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Lass mich die Nacht überleben

Sakura & Sasuke
von

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Verzweifelter Schrei.

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Wind…
 

Der schwache Duft von frischen Feldern…
 

Warme Strahlen der Sonne… ganz schwach…
 

»Papa? « Ein kleines Mädchen mit großen grünen Augen musterte den Drachen vor ihren Füßen, dann sah sie hoch zu einem dunkelhaarige Mann. Dieser lächelte und kleine Fältchen machten sich um seinen Mundwinkel bemerkbar. Die grünen Augen, die denen des Mädchens so sehr ähnelten, strahlten hinter der schwarzen großen Brille. Das dunkle Haar wurde durch einen Windstoß zerzaust.

»Ja, Sakura? « Das kleine Mädchen zog die Mütze tiefer ins Gesicht und blickte sorgevoll zurück zum Drachen. »Was ist, wenn der Drache uns weg fliegt, also wenn die Schnur reißt. Es ist nämlich so unheimlich windig. «

Der Mann steckte eine Hand in seine hellbraune Sportjacke und zog ein Band mit mehreren Schleifen hervor. »Bind ihm das hier fest, meine Kleine. « Sakura tat, was er verlangte und sah dann wieder auf. »Und was ist das jetzt? «
 

»Eine Erinnerung an uns, meine Kleine. Wenn das Band reißt und der Drachen uns weg fliegt, dann werden diese Schleifen ihn an uns erinnern. «

Sakura verstand nicht ganz und sah dem Mann dabei zu, wie er den Drachen in die richtige Position brachte. »Wie meinst du das, Papa? «

Calvin Haruno überlegte, schließlich antwortete er verträumt: »Weißt du, meine Kleine, Drachen sind eigentlich nicht dazu da, dass wir sie an einer Leine halten. Sie gehören in den Himmel. «

»Weil sie so schön aussehen! « Naiv strahlten die Augen der Fünfjährigen, doch als ihr Vater den Kopf schüttelte, sah sie ihn verwundert an. »Nicht? Aber warum dann?«
 

»Geduld, meine Kleine. « Calvin griff zu der Schnur und wartete auf einen Windstoß, dann, ohne dass er nachhelfen musste, stieg der bunte Drachen erst langsam und dann immer schneller höher und höher in den Himmel. Voller staunen beobachtete Sakura ihn dabei. Die Eleganz, mit der der Drachen sich in der Luft bewegte, verschlug ihr die Sprache. Als hätte ihn jemand verzaubert, vollzog er einen Tanz, lebenslustig, gut gelaunt und unheimlich fröhlich. Immer wieder formte sich das Band mit den vielen Schleifen zu einem S oder veränderte die Form so, dass Sakura lächeln musste.

Ach hätte sie doch auch so viele Schleifen, dann könnte sie auch so schön tanzen wie er. Sakura sah zu ihrem Vater und bemerkte, dass auch sein Gesicht vollkommen zufrieden aussah, irgendwie glücklich. Das kleine Mädchen lehnte sich gegen die Beine ihres Vaters und umklammerte sie. Grinsend sah sie hoch, als ihr Vater zu ihr runter schaute.
 

Erneut überkam Sakura das Gefühl der Sicherheit. Immer, wenn sich ihr Vater in der Nähe befand, hatte sie das Gefühl, ihr konnte nichts passieren, da sie ihren starken großen Papa bei sich hatte. Er war ein Ritter für sie, der sie niemals alleine lassen würde. Sakura sah auf die Hände ihres Vaters und bemerkte, dass er noch immer die zwei Schnüre festhielt, damit der Drachen ihnen nicht entkommen konnte.

»Papa, lass los. Bitte.«

»Warum?«

»Du hast gesagt, Drachen sind nicht dazu da, dass wir sie an der Leine halten, sie gehören in den Himmel. «

Calvin strich der Kleinen über den Kopf, seine Miene wirkte gelöst und vollkommen entspannt. »Und weißt du auch, warum? «

Sakura nickte kräftig und ihr Vater ließ die Leine los.
 

Der Drachen stieg augenblicklich höher und höher, die Erde ließ er unter sich. Immer weiter führte er seinen Tanz fort, wilder, ungezwungener, freier…

»Sieh nur, er fliegt immer weiter in den Himmel! «, rief Sakura vor Freude und riss den Arm hoch, um dem Drachen zu winken und dieser schien sie gehört zu haben und machte zum Abschied freudig einen Looping.

»Papa? « Das Mädchen ließ den Arm sinken und sah über ihre Schulter. Calvin Haruno ging in die Hocke, um so mit seiner Tochter auf Augenhöhe zu sein.

»Ja, Sakura? «

»Wie groß ist der Himmel? «

»Ganz groß, meine Kleine. «

Sakura riss die Augen auf. »Größer als der Park? « Ihr Vater nickte. »Größer als das Schwimmbad? «

»Sehr viel größer Sakura, der Himmel hat keinen Anfang und kein Ende. «
 

Er erhob sich und seine Tochter griff nach seiner Hand. Ihre kleinen zarten Finger schlossen sich um seine großen. »Also ist man unendlich frei, wenn man in den Himmel kommt. « Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und Sakura sah immer wieder in den klaren blauen Himmel, als sie zusammen mit ihrem Vater über das Feld zurück zum Auto ging. Calvin nickte, dabei umspielte ein melancholisches Lächeln seine Lippen. »So frei wie an keinem anderen Ort dieser Welt, meine Kleine. «

»Komme ich da auch einmal hin? «, fragte Sakura und sah ihren Vater sorgevoll an, doch dieser nickte nur erneut. »Natürlich und wenn wir uns dann dort oben treffen, fliegen wir wie der Drache gemeinsam über die Felder, ja. «

»Und Mama nehmen wir mit, versprochen? « Ernst sah Sakura zu Calvin hoch, dieser hob die Hand und schwor feierlich: »Indianerehrenwort. «
 

Zusammen würden sie über die Felder fliegen, Hand in Hand und ihren Tanz vorführen, nur sie drei allein.
 

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Sanfte Musik erfüllte den Raum. Jemand summte fröhlich vor sich hin.

Eine vertraute Melodie…

Alles um sie herum war verschwommen, doch ganz langsam nahm ihr Umfeld klare Formen an. Alles war so wunderbar hell und harmonisch.

»Mama? « Eine kindliche Stimme hallte durch den Raum und augenblicklich hörte die Stimme auf zu summen. »Ja, mein Schatz? « Eine hübsche Frau mit langen rosa Haaren, die ihr über die Schultern fielen, drehte sich um. Das kleine Mädchen erkannte, dass ihre Mutter vor einem Spiegel gestanden und ein langes zart gelbes Kleid vor ihren Körper gehalten hatte. »Willst du weggehen? «, fragte das Mädchen erstaunt und seine Mutter lachte. »Ja, dein Papa und ich wollen doch heute essen gehen, hast du das vergessen? «

Sakura kletterte von dem Bett ihrer Eltern und trat auf ihre Mutter zu. »Und deshalb ziehst du ein schönes Kleid an? «
 

»Ja.«
 

Die Antwort ließ Sakura die Stirn runzeln. Irgendwie war ihr der Zusammenhang noch nicht ganz klar. Schöne Kleider konnte man doch, wenn man groß war, so oft anziehen wie man wollte. Sie erzählte ihrer Mutter von ihrer Überlegung und war überrascht, als die Ältere in schallendes Gelächter ausbrach. »Was ist daran denn so lustig? «, wollte Sakura wissen und Sanjia Haruno setzte sich zu ihrer Tochter auf das Bett. Dabei schlug sie ihre langen schmalen Beine übereinander und stürzte sich rechts und links mit den Ellenbogen ab. »Weißt du, mein Schatz, es wäre nichts Besonderes mehr, wenn ich jeden Tag ein hübsches Kleid anziehen würde, oder? «

Sakura legte den Kopf schief und schien darüber nachzudenken. »Und warum machst du es dann heute? «

Sanjia rollte sich auf die Seite und strich ihrer fünfjährigen Tochter durch die weichen rosa Haare. »Weil ich mit deinem Papa essen gehe und wenn ich etwas mit deinem Papa mache, dann ist es jedes Mal etwas Besonderes. «
 

Sofort strahlte Sakura auf und rief begeistert: »Weil du Papa gerne hast! «

»So ungefähr. « Die Antwort ihrer Mutter ließ dem kleinen Mädchen die aufkommende Freunde wieder vergessen. Erneut legte sich ein Fragezeichen über ihr Gesicht. Und Sanjia erklärte: »Weißt du, mein Schatz, es gibt einen Unterschied zwischen mögen und lieben. Lieben ist sozusagen eine höhere Stufe als mögen. «

Verblüfft nickte Sakura. »Und woher weißt du, dass du Papa liebst und nicht nur magst? «

Ihre Mutter schien über diese Frage nachzudenken und legte den Kopf ein wenig schief, schließlich schlich sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. »Das entscheidet dein Herz. « Sie legte den Zeigefinger auf Sakuras Brust. »Denn alleine das, was hier drin ist, kann dir sagen, wann du einen Menschen liebst oder nur magst. Der kleine aber doch bedeutende Unterschied wird dir jedoch meist erst dann bewusst, wenn es schon fast zu spät ist. «

Sakura nickte willig, allerdings runzelte sie kurz darauf die Stirn. »Wie, wenn es schon fast zu spät ist? «
 

Sanjia legte den Finger, der bis gerade noch auf der Brust ihrer Tochter gelegen hatte, auf ihre Lippen. »Das, mein Schatz, musst du selbst herausfinden. «
 

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Leises Summen drang an ihr Ohr und nur langsam öffnete Sakura ihre Augen. Im ersten Moment war sie verwirrt und bemerkte ein leichtes Ziehen an ihrem rechten Arm. Sofort setzte sie sich aufrecht hin und sah sich um. Das Summen verstummte und ein blonder Schopf sah um die Ecke. Die Rosahaarige erkannte das fröhliche Lächeln ihrer besten Freundin.

»Na endlich! «

Ino eilte aus der Küche und schwang dabei ein Tablett mit Tee und belegten Broten vor sich. »Ich dachte schon, du pennst den ganzen Tag durch. « Mit Schwung warf sie sich neben Sakura auf die Couch, nachdem sie das Tablett auf dem Wohnzimmertisch abgestellt hatte. Die Rosahaarige sah sich um, während ihre Freundin munter vor sich hin plapperte. Es dauerte ein wenig, ehe sie begriff, wo sie sich befand. Es war jene kleine Bude, die sie sich mit Ino geteilt hatte, als sie noch in der Ausbildung gesteckt hatte. Hier hatten sie sich gegenseitig vor den theoretischen Prüfungen unterstützt, schöne Wochenenden erlebt oder gar kleine Partys gefeiert. Im Nachhinein würde Sakura es als die schönste Zeit, die sie erlebt hatte, bezeichnen.
 

»Sakura? «
 

Sie schrak auf und lächelte, Ino sah sie ein wenig verwundert an. »Irgendwie wirkst du so unsicher und verpeilt. « Die Blondine runzelte die Stirn, doch dann gewann ihr Grinsen wieder Oberhand. »Aber wahrscheinlich liegt das nur an dem Action-Thriller, den du hinter dir hast. « Sie nickte auf Sakuras verbundenen Arm und mit einem Mal wurde ihr bewusst, was sie so gerade hinter sich hatte.

Letzte Nacht hatte sie ihren ersten Einsatz gehabt. Es sollte ein einfacher Eingriff werden. Dank eines anonymen Tipps hatten sie gewusst, dass es in dem Restaurant zu einer illegalen Organübergabe kommen würde. Kaum dass sie das Restaurant umstellt hatten, war Ibiki auch schon klar geworden, dass sie einen Verräter in den eigenen Reihen haben mussten, da augenblicklich ein Kampf auf Leben und Tod begonnen hatte. Die Schießerei hätte einige unschuldige Menschenleben gekostet, wenn sein damaliger Kollege nicht einen Handlager fliehen gesehen hätte. Die Schießerei war heftig verlaufen, mehrere Autos, Mülleimer und das gesamte Lokal hatten einen Schaden davon getragen. Dabei hatte Sakura einen alten Mann, der zu Beginn ahnungslos aus seiner Wohnung gekommen war, schützen wollen. Dabei waren sie zusammen gestürzt und sie hatte sich den Arm verstaucht.
 

»Wirklich eine Schande, dass ausgerechnet jemand aus unseren Reihen den schwarzen Peter haben soll. «

Sakura lehnte sich zurück und griff nach ihrer Tasse Tee. Noch immer saß der Schock tief in den Knochen, dass sie fast alle wegen eines `Kollegen` drauf gegangen wären.

»Aber dafür reißt du dir ja schließlich den Arsch auf, oder? « Ino biss herzhaft in ein Leberwurstbrot und kaute zufrieden. Sakura dagegen sah sie ein wenig verwirrt an. »Wovon redest du? «

Die Blonde warf ihr langes Haar energisch über ihre Schulter und lachte laut auf. »Mensch Mädchen, da hat sich aber einer mächtig den Kopf gestoßen, wenn du dich noch nicht einmal daran erinnerst, warum du zum FBI gegangen bist! «

Sakura legte den Kopf schief, sie dachte nach. Doch ihr Kopf war wie leergefegt, es war als wären jegliche Erinnerungen in diesem Zusammenhang verloren gegangen.
 

Ino seufzte laut und wirbelte Sakuras Haare durcheinander. »Süße, noch mal zum Mitschreiben. Du wolltest dich hocharbeiten, einer der angesehnsten Agenten Amerikas werden und das nur um ein einziges Ziel in die Wirklichkeit umzusetzen. « Ino war ernst geworden, ihre Stimme klar und deutlich. Sakura versteifte sich. Natürlich… wie konnte sie das vergessen. Nachdem ihre Eltern gestorben waren, hatte sich der Entschluss, zum FBI zu gehen, so tief in ihr Herz gefressen, dass sie Monate, wenn nicht gar sogar Jahre lang an nichts anderes mehr gedacht hatte. Die darauf folgenden Verluste hatten nur dafür gesorgt, dass sie ihr Ziel zu keiner Zeit je aus den Augen verloren hatte, doch jetzt… was hatte sie so sehr abgelenkt?

Sie wusste es nicht.
 

»Ich wollte den Staat von korrupten Richtern, Politikern, Ärzten und Gesetzeshütern befreien. Für die Gerechtigkeit der Angehörigen von Opfern und Geschädigten sorgen und endlich etwas in dieser traurigen Welt bewirken. « Es war wie ein Befreiungsschlag, als Sakura es ausgesprochen hatte. Ein Stein fiel von ihrem Herzen. Den Tod ihrer Eltern konnte sie nicht rächen, den ihrer Liebsten ebenfalls nicht, denn sonst würde sie in einem Teufelskreis geraten. Rache machte niemanden glücklich, sondern erzeugte nur noch mehr Hass und Leid. Eine Erkenntnis, die Ibiki sie gelehrt hatte.

»Richtig, Süße! « Ino lächelte, es war jenes Lächeln, welches sie zeigte, wenn sie glücklich war. Sie beugte sich vor und legte ihre Stirn gegen die ihrer Freundin. »Also versprich mir, dass du mir nie wieder so einen Schrecken einjagst. « Sie hob einen Finger und tadelte sie belustigt. »Sein Ziel zu vergessen kommt einer Todsünde gleich! «
 

Sakura musste lachen und hob wie bei einem Indianerschwur die Hand. »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich werde niemals an Amnesie leiden! «

Ein Schwur, der sie auf ewig begleiten würde.
 

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Kaltes Licht blendete sie, eine Lampe brummte unaufhörlich vor sich hin. Schwerfällig versuchte Sakura ihre Augen zu öffnen, dabei behinderte sie etwas Klebriges, ihr linkes Auge zu benutzen. Ihre Wimpern klebten zusammen, aus Reflex heraus wollte sie mit der Hand ertasten, was sie behinderte, doch ihre Hände bewegten sich nicht. Es war, als wären sie taub. Ruckartig schoss ihr Kopf hoch, dabei drehte sich alles um sie herum. Sakura stöhnte und ließ den Kopf langsam wieder zurück auf die kalten grauen Fliesen sinken. Durch die Kälte beruhigte sich ihr Kopf und sie atmete ein paar Mal tief ein und aus.

Sie musste unbedingt Ruhe bewahren.

Ihr Atem hallte im Raum wieder und Sakura lauschte auf weitere Geräusche, doch sie schien alleine im Raum zu sein. Sie hörte ihr Herz heftig schlagen und versuchte das aufkommende Zittern zu unterdrücken, das ihren Körper befiel.
 

Sakura raffte ihre ganze Kraft zusammen und setzte sich aufrecht hin, dabei schmerzten ihr sämtliche Gliedmaßen und sie lehnte sich gegen die weiße Wand. Ihr Atem ging heftiger, so groß war die Anstrengung gewesen. Noch einmal versuchte sie ihr linkes Auge öffnen, denn das rechte verschaffte ihr die Sicht auf den kahlen weißen Raum. Außer eine große alte Wanne, an der Blutspuren waren. Sie folgte der Blutspur mit ihrem Auge und bemerkte, dass die Spur direkt vor ihren nackten Füßen halt machte. Sakura stöhnte, als sie auf ihr Bein sah, denn das Blut hatte ihre Jeanshose durchnässt. Vorsichtig versuchte sie ihre Arme zu bewegen, welche an den Handgelenken auf dem Rücken mit rauem Material verschnürt waren. Je mehr sie sich bewegte, desto mehr grub sich das Material in ihr Fleisch und sie hörte augenblicklich auf, sich dagegen zu sträuben. Sakura hob ihre Schulter an und berührte ihren Pullover, der von Wasser nass war.
 

Zaghaft kam die Erinnerung zurück, was mit ihr geschehen war, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Ihre Zunge fuhr über ihre trockenen Lippen und stieß dabei auf eine offene Wunde. Gott, was musste man sie zugerichtet haben. Sakura legte den Kopf in den Nacken und schloss das Auge. Äußerst brutal hatte man ihren Kopf an der Wanne unter Wasser gedrückt und jedes Mal hatte sie geglaubt, man würde sie ertrinken lassen. Danach hatte Shikamaru ihren Kopf immer wieder auf den Rand geschlagen und dabei auf den Boden geschossen, knapp an ihrem Bein vorbei. Die Kugeln haben sie jedes Mal gestreift und ihr dabei größere Blutwunden zugefügt. Es war die Hölle gewesen. Nicht die Schmerzen, die konnte sie irgendwie ertragen, schließlich hatte man sie während der Ausbildung kognitiv immer wieder darauf vorbereitet. Schlimmer dagegen waren Gaaras gehässigen Äußerungen gewesen. Seine harte und eindringliche Stimme hatte ihr die schrecklichsten Vorstellungen ins Ohr geflüstert. Vorstellungen, die sie bis in alle Ewigkeit in ihren Träumen verfolgen würden. Die Art und Weise, wie er ihr seine Taten geschildert hatte, wie seine Opfer geschrieen und ihn anflehten, kurz vor ihrem Tod zumindest erbarmen mit ihren Liebsten zu haben, jagte ihr auch jetzt noch einen eiskalten Schauer über den Rücken. Trauer durchströmte sie.
 

»Deine kleine Freundin, die hübsche Blondine, hat mir besonderes Vergnügen bereitet. «
 

Sein gehässiges Grinsen unterstrich seine Kaltblütigkeit, es war, als hätte man ihr in diesem Moment ein Messer ins Herz gerammt.
 

»Weißt du, Haruno, zuerst habe ich sie benutzt, um meine Geilheit zu befriedigen und ich muss gestehen, ich hatte lange keinen so attraktiven Körper mehr unter mir. Doch richtig genossen habe ich ihre Angst. «
 

Angst…

Sakura wollte sich nicht vorstellen, wie Ino sich gefühlt haben musste. Alleine und komplett ausgeliefert… hatte sie gewusst, dass ihr niemand mehr helfen würde? War ihr von vorne herein klar gewesen, dass sie keine Chance gegen einen Henker haben würde?
 

»Zuerst habe ich ihre langen goldenen Haare, auf die sie so stolz war, vom Kopf rasiert, sie hat Rotz und Wasser geheult. Dann habe ich sie zum Ort ihres Todes gebracht, ihr in allen Einzelheiten erzählt, was ich mit ihr machen werde. Sie begann zu Zittern. «
 

Vor ihrem geistigen Auge tauchte das schöne und sanft lächelnde Gesicht ihrer Freundin auf. Ino war für sie stets der Inbegriff für Freiheit gewesen. Ihre freundliche, spontane und sprunghafte Art hatte sie Momente ihres Zusammenseins so etwas wie Trost gespendet.
 

»Denn ich habe sie bei lebendigem Leib begraben. Ihre Schreie hallten bis in die frühen Morgenstunden über den Friedhof, schließlich verstummte sie. Nichts war mehr durch die Erde zu hören. Keine Ahnung, wie lange sie noch gelebt hat, doch wenn du meine Meinung hören willst, dann war sie lange genug bei Bewusstsein um zu spüren, wie der Sauerstoff da unten immer knapper und knapper wurde. «
 

Niemals würde sie die Worte ihrer Freundin vergessen!
 

Egal, was mit ihr geschehen möge, sie würde auf immer für ihre Ziele kämpfen und wenn man ihr noch so unerträgliche Schmerzen zufügen würde. Sakura versuchte zu lächeln, dabei durchzuckte ein leichter Schmerz ihre Lippen, jedoch empfand sie diesen Schmerz als ein Zeichen dafür, dass sie lebte. Vielleicht würde sie diesen Raum nicht mehr lebend verlassen und vielleicht würde sie in diesem Leben nie wieder die Stimmen ihrer Kollegen, das Schimpfen ihres Vorgesetzten oder gar die tadelnde Stimme Tentens hören, doch sie würde bis zu ihrem letzten Atemzug an ihrem Traum festhalten und erst aufgeben, wenn sie tot war.
 

~*~
 

Leise schritt Naruto durch den großen Flur des Uchiha-Konzerns. Weitgehend waren fast alle Büros leer, die meisten Arbeiter hatten noch Urlaub und einige nahmen sich die Freiheit, etwas früher Feierabend zu machen. Etwas müde vergrub der blonde Henker die Hände in den Jackentaschen. Er gähnte, als er am Ende des Ganges ankam und die Hand hob, um zu klopfen. Naruto schossen mehrere Dinge durch den Kopf, die er mit seinem Boss besprechen musste. Einige erfreuliche Dinge und weniger erfreuliche Dinge. Doch so wie Sasuke zurzeit drauf war, wusste er bereits, was auf ihn zukommen würde. Eine leise Stimme erlaubte Naruto einzutreten. Gelassen stieß er die schwere Eichentür auf und betrat das große helle Büro. Wie er bereits erwartet hatte, stand sein Boss am großen Fenster und blickte auf Los Angeles herab. Noch immer schneite es und sanft segelten die Flocken an der Scheibe vorbei. Naruto erkannte, dass Sasuke sein Jackett abgelegt und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt hatte. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich CD-Roms und Akten. Es schien, als würde er etwas nachforschen.
 

„Was gibt es?“ Die Stimme des Uchihas war so neutral, als würden sie sich gleich über das Wetter unterhalten. Naruto warf sich in den dunkelbraunen Ledersessel, welcher vor dem mächtigen Schreibtisch stand. „Gute und schlechte Nachrichten, ja… und irgendwie auch so ein Mittelding“, witzelte der Blonde, doch sein Chef ging nicht drauf ein, sondern starrte weiterhin aus dem Fenster. Schnell merkte Naruto, dass er wohl oder übel den Alleinunterhalter spielen musste und so fügte er sich der ungeliebten Rolle. „Okay, ich liefere folgenden Bericht, die Anschläge auf sämtliche Gesetzesstellen der vereinigten Staaten läuft hervorragend. Von 38 Anschlägen sind 25 erfolgreich gelungen und gestern kam die Nachricht von Kabuto, dass sich von acht Großclans nur noch zwei in den USA befinden, der Rest ist entweder tot oder ins Ausland geflohen. Jedenfalls werden wir so schnell nicht wieder von ihnen hören.“ Naruto machte eine Pause und bemerkte, dass sein Boss sich nicht einen Zentimeter von der Stelle gerührt hatte. „Die schlechte Nachricht ist, dass sich die nächste Ladung Heroin ein wenig verzögern wird. Hatake hat ein paar Probleme, was die das Transportmittel angehen, doch er denkt, in spätestens zwei Wochen würde alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.“
 

„Gut. Kümmre dich darum.“

Der Uzumaki erhob sich und hatte sich schon zum Gehen gewandt, als er inne hielt und noch einmal zu Sasuke sah, der noch immer regungslos am Fenster stand. Etwas in ihm sagte, er sollte es für sich behalten, doch der andere Teil wusste, dass es unklug wäre, Sasuke etwas zu verschweigen.

„Noch was?“

„Ähm ja…“, Naruto strich sich durch das abstehende Haar und lockerte seinen Krawattenknoten. Noch wusste er nicht, wie er es formulieren sollte. „Wir Henker haben uns wie versprochen um Haruno gekümmert“, erklärte er. „Ganz so, wie du es gewünscht hast, doch irgendwie…“

„Was irgendwie!“ Sasuke drehte sich um und sah seinen Henker leicht angenervt an. „Spuck es aus Naruto und hör auf hier durch die Gegend zu stottern.“ Der Uchiha ließ sich in seinen schwarzen, ledernen Schreibtischstuhl sinken.
 

„Sie ist äußerst willenstark und egal was wir bis jetzt gemacht haben, sie hat weder geschrieen, noch um ihr Leben gebettelt oder geheult. Es war, als würde alles nur so an ihr abprallen. Sieht so aus, als hätte uns das FBI einen wirklich großen Fisch untergejubelt.“ Er schien einen gewissen Respekt für seine Widersacher zu empfinden, was Sasuke nicht verborgen blieb. „Nun, da wir keine Informationen aus ihr herausbekommen, soll ich nun im Auftrag von Shika fragen lassen, was wir jetzt mit ihr tun sollen.“

Sasuke sah seinen Henker einige Sekunden schweigsam an und Naruto fragte sich, ob er den Bogen überspannt hatte und lieber versuchen sollte, sich aus der Affäre zu ziehen. Doch als sich der Uchiha entspannt zurücklehnte und nach seinen Zigarren griff, atmete er innerlich erleichtert auf. „Ihr tut gar nichts mehr. Eure Aufgabe ist erledigt. Ich möchte, dass sich die Geier darum kümmern.“

„Was?“ Das kleine Wort war Naruto schneller entwichen, als er begreifen konnte, dass er es doch tatsächlich wagte seinem Boss zu widersprechen. „Sasuke, du willst wirklich, dass SIE sich um Haruno kümmern? Du weißt, was passiert, wenn du sie den Geiern übergibst!“
 

„Widersprichst du mir, Naruto?“ Der scharfe Klang in Sasukes Stimme ließ den Blonden vorsichtig werden. „Natürlich nicht! Aber du weißt, wie die Geier drauf sind, seit sie Ersatz für Suigetsu gefunden haben. Mit Pain sind sie äußerst brutal und wenn sie sich um Haruno kümmern, dann bekommst du deine gewünschten Informationen, aber… sie wird in spätesten vier Tagen tot sein.“ Die Geier waren nicht so ausdauernd, wie die drei Henker und auch längst nicht so geschickt und vorsichtig, sondern eher brutal und kurz angebunden. Sie gaben ihren Opfern meist keine zweite Wahl, sondern kannten für die Lösung einer Verhandlung nur den Tod. Oft floss viel verräterisches Blut und Naruto trat nicht gerne mit ihnen in Kontakt, da sie Eigenarten pflegten, die er verabscheute. Einst war Suigetsu der Anführer der Geier und gleichzeitig ein Mitglied der drei Henker gewesen, doch Gaara hatte ihm den Rang durch ein einziges Duell in einer äußerst kalten Nacht streitig gemacht. Jedoch hatte der Rothaarige es abgelehnt, zwei Gruppen gleichzeitig beizutreten. Die Art und Weise, wie die Henker ihre Arbeit erledigten, sprach ihn mehr an, als ein wahlloses Gemetzel der Geier.
 

„Ist mir klar.“
 

Die Worte kamen so gleichgültig über Sasukes Lippen, dass sich Naruto zum ersten Mal, seit sie sich kannten, der Kälte seines Gegenübers bewusst wurde. Er hatte geglaubt, sein Boss würde diese Frau lieben. Oft genug hatte es Anzeichen gegeben, dass Sakura Haruno die Frau in Sasukes Leben sein würde, die die Leere in seinem Herzen füllen konnte, die ihm das gab, was der Schwarzhaarige schon lange verloren zu haben glaubte. Ein Stück Vertrauen, Liebe und Wärme. Der einzige Mensch, der je näher an Sasuke heran getreten war als er, war Sakura gewesen und nun wollte er diesen Menschen aus dem Weg räumen lassen. Naruto öffnete den Mund, er wollte etwas sagen, doch dann schloss er ihn wieder. Warum lag ihm das Schicksal dieser Frau so am Herzen? Wieso kümmerte ihn das ganze überhaupt? Wenn Sasuke wollte, dass sie tot war, so würde er sich diesem Befehl nicht in den Weg stellen.

„Dann wünsche ich einen angenehmen Abend.“ Seine Stimme klang so fremd, wie Naruto sich fühlte. Es war nicht richtig, einfach nur Sasukes Befehle zu befolgen, doch ein Einspruch war genauso falsch wie Schweigen.
 

Seine dumpfen Schritte hallten in seinen eigenen Ohren wieder und als er die Bürotür hinter sich schloss, ballte er seine Hände zu Fäusten. Wenn Sakura Haruno tot war, dann würde es keine einzige menschliche Seite mehr an Sasuke geben, denn sie allein war seine Schwäche. Die Worte und Gesten des Uchihas verrieten ihm, als langjähriger Freund, dass er es nicht gewohnt war, einen Schmerz in der Brust zu kennen, der sich Verrat nannte. Die Tatsache, dass Sakuras Gefühle im Gegensatz zu seinen eigenen nur gespielt waren und niemals dieselbe Tiefgründigkeit erreicht hatten wie die Seinen, ließen sein Herz bluten. Naruto selbst war dieses Gefühl fremd, doch er sah die Auswirkung der Verletzung, die die junge Haruno seinem Boss zugefügt hatte. Eine Auswirkung, die irgendwann schwerwiegende Folgen haben würde. Er schritt durch den langen Flur, direkt zum Aufzug. In diesem Moment hatte er das Bedürfnis, mit jemanden darüber zu sprechen, doch als er darüber nachdachte, wann er seine Gedanken erzählen konnte, schloss er diesen Weg sofort aus. Im Moment lief alles drunter und drüber, er musste warten, bis sich die Lage beruhigt hatte.
 

Leises klingeln ließ Naruto zusammenzucken und er griff in seine Jackentasche, um sein Handy hervorzukramen. „Ja, Shika?“ Er stöhnte leise auf, als er vernahm, dass er in den nächsten Tagen noch ein paar Aufgaben zu erfüllen hatte. Frustriert drückte Naruto den Aufzugknopf und kurz darauf öffnete sich die Tür. Seine Haltung versteifte sich. „Ich soll wen in die Moonstreet bringen? Keine Verwechslung?“ Der Blonde rieb sich über das Gesicht. Er wollte es nicht glauben. Sasuke nahm das Leben wieder auf und begann dort, bevor Sakura in sein Leben getreten war. „Na bravo! Ja, ich bin richtig begeistert!“, erwiderte Naruto sarkastisch und betrat den Fahrstuhl. „Es gibt doch wahrlich nichts Schöneres als arrogante, verwöhnte Huren durch die Gegend zu kutschieren!“ Er legte auf und schlug mit der Faust gegen die Wand. Warum hatte er das Gefühl, dass um ihn herum alles im Chaos versank?
 

~*~
 

Erneut schlug ihr Kopf auf dem kalten Steinboden auf und Sakura stöhnte leise. Ihr ganzer Körper schmerzte, der Atem ging unregelmäßig und heftig.

„Ich habe mir mehr erhofft“, brummte eine kalte Stimme, die soeben von der FBI-Agentin abgelassen hatte. „Gaara!“ Shikamaru war mit seinem Latein am Ende. Natürlich konnte er seine Opfer brechen, das war nicht sein Problem, jedoch war es neu für ihn, jemanden an seine Grenzen zu treiben, wenn er sein Opfer nicht umbringen durfte. Innerlich hoffte er, dass sich sein Boss noch umentscheiden würde. Die Frau, die zu seinen Füßen lag, war hartnäckig, ihr Körper und auch ihre Psyche. Seit Tagen versuchte er sie zu brechen. Die Haut an ihrem Unterarm war verbrannt, ihr Gesicht zeigte starke Spuren der Misshandlung vor und ihr ganzer Körper wirkte ausgemergelt. Dies war alleine sein Verdienst, schließlich bekam sie nur das zu essen, was ihrem Stand entsprechend war. Und selbst das schien für die junge Frau eine Qual zu sein, denn jeden Tag, den er bis jetzt gekommen war, hatte sie ihr Essen in den paar Minuten Beweglichkeit kaum angerührt. Der Nara vermutete, dass sie starke Schmerzen haben musste, wenn sie sich bewegte.
 

„Was ist?“ Der Rothaarige löste sich von der Wand und drückte seine Zigarette mit der Fußspitze auf. Er klang gelangweilt, denn nach all der Zeit, die er bereits mit seinem Kollegen zusammenarbeitete, war es für ihn bereits ermüdend, Shikamaru bei der Arbeit zuzusehen.

„Lass uns mal raus gehen.“ Er nickte Richtung Tür und vernahm von der Frau zu seinen Füßen einen erleichterten Atemstoß. Ein gehässiges Grinsen schlich über die Lippen des Schwarzhaarigen. Er drehte sie mit den rechten Fuß auf den Rücken, dann bückte er sich zu ihr herunter und strich ihr eine nasse Haarsträhne aus dem schmerzverzerrten Gesicht. „Na, na Hübsche. Wir machen nur eine kleine Pause, in einer halben Stunde geht’s weiter, schließlich wollen wir doch nicht, dass du dich langweilst, nicht wahr?“

„Nutz die Zeit lieber zum Nachdenken“, gähnte Gaara und öffnete mit einem Sicherheitscode die elektronische Tür, die Sakura an der Flucht hindern sollte. Obwohl der Rothaarige noch nicht einmal glaubte, dass die Agentin mit ihren Verletzungen überhaupt bis zur Tür kriechen konnte. „Denk darüber nach, ob du nicht doch lieber ein paar Dinge beichten willst und wir dir somit den erlösenden Tod schenken. Vielleicht lässt es sich ja sogar verhandeln.“
 

Laut lachend verließen die beiden Männer den Kellerraum. Im ersten Moment war Sakura mehr als nur froh, die ersten Sekunden der Stille für sich zu haben. Mit viel Ruhe gelang es ihr, ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen, sodass ihre Lunge aufhörte zu schmerzen. Ein kurzer Blick auf die Wanne, die für all ihr Leid zuständig war, ließ sie stöhnen. Langsam und zaghaft drehte sie sich wieder auf den Bauch, sodass sie vorsichtig ihre Finger auf dem Rücken bewegte. Mir der Zunge fuhr sie über ihre aufgeplatzte Lippe. Dieser Arsch von Shikamaru hatte mal wieder seine ganze Aggression an ihr ausgelassen. In letzter Zeit hatte sie sich schon öfters gefragt, ob sie seinen Sandsack Zuhause ersetzte. Doch die Worte, die er seinem Kollegen entgegen brachte, machten sie stolz. Sie würde durchhalten und niemals zum singenden Vögelchen mutieren. Eher sollte man ihr die Kehle aufschlitzen und sie eines qualvollen Todes sterben lassen. Ihre nassen Haare ließen einige Tropfen Wasser über ihr Gesicht Richtung Boden gleiten. Unter ihr hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. Ihre Wange fühlte sich seltsam kalt an, fast schon taub, doch damit konnte Sakura leben. Anders dagegen war es mit ihren Schmerzen am Bein und Arm. Warum konnte man sie nicht losbinden? Die Schmerzen waren schlimmer, als der Luftmangel unter Wasser. Immer wieder musste sie bei der kleinsten Bewegung leise aufstöhnen.
 

„Durchhalten“, flüsterte sie sich selbst zu. Ihre leise raue Stimme hallte an den kahlen Wänden wieder. „Nur noch durchhalten.“

Ihre Situation war hoffnungslos, dessen war Sakura sich bewusst, doch ein einziger Gedanke hielt sie vom Aufgeben ab. Ihr Ziel, ihr Traum, etwas, was sie unbedingt verwirklichen wollte. Etwas, wofür sie kämpfte. Doch in der letzten Nacht, als sie bewegungsunfähig in einer Ecke des Raumes gelegen hatte, war ihr ein weiterer entscheidender Punkt in ihrem Leben klar geworden. Ihre grünen müden Augen starrten auf die Tür, hinter der ihre Peiniger verschwunden waren. Jedoch verschwamm das Bild der Tür vor ihrem geistigen Auge. Stattdessen tauchte ein anderes auf.
 

Das Gesicht des Mannes, den sie liebte.
 

Er sah sie an, etwas hatte sich in seinen Blick gemischt und Sakura konnte nur einen einzigen Augenblick lang, so etwas wie Liebe in seinem Blick definieren. Nur ein einziges Mal war ihr dieser Moment geschenkt worden. Sakura war sich sicher, an dem Tag, an dem sie heirateten, hatte er ihr ein Gefühl, welches sich Liebe nannte, entgegengebracht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass in dieser Stunde, als sie vor dem Geistlichen gestanden hatte, er ihr Hand hielt und sie angesehen hatte, keine wahren Gefühle seinerseits im Spiel gewesen waren. Es war vielleicht wirklich der einzige Moment in ihrem Leben gewesen, in dem sie ihm irgendetwas bedeutet hatte. Die Tatsache erwärmte etwas in ihr. Ein bisschen Kälte verschwand aus ihrem Körper. Zaghaft, fast schon zögernd schlich sich ein schwaches Lächeln über ihre blutigen Lippen. Warum sie sich so über diese kleine Feststellung freute, war Sakura selbst ein Rätsel, doch sie tat es und genoss dieses schwache, aber doch reale Glücksgefühl.
 

~*~
 

Leise Musik erfüllte den Raum und Naruto öffnete die Augen, er war für einige Minuten weggenickt. Der Blonde gähnte leise und starrte an die helle Decke. Das harmonische Klavierspiel entspannte ihn, doch an diesem Abend stimmte es ihn nur traurig. Er wurde melancholisch und konnte sich noch nicht einmal die Gründe erklären. Müde drehte er seinen Kopf nach links und streckte seinen ganzen Körper auf der langen schwarzen Eckcouch aus. Vor dem gigantischen Fenster, von dem man einen weißen verschneiten englischen Garten sehen konnte, stand ein großer prachtvoller Flügel. Seine blauen Augen erfassten die junge schöne Frau, deren Finger anmutig über die schwarz-weißen Tasten des Klaviers huschten. Wie selten waren die Momente geworden, in denen er seiner Freundin beim Musizieren zusehen konnte?

Leise erhob er sich und warf einen Blick auf die große Standuhr. In einer Stunde würde seine Pause vorbei sein und er müsste zur Villa am Waldrand. Fast lautlos schritt er über das Parkett und streckte sich dabei.
 

Hinata sah auf, als sie eine kräftige Hand auf ihrer Schulter spürte und wenige Sekunden später den warmen Atem ihres Liebsten an ihrem Gesicht spürte. Sie hörte auf zu spielen und genoss die zarten Küsse Narutos, die eine Spur an ihrem Hals entlang zogen. Entspannt lehnte sie sich zurück und schloss die Arme um seinen Hals. „Musst du schon gehen?“

„Ja, meine Pause ist gleich vorbei.“

Hinata seufzte und stand auf. Ihm wurde bewusst, dass er sie in letzter Zeit sehr vernachlässigt hatte. Dies musste er unbedingt ändern, jedoch wusste Naruto, dass er in absehbarer Zeit viel zu tun bekommen würde. „Tut mir leid, mein Engel.“

Die Schwarzhaarige lächelte verstehend und schmiegte sich an ihm. Den Kopf auf seiner Brust, atmete sie tief seinen frischen Duft nach Vanille ein. „Naruto“, bemerkte sie belustigt. „Hast du schon wieder mein Shampoo benutzt?“

Seine zögerliche Antwort verriet ihn. „Ähm… kann sein. Weißt du, in unserem Bad stehen so viele verschiedene Flaschen und dieses hübsche, formvolle, gelbe Flächen sieht jedes Mal aufs neue so verlockend aus.“
 

Sie kicherte über seine Worte und löste sich von ihm. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Na schön, ich werde demnächst einfach zwei Flaschen davon kaufen, damit du weiter riechst wie ein Kuchen.“

„Ich dufte nicht wie ein Kuchen!“, empörte sich Naruto gespielt ernst. „Außerdem ist Vanille ja immer noch akzeptabler als Erdbeere. Ein Mann, der nach Erdbeere riecht, ist schließlich nicht männlich!“

„Ach Naruto!“ Hinata wunderte sich manchmal selbst über den Verlauf ihrer Diskussionen. „Aber Erdbeeren sind doch so unglaublich sexy.“ Der Blonde blieb auf dem Weg in den Flur stehen. Seine Hand erstarrte mitten in seiner Bewegung, als er seine schwarze Jacke vom Harken nehmen wollte. „Erdbeeren sind sexy?“ Misstrauisch hob er eine Augenbraue. „Jetzt wirklich?“

Hinata verdrehte hilflos die Augen. „Natürlich, oder findest du nicht?“

Irritiert schüttelte der Uzumaki den Kopf. „Äpfel und Bananen okay, aber…“, er runzelte die Stirn. Was wollte er jetzt eigentlich genau damit sagen?
 

„Wann kommst du wieder nach Hause?“, unterbrach seine Freundin ihn und band einen schwarzen schlichten Schal um seinen Hals. Es war, als wollte sie den Abschied etwas hinauszögern. Naruto stöhnte. „Nicht so bald, wahrscheinlich erst Ende nächster Woche. Weißt du, Sasuke scheint im Moment wirklich in Arbeitslaune zu sein. Tja, dabei scheint er vergessen zu haben, dass ich von Natur aus eher faul bin.“

„Ist das nicht Shikamarus Job, das faul sein, meine ich?“

„Eigentlich ja, aber wie gesagt, das kleine Wörtchen Eigentlich stört in meinem Satzbau und-!“

„Naruto“, säuselte Hinata leise und drückte den Knoten seines Schals ein wenig enger.

„Habe schon verstanden, Madame“, witzelte er und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, dann drückte er sich an ihr vorbei und griff zur Türklinke. „Also, wir telefonieren, ja, Schatz? Und ehe du dich versiehst, bin ich auch schon wieder da, um dich zu ärgern.“ Er wollte gerade nach draußen treten, als ihn etwas inne halten ließ. Der Gesichtsausdruck seiner Freundin sagte ihm, dass es etwas gab, was er wissen sollte. Sofort wurde er ernst und drehte sich ihr zu, seine ganze Aufmerksamkeit gehörte nun ihr. Die Hyuuga verknotete ihre Finger miteinander, sie schien unsicher und suchte nach den richtigen Worten. Naruto sah ihr ins Gesicht und bemerkte, dass sie ihm auswich. „Hinata, was ist los?“ Seine Worte klangen kalt und erschreckten ihn selbst. Seine Freundin starrte weiterhin zu Boden. „I-Ich weiß n-nicht wie i-ich es d-dir sagen soll, aber…“
 

„Bist du fremdgegangen?“ Naruto sprach seine schlimmsten Befürchtungen aus. „Oder gibt es jemand anderen in deinem Leben und du weißt nicht, wie du es mir begreiflich machen sollst?“ Es überraschte ihn, dass die Tatsache, seine große Liebe könnte sich für jemand anderen entschieden haben, ihn schmerzte, aber er immer noch einzig und alleine an ihr Glück dachte. Wenn sie sich von ihm lösen würde, dann stände ihr ein Leben zur Verfügung, das sie glücklich machen würde, denn an seiner Seite würde sie es gewiss nicht immer sein. Oft war er wochenlang nicht da, kaum einer wusste, wo er sich befand und sie hatte ständig Angst um ihn. All dies nur wegen seinem Job. Einen Job, den er nicht aufgeben konnte. Niemand konnte ihn von diesen Pflichten lösen, denn er hatte sich dem Uchiha-Clan verschrieben, bis in den Tod. Er sah kurz an die Decke und sprach gefasst: „Wenn du mich nicht mehr liebst, dann sag es mir, Hinata.“
 

Die Schwarzhaarige biss sich leicht auf die Unterlippe, etwas in ihr wog schwer, denn es fiel ihr nicht leicht, ihrem Gegenüber dies zu offenbaren. Nur mit viel Überwindung sah sie auf und blickte in Narutos tiefe blaue Augen. „Ich weiß, dass ich dich niemals vor die Wahl stellen darf. Der Uchiha-Clan oder ich… dein Herz würde sich für mich entscheiden, aber dein Selbst für den Clan.“ Ihre Stimme war leise, aber fest genug, um den Uzumaki begreiflich zu machen, wie lange sie über ihr Anliegen nachgedacht hatte. „Aber das ist nicht der Punkt.“ Sie griff nach Narutos Hand, als müsste sie sich an ihm festhalten. „Ich möchte dich um etwas bitten.“

„Nur zu.“
 

„Bitte sprich mit Sasuke darüber, ob er… ob er dich… nicht…“, sie stockte und der Blonde beugte sich zu ihr runter. „Was soll er, Hinata, was ist los?“

„Ich möchte, dass du ihn darum bittest, dass er dich in nächster Zeit weniger in Anspruch nimmt und die gefährlichen Aufträge Gaara oder Shikamaru überlässt.“

Er lachte leise, wenn das alles war, was ihr auf dem Herzen lag, dann war er beruhigt. Natürlich konnte er seinen Boss fragen, ob er den Wunsch seiner Freundin berücksichtigen könnte. Allerdings kannte er Sasuke gut genug, dass dieser es ablehnen würde, schließlich gab es keine ernsthafte Begründung für eine vorläufige Einschränkung seiner Arbeit.

„Naruto…“, Hinata schluckte angespannt. „I-Ich… bin schwanger… von d-dir.“

Der Körper des Uzumakis versteifte sich, jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht und er starrte sie einen Augenblick lang fassungslos an. Hinata spürte seine Fassungslosigkeit und ging einen Schritt zurück. Ihre Hände griffen in ihren schwarzen Rock. „Natürlich bin ich mir bewusst, d-dass wir niemals, dass du und ich… dass alles ein wenig…“
 

Naruto atmete tief ein und aus. Er rankte nach Fassung. „In der wievielten Woche bist du?“

„I-In der elften“, flüsterte die Hyuuga ohne den Blick von ihm zu nehmen. Er nickte verstehend und sprach: „Du hast nicht vor, es abzutreiben, richtig?“

Schockiert von diesen Gedanken schüttelte sie heftig den Kopf. „Nein, niemals!“ Seine Reaktion verunsicherte sie. „Naruto, ich werde dich nicht zwingen, denselben Weg einzuschlagen wie ich, aber ich wollte dir die Wahrheit nicht vorenthalten.“

„Du würdest also um das Kind zu schützen aus meinem Leben verschwinden?“

„Ja!“ Ihre Entschlossenheit beeindruckte Naruto und er lächelte. Mit einem Schritt stand er erneut vor ihr und griff nach ihren Händen. Zärtlich hauchte er Küsse auf ihre Handflächen, ehe er ihr in die Augen sah und sich zu ihr runter beugte. Nur ein paar Zentimeter trennten seine Lippen von ihren.
 

„Dann tut es mir leid, dass ich nicht aus deinem Leben verschwinden kann, sondern bei dir bleiben werde.“
 

~*~
 

Gaara legte den Kopf in den Nacken und sah nach rechts zu seinem Kollegen. Beide saßen sie auf der gigantischen Treppe in der Empfangshalle. „Das ist ein Witz oder?“ Der Sabakuno zog kräftig an seiner Zigarette und grinste. Jedoch schienen die beiden Männer vor ihm das anders zu sehen.

„Nein“, erklärte Pain bestimmt und warf Gaara einen verabscheuten Blick zu. Der Geier zog seine dunkelgrauen Lederhandschuhe aus und neben ihm ließ Juugo eine schwere Tasche fallen. „Nach meinen Informationen wünscht Mr. Uchiha, dass wir uns um die Verräterin kümmern.“

Shikamaru blies den Rauch aus und lehnte sich zurück. „Ach ja? Und wieso hat er uns noch nicht darüber informiert? Soweit ich weiß, stehen die Henker direkt unter ihm und nicht die Geier.“ Der Schwarzhaarige liebte es, Pain damit zu triezen, dass man seine Gang vom Thron gestoßen hatte.
 

Einst hatte es zwischen den Henkern und Geiern eine ständige Konkurrenz gegeben, zwar standen die Henker an erster Stelle, doch ihre Positionen waren nicht gesichert. Zwar waren beide Gruppen Dreierpacks, aber einer pendelte zwischen beiden hin und her. Je nachdem, wer die sauberste Arbeit bei den Geiern ablieferte, stieg einen Rang höher, anders herum bei den Henkern. Der mit der schwächsten Quote bei den Henkern stieg ab. Doch seit Gaara dazu gestoßen war und nach einer heftigen und tödlichen Auseinandersetzung Suigetsu das Licht ausgeknipst hatte, war dieses System zerstört worden. Nur zu gut erinnerte sich Shikamaru an die Worte seines Chefs, als dieser von den Machtkämpfen unter seinen eigenen Leuten erfahren hatte.
 

»Löst das Problem schnell und sauber. Wie, das ist euch überlassen. «
 

Danach hatte er nie wieder ein Wort darüber verloren und Gaara willkommen geheißen.

„Man könnte fast den Eindruck bekommen, du hättest die Schlampe in dein nicht vorhandenes Herz geschlossen“, höhnte Pain grinsend, woraufhin Shikamaru nur mit den Augen rollte. Er hasste diese Anspielungen. In seinem Leben hatte er sich nur zwei Mal dazu herabgelassen ein Opfer für seine Geilheit zu benutzen, doch damals war er gerade neu bei den Geiern gewesen und somit grün hinter den Ohren. „Willst du Stress, Alter?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Drohung, doch sie zeigte Wirkung. Beide Seiten griffen automatisch zu ihren Waffen.
 

„Ho! Lasst eure Knarren stecken! Sofort!“
 

Narutos klare Stimme ließ alle vier innehalten. Sofort hatte er die Situation, die zu eskalieren drohte, unter Kontrolle. Beide Seiten waren sich bewusst, dass der Uzumaki den wohl größten Einfluss bei ihrem Boss besaß. „Ich glaube nicht, dass Mr. Uchiha begeistert davon wäre, wenn ich ihm berichten müsste, dass er seine Leute sich mittlerweile untereinander abknallen, statt ihre eigentliche Arbeit zu verrichten.“ Der Klang seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Er seufzte tief und strich sich durch das blonde, abstehende Haar, dann wandte er sich an seine Kollegen. „Tut mir leid, meine Pause hat ein wenig länger gedauert, sonst hätte ich euch davon unterrichtet, dass Mr. Uchiha möchte, dass die Geier unsere Arbeit übernehmen. Für uns gibt es da draußen genug Arbeit.“

Pain grinste selbstgefällig und Shikamaru zeigte ihm den Mittelfinger. Wie sehr Naruto dieses kindische Verhalten hasste, außerdem wäre es Gaaras Aufgabe gewesen, dem Älteren zu zeigen, dass er über ihm stand. Doch der Rothaarige besaß genug Gelassenheit, um nicht auf Anspielungen anzuspringen.
 

„Zieht Leine, ihr habt gehört, was Big Boss gesagt hat“, brummte Juugo und hob die Tasche erneut auf. Jedoch hielt Naruto sie ab. „Gleich. Ich muss vorher noch zu ihr.“

Die beiden Geier verdrehten die Augen. „Dann mach hinne, wir wollen noch heute anfangen.“

Der Blonde wollte sich nicht hetzten lassen. „Bleib locker.“ Er stutzte. „Wo ist Karin?“

„Wo wohl“, grinste Pain und zog einen Joint aus seiner grauen Jackentasche. Naruto verstand und drehte sich ohne ein weiteres Wort um, um die Agentin in ihrem Bunker zu besuchen. Wie in Trance schritt er die Treppe zum Keller runter und schlug dabei einmal mit der Faust gegen die Wand. „Bleib ruhig, verdammt! Was kümmert dich das Schicksal einer Agentin?“, flüsterte er leise vor sich hin. Er hatte schon viele Menschen sterben sehen und bis jetzt war es ihm nicht nahe gegangen. Auch als er den Tod von Sasukes damaligen Verlobten mitgeplant hatte, so war es an ihm abgeprallt. Doch jetzt… er mochte Sakura. Sie hatte einen Wandel im Leben seines Chefs bewirkt und ihm gut getan. Die Tatsache, dass sie eine Agentin war und somit ihren eigenen Ehemann kaltblütig hintergangen hatte, erschreckte ihn. Er wusste einfach nicht, was er nun von ihr halten sollte, denn egal, was Gaara und Shikamaru versucht hatten, die junge Frau war so emotionslos wie eine Puppe geworden.
 

Ein letztes Mal wollte er sie sehen. Mit ihr sprechen und ihr etwas anvertrauen. Denn dann würde sie sterben. Die Geier waren zuverlässig und würden sich nicht lange aufhalten lassen. Mit flinken Fingern gab Naruto den Code ein und betrat den hellen Kellerraum. Ein kurzer Blick nach rechts genügte und er wusste, in welcher Verfassung sich die Gefangene befand. Sakura regte sich kaum und sprach leise: „Naruto, schön Sie zu sehen.“ Ihre gespielte gute Laune ließ ihn grinsen. Vor ihr kam er zum Halt und beugte sich zu ihr runter. Mit einem kräftigen Ruck riss er die Schnur, die ihre Handgelenke gefesselt hielt, durch. Im ersten Moment stöhnte Sakura befreiend auf und ließ sich von dem blonden Henker helfen, sich aufzusetzen. Ein Stich von tausend Nadeln schoss durch ihren Körper und Naruto konnte mit Sicherheit einschätzen, dass in diesem Moment keinerlei Gefahr von ihr ausging. „Sie sehen gut aus, wenn ich das bemerken darf.“ Die Antwort, welche sie ihm gab, war die Spucke im seinem Gesicht. „Danke, versuche in Form zu bleiben.“
 

„Nett, wie du dich für deine freien Arme bedankst.“ Er sah auf ihre Hände, die wie Bleiklumpen in ihrem Schoß lagen. Anhand ihrer ungleichmäßigen und flachen Atemzüge erkannte er, dass es ihr körperlich gesehen schlecht gehen musste. Jedoch ließ sie sich nichts anmerken. „Ich bin hier um… mich zu verabschieden.“

Sakuras Körper verkrampfte sich, doch gleichzeitig erleichterte sie die Gewissheit, von dem, was gleich kommen würde. Bis zuletzt hatte sie gekämpft und geglaubt, sie komme hier irgendwie raus, doch Narutos Worte bewiesen ihr etwas anderes. Etwas, was sie bis jetzt nicht wahrhaben wollte. „Wissen Sie, Sakura, ich konnte Sie immer gut leiden und die Tatsache, dass Sie eigentlich wollten, dass ich im Knast lande, konnte nicht die Sympathien, die ich für Sie empfinde, zerstören.“ Er grinste, wenn auch kalt und zynisch. „Dass Sasuke Sie nun aus dem Weg räumen lässt, damit haben Sie sicherlich bereits gerechnet.“

Langsam formte Sakura ihre Hände vorsichtig zu Fäusten, ihr Herz schlug automatisch schneller. Kurz schloss sie die Augen. Er wollte sie tot sehen, der Mann den sie liebte, den sie aus Liebe geheiratet hatte.
 

Sakura versuchte sich den einzigen Augenblick in Erinnerung zu rufen, wo er ihr einen Blick mit Gefühlen entgegen gebracht hatte, wo sie geglaubt hatte, dass er sie so liebte, wie sie ihn. Dem war nicht so, nein. Es war nie so gewesen und eigentlich war es für sie keine Überraschung. Aber es bereitete ihr trotzdem Schmerzen, die Wahrheit zu akzeptieren.

„Verstehe. Und ich nehme mal an, dass dort draußen meine Mörder warten.“

Naruto nickte und bemerkte wieder einmal, was für eine große Charakterstärke Sakura besaß. Sie flehte nicht, sie wurde nicht hysterisch, sondern lehnte sich einfach nur entspannt zurück, um tief durchzuatmen. „Tja so sieht’s aus.“ Er griff in seine Jackentasche und kramte nach Zigaretten, dabei bot er ihr eine an, die sie dankend ablehnte.

„Naruto?“

Er nickte, was sie zum Weitersprechen animierte.

„Wo ist Sasuke jetzt?“

Er stutzte, wieso interessierte sie das jetzt? Ihr Leben war jeden Moment vorbei und sie wollte wissen, was der Mann, der ihren Tod in Auftrag gegeben hatte, machte. Er seufzte tief und gestand: „Wahrscheinlich hat er gerade seinen Spaß mit Karin. Die Edelhure macht gerne für ihn die Beine breit, wenn sie nicht gerade einige Geschäftspartner manipulieren muss.“ Er lachte, doch das Lachen blieb ihn ihm Hals stecken, als er auf die Frau vor sich sah.
 

Ohne dass Sakura sich im Griff gehabt hatte, bemerkte sie einen salzigen Geschmack auf ihren Lippen. Unaufhaltsam lief ihr eine Träne nach der nächsten über die Wange. Wie von selbst fuhren ihre zitternden Hände zu Narutos Jacke und hielten sich an ihr fest. Verwirrt griff er zu ihren Unterarmen und sah sie mit gerunzelter Stirn an. Und dann wurde ihm klar, was nun passieren würde, denn er hatte ihre Schwäche gefunden. Eine Schwäche, die auf ihrer Seite verboten war, eine Schwäche, auf die er niemals von alleine gekommen wäre.

Sakura raste nur ein Gedanke durch den Kopf. Der Mann, den sie liebte, hatte in weniger als zwei Wochen einen Ersatz für sie gefunden. Etwas in ihr war gerissen und in tausend Teile zersprungen. Sie öffnete ihren Mund und verlieh ihren inneren Schmerz zum ersten Mal seit der Gefangennahme Ausdruck.
 

Sie schrie.
 


 

Liebe fängt mit einem Lächeln an, sie lebt mit Küssen und stirbt mit Tränen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (37)
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Von:  lilaliebe
2010-07-07T20:08:54+00:00 07.07.2010 22:08
ein wort einfach nur fantastisch !!!

lg KIm
Von:  la_estrella
2009-04-25T07:28:45+00:00 25.04.2009 09:28
Oh Mann….Oh Mann….
ein schrecklich – sau gut geschriebenes Kapitel. Du bist wirklich eine begnadete Autorin. Mir hat es fasst das Herz zerrissen, dass Sakura iwie keine Möglichkeit genutzt hat,
um Sasuke zu sagen, dass sie ihn doch lieb! Oh Mann Drama Drama und ich hab jetzt auch keine Zeit hier noch iwas sinnloses und lobendes ( ^^ ) zu schreiben und lese mal lieber weiter!

Dahlie, wirklich gut!

Von:  Blanche-Neige
2009-01-24T21:15:46+00:00 24.01.2009 22:15
oh gott wie traurig
oh man ich glaub einfach immer noch nicht dass gaara ino getötet hat
und ich hoff jetzt einfach mal, dass naruto saku rettet
ich wette er hat sie liebr als er zugene will
und sasuke der arsch
okay saku hat ihn auch hintergangen aber trotzdem
naja ich les mal weitaaaaa....
lg
Von: abgemeldet
2009-01-16T23:13:52+00:00 17.01.2009 00:13
wow der hamma!!!
wie kann sasuke nur, wie kann er nus so handeln??!!!!
das is einfach nur traurig, aba es is schön dass hinata schwanger is *_*

dass sie diese stärke hat, is unglaublich, noch so scherze zu machen...
aba des muss ziemlich weh getan habn, als sakura das von naruto erfahren hat!! :(

naja ich les mal weiter...



Von:  Sans
2009-01-15T15:30:40+00:00 15.01.2009 16:30
okay...
also deine geschichte ist echt der hammer
wirklich so was geniales hab ich noch nie gelesen man wird fast neidisch auf deine schreib künste

erst mal find ich klasse wie du die gefühle der einzelenen personen beschreibst und rüberbringst, das find ich mahst du sooooooooooooooo toll, man kann sich dadurch voll gut in die leute (also SAkura im größten teil) hineinversetzen

ganz toll find ich (auch wenns sich die das vllt komisch anhört) das shino und ino *schnupf* gestorben sind, was der ganzen geschichte etwas realistischeres gibt, weil sie nicht aus i.einen komischen zufall gerettet wurden sind

dann fand ich die ganze geschichte um shinos tod, die sache mit seiner verlobten kin, die briefe die er an sakura gegeben hat, überhaupt toll, das war einer der momente wo ich heulend vorm pc saß (meiner mutter kam rein und hat sonst was gedacht-.-)

nächster punkt...die geschichte allgemein, wirkt sehr gut durchdacht und man kann einzelne handlungen der personen nachvollziehen, nicht ist i.wie unlogisch

gespannt bin ich jetzt wie du vorhast weiterzumachn...erfährt sasuke das sakura in wirklich liebt und das er selbst ihre einzige "Schwäche" ist?stirbt sakura?wird sie gerettet? das sin zurzeit alles fragen die mir so durch den kopf gehen und von da nicht mehr raus^^

sou....ich glaube...mehr fällt mir grad nicht ein...bin schon gespannt aufs nächste kappi...
ggglg sans

Von:  yume-ko
2009-01-10T12:04:08+00:00 10.01.2009 13:04
also diese FF verschlägt mir die sprache <3

obwohl es echt ein schwieriges thema ist, finde ich nicht, dass, wie bei vielen von diesen fbi/polizei FFs, abläufe irgendwie unlogisch oder zusammenhänge völlig sinnfrei dargestellt sind
die geschichte ist einfach rundum toll durchdacht und fesselnd
es gibt soviele episoden die ich toll fand, dass ich die hier alle gar nicht aufzählen kann (das wäre dann ja fast eine nacherzählung deiner ff x) )
auf jedenfall hast du es geschafft die spannung bis zum schluss immer ein wenig zu steigern und mich von einer gefühlsregung in die nächste zu stoßen... (saß abwechselnd lächelnd, heulend oder mit der fasut auf den tisch stoßend vor meinem ps C: und ich hab kaum noch fingernägel xD)
aber verdammt, ich find das so schrecklich was ino passier ist, ich könnt schon wieder heulen und ich weigere mich zu akzeptieren, dass das wahr ist v3v *buh*
sie hat sich sosehr nach liebe gesehnt und dann stirbt sie einsam in einem loch unter der erde?! das ist unfair und ungemein grausam *schnief*
jetzt bin ich zumindest tierisch gespannt, was naruto unternehmen wird, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er, nachdem er über sakuras gefühle bescheid weiß, sie einfach sterben lässt...
und sasuke ist super dargestellt, ich finde nicht, dass er ooc ist, denn wie du sagtest, steht im manga nichts davon, wie er sich verhalten würde, wäre er wirklich verliebt
er muss sich schrecklich fühlen, jetzt wo er denkt zu wissen, dass sakura ihn nur hintergangen hätte

ich bete einfach mal dafür, dass naruto das irgendwie hinbiegt *bet*
und ich bete, dass "lange" gar nicht sooo- lange ist *betbet*

glg
yume-ko
Von:  Rebell
2009-01-08T14:30:50+00:00 08.01.2009 15:30
Hey^^

Eigentlich hatte ich vor, dir vor diesem Kapitel auch ein Kommi zu hinterlassen, aber wegen deiner Schnelligkeit und meinem Anhang, meine kommis nach hundert Jahren zu verfassen, hab ich erneut das Kapitel verpasst gehabtx____X Natürlich habe ich nichts gegen deine Schnelligkeit und findees natürlich fabelhaft, genau WEIL du so schnell bist!

Nun ja*hüstel* Kommen wir zum wichtigsten Part des Kommis:3
Mir haben, alle Kapitel, auch die Kapitel die ohne durch mein Kommi durchgerutscht sind, sehr gut gefallen. DAS musste mal gesagt werde*knurrr* Außerdem finde ich das die Gefühle, genau so wie du im Moment ausdrückst, fabelhaft sind! Die Gefühle sind genau richtig definiert, da wenn der Schwerpunt bei deiner FF Gefühle wären, alle Kappis doch länger als 1oooo Wörter wären-.-“ Ich mag es aber, wie du dich ausdrückst;] Die Handlung will ich auch wieder mal in den Vordergrund meines Kommis stellen!!! Ich finde die einfach nur ungeahnt geil, da ich NIE vorausahnen kann, WAS genau in deiner Story passieren könnte! Aber eins will ich noch sagen…oder zwei Dinge*hust*. Ich wusste irwie von Anfang an, dass Narutos Vater eine große Rolle in der FF spielen würde, also eher nebensächlich! Und im Kapitel “Roter Schnee“, hat mich der Part, indem Sasuke von Sakura irwie geschlagen wird, an Mrs&Ms Smith erinnert Ich weis, total unlogisch, aber so bin ich eben:]

Ich bin wirklich auf das nächste Chap gespannt und mir hat der Schrei am Ende von Sakura, Gänsehaut auf meinem Leib verursacht O.o

Schokonase

Von:  Leine
2009-01-07T19:36:51+00:00 07.01.2009 20:36
Dada-chan
Ich bin im Schockzustand...
Aber erstmal muss ich vornerein sagen, es tut mir leid was ich nun schreibe ich habe max. 3 h Schlaf, da ich die Nacht durchmachen musste, weil ich vom Urlaub zurückkam.

Dada-Chan du bist der oberhammer! (ich beziehe das Kommentar nun auf den Teil den ich noch nicht gelesen hab, sind glaub 2 Kapitl gewesen)
Also wirklich, was mich stark beeindruckt hat war, dass Sakura etwas tat.
Sie spielte keine heile Welt, sondern schlägt als Begrüßung Sasukes Kopf gegen die Motorhaube! XD Als ich das laß, saß - eher lag - ich vor dem Laptop mit erstaunt aufgerissenen Augen und aufgeklappten Mund! xD
Aber die Beschreibung von Sakuras Fluchtversuch o.o wow!
Mein Respekt hast du! XD (zwar schonlänger aber nun erst recht!)
Die REaktion von Sasuke... aua...
Er schoss auf sie, schlug mit nem Baseballschläger (war es der der mit den Unterschriften von Sakura XD?) auf den Glastisch, lebt wieder sein "altes" Leben, ist so wütend, dass er Sakura töten lassen will und vögelt dann seelenruhig die nächste! Was für ein spitzen Ehemann!
Ich fand es nur so krass als sie anfing zu weinen, ...
Sie besaß so eine Ruhe und eine Stärke, gutes Beispiel als sie die Todesdaten ihrer Liebsten aufzählte, sie war so cool down, so unknackbar und dann weint und schreit sie, weil ihr Ehemann schon die Nächste für ihren Posten gefunden hat. Das traf mich. Da habich etwas im Herzen gespürt, einen Schmerz. Man konnte mitfühlen und das zeichnet dich als gute Autorin aus :3

MAch weiter so!
Hab dich lieb.
Das Leine x3
Von: abgemeldet
2009-01-06T22:38:19+00:00 06.01.2009 23:38
Ich bin echt gespannt, wie diese Geschichte enden wird.
Ich kann mir wirklich nichts vorstellen.
Bin schon gespannt^^
Ansonsten ein wirklich tolles Kapitel, wie bereits erwähnt wurde, steigerst du dich echt zusehends :D
Von:  Karo-chan92
2009-01-06T19:09:36+00:00 06.01.2009 20:09
ich weiß nicht was ich sagen soll,ich musste echt
weinen,ich hoffe das es schnell weiter geht
und mach weiter so,

lg <Karo>


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