Zum Inhalt der Seite

Der Aufstieg der Remasuris

Ein Roman nach dem Kartenspiel 'Magic'
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I

„Endlich!“, rief der Springflut-Forscher Professor Demicks auf. Er stand vor einer Plexiglasscheibe. Neben ihm stand Professor Ru. Ru blätterte in einigen zusammengehefteten Seiten herum, voll mit Formeln und Skizzen.

„Sehen Sie es sich genau an, Kollege Ru, wir haben es geschafft, eine neue Spezies zu erschaffen!“

„Wie nennen Sie sie?“ Ru sah durch das Glas.

„… Remasuris?!“

„Nein, ich meine das Geschöpf speziell. Ich weiß doch, dass wir hier Remasuris erschaffen!“

„Ah, ähm… Der Remasuri ist noch nichts Besonderes. Er ist nur ein kleiner Schritt zu den richtigen Remasuris, ich bezweifle, dass dies einem Namen bedarf.“

„Nun, wenn Sie meinen…“

Sie sahen nun beide durch das Glas. Hinter der Scheibe befand sich ein kleiner Raum. In dem Raum stand ein Glaszylinder, an dem oberhalb einige Schläuche und Kabel befestigt waren. In dem Behälter wiederum befand sich eine Kreatur. Das Wesen lag zusammengerollt in einer Flüssigkeit. Luftblasen stiegen aus den kleinen Nasenlöchern auf. Der Kopf des Remasuris verlief nach vorne spitz und war flach. Der restliche Körper sah dem einer Schlange ähnlich, abgesehen von zwei Armen. Die Hände sahen aus wie Sensen. Das in dem Behälter gefangene Etwas war nur Haut und Knochen. An verschiedenen Stellen des Remasuris waren kleine Saugnäpfe an Kabeln zum Messen verschiedener Werte angebracht. Ru sah sich erneut die Formeln an.

„Haben Sie den Remasuri schon auf die Kampftechnik erprobt? Wissen Sie, dass er unter Garantie uns gehorcht und effektiv in Kriegen eingesetzt werden kann?“

„Nein, aber ich werde dies heute noch testen.“

„Und wie genau, wenn ich Sie fragen darf?“

„Ich werde ihn mit dem Headset unter Kontrolle behalten. Die Befehle werde ich ihm dadurch erteilen, da er einen Chip in seinem Gehirn hat.“

„Gut. Verlieren Sie bitte keine Zeit, Demicks. Ich möchte, dass in 4 Stunden das weitere Vorgehen besprochen werden kann.“

„Selbstverständlich, Professor Ru.“

Professor Ru ging den Gang hinunter. Sein weißer Kittel wehte dabei nach hinten. Er ging bis an das Ende des Ganges und bog dann nach rechts ab. Professor Demicks ging in der Zeit schon in den Raum des Remasuris und hielt vor dem Remasuri inne. „Nun haben wir es endlich geschafft“, sagte er zu sich. „Ich habe es endlich geschafft. Ich habe den ersten Remasuri erschaffen und mir erliegt die Ehre, diesen zu testen.“ Er ging zu der Maschine, an der die Kabel endeten. Er drückte einen Knopf und der Abfluss am Boden des Zylinders öffnete sich und sog die Flüssigkeit hinaus. Der Remasuri lag auf dem Boden, immer noch zusammengerollt. Demicks griff nach dem Headset und setzte es auf. So, mal testen…, dachte er sich. „Remasuri, steh auf.“ Auf den Befehl hin richtete sich der Remasuri auf und man konnte ihn im Ganzen betrachten. Er stand allerdings ziemlich krumm, der Kopf war nach unten gerichtet, da der Behälter ihm keinen Platz bot, ihn gerade zu halten. Demicks schob einen kleinen Hebel nach oben und die Saugnäpfe lösten sich und wurden nach oben gezogen. Demicks schob nun einen größeren Hebel von sich weg und das Glas um den Remasuri herum fuhr in den Boden. Demicks richtete sich das Headset noch einmal zurecht. „Remasuri, folge mir.“ Demicks ging zur Tür und öffnete sie. Mit einer Treu-Doofheit eines Hundes folgte der Remasuri dem Springflut-Forscher. Die Kreatur hinter dem Professor schlich sich ungefähr genauso vorwärts wie eine Schlange, jedoch aufrecht und sehr langsam. Demicks ließ die Tür offen stehen, warum sollte er sie auch schließen. Sie gingen in die gleiche Richtung, in die Ru gegangen ist, jedoch hielten sie am Ende des Ganges. Demicks drückte auf einen Knopf und wartete auf den Aufzug. Das von ihm erschaffene Wesen stand zwei Meter hinter ihm. Nach einigen Sekunden öffnete sich die Aufzugstür, Demicks ging hinein und der Remasuri hielt den zwei Meter großen Abstand zu Demicks. Er seufzte und merkte, dass sein Geschöpf noch kein ausgereiftes Denkvermögen besitzt – wie auch, er hörte nur auf Befehle. „Remasuri, stell dich neben mich.“ Daraufhin setzte sich der Remasuri in Bewegung und ging in den Aufzug und stand nun neben Demicks. Der Professor drückte auf einen Knopf, auf dem ein T abgebildet war. Die Tür des Aufzugs schloss sich und der Lift fuhr sieben Etagen nach unten. Das Laboratorium an sich sah aus wie eine Kuppel und stand mitten in der Wüste des Planeten Rath, abseits von jeder Zivilisation. Das Gebäude besaß nach oben hin sieben Stockwerke. Das Labor von Demicks befand sich auf der vierten Etage, das Labor musste also noch unterirdische Stockwerke haben. Der Aufzug erreichte die Trainingsraum-Etage. Dieses Stockwerk war menschenleer, Demicks und der Remasuri waren die einzigen. „Folge mir, Remasuri“, sagte der Professor in das Headset. Der Remasuri ging kurz nach Demicks aus dem Aufzug, die Tür schloss sich hinter dem ersten Remasuri. Der Professor ging mit dem Geschöpf einige Meter in den Raum hinein. „Remasuri, bleib stehen.“ Demicks bewegte sich hinter eine Stahlmauer mit Panzerglas auf Augenhöhe. Wenige Meter vor dem Remasuri stand eine Puppe aus Leder, gefüllt mit Heu. „Remasuri, greif die Puppe an!“ Der Remasuri ließ ein Kreischen ertönen und holte mit der rechten sensenartigen Hand aus und zerteilte die Puppe sauber in zwei Hälften. Die obere Hälfte der Attrappe fiel nach hinten und der Angreifer ließ die linke Hand auf den Kopf der Puppe zufliegen, mit der Spitze voran. Die Hand bohrte sich in den Kopf wie ein Messer durch Butter. Der erdige Boden leistete geringen Widerstand, als die Hand durch den Kopf gelang. Der namenlose Remasuri zog mit Schwung die Hand aus dem Boden und hatte noch den Kopf der Puppe dran. Der rechte Arm holte in einer 90°-Drehung weit aus und schnitt die untere Puppenhälfte in zwei Hälften. „Stopp!“ befahl Demicks dem Remasuri. Der Remasuri wollte gerade die Attrappe auffressen, hielt jedoch inne und richtete sich wieder auf. Er ging mit dem Remasuri tiefer in den Raum hinein und der Remasuri stand nun vor einer Attrappe und zwischen zwei Statuen mit Holzkeulen. Das Geschöpf erhielt erneut den Befehl, die Puppe anzugreifen. Der genaue Befehl war, die Puppe vor ihm anzugreifen, die unbewaffnete. Die anderen beiden Statuen schlugen auf den Remasuri ein. Der Remasuri biss sich in den Kopf der Attrappe und schrie vor Schmerzen auf, konzentrierte sich aber weiter auf die Instruktionen des Professors. „Greif die anderen beiden Statuen an.“ Der Remasuri hielt seine linke Hand nach außen und drehte sich im Uhrzeigersinn. Mit der Drehung zerteilte er beide Statuen. Mehrere kleine Steinklumpen fielen auf den Boden. „Stopp.“ Erneut unterbrach der Remasuri sein Tun. Der Professor ging mit dem Remasuri wieder zum Aufzug und fuhr zum 4. Stockwerk hoch. Währenddessen dachte der Forscher über die neuen Erkenntnisse nach. Er gehorcht nur auf das, was man ihm sagt, das ist gut. Er lässt sich nicht von seinem Befehl abbringen, ebenfalls positiv. Negativ ist, dass er dabei andere eventuelle Gefahrenquellen nicht beachtet, sie nicht ausschaltet. Auch dafür muss man ihm einen Befehl erteilen. Wir müssen noch dafür sorgen, dass die Remasuris solche Faktoren mit einkalkuliert, die Gefahr von anderen einschätzen und selbst entscheiden, wen sie angreifen. Sie benötigen… Intelligenz…
 

Bei der Besprechung erklärte Professor Demicks den anderen Forschern, unter anderem Ru, den Stand der Dinge.

„Ich denke, wir sollten Ihnen noch ein wenig Zeit geben, um die Fehler zu beheben, Professor Demicks.“

„Dem stimme ich zu.“

„Genau meine Meinung.“

Professor Ru stand auf. „Also sind wir uns einig: Professor Demicks, wie lange werden Sie dafür brauchen?“

„Nun, ich denke, in einer Woche habe ich die Gene des Remasuris so manipuliert, dass diese Probleme behoben sind.“

„Ihr Projekt hat höchste Priorität. Alle anderen Professoren stehen Ihnen zur Seite, um die Dauer zu verkürzen.“ Er wandte sich zu den anderen Professoren. „Nebenbei können Sie sich Gedanken drum machen, auf was Sie Ihren Remasuri spezialisieren. Ende des Monats möchte ich, dass 7 verschiedene Remasuri-Typen bereit zum Kampf sind. Wenn wir diese erschaffen haben, werden wir uns als Erstes um den Daru-Clan kümmern. Der Clan durchquert jedes Jahr zur gleichen Zeit die Umgebung, Ende des Monats, um genau zu sein.“
 

Hannah, Sven und Roland saßen noch am Lagerfeuer. Roland war mit der Nachtwache dran, Hannah und Sven leisteten ihm Gesellschaft. Ihr Clan hatte noch einen weiten Weg vor sich. Sie mussten noch rund 300 Kilometer zum Wald zurücklegen.

„Und was hast du dann gemacht?“, fragte Sven Roland.

„Ich hab mir den vordersten Goblin geschnappt und ihn herumgewirbelt, in die Masse geworfen und hab nach einem weiteren getreten. Einer schlich sich von hinten an, er war danach um einen Kopf kürzer. Die restlichen sieben Goblins, die noch nicht von dem Fliegenden getroffen wurden, habe ich mit dem Dolch erstochen, da meine Axt noch im Hals des anderen steckte.“ Er zog seine Tasche ran. „Komplett aus Goblinhaut. Ich konnte ja nicht Goblins den Drachen überlassen. Zwei habe ich mir über die Schultern geworfen, einen hinter mir hergeschleift und bin damit zu unserer Gerberin gegangen. Ihr Gesicht hättet ihr sehen müssen…“

„Nur zu gern!“, sagte Sven laut mit einem lachenden Unterton.

„Hey, gebt Ruhe da! Die Nachtschicht ist kein Kaffeekränzchen!“, schrie das Oberhaupt des Daru-Clans zu den drein.

„Was ist Kaffee?“, fragte Hannah an Sven und Roland gerichtet. Hannah war dem Clan neu zugelaufen.

„Wenn wir bei den Plantagen sind, werden wir dir zeigen, was Kaffee ist“, antwortete Sven.

„Da habe ich noch eine Frage: Warum genau pendelt ihr Jahr für Jahr zwischen zwei Punkten hin und her?“

Roland übernahm die Frage. „Wir wandern immer zwischen den Feldern und dem Klonk hin und her. Am Ende des Jahres laichen die Lachse. Und im Klonk gibt es haufenweise Lachse, da lohnt es sich am meisten. Zu den Feldern ziehen wir, um unter anderem die Kaffeebohnen zu ernten. Dort gibt es auch zum Beispiel die bekannten Feldbananen.“

„Nie davon gehört“, warf Hannah ein.

„Wundert mich wenig“, erwiderte Roland.

Hannah sah sich das Feuer an und verarbeitete nebenher die Antwort. Das Holz knisterte und knackte.

„Warum heißt der Fluss ‚Klonk’?“, fragte Hannah daraufhin.

„Der Entdecker des Flusses ist vor dem Fluss über seine eigenen Füße gestolpert. Er hatte, glaub ich, eine Pfanne oder einen Topf auf dem Kopf, die Pfanne – oder der Topf – verlor in dem Fall den Kontakt zu seinem Kopf und bekam sie danach auf den Kopf. Er wurde daraufhin ohnmächtig und wurde von ein paar Klerikern aufgesammelt. Als sie ihn fragten, woran er sich erinnert, hatte er ‚Klonk’ gesagt.“

„Ah, klingt logisch“, gab Hannah von sich.

Eine Zeit lang herrschte Stille und die drei sahen sich das Feuer an. Der Wind heulte und bog die Flammen. Sven stand auf.

„Ich glaub, ich leg mich mal hin, ich bin ziemlich müde.“

Hannah gähnte. „Jo, geht mir genauso.“

„Ist es schlimm, wenn…“, begann Sven.

„Nein nein“, unterbrach Roland ihn. „Legt euch ruhig hin. Gute Nacht.“

„Gute Nacht“, sagten sie beide wie aus einem Mund. Sven rollte sich in seine mit Adlerfedern gefüllte Decke, Hannah ging in ihr Zelt und kroch in ihren Tigerfellschlafsack. Roland saß nun allein vor dem Lagerfeuer. Er schnappte sich seine Wolldecke und warf sie über sich.
 

Das Oberhaupt des Daru-Clans rüttelte Roland wach.

„Sei froh, dass nichts passiert ist. Ich möchte nicht wissen, wann du eingeschlafen bist!“

Roland sah sich um. Es war hell und warm genug, um in der Decke tierisch zu schwitzen, selbst im Schlaf, das musste Roland feststellen. Er stand auf und faltete die Decke zusammen.

„Es tut mir Leid, Berry. Ich…“, begann Roland.

„Lass gut sein“, unterbrach ihn Berry. „Trink einen Schluck und dann geht es weiter. Sven, bist du soweit?“

„Jaja, so gut wie, kleinen Moment.“ Sven stopfte hastig seine Decke in den Rucksack und lief an das erloschene Feuer. „Bin bereit, Dad.“

„Gut… Lasst uns keine Zeit verlieren. Roland, fertig?“, fragte Berry ihn. Roland hing gerade an der Wasserflasche.

„Jepp“, antwortete er, verstaute die Wasserflasche in der Goblinhauttasche und war sie sich über die Schulter. Berry zeigte nach Osten. „Dort geht’s lang, Leute. Vorwärts!“ Er lief nach vorne an die Spitze der Gruppe. Sie bestand aus 74 Leuten. Der Clan gehörte dennoch zum Gefährlichsten auf Rath. Die Kleidung der Darus ist dem Wüstensand angepasst – beige. Dadurch haben sie einen großen Vorteil in Kämpfen. Hannah stand etwas weiter vorne und wartete auf Sven und Roland.

„Hat mein Vater doll mit dir geschimpft?“, fragte Sven Roland.

„Nein, nicht wirklich. Hat er heute gute Laune?“

„Ich denke mal, das liegt daran, dass wir die gefährlichsten Zonen der Wüste durchquert haben, der Rest wird einfach nur ein langer Marsch, nichts weiter.“

II

Im Trainingsraum des Springflut-Labors stand der Remasuri erneut zwischen den Keulenstatuen. „Remasuri, greif die Puppe vor dir an“, erklang die Stimme von Professor Demicks. Neben ihm stand Professor Ru. Der Remasuri schlug der Puppe den Kopf ab, die anderen beiden schwangen ihre Keulen. Bevor die Keulen etwas treffen konnten, wurden beide von sensenartigen Händen zerteilt und fielen auf den Boden.

„Halt!“

Der Remasuri stellte sich gerade hin.

„Sie haben es geschafft, Demicks.“ Ru klopfte ihm auf die Schulter. Demicks lächelte zufrieden.

„Lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Ich gebe den anderen Professoren die Gen-Codes und beginne mit meinem ersten Remasuri – von dem hier abgesehen.“ Demicks ging in Richtung Fahrstuhl. Er hörte etwas, von einer eiskalten Stimme, die er nicht zuordnen konnte: wo bin ich? Er sah sich um, sah zu Ru. Dieser bestellte gerade den Reparaturdienst für die Puppen. Demicks zuckte mit den Schultern und ging weiter.
 

Berry hielt an und hielt den linken Arm nach oben. Die Truppe hinter ihm stoppte. Hannah lief dabei gegen Roland.

„Was nun?“, fragte sie ihn.

„Berry scheint was bemerkt zu haben. Keine Ahnung, gehört oder gerochen, irgendetwas“, flüsterte er.

Berry sah sich um. Es war still. Nur ein stärker werdender Windhauch war zu hören. Hinter den Darus erschien eine große Wolke im beige-Ton.

„Ein Sandsturm!“, schrie er. Seine Blicke hasteten von der einen Seite zur anderen. Er sah zu einem merkwürdig aussehenden Kaktus. Er besaß die Form eines Y’s. „Folgt mir, verliert keine Zeit!“ Er lief voraus zum Kaktus und kämpfte gegen den Seitenwind an. Der Rest des Clans unternahm das gleiche.
 

Die Professoren saßen noch im Konferenzsaal. Demicks erklärte den anderen Springflut-Forschern die Funktionen der Chromosomen. Er stand an der Wand, der Beamer zeigte gerade ein Chromosom in Form eines V’s. „Das V-Chromosom wird bei den Remasuris das Wichtigste sein. Durch dieses Chromosom kann jeder Remasuri die Gedanken seiner Artgenossen lesen. Sie denken somit das gleiche, wissen das gleiche und können somit Gefahr schneller erkennen, da tausende von Augen mehr sehen können als zwei. Durch dieses Chromosom teilen die Remasuris auch ihre Eigenschaften. Ein Beispiel: Wie ich bereits hörte, hat Professor Firch vor, einen fliegenden Remasuri zu konstruieren.“

Firch sprach mitten herein. „So sieht es aus. Meine Luftmacht wird die Drachen in die Knie zwingen können!“

Demicks hustete. „Darf ich? Danke… Also, nehmen wir an, wir schicken meinen Remasuri mit einem der fliegenden Remasuris von Firch in den Kampf. Somit wachsen meinem ebenfalls Flügel. Das V-Chromosom meines Remasuris wird um den Faktor, den der fliegende Remasuri hat, ergänzt.“

Ru saß neben dem für Demicks vorgesehenen Stuhl. Er stand auf. „Um es einfacher zu formulieren: Jeder Remasuri besitzt die gleichen Eigenschaften wie die Artgenossen. Allerdings funktioniert dieser… ich bezeichne es mal als Gedankenaustausch… nur in einem Radius von zwei Kilometern. Noch Fragen?“ Ru sah sich um, niemand meldete sich. „Nun gut, worauf warten Sie noch? Machen Sie sich an die Arbeit, die Direktoren des Projekts erwarten schnelle Erfolge!“ Die Professoren nahmen ihren Papierkram zusammen, standen auf und verließen den Konferenzsaal.
 

„Ist es vorbei?“, fragte eine Stimme im Dunkel.

„Ich glaube, wir haben lange genug gewartet.“

„Geht alle von der Falltür weg, sofern ihr ungefähr wisst, wo sie ist.“

Berry zog an einem Seil und die Falltür am Kaktus öffnete sich. Sand rieselte einige Meter tief in den unterirdischen Bunker.

„Der Sandsturm war doch nicht mehr normal, oder, Dad?“, fragte Sven Berry.

„Nein, scheint ganz schön geweht zu haben.“

„Hallo, der Sand fällt hier schon eine Minute lang runter, wann…“

„Jetzt“, unterbrach ihn Berry. Ein wenig Licht fand den Weg in den Bunker.

„Geht bitte nacheinander hoch. Wenn der erste komplett raus aus dem Loch ist, der nächste und so weiter, bloß nicht zwei gleichzeitig. Hannah, Ladies first.“

„Okay, dann wollen wir mal.“ Hannah stand von ihrem Sack auf und schleifte ihn hinter sich her.

„Ich nehme deine Tasche mit“, sagte Berry.

„Oh, danke.“ Hannah ließ den Sack los und kletterte die Leiter hinauf. Am Ende der Leiter war es deutlich heller als einige Meter unter ihr. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sie sich auf dem Sand aufzurichten. Sie rutschte weg und eine Ladung Sand fiel in das Loch.

„Tut mir Leid da unten“, rief sie hinterher. Sie beschloss, die Steigung hinaufzukriechen und stand am Ende der Steigung auf. Mit der Hand an der Stirn sah sie sich um. Der Kaktus vor ihr, welcher ihr zuerst einige Köpfe zu groß war, reichte ihr nun an den Bauchnabel. Um sie herum war ansonsten alles wie vorher – sehr monoton. Sie ging einige Meter von dem Loch weg und wartete auf die anderen.

III

Erneut gingen die Professoren hintereinander aus dem Konferenzsaal. Sie gingen auf das Gelände des Labors, in die heiße Sonne. Die abgegrenzte Fläche an Wüste war ungefähr einen Hektar groß. Die Steinmauern waren 8 Meter hoch und auf ihnen standen Zauberer. Die Springflut-Zauberer gehörten zu den Stärksten Zauberern. Hinzu kam, dass sie sehr jung waren, im Vergleich zu anderen Zauberern. Auch die Springflut-Zauberer waren genmanipuliert, die Forscher besaßen ihren Wahnsinn jedoch von Natur aus. Auf dem Wüstengelände standen hunderte und aberhunderte von Puppen und Attrappen. Viele hielten eine Waffe in der Hand, zum Beispiel Schwerter, Morgensterne oder Keulen. Andere sahen aus wie Drachen und hatten ihr Maul weit aufgerissen und konnten vermutlich Feuer „spucken“. Die Attrappen wurden von Sandsackbarrieren so voneinander getrennt, dass acht Übungsfelder entstanden. Demicks schob das Headset gerade und sprach: „Remasuris, stellt euch vor eurem Professor auf.“ Die Forscher standen cirka sieben Meter vor dem Eingang mit dem Blick zu diesem gerichtet. Aus dem Dunkeln des Labors traten acht verschiedene Remasuris. Sie besaßen verschiedene Schuppenfarben, die Farben der fünf Elemente: Leben, Wald, Feuer, Tod und Wasser. Der Körperbau war bei jedem gleich. Sie waren knappe 2,90 Meter groß und die Arme der Remasuris waren muskelbepackt. Sie liefen auf zwei langen Beinen, welche so aussahen, als würden zwei Schlangen aus dem Körper einer großen Schlange ragen. Sie unterschieden sich nicht nur in der Farbe, sondern auch in Form der Arme. Einer besaß keine Arme, dieser konnte fliegen. Er landete vor Firch, jeder andere Remasuri stellte sich vor den Forscher, der ihn erschuf. Professor Demicks stellte das Headset aus und begann:

„Gut, meine Herren. Sie haben es alle geschafft, einen Remasuri zu erschaffen. Auch ich habe einen Remasuri nach meinem Bild erschaffen. Wenn ich Ihnen erklären darf, wozu er dient: Mein Remasuri sorgt dafür, dass sie den Feinden einen Schritt voraus sind. Bei Bedarf kann die Klaue des Remasuris wachsen. Ich habe den Remasuris verschiedene Nummern zugeteilt. So, wie sie jetzt stehen, sind sie durchnummeriert, bei meinem Remasuri mit der Nummer ‚2’ beginnend – ich denke, jedem dürfte klar sein, warum ich nicht bei der Nummer 1 angefangen habe.“ Er stellte das Headset an und sprach den Remasuri von Professor Ru an. „Remasuri Nummer 3, lass dir längere Klauen wachsen.“ Dem Remasuri wuchsen auf das Kommando hin die sensenartigen Hände um 30 Zentimeter an – normal sind sie ein Meter lang. „Gut. Wieso habe ich aber mit dem Remasuri von Professor Ru gesprochen? Um euch zu zeigen, dass dies auf jeden anderen Remasuri übertragbar ist. Die Remasuris können die Fähigkeiten jedes anderen Remasuris beliebig übernehmen, je nach Situation. Und um diese Fähigkeiten zu trainieren, habe ich diesen Trainingsplatz erstellen lassen. Ich würde sagen, wir lassen die Remasuris erst einmal kämpfen und schauen, ob sie ihre Fähigkeiten richtig einsetzen können. Remasuris, begebt euch jeweils zu einem Trainingsfeld und zerstört alle Feinde.“ Die Kreaturen bewegten sich zu verschiedenen Stellen, die Forscher gingen hinter ihrem Remasuri her. Demicks gab ein Zeichen in die Richtung eines Laborfensters. Ein Assistent aktivierte die Attrappen. Die Schwertkämpferpuppen schwangen ihre Schwerter, die Drachen speiten Feuer und die Morgensternkrieger ließen die Kugeln um ihren Kopf sausen. Eine Puppe war fehlerhaft konstruiert, sie schlug sich den Kopf ab, ließ den Morgenstern jedoch weiterwirbeln. Die Remasuris griffen die Attrappen an. Die Bestie von Demicks, Nummer 2, startete einen Flugangriff auf einen Drachen. Er flog schräg mit hoher Geschwindigkeit auf den Drachen zu und verzichtete kurz vor dem Drachen auf seine Flügel, ließ sich die Klauen wachsen und schnitt mit der rechten Sense den Hals des Drachen ab. Daraufhin wuchsen ihm wieder grau-gelbe Flügel, um einen zu starken Aufprall zu vermeiden. Einige Zentimeter über dem Boden machte er sich mit langen, wurzelartigen Armen vertraut. Einer der Arme sauste direkt auf einen Schwertkämpfer zu und ließ diesen mit dem Knacken des Holzes auseinanderfliegen, das Schwert bohrte sich in den Sand. Er lief zu den Überresten der Puppe, griff mit den Wurzelarmen um das Schwert und schleuderte es seitlich wirbelnd auf eine Keulenpuppe zu. Die Puppe wurde sauber geteilt und die obere Hälfte fiel nach vorn. Nummer 2 lief auf einen Drachen zu. Der Drache speite in dem Augenblick Feuer in Richtung des Remasuris. Die Schuppen wurden erkennbar dicker, um dem Feuer standzuhalten. Daraufhin verwandelten sich die Wurzelarme in die Sensenarme und eine 1,50 Meter lange Sense trennte den Kopf von dem Hals. Ein Morgenstern traf auf den Hinterkopf des Remasuris. Schreiend fiel Nummer 2 in den Sand. Blut färbte den Sand rot. Nummer 6 in grün rannte über den Sand zu Nummer 2. Nummer 6 besaß die Fähigkeit, sich zügig fortzubewegen. Nummer 6 duckte sich vor dem Morgenstern und schnitt die Puppe quer durch. Dann beugte sie – Nummer 6 war in der Tat eine Sie – sich über Nummer 2. Dicke Fäden wuchsen aus dem Kopf von Nummer 6 und schlugen sich in die Wunde von dem auf dem Boden liegenden Remasuri. Nach einigen Sekunden Konzentration wurden die Körperfunktionen von Nummer 2 in Gang gebracht und die Wunde wurde geheilt. Die Fäden trennten sich vom Kopf von Nummer 6 und schoben sich in den Körper von Nummer 2. Nummer 2 stand auf und sah sich um. Er hatte seinen Auftrag erfüllt, der ihm zugeteilte Bereich besaß keine weiteren Attrappen, die intakt waren. Auch die anderen Remasuris waren fertig, sie standen nur noch da. Demicks rief die Remasuris zum Eingang zurück, die Springflut-Forscher begaben sich ebenfalls dorthin.

„Nun“, begann Demicks, „wir haben nicht an einem einzelnen Remasuri alle acht Attribute erkennen können, sie wurden jedoch alle eingesetzt. Die acht Fähigkeiten sind: Flugfähigkeit, Wurzelarme, Steinhaut oder auch ein Plattenpanzer, zusätzliche Klauenlänge, Schnelligkeit, die Fähigkeit, die Gegner schlicht zu überrennen, kurz das Zertrampeln dieser, zusätzliche Kraft und die Fähigkeit der Regeneration eines Artgenossen. Jeder Remasuri hat einen Teil zum Ganzen geliefert. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und ich schätze, Sie sind es auch, und ich schätze, die Direktoren werden ebenfalls mit unseren Berichten zufriedengestellt werden können. In den nächsten Tagen ziehen die Darus an dem Labor vorbei. Wir sollten die Remasuris schleunigst klonen, um die Nomaden vernichten zu können.“ Die Professoren gehen wieder in das Labor. Die Remasuris stehen noch im Sand. Demicks hörte erneut etwas, dieses Mal waren es mehrere Stimmen: WER sind wir? Demicks erinnerte sich in dem Moment daran, die Remasuris wieder in das Labor zu schicken. Auf seinen Befehl hin setzten sich die Remasuris in Bewegung. Sie traten in das Labor, Demicks marschierte hinter ihnen, stellte das Headset ab und hing es sich um den Hals.

IV

Ein Springflut-Zauberer stürmte in das Büro von Professor Demicks.

„Professor, die Darus wurden gesichtet!“, teilte er ihm mit.

„Ausgezeichnet. Vielen Dank, gehen Sie zurück auf Ihren Posten“, befiehl er dem Zauberer. Demicks stand auf, griff nach dem Headset und verließ sein Büro.
 

„Hannah, jetzt erzähl doch mal endlich, was genau mit deinen Eltern geschehen ist“, bat Roland sie. Hannah zögerte und seufzte.

„Ich rede nicht gerne darüber, aber gut. Ich erzähle es euch beiden. Ihr wisst ja, dass ich gebürtige Waldelfe bin…“
 

„Los, Remasuris, greift den Daru-Clan an!“ 40 fliegende Ungeheuer stiegen in die Luft.
 

„… Wir wohnten in einem Waldstück, nicht weit von hier entfernt. Eines Nachts wurde ich durch Rufe geweckt. Ich öffnete meine Augen und ich sah rotes Licht. Ich spang auf, sah hinaus und sah eine kleine Gruppe von Zauberern, wie ich später hörte, Springflut-Zauberer…“
 

Die Remasuris teilten sich in 5 Gruppen auf. Eine flog weiter, die anderen landeten und rannten verteilt weiter. Die Luftremasuris sahen eine kleine Menschenmasse direkt vor sich, somit die anderen Remasuris auch.
 

Berry kniff die Augen zusammen und sah nach vorn. Er sah einen kleinen schwarzen Fleck über dem Horizont. Bei dem Versuch zu erkennen, was es war, wurde er langsamer.

„… Und unsere Krieger, Bogenschützen und Zauberer waren denen nicht gewachsen. Sie waren insgesamt 300:10 in der Unterzahl und sie haben jeden, der ihnen in die Quere kam, getötet.“

„Berry, was ist das?“, fragte einer der Nomaden.

„Sie brannten das gesamte Dorf ab. Meine Eltern schickten mich rechtzeitig hinaus in den Wald, so konnte ich fliehen und bin nach einigen Tagen Einsamkeit zu euch gelangt. Was mit meinen Eltern passiert ist, weiß ich nicht.“

„Leute, verteilt euch, wir werden angegriffen!“, rief Berry. „Die Bogenschützen stellen sich hinter den Nahkämpfern auf, Beeilung!“ Alle Nomaden ließen ihre Taschen in den Sand fallen. Die Bogenschützen packten ihren Köcher aus, nahmen ihren Bogen von der Schulter, banden sich dafür den Köcher um den Körper und gingen einige Schritte zurück. Die Schwertkämpfer nahmen ihre Schwerter in beide Hände und machten sich bereit. Am Horizont zeigten sich weitere schwarze Flecke.

„Hannah, kannst du kämpfen?“, fragte Berry sie.

„Naja, vielleicht bekomm ich noch ein paar Zaubersprüche hin…“

„Gut“, unterbrach er sie. „Stell dich hinter mich.“ Roland und Sven liefen an Hannah und Berry vorbei, mit jeweils einer Armbrust bewaffnet. Beide besaßen noch zwei Äxte, diese legten sie neben sich in den Sand. Sie spannten die Armbrust und legten einen Bolzen drauf. Beide gingen in die Knie und warteten. Es wurde still. Für einen kurzen Moment hörte man nichts außer den Wind. Hannah sah sich leicht irritiert um und erkannte in den Gesichtern der andern großen Mut und den Willen, jeden Feind, der sich nähert, zu töten. Die Bogenschützen hielten ihren Bogen nach unten und hatten einen Pfeil bereits leicht angespannt.

„Bogenschützen!“, rief Berry. Die Bogenschützen gingen vor die Schwertkämpfer. Die unbekannten Feinde kamen rasch näher. Hannah versuchte, Strukturen zu erkennen. Sie als Elfe hatte häufig Visionen, erkannte diese jedoch zu spät als Visionen, da sie nur im Schlaf erschienen. Einer ihrer Träume in den letzten Nächten handelte von Remasuris, von Wesen, die das gleiche denken und sehen. Als sie die Strukturen der Remasuris vor ihren Augen wiedererkannte, erinnerte sie sich an den Traum. Ihr Herz raste.

„Berry?“, sagte sie unsicher.

„Ja, Hannah?“, fragte er mit einem ernsten Ton zurück.

„Das sind Remasuris.“

„Was?“

Remasuris. Ich hatte eine Vision. Sie sollen ziemlich stark sein, haben unterschiedliche und doch gleiche Fähigkeiten. Fast drei Meter groß und hören auf die Befehle von…“ Sie stoppte, als sie erkannte, dass sie von den gleichen Forschern erschaffen wurden wie die Zauberer, die ihr Dorf niederbrannten.

„Von?“, fragte Berry nach.

„Von den Springflut-Forschern!“, schrie sie schon beinahe. Roland und Sven drehten sich zu ihr um. Sie sahen sie entsetzt an.

„Nicht wahr, oder?“, sprachen beide aus einem Mund.

Ähm, Berry…“, bemerkte einer der Bogenschützen. Berry sah nach vorn. „Bogen spannen! … Wir haben es also mit Kreaturen zu tun, die sich gegenseitig unterstützen und von Verrückten geschaffen wurden?“, fragte Berry nach, nur um sicher zu gehen.

„So ist es“, antwortete Hannah unsicher.

„Danke für die Information. Da kann ich mir ja ungefähr ausmalen, wie viele von uns die Schlacht überleben.“ Er sah sich um. Er fand keinen Kaktus, welcher darauf hindeuten könnte, dass sich vor ihm ein Geheimgang befand. Die Kreaturen waren nah genug ran, um von den Bogenschützen getroffen zu werden. Die Flugremasuris waren jedoch zu hoch für die Pfeile. Berry erkannte die geringe Chance eines Sieges. „So, jetzt haben wir ein Problem. Feuer!“ Um die 30 Pfeile flogen durch die Luft. Die Remasuris ließen sich nicht von ihrem Kurs abbringen. Sie wehrten die Pfeile mit Wurzelarmen ab. „Roland, Sven, ihr seid dran.“ Die beiden Jungs visierten einen Remasuri direkt vor sich an. Die Bolzen stießen sich in den dünnen Körper des Remasuris, doch er lief weiter. „Das war nichts…“, bestätigte Roland.

„Bogenschützen, gebt nicht auf! Feuer nach eigenem Ermessen! Schwertkämpfer“, Berry hob sein Schwert in die Höhe, „Angriff!“ Erneut flogen Bögen durch die Luft. Ein paar trafen ihr Ziel, doch brachten nichts. Die Schwertkämpfer rannten mit Kriegsschreien auf die Remasuris zu. Hannah versuchte sich in der Panik an einen Zauberspruch zu erinnern, der in der Wüste funktioniert. Jedoch kam ihr keiner für eine derartige Situation in den Sinn. Die Flugremasuris flogen über die Bogenschützen und landeten hinter ihnen. Ein Bogenschütze bemerkte dies. „Leute, hinter uns!“ Die Bogenschützen drehten sich um und zogen ihre Dolche. Die Remasuris machten kurzen Prozess mit den Bogenschützen. Sie schlugen ihnen den Kopf ab, erwürgten sie mit Wurzelarmen oder trennten die Beine von dem Körper. Die Bogenschützen schrien nicht, da der Tod rasch kam. Hannah spürte die Anwesenheit der Remasuris hinter ihrem Rücken. Sie drehte sich um und streckte die flachen Hände zu den Remasuris aus. Alle acht Kreaturen gingen gleichzeitig in Flammen auf und schrien hell auf. Sie versuchten, Hannah zu erschlagen, doch sie trafen sie nicht. Sie kippte nach hinten um und wurde ohnmächtig. Roland und Sven versuchten, erneut, einen Remasuri zu erschießen, hatten Glück und ein Bolzen durchschlug den Hals eines roten Remasuris. Sie liefen zu Hannah.

„Was machen wir?“

„Schaffen wir sie hier weg, los!“ Roland schnappte sich die Arme von Hannah, Sven die Beine. „Da lang.“ Roland nickte nach links. „Dort dürfte ein Wald sein, da sind wir sicherer als hier.“ Sie liefen seitlich los. Hinter Roland kämpften die Schwertkämpfer immer noch gegen die Remasuris. Ein, zwei Remasuris waren bereits tot, jedoch gab es mehr Opfer auf der Seite der Darus. Berry machte einen Schritt nach hinten, um der Klaue eines schwarzen Remasuris auszuweichen. Dabei schwang sein Blick nach rechts und er erkannte im Augenwinkel die Jungs, wie sie Hannah wegtrugen. Er richtete seine Aufmerksamkeit weiter auf den Remasuri und schlug ihm einen Arm ab. Ein weiterer Schwertkämpfer schlug den zweiten ab, Berry trat das Armlose Wesen um. Von hinten schlich sich eine weitere Gruppe an. Sie erschlug die Schwertkämpfer links von Berry und näherte sich ihm rasch.

„Rückzug, Leute! Versteckt euch im Wald! Beschützt Roland und Sven!“ Die Darus bewegten sich nach hinten, immer noch mit dem Tod in Form von Remasuris ringend. Nur noch 30 der Darus verblieben. Berry rannte zu einem der Bogenschützen, schnappte sich den Bogen und einige Pfeile und schoss vier gleichzeitig auf die Remasuris. Sie trafen die überraschten Opfer und die Remasuris richteten die Aufmerksamkeit auf ihn. Berry warf den Bogen zurück in den Sand und schlug dem ersten Remasuri den Kopf ab. Der zweite ließ einen Wurzelarm auf Berry zusausen. Berry machte eine Rolle zur Seite und schnitt dem nächsten Angreifer die vermeintlichen Beine ab. Er versuchte, Berry mit einer Klaue zu erwischen, sie traf jedoch in den Sand und der Körper fiel hinterher. Berry stand auf und rannte in Richtung Wald. Die Remasuris hielten den Abstand zu Berry, waren jedoch nicht schneller als er, um ihn anzugreifen. Sie liefen fünf Meter an Roland, Sven und Hannah vorbei. Die anderen Schwertkämpfer standen zwischen den Remasuris und den Clanjüngsten. „Beeilt euch doch mal, Roland!“, sprach einer zu ihnen.

„Sehr witzig, Pat.“ Roland ließ die Augen rollen. „Komm Sven, wir beeilen uns lieber etwas.“ Sie gingen einen Schritt schneller. Es waren nur noch wenige Meter bis zum Wald. Berry lief durch das Dickicht, immer noch mit einem Remasuri im Nacken. Berry duckte sich vor einem Ast, der Remasuri erkannte diesen zu spät und stieß sich den Kopf an diesem. Berry stieß sein Schwert in den Hals. Er zog es wieder heraus und sah Roland und Sven mit Hannah. Die Schwertkämpfer hielten die Bestien am Waldrand auf. Sven und Roland setzten Hannah hinter einem umgekippten Baum ab und duckten sich ebenfalls. Die Schwertkämpfer liefen in verschiedene Richtungen in den Wald und versuchten, die Remasuris abzuhängen. Die Remasuris drehten sich um, liefen in die Wüste und hoben ab. Sie flogen zurück zu dem Ort, wo sie herkamen.

V

„Warum haben Sie sie zurückgerufen?“, fragte Ru Demicks. „Wir hätten die letzten Darus auch noch vernichten können!“ Ru ging wütend im Kreis herum.

„Dies war nur ein Test, die Darus waren lediglich Mittel zum Zweck“, erklärte Demick ruhig. Er schaltete den Monitor der Bilder einer Überwachungsdrohne ab. Das letzte Bild zeigte die Remasuris auf dem Rückflug. Ru starrte seinen Kollegen verärgert an. „Wir hätten die Waldelfe nicht am leben lassen dürfen! Wenn sie herausfindet, dass der Angriff auf ihr Dorf und der auf den Daru-Clan vom Springflut-Projekt ausgehen, könnten wir ein Problem haben. Der Daru-Clan ist zwar in der Zahl klein und jetzt noch kleiner, dennoch darf man sie nicht unterschätzen.“ Ru verspürte eine Emotion, die für Springflut-Forscher untypisch ist: Angst. Er seufzte. „Was machen wir als nächstes, Professor Demicks?“

„Wir werden noch mehr Remasuri-Typen benötigen und mehr von jedem dieser. Sobald wir das Ziel erfüllt haben, werden wir uns mit weiteren Kämpfen beschäftigen.“

Er legte das Headset ab. Die Remasuris landeten in dem Augenblick auf dem Gelände des Labors. Aus dem Headset drang ein lautes Warum mussten wir sie angreifen?, doch Demicks schenkte den Nebengeräuschen keine Beachtung. „Ru, geben Sie den anderen Professoren Bescheid, dass sie neue Remasuri-Typen entwickeln sollen.“ Mit diesen Worten verließ Demicks den Raum und ging in sein Labor, um selbst neue Kreaturen zu entwickeln.
 

Abends saßen die noch lebenden Darus am Lagerfeuer. Einige Meter vom Lagerfeuer entfernt lagen die im Kampf gestorbenen Frauen und Männer unter weißen Laken. Dem Brauch der Darus entsprechend werden sie nur mit dem Laken bedeckt und wurden dem ‚Schicksal der Wüste’ überlassen. Berry sprach vorher einige Worte zu dem Verlust, andere der Darus ebenfalls. Sie schworen unter anderem Rache an den Springflut-Forschern, was bei dem Clan nichts Gutes bedeutete. Am Lagerfeuer herrschte Stille. Hannah saß zwischen Roland und Sven und hielt sich eine Hand an den Kopf. Sie schien bei der Feuerwand mehr Kraft aufgebracht zu haben als sie besaß. Sie lehnte sich zu Roland. „Gibt es irgendeinen Ort, in dem man Bücher über Magie kaufen kann?“, flüsterte sie zu Roland.

„Ja, den gibt es“, antwortete er. „Die Großstadt Hingen ist einen Tagesmarsch von hier entfernt. Ich kann ja mal mit Sven reden. Vielleicht kann er Berry dazu bringen, einen Abstecher nach Hingen zu machen. Mich würd’s auch freuen, dort mal wieder vorbeizuschauen.“

Hannah wurde neugierig. „Wieso denn?“

„Meine Eltern wohnen in Hingen.“

„Ah, deine Eltern leben also noch?“

„So ist es.“ Im Kopf von Roland machte es ‚klick’. „Verdammt, tut mir Leid Hannah, ich hatte vergessen…“

„Ist nicht schlimm“, unterbrach Hannah. „Wer weiß, vielleicht sind sie auch entkommen. Ich glaube, ich kann das nur durch die Springflut-Forscher erfahren.“ Hannah hegte wahnsinnige Gedanken. „Wir müssen die Springflut-Forscher finden und töten!“, sagte sie ein wenig zu laut. Der Rest des Clans hörte dies und blickten zu Hannah. Sie sah sich verstört um.

„Hannah, du hast vollkommen Recht“, sagte Berry. „Wir müssen etwas gegen diese Irren unternehmen! Erst vernichten sie das Dorf von Hannah, dann hetzen sie uns die Remasuris auf uns und was kommt als Nächstes? Die Vernichtung von jedem Lebewesen auf Rath oder wie?“

„Aber wie sollen wir gegen die Wahnsinnigen ankommen?“, fragte einer des Clans. „Diese Remasuris sind viel zu mächtig.“

„Wir können ja erst mal nach Hingen“, warf Roland ein. „Dort suchen wir nach Leuten, die sich uns anschließen und können uns auch für den Kampf rüsten. Hannah bräuchte auch noch einige Magiebücher.“

„Gute Idee, ihr zwei.“ Berry nickte zu Roland und Hannah. „Hat noch jemand einen Vorschlag?“ Niemand antwortete. „Damit wäre das abgemacht. Morgen früh begeben wir uns auf den Weg nach Hingen. Mit etwas Glück sind wir morgen Abend da. Heute Nacht bin ich mit der Nachtwache dran. Ich wünsche euch von daher eine gute Nacht.“ Die meisten Darus standen mit einem einheitlichen „Gute Nacht“ auf, um ihre Decken, Schlafsäcke oder ähnliches auszupacken und sich auszubreiten. Hannah, Sven und Roland entfernten sich etwas weiter von dem Lagerfeuer als die anderen. Sie legten sich hin und deckten sich zu. „Jungs, ich möchte mich noch mal dafür bedanken, dass ihr mich in Sicherheit gebracht habt“, sagte Hannah in einem sehr schüchternen Ton.

„Das ist doch nicht der Rede wert“, sagte Sven.

„So ist es“, warf Roland ein. „Ich finde es beeindruckend, dass du mehrere Remasuris mit der Feuerwand getötet hast. Du musst unbedingt deine magischen Fähigkeiten erweitern, dann bekommst du massig solche Zauber hin, ohne gleich ohnmächtig zu werden.“ Roland gefiel die Vorstellung, wie Hannah als mächtigste Magierin durch die Gegend stolzierte und jeden, der ihr zu nahe kam, auf eine andere Art und Weise sterben ließ. Er grinste bei dem Gedanken in sich herein.

„Ich frage mich allerdings gerade, wie ich die Bücher bezahle, ich habe gar kein Geld.“ Der Ton klang anders als der Wortlaut. Der Ton sagte: ‚Habt ihr Geld?’

„Keine Angst“, sagte Sven. „Mein Vater hat genug Geld. Ich bin mir sicher, er kann dir einige Bücher bezahlen.“

„Ja, ansonsten frage ich meine Eltern in Hingen“, fügte Roland hinzu.

„Danke, Jungs.“ Sie lächelte und sah sich die Sterne an.

„Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin müde“, gähnte Roland. „Gute Nacht, ihr zwei.“

„Gute Nacht“, sagten beide im Chor.
 

Hannah ging einen Korridor in einem Gebäude entlang. Ein Springflut-Zauberer kam um die Ecke. Hannah machte mit der linken Hand eine Bewegung von rechts nach links und der Zauberer flog gegen die Wand und fiel zu Boden. Sie lief auf eine Tür zu. Sie stieß diese mit ihrer magischen Kraft auf. Der Stahl der Tür wurde an den Scharnieren und am Schloss gebogen und gab schließlich nach. Sie ging in das Zimmer und fand einen Professor unter seinem Schreibtisch. Er hatte ein Headset auf und wollte gerade zu einem Hilferuf an die Remasuris ansetzen, doch Hannah konnte ihm rechtzeitig das Headset abnehmen und knallte es auf den Tisch. Sie schrie ihn an. „Was haben Sie mit meinen Eltern gemacht?!“ Der Forscher stotterte. „Ich habe keine Ahnung, was Du meinst!“

„Nun sagen Sie endlich, was mit meinen Eltern passiert ist, als Sie mein Dorf vernichtet haben!“

Der Professor seufzte. „Sie sind uns entkommen. Deine Eltern haben etwas, was uns interessiert. Bitte, lass mich am Leben!“ Er sah das Amulett um Hannah’s Hals. Hannah drehte sich um und ging ein paar Schritte zum Ausgang. Der Professor tastete auf der Tischplatte über sich nach dem Headset. Sie sah zum Professor und verwandelte ihn mit dem Blick in einen Eisblock. Das Headset ließ sie mit einem weiteren Blick in Flammen aufgehen.
 

„Hannah?“, fragte eine Männerstimme. Hannah öffnete die Augen. Sie sah Roland. „Steh auf, Hannah.“ Sie sah sich um und stellte fest, dass der Großteil des Clans schon auf den Beinen war. Mit einer Bewegung stand Hannah auf, faltete ihre Decke zusammen und packte sie in die Tasche. Sie klopfte sich den Sand von den Sachen. Sie dachte über ihren Traum nach. „Guten Morgen erst mal“, richtete sie an Roland. „Guten Morgen, Hannah.“ Er grinste. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Wir werden etwas zügiger reisen müssen, als normal, wenn wir vor Sonnenuntergang in Hingen sein wollen.“

„Hm? Ähm, ja, hab ich“, antwortete sie geistesabwesend.

„Was ist los, Hanna?“, fragte Roland.

„Erzähle ich dir gleich. Wo ist Sven?“

Roland schaute sich um. Er zeigte in die Richtung des Lagerfeuerplatzes. „Da ist er. Komm mit.“ Roland ging vor und Hannah folgte ihm, immernoch verträumt. Sie nahm nur ein paar Fetzen des Gesprächs zwischen Sven und Berry wahr. Sie sprachen über die Route, Pausen und so weiter. Als sie sich auf den Weg machten, unterhielt sich Hannah mit Sven und Roland. Sie erzählte ihnen von dem Traum. Sven und Roland sahen sich stirnrunzelnd an. Sie wussten auch nicht, was das zu bedeuten hatte. "Vielleicht eine Vision?", warf Sven ein.

"Gut möglich", erwiderte Roland. "Du hattest ja schon eine, hast uns bloß etwas spät davon erzählt."

"Aber deshalb erzähle ich euch das jetzt schon", sagte Hannah. "Ich verstehe bloß nicht, wieso der Typ mein Amulett so seltsam angeschaut hat."

"Vielleicht ist es das, was die wollen", dachte Roland laut.

"Möglich." Hannah seufzte. "Nun ja, erst mal sehen, ob ich in Hingen ein paar Zauberbücher finde."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  VampirTakiri
2009-02-26T12:25:17+00:00 26.02.2009 13:25
Tolle Idee über Remasurie zu schreiben!
Die Storry is gut, aber es sollten mehr Beschreibungen drin sein (von Personen und so weiter)und weniger Sprünge.
Von: abgemeldet
2008-06-09T18:51:57+00:00 09.06.2008 20:51
Hi! ^^
Höhö, also jetzt hab ich die Sache auch endlich mal gecheckt! (doch kein Yu-Gi-Oh! XD)Ey ich wusste garnet das du so gut schreiben kannst, Respekt!
Ich find diese Remasuris so toll...*_______* Die Viecher sind krass, ich will auch mal sowas hamm! Irgendwie knuffig! (ja, ich WEIS das ich komisch bin...)Erinnern mich an Dinosuarier! XDDD
Nee, machst du echt gut!
*wink: Anne
Von:  itsactuallyanne
2008-05-26T18:22:37+00:00 26.05.2008 20:22
Schaaatz!! ^^ Zeitsprünge!! *mecker*
Aber ui oO Action....
fand es nur schade das Hannah am Anfang unterbrochen wurde...hätte gern noch etwas mehr über sie erfahren...ich hoffe das kommt noch ^^
ich kann mir nicht helfen aber bei den bogenschützen und Schwertkämpfern musst ich an Stronghold denken xD lol
UND!!! DU!!! vllt tust du meinen Darus weh?? xD *auf die Darus nein "MEINS" stempel draufpapp*

<3 *kiss* liebe dich!
Von:  itsactuallyanne
2008-05-26T18:10:24+00:00 26.05.2008 20:10
oh mein gott, oh mein gott, oh mein gott....die denken!! Wie toll! O___O
Bitte hass mich nicht aber ich finde deine Kampfbeschreibungen noch etwas...eintönig...^^'' aber hey wer bin ich schon das zu beurteilen ^^
Was mich allerdings etwas stört...im letzten Kapi bist du andauernd zwischen Daru und Forscher hin und her gesprungen und jetzt hast du gar nichts zu den darus geschrieben...du kannst die doch nich vernachlässigen xD ich mag die doch

=** lieb dich <3
Von:  itsactuallyanne
2008-05-26T18:05:32+00:00 26.05.2008 20:05
OMFG!!! Remasuri hat gesprochen!! (oder gedacht...oder was auch immer)
*schon ganz gespannt ist*
Dieser Professor Firch ist lustig xD *über den lachen musste*
Ich finde allerdings deine Sprünge zwischen den 2 Storys etwas häufig...kA...vllt. liegt das auch an mir aber irgendwie stört mich das etwas ^^'''
Die Story ist allerdings richtig gut!! ^^ Wird immer besser *gleich weiter les*
Von:  itsactuallyanne
2008-05-26T18:01:13+00:00 26.05.2008 20:01
ich mag die Darus ^^
und die Forscher find ich unheimlich oO *denen nich im Dunkeln begegnen will*
Ich finde deinen Schreibstil gut ^^ und auch die Story an sich ist toll.
oO ich glaubs ja nich das du bei der beschreibung TATSÄCHLICH reingeschrieben hast das ich dich da drauf gebracht hab....das ist doch gar nich war ^^ ich bekomm jetzt bestimmt andauernd Dankschreiben weil es mir zu verdanken ist das deine tolle FF hier zu lesen ist...=P

*kiss*
lieb dich schatz <3 ^^


Zurück