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Don't worry

be happy
von

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In jeder Generation gibt es eine Auserwählte. Sie allein muss sich dem Kampf gegen Vampire, Dämonen und die Mächte der Finsternis stellen. Sie ist die Jägerin.
 

Der Vollmond tauchte den Friedhof in dumpfes, silbriges Licht. Alles war in eine unheilvolle Stille gehüllt. Nur die Schritte der jungen, blonden Frau knirschten leise auf dem Kiesweg. Langsam schritt sie durch die Dunkelheit und sah wachsam um sich. Eigentlich war dies kein Ort, an dem sich mitten in der Nacht eine Frau ganz allein aufhalten sollte. Aber sie war ja keine gewöhnliche junge Frau.

Leise raschelte etwas im Gebüsch neben ihr. Alarmiert fixierte sie das Unterholz und spannte jeden einzelnen Muskel in ihrem Körper an. Wie eine Raubkatze auf dem Sprung lauerte sie auf das Wesen, das sich seinen Weg durch die Sträucher bahnte. Ein kleines Häschen hoppelte nach einer Weile über den Kiesweg. Sofort entspannte sich die junge Frau wieder.

„Heute ist aber auch nichts los, nur Karnickel sind unterwegs. Da lohnt sich die ganze Patrouille nicht“, sagte sie seufzend. Leise summend machte sie sich auf den Heimweg. „Don’t worry…“
 

Einige Zeit später schloss sie die Haustür auf und rief: „Ich bin wieder da!“ Müde hängte sie ihre Lederjacke an der Garderobe auf und betrat das Wohnzimmer. „Ich hoffe, ihr seid hungrig“, sprach sie die beiden Mädchen, die dort gerade Fernsehen guckten, an. Mit diesen Worten stellte die blonde Frau eine zerknitterte Fastfoodtüte auf den Wohnzimmertisch und lächelte matt.

„Schon wieder Doublemeat Burger?“, beschwerte sich das jüngste Mädchen und verzog das Gesicht. „Warum nicht mal zur Abwechslung Pizza?“

„Weil ich nun einmal nicht in einer Pizzeria arbeite, sondern im Doublemeat Palace. Außerdem hast du dir erst am Wochenende Pizza bestellt, Dawn.“ Die Stimme der Blonden klang etwas tadelnd und gereizt.

„Besonders gesund ernährt ihr euch ja nicht gerade. Das grenzt ja schon fast an einseitiger Ernährung“, bemerkte die Rothaarige und angelte sich ein paar Pommes aus der Fastfoodtüte.

Dawn langte nach einigem Zögern auch in die Tüte und wickelte einen Burger aus dem Papier. „Von wegen einseitige Ernährung. Auf den Burgern ist zumindest Salat drauf. Und wie du dich vielleicht erinnerst, bestehen sie aus gekochtem Gemüse, Willow. Das reicht doch“, erklärte sie und biss herzhaft in ihren Burger. Mit vollem Mund sprach sie dann weiter: „Wie kommt es eigentlich, dass du schon so früh zu Hause bist, Buffy?“

Die Blonde zuckte leicht mit den Schultern. „War nichts los, wie in den letzten Nächten auch. Scheinbar haben die Vampire Urlaub genommen. Nicht einmal ein Werwolf hat sich blicken lassen, dabei ist doch gerade Vollmond…“

Zwischen den einzelnen Bissen brachte Dawn seufzend hervor: „Urlaub? Ach haben die es gut. Ich möchte auch gerne mal wieder Urlaub machen. Schön faul am Strand liegen und sich sonnen, das wäre doch klasse.“

„Ähm… ich bezweifel, dass die Vampire an den Strand gefahren sind. Da wären sie hinterher nicht braun, sondern ein Häufchen Asche“, fügte Willow an.

Buffy grinste ein wenig. „Na, von mir aus könnten sie es ruhig tun, dann müsste ich nicht jeden Abend auf Patrouille gehen.“ Dann wand sie sich wieder ihrer kleinen Schwester zu. „Außerdem ist es hier doch auch sonnig, du kannst dich doch im Garten auf eine Liege legen und so tun, als wärst du am Strand. Eine richtige Reise können wir uns leider nicht leisten…“

Dawn seufzte erneut und nickte.

Nach dem Tod ihrer Mutter waren nicht sehr rosige Zeiten für die beiden Schwestern angebrochen. Das Geld fehlte vorne und hinten. Daher hatte Buffy ihr Studium abgebrochen, um neben ihren Pflichten als Jägerin beim Doublemeat-Palace zu arbeiten. Irgendwoher mussten sie ja auch mal Einnahmen herbekommen und man konnte ja schlecht den Menschen in Rechnung stellen, dass man sie vor Vampiren und Dämonen beschützte, auch wenn Anya dies so begeistert vorgeschlagen hatte. Aber Anya war sowieso etwas merkwürdig, wenn es ums Geld ging. Was sollte man aber auch von einer Ex-Rachedämonin erwarten?

„Urlaub auf Balkonien kann auch ganz lustig sein“, versuchte Willow die beiden etwas aufzumuntern. „Wir könnten morgen gemeinsam zur Mall gehen und ein wenig bummeln. Oder vielleicht machen wir abends ein Lagerfeuer, rösten Marshmallows und erzählen uns dabei schaurige Gruselgeschichten.“ Die Augen der Rothaarigen leuchteten vor Begeisterung.

„Gruselgeschichten?“ Dawn hob leicht die Augenbrauen. „Das klingt irgendwie kindisch.“ Die Fünfzehnjährige versuchte immer, sich so erwachsen wie nur möglich zu benehmen, obwohl sie trotzdem stets der kindische Dickkopf blieb.

Ihre ältere Schwester lächelte belustigt. „Na, das klingt doch nach Urlaubsspaß. Wir laden einfach die anderen noch dazu und der Abend wird bestimmt lustig. Aber ihr geht lieber allein in die Mall. Ich muss morgen leider wieder Burger braten.“

„Meinst du denn, dass du morgen Abend Zeit hast? Musst du nicht wieder deine Patrouille machen?“, fragte Dawn nach. Sie litt sehr darunter, dass ihre große Schwester so wenig Zeit für sie hatte. Immer musste sie zur Arbeit oder die Welt retten…

Buffy überlegte kurz. “Na ja, ich denke mal, dass eine kleine Runde reicht, nur zur Vorsicht. Wenn sich alle weiterhin so still verhalten, kann ich vielleicht auch mal an Urlaub denken.“
 

Sanftes Sonnenlicht schien durch die seidenen Vorhänge. Die digitalen Ziffern des Radioweckers verwandelten sich gemächlich in 8:00 und sogleich lief der Lokalsender an:
 

Don't worry, be happy

Look at me I am happy

Don't worry, be happy

Here I give you my phone number

When you worry call me

I make you happy

Don't worry, be happy…/i]
 

Verschlafen drehte sich die junge Jägerin auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Warum musste ihre Schicht auch immer so früh beginnen? Und mal ehrlich, welcher normale Mensch kam zum Frühstück in ein Fastfood-Restaurant? Aber es half alles nichts, sie musste aufstehen, sonst würde sie zu spät kommen.
 

Cause when you worry

Your face will frown

And that will bring everybody down

So don't worry, be happy

Don't worry, be happy now

Don't worry, be happy

Don't worry, be happy…
 

Sie gähnte noch einmal ausgiebig und stand dann langsam auf, um unter die Dusche zu springen. Vielleicht würde das Wasser sie etwas munterer machen und ansonsten würde nur noch ein große Tasse Kaffee helfen. Als sie durch das Zimmer tapste, warf sie einen verstohlenen Seitenblick in den Spiegel. Himmel, sah sie vielleicht verschlafen aus. Aber so müde hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Am liebsten wäre sie sofort wieder ins Bett gekrochen.
 

Don't worry, it will soon past

Whatever it is

Don't worry, be happy…
 

Auf dem Weg ins Bad schaltete sie den Radiowecker aus.
 

Unten in der Küche bereitete Willow das Frühstück vor. Frischer Kaffee dampfte in einer Kanne und leckere Waffeln fanden gerade den Weg aus dem Waffeleisen auf einen großen Teller. Gutgelaunt summte die rothaarige Hexe vor sich hin. „Don’t worry, be happy…“

„Du hast wohl auch vorhin Radio gehört“, murmelte Buffy, als sie den Raum betrat. „Wie kann man nur so fröhlich zu so einer frühen Stunde sein?“

Ihre Freundin lächelte strahlend. „Ich habe beschlossen, Tara zu unserem Lagerfeuerabend einzuladen. Schließlich verstehen wir uns ja wieder besser und vielleicht wird das ja die Chance sein, sich wieder vollständig auszusöhnen.“ Beschwingt legte sie zwei Waffeln auf einen neuen Teller und schob diesen zu Buffy hinüber.

Die Blonde lächelte matt. „Danke.“ Gedankenverloren goss sie viel zu viel Sirup über die Waffeln. Zumindest konnte sie die gute Laune ihrer Freundin verstehen. Es sah ja lange Zeit so aus, als wenn Tara sich endgültig von Willow getrennt hätte. Aber nun hatte sie ihr Problem mit der Zauberei doch schon recht gut im Griff. Andernfalls hätten sich wohl am heutigen Tag die Waffeln durch Zauberhand selbst gebacken. Tara konnte stolz auf Willow sein. Sie war wirklich sehr standhaft geblieben.

Wenig später taperte auch eine sehr verschlafen aussehende Dawn in die Küche. Im Türrahmen blieb sie kurz stehen und reckte sich. „Dann habe ich ja wirklich Waffeln gerochen“, nuschelte sie gähnend.

Willow grinste: „Klar, komm, setz dich. Die nächsten Waffeln sind gleich fertig.“

Während das blonde Mädchen sich an die Theke der Küchenzeile setzte und einen Teller von Willow in Empfang nahm, stopfte sich Buffy das letzte Stück Waffel in den Mund. „Ich muss los, sonst komme ich schon wieder zu spät.“ Rasch erhob sie sich von ihrem Stuhl und spülte die Waffel mit einem Rest Kaffee hinunter. „Macht euch einen schönen Tag. Zum Lagerfeuer bin ich wieder da. Bis dann!“ Und schon eilte sie zur Tür und winkte noch einmal kurz zurück, bevor sie das Haus verließ.
 

Im Doublemeat Palace ging alles seinen gewohnten Gang. Brötchen wurden getoastet, Burger brutzelten auf dem Grill vor sich hin und Pommes schwammen im brodelnden Fett der Friteuse. Immer wieder kam neue Kundschaft, so hatte Buffy alle Hände voll zu tun. Milchshakes mussten in Pappbecher abgefüllt, fertige Burger mussten in das Papier mit dem Doublemeat Palace-Logo eingewickelt und die Pommes mussten in kleine Pappschachteln gepackt werden. Die Menschen kamen, gaben ihre Bestellung auf, bezahlten und saßen wenig später schwatzend und Fastfood essend an einem der Tische. Zwischendurch musste auch der Drive-In-Schalter bedient werden. Der immerwährende, summende Geräuschpegel wurde nur übertönt von dem Gedudel des Radios.
 

Ain't got no cash, ain't got no style

Ain't got no girl to make you smile
 

Die Jägerin wippte mit ihrem rechten Fuß den Takt nach, während sie Tomaten in Scheiben schnitt. „Don’t worry, be happy…“
 

In der Mall war ein geschäftiges Treiben. Zahlreiche Leute bummelten an den Schaufenstern entlang oder durchstöberten die Läden. Dawn war bereits zum zehnten Mal in der Umkleidekabine einer kleinen Boutique verschwunden, während Willow noch immer überlegte, ob sie das grüne T-Shirt mit der Katze kaufen sollte oder lieber doch nicht. Eigentlich war ihr Kleiderschrank voll mit solchen Oberteilen, auf denen immer ein sehr niedlicher Aufdruck prangte.

„Nun kauf es dir schon“, ließ Dawn aus der Kabine heraus verlauten. „Wenn du es nicht tust, wirst du später nur jammern. Außerdem steht es dir und Tara wird es bestimmt auch gefallen.“

Das waren wirklich unschlagbare Argumente. Willow lächelte: „Okay, okay, ich kauf es ja schon. Sag mal, kommst du auch irgendwann mal wieder aus der Kabine heraus?“

„Mein Taschengeld ist ziemlich knapp bemessen, da muss ich mir dreimal überlegen, welches Shirt ich kaufe. Das ist eine schwierige Entscheidung“, erklärte das Mädchen und zog den Vorhang der Kabine zur Seite. „Was meinst du? Das Rosafarbene oder das Violette?“

Die Hexe schaute kritisch von einem Top zum anderen. „Lieber lila, das steht dir besser.“

Die Beiden gingen zur Kasse und bezahlten. Nach einer kurzen Weile schlenderten sie gutgelaunt die Mall entlang. Die überall im Gebäude verteilten Lautsprecher berieselten die Menschen leise mit Musik.
 

Ain't got no place to lay your head

Somebody came and took your bed

Don't worry, be happy
 

Als ihre Schicht und die beiden angehängten Überstunden, da gerade unter den Doublemeat Palace-Mitarbeitern ein Drang zum Blaumachen grassierte, endlich vorbei waren, wechselte Buffy ihre Uniform, die aus einem Polohemd und der peinlichsten Kappe überhaupt bestand, nur zu gerne gegen ihre eigene Kleidung. Wer zur Hölle hatte auch diese Kappe erfunden mit einem Kuhkopf vorne und einem Hahnenschweif hinten? Es sah bizarr aus, absolut lächerlich, und es entsprach in keinster Weise der Wahrheit. Die Burger bestanden weder aus Rind-, noch auch Hähnchenfleisch, sondern waren rein vegetarisch. Die Kunden wurden ganz schön verschaukelt, aber zumindest wurde ihnen kein Dämonenfleisch, wie Anya befürchtet hatte, oder unmotivierte Mitarbeiter vorgesetzt.

Die Jägerin schlüpfte in ihre Lederjacke und machte sich auf den Weg zum Friedhof. Eine kleine Runde würde garantiert ausreichen, schließlich war in den letzten Nächten auch nichts passiert. Vielleicht wollten die Geschöpfe der Finsternis zurzeit gar nicht mehr aktiv werden oder hatten sogar Sunnydale ein- für allemal verlassen. Mit leichten Schritten durchquerte sie das eiserne Tor des Friedhofes.

Alles war ruhig. Vereinzelte Grillen zirpten leise ihr Lied und der Wind strich sanft durch die Blätter der Bäume. Die Sonne war vor geraumer Zeit untergegangen, dafür schien der Vollmond nun noch recht schwach auf die umliegenden Grabsteine. Von Dämonen war weit und breit keine Spur, wenn man mal von dem blonden Mann absah, der zwischen den Gräbern über die Wiese lief und vor sich hin sang.
 

Here is a little song I wrote

You might want to sing it note for note

Don't worry be happy
 

Der Billy Idol-Verschnitt stockte, als er die junge Frau wahrnahm. Aber schnell hatte er sich wieder gefangen und grinste sie an. „Sieh einer an. Das muss Schicksal sein, dass wir uns begegnen.”

„Schicksal?“, erwiderte Buffy und hob eine Augenbraue. „Ich könnte mir ein besseres Schicksal vorstellen, als einem trällernden Vampir zu begegnen.“

Der Vampir zuckte mit den Schultern. „Das Lied ist einfach ein Ohrwurm…“ Dann wurde sein Grinsen wieder breiter und sein Blick taxierte sie anzüglich. „Letztens hast du noch etwas ganz anderes gesagt, Liebes. Du brauchst jetzt gar nicht erst die Unnahbare zu spielen…“

Die Blonde drehte sich langsam um und ging ein paar Schritte. „Wenn du sonst nichts zu sagen hast, würde ich gerne meine Patrouille fortsetzen, Spike.“

Okay, sie hatte mit ihm geschlafen, sogar mehr als einmal, aber das bedeutete doch nicht, dass sie ihn heiraten und in seine Gruft ziehen würde. Sie war verzweifelt gewesen. Ihre Gefühlswelt war ein heilloses Durcheinander, aber wen wunderte das? Sie war gestorben und in den Himmel gekommen, nur um durch einen Zauber wieder zurück ins Leben geholt zu werden. Ja, ins Leben und gleichzeitig in die Hölle. Diese Welt war grell, laut, hart, im Gegensatz zu dem Ort, an dem sie einige Zeit verweilt hatte, eine wahre Höllendimension. Sie hatte einfach nur etwas spüren wollen. Etwas Leben. Und dieses Leben hatte sie ausgerechnet bei einem Toten gesucht…

Rasch holte er sie ein. “Warte, ich begleite dich.” Seine Stimme klang leicht bittend.

Eigentlich hatte er etwas von einem anhänglichen Hündchen. Aber nur in gewissen Momenten. Wenn er nachts hinter einem Baum in ihrem Vorgarten stand, um zu sehen, ob es ihr gut ging. Und erst am nächsten Morgen würde sie anhand der Anzahl der Zigarettenkippen sagen können, wie lange er dort über sie gewacht hatte. Aber sie durfte nicht vergessen, dass in ihm ein Raubtier schlummerte. Er war und blieb ein seelenloser Dämon, der nur durch einen Computerchip in Schach gehalten wurde. Gefangener 17 würde keinen Menschen mehr anfallen können, da hatte die Initiative ganze Arbeit geleistet.

„Na okay…“, meinte Buffy betont gelangweilt. „Aber wehe, du hältst mich auf. Ich habe Dawn versprochen, heute früh nach Hause zu kommen.“

Der platinblonde Vampir betrachtete sie von der Seite. „Keine Panik. Zur Not halte ich den Kopf für die Dämonen hin, dann kannst du nach Hause zu dem Krümel gehen “, erklärte er sich heroisch bereit. „In der letzten Zeit war ja nicht gerade viel los. Mir fehlt mal wieder eine richtige Schlägerei.“

Die Jägerin schüttelte kaum merklich den Kopf. Spike spielte gerne den Helden vor ihr und brüstete sich mit seinen Kämpfen. Obwohl er nur anfing, Dämonen zu jagen, weil der Chip keine andere Gewalt zu ließ.

„Also ist es dir auch schon aufgefallen? Dafür dass wir in Sunnydale direkt am Höllenschlund leben, ist es verdammt ruhig. Keine Vampirangriffe, keine Dämonen und sogar unser wahnsinnig böses Trio verhält sich still. Das könnte ja mal so etwas wie Urlaub für mich bedeuten.“ Die Blonde klang ein wenig hoffnungsvoll, obwohl sie die Erfahrung gelehrt hatte, dass Ruhe in Sunnydale immer nur Ruhe vor dem Sturm bedeutete.

Spike grinste und schnurrte: „Wenn du etwas entspannen willst, wüsste ich genau das Richtige…“

Für diese Anzüglichkeit boxte Buffy seinen Oberarm. Jeder normale Mann wäre daraufhin zu Boden gegangen. „Hör endlich auf mit dem Scheiß…“, zischte sie genervt.

Langsam machte es ihm richtig Spaß. Je mehr er sie nervte und zur Weißglut trieb, desto schneller würde sie wieder über ihn herfallen. Endlich einmal verstand er die Frauen wirklich, zumindest diese eine Frau. Als Lebender war er eine Witzfigur bei den Frauen gewesen. Den Namen „William, der Blutige“ hatte er nicht als Vampir bekommen, sondern weil er ein blutiger Anfänger als Poet von Liebesgedichten war. Und Drusilla hatte er später auch nie verstanden, aber das war ja unmöglich. Niemand verstand eine vollkommen Wahnsinnige, die mit den Sternen oder den Jasminblüten sprach. „Schon gut, Liebes. Wir können ja auch später noch einen Abstecher zu mir machen.“
 

Im geheimen Hauptquartier des Trios ging es nicht so ruhig zu. Das Radio spielte bei voller Lautstärke einen bekannten Ohrwurm und eine heftige Diskussion wurde ausgefochten.

„Du hast ja gar keine Ahnung, Jonathan“, rief Andrew hitzig und baute sich vor seinem Mitstreiter auf. „Das kann niemals funktionieren!“

„Ach ja?“, erwiderte der Kleinere patzig. „Woher willst du das denn wissen?“

Der Dunkelblonde zögerte kurz. „Na… na, weil es eben so ist. Das ist nun einmal Fakt. Daran gibt es nichts zu rütteln.“ Triumphierend sah er zu seinem Kamerad hinab.

Jonathan schüttelte vehement den Kopf und erklärte aufgebracht: „Von wegen Fakt! Jedes Kind könnte dir das Gegenteil beweisen. Nur ein Dummkopf ist der Meinung, dass Son Goku stärker ist als Superman.“

„Nimm das zurück! Son Goku ist wohl stärker als Superman. Überleg doch mal, er kann sich in einen Super-Saiyajin verwandeln und ist dann unschlagbar.“ Andrew verschränkte trotzig die Arme vor seiner Brust.

Der Braunhaarige lachte: „Wenn er so unschlagbar ist, warum ist er dann so oft gestorben? Son Goku ist bloß ein schlechter Abklatsch von Superman.“

„Niemals!“

„Oh doch! Denk mal scharf nach: Beide stammen von einem fernen Planeten. Beide sind als Kinder mit einer Raumkapsel auf der Erde gelandet und wurden von Menschen großgezogen. Beide haben besondere Fähigkeiten und beschützen die Welt“, zählte Jonathan siegessicher auf.

„Aber…“

„Meine Güte, streitet ihr beiden etwa immer noch darüber, ob Superman oder Son Goku stärker ist?“, erkundigte sich Warren, der Dritte im Bunde und Kopf des Trios, genervt, als er die Kellertreppe hinunterstieg.

„Jonathan hat damit angefangen“, verteidigte sich Andrew.

Gereizt sah der Dunkelhaarige zwischen seinen beiden Gefährten hin und her. „Warum diskutiert ihr eigentlich ständig über Superhelden? Wir sind Bösewichte. Redet lieber über die Schurken.“

„Ach ja… Das hatte ich ganz vergessen, dass wir ja jetzt Oberfieslinge sind“, meinte Jonathan kleinlaut.

Andrew grinste vor sich hin und zischte: “Ich wette mit dir, dass Cell viel böser ist als Lex Luthor.”

Der Kleinste in der Runde wollte schon zu einer spitzen Antwort ansetzen.

„Ruhe!“, sprach Warren ein Machtwort. „Kriegt euch wieder ein. Gleich kommt Star Trek Voyager und ich will wegen eurem kindischen Benehmen nicht Seven of Nine verpassen…“
 

Im Garten des 1630 Revello Drive hatte sich bereits der Großteil der Scooby Gang eingefunden und saß vor einem knisternden Lagerfeuer, das von Xander fachmännisch aufgebaut worden war. Der inzwischen erfolgreiche Bauaufsichtsleiter lehnte sich entspannt zurück und stopfte sich einen Marshmallow in den Mund. „Es ist wahnsinng lang her, dass wir so gemütlich beisammen sitzen konnten“, brachte er mit dem klebrigen Zuckerzeug zwischen den Zähnen hervor.

Seine Freundin Anya meinte mit einem Seitenblick auf Dawn spitz: „Du vergisst wohl Buffys Geburtstag, da war es sogar so gemütlich, dass wir das Haus nicht mehr verlassen konnten.“

„Ja, ja… Jeder macht mal Fehler“, murmelte das Nesthäkchen mürrisch. Schließlich hatte sie doch nur unbedachterweise der Schulpsychologin gesagt, dass sie sich mehr Zeit mit Buffy und deren Freunden wünschte. Niemand hätte ahnen können, dass die Psychologin in Wahrheit eine frühere Kollegin von Anya war und dafür sorgen konnte, dass niemand mehr das Haus verlassen konnte, nur damit alle bei Dawn blieben. So schnell würde sie jedenfalls nicht wieder einen Wunsch vor einer Fremden äußern.

Tara, die zu Willows Freude tatsächlich gekommen war, versuchte zu schlichten: „Es ist ja alles noch einmal gut gegangen und Halfrek hat den Zauber aufgelöst.“

„Aber auch nur, weil sie selbst mit im Haus gefangen war, nachdem ich sie gerufen hatte“, erwiderte Anya, die gerne das letzte Wort hatte. „Wollen wir uns jetzt endlich Gruselgeschichten erzählen? Oder müssen wir extra auf Buffy warten? Ich hab eine extrem schauerliche Geschichte dabei.“ Nach einigem Kramen in ihrer Tasche holte sie ein Buch hervor, das sie demonstrativ hochhielt.

„Ähm, Anya… Das ist ‚The Tale of Peter Rabbit‘, ein Kinderbuch. Daran ist überhaupt nichts Furchteinflößendes”, versuchte Dawn ihr zu erklären. „Nicht einmal Kleinkinder finden die Geschichte gruselig.“

Die ehemalige Rachedämonin schlug das Buch auf und hielt es Dawn entgegen: “Aber sieh mal, Die Hauptfigur heißt Rabbit und da sind lauter Bilder von Kaninchen drin…”

„Lass gut sein, Anya. Nicht jeder hat eine Hasenphobie. Erzähl lieber eine andere Geschichte”, tröstete Xander und legte einen Arm um sie.

Geknickt packte sie das Buch wieder in die Tasche. „Kennt ihr denn schon die Geschichte von dem Mädchen mit der roten Kappe und dem bösen Wolf?“, fragte sie nach einigem Überlegen nach.

„Ah, du meinst Rotkäppchen?“, warf Willow freudestrahlend ein. „Die fand ich als Kind immer toll.“

Anya blickte erstaunt zu der Rothaarigen hinüber: „Ach, du kennst die Geschichte?“

„Jeder kennt das Märchen“, versetzte Dawn spitz.

„Ich dachte, wir wollten uns Gruselgeschichten erzählen. Warum redet ihr denn jetzt über Rotkäppchen?“, ließ Buffy verlauten, die gerade um das Haus in den Garten kam.

„Hey Buffy! Wie war die Patrouille? War wieder nichts zu tun?“, begrüßte Xander sie überschwänglich. Doch dann erkannte er die Gestalt, die hinter Buffy ans Lagerfeuer trat. „Was sucht der denn hier?“

„Das ist ja eine nette Begrüßung. Ich freue mich auch dich zu sehen“, entgegnete Spike und setzte sich auf einen freien Gartenstuhl. Xander war immer noch sehr misstrauisch und konnte es nicht leiden, dass schon wieder ein Vampir um seine gute Freundin herumscharwenzelte.

Nur Dawn war begeistert von Spikes Auftauchen. „Du kennst doch bestimmt eine tolle Gruselgeschichte, oder? Anya will uns hier mit langweiligen Kindergeschichten abspeisen.“

„Wieso Kindergeschichten? Das ist die reine Wahrheit. Das Mädchen mit der roten Kappe gab es wirklich. Sie war eine Klientin von mir und hat sich gewünscht, dass ihr untreuer Verlobter ein räudiger Straßenköter wird. Irgendwie ist er dann doch ein Wolf geworden. Na ja, so lange war ich da noch nicht im Rachegeschäft… Und hinterher hat er sie mitsamt ihrer Großmutter einfach gefressen“, verteidigte sich Anya.

Die rothaarige Hexe sah geschockt zu ihr herüber. „Aber dann kam doch bestimmt der Jäger vorbei und hat sie gerettet, oder?“

Die frühere Dämonin schüttelte den Kopf: „Nein, das haben die Leute erfunden, damit es ein Happy End gab.“

„Echt wahr?“, erkundigte sich Dawn, die plötzlich das Märchen mit ganz anderen Augen sah.

„Natürlich, so wahr ich hier sitze. Glaubst du denn wirklich, dass man einfach so einem schlafenden Wolf den Bauch aufschneiden kann, um ihn dann mit Wackersteinen zu füllen?“, antwortete Anya.

Buffy lächelte amüsiert über den Gesichtsausdruck ihrer kleinen Schwester. „Spätestens seit Hänsel und Gretel weißt du doch, dass Märchen einen wahren Kern haben.“

Der platinblonde Vampir nickte. „So, Krümel, was für eine Gruselgeschichte willst du denn hören? Vielleicht eine über blutrünstige Vampire oder lieber über Clems Essgewohnheiten?“

„Clems Essgewohnheiten? Was isst er denn?“, fragte das Mädchen verunsichert. „Oder warte… Ich glaube, ich will das lieber nicht wissen.“ Ansonsten würde sie sich in der Gegenwart des eigentlich freundlichen Dämons nie wieder wohl fühlen. Dabei konnte man mit ihm wirklich gut Filme wie den „Wedding Planer“ ansehen oder Gesellschaftsspiele spielen.

„Vielleicht sollten wir lieber etwas Musik hören und uns so unterhalten“, schlug Tara schüchtern vor.

Willow schaltete sofort das Kofferradio, das sie mit nach draußen genommen hatte, an. „Genau, Musik hören ist viel besser, als irgendwelche Horrorgeschichten zu erzählen“, stimmte sie zu und vergaß dabei, dass sie eigentlich den Vorschlag dazu gemacht hatte.
 

In every life we have some trouble

When you worry you make it double

Don't worry, be happy

Don't worry, be happy now
 

“Seltsam, schon wieder dieses Lied”, bemerkte Buffy. „Ich habe es heute bestimmt schon dreimal gehört.“

Xander zuckte mit den Schultern. „Na und? Auf dem Bau wurde es mindestens sechsmal gespielt. Das ist nun mal ein echter Evergreen.”
 

Don't worry, be happy

Don't worry, be happy

Don't worry, be happy
 

“Das hab ich doch auch gesagt”, bestätigte Spike, der ausnahmsweise einmal mit Xander einer Meinung war.

Die Jägerin wiegte ihren Kopf ein wenig zur Seite und spießte Marshmallows auf einen Stock, um sie über das Feuer zu halten. „Na ja, dagegen sage ich ja auch nichts. Ich finde es nur merkwürdig, dass so ein altes Lied in der letzten Zeit so oft gespielt wird…“
 

Die Luft war kalt. Nebelschwaden waberten über den Boden. Sie konnte nicht sehen, wohin sie rannte. Sie wusste nur, dass jemand oder besser gesagt etwas hinter ihr her war. Atemlos rannte sie über die taufeuchte Wiese in Richtung Wald. Vielleicht konnte sie ihren Verfolger im Wald abschütteln.

Ein seltsames Wesen mit schwarzen Flügeln schoss plötzlich auf sie herab und packte sie, bevor sie den Waldrand erreichen konnte. Ein spitzer Schrei entwich ihren Lippen, als sie die abscheuliche Fratze des Wesens erblickte.

Keuchend und schweißgebadet saß die Jägerin aufrecht in ihrem Bett. Sie brauchte einen Moment, um sich zurecht zu finden. Sie war in ihrem Zimmer und nicht auf irgendeiner Wiese. Und hier war weit und breit kein Dämon, der sie jagte. Erleichtert sank sie in ihre Kissen. Dieser Alptraum war zu real gewesen und sie musste von ihrem eigenen Schrei geweckt worden sein. Dabei hatte sie Schlaf bitter nötig.

In den vier Tagen seit dem Lagerfeuerabend war sie immer müder und erschöpfter geworden.

Ihre Patrouillen durch Sunnydale waren zwar immer kürzer geworden, weil sich nirgends Dämonen blicken ließen, dafür wurde die Arbeit im Doublemeat Palace anstrengender. Ständig musste sie länger machen, weil andere Aushilfen lieber einen Tag frei nahmen und sich entspannten.

Langsam kuschelte sie sich wieder in ihre Decke und versuchte die wenigen Stunden, die ihr noch blieben, bis sie wieder aufstehen musste, doch noch ein wenig zu schlafen.
 

Scheinbar ging es nicht nur Buffy so, dass sie sich von Tag zu Tag müder fühlte. Dawn war ja noch nie ein Fan vom frühen Aufstehen gewesen, aber sie trieb es momentan so weit, dass sie erst gegen Mittag aufstand. Da gerade Schulferien waren, konnte sie sich das ja auch erlauben. Aber auch Willow, die sonst beim ersten Hahnenschrei aus den Federn sprang, tauchte erst in der Küche auf, als Buffy schon zur Arbeit musste.

Sogar Anya war am vorherigen Abend vorbeigekommen, um sich darüber zu beschweren, dass Xander einfach nur noch ins Bett fiel und einschlief, bevor er sie in irgendeiner Weise beglückte. Ob sie damit Sex oder die Übergabe seines Gehaltsschecks meinte, da waren sich Buffy und Willow nicht so ganz sicher.

Ganz Sunnydale war in einer trägen Urlaubsstimmung verfallen. Geschäfte blieben geschlossen, weil die Besitzer lieber ihre Zeit faul auf einem Liegestuhl in der Sonne verbringen wollten. Die Leute, die noch wirklich arbeiteten, waren nicht ganz bei der Sache und wirkten abgespannt und zerschlagen.

Wie gerne wäre die Jägerin nach Hause gegangen, um sich auch gemütlich auf einer Liege im Garten zu räkeln, aber leider brauchte sie den Lohn, sonst würden sie nicht über die Runden kommen. Also wendete sie phlegmatisch die Burger auf dem Grill und zählte die Minuten bis zu ihrem Feierabend. Und noch immer dudelte das Radio ständig den Evergreen:
 

The land lord say your rent is late

He may have to litigate

Don't worry, be happy
 

Völlig abgekämpft und k.o. schlurfte sie abends nach Hause. Ausnahmsweise hatte sie darauf verzichten, einen Abstecher zum Friedhof zu machen. Als sie die Haustür aufschloss, war es mucksmäuschenstill. Weder im Wohnzimmer, noch in der Küche war eine Spur von Dawn und Willow. Erst draußen im Garten wurde Buffy fündig. Dawn hatte es sich mit einer Illustrierten, die sie gelangweilt durchblätterte, auf einer der Liegen bequem gemacht. Und Willow hing eher auf der anderen Liege, als dass sie lag. Scheinbar hatte sie vorgehabt, ein Buch für die Uni zu lesen, aber nun lag das Buch im Gras und die Hexe summte teilnahmslos vor sich hin. „Don’t worry…“

Seufzend ließ die Blonde sich auf die letzte freie Liege sinken und streckte sich. „Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht“, murmelte sie.

Träge hob Willow den Kopf und hörte auf zu summen. „Wieso? Wir sind alle einfach nur etwas müde. Vielleicht Frühjahrsmüdigkeit oder so.”

Buffy schüttelte leicht den Kopf: “So etwas Simples wie Frühjahrsmüdigkeit kann es nicht sein, schließlich sind wir in Sunnydale. Da muss schon etwas Höllenschlund-dämonisches am Werk sein.“

„Und was willst du unternehmen?“, erkundigte sich Dawn, die langsam mal von ihrer Zeitschrift hochsah.

„Am besten berufen wir für morgen ein Treffen ein und forschen nach, was dahinter stecken könnte. Heute bin ich zu geschafft, um groß zu denken…“, erwiderte die Jägerin gähnend.
 

Am nächsten Nachmittag war die gesamte Scooby Gang im Wohnzimmer des Summers-Hauses versammelt. Sogar Spike hatte sich auf den Weg gemacht und zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen eine alte Wolldecke umgewickelt. Erwartungsvoll hatten sie den Vermutungen der Jägerin gelauscht, dass eine finstere Macht diese träge Stimmung verbreitete.

„Meinst du nicht, dass du es etwas übertreibst? Nur weil in der letzten Zeit alles ruhig war, muss doch nicht gleich irgendein Dämon dahinterstecken“, meinte Xander und lümmelte sich auf der Couch.

Buffy sah skeptisch zu ihrem Freund und erklärte: „Wir haben schon die seltsamsten Dinge hier in Sunnydale erlebt: Schüler wurden einfach unsichtbar, die Schwimmmannschaft der High-School verwandelte sich in Fischmonster, Erwachsene wurden nach dem Genuss von Schokolade wieder zu Teenagern, Dämonen stahlen den Menschen die Stimme und ein anderer brachte sie zum Singen und Tanzen. Warum sollte dann nicht ein Dämon die Einwohner Sunnydale müde werden lassen, damit sie sich bei einem Angriff nicht wehren können?“

„Vielleicht hat Buffy ja recht. Hier ist so gut wie alles möglich“, warf Tara ein.

Xander seufzte: „Okay, okay, dann wälzen wir ein paar Bücher… Aber wenn wir nichts finden, dann verschwenden wir nur unsere Zeit.“
 

Gelangweilt und ein wenig missmutig blätterten sie die alten Bücher durch, die Giles zurückgelassen hatte, bevor er nach London ging. Seit zwei Stunden hatten sie die verschiedenen Dämonen- und Zauberenzyklopädien konsultiert, aber sie fanden nichts, das auf die Theorie der Jägerin annähernd passte. Dämonen, die ihre Opfer durch den Einsatz einer widerlichen Körperflüssigkeit lähmten; der schwarze Mann, der nachts schlafende Kinder überfiel; Kreaturen, die auf einen Schlag Menschen in einen Dornröschenschlaf versetzten konnten, aber keine Wesen, die eine ganze Stadt mit Müdigkeit und dem Wunsch nach Entspannung belegen konnten.

Xander war inzwischen über seinem Buch eingenickt, Anya gab gar nicht mehr vor, überhaupt zu suchen und studierte lieber ein Magazin über Hochzeitskleider, und sogar Willow schien nicht mehr recht bei der Sache zu sein. Die Nähe zu Tara lenkte sie viel zu sehr ab.

Spike knallte sein Buch auf den Tisch. „Demnächst sag mir erst Bescheid, wenn es darum geht, Dämonen zu bekämpfen. Dieses ewiglange Herumblättern geht mir gewaltig auf die Nerven“, brummte er.

Xander schreckte aus seinem Schlaf hoch und wäre dabei beinahe von der Couch gekippt. Gähnend meinte er: „Ich hab es doch gesagt, dass wir nichts finden. Du machst vollkommen umsonst so eine Panik. Mach dir keine Sorgen…“

„Mach dir keine Sorgen?“, wiederholte Buffy zögernd. „Don’t worry…“ Langsam dämmerte ihr etwas und sie blätterte hektisch in dem Buch, das vor ihr auf dem Tisch lag, herum. „Wenn ich mich nicht irre, habe ich hier drin mal etwas gelesen… AHA!“ Triumphierend hielt sie das Buch hoch, damit alle den Eintrag lesen konnten.
 

„Oneiroi – drei uralte, schwarzgeflügelte Dämonen, die mit Musik die Menschen einschläfern, um ihnen in ihren Träumen die Lebensenergie zu stehlen. Sie suchen alle 50 Jahre eine Kleinstadt heim und ernähren sich solange von der menschlichen Energie, bis alle Stadteinwohner gestorben sind.“
 

Daneben war eine mit Tusche angefertigte Skizze der Dämonen, die eine ungeheure Ähnlichkeit mit dem Wesen aus Buffys Traum hatten.

„Ich habe es gewusst. Diese drei sind jetzt in Sunnydale und lullen uns mit ‚Don’t worry, be happy‘ ein“, damit sie uns die Energie absaugen können. Deswegen sind wir alle so erschöpft.“

Die Scooby betrachteten eine Weile die aufgeschlagenen Seiten. „Na ja, es könnte schon möglich sein, dass die hier sind“, gab Xander zu.

Spike nickte: „Dann müssen wir sie nur noch aufspüren und dafür büßen lassen, dass ich seit zwei Wochen einen verdammten Ohrwurm habe und dauernd vor mich hin singe.“

„Ach, du singst auch? Xander singt seit Tagen dieses Lied immer unter der Dusche“, bemerkte Anya.

Ihr Verlobter wurde schlagartig knallrot und stammelte: „Das gehört jetzt wirklich nicht hierhin, An…“

„Okay, hier steht außerdem, dass sie sich bevorzugt in Höhlen niederlassen und von dort aus die Städte angreifen“, las Willow den Artikel weiter. „Na, wenigstens gibt es nicht so viele Höhlen rund um Sunnydale. Es kommen nur zwei Gebiete in Frage, wo sie stecken könnten.“

Die Jägerin nickte: „Gut, sobald die Sonne untergegangen ist, machen wir uns auf den Weg und überprüfen die Höhlen.“
 

Beim letzten Sonnenstrahl hatte die Scooby Gang mit Schwertern und Armbrüsten bewaffnet das Haus verlassen. Anya hatte sich freiwillig bereit erklärt bei Dawn zu bleiben. Seit Buffys Geburtstag wollte die ehemalige Rachedämonin unbedingt noch einmal das Spiel des Lebens spielen, schließlich ging es dort um Geld und Erfolg. Und Dawn musste sich wohl oder übel in ihr Schicksal fügen.

Zuerst waren Buffy und ihre Freunde zu den Höhlen im Westen der Stadt gewandert, doch bis auf ein paar Fledermäusen hatte sich dort nichts Nennenswertes befunden.

Über ihnen glitzerten die Sterne mit dem inzwischen abnehmenden Mond um die Wette und beleuchteten den Waldweg, der zu den Höhlen östlich von Sunnydale führte. Unter ihren Füßen knirschten die Tannennadeln und ein Rabe krächzte in die Stille des Abends.

Vorsichtig näherten sie sich ihrem Ziel und pirschten zum Eingang der großen Höhle. Allen voran betrat Buffy die Höhle, dicht neben ihr Spike. Mit etwas Abstand folgten Xander, Willow und Tara, die bereits ihre Schwerter gezückt hielten. In der Dunkelheit konnte man nie wissen, was auf einen lauerte. Der Gang verlief immer tiefer in die Erde und sie mussten sehr darauf achten, dass ihre Schritte nicht zu sehr hallten, um ihre Gegner nicht zu früh auf sich aufmerksam zu machen.

Plötzlich blieb die Jägerin stehen und gab den Scoobys ein Zeichen. Weiter hinten drang der unstete Schimmer eines Feuers durch die Finsternis der Höhle. Lautlos schlich Buffy näher heran. Vor dem Feuer saßen drei skurrile Wesen mit schwarzen Flügeln, die Oneiroi.

„Ich störe ja wirklich ungern beim Essen…“, rief Buffy und trat in den Schein des Feuers. „Aber wenn ihr uns schon mit einem Lied einlullen wollt, dann benutzt doch lieber mal etwas rockigeres, das einem nicht so auf die Nerven geht.“

Die Kreaturen sprangen mit krächzenden Schreien auf ihre Beine und fixierten die unerhörten Eindringlinge.

„Genau, diese elende ‚Don‘t worry, be happy‘ geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Warum habt ihr euch nicht für ‚Faith of the heart‘ entschieden? Das würde doch auch seinen Zweck erfüllen“, mischte sich Spike ein. Ihm machte die Aussicht auf einen Kampf sichtlich Spaß.

Mit einem ärgerlichen Laut stürzte sich ein Oneiros auf den platinblonden Vampir und stieß seine rasiermesserscharfen Krallen in dessen rechte Schulter. Spike verzog keine Miene und grinste breit: „Gut, Federvieh, du hast es nicht anders gewollt.“ Sein Gesicht verwandelte sich in das Antlitz eines Vampires und noch immer grinste er vor sich hin. Mit einer raschen Bewegung wehrte er die andere Klaue der Bestie ab und packte das Handgelenk, um die langen Krallen aus seiner Schulter zu ziehen. Mit einem gezielten, heftigen Schlag stieß er die Kreatur gegen die Höhlenwand, dass dessen Rippen krachten.

Ein anderer Oneiros stürmte auf die Jägerin zu, die dem Angriff katzengleich auswich, während der dritte es auf Tara abgesehen hatte. Aber Willow ging mutig dazwischen. „Hände weg von ihr!“ Und sie hieb mit ihrem Schwert auf den Flügel des Wesens ein, um ihn von ihrer Geliebten abzulenken. Im hohen Bogen flog die Hexe zu Boden, als der Oneiros seine Schwingen ausbreitete und zum Angriff überging.

Bevor er sich der schutzlos am Boden liegenden Beute nähern konnte, traf ihn ein Stein am Kopf. Tara stand angriffslustig hinter ihm und rief: „Wag es ja nicht, ihr etwas anzutun.“ Mit gezücktem Schwert näherte sie sich dem schauerlichen Geschöpf, so dass Xander zu Willow eilen und ihr aufhelfen konnte.

Währenddessen prügelte Spike wie wild auf den geflügelten Dämon ein. „Von wegen mir einen Ohrwurm verpassen…“ Endlich konnte er sich wieder richtig austoben.

Die Jägerin versetzte der Kreatur, die noch immer versuchte sich auf sie zu stürzen, einen gekonnten Hieb mit dem Schwert. Der Oneiros taumelte leicht und bot ihr dadurch eine größere Angriffsfläche. „Überlegt es euch demnächst zweimal, bevor ihr Sunnydale aussaugen wollt.“ Mit aller Kraft stieß sie dem Dämon das Schwert tief ins Herz. Mit einem schrillen Schrei sackte er zu Boden und sog rasselnd seinen letzten Atemzug ein.

Mit aller Mühe hatten Tara, Willow und Xander den anderen Dämon in Schach gehalten und ihm wenn überhaupt nur oberflächliche Verletzungen zufügen können. Doch nun übernahm Buffy den Kampf. Ein harter Fußtritt, der mit einem unmenschlichen Kreischen quittiert wurde, schleuderte das Wesen fort von den beiden Hexen. Die Jägerin lief zur Höchstform auf und drangsalierte ihren Gegner mit immer neuen Schlägen und Hieben, obwohl er sich mit seinen scharfen Klauen und Zähnen zur Wehr setzte. Aber er hatte keine Chance. Buffy setzte zu einem letzten Schwertstreich an. Der Kopf mit der bizarren Dämonenfratze, welche der Jägerin in ihrem Alptraum begegnet war, flog durch die Höhle, während der Körper langsam zu Boden ging.

Nur noch ein Oneiros war übrig. „Herr Gott, Spike, nun mach ihn endlich fertig, ich will nach Hause“, rief die Blonde ungeduldig. Ihr war nur zu bewusst, dass Spike den Kampf genoss und nur ungern kurzen Prozess gemacht hätte.

Der Platinblonde gab schließlich doch nach. „Ja, Liebes, ich beeil mich ja schon…“ Etwas widerwillig zog er doch noch sein Schwert. Ein Faustkampf mit diesem Wesen hätte vielleicht die ganze Nacht dauern können, aber mit einer Waffe war es wesentlich kürzer. Schon nach wenigen Augenblicken hatte er die Kreatur in die Ecke gedrängt und setzte zum tödlichen Stoß an. „Na, nun zufrieden? Das Vieh ist erledigt.“ Spike sah zu Buffy und den anderen herüber und grinste leicht. Eigentlich schade, dass der Spaß schon vorbei war. „Verdammt, der hat doch tatsächlich meinen Mantel ruiniert…“, beschwerte sich der Vampir.

Die Jägerin nickte. „Gut, dann können wir gehen. Ich würde mich nämlich gerne mal ausschlafen, ohne dass mir jemand die Energie abzapft.“

Die Scooby Gang verließ siegreich die Höhle und machte sich auf den Weg nach Hause.

Unterwegs nahm Tara zaghaft die Hand von Willow. „Du bist einfach dazwischen gegangen. Dabei hättest du auch Magie einsetzen können…“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ich bin wirklich stolz auf dich.“ Langsam beugte sich Tara zu ihrer Freundin vor und küsste sie sanft. Willow lächelte glücklich. Für so eine Belohnung würde sie es mit jedem Dämon aufnehmen.
 

Früh am nächsten Morgen schlich Buffy runter in die Küche. Endlich fühlte sie sich mal wieder so richtig ausgeschlafen und diese neue Energie wollte sie dazu nutzen, ein echtes Schlemmerfrühstück vorzubereiten. Während sie Eier und Speck anbriet, trudelten auch Tara und Willow ein. Verliebt wie am ersten Tag und vor sich hin lächelnd schlenderten die beiden Hexen Hand in Hand in die Küche. „Guten Morgen, ihr beiden Turteltauben“, begrüßte Buffy sie.

Die beiden lächelten glücklich und setzten sich an die Küchentheke. „Guten Morgen. So früh schon fleißig?“, erwiderte Tara.

„Mit etwas Musik gelingt das Frühstück bestimmt doppelt so gut“, meinte Willow und schaltete das Radio an.
 

Here is a little song I wrote

You might want to sing it note for note

Don't worry be happy…
 

“Mach das sofort aus!”, rief die Jägerin scharf. „Von dem Lied habe ich ein für allemal die Nase voll…“



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