Hoffnung
Ich stand zwischen zwei Abgründen, auf einem schmalen Grat. Verzweifelt versuchte ich mit den Armen rudernd das Gleichgewicht zu behalten.
Vor mir sah ich die Flammen emporschlagen, gierig, wie eine gereizte Raubtierhorde, die sich ihres Fressens bereits sicher ist. Hitze schlug mir entgegen, erschwerte meinen Lugen das Atmen. Ich fühlte wie meine Lippen langsam vertrockneten, meine Augen schmerzten, sehnten sich nach Feuchtigkeit, doch ich wagte nicht zu blinzeln. Ein Moment der Unaufmerksamkeit könnte mich mein Leben kosten. Ich wollte bis zum letzten Atemzug um mein Leben kämpfen. Auch wenn ich bereits in diesem Moment wusste, dass aller Kampf vergebens sein würde.
Hinter mir prallten wellen an den festen Stein. Mit solcher Wucht schmetterten sie sich gegen ihn, das der Grat unter meinen Füßen bebte und ich Mühe hatte, nicht zu fallen. Ohne Rücksicht auf eigene Verluste zerschellten sie an dem Gestein, welches ihnen Schlag auf Schlag standhielt. Der Zorn eines grenzenlosen Ozeans... zu zornig, als das ich einen Fall in ihn überleben könnte. Ich wollte bis zum letzten Atemzug um mein Leben kämpfen. Auch wenn ich bereits in diesem Moment wusste, dass aller Kampf vergebens sein würde.
So schritt ich weiter den schmalen Pfad entlang, endlich den Gipfel zu erreichen.
Was war das?
Der Gipfel war nah, der Grat näherte sich langsam seinem Ende und ich konnte es bereits zu meiner linken erkennen.
Glück füllte meinen Körper. Der Kampf war nicht vergebens gewesen! Ich hatte geirrt!
Doch als die Hoffnung mich übermannte, so war es meine Aufmerksamkeit die darunter litt.
Ein einziger falscher Tritt.
Der Fuß rutschte ab.
Ich stürzte in die Flammen.
Ich spürte wie das Feuer meine Haut verbrannte, meine Augen sich unter der enormen Hitze zusammenzogen und meine Haare verendeten.
Der Kampf war vergebens gewesen. Ich hatte verloren.
Die Hoffnung brachte mich ums Leben.
