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Die Macht der Himmelskinder

Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey
von

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Der Tempel

„Über Johnson etwas herauszufinden ist wirklich nicht sehr einfach, wie es scheint hat er tatsächlich einen gefälschten Namen.“, sagte Seto zurückhaltend.

„Mehr konntest du mit eurem Polizeicomputer auch nicht herausfinden?", fragte Joey erstaunt. „Nein, es dauert bis alles Merkmale miteinander abgeglichen sind, und da ich nicht nur die hiesigen infrage kommenden Personen überprüfen lasse, sondern auch die im Ausland, dauert es seine Zeit. Sobald der Computer ein Ergebnis ausspuckt, gibt Tanaka mir Bescheid.", erklärte der Blauäugige. „Ich komm ja leider nicht an den Polizeicomputer ran", meinte Joey bedauernd, "ich bin schließlich kein Hacker. Ich hab von ihm nur eine Telefonnummer, und da meldet sich immer nur der Anrufbeantworter. Und eine Adresse haben wir auch nicht, da er immer im Voraus und in Bar bezahlt.", teilte Joey sein Wissen mit.
 

„Die Telefonnummer wird uns auch nicht viel weiterhelfen, da wird nur eine Briefkastenfirma dahinter stecken. Dennoch werde ich sie überprüfen lassen, sobald ich wieder im Präsidium bin." meinte Seto. „Danke, das ist nett von dir.", sagte Joey ehrlich und schaute Seto dankbar an. „Warum bedankst du dich, das ist meine Arbeit. Ich tu dir doch keinen Gefallen." Setos Stimme fiel etwas frostiger aus, als gewollt. Es wunderte ihn überhaupt, dass Joey so mit ihm zusammenarbeitete. Gut, es war auch sein Fall, trotzdem.. Der Brief, den er angeblich an Joey geschrieben hatte, ging ihm durch den Kopf. Bitter dachte er: ‚Zweimal habe ich einen Freund verloren, eine dritte Chance wird es sicher nicht geben.' Das konnte er sich nicht vorstellen. Er entschloss sich, nach Beendigung dieses Falles, würde er kündigen und wegziehen, irgendwo hin und versuchen alles zu vergessen.
 

„Aber ich selbst bin nicht weitergekommen, und die Geldscheine waren alle alt und gebraucht. Und seitdem ich die triftige Vermutung habe, dass er mich nur benutzt, um eigenen krummen Dingern nachzugehen, auch wenn es im Auftrag seines Bosses sein sollte...", unterbrach Joey seine Ausführung und schaute Seto betroffen an. Wieso wurde sein Ton jetzt wieder eisiger? Er hatte doch nichts Falsches gesagt? Immerhin wollte doch Seto dass er mitkam, er hatte sich in keinster Form aufgedrängt. Mit halbem Ohr hatte Seto Joey bei seinen Ausführungen zugehört, als er nun diese unterbrach, schob er seine privaten Gedanken beiseite. „Warum hörst du auf? Du warst mit deinen Ausführungen doch noch nicht fertig." erkundigte er sich verwundert, ihm war sein etwas frostiger Ton gar nicht aufgefallen.
 

"Hab ich etwas falsch gemacht?", wollte Joey von ihm wissen. Jetzt war Seto verwirrt. „Wieso? Hab ich das gesagt?" „Dein Tonfall hat sich geändert, deshalb nehme ich an, dass es an mir liegt.", gab Joey zu. Diese Aussage trug nicht dazu bei, Setos Verwirrung zu beheben. „Mein Tonfall hat sich geändert? Das ist mir nicht aufgefallen... das liegt nicht an dir." Nicht mehr, dachte Seto. „Ich muss mich noch mit anderen Dingen beschäftigen. Das war wohl der Grund." erklärte er.

„Dann bin ich ja beruhigt, ich hatte schon befürchtet, dass es dir nicht mehr recht ist, dass ich hier mit dir im Auto sitze. Um noch mal auf Johnson zurück zu kommen, ich mag es nicht, für miese Zwecke benutzt zu werden.", schloss Joey seinen angefangenen Satz. Er guckte Seto trotzdem skeptisch an. Was war das nur, womit er sich noch beschäftigen musste? Mit einem Mal fiel es ihm siedendheiß ein. Er müsste heute eigentlich seinen Brief bekommen haben, den er, gekränkt wie er war, an ihn geschickt hatte. Ob das die Ursache war? Störte es ihn, dass er an alten Dingen gerührt hatte? Unsicher schaute er zu ihm, unschlüssig, ob er ihn danach befragen sollte, oder nicht.
 

„Wenn ich dich nicht hätte dabei haben wollen, glaub mir, ich hätte dich bestimmt nicht gefragt." Seto konnte Joeys Skepsis deutlich heraushören. War er wirklich so garstig zu ihm gewesen? Die letzten Begegnungen liefen in seinem Kopf ab, und er musste zugeben, dass er mehr als garstig gewesen war. Umso mehr wunderte es ihn, das Joey überhaupt noch mit ihm sprach. „Das glaub ich dir unbesehen.", antwortete ihm Joey. „Hast du was auf dem Herzen?", fragte Seto, obwohl er ahnte, was als Antwort kommen würde. „Ich weiß nicht..."Joey wurde das Herz auf einmal ganz schwer, und sein Selbstvertrauen saß gerade nicht in diesem Auto. Er schaute angestrengt aus dem Fenster. „Hast du heute Post bekommen?", stellte er ganz leise seine Frage.

Seto holte einmal tief Luft – das hatte er befürchtet, aber wollte er jetzt darüber reden? Nein, das war der falsche Zeitpunkt, er war in diesem Punkt noch zu aufgewühlt, deshalb antwortete er: „Kann sein, ich hatte keine Zeit nachzusehen. Man hat mir heute Mittag gesagt, dass mein Vater gestorben ist." Er schwieg kurz. „Ist er wichtig?"
 

„Möglich.", sagte Joey vage. Wenn Seto den Brief noch nicht bekommen hatte, konnte er dann jetzt mit ihm darüber reden? „Wenn es wichtig ist kannst du es mir sagen.", meinte Seto mit einem Seitenblick auf den Blonden. „Willst du darüber reden?", unsicher schaute Joey ihn an. Nein, er wollte jetzt nicht darüber reden. „Sei nicht böse, aber hat das Zeit, bis ich die Beerdigung hinter mich gebracht habe?" „Ja, das hat es.", erwiderte Joey erleichtert. Dann würde Seto den Brief gelesen haben, und er brauchte ihm nicht so viel zu erklären. Außerdem bedeutete es keine direkte Ablehnung. „Du weißt ja jetzt, wo du mich findest, und wann immer du Zeit hast, können wir darüber reden.", bot ihm Joey an.

„Nun übertreib nicht, nur weil wir im Augenblick zusammen arbeiten, bedeutet es nicht, das sich irgendetwas zwischen uns ändern wird.", sagte der Brünette harsch. Dafür ist es zu spät, aber das sprach er nicht aus. Sein Entschluss stand fest, warum sollte er etwas aus der Vergangenheit klären, das in der Gegenwart doch keine Bedeutung mehr hatte. Joey schluckte. „Wirklich nicht?" Er würde so gern wieder mit Seto befreundet sein – wenigstens das. „Können wir nicht die Vergangenheit klären oder wenigstens neu anfangen?", bat er leise.
 

„Nein.", kam es prompt und frostig. „Nur dieser Fall verbindet uns – wenn es dir nicht passt, kannst du gerne aussteigen." Deutlicher konnte er doch nicht mehr werden, es gab keine Freundschaft mehr und konnte auch keine mehr geben. Wenn Seto ihn schon nicht liebte, so wollte Joey doch wenigstens mit ihm befreundet sein. Er würde ihn gewiss nicht bedrängen, oder anfallen, oder so... aber ihn als Freund wieder zu gewinnen, das wäre schön.

„Du würdest mich hier also alleine stehen lassen?", fragte Joey enttäuscht, doch Seto trat nur das Gaspedal durch. Ein drängendes Gefühl beschlich ihn und unruhig trommelte er mit seinen Fingern auf das Lenkrad. Joey hielt sich gut fest, als Seto das Tempo beschleunigte, und er tat gut daran, jetzt weiter nichts mehr zu sagen.
 

„Man, Wheeler, im Augenblick habe ich keine Zeit für so etwas." Die Zeit brannte ihm unter den Nägeln, da tauchte auf der Straße plötzlich eine Gestalt auf. Setos Augen wurden zu Schlitzen. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Urplötzlich trat er auf die Bremse. Wo kam diese Person her? Als der Wagen stand sprang Seto aus diesem heraus und sah sich fluchend auf der Straße um. Er blieb kurz stehen und fuhr sich verzweifelt durch seine Haare – diese blöden Visionen oder Träume, tauchten immer zu den unpassendsten Momenten auf. Natürlich war NICHTS zu sehen, mürrisch ging der Brünette wieder zu seinem Auto. Joey war erschrocken, als Seto fluchend aus dem Auto sprang. ER hatte nichts sehen können, scheinbar war auch nichts mehr auf der Straße.

Seto stieg wieder ein und fuhr schweigend weiter, lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie endlich am Ziel waren. Ihm war der verwunderte Blick seines Beifahrers schon aufgefallen, aber dieser fragte nicht und er würde bestimmt nichts von seinen Visionen erzählen – ihm schon gar nicht.
 

Joey warf einen kurzen Blick zu Seto, doch der sah gerade nicht so aus, als ob er sehr gesprächig sein würde. Wie lange waren sie jetzt schon unterwegs? Müssten sie jetzt nicht langsam am Ziel ankommen? Und dann? Was würde ihn dann erwarten? Seto sah auf seine Uhr und drosselte das Tempo, hier irgendwo musste es sein, hier musste ein Weg zu dieser Tempelanlage führen. Zum Glück hatten sie Vollmond, und er strahlte heute ganz besonders hell. Er bremste den Wagen ab und fuhr in einen Waldweg und soweit es sein Wagen mitmachte fuhr er weiter. Schließlich mussten sie stehen bleiben. „Wir gehen zu Fuß weiter." Setos Stimme hatte wieder den gewohnt kühlen Klang. Kaum hatte er dies ausgesprochen, stieg er auch schon aus. Eine Taschenlampe brauchte er nicht, das Mondlicht reichte vollkommen aus – Seto wusste einfach wie er gehen musste.
 

Wie? Sie mussten noch laufen? Irritiert sprang Joey aus dem Auto und lief Seto hinterher, hätte er ihm das nicht vorher sagen können? Bloß gut, dass er seine Jeans anhatte, und seine Motorradjacke dazu. Seine andere Kleidung, die er für gewöhnlich im Blue-Eyes trug, wäre für einen solchen Ausflug kaum geeignet gewesen. Ob er eine Antwort bekäme, wenn er jetzt fragte, wie lange sie noch laufen mussten? Seto sah nicht danach aus.

Zügig schritt Seto aus, sein Training kam ihm hier zu Gute. Sein Begleiter fiel ihm wieder ein, abrupt blieb er stehen und drehte sich zu ihm um. „Du musst einfach diesem Weg folgen, dann kommst du auf die Tempelanlage. Ich muss mich beeilen." Seto drehte sich wieder um. „In gut zehn Minuten bist du da." Dann setzte er sich wieder in Bewegung – er lief jetzt. Eigentlich konnte er nicht genau sagen, warum er es so eilig hatte. Doch ausnahmsweise folgte er seinem Gefühl, das ihm sagte, dass er sich beeilen sollte.

Joey sprintete ihm hinterher. Seto legte ja ein ziemliches Tempo vor. Irgendwas schien ihn ziemlich anzutreiben, und es musste wichtig sein, und so versuchte er Schritt mit ihm zu halten. Es fiel ihm nicht besonders leicht, aber er schaffte es. Und so erreichte er kurz hinter Seto ihr Ziel. Gespenstisch sah die Anlage im Mondlicht aus. Seto sah sich suchend um und ging langsam weiter, vor einem Steinquader blieb er stehen.

„Zu Spät. Sie waren schon hier." Seine Finger zeichneten die Schriftzeichen nach. „Wir warten bis Sonnenaufgang, dann sehen wir mehr.", sagte Seto tonlos.

Atemlos blieb Joey hinter Seto stehen. Er konnte eine Tempelanlage in dem Mondlicht erkennen und fragend beobachtete er Setos Tun. Zu spät? Wieso zu spät? Wovon redete er? "Wer war schon hier?", stellte er seine Frage. "Und vor allem, woher weißt du das?", stellte er die Frage, die ihn am meisten interessierte. ER konnte hier nämlich überhaupt nichts erkennen. Und was suchte Seto eigentlich hier? „Dieser Johnson war hier, niemand sonst wusste, wo dieser Tempel lag, nur du und ich und eben dieser Johnson. Es hat meine Theorie bestätigt." Den letzten Teil des Satzes sagte er mehr zu sich selbst, die anderen Fragen schien er gar nicht gehört zu haben. Seto schwieg, seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Er hatte wirklich Visionen, er, der an solche Dinge überhaupt nicht glaubte. Leicht schüttelte er den Kopf, wo sollte das noch hinführen?
 

Joey schnappte nach Luft. „Aber woran kannst du erkennen, dass jemand hier war?" Das ganze wurde immer rätselhafter für ihn. Seto deutete auf den Steinquader. „Dahinter ist ein Gang in ein Unterirdisches Gewölbe, in diesem ist die Gruft des Priesters, der den Stab bewachte." „Warst du schon mal hier?" Dies schien die einzige logische Erklärung für Joey zu sein. „Nein, war ich nicht. Nicht richtig jedenfalls.", antwortete Seto. Sollte er Joey von seinen Visionen erzählen? Er wusste es nicht und ließ es jetzt einfach auf sich zukommen. „Nicht richtig hier?“ Joey war verwirrt. „Würdest du es mir denn erklären, wenn ich dich darum bäte?" Joey schaute abwartend zu Seto. Er würde sich freuen, wenn er das wirklich tun würde.
 

Was soll’s, dachte Seto, da er noch eine Weile mit Joey zusammenarbeiten würde, konnte er es auch jetzt erfahren. Auf Dauer ließ es sich sowieso nicht vor Joey verheimlichen. Aufseufzend erklärte er ihm: „Ich war in meinen Träumen hier, ein toter Priester zeigte mir den Weg, zeigte mir, was er verbarg. Mahou meinte, es wären Visionen und so wie es aussieht, hatte er Recht." Das würde Joey ihm niemals glauben, er tat es ja selbst kaum. Es hörte sich an den Haaren herbeigezogen an. Sicher wird der Blonde sauer reagieren, aber das war dann jetzt auch egal.
 

Träume? Seto hatte Träume - Visionen?

„Du hast Visionen?", fragte Joey Seto teilnahmsvoll.

„Ja, so sieht es aus.", bestätigte ihm dieser.

„Schon lange?", wollte er weiter wissen.

Wieso beantwortete er Joey eigentlich diese Fragen? Seto kannte sich grad selbst nicht mehr.

„Seit dem Ring, der verschwunden ist. Vorher hatte ich keine.", gab er trotzdem Auskunft.

„Und was sind das so für Visionen?" Joey versuchte das Puzzle zusammen zu setzen, dass sich langsam vor ihm ausbreitete.
 

Seto setzte sich auf den Boden und lehnte sich an den Steinblock. Er war müde, dennoch versuchte er die Frage zu beantworten. „Ich träume von einer Burg, die ein großer fünfköpfiger Drache umkreist, dieser scheint etwas zu suchen. Der Ring taucht auch immer wieder auf, zuletzt der Priester mit dem Stab." Alles wollte er dann doch nicht erzählen, das mit den Ketten brauchte Joey nicht zu wissen. Seto war wirklich müde und so schloss er seine Augen.

Ein fünfköpfiger Drache? Woran erinnerte ihn das? überlegte Joey. Ach, ja, Mahous Buch, da war ein fünfköpfiger Drache abgebildet. „Hast du auch von anderen Drachen geträumt?", stellte er ohne weiter Nachzudenken die nächste Frage. Beim Klang von Joeys Stimme zuckte Seto zusammen. Von anderen Drachen geträumt? „Nein.", gab er erschöpft zurück.

„Nicht?", fragte Joey verwundert nach. „Ich möchte schwören, dass da noch zwei Drachen dazu gehören, ein Weißer und ein Schwarzer." Joey war sich absolut sicher, doch er hätte nicht sagen können, woher er diese Sicherheit bezog.
 

Seto wollte doch nur ein bisschen schlafen. Die Burg tauchte wieder auf und triumphierend brüllte Timiat auf. Er hatte einen weiteren Teil seiner Macht. Der tote Priester stand wieder hinter ihm: „Lies die Rätsel… sehe die Zeichen… finde die Macht... es bleibt nicht mehr viel Zeit." flüsterte er ihm zu. Der Priester hielt ihm seine Hand entgegen, so, als wollte er ihm etwas zeigen – in diesem Moment drang Joey Stimme zu ihm durch. „Es gehören noch ein Schwarzer und Weißer Drache dazu." Verwirrt blickte Seto sich um, war das nun noch ein Teil des Traumes oder hatte Joey etwas gesagt? „Hast du was gesagt?", fragte er dann doch müde.

Endlich bemerkte Joey, wie erschöpft Seto war, so verwirrt, wie er ihn eben ansah. „Möchtest du dich ausruhen?", erkundigte er sich besorgt. „Ja, ich habe was über Drachen gesagt.", beantwortete er dennoch Setos Frage.

„Nein, es bringt nichts, nur schlechte Träume." Seto stand wieder auf. Das Morgengrauen hatte schon begonnen, bald würde es hell genug sein. Er reckte sich, um seine steif gewordenen Muskeln zu lockern und wenn er hier fertig war, musste er sich erst einmal um seine privaten Dinge kümmern. Dann konnte es wieder an diesem Fall weitergehen. Zum Glück würde die Beerdigung nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. „Keine Pause?", verständnislos blickte Joey ihn an. Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. „Du sahst aber eben ganz und gar nicht danach aus, es schien, als hättest du eine Pause bitter nötig. Aber wenn es dich beruhigt, dann bleibe ich wach und pass auf dich auf."
 

Seto konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich brauche keinen Wachhund und ich brauche keine Pause." sagte er nachdrücklich. „Außerdem ist es gleich hell genug, damit wir uns umsehen können." fügte er noch hinzu. Joey schluckte. „Ich bin kein Wachhund." gab er empört zurück, „Ich wollte dir nur eine ruhige Stunde anbieten, in denen du vielleicht keine bösen Träume hast." Leicht verstimmt ließ er sich nun neben dem Seinquader nieder und dachte nach.

Seto hatte Visionen, von einer Burg, einem fünfköpfigen Drachen und einem Priester. Aber nicht von anderen Drachen. Außerdem hatte er ihm immer noch nicht erklärt, wie er in der Dunkelheit erkennen konnte, dass schon jemand hier war, fiel ihm auf. Und noch etwas drang in sein Bewusstsein durch, er hatte von Mahou geredet...

Was hatte Seto mit Mahou zu tun, und noch wichtiger, wann hatte er ihn überhaupt gesehen? Eifersucht machte sich in Joey breit.
 

„Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, woran du erkennen konntest, dass schon jemand hier war! Ganz besonders dass es Johnson war, es hätte doch auch jemand X-Beliebiges sein können.", sagte Joey leicht verstimmt. Geduldig erklärte ihm Seto: „Ich habe dir doch eben ausführlich erklärt, das nur wir beide die Koordinaten, dieses Tempels hatten und du diese nur Johnson weitergegeben hast. Und was das andere betrifft, der Eingang ist offen und wie du gleich sehen wirst, sind die Spuren noch ganz frisch." „Dann hast du aber erstaunlich gute Augen.", meinte Joey anerkennend. "Ich konnte hier nämlich überhaupt nichts erkennen. Und du bist dir sicher, dass diese alte Tempelanlage wirklich kein anderer Mensch auf dieser Welt mehr kannte?", äußerte Joey seine Zweifel. „Und der Stab sollte hier sein?", fragte er noch nach.
 

„Sag mal, was willst du eigentlich von mir? Ich habe dir eben alles gesagt, was ich weiß." Setos Laune verschlechterte sich gerade. „Ja, der Stab sollte hier sein. Aber wenn du mir nicht glaubst, dann sag es. Ich werde dich dann nicht mehr belästigen.", sagte Seto ziemlich verstimmt. Die Sonne schickte eben ihre Strahlen über die Bergkämme und somit war es inzwischen hell genug, um nähere Einzelheiten zu erkennen. „Ich versuch doch gerade nur alles zu verstehen.“, seufzte Joey. „Ich glaub dir doch, aber die Diebe hatten einen Zettel zurückgelassen. Es ist kein gängiges Papier, aber meine Bekannte konnte mir noch nicht sagen, aus welchem Holz und mit welchem Verfahren das Papier hergestellt wurde. Ich stelle dich und dein Wissen überhaupt nicht in Frage, ich will doch nur versuchen mein Wissen mit deinem zusammen zu bringen... ich will doch nur die Puzzleteile zusammensetzen.", sagte Joey leise. Er wollte nicht, dass Seto sauer auf ihn war, und missverstehen sollte er ihn auch nicht – genauso wenig wie er ihn missverstehen wollte. „Ist dir eigentlich schon mal in den Sinn gekommen, dass dich Johnson angelogen hat? Dass er den Zettel, den er dir gegeben hat, selbst verfasst hat um dich für diese Suche zu ködern?"

„Schon möglich, aber auf dem Zettel steht ein Spruch: > Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel der Zukunft bereit.< und das in einer ziemlich alten Handschrift. ", verteidigte sich Joey.
 

Seto nahm Joey am Arm und zog ihn zu dem Steinquader und zeigte auf die gemeißelte Inschrift. „Genau DAS steht hier geschrieben!" „Wie?" Jetzt fiel Joey erst einmal nichts weiter dazu ein. Er wollte nicht daran glauben, dass Johnson so ein perfides Spiel mit ihm trieb. Außerdem beschloss er, wenn er wieder zu Hause war, würde er auf jeden Fall Mahous Buch fertig lesen, er hatte da so einen Verdacht. „Soweit ich weiß, gibt es nur eine einzige Übersetzung, das Original ist in einer uralten Geheimschrift, eben diese hier.", erläuterte Seto ihm. „Eine Übersetzung von was?“, fragte Joey. Seto seufzte tief auf, es nutzte nichts, er musste weiter ausholen.

„Einer Legende nach, soll ein Zauberer vor fast 600 Jahren eine Macht aus einer anderen Dimension geholt haben – verkörpert durch Timiat, den fünfköpfigen Drachen. Einigen Priestern soll es gelungen sein, seine Macht zu teilen und in verschiedene Gegenstände zu bannen. Ein Buch in dieser alten geheimen Schrift, gibt sozusagen die Gebrauchsanweisung, wie man diese Macht, wieder aufruft. Und von diesem Buch gibt es nur eine einzige Übersetzung, doch die ist, im Augenblick, nicht verfügbar. So, jetzt weißt du alles.", erläuterte Seto leicht genervt. Warum musste es nur immer noch komplizierter werden? Konnte der Köter nicht einfach nur mitkommen und seine Schnauze halten? Nein, er stellte eine überflüssige Frage nach der anderen.
 

Seto wandte sich dem geheimen Eingang zu. „Glaub es mir oder nicht, ich gehe jetzt hier runter." Schon ging er die schmalen Stufen hinab in die Dunkelheit.

Das gerade kam ihm doch ziemlich bekannt vor. Joey ärgerte sich im Augenblick ziemlich darüber, dass er das Buch noch nicht fertig gelesen hatte. „Warte, ich komm mit.", beeilte sich Joey hinter Seto herzulaufen.
 

Joey hatte überhaupt keine Probleme damit, Seto zu glauben, und doch erschien ihm alles noch etwas unwirklich.

Er hätte doch die Taschenlampe mitnehmen sollen, dachte Seto und blieb einen Augenblick im Dunkeln stehen, damit sich seine Augen daran gewöhnen konnten. Dann sah er sich um. „Na bitte, wer sagt’s denn, Fackeln.“ Dies schien eine Art Flur zu sein, denn in einer Ecke lagen ein paar Fackeln. Er hob welche auf. „Hast du ein Feuerzeug dabei?" erkundigte er sich bei Joey, der ihm doch gefolgt war.

„Tut mir Leid, Nichtraucher.", entschuldigte dieser sich. Aber Moment, das letzte Mal trug er die Jacke doch, als er mit Mahou unterwegs war... „Warte, es könnte sein..." Joey durchsuchte seine Taschen und wurde tatsächlich fündig. „Hier." Er reichte Seto das Feuerzeug.

Der nahm es entgegen und zündete zwei Fackeln an, eine davon reichte er Joey, mit seinem Feuerzeug. Des Diebstahls wollte er nicht bezichtigt werden. Danach folgte er zügig dem Gang, an den Wänden waren Malereien und alte Schriften angebracht. Er hielt kurz an, vor ihm schien etwas zu sein. Seto sah genauer hin – tatsächlich – langsam gewöhnte er sich daran, diesen Toten ständig zu sehen und es wunderte ihn nicht wirklich. Wenn er es richtig deutete, sollte er ihm folgen, nun gut, was hatte er schon zu verlieren. Zugeben, seinen Verstand, aber um den war es zurzeit eh nicht zum Besten bestellt. Der Brünette folgte also dem Geist, die Gänge rechts und links vom Hauptgang ließ er außer Acht und nach einer Viertelstunde, bog er in einen anderen ein, der nach vierzig Metern endete. Rechts von der Wand waren Steine heraus gebrochen, dort stieg er durch das Loch und stand in einer Grabkammer In diesem Raum gab es nur einen Sarkophag, sonst nichts, und der war aufgebrochen.

Joey beeilte sich Seto nicht aus den Augen zu verlieren. Man, der legte aber ein Tempo vor. Er wunderte sich, wie zielstrebig er durch die alte Anlage lief, wenn er es nicht extra betont hätte, dann würde er schwören, dass er hier zu Hause war. Es wunderte ihn in keinster Weise, als sie durch ein Loch stiegen und sich in einer Grabkammer befanden. Und das der Sarkophag, der sich in ihr befand, aufgebrochen war.
 

Vorsichtig trat Seto an den Sarkophag heran und sah hinein. Es wunderte ihn nicht wirklich diesen Priester zu sehen, der ihm ständig erschien. Deutlich war zu sehen, dass bis vor kurzem noch etwas in seinem Arm lag, denn die Bruchstellen sahen ganz frisch aus. Setos Blick wanderte weiter, und als sein Blick auf das Fußende fiel, zuckte er zusammen. Jetzt nahm alles einen grotesken Charakter an, er sah den Toten zweimal. Zum einem in seinem Sarg liegend UND zum anderen am Fußende stehend. Der Stehende zeigte auf die Steinplatte, die als Deckel für diesen Sarkophag diente. Seto schüttelte seinen Kopf, wenn das so weiter ging, verlor er noch seinen Sinn für die Realität.
 

Seufzend ging auf das Fußende zu und schaute sich die Platte an, da sie gekippt stand, würde es auch kein größeres Problem sein sie zu bewegen. Seto leuchtete alles mit seiner Fackel ab, es war nicht viel zu sehen, nur einige schemenhafte Zeichen. Seto wischte über die Platte, dann grinste er vor sich hin – das war ja interessant...

Joey stand interessiert hinter Seto und wunderte sich nur noch über ihn. Also, wenn er nicht ganz verrückt wäre, dann schien noch jemand hier im Raum zu sein, auch wenn er niemanden sehen konnte. Wie er zu der Vermutung kam? Ganz einfach, Seto schien dauernd nach jemandem zu schauen, bevor er etwas tat. So auch eben, er lief nicht etwa gleich auf den Sargdeckel zu, nein, er schaute erst längere Zeit zum Fußende des Sarges, bevor er sich an die Platte begab. „Kann ich dir irgendwie helfen?", durchbrach Joey die Stille. „Fass bitte mit an, wir müssen die Platte kippen.", antwortete Seto. „OK.“, erwiderte Joey.

„Siehst du das?", wurde er von Seto gefragt, nachdem dieser die Platte abgeleuchtet hatte.“ „Ich weiß nicht so recht?“, antwortete Joey zögerlich. „Sollen das Schriftzeichen sein?" „Du hast richtig gesehen.“, bestätigte Seto. „Die gemeißelte Schrift wurde mit etwas aufgefüllt, damit sie nicht sofort auffällt. Papier und Bleistift hast du nicht zufällig dabei, oder?" Während er auf eine Antwort wartete, kratzte er einige Schriftzeichen frei, soweit er es erkennen konnte, handelte es sich um diese uralte Geheimschrift.
 

„Oh, man, denkst du ich hab mein Büro dabei?“, stöhnte Joey. Doch sie hatten Glück, da er seine Taschen ja bereits schon durchsucht hatte, wusste er in welcher Tasche er fündig würde. „Einen Bleistift habe ich leider nicht.", meinte er bedauernd und reichte Seto einen Kugelschreiber, „Doch vielleicht tut es ja auch ein Kugelschreiber. Und das Papier ist leider nicht sehr groß." Joey reichte Seto einen zusammengefalteten Brief, dessen Rückseite allerdings unbeschrieben war.

„Einer von uns muss doch auf alles vorbereitet sein.", knurrte Seto verhalten und nahm Stift und Blatt entgegen. Mal sehen – er hatte diese Zeichen schon mal geschrieben... so wie im Film ging es ja leider nicht, durchpausen wäre einfacher... Na ja, das hier war eben die Wirklichkeit. Seto schloss seine Augen und ließ seine Finger über die Zeichen gleiten, das hatte fast schon einen zärtlichen Charakter. Er nahm sich Wort für Wort vor und so dauerte es eine Weile, aber schließlich hatte er fast alles aufgeschrieben. Einige der Zeichen waren nicht mehr zu fühlen oder zu sehen, doch den Großteil hatte er. Dann stand er endlich auf – wieder einmal musste er sich recken – es war eben doch sehr unbequem, vor dieser Platte zu knien.
 

An Joey gewandt meinte Seto: „Lass uns die Platte wieder auf den Sarkophag legen, damit der Priester endlich wieder seine Ruhe hat." Joey bewunderte Setos Ausdauer, Geduld und Geschicklichkeit. Er schien die Zeichen zu kennen, so sicher, wie er sie auf den Brief schrieb. Seine Antwort hatte er gekonnt überhört. Als Seto ihn bat, dem Priester seine Ruhe zurückzugeben, schaute er ihn fast glücklich an. Seto hatte eben doch ein Herz. „Gerne." Joey fasste an der Kopfseite und Seto an der Fußseite des Deckels an, und gemeinsam gaben sie dem Priester seine Ruhe und Würde zurück.
 

Verstaubt, aber zufrieden, begaben sie sich auf den Rückweg aus der Tempelanlage, nicht ohne vorher, eine weitere Fackel zu entzünden, da die erste fast heruntergebrannt war. Auch auf dem Rückweg hatte Seto keine Schwierigkeiten, schließlich erreichten sie wieder die Stufen, die nach oben führten, Seto löschte die Fackel und warf sie zu den anderen. Oben angekommen musste er blinzeln, denn die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel. Joey trat nach Seto nach draußen und auch ihn blendete die Sonne sehr. „Du hast nicht zufällig was zu trinken oder zu essen dabei?", fragte er Seto hoffnungsvoll, denn er hatte einen ziemlich trockenen Mund und sein Magen knurrte fürchterlich. Wenn er so nachrechnete, dann hatte er mindestens zwei Mahlzeiten ausgelassen.

„Deinen Hunger hast du jedenfalls nicht verloren.", meinte Seto trocken. „Kann sein, dass ich noch was im Auto habe."
 

Seto sah an sich herunter und klopfte sich den Staub von seinen Kleidern. Wie gut, dass er sich für das Leder entschieden hatte, er schüttelte noch die Haare, da rieselte es ebenfalls recht staubig heraus. Sein Blick fiel auf Joey, der sah noch ein bisschen mitgenommener aus als er und ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. „Du solltest dich mal im Spiegel sehen.", meinte er amüsiert. Im Augenblick war er recht locker, denn die Anspannung war von ihm abgefallen.

„Den Schuh kann ich dir aber getrost zurückgeben.", meinte Joey ebenso grinsend. Wenn er so aussah, wie Seto vor ihm... Seto hatte ihn angelächelt, na ja, mehr gegrinst, aber das tat so unwahrscheinlich gut. „Und wenn du noch was zu essen für mich hast, dann ist der Tag perfekt." Das Setos Auto nicht gleich um die Ecke stand, hatte Joey in diesem Augenblick vergessen.
 

„Wir schieben noch diesen Quader an seinen Platz, dann können wir gehen – wer weiß, vielleicht finden wir unterwegs noch ein paar Pilze. Ich kann ja nicht zulassen, dass du mir verhungerst." Dass er gar nicht so nett mit Joey sein wollte, hatte Seto glatt verdrängt. „Pilze?" Joey guckte skeptisch, während er Seto dabei half, den Quader wieder an seinen Platz zu schieben. „Kennst du dich denn mit Pilzen aus?", fragte Joey interessiert. Seto musste lachen. „Wenn sie im Supermarkt sind, ja. Hier? Da vertrau ich mir nicht."

„Dann lieber ein paar Beeren, wenn wir welche finden, damit kenn ich mich aus.", nickte Joey. Belustigt machten sie sich auf den Weg zurück zum Auto, und da sie nicht mehr so in Eile waren, besonders da Joey tatsächlich einige Beeren fand, konnten sie gemeinsam die Schönheit der Gegend bewundern.
 

Endlich zurück in Domino fragte Seto: „Wo soll ich dich absetzen? Zu Hause oder im Club?" „Zuhause, ich will nur noch duschen, was essen und schlafen.", antwortete Joey ihm leicht schläfrig. „Gut, ich dachte nur an dein Motorrad. Ich fahr dich dann nach Hause." Wenig später hielt Seto vor Joeys Wohnung

„Danke fürs mitnehmen.", sagte Joey leise, als er aus dem Maserati ausstieg. „Du bist übrigens ein sehr guter Fahrer. Mein Motorrad kann ich später auch noch holen.“ „Ok. Keine Ursache, ich meld mich, wenn ich neue Erkenntnisse habe. Bis dann." Nachdem Joey die Tür geschlossen hatte, fuhr Seto los. Er wollte ebenfalls direkt nach Hause, und genau wie Joey duschen, ein bisschen was Essen und schlafen, danach war die leidige Sache mit der Beerdigung dran.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-07-25T14:19:08+00:00 25.07.2008 16:19
Hallo ihr Zwei ;)
Wieder mit etwas Verspätung, aber der Kommi kommt wie immer voller Begeisterung! Es ist doch wunderbar, wie unausgesprichene Sachen oder Sachen, von denen man nicht genau weiß, wie man sie ansprechen soll, manchmal zwischen Leuten stehen *seufz*
Na ja, ich vertrau da mal euch zwei, dass das nicht immer so bleibt!
Ich freu mich schon auf euer nächstes Kapitel...

Lg
Soly
Von:  Firesplash
2008-07-24T08:04:28+00:00 24.07.2008 10:04
hui mla wieder sehr interessant XD
und so kamen sie noch nciht dazu das missverständnis aus frühren zeiten zu klären. mal sehen, wann die das schaffen und ob seto wirklich einfach mit joey abschließt und wegzieht... da joey so hartneckig ist.. wohl eher nicht XD aber bin wirklich gespannt, wie es noch so wietergeht und was das noch alles so auf sich hat XD
Von:  Sammy5522
2008-07-23T16:38:15+00:00 23.07.2008 18:38
JuHU!
Wieder die erste!
Man man man.
Spannung pur.
Freue mich schon aufs nächste kappi!
Macht weiter so!!!

euch ganz doll drück

lg eure sammy


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