragen stellen, so, wie er Joey kannte, würde er von alleine zu reden anfangen.
 

Mit schwerem Herzen betrat Joey die Wohnung, in der er die letzte Zeit gelebt hatte und glücklich gewesen war. Nein, hier konnte er nicht mehr bleiben – Seto hatte ihn zu sehr enttäuscht. Joey ging in sein Zimmer und holte seine Kleider aus dem Schrank. Auch wenn er es nachträglich bezahlt hatte, die Kleidung die Seto ihm gekauft hatte sortierte er aus und legte sie fein säuberlich zusammengelegt aufs Bett. Dann suchte er sich eine Tasche und packte all sein Hab und Gut hinein. Zuletzt ging er in die Küche, suchte sich Papier und Stift und schrieb ein paar Zeilen.
 

-----------

Seto,
 

du willst MEINE Hilfe nicht –
 

dann brauch ich DEINE Hilfe auch nicht.
 

Joey

------------
 

Joey legte den Hausschlüssel auf das Blatt, nahm seine Sachen und zog die Haustüre hinter sich zu. Er stieg zu Duke in das Auto und endlich lösten sich die Tränen, die die ganze Zeit seine Brust zusammengeschnürt hatten. Duke sah sich in seiner Vermutung bestätigt, und fuhr erst einmal schweigend nach Hause. Er öffnete Joey die Tür, und zeigte ihm, wo er schlafen konnte, doch dann musste er sich erst einmal vom ihm verabschieden. „Einer von uns Beiden muss ja arbeiten.“, meinte er entschuldigend. Joey nickte und ließ sich auf die Couch fallen.
 

Duke erwachte, weil der Geruch frisch gekochten Kaffees in seine Nase stieg. Wer kochte denn hier Kaffee? Soweit er sich erinnerte, war er alleine ins Bett gegangen... Ach ja, Joey war für ein paar Tage bei ihm, und hatte auf der Couch geschlafen, als er nach Hause kam. Gähnend reckte er sich, stand auf und ging in seine Küche. „Guten Morgen, Joey.“, begrüßte Duke seinen Gast. „Guten Morgen, Duke.“, antwortete Joey freundlich. „Wie du siehst, hab ich alles Lebensnotwendige für ein ’Frühstück’ schon gefunden.“, meinte Joey lächelnd, doch das Lächeln erreichte nicht seine Augen.

Sie waren zwar nicht mehr so stumpf wie am Abend, erkannte Duke, doch nun funkelte ein Licht darin, dass er zuvor noch nie wahrgenommen hatte...
 

Nachdem die Beiden ihr erstes ’Frühstück’ zu sich genommen hatte, begann Joey ohne eine Frage von Duke abzuwarten.

„Wir hatten gestern einen Kampf, gegen einen riesigen Drachen, den haben wir gerade so gewonnen, doch Seto ist immer noch der Ansicht, dass er keine Hilfe nötig hat.“, meinte Joey verbittert. „Statt mit mir ins Krankenhaus zu fliegen, hat er lieber auf starken Mann gemimt, mich mit allen Sanitätern ins Krankenhaus abgeschoben, obwohl seine Verletzungen weitaus schlimmer waren. Dann soll er doch sehen, wie er alleine klar kommt, aber ich lass mich nicht länger wie ein kleines Kind von ihm behandeln – und zu meinem eigenen Schutz von ihm einsperren, wie er behauptet.“ Joeys Stimme wurde immer eisiger und Duke zuckte leicht zusammen. Sooo kannte er Joey nun wirklich noch nicht.
 

„Und sollte der Kerl es wagen, im Blue-Eyes nachzufragen, wo ich bin, dann weißt du es nicht.“
 

Joey zerriss es innerlich, aber im Moment konnte er nicht anders. Er wollte nicht von Seto gefunden werden... Von Liebe reden, aber alles nur als eine Einbahnstraße zu betrachten... das war nicht sein Verständnis von Liebe...
 

~~~
 

Zwei Tage später schloss Seto seine Wohnungstür auf, eher hatte er es nicht geschafft nach Hause kommen. Obwohl seine Abteilung den Fall dort übernommen hatte, schienen die Fragen und Berichte endlos zu sein. Zu allem Überfluss hatte er doch noch, den dort ansässigen, Arzt aufsuchen müssen. Tanaka hatte darauf bestanden, er kannte Kaiba inzwischen gut genug um zu wissen, das dieser freiwillig nie einen Arzt aufgesucht hätte.
 

Joeys Schwester und sein Bruder wurden am selben Tag noch zurück geflogen, sein Chef wollte verhindern, dass die Reporter über die Beiden herfielen. Das konnte niemand gebrauchen und so wurden sie erst einmal abgeschirmt. Mokuba wurde in einem Krankenhaus untersucht, doch außer der körperlichen Erschöpfung und den Verletzungen am Handgelenk, war diesem weiter nichts passiert.
 

Jetzt war Seto endlich zu Hause und freute sich auf Joey – hoffte, dass dieser nicht allzu enttäuscht war. Aber Seto hatte es nicht fertig gebracht, bei ihm zu bleiben und seinen Worten Taten folgen zu lassen. Gleich als er seine Wohnung betrat, merkte Seto, das etwas anders war als sonst. Zielstrebig ging er in Joeys Zimmer und sah die Sachen, die er ihm gekauft hatte, auf dem Bett liegen. Ein Blick in den Schrank sagte ihm, dass die anderen Sachen weg waren. Sollte Joey wirklich gegangen sein? Das glaubte er nicht, bisher war Joey immer geblieben, warum sollte er es jetzt nicht?
 

Seto ging in die Küche um sich einen Kaffee zu kochen. Schon beim betreten der Küche stach ihm der Zettel auf dem Tisch ins Auge und der Schlüssel, der auf diesem lag. Mit bangen Herzen nahm er den Zettel und las ihn durch. Kraftlos ließ sich Seto auf einen Stuhl nieder, das durfte nicht wahr sein – Joey war weg, er war wirklich gegangen. Seto wusste genau worauf diese Worte anspielten, er dachte, er hätte es Joey vorher erklärt, warum er so handelte.

‚Idiot’, schalt er sich innerlich, ‚Du hättest bei ihm bleiben müssen.’ Er erinnerte sich an den enttäuschten Blick Joeys, und wusste mit einem Mal, das er etwas aufs Spiel gesetzt hatte, das er nie wieder in seinem Leben finden würde. Joey hatte ihm bedingungslos alles gegeben, was er empfand, er hatte nie Forderungen gestellt. Und was hatte er, Seto, gemacht? Ihn bei der erst besten Gelegenheit verraten, anders konnte er sein eigenes Verhalten nicht nennen. Joey war das Wichtigste in seinem Leben geworden und er hatte ihn im Stich gelassen.
 

Hoffentlich hatte er ihn nicht für immer verloren – Seto war fest entschlossen, Joey zurück zu gewinnen. Ihm war klar, dass es nicht einfach würde, doch Joey war jede Anstrengung – ohne Frage – wert. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, das es noch früh genug für einige Telefonate war, die Seto auch sogleich führte.
 

Nach einer unruhigen Nacht stand Seto schon sehr früh auf, er hatte viel zu erledigen. Als erstes suchte er Truemann, den Notar auf, setzte diesen davon in Kenntnis, dass sein Bruder noch lebte und leitete alles Nötige in die Wege, damit dieser sein Erbteil bekäme. Nachdem das erledigt war, fuhr Seto zu einem bekannten Autohändler, gab seinen Maserati zur gründlichen Überholung ab und bekam als Ersatz einen großen, schnellen, Geländewagen. Mit diesem fuhr er wieder in die Berge. Nach weiteren zwei Tagen kehrte Seto zufrieden nach Domino City zurück. Dort hatte er noch einige Termine mit einem Architekten, der eine Immobilie nach seinen Wünschen fertig stellen sollte.
 

Wieder zu Hause, duschte Seto ausgiebig und sah danach seine Post durch. Ein Brief aus dem Polizeilabor war dabei, verwundert öffnete er ihn. Dieser Brief enthielt die wissenschaftliche Bestätigung, das Mitsuki Okayama sein vermisster Bruder Mokuba Kaiba war. Dann war noch ein Brief seiner Dienststelle dabei, in diesem wurde ihm, mit tiefen Bedauern, seine Kündigung bestätigt. In seinem Zimmer packte Seto schnell ein paar Sachen zusammen, nachdem er alles in seinem Auto verstaut hatte, fuhr er zu Joeys Schwester.
 

Zwischendurch hatte er immer wieder versucht Joey zu erreichen, doch der war wie vom Erdboden verschwunden. Duke, Joeys Kollege, hatte ihm gesagt, dass er auch nicht wusste, wo Joey war. Aber er hatte sich die Nummer von Seto mit dem Versprechen aufgeschrieben, sich zu melden, wenn er etwas über Joeys Verbleib wüsste.
 

Serenity suchte Seto auf, weil er wusste, dass sich sein Bruder dort befand, denn er wollte ihm etwas geben. Seto war sich klar darüber, das die jüngsten Ereignisse für Mokuba verwirrend sein mussten. Seto wollte ihm außerdem auch die entsprechende Zeit lassen, um darüber nachzudenken oder sich zu erinnern. Einfacher wäre es sicher gewesen, wenn ihr Elternhaus noch stehen würde, doch das tat es nicht mehr – nur ein kleiner trauriger Teddy war übrig geblieben und den wollte Seto seinem Bruder bringen.
 

Etwas nervös stand Seto nun vor der Haustür Serenitys – wie würde wohl Mokuba reagieren? Wichtiger noch, wie würde Serenity reagieren? Joey hatte bestimmt mit ihr geredet – aber da musste er durch, er hatte keine andere Wahl. Serenity öffnete die Tür und sah verblüfft Seto an. „Du?“, begrüßte sie ganz erstaunt ihren Gast. „Ich will zu Moku... Mitsuki oder ist es nicht recht?“, fragte Seto etwas nervös. Serenitys Gesicht überzog eine leichte Röte, sie hatte ganz vergessen, dass ihr Freund, der Bruder Setos war. „Nein, natürlich nicht, komm herein.“, bat sie freundlich. Seto betrat die Wohnung und blieb im Flur stehen. „Würdest du ihn bitte herholen?“, bat Seto leise, er hatte nicht vor lange zu bleiben. Serenity nickte, ging ins Wohnzimmer um Mitsuki Bescheid zu sagen. Wenig später erschien dieser im Flur, betretenes Schweigen lag zwischen ihnen – Keiner wusste so recht, was er sagen oder wie er reagieren sollte.
 

Seto ergriff das Wort. „Ich hab mir nie Gedanken darüber gemacht, was sein wird, wenn ich dich finde. Auf die Idee, dass du dein Gedächtnis verloren haben könntest, bin ich nie gekommen. Das war unverzeihlich von mir...“, hilflos hielt Seto seinem Bruder den kleinen Teddy entgegen, „...er war dein Lieblingskuscheltier. Er ist das einzige, was übrig geblieben ist. Vielleicht hilft er dir.“ Der Schwarzhaarig nahm den Teddy entgegen und schluckte, er wollte antworten, doch da stand Seto schon wieder an der Tür und sah ihn an. „Lass dir Zeit... ich habe genug davon...“, Seto hatte die Tür schon geöffnet, hielt aber noch mal inne. „...Joey ist nicht zufällig hier?“, fragte er leise. Mitsuki schüttelte den Kopf. „Nein, ist er nicht. Serenity weiß auch nicht, wo er ist.“ Seto nickte, es wäre ja auch zu schön gewesen. „Danke...“, sagte er leise, „...wir sehen uns.“ Mit diesen Worten schloss Seto die Tür.
 

Jetzt wollte er im Blue-Eyes vorbeischauen – wenn er Glück hatte, war Joey dort, er liebte seinen Job. Seto hoffte einfach, das Joey da war.
 

~~~
 

Die Tage, die Joey bei Duke verbrachte, verliefen recht ereignislos. Er konnte Dukes PC benutzen, so konnte er seine E-Mails abrufen. Aber eigentlich hatte Joey gar keine rechte Lust dazu, und so blieb der PC die ganze Zeit aus. Im Nachhinein empfand er es ziemlich praktisch, dass er sein Handy im Hotel vergessen hatte. Seto würde ihn sonst gewiss die ganze Zeit mit Anrufen bombardieren, doch er war noch nicht dazu bereit, mit ihm zu reden. Genau aus diesem Grund meldete Joey sich auch nicht bei seiner Schwester, denn dort würde Seto gewiss mit Sicherheit nach sehen, ebenso wie im Blue-Eyes...
 

Immer, wenn Joey an Seto dachte, verhärtete sich sein Gesicht. Nein, er konnte Seto nicht verzeihen, dass er ihn einfach fortgeschickt hatte, obwohl er genauso schwer verletzt war. Aber nachts, wenn Joey schlief, rollten nur so die Tränen sein Gesicht hinunter. Es zerriss immer noch sein Herz, er liebte Seto so sehr, und doch konnte er ihm nicht verzeihen.

Duke zerriss es das Herz, Joey so leiden zu sehen. Immer, wenn er nachts nach Hause kam, fand er den im Schlaf weinenden Joey vor, doch am Tage war Joey stets verbittert. So konnte es nicht weitergehen – Joey hatte keinen Appetit, lebte nur noch von Kaffee und Alkohol... seine Haare wurden stumpf, seine Augen hatte ihren Glanz verloren, und der fröhliche, immer zu einem Spaß bereite, Arbeitskollege war längst Vergangenheit. Im Blue-Eyes wurde jeden Abend aufs Neue nachgefragt, wann denn Joey von seinem Urlaub zurück wäre...
 

„Was hältst du davon, wieder arbeiten zu gehen?“, erkundigte sich Duke am fünften Morgen. Die schwarzen Augenringe Joeys waren absolut kein schöner Anblick beim Frühstück, oder auch sonst, wenn sie sich gegenüber saßen, und meistens anschwiegen. Joey schüttelte nur den Kopf. „Seto kommt mit Sicherheit im Blue-Eyes vorbei. Ich will ihn nicht sehen.“, blieb Joey stur. „Aber du musst was tun, schau dich doch mal im Spiegel an, du bist nur noch ein wandelndes Abbild deiner selbst, eine lebende Leiche.“ Ein wenig übertrieb Duke jetzt gerade zwar, doch Joey sah wirklich nicht besonders gut aus. Und er hoffte, dass ein wenig des alten Feuers in Joeys Augen zurückkehren würde, wenn er seine Füße erst wieder ins Blue-Eyes gesetzt hatte.
 

„Nein, ich geh nicht ins Blue-Eyes.“ Damit war für Joey die Diskussion erledigt, doch nicht für Duke. Er ging einkaufen und kam mit einigen ganz besonderen Dingen wieder. „Hier, du gehst jetzt erst einmal duschen, ich hab dir ne Spülung für deine Haare mitgebracht, die musst du eine halbe Stunde drin lassen, und ein ganz besonderes Duschgel, das kauf ich mir immer, wenn ich mir mal selbst etwas Gutes tun will. Du kannst natürlich auch baden...“

Joey ließ sich von Duke dazu überreden, und ließ sich warmes Wasser in die Badewanne ein. Vorher wusch er sich schnell unter der Dusch die Haare und brachte die Spülung auf. Genüsslich ließ er sich in die Schaumbedeckte Wanne sinken, und schloss die Augen. Passender Weise hatte er im Bad eine Uhr gefunden, die er genau auf dreißig Minuten stellen konnte...
 

Als die Uhr klingelte, öffnete Joey seine Augen und wusch sich die Spülung aus den Haaren. Das war schon eine komische Spülung, wunderte sich Joey, als eine dunkle Brühe aus seinen Haaren kam. Er trocknete sich ab, stellte sich vor den Spiegel... und ein markerschütternder Schrei tönte durch Dukes Wohnung. Zufrieden grinste Duke und wartete im Wohnzimmer auf seinen Kollegen. Wutschnaubend kam Joey, nur mit einem Handtuch bekleidet, ins Wohnzimmer gestürmt und brüllte Duke an. „WAS. HAST. DU. MIT. MEINEN. HAAREN. GEMACHT?“

„Sieht doch gut aus.“, grinste Duke und duckte sich gleichzeitig. Der erste Teil seines Planes war aufgegangen, Joey war längst nicht mehr so teilnahmslos, wie noch vor kurzer Zeit. „Keine Angst, ich hab dir nur eine Tönung mitgebracht. Mit jedem Haare waschen geht wieder etwas der Farbe heraus. Du wolltest doch sooo, wie du jetzt warst, nicht ins Blue-Eyes gehen... jetzt erkennt dich dein Seto nicht gleich auf den ersten Blick, und du kannst dich gut vor ihm verstecken. Außerdem hab ich noch eine Brille mit Fensterglas mitgebracht... du wirst sehen, kein Mensch erkennt dich...“, versuchte Duke ihn zu locken.
 

Joey grummelte ziemlich laut, und ging zurück ins Bad und zog sich saubere Kleider an. Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass er NUR Kleider besaß, die für das Blue-Eyes geeignet waren. So hatte er noch nicht einmal eine Ausrede, denn Dukes Sachen würden ihm nicht passen, da dieser ein wenig schlanker als er war...

Seufzend fügte Joey sich in sein Schicksal, und stellte fest, dass Duke recht hatte – die gefärbten Haare, etwas anders frisiert, dazu die Brille... Joey Wheeler gab es nicht mehr... „Und wie soll ich jetzt heißen?“, erkundigte er sich neugierig bei Duke. „Du bist mein Cousin Katsuya, und zurzeit bei mir zu Besuch. Und nun komm – wir müssen los.“ Das war zwar nicht ganz richtig, doch Duke setzte darauf, dass Joey sein Denken ausgestellt hatte, und ihm einfach brav wie ein Hündchen folgen würde.
 

Joey atmete tief durch, als sie das Blue-Eyes betraten. Es war viel geschehen, seit er das letzte Mal hier gewesen war, auch wenn es noch gar nicht so lange her war, wie er feststellen musste. Vorsichtig folgte er Duke hinter die Theke, und bekam gerade noch so mit, wie er seinem Chef vorgestellt wurde. Dieser musterte ihn einen Augenblick etwas merkwürdig, doch dann begrüßte er Joey als neuen ’Mitarbeiter’ des Blue-Eyes. Solange Joey noch nicht wieder arbeiten kam, konnte er jede Hilfe gebrauchen. Und Duke hatte ihm versichert, dass sein Cousin Cocktails zubereiten konnte. So war er zufrieden, und verzog sich wieder in sein Büro.
 

~~~
 

Seto saß in seinem Wagen und starrte auf den Eingang des Blue-Eyes. Er dachte an die letzten Tage und Nächte. Die Tage waren kein Problem gewesen, da hatte er genug um die Ohren und keine Zeit nachzudenken, aber in den Nächten, da rumorten seine Gedanken unablässig. Er vermisste Joey, er fehlte ihm... Es fehlten ihm Joeys bedingungslose Liebe, seine Berührungen, seine Küsse – einfach alles – sein Wesen, seine Art Dinge zu sehen oder anzupacken. Seto sehnte sich nach seiner Nähe. Dass ihm das einmal passieren und er sich so verlieben könnte, hatte er nie gedacht, schon gar nicht, dass er einen Mann lieben würde.
 

Er liebte Joey, er wollte mit ihm Zusammensein... für immer. Hoffentlich gab Joey ihm noch einmal eine Chance, wenn nicht, hatte Seto es sich selbst zu zuschreiben. Aufseufzend zog Seto den Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg aus, schloss den Wagen ab und ging, mit Flugzeugen im Bauch, in den Club. Dort würde sich heute seine Zukunft entscheiden... Entschlossen betrat Seto das Blue-Eyes und mit klopfenden Herzen steuerte er die Bar an.

Schnell stellte Seto fest das Joey nicht da war, er sah nur Duke und einen ihm unbekannten Mann, mit schwarzen Haaren und einer dicken Brille. Der Typ trug seine Haare brav gescheitelt, er krasser Gegensatz zu der Frisur die Duke trug. Auf diesen steuerte Seto nun zu und sprach ihn an. „Hey Duke, kann ich dich kurz sprechen?“
 

„Ah, hallo James Bond.“, begrüßte Duke Seto. „Einen kleinen Augenblick, dann hab ich kurz Zeit für dich.“ Duke machte seine Bestellungen fertig, und gab erst Mal an Joey ab. „Katsuya, ich bin kurz nebenan, wenn etwas ist, dann ruf mich.“ Damit kam Duke hinter der Theke vor und zog Seto zum Nebenzimmer. „Du wolltest mich sprechen?“ Duke ging automatisch zum Du über, da Seto von selbst damit angefangen hatte.

Seto kam gleich auf den Punkt. „Hast du was von Joey gehört? Oder weißt du, wo er ist?“, fragte er direkt, aber freundlich.
 

Duke schaute Seto durchdringend an. „Und was willst du von ihm, wenn du ihn gefunden hast?“
 

„Ich will ihn zurück.“, sagte Seto schlicht. „Wenn du deine Augen richtig aufmachst, wirst du ihn finden.“, antwortete Duke unergründlich. Verwirrt sah Seto ihn an. „Kannst du nicht deutlicher werden? In letzter Zeit hatte ich genug Rätsel, mehr sind wirklich nicht nötig.“, seufzte Seto. „Nein, mehr kann ich dir nicht sagen.“, antwortete Duke. „Tut mir leid, dass du von Rätseln die Nase voll hast. Aber dieses wirst du noch lösen müssen.“

„Ich möchte, das er zu mir zurück kommt.“, seufzte Seto leise. „Da musst du dich aber anstrengen, von alleine wird er nicht zurückkommen. Du musst ihn schon finden.“, entgegnete Duke ernst. „Das ist mir auch klar geworden, ich weiß auch, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe. Aber ich kann es nicht rückgängig machen.“, gab Seto schon fast verzweifelt zurück. „Du schaffst das schon, wenn du ihn wirklich liebst.“, meinte Duke zuversichtlich.
 

„Du hast recht.“ Seto wandte sich wieder zum gehen um, überlegte es sich aber noch einmal anders. „Danke Duke.“ Zurück in der Bar, bat Seto Duke noch um einen Martini. Während er seinen Martini trank, fiel sein Blick immer wieder auf dessen Kollege, etwas störte Seto an der Person, aber gleichzeitig war ihm diese Person auch irgendwie vertraut.

Nachdem er seinen Drink ausgetrunken und bezahlt hatte, verließ Seto das Blue-Eyes wieder. Gerade als er sein Auto aufschließen wollte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. „Oh man, Kaiba, du bist so ein Idiot.“, schalt er sich selbst. Auf dem Hacken machte er kehrt, ging in den Club zurück, setzte sich an die Bar und bestellte bei dem Neuen einen weiteren Martini. Er ließ ihn nicht mehr aus den Augen. „Schon lange hier?“ fragte er den Barkeeper neugierig.
 

Eigentlich wollte Joey Seto ja ignorieren, aber das war gar nicht so einfach. Als er hereinkam, konnte er gerade noch so der Versuchung widerstehen, ihn direkt anzusehen. Als Seto seinen Martini trank, fiel es ihm noch schwerer, doch jetzt, da er zurückgekommen war, und ihn direkt angesprochen hatte, da konnte er ihn nicht mehr so einfach ignorieren. „Nein, ich bin heute zum ersten Mal hier.“, antwortete Joey mit verstellter Stimme und hoffte, dass seine Tarnung nicht aufflog.
 

„Erst seit heute? Dann kennen sie nicht zufällig den blonden Barkeeper, der hier sonst gearbeitet hat?“, erkundigte Seto sich weiter. Joey schluckte. „Nein, den kenne ich nicht, ich hab ihn noch nie gesehen.“ „Schade.“, meinte Seto bedauernd, „Einen besseren Menschen als ihn, habe ich nie kennen gelernt.“ Ein trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Er ist ein so viel besserer Mensch als ich, es geschieht mir recht, das er von mir nichts mehr wissen will.“

„Warum will er denn nichts mehr von ihnen wissen?“ Joey konnte nicht widerstehen, Gespräche an der Bar gehörten nun mal mit zum Beruf des Barkeepers. Außerdem wollte er zu gern wissen, was Seto dazu antworten würde.
 

Seto trank einen Schluck seines Martinis, setzte das Glas behutsam ab, und sah auf seine Hände, als er antwortete. „Nur weil ich nicht über meinen Schatten springen konnte, habe ich ihn enttäuscht und verletzt. Dank meines dummen Stolzes, habe ich das Wertvollste in meinem Leben verloren.“, wieder trank Seto einen Schluck und sah sein Gegenüber über den Rand des Glases an. „Jetzt kann ich ihn nicht finden, kann ihm nicht sagen, wie unendlich Leid es mir tut. Kann ihm nicht sagen, wie sehr ich ihn vermisse, wie sehr ich ihn brauche.“ Wieder lächelte Seto traurig. „Dumm, dass man immer zu spät bemerkt, wie wichtig jemand für einen war.“
 

„Ja, das ist wirklich dumm, aber leider oft so im Leben. Erst wenn man etwas verloren hat, weiß man erst, was man hatte.“, nickte Joey zustimmend. „Aber meinen sie denn, dass es reicht ihm zu sagen, dass sie ihn vermissen und ihn brauchen? Wie wollen sie ihn davon überzeugen, dass sie es ernst meinen?

Dass sie über ihren Schatten springen können?“
 

„Nein, Worte werden nicht reichen, das weiß ich. Ich weiß auch, das ich mich nicht von heut auf morgen ändern kann, aber ich kann damit beginnen.“ Seto stand auf, ging hinter die Theke, trat dicht an seinen Gesprächspartner heran. Liebevoll sah er ihn an, nahm ihm die Brille ab, strich ihm sanft durch das Gesicht. „Ich liebe dich Joey, ich kann nur hoffen, dass du mir verzeihst und mehr als das, kann ich im Augenblick nicht tun.“ Zaghaft berührten seine Lippen Joeys. „Für mehr brauche ich deine Hilfe.“, raunte er.

Joeys Herz schlug bei Setos Worten immer schneller, und als Seto aufstand und hinter die Theke kam, konnte er nur erstarrt stehen bleiben und ihn wie hypnotisiert anschauen. Widerstandslos ließ Joey sich von Seto die Brille abnehmen und küssen. Stumm sah er Seto an.
 

„Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, kann ich es verstehen.“, unsicher lächelte Seto, er deutete Joeys Verhalten als ein Nein. „Ich danke dir für die Zeit, die ich mit dir verbringen durfte.“ Traurig wandte Seto sich ab, bezahlte seinen Martini und ging. Wie konnte er auch nur annehmen, dass ein paar Worte und ein flüchtiger Kuss wieder alles ins Lot brachten. Er hatte Joey zutiefst verletzt, wie konnte er da erwarten, das dieser ihn mit offenen Armen wieder aufnahm. Aber mehr als ihm sein Herz zu geben, konnte er im Augenblick nicht tun, er wusste, dass er das dringend ändern musste, nur ohne Hilfe schaffte er es nicht.
 

Wie in Zeitlupe lief vor Joey alles weitere ab. Er hörte nicht wirklich, was Seto sagte, Für ihn zählte einzig und allein die Tatsache, dass Seto sich durch die Verkleidung nicht hatte täuschen lassen. Mit großen Augen blickte er Seto hinterher, und erst langsam drang in sein Bewusstsein, WAS Seto gerade gesagt hatte. „Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, kann ich es verstehen. Ich danke dir für die Zeit die ich mit dir verbringen durfte.“
 

Hatte sich Seto da gerade von ihm verabschiedet? So richtig? Schluss gemacht?
 

Als die Tür hinter Seto am zufallen war, kam langsam Bewegung in den erstarrten Joey. So schnell er konnte rannte er hinter Seto her. „Seto. Warte. Geh nicht.“ Seto blieb stehen und drehte sich um, fragend sah er Joey an. Tränen liefen über Joeys Gesicht. „Schick mich nicht schon wieder weg.“

„Dich wegzuschicken ist das letzte, was ich tun möchte. Joey, ich will das du bei mir bleibst, für immer, aber wie kann ich das erwarten? Ich habe all das getan, was ich dir immer vorgeworfen habe. Alles was ich dir vorhin gesagt habe stimmt, du bist ein soviel besserer Mensch als ich. Ich verdiene dich nicht.“, entgegnete Seto mit erstickter Stimme.
 

„Ich will doch auch, dass du bei mir bist. Aber es hat so wehgetan, dass du mich fortgeschickt hast, nicht bei mir geblieben bist. Warum?“ Das letzte Wort schrie Joey fast aus sich heraus. „Weil ich nicht den Mut hatte zu dir zu stehen.“, beantwortete Seto leise seine Frage. „Es war mir plötzlich unangenehm, einen Mann zu lieben. Um es deutlich zu sagen... ich war zu feige zu meinen Gefühlen und zu dir zu stehen.“

„Das soll deine Entschuldigung sein?“, Joey spie es fast aus. „Dir geht es doch nur um deinen verdammten Stolz, zu stolz um Hilfe anzunehmen. Dich hat es doch noch nie geschert, was andere von dir dachten. Ein Seto Kaiba kann alles alleine, hat immer alles im Griff, braucht niemals die Hilfe von irgendwem, und schon gar nicht von dem Menschen, den er angeblich liebt. Und außerdem ist ein Seto Kaiba ja auch angeblich unverwundbar. Nimm dir doch deinen verdammten Stolz und wickle dich in ihn ein. Vielleicht hält er dich ja warm.“ Immer noch enttäuscht drehte Joey sich um und machte sich auf den Weg zurück.
 

„Joey warte, bitte. Du hast ja recht, jedes Wort stimmt, aber ich habe bisher damit gelebt, es ist ein Teil von mir. Wenn du dich erinnerst, habe ich dir gesagt, dass ich mich verändert habe. Glaubst du wirklich, ich bin glücklich damit? Aber dieser Stolz hat mich funktionieren lassen, er hat mir geholfen nicht einfach aufzugeben. Hätte ich diesen verdammten Stolz nicht, wäre ich schon längst nicht mehr am Leben.“, Seto hatte sich in Rage geredet.

„Er hat mich fast fünfzehn Jahre meines Lebens begleitet, ich kann ihn nicht von heute auf morgen loswerden. Ich kann dir auch nicht versprechen, dass er nie wieder auftaucht. Ich weiß nur eins, ohne deine Hilfe, kann ich es überhaupt nicht.“ Atemlos sah er Joey an, „Ich kann es ohne dich nicht... ich kann es nicht.“

Inzwischen liefen ihm die Tränen über sein Gesicht. Wenn Joey das nicht verstand, war es endgültig vorbei und diese Erkenntnis traf ihn tief in seinem Innern.

Für Joey wollte er sich ja ändern, aber es brauchte seine Zeit.
 

Langsam drehte Joey sich wieder um. Längst taten ihm seine Worte leid, wenn er nicht auf Dauer unglücklich sein wollte, dann musste er wohl lernen, dass Seto seine Hilfe nie annehmen würde. Lieber ein Seto, der seine Hilfe nicht annahm, als gar kein Seto, das war wohl die einzige Alternative die er hatte. „Ich habe nie gelernt Hilfe anzunehmen oder um sie zu bitten. Darum habe ich bisher immer alles möglichst selbst gemacht.“, setzte Seto leise hinterher. „Ich helf dir gern dabei, es zu lernen, wenn du mich lässt.“, sagte Joey warm.
 

Zögernd ging Joey auf Seto zu. Würde er sich jetzt von ihm helfen lassen? Er hoffte es sooo sehr...
 

Seto rannen seine Tränen immer noch übers Gesicht – es schien, als würden sich all die unterdrückten Tränen der vergangenen Jahre ihre Bahn brechen. Joey kam zögernd heran. Hilflos blickte Seto ihn an, durfte er ihn wirklich einfach umarmen? So fragte er ihn zögernd: „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich an dich lehne?“ In seinem Tränenverschleierten Blick, war die Furcht vor einer Ablehnung zu lesen.
 

Joey breitete seine Arme aus, und lud Seto zu sich ein. Hier hatte er seine Antwort – Seto war bereit Hilfe anzunehmen, auch einmal Schwäche zu zulassen.
 

Dankbar nahm Seto diese Einladung an, umarmte ihn und vergrub sein Gesicht an Joeys Schulter. Hemmungslos weinte er sich an Joeys Schulter aus, mit diesen Tränen wurde ein Grossteil seiner negativen Gefühle fortgespült und machten dadurch Platz für die Liebe.

Joey streichelte Seto immer wieder über seinen Kopf und über den Rücken, und schämte sich seiner Tränen nicht, die ebenfalls reichlich flossen. Er streichelte seinen Freund, mitten auf offener Straße, und bot ihm den Halt, den er so dringend brauchte. So standen sie gewiss eine halbe Stunde, weinend, einander tröstend und sich nicht darum kümmernd, was die anderen Menschen auf der Straße darüber dachten.
 

Duke kam einmal neugierig aus dem Blue-Eyes heraus, weil er herausfinden wollte, was nun mit den Beiden geschehen war. Als er sie so umschlungen auf der Straße stehen sah, zog Duke sich leise zurück und ließ den Dingen ihren Lauf. So, wie es aussah, waren die Beiden auf dem besten Weg, es diesmal richtig zu machen.

Das Haus in den Bergen

Nach einer Weile wurde es Seto kalt. Er bemerkte, das Joey ebenfalls fror und löste die Umarmung. „Was hältst du davon rein zugehen, mir wird kalt.“, schlug er leise vor. Er fuhr sich durchs Gesicht und wischte sich die letzten Tränen ab. Joey nickte, er war mit dem Vorschlag mehr als einverstanden – ihm war doch ziemlich kalt, da er ohne Jacke raus gelaufen war. Jetzt nahm er Seto bei der Hand und zog ihn mit zum Hintereingang – so verheult, wie sie beide nun mal waren, wollte er auch nicht durch den ganzen Barraum nach hinten gehen.
 

Eine angenehme Wärme schlug ihnen entgegen, als sie den Club wieder betraten. Im Aufenthaltsraum schob Joey Seto zu einem Stuhl. „Setz dich... willst einen heißen Tee oder lieber Kaffee?“, fragte er Seto. „Ein Kaffee wäre toll.“, antwortete Seto und ließ Joey die ganze Zeit nicht aus den Augen. „Sag mal, warum, um Himmelswillen, hast du deine Haare gefärbt? Sei mir nicht böse, aber das sieht furchtbar aus.“, platzte er schließlich heraus, Schwarz passte nun gar nicht zu Joey. Joey kam mit Tee und Kaffee an den Tisch, setzte sich zu Seto und reichte ihm seinen Kaffee. Seto nahm ihn dankbar an und hielt die Tasse mit beiden Händen fest um sie wieder aufzuwärmen, Joey machte das gleiche, auch er hielt seine Tasse mit beiden Händen.
 

Nachdenklich blickte er Seto an. „Eigentlich wollte ich mir die Haare gar nicht färben, das war Duke Idee. Er hat mich einfach überrumpelt, meinte es wäre eine Spülung für meine Haare. Erst als ich damit fertig war, merkte ich, was er mir da in die Hand gedrückt hatte.“, gestand Joey verlegen. „Ich wollte nicht rausgehen – wollte nicht von dir gefunden werden.“ Joey senkte verschämt den Kopf.

Jetzt erst wurde Seto klar, wie sehr er Joey verletzt hatte und seufzte. „Da bin ich schon wieder ins Fettnäpfchen getreten. Es tut mir leid.“, er legte Joey seine Hand ans Kinn und hob seinen Kopf wieder an und sah ihm in die Augen. „Ich hoffe, dass ich dir nie wieder so wehtun werde... Du hast dir auch den größten Idioten auf Gottes Erdboden zum Freund ausgesucht.“ „Nein, du bist in kein Fettnäpfchen getreten – ich wollte ja nicht von dir gefunden werden, aber jetzt bin ich ganz froh drum.“ Joey blickte liebevoll in Setos Augen.
 

Seto lächelte leicht. „Hätte ja auch fast funktioniert. Ich war schon am Auto, als mir klar wurde, an wen mich der Schwarzhaarige mit der braven Frisur erinnerte – und ein Blick in deine Augen hat es mir bestätigt.“ Diese Augen würde er überall raus finden können. Seto beugte sich zu Joey, seine Hand fuhr durch die Reste der einst braven Frisur und löste sie gänzlich auf. „Wie lange bleibst du so schwarz?“, erkundigte Seto sich. „Keine Ahnung, Duke hat gesagt, es wäscht sich raus.“, antwortete Joey.

„Das ist gut.“, nickte Seto, fasste sich dann ein Herz und fragte Joey: „Hast du Lust mit mir ein paar Tage in die Berge zu fahren?“ Er war sich überhaupt nicht sicher, ob Joey zustimmen würde, nach allem was geschehen war.
 

„Mit dir in die Berge?“, Joey blickte überrascht auf. „Ja, geht das denn?“

„Wieso sollte es nicht gehen?“ Seto sah ihn erstaunt an.

„Du hast doch sicher schon wieder Dienst, oder bist du noch abgestellt?“, antwortete Joey.

„Nein, ich habe keinen Dienst mehr, ich hab gekündigt. Ich kann mit meiner Zeit machen was ich will und am liebsten würde ich sie mit dir verbringen.“, erklärte Seto.

„Du hast gekündigt?“ Joey blickte Seto ungläubig an. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. „Wieso?“
 

Wie sollte Seto das erklären? „Den Gedanken hatte ich schon zu Beginn des Falles... Du hast mich mal gefragt, ob mir mein Job Spaß macht. Hat er nicht wirklich, er war für mich Mittel zum Zweck. Jetzt, wo Mokuba wieder aufgetaucht ist, brauche ich ihn nicht mehr... Ich brauche Zeit für mich, um mich zu finden. Irgendwo in der Vergangenheit habe ich mich verloren, ich hoffe einige Dinge nachholen zu können und ich hoffe das du mir dabei hilfst.“ Seto lächelte verlegen. „Anders kann ich es dir nicht erklären.“ Sein Blick ruhte offen auf Joey, Joey würde entscheiden, wie sein weiteres Leben aussah.
 

Nachdenklich hörte Joey Setos Erklärung zu. „Wie lange dauern bei dir ein paar Tage?“, erkundigte er sich vorsichtig.

„Solange du willst.“, gab Seto zurück. „Aber wenn du Zeit brauchst, wenn du nicht willst, sag es bitte. Ich denke, ich verstehe das.“

„Ich denke, ich sollte dann wohl besser auch kündigen.“, meinte Joey lächelnd. „Oder wenigstens unbefristeten Urlaub nehmen. Oder meinst du nicht?“
 

Seto lächelte zurück. „Ich weiß ja nicht, wie lang bei dir ‚ein paar Tage’ sind. Kündigen, denke ich, musst du nicht gleich, dafür liebst du deinen Job doch viel zu sehr.“

Setos Herz fing an schneller zu schlagen, Joey war einverstanden mit ihm zu kommen, damit hatte er nicht wirklich gerechnet.

„Dann werd ich mal zu meinem Chef gehen, und fragen was für Möglichkeiten ich habe.“ Joey freute sich riesig über Setos Angebot, und wenn er dafür kündigen musste, dann würde er eben kündigen.

„Tu das, ich warte hier auf dich.“, meinte Seto. Zu gerne würde er Joey jetzt einfach küssen, ob er es einfach sollte?

Bevor Joey den Raum verließ hielt Seto ihn noch mal auf. „Warte.“, er stand auf trat dicht an Joey heran, strich mit einer Hand durch Joeys Gesicht, vorsichtig näherte er sich dessen Lippen, berührte sie behutsam.

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, wie würde Joey reagieren?
 

Joey schloss die Augen, als sich Setos Lippen auf seine senkten und legte seinen Kopf ein wenig schief. Ach wie sehr hatte er das vermisst... Sehnsüchtig öffnete er seine Lippen...

Setos Herz schlug noch ein paar Takte schneller – seine Zunge strich über Joeys Lippen, schob sich dazwischen und suchte ihre Gespielin, streichelte sie, lockte sie. Er zog Joey dicht an sich heran – ja, das hatte Seto vermisst, wie sehr... merkte er erst jetzt.

Bevor Joey sich in den Kuss fallen ließ, löste er ihn bedauernd. „Ich sollte jetzt lieber zu meinem Chef gehen, sonst wird da heute nichts mehr draus.“ Um Verzeihung bittend blickte er Seto an, löste sich von ihm und ging zum Büro seines Chefs.
 

Joey klopfte an die Bürotür des Blue-Eyes. „Herein.“, rief eine Stimme von innen. „Hallo Chef.“, grinste Joey verlegen. „Ja, sag mal, wie siehst denn du aus?“, meinte sein Chef, nachdem er endlich erkannt hatte, wer eben in sein Büro getreten war. „Eine Wette – Duke war der Meinung, dass mich so niemand erkennen würde, und ich sagte, dass er Unrecht hat.“ „Nun, ich hab dich auf jeden Fall nicht erkannt. Du bist doch Dukes ’Cousin’, nicht wahr?“ Joey nickte grinsend.

„Nun, was führt dich zu mir, mein Junge?“, erkundigte sich Joeys Chef neugierig. „Du willst mir doch gewiss nicht nur deine Maskerade zeigen.“

„Mein Leben ist jetzt nicht mehr in Gefahr, deswegen könnte ich wieder mit dem Arbeiten anfangen.“, begann Joey. „Das ist doch prima.“, freute sich schon sein Chef.
 

„Na ja, wie man’s nimmt, mein Freund und ich würden gerne einige Zeit in den Bergen verbringen, und ich kann nicht genau sagen, wie lange...“, offen schaute Joey seinen Chef an. Verständnislos blickte sein Chef zurück. „Und, was genau willst du mir damit sagen?“ „Ich hab doch nun schon so lange gefehlt, mein Urlaub ist schon lange aufgebraucht.“, begann Joey wieder vorsichtig. „Und ich brauch noch die nächste Zeit frei... Und wenn das so nicht geht...“ Joey schluckte und holte tief Luft, „dann muss ich eben kündigen.“ So, jetzt war es raus, Joey fühlte sich schon gleich besser.

Sein Chef schluckte. Das hatte er schon befürchtet. „Und es gibt nichts, was dich umstimmen könnte?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Nein.“, schüttelte Joey bestimmt seinen Kopf. „Die Zeit in den Bergen ist für meinen Freund ziemlich wichtig, und er braucht meine Hilfe dabei. Deswegen kann ich auch nicht sagen, wie lange es dauern wird.“
 

„Nun, ich lass dich ungern gehen, aber wenn es nicht anders geht“, seufzte sein Chef, „aber für dich wird immer ein Platz im Blue-Eyes frei sein. Wenn du also später wieder zurückkommen möchtest, dann bist du immer herzlich willkommen.“, drückte er sein Bedauern aus. Joey fühlte sich ein wenig schuldig, immerhin kannten sie sich jetzt schon neun Jahre, doch sein Chef hatte ihn nicht enttäuscht. „Danke, für ihr großzügiges Angebot. Wenn wir aus den Bergen wieder zurück sind, werde ich mich melden.“, versprach er mit einer Träne im Auge.

„Ich nehme dich beim Wort, mein Junge.“ Auch seinem Chef ging der Abschied ein wenig nahe. Die Beiden gaben sich noch einmal die Hand und Joey verließ, mit etwas Wehmut im Herzen, das Büro und ging zu Seto zurück.
 

„So, jetzt ist alles geregelt.“, lächelte Joey seinen Freund an. „Und wenn ich will, kann ich jeder Zeit wieder hier anfangen.“
 

„Du hast meinetwegen wirklich gekündigt?“, fragte Seto verblüfft nach, Joey überraschte ihn immer wieder. „Du hast doch auch gekündigt. Länger konnte ich doch keinen Urlaub mehr nehmen, immerhin hab ich schon lange genug gefehlt.“, meinte Joey Schulter zuckend. „Und ich will genug Zeit haben, und nicht dann, wenn es am schönsten ist, wieder nach Hause fahren müssen.“

„Na dann. Bist du bereit gleich mit mir loszufahren?“, stellte Seto lächelnd seine nächste Frage. Er freute sich, gefahren wäre er so oder so. Aber das Joey ihn begleitete, machte ihn glücklich. „Meiner Schwester sollte ich aber diesmal noch Bescheid sagen. Ihr habt nicht zufällig mein Handy mit aus dem Hotel mitgenommen?“, erkundigte Joey sich bei dem Brünetten. „Und irgendwas zum Anziehen wäre auch nicht schlecht.“, grinste Joey etwas verlegen.
 

„Meinst du, du kannst deine Schwester jetzt noch aufsuchen?“, wollte Seto wissen. „Dein Handy brauchst du nicht unbedingt und deine Sachen können wir noch holen.“ Seto wollte nicht länger als unbedingt nötig in der Stadt bleiben. „Anruf genügt.“, meinte Joey grinsend. „Sie wird sowieso sauer auf mich sein, und den Kopf möchte ich mir lieber doch nicht abreißen lassen. Lieber wär’s mir ja, wenn ich den Anrufbeantworter dran hätte.“ Joey fühlte sich gerade nicht gerade wohl in seiner Haut.

„Vorhin machte sie einen ruhigen Eindruck, aber du kennst sie besser als ich.“, gab Seto zurück, zog sein Telefon aus der Tasche und reichte es Joey. „Ich fände es sehr bedauerlich, wenn sie dir den Kopf abreißen würde.“, grinste er Joey an. „Außerdem, so wie du im Augenblick aussiehst, ist es wirklich besser, sie sieht dich nicht.“
 

„Auf dich ist sie ja auch nicht sauer, denn du bist es ja nicht, der sich eine Woche lang nicht gemeldet hat. Aber, danke.“ Joey wählte schnell Serenitys Nummer und wartete mit klopfendem Herzen, darauf, dass sie sich meldete. „Ja?“, meldete sich eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich bin’s, Joey.“, begann Joey gleich. „Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hatte, aber mir ging es nicht so gut, und mein Handy hab ich im Hotel vergessen. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, jetzt geht es mir wieder gut, und ich fahre mit Kaiba eine Zeitlang in die Berge. Wann ich wieder komme, weiß ich noch nicht, aber ich melde mich, wenn ich genaueres weiß. Bis bald.“ Joey legte gleich wieder auf, und gab seiner Schwester gar nicht erst die Gelegenheit zu antworten.
 

Seto zog eine Augenbraue in die Höhe. „Meinst du, dass sie dich das nächste Mal verschont, wenn sie dich wieder sieht? Nach diesem Telefonat?“, kopfschüttelnd nahm Seto sein Telefon wieder entgegen. „Und jetzt, wo sammeln wir deine Sachen ein?“, erkundigte er sich nun. Seto war neugierig, wo sich Joey die letzte Woche versteckt hatte. Joey zog ein wenig den Kopf ein. Seto hatte ja recht... Vielleicht sollte er sie noch einmal anrufen, wenn er mit Seto am Ziel angekommen war. „Kann ich Serenity nachher noch mal anrufen?“, fragte Joey mit schlechtem Gewissen nach.
 

„Klar kannst du sie morgen noch mal anrufen. Aber jetzt möchte ich endlich los. Es sind immerhin noch gute drei Stunden Fahrt zu unserem Ziel.“, entgegnete er seinem Freund. „Ich bräuchte noch einen Schlüssel von Duke, damit ich meine Sachen holen kann.“, antwortet Joey etwas kleinlaut. Er wusste nicht, ob Duke überhaupt einen zweiten Schlüssel dabei hatte.

Seto ging auf Joey zu und gab ihm einen Kuss. „Dann los, wir schlagen hier sonst noch Wurzeln.“, er öffnete die Tür, schob Joey hinaus und folgte ihm in den Barraum.
 

Joey ging zu Duke an die Theke. „Kann ich mal deinen Schlüssel haben?“, fragte er seinen Kollegen verlegen. „Wieso?“, grinste Duke, obwohl er es sich schon denken konnte. „Hat das nicht Zeit bis morgen?“ Joeys verstrubbelte Frisur war Duke Antwort genug, außerdem strahlten seine Augen mit den Sternen um die Wette. „Nee, leider nicht.“, Joey konnte sein Strahlen nicht mehr zurückhalten. „Seto will jetzt gleich mit mir in die Berge fahren, und vorher nur noch kurz bei dir vorbeifahren und meine Sachen holen.“ Duke runzelte die Stirn. „Ich hab aber keinen Ersatzschlüssel dabei, und hier weg kann ich auch nicht, wenn du schon wieder ausfällst. Und ihr könnt wirklich nicht bis morgen warten?“
 

„Nein, können wir nicht.“, übernahm Seto die Antwort, „Wir bringen dir den Schlüssel anschließend wieder her.“ Nein, Seto hatte wirklich keine Lust mehr bis morgen zu warten, wer weiß, was bis dahin noch alles passieren konnte. Er wollte keine störenden Telefonate, unangemeldete Besucher oder sonst was für Störungen.
 

„Wenn ihr mir den Schlüssel wieder herbringt, dann ist alles in Ordnung.“, stimmte Duke erleichtert zu und reichte Joey seinen Schlüsselbund. „Dieser ist für die Eingangstür, und dieser für die Wohnungstüre. Schließt aber bitte hinterher wieder ab, ja?“, bat er Joey. „Ja, machen wir.“ Dankbar nahm Joey den Schlüssel entgegen.

Schnell waren Seto und Joey bei Dukes Wohnung angekommen, und nach zehn Minuten hatte Joey all seine Sachen gepackt, die Türen wieder hinter sich abgeschlossen und saß wieder in Setos Auto. Joey sprang vor dem Blue-Eyes kurz aus dem Auto, brachte Duke seinen Schlüssel zurück und ließ sich wieder auf den Beifahrersitz fallen.
 

„Gut.“, meinte Seto erleichtert. „Dann können wir ja endlich los.“ So spät war nur wenig Verkehr – schnell waren sie aus der Stadt heraus und der Brünette konnte seinen Geländewagen auf Touren bringen. „Schlaf ruhig, das stört mich nicht.“, sagte Seto nach einer Weile.

Joey konnte nicht schlafen, dazu war er viel zu aufgeregt. Er hatte keine Ahnung wohin Seto mit ihm fuhr, aber eigentlich war es ihm auch egal. Er war hier, in Setos Auto, Seto hatte ihn gefunden und mitgenommen... wie sollte er da schlafen können? Liebevoll ruhte sein Blick auf Seto... Erinnerungen wurden wach, er fuhr schon mal mit Seto so durch die Nacht...
 

Die Fahrt verlief ohne weitere Störungen, schließlich bog Seto auf einen schmalen Weg ein, der erst stetig anstieg, um danach gerader zu verlaufen. Nach einer Viertelstunde erreichte Seto ihr Domizil für die nächste Zeit und parkte das Auto vor dem Haus. Sein altes Ferienhaus hatte er verkauft und sich dieses hier zugelegt. Es war wesentlich komfortabler und lag an einem atemberaubend schönen Platz.

In der noch herrschenden Dunkelheit sah man nur leider nichts davon. Aber es wurde ja auch wieder Tag. „Wir sind da.“, bemerkte Seto überflüssiger Weise und stieg aus. Die kalte Nachtluft weckte seine Lebensgeister wieder, ein bisschen jedenfalls. Seto schloss die Tür auf und sie brachten ihre Sachen ins Haus.
 

Neugierig blickte sich Joey um, von draußen konnte er ja nicht viel sehen, aber das Haus war von innen atemberaubend. „Wem gehört das?“, erkundigte er sich ehrfürchtig bei Seto und folgte ihm durch das Haus. „Mir und dir, wenn du willst.“, antwortete Seto und stieg die Treppen empor. „Hier oben sind die Schlafzimmer mit dem jeweils dazugehörigen Bad.“, erklärte er weiter.
 

Joey schluckte. Hatte er sich da eben etwa verhört? Das klang ganz danach, dass Seto gesagt hatte, dieses Haus könnte ihm gehören...
 

Seto steuerte das Zimmer an, das es ihm gleich angetan hatte. Neben dem gemütlichen Bett, dem großen Badezimmer, hatte es ein großes Panoramafenster mit Blick zum See, dieser Ausblick war zu schön. Das große Bett sah einfach himmlisch aus, Joey konnte dem Drang nicht widerstehen, sich auf das Bett fallen zu lassen, und war nicht mehr bereit, wieder aufzustehen.

Um seine Sachen in die Schränke zu räumen, war der Blauäugige zu müde, die Lebensmittel mussten allerdings noch verstaut werden. „Hast du Hunger?“, erkundigte er sich bei Joey, während er wieder hinunterging. „Hast du was gesagt?“, murmelte Joey schläfrig, drehte sich auf die Seite und schloss seine Augen.
 

Schnell hatte Seto alles verstaut und da er von Joey nichts mehr gehört hatte, ging er davon aus, dass dieser nichts mehr essen wollte. Seto löschte alle Lichter und freute sich nur noch auf sein Bett. Wieder im Schlafzimmer, fand er Joey im Bett schlafend vor. Schnell hatte er sich Jeans, Pullover und Strümpfe ausgezogen und legte sich ins Bett. Liebe strich er Joey über sein Haar, „Zieh dir wenigstens noch die Hose und den Pulli aus.“, meinte er leise, „Das ist viel bequemer.“

„Keine Lust, ich schlaf schon.“, murmelte Joey ins Kissen. „Nix da, sonst muss ich dich ausziehen.“ Seto bestand darauf, dass sich Joey wenigstens seiner Jeans und dem Pulli entledigte. Er war zwar auch müde, aber das würde er noch hinkriegen. „Mach du’s doch, ich schlafe.“, beharrte Joey auf seinem Standpunkt.
 

Nein, er würde Joey nicht ausziehen, er war viel zu müde dazu, wie er merkte, so legte er Joey nur die Decke über, drehte sich auf seine Seite, kuschelte sich in seine Decke ein und war in der nächsten Sekunde eingeschlafen.
 

Spät am Mittag wachte Seto wieder auf und wie er schnell feststellte, schlief Joey noch. Leise stieg er aus dem Bett, nahm seine Sachen und verließ das Schlafzimmer. In einem anderen Bad widmete er sich seiner Körperpflege, so vermied er es Joey zu wecken. Anschließend bereitete er das Frühstück vor und mit einer Tasse Kaffee bewaffnet ging er nach draußen auf die Veranda.

Verwundert kniff Seto die Augen zusammen, es hatte geschneit und das nicht zu wenig. Der Schnee hatte alles mit einer dicken weißen Decke zugedeckt, dunkel leuchtete der See hervor. Eine winterliche Stille hatte sich über dieses Tal ausgebreitet. An das Geländer der Veranda gelehnt, ließ Seto die Ruhe auf sich wirken. Er erinnerte sich daran, wie er das erste Mal hier war, es war auch das einzige Mal.
 

~~~
 

Rückblick:
 

Sein Besuch hatte dienstlich angefangen, er sollte eigentlich nur den Besitzer dieses Anwesens befragen... Es war ein älterer Herr, mit so blauen Augen, wie er sie hatte, und dieser hatte ihn mit hierher genommen. Seto wollte, nach dem er seine Fragen gestellt hatte, gleich wieder zurück, doch der Eigentümer, bat ihn über das Wochenende zu bleiben und Seto kam dieser Bitte nach.
 

Wie Seto einen Tag später feststellte, kannte der blauäugige alte Mann sein Geheimnis. Keine Ahnung woher und warum, er bekam auf die Frage auch keine Antwort. „Dieser Ort hier ist geschaffen um bestimmte Geheimnisse zu bewahren, Geheimnisse wie das ihre.“, erklärte der alte Mann. Seto hatte ihn misstrauisch angesehen. „Mein Geheimnis?“, fragte Seto argwöhnisch nach. Sein Gastgeber nickte. „Ja, ihr Geheimnis.“, nachdenklich sah er den jungen Beamten an. „Würden sie einem alten Mann eine Bitte erfüllen? Zeigen sie mir ihr Geheimnis?“ Seto war perplex, wieso kannte ein, ihm völlig Fremder, angeblich sein Geheimnis? „Zeigen sie mir den weißen Drachen?“, bat der Ältere sehnsüchtig.
 

Seto war verwirrt, dennoch hatte er das Gefühl, dem Mann vertrauen zu können und genau damit tat er sich so unheimlich schwer. Lange überlegte Seto, doch dann nickte er schließlich. „Kein Wort zu irgendjemanden.“, verlangte er. Erst nachdem sein Gegenüber ihm dies zugesagt hatte, kam Seto dem Wunsch nach, es war das erste und einzige Mal, das er es freiwillig tat. Er wollte seine Gabe nicht, er verwandelte sich sonst nur gezwungener Maßen. Kurze Zeit später stand ein weißer Drache vor dem Alten und dessen Augen leuchteten auf.
 

„Du bist ein so schöner Drache.“, schwärmte er, „Ist es zuviel verlangt, wenn ich dich darum bitte mit mir eine Runde zu fliegen?“ Der Drache schien zu seufzen, schüttelte dann seinen Kopf und machte sich klein, damit der alte Mann aufsteigen konnte. Geschmeidig kletterte dieser auf den Rücken des Drachens und hielt sich fest. Der Weiße stieß sich vom Boden ab und flog, am See entlang, durch dieses Tal. Er spürte die Freude seines ’Reiters’, ließ sich davon anstecken und genoss seinen Flug, danach tat er es nie wieder.

Mit den Worten: „Wenn es an der Zeit ist und ihr einen Ort braucht, an den ihr euch zurückziehen wollt, ob allein oder mit eurer Liebe, werde ich euch dieses Tal verkaufen. Bis dahin habt ihr noch viel zu bestehen.“ Damit verabschiedete der Alte seinen Gast.
 

Rückblick Ende.
 

~~~
 

Seto hatte den Mann später nie wieder gesehen, auch konnte er sich nicht an seinen Namen erinnern, und als er sich jetzt nach ihm erkundigte, war dieser schon verstorben. Trotzdem waren die Papiere für den Verkauf dieser Oase fertig und schienen nur auf ihn gewartet zu haben.
 

Er fragte nicht weiter nach, er hatte inzwischen gelernt, dass es Dinge gab, auf die es nie Antworten geben würde. Ihn überkam plötzlich die Lust zu fliegen – ob das bei der Kälte möglich war? Seto stellte seine Tasse ab, sprang über das Geländer, entfernte sich ein Stück vom Haus und testete aus, ob er sich überhaupt noch verwandeln konnte. Doch er konnte es noch und so kalt erschien es ihm auch nicht. Seto stieß sich ab und flog Richtung See, er wollte die Strecke nehmen, die er damals geflogen war.
 

Nie hatte Seto sich nur zum Spaß in den Drachen verwandelt, immer steckte ein Muss dahinter. Auch als er sich in die Berge zurückgezogen hatte, um sein Drachensein zu trainieren. Jetzt flog er, weil er es wollte, niemand zwang ihn dazu und er genoss es aus ganzem Herzen. Die Landschaft unter ihm schoss dahin, übermütig vollführte er seine Flugmanöver. Ein zufriedenes, glückliches Grollen verließ seine Kehle, kurz darauf machte sein Magen sich bemerkbar – es war an der Zeit zurück zu fliegen.
 

Joey wälzte sich zufrieden in seinem Bett. So gut hatte er schon lange nicht mehr geschlafen. Und wunderschön geträumt hatte er auch, von sich und Seto, und von einem gemeinsamen Haus und Leben. Eben überlegte er im Traum, ob sie sich, nun da das Böse besiegt worden war, noch in einen Drachen verwandeln konnten, als er das laute Gebrüll eines Drachens vernahm. Dieses Gebrüll war zu real – Joey saß senkrecht im Bett. Es dauerte nicht lange, da fand er sich auf der Terrasse wieder, verwandelte sich in den Drachen und stieg in den Himmel auf.

Suchend blickte er sich um – wo war der weiße Drache nur? Joey hatte keine Augen für die Schönheit der Gegend, die Sorge um Seto hatte ihn hinausgetrieben. Endlich hatte er ihn gefunden, er flog gerade über einen See – von einem anderen Drachen war weit und breit nichts zu sehen. Erleichtert flog der Schwarze auf seinen Freund zu...
 

Auf dem Rückweg flog Seto tief über den See, als sein Blick auf die Wasseroberfläche fiel. Was war das? Es näherte sich ein weiterer Drache – schnell erkannte Seto, um wen es sich handelte. Wollte er sich etwa anschleichen? Der Weiße tat als hätte er nichts bemerkt, drehte dann urplötzlich ab und kreuzte knapp die Flugbahn des Schwarzen. Das ließ dieser nicht auf sich sitzen und bald jagten sich die Drachen gegenseitig.

Es machte Beiden viel Spaß – sie genossen es, sich ohne Zwang, nur so zu ihrem Vergnügen, zu jagen. Ausgelassen vollführten sie die unterschiedlichsten Flugmanöver. Setos Magen machte dem ein Ende, er knurrte bald lauter als ein Drache, und der Weiße könnte wetten, dass es dem Schwarzen ähnlich ging. So steuerte er also das Haus an und landete.
 

Der Schwarze Drache landete gleich neben ihm und stand kurze Zeit später als Joey da. Etwas kitzelte den Weißen, er war neben einem kleinen Tannenbaum gelandet und diese kitzelte ihn unter seinem Flügel. Ohne groß darüber nachzudenken schüttelte sich Seto und schlug kräftig mit seinen Schwingen, dann erst trat er von der Tanne weg. Sein Blick fiel auf Joey,

Upps, das hatte er nicht gewollt, schuldbewusst sah Seto den, momentan, Schwarzhaarigen an. Seto hatte mit seiner Aktion eine Menge Schnee aufgewirbelt, Joey ähnelte im Augenblick mehr einem Schneemann, als sich selbst. Zwei haselnussbraune Augen schienen den Weißen anzufunkeln, vom Gesicht war nicht besonders viel zu sehen, da es zum Teil mit Schnee bedeckt war, der jetzt langsam schmolz. Noch schuldbewusster konnte Seto nicht gucken, er legte seinen Kopf schief – schließlich schlich sich in die blauen Augen ein schelmisches Glitzern und der Drache grinste. Es war wohl an der Zeit, den Drachen aufzugeben, in der nächsten Sekunde war dieser dann auch verschwunden.
 

„Das hast du nicht umsonst gemacht.", grinste Joey, griff sich etwas von dem Schnee, formte einen Schneeball daraus und warf ihn zielsicher nach Seto.

„Das war doch keine Absicht.“, verteidigte sich Seto und wich dem Schneeball aus, formte nun seinerseits einen und warf ihn zurück.
 

In Setos Augen war ein Leuchten, wie schon lange nicht mehr... Bevor Joey auch nur ein Wort sagen konnte, zog Seto ihn an sich und verschloss ihm den Mund mit einem Kuss... Seto fühlte sich aufgekratzt und lebendig und genau das spiegelte sein Kuss wieder. Seto löste den Kuss und sah Joey liebevoll in seine braunen Augen, er wusste, das Joey eben mit ihm liebend gerne geflogen wäre. „Ich konnte nicht auf dich warten, als der Wunsch da war, habe ich es einfach getan. Es war das erste Mal, das ICH es GEWOLLT habe, das ich es nur zu meinem Vergnügen getan habe. Niemand hatte es von mir verlangt, ich konnte nicht mehr warten.“, bat er Joey um Entschuldigung.
 

„Aber einen Schrecken hast du mir trotzdem eingejagt. Ich werd von einem Drachengebrüll wach, und du bist nicht da... mach das bitte NIE WIEDER...“, bat Joey seinen Freund und blickte ihn mit seinen braunen Augen bittend an. „DAs wollte ich nicht, ich hab nur meinen Gefühlen Ausdruck verliehen...“, sagte Seto etwas zerknirscht. „Ich werde mich bemühen, dich nicht mehr so zu erschrecken.“

„Schon gut.“ Joey umarmte seinen Freund liebevoll und schaute ihn zärtlich an. „Wenn du noch nie nur aus purer Lust geflogen bist, dann sei dir verziehen.“ Lautes Magengrummeln erinnerte Joey daran, dass nur Menschen in Liebesromanen von Luft und Liebe leben konnten. ER konnte es definitiv nicht...
 

„Meinst, du, dass es hier auch was zu essen gibt?“, fragte er Seto hoffnungsvoll. „Ich hatte das Frühstück schon vorbereitet, ich muss evtl. nur den Kaffee neu kochen.“, Seto löste die Umarmung, „Lass uns reingehen, ich verhungre hier draußen sonst.“ Sein Magen erinnerte ihn daran, dass er schon vor geraumer Zeit, sein Bedürfnis angemeldet hatte. „Das kann ich doch nicht zu lassen.“, grinste Joey, griff nach Setos Hand und zog ihn zurück ins Haus.
 

Bald schon saßen sie gemütlich beim Frühstück zusammen, mit der ganzen Fliegerei war daraus ein sehr spätes Frühstück geworden. Der heiße Kaffee tat richtig gut und Seto taute langsam wieder auf, es war draußen doch recht kalt gewesen.

Nach dem Frühstück war auch Joey wieder ein richtiger Mensch. Bewundernd warf er einen Blick durch das Fenster nach draußen. „Es ist richtig schön hier.“, meinte er schwärmerisch zu Seto. „Und es gehört wirklich dir?“ Fragend schaute er Seto an.
 

Seto nickte. „Ja, es gehört mir.“, er lächelte und sah in die braunen Augen seines Freundes. „Und wie ich schon sagte, auch dir, wenn du willst.“ „Soll das ein Antrag sein?“, fragte Joey vorsichtig. „So weit würde ich nun nicht gehen.“, antwortete Seto ehrlich, „Nimm es als Anfrage für ein Zusammenleben. Fürs erste jedenfalls.“

Auch wenn sie sich liebten, bedeutete das nicht zwangsläufig, dass sie auch wirklich zusammenleben konnten. Das hatte Seto in seinem Job oft genug mitbekommen und besser konnte er es nicht ausdrücken.

„Ja, ich will.“, antwortete Joey trotzdem. Er wollte gern mit Seto hier leben, das Haus war toll und die Gegend einzigartig. Hier konnte man sich so richtig frei fühlen und außerdem konnte er hier fliegen – mit Seto zusammen fliegen.
 

Bei Joeys Antwort leuchteten Setos Augen auf. Er erhob sich, zog Joey ebenfalls vom Stuhl hoch und legte seine Arme in dessen Nacken. „Danke.“, sagte er leise, „Du hast mich gerade zum glücklichsten Menschen gemacht.“ Seto zog Joey an sich heran. „Hast du was dagegen, wenn ich dich küsse.“, fragte er leise.
 

Statt einer Antwort, legte Joey einfach seine Lippen auf Setos Mund und schloss seine Augen. Solange er nur bei Seto bleiben durfte...

Wozu ist ein Bärenfell denn sonst da?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wozu ist ein Bärenfell denn sonst da? (zen.)

Ein paar Tage später war der Schnee wieder verschwunden und die beiden Männer wollten die Gelegenheit nutzen, um ihre frischen Vorräte wieder aufzufüllen. Joey hatte inzwischen auch bei seiner Schwester angerufen und sich für sein Verhalten entschuldigt, die Entschuldigung wurde von Serenity gnädig angenommen. Seto hatte auch noch ein paar Telefonate zu führen, danach schaltete er sein Handy aus.

Die schwarze Tönung wusch sich langsam aus Joeys blonden Haaren heraus, allerdings hatten diese jetzt einen grünlichen Schimmer. Doch auch der würde bald verschwinden.
 

Jetzt waren sie unterwegs zum Einkaufen, der Geländewagen erwies sich hier als äußerst praktisch, mit dem Maserati wäre hier kein Blumentopf zu gewinnen. Endlich im Supermarkt angekommen, tätigten sie ihre Einkäufe und wurden neugierig dabei beäugt. Nachdem sie ihre Einkäufe im Wagen verstaut hatten, sahen sich die Beiden in der kleinen Stadt um. Sie entdeckten ein gemütliches Lokal und aßen dort zu Mittag. Auch hier wurden sie beobachtet, doch gekonnt ignorierten sie die Blicke.
 

Die Kellnerin flirtete Beide heftig an, gut aussehende Männer waren Mangelware in dieser Stadt und jetzt saßen gleich zwei davon hier am Tisch, die Gelegenheit musste sie einfach nutzen. Seto und Joey waren davon genervt, dass sie andauernd an ihren Tisch kam... Sie konnten weder in Ruhe essen, noch sich unterhalten. Es gab nur eine Möglichkeit sie von ihrem Tisch fernzuhalten... Joey sah Seto fragend an, wenn sie sich auch zu Hause küssten, dies hier war in der Öffentlichkeit und Joey war sich keinesfalls sicher, ob Seto damit einverstanden war, die Kellnerin auf diese Art und Weise zum Schweigen zu bringen.
 

Seto lächelte. „Es ist wohl der einzige Weg.“ Er schob seinen Teller kurz beiseite und beugte sich über den Tisch. Joey tat es ihm gleich und mit einem langen intensiven Kuss, machten sie allen anwesenden, weiblichen Personen klar, dass sie keine Chance bei ihnen hatten.

Sie lösten ihren Kuss wieder und konnten jetzt in aller Ruhe ihr Essen genießen, aber gerade dieser Kuss hatte in Seto ein Verlangen nach mehr geweckt. Es stand, zumindest für Joey, deutlich in seinem Blick. Sie bezahlten ihr Essen, erledigten die restlichen Besorgungen und machten sich auf den Rückweg.
 

Zu Hause angekommen, verstauten sie ihre Einkäufe und ein Blick aus dem Fenster sagte ihnen, das es wieder angefangen hatte zu schneien. Joey kochte Kaffee und Seto machte den Kamin an. Bald saßen sie vor einem gemütlich prasselnden Kaminfeuer und tranken ihren Kaffee.

Nachdenklich ruhte Joeys Blick auf Seto. „Wie bist du darauf gekommen, ein Haus in den Bergen zu suchen, und wie bist du auf das Haus hier gekommen?“, erkundigte sich Joey neugierig.
 

Seto brauchte nicht lange überlegen, da ihn diese Erinnerung zum Fliegen animiert hatte. „Ich war einmal dienstlich hier. Ich sollte den Besitzer dieses Anwesens befragen, er lud mich hierher ein. Das komische an der Sache war eigentlich, das er über mich und meine Gabe Bescheid zu wissen schien. Er fragte mich direkt, ob er den weißen Drachen sehen dürfte und ob ich mit ihm fliegen würde. Als wir uns verabschiedeten, meinte er zu mir, er würde mir das alles verkaufen, wenn ich mich, ob nun allein oder mit meiner Liebe, zurückziehen wollte.

Er ist inzwischen verstorben, doch die Papiere waren alle für den Kauf fertig, ich brauchte nur noch unterschreiben.“ Damit hatte Seto die Frage nach dem Haus beantwortet. „Du willst wissen warum gerade die Berge. Genau weiß ich es auch nicht, aber ich fühle mich in den Bergen sehr wohl, hier hatte ich immer meine Ruhe. Mein letztes Haus hier lag auch sehr versteckt, es war nicht so leicht zu finden, wie dieses hier. Kurz gesagt, wenn ich es nicht wollte, konnte mich keiner finden.“
 

Seto machte eine kurze Pause. „Damals habe ich mich in diese Gegend verliebt und ich habe das Glück, jetzt hier zu sein... mit dir.“ Liebevoll sah er Joey an, mit niemand anderem wollte er hier sein. „Das Haus lag wirklich ziemlich gut versteckt, nur mit Mühe hatte ich die Stelle wieder gefunden. Doch die Lage hier ist wirklich perfekt – wenn mich nicht alles täuscht, liegt dieses Tal fernab von allen öffentlichen Flugrouten. Und das Haus ist einfach ein Traum – hast du die Einrichtung ausgesucht?“

Seto lachte. „Nein, diesen Schuh kann ich mir nicht anziehen. Ich hab die Einrichtung mitgekauft, um mich selbst darum zu kümmern war die Zeit zu knapp.“

Dann stutzte er kurz. „Du weißt wo mein anderes Haus lag?“, wollte er wissen.
 

„Ich hab dich doch gesucht... du warst so verletzt... ich wollte dir helfen... Als ich dir in den Wald folgte, konnte ich dich nicht finden... ich bin wiedergekommen, und hab nach Spuren von dir gesucht... und hab so die Hütte gefunden...“ Joey zog es bei der Erinnerung daran immer noch das Herz zusammen. „Aber es war niemand mehr da gewesen, die Reifenspuren waren noch ganz frisch gewesen. Ich hab einen ziemlich ungemütlichen Tag im Laub verbracht, ich wusste ja nicht, wann du wiederkommst.“ Eine leichte Röte zog über Joeys Gesicht, als er daran dachte, dass er bis vor kurzem immer noch dachte, dass seine Kleidung die Verwandlung nicht überstehen würde.
 

Bei den Gedanken an Joeys Erscheinung musste Seto schmunzeln. „Wieso hast du den Weißen eigentlich gesucht? Du konntest doch gar nicht wissen wer oder was er war?“ Der damalige Kampf war echt hart gewesen und ohne Joey hätte er es nicht überlebt.
 

Zärtlich ruhte Joeys Blick auf Seto. „Dass du es bist, das konnte ich nicht wissen, aber es war doch der weiße Drache, den ich im Park getroffen hatte, und aus irgendeinem Grund, fühlte ich mich ziemlich stark zu dem Weißen hingezogen. Dass der Weiße eventuell ein Mensch sein könnte, wie ich, darauf kam ich erst am Tag danach, als ich ihn suchte. Ich fand abgebrochene Zweige... und Fußspuren... und als ich mir überlegte, wie ich mich in dieser Situation wohl verhalten hätte, da ergab alles auf einmal einen Sinn. Und so bin ich darauf gekommen, dass der Weiße ein Mensch war, wie ich, und ich wollte ihn so unwahrscheinlich gern kennen lernen.

Umso überraschter war ich, als ich herausfand, dass du der Drache warst.“
 

„Es war nicht leicht dich abzuhängen, viel hätte wohl auch nicht gefehlt und du hättest schon zu dem Zeitpunkt herausgefunden, wer der Drache war... ich wusste nur, das ich dem Schwarzen vertrauen konnte, im anderen Fall hätte ich ihn nicht so nah an mich heran gelassen.“, nachdenklich sah Seto Joey an. „Du mochtest es von Anfang an ein Drache zu sein, nicht wahr?“
 

„Ich liebe es, ein Drache zu sein... diese Kraft, diese Freiheit, der Rausch des Fliegens... leider musste ich ein paar Jahre darauf verzichten...“, seufzte Joey.

„Wieso musstest du darauf verzichten?“ hakte Seto nach. „Ich hatte einige unangenehme Zusammenstöße mit den silbernen Mitbewerbern um den Flugraum, und musste meine Aktivitäten einstellen.“, gestand Joey grinsend.

„Du bist mit den Flugzeugen kollidiert?“, kam die entsetzte Frage des Brünetten. „Nein, das gerade nicht, aber ich bin einigen Flugzeugen zu nah gekommen, so dass ich gesehen wurde, und als das Militär anfing sich für den Drachen zu interessieren, da musste er natürlich von der Bildfläche verschwinden.“, beruhigte Joey lächelnd seinen Freund.
 

„Versprich mir, dass du niemals mehr so leichtsinnig sein wirst. Ich will dich nicht verlieren, hörst du.“, bat Seto nun, zärtlich streichelte er Joeys Gesicht. „Das versprech ich dir, aber wenn du in Gefahr sein solltest, dann nehm ich auf nichts mehr Rücksicht.“ Joey blickte Seto tief in die Augen. Seufzend nickte Seto. „Damit kann ich leben.“, stimmte er zu. Abhalten konnte er Joey sowieso nicht davon.

Joey erhob sich von seinem Sitzplatz und machte sich auf den Weg in Richtung Küche. „Möchtest du auch noch was zu trinken?“, fragend blickte er zu Seto. Dabei fiel sein Blick auf das Bärenfell, das vor dem Kamin lag. Ein Bild schob sich vor Joeys Augen und er musste lächeln.
 

„Danke, im Augenblick nicht.“, gab Seto zurück. „Ich wollte nur fragen.“ Joey verschwand in die Küche. Pfeifend suchte er sich alles zusammen, was er brauchte... Am Ende hatte er eine recht ansehnliche Platte mit kleinen Häppchen zusammen, und machte sich gerade daran, einen Cocktail zu mixen, als Seto hinter ihm in der Küche stand. Diesem dauerte seine Abwesenheit doch gerade ein wenig zu lange, und so wollte er nach dem Rechten sehen.
 

Seto legte seine Arme um Joey und sah ihm über die Schulter. „Was machst du eigentlich solange? Ich dachte du wolltest dir was zu trinken holen?“
 

„Wollt ich ja auch, aber ich hab Hunger gekriegt...“ Joey drehte sich um und küsste Seto schnell. „Ich bin gleich fertig, nur noch die beiden Gläser füllen und ich kann zurück ins Wohnzimmer kommen. Doch wenn du schon mal hier bist, dann kannst du mir ja auch tragen helfen.“ Joey füllte den Cocktail in die beiden Gläser, die auf der Anrichte standen, und nahm sie von der Anrichte auf. „Nimmst du die Häppchen?“, auffordernd schaute er zu Seto. Seto kam der Aufforderung nach, nahm die Platte mit den Häppchen und folgte Joey ins Wohnzimmer.
 

„Ach, Mensch, jetzt hab ich doch glatt die Servietten vergessen. Wärst du so lieb und würdest welche aus der Küche holen?“, schaute Joey bittend Seto an. „Mach ich doch glatt.“, erwiderte Seto, stellte die Platte mit den Häppchen ab und ging noch mal in die Küche um Servietten zu holen, wenig später kam er mit diesen zurück.

Joey schnappte sich die Platte mit den Häppchen und sein Cocktailglas, machte es sich auf dem Bärenfell vor dem Kamin bequem und blickte erwartungsvoll Seto entgegen. Dieser stutzte erst, als er Joey auf dem Fell vor dem Kamin liegen sah. „Wieso liegst du jetzt da auf dem Fell?“, fragte er, so recht konnte er sich da nun keinen Reim drauf machen, ließ sich aber ebenfalls auf dem Fell nieder.
 

„Ist doch viel gemütlicher so, meinst du nicht auch? Und wozu ist sonst ein Bärenfell da?“, antwortete Joey schelmisch seinem Freund. Joey griff nach einem Käsehäppchen, hauchte einen leichten Kuss darauf und fütterte es Seto. Abwartend schaute er nun zu Seto. Hatte er verstanden, was er von ihm wollte? Seto war schon etwas überrascht davon, das Joey ihm einfach ein Häppchen in den Mund schob, gerade als er antworten wollte.

Dazu das schelmische Funkeln in den braunen Augen – er hatte verstanden, was Joey wollte. „Ich habe keine Ahnung, wozu so ein Bärenfell da ist. Bisher dachte ich, es sei nur Dekoration. Du kennst dich damit aus, ich nicht...“, erwiderte Seto hintergründig. Während er antwortete nahm er eins der Häppchen, schob es Joey in den Mund und leckte sich danach die Finger ab.
 

„Hmmh, lecker, Häppchen mit Seto-Geschmack.“ Genüsslich kaute Joey das Häppchen, das Seto ihm gefüttert hatte und suchte anschließend das nächste für ihn heraus. Er spielte Flugzeug und steuerte geradewegs Setos Mund damit an. „Schön den Mund auf machen.“ Zufrieden beobachtete Joey, wie Seto seiner Aufforderung nachkam, und ließ sein ’Flugzeug’ in Setos Mund landen. „Für mich lädt ein Bärenfell immer zum Kuscheln vor dem Kamin ein.“, meinte Joey. „Es ist so weich und kuschelig.“

Nach dem genüsslichen Kauen, schluckte Seto seinen Bissen hinunter. „Ja, weich ist es und kuschelig scheinbar auch.“ Jetzt nahm er wieder einen Happen. „Hier kommt ein Happen für den schwarzen Drachen...“, kaum das Joey seinen Bissen gekaut und hinuntergeschluckt hatte, kam schon der nächste, „...und einen für den weißen Drachen.“, lächelte Seto Joey an.
 

Während er kaute, nahm sich Joey wieder ein Häppchen und ließ es vor Setos Mund kreisen, doch immer wenn Seto danach schnappen wollte, entzog er es ihm wieder, doch nach dem dritten Mal ließ er Seto das Häppchen fangen und stupste mit dem Zeigefinger auf Setos Nasenspitze. Sich hier gegenseitig zu füttern, brachte eine besondere Stimmung mit sich, dazu das Knistern des Kaminfeuers, dessen Schein sich in den braunen Augen Joeys spiegelte. Seto ließ sich von der Stimmung einfangen, bevor er aber nun ein weiteres Häppchen nahm, trank er einen Schluck von Joeys Cocktail.

„Hmm, der ist lecker, mein Kompliment.“ Ein glitzern trat in seine Augen, als er hinzufügte: „Mindestens genauso lecker, wie du.“ Er stellte sein Glas wieder ab, nahm ein weiteres Häppchen, wollte Joey damit füttern, überlegte es sich anders und schob es in seinen eigenen Mund.
 

„Ey, das ist gemein, das war meins.“, schmollte Joey gespielt. „Das nächste musst du dir verdienen.“ Joey schob sich das nächste Häppchen ein wenig in den Mund und wartete ab. Seto beugte sich zu Joey, näherte sich seinem Mund. „Ich muss es mir also verdienen.“, raunte er, vorsichtig biss er von dem Häppchen ab. Sehnsucht und Verlangen hatten ihn erfasst, er wollte keine Häppchen mehr, er wollte Joey...

Joey wollte Seto nicht so gehen lassen, einfach nur ein bisschen abbeißen... Schnell schlang er einen Arm um ihn, zog ihn zu sich heran und schob ihm das restliche Stückchen in den Mund. Das er dabei Setos Lippen streifte, war ein gewollter Nebeneffekt...
 

Bei Joeys Aktion steigerte sich in Seto das Verlangen, sein Herz schlug hart in seiner Brust. Nachdem er seinen Happen runtergeschluckt hatte, nutzte er diese Nähe und küsste Joeys Lippen, strich mit seiner Zunge über sie. Zog sich dann wieder zurück, nahm das nächste Stückchen und ließ es in Joeys Mund verschwinden.

Das war doch vielmehr nach Joeys Sinn, er nahm das nächste Stückchen zwischen seine Lippen und räkelte sich verführerisch. Mal sehn, ob er nicht noch ein paar mehr Küsse als süße Zwischenspeise einheimsen konnte.
 

Wie eben holte sich Seto sein Häppchen bei Joeys Lippen ab, genauso küsste er ihn wieder, verweilte diesmal etwas länger. Mit einem Finger fuhr er an Joeys Augenbrauen entlang, die Nase herunter und strich ganz sacht über Joeys Lippen. Wieder näherte er sich für einen Kuss, entfernte sich vorher wieder, nahm ein Happen von der Platte und reichte es Joey. Joey nahm das Häppchen entgegen und steckte es sachte zwischen Setos Lippen. Dann legte er sich zurück und bettelte wie ein kleines hungriges Vögelchen nach seinem Futter.
 

Schmunzelnd erfüllte Seto Joeys Wunsch, mit dem Bissen zwischen den Lippen, näherte er sich Joeys Mund, der ihm das Häppchen abnahm. Hatte Seto zuerst auch noch gesessen, so lag er inzwischen ebenfalls. Zufrieden schnurrend ließ Joey sich von Seto füttern und bettelte nach dem Happen nach mehr. Seto nahm sich wieder ein Stückchen in den Mund, doch diesmal schüttelte Joey energisch mit dem Kopf.

Seto probierte es mit einem anderen Stück, und wieder schüttelte Joey seinen Kopf. Wenn er nicht essen wollte, vielleicht wollte er einen Kuss – wenn nicht, gab es eigentlich nur noch eine Sache die er haben wollte. Aber erst mal der Kuss, dann weitersehen. Begeistert riss Joey sein ’Schnäbelchen’ auf, das war genau das, worauf er Hunger hatte. Zufrieden schloss er seine Augen und erwartete Setos Lippen und die kleine Bewohnerin seines Mundes.
 

Doch Seto hauchte erst einen Kuss auf die Stirn, die Augen, die Nase, die Wangen und dann erst fanden seine Lippen die Joeys. Zärtlich strich seine Zunge über die weichen Lippen seines Freundes. Joey seufzte zufrieden auf, als er Setos Zunge auf seinen Lippen spürte. Seine eigene Zunge wollte auch etwas von Seto erspüren und so schlich sie sich vorsichtig aus ihrer Behausung heraus und traf dabei auf Setos Zunge.

Freudig begrüßte sie ihre Gespielin, streichelte sie und lockte sie in ihre Höhle. In Setos Bauch starteten die Flugzeuge, die erwachende Leidenschaft trieb seine Sehnsucht und sein Verlangen voran. Nur zu gern ließ Joey sich in Setos Mundhöhle einladen. Zärtlich erkundete er jeden Winkel, führte ein kleines Tänzchen mit ihrer Bewohnerin. Joeys Atmung beschleunigte sich langsam und in seinem Bauch zog es sich erwartungsvoll zusammen.
 

Setos Hand machte sich selbstständig, sie wanderte unter Joeys Oberteil und streichelte sich über die warme Haut. Bei den Brustwarzen verharrte sie und strich dort sanft über diese, bis sie sich erwartungsvoll aufrichteten. Sie noch einmal liebevoll zwirbelnd, verabschiedeten sich die Finger und kraulten sich wieder Richtung Hosenbund. Setos Atmung beschleunigte sich und der Kuss wurde leidenschaftlicher.

Joey hielt überrascht die Luft an – so zielstrebig kannte er Seto gar nicht. Doch sein Tun war alles andere als unangenehm für ihn. Joeys Hände wollten nun auch etwas zu tun haben, doch leider hatte er nur eine frei, auf der anderen lag Seto... so konnte er nur durch Setos Haare wuscheln und ihn dichter an sich heranziehen. Als sich Setos Finger seinem Hosenbund näherten, spürte Joey das bekannte Kribbeln zwischen seinen Beinen, und doch war er gerade unwahrscheinlich aufgeregt. Seto hatte den Anfang gemacht... er war hier mit ihm alleine... und den Akku hatte er auch aus seinem Handy herausgenommen, wie ihm gerade auffiel... Ein ganzer Schmetterlingsschwarm flatterte plötzlich in Joeys Bauch herum...
 

Mit einem Finger fuhr Seto unter dem Hosenbund entlang, danach ließ diesen Ort wieder in Ruhe. Den Kuss lösend richtete Seto sich auf, erst einmal stellte er die Platte, mit den restlichen Häppchen, beiseite, danach schob er Joeys Oberteil hoch, verteilte Küsse auf der Haut. Seine Flugzeuge schwirrten wild durcheinander, sein Herz schlug schneller, er war gleichzeitig aufgeregt, erregt und unsicher. Er hatte keine Ahnung, was letztendlich auf ihn zukam, aber er vertraute Joey – das reichte ihm. Seto war sich sicher mit Joey schlafen zu wollen und diesmal würden sie nicht gestört werden, dafür hatte er gesorgt. Den Rest... den ließ er auf sich zukommen.

Fragend schaute Joey in Setos Augen. Seine blauen Augen waren dunkel vor Lust, und doch stand unwahrscheinlich viel Unsicherheit in ihnen geschrieben. Er wollte ihn gern beruhigen, aber sie sollten eine Sache lieber gleich klären, denn später wäre es einfach nur zu unpassend, sollte es zu dem kommen, was Joey gerade mit klopfendem Herzen vermutete. Zärtlich streichelte Joey Setos Gesicht und strich ihm eine Haarsträhne aus den Augen. „Willst du mit mir schlafen?“, erkundigte er sich behutsam bei Seto.
 

Dieser nickte. „Ich bin mir sicher, dass ich es will. Trotzdem fühle ich mich unsicher.“, beantwortete er leise Joeys Frage.
 

„Das ist ganz normal, dafür brauchst du dich nicht zu schämen.“ Ohne es zu bemerken, benutzte Joey die gleichen Worte, wie Mahou... Liebevoll blickte Joey in Setos blaue Augen. „Aber ich sollte wohl sicherheitshalber Gleitgel und Kondome herholen. Selbst wenn wir es am Ende heute noch nicht brauchen sollten...“ Joey überließ es Seto zu entscheiden, wie weit er gehen wollte... „Du kannst es jederzeit beenden, wenn du dir nicht sicher bist. OK?“, erklärte Joey Seto warm. Joey stand auf, und wollte ins Schlafzimmer zu seinen Sachen gehen.

Seto drehte sich auf den Rücken und stützte sich mit den Ellenbogen ab und sah zu Joey hoch. „Damit kann ich leben.“, grinste er leicht. Seine Unsicherheit war zwar nicht weg, aber er fühlte sich wesentlich besser und seine Flugzeuge waren auch noch da.
 

„Aber nicht, dass du mir wegläufst.“, scherzte Joey als er das Wohnzimmer verließ, um die notwendigen Utensilien zu holen. „Das würde ich nicht wagen.“, antwortete Seto leise, einem wütenden Joey, bzw. Drachen, wollte er nun wirklich nicht gegenüberstehen. Seto legte noch ein paar Scheite Holz in das Feuer und machte es sich wieder auf dem Fell bequem.

Auf seiner rechten Seite liegend, den Kopf auf seine Hand gestützt, sein linker Arm locker auf seiner Taille ruhend, sein rechtes Bein angewinkelt, das Linke leicht gestreckt, beobachtete Seto die Flammen im Kamin. Joey schaffte es immer wieder, ihm seine Unsicherheit zu nehmen, zumindest in dieser Hinsicht... Es war ja nicht so, dass er noch nie Sex hatte, aber es würde sein erstes Mal mit einem Mann sein, da durfte er schon unsicher sein. Obwohl – mit Joeys liebevollem Verständnis, brauchte er sich keine Gedanken machen.
 

Sie hatten in der Vergangenheit einiges durchgemacht und Joey hatte immer zu ihm gestanden. während er, Seto, den Blondschopf im Stich gelassen hatte. Trotzdem hatte dieser ihm verziehen, war mit ihm hier in den Bergen und wollte für immer bei ihm bleiben. Bei diesen Gedanken ging ihm das Herz auf, er liebte Joey, mit jeder Faser seines Herzens und mit seiner Seele. Nichts wollte er lieber, als ihm so nah wie nur möglich sein und er wollte es heute.
 

In seinem Zimmer angekommen, fand Joey schnell das gesuchte. Er war so aufgeregt wie noch nie, Joey fühlte sich ein wenig wie die Braut vor der Hochzeitsnacht... Jetzt, da sein Ziel so unglaublich nahe, die Erfüllung seines innigsten Wunsches in greifbare Nähe gerückt war... Mit einem prüfenden Blick in den Spiegel, richtete er noch einmal kurz seine Haare, holte tief Luft, und ging zurück zu Seto ins Wohnzimmer.

Joey schluckte, als er Seto so verführerisch vor dem Kaminfeuer liegen sah... Er sah sooo... sexy aus... Joeys Hände wurden feucht, und schon beim bloßen Anblick seiner großen Liebe schlug sein Herz schneller, beschleunigte sich seine Atmung und Schmetterlinge nisteten sich dauerhaft in seiner Magengegend ein. Langsam schritt er auf seinen Freund zu, mit sehnsuchtsvollem Blick...

Seto sah ihm entgegen, als er wieder zurückkam und diesmal waren in seinem Blick Liebe und Verlangen zu erkennen, von seiner Unsicherheit war nichts mehr zu erkennen. Seto vertraute Joey, es gab keinen Grund unsicher zu sein...
 

Die Flugzeuge in Setos Bauch starteten wieder durch, als er Joey auf sich zukommen sah – er konnte deutlich die Sehnsucht in Joeys braunen Augen lesen. Seto fühlte sich in einem besonderen Zauber gefangen, er wusste genau was kommen würde und seine Atmung beschleunigte sich. Eine erwartungsvolle Unruhe breitete sich in ihm aus, es gab nur noch Joey und ihn, in seinen Gedanken war für nichts anderes mehr Platz.

Als Joey ihn erreichte, griff er nach dessen Hand und zog ihn zu sich herunter. Joey versank in dem dunklen Blau von Setos Augen, als er sich neben ihm niederließ. Zärtlich streichelte er Setos Wange hinunter bis zum Hals und küsste ihn sanft. Wie er diese weichen Lippen liebte... Seto erwiderte den Kuss nur zu gern, seine Zunge strich fragend über sie. Seine linke Hand strich dabei durch Joeys Haare und fand ihren Halt in dessen Nacken.
 

Joey seufzte leise auf, als er Setos Zunge spüren konnte, die um Einlass bat. Er öffnete seine Lippen und hieß die Besucherin willkommen, Zärtlich streichelte er mit seiner Zunge seine Besucherin und genoss ihren süßen Geschmack. Sein Herz klopfte bis zum Hals und eine süße Lust erfüllte seinen Körper. Neugierig sah die Besucherin sich bei ihrer Gastgeberin um und ließ nichts aus.

Seto ließ sich zurück sinken und zog Joey mit sich, jetzt hatte er auch seine rechte Hand wieder zur Verfügung, die sich gleich auf den Weg zu Joeys Rücken machte. Dort verweilte sie ein bisschen, bevor sie ihre Wanderung aufnahm und sich langsam den Rücken rauf und runter streichelte. Setos Kuss wurde leidenschaftlicher... fordernder. Seine Hände schoben sich unter Joeys Oberteil und streichelten zärtlich dessen warme Haut. Ein sanfter Schauer fuhr durch Joeys Körper, als Seto seinen Rücken streichelte.
 

Doch seine Position behagte Seto im Moment nicht, er hielt Joey umarmt und drehte sich so, das Joey auf dem Rücken zu liegen kam. Zu seinen Flugzeugen gesellte sich ein sehnsuchtsvolles Kribbeln, das sich langsam zu seiner Körpermitte bewegte. Seine linke Hand war wieder unter dem Pulli unterwegs und streichelte zärtlich Joeys Bauch.

Joeys Schmetterlinge stoben mit einem Mal auf und ein Ziehen in seiner Leistengegend machte sich breit. Joey genoss es unter Seto zu liegen... sonst war er der Aktive und erst nach und nach hatte er gelernt, das Vorspiel von Mahou zu genießen, doch dies war nichts gegen die Gefühle, die Seto in ihm auslöste. Seine ganze Ungeduld, die sonst sein Sexualleben prägte, war verschwunden. Erwartungsvoll wartete Joey darauf, was Seto machen würde... Joey hatte überhaupt nicht das Verlangen, aktiv zu werden...
 

Seto richtete sich etwas auf, bekam seine andere Hand ebenfalls frei und schob Joeys Oberteil höher, seine Finger strichen sachte über die erwartungsvoll aufgerichteten Brustwarzen. Nun löste er den Kuss, nur um jetzt die kleinen Perlen zu küssen und sie mit der Zunge zu verwöhnen. Während er sich noch zu Joeys Bauch herunterküsste, streichelten seine Hände an Joeys Seiten entlang. Mit seiner Zunge fuhr Seto am Rippenbogen seines Freundes entlang, seine Hände schoben das Oberteil weiter nach oben, er wollte es Joey ausziehen.

Wohlige Töne lösten sich aus Joeys Mund, als seine kleinen Perlen so liebevoll verwöhnt wurden. Joey hob seinen Oberkörper leicht an, damit Seto das störende Kleidungsstück ausziehen konnte und ließ sich wieder auf das Bärenfell zurücksinken. Verlangend blickte er Seto an und seine Sehnsucht machte sich in Form einer deutlichen Beule in seiner Hose bemerkbar. Doch auch in Setos Hose hatte es sich zu regen begonnen, wie er ganz deutlich spüren konnte.
 

Der Herzschlag des Blauäugigen beschleunigte sich, Joeys verlangender Blick ließ ihn schneller atmen. Während er Joey wieder küsste, wanderte eine Hand zum Hosenbund und fuhr daran entlang. Schließlich nahm sie den Weg über sie Seite den Oberschenkel entlang Richtung Knie, wanderte dann auf der Innenseite wieder zurück und kehrte, um die Körpermitte einen Bogen machend, wieder auf den Bauch zurück.

Joeys Reaktionen auf seine Berührungen heizten Seto ein, alles hatte sich in seiner Körpermitte versammelt, seine Hose wurde ihm langsam zu eng. Joey stöhnte verhalten auf, als Seto so an seinen Schenkeln entlang streichelte und doch ein SO wichtiges Teil ausließ. Der Druck in seiner Hose nahm zu, ein süßes, qualvolles Pochen machte sich bemerkbar... Joey legte seine Hand auf Setos Rücken und ließ sie an seiner Seite fahrig entlang wandern.
 

Auf den Weg nach oben, machte Setos Hand noch mal kehrt und näherte sich wieder dem Hosenbund, fuhr dann sachte über die Erregung Joeys um sich hier wieder zu verabschieden. Jetzt suchte sie die kleinen Perlen wieder auf, zwirbelte sie sanft. Nun küsste sich Seto wieder am Hals entlang und erreichte den Spielplatz seiner Finger. Liebevoll schlossen sich seine Lippen um die Perle und die Zunge trieb jetzt ihr frivoles Spiel mit ihr. Schließlich saugte Seto leicht an ihr, gab die eine frei, nur um sich gleich der anderen zu widmen. Ein wohliges Seufzen löste das Andere ab, Joey genoss jede Berührung von Seto und jeden Schauer, den er ihm verursachte. Es war eine ganz neue Erfahrung für ihn...

Seto widmete sich wieder Joeys Oberkörper, langsam küsste er sich Richtung Hosenbund, umkreiste Joeys Bauchnabel mit der Zunge, fuhr mit einem Finger unter den Hosenbund, streichelte kurz daran entlang und arbeitete sich wieder nach oben. Sein Herz schlug immer schneller und ihm wurde immer heißer, nur kurz richtete Seto sich auf, um sich endlich seines störenden Oberteils zu entledigen.
 

Joeys Atmung beschleunigte sich, als er Setos nackte Brust sehen konnte und das Pochen in seiner Hose nahm immer mehr zu. Langsam begann er sich unter Seto zu winden und seine Hände suchten Halt auf Setos Rücken. Er streichelte fahrig auf und ab, an Setos Hosenbund hielt er an... dort streichelte er zärtlich die Wirbelsäule und ließ einen Finger die Wirbelsäule entlang in die Hose wandern.
 

Schlagartig zog sich in Seto alles erwartungsvoll zusammen und er stöhnte verhalten auf, Herzschlag und Atmung beschleunigten sich. Er wusste genau worauf das abzielte – und es trieb seine Erregung voran. Er verharrte kurz und versuchte seine Gefühle zu sortieren, aber das war aussichtslos, jede Berührung seitens Joeys, brachte wieder alles durcheinander.
 

Schließlich wollte Seto sehen und fühlen, was sich so deutlich in Joeys Hose abzeichnete. Er öffnete den Knopf der Hose und zog den Reißverschluss auf, kurz darauf war seine Hand unter dem Stoff der Boxershorts verschwunden... Leise stöhnend drängte Joey sich Setos Hand entgegen... Gott, das fühlte sich ja sooo gut an... Enttäuscht seufzte Joey auf, als die liebevolle Hand wieder verschwand... es war einfach zu eng in der Hose. Aber auch in Setos Hose war es sehr eng geworden, der Druck in seiner Mitte nahm immer mehr zu, ließ ihn fast ungeduldig werden...
 

Auffordernd hob Joey seinen Hintern an... Seto schlug das Herz bis zum Hals – er zögerte einen Augenblick und zog Joey dann entschlossen die Hose herunter. Jetzt hielt Joey nichts mehr, er wollte Seto auch ganz nackt sehen. Entschlossen setzte er sich auf, öffnete Setos Hose und streifte sie mit beiden Händen ehrfürchtig über seinen Hintern bis zu den Kniekehlen hinab.

Überrascht keuchte Seto auf – so plötzlich entblößt zu sein, war schon sehr ungewohnt. Trotzdem empfand er die Situation erregend, er sehnte sich nach Joeys Berührungen und wartete erst mal ab. Liebevoll betrachtete Joey das Objekt seiner Sehnsucht, er war wunderschön... zärtlich streichelte er Seto... Er fühlte sich so zart an... immer wieder streichelte er ihn und nahm ihn schließlich ganz sacht in die Hand. Dabei schlug ihm das Herz bis zum Hals... Was würde Seto nun tun?
 

Heftig ging Setos Atem und er schloss seine Augen – als Joey ihn sacht berührte und in die Hand nahm, stöhnte er auf. So hatte er noch nie bei einer Berührung an dieser Stelle empfunden. Diese, für ihn neue, Situation ließen ihn Joeys leichte Berührungen extrem intensiv empfinden, seine Gefühle schossen durch Setos Körper, zogen sich in seinem Unterleib mit Macht zusammen und er drängte sich leicht in Joeys Hand. Seto fing an sich nach Erlösung zu sehnen, seine Selbstbeherrschung schmolz nur so dahin.

Joey küsste Seto innig, während er sich zärtlich um dessen kleinen Freund kümmerte. Er lächelte leicht, als er Setos Reaktion spürte... Sein kleiner Freund schien ihn sehr zu mögen, so wie er sich an ihn anschmiegte... offensichtlich wollte er mehr von ihm... das sollte er haben... Joey verstärkte leicht den Druck seiner Hand und bewegte sie langsam... Joeys Atmung wurde immer schwerer... und das Pochen in seinem Unterleib nahm immer mehr zu...
 

Seto stöhnte in den Kuss hinein, er hatte keine Ahnung, wie lange er das Tun von Joeys Hand noch durchstehen würde – aber es gefiel ihm, er wollte mehr... Die Luft wurde ihm knapp, kurz löste er den Kuss, um wieder zu Atem zu kommen und setzte den Kuss wieder fort. In seiner Mitte zogen sich seine Gefühle sehnsuchtsvoll zusammen. Setos Unsicherheit war jetzt endgültig weg, so wie jetzt hatte er noch nie empfunden, Joey zeigte ihm eine Seite der Liebe, die er nie gekannt hatte und ohne ihn wohl auch nie kennen gelernt hätte.

Die Leidenschaft Joeys nahm immer mehr zu – je leidenschaftlicher der Kuss wurde, desto leidenschaftlicher wurde Joey...
 

Der Druck in Setos Mitte nahm sprunghaft zu, schwer lehnte Seto sich gegen seinen Freund und konnte den Kuss nicht mehr aufrechterhalten. Aufstöhnend und nach Atem ringend lehnte er sich an Joey. Heiße Wellen seines Orgasmus rollten über Seto hinweg, in seinem Unterleib pulsierte es im Rhythmus seines Herzschlags. Seto versuchte gar nicht erst, seine Gefühle zu sortieren, das wäre aussichtslos – er wollte nur noch genießen und sich seinen Gefühlen hingeben.
 

Joey angelte nach einer der Servietten, die auf dem Boden lagen... Liebevoll schaute er Seto an und streichelte ihm über den Rücken. Auch seine Atmung war noch etwas beschleunigt. Das eben hatte ihn nicht kalt gelassen, es hatte sich einfach toll angefühlt Seto so zu berühren. Zärtlich drückte er Seto an sich und rieb sich sachte an ihm. Joey genoss leise stöhnend das Gefühl, das diese Berührung auslöste.
 

Setos Atmung beruhigte sich ein wenig und er genoss die Berührung Joeys. Das sanfte Reiben an ihm ließ Setos Herz wieder schneller schlagen. Seine linke Hand kraulte den Rücken seines Freundes, seine Rechte streichelte zärtlich dessen Gesicht. Liebevoll küsste er Joey – und ohne es wirklich zu merken, wanderte seine Hand langsam tiefer, bis sie Joeys kleinen Freund gefunden hatte. Diesen streichelte sie ganz behutsam... Seto spürte die zarte Haut – erst noch etwas zaghaft, kreisten die Finger um ihn herum, damit auch jede Seite etwas abbekam.

Für einen kurzen Moment hielt Joey die Luft an. Die Schmetterlinge in seinem Bauch, die sich gerade am beruhigen waren, stoben wieder auf. Er hielt ganz still, wollte Seto nicht durch die kleinste Bewegung verschreckten. Das war einfach ZU gut... lange hatte sein kleiner Freund sich nicht sooo wohl gefühlt, so sehr geliebt...
 

Nie hatte Seto gedacht, dass es ihm gefallen würde, die Erektion eines anderen Mannes zu berühren – deren Zartheit zu fühlen. Unbestritten hatte Seto Joeys Tun gefallen – wie wird es sich wohl anfühlen, wenn er sich revanchierte? Sein Herz schlug noch ein paar Takte schneller, vorsichtig legten sich seine Finger um Joeys Männlichkeit... Würde Joey es überhaupt wollen?
 

Erwartungsvoll stöhnte Joey auf... Sehnsüchtig drängte er sich etwas in Setos Hand... er sollte bloß nicht aufhören...
 

Jetzt hatte Seto seine Antwort, Joey hatte nichts dagegen, sondern drängte sich in seine Hand. Mit klopfenden Herzen, setzte Seto sein Tun fort und seine Atmung und sein Herzschlag beschleunigten sich. Seine Flugzeuge starteten wieder durch und flogen wilde Loopings, längst schon waren er und Joey wieder in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt.
 

Joey keuchte leise auf, als Setos Bewegungen immer schneller wurden. Nach und nach zog es sich in seinem Bauch immer stärker zusammen, er spürte das altbekannte Gefühl... eigentlich wollte er noch nicht kommen, doch sollte er sich noch zurückhalten? Ach was, Seto wäre bestimmt nicht glücklich darüber... Den beginnenden Orgasmus spürend, griff Joey in Setos Haare... Lächelnd schaute er in Setos blaue Augen, er liebte ihn ja sooo sehr... und es machte ihn so glücklich, dass Seto zu diesem Schritt bereit war.

Setos Atmung beruhigte sich wieder, er griff sich eine der Servietten, säuberte sich und warf das Papier in den Kamin. Joeys Augen blickten ihn voller Liebe an und Seto strich ihm mit beiden Händen durch Joeys Haar. Er liebte den Blondschopf – er war glücklich, wie noch nie zuvor in seinem Leben... Liebevoll küsste er Joey und sah ihn an. „Ich liebe dich Joey. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr.“ Seto küsste ihn wieder. „Ich liebe dich mehr als mein Leben.“, fügte er leise hinzu.
 

„Ich liebe dich ebenso sehr.“, antwortete Joey leise.
 

Wieder versanken sie in einem innigen Kuss, Setos Flugzeuge hatten immer noch Treibstoff und flogen in seinem Bauch umher. Seto wünschte sich, das ihnen niemals der Treibstoff ausgehen möge. Joey küsste sich langsam an Setos Hals herunter und über sein Schlüsselbein zu seiner rechten Brustwarze. Mit seiner Zungenspitze spielte er mit ihr, bis sie sich aufrichtete, und dann knabberte er sacht an der kleinen Perle. Zärtlich blickte er Seto an und drückte ihn sacht in Richtung Bärenfell.

Geschenk der Liebe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geschenk der Liebe (zen.)

Ein Schauer lief über Setos Körper, wohlig seufzte er auf, als Joey an seiner Brustwarze knabberte. Zu gern folgte er Joeys Aufforderung und sank langsam auf das Fell. Neugierig blickte er in dessen braune Augen. „Schließ deine Augen.“, raunte Joey leise in Setos Ohr, legte sich neben ihn und knabberte sacht an Setos

Ohrläppchen. Danach küsste er sich wieder an Setos Hals entlang, fand wiederum den Weg auf seine Brust und liebkoste abwechseln beide Brustwarzen. Seufzend saugte Joey sich an einer Brustwarze fest, Seto schmeckte ja sooo gut...

Sein Herz schlug wieder schneller, als er sich in tiefere Regionen vorarbeitete... Joeys Zunge tauchte neckisch in Setos Bauchnabel ein und seine Finger spielten mit Setos kurzen Härchen... Mit Herzklopfen und mit einem großen Schwarm unruhiger Schmetterlinge bahnte er sich mit seinem Mund den Weg zu Setos Männlichkeit und platzierte erste schüchterne Küsse darauf.
 

Seto schloss seine Augen, Joeys Berührungen wurden gleich intensiver. Leise stöhnte er unter Joeys Lippen auf, je tiefer sich Joey küsste, desto mehr beschleunigte sich Setos Atmung. Auch sein Herz legte an Tempo zu, als er Joeys Atem an seiner Männlichkeit wahrnahm. Als Seto Joeys zarte Küsse spürte, keuchte er auf. Mit einem Schlag sammelte sich sein Blut in seiner Körpermitte.

Zufrieden bemerkte Joey, wie Setos Männlichkeit wieder härter wurde. Vorwitzig stahl sich seine Zunge heraus und zog kleine Kreise auf Setos wieder erwachter Erektion... langsam den Schaft hinunter und anschließend wieder zurück. Ab und zu knabberten Joeys Lippen ein wenig an der zarten Haut... Joey blickte zu Seto und schloss dann langsam die Lippen um dessen kleinen Freund.
 

Joeys Treiben ließ Seto aufstöhnen, keine seiner Exfreundinnen hatte es jemals getan... wieso verglich er das überhaupt? Es gab nichts zu vergleichen, Joey stellte alle seine ’Freundinnen’ in den Schatten. Seto hatte allmählich das Gefühl, noch nie vorher richtigen Sex gehabt zu haben. Seine Hände krallten sich in das Fell, er hatte keine Ahnung, wo er sie sonst lassen sollte.

Behutsam begann Joey Seto zu verwöhnen, seine Hand streichelte weiterhin Setos Brustwarzen und über seinen Bauch. Mit der Zeit intensivierte er seine Bemühungen... Joey fühlte sich wie im Rausch und seine Hand ging auf Wanderschaft, und fand das Verborgene...
 

In Seto zog sich alles zusammen, sein Blut sammelte sich immer mehr in der Körpermitte. Joeys Mund... seine Finger – die ihn, so intim wie noch niemand vorher, berührten – es überforderte ihn kurzfristig und Seto fühlte sich überrannt. Natürlich wollte er mit Joey intim sein, das war sein größter Wunsch, doch Seto wusste im Augenblick nicht mehr, wie er reagieren sollte... bevor sein Körper einen Kurzschluss bekam, zog er die Notbremse.

„Joey, stopp, das geht mir zu schnell.“, keuchte Seto.

Joey brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, WAS Seto zu schnell ging. Verlegen entfernte er seinen Finger und blickte Seto um Verzeihung bittend an. „Ähm, das wollte ich doch eigentlich gar nicht.“
 

Nach Atem ringend schloss Seto kurz seine Augen und sah dann Joey an. „Nicht... du brauchst dich nicht entschuldigen. Meine Empfindungen haben mich überrannt.. ich hatte Angst vor einem Kurzschluss... wenn du verstehst, was ich meine.“, versuchte Seto seinem Freund zu erklären. „So intensiv habe ich Berührungen noch nie empfunden.“ Sollte er überhaupt Zweifel darüber gehabt haben, ihr Tun jederzeit beenden zu können, so waren sie gänzlich verschwunden. Seto zog Joey zu sich hoch, küsste ihn leidenschaftlich, löste den Kuss, „Versteh mich nicht falsch“, flüsterte er rau, „.ich will mit dir schlafen, nichts wünsche ich mir mehr.“
 

„Und ich mit dir.“, antwortete Joey mit belegter Stimme. Joey veränderte ein wenig seine Position, so dass er auf Seto zu liegen kam und ließ sein Becken gegen ihn kreisen. Joey war sich noch nicht sicher, wie ihr erstes Mal miteinander aussehen würde... zärtlich umspielten seine Lippen Setos Mund, bis sie ihn wieder in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelten. Ihre Zungen tanzten einen leidenschaftlichen Tanz... und sein Becken kreiste unaufhörlich gegen Seto...

Ein unbeschreibliches Gefühl durchfloss Seto, ein sehnsuchtsvolles Ziehen durchströmte seinen Unterleib. Langsam fing er an, sein Becken gegen Joeys zu bewegen, dessen Rhythmus aufzunehmen. Setos Hände fuhren fahrig über Joeys Körper, fanden schließlich Halt an Joeys Hintern und pressten ihn immer fester gegen sich, während sie sich gegeneinander rieben. Leises Keuchen und Stöhnen erfüllte das Zimmer, nur unterbrochen von einigen leidenschaftlichen Küssen. Nach einer Weile blickte Joey in Setos vor Lust verdunkelte Augen. „Willst du mit mir, oder soll ich mit dir?“
 

Diese Frage hatte sich Seto schon oft gestellt, aber nie eine Antwort darauf gefunden. Doch jetzt und hier, war er sich sicher, dass er erst den passiven Part übernehmen wollte, Joey sollte ihm zeigen, was wichtig war. „Du mit mir.“, antwortete Seto leise, aber fest und sicher. Langsam wurde er unruhiger, der Druck in ihm nahm immer mehr zu.

Joey legte sich wieder neben Seto und ließ Hände, Lippen und Zunge über Setos Oberkörper wandern. Keine Stelle ließ er aus, alles wurde liebevoll, zärtlich und leidenschaftlich bedacht. Ein Schauer jagte den anderen, immer wieder stöhnte Seto leise auf. Joey nahm sich viel Zeit... Seto war es wert und außerdem sollte es ein wunderschönes Erlebnis für ihn werden...
 

Liebevoll begann Joey Seto vorzubereiten und achtete dabei immer wieder auf Setos Reaktionen, erst wenn er sich sicher war, wagte er sich ein Stückchen weiter vor. Dieses langsame Vorspiel heizte ihre Leidenschaft immer mehr an, und schließlich war Seto so weit, dass er den letzten Schritt wollte. Gleitgel und Kondom kamen zum Einsatz und langsam drang er in Seto ein...

Joey ließ sich Zeit... Dieses – ihr erstes Mal – gab es nur einmal und es sollte so schön wie nur irgend möglich sein... Immer wieder hielt Joey inne, lies das Tempo nicht anwachsen, zwang sich dazu sich wieder etwas zu beruhigen, er wollte dieses sehnsuchtsvolle Verlangen auskosten, so lange es ging... Dankbar nahm Seto die Pausen wahr, auch er wollte es nicht so schnell enden lassen, auch wenn sein Körper anderer Meinung war...
 

Joey veränderte seine Position etwas und im nächsten Moment sah Seto Sterne, blitzartig zog sich alles in ihm zusammen. Laut aufstöhnend bog er sich Joey entgegen. Nach Setos Reaktion ließ sich Joeys Körper nicht mehr aufhalten... zuerst nur langsam und so tief wie möglich, dann jedoch immer schneller werdend, forderte sich Joeys kleiner Freund seine Belohnung. Joey spürte, wie sich alles in ihm sammelte, es würde nicht mehr lange dauern, und er hätte seine Erlösung...
 

Seto konnte nicht mehr, seine Hand tastete sich zu seinem kleinen Freund vor und umfasste ihn, sich Joeys Rhythmus anpassend wurde seine Hand immer schneller. Alles zog sich jetzt zusammen – war zur Erlösung bereit – die wenig später endlich kam. Auf dem Höhepunkt seiner Gefühle, spuckte sein kleiner Freund, begleitet von Setos lautem Stöhnen, seinen Samen erlösend heraus. Wellenartig zogen sich Setos Muskeln unter dem Einfluss seines Orgasmus zusammen.

Joey fühlte sich wie gemolken, als Seto sich unter seinem Orgasmus um ihn heftig zusammenzog. Nur einen kurzen Augenblick später explodierte auch sein Körper und entlud sich zitternd in Setos Körper. Kraftlos und noch ganz weit abgetaucht, sackte Joey auf Setos nackten Körper und versuchte erst einmal wieder zu Atem zu kommen.
 

Mit Mahou hatte er Sex, aber eben hatte Joey Liebe gemacht... noch nie hatte er sich mit einem Menschen so innig verbunden gefühlt, wie in diesem Augenblick, als er erschöpft, glücklich und noch miteinander verbunden auf Seto lag,

Seto schlang seine Arme um Joey und drückte ihn an sich – zu mehr war er im Augenblick nicht in der Lage. Noch nie hatte er sich so glücklich, noch nie so geliebt gefühlt – seine Emotionen waren so übermächtig, das es ihm die Tränen in die Augen trieb. Als die Wellen seines Orgasmuses abgeklungen waren, küsste Joey zärtlich die Tränen seines Geliebten weg und streichelte sanft über seine Wangen.
 

Liebevoll sah Seto seinen Freund an und strich ihm durch die Haare. „So langsam entwickle ich mich zur Heulsuse.“, meinte er leise, gab Joey einen liebevollen Kuss und drückte ihn wieder fest an sich. „Ich liebe dich.", raunte er in Joeys Ohr. Seto griff nach der Decke, die neben ihnen lag, und deckte sie beide damit zu. ‚War die Decke vorhin auch schon hier?’, überlegte er noch, bevor auch er, genau wie Joey, erschöpft und unendlich glücklich, an Joey gekuschelt einschlief.
 

Im Schatten des Zimmers konnte man eine durchscheinende Figur ausmachen. Zufrieden lächelnd, wenn auch mit Wehmut behaftet, betrachtete Mahou die beiden Schlafenden. Er musste sich nun mal mit den neun Jahren, die er mit Joey haben durfte, zufrieden geben, denn Joeys Liebe gehörte einem Anderen. Dass er sich so in Joey verlieben würde, war nicht eingeplant gewesen, doch war es wirklich so verwunderlich? Auch damals schon gehörte seine Liebe dem Schwertkämpfer...

Die Himmelskinder hatten ihre Sache gut gemacht. Behutsam entfernte er von Joey das Medaillon und tat es zu dem anderen in einen Beutel. Diese beiden hier brauchten die Medaillons nicht mehr, doch es war sicherer die Macht der Drachen zu bewahren, wer weiß, ob sie nicht eines Tages wieder gebraucht wurde. Mahou hauchte noch einen Abschiedskuss auf Joeys Wange, streichelte ihm kurz durch die Haare, ebenso auch Seto, und löste sich wieder auf. Sollte das Böse wieder auferstehen und an Macht gewinnen, dann werden wir uns eines Tages wieder sehen... dann wird es neue Himmelskinder geben...
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Unsere kleine Weihnachtsüberraschung hat euch hoffentlich gefallen,

wir haben sie extra für heute aufgespart, um ein kleines Bonbon für euch zu haben *grins*
 

Wir wünschen euch von Herzen ein geruhsames und (be)sinnliches Weihnachtsfest
 

mit lieben Grüßen
 

eure risuma und night-blue-dragon

Zukunftspläne

Hallo ihr Lieben,

habt ihr etwa gedacht die Fic ist schon zu ende? Nun...da müssen wir euch enttäuschen, ein paar Kapitel kommen schon noch. Schließlich sind ja noch nicht alle Fragen geklärt und die ein oder andere Überraschung haben wir ja

auch noch für euch....Was sagst du risuma, ich soll nicht soviel verraten....gut, ich sag nichts mehr..

Viel Spaß beim lesen des nachfolgenden Kapitels

*knuddel*

eure night-blue und risuma
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Einige Tage später, des Nachts:
 

Seto lag noch wach, Joey hatte sich an ihn gekuschelt und schlief schon tief und fest, er selbst konnte es noch nicht. Er war noch viel zu aufgewühlt, Joey hatte ihm in den letzten Tagen eine Seite der Liebe gezeigt, von der er nicht wusste, dass es sie gab. Genauso wenig dachte Seto, dass er zu solchen Emotionen überhaupt fähig war. Im Nachhinein betrachtet, war Joseph Wheeler das Beste, was ihm passieren konnte. Das Glück und die Liebe, die er fühlte, trieben ihm wiederholt die Tränen in die Augen – behutsam drückte er Joey an sich, küsste dessen Haarschopf, schloss seine Augen und schlief endlich ein....
 

Verwirrt machte Seto die Augen auf, es war kalt, und um ihn herum war es dunkel. Wo war er hier? Ein leises grausames Lachen ließ ihn herumfahren, doch er konnte niemanden sehen. Die Kälte nahm immer mehr zu... drang in seinen Körper ein... das wollte er nicht... diese Kälte, wollte er nie wieder spüren. Setos Herz fing an zu rasen. Was sollte das? Es war doch vorbei... „Glaubst du das wirklich?“, hallte eine höhnische Stimme durch das Nichts...

Ein heftiger Ruck ging durch Setos Körper und er wachte auf. Fahrig wischte er sich den Schweiß von der Stirn, sein Herz raste und beruhigte sich nur langsam. Wieso jetzt? Die Sache mit dem Drachen war doch aus der Welt, wieso träumte er gerade jetzt davon?
 

Joey murrte ein wenig, weil ihm sein Kuschelkissen abhanden gekommen war. Suchend tastete er nach Seto und als er ihn nicht fand, schlug er kurz die Augen auf. „Leg dich doch wieder hin.“, murmelte er verschlafen. „Ja, gleich.“, antwortete Seto, legte sich wieder hin und drückte Joey kurz an sich. Diesen Traum behielt Seto für sich, er war sich eigentlich sicher, dass er nichts zu bedeuten hatte... am nächsten Morgen war der Traum vorerst vergessen und Joey war nicht ganz unschuldig daran.

Die nächste Zeit verbrachten die Beiden in tiefer Zuneigung verbunden, sie genossen ihr Glück, ihre Liebe... gaben sich voll und ganz den Gefühlen ihrer Berührungen hin. Dennoch machte sich Seto Gedanken über ihr weiteres Leben - die Zeit hier mit Joey, hatte ihm mehr als nur gut getan, sie ließ ihn mit seiner Vergangenheit abschließen. Seto konnte jetzt nach vorn sehen und all das Negative hinter sich lassen.
 

Mokuba wieder näher zu kommen, war Setos größter Wunsch, er hoffte inständig, dass sich dieser wieder an seinen großen Bruder erinnern konnte. Das würde sich demnächst zeigen – Seto hatte einige Termine in Domino City, die er nicht mehr länger aufschieben konnte. Außerdem hatte sich seiner eine innere Unruhe bemächtigt... und dazu kam der Traum, den er neulich gehabt hatte. Je länger Seto darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Erkenntnis, dass dieser Traum eine Vision war. Eigentlich war er davon ausgegangen, keine Visionen mehr zu bekommen, da hatte er sich wohl getäuscht...
 

Immer öfter stellte Seto sich die Frage, was er beruflich machen wollte... Arbeiten musste er nicht, das Erbe ermöglichte ihm und Joey ein Leben ohne Arbeit, aber dafür fühlte er sich einfach zu jung. Das Geld versetzte ihn lediglich in die Lage, sich einen Job auszusuchen, der ihm Spaß machte – und da brauchte er nicht lange überlegen...

So fragte Seto eines Morgens beim Frühstück: „Sag mal, Joey, willst du eigentlich deinen Job als Privatdetektiv noch ausüben?“, er hoffte sehr, das Joey das noch wollte. Hatte er doch für ihn noch eine Überraschung in petto...
 

Seto überraschte ihn mit dieser Frage total, Joey hatte noch überhaupt nicht darüber nachgedacht. Eigentlich verdiente er ja sein Geld als Barkeeper... hatte, musste er sich korrigieren. Aber beide Berufe hatten ihm Spaß gemacht, doch der Beruf des Barkeepers hatte ihn als Privatdetektiv unabhängig sein lassen, er musste nicht auf Biegen und Brechen irgendeinen Schwachsinn als Auftrag annehmen...

„Ich hab die letzte Zeit überhaupt nicht darüber nachgedacht, was ich weitermachen will. Mir war nur wichtig gewesen, bei dir sein zu können.“, antwortete Joey nachdenklich. „Doch wenn du mich jetzt so direkt danach fragst: Ja, ich würde gerne weiterhin als Privatdetektiv arbeiten. Und vielleicht auch hin und wieder im Blue-Eyes, wenn du nichts dagegen hast. Und du?“ Interessiert blickten braune Augen in Blaue.
 

„Ich weiß noch nicht genau... vielleicht schaue ich mir einen privaten Sicherheitsdienst an. Da käme mir meine Ausbildung zu Gute.“ Seto wollte sehen, wie Joey darauf reagierte, aber eigentlich wollte er viel lieber mit Joey zusammen als Privatdetektiv arbeiten. ‚Erst mal abwarten.’, dachte sich Seto und schlug deshalb vor: „Wir sollten für einige Zeit wieder in die Zivilisation zurückkehren, ich hab nächste Woche einige Termine, die ich wahrnehmen muss.“ Abwartend schaute er Joey an. „Deine Schwester würde sich gewiss auch über einen Besuch von dir freuen.“

Seto seufzte tief auf. „Und ich möchte so gern mit meinem Bruder reden – sofern er überhaupt will.“
 

„Du willst nicht zur Polizei zurück?“, fragte Joey ungläubig. „Aber du warst doch richtig gut.“ Seto lächelte. „Danke, das ist lieb von dir, aber so gut war ich gar nicht und – nein, ich möchte nicht zur Polizei zurück. Ich habe den Beruf damals nur wegen meinem Bruder gewählt und das ist, dank dir, nicht mehr nötig. Du hast ihn ja gefunden.“ Obwohl, es machte Seto schon Spaß Spuren zusammen zu tragen... und manchmal packte ihn regelrecht das Jagdfieber. Er sollte wohl doch mal bei einem bestimmten Privatdetektiv vorsprechen...
 

Joey grübelte. Seto wollte also nicht mehr zur Polizei... aber Wachschutz... Nein, das konnte er sich nicht vorstellen... „Und du willst wirklich bei ’nem Wachschutz anfangen?“, misstrauisch beäugte der Blonde seinen Freund. „Das nehm ich dir nicht wirklich ab.“ „Warum nicht? Joey, ich habe keine Ahnung was mir wirklich gefällt, ich will es mir zumindest ansehen. Wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja. Ich muss ja nicht auf Biegen und Brechen arbeiten, ich habe Zeit, mir das passende rauszusuchen.“ Damit flunkerte er nicht mal. Setos Blick ruhte offen auf Joey.
 

„Du brauchst nicht zu arbeiten?“ Joey war jetzt ziemlich überrascht. Er hatte wirklich noch keine Zeit gefunden, über diesen Aspekt in Setos Leben nachzudenken. „Aber trotzdem, Wachschutz ist nichts für dich, da fühlst du dich nur unterfordert, glaub es mir.“ „Nein, das brauche ich nicht.“, antwortete Seto grinsend, „Vielleicht will ich mich ja nur ein bisschen beschäftigen.“ Er goss sich heißen Kaffee nach und sah Joey fragend an. „ Möchtest du auch noch einen Kaffee?“ „Danke, gern.“ Joey hielt Seto seine Tasse hin und ließ sich Kaffee nachgießen.

„Du suchst NUR eine Beschäftigung?“ Joey begann an seinem Freund zu zweifeln. Das passte alles so gar nicht zu dem Seto Kaiba, den er bisher kannte... Gut, gestand Joey sich ein, eigentlich wusste er recht wenig über und von Seto, aber doch immerhin mehr, als so manch Anderer... Forschend schaute er Seto an. Irgendwas störte ihn... aber Joey konnte nicht sagen, was...
 

„Und? Was meinst du, wollen wir morgen wieder nach Domino City zurück?“, stellte Seto die Gegenfrage, er merkte deutlich, das Joey begann misstrauisch zu werden, was seinen Berufswunsch anging, aber da musste er durch... „Inzwischen bist du ja wieder ganz blond und kannst deiner Schwester wieder unter die Augen treten... Oder vermisst du sie nicht?“ „Nach Domino würde ich schon ganz gern wieder zurück. Und Serenity besuchen... ja, das möchte ich auch gern.“
 

„Gut.“, sagte Seto, „Dann steht es fest, morgen fahren wir in die Stadt zurück.“

„Kommen wir wieder hierher zurück?“, erkundigte sich Joey. „Ja, natürlich. Um nichts in der Welt gebe ich diesen Ort auf.“, entgegnete Seto. „Ähm, so hatte ich das nicht gemeint... ich wollte wissen, ob wir gleich wieder zurückkommen, oder erst wieder im nächsten ’Urlaub’.“, meinte Joey etwas kleinlaut. „Ach so, entschuldige. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern wieder herfahren, sobald alles in Domino erledigt ist.“, gab Seto entschuldigend zurück.

„Schön.“, strahlte Joey. „Ich möchte gern noch eine Weile hier bleiben. Ich fühle mich hier so... zuhause... Das Haus wirkt so... als wäre es nur für uns gemacht... als hätte es nur auf uns gewartet...“ Lächelnd sah Seto seinen Freund an. „Mir geht es genauso. Darum möchte ich diesen Ort nicht mehr aufgeben.“, bestätigte er.
 

„Wer wohl der Alte Mann war?“, grübelte Joey, „Und was hat er wohl gewusst?“ Joey merkte gar nicht, dass er eben laut gedacht hatte. „Ich weiß es nicht... alles was ich über ihn weiß, ist, dass er genauso blaue Augen hatte wie ich und das er über mein Geheimnis Bescheid wusste. Mehr kann ich nicht dazu sagen, es hat mich damals auch nicht sonderlich interessiert. Das Drachensein hatte ich von Anfang an abgelehnt... für diesen Mann hatte ich mich, das erste und letzte Mal, freiwillig verwandelt, danach nur, weil ich es musste.“, erklärte Seto. Wäre es anders gewesen und hätte er sein Drachensein angenommen, dann wäre er neugieriger gewesen und hätte nachgeforscht.

„Ist schon gut, mach dir keine Gedanken...“, beschwichtigte Joey seinen Freund. „Aber ist es nicht schön, dass es eine Situation gab, in der du dich gerne und freiwillig in den Drachen verwandelt hast?“

„Freiwillig habe ich mich verwandelt, das stimmt, gerne... das würde ich nicht unbedingt sagen. Es ist jetzt ja auch egal.“, gab Seto zurück, es brachte eh nichts, dem Vergangenem nachzuhängen.
 

„Weißt du was?“, begann Joey, „Ich hab auf einmal riesige Lust zu fliegen. Kommst du mit?“ Bittend sah Joey seinen Freund mit seinen braunen Augen an.
 

Seto warf einen Blick aus dem Fenster, die Sonne strahlte auf die winterliche Landschaft herunter, es war fast gegen Mittag und die gelbe Scheibe hatte ihren höchsten Stand erreicht – ideal um zu fliegen... „Warum nicht.“, kam er Joeys Bitte nach, stand auch gleich auf, um schnell das Frühstücksgeschirr wegzuräumen und Joey half ihm dabei. Schnell waren sie fertig und beeilten sich nach draußen zu kommen, wenig später flogen zwei übermütige Drachen über den See. Spielerisch jagten sie sich und vollführten die waghalsigsten Flugmanöver. Nach einer Weile entdeckte Seto eine Klippe die für Drachen gemacht zu sein schien. Die Klippe hatte die Form eines Hufeisens, Seto landete auf dem einen Ende und machte es sich dort bequem, Joey landete auf dem Anderen, machte es sich ebenfalls bequem. Beide ließen wachsam ihren Blick über dieses Tal schweifen, es gefiel ihnen hier sehr, an keinem anderen Ort wollten die Beiden im Augenblick sein.
 

Am nächsten Morgen fuhren sie, nach einem ausgiebigen Frühstück, zurück nach Domino City. Am frühen Nachmittag betraten sie Setos Wohnung – es war schon ein eigenartiges Gefühl wieder hier zu sein. Nachdem sie ihre Sachen weggeräumt hatten, ging Seto in die Küche um Kaffee zu kochen. Sein Blick fiel auf den Tisch, dort lagen immer noch Joeys Notiz und der Haustürschlüssel. Als er an diese Zeit dachte, schnürte es ihm die Kehle zu – ein Leben ohne Joey kam für ihn nicht mehr in Frage.
 

Der Blondschopf trat zu ihm und nahm Seto die Notiz behutsam aus den Händen. „Denk nicht mehr daran, das ist Vergangenheit. Ich werde nie wieder von dir weggehen... es war so furchtbar ohne dich.“ Joey wollte nicht mehr daran denken... wollte diese große Trauer vergessen... Jetzt war er mit Seto glücklich, er hatte ihm das Kostbarste geschenkt, das man einem anderen Menschen schenken kann – seine Unschuld...
 

„Ich sollte ihn, für mich gut sichtbar, hinhängen, damit ich immer daran erinnert werde, das es nicht selbstverständlich ist, das du bei mir bist.“, sagte Seto bestimmt und legte den Haustürschlüssel in Joeys Hand. „Ich hoffe, dass ich dir nie wieder einen Grund liefere, ihn mir zurückzugeben.“
 

~~~
 

Seit die beiden Drachen sie bei ihrem Hotel abgesetzt hatten, waren nun schon einige Wochen vergangen. Die Presse hatte den Vulkanausbruch groß aufgebauscht, dem die Burg zum Opfer gefallen war, und die Polizei alle Berichte über Drachen als Sensationsheischerei abgetan. Der Chef von Mitsuki bedauerte, dass sein Fotoapparat und all seine anderen Unterlagen sich auf der Burg befanden, als diese unterging. Mitsuki wollte es aber nicht gelten lassen, dass sein Chef seine Reise als umsonst und vergebens hinstellen wollte. So setzte er sich sogleich, wie es eben seine Art war, daran, seine Erinnerungen und Eindrücke, die er gesammelt hatte, in einem ausführlichen Bericht zusammenzufassen.
 

Als er bei Pegasus und seiner Burg ankam, stockte Mitsuki ein wenig, doch dann beschränkte er sich darauf, die Burg von ihrem Aussehen und ihrer Ausstrahlung her zu beschreiben... es brauchte niemand zu wissen, was auf der Burg wirklich geschehen war... Tagsüber war er so ziemlich beschäftigt, und darüber war Mitsuki recht froh, lenkte es ihn doch von dem ab, über das er nicht nachdenken mochte...

Serenity saß oft neben ihm, an seinem Schreibtisch, und arbeitete an einer Übersetzung, die sie angenommen hatte... Als sie sich ihre eigene Wohnung genommen hatte, dachte sie, dass es für sie doch gut wäre, wenn sie finanziell auch ein wenig unabhängiger von ihrem Bruder wäre. Sie suchte und fand einen Verlag, der jemanden suchte, der Übersetzungen freiberuflich für sie tätigen würde. Sie waren mit ihrer Probearbeit zufrieden, und so hatte sie bereits ihren zweiten, etwas größeren, Auftrag zur Übersetzung erhalten.
 

Nachdenklich ruhte ihr Blick hin und wieder auf Mitsuki... Serenity konnte sich immer noch nicht daran gewöhnen, dass ihr Freund Mokuba heißen sollte... Er schlief sehr schlecht in letzter Zeit, immer wieder hatte er Albträume, über die er mit ihr nicht reden wollte.
 

Mitsuki war sich zwar nun sicher, dass er der jüngere Bruder von diesem Seto Kaiba war, doch fiel es ihm noch ziemlich schwer, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Einen großen Bruder zu haben, etwas aus seiner Vergangenheit zu erfahren – das war schon etwas, was er sich immer gewünscht hatte, doch die Umstände...

Nein, das war etwas, worüber er am liebsten nicht nachdenken würde, auch wenn Serenity immer wieder andeuten ließ, dass es viel besser für ihn wäre, darüber zu reden. Doch er war Serenity sehr dankbar dafür, dass sie ihn nicht bedrängte... Doch so leicht Mitsuki tagsüber dem Thema ausweichen konnte, nachts holte es ihn immer wieder ein.
 

Er schlief schlecht, immer wieder träumte er von dem Augenblick, als er ohnmächtig erkennen musste, dass Pegasus ihn betrogen, ihn hereingelegt hatte, und hatte wegen ihm die schlimmsten Albträume...

Unruhig warf Mitsuki sich auf seinem Bett herum, er wollte nicht weiter träumen, wusste er doch genau, was gleich kommen würde, aber er wachte einfach nicht auf. Jede Nacht träumte er von seinem letzten Traum, den er in der Zelle hatte... Immer wieder begann der Traum an der gleichen Stelle, er folgte Pegasus durch seine Burg hinunter in die Verließe und fand sich plötzlich an die Wand gefesselt wieder. Und als er traurig sich in Gedanken von Serenity verabschiedet hatte, kam seine Erinnerung an den Traum, den er danach hatte:
 

Pegasus stand lächelnd vor ihm, streichelte ihm über seine Wange und amüsierte sich köstlich darüber, dass er versuchte sich abzuwenden. Er konnte sein Verhalten nicht wirklich verstehen, und von einem Mann angefasst zu werden, widerstrebte Mitsuki aufs äußerste... Doch was danach kam, trieb ihm immer wieder die Schamesröte ins Gesicht, selbst im Traum. Pegasus zog seine Hosen herunter und fasste ihn dort an, wo keine andere Männerhand etwas zu suchen hatte... Hilflos an die Wand gekettet, musste er immer wieder erleben, wie Pegasus sich an seinem Geschlecht vergriff, und es auch noch auf seine Berührungen reagierte... Jedes Mal aufs Neue spürte er, wie er sich in die feuchte Mundhöhle ergoss...

Er konnte die Kälte ganz genau spüren, der seine Beine ausgesetzt waren, und ein eiskalter Schauer durchfuhr ihn jedes Mal aufs Neue, als er Pegasus Worte vernahm, die dieser in sein Ohr flüsterte: „Jetzt hast du deinen Spaß gehabt – gleich werde ich meinen haben.“ Danach zog Pegasus seine Hose runter und Mitsuki konnte nur ZU deutlich sehen, an was Pegasus da so gedacht hatte. Panik machte sich in ihm breit, und steigerte sich schier ins unermessliche, als Pegasus zwischen seine Beine griff, ihn anhob... und vor lauter Schmerzen blieb ihm die Luft weg...
 

Mitsuki konnte nicht wissen, dass Bakura ihm diesen Traum geschickt hatte, da er sich an seiner Panik weiden wollte, wenn er zu ihm kam, doch ein unerwarteter Gast hielt ihn vom Besuch im Verlies ab...
 

Schweißgebadet und nach Luft ringend erwachte Mitsuki, nur um anschließend vom nächsten Albtraum gequält zu werden:
 

Mitsuki fand sich nun gefesselt zwischen den beiden Stämmen vor und Pegasus gab dem Braunhaarigen den Befehl ihn zu töten. Inzwischen hatte Mitsuki mit seinem Leben abgeschlossen, doch als der Braunhaarige mit seinem Schwert auf ihn zukam, schlug sein Herz angstvoll und schnell... Dann kam dieser merkwürdige Satz, mit dem ihn der Braunhaarige als kleiner Bruder bezeichnet hatte, aber diesmal blieb er an die Pfosten gefesselt, der Braunhaarige verschwand aus seinem Blickfeld, und als Pegasus mit seiner Waffe die Tat vollbringen wollte, kam ein weißer Drache brüllend in die Höhle geflogen, griff nach ihm, und die Stricke zerreißend flog er mit ihm aus der Höhle hinaus.

Zitternd und um sein Leben fürchtend wurde er von dem Drachen durch die Luft getragen... Sein Verstand sagte ihm, dass der Drache ihn retten wollte, doch sein Gefühl sah das anders... Mitsuki litt jedes Mal Todesängste... und wartete nur darauf, von dem Drachen gefressen zu werden...
 

Laut aufkeuchend erwachte Mitsuki wiederum aus diesem Traum... und traute sich nicht wieder einzuschlafen, da seine Träume dann wieder von vorne anfangen würden. Diese Träume zerrten an ihm, er fühlte sich so erschlagen... Von Tag zu Tag wurde seine Furcht vor dem Schlafen gehen immer größer, selbst seinem Chef fiel mittlerweile auf, dass er nicht gut aussah... Aber er konnte sich Serenity doch nicht anvertrauen, dann würde er doch als schwach gelten und konnte seine Freundin nicht mehr beschützen.

Mitsuki bemerkte die Blicke, die Serenity ihm ab und zu zuwarf, sehr wohl... Aber ein Mann hatte stark zu sein, sollte seine Familie beschützen... und im Augenblick fühlte er sich überhaupt nicht stark...
 

Mitsuki schreckte Nacht für Nacht auf, stöhnte unentwegt gequält auf und warf sich immer im Bett herum... Mit der Zeit bekam er schlimme Augenringe unter seinen Augen, und sah auch sonst nicht besonders gut aus... davon einmal abgesehen, dass auch Serenity jedes Mal davon wach wurde, und nicht sehr erholsam schlief...

Nach einiger Zeit konnte Serenity sich das alles nicht mehr mit ansehen, und grübelte über eine Lösung für das Problem nach. Wie konnte sie ihrem Freund nur dabei helfen? Sie überlegte sich, einen schönen gemütlichen Abend zu gestalten, mit Kerzen, einem leckeren Essen und einer kleinen Massage... Dabei konnte sie das Gespräch langsam auf die Drachen bringen... und vielleicht gab Mitsuki sich ja einen Ruck, und redete endlich mit ihr...
 

Als sie wieder einkaufen gehen musste, brachte sie alles benötigte mit und wartete darauf, das Mitsuki zu seinem Chef ging, um seine Berichte abzuliefern. Nach einem Entschuldigungsbrief, in dem auf den unglückseligen Umstand des Vulkanausbruches, als Mitsuki zu Gast auf der Burg von Pegasus war, hingewiesen wurde, waren fast alle Besitzer von alten Burgen und Schlössern bereit einige Fotos zur Verfügung zu stellen, und so konnte der Band über alte Burgen und Schlösser in Japan wie geplant herausgebracht werden.

Mitsuki konnte zwar eine ganze Menge zu Hause arbeiten, doch einmal in der Woche bestand sein Chef darauf, dass er im Verlag vorbei kam, um über die Arbeit zu reden. Diesen Tag wollte Serenity ausnutzen, und alles nötige vorbereiten. Fröhlich stand sie in der Küche, kochte Mitsukis Lieblingsessen, deckte liebevoll den Tisch mit Kerzen und dem guten Geschirr und verteilte einige duftende Blüten in Wasserschalen in der ganzen Wohnung. Jetzt brauchte Mitsuki nur noch nach Hause zu kommen...
 

Mitsuki war froh, als er endlich seinen Schlüssel ins Türschloss stecken konnte – bedeutete es doch für ihn, dass er wieder zu Hause war. Überrascht nahm er den wunderbaren Duft wahr, der durch die Wohnung zog. Es roch nicht nur nach einem wunderbaren Essen, sondern auch sonst unwahrscheinlich gut. Neugierig ging er durch die Wohnung und suchte nach seiner Freundin. Er fand sie im wo Wohnzimmer gerade die Kerzen anzündete.

„Hallo, Schatz, schön hast du das gemacht. Gibt es einen besonderen Grund?“ Mitsuki ging auf Serenity zu und küsste sie liebevoll. Sie erwiderte den Kuss voller Hingabe und löste ihn dann. „Heute vor drei Monaten haben wir uns kennen gelernt. Das ist Grund genug.“, lächelte sie ihren Freund an. „Setz dich. Du hast doch sicher Hunger?“
 

„Oh ja, und wie... es riecht einfach köstlich.“, antwortete Mitsuki sehnsüchtig. „Und wir kennen uns wirklich erst drei Monate? Mir kommt es wie ein ganzes Leben vor...“, fügte er lächelnd hinterher und nahm an dem Tisch platz. „Kein Wunder, in dieser Zeit ist sehr viel passiert.“, erwiderte sie und ging in die Küche, um das Essen zu holen. Mit zwei angerichteten Tellern kam Serenity wieder und stellte sie auf dem Tisch ab. Bevor sie sich hinsetzte, goss sie noch den Wein in die Gläser. „Lass es dir schmecken.“, liebevoll lächelte sie Mitsuki an und prostete ihm zu.

Genüsslich sog Mitsuki den Duft, der von dem Essen ausging, ein und erhob ebenfalls sein Glas. „Auf das wir noch viele drei Monate gemeinsam erleben.“, drückte er seinen innigsten Wunsch aus und blickte zärtlich seine Freundin an. Mitsuki griff nach seinem Besteck und kostete andächtig die vor ihm stehenden Speisen. „Es schmeckt so gut, wie es riecht.“
 

„Ja, das wünsche ich mir auch von Herzen.“, gab Serenity zurück, nichts wünschte sie sich sehnlichster, als noch viele, viele Jahre mit Mitsuki zu verbringen. Bei dem Kompliment zog eine leichte Röte über ihr Gesicht. „Danke, es freut mich, dass es dir schmeckt.“

„Aber auch sonst hast du es wunderschön gemacht.“, bewundernd blickte Mitsuki sich im Zimmer um. Die Atmosphäre die Serenity geschaffen hatte, war wirklich angenehm und tat ihm unwahrscheinlich gut. Mitsuki spürte, wie sich langsam die Anspannung von ihm löste.

Serenity lächelte ihren Freund liebevoll an. „Für den Besten nur das Beste... nimm doch schon mal auf dem Sofa platz. Ich bin gleich bei dir.“ Ihr Plan schien ja aufzugehen, sie bemerkte, wie Mits... Mokuba sich entspannte. Schnell räumte sie das Geschirr in die Küche und stellte es in die Spüle, der Abwasch konnte bis morgen warten.

Bevor sie zurück ins Wohnzimmer ging, richtete sie noch mal ihre Kleidung, prüfte ihre Frisur und setzte sich dann zu ihrem Freund auf das Sofa. „Soll ich dir den Nacken massieren?“, fragte sie vorsichtig.
 

„Das wäre schön.“, seufzte Mitsuki dankbar auf.
 

Sie setzte sich hinter ihren Freund und während sie Mitsuki, nein – Mokuba, den verspannten Nacken massierte, erzählte sie: „Stell dir vor, Joey hat mich heute angerufen, Seto und er kommen für ein paar Tage nach Domino zurück. Sie werden uns besuchen, sobald sie Zeit haben. Du hast doch sicher nichts dagegen, oder?“ Gespannt wartete sie auf die Reaktion ihres Freundes.
 

Mitsuki hatte die Augen geschlossen und genoss die Massage seiner Freundin. „Nein, ich habe nichts dagegen, dass dein Bruder uns besuchen kommt.“, meinte er entspannt... Moment, da war doch was... Aber jetzt hatte er seine Zusage schon gegeben, und wollte, nein konnte, sie nicht mehr zurücknehmen.

„Das freut mich. Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen und du hast die Gelegenheit deinen Bruder näher kennen zu lernen.“, freute sich Serenity, sehr wohl hatte sie bemerkt, wie Mokuba – an diesen Namen musste sie sich wohl gewöhnen – sich verspannt hatte.

Glücklicher Weise befand sich Serenity hinter ihm, so konnte er das leise Erschrecken gut vor ihr Verbergen, dachte Mitsuki, als seine Freundin seinen Bruder ansprach. Doch Serenity hatte mit ihrer Massage längst noch nicht aufgehört, und bekam so jede Regung Mitsukis sofort mit. „Ach ja, mein Bruder...“, begann Mitsuki gedehnt...
 

„Freust du dich den nicht deinen Bruder zu treffen? Nach all den Jahren?“, fragte Serenity behutsam nach. Die Position die sie jetzt innehatte, erwies sich als praktisch. Zwar bekam sie jede Regung mit, doch ihr Freund brauchte seine Gefühle vor ihr nicht zu verstecken, da sie sein Gesicht nicht sehen konnte.

„Ja, schon...“, begann Mitsuki etwas reserviert, „Aber er ist doch auch dieser... dieser... dieser...“ Mitsuki hatte Probleme damit, selbst dieses Wort auszusprechen... „Hast du denn keine Probleme damit, dass dein Bruder sich...“ Mitsuki unterbrach sich unangenehm berührt...

„Du meinst, dass sich Joey in einen Drachen verwandelt, so wie Seto?“, fragte sie vorsichtig nach.
 

Mitsuki schluckte. Normaler Weise schätzte er ja gerade diese Eigenschaft an Serenity, doch selbst damit konfrontiert, nahm alles eine andere Form an... „Ja, genau das meine ich.“, meinte Mitsuki leise.
 

Serenity überlegte eine Weile. „Doch. Als Joey sich das erste Mal vor mir verwandelt hatte, war es sehr fremd für mich. Ich konnte nicht glauben, dass der schwarze Drache tatsächlich mein Bruder war. Dennoch ist es so, ich liebe meinem Bruder und der Drache ist ein Teil von ihm. Ich habe akzeptiert, das er diese Fähigkeit besitzt.“, erklärte sie Mitsuki sanft.

„Aber es war auch eine besondere Situation... die Sorge um dich, hat mich die Sache wohl schneller tolerieren lassen.“ Sie dachte an die ganze bizarre Szenerie, die sich dort abgespielt hatte. Sie hatte erst für ihren Bruder, dann für ihren Freund stark sein müssen, Serenity hatte gar keine Zeit gehabt um sich Gedanken machen zu können. Auf Joey vertrauend hatte sie es einfach akzeptiert. Doch sie konnte die Gefühle ihres Freundes auch gut verstehen – hoffentlich vertraute er sich ihr an, sie wünschte es sich so sehr.
 

Serenity hatte sich um ihn gesorgt... das tat ihm ja so gut... Seufzend lehnte sich Mitsuki an seine Freundin an. Er würde sich so gern fallen lassen, aber das fiel ihm ziemlich schwer... es widerstrebte ihm so sehr, sich in Gegenwart einer Frau schwach zu zeigen...

„Du hast heilende Hände, hat dir das schon mal jemand gesagt?“ Mitsuki blickte seine Freundin dankbar an.
 

Serenity legte ihre Arme um ihren Freund, „Nein... bisher hat mir das noch niemand gesagt.“ Liebevoll erwiderte sie seinen Blick, schmiegte sich an ihn. „Ich liebe dich, Mitsuki.“, flüsterte sie in sein Ohr, doch dann kam ihr eine Frage in den Sinn: „Sag mal, wie soll ich dich jetzt eigentlich nennen? Mitsuki Okayama oder Mokuba Kaiba“, erkundigte sie sich vorsichtig bei ihm.

Wählte Mitsuki jetzt seinen Geburtsnamen, setzte er sich zwangsläufig mit seiner Vergangenheit auseinander, das hieß auch mit seinem Bruder Seto und dessen Drachensein.
 

Mitsuki schluckte. Eigentlich war die Antwort für ihn klar – er war Mitsuki Okayama... Der Name Mokuba Kaiba hatte für ihn überhaupt keinen vertrauten Klang, er konnte sich noch nicht mir ihm anfreunden. Auch wenn er sich darüber gefreut hatte, etwas aus seiner Vergangenheit gefunden zu haben, wenn auch unter nicht sehr schönen Umständen, aber der Name Kaiba war im Augenblick für ihn mit äußerst unangenehmen Erinnerungen verbunden...

Immerhin sollte er als Mokuba Kaiba geopfert werden, weshalb auch immer, und Seto Kaiba verwandelte sich in einen Drachen, und das machte ihm Angst...

„Im Augenblick fühle ich mich als Mitsuki Okayama wesentlich wohler.“, meinte er entschuldigend.
 

Das hatte Serenity befürchtet. „Du sagst , du fühlst dich mit deinem jetzigen Namen wohler, was genau stört dich an dem anderen Namen? Was behagt dir an dem Namen Kaiba nicht?“, beharrte sie behutsam auf einer Antwort. Mitsuki hatte eine Menge mitgemacht, das war bestimmt nicht leicht für ihn, das zu verarbeiten, aber er musste es, sonst ging er noch zugrunde. Das konnte und wollte Serenity nicht mit ansehen, sie liebte ihren Freund, für sie kam es nicht in Frage, seinem Leiden tatenlos zu zusehen.

„Als der Bruder von Kaiba, sollte ich geopfert werden, sollte ich sterben, und der Drache macht mir einfach Angst... Verwandle ich mich am Ende auch in einen Drachen?“ Mitsuki schaute ziemlich unglücklich drein. „Als Mitsuki Okayama hatte ich ein geordnetes Leben, eine liebevolle Freundin und niemand der mir nach dem Leben trachtete.“
 

Erleichtert schloss Serenity ihre Augen, endlich hatte Mitsuki ausgesprochen, was ihn beschäftigte. Liebevoll strich sie ihm durch sein Haar. „Dem Tod ins Auge zu sehen ist bestimmt nicht leicht, ich kann dir nur meine Liebe geben um dieses Erlebnis zu überwinden... Was den Drachen angeht, ich versichere dir, das du dich nie in einen Drachen verwandeln wirst.“, sie lächelte leicht. „Sollte das doch der Fall sein, würde es bedeuten, dass auch ich mich in einen verwandeln würde... Macht dir nur der weiße Drache Angst oder auch der Schwarze, also mein Bruder?“

„Für mich waren Drachen bisher nur Menschenverachtende Monster, die andere entführen, oder töten, denen Jungfrauen geopfert wurden, damit sie das Dorf für ein weiteres Jahr in Ruhe lassen... ich fürchte mich vor Drachen.“ Mitsuki war knallrot im Gesicht, als er das gerade bekannte, doch mit Serenity im Rücken fühlte er sich nicht ganz so beschämt. Er hätte ihr das so nicht ins Gesicht sagen können.
 

„Das ist nur natürlich. Wären es nicht mein und dein Bruder, würde ich mich auch vor ihnen fürchten. Doch ich vertraue Joey und er vertraut Seto, das reicht mir – und somit gehört mein Vertrauen auch dem weißen Drachen.“ Seto war auf dem Plateau als ziemlich wütender Drache erschienen, ihr hatte das Herz bis zum Hals geklopft... wie musste das auf ihren Freund gewirkt haben. All seine Ängste vor diesen Tieren schienen ihm voll und ganz bestätigt worden zu sein... „Vielleicht solltest du mit Seto darüber reden.“, schlug Serenity leise vor und drückte Mitsuki an sich. Sie war dankbar, dass er ihr seine Ängste eingestanden hatte.
 

„Ja, das sollte ich wohl.“, gestand Mitsuki zögerlich ein. Es verursachte ihm immer noch ein wenig Unwohlsein, so direkt auf seinen Bruder angesprochen zu werden. Doch noch war es nicht so weit, und wer weiß, vielleicht kam sein – Bruder – ja auch überhaupt nicht mit.
 

In dieser Nacht schlief Mitsuki zum ersten Mal wieder etwas besser. Pegasus verfolgte ihn zwar immer noch, doch der Traum mit dem Drachen hatte sich verändert. Diesmal sprach der Drache zu ihm, mit einer wunderschönen samtenen Stimme und blickte ihn aus seinen blauen Augen liebevoll an.

„Hab keine Angst, kleiner Bruder, dir wird nichts geschehen, ich werde dich immer beschützen.“

Das Vorstellungsgespräch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Vorstellungsgespräch (zen.)

Genüsslich räkelte sich Joey neben Seto im Bett. Es kam nicht oft vor, dass er vor ihm munter war, aber heute hatte ihn ein vorwitziger Sonnenstrahl geweckt.

Er stützte sich auf seinen linken Arm auf und betrachtete verliebt seinen Freund, der noch schlief. Eine Haarsträhne war ihm ins Gesicht gefallen, und er wirkte

so friedlich und entspannt, als er so neben ihm lag.

Das Haar war verwuschelt und machte ihn so – menschlich... Zärtlich streichelte Joey über Setos Gesicht und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. Er wollte ihn noch nicht wecken, sondern ihm noch ein Weilchen beim Schlafen zu sehen.
 

Seto drehte sich zu Joey auf die Seite – seine Gedanken fingen an zu arbeiten, er hatte heute noch einiges vor. Langsam öffnete er seine Augen und sah direkt in die warmen, braunen Augen seines Freundes. „Du bist schon wach?“, fragte Seto verwundert, das kam sehr selten vor. „Guten Morgen.“, lächelte Joey warm. „Ein Sonnenstrahl fühlte sich genötigt mir dein wunderschönes, vom Schlaf gerötetes Antlitz zu zeigen.“

Seto schmunzelte bei Joeys Worten. „Guten Morgen.“, erwiderte er. „Du bist ja so poetisch heute.“, stellte Seto fest und streichelte mit einer Hand über Joeys Gesicht. „Ich weiß nicht, mir war einfach danach.“ Joey zuckte mit den Schultern, schmiegte sich in Setos warme Hand, beugte sich über ihn und küsste ihn sanft.
 

So fing der Tag gut an, liebevoll gab Seto den Kuss zurück, und löste ihn schließlich. „Wir müssen aufstehen, wir haben noch einige Termine, bevor wir deine Schwester besuchen können.“, bedauerte Seto, gab Joey noch einen hingebungsvollen Kuss und stand dann auf. Bevor er es sich doch noch anders überlegte, verschwand Seto lieber schnell im Bad und stand wenig später unter der Dusche.

Etwas enttäuscht blickte Joey seinem Freund hinter her... er wollte nicht allein gelassen werden, es war doch gerade so gemütlich im Bett geworden... aber wenn er sich beeilte, konnte doch noch ein wenig mit Seto ’kuscheln’... Lächelnd erhob sich Joey aus dem Bett und hoffte, dass Seto die Badezimmertür nicht abgeschlossen hatte. Joey hatte Glück, öffnete leise die Tür, zog sich schnell aus und schlüpfte zu Seto unter die warme Dusche.
 

Seto genoss das warme Wasser, er hatte sich gerade eingeseift, als Joey zu ihm unter die Dusche kam. Überrascht drehte Seto sich um, „Joey... geht dir das nicht schnell genug?“, wollte Seto wissen. „Nein, du warst viel zu schnell weg...“, murmelte Joey und schmiegte sich an Seto.
 

Automatisch legte Seto seine Arme um Joey. „Ja, war ich, weil wir heute nicht soviel Zeit haben. Wäre ich im Bett geblieben, hätte es doch wesentlich länger gedauert, bis wir aufgestanden wären.“, rechtfertigte Seto leise sein schnelles Verschwinden. Joey fühlte sich einfach nur gut an, seine Hände glitten an Joeys Rücken herunter.

Joey seufzte leise auf, Seto hatte so unglaublich zärtliche Hände. Seit Seto die Liebe zugelassen hatte, lernte Joey immer neue Seiten an ihm kennen. Seto konnte so unglaublich sanft sein, mitfühlend... und leidenschaftlich. Joeys Hände begaben sich ebenfalls auf Setos Rücken auf Wanderschaft und verteilten die Seife, die sie fanden, zärtlich.
 

„Du treibst ein gefährliches Spiel.“, flüsterte Seto mit belegter Stimme, er liebte Joeys Berührungen, wenn er könnte würde er jetzt schnurren wie ein Kater.

„Und wenn?“, antwortete Joey herausfordernd. Er hatte ganz und gar nichts dagegen, wenn es etwas gefährlicher wurde. Langsam ließ er seine Hände etwas tiefer wandern und streichelte neckisch über Setos wohlgeformten Hintern.

„Du weißt doch, das wir keine Zeit haben.“, entgegnete Seto, Joeys Hände ließen ihn genießerisch aufseufzen. Sein Mund suchte Joeys, Setos Zunge fuhr spielerisch über die Lippen seines Freundes. „Na und, dann beeilen wir uns halt nachher beim Frühstück.“, murmelte Joey in den Kuss und öffnete seine Lippen um die morgendliche Besucherin willkommen zu heißen. Wohlig seufzte er auf, als Seto ihn streichelte.
 

Zärtlich spielte Setos Zunge mit der Joeys, um zu Antworten löste der Brünette kurz den Kuss. „Beeilen wird nicht helfen... wir müssen dann schon aufs Frühstück verzichten.“, schon verwickelte er Joey wieder in einen Kuss. Sein Herzschlag beschleunigte sich, sein Blut sammelte sich in seiner Körpermitte. Bei Joey konnte er nicht standhaft bleiben, das musste sich unbedingt ändern... irgendwann... sehr viel später... am besten nie...
 

Joey keuchte leise auf, als er Setos harte Männlichkeit spüren konnte und drückte sich verlangend an ihn. Seine Hände legten sich um Setos Nacken, er wollte ihn jetzt...

„Nimm mich“, raunte er in Setos Ohr.

Diese zwei Worte trieben Setos Verlangen voran, seine Körpermitte zog sich sehnsuchtsvoll zusammen. Seine Hände wanderten zu Joeys Hintern, massierten diesen, mit einer Hand zog er Joey fester an sich, die andere ging auf die Suche... zärtlich ließ er seinen Finger darüber gleiten. Immer schneller schlug Setos Herz in seiner Brust, bisher hatte er den passiven Part übernommen, jetzt sollte es anders sein. „Jetzt und hier?“, stellte er rau die Frage.

„Ja, hier und jetzt.“, antwortete Joey erregt und presste sich Setos Finger entgegen. „Aber keine Angst, ich vertrag ne Menge.“ Joey schloss seine Augen und ließ sich auf Setos suchendem Finger nieder. Wohlig stöhnte Joey auf – Gott, wie sehr hatte er das vermisst... Joey stellte sich wieder hin und küsste Seto hungrig. Fahrig fuhr er durch Setos Haare, beendete den Kuss und drehte sich auffordernd um.
 

Joeys Reaktion ließ Seto alles zaudern vergessen, er war im höchsten Maße erregt. Sein Atem ging heftig, er umarmte Joey, ließ seine Finger über dessen Brustwarzen gleiten. Eine Hand glitt hinunter, streichelte über Joeys Erektion, die andere war wieder am verborgenen Eingang. Einem Finger folgte bald der zweite... währenddessen küsste Seto Joeys Nacken.

Setos Berührungen ließen Joey erregt aufkeuchen. Joey drückte seinen Rücken durch und presste sich noch fester an Seto, um soviel Gefühl wie möglich zu erlangen. Seto machte seine Sache gut, doch langsam sehnte er sich nach mehr – nach SEHR viel mehr... „Nimm mich endlich, ich halt es nicht mehr aus.“, keuchte Joey verlangend auf und griff hinter sich... Es war ein unbeschreibliches Gefühl, das Seto beherrschte, sein Tun erregte ihn mehr und mehr und Setos Körper sehnte sich fast schmerzhaft nach der Erlösung.
 

Seto zog seine Finger zurück, stellte sich direkt hinter Joey und keuchte auf, als Joey nach ihm griff. Zittrig brache er sich in Position... dieses Gefühl, diese Enge, das Bewusstsein in Joey zu sein, ließen Seto tief aufstöhnen. Er verharrte, um sich wieder zu beruhigen. Ein tiefes Stöhnen verließ Joeys Kehle, als Seto in ihn eindrang. Er widerstand dem Impuls sich sofort gegen Seto zu bewegen, aber es fiel ihm ziemlich schwer. Es war ihm klar, dass er das, was er von Seto haben – mit ihm haben – wollte, sich zum Teil selbst von ihm holen musste. Doch er wollte ihm erst einmal Zeit lassen, sich an alles zu gewöhnen.
 

Nach einer Weile des Verharrens begann Seto... doch er war sich bewusst, dass er Joey nicht das an Erfüllung geben konnte, was dieser ihm immer zuteil werden ließ – dafür fehlte im schlichtweg die Erfahrung. Aber vielleicht konnte er, mit Joeys Hilfe, einen kleinen Teil an Gefühlen zurückgeben.

Joey veränderte hin und wieder den Winkel, doch ansonsten konzentrierte er sich voll und ganz auf Setos Bewegungen. Es tat ja so unwahrscheinlich gut, selbst mal wieder der passive Part zu sein . Nach einer Weile umfasste er seinen kleinen Freund und ließ ihn an den Freuden teilhaben. Er passte sich Setos Rhythmus an und nach und nach steigerte sich ihr Tempo. Er konnte schon das ersehnte Kribbeln spüren...
 

Seto reagierte auf die Veränderungen seitens Joeys, doch war er sich nicht so ganz sicher, ob er es richtig machte, da musste er wohl noch mehr üben. Doch bald schon forderte sein Körper die Erlösung seines Sehnens, er steigerte sein Tempo, sein Orgasmus kündigte sich machtvoll an... plötzlich streifte er Joeys geheimen Punkt. Überrascht keuchte Joey auf... damit hatte er gar nicht gerechnet und kurzfristig sah er die Sterne...

Mit einer kleinen Bewegung zog sich alles in Joey zusammen und unter Stöhnen ergoss er sich in seine Hand. Als sich Joey um ihn zusammenzog, kam für Seto ebenfalls die Erlösung... Keuchend und mit zittrigen Beinen, wartete er auf das Abebben seines Höhepunktes...
 

Heftig atmend spürte Joey seinem inneren Glühen nach und ließ das warme Wasser seinen Samen von seiner Hand abspülen. Er drehte sich zu Seto um, als dieser sich wieder von ihm gelöst hatte und küsste ihn zärtlich. „Danke, das war wunderschön.“ Joey fühlte sich so gut, wie schon lange nicht mehr...

Ebenso zärtlich erwiderte Seto den Kuss. „Das kann ich nur zurückgeben.“ Das hatte ihm gefallen, auch wenn er in diesem Punkt noch einige Übung brauchte. Und in einem Punkt war er sich sicher, Gelegenheit zum üben würde er genug bekommen.
 

Später fuhren sie zügig durch die Stadt, Seto warf immer wieder einen Blick auf die Uhr. Auf das Frühstück wollte Joey nicht verzichten – er hatte darauf bestanden, das sie noch was aßen, bevor sie die Wohnung verlassen würden. Das Mittagessen konnte Joey ausfallen lassen, aber nicht das Frühstück... seufzend hatte sich Seto gefügt. Allein konnte er aber nicht losfahren, da er mit Joey noch etwas vorhatte. Vor einem Architektenbüro hielt Seto schließlich an – er stellte den Motor ab, ließ aber den Schlüssel stecken. „Bin gleich wieder da.“, sprach’s und schon war er aus dem Auto gesprungen und eilte in das Gebäude. Einige Minuten später kam Seto wieder heraus und wirkte jetzt bedeutend ruhiger.
 

Irritiert, aber auch neugierig blieb Joey im Auto sitzen. Es ging alles so schnell, dass er gar keine Zeit zum fragen hatte. Es war ihm nicht entgangen, dass Seto unwahrscheinlich unruhig war, doch auf eine kurze Nachfrage, bekam er keine wirkliche Antwort von Seto. Jetzt musste er sich wirklich auf Seto verlassen... Ein ziemliches Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus... es kam selten vor, dass er keine Ahnung hatte, was auf ihn zukommen würde...
 

Eine Viertelstunde später fuhr Seto in die Tiefgarage eines Bürohauses, suchte sich einen Parkplatz, stellte den Wagen ab und stieg aus. „Komm, ich will dir was zeigen.“, forderte er Joey auf ihm zu folgen.
 

Zielstrebig ging der Blauäugige auf den Fahrstuhl zu, der in die oberen Stockwerke führte. Zum Glück war dieser gerade unten und wartete auf seine nächsten Passagiere. Seto stieg ein und drückte den Knopf, für das gewünschte Stockwerk, bevor Joey ebenfalls in die Kabine trat. Ob Joey sich über das, was er gleich sehen würde, freute? Es konnte ja auch durchaus sein, das es ihm gar nicht recht war.

Gleich würde Seto es wissen, nur schwer konnte er seine Nervosität verbergen. Der Fahrstuhl erreichte das gewünschte Stockwerk, mit einem leisen ’Kling’ hielt er an. Bevor die Tür aufging, bat Seto Joey, „Mach bitte die Augen zu... und nicht schummeln.“
 

Joey wusste grade nicht mehr, was er fühlen sollte. Die Tiefgarage war schon ganz schön spannend, aber als Joey die Augen schließen sollte, grummelte es aufgeregt in Joeys Magen. „Nein, ich schummle nicht.“, nickte Joey und presste seine Augen fest zu, nicht ohne sich vorher an Seto festzuhalten. Gespannt, wie ein Flitzebogen, wartete Joey nun auf das, was kommen sollte...
 

Seto bugsierte Joey durch den Flur, hielt an einer Tür an, schloss diese auf, lotste seinen Freund hindurch und machte die Tür wieder zu. „Nicht gucken.“, sagte Seto noch mal, öffnete die Zwischentür, nahm Joeys Hand und führte ihn in den nächsten Raum. Seto musste sich selbst erst mal umsehen, er kannte die Einrichtung nur von der Planung her. Fertig hatte er diese Räumlichkeiten auch noch nicht gesehen. Ihm gefiel sehr, was er sah, der Blick aus dem Fenster war umwerfend, es hatte den Eindruck, als ob ihnen die Stadt zu Füssen lag.

Jetzt küsste Seto seinen Freund zärtlich und sagte dann: „Jetzt kannst du die Augen aufmachen.“ Seto zog sich etwas zurück um die Reaktion Joeys besser sehen zu können. Seto stand vor dem großen Schreibtisch und verbarg damit noch das Namensschild seines Freundes.
 

So hilflos hatte Joey sich schon lange nicht mehr gefühlt, und doch erinnerte ihn das Ganze auch ein wenig an seine Kindheit, als sie noch blinde Kuh gespielt hatten. Es war schon lustig, nichts zu sehen und sich auf einen anderen Menschen zu verlassen. Doch dass er das bei Seto konnte, wusste Joey und so machte ihm das Spielchen sogar richtig Spaß.

Als sie endlich stehen blieben, musste Joey sich stark beherrschen, dass er nicht doch noch schmulte... Setos Kuss überraschte ihn und fasst hatte er Angst, seine Augen zu öffnen, doch schließlich siegte seine Neugierde. Überrascht blickte er sich in dem großzügigen Raum um, der, nach der Einrichtung zu schließen, ein Büro sein sollte. Sprachlos blickte Joey fragend zu Seto, der an einem großen Schreibtisch lehnte.
 

„Gefällt es dir hier?“ fragte Seto neugierig.
 

„Es ist toll hier... aber, was machen wir hier eigentlich?“ Joey konnte sich noch nicht so recht erklären, was sie hier wollten.
 

„Nun, ich dachte du wolltest gerne dein Büro sehen.“, während er sprach entfernte Seto sich von dem Schreibtisch und gab den Blick auf das Namensschild frei. Sein Herz klopfte hart in seiner Brust, jetzt würde es sich zeigen, ob Joey die Überraschung gefiel oder nicht.
 

„MEIN BÜRO?“ Ungläubig schaute Joey zu Seto. „Du machst Witze, oder?“
 

Seto schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich mache keinen Witz. Als Privatdetektiv brauchst du doch ein Büro. Deins ist doch mit deiner Wohnung zusammen ausgebrannt. Und dieses hier, finde ich, passt hervorragend zu dir.“, erklärte Seto lächelnd. Wenn Joey wüsste...

„Da auf dem Schreibtisch findest du alle nötigen Papiere, es ist alles auf deinen Namen eingetragen.“, fügte Seto lächelnd hinzu.
 

„Und das hast du für mich alles gemacht?“ Joey blickte mit feuchten Augen zu Seto. Er war gerührt über so viel Fürsorge.
 

„Ja, ich bekenne mich schuldig.“, antwortete Seto lächelnd. Er warf einen Blick auf seine Uhr, sah wieder in Joeys Augen, trat dicht an ihn heran und küsste ihn sanft. „Ich hoffe du bist mir deswegen nicht böse.“ „Böse?“ Joey schüttelte den Kopf. „Dir doch nicht.“ Endlich konnte Joey sich über die Überraschung freuen und fiel seinem Seto überschwänglich um den Hals. „Danke, danke, danke, danke.“

Joey küsste Seto überall ab und drehte sich wie ein Kind im Kreis. Mit strahlenden Augen beobachtete Seto Joey, ließ sich von dessen Freude anstecken, „Du sollst dich doch nicht immer bedanken.“, meinte er lächelnd und warf wieder einen Blick auf die Uhr. „Lass mich doch.“ Joey wollte sich bedanken sooft er wollte und wann er wollte. „Darf ich?“, fragte er zögernd mit einem Blick auf den Schreibtischstuhl.
 

„Es ist dein Büro, was fragst du mich?“, entgegnete Seto. „Während du dich mit deinem Büro anfreundest, fahr ich noch mal weg. Ich hab gleich noch ein Vorstellungsgespräch.“ Schnell hauchte er einen Kuss auf Joeys Wange. „Ich beeil mich auch.“, versprach er noch, bevor er das Büro verließ.

„Du meinst das wirklich ernst, mit dem Wachdienst?“ Joey schüttelte seinen Kopf. „Nun, du musst wissen, was du tust. Kommst du mich nachher abholen?“, erkundigte sich Joey bei dem Brünetten. „Klar hole ich dich ab.“, antwortete Seto grinsend und verließ das Büro.
 

Zärtlich streichelte Joey über den Schreibtisch, über das Telefon mit angeschlossenem Anrufbeantworter, sortierte die Bleistifte und Notizblöcke und genoss den weichen Schreibtischstuhl. Nach fünf Minuten stand er endlich auf, und schaute sich die restlichen Räumlichkeiten an. Alles war vorhanden – da gab es ein Empfangszimmer mit gemütlichen Möbeln und einigen Zeitschriften, einen großzügigen Eingangsbereich mit Garderobe, eine kleine Teeküche, die gar nicht so klein war, und endlich fand er eine Toilette und ein Duschbad. Joey fand noch ein weiteres Büro, in dem sogar eine Schlafcouch stand.
 

Dann konnte es ja sogar mal auch etwas später werden... Zurück in seinem Zimmer wollte er sich schon ans Fenster stellen und die, zugegebener Weise phänomenale, Aussicht genießen, als sein Blick an seinem Schreibtisch hängen blieb. Da lag ja tatsächlich ein Terminplaner... neugierig nahm er ihn in die Hand und blätterte darin herum – und fand zu seinem Erstaunen sogar schon einen Eintrag.
 

Mittwoch 06.Dezember 13.00 Uhr Vorstellungsgespräch
 

Das war ja heute... Die Schrift war Joey unbekannt... ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass er noch fast fünfzehn Minuten warten musste, bis er wusste, wer sich bei ihm denn schon vorstellen wollte. Nervös und neugierig begann nun er andauernd auf die Uhr zu schauen, doch die Zeiger wollten einfach nicht weiter rücken... Seufzend stellte er sich ans Fenster und versuchte sich an der Aussicht zu erfreuen.

Endlich klingelte es und Seto stand vor der Tür. „Hallo, Seto, schon fertig? Ich kann leider noch nicht, muss noch auf jemanden warten, der sich vorstellen will. Müsste aber gleich kommen. Setz dich doch so lange, in der Teeküche gibt es bestimmt etwas zu trinken."
 

„Du brauchst nicht mehr warten.“, meinte Seto geheimnisvoll und nahm auf dem Stuhl vor Joeys Schreibtisch platz.
 

„Wie, ich brauch nicht mehr warten?“ Joey schaute verblüfft auf den Mann vor seinem Schreibtisch. „DU bist mein Vorstellungsgespräch?“

Seto nickte, Joey schaltete wirklich schnell… „Du hast mir den Wachdienst doch sowieso nicht abgenommen. Außerdem SO ungern habe ich meinen Job nun auch nicht gemacht. Das Spuren zusammentragen macht mir schon Spaß – und die Zusammenarbeit mit dir auch. Wenn es auch nicht immer danach ausgesehen hatte… Gern würde ich mit dir zusammenarbeiten, wenn du es willst.“, Seto musste lächeln. „Wenn du Fragen hast, dann frag mich.“

Jetzt war Joey aber wirklich platt. „Du willst mit MIR zusammen arbeiten?“ Ungläubig schaute Joey zu Seto.
 

„Wieso denn nicht? Spricht etwas dagegen? Du bist verdammt gut in deinem Job, warum sollte ich nicht mit dir zusammen arbeiten wollen?“ Seto lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sein Blick ruhte offen auf Joey. Es war eine Idee von Seto gewesen, für und mit Joey zu arbeiten, aber wenn Joey nicht wollte, konnte er auch nichts machen. Das hieß ja nicht, dass er ihn weniger lieben würde... „Wenn du es nicht willst, sag es. Ich höre deswegen nicht auf, dich zu lieben.“
 

Seto meinte es wirklich ernst. Langsam stieg die Freude in Joey auf und erreichte seine Augen. „Und ob ich will.“, strahlte er Seto an. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“ Joey sprang wieder auf und tanzte, wie vorher schon, durch das Zimmer. In seiner überschäumenden Freude zog er Seto zu sich, tanzte mit ihm gemeinsam durch das Zimmer und küsste ihn... stürmisch... freudig... verliebt... heftig... leidenschaftlich...

Seto ließ sich mitziehen, dass sich Joey SO freuen würde, hätte er nicht gedacht – und sein Kuss warf Seto fast um.
 

„Seto Kaiba, hiermit ernenne ich sie – auf Lebenszeit – zum Partner der Detektei Wheeler und Kaiba. Widerspruch ist zwecklos, die Ernennung ist unwiderruflich und kann nur durch den Tod erlöschen.“ Feierlich sprach Joey diese Worte, während er Seto auf Armeslänge von sich entfernt hielt.

Zu Besuch bei Serenity und Mitsuki

Eine Weile blieben Seto und Joey noch in dem Büro – da es aber schon recht spät war, machten sie sich schließlich auf den Weg, um Joeys Schwester zu besuchen. In der Tiefgarage warf Seto Joey seinen Autoschlüssel zu. „Fahr du schon mal vor. Ich habe noch was in der Stadt zu erledigen. Wenn ich fertig bin, nehm ich ein Taxi und komm nach.“, informierte der Brünette seinen Freund.

„Oookay...“ Etwas irritiert fing Joey die Autoschlüssel auf, öffnete die Tür und setzte sich ins Auto. „Aber du kommst auch ganz sicher nach?“, vergewisserte er sich, bevor er den Anlasser betätigte. „Natürlich, sobald ich fertig bin.“, versprach Seto.
 

„Dann ist gut.“ Zufrieden gestellt startete Joey den Motor und fuhr los. Bis zu seiner Schwester war es nicht weit, mit dem Auto war er nach zehn Minuten bei ihr angekommen und fand, zu seiner größten Freude, direkt vor ihrem Hauseingang einen Parkplatz. In Sichtweite konnte er einen Blumenladen entdecken und so entschied Joey sich dafür, noch einen kleinen Abstecher in diesen Laden zu machen. Er erstand einen wunderschönen Strauß aus gelben Nelken und lila Freesien... Joey wusste, dass seine Schwester diese Blumen liebte... Zufrieden machte er sich auf den Weg zu der Wohnung seiner Schwester und stand schon bald vor ihrer Wohnungstür und klingelte.
 

Serenity war schon ein bisschen nervös, ihr Bruder wollte heute zu Besuch kommen – mit Seto – allerdings konnte er ihr keine genaue Uhrzeit sagen. Daher konnte sie auch nichts Bestimmtes vorbereiten. Es wurde immer später und später... endlich klingelte es. Sie sprang auf und Mitsuki lächelte sie an. „Fall jetzt nicht noch über deine Füße. Joey läuft dir schon nicht weg.“ Seine Hoffnung lag immer noch darin, das Joey alleine kam – ohne Seto... „Keine Sorge, aber ich habe meinen Bruder so lange nicht mehr gesehen.“, erwiderte sie und stand im nächsten Augenblick an der Tür und öffnete sie. „Joey.“, rief sie freudig aus und fiel ihrem Bruder um den Hals.
 

„Nicht so stürmisch, kleine Schwester.“, lächelte Joey und freute sich riesig über die stürmische Begrüßung Serenitys. „Schau, ich hab dir etwas mitgebracht.“, sprach er und reichte seiner Schwester den mitgebrachten Blumenstrauß.

„Oh, danke, meine Lieblingsblumen.“ Suchend sah sie sich um. „Ist Seto nicht mitgekommen?“, fragte sie leicht enttäuscht. „Aber komm erst mal rein.“ Nachdem sich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte, knuffte sie Joey in die Rippen. „Mach ja nicht noch mal so einen Quatsch – einfach von der Bildfläche zu verschwinden. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Und überhaupt, erst verschwindest du eine Woche, dann rufst du mitten in der Nacht an und lässt mich nicht mal zu Wort kommen.“ Ihre Augen füllten sich gegen ihren Willen mit Tränen. „Du Idiot, mach das nie wieder.“, schluchzte sie und hing Joey wieder am Hals.
 

„Nicht weinen, kleine Schwester.“ Verlegen streichelte Joey über Serenitys Rücken. „Weißt du, es ging mir nicht gut... es ging mir wegen Seto nicht gut... Er brauchte mich nicht... ich war bei Duke...“

Seine Schwester löste sich wieder von ihm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Etwas verlegen lächelte sie ihren Bruder an. „Tut mir leid, ich wollte nicht in Tränen ausbrechen. Aber das musste ich noch mal loswerden... Wieso ist Seto nicht bei dir, ich dachte er würde mitkommen, oder ist wieder etwas passiert?“ Auf die Geschehnisse damals wollte sie nicht weiter eingehen, Serenity spürte, das Joey nicht darüber reden wollte. Irgendwann würde er es tun... wenn er es wollte...
 

„Ist schon gut.“, meinte Joey und ließ dabei offen, worauf das sich beziehen sollte. „Seto sagte, dass er noch etwas erledigen müsse, er würde mit einem Taxi nachkommen.“, klärte Joey die Abwesenheit Setos auf. „Aber frag mich nicht, was er vorhat, ich weiß es auch nicht.“ Joey folgte Serenity ins Wohnzimmer und begrüßte Mitsuki, der auf der Couch saß.

Mitsuki war erleichtert, als er sah, dass nur eine Person ins Zimmer trat. Sein ’Bruder’ war also nicht mitgekommen... „Hallo Joey.“, begrüßte er den Bruder seiner Freundin freundlich. „Schön dich zu sehen. Aber mach das bitte nie wieder.“, begann er, als Serenity den Raum verließ, um die Blumen in eine Vase zu stellen. „Sie war ganz aufgelöst, als du so einfach verschwunden warst.“ Joey nickte. „Ich weiß, und wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, dann hätte ich mich auch bei ihr gemeldet, doch ich wollte einfach nur weg.“, versuchte Joey Mitsuki zu erklären.
 

„So, du bist also einfach nur feige abgehauen.“ Serenity stand in der Tür und stemmte ihre Arme in die Seite, sie hatte den letzen Satz gehört. Erschrocken fuhr Joey herum. Mist, wenn seine Schwester sauer war, dann war mit ihr nicht gut Kirschen essen. „Ich bin nicht abgehauen...“, versuchte er sich zu rechtfertigen, „ich hab

mich nur... äh... ein wenig versteckt.“ Joey zog schon mal vorsichtshalber den Kopf ein. Mitsuki hatte Mitleid mit Joey. Er wird schon seine Gründe gehabt haben,

dachte er sich.

„So... ein wenig versteckt. Du warst da ganz schön egoistisch, Joseph Wheeler. Außerdem, seit wann versteckst du dich denn, wenn du Probleme hast? Das ist doch sonst nicht deine Art.“, eigentlich wollte sie Joey ja nicht weiter drängen, aber nach dieser Aussage, musste er seine Handlungsweise schon genauer begründen.
 

Joey wusste, jetzt ließ sich Serenity nicht mehr mit Halbsätzen abspeisen. „Seto war genauso verletzt wie ich, doch mich hat er ins Krankenhaus geschickt, und selbst ist er geblieben... Er wollte wie immer keine Hilfe... also bin ich gegangen...“ Joey zerriss die Erinnerung an diesen Tag immer noch das Herz. „Er hat mich einfach in den Hubschrauber verfrachtet und ist geblieben, wollte nicht mit mir mitkommen... ZUSAMMEN haben wir gekämpft, aber ins Krankenhaus musste ich ALLEINE.“

Joey merkte nicht, das ihm Tränen über die Wangen rollten.
 

Serenity ging zu ihrem Bruder, ihr Ärger war verraucht. Joey musste sich sehr verletzt gefühlt haben, verletzt und enttäuscht. Ja, sie verstand jetzt sein Handeln, behutsam strich sie ihm die Tränen aus dem Gesicht. „Schon gut, großer Bruder, ich verstehe dich.“, sagte sie leise. Wenn Mitsuki doch auch so über seine Gefühle reden könnte, dann wäre alles so viel leichter...

„Danke, jetzt geht’s mir wieder besser.“, sagte Joey leise und umarmte seine Schwester dankbar. Mitsuki wurde es langsam etwas unbehaglich zumute. Hier flossen ihm gerade viel zu viel und viel zu schnell Emotionen. Das enge Verhältnis zwischen Bruder und Schwester wurde ihm in gerader dieser Situation ganz deutlich bewusst. Etwas zog sich schmerzhaft in ihm zusammen, aber das verdrängte er schnell wieder. Darüber wollte Mitsuki gerade jetzt lieber nicht nachdenken.
 

Auch Serenity fand, das es jetzt mit den traurigen Emotionen reichte, sie löste sich von Joey und sagte: „Gut, das Thema ist jetzt gegessen. Setz dich doch Joey, ich mach uns einen Tee und die Blumen müssen auch endlich in die Vase.“ Deswegen war sie vorhin noch mal ins Wohnzimmer gekommen und hatte diesen Satz mitbekommen. Serenity suchte schnell eine passende Vase aus dem Schrank und verschwand in der Küche. Die Männer würden schon alleine zurechtkommen, daher beeilte sie sich auch nicht besonders.
 

Zwischen Joey und Mitsuki herrschte für einen Augenblick betretenes Schweigen. Verlegen blickten beide auf den Boden. „Einen schönen Teppich hat Serenity sich da ausgesucht.“, meinte Joey nach einer Weile. „Stimmt auffallend.“, meinte Mitsuki mit einem Mal lächelnd. „Besonders das kleine Muster.“, grinste er nun. „Ja“, stimmte Joey ihm zu. „Es ist so schön symmetrisch. Und was hältst du von den Farben?“, erkundigte sich Joey ganz ernsthaft. „Sie sind ganz harmonisch aufeinander abgestimmt, finde ich.“, antwortete Mitsuki. Dieses Gespräch fing an, ihm Spaß zu machen.

Serenity lauschte einmal in ihr Wohnzimmer und hörte, wie die Beiden sich unterhielten. Zufrieden ging sie wieder in ihre Küche und ließ sich sehr viel Zeit beim Tee kochen, die Blumen mussten schließlich ja auch noch in die Vase.
 

~~~
 

Zügig hatte Seto sein Ziel aufgesucht und mit dem Inhaber des Geschäfts seine Ideen und Wünsche besprochen. Nachdem auch der Zeitpunkt geklärt war, an dem das Gewünschte fertig sein musste, hatte sich Seto ein Taxi gerufen. Leider hatte die Besprechung doch etwas länger gedauert und so kam er erst anderthalb Stunden nach Joey bei Serenity an.
 

Seto stand vor Serenitys Wohnungstür und klingelte. Hoffentlich war Joey nicht zu sauer, das es so lange gedauert hatte. Aber eigentlich hatte er mehr wegen seinem Bruder ein mulmiges Gefühl im Magen. Seit ihrem Zusammentreffen auf dem Plateau, hatten sie kaum miteinander geredet. Sie waren sich fremd, und wer weiß, vielleicht ängstigt sich Mokuba ja auch vor ihm. Immerhin ist es ja nicht normal einen Drachen zum Bruder zu haben, von den ganzen anderen Umständen mal ganz zu schweigen. Ein bisschen fiel Seto in seine alte Art zurück, er versteckte seine Gefühle hinter einer, wenn auch freundlichen, Fassade. Er kannte weder Serenity noch Mokuba gut genug, um seine Gefühle offen zu zeigen.
 

Als es klingelte, ging Serenity an die Tür und öffnete. „Hallo Seto. Komm rein, schön dich zu sehen.“, begrüßte sie den Mann vor der Tür und reichte ihm die Hand. „Hallo Serenity. Ich freu mich auch hier zu sein.“, lächelte Seto sie an und schüttelte die angebotene Hand. Im Flur zog er seinen Mantel aus, Serenity überlegte kurz, ob sie dem Freund ihres Bruders noch die Leviten lesen sollte, wegen seines Verhaltens Joey gegenüber. Doch sie unterließ es – ihr Gefühl sagte ihr, das es besser wäre, Seto gegenüber DAS Thema nicht anzuschneiden. Kurze Zeit später stand Seto im Wohnzimmer. „Hat ein bisschen länger gedauert.“, meinte er entschuldigend zu Joey, und zu Mitsuki gewandt sagte er: „Hallo Mitsuki, ich freu mich, das du hier bist.“
 

Überrascht blickte Mitsuki auf. Da stand er, sein Bruder, und redete ihn mit dem Namen an, der ihm vertraut war – der zu ihm gehörte. „Hallo... Seto...“, es fiel Mitsuki noch etwas schwer, diesen Namen auszusprechen. „Ich... freu mich auch.“, kam es noch etwas zögerlich. Mitsuki wusste nicht, was oder wie er sich fühlen sollte, doch hier, im Wohnzimmer von Serenity, fühlte er sich einigermaßen sicher.

„Oh, hat es?“ Joey gab sich erstaunt, doch tatsächlich hatte er überhaupt nicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen war.
 

„Wenn du es nicht gemerkt hast, hat es ja doch nicht zu lange gedauert.“, bemerkte Seto trocken. Seine Gedanken waren gerade mit seinem Bruder beschäftigt. Ihm war sehr wohl das Zögern in Mokubas Stimme aufgefallen, ebenso der Blick, der zeigte, dass sich sein Bruder in seiner – Setos – Nähe unwohl fühlte. Im Augenblick hatte er keine Ahnung, was er als Nächstes machen sollte, also nahm Seto erst mal im Sessel Platz und wartete ab.

„Möchtest du auch Tee oder lieber Kaffee.“, erkundigte sich Serenity bei Seto. „Ein Kaffee wäre toll, danke.“, gab er zurück. Schnell verschwand Serenity in der Küche, um einen Kaffee zu kochen.
 

Während sie in der Küche wartete bis der Kaffee fertig war, überlegte Serenity, wie sie es am geschicktesten anfing, das Gesprächsthema auf die Drachen zu bringen. Ihr Freund musste sich damit auseinandersetzen, jetzt war die Gelegenheit günstig, beide Drachen waren hier. Sie entschloss sich ihren Bruder direkt zu fragen, ob sie sich noch verwandeln könnten – lange um den heißen Brei herum reden war nicht ihre Art und ewig Zeit hatte sie ja auch nicht.

Sie brachte Seto den Kaffee, setzte sich dann zu Mitsuki und kuschelte sich ein bisschen an ihn. ‚Jetzt oder nie’, dachte Serenity. „Sag mal Joey. Wann hast du dich das erste Mal in einen Drachen verwandelt? Wieso könnt ihr das überhaupt?“ Das interessierte sie schon, sie wurde ja schließlich vor vollendete Tatsachen gestellt und nach dieser Sache, war noch keine Gelegenheit gewesen mit Joey darüber zu reden.
 

„Kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag. Mahou hatte mir ein Medaillon geschenkt und mir gezeigt, was ich machen musste. Es war einfach unglaublich, als ich zum ersten Mal als Drache über die Dächer Dominos flog. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, warum ich das kann, und Mahou nicht danach gefragt, aber es war mir auch eigentlich ziemlich egal. Das Fliegen war einfach zu schön...“ Joey seufzte auf. Ja, er liebte das Fliegen... sogar sehr... „Wieso wir es können? Ich denke die Vorkommnisse der letzten Tage haben uns die Antwort darauf gezeigt... Wir Beide, Seto und ich, sind wohl so etwas wie Auserwählte... Superhelden, die die Welt vor dem Bösen retten müssen.“ Ein schiefes Grinsen zierte Joeys Gesicht, als er das sagte.
 

„Also liebst du diese Seite an dir?“, hakte Serenity nach. „Und wie...“, nickte Joey, „ich mag es, ein Drache zu sein. Leider geht es nur bei Nacht, da kann ich nicht so schnell entdeckt werden. Und natürlich auch nicht in einer Wohnung.“, grinste Joey wieder, „Dazu müsste sie schon so groß wie eine Fabrikhalle sein.“ Seine Schwester schmunzelte bei dem Gedanken.

„Und bei dir, Seto. Wie war es da?“, wandte sie sich an den Freund ihres Bruders. Als Seto daran dachte, verfinsterte sich sein Blick für einen Sekundenbruchteil, doch schnell hatte er sich wieder im Griff. Eigentlich hatte er angenommen darüber weg zu sein, doch die Anwesenheit seines Bruders wühlte alles wieder auf.
 

„Erst habe ich es nicht geglaubt, und dann habe ich es gehasst. Wozu hätte ich mich auch verwandeln sollen? Um den Menschen zu helfen, die mich bis dahin verraten und mir meinen Bruder weggenommen hatten? Nein. Ich wurde gezwungen, diese Gabe hinzunehmen. Erst nach Bakuras Vernichtung habe ich es angenommen – jetzt liebe ich es die Freiheit zu spüren.“, antwortete Seto ehrlich. Leise fügte er hinzu: „Nur für einen hätte ich mich damals gern verwandelt, ich hätte ihm sicher helfen können. Doch DAFÜR kam diese ’Gabe’ fast ein Jahr zu spät.“ Dabei sah er seinen Bruder kurz an.
 

Das war jetzt die Gelegenheit und Serenity packte sie am Schopf. „Für wen hättest du dich denn verwandelt?“, fragte sie unschuldig nach. „Für Mokuba hätte ich es getan und würde es heute jederzeit wieder tun. Egal wie hoch der Preis für mich wäre.“ Er dachte daran, dass er selbst seine Seele an Bakura verkauft hätte, um seinen Bruder zu retten.

Mitsuki begann unbehaglich auf seinem Platz herum zu rutschen, und selbst Serenity konnte ihn nicht ganz davon abhalten. Aus dem Augenwinkel heraus blickte Mitsuki Seto an und seine Gefühle waren indifferent. Einerseits fand er es toll, dass Seto für seinen Bruder etwas absolut Ungeliebtes getan hätte, aber andererseits... er hatte vor Drachen nun einfach mal Angst – ziemlich große Angst sogar... Sie waren so groß... schienen unberechenbar... Doch wenn Mitsuki ehrlich mit sich war, so waren dies alles nur Märchen, an die er sich klammerte, niemand kannte einen Drachen, niemand wurde je von einem Drachen verletzt, getötet oder betrogen...
 

Seto bemerkte, das sich Mitsuki äußerst unwohl fühlte – so wie er es sah, hatte sein Bruder schlichtweg Angst vor den Drachen. Ihm kam eine Idee, es brachte nichts jetzt auf diesem Thema weiter rum zureiten, aber vielleicht... wenn sein Bruder ihn als Drachen sehen könnte... „Habt ihr Lust die Weihnachtsfeiertage bei uns, in den Bergen, zu verbringen?“, fragte er spontan, Joey dürfte eigentlich nichts dagegen haben. „Ja, kommt doch zu Weihnachten zu uns.“, sagte Joey begeistert. Es wäre schön zu Weihnachten mit Seto UND Serenity zusammen sein zu können. Und für Seto wäre es genauso schön Weihnachten mit seinem Bruder zu verbringen. „Ich weiß nicht, ich würde gern“, entgegnete Serenity zögernd und sah Mitsuki fragend an.
 

Mitsuki konnte diesen Augen nichts abschlagen, dafür liebte er Serenity einfach zu sehr. Außerdem, Joey war nett und er hatte sich bisher recht gut mit ihm verstanden, also würde er nicht allein mit seinem ...Bruder sein. Es fiel ihm immer noch nicht leicht, Seto Kaiba als seinen Bruder zu akzeptieren. Früher – als er noch klein war und als er noch nach seinen Erinnerungen suchte – da wäre es ihm gewiss leichter gefallen, aber mittlerweile hatte er sich ein Leben als Mitsuki Okayama aufgebaut und ganz viele Erinnerungen daran... Er konnte sein Leben nicht einfach so hinter sich lassen, nur weil einer kam und behauptete, dass er sein Bruder wäre. Zögernd nickte Mitsuki und hielt seinen Blick dabei fest auf Serenity gerichtet. Serenity strahlte und fiel ihrem Freund um den Hals. „Wir kommen gerne. Das wird bestimmt schön, außerdem bin ich neugierig, wo ihr euch versteckt habt.“, sagte sie zu Joey gewandt.
 

Während Seto seinen Bruder betrachtete, entdeckte er die Abgespanntheit in dessen Gesicht und bei genaueren hinsehen, erkannte er etwas in den grauen Augen, das er manchmal bei Opfern im Präsidium gesehen hatte. Genauer gesagt, waren es Opfer von Sexualdelikten gewesen – sprich, Vergewaltigungsopfer. Soweit Seto wusste, war laut Arztbericht nichts dergleichen geschehen und das ließ nur einen Schluss zu... aber dazu müsste er Mitsuki fragen. Sobald sich die Gelegenheit ergab, wollte er es tun.
 

Joeys Magen meldete vernehmlich seinen Protest an – nämlich dass er seit dem Frühstück nichts mehr bekommen hatte. Das erinnerte Serenity an ihre Gastgeberpflichten und schnell stand sie auf. „Ich werd mal schauen, was ich zu Essen machen kann. Ich wusste ja nicht genau, wann ihr kommt. Somit konnte ich nichts vorbereiten.“, meinte sie verlegen und verschwand in der Küche. Da kam ihr ein Gedanke... schnell ging sie wieder ins Wohnzimmer zurück. „Joey bist du so lieb und fährst mit mir schnell einkaufen. Ich hab gerade festgestellt, das ich nicht genug Lebensmittel hier hab.“, bat sie ihren Bruder.

„Aber sicher, Schwesterchen.“, meinte Joey. „Wenn ich dafür eins deiner köstlichen Gerichte bekomme.“ Joey fiel seiner Schwester theatralisch um den Hals. „Das kriegst du, versprochen. Und wenn du mir dabei noch hilfst, ist das Essen auch ganz schnell fertig.“, lachte sie.
 

Schweigen senkte sich zwischen die Brüder, nachdem Serenity und Joey gegangen waren. Seto sortierte seine Gedanken, wie sollte er jetzt am besten Fragen? Er versuchte seine Stimme jetzt so neutral wie möglich klingen zu lassen. „Da ist noch etwas anderes, das dich beschäftigt, nicht wahr?“ Mitsuki schluckte. Wie konnte er das wissen? Doch dann fiel ihm ein, dass Seto Kaiba ja auch Polizist war, also hatte er wohl ein geschultes Auge für so etwas. Mitsuki wollte schon verneinen, doch wie unter Zwang nickte er leicht. „Bakura, nicht wahr?“, erkundigte sich Seto vorsichtig. Mitsuki erschrak. Woher wusste er das?
 

Seto nickte, das wunderte ihn nicht weiter, „Erzählst du es mir? Erzählst du mir, was auf der Burg geschehen ist? Was dich seitdem quält?“ Mitsuki schlug das Herz bis zum Hals. Konnte er ihm vertrauen, ihm wirklich alles erzählen? Seto bemerkte sein Zögern und beschloss ihm ein Stück entgegen zu kommen. „Bakura hat so seine Methoden, jemanden zu etwas bringen zu wollen. Er hat es bei mir auch schon versucht – es lief mir jedes Mal eiskalt den Rücken herunter, wenn er sich mir näherte. Wenn ich daran denke, dass er mit mir schlafen wollte... brr...“ Seto schüttelte es bei dem Gedanken daran... Nein, sein erstes Mal hatte er definitiv lieber mit Joey gehabt.
 

Ja, das konnte Mitsuki nachvollziehen. Er beschloss Seto zu vertrauen... immerhin war Seto keine Frau, und vor ihm konnte er eingestehen, schwach zu sein und panische Angst vor seinen Träumen zu haben. „Bakura ist Pegasus, nicht wahr?“, erkundigte sich Mitsuki des besseren Verständnisses wegen.

„Richtig, Bakura hatte sich im Geist Pegasus festgesetzt. Je mehr Macht er bekam, desto mehr hat er den Körper Pegasus übernommen. Jetzt am Ende existierte nur noch Bakura, ein Magier aus längst vergessenen Tagen.“, erklärte Seto sachlich. „Daher hatte er auch die Fähigkeit, sich in fremde Gedanken zu begeben und Dinge, die nie geschehen sind, real erscheinen zu lassen.“ Schaudernd dachte Seto an den Zwischenfall in der Höhle, der ihn fast das Leben gekostet hätte.

„Er hatte die Fähigkeit sich in fremde Gedanken einzuschleichen?“, fragte Mitsuki ungläubig. Das würde so einiges erklären. „Aber wie konnte er das machen?“
 

„Das kann ich dir auch nicht erklären. Er war ein Zauberer, deswegen konnte er es wohl. Ich hatte oft genug, das zweifelhafte Vergnügen, ihn in meinem Kopf zu haben.“ Seto zögerte kurz, so leicht fiel es ihm jetzt auch wieder nicht, über diese Dinge zu reden, vor allem über den letzten Besuch von Bakura. „Das letzte Mal, als er mich ’besuchte’, ist er sehr aufdringlich geworden. Überall spürte ich seine Hände, seinem Atem... obwohl ich nicht gefesselt war, konnte ich mich kaum dagegen wehren. Erst Joey hatte es geschafft den Bann zu brechen.“ Schweigend sah er seinen Bruder an. „Ohne Joeys Liebe hätte Bakura leichtes Spiel mit mir gehabt, da bin ich mir sicher.“, ergänzte Seto leise und für einen Moment konnte er seine Fassade nicht mehr aufrechterhalten. Die Qual, die diese Erinnerungen auslöste wurde kurz sichtbar, bevor Seto sich wieder verschloss. So ganz hatte er das Erlebte doch noch nicht verarbeitet.
 

Mitsuki schaute seinen Bruder verblüfft an. Der Wechsel in seinem Minenspiel war heftig gewesen. „Das war bestimmt ziemlich schlimm für dich.“, meinte er mitfühlend und fühlte sich auf einmal schon ein wenig besser. Andere hatte also auch ähnliche Probleme wie er – selbst sein Bruder. „Hast du auch solche fürchterlichen Albträume davon?“, erkundigte Mitsuki sich interessiert.

„Nein... nicht mehr seit Joey immer bei mir ist. Durch ihn bin ich sie losgeworden.“, antwortet Seto ehrlich. „Joey hat dir dabei geholfen sie loszuwerden?“ Mitsuki seufzte. Er würde zu gerne seine Träume auch loswerden... „Kennt er deine Träume?“, erkundigte sich Mitsuki mit klopfendem Herzen und schaute Seto zum ersten Mal offen ins Gesicht.
 

Seto lächelte. „Ja, er kennt sie. Ich hab sie ihm erzählt und zum Teil habe ich sie auch aufgeschrieben.“ Seto wurde wieder ernst und beugte sich etwas vor. „Mitsuki, wenn du deine Albträume niemanden erzählen magst, schreib sie auf. Letztendlich ist das der einzige Weg, sie loszuwerden – sie verlieren ihren Schrecken, wenn man über sie spricht.“ „Das hab ich schon befürchtet. Serenity hat so etwas auch schon gesagt.“, seufzte Mitsuki. Er kam also nicht drum herum... Mitsuki schluckte einmal kräftig und holte tief Luft. Wenn er seine Träume schon erzählen musste, dann lieber einem Mann, DAS konnte er Serenity NIE erzählen... und bei Seto blieb es ja sozusagen in der Familie...
 

„Zuerst war Pegasus ja richtig nett. Doch dann, als wir im Verließ waren, da war er auf einmal so ganz anders... Er wollte unbedingt, dass ich die Fesseln ausprobiere, und als ich ablehnte, war ich auf einmal, wie durch Zauberei, an die Wand gefesselt. Das war schon ziemlich schlimm für mich, und von diesem Verrat träume ich auch immer noch, doch das würde ich schon verkraften.“, begann Mitsuki. Seto nickte. So ein Verrat ist schon belastend. Ermunternd blickte Seto Mitsuki an, er befand sich auf dem richtigen Weg.

„Wie ich schon sagte, damit würde ich schon klar kommen...“, fuhr Mitsuki leise fort. „Ich hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen, träumte von den Kindern, die wir nie gemeinsam haben würden, als sich mein Traum auf einmal änderte.“ Mitsukis Herzschlag erhöhte sich, nur stockend konnte er weiter erzählen. „Es war so real... ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es ein Traum war... Pegasus stand auf einmal vor mir... er zog mir die Hose runter... fasste mir zwischen die Beine... und nahm mich in den Mund...“ Mitsuki überzog eine gewaltige Röte als er an dieser Stelle ankam, so sehr schämte er sich... Das Weitersprechen fiel ihm unsagbar schwer...
 

Seto goss Mitsuki noch einmal Tee in seine Tasse und reichte sie ihm. Er wusste, dass jetzt die Stelle kam, die seinen Bruder besonders peinigte und ahnte, was jetzt kommen würde. Dankbar nahm Mitsuki die Tasse Tee entgegen, dass Seto nicht weiter nachfragte tat ihm unwahrscheinlich gut. Als die Tasse wieder leer war, stellte er sie wieder auf den Tisch und begann erneut:

„Jetzt hast du deinen Spaß gehabt – gleich werd ich meinen haben, sagte er dann zu mir... und dann... und dann... zog er seine Hose runter... und... und...und...“,

deutlich war Mitsukis Anspannung zu erkennen, seine Furcht und seine Pein, „er hob mich hoch und ra...“ Ohne Vorwarnung krümmte sich Mitsuki, und der Tee fand seinen Weg zurück auf Serenitys Fußboden. Mitsuki konnte nicht mehr...
 

Sein Bruder ging zu Mitsuki, legte ihm sachte die Hand auf die Schulter, „Schon gut, du brauchst nicht weiter reden, ich weiß was kommt.“, versuchte Seto Mitsuki mit sanfter Stimme zu beruhigen. Die Situation überforderte Seto fast ein bisschen – er wusste nicht genau, wie er jetzt reagieren sollte. Seto stand erst mal auf und holte einen Lappen aus der Küche, um den Fleck zu entfernen. So konnte sich sein Bruder erst mal wieder sammeln, bevor er weitererzählte – falls er das noch wollte.
 

Seto konnte sich gut vorstellen, dass Bakura sich so an der Panik seines Bruders weiden wollte, bevor er dem Traum die Realität folgen ließ. Diese geistige Vergewaltigung war schon schlimm genug, zum Glück blieb ihm die reale, körperliche Gewalt erspart. Aber das dürfte Mitsuki nicht besonders trösten.
 

Mitsuki war das ja so peinlich... er hatte sich einfach übergeben, konnte es nicht mehr an sich halten. Doch er war Seto dankbar, dass er sich in keinerlei Weise lustig über ihn gemacht hatte. Aber er fühlte sich jetzt ein wenig besser, das Drücken in seiner Magengegend hatte abgenommen. Nachdem Seto sein kleines Missgeschick beseitigt hatte, setzte er sich wieder zu ihm. Setos Nähe beruhigte Mitsuki, und so fuhr er kurze Zeit später fort:

„Nacht für Nacht träume ich davon – ich hab Angst vor dem Einschlafen... und immer wenn Serenity mich berühren möchte... DA berühren möchte... kann ich es nicht ertragen... Ich kann nicht mehr mit ihr schlafen...“, verzweifelt schlug Mitsuki die Hände vors Gesicht.
 

Seto konnte seinen Bruder gut verstehen – es war für ihn auch nicht einfach gewesen, zu akzeptieren, dass er einen Mann liebte – körperlich liebte. Aber er hatte die Wahl, sein Bruder nicht. „Dir ist es peinlich, ihr diesen Traum zu erzählen, nicht wahr?“, fragte er behutsam nach und legte Mitsuki wieder leicht seine Hand auf die Schulter. Mehr würde er nicht machen, denn er konnte sich gut vorstellen, dass eine Umarmung Panik in seinem Bruder auslösen würde.
 

Mitsuki nickte. „Aber eins kann ich dir mit Sicherheit sagen.“, begann Seto. „Dies war hundertprozentig ein Traum, auch wenn es sich für dich ganz real angefühlt haben mag, denn die Ärzte haben keine inneren Verletzungen bei dir feststellen können. Bakura hat dein Empfinden manipuliert, er wollte dein Entsetzen, deine Panik sehen, wenn er sich dir das nächste Mal näherte... Allerdings wollte er diesen Traum anschließend wahr werden lassen, doch dazu scheint es nicht gekommen zu sein. Doch was deine Beziehung mit Serenity betrifft: Erzähl ihr von dem Traum, denn sonst kann sie keine Rücksicht auf dich nehmen – dir dabei helfen, wieder eine normale Beziehung mit ihr zu führen.“

„Es ist also wirklich nicht passiert?“, fragte Mitsuki hoffnungsvoll. Seto nickte und Mitsuki fiel ein Stein vom Herzen. Er war nicht geschändet... „Danke.“, flüsterte Mitsuki leise. Ein Schlüssel war zu hören und gleich darauf die frische Stimme von Serenity: „Wir sind wieder dahaa...“
 

„Schon gut.“, gab Seto leise zurück und drückte seinem Bruder kurz die Schulter. Danach stand Seto auf und fing Serenity und Joey im Flur ab, er wollte Mitsuki noch ein bisschen Zeit verschaffen um sich zu sammeln. „Schön dass ihr wieder zurück seid. So langsam krieg ich auch Hunger, kann ich euch noch was helfen?“, fragte er leicht grinsend und gab Joey einen Kuss. Er war wirklich glücklich, dass er Joey hatte.
 

~~~
 

„Tschüss, ihr Beiden.“, verabschiedete Serenity ihren Bruder und seinen Freund. „Es war schön euch bei uns zu haben. Und wir kommen über die Weihnachtstage sehr gern zu euch in die Berge.“ Serenity umarmte ihren Bruder liebevoll und drückte Seto herzlich die Hand. Sie schaute den Beiden hinterher, bis von ihnen nichts mehr zu sehen war und begab sich zurück in ihre Wohnung zu Mitsuki.
 

Serenity ging ins Wohnzimmer zurück, setzte sich zu ihrem Freund und kuschelte sich an ihn. Später würde sie dann den Abwasch machen. „War es jetzt schlimm, deinem Bruder zu begegnen?“, wollte sie von Mitsuki wissen. Dabei ruhte ihr Blick voller Wärme auf dem Schwarzhaarigen.

„Nicht so schlimm, wie befürchtet.“, meinte Mitsuki überrascht nach einem Augenblick des Nachdenkens. „Und vielleicht hat er mir auch ein wenig geholfen.“, fügte er leiser hinterher.

„Das freut mich.“, entgegnete Serenity erleichtert. „Bei was hat er dir den geholfen? Wenn ich das fragen darf?“, rutschte ihr die Frage heraus. Sie wollte Mitsuki ja nicht drängen, dennoch war sie neugierig, sie konnte nichts dafür, es lag in ihrer Natur. Als es ihr bewusst wurde nahm Serenity die Frage wieder zurück. „Entschuldige, du brauchst mir nicht antworten, die Frage ist mir rausgerutscht.“, entschuldigte sie sich. Mitsuki würde es ihr schon erzählen, wenn er es wollte.
 

„Ja und nein... und es ist nicht schlimm. Er hat mir gesagt, dass diese Träume von Bakura sind.“, antwortete Mitsuki ehrlich. „Und einer davon, den hat er mir geschickt, um mich zu foltern. Und den zweiten vielleicht auch, doch der ist nicht mehr so schlimm.“ Als er das sagte, musste Mitsuki heftig schlucken, denn nun wurde ihm erst wirklich bewusst, was Bakura ihm da antat.

„Du hast zwei Albträume?“, entfuhr es seiner Freundin überrascht. „Ja.“ gestand Mitsuki beschämt. „Und immer wenn der eine aufhört, fängt der andere an. Immer wieder... Nacht für Nacht...“ Mitsuki wirkte ziemlich bedrückt. „Was sind das für Träume? Magst du sie mir nicht erzählen?“, fragte sie behutsam nach. Diese Träume mussten für ihren Freund ja richtig schlimm sein, denn er sah recht niedergeschlagen aus. Von Herzen wünschte sie sich, das er ihr endlich vertraute, sich ihr gefühlsmäßig öffnete.
 

„Der erste Traum handelt immer wieder von dem weißen Drachen – und dass er mich entführt, mir immer wieder meine Freiheit verspricht, sein Versprechen nicht einlöst und mich am Ende auffrisst. Immer, wenn er mir gerade den Kopf abbeißen will, wache ich panisch auf. Ich fürchte mich vorm wieder einschlafen, denn manchmal führt er die angefangene Tat noch aus, und ich bekomme keine Luft mehr... Aber meist folgt dann der andere Traum... aber den kann ich dir nicht erzählen...“, wurde Mitsuki ein Teil seines Päckchens los. „Noch nicht...“, setzte er kaum hörbar hinterher und entdeckte mit Schrecken den Teefleck auf Serenitys Teppich. Hoffentlich entdeckte sie den nicht so bald...
 

Mitfühlend streichelte Serenity durch die schwarzen Haare ihres Freundes, sie hatte wirklich nicht gewusst, wie groß seine Angst vor den Drachen war. Jetzt verstand sie auch sein zögerliches Verhalten Seto gegenüber. Diese Angst abzubauen würde nicht leicht werden, aber es war nicht unmöglich. Aber der andere Traum musste noch schlimmer sein, wenn Mitsuki nicht darüber reden wollte. „Dann hast du dich von deinem Bruder bedroht gefühlt?“, wollte sie nur wissen. Ihr Blick folgte seinem Blick – Was fixierte er denn da? Jetzt bemerkte auch Serenity den dunklen Fleck auf ihrem Teppich. „Nanu, wem ist denn da die Tasse aus der Hand gefallen?“

Schon war sie im Begriff aufzustehen um einen feuchten Lappen und ein trockenes Tuch zu holen.
 

Das war’s wohl mit – den Fleck heimlich beseitigen zu versuchen – dachte Mitsuki verschämt. „Tee ist es wohl schon, aber er war nicht mehr in der Tasse...“

„Wie... er war nicht mehr in der Tasse?“ Serenity verstand im Augenblick gar nichts. „Ich musste mich übergeben, entschuldige, aber es überkam mich plötzlich... ich konnte es nicht halten...“, versuchte Mitsuki zu erklären. „Seto hat das gröbste ja schon weggemacht...“ Entschuldigend blickte Mitsuki seine Freundin an.
 

„Kein Problem, morgen mach ich den Rest weg. Mach dir darüber keine Gedanken.“, beruhigte Serenity ihren Freund. Viel wichtiger war, was Mitsuki so auf dem Magen gelegen hatte. Nachdenklich sah sie ihn an. „Es geht um deinen zweiten Traum, nicht wahr? Der liegt dir so auf dem Magen... Ist er so schlimm, das du ihn mir nicht erzählen magst?“, fragte sie jetzt direkt nach dem Albtraum ihres Freundes, vielleicht erzählte Mitsuki ihn ja, damit er endlich Frieden finden konnte.

„Tut mir leid, aber das kann ich noch nicht. Gib mir bitte noch etwas Zeit.“, bat Mitsuki um Verständnis. „Aber ich versprech es dir, ich werde dir den Traum irgendwann erzählen.“ Endlich konnte Mitsuki Serenity offen ins Gesicht blicken und sah nur Liebe und Verständnis in ihren Augen. Ja, er würde ihr den Traum erzählen können, aber noch nicht gleich. Erst musste er das verarbeiten, was Seto ihm erzählt hatte, und wenn sein anderer Traum besser wurde, dann war er sicher auch bereit, ihr von dem anderen Traum zu erzählen.
 

Liebevoll lächelte sie ihn an. „Lass dir Zeit, ich will dich nicht drängen.“ Sie war schon froh, das er ihr einen Teil seiner Träume erzählte, irgendwann, würde er ihr auch den anderen erzählen. Serenity legte ihre Arme um Mitsukis Nacken. „Darf ich dich küssen?“, bat sie ihn leise. Ihr Freund war in der letzten Zeit mehr als zurückhaltend gewesen, und Serenity vermutete, dass das mit den Ereignissen auf der Burg oder mit den Albträumen zu tun hatte. Genaueres würde sie erst erfahren, wenn Mitsuki bereit war, es sie wissen zu lassen.
 

Mitsuki schaute in sehnsüchtige braune Augen. Er liebte diese Augen... und er liebte die Frau, der sie gehörten... er konnte sie nicht traurig sehen... und diese Sehnsucht war eine traurige Sehnsucht... Zärtlich nahm er ihr Gesicht in die Hände, zog sie zu sich heran und küsste sie sanft. Mehr ging noch nicht, aber das wollte er ihr schenken.
 

Genießerisch schloss Serenity ihre Augen, dieser Kuss tat ja so gut... Sie liebte den Mann, der sie küsste, von Herzen. Er war ein so gefühlvoller, zärtlicher Liebhaber... sicher, sie vermisste seine Berührungen, ihr intimes Zusammensein. Doch wenn er noch nicht dazu bereit war, machte es auch nichts – viel wichtiger als das körperliche Verlangen, war das Vertrauen zwischen ihnen. Sie liebten sich, das war wichtig – Serenity wollte für Mitsuki da sein, wenn er sich anlehnen wollte, einfach nur für ihn da sein, wenn er Hilfe brauchte...
 

Nach einiger Zeit beendete Mitsuki den Kuss, ohne ihn weiter zu vertiefen, und war froh darüber, dass Serenity es nicht versucht hatte. Er zog sie dichter an sich heran und bettete ihren Kopf an seine Brust. Ja, es tat gut, sie so ihm Arm zu halten, und war unsagbar schön. Er versenkte seine Nase in ihrem Haar und atmete tief den Duft ihres Shampoos ein. Serenity bevorzugte ein Haarshampoo, das nach Rosen roch... Mitsuki fühlte sich in einen Sommergarten versetzt und fühlte sich geborgen.

Die Rückkehr

Zufrieden kuschelten sich Seto und Joey aneinander, eigentlich wollten sie schon längst aufgestanden sein, doch es kam ihnen, wie so oft, ihre Lust aufeinander dazwischen. „Das war also unser erstes Frühstück.“, stellte der Blauäugige grinsend fest. „Du kannst gerne noch Nachschlag haben.“, gab der Blonde ebenso grinsend zurück und küsste seinen Freund. Die Türklingel unterbrach die Beiden. „Erwartest du jemanden?“ fragte Joey erstaunt. Seto schüttelte den Kopf. „Nein.....aber ich muss wohl aufmachen. Wer immer auch da draußen ist, der steht auf der Klingel.“ Seufzend stand der Brünette auf, zog sich schnell an, fuhr sich mit den Fingern kurz durch sein Haar und begab sich an die Tür. Sein Freund verschwand inzwischen im Badezimmer. Als Seto die Haustür öffnete, sah er den Mann vor seiner Tür überrascht an.
 

„Tanaka? Was treibt dich hierher?“, fragte er verblüfft. „ Komm rein.“, bat er seinen ehemaligen Kollegen in die Wohnung. „Hallo Kaiba, gut siehst du aus. Die freien Tage haben dir offensichtlich gut getan.“, begrüßte Tanaka den Brünetten. „Danke, das haben sie wirklich. Möchtest du einen Kaffee, wir wollten gerade frühstücken.“, entgegnete Seto. Rafu sah den Blauäugigen ungläubig an – sollte Kaiba tatsächlich eine Frau gefunden haben, die es bei ihm aushielt? Obwohl, so kalt, wie sonst, wirkte Kaiba gar nicht. „Danke, gerne.“, nahm Tanaka das Angebot an. Sein Anliegen hatte er im Augenblick ganz vergessen – er war neugierig auf die Frau, die seinen Exkollegen aufgetaut hatte. Er folgte Seto in die Küche, setzte sich an den Tisch und nahm die Tasse Kaffee von Kaiba entgegen.
 

Diesem war es schon ein bisschen mulmig... Wie würde es Tanaka aufnehmen, das er mit einem Mann zusammen lebte – einen Mann liebte? Außer Serenity und seinen Bruder, hatte er bisher noch keinen weiteren Bekannten getroffen. Joeys Schwester hatte sich für sie beide gefreut – und sein Bruder... es lief nicht ganz so, wie Seto es sich erhofft hatte. Im Augenblick stand Mokuba ihm noch ziemlich reserviert gegenüber – es war wohl doch alles etwas viel für ihn, das hatte er noch zu verarbeiten.
 

Jetzt wartete der Brünette auf die Reaktion seines ehemaligen Kollegen... wie aufs Stichwort kam Joey herein, begrüßte Tanaka freundlich und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Seto goss ihm Kaffee ein und Tanaka beobachtete Beide verwundert... er hatte jetzt mit dem Erscheinen einer Frau gerechnet, aber bestimmt nicht mit dem eines Mannes – und dann auch noch diesem Wheeler... Soweit sich Rafu erinnerte, war Kaiba gar nicht gut auf diesen zu sprechen gewesen – das hatte sich ja wohl offensichtlich geändert.
 

So vertraut, wie die Zwei miteinander umgingen... die unbewusste Körpersprache, die sie aussandten... dem Beamten ging ein Licht auf – es war keine Frau, die seinen eisigen Exkollegen aufgetaut hatte – es war ein Mann... Seto Kaiba liebte einen Mann. Das musste Tanaka erst einmal verdauen, mit dieser Möglichkeit hatte

er nie gerechnet... aber er freute sich für den Brünetten, das tat er wirklich. Grinsend sah Tanaka die Beiden an. „Ich hätte nie gedacht, das du jemanden finden würdest, der sich die Mühe macht, deinen Eispanzer zu durchdringen.“, bemerkte er. Seto fiel ein Stein vom Herzen, Tanaka schien also nichts dagegen zu haben. „Du meinst wohl eher, so stur ist und nicht eher aufgibt, bis er sein Ziel erreicht hat.“, schmunzelte der Blauäugige und schaute Joey mit liebevoller Dankbarkeit an.
 

„Aber es hat sich doch gelohnt.“, grinste der Blonde, während sein Blick zärtlich auf Seto ruhte. „Unter dem Eisberg hat sich ein kostbarer Diamant versteckt, der wundervollste Mann der Welt.“ Joeys Augen begannen zu strahlen, und dieses Strahlen setzte sich in Setos Augen fort, als sie sich in ihre Augen blickten. Ja, so sah junge Liebe aus – wirkliche Liebe und nicht nur eine momentane Verliebtheit... Tanaka nickte zufrieden, um Seto Kaiba brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen... er hatte oft in den letzten Tagen befürchtet, dass dieser sich noch tiefer in seinen Eispanzer zurückgezogen hätte.
 

Seto löste den Blick von seinem Geliebten und wandte sich wieder seinem Besucher zu. „Sag mal, Rafu, du bist doch bestimmt nicht gekommen, um uns zu unserem Glück zu gratulieren... Was also führt dich zu mir?“ Tanaka nickte. „Gleich nachdem die ersten Berichte kamen, habe ich mich auf den Weg zu dir gemacht. Ein wütender Drache scheint auf dem Weg nach Domino-City zu sein und richtet unglaubliche Verwüstungen an.“ Seto wechselte mit Joey einen erschrockenen Blick und war auch gleich auf dem Weg ins Wohnzimmer, um den Fernseher anzuschalten. „Hattest du nicht gesagt gehabt, dass alle Drachen vernichtet wären?“ Tanaka kam den Beiden hinterher.
 

Auf jedem Kanal kamen Sonderberichte zu den schlimmen Angriffen, die schon etliche Tote gefordert hatten. Entsetzt betrachteten die drei das Ausmaß der Verwüstungen, die dort gezeigt wurden und als schließlich eine Kamera den Drachen einfing, fanden Joey und Seto ihre schlimmsten Vermutungen bestätigt. Jetzt war keine Zeit zum Reden, sie mussten handeln... SOFORT... In stillem Einvernehmen begaben die Beiden sich aufs Dach ihres Hause, und der verwunderte Tanaka immer hinterher.
 

Auf dem Dach angekommen, drehte Seto sich zu seinem ehemaligen Arbeitskollegen um. „Rafu, wir glaubten wirklich, dass der Drache vernichtet war, doch da er offensichtlich nicht verschwunden ist, sind es die anderen Drachen auch nicht.“ Seto und Joey traten ein paar Schritte zurück, konzentrierten sich kurz und schon standen zwei Drachen auf dem Dach, blickten warm auf den Menschen herab, der dort noch stand, und erhoben sich mit entschlossenem Blick in den Himmel. Erst als sie schon ein ganzes Stück entfernt waren, brüllten sie ihre Herausforderung an den Grauen Drachen heraus.
 

Tanaka hatte dem Ganzen mit ziemlicher Verwunderung zugesehen, doch irgendwie wunderte es ihn überhaupt nicht, als auf einmal zwei Drachen vor ihm standen. Diesen Drachen konnte man getrost sein Leben anvertrauen, spürte er, als er in ihre Augen sah, doch man sollte sie sich nicht zum Feind machen... Er konnte förmlich die Macht hinter ihnen spüren... Trotzdem zuckte er zusammen, als er ihre zornige Kampfansage an den Störenfried vernahm.
 

~~~
 

Bakura war wieder aufgetaucht und als Drache richtete er große Zerstörungen an. Aber wo kam er her? Wie konnte er dem unheimlichen Sog aus einer anderen Dimension entkommen? Die Antwort war relativ einfach – Bakura war ein Magier, seinerzeit einer der Besten überhaupt und seine Macht war, im Laufe der Jahrhunderte, größer geworden. Trotz der Versiegelungen in die verschiedenen Gegenstände, überlebte er und ein Teil seiner Macht. Die Burg war sein Zuhause. Körperlos studierte Bakura die alten Schriften immer wieder und wartete geduldig auf den Augenblick, da er und Timiat wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren konnten. Mit Pegasus fand er die richtige Person – dieser war neugierig auf die alte Macht und mehr zufällig, rief dieser Timiat zurück in diese Dimension. Das bereitete Bakura den Weg für seine eigene Rückkehr und am Ende, als er Pegasus Körper endgültig übernommen hatte, war Bakura mächtiger als je zuvor.
 

Der Kampf gegen Kaiba und Wheeler hatte ihn eine Menge Kraft gekostet – gegen diesen Sog aus der anderen Dimension, die sich ihr Eigentum wiederholen wollte, kam er kaum an. Er konnte sich noch an den brennenden Schmerz erinnern, die diese Tentakel bei ihm ausgelöst hatten. Verzweifelt wehrte Bakura sich dagegen in diesen Schlund gezogen zu werden, er wollte Leben und nicht nur er, sondern auch Timiat wollte überleben.
 

Mit einer letzten Kraftanstrengung, sammelte er alles an Magie, dessen er habhaft werden konnte, in sich. Kurz bevor das Tor zu der anderen Dimension verschwand, ließ der Sog etwas nach. Diese Gelegenheit nutzte Bakura, um zu entkommen und teleportierte sich in eine der kleineren, noch intakten Höhlen. Dort blieb er lange, völlig entkräftet, liegen. Nur sehr langsam erholte er sich, schließlich war er in der Lage, die Höhle wieder zu verlassen. In den Wäldern, um den ehemaligen Standort der Burg, versorgte er sich mit Nahrung.
 

Sein Wesen war von unbändiger Wut beherrscht, einer Wut auf Kaiba und dessen Freund, dem Schnüffler. Wenn er nur an die Beiden dachte, brodelte es gefährlich in ihm. Dazu kam die Wut des Drachens, dieser konnte die Schmach der Niederlage nicht vergessen. Zwei Jungdrachen hatten es gewagt ihn herauszufordern – nur mit ihrer Fusion konnten sie Timiat in die Knie zwingen und das nahm dieser ihnen sehr übel. Doch für Kaiba hatte er sich noch etwas Besonderes ausgedacht – sollte dieser glauben, seinen Bruder einfach in seine Arme schließen zu können, dann hatte er sich gründlich getäuscht.
 

Bakura mochte zwar körperlich noch geschwächt sein, aber sein Geist war es nicht. Er brauchte eine Weile, dann hatte er sein Opfer gefunden. Den kleinen Schwarzhaarigen hätte er gern vernascht, und nur wegen dem Blauäugigen hatte er die Finger von ihm gelassen. Doch Träume waren eine machtvolle Waffe... Bakura schickte dem kleinen Bruder Seto Kaibas Albträume. Dieser würde bald nicht mehr wissen, ob er es nur träumte oder ob es wirklich geschehen war – eine Vergewaltigung, egal welcher Art, steckte niemand so einfach weg. Dazu streute er die Furcht vor dem weißen Drachen aus und der Zauberer war sich sicher, dass diese Saat auch aufgehen würde.
 

Die Gegend um die Burg schien wie verhext zu sein, kein Tier wagte sich mehr in den näheren Umkreis und auch die Menschen mieden dieses Gelände. Schließlich war Bakura wieder im Vollbesitz seiner Kräfte und mächtiger als je zuvor. Jetzt wollte er seine Rache und er wusste genau wo er sie bekam. Sein Weg führte ihn direkt nach Domino City, dass er dabei eine Spur der Zerstörung hinterließ, befriedigte ihn ungemein. So konnte er sich sicher sein, das seine Gegner auch reagieren würden.

Jetzt, hier in Domino, tobte Bakura sich richtig aus, er jagte einen Feuerball nach dem anderen aus seinem Schlund. Das panische Schreien der Menschen war Musik in seinen Ohren, er liebte den Geruch der Angst, der ihn erreichte. Das hier war der Beginn seiner Schreckensherrschaft und niemand würde sich ihm in den Weg stellen können.
 

Das herausfordernde Gebrüll zweier Drachen, ließ sein Herz höher schlagen – sie kamen, seine Feinde waren im Anflug und diesmal würden SIE bitter untergehen. Es würde ein sehr leidvoller Weg für sie werden, das hatte Bakura sich vorgenommen, gerade mit dem Weißen hatte er noch ein besonderes Hühnchen zu rupfen.

Endlich sah er sie – vergessen waren die Menschen unter ihm, Bakura sah nur noch seine Gegner. Überall in der Stadt herrschte Chaos – dicke Qualmwolken stiegen empor, Gebäude waren eingestürzt und die Menschen versuchten sich panisch in Sicherheit zu bringen. Vergeblich bemühten sich Polizei und Feuerwehr an die Brandherde zu gelangen. Die Panik in der Bevölkerung wurde noch größer, als zwei weitere Drachen erschienen – erst als sie sahen, das diese den großen Grünen angriffen, beruhigten sie sich. Einige blieben sogar stehen, um den Kampf über ihnen zu beobachten.
 

Ihren Gegner abschätzend, umkreisten sich die Drachen und Timiat stellte fest, das seine Gegner diesmal geübter im Flug erschienen. Mal sehen, was sie so drauf hatten... Der Grüne griff an, mal den Weißen, mal den Schwarzen und testete ihre Fähigkeiten aus. Doch diese machten es genauso, mit Scheinangriffen versuchten sie die Kraft dieses Drachens abzuschätzen. Nach mehreren Scheinangriffen, ließ Seto einen echten Angriff folgen und bohrte seine Klauen in den Rumpf des Gegners. Zornig aufbrüllend schüttelte Timiat seinen Feind ab, das würde der Weiße noch bereuen... aber noch während Bakura sich auf den Angriff auf Seto vorbereitete, wurde er von dem Schwarzen angegriffen. Das ging Bakura zu weit, sich nur zu verteidigen, war nicht in seinem Sinne... Timiat flog nun massive Angriffe gegen die Drachen – noch spielte er mit Beiden, noch stand sein erstes Opfer nicht fest...
 

Timiat wollte seine Gegner müde machen und dann erst ernsthaft gegen sie kämpfen – er stellte fest, dass der Weiße die treibende Kraft für die Angriffe auf ihn war. Gut, dann würde er sich erst einmal um diesen kümmern und sich danach den Schwarzen vornehmen.
 

~~~
 

Der Kampf gegen Timiat war ganz schön anstrengend, weder Seto noch Joey waren es gewohnt, als Drachen so gefordert zu werden, auch wenn es ihnen, durch das gegenseitige spielerische Jagen, wesentlich leichter fiel, als bei ihrer letzten Begegnung mit dem grünen Drachen. Immer wieder mussten sie sich gegen Timiat verteidigen, sich gegenseitig vor ihm beschützen, und so war es gar nicht einfach, einen Angriff gegen ihn zu starten. Bakura genoss es, seine Widersacher so in der Zange zu sehen, er kämpfte noch gar nicht mit voller Kraft, eigentlich spielte er sogar noch ein wenig mit den beiden Drachen. Aber eines musste er den Beiden schon lassen, sie kämpften gut – und sie kämpften, wie ein eingespieltes Team...
 

Timiat verstärkte seine Anstrengungen. Bisher hatte er mit beiden Drachen noch ein wenig gespielt, doch jetzt wollte er versuchen, einen von Beiden zu töten. Er griff den Weißen an, er war immer noch ziemlich sauer auf Seto, dass er ihn so hinters Licht geführt hatte. Er hatte ihn geküsst, hatte ihn heiß geküsst... und hinterher sein Opfer vereitelt. Diese Wut im Bauch half ihm dabei, seine Angriffe auf den Weißen zu konzentrieren. Timiat versuchte die Kehle des Weißen zu erwischen, immer wieder flog er seine Angriffe in diese Richtung. Doch der Schwarze erwies sich andauernd als Störfaktor, ständig beschützte er den Weißen und versuchte die Angriffe auf sich zu lenken...
 

Joey wurde langsam wütend, Timiat schien es wirklich auf Seto abgesehen zu haben und er musste dem Weißen immer wieder beistehen... Joey verstand Timiat nicht...

Seto geriet immer mehr in Bedrängnis – am Anfang hatten sie Beide gegen Timiat gekämpft, doch nun griff Timiat nur noch ihn an... manchmal wurde es echt eng für ihn und es gefiel Seto nicht, dass er es stets nur mit Joeys Hilfe schaffte, aber dennoch war er ihm dafür ziemlich dankbar...
 

Bakura war neugierig, als Drachen kämpften sie wie ein eingespieltes Team, aber wie war es als Menschen? Der Weißhaarige war sich seiner Macht und Kraft bewusst, aber hatten seine Gegner überhaupt eine Ahnung zu was sie eigentlich fähig waren? Hatte Mahou sie darauf vorbereitet? Das wollte er jetzt ausprobieren – er verlor nichts dabei, und es war die Gelegenheit, Kaiba und Wheeler zu demoralisieren. Zielstrebig steuerte er ein Hochhaus an – ironischer Weise war es das Gebäude von Industrial Illusions. Auf dem Dach ließ er sich nieder, verwandelte sich wieder zurück und hielt in der Hand ein Katana. Die beiden Drachen kreisten erst verwundert um das Gebäude und wussten nicht, was sie davon halten sollten. „Kommt her, zeigt mir, wie gut ihr wirklich seid.“, rief Bakura herausfordernd. Seto ließ sich das nicht zweimal sagen, er hatte genug davon, ständig den Angriffen Timiats ausgesetzt zu sein und sich nicht richtig dagegen wehren zu können. Er wollte nicht, das Joey immer wieder sein Leben für ihn aufs Spiel setzte, obwohl ihm bewusst war, dass er auch jetzt nicht ohne Joey auskommen würde.
 

Der weiße Drache landete also und in der nächsten Sekunde stand Seto ebenfalls dort, auch seine Hand hielt ein Katana. Beide Männer warteten gar nicht erst auf den dritten Drachen, sondern drangen gleich aufeinander ein. Darauf hatte Bakura gewartet – sein erster Kampf mit Seto wurde ja rüde durch die Natur unterbrochen. Jetzt würde er endlich die Furcht in dessen Augen sehen können, wenn der Blauäugige merkte, dass er verlor. „Du hast nicht umsonst mit mir gespielt, ich werde deinen Willen brechen.“, versprach Bakura seinem Gegner böse und seine Augen blickten gnadenlos. „Das wird dir nicht gelingen.“, widersprach Seto kalt. In seinen Adern fühlte er eine Macht pulsieren, die er nur als schwer kontrollierbare Wut kannte.
 

Wieder prallten ihre Schwerter aufeinander und Bakura versuchte Kaiba an den Rand des Daches zu drängen. Dieser wich immer wieder aus, griff seinerseits an und wollte Bakura ebenfalls an den Rand drängen, kam aber, bei einem sehr heftigen Angriff Bakuras, ins Straucheln, stürzte, und verlor dabei sein Katana aus der Hand. „Jetzt bist du fällig, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein.“
 

Bakura holte aus und ließ die Klinge auf Seto niedersausen, doch traf sein Schwert nicht Kaiba, sondern die Klinge Wheelers. „Nicht so eilig, ich hab da auch noch ein Wörtchen mitzureden.“, mischte Joey sich jetzt mit kühler Stimme ein und seine braunen Augen blickten kalt in die des Zauberers. „Du hast doch nicht gedacht, dass ich nur zusehe?“ Verächtlich lächelte Bakura ihn an. „Was kannst du schon ausrichten, Schnüffler.“ „Versuchs und du wirst es sehen.“, forderte der Blonde den Weißhaarigen heraus.
 

Seto beobachtete Joey – er hatte gerade eine ganz andere Ausstrahlung als sonst... er wollte kämpfen... er würde kämpfen... und er würde... töten. Seto schluckte jetzt tatsächlich seinen Stolz herunter und ließ sich von Joey helfen, denn im Augenblick musste er sich keine Sorgen um Joey machen und die Verschnaufpause tat ihm wirklich gut.
 

Kraftvoll stieß Joey Bakura beiseite, folgte ihm mit erhobenem Schwert und schon klirrten ihre Schwerter aufeinander, Joey nutzte jeden noch so kleinen Vorteil für sich aus und Bakura musste erkennen, das er das Blondchen erheblich unterschätzt hatte. Der Weißhaarige versuchte Joey mit Worten aus dem Konzept zu bringen – bei Kaiba hatte es nichts gebracht, aber vielleicht funktionierte es ja bei Wheeler. „Streng dich ruhig an. Du wirst das gleiche Schicksal erleiden, wie dein Freund, Muhahahah.“, lachte er böse. „Und weißt du was, ich lass dich zusehen, wenn ich mir deine große Liebe nehme. ICH werde ihm zeigen, was es heißt mit einem Mann zu schlafen.“ Joeys Augen wurden bei diesen Worten um einige Nuancen kälter und sein Gesicht immer finsterer.
 

Niederträchtig fügte Bakura hinzu: „Und es ist mir egal, ob er will oder nicht. Das wird ein Fest, du musst zusehen und kannst nichts tun und danach bist du dran.“

Eine kalte Wut breitete sich in Joey aus – eine Wut, die seinen Verstand nicht vernebelte, sondern ihm Kraft verlieh. Beherrscht gab er deshalb auch zurück: „Willst du mich zu Tode quatschen oder kämpfst du auch noch mal?“ Provozieren ließ er sich nicht. „Du bist genauso arrogant wie Kaiba und du wirst genauso scheitern.“, fauchte Bakura böse zurück.
 

Kraftvoll hieb der Weißhaarige nun auf Joey ein und brachte ihn in Bedrängnis, doch da war Seto wieder zur Stelle und verschaffte Joey eine Verschnaufpause. So ging es unablässig hin und her, Bakura bekam keinen wirklichen Vorteil, und so beschloss er, den Kampf wieder in die Luft zu verlegen. Ohne Vorwarnung verwandelte er sich wieder und flog auf – er sammelte seine Energie, um einen Feuerstoss auf das Dach loszulassen, doch er war zu langsam. Sein Angriff ging ins Leere. Wütend brüllten der Weiße und Schwarze Drache auf und gingen zum Gegenangriff über.
 

Sie waren in der Stadt – sie mussten den Kampf unbedingt nach draußen verlagern, zu viele Unschuldige würden sonst leiden. Seto nutzte den Umstand, dass sich Timiat nur auf ihn konzentrierte, also spielte er den ’Flügellahmen’ Drachen und lockte Timiat damit immer weiter von der Stadt weg. Manchmal ging er dabei ein ziemlich hohes Risiko dabei ein, aber letztendlich hatte er keine Wahl, denn die Menschen der Stadt mussten geschützt werden.
 

Joey wurde kurzzeitig hektisch, weil er dachte, Seto wäre am Ende seiner Kräfte... doch dann bemerkte er, was der weiße Drache vorhatte und beschränkte sich darauf, nur noch die hinterhältigen Attacken abzuwehren. Schließlich hatten sie die Berge wieder erreicht und dort ließen sich die Drachen kurz nieder, um zu verschnaufen. Timiat brüllte wütend auf, als er merkte, das er auf den Weißen hereingefallen war – er hatte vorgehabt, einen richtigen Schaden in Domino anzurichten, damit die Menschen gleich wussten, woran sie waren und wieder hatte Kaiba das verhindert... dafür würde er büßen... Zornig erhob Timiat sich wieder in den Himmel, er hätte sich ja gern mit ihm vergnügt, aber sollte der Weiße jetzt dabei draufgehen, wäre es ihm auch recht.
 

Wieder verlagerte sich der Kampf in den Himmel, und diesmal versuchten Seto und Joey sich Vorteile zu erkämpfen... Das war nicht leichter geworden, massiv griff Timiat Seto an und dieser hatte kaum Zeit sich zu verteidigen. Aber die beiden anderen Drachen hatten diese Taktik inzwischen eingeplant – Joey beschützte nicht mehr den Weißen, sondern nutzte die Zeit, um seinerseits Timiat anzugreifen. Immer besser konnte Joey mit dem Feuerball umgehen, und auch die Kraft einschätzen, die so ein Feuerball kostete.
 

Langsam spielte sich der Kampf ein, und der Schwarze verbuchte so nach und nach einige Punkte für sich. Seto schlug sich so gut er konnte, verschaffte Joey immer wieder die Möglichkeit anzugreifen, auch wenn er dafür eine Menge einstecken musste. Doch langsam verließen den Weißen die Kräfte, er konnte nicht mehr... Erschöpft musste Seto landen. Dieser Kampf hatte ihn soviel Kraft gekostet, dass er die Verwandlung als Drache nicht weiter aufrechterhalten konnte. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte Joey, dass Seto nicht mehr konnte und mit einem Sturzflug verbiss er sich in Timiats Rücken,
 

Timiat brüllte vor Schmerzen auf. Er hatte sich gerade so sehr in dem Gefühl gesonnt, den Weißen endlich besiegt zu haben, dass er unachtsamer Weise nicht auf den Schwarzen geachtet hatte. Dieser hatte ihm doch tatsächlich, an einer äußerst empfindlichen Stelle, eine ziemliche Verletzung zugefügt. Verletzt zog sich der Grüne auf einen nahe gelegenen Berggipfel zurück, um die Wunde verheilen zu lassen.
 

Bevor Timiat ihn verletzen konnte, ließ der Schwarze ihn wieder los und landete neben Seto. Er verwandelte sich sofort zurück. „Seto, geht es dir gut?“ Besorgt kniete Joey neben seinem Freund nieder, und erkannte erleichtert, dass er zwar verletzt, aber hauptsächlich vollkommen erschöpft war. Seto öffnete seine Augen und schaute Joey zärtlich an.

„Mein Drache.“, flüsterte er erschöpft. Joey nahm in liebevoll in den Arm und streichelte Setos zerschundenen Körper. „Du hast ganz toll gekämpft. Ich bin stolz auf dich.“ Joey blickte seinen verletzen Freund voller Liebe an. „Joey, ich...“, begann Seto, doch dann brach er ab. „Kannst du mir aufhelfen?“, bat er Joey. „Aber sicher doch.“, antwortete dieser und half Seto dabei, sich hinzusetzen. Doch Seto wollte nicht sitzen, er wollte vor Joey knien.
 

„Josef Jay Wheeler, ich liebe dich.“, begann Seto. „Hiermit frage ich dich: Möchtest du mich heiraten und mein Mann werden?“ Bangend schaute Seto Joey an. Er wusste nicht, ob er ihm später noch einmal diese Frage stellen konnte. Joey schluckte. Ein dicker Kloß machte sich gerade in seinem Hals breit und Tränen der Rührung und der Liebe standen in seinen Augen.

„Ja.“, antwortete Joey mit belegter Stimme. „Ich will.“ Seto kämpfte sich mit der letzten Kraft, die er noch besaß, hoch zu Joey und küsste ihn. All seine Liebe, die er für den Blonden empfand, floss in diesen innigen Kuss, den Joey nur zu gern erwiderte. Die Beiden vergaßen um sich herum Raum und Zeit, plötzlich begann sich alles um sie herum zu drehen, sie wurden in einen Strudel gezogen, und auf einmal stieg kraftvoll ein großer, weißer Drache mit roten Augen in den Himmel und brüllte Timiat sein Verderben entgegen.
 

Bakura erschrak. Waren das eben nicht noch zwei ziemlich entkräftigte Drachen gewesen? Die Verletzung, die der Schwarze ihm zugefügt hatte, war leider noch nicht verheilt, und sie kostete ihn ziemlich viel Blut... Doch wenn er hier auf dem Gipfel blieb, war er verloren, der Große Weiße schien nicht mit ihm spielen zu wollen. Während Timiat sich wieder in den Himmel erhob, spürte er, dass der Kampf gegen die Beiden ihn doch mehr Kraft gekostet hatte, als vermutet. Aber er wollte den Angriff des Großen nicht erwarten, sondern bereitete sich lieber auf seinen eigenen Angriff vor.
 

Der weiße Drache war erstaunt, waren sie vorher auch ziemlich erschöpft gewesen, so wirkte der große Weiße jetzt morgenfrisch... Elegant wich er dem ersten Angriff Timiats aus und konterte. Auch ein Feuerball Timiats konnte den Weißen nicht erreichen. Der Weiße flog einen Angriff auf Timiats Flügel, und hatte ihn ziemlich schnell flugunfähig gemacht. Mitleid konnte er sich nicht leisten, und so griff er Timiat erneut an. Der Weiße versuchte es erst gar nicht, die Kehle Timiats zu packen – Joey wusste noch, wie er dem Grünen das Genick gebrochen hatte, und genau diesen Angriff flogen die Beiden jetzt.
 

Timiat wollte nicht glauben, dass sein Ende gekommen wäre, und als der Weiße sich wieder in den Himmel erhob, nutzte er die Zeit um sich zu heilen. Doch bevor seine Flügel verheilt waren, und er wieder fliegen konnte, spürte er den großen Weißen auf seinem Rücken, wurde von der Wucht seines Anfluges umgeworfen und hörte noch wie sein Genick brach...

Weihnachten in den Bergen I

Gut zwei Wochen waren seit der endgültigen Vernichtung Bakuras, bzw. Timiats, vergangen. Es war ein harter Kampf gewesen, der Seto und Joey an den Rand ihrer Kräfte gebracht hatte. Erst ihre Fusion zu einem einzigen Drachen, hatte die Wende gebracht. Und obwohl sie als EIN Drache neue Kräfte bekamen und frisch schienen, brach nach dem Tod des Feindes ihre Erschöpfung durch, und ihre Fusion löste sich wieder auf. Müde saßen sie nebeneinander, hielten sich an den Händen fest und sahen auf ihren toten Gegner. Dieser verlor nach einer Weile seine feste Gestalt – wie Wasser, das sich auf Land ausbreitete, verschwand dieser im Erdreich. Seto konnte fühlen, das dieser Albtraum endlich ein Ende hatte – Bakura war Geschichte.
 

Rafu Tanaka holte sich die Erlaubnis seines Chefs, um mit einem Hubschrauber nach seinem ehemaligen Kollegen und dessen Freund suchen zu dürfen. Dass sich die Beiden in Drachen verwandeln konnten, behielt er lieber für sich – je weniger davon wussten, desto besser war es.

Er bekam den Hubschrauber, schnell hatte er Kaiba und Wheeler gefunden und brachte sie in ein Krankenhaus. Diesmal wies Seto die Hilfe nicht zurück und ließ sich ebenso behandeln wie Joey. Der wurde allerdings argwöhnisch von dem Krankenhauspersonal beäugt, denn so lange war es ja noch nicht her, das er mit ähnlichen Verletzungen hier gewesen war.
 

Wie durch ein Wunder kamen die Freunde ohne ernsthaften Schaden davon – Prellungen, Schürfwunden und einige tiefere Schnitte, die mit Klammerpflaster versorgt werden konnten. Auf eigenen Wunsch und gegen den Rat der Ärzte, verließen Seto und Joey das Krankenhaus noch am selben Tag. Tanaka war so nett und flog sie mit dem Hubschrauber zu ihrem Haus am See, dort würden sie sich am besten Erholen können. Das Auto würde er ihnen später bringen.
 

Jetzt waren die meisten Verletzungen inzwischen abgeheilt und lediglich die Prellungen machten den Beiden noch zu schaffen. Wie jetzt beim Hausputz – es war kurz vor Weihnachten und Serenity und Mitsuki wollten am nächsten Tag kommen.
 

„Wann kommen sie, hast du gesagt?“, wollte Joey wiederholt von Seto wissen. „Am frühen Nachmittag wollen sie am Treffpunkt sein. Serenity ruft an, wenn sie da sind. Dann kannst du fahren und sie holen.“, beantwortete der Brünette geduldig die Frage, die Joey heute wohl schon zum hundertsten Mal stellte. Seto hatte mit Serenity telefoniert, da er sie um einen Gefallen bitten wollte. Sie sollte etwas für ihn abholen, weil er selbst es nicht mehr schaffte nach Domino zu fahren, um es selbst zu tun. Aufseufzend sah er sich um. „Ich glaube, wir sind fertig mit putzen.“, meinte er, „Jetzt nur noch die Betten beziehen, dann ist alles soweit vorbereitet.“

Nachdem das auch erledigt war, ließ Seto sich müde auf sein Bett fallen – seine Verletzungen teilten ihm gerade unangenehm mit, dass sie noch nicht verschwunden waren.
 

Joey konnte es inzwischen kaum noch erwarten. Als sein Handy endlich klingelte, stürzte er sofort aus dem Haus und zum Auto. Seto blickte seinem Wirbelwind lächelnd hinterher. „Fahr vorsichtig, hörst du?“, mahnte er ihn liebevoll. Joey nickte. Er liebte das Haus in den Bergen, es war ein wunderschöner Rückzugsort um sich zu erholen und zu fliegen, aber hin und wieder fühlte er sich doch ziemlich eingesperrt. Zum Glück waren die Straßen noch frei. Sie hatten zwar Winterreifen aufgezogen und Schneeketten im Kofferraum, aber jetzt wollte er gerne ein bisschen zügiger fahren. Es machte ihm Spaß um die Kurven zu sausen...
 

Noch vor der Zeit fand er sich am vereinbarten Treffpunkt ein, und tigerte wie ein eingesperrter Tiger, vor seinem Auto hin und her...
 

Serenity wurde immer hibbeliger auf ihrem Sitz, bald würden sie den Treffpunkt erreichen. Mitsuki schmunzelte vor sich hin, obwohl ihm noch immer nicht wohl bei dem Gedanken war, einige Tage mit seinem ...Bruder, unter einem Dach zu verbringen. So freute er sich doch für Serenity – eigentlich wollten sie ja erst anrufen, wenn sie den Treffpunkt erreichten, doch seine Freundin wollte keine Zeit verschwenden... So schätzten sie ihre ungefähre Ankunft ab und diese teilte Serenity ihrem Bruder mit. „Sicher wartet Joey schon, es ist aber auch zu blöd mit dem Wetter.“, stöhnte Serenity fast schon verzweifelt.
 

Ihr Freund lächelte sie beruhigend an. „Keine Sorge, dein Bruder wird sicher warten, bis wir da sind. Und so lange kann es jetzt ja auch nicht mehr dauern.“ Dankbar nahm Serenity Mitsukis Hand und versuchte sich zu beruhigen. Die Zeit zog sich endlos dahin, doch schließlich schafften es und steuerten den Treffpunkt an. „Da ist Joey.“, rief Serenity aufgeregt aus, und kaum das Mitsuki das Auto neben dem Joeys anhielt, sprang Serenity auch schon aus dem Wagen. „Joey, schön dich zu sehen. Wartest du schon lange?“ Stürmisch umarmte Serenity ihren Bruder, als hätte sie ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
 

„Schwesterherz.“, rief Joey freudig aus. „Nein, ich bin auch grad erst vor fünf Minuten gekommen.“, log er. „DAS glaub ich dir aufs Wort.“, antwortete Serenity lächelnd. „Dann solltet ihr aber die Heizung in eurem Auto reparieren lassen, so kalt wie deine Nase ist.“, grinste sie. Es machte ihr einfach Spaß, ihren ungeduldigen Bruder bei seiner Lüge überführen zu können. Joey schaute sie schuldbewusst an und grinste schief. „Ich gebs zu, du hast mich erwischt. Unsere Heizung ist in Ordnung, so was würde Seto nie dulden. Ich habs im Haus einfach nicht mehr ausgehalten, und bin einfach losgefahren.“
 

„Das erinnert mich doch vollkommen an deine Schwester.“, grinste Mitsuki übers ganze Gesicht. „Sie war heute auch wie ein Bienenschwarm – ständig unterwegs und durch nichts zur Ruhe zu bekommen. Sollen wir dir hinterher fahren?“, erkundigte sich Mitsuki über die weitere Vorgehensweise. Joey ließ seine Schwester los und begrüßte ihren Freund. „Hallo Mitsuki. Nein, das wäre keine so gute Idee. Es ist Schnee angesagt, und auch sonst ist der Geländewagen besser dazu geeignet, zum Haus zu fahren. Wir haben hier im Ort eine Garage, dort kannst du dein Auto in der Zeit unterstellen. Komm, ich führ dich hin.“
 

Mitsuki war erleichtert. Das war ja noch besser, als er gedacht hatte. Sein Auto hatte zwar schon so manche Bergstrecke bewältigt, doch als sie in den Ort hineingekommen waren, hatte er sich doch sehr skeptisch die Serpentinen angeschaut, die hinter dem Dorf zu sehen waren. Sie luden das Gepäck schnell von einem in das andere Auto, Joey stieg zu seiner Schwester und ihrem Freund in den Wagen und lotste sie zu ihrer Garage. Anschließend machten sie einen kurzen Spaziergang zu seinem Geländewagen zurück.
 

Kaum das ihr Bruder losgefahren war, stellte Serenity eine Frage die ihr schon lange unter den Nägeln brannte. „Sag, die Drachen vor zwei Wochen, wart ihr das? Und was hatte es damit auf sich?“ Obwohl sie miteinander telefonierten, hatte sie nie danach gefragt, doch jetzt wollte sie es wissen. „Ja, das waren wir.“, antwortete Joey ehrlich. Vor seiner Schwester und seinem ’Schwager’ brauchte er keine Geheimnisse mehr zu haben, und das gefiel ihm ziemlich gut. „Wir hatten Bakura und Timiat besiegt, doch leider nicht vernichtet, und so konnte er sich wieder erholen. Aber diesmal haben wir es geschafft, Bakura und Timiat sind endgültig Geschichte.“

Mitsuki seufzte erleichtert auf, das klang wie Musik in seinen Ohren. Vielleicht hörten dann jetzt auch die Albträume endlich auf... Es war schon besser geworden, doch noch nicht vorbei.
 

Den Rest an Vorbereitung erledigte der Blauäugige, nachdem sein Geliebter losgefahren war. Seto lächelte, Joey war heute nicht zu bremsen gewesen... So kam es auch, dass er viel zu früh losfuhr. Fast hatte der Brünette den Eindruck, der Braunäugige wäre froh hier weg zu kommen. Gut, hier war es einsam und für ihn, Seto, war es ideal – er brauchte nicht den Trubel der Stadt. Joey hingegen war immer unter Menschen gewesen, er liebte es mit ihnen umzugehen – nicht umsonst hatte er den Job als Barkeeper gehabt. Seto seufzte, nach den Feiertagen, würden sie wohl wieder ein paar Monate in der Stadt verbringen. Er schob die Gedanken daran beiseite, wichtiger war jetzt die Begegnung mit seinem Bruder. Hoffentlich brachten die nächsten Tage sie Beide näher zueinander... Seine Gedanken wurden durch Motorengeräusch unterbrochen, gleich würde er Mokuba gegenüber stehen.
 

Joeys Mund stand während der Fahrt kaum still. Mitsuki wunderte sich, wie er trotzdem so rasant die Serpentinen hinauf fahren konnte. Joey erzählte von dem Haus, von den vielen Zimmern, von dem großen Kamin und dem Bärenfell davor – dabei wurde er doch tatsächlich ein ganz klein wenig rot – und vor allem schwärmte er von der wundervollen Aussicht. Den Kampf und seine Folgen, den erwähnte er nicht weiter. Das war für ihn Vergangenheit und nicht weiter mehr wichtig. Nun, ganz stimmte das ja nicht so, aber das war etwas, was seine Schwester nichts anging – noch nichts anging. Darüber musste er erst noch mit Seto reden.

Noch eine Kurve und man konnte schon das wunderschöne Anwesen sehen, auf dem das Haus stand. Man konnte sehen, dass es einzigartig an den Berg angepasst war, doch es gab auch eine große ebene Fläche, auf die die Zufahrt führte. Das Haus wurde von der untergehenden Sonne rot angestrahlt und präsentierte sich in seiner vollen Schönheit den Ankommenden.
 

Als das Auto anhielt, kam Seto aus dem Haus. Schnell war er bei Serenity an der Autotür und öffnete ihr diese, ganz so wie es sich gehörte. „Hallo. Schön das ihr da seid.“, begrüßte er Joeys Schwester und gleichzeitig seinen Bruder, der nun ebenfalls ausstieg. Serenity kletterte aus dem Wagen und fiel dem Freund ihres Bruders um den Hals. „Ich freu mich auch hier zu sein.“, gab sie zurück. „Ich habs mit.“, flüsterte sie leise in sein Ohr, „Danke.“, raunte der Blauäugige, etwas von ihrer Handlung überrascht, zurück. Serenity ließ wieder von ihm ab, und während sie sich umsah, begrüßten sich die Brüder.

Seto reichte seinem Bruder die Hand. „Willkommen, ich freu mich besonders, dass du mitgekommen bist.“ Mitsuki nahm die Hand seines Bruders zögernd

entgegen. „Hallo, Seto. Ein schönes Haus habt ihr da. Schön abgelegen, in idyllischer Lage“, meinte der Schwarzhaarige zurückhaltend, nachdem er sich kurz umsah.
 

In diesem Augenblick verschwand die Sonne und dunkle Schneewolken zogen recht zügig auf. Sofort wurde es empfindlich kalt. Seto überging das Zögern seines Bruders – er war schon froh, das Mitsuki seine Hand annahm. „Wir sollten euer Gepäck besser schnell reinbringen, bevor das Unwetter losbricht.“, empfahl er nun. Wie aufs Stichwort, frischte der Wind heftig auf, schnell nahm sich jeder ein Gepäckstück, ebenso die Besorgungen, die Joey noch tätigen sollte, aus dem Wagen und verfrachteten alles ins Haus. „Ich fahr den Wagen noch schnell in die Garage, das sieht nach sehr viel Schnee aus.“, meinte der Blonde mit einem skeptischen Blick zum Himmel und brachte schnell den Geländewagen weg.
 

Seto stellte die Einkäufe erst einmal in der Küche ab und kehrte zu ihrem Besuch zurück. „Kommt, ich zeige euch eurer Zimmer.“ Mit einem kurzen Seitenblick auf seinem Bruder, erklärte der Brünette ihnen: „Wir haben für euch ein Zimmer fertig gemacht, ist das in Ordnung? Oder wollt ihr getrennte Zimmer?“ Seine Stimme klang ganz neutral, als er dies sagte. Mitsuki wusste dennoch, worauf die Worte anspielten.
 

„Nein.“, antwortete Mitsuki bestimmt und schüttelte seinen Kopf. Es war in Ordnung, Serenity wusste um seine Albträume bescheid, und auch schon so ansatzweise von deren Inhalt. Er hatte es zwar nicht geschafft, es ihr detailliert zu erzählen, doch im Großen und Ganzen ahnte sie, WAS der Inhalt des einen Traumes war. So begnügten sie sich mit kuscheln, sich zwanglos berühren und küssen, doch darauf hatte sie bestanden. Etwas wollte sie von ihrem Mitsuki schon haben, und außerdem konnte sie ihn so beruhigen, wenn er wieder träumte. Und mittlerweile suchte er Trost bei ihr, wenn sie versuchte ihn aus einem Traum zu holen. Ja, es war gut mit Serenity in einem Bett zu schlafen. Langsam bekam der Grauäugige mehr Schlaf...

„Gut, euer Zimmer ist hier am Ende des Flures.“, sagte der Brünette, öffnete die Tür des Schlafzimmers und ließ Serenity und Mitsuki eintreten. „Richtet euch in aller Ruhe ein. Wenn ihr fertig seid kommt runter. Bis dahin hab ich den Kamin angezündet und den Kaffee fertig.“ Seto ließ das Paar allein, er war über die Worte seines Bruders ziemlich erleichtert. Langsam schien er seine Albträume zu verarbeiten.
 

Joey kam zur Seitentür herein, stellte sich hinter Seto und hauchte ihm einen Kuss ins Genick. „Hallo, mein Süßer. So fleißig? Kann ich dir noch was helfen?“ Ein Schauer durchlief Seto bei dem Kuss. „Ja, kannst du. Mach doch bitte schon mal den Kamin an.“, antwortete der Blauäugige und revanchierte sich mit einem Kuss auf Joeys Nasenspitze.

Flugs machte der Blonde sich an die Arbeit. Sonst feuerte Seto immer den Kamin an, dass er ihn heute darum bat, empfand er als große Ehre. Bald schon prasselte ein gemütliches Feuer im Kamin und Joey machte sich auf die Suche nach seinem Liebsten. Er fand ihn nachdenklich in der Küche stehen, mit dem Kaffeefilter in der Hand. Wieder umarmte er ihn von hinten und flüsterte ihm ins Ohr: „Der Filter sollte wohl besser in die Kaffeemaschine, sonst gibt’s keinen Kaffee für die Gäste.“
 

Der Brünette dachte über seinen Bruder und über ihr Verhältnis zueinander nach. Das Zögern Mitsukis bei der Begrüßung zeigte ihm deutlich, das er sich noch nicht mit der Tatsache, Setos Bruder zu sein, abgefunden hatte. Vermutlich steckte diese ganze Drachengeschichte dahinter. In der letzten Zeit genoss er es, ein Drache zu sein... zu fliegen... Doch jetzt, mit seinem Bruder und dessen Abneigung gegen Drachen, wünschte er sich fast, diese ’Gabe’ nicht zu haben.

Bei Joeys Umarmung und seinen Worten zuckte der Blauäugige zusammen – er hatte seinen Geliebten gar nicht kommen hören. „Ja, du hast recht... ich sollte den Filter besser in die Kaffeemaschine tun.“, entgegnete er abwesend und beendete seine Arbeit zügig. Bald schon zog der Duft frischen Kaffees durch das Haus.
 

„Warum so nachdenklich?“, erkundigte sich Joey, während er das Geschirr auf einem Tablett anrichtete.
 

„Ich hab nur gerade an meinen Bruder gedacht. Ich glaube er fürchtet sich immer noch vor mir.“, erwiderte der Brünette traurig. „Und daran ist diese verdammte Drachengeschichte schuld.“ Mit einem Mal glaubte Seto ersticken zu müssen – er musste raus. „Ich geh noch mal raus... Feuerholz holen.“, sagte er entschlossen. Er ging in den Flur, zog sich seinen Mantel an und verließ das Haus.

Joey ging ihm nach. „Weißt du, ich glaube, dass es gar nicht so sehr der Drache ist, der deinen Bruder zögern lässt. Ich denke viel mehr, dass er Probleme damit hat, dass er dein BRUDER ist. Versteh mich nicht falsch, er kennt nur sein Leben als Mitsuki Okayama und nun soll er Mokuba Kaiba sein. Er will dich nicht verletzen, doch er kann auch deine Erwartungen nicht erfüllen. Und so versteckt er sich hinter den Drachen. Natürlich, für sein Erbe muss er Mokuba Kaiba sein, aber ich glaube, glücklicher wäre er, wenn er sein Leben als Mitsuki Okayama behalten könnte.“
 

„Das mag sein...“, Seto sah Joey an. „...ich muss darüber nachdenken. Ich bin bald wieder zurück.“ „Bleib nicht so lange draußen.“, nickte der Braunäugige und ging wieder zurück ins Haus. Er stellte den fertigen Kaffee auf das Tablett und trug alles ins Wohnzimmer. Kaum hatte er alles auf dem Couchtisch angerichtet, kamen auch Serenity und Mitsuki herunter. „Wo ist Seto?“, wollte Serenity wissen. „Er dreht noch schnell eine Runde, doch er kommt gleich.“, antworte ihr Bruder warm. „Aber setzt euch doch.“, forderte Joey die Beiden auf. Serenity und Mitsuki dankten Joey und setzten sich auf die Couch.

„Das ist ein sehr schönes Haus und unser Zimmer ist toll.“, bewunderte Serenity das Anwesen. „Das freut mich.“, antwortete Joey mit leuchtenden Augen. Es war ihm wichtig, dass es seiner Schwester gefiel, dann würde Mitsuki sich auch wohl fühlen. „Wir haben die ganze Woche geschuftet.“, meinte er gespielt stöhnend. „Aber dann hat es sich ja wohl gelohnt.“, nickte er zufrieden und goss jedem eine Tasse Kaffee ein.
 

Kaum das Seto das schützende Haus verlassen hatte, zerrte der heftige Wind schon an ihm. Auf dem Weg zum Holzschuppen überlegte er es sich anders und ging zum See hinunter. Die Hände tief in der Manteltasche vergraben, schlenderte Seto ein Stück am Ufer entlang. Joeys Worte gingen ihm im Kopf herum – stellte er wirklich Erwartungen an Mitsuki? Sicher, er hoffte immer, das, wenn er seinen Bruder fand, alles wieder wie damals war. Hoffte, dass ihre tiefe Verbundenheit wieder da war. War es ein Fehler das zu hoffen?

Neun Jahre... in dieser Zeit kam ihm nie der Gedanke, dass sie sich entfremdet haben könnten. Mitsuki baute sich ein Leben ohne Bruder auf – er hatte vergessen, dass er einen hatte. Und Seto richtete sein Leben nach der Suche seines Bruders aus – es hielt ihn am Leben. Sie Beide mussten ihr Leben neu ausrichten... und Beide brauchten Zeit dafür. Vielleicht ergab sich ja in den nächsten Tagen die Gelegenheit, mit seinem Bruder allein zu sprechen. Es musste mehr ausgesprochen werden, als nur die Sache mit dem Drachen.
 

Seto kehrte zurück und holte aus dem Schuppen noch einige Holzscheite. Es wurde auch allerhöchste Zeit für den Brünetten zum Haus zurückzukehren, zu dem Sturm hatte sich heftiges Schneetreiben gesellt – als wandelnder Schneemann, mit Holz beladen, kam er wieder zur Tür rein. „Wie siehst du denn aus.“, grinste Joey. „Hast du bei den Schneemännern Unterschlupf gesucht?“ „Ich habs versucht, aber da war es mir eindeutig zu kalt.“, gab Seto todernst zurück, während in seinen Augen der Schalk blitzte.

Schnell befreite er sich von dem vielen Schnee, brachte das Holz ins Wohnzimmer und blieb am Kamin stehen, um sich aufzuwärmen. Joey goss ihm eine Tasse Kaffee ein und brachte sie seinem Freund. „Hier, Seto, etwas zum innerlichen Aufwärmen.“ Er reichte ihm die Tasse. „Wenn wir keinen Besuch hätten, könnte ich dir noch eine andere Form des Aufwärmens anbieten.“, raunte er in Setos Ohr. „Vielleicht ist mir später ja auch noch kalt.“, flüsterte Seto zurück und wandte sich nun an ihren Besuch. „Wie gefällt es euch bis jetzt?“, wollte er von ihnen wissen.
 

„Es ist – beeindruckend.“, meinte Mitsuki ehrlich. Er hatte auf seinen Reisen schon so manches Haus zu sehen bekommen, doch dieses schien irgendwie anders zu sein. Von der schwierigen Anreise einmal abgesehen... Irgendwie war hier alles absolut modern, funktional und doch auch ziemlich alt... Dieses Haus strahlte eine Aura aus, der man sich schwer entziehen konnte.

„Danke... Der Sturm dürfte über Nacht abflauen, dann können wir morgen in den Wald gehen und einen Tannenbaum holen.“, schlug Seto nun vor. „Natürlich nur wenn ihr wollt.“ Am Kamin wurde es Seto langsam zu voll, daher machte er es sich auf dem Sessel bequem. Auf Antwort wartend trank er seinen Kaffee.
 

„Aber natürlich will ich.“, meldete sich Joey zu Wort. „Ohne Tannenbaum ist es doch kein richtiges Weihnachten.“ „Das macht bestimmt Spaß.“, freute sich auch Serenity. „Meine Eltern hatten keinen Tannenbaum, ich bin sehr traditionell aufgewachsen. Erst in Domino habe ich Tannenbäume kennen gelernt.“, sagte Mitsuki zurückhaltend. „Wenn ich ehrlich bin, gab es für mich seit meiner Kindheit keinen Weihnachtsbaum mehr.“, rutschte es Seto raus. Das war eigentlich eine Sache die niemanden etwas anging, aber nun war es zu spät, er konnte seine Worte nicht zurücknehmen. „Dein Vater?“, erkundigte sich Joey mitfühlend.
 

„Nicht nur.“, antwortete Seto ausweichend, war aber nicht bereit mehr zu dem Thema zu sagen. Die Weihnachtsfeste, die er von seinem Elternhaus her kannte, waren nicht besonders liebevoll. Nur die Zeit, die er dann immer mit seinem Bruder verbrachte, machte daraus ein Fest der Liebe. Nach dessen Entführung, gab es für Seto kein Weihnachten mehr. Dieses anstehende Fest, war das erste seit langer Zeit. „Na dann ist ja alles klar.“, meinte Joey fröhlich. Er würde sich seinen Tannenbaum holen, egal bei welchem Wetter.

Am nächsten Morgen wachte Seto ziemlich früh auf, es fing gerade an hell zu werden. Vorsichtig befreite er sich aus Joeys Umarmung, Er wollte ihn nicht unnötig wecken, wusste er doch, dass sein Freund gerne lange schlief. Leise ging Seto ins Bad und machte sich fertig, anschließend machte er sich in der Küche zu schaffen und bereitete schon mal das Frühstück vor. Da es sicher noch länger dauern würde, bis alle aufgestanden waren, kochte er sich schon mal einen Kaffee. Während er nun wartete bis der durchgelaufen war, sah er aus dem Küchenfenster und beobachtete das heller werden der Landschaft.

So wie er vermutete, war der Sturm über Nacht abgeflaut und es versprach ein Tag mit strahlend blauem Himmel zu werden. Einen Weihnachtsbaum zu finden dürfte allerdings nicht so leicht werden, da es ziemlich viel geschneit hatte. Von dem See war auch nichts mehr zu sehen – bei den eisigen Temperaturen in den letzten Wochen, war er total zugefroren und jetzt mit einer dicken Schneeschicht zugedeckt.
 

Serenity lächelte im Schlaf. Mitsuki kuschelte sich vertrauensvoll wie ein Baby an sie. Langsam wurde sein Schlaf immer ruhiger und er schreckte nicht mehr so oft in der Nacht auf. Solange er es noch brauchte, wollte sie es ihm geben, doch sie sehnte sich auch nach dem Geliebten... Mitsuki stand vorsichtig auf, er wollte seine Freundin nicht wecken. Er war sich bewusst darüber, was sie für ihn tat, und war ihr sehr dankbar dafür. Auf jeden Fall fühlte er sich wieder ausgeruht, wenn er morgens aufstand, und er hatte auch keine Angst mehr vor dem Schlafengehen. Serenity gab ihm Halt... den Halt, den er jetzt brauchte. Frisch geduscht folgte er dem verlockenden Duft, der durch das Haus zog und landete, wie erwartet, in der Küche. Dort fand er seinen ’Bruder’ vor, der gerade den Frühstückstisch deckte.
 

Als jemand die Küche berat, sah der Brünette von seiner Beschäftigung auf. „Guten Morgen Mitsuki. Bist du auch ein Frühaufsteher?“, lächelte Seto seinen Bruder an. „Magst du einen Kaffee?“ Das gab Seto ja vielleicht die Gelegenheit mit Mitsuki zu sprechen. „Guten Morgen, Seto. Ja, bin ich.“, lächelte Mitsuki zurück. „Und danke, gerne.“ Seto holte eine Tasse aus dem Schrank, goss Kaffee ein und reichte seinem Bruder die Tasse. „Wie geht es mit deinen Träumen? Werden sie schon besser?“, erkundigte er sich bei ihm. Dankbar nahm der Schwarzhaarige die Tasse Kaffee entgegen. „Ja, es wird besser. Ich wache nachts nicht mehr so oft auf und fühle mich morgens ausgeruht.“
 

„Das freut mich für dich.“, entgegnete Seto und sprach nach kurzem Überlegen weiter: „Mitsuki, ich...“, er brach den Satz ab und setzte noch mal an: „Seit deiner Entführung habe ich mein Leben danach ausgerichtet dich zu finden. Ich habe nie daran gezweifelt, dass du noch lebst. Doch ich habe verdrängt, dass du vielleicht ein neues Leben führst. Du bist mir immer wichtig gewesen und ich hoffte, dass alles wieder wie früher ist, wenn ich dich erst gefunden hätte. Es hat gedauert zu akzeptieren, dass es nicht so ist... Mitsuki, was ich sagen will – ich erwarte nicht, dass du dein Leben als Mitsuki Okayama aufgibst. Das Recht habe ich gar nicht, genauso wenig verlange ich, dass du mich als Bruder betrachtest. Ich würde mich allerdings freuen, wenn wir Freunde sein könnten.“ Mit ruhigem Blick sah Seto in die grauen Augen seines Bruders. Leicht waren ihm diese Worte nicht gefallen, dennoch fühlte er sich besser, nachdem sie ausgesprochen waren.
 

Mit wachsendem Unbehagen hörte Mitsuki Setos Erklärung zu, doch dann seufzte er erleichtert auf. „Ich kann dich wirklich nicht als Bruder sehen – noch nicht...“, begann er zögernd. „Ich BIN Mitsuki Okayama... so heiße ich... so lebe ich... zu ihm gehören meine Erinnerungen und mein Leben... Manchmal kommen Bruchstücke... aber keine ganzen Erinnerungen... nicht an dich... nicht an meine erste Familie... Die Entführung – ja, daran kann ich mich jetzt wieder erinnern, aber auch erst, seit ich bei Pegasus im Verließ war. Freundschaft – ja, die kann ich dir anbieten... das wäre schön, auch für Serenity und ihren Bruder.“, schloss Mitsuki mit festem Blick auf Seto gerichtet.
 

Seto nickte zu Mitsukis Worten, mehr konnte er nicht erwarten. „Gut dann ist unser Verhältnis zueinander geklärt.“, erwiderte Seto zufrieden und kam auf ein anderes Thema zu sprechen. „Fürchtest du dich immer noch vor den Drachen?“ Wenn er es schaffte auch dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen, konnten sie einander in Ruhe kennen lernen.

„Fürchten?“, antwortete Mitsuki vorsichtig. „Fürchten ist vielleicht das falsche Wort.“, meinte er nachdenklich. „Ich würde eher gesunden Respekt dazu sagen.“, nickte der Grauäugige. „Nachdem ich weiß, dass Bakura mir diesen Traum geschickt hat...“ „Was hältst du davon, meine andere Seite... meine Drachenseite kennen zu lernen?“, fragte Seto spontan. Mitsuki schluckte. Jetzt so direkt damit konfrontiert zu sein, war dann doch nicht so einfach. „Geht das denn so einfach?“, gab er sich einen Ruck.
 

Lächelnd antwortete Seto: „Das ist kein Problem. Wenn du es wirklich willst können wir es gleich machen und wenn du ganz viel Lust hast, fliege ich ne Runde mit dir.“ Ihm war es nicht entgangen, dass er seinen Bruder überrumpelt hatte. „Ich halt auch ganz still und wenn du tatsächlich fliegen willst, sag es mir. Ich will

dich zu nichts zwingen.“, beruhigte er den Schwarzhaarigen. Mitsuki atmete tief ein. „Fliegen? Bei DEM Wetter? Ich weiß nicht...“ Er meinte damit eher die Kälte, als das Wetter im Allgemeinen, denn es versprach ein schöner Tag zu werden.

„Zieh dich doch einfach warm an, dann geht es schon, wäre ja auch nur eine kleine Runde.“, lockte Seto nun, so ganz abgeneigt schien sein Bruder ja nicht sein. „Aber erst einmal solltest du den Drachen kennen lernen.“ Das war zumindest ein Anfang, das andere kam vielleicht von allein. „Ja. du hast Recht, vielleicht sollte ich für den Anfang erst mal den Drachen kennen lernen.“, stimmte Mitsuki Seto zu.
 

„Okay, dann lass uns zum See runter gehen, da stören wir unsere Langschläfer nicht.“, schlug der Brünette nun grinsend vor. Mitsuki ging in den Flur zurück und holte sich seine Jacke. Am See angekommen verwandelte sich Seto in den weißen Drachen, senkte seinen Kopf und sah seinen Bruder mit einem warmen, abwartenden Blick an. Zögernd streckte Mitsuki seine Hand nach dem weißen Drachen aus und berührte ihn vorsichtig. Nein, gefährlich sah er eigentlich nicht aus, jetzt da er so ruhig vor ihm stand. Das letzte Mal hatte er ihn kämpfen sehen, und da war er ganz anders. Aber jetzt sah der Weiße richtig vertrauenserweckend aus. Ihm konnte man sein Leben anvertrauen – doch seine Wut zog man sich besser nicht zu...
 

Seto stand etwas zu dicht an der Uferböschung – als er nun einen Schritt zur Seite machte, damit sein Bruder ihn von allen Seiten betrachten konnte, kam er ins Rutschen. Auf dem eisigen Untergrund fand der Drache mit seinen Klauen keinen Halt und auch hektisches Flügelschlagen half nichts... ehe er sich versah, fand er sich auf dem zugefrorenen See wieder. Das war ihm mehr als peinlich, über sich selbst verärgert schüttelte der Drache unwillig seinen Kopf und versuchte aufzustehen. Doch es blieb bei dem Versuch – Seto musste feststellen, das es gar nicht so einfach war, vier Beine auf dem Eis zu koordinieren und da zu halten, wo sie hingehörten. Immer wieder rutschten ihm seine Beine weg – sich jetzt wieder zurück zu verwandeln kam für ihn aber nicht in Frage. Ziemlich unglücklich über seine Situation, und ganz und gar unelegant auf dem Eis liegend, warf er einen Blick auf seinen Bruder, der an der Uferböschung stand und ihn ungläubig beobachtete.
 

Erschrocken schaute Mitsuki dem Drachen zu, wie er immer weiter auf den gefrorenen See rutschte. Entsetzt hörte er das leise Knistern des Eises. „Kannst du nicht los fliegen?“, fragte der Grauäugige bang.

Es half nichts, seine Klauen fanden einfach keinen Halt auf dem Eis, er wollte es ja eigentlich nicht, aber es ging nicht anders. Dazu kam das Geräusch der berstenden Eisschicht des Sees. Der weiße Drache spreizte seine Flügel ab, mit einigen kräftigen Schlägen, hob er vom Eis ab, flog über seinen Bruder hinweg und landete wieder. Glücklich wieder festen Boden unter den Klauen zu haben, schüttelte er sich und drehte sich zu seinem Bruder um.

Erleichtert sah Mitsuki den weißen Drachen auffliegen. Das Eis hätte ihn nicht mehr lange getragen. Eigentlich war es ihm ja viel zu kalt zum Fliegen, doch der

Drache stand so erwartungsvoll vor ihm, dass er es nicht übers Herz brachte, ihn zu enttäuschen. „Fliegen wir ne kleine Runde?“
 

Die blauen Augen des Drachens leuchteten auf und er machte sich klein, damit Mitsuki aufsteigen konnte. Als dieser sich einen sicheren Halt gesucht hatte, richtete sich der Weiße zu voller Größe auf, sah in den Himmel und mit kräftigen Flügelschlägen stieß er sich vom Boden ab und gewann langsam an Höhe. Er hielt sich kurz über der Baumgrenze, die Luft war so schon kalt, je höher er fliegen würde, desto kälter würde sie werden. Seto flog am Seeufer entlang und drehte ins Landesinnere ab, um über den Tannenwald hinweg zum Haus zurück zukehren.

Fast bereute Mitsuki es, dem Drachen den Vorschlag zum Fliegen gemacht zu haben, denn er fror entsetzlich. Doch wenn er an die leuchtenden Augen dachte, war er sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Krampfhaft, so gut es seine kalten Hände zuließen, klammerte er sich an dem Drachen fest und hoffte der Flug würde schnell zu Ende gehen. Seto spürte, wie sich sein Bruder verkrampfte – das wollte er nicht. Mitsuki sollte für sich fliegen wollen und nicht, weil er glaubte, Seto damit einen Gefallen zu tun. Ohne weitere Umwege steuerte der Drache nun das Haus an und landete.
 

~~~
 

Weihnachten: Normalerweise hat Weihnachten in Japan ja keine Bedeutung. Doch Joeys Eltern haben bei einem Studentenaustausch in Deutschland das Weihnachtsfest kennen gelernt, und waren davon so begeistert, dass sie mit ihren Kindern deutsche Weihnachten feierten. Und Gozaburo Kaiba stellte einen amerikanischen Weihnachtsbaum auf, da er es als modern hielt, doch weiter bedeutete ihm das alles nichts.

Weihnachten in den Bergen II

Joey räkelte sich im Bett – es wunderte ihn überhaupt nicht, dass er alleine war, wenn er es auch vorzog NEBEN Seto aufzuwachen. Seto hatte ihm deutlich gemacht, dass ihm noch sehr kalt war, und er der Form des Aufwärmens von der Joey gesprochen hatte, unbedingt bedurfte. Träge stand er auf, ging zum Fenster und verschwand fröhlich summend ins angrenzende Bad.

Immer noch mit seinem fröhlichen Lied auf den Lippen machte sich der Blonde auf den Weg hinunter in die Küche und griff grinsend nach dem Kaffee, der dort stand. Seto würde er mit Sicherheit im Wohnzimmer oder auf der Terrasse finden. Gerade als er mit seiner Tasse Kaffee in der Hand das Wohnzimmer betrat und aus dem Fenster blickte, sah er den weißen Drachen mit Mitsuki auf dem Rücken auf der Terrasse landen.
 

Nachdem der Schwarzhaarige von ihm geklettert war, gab Seto seine Drachenform auf. „Mitsuki, ich hoffe, das ich ein wenig deine Befangenheit mir gegenüber zerstreuen konnte. Dennoch möchte ich dich bitten ... flieg mit mir nur, weil du es wirklich willst und nicht, um mir einen Gefallen zu tun.“, ernst sah der Brünette in die grauen Augen Mitsukis, es war ihm wichtig das zu sagen. „Und, wie hat es dir gefallen?“, wollte Seto nun von seinem Bruder wissen.

„F..f..f..frag m..m..m..mich d..d..d..das, w..w..w..wenn e..e..e..es e..e..e..etw..w..was w..w..w..w..wärm..m..m..mer i..i..i..ist.“, bibberte Mitsuki, als er zitternd vor seinem Bruder stand. „Komm lass uns reingehen, so warm ist mir auch nicht.“, grinste Seto und zog den Jüngeren mit zur Tür.
 

Joey drückte Mitsuki erstmal seine Tasse mit dem heißen Kaffee in die Hand, als die Beiden zum Wohnzimmer herein traten. „Komm, trink das erstmal, damit dir etwas wärmer wird.“ Dankbar blickte Mitsuki den Blonden an und trank von dem noch heißen Kaffee. Ihm war so kalt, dass er Angst hatte, den Kaffee zu verschütten, so zitterten immer noch seine Hände.

„Du solltest am besten heiß duschen oder baden.“, empfahl der Blauäugige, „Ich mach das jetzt jedenfalls.“ Auch er fror... nur konnte er besser damit umgehen, außerdem hatte er sich ja auch bewegt. Eine heiße Dusche war jetzt genau richtig und danach würde er sich ein ausgiebiges Frühstück gönnen. Hoffentlich hatte sich sein Bruder jetzt keine Erkältung zugezogen – es wäre Seto sehr unangenehm, daran schuld zu sein.
 

Die beiden Brüder machten sich auf den Weg in die obere Etage, um die kalte Kleidung los zu werden und sich unter einer heißen Dusche aufzuwärmen. Joey gefiel es nicht, so ganz alleine zurückgelassen worden zu sein, und schloss sich ihnen an. Vor den Schlafzimmern angekommen, trat Serenity gerade aus der Tür heraus und begrüßte die Drei.

„Guten Morgen ihr drei.“, grüßte sie fröhlich, doch dann bemerkte sie, wie verfroren Mitsuki aussah. „Wo warst du denn?“ Besorgt nahm sie Mitsukis Hände in ihre. „Du bist ja eiskalt.“, stellte sie überrascht fest. „Draußen.“, antwortete ihr Freund immer noch zitternd. „Diese Lebensmüden sind bei DER Kälte draußen eine Runde geflogen.“, klärte Joey seine Schwester auf.
 

Die junge Frau runzelte die Stirn, ihr Blick ging zwischen Mitsuki und Seto hin und her – auf der einen Seite freute sie sich ja, das sich ihr Freund dazu durch gerungen hatte, nur bei diesem Wetter hätte es nicht unbedingt sein müssen. „Ihr seid wirklich unmöglich, alle Beide. Wie kann man nur bei dieser Kälte fliegen?“

„Ach, das geht ganz einfach...du musst nur die Flügel bewegen.“, antwortete Seto trocken.

Perplex starrte Joeys Schwester ihn an, darauf wusste sie nichts mehr zu sagen, stattdessen nahm sie ihren Freund bei der Hand und zog ihn mit sich. „Dich stecke ich jetzt erst mal in eine heiße Badewanne.“, erklärte sie ihm, keine Widerrede duldend. „Danke.“, murmelte Mitsuki leise, nicht wissend, worauf er sich da gerade eingelassen hatte. Er wartete höflich ab, bis Serenity fertig mit den Einstellungen für das Badewasser war, und wollte sich erst ausziehen, wenn sie ihn alleine lassen würde.
 

„So ein Leichtsinn... bei dem Wetter fliegen.“, kopfschüttelnd wandte Serenity sich an Mitsuki, der sich immer noch die kalten Hände rieb, um sie warm zu bekommen. „Zieh dich schon mal aus.“, forderte sie ihn auf, während sie das Badetuch bereit legte. „Ähm... ich warte damit, bist du draußen bist.“, wagte der Schwarzhaarige einen vorsichtigen Einwand. Überrascht sah sie ihn an: „Du fliegst bei dieser Eiseskälte und dann willst du dich nicht ausziehen um zu baden? Kommt gar nicht in Frage.“ Entschlossen trat die Braunhaarige an ihn heran, nahm sein Gesicht in ihre Hände, selbst das war noch kalt, und küsste ihn liebevoll.

Ihr Freund machte immer noch so gar keine Anstalten, sich die kalten Kleider auszuziehen und so übernahm Serenity kurzerhand den Job. „Nun stell dich doch nicht so an. Wir haben zusammen gebadet, miteinander geschlafen... ich kenne dich, wie du in natura aussiehst... also, was soll das?“ Mitsuki schluckte. „Das war ja auch vor...“
 

Seufzend sagte Serenity: „Schatz, ich tu nichts was du nicht willst... aber, dich ausziehen und dich berühren, das darf ich doch?“ Ganz dicht stand sie jetzt vor ihrem Freund, ihre Hände schoben sich unter seinem Pullover, langsam schob sie diesen immer höher, bis Mitsuki es zuließ, das sie ihm sein Oberteil auszog. „Siehst du, ist doch gar nicht schlimm.“, raunte sie in sein Ohr und legte ihre Arme um seinen Hals. „Ich will doch nicht das du krank wirst.“, murmelte sie bevor sie ihn wieder küsste. Ganz behutsam ging sie vor, immer darauf bedacht nichts Falsches zu tun. Jetzt wanderten ihre Hände langsam zu seinem Hosenbund um den Gürtel zu öffnen.
 

Mitsuki hielt die Luft an. Er versuchte die Übelkeit, die in ihm aufstieg zu unterdrücken, doch so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Fahrig suchte er mit seinen Händen nach Halt, aber er fand nur Halt auf Serenity und stützte sich schwer auf ihr ab, da seine Beine nachzugeben drohten. Sofort hörte Serenity auf, legte ihre Hände auf seinen Rücken und hielt ihn, „Schhht... ist schon gut, ich hör auf.“, versuchte sie ihn zu beruhigen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie hasste Bakura für das, was er ihrem Freund angetan hatte. „Ich warte nebenan auf dich.“, sagte sie leise, „Ist das in Ordnung für dich?“

Mitsuki schüttelte den Kopf, auch ihm liefen Tränen über das Gesicht. „Bleib hier.“, flüsterte er leise. Er schämte sich so über seine Schwäche, aber er wollte, dass es endlich aufhörte. Er hatte keine Kraft mehr... „Bakura... er hat... als ich... angekettet war... er hat... mich da... hat ihn... ich wurde... ich kam... im Mund... und dann... hat er mich... ist in mich... ich konnte nichts dagegen tun...“, brach Mitsuki weinend vor Serenity zusammen.
 

Jetzt verstand Serenity das Verhalten ihres Freundes, sie hasste Bakura dafür noch mehr, wäre er nicht schon tot, würde sie ihn eigenhändig erwürgen, besser noch – ihn, an seinen eigenen Eiern, im Kerker zum verrotten aufhängen. Energisch schob sie diese Gedanken beiseite, Mitsuki war viel wichtiger. Liebevoll nahm sie ihn in den Arm, drückte ihn an sich, sanft strich sie durch sein Haar. „Das kriegen wir schon wieder hin... ich liebe dich, nichts in der Welt wird das ändern. Ich werde warten bis du wieder mehr Nähe zulassen willst.“

„Bleib bei mir.“, bat der Grauäugige leise die Frau an seiner Seite, als er sich wieder beruhigt hatte. „Halt mich fest, und lass mich diesen Albtraum endlich vergessen.“ Er klammerte sich an seine Freundin, wollte sich endlich nicht mehr vor ihren Berührungen fürchten müssen, sie war so lieb und stark... Mitsuki wollte Serenitys Stärke akzeptieren, wenn nur endlich seine Albträume verschwanden.
 

Mitsuki holte tief Luft – und mit klopfendem Herzen bat er Serenity ihn weiter auszuziehen. „Kommst du mit in die Wanne?“ Er setzte alles auf eine Karte, aber gerade war ihm alles egal, nur die Nähe von Serenity – er wollte sie haben, wollte sie wieder ertragen können, wollte sie wieder glücklich machen können. „Keine Sorge ich bleibe bei dir, für immer, wenn du willst.“, antwortete Serenity. Liebevoll zog sie ihren Freund wieder auf die Beine und umarmte ihn. Sie war glücklich – endlich gestand ihr Mitsuki seinen schlimmsten Albtraum und war bereit ihn, mit ihrer Hilfe, zu bekämpfen. Ja, endlich nahm ihr Freund ihre Hilfe an. Leise flüsterte sie in sein Ohr: „Gern ziehe ich dich weiter aus, aber um mit dir in die Wanne zu gehen, musst du mich ausziehen.“ Ihre Hände streichelten sich sanft über seinen Oberkörper, sie ließen nichts aus. Langsam näherten sie sich wieder seinem Hosenbund und öffneten den Gürtel, den Knopf und schließlich den Reißverschluss. Mehr machte sie noch nicht, wieder streichelte sie über seinen Bauch und sah ihn auffordernd an.
 

Mitsuki kniete sich wieder auf den Boden und zog Serenity zu sich herunter. Hier unten fühlte er sich doch weit aus sicherer, als eben noch im Stehen. Zögernd streichelte er Serenitys Rücken, ihre Schultern und über ihre Arme. Unsicher schaute er Serenity ins Gesicht, bevor er ihre Bluse aufzuknöpfen begann. Mitsukis Gefühle waren indifferent, das Ausziehen Serenitys an sich war für ihn harmlos, doch die Erinnerung der Dinge, die danach für gewöhnlich folgten, ließen ihn sich verkrampfen. Trotzdem wollte er es jetzt durchziehen und zog nach der Bluse Serenity auch den BH aus. Etwas widerstrebend, aber doch zielstrebig streichelte er sanft über ihre Brüste und ihren Bauch. Er spürte immer noch Serenitys Hände an seinem Hosenbund und spürte ein leichtes Flattern in seiner Magengegend.
 

Oh, wie hatte sie diese Berührungen vermisst, genussvoll seufzte sie auf, merkte aber, dass sich ihr Freund immer noch verkrampfte. Sie rutschte dichter an ihn heran, schmiegte sich ganz eng an seinen Oberkörper, ließ ihre Hände über seinen Rücken gleiten. Das Gefühl seiner Haut auf ihrer war zu schön, zu gern hätte sie noch viel mehr davon. Aber wenn es Mitsuki quälte, er es nicht genießen konnte... „Du musst es nicht, wenn du es nicht willst.“, flüsterte sie mit dunkler Stimme, diese Stimme verriet mehr über ihre Sehnsucht, als Worte es hätten tun können.
 

„Ich will es aber.“, beharrte Mitsuki. „Wenn ich es jetzt nicht schaffe, schaff ich es niemals.“ Er hatte es endlich geschafft, sich über seinen Stolz hinweg zu setzen, doch er war sich nicht sicher, ob er es noch ein zweites Mal fertig brachte, wenn er jetzt aufgab. Die Wärme, die von Serenitys Körper ausging, übertrug sich wohltuend auf seinen durchgefrorenen Körper. Erst jetzt merkte er wieder, wie kalt ihm war. Seine ganze Konzentration richtete er jetzt darauf, Serenity von den letzten Kleidungsstücken zu befreien, denn ihm fiel wieder das heiße Bad ein, das auf ihn wartete.

Die junge Frau nickte, sie verstand was in ihrem Freund vorging – sie erhob sich, damit ihr Mitsuki auch ihre Hose ausziehen konnte, danach wollte sie ihm seine Hose ausziehen, sie legte ihre Hände an den Hosenbund und sah ihn fragend an.
 

Mitsuki atmete tief ein, legte seine Hände auf Serenitys und schob mit einem Ruck seine Hosen runter, damit er sie ganz ausziehen konnte. Unsicher und noch etwas verkrampft stand der Grauäugige völlig nackt vor seiner Freundin. Er wagte es nicht sie anzusehen, ebenso wenig wie er den ’Verräter’ ansehen konnte... Mitsuki begann zu frieren und hatte es ziemlich eilig in die Wanne zu kommen.

Serenity folgte ihrem Freund und ließ sich ebenfalls in der Wanne nieder, sie genoss das warme Wasser und schloss wohlig seufzend die Augen. Das gab dem Schwarzhaarigen die Gelegenheit sich wieder zu fangen. Nach einer Weile öffnete Serenity wieder ihre Augen und sah ihren Freund liebevoll an. Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. „Das hätten wir geschafft, endlich sitzen wir mal wieder gemeinsam in der Badewanne. Schade das wir keinen Champagner da haben.“, ergriff sie das Wort und dachte dabei an ihr erstes gemeinsames Bad.
 

Im warmen Wasser merkte Mitsuki erst so richtig, wie kalt er war. Er tauchte bis zum Kinn ins Wasser und genoss die Wärme um sich herum. Das Bewusstsein, dass Serenity neben ihm im Wasser lag, ließ ihn sich sogar sicher fühlen. Und doch war er dankbar, dass sie sich neben ihn gesetzt hatte, und ihm seinen eigenen Freiraum ließ. Er suchte nach ihrer Hand und drückte sie dankbar.
 

~~~
 

„Ich geh dann jetzt auch unter die Dusche.“, erklärte Seto und betrat das Schlafzimmer, das er mit Joey bewohnte. „Nichts, da, du gehst auch in die Wanne.“, bestimmte der Blonde und hatte auch schon so seine eigenen Vorstellungen von dem Bad. „Die Dusche reicht vollkommen, nun mach doch nicht so einen Aufriss. So kalt wie meinem Bruder ist mir nicht.“, wehrte der Blauäugige ab. Er hatte Hunger, baden dauerte ihm definitiv zu lange.

„Ich mach aber einen Aufriss.“, beharrte Joey auf seiner Meinung und ließ schon mal Wasser in die Wanne ein. Wenn er Seto so nicht in die Wanne bekam... vielleicht bekam er ihn ja auf eine andere Art und Weise in die Wanne. Grinsend zog sich der Braunäugige aus und stieg verführerisch provozierend in die Wanne. Er hatte schon das Schaumbad in der Hand und wollte es kräftig aufschäumen lassen, als er dachte, die Natur wäre doch VIEL schöner anzusehen. Also griff er nach dem Badeöl und ließ einen verlockenden Duft aus der Wanne verströmen. „Willst du noch immer nicht in die Wanne gehen?“, lockte der Blonde und räkelte sich verführerisch.
 

Seto schluckte, als er Joey beobachtete wie er sich auszog und sich äußerst verführerisch in der Wanne räkelte. Joeys braune Augen sahen ihn verlangend an und langsam zog Seto sich auch aus, wenn auch nicht ohne Widerworte. „Das ist unfair, du weißt ganz genau, das ich dir nicht widerstehen kann.“, ergeben seufzend stieg der Brünette ebenfalls in die Wanne und genoss das warme Wasser. Neugierig wartete er darauf, was seinem Freund noch so vorschwebte.

„So ist’s brav.“, hauchte Joey in Setos Ohr und zog ihn an sich. Spielerisch ließ er seine Finger über dessen Brust kreisen, verweilte eine ganze Weile bei den kleinen Knospen, die sich unter seiner zarten Berührung leicht verhärteten, und hauchte kleine Küsse auf Setos linkes Ohr. „Verlass dich nicht drauf, das ich immer so brav bin.“, brummte der Brünette zufrieden zurück. Er liebte Joeys Berührungen, sie waren wie eine Sucht für ihn, er konnte nicht genug von ihnen kriegen. Behaglich lehnte er sich mit seinem Rücken an Joey.
 

Joey genoss die Zweisamkeit mit Seto. Auch wenn er behauptet hatte, nicht kalt zu sein, Joey sah es anders. Trotz des warmen Wassers konnte der Blonde die Kälte in Setos Körper spüren. Doch er hatte beschlossen, diesem Umstand ein Ende zu bereiten. Kleine Kreise ziehend wanderten Joeys Finger über Setos Bauch und suchten sich passende Stellen zum Verweilen. Zwischendurch hauchte er immer wieder kleine Küsse auf Setos Ohren und in seine Halsbeuge. Einmal saugte er sich ein wenig an Setos Hals fest und hinterließ ein kleines, rotes Mal.
 

Joeys wandernde Finger ließen Setos Herz schneller schlagen. Die Küsse jagten einen Schauer nach den Anderen über seinen Körper, trotz des warmen Wasser bekam Seto eine Gänsehaut. Das mochte daran liegen, dass sich sein Geliebter gerade doch als Vampir entpuppte. Der Kuss in der Gasse kam ihm gerade wieder in den Sinn. „Wusst ich’s doch. Du bist ein verkappter Vampir, gibt’s zu. Oder warum hast du mir gerade einen Knutschfleck verpasst.“, knurrte er gespielt böse. „Wir haben Besuch, jetzt muss ich Pullover mit Rollkragen anziehen.“
 

„Och... sag nur du schämst dich für mich.“, meinte Joey gespielt beleidigt. „Dabei hab ich mir extra viel Mühe gegeben, und nun magst du mein Geschenk überhaupt nicht und willst es verstecken.“ „Ich schäm mich nicht für dich. Dennoch ist es mir unangenehm mit einem sichtbaren Knutschfleck rum zulaufen. Ich kenn weder deine Schwester noch meinen Bruder gut genug“, ging Seto teilweise auf Joeys Ton ein. In der Tat wäre es ihm wirklich peinlich einen so deutlichen Beweis ihrer Liebe herumzutragen.

„Am liebsten würde ich dir noch ganz viele solcher kleinen Geschenke verpassen.“, murmelte Joey leise an Setos Hals. „Untersteh dich.“, warnte der Blauäugige grinsend. „Kommt ganz auf dein Benehmen an...“, erwiderte der Blonde ebenfalls grinsend. „Wenn du böse bist, muss ich dich bestrafen.“ Seto drehte sich etwas, um seinem Freund in die Augen sehen zu können. „Was schlägst du denn für Töne an? ICH bin der harmloseste Mensch auf Gottes Erdboden.“, gab er scheinbar entrüstet, mit einem gekonnt unschuldigen Blick, zurück.

„Na gut, dann will ich es dir mal glauben.“, entgegnete Joey großzügig. „Aber...“, ließ er im Raume stehen und schaute Seto mit gespielt strengem Blick an.
 

„Das ist zu großzügig von dir.“, bedankte sich Seto übertrieben höflich und ein Funkeln schlich sich in seine Augen. „Sag mal, da ich ja so brav bin.“, das Funkeln in seinen Augen verstärkte sich, „hab ich doch sicher eine Belohnung verdient.“

„Ja, das hast du.“, antwortete Joey grinsend und ließ seine Finger weiter auf Setos Bauch spazieren. „Huch, da schwimmt ja was.“, meinte er ernst. „Na, dann wollen wir doch mal dafür sorgen, dass es nicht davon schwimmt.“ Mit diesen Worten ’fing’ der Blonde Setos Penis ein, und ’rettete’ ihn so vor dem ’Abtreiben’. „Du böser, böser Junge.“, schimpfte er Setos kleinen Kameraden aus. „Du kannst dich doch nicht einfach so davon machen.“ Und zur ’Bestrafung’ musste der kleine Knabe natürlich fest angepackt werden... Joey musste ihm doch mal zeigen, WER hier der Herr im Hause war.
 

Joeys Finger verursachten ein Kribbeln in Setos Körpermitte – und als sein bestes Stück von seinem Geliebten ’eingefangen’ wurde, schoss sein ganzes Blut zur Verteidigung in diese Region. Der kleine Kamerad richtete sich zur vollen Größe auf, um klar zu machen, dass er keineswegs ein böser Junge war. Aber es half ihm nichts, sein Widerstand wurde gebrochen und mit einem letzten Aufbäumen ergab sich Setos kleiner Freund in sein Schicksal.

„Deine Methoden mich aufzuwärmen sind sehr effektiv.“, keuchte Seto zufrieden, er genoss Joeys Nähe und wartete darauf, dass sich sein Herz und seine Atmung wieder beruhigten.

„Nun weißt du also, was dir blüht, wenn du wieder einmal unbedingt in solch einer Eiseskälte eine Runde fliegen musst.“, meinte Joey gespielt streng zu Seto. Doch ein Lächeln zierte sein Gesicht. Sein kleiner Freund hatte sich zwar ebenfalls gemeldet, doch er gedachte ihn zu ignorieren. Außerdem sorgte Setos verlängerter Rücken für eine gewisse Reibung.
 

„Hm... wenn ich deiner Logik folge, müsste ich ja öfter bei der Kälte fliegen.“, gab Seto grinsend zurück. Gern wäre er noch länger so mit Joey in der Wanne geblieben, doch sein Magen war anderer Meinung, laut und deutlich bestand er darauf, etwas zu Essen zu bekommen. Seufzend erhob sich der Brünette und stieg aus der Wanne, beugte sich zu seinem Freund und küsste ihn. Dann meinte er: „Tut mir leid, aber ich kann das nicht länger ignorieren.“ Zärtlich strich er durch das blonde Haar. „Ich revanchiere mich ein anderes Mal.“

„Schon in Ordnung und das solltest du auch nicht. Ich weiß doch, wie hungrig du immer bist, wenn du geflogen bist.“, meinte Joey ehrlich. „Zudem mein Magen auch langsam etwas vertragen könnte.“
 

Flugs trocknete sich der Blauäugige ab und zog sich an, so langsam hatte er es wirklich eilig an den Frühstückstisch zu kommen. Von seinem Hunger mal abgesehen, gab es ja auch noch ihren Besuch. Joey tat es ihm gleich – und kurze Zeit später stand er neben Seto in der Küche und nahm ihm den Korb mit den Brötchen. Seto setzte frischen Kaffee auf und als dieser fertig war, kamen ihre Geschwister herunter. Bei dem gemeinsamen, doch schon recht spät stattfindenden, Frühstück, besprachen die Vier den weiteren Tag.
 

Nach dem Frühstück, das sich zu einem Brunch entwickelte, erhob sich Joey gesättigt von seinem Stuhl und meinte in die Runde blickend: „Also, ICH geh jetzt los und such mir meinen Tannenbaum. Wer Lust hat, kann ja mitkommen.“ Joey blickte abwartend in die Runde. Wenn es sein musste, würde er auch alleine gehen, denn auf seinen Tannenbaum wollte er auf keinen Fall verzichten.
 

„Ich lass dich doch nicht mit der Kettensäge alleine in den Wald gehen. Vorhin habe ich einen Baum gesehen, ich glaube der würde ganz gut hier reinpassen.“, entgegnete Seto und stand nun ebenfalls auf. „Du kannst ja schon mal die Schneemobile klar machen und ich räum hier schnell auf.“ „Ihr kommt doch mit, nicht wahr?“, fragte der Brünette an Mitsuki und Serenity gewandt.

„Eine gute Idee.“, meinte der Blonde und verschwand aus dem Zimmer, um die Schneemobile vorzufahren. Mitsuki schaute fragend zu Serenity, eigentlich hatte er keine rechte Lust, schon wieder in diese Kälte raus zugehen. „Du kannst gerne mitgehen, wenn du willst.“, überließ er seiner Freundin die Entscheidung. „Doch ich bleibe lieber mit einer Tasse Tee vor dem Kamin sitzen.“
 

Mitfühlend sah Joeys Schwester ihren Freund an. „Das kann ich gut verstehen, aber ich möchte gerne mit. Ich bin noch nie mit einem Schneemobil mitgefahren, das wird bestimmt spaßig.“, erklärte sie Mitsuki. „Ich hab nichts dagegen, aber zieh dich bitte warm an. Es ist lausig kalt draußen.“, nickte der Grauäugige. Serenity wollte schon gehen, doch sie zögerte noch einen Augenblick und sah Seto an, der inzwischen den Tisch abräumte. „Soll ich dir nicht noch schnell helfen?“, fragte sie ihn. Lächelnd sah der Brünette sie an: „Nein, das musst du nicht, geh dich anziehen. Ich bin hier auch gleich fertig.“

Schnell war Seto mit der Küchenarbeit fertig und legte noch für Mitsuki Holz für den Kamin zurecht. „Falls du noch eine Decke brauchst, in der Truhe da hinten liegen welche drin.“, informierte er seinen Bruder noch, zog sich seine dicke Daunenjacke mit Kapuze an, nahm seine Handschuhe und ging schon mal nach draußen. Joey war schon fertig und wartete auf sie. Er hatte alles, was sie brauchten, in den Schneemobilen verstaut. Wenig später kam auch Serenity.
 

Joey wartete, bis Serenity sich hinter ihn setzte und dann fuhren sie los. Er folgte Seto, denn schließlich wusste er, wo die Tanne stand, die er gesehen hatte. „Halt dich gut fest.“, riet er seiner Schwester. „Ein Schneemobil kippt zwar nicht so leicht um, wie ein Motorrad, doch es kann unerwartete Huppel geben, und dann wird es etwas holperig. Ungeplante Sprünge sind nicht ganz ausgeschlossen.“

„Ok, ich werde mich gut festhalten.“, bestätigte sie den Ratschlag ihres Bruders. Sie rückte dicht an ihn heran und schlang ihre Arme um ihn. Das war gar nicht so übel, da sie so kaum etwas von dem Fahrtwind abbekam – innerlich seufzend bedauerte sie, das Mitsuki nicht mit wollte. Viel lieber hätte sie sich so an ihren Freund geschmiegt.

Seto wählte den Weg über den See, er war kürzer und nicht so uneben. Das Eis war dick genug, es würde nicht brechen, auch wenn es vorhin den Eindruck machte. Zwanzig Minuten später erreichte er die Lichtung, auf der er den Baum gesehen hatte. Der Brünette hielt an und wartete auf seinen Freund. „Und was meinst du? Ist das ein ordentlicher Baum?“
 

„Der Baum ist perfekt.“, antwortete der Blonde mit strahlenden Augen, nachdem er ihn prüfend gemustert hatte. „Seto, du bist einfach der Beste.“ Stürmisch fiel Joey seinem Liebsten um den Hals. Er wartete, bis Serenity vom Schneemobil gestiegen war und holte die Motorsäge heraus. Er konnte es einfach nicht mehr abwarten und wollte endlich seinen Baum ’fällen’.
 

Serenity kletterte von dem Gefährt herunter, ja, der Baum war in der Tat umwerfend. „Du musst ja sehr gute Augen als Drache haben. So einfach ist es doch sicher nicht, von da oben, hier unten einen Baum zu erkennen?“, erkundigte sich die junge Frau bei Seto. Der Brünette nickte,

„Wenn ich Drache bin sind meine Augen tatsächlich besser, ich sehe auch etwas anders. Das ist aber nicht allein der Grund dafür, dass ich diesen Baum gesehen habe. Das lag eher an meiner Flughöhe.“ Seto lächelte sie an. „Wegen der Kälte bin ich nur grad so über die Baumspitzen hinweg geflogen. Also ziemlich tief.“ Unwillkürlich sah Serenity sich um, tief geflogen sagte Seto – sie fand es hoch genug.
 

Vollkommen konzentriert und die Zungenspitze herausschauen lassend suchte Joey die richtige Stelle, um seinen Baum abzusägen. Das war eine heilige Mission – nichts durfte falsch gemacht werden. Als er die richtige Stelle gefunden hatte, wandte er sich an seinen Freund. „Seto, du musst den Baum genau HIER festhalten.“, und zeigte auf die Stelle, an der Seto den Baum festhalten sollte. Der Blauäugige lächelte und trat an den Baum heran. „Vielleicht sollten wir erst noch die Decke ausbreiten, mit der wir den Baum transportieren können.“, schlug er vor.
 

„Seto. du bist ein Schatz.“ Joey drückte seinem Freund überglücklich einen Kuss auf. Damit wurde der Baum wunderbar geschont. Dass der Brünette nur verhindern wollte, sich harzig zu machen, voller Nadeln zu werden oder sich an den Nadeln zu pieksen, auf die Idee kam der Blonde nicht. Er nahm die Säge, setzte sie an und sägte zügig und gleichmäßig den Baumstamm durch. Mit Seto zusammen legte er den Baum auf die Decke, wickelte ihn ein und gemeinsam banden sie ihn auf einem der Schneemobile fest.

„Serenity... Seto...“, begann der Braunäugige zögernd, und schaute etwas unglücklich drein, denn er wusste nicht, wie er sagen sollte, was ihn bedrückte. Auf dem Schneemobil mit dem Baum konnte nur einer fahren. Seto sah ihn fragend an. „Was ist? Du fährst mit Serenity auf deinem Schneemobil wieder zurück und ich mit dem, auf dem der Baum ist. Wird nicht so einfach, aber es schon gehen.“ Misstrauisch hakte der Blauäugige nach: „Du hast doch nicht vor zu fliegen oder?“ Bevor Joey antworten konnte, schüttelte Seto energisch seinen Kopf. „Denk da nicht mal dran, mir willst du es verbieten, weil es zu kalt ist und du hast vor es trotzdem zu tun?“
 

„Nein.“, schüttelte Joey seinen Kopf. „Das ist es nicht.“ Serenity ging ein Licht auf. „Seto, es ist der Baum... Joey, möchtest du, dass ich mit Seto fahre?“ Der Blonde nickte erleichtert und schaute seinen Freund fragend an. „Liegt dir so viel daran?“ fragte Seto nach. Joey nickte verschämt. „Wenn das so ist, ich hab nichts dagegen. Pass aber auf, das Schneemobil lässt sich jetzt schwerer lenken.“, willigte der Blauäugige ein und gab seinem Freund noch einen Kuss. Überglücklich stieg Joey auf das Gefährt mit der kostbaren Fracht und fuhr vorsichtig los.

Seto stieg auf das freie Gefährt, wartete bis Serenity hinter ihm saß, startete und fuhr los. Die ganze Zeit über hielt er sich hinter Joey – nur für den Fall, das dieser Schwierigkeiten bekam. „Weißt du, Seto, für Joey ist der Weihnachtsbaum etwas ganz Besonderes. Er muss ganz gerade sein, darf keine Fehler haben – eben perfekt sein. Er nervte meinen Vater jedes Jahr vor Weihnachten immer fürchterlich, zum Schluss schickte mein Vater ihn los, DEN Baum auszusuchen, und ließ ihn dann liefern.“, erklärte Serenity Seto, während sie ihrem Bruder folgten.
 

„Es ist aber nichts perfekt, alles weist irgendwo kleine Fehler auf.“, erwiderte der Brünette nachdenklich, wenn Joey das nun auf ihre Beziehung umlegte...
 

Endlich zu Hause angekommen, banden sie den Baum los, stellten ihn auf einen Tannenbaumständer und brachten ihn ins Wohnzimmer. Erst als der Baum seinen endgültigen Platz hatte, lösten sie die Seile und entfernten die Decke von der Tanne.

„Bitte schön.“, sagte Seto. „Er gehört dir – tob dich aus.“ Er selbst hatte mit dem Schmücken und dem ganzen drum herum nicht viel am Hut. Seto kannte es einfach nicht... so ging er in die Küche und kochte Kaffee, damit sie alle wieder warm wurden, und setzte sich zu seinem Bruder auf die Couch. Beide beobachteten nun wie sich Serenity und Joey über den Baum hermachten.
 

Joey hatte ganz rote Wangen, wie ein kleiner Junge, als er den Baum schmückte. Seine Schwester übernahm dabei nur eine zureichende Rolle. Endlich war der Blonde mit dem Baum zufrieden und präsentierte den Dreien seinen Weihnachtsbaum. Glücklich und zufrieden setzte er sich neben Seto, nahm dankbar eine Tasse Kaffee entgegen und kuschelte sich an seinen Freund.

„Hübsch geworden.“, lobte Seto den Baum und legte seinen Arm um Joeys Schultern. So ganz verstand er Joeys Getue um die Tanne ja nicht, aber es war seinem Freund wichtig. Es berührte den Blauäugigen in seinem Herzen, Joeys glänzende Augen bei seinem liebevollen Schmücken zu sehen. Sie waren in dieser Hinsicht so verschieden... Serenitys Worte fielen ihm wieder ein...
 

Was war, wenn Joey ihn genauso sah, ihn womöglich für perfekt hielt? Was tat er, wenn er feststellte, das Seto nicht perfekt war... Nein, daran wollte er nicht denken. Um sich abzulenken kündigte Seto an: „Ich geh jetzt in die Küche und mach das Abendessen fertig.“ Ohne eine Erwiderung abzuwarten löste er sich von Joey, stand auf und verschwand in der Küche.

Serenity blickte Seto irritiert hinterher. Sein Minenspiel entsprach eben gar nicht so seiner Antwort. Hatte sie ihn am Ende verunsichert? Sie stand auf und folgte dem Brünetten in die Küche. „Kann ich dir helfen?“, erkundigte sie sich bei Seto, der im Augenblick ziemlich verbissen aussah. „Nein, ich brauche keine Hilfe. Geh ruhig zu den Anderen.“, gab er knapp zurück. „Du hast doch was, das kann ich sehen.“, ließ Serenity sich nicht abspeisen. Sie blieb in der Küche, nahm sich ein Messer und kümmerte sich um das Gemüse. So musste der Blauäugige sie nicht ansehen.
 

„Wie kommst du denn darauf. Ich hab nichts.“, widersprach er vehement, ärgerlich schnitt er das Fleisch in schmale Streifen. „Weil du dich gerade so benimmst.“, antworte Serenity und schippelte das Gemüse in schmale Streifen. „Weißt, du Seto, ich wollte dich vorhin nicht verunsichern.“, begann die junge Frau zögernd, denn irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Seto seit der Rückfahrt so seltsam war. „Joey ist wegen dem Weihnachtsbaum schon seit seiner Schulzeit ziemlich eigen.“ Sie warf ihm einen kleinen Seitenblick zu. Sollte sie, oder sollte sie nicht?

„Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Seto, es widerstrebte ihm mit Joeys Schwester über seine Gefühle zu reden.
 

„Alles... Mein Bruder ist ganz gewiss kein Perfektionist, nur in diesem einen, ganz besonderen Fall. Ich hörte einmal meine Eltern darüber reden, als mein Vater sich über Joey beschwerte. ‚Joey hat einmal zu mir gesagt:’, antwortete meine Mutter, ‚Weißt du Mama, Seto hat bestimmt keinen Weihnachtsbaum. Und darum will ich, dass dies auch sein Baum ist, selbst wenn er ihn vielleicht nicht sehen kann. Und wenn er besonders schön wird, dann spürt er es vielleicht in seinem Herzen.’“

Seto schluckte, als er die Worte Serenitys hörte. Offenbar hörte Joey nie auf, an ihn zu denken – die ganzen Jahre über. Er legte sein Messer beiseite und stützte sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte ab. Seine Emotionen drohten überzulaufen. „Danke.“, sagte er leise zu Serenity. „Lass mich bitte allein.“, bat er sie einen Augenblick später – er musste nachdenken und sich wieder beruhigen.
 

Serenity nickte und war zufrieden. Seto hatte verstanden... und das war alles, was sie wollte. Sie nahm eine Platte mit Gemüsestreifen, stellte eine kleine Schüssel mit einem Dip dazu und ging zu Joey und Mitsuki ins Wohnzimmer zurück. Sie stellte die Platte auf den Tisch und setzte sich neben Mitsuki,

Weihnachten in den Bergen III

Hallo ihr Lieben,
 

hier ist es nun... Das finale Kapitel... Mit diesem Kapitel ist unsere FF ‘Die Macht der Himmelskinder‘ beendet. An dieser Stelle möchten wir uns für euer Durchhaltevermögen, eure Begeisterung und euer Mitfiebern herzlich bedanken *knuddel*

Es hat uns riesigen Spaß bereitet diese Fic für euch und, natürlich, auch für uns zu schreiben. Genießt also das letzte Kapitel... *wink* *knuddel*
 

risuma und night-blue-dragon
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Als Joey wach wurde lag er wie immer allein im Bett, doch Setos Seite war noch warm. Schnell begab er sich ins Bad, in der Hoffnung Seto dort noch vorzufinden. Er hatte Glück, das Wasser in der Dusche lief noch. Schnell stieg er aus seinen Boxershorts, schlüpfte in die Dusche, griff nach dem Duschgel, küsste Seto zärtlich in den Nacken und wünschte ihm einen Guten Morgen. Der Blonde gab ein wenig von dem Duschgel in seine Handfläche und seifte seinem Geliebten liebevoll den Rücken ein. Eine Hand verweilte zärtlich auf seinen wunderschönen Pobacken und die andere schlich sich frech nach vorne auf Setos Bauch.
 

„Guten Morgen, schon so früh auf?“ Der Blauäugige drehte seinen Kopf etwas, bei Joeys Kuss lief ihm ein Schauer über seinen Körper. Dessen Hände ließen ihn zufrieden schnurren. Zärtlich legte er eine Hand auf die Hand des Blonden, die andere machte sich auf den Weg nach hinten, um dort etwas von ihm zu erwischen.

„Ja“, hauchte Joey und presste sich ganz dicht an Setos Rücken, als er dessen Hand auf seinem Hintern spüren konnte. Leise seufzte er bei der zärtlichen Berührung des Brünetten auf. Er nahm noch einmal etwas von dem Duschgel und seifte nun Setos Brust ein, bis er die kleinen Knospen seiner Brustwarzen spüren konnte. Sein kleiner Freund war inzwischen zwischen Bauch und Setos verlängertem Rücken eingeklemmt und fühlte sich sichtlich wohl.

Wohlig seufzte Seto auf, Joeys unglaublich sanfte Finger schickten einen Schauer nach dem andern über seinen Körper. Nicht nur Joeys kleiner Kamerad fühlte sich wohl, auch der kleine Seto begehrte Aufmerksamkeit.
 

Die Hand des Blonden befand sich ’zufällig’ in der unteren Bauchregion, als er von dem kleinen Seto angestupst wurde. Natürlich bezog Joey ihn sofort in die morgendliche Säuberungsaktion mit ein, Seife hatte er noch genug in der Hand. Sacht massierte er Setos erigierten Penis, ganz zärtlich... er legte die Spitze frei und streichelte sanft über die zarte Haut. Joey schloss die Augen und genoss es Seto so zu verwöhnen, dabei rieb seine eigene Erektion leicht gegen Setos Hintern. Wohlig seufzte der Braunäugige auf und ließ sich in dieses intime sanfte Beisammensein mit Seto fallen.

Leise stöhnte der Brünette auf, SO konnte der Tag ruhig anfangen. Er blendete alle Gedanken aus und gab sich ganz seinen Gefühlen hin. Seto drückte sich dichter an Joey heran und bewegte leicht sein Becken gegen seinen Freund. In seiner Mitte zogen sich all seine Gefühle zusammen – er liebte es, so von seinem Freund verwöhnt zu werden. Doch wenn er so auf seinen Körper hörte, stand ihm der Sinn nach mehr. Seine Hände griffen etwas fester und zogen Joey noch dichter an sich heran.
 

„Lust auf mehr?“, fragte Seto leise mit rauer Stimme. Joey keuchte überrascht auf. Damit hatte er jetzt überhaupt nicht gerechnet. „Was schwebt dir vor?“, flüsterte er heiser in Setos Ohr. „Hm... was das wohl sein könnte.“, raunte der Brünette zurück. Sein Atem ging schneller, er hielt die Augen geschlossen, um sich voll und ganz auf Joey zu konzentrieren. „Ich will dich jetzt und hier spüren. Natürlich nur, wenn du mich auch willst.“, keuchte Seto unter den Berührungen des Blonden auf.

Joeys Blut sammelte sich vermehrt in seiner Körpermitte und der Druck in seinem Penis nahm zu. Fahrig blickte er sich kurz in der Dusche um, er brauchte irgendwas, um Seto vorzubereiten. „Gleitgel hast du nicht zufällig im Bad?“, raunte er heiser.
 

„Du kennst dich hier doch genauso gut aus wie ich.“, erwiderte Seto rau. „Ich hoffte, du weißt etwas, von dem ich nichts weiß.“, gab Joey erregt zurück und griff nach dem nächsten Duschgel das er finden konnte. Joey drückte Seto etwas die Beine auseinander und seinen Oberkörper ein wenig vor. „Such dir was zum festhalten.“, raunte er ihm zu. Seto stützte sich an der Wand ab und drückte seinen Rücken durch. „Was sollte ich hier mit Gleitgel anfangen, he?“, erwiderte der Brünette heiser. Seine Lust auf Joey überraschte ihn selbst etwas, doch es war genau das, was er jetzt wollte. Seine Erregung stieg sprunghaft an, Seto liebte es in Joey zu sein, aber genauso liebte er es, seinen Geliebten in sich zu spüren.
 

Mit feuchten Fingern drang Joey vorsichtig in Seto ein und weitete ihn ganz behutsam. Auch wenn ihn die Lust förmlich überrollt hatte, mit Seto musste er noch vorsichtig umgehen. Als er Setos Lustpunkt mehrmals gestreift hatte, konnte er sich kaum noch zurückhalten.

Immer wieder keuchte der Blauäugige auf – Joeys Finger waren unglaublich... Ihr Tun, in ihm und an seiner Männlichkeit, ließ seinen Körper vor Erregung förmlich beben. Vorsichtig drang Joey in Seto ein und der Brünette bog seinen Rücken noch mehr durch und presste sich, so eng es ging, an den Blonden heran. Seto legte seinen Kopf in den Nacken und ein tiefes Stöhnen verließ seine Kehle. „Komm schon... Lass mich... die Sterne sehen.“, forderte er, mit rauer tiefer Stimme, von Joey.
 

Joey schluckte heftig, als er Setos raue Stimme vernahm und dessen warme Enge tief um sich spürte. „Oh, Seto.“ stöhnte Joey rau. Es überraschte ihn, dass Seto so heiß auf ihn war, dass er wirklich die Initiative ergriff. Langsam begann er sich in Seto zu bewegen, sachte und vorsichtig zuerst noch, doch dann suchte er die Stelle, die Seto die Sterne sehen ließ und begann sie immer häufiger und immer schneller zu reizen... Das Keuchen und Stöhnen der beiden Männer erfüllte die Luft um sie herum und die Hand um Setos kleinen Freund bewegte sich in immer schneller werdendem Tempo... Er wollte Setos Lebenssaft sehen... Immer schneller stieß Joey in Seto – spürte wie es sich in ihm zusammen zog, sich sein Orgasmus anbahnte...
 

Joey ließ ihn mit jedem Stoß die Sterne sehen, jedes Mal empfand der Blauäugige es intensiver und immer heftiger drängte er sich Joey entgegen. Genau das wollte er von seinem Liebsten haben – Seto wurde es heißer und heißer und die Hand seines Freundes trieb Seto seinem Höhepunkt immer mehr entgegen. Schon spürte er, wie es sich in seinem Unterleib zusammenzog und im nächsten Augenblick explodierte sein Körper förmlich. Mit Joeys Namen auf den Lippen gab sich der Brünette stöhnend seinem Orgasmus hin und als Seto kam, hielt es auch Joey nicht mehr länger aus. Seto zog sich so eng zusammen, dass es nur den Hauch einer Bewegung bedurfte, um Joey in Seto explodieren zu lassen. Zitternd und Setos Namen stöhnend ergoss sich der Blonde in seinen Geliebten und suchte Halt an seinem Freund, so weich wurden mit einem Mal seine Knie.
 

Seto stützte sich immer noch an der Wand ab. Sein Atem ging keuchend, seine Muskeln zitterten leicht, Schweiß tropfte von seiner Stirn. Joey hielt sich an ihm fest und der Blauäugige hätte jetzt gern was gesagt, doch noch versagte ihm die Stimme. Er nahm eine Hand von der Wand, griff sich Joeys und küsste sie. Der Brünette räusperte sich und mit immer noch leicht rauer Stimme meinte er dann: „Du bist unglaublich... Hab ich dir eigentlich schon gesagt, das ich dich liebe?“

Joey küsste seinen Freund zärtlich in den Nacken, als seine Atmung sich wieder etwas beruhigt hatte. „Das Kompliment kann ich dir nur zurückgeben.“, raunte er an Setos Hals. Der Blonde zog sich aus seinem Geliebten zurück und säuberte sich und ihn liebevoll unter dem fließenden Wasser. „Ja, hast du.“, lächelte er. „Und ich liebe dich ebenso sehr.“
 

Ein leichter Schauer lief über Setos Körper, als Joey seinen Nacken küsste. „Dann ist ja gut, wenn ich es gesagt habe. Ich dachte schon, ich hätte es vergessen.“ Der Brünette drehte sich um, nahm Joeys Gesicht in seine Hände, sah seinen Freund mit leuchtenden, warmen Augen an und küsste ihn zärtlich. Schließlich beendete Seto den Kuss und fragte schmunzelnd: „Was hältst du von einem ausgiebigen Frühstück?“

„Oh, Frühstück klingt verlockend.“, begeisterte sich Joey. „Mit allem drum und dran?“ Hoffnungsvoll schaute der Blonde seinem Geliebten ins Gesicht. Und wie aufs Stichwort, begann Joeys Magen zu knurren und meldete lautstark seine Bedürfnisse an.

„Natürlich... wir können doch unseren Besuch nicht verhungern lassen.“, erwiderte Seto lachend. Schnell hatte der Brünette sich im Bad fertig gemacht und ging schon mal in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Joey beeilte sich – und war keine zwei Minuten später ebenfalls in der Küche und half seinem Freund beim Zubereiten des Frühstücks.
 

Kaum dass das Frühstück fertig und auf dem gedeckten Tisch angerichtet war, kamen Serenity und Mitsuki in gelöster Stimmung zu den Beiden herunter. Joey freute sich die Beiden zu sehen und auch Seto blickte seinen Bruder wohlgefällig an. Irgendwas war geschehen, das war ihm deutlich anzusehen, und Seto freute sich darüber. Denn es schien, als hätte er mit Serenity geredet. In gemütlicher Stimmung planten die Vier den Verlauf des weiteren Tages und Seto und Serenity bestanden unabhängig von einander darauf, kochen zu wollen. Ihre Brüder stimmten ihnen zu, da sie keine großen Meisterköche waren, und erklärten sich bereit, sich um das Drumherum zu kümmern. Gemeinsam räumten sie, nach diesem ausgiebigen Frühstück den Tisch ab, und Joey und Mitsuki wurden dazu verdonnert sich um den Abwasch zu kümmern, während Seto und Serenity noch verschiedenen anderen Dingen nachgingen.
 

Während des Tages huschte nun immer wieder mal jemand vorsichtig zum geschmückten Tannenbaum, um unbeobachtet seine Geschenke dort drunter zu legen. Diese kleine Geheimniskrämerei steckte sogar Seto ein wenig an, als er Joey dabei beobachtete, wie er, als er sich unbeobachtet glaubte, seine Geschenke unter den Baum legte. Seto beschloss es Joey gleich zu tun...
 

~~~
 

„Hast du schon mal Holzscheite gespalten?“, wollte Joey am frühen Nachmittag von Mitsuki wissen. „In meiner Jugend – für den Badeofen meiner Zieheltern.“, nickte Mitsuki. „Na, dann haben wir zwei gleich noch was zu tun.“, grinste der Blonde fröhlich. „Zieh dich schon mal passend an... es wartet ein ganzer Baumstamm darauf, von uns klein gemacht zu werden.“ Fröhlich plaudern begaben sich die Beiden nach draußen und widmeten sich dem Holz. Mitsuki seufzte erleichtert auf, als er erkannte, dass der Baumstamm schon in passende Stücke gesägt war. So brauchten sie nur noch die Stücke zu spalten und aufzuschichten.

Konzentriert arbeiteten Joey und Mitsuki zusammen und hatten schon bald das ganze Holz gespalten. Nun brauchten sie es nur noch aufzuschichten und einen Korb voll zu packen, den sie dann mit ins Haus nehmen wollten.
 

„Und, kannst du dich langsam damit anfreunden, der Bruder von Seto Kaiba zu sein?“, wollte Joey von dem Schwarzhaarigen wissen, während sie Seite an Seite die Holzscheite aufsammelten. „Na ja, es ist schon irgendwie ein seltsames Gefühl.“, meinte Mitsuki nachdenklich. „Aber ich würde schon auch noch gerne irgendwie Mitsuki Okayami bleiben. Ich habe nur wenige Erinnerungen an Mokuba... und die sind nicht so besonders schön.“, antwortete der Grauäugige ehrlich. „Magst du darüber reden?“, bot Joey unverbindlich an. „Ach, es ist nichts Welt bewegendes.“, meinte Mitsuki Schulter zuckend. „Mokuba wurde ja entführt, und es sind Erinnerungen an die Entführung...“ „Du kannst dich an deine Entführer erinnern?“, fragte Joey plötzlich ganz aufgeregt. „Dann könnte man sie ja eventuell doch noch fassen.“ Aufmunternd schaute der Blonde zu Mitsuki. „Da hast du leider Pech.“, antwortete der Schwarzhaarige. „Sie stritten sich um mich, und wie schade es wäre, dass der Mann, zu dem sie mich bringen sollten, mich unberührt erhalten sollte. Deshalb passten sie nicht auf und kamen von der Straße ab. Als ich wieder zu mir kam, waren die beiden Männer tot – und ich irrte in der Gegend umher, bis mich meine Zieheltern auflasen und mit in ihr Dorf nahmen.“, erzählte Mitsuki Joey.
 

„Und an anderes kannst du dich noch nicht erinnern?“, wollte Joey neugierig wissen. Ihn hatte ein wenig das berufliche Jagdfieber gepackt. Enttäuscht hörte er, dass die Entführer wirklich nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden konnten. „Ganz schwach erinnere ich mich an einen großen Jungen, mit blauen Augen, den ich großer Bruder nannte. Ich weiß jetzt, dass das Seto sein soll... aber an mehr erinnere ich mich wirklich nicht. Und so lange kann ich mich einfach nicht als Mokuba Kaiba fühlen...“ Der Blonde nickte. Ja, das konnte er gut verstehen... Inzwischen waren die beiden draußen fertig und gingen mit einem großen Korb voll Kaminholz nach drinnen, um sich wieder aufzuwärmen. Anschließend feuerten sie den Kamin an und kümmerten sich um den Esstisch, den sie festlich deckten. Damit fertig, gingen sie in die Küche und schauten nach, wie weit ihre Geschwister mit dem Essen waren.
 

~~~
 

Ebenfalls am frühen Nachmittag fanden sich nun Seto und Serenity in der Küche ein, um sich, wie besprochen, um das Essen zu kümmern, als der jungen Frau einfiel, das sie Seto ja noch was geben musste.

„Seto, ich hab ja noch was von dir. Die Gelegenheit ist gerade günstig, da mein Bruder ja nicht da ist. Ich hol es schnell.“, informierte sie den Blauäugigen und verschwand im oberen Stockwerk. Wenige Minuten später kam Serenity wieder und gab Seto ein besonders hübsch eingepacktes kleines Päckchen. „Hast du es gesehen?“, fragte er Joeys Schwester und nahm das kleine Päckchen entgegen. „Nein, leider nicht, es war schon eingepackt, als ich es abholte.“, bedauerte Serenity aufrichtig. Die ganze Zeit über fragte sie sich, was da wohl drin sei, aber sie würde es wohl erst erfahren, wenn Joey es auspackte.

„Verrätst du mir, was es ist?“, fragte sie trotzdem hoffnungsvoll nach. Doch, wie erwartet, lehnte Seto ab, etwas darüber zu erzählen. An dem Geschenk befand sich noch ein leeres Kärtchen. Der Blauäugige hatte seinen Freund vorhin dabei beobachtet, wie er etwas unter den Weihnachtsbaum legte. Wenn man es dem Brünetten auch nicht ansah, so kostete es ihn doch einige Überwindung dieses ‘Spiel‘ mitzumachen.

„Bin gleich zurück.“, gab er Serenity kurz zu verstehen und verschwand, um seine Geschenke zu beschriften und ebenfalls unter den Baum zu legen.

Wieder in der Küche, besprach die Beiden, wie sie jetzt vorgehen wollten, und nachdem das geklärt war, begannen sie mit der Arbeit. Gemeinsam hatten sie beschlossen, dass es heute Sukiyaki geben sollte. Das war einfach vorzubereiten und niemand brauchte ewig in der Küche stehen. „Darf ich dich mal was Persönliches fragen?“, erkundigte sich Seto nebenbei, als sie gerade dabei waren, einige Saucen zu zubereiten. Verblüfft sah Serenity auf. „Ja, mach ruhig.“, forderte sie ihn auf. Der Brünette überlegte noch mal kurz, dann fragte er: „Du und Mitsuki seid heute Vormittag so entspannt runtergekommen. Ich weiß es geht mich ja nichts an, aber... kann es sein das Mitsuki dir von seinen Alpträumen erzählt hat?“
 

„Du weißt von ihnen?“, stellte die junge Frau überrascht die Gegenfrage. „Ja, er hatte sie mir erzählt und ich habe ihm geraten sie dir ebenfalls zu erzählen. Als ihr hier ankamt, hatte ich den Eindruck, dass er es noch nicht gemacht hat. Heute war es anders, nur darum frage ich.“, antwortete Seto.

„Dein Eindruck hat dich nicht getäuscht. Hier konnte er aber endlich seinen Stolz überwinden und mir erzählen, was ihn seit Wochen so quält.“, gab die junge Frau ehrlich Auskunft. Seto musste lächeln. „Das freut mich für euch. Seinen Stolz hat er nicht von Fremden.“, meinte der Brünette tiefsinnig und dachte daran, wie sehr er sich noch mit seinem eigenen auseinandersetzen musste.

„Das habe ich auch gehört.“, grinste Serenity nun ebenfalls. „Plaudert Joey etwa aus dem Nähkästchen?“, hakte Seto gleich nach. Statt einer Antwort, gab Serenity ihm jedoch einen Kuss auf die Wange. „Wer weiß das schon.“, lächelte sie den Blauäugigen an.
 

In der Küche lief das Radio, da fiel ihr Schweigen nicht so auf, als sie sich wieder konzentriert dem Essen widmeten. Serenity summte einige Lieder mit, sie war gut gelaunt, die Musik gut und Seto war heute auch ganz entspannt bei der Sache. Sie konnte nicht anders und machte einige Tanzschritte, dass ihr dann doch einen überraschten Blick des Brünetten eintrug. Aber sie ließ sich davon nicht beirren. „Deine Schritte sind nicht ganz richtig.“, meinte Seto schließlich. Jetzt schaute Serenity ganz überrascht drein. „Woher willst du das denn wissen? Kannst du etwa tanzen?“, fragte sie verblüfft.

„Kann ich. Pass auf.“, gab Seto knapp zurück und zeigte ihr die richtigen Tanzschritte. Im nächsten Moment war ihre Küchenarbeit vergessen, das war aber nicht weiter schlimm, da sie schon fast fertig waren. So fanden Mitsuki und Joey die Beiden tanzend in der Küche vor.
 

~~~
 

Überrascht schauten sich Joey und Mitsuki kurz an, näherten sich dem tanzenden Paar und Joey tippte seiner Schwester auf die Schulter. „Partnertausch.“, lächelte Joey und fasste nach seinem Liebsten, um den Tanz mit ihm zu Ende zu tanzen. Verblüfft ließ sich Serenity von ihrem Tanzpartner trennen, um dann aber umso erfreuter mit Mitsuki den Tanz zu beenden. „Wir wären dann soweit fertig.“, meinte der Blonde zu seinem Freund. „Und wie weit seid ihr, wenn ihr nicht gerade ein Tänzchen hinlegt?“
 

Seto zog Joey dicht an sich heran, leider war das Lied viel zu schnell zu Ende. Bevor er sich jedoch von Joey trennte, raunte er ihm noch ein anzügliches „Ich will dich.“ ins Ohr. Eine Reaktion wartete der Brünette gar nicht erst ab, sondern antwortete auf Joeys Frage. „Wenn ihr euch jetzt noch um die Getränke kümmert, sind wir dann auch ganz schnell fertig.“

„Wird gemacht, Chef.“, antwortete Joey theatralisch. „Komm, Mitsuki, du kannst mir helfen.“, forderte er den Jüngeren auf, ihm zu folgen. Joey war ganz in seinem Element. Er suchte mit Mitsuki einen guten Rotwein aus, und suchte die Zutaten zusammen, um später einige Cocktails zu zaubern. „Wenn du willst zaubere ich dir später einen Seto-Spezial.“, flüsterte Joey seinem Geliebten ins Ohr, als er wieder aus dem Keller zurückkam.
 

Seto und Serenity erledigten zügig die letzten Handgriffe, hatten dabei immer noch genug Zeit, den ein oder anderen Tanz zwischen zu schieben. Während Seto und Serenity alles auf dem schön dekorierten Tisch abstellten, lief ihnen Joey über den Weg, der Seto ein Angebot ins Ohr flüsterte. Bei der nächstbesten Gelegenheit raunte der Brünette Joey seine Antwort ins Ohr. „Wenn du verträgst, was du vielleicht entfesselst, bin ich einverstanden.“

„Oh, ich vertrag ne Menge.“, meinte der Blonde gut gelaunt.
 

Die Vier setzten sich an den festlich gedeckten Tisch und Joey und Mitsuki bewunderten und lobten das köstliche Essen. Im Hintergrund lief leise Musik, während im Kamin ein warmes Feuer loderte und das Zimmer in eine wohlige Wärme tauchte. Die Vier unterhielten sich angeregt und hin und wieder ertönte lautes Gelächter. Joey schielte hin und wieder zu dem Baum und überlegte, welches wohl sein Geschenk von Seto sein könnte. Ob er es wohl auch dazu gelegt hatte?

„Was ist?“, wollte Seto von Joey wissen, als er mal wieder so richtig abwesend erschien. „Äh? Was hast du gesagt?“, fragte der Braunäugige abwesend. „Du träumst wohl schon von später?“, grinste der Brünette breit. „Ja, stimmt.“, antwortete Joey überrascht. Er hatte gerade wirklich an später gedacht, nämlich an sein Geschenk, und was Seto wohl dazu sagen würde.

Das Essen schmeckte hervorragend, und wieder wurden die beiden Köche ausgiebig gelobt – doch auch das beste Essen ist irgendwann verputzt und so auch hier. Die Platten leerten und die Bäuche füllten sich. „Puh, ich kann nicht mehr.“ Serenity gab als erste auf. „Ihr entschuldigt mich bitte kurz?“, bat sie die drei Männer. „Aber sicher doch, lass dir ruhig Zeit.“, schmunzelte Seto. „Wir sind noch am Essen.“ „Danke.“, lächelte Serenity die Runde an und verschwand im oberen Stockwerk. Als sie wieder herunter kam, hielt sie etwas hinter ihrem Rücken versteckt.
 

„Joey, bist du so lieb und schließt bitte die Augen?“, bat sie ihren Bruder. Überrascht tat der Angesprochene, worum er gebeten wurde. Seto und Mitsuki schauten neugierig zu Serenity und waren verblüfft, als sie eine rote Zipfelmütze mit weißem Plüschrand und weißer Bommel hinter ihrem Rücken hervorzog und sie dem Blonden aufsetzte. „Jetzt darfst du deine Augen wieder öffnen.“, sagte die junge Frau zufrieden grinsend. Joey öffnete die Augen und griff mit beiden Händen nach oben auf seinen Kopf und betastete die Mütze, die er dort vorfand. „Ist das etwa das, wofür ich es halte?“, fragte er mit angehaltenem Atem und blickte Serenity mit leuchtenden Augen an. „Ja, Brüderchen, das ist es.“, lächelte Serenity. „Nun, Weihnachtsmann, walte deines Amtes.“, forderte sie ihren Bruder auf. Es war ja schon fast nicht mehr mit anzusehen, WIE er nach dem Baum schielte.
 

Bis eben konnte Seto dieses beklemmende Gefühl, das Weihnachten immer bei ihm hervorrief, verdrängen – doch jetzt ging es nicht mehr. Mit der Weihnachtsmütze, die Joey trug, wurde er unangenehm an vergangene Feste erinnert. Dennoch konnte er sich der Atmosphäre nicht ganz entziehen und Joeys leuchtende Augen taten ihr übriges. Der Brünette musste sich schon eingestehen, dass er auf das Kommende neugierig war.
 

~~~
 

Joey stand gewichtig auf und begab sich feierlich zu dem festlich geschmückten Baum, bückte sich und griff nach dem Paket, das zu oberst lag. „Für Seto und Joey von Mitsuki-Mokuba.“, las Joey überrascht vor. Mitsuki nickte etwas verschämt, auch er kannte das mit den Geschenken so überhaupt nicht. „Es ist nichts besonderes.“, entschuldigte er sich. Joey ging mit dem Geschenk zu Seto und gemeinsam wickelten sie es aus. Es war ein Kalender von dem Verlag bei dem Mitsuki arbeitete und er zeigte Fotos von den Ryokans die er besucht hatte. „Danke.“, freute sich Joey über das nützliche Geschenk. Es war schließlich gut zu wissen, wo man gut Urlaub machen konnte. Und Ryokans waren für ihre Verschwiegenheit bekannt...

Auch Seto bedankte sich bei seinem Bruder, wobei ihn der Kalender im Augenblick nicht wirklich interessierte... Mitsuki-Mokuba... Dieser Doppelname war für Seto ein viel schöneres Geschenk...
 

Joey holte das nächste Päckchen vom Baum.
 

„Für Serenity, von Joey und Seto“, las Joey vor und überreichte Serenity das Päckchen.
 

Neugierig nahm die junge Frau das Päckchen entgegen und wickelte es aus. Überrascht hielt sie einen Schlüssel und einen Terminplaner in den Händen. Etwas irritiert blickte sie ihren Bruder und seinen Freund an. „Das ist ein Jobangebot, der Schlüssel gehört zu Joeys Detektei. Wir würden uns sehr freuen, wenn du deinen alten Posten als Sekretärin wieder übernehmen würdest.“, beantwortete Seto ihre unausgesprochene Frage. „Natürlich nur, wenn du es wirklich willst.“, ergänzte Joey die Erklärung seines Freundes. Serenity blickte von einem zum anderen – sie hatte sich einen Job gesucht, und der war auch nicht übel. Doch ihre Arbeit bei ihrem Bruder vermisste sie schon. Serenity brauchte nicht länger zu überlegen – ihre Augen leuchteten. „Gerne, ich nehme dieses Angebot sehr gerne an. Danke.“

Sie sprang auf, umarmte ihren Bruder herzlich und auch Seto bekam seine Umarmung.
 

Joey war zufrieden. Glückliche Gesichter beim Auspacken der Geschenke, waren besonders schön. Glücklich schaute er Seto an. Sie hatten lange überlegt, ob sie Serenity die Stelle anbieten sollten oder nicht, doch wie es sich zeigte, war ihre Entscheidung absolut richtig gewesen. „Und wenn du willst, kannst du deinen Job als Übersetzerin ruhig behalten. Du kannst diese Arbeit ja auch in unserem Büro machen.“, fügte der Blonde lächelnd hinzu. „Ich werde es mir überlegen, vielleicht die erste Zeit noch, mal sehen.", erwiderte Serenity glücklich.
 

Das nächste Päckchen, das Joey in die Hand nahm, war von Seto für Mitsuki. „Für Mitsuki von deinem Bruder Seto.“, las er vor und reichte das Päckchen an Mitsuki weiter.
 

Beim Aufräumen fand Seto ein altes Kinderfoto von sich und Mokuba. Es musste kurz vor Mokubas Entführung aufgenommen worden sein. Das Foto zeigte die Brüder auf dem Boden sitzend in Mokubas Zimmer. Mokuba saß vor Seto und lehnte sich vertrauensvoll an seinen Bruder. Der Brünette hielt ein Buch in den Händen, in dem die Geschwister gemeinsam lasen. Das ganze Bild strahlte eine Vertrautheit und Wärme aus, die fast greifbar schien.

Spontan hatte sich Seto entschlossen dieses Bild vergrößern und rahmen zu lassen. Nach ihrem Gespräch war er sich allerdings nicht mehr so sicher, ob dieses Geschenk wirklich passend war. Da er aber nichts anderes hatte, ließ er es darauf ankommen.

Mit bangem Blick beobachtete er seinen Bruder. Wie würde er auf sein Geschenk reagieren? Seto wurde es immer unbehaglicher zu Mute und er wünschte sich plötzlich ganz weit weg.
 

Mit klammem Herzen nahm Mitsuki sein Geschenk entgegen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Was würde er wohl von seinem – Bruder – geschenkt bekommen? Mit zitternden Fingern löste er das Papier von dem Geschenk und schaute überrascht auf das Bild. Es zeigte zwei Jungen, einer war ein paar Jahre älter, als der andere, und der Jüngere der Beiden, dass schien er zu sein. Er erinnerte stark an die ersten Bilder, die er mit seinen Zieheltern gemacht hatte. Der Ältere der Jungen hielt ein Buch und er lehnte in den Armen des Älteren, der ihm vorzulesen schien. Mitsuki schluckte trocken. „Wer ist das?“, fragte er vorsichtig nach, obwohl er sich schon die Antwort denken konnte.
 

„Das sind du und ich, es wurde, glaube ich, kurz vor deiner Entführung aufgenommen. Ich habe es zufällig gefunden...", erklärte Seto und schwieg dann. Hoffentlich war es kein Fehler gewesen, Mitsuki das Bild zu schenken. Mitsuki schaute sich das Bild gerührt an. Mit dem Jungen auf dem Bild konnte er sich identifizieren, und auch der Größere vermittelte ihm Geborgenheit. Ja, das könnte der große Junge, der große Bruder, aus seiner Erinnerung sein. „Danke.“, sagte er mit leicht belegter Stimme zu dem Brünetten. „Das ist sehr schön.“ Seto war erleichtert, er hätte es nicht ertragen können, wenn durch seine Schuld eine Missstimmung entstanden wäre.
 

Das nächste Päckchen, das Joey unter dem Baum hervorholte, war ziemlich klein, es sah wie ein Schmuckkästchen aus. „Für Serenity, von Mitsuki.“. las Joey vor.

Neugierig nahm Serenity das Päckchen entgegen, vorsichtig wickelte sie das Papier ab und hielt ein kleines Schmuckkästen in der Hand. Mit klopfendem Herzen öffnete sie die kleine Schachtel. „Oh... Ist die schön.“, entfuhr es ihr. Behutsam lies sie ihre Finger über die Brosche gleiten, ein wunderschönes Schmuckstück in Form einer Kirschblüte – ganz filigran gearbeitet. Mit strahlenden Augen wandte Serenity sich an Mitsuki und umarmte ihn. „Danke, mein Schatz. Sie ist wundervoll.“, bedankte sich die junge Frau bevor sie ihren Freund küsste. „Nicht so wundervoll wie du.“ Mitsuki schaute Serenity liebevoll an. „Sie ist nur ein Abklatsch deiner Schönheit.“ Zärtlich streichelte Mitsuki über Serenitys Hals, griff nach der Brosche und brachte sie in Höhe von Serenitys Herzen an ihrer Bluse an. „Du Charmeur, danke für dein Kompliment.“, lächelte Serenity warm, nahm Mitsukis Hand, drückte sie leicht und hielt sie fest.
 

Joey wandte sich wieder den Geschenken unter dem Baum zu. dabei fiel ihm ein kleines saphirblaues Päckchen mit rotem Schleifenband ins Auge. Neugierig hob er es auf und las das Kärtchen, das daran befestigt war. Seine Augen leuchteten auf, als er las, für wen das kleine Päckchen bestimmt war, und vor allem, von wem es kam. Er wandte sich glücklich zu Seto um. Seto fühlte sich in dieser Situation wieder ein bisschen unbehaglich. Bangend sah er seinen Freund an.

Ob er ihn gleich immer noch so glücklich anschauen würde? „Nun sag schon, für wen ist das Päckchen?“, wollte Serenity neugierig wissen. „Für mich“, flüsterte Joey selig, „von Seto.“
 

Vorsichtig, beinahe zärtlich, packte Joey sein Päckchen aus. Es war ein kleines Schmucketui, in dem sich ein ganz besonderer Anhänger befand. Seto hatte ihn selbst entworfen und ihn in Domino fertigen lassen und Serenity war so nett gewesen, das Schmuckstück beim Juwelier für ihn abzuholen.

Der Anhänger stellte zwei, um ein Herz geschlungene, Drachen dar. Der eine aus weißen Opal bestehend in Weißgold gefasst, mit Saphiren als Augen, der andere war aus schwarzen Onyx gefertigt, mit Rubinen als Augen, gefasst in Titan. ‚Du bist das Licht meiner Seele‘, war auf der Rückseite in feiner Schrift zu lesen. Gespannt wartete Seto auf die Reaktion seines Freundes.
 

Andächtig holte Joey den Anhänger aus dem Etui und hielt ihn in seiner Hand. „Ist DER schön!“, hauchte er atemlos und blickte Seto strahlend an. Erst als der Brünette ihn immer noch abwartend ansah, dreht er den Anhänger um und entdeckte die Gravur. „Wirklich?“, wollte er von Seto wissen.

„Ja, es ist so. Du hast mich aus der Dunkelheit meiner Gefühle geholt.“, sagte der Blauäugige schlicht, aber seine Augen drückten viel mehr aus. Aus ihnen leuchteten Liebe, Vertrauen, Hingabe und Leidenschaft. „Ich liebe dich, mehr als ich dir sagen kann.“, fügte er leiser hinzu. „Ziehst du sie mir an?“, bat Joey zärtlich, als er die Kette fand, die sich ebenfalls in dem Etui befand und drehte sich mit dem Rücken zu seinem Liebsten.

„Natürlich.“ Seto stand auf, nahm die Kette und legte sie Joey um den Hals, sanft streichelten seine Finger dabei über dessen Hals. „Frohe Weihnachten, Joey.“, wünschte Seto seinem Geliebten leise. „Frohe Weihnachten, Seto.“, antwortete Joey ebenso leise, drehte sich um und küsste seinen weißen Drachen zärtlich.
 

Der Blonde gab sich einen Ruck und riss sich von seinem Freund los... Immerhin warteten noch ein drei Geschenke darauf, zu ihrem Empfänger zu gelangen. Er griff nach dem größeren der Dreien und las den Anhänger vor, der daran angebracht war.

„Für Joey und Seto, von Serenity.“, las er laut vor. Joey lächelte seine Schwester an, setzte sich wieder zu Seto und gemeinsam packten sie das Geschenk von Serenity aus. Es war ebenfalls ein Bilderrahmen, und überrascht sogen sie die Luft ein, als sie es umdrehten. Es zeigte zwei Jungen, ungefähr 10 Jahre alt, die den Arm umeinander gelegt hatten und glücklich in die Kamera blickten. Es war auf der Klassenreise aufgenommen worden, die glücklichste Zeit, die die beiden Jungen je miteinander verbracht hatten. „Wo hast du dieses Bild her?“, wollte Joey von seiner Schwester wissen.
 

„Mama hatte es noch. Eure Klassenlehrerin schickte es uns damals hinterher. Da du aber so unter der Trennung gelitten hattest, zeigte sie dir die Bilder nicht. Nachdem sie nun hörte, dass ihr euch wieder getroffen habt, schickte sie sie mir, damit ich sie euch geben kann. Allerdings wart ihr erst wie Hund und Katz und später hatte ich es schlicht vergessen. Als es mir wieder einfiel, fand ich, es wäre ein wunderbares Geschenk für euch.“, beantwortete sie Joeys Frage. Serenity war sehr zufrieden, Seto und Joey freuten sich aufrichtig über dieses Bild und mehr konnte sie nun wirklich nicht erwarten.

„Danke.“, sagte Joey gerührt, und musste eine kleine Träne zerdrücken. Es war eine wunderschöne Zeit gewesen, und er war dankbar, dass es ein Zeugnis aus dieser Zeit gab. Joey ging zu seiner Schwester und umarmte sie liebevoll. „Und es gibt noch mehr Bilder von der Fahrt, sagst du?“, fragte Joey vorsichtig nach. Serenity nickte. „Wenn wir wieder in Domino sind, kann ich sie euch geben.“
 

Nun war das vorletzte Päckchen an der Reihe, und Joey konnte deutlich sehen, wie Serenity die Luft anhielt. „Für Mitsuki, von Serenity.“, las Joey lächelnd vor und reichte Mitsuki das Geschenk. Offen und neugierig nahm Mitsuki sein Geschenk entgegen. Er war gespannt, was seiner Serenity wohl für ihn eingefallen war. Vorsichtig öffnete er Serenitys Geschenk und blickte sie erstaunt an. Es war ein Jahreskalender und als er ihn durchblätterte fiel ihm im Monat April ein Gutschein in die Hände. Es war ein Gutschein über eine Woche für einen Aufenthalt für zwei Personen in dem Ryokan, in dem er schon mit Serenity gewesen war. Als Mitsuki den Gutschein genauer betrachtete, musste er erkennen, dass die Woche bereits bezahlt war, und auch auf einen festen Termin gebucht war. Es war eines der Zimmer, mit einem eigenen Bad – ideal für Paare... „Das ist doch unwahrscheinlich teuer für dich gewesen.“, meinte Mitsuki sprachlos.
 

„Nicht wirklich, ich hab einige größere Aufträge für Übersetzungen bekommen. Mach dir keine Gedanken. Freu dich einfach.“, beruhigte Serenity Mitsuki und sah ihn liebevoll an. Mitsuki versuchte sein Unbehagen zu überspielen. Er wusste genau, WAS dieses Geschenk gekostet hatte – und, seiner Erziehung gemäß, behagte es ihm gar nicht, ein solch teures Geschenk von seiner Freundin zu bekommen. „Danke für dieses besondere Geschenk.“ Mitsuki küsste Serenity zärtlich und bedankte

sich auf diese Weise bei ihr. „Später mehr, wenn gewünscht.“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ein Angebot auf das ich gerne zurückkomme.“, raunte die junge Frau zurück und bedachte ihn mit einem liebevollen Blick.
 

Joey nahm nun das letzte Päckchen auf, das noch auf dem Boden lag.
 

„Für meinen geliebten Seto, dein Joey“, las er vor und schaute Seto liebevoll an. Er überreichte Seto sein Geschenk und wartete, bis er es geöffnet hatte. „Du hast mich in einer schwierigen Situation gefragt, ob ich dich heiraten will – ich habe ja gesagt und das möchte ich noch einmal wiederholen: Ja, ich möchte dich heiraten, Seto Kaiba, wenn du es noch willst.“

Seto schluckte, als er die kleine Schachtel öffnete, die Ringe sah und Joeys Worte hörte. Ja, er hatte Joey gefragt, ob er ihn heiraten wollte und er meinte es auch absolut ernst, doch nach diesem Kampf sprachen sie nicht mehr darüber. Warum eigentlich nicht? Seto hatte keine Ahnung, aber eines wusste er. „Ich will dich immer noch heiraten Joseph Wheeler.“, Seto stand auf, strich seinem Freund durch das Haar und küsste ihn, sein Kuss drückte seine ganze Liebe für den Blondschopf aus.

Joey nahm den Rotgoldenen Ring, mit dem dunklen Drachen aus Titan und einem Rubin als Auge und streifte ihn über Setos linken Ringfinger. „Für immer dein.“ Seto nahm den zweiten Rotgoldenen Ring, mit einem Drachen aus Weißgold und einem Saphir als Auge, streifte ihn über Joeys linken Finger und wiederholte Joeys Worte: „Für immer dein.“ Dann küsste er seinen Liebsten und ließ all seine Liebe in diesen Kuss fließen.
 

Nur ungern löste Joey den Kuss, doch sie waren leider nicht allein. „Ich kann es kaum erwarten, nachher mit dir allein zu sein – mein Gemahl.“, raunte er Seto ins Ohr, und schaute ihm tief in die Augen. „Aber unsere Gäste warten...“, seufzte er.

Seto lächelte Joey an. „Mir geht es aus so.“, flüsterte Seto, hauchte Joey einen letzten Kuss auf den Haarschopf und setzte sich wieder auf seinen Platz.
 

~~~
 

Joey mixte für jeden Cocktails nach Wunsch und es wurde ein gemütlicher Abend für die Vier. Die beiden Bilder führten dazu, dass die Geschwister Mitsuki aus dieser Zeit erzählten. Serenity ließ es sich nicht nehmen, den Schmuck der verschenkt wurde ganz genau in Augenschein zu nehmen. Die Nacht war schon fortgeschritten, als sich die Geschwister trennten und die beiden Paare sich in ihre jeweiligen Zimmer zurückzogen. Die nächsten Tage verliefen ebenso harmonisch und es war nicht zu übersehen, wie Mitsuki immer mehr aufblühte und Serenity mit der Sonne um die Wette strahlte. Ja, so wie es schien, war auch bei diesen Beiden wieder alles in Ordnung. Schließlich kam der Jahreswechsel und nach einem wunderschönen Essen standen beide Paare auf der Terrasse und blickten in den sternenklaren Himmel.
 

„Danke für alles, das ihr für mich getan habt.“, sagte Mitsuki zu den beiden Männern, die neben ihm standen und umarmte sie herzlich. In den letzten Tagen waren sich die Brüder ein ganzes Stück näher gekommen und auch mit Joey verstand Mitsuki sich blendend. „Pass mir gut auf meine Schwester auf.“, grinste Joey scherzhaft und boxte seinem Schwager leicht in die Seite. „Es gibt nicht viele Bilder aus unserer Kindheit, nur die paar die ich besitze, der Rest ist verbrannt.“, meinte Seto bedauernd zu seinem Bruder. „Doch wenn es dir hilft, mache ich eine Kopie davon, und du bekommst sie von mir zugeschickt.“, bot Seto seinem Bruder an.

„Danke, das wäre nett von dir.“, antwortete Mitsuki dankbar und umarmte seinen Bruder. Langsam gewöhnte er sich daran, an Seto wie an einen Bruder zu denken.
 

Joey stellte sich dicht an seinen Geliebten. Ein Sternenregen ging vom Himmel nieder und Joey drückte Setos Hand. „Ich wünsche mir, dass wir noch viele Jahre hier in diesem Haus verbringen und so hier stehen können, um die Sterne zu sehen, und das neue Jahr zu begrüßen.“, flüsterte er ergriffen. „Das wünsche ich mir auch.“, antwortete Seto und küsste seinen Liebsten innig.
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


 

nbd : das wars dann… unsere Fic ist beendet….*schnief*

risuma: ja, es ist vollbracht… *mit schnief*

nbd : hat echt Spaß gemacht mit dir zu schreiben…*nick*

risuma: mir auch… es wird mir was fehlen…*seufz*

nbd : ähm, wo wir grad beim ‘fehlen‘ sind… es fehlt tatsächlich noch was.

risuma: ja? *erstaunt guck* was fehlt denn noch?

nbd : überleg doch….wir haben einen Prolog, eine Menge Kapitel… was ist mit dem Epilog?

risuma: du hast recht…. Unsere Leser werden bestimmt wissen wollen wie es unseren Helden so ergangen ist..

nbd : das bedeutet, das wir noch ein bisschen miteinander schreiben müssen … *grins* *freu*

risuma: gut, dann lass uns die Ärmel hochkrempeln und den Epilog schreiben….*grins* *freu*

nbd : *knuddel* vielleicht kriegen wir ja auch noch ein Bonuskapitel hin….weil unsere Leser so treu waren… falls sie es wünschen….*nick*

risuma: ein Bonuskapitel wäre schön….

nbd : Warten wir die Reaktionen ab…

Drachen sind wie Einhörner...

Seit dem Kampf gegen Bakura waren mittlerweile zehn Jahre vergangen – es waren mehr oder weniger ruhige Jahre. Ihre Detektei war sehr erfolgreich – für ganz besondere Klienten übernahmen sie auch schon mal den Personenschutz, denn normalerweise lehnten sie Aufträge, in denen sie als Bodyguard fungieren sollten, ab. In diesem ganz besonderen Fall machten sie jedoch eine Ausnahme...
 

Seit langem mal wieder, verbrachten sie ihre Zeit in ihrem Haus in den Bergen. Seto war nach wie vor der Frühaufsteher, während Joey gerne lange schlief. Der Brünette nutzte die frühen Morgenstunden zum Joggen, so auch heute. Da sie aber einen Auftrag hatten, kürzte er seine übliche Runde ab. Bevor Seto duschte, bereitete er das Frühstück vor. Nach dem beides erledigt war weckte er anschließend seinen Partner. Es war noch ein bisschen Zeit und so riskierte der Blauäugige es, Joey auf besondere Weise aufzuwecken.
 

Seto ging zu ihrem Bett, streichelte über die blonden Haare, wünschte Joey einen ‚Guten Morgen’ und gab ihm einen liebevollen Kuss. Joey räkelte sich und schlang seine Arme um den Hals seines Geliebten. Er zog ihn zu sich hinunter, um den Kuss zu erwidern und Seto sank auf das Bett und seufzte... Ob die Zeit wohl reichen würde?... Der Blonde ließ die Hände unter das Hemd seines Geliebten wandern, streichelte seine warme, zarte Haut und zog es ihm über den Kopf. Seto knöpfte Joeys Pyjamaoberteil auf und ließ seine Hände ebenfalls über den Körper seines Geliebten wandern. Zärtlich streichelte er über dessen Brustwarzen, bis sie sich aufrichteten, und küsste sie. Joeys Hände arbeiteten sich nach weiter unten vor und erreichten Setos Hosenbund. Schnell öffnete er den Gürtel und den Reißverschluss und schob die Hose seines Geliebten über dessen Hintern.

Aufseufzend streichelte der Blonde die freigelegte Haut und eine Hand suchte nach Setos kleinem Kameraden, der unter seiner liebevollen Fürsorge gleich viel größer wurde... Joey wollte sich aufrichten, um ihn mit dem Mund zu verwöhnen, doch Seto drückte ihn sanft, aber bestimmt in sein Kissen zurück. Küssend bewegte der Brünette sich in Richtung Hosenbund seines Geliebten und schob ihn hinunter, um die prächtige Erregung, die dort drunter wartete, freizulegen. Der Braunäugige schloss seine Augen und konnte bereits Hand und Atem seines Liebsten auf seiner Erektion spüren...
 

Seto liebte es, wenn der Tag SO begann – vergessen war der Auftrag... Zärtlich fuhr seine Zunge über Joeys Männlichkeit... „Was machst du da?“, fragte eine junge Stimme ganz interessiert dicht an Setos Ohr. Die beiden Männer erstarrten... Langsam drehte Seto seinen Kopf Richtung Sprecher und blickte direkt in ein dunkelblaues Augenpaar, das ihn fragend ansah. Das Kind hatte sich auf der Matratze aufgestützt und wartete auf Antwort.

„Was denkst du denn, was ich hier mache?“, krächzte Seto heiser seine Gegenfrage – er hatte sich für den Gegenangriff entschieden.

„Musst du pusten, weil Onkel Joey sich gestoßen hat?“, wollte der Besitzer der blauen Augen wissen. Der Brünette räusperte sich. „So kann man sagen.“ Puh, die Situation war gerettet. Um sich aufrichten zu können, musste Seto seine Hose erst einmal – möglichst unauffällig – hochziehen. Was ihm glücklicherweise auch gelang.

„Soll ich mitpusten, damit es schneller wieder gut wird?“, wurde ihnen jetzt angeboten. „Nein... Nein... das brauchst du wirklich nicht.“, entfuhr es Joey hektisch und sein Gesicht färbte sich mit einem verräterischen Rotton. Hastig zog er die Bettdecke über sich, und Seto nutzte die Zeit, um seine Hose wieder zu schließen. Dann nahm er den Sprössling bei der Hand und verließ mit ihm das Schlafzimmer. „Ist deine Schwester auch schon wach?“, wollte Seto nun wissen.
 

„Ja, Miharu zieht sich schon an.“, antwortete Akira, „Aber gewaschen hat sie sich noch nicht.“ „So... das hat sie noch nicht.“, wiederholte der Brünette. „Aber du hast dich schon gewaschen?“, hakte Seto nach und sah den blonden Jungen ernst an. „Ja, ich hab mich gewaschen...“, nickte der Junge, doch unter Setos Blick brach die Lüge zusammen. Kleinlaut gab Akira zu: „Ich hab mich doch noch nicht gewaschen.“

„Dann hol das mal schnell nach. Ich sehe jetzt nach deiner Schwester und dann komme ich zu dir.“, bestimmte der Brünette und wuschelte durch die blonden Haare.

„Bin schon weg, Onkel Seto.“ Grinsend sah dieser hinter seinem Neffen her. Gerade als er sich seiner Nichte zuwenden wollte, ging die Zimmertür der Kinder auf.

„Wie siehst du denn aus?“, entfuhr es Seto und nur mühsam konnte er sich ein Lachen verkneifen. Das kleine Mädchen, das ihn mit großen braunen Augen unglücklich ansah, hatte heute wohl Schwierigkeiten beim Anziehen. Das Kleidchen, das sie heute tragen wollte, hatte sie verkehrt rum angezogen. An den Füßen trug sie einen blauen und einen roten Socken, das passte nun so gar nicht zu dem gelben Kleid. Auch der Versuch sich die Haare zu bürsten, war fehlgeschlagen und so wie es aussah, hatte sich das Mädchen einige Kletten eingearbeitet. Das Mädchen gab sich einen Ruck und versuchte seinen Onkel hochmütig anzuschauen.

„So sieht eine Dame eben aus, wenn sie so früh aufstehen muss.“, antwortete Miharu mit wichtiger Stimme. Ihr Onkel ging vor ihr in die Hocke und flüsterte ihr zu: „Aber keine Dame geht so aus dem Haus... Soll ich dir schnell helfen?“

Erleichtert nickte sie. „Gut, dann komm.“ Seto stand auf und ging mit seiner Nichte ins Zimmer zurück. Schnell waren die kleinen Fehler behoben, er bürstete ihr das Haar, band es zu einem Zopf und schickte sie ins Bad. „So kleine Lady, und wenn ihr Beide fertig gewaschen seid, dann kommt bitte zum Frühstücken auf die Terrasse.“ Mit diesen Worten entließ Seto seine Nichte und ging hinunter, um den Tisch auf der Terrasse zu decken.
 

Joey gesellte sich, nach einer ziemlich kalten Dusche, zu Seto und half ihm, den Frühstückstisch zu decken. Munter plaudernd kamen die fünfjährigen Zwillinge ihrer Geschwister auf die Terrasse, wünschten artig Guten Morgen und setzten sich auf ihre Plätze. „Onkel Joey, was machen wir heute?“ Erwartungsvoll schaute Miharu den Bruder ihrer Mutter an. Joey tauschte einen kurzen Blick mit Seto. „Was haltet ihr vom Baden im See?“, wollte er von den Kindern wissen. Die Zwillinge brachen in Begeisterungsstürme aus.

„Ich kann schon schwimmen.“, erklärte Akira großspurig.

„Stimmt gar nicht.“, erwiderte Miharu sofort. „Du paddelst wie ein Hund, sagt Mama.“

„Tu ich nicht.“, gab Akira gekränkt zurück.

„Immerhin schaffst du es, dich über Wasser zu halten.“, griff Joey diplomatisch ein, bevor es zu einem richtigen Streit kam. „Und du Miharu?“, wollte er im Gegenzug von seiner Nichte wissen.

„Die braucht noch Schwimmflügel.“, gab Akira schadenfroh von sich.

„Nun ist es aber genug.“, mischte sich auch Seto ein, denn es standen schon Tränen in Miharus Augen. „Ich denke, ihr müsst Beide erst noch schwimmen lernen...“ Dankbar blickte Miharu zu ihrem Onkel. Wenn sie groß wäre, würde sie ihn heiraten – Seto hatte gerade ein kleines Mädchenherz endgültig erobert...

„Kommst du auch mit, Onkel Seto?“, fragte Miharu und schaute ihren Onkel hoffnungsvoll an.

„Tut mir leid, Kleine, aber ich kann heute leider nicht. Ich muss unbedingt ins Dorf einkaufen und einige andere Dinge erledigen.“, schüttelte Seto bedauernd seinen Kopf. „Aber das nächste Mal – dann kannst du mir ja vielleicht schon zeigen, wie gut du schwimmen kannst.“, meinte Seto aufmunternd zu Miharu.

„Ich zeig dir dann aber auch, wie gut ich schwimmen kann.“, mischte sich nun Akira ein, der sich wieder in den Vordergrund drängeln wollte. „Natürlich will ich auch sehen, wie gut du schwimmen kannst.“, lenkte Seto lächelnd ein.

Er liebte die Zwillinge – der blonde Akira mit den blauen Augen erinnerte ihn oft ein wenig an Joey, er ließ sich nicht unterkriegen, doch er wollte immer das letzte Wort haben... Und die schwarzhaarige Miharu, mit ihrem sanften Wesen, die ihn immer wieder an seinen Mokuba erinnerte – so, wie er ihn in Erinnerung hatte – gepaart mit seinem Gerechtigkeitssinn... Es könnten ihre Kinder sein, wenn er und Joey Kinder zusammen haben könnten...
 

Nach dem Frühstück schickte Joey die Zwillinge in ihr Zimmer, um ihren Rucksack und ihre Badesachen zu holen. Er selbst packte in der Küche einen leckeren Picknickkorb zusammen und packte zu seinen Badesachen noch eine gemütliche Decke und den Fotoapparat.

„Warum sollten wir denn den Rucksack holen, Onkel Joey?“, wollte Akira vom Bruder seiner Mutter wissen. „Der See ist doch gleich hier?“ Joey lächelte.

„Der See hier ist für euch Kinder viel zu tief und überhaupt nicht geeignet, schwimmen zu lernen. Aber ich kenne einen kleinen See, der ist viel besser für euch geeignet, und außerdem viel, viel schöner.“, flüsterte der Braunäugige seinem Neffen geheimnisvoll zu. Es gab weiter unten im Wald einen kleinen See, mit einem kleinen Bach, dort konnten die Kinder herrlich planschen und auch schwimmen lernen. Sie mussten nur ein wenig zu Fuß gehen...
 

Sie hätten auch das Quart nehmen können, doch Joey fand, eine kleine Wanderung mit den Fünfjährigen würde viel mehr Spaß machen. Miharu hatte aufmerksam zugehört, und als ihr Onkel den großen Picknickkorb schulterte, jauchzte sie glücklich auf. „Machen wir ein Picknick am See, Onkel Joey?“ Der Blonde nickte. „Ja, meine Prinzessin, wir machen ein Picknick am See. Onkel Seto wird fast den ganzen Tag unterwegs sein, also können wir es doch auch, nicht wahr?“

Joey und die Kinder verabschiedeten sich von Seto und machten sich auf ihre Wanderung zu See im Wald. Die ursprünglich geplante Stunde verdoppelte sich, denn es gab so vieles für die Zwillinge zu entdecken, dass sie immer wieder stehen blieben. Joey freute sich über die Wissbegierde der Beiden und beantwortete geduldig all ihre Fragen. Schließlich kamen sie hungrig und mit roten Bäckchen am See an. Der Blonde packte die Decke aus, die beiden Kinder halfen ihm dabei das Picknick darauf auszubreiten und mit Appetit machten sich die Drei über ihr Essen her. Akira wollte gleich anschließend in den See zum Baden, doch Joey hielt ihn zurück.
 

„Akira, direkt nach dem Essen darf man nicht schwimmen gehen. Das ist nicht gut für den Körper.“, sagte Joey streng.

„Menno, das ist gemein.“, beschwerte sich der Fünfjährige. „Und was soll ich denn jetzt tun? Mir ist langweilig.“ Maulig setzte sich Akira wieder auf die Decke.

„Ich hab ja nicht gesagt, dass du nichts tun darfst.“, meinte sein Onkel lächelnd. „Und deine Badehose kannst du ruhig auch schon anziehen.“ Neugierig folgte Miharu dem Gespräch zwischen ihrem Bruder und ihrem Onkel. „Darf ich meinen Badeanzug auch schon anziehen?“, erkundigte sie sich. „Selbstverständlich.“, antwortete Joey. Er selbst krempelte sich die Hosenbeine hoch und zog Schuhe und Socken aus und zeigte anschließend den Beiden den kleinen Bach, an dem sie spielen konnten.

Schnell war die Entscheidung getroffen einen Staudamm zu bauen und eifrig schleppten die Kinder größere und kleinere Steine herbei. Dabei wurde fleißig herumgespritzt und Miharu quiekte immer wieder auf, wenn sie ein Wasserschwall traf. „Akira macht das mit Absicht.“, beschwerte sie sich bei Joey. „Spritz doch einfach zurück.“, gab der Braunäugige ihr den Rat. „Miharu spritzt mich voll.“, beschwerte sich Akira daraufhin, als nun Miharu einen Stein etwas unsanft ins Wasser plumpsen ließ. „Und was machst du die ganze Zeit?“, forschte Joey bei seinem Neffen nach. Verlegen blickte Akira nach unten. „Siehst du, sie hat nichts anderes getan. Es ist Sommer und die Sonne scheint, was macht schon so ein bisschen Wasser.“ Joey wuschelte Akira durch die blonden Haare. „Und nun habt Spaß.“
 

Joey setzte sich an den Rand, baute ein paar kleine Boote aus Rinden und zeigte ihnen wie sie sie schwimmen lassen konnten. Während die Zwillinge sich mit den Rindenbooten beschäftigten, zog sich Joey schnell seine Badehose an und ging zu ihnen zurück.

„Und, wer hat nun Lust mit mir ins Wasser zu gehen?“, wollte er von den Beiden wissen. „Ich!“ „Ich!“, riefen beide Kinder gleichzeitig und vergessen waren Boote und Staudamm. Am Seeufer angekommen konnten sie das Rauschen großer Flügel hören und blickten neugierig in den Himmel.
 

~~~
 

Seufzend verstaute Seto seine Einkäufe im Auto, Joey vergnügte sich mit den Kindern und er, Seto, musste in diese kleine Stadt fahren und die Besorgungen erledigen. Na ja, so ganz uneigennütz war es ja nicht, er wollte schließlich noch zum Frisör. Seine Haare waren schon viel zu lang und da es noch ein Weilchen dauerte bis er wieder nach Domino City kam, um dort zu seinem Frisör zu gehen, musste er wohl oder übel, den hiesigen aufsuchen.

Gleich als er das kleine Geschäft betrat, bereute Seto seinen Entschluss, aber zum umkehren war es zu spät... Der Inhaber des kleinen Frisörladens kam freudestrahlend auf ihn zu. „Schön, dass ich sie endlich einmal in meinem Geschäft begrüßen darf, Mr. Kaiba. Ich freue mich ja so, das ich ihnen die Haare schneiden darf. Denn deswegen sind sie doch hier, nicht wahr? Obwohl – diese Haarlänge steht ihnen ausgezeichnet. Aber nehmen sie doch Platz, es dauert noch etwas, leider sind noch zwei Kunden vor ihnen dran.“, begrüßte der Frisör seinen neuen Kunden überschwänglich.
 

„Stimmt ich bin zum Haare schneiden hier.“, bestätigte Seto wortkarg und nahm auf einem der freien Stühle Platz. Eigentlich würde er viel lieber wieder gehen, doch da er aber auf gewisse Weise auf die Bewohner dieser Ortschaft angewiesen war, blieb er schweren Herzens.

Inzwischen kannten alle das Paar aus den Bergen – jeder wusste, dass die Beiden schwul waren und zusammenlebten. Es war sogar bekannt, dass sie eine Detektei in der Hauptstadt hatten. Vellian Crowler, der Frisör, hoffte schon ganz lange, das sich mal einer der Beiden zu ihm in das Geschäft verirrte. Endlich war es soweit und die blauen Augen des Brünetten, waren wirklich so faszinierend, wie es ihm erzählt wurde. Crowler freute sich darauf, das wundervolle braune Haar zu waschen und zu schneiden.
 

Jedes Mal, wenn Seto zu ihm sah oder auch nur entfernt in seine Richtung blickte, ging ein Strahlen über das Gesicht des Frisörs. Ob der Blonde auch noch kam? Dann wäre sein Glück vollkommen. „Kommt Mr. Wheeler auch noch vorbei?“, konnte sich Vellian Crowler nicht bremsen und fragte hoffnungsvoll den blauäugigen Mann. Seto beschränkte sich darauf, den Kopf verneinend zu schütteln. Dieser Frisör entsprach den klassischen Vorstellungen eines schwulen Mannes. Das übertriebene feminine Gehabe war kaum auszuhalten, dazu kam noch, dass dieser Mann sich auch noch schminkte. Seto kam der Film ‚(T)raumschiff Surprise‘ in den Sinn, dieser Frisör würde dort hervorragend hineinpassen.
 

Ein weiterer Kunde betrat den Laden und setzte sich zu den Wartenden. Obwohl alle den Brünetten schon oft gesehen hatten, wurde er neugierig gemustert. Denn sooo nah kamen sie sonst nicht an einen der Beiden heran. Bald ebbte diese Neugier jedoch ab und das übliche Dorfgespräch kam in Gange. Seto blätterte desinteressiert eine Zeitschrift durch, als er dann doch aufmerksamer dem Gespräch folgte.

Das waren beunruhigende Neuigkeiten, die Seto hier erfuhr. Laut der Stadtbewohner, sollte sich ein riesiger Bär in diese Gegend hier verirrt haben. Es schien ein bösartiger, alter Einzelgänger zu sein, die Größenangaben variierten sehr stark und angeblich sollte dieser Bär auch schon grundlos Menschen getötet haben. Seto beschloss, gleich nach seiner Rückkehr, einmal ihr Gebiet abzufliegen.
 

Ein weiter Mann kam in den Laden. „Hey Crowler, hast du Zeit für mich?“, begrüßte er den Frisör. „Komm in zwei Stunden wieder, dann bin ich fertig.“, meinte der Frisör lächelnd. „Das passt mir gut.“, erklärte der Mann, beim Gehen fiel sein Blick jedoch auf den Brünetten. „Guten Tag, sie sind doch Seto Kaiba?“, erkundigte sich der hagere Mann. „Ja, das ist richtig.“, gab Seto zurück. Der Mann reichte ihm die Hand zur Begrüßung und Seto tat es ihm gleich.

„Ich bin Frank Devot. Der hiesige Jagdaufseher.“, stellte sich der Mann nun vor. „Es ist gut, dass ich sie hier treffe. Ich war schon bei ihnen zu Hause, doch da war niemand. Sicher haben sie von dem Bären gehört, der sich hier in der Gegend rum treibt. Es ist wirklich ein bösartiges Tier, zuletzt wurde er nahe ihres Tales gesichtet. Ich rate ihnen nur noch mit dem Gewehr in den Wald zu gehen, überhaupt sollten sie den Wald soweit möglich meiden. Wenn sie das Tier sehen, zögern sie nicht und schießen sofort.“
 

„Danke für diese Information, Mr. Devot.“, bedankte sich Seto und ging. Mit jedem Wort des Jagdaufsehers, wurde er immer unruhiger. Ein bösartiger Bär in ihrem Tal? Das gefiel ihm nicht. Er musste Joey informieren, der mit den Kindern im Wald unterwegs war. So schnell wie möglich sollten sie ins Haus zurückkehren, schließlich musste es nicht sein, dass die Kinder von ihrem Geheimnis erfuhren. Seto zog sein Handy hervor und wählte Joeys Nummer, bekam aber nur die Auskunft, dass der Teilnehmer nicht erreichbar wäre.

In Rekordzeit erreichte er sein Haus, dort angekommen zögerte er nicht mehr und verwandelte er sich in den weißen Drachen. Im Normalfall würde er es ja nicht tun, solange die Kinder da waren, aber das hier war eine Ausnahmesituation. Seto flog in Richtung Waldsee, Seto hoffte nur, das die Kinder ihn nicht sahen, aber er konnte nicht höher fliegen. Bald kam der See in Sicht und deutlich konnte der Drache Joey und die Kinder sehen. So, wie sie sich bewegten, schien alles in Ordnung zu sein, das beruhigte ihn doch erheblich.
 

Nun suchte er nach dem Bären. Ob er das Tier überhaupt von hier oben sehen konnte? Seto würde es bald wissen. Kreisend entfernte er sich immer mehr von dem See – an einer Klippe, die ca. zehn Flugminuten vom See entfernt lag, bemerkte Seto etwas Ungewöhnliches. Ohne groß zu überlegen, landete er, um die Sache genauer zu untersuchen. Ein dummer Fehler, wie er schnell feststellen musste. Auf der Lichtung, die an dieser Klippe endete, lagen zwei Kadaver. Soweit Seto es erkennen konnte, wurden die Tiere aber nur getötet, es schien keiner von ihnen gefressen zu haben. Setos Blick fiel auf eine große Tanne, die am Rand des Abhangs stand. Neugierig ging er hin. In etwa drei Meter Höhe waren deutliche Kratzspuren zu sehen – sollten diese von dem Bären stammen, handelte es sich wirklich um ein recht großes Tier. Beeindruckt trat der Brünette einige Schritte zurück, als ein böses Knurren ihn herumfahren ließ. Da stand der Bär - böse funkelten kleine dunkle Augen ihn an.
 

Bevor Seto reagieren konnte, sprang das Tier ihn an, traf ihn mit der Pranke und schleuderte ihn über den Rand der Klippe. Das triumphierende Brüllen des Bären war weithin zu hören, er richtete sich wieder auf und schärfte seine Krallen. Doch nun war der Bär an der Reihe überrascht zu sein, denn in der nächsten Sekunde tauchte ein weißer Drache auf, der nun seinerseits ein kämpferisches Brüllen hören ließ. Nach einer kurzen, sehr heftigen, Auseinandersetzung verkündete der Sieger seinen Triumph.
 

~~~
 

Joey runzelte die Stirn, als er Seto am Himmel fliegen sah. Doch die Kinder bemerkten dies zum Glück nicht – ehrfürchtig schauten sie dem weißen Drachen hinterher. Mit leuchtenden Augen drehten sich die Zwillinge zu ihrem Onkel um und von seiner Besorgnis war nichts mehr zu erkennen. „Onkel Joey, war das wirklich ein Drache?“ Der Blonde legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und nickte. „Wer einen Drachen gesehen hat, ist vom Glück gesegnet. Doch man darf es niemandem erzählen, der nicht dabei war, denn sonst muss der Drache sterben.“ „Wie im Märchen?“, erkundigte sich Miharu erschrocken. „Ja, wie im Märchen.“, sagte Joey ernst. „Wir werden nichts erzählen. Nicht wahr, Akira?“, sagte die Schwarzhaarige ganz ernst. „Der Drache darf nicht sterben.“ Akira nickte nur dazu. In solchen Fällen entschied immer seine Schwester und er schloss sich ihr an.
 

Aber der Drache war schnell vergessen, denn immerhin lockte das Wasser und sie hatten immer noch nicht schwimmen gelernt. Joey unterdrückte seine Sorge, doch er ließ sich viel Zeit mit den Kindern, denn Seto würde gewiss nicht ohne Grund durch die Gegend fliegen, und solange er bei ihnen war, drohte den Kindern auch keine wirkliche Gefahr. Doch nur im äußersten Notfall würde er sich vor den Kindern verwandeln, ansonsten brauchten sie nicht zu wissen, wer der Drache war.

Die Kinder gaben sich reichlich Mühe und machten alles genauso, wie Joey es ihnen erklärte und vormachte. Miharu hatte Recht, Akira paddelte wie ein Hund, und genau dieses kam ihm immer wieder in den Weg, wenn er versuchte die richtigen Schwimmbewegungen zu machen. Deshalb entschied Joey, den Kindern erst einmal kraulen beizubringen, und am Nachmittag konnte sogar Miharu schon drei bis vier Züge schwimmen.
 

Erschöpft und hungrig machten sich die Kinder über das restliche Picknick her und hatten überhaupt nichts gegen ein kleines Päuschen einzuwenden. Akira war ziemlich schnell eingeschlafen, doch seine Schwester lag nur mit geschlossenen Augen da.

„Onkel Joey?“ Schläfrig drang ihre Stimme zu Joey. „Ja, mein Liebes?“, antwortete Joey leise. „Werde ich den Drachen wieder sehen?“, sehnsüchtig stellte Miharu ihre Frage. „Vielleicht, eines Tages, wer weiß das schon?“, antwortete der Blonde leise. „Es ist mit Drachen wie mit Einhörnern, wenn du nur fest daran glaubst, dann kann dein Wunsch eines Tages auch in Erfüllung gehen.“
 

Eine halbe Stunde später war Akira ausgeschlafen und Joey packte mit den Kindern die restlichen Sachen zusammen und fröhlich plaudernd machten sie sich auf den Weg zurück zum Haus. „Und Onkel Seto und Mama und Papa dürfen wir wirklich nichts von dem weißen Drachen erzählen?“, fragte das Mädchen vorsichtig nach. „Nur wenn sie mit dir zusammen den Drachen gesehen haben. Du weißt doch, der Drache muss sonst sterben...“ Miharu nickte. „Ich will nicht, dass er stirbt.“

Kurz darauf waren sie auch schon am Haus angekommen und die Kinder stürmten hinein, um Onkel Seto zu suchen. Joey folgte ihnen wesentlich nachdenklicher. Welchen Grund hatte Seto, während die Kinder anwesend waren, sich in den Drachen zu verwandeln?
 

Seto hörte die Kinder nach ihm rufen, zog sich sein Shirt über und ging nach unten. „Hallo meine Süßen, da seid ihr ja wieder.“, freute sich der Brünette, ging in die Hocke und umarmte die Zwillinge. „Wie war euer Tag?“, erkundigte er sich, ließ die Kinder wieder los und erhob sich. „Bevor ihr mir alles erzählt, eine Frage: Mögt ihr ein Eis?“ „Oh ja.“ „Jaaa.“, riefen die Zwillinge begeistert. „Gut, dann geht schon mal rauf und wascht euch. Ich mach euch derweil einen leckeren Eisbecher fertig...“

Joey folgte Seto in die Küche, wo dieser die versprochenen Eisbecher zurecht machte. Er griff nach der Tüte mit den Streuseln und verzierte die Eiskugeln, die Seto schon in die Becher getan hatte,
 

„Was war los?“, erkundigte Joey sich ungewöhnlich ernst. „Wir haben dich gesehen.“ „Das Risiko musste ich eingehen. Im Dorf habe ich den Jagdaufseher kennen gelernt, er warnte mich vor einem ziemlich üblen Bären, der sich unserem Tal nähern sollte. Ich habe den Bären gefunden... er ist jetzt keine Gefahr mehr.“, berichtete Seto knapp, jetzt noch mehr zu erzählen hatte er nicht vor.

„Dann ist’s ja gut.“, antwortete Joey ebenso knapp. Die Kinder konnten jeden Augenblick in die Küche gestürmt kommen und brauchten nicht zu wissen, was wirklich los war. Für sie sollte der Drache in die Märchenwelt gehören. Doch dass würde er Seto erst später erzählen, wenn es sein musste, und auch erst dann, wenn die Kinder wieder bei ihren Eltern waren.
 

„Wie ist es... Willst du auch einen Eisbecher“, fragte Seto seinen Partner nun grinsend, seine schmerzende Seite völlig ignorierend. „Wenn du mich so nett fragst...“, grinste Joey zurück. „Aber einen Partnerbecher, darauf muss ich leider bestehen.“, meinte Joey gespielt ernst. „Denn sonst isst mir mein Partner wieder einmal alles Eis weg. Er behauptet zwar, Eis nicht zu mögen, aber irgendwie verirrt sich sein Löffel immer wieder in meinen Becher.“

„Ach wirklich? Das ist aber ein ziemlich unverschämter Mensch, du solltest dir vielleicht etwas anderes suchen.“, schmunzelte Seto und machte für den Blonden einen besonders großen Eisbecher fertig. „Hier, der ist nur für dich.“, sagte Seto, reichte seinem Geliebten den Becher und gab ihn einen Kuss. Joey ließ Seto nicht gehen und verwickelte ihn in einen weiteren Kuss. Den Eisbecher hatte er vorsorglich wieder abgestellt. Seine Sorge, aber auch sein Vertrauen, ließ er in diesen Kuss fließen und fühlte sich gleich viel besser. Auf einmal war ein leises Kichern zu hören.
 

Die Männer lösten sich voneinander und sahen zu den kleinen kichernden Personen, die jetzt in der Küche standen. „Was gibt’s denn hier zu kichern.“, fragte Seto schmunzelnd und strich liebevoll über das schwarze und blonde Haar der Zwillinge. „Ihr habt euch geküsst.“, antwortete Miharu kichernd. „Wie Mama und Papa.“

„Das hat komisch ausgesehen.“, erklärte Akira seinen Heiterkeitsausbruch. Doch damit war für ihn das Thema erledigt. „Kann ich jetzt meinen Eisbecher haben?“, erklärte der kleine Junge seine Anwesenheit in der Küche.
 

~~~
 

Serenity war ganz hibbelig. So schön der Urlaub mit Mitsuki auch war, sie war bisher noch nie so lange von ihren Kindern getrennt gewesen und konnte es kaum erwarten, sie endlich wieder in ihre Arme zu schließen. Mokuba konnte ihre Unruhe ja verstehen, auch er sehnte sich nach seinen Kindern, doch er versuchte nach Kräften seine Frau zu beruhigen. „Ich freu mich ja so, Akira und Miharu wieder in die Arme schließen zu können. Ob wirklich alles so reibungslos ablief, wie Joey es uns am Telefon erzählte?“

Serenity wünschte, dass das Flugzeug endlich halten sollte, damit sie endlich hier raus und zu ihren Kindern kam. „Tut mir leid, Schatz. Ich nerv dich sicherlich, aber...“, entschuldigte sich Serenity bei ihrem Mann zum hundertsten Male.
 

„Ich bin mir ganz sicher, dass alles gut gelaufen ist.“, versicherte der Schwarzhaarige seiner Frau. „Und nein, du nervst mich nicht. Du wärst keine richtige Mutter, wenn du nicht so sein würdest.“ Mokuba drückte wohl nun zum hundertsten Male beruhigend seiner Frau die Hand, denn noch rollte das Flugzeug über das Flugfeld zu den Flugsteigen. Schließlich verabschiedeten sich der Kapitän und die Crew und wünschten allen Passagieren einen angenehmen Aufenthalt in Domino-City.

Endlich konnte Serenity aufstehen und mit den anderen Fluggästen das Flugzeug verlassen.
 

„Wie sie wohl aussehen? Ob sie gewachsen sind? Ob sie sich verändert haben?“ Mokuba lächelte. „Schatz, wir waren gerade mal drei Wochen fort. Da verändern sich Kinder in ihrem Alter nicht mehr so schnell.“ „Du hast sicher Recht, trotzdem...“, gab Serenity aufgekratzt zurück. Endlich passierten sie die Zollkontrolle. Von weitem hörten sie schon zwei Kinder rufen. „MAMA...PAPA... Hier sind wir!“ Suchend sah sich Serenity um und erblickte ihre Kinder, die ihnen wild zuwinkten. Wenige Augenblicke später schloss sie die Beiden fest in die Arme.

Ihr Vater stand lächelnd daneben, und auch Joey und Seto betrachteten wohlgefällig diese Szene. Wenn Mütter sich nach ihren Kindern verzehrten, hatten Väter nichts mehr zu melden. Endlich strampelte sich Akira aus der Umarmung seiner Mutter frei. Miharu ließ es sich noch ein wenig länger gefallen...
 

„Bei Onkel Joey und Onkel Seto war es toll.“, begann Akira ganz aufgeregt. „Wir haben sogar schwimmen gelernt.“, berichtete Akira stolz seinen Eltern. „Und wir haben...“ Miharu hielt ihrem Bruder erschrocken die Hand vor den Mund. „Das ist doch ein Geheimnis. Das darfst du nicht sagen, sonst muss der weiße Drache sterben.“, flüsterte sie ihrem Bruder aufgebracht ins Ohr. Beschämt nickte Akira, doch dann fiel ihm etwas ein...
 

„Du, Mama, stell dir mal vor, Onkel Joey hat sich an der gleichen Stelle gestoßen, wie Papa, und Onkel Seto musste auch pusten.“, erzählte Akira mit lauter Stimme. Miharu bekam große Augen, das war ja etwas, dass sie zum ersten Mal hörte. Das würde ihr ihr Bruder aber noch genau erzählen müssen... Das betretene Schweigen der Erwachsenen bekamen die Kinder nicht mit, erst recht nicht der Verursacher, denn der war schon mit seinem Kopf wieder ganz wo anders.

„Habt ihr uns was mitgebracht?“ Erwartungsvoll blickten vier Kinderaugen ihre Eltern an.
 

Es waren eben Kinder, und so lange es Kinder gab, würde dies immer die erste Frage sein, die sie stellten...
 


 

ENDE



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (277)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...20] [21...28]
/ 28

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Okami_Tenshi_Ryolein
2010-01-19T18:00:11+00:00 19.01.2010 19:00
die storry war toll *.*
einfach nur toll
und spannend
und toll *.*
romantisch und und und
und hab ich schon erwähnt das sie toll war?? >.<
ich liebe solche storrys >.<
die is einfach nur...
toll!!!!!
Von:  Zeckchen
2009-08-30T20:11:21+00:00 30.08.2009 22:11
ich habs nicht so mit kommis schreiben also wird der nur ganz kurz^.^
wirklich tolle geschichte hat spass gemacht zu lesen, mach weiter so^.^
Von: abgemeldet
2009-06-23T13:52:44+00:00 23.06.2009 15:52
Und gleich auf zum nächsten Kapi… *im Schreibfluss sei*
[…] „Ich habe nichts dagegen, wenn sie fotografieren, solange es nur die Räumlichkeiten angeht. Mich lassen sie außen vor, keine Fotos von mir.“, diese Forderung stellte Bakura sehr nachdrücklich. „Bevor wir in die unteren Gewölbe gehen, zeige ich ihnen etwas, das für alle Mühe entschädigt. Dazu müssen wir auf den höchsten Turm steigen. Ich hoffe für sie, das sie sportlich sind.“, entgegnete Bakura. […]
Mich lassen sie außen vor, keine Fotos von mir… doppelt gemoppelt.
*ggg* Das mit dem sportlich ist irgendwie lustig. XDDDDDDDDDDDDDDDD
[…] „Oh doch, dass ist mein voller Ernst.“ Bakura näherte sich Mitsuki langsam, kam seinem Gesicht immer näher, seine Finger griffen nach Mitsukis Kinn und Bakura blickte in seine grauen Augen. Mitsuki war wie paralysiert, konnte sich nicht rühren, dieser Mann vor ihm schüchterte ihn unwahrscheinlich ein...
Mitsuki schluckte trocken, als er Bakuras Atem an seinem Ohr spürte. Dieser Mann war ihm eindeutig zu nah, viel zu nah... so nah war ihm sonst nur seine Liebste.
Bakura roch an Mitsukis Haar, an seinem Hals, fuhr leicht mit der Zungenspitze über Mitsukis Hals. „Du bist nicht der, der du zu sein glaubst. Aber du bist genau der richtige..." Bakuras Herz schlug schneller in seiner Brust - er hatte gefunden, was er suchte... […]
Das nicht mit 2 s…
SECHS mal Mitsuki… *umfall* und FÜNF mal Bakura… *heul*
Biddööö net. ><
*wink* Pan



Von: abgemeldet
2009-06-23T13:51:31+00:00 23.06.2009 15:51
Und hier gleich das nächste Kommi… hab ja noch etwas anchzuholen, ne? *ggg*
[…] „Ich hab einer Bekannten ein Bild von Mokuba gegeben, und sie wollte es für mich altern lassen, also ein Bild von ihm anfertigen, wie er heute aussehen würde, und das hat sie mir geschickt.“ […]
Die Formulierung ist nicht ganz sauber und es wäre gut gewesen, zu erwähnen, wie der „Bekannte“ das kann, also z.B. dass er… keine Ahnung… z.B. in einer Computerfirma arbeitet oder so…
[…]Er dachte auch über Joey nach – seit dem Vorfall mit Mahou hatte sich ihr Verhalten zu einander geändert. Vorher hatte ihre körperliche Anziehung die Oberhand, doch jetzt spielte sie keine Rolle. Joey war einfach nur für ihn da, er verlangte und erwartete nichts, und doch wusste Seto, dass er sich bald entscheiden musste. […]
SEHR schön formuliert. Klar, greifbar, strukturiert… ganz und gar Seto. ^^
[…]Der Duft frisch gebrühten Kaffees zog in Setos Zimmer und kitzelte ihn an der Nase, sein Magen meldete sich gleich erwartungsvoll grummelnd. Dem konnte Seto nicht widerstehen – seufzend stand Seto auf, suchte sich seine Sachen zusammen und verschwand im Bad. Nach einer ausgiebigen Morgentoilette erschien Seto fertig angezogen in der Küche. […]
VIER ganze Setos in diesem kurzen Absatz… *umfall*
Und dass er eventuell noch müde war und sich hochquälte oder sich beeilte für den Kaffee oder sonst eine kleine Emotion hätte mir gefehlt.
Bin ja mal gespannt, was noch so kommt.
*wink* Pan


Von: abgemeldet
2009-06-23T13:50:09+00:00 23.06.2009 15:50
Komisch, ich weiß gar net, wie ich dieses Kapi finden soll… Ö.ö
[…]Stolz blickte Mahou Joey hinterher – er hatte sich wirklich zu einem richtigen Mann gemausert. Ja, wenn der Ansporn der richtige war... dann wuchs man schnell über sich hinaus... Doch für ihn wäre Joey niemals zu diesem Mann geworden, dachte Mahou bitter. Für ihn hätte Joey sich niemals so eingesetzt... […]
Man ist richtig zwiegespalten:
Einerseits denkt man: year, er ist aus dem Weg, das Liebespaar ist zusammen.
Aber andererseits kriegt man bei diesem Absatz schon echt Mitleid. -.-
Also echt gut gemacht! XDDDDDDDDDDDDDDDDDD
[…]Mahou stand immer noch so da, wie die Beiden ihn zurückgelassen hatten. Warum war Seto nur so wütend auf ihn? Nur, weil er nicht nach seinem Bruder gesucht hatte? Das war doch ganz nebensächlich gewesen...
Nach einiger Zeit erkannte Mahou, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte, als er Mokubas Weg nicht im Auge behalten hatte... Er wusste wirklich nicht, wo Mokuba war, wo er lebte und wie er sich entwickelt hatte... ein fataler Fehler, wurde es Mahou mit einem Mal siedendheiß bewusst. […]
DAS ging nun DEFINITIV zu schnell. Ist ja ok, wenn es ihm im Kapiverlauf bewusst wird, aber das kommt schon irgendwie unrealistisch rüber.
[…]Er konnte sich in Bezug auf Seto wirklich nichts vorwerfen, dachte Mahou...
Wirklich? Erste Zweifel kamen in ihm auf... […]
Genau wie hier… die Übergänge sind schon weicher, aber noch zu kurz…
Trotzdem ist der Inhalt sehr interessant und gut erdacht.
Freu mich auf mehr.
*wink* Pan

Von: abgemeldet
2009-06-23T13:48:31+00:00 23.06.2009 15:48
Wow, ein Hammer Kapi… DAS nenn ich mal Spannung. ^o^
[…]„Weißt du es wirklich noch nicht? Mahou, Fudo und Toki sind ein und dieselbe Person, der Zauberer der Zeit.“ […]
Genial erdacht, echt… auf sowas muss man erstmal kommen. ÖoÖ
[…] „Mahou hat nie ein ernsthaftes Interesse an dir gehabt – du bist für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Er hat sein Ziel erreicht und hat dich, wie eine heiße Kartoffel, fallen gelassen. Solltest nicht DU kämpfen? Hatte er das nicht gesagt? Dann hat er gesehen, dass das Blut seines alten Weggefährten erwacht ist und du bist unwichtig geworden. Genauso sieht es der Blonde.“ Seto schüttelte den Kopf. „Nein, Joey sieht es nicht so.“ […]
Sehr gut, dass er versucht, Seto psychisch zu verwirren. Echt klasse…
[…]Und griff Joey erneut an. Mit letzter Kraft und einer letzten Drehung traf Joey Fudo am Arm und entwaffnete ihn dabei gleichzeitig, Das Katana flog durch den Raum, Joey sprintete dorthin und nahm es an sich, damit Fudo es sich nicht mehr greifen konnte. Meister Fudo hielt sich lächelnd den Arm. „Grünschnabel, hol mir mal was zu verbinden.", wandte Fudo sich in gewohnter Art und Weise an Seto. Sich seinen Arm verbindend, wandte Meister Fudo sich an Joey. „Gratuliere, du hast die Prüfung bestanden, du hast mich nicht getötet, obwohl du es konntest, dein gutes Herz hat den Sieg davon getragen, und auch als ich dich noch einmal angegriffen habe, hast du mich nur entwaffnet." […]
Joey ist eben toll. *o*
Schon beeindruckend, dass er das kann… ich würd sehr gerne noch mehr über Joeys vergangenes Ich wissen. *v*
[…]Ich hab dich gern in meiner Nähe, ich habe mich wohl gefühlt, ich wollte dich spüren... doch da ist jetzt nichts mehr, ich kann diese Gefühle nicht wieder finden... ich will nicht das zu gehst... aber ich kann dir nichts an Gefühlen geben... verstehst du?" […]
Ich will nicht, dass du gehst…
Wow, DAS nenne ich mal Emotionen. Sie sind realistisch, klar, nachvollziehbar und einfach durch und durch Kaiba zuzutrauen. Einfach PERFEKT! ^^
[…]Vielleicht konnte das irgendwann wieder heilen. Er hoffte nur, dass er dafür lange genug lebte. […]
Schöööööön… TvT
Hat mir sehr gut gefallen, dieses Kapi… *schwärm*
*wink* Pan


Von:  trinithy
2009-05-10T13:20:49+00:00 10.05.2009 15:20
Joey als Privatdetektiv und als Barkeeper, wenn das nicht mal eine gelungene Mischung ist *lach*

Aber ich ahne noch böses, wenn sich Setos Hass auf die Menschheit, die so viel Wert auf Freundschaft legt, so tief eingebrannt hat, alles nur weil sein Vater ihm die die Briefe von Joey gegeben hat, dann wird das noch einen richtig großen Krach geben, bevor sich das Missverständnis hoffentich aufklärt!

So, damit ist mein Kommi-run für jetzt erst einmal beendet^^ bevor ich weitere Kommentare schreibe, muss ich erst einmal weiter lesen, und das werde ich frühesten heut abend machen können, da ich jetzt noch leider was lernen muss^^

LG trinithy
Von:  trinithy
2009-05-10T13:18:23+00:00 10.05.2009 15:18
so, da also der zu erwartende Zeitsprung mit Joeys Jugendjahren im Rückblick...

Am liebsten hätte ich Joey angeschrieen "Den Brief hat Seto dir nicht geschrieben!" als ich das gelesen habe, und ich lag ja wohl richtig *schon das nächste kapi gelesen hat* (aber dazu komm ich gleich^^)

Oh wie ich Guzaburo hasse, wie konnte er Joeys Vater versetzten, nur damit die Freundschaft zwischen Seto und Joey zerstört wird *bös funkel*

Und wer bitteschön ist deser Mahou?
Scheint ja kein Unmensch zu sein aber: Finger weg, Joey gehört doch zu Seto! xD
Gut, aber ich denke das wird irgendwann noch kommen, in den reichlich vorhandenen Kapis xD


Von:  trinithy
2009-05-10T13:14:54+00:00 10.05.2009 15:14
Das Kapitel ist auch super klasse..

Der Pinguin von Joey war ja eine klasse Idee, aber Setos Vater ist ja wirklich ein riesen Arschloch. Pfft, Freunde braucht der Mensch, da kann Mister Big Bad Kaiba rummeckern so viel er will....

Auch die Klassenfahrt finde ich toll. Wie Seto da endlich mal aus sich raus kommt und so *g*
Zwar fand ich den Kuss auf den Mund ein bissle merkwürdig, ich denke ein Bussi auf die Wange hätte besser gepasst -zumindest meiner Erfahrung nach^^- aber gut, es hat auch so noch gepasst.


Von:  trinithy
2009-05-10T13:11:03+00:00 10.05.2009 15:11
Ich bin gerade über diese FF gestolpert, weil ich was zur Ablenkung zum lesen gesucht habe, und da bin ich auf diese FF hier gestoßen.

*mal auf die Länge schielt*
ok, ich werde eine kleine Ewigkeit brauchen, bis ich die komplett gelesen habe (soll heißen mitunter einige Wochen, da ich unter der Woche so gut wie nicht zum lesen von FF's komme), aber ich werde sie wohl komplett lesen, sollte nicht plötzlich ein Einbruch kommen, sodass es mir widerstreben sollte die zu Ende zu lesen xD Aber nach dem Prolog sieht es nicht so aus.

Ich finde es eine super süße Idee, das ganze anfangen zu lassen mit den beiden als Kinder!


Zurück