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Bitter-Süß

Retro 1~
von

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Beweise

Ein leichter, kühler Wind wehte durch meine Haare und den, hier, etwas hochgewachsenen Rasen. Trotz allem wärmte die Sonne recht gut. Die Luft war klar und angenehm. Eigentlich hätte ich dieses Wetter an diesem Ort bestimmt genossen, doch unter diesen Umständen war das leider nicht möglich.

Denn so verkrampft wie ich der Dinge, die dort kommen sollten, harrte, konnte ich mich unmöglich entspannen. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Traum und wusste noch nicht wie er enden sollte.

Was sollte ich sagen? Verletzen wollte ich ihn auf keinen Fall, doch das, was er mir sagte war bestimmt gelogen. Wer sollte jemanden leiden können, der sich selbst nicht leiden konnte. Wer sollte jemanden lieben, der sich selbst nicht lieben konnte?
 

Der Rasen, auf dem ich saß, duftete ein bisschen, durch die starke Luftfeuchtigkeit. Und obwohl Kei schräg neben mir saß, konnte ich ihn nicht ansehen. Deshalb drehte ich den Kopf auch verlegen zur anderen Seite. Das hatte zwei Gründe.

Erstens, dass ich durch sein Verhalten verlegen und rot wurde, und zweitens, dass ich nicht unbedingt wissen wollte was er für einen Gesichtsausdruck hatte. Allerdings schwiegen wir nun schon über zwei Minuten und ich wusste, das es nicht mehr lange dauern konnte, bis einer von uns etwas sagen musste, wenn die Situation nicht noch schlimmer werden sollte, als sie sowieso schon war.

Und ich wusste, das ich nicht die erste sein würde die etwas sagen würde.
 

„So! Jetzt ist es also endlich raus. Aber bist du tatsächlich so naiv das du nicht bemerkt hast, was mit mir los ist?“

Ich schüttelte den Kopf. Als mir auffiel dass das eine Antwort war die man sowohl als das eine als auch das andere werten konnte fügte ich hinzu: „Nein, ich habe überhaupt nichts mitbekommen.“

„Na ja, was soll man machen? Irgendwie liebe ich selbst diese Naivität an dir..... Und wie geht es jetzt weiter?“

Oh Gott, was sollte ich jetzt tun? Er wollte, dass ich mich für etwas entschied, dass alles zwischen uns veränderte. Was war nun wohl das Beste, das ich antworten konnte?

Und da ich keinen klaren Gedanken fassen konnte, entschied ich mich zum ersten mal seit Jahren dazu, einfach das zu sagen was mir gerade in den Sinn kam, was direkt von meinem Herzen kam, ohne vorher meine Möglichkeiten auszuwerten und auszukalkulieren welches wohl die beste wäre.

„Okay... erst mal: ich kann dir das beim besten Willen nicht glauben. Wie kann man jemanden lieben, der sich selbst so sehr hasst, dass er manchmal seine eigene Existenz auslöschen würde. Versteh das jetzt nicht falsch. Natürlich denke ich auch nicht das du mich anlügst... ach, eigentlich weiß ich gar nicht was ich denken soll. Und dann ist da auch noch Mikako...“
 

Nun sah ich ihn zum ersten Mal ins Gesicht. Er sah aus als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. Diese Seite von ihm war mir völlig fremd. Dieser Junge der von jedem wegen seiner Coolness und seinem ruhigen, starken auftreten respektiert wird, sollte doch jetzt nicht weinen wie ein kleiner Junge. Sollten seine Gefühle tatsächlich echt sein?
 

„Das heißt, du gibst mir einen Korb und verlangst das ich dich mal eben so mir nichts dir nichts vergessen soll und mich stattdessen mit deiner Freundin vergnügen soll, nur weil sie gut aussieht und etwas in mich verknallt ist, genauso wie all die anderen oberflächlichen Schnepfen dieser Schule? Meinst du echt ich bin genauso wie die? Ein oberflächliches, leicht beeinflussbares Etwas, dass nicht fähig ist etwas Wahres für jemanden zu fühlen und das nach zwei Stunden seine Gefühle schon mal wieder vergessen hat? Wenn du mich tatsächlich für so jemanden hältst, dann weiß ich nicht wie ich dir jemals wieder unter die Augen treten kann.“
 

Ich weiß nicht genau woran es lag, oder was es war, doch etwas an dem was er sagte und wie er es sagte berührte mich so tief, dass ich auf einmal ein seltsames Gefühl spürte. Es kribbelte und mir wurde übel. Und plötzlich hatte ich die Meinung, dass ich ihm schon mehr von mir preisgeben sollte, bevor ich ihm tatsächlich einen Korb geben musste.
 

„Nein, glaub mir das ist es nicht, wirklich, ich könnte so etwas nie von dir denken. Aber weißt du...“ ich merkte wie ich zunehmend verletzter und verletzbarer wurde, genauso wie wütend und traurig.

„Weißt du ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand auch nur irgendwas für mich fühlen kann. Das musste ich schon als kleines Kind feststellen, als meine Mutter uns einfach sitzen gelassen hatte, und mein Vater dann die Flasche mir vorgezogen hatte. Irgendwann stellte ich dann auch noch fest, dass meine Freunde mich allesamt betrogen und belogen und hielt es dann vor einem Jahr, an meinem 16. Geburtstag, nicht mehr aus. Daraufhin bin ich alleine in diese Stadt gezogen. Seit dem versuche ich mich irgendwie alleine mit dem durchzuschlagen was mein Vater und meine Großeltern mir monatlich schicken, was aber ab und zu hinten und vorne nicht reicht, weshalb ich ab und zu auch noch neben der Schule her jobben muss.

Versteh doch, wie soll ich Liebe empfinden können, wenn ich nie gelernt habe, was Liebe ist.“
 

Das daraufhin erst mal ein langes Schweigen herrschte war mir durchaus klar. Das was ich ihm hier gerade gesagt hatte, wusste niemand außer den Lehrern an dieser Schule. Das war sowieso das erste Mal das ich mich auf dieses schmerzhafte Thema einließ, mich öffnete.

Als ich ihn nun ein zweites Mal ansah, nahm er mich behutsam in den Arm: „Du musst sehr einsam gewesen sein. Doch ich kann das ändern, wenn du mich nur lässt.“

Er ließ mich los und fuhr fort: „Glaub mir, natürlich ist mir klar das ich das Ausmaß deiner Schmerzen nicht nachvollziehen kann, da ich so etwas noch nie erlebt habe, doch kann ich mir in etwa vorstellen wie das ist, denn in gewisser Weiße geht es mir nun ähnlich, wo mich der Mensch verlassen will, den ich am meisten von allen liebe. Darum bitte ich dich noch einmal mehr. Gib mir eine Chance.“
 

Nun war ich an einem Punkt angekommen an dem ich nicht ablehnen konnte, entweder weil ich merkte wie er litt, oder vielleicht, weil ich in meinem tiefsten Unterbewusstsein, auch nicht wollte.

Nach kurzem Überlegen kam mir dann ein Einfall, der mir rettend erschien.

„Gut. Ich glaube ich habe da eine Idee die uns beiden weiterhelfen könnte. Wenn du mir beweisen kannst das du mich aus ganzem Herzen und bedingungslos liebst, werde ich mit dir gehen, denn wenn ich tatsächlich durch dich das Gefühl geliebt zu werden kennen lernen sollte, werde ich dir bestimmt nicht mehr widerstehen können. Denn ich habe nie gelernt wie es ist geliebt zu werden, deshalb konnte ich auch nie sagen, dass ich fähig war, jemanden zu lieben. Doch wenn du es mir tatsächlich beibringst, bist du bestimmt die einzige Person, für die ich das empfinden werde, da du jetzt schon die mir am nächsten stehende Person bist.“
 

Nun lachte er wieder so, wie er es immer tat, und plötzlich stand der 18 jährige Kei, den ich nun schon so gut kannte, und doch so gut wie nicht kannte, vor mir.

„Wenn das wirklich so ist, dann werde ich mein bestes geben, denn der Zustand in dem ich jetzt gerade bin bringt mich sonst noch um den Verstand, oder vielleicht noch um.“
 

Somit hatte ich etwas ausgemacht, von dem ich selbst nicht wusste weshalb ich es getan hatte. Hätte ich ihm einfach gesagt, dass ich kein Interesse an ihm hatte, hätte ich einfach meine Ruhe und mein normales Schulleben, nur eben ohne Kei, gehabt. So könnte sich vieles ändern, und außerdem musste ich Mikako davon erzählen. Aber als ich ihn ansah, konnte ich einfach nicht mehr anders reagieren als ich es getan hatte. Was war nur los mit mir? Was nur?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-04-03T18:26:04+00:00 03.04.2008 20:26
whoa... das is ne scheiß-situation...
aber mir gefällt der charakter von ihr und kei-kun sehr^^


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