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Sometimes in order to live you have to die

a little bit
von

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10. First blood

Kaoru

Am folgenden Abend erwachte ich wieder früher als Jui, blieb aber trotzdem liegen. Die Gewissheit, dass er in dieser Nacht endlich trinken wollte, beruhigte mich auf gewisse Weise. Trotzdem ließ mich die Frage nicht los, was seinen plötzlichen Sinneswandel nun bewirkt hatte. Hatte er einfach nur endlich eingesehen, dass es nötig war und ihm doch nur gut tat? Oder tat er es um meinetwillen, weil ich ihm sagte es zu tun? Letzteres war natürlich nicht der Sinn der Sache, aber selbst wenn es so war, würde er vielleicht doch irgendwann auch den Genuss dabei erkennen. Zumindest hoffte ich es. Nicht für mich sondern aus dem einfachen Grund, dass ich wollte, dass er sein Leben wirklich in vollen Zügen genießen konnte. Dieser wunderschöne Junge sollte wieder lachen können, Freude spüren... Liebe sogar. Und er sollte diese Liebe für mich fühlen.

Ich hielt ihn fest an mir, bedeckte sein Gesicht mit Schmetterlingsküssen, um ihn nicht zu wecken. Ja, er war vollkommen... für mich.
 

Jui

Ich erwachte als ich Lippen auf meinem Gesicht spürte. Unweigerlich musste ich lächeln, ohne überhaupt schon die Augen geöffnet zu haben. Ich glaube für diesen schönen Moment liebte ich ihn schon etwas. Daisuke hatte mich nie mit einem Kuss geweckt - die Tatsache dass ich auch noch nie bei ihm übernachtet hatte dürfte dazu beigetragen haben.

Zufrieden seufzte ich. Im Moment war all das was mir noch so grausames bevorstand in weite Ferne gerückt. Für Daisuke hatte ich auch viel ertragen müssen und hatte viel weniger zurückbekommen. Gut, auch Kaoru verstand mich nur selten, aber wahrscheinlich war ich einfach nur kein Wesen was man verstehen konnte und das musste ich halt nur lernen zu akzeptieren. Daisuke hatte mich nie verstehen wollen. Er liebte mich auch nicht. Liebte Kaoru mich? Ein Gefühl in mir sagte ja - auch wenn es mir keine Erklärung lieferte wie es zu dem Schluss gekommen war.
 

Kaoru

"Na, gut geschlafen?", fragte ich Jui leise, als ich merkte, wie er sich langsam zu regen begann. Eine neue Nacht, eine neue Chance. Von jetzt an würde alles besser werden, da war ich mir sicher. Vielleicht wollte ich es auch nur glauben und redete mir das ein, aber was machte das für einen Unterschied? Es konnte einfach nicht nicht gut gehen.

"Es ist schön, abends nicht alleine aufzuwachen.", fuhr ich fort, wollte Jui einfach das Gefühl geben, dass er hier mehr als willkommen war, und gleichberechtigt. "Ich war so lange alleine, und jetzt da du hier bei mir bist, möchte ich dich gar nicht mehr von meiner Seite lassen, Jui." Wieder küsste ich ihn sanft.
 

Jui

Unweigerlich konnte ich ein angenehmes Kribbeln in meinem Herzen spüren. Ich glaubte fast dabei zusehen zu können wie Wunden darin heilten. Und ich war mir sicher dass meine Augen bei diesen schönen Worten glitzerten.

Fast schon zärtlich erwiderte ich seinen Kuss als ich seine Lippen auf meinen spüren konnte. Ich legte eine Hand auf seine Wange, zog ihn so nah wie möglich an mich, wollte seine Anwesenheit so intensiv wie möglich spüren und einfach nur die Sicherheit spüren die er mir gab.

Ich wusste - wenn ich für ihn töten würde - würde er mir die Hochgefühle jede Nacht bescheren - denn ich konnte schon spüren wie seine Zuneigung zu mir wuchs. Ich hoffte dass dies für immer so bleiben würde und war bereit meine Unschuld zu opfern.
 

Kaoru

Irgendwann löste ich mich wieder etwas von ihm, wenn auch eher unwillig. Am liebsten wäre ich noch stundenlang so liegen geblieben, doch dafür wäre später wohl immer noch Zeit. Vorerst gab es dringlicheres.

Bereits kurze Zeit später waren wir wieder in Kyoto, doch diesmal in einem der ärmlicheren Stadtteile. Viele der Häuser waren baufällig, die Gesichter der Menschen waren gezeichnet von schwerer Arbeit und hartem Alltag. Unter ihnen jedoch lebten auch die Gesetzlosen und einer von ihnen war unser Ziel. Der Weg führte uns zu einem der größeren Häuser, ein Freudenhaus. Die Frauen dort gaben sich zwar als Geisha aus, boten jedoch ganz andere Dienste an. Und eine von ihnen schrie geradezu stumm nach Hilfe. Ihre Gedanken waren beherrscht von Angst und der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Der Grund dafür? Ihr Freier, ein junger Mann der sich mit Gewalt nehmen wollte, wofür er eigentlich bezahlen sollte. Sie hatte den einfachen Fehler begangen, ihn außerhalb des Hauses zu treffen, dahinter, im verlassenen Garten.

Ich bedeutete Jui mir zu folgen, brachte ihn zum Ort des Geschehens. Hoffentlich würde dieser Anblick ihm genügen um über seinen Schatten zu springen. Es lag ganz an ihm: entweder er würde die Frau ihrem Schicksal überlassen, demselben Schicksal, das Jui auch schon erfahren hatte, oder er würde seiner Natur nachgeben und den Mann töten.
 

Jui

Stumm stand ich da. Kaoru wollte das ich das tat. Er hatte den Befehl nicht ausgesprochen, doch ich wusste dass es einer war. Die Bewegungen - wie sie sich gegen den Mann wehrte und er sie festhielt - das alles zeigte mir doch wie lebendig beide waren. Einen von ihnen musste ich töten. Möglichst ihn weil er mich nicht an die Frau heranlassen würde.

Immerhin war ich schon ein paar Schritte vorangekommen, stand nun direkt vor ihnen. Der Mann stand mit dem Rücken zu mir - sah mich nicht - sie aber hatte mich bemerkt und flehte mich an ihr zu helfen, denn Mann von ihr zu nehmen, damit sie fliehen konnte. Ich spürte das sie meine Angst spürte und auch wie sie mir mit ihrem Blick versuchte Mut zu machen. In diesem einen Moment schien es den Mann schon gar nicht mehr zu geben - es gab nur unsere Kommunikation durch Worte. Gerne hätte ich ihr geholfen, aber wenn Kaoru mir nicht so scheinbar drohend im Nacken stand, wäre ich wohl nie fähig gewesen zu helfen.

Ich griff nach seinem Handgelenk, packte gleich fest zu damit er bemerkte wie stark ich war. Er hielt in seiner Bewegung inne und sah erst zu seinen Arm, bis er meinem mit seinem Blick entlang fuhr - wo er dann mit dem Blick in meine Augen endete. Jetzt musste es passieren.

"Es tut mir so Leid ..." gab ich verzweifelt von mir, bis ich fast brutal meine Zähne in seinem Hals versenkte - tat was Kaoru mir befohlen hatte.

Fest kniff ich die Augen zusammen, berührte ihn nicht einmal mehr - außer mit meinem Mund - der gnadenlos das Blut - seine Lebenskraft aus ihm saugte. Ich versuchte zu verdrängen, dass ich gerade einem Menschen das Leben nahm, versuchte an die schönen Worte zu denken die Kaoru mir zu Beginn des Abends zugeflüstert hätte - Worte, die ich nur bekommen würde wenn ich tötete...
 

Kaoru

Juis Widerwillen war ihm anzusehen, in seinen Bewegungen, der Art wie er offenbar innerlich zerrissen noch endlose Momente zusah, nichts tat, bis er endlich eingriff. Die Frau schenkte dem ganzen keine Beachtung mehr, nutzte die erste Gelegenheit um zu davon zulaufen und ich hielt sie nicht auf. In dieser Nacht galt meine Aufmerksamkeit völlig Jui und davon abgesehen hatte ich es nicht mehr nötig, jede Nacht auf die Jagd zu gehen.

Es war ein wunderschöner Anblick, wie Jui Sekunde um Sekunde stärker wurde, mit jedem Schluck den er sich einverleibte. Immer weniger zögerte er, verlor sich im Blutrausch. Es blieb nur zu hoffen, dass dieses Erlebnis ihm ewig im Gedächtnis bleiben würde, er es nicht mehr so schnell vergaß.
 

Jui

Sein Blut schmeckte fast schon säuerlich und ich gab mir alle Mühe es schnell hinter mich zu bringen.

Auch wenn ich das Gefühl hatte das meine Venen, meine Arterien, ja mein ganzer Körper bereits überfüllt mit seinem übel riechenden Blut waren - ich trank weiter. Mir war bereits schlecht und schwindelig wurde mir auch langsam. Zusammen mit meinem Opfer ging ich zu Boden, den ich hatte das Gefühl jede Sekunde das Bewusstsein verlieren zu können...
 

Kaoru

Als beide zu Boden sanken sah ich es an der Zeit einzugreifen, bevor Jui sich selbst vielleicht noch ganz verlor. Behutsam legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn zurück, damit er von dem Mann ab ließ. "Hör auf, Jui.", wies ich ihn an, die Stimme erhoben, damit die Worte überhaupt sein Bewusstsein erreichten. "Du musst aufhören bevor er stirbt." Und kurz davor war der Mann. Sein Herzschlag ging unregelmäßig, seine Gedanken waren völlig wirr, kaum noch in der Realität, sich schweiften weiter und weiter ab mit jeder vergehenden Sekunde.
 

Jui

Wie gelähmt lies ich mich nach hinten sinken, lehnte mich an Kaorus Beine. Ich war froh dass ich von ihm ablassen durfte, denn viel mehr Blut hätte ich gewiss nicht aufnehmen können. Ich spürte es - wie es unter meiner Haut pulsierte und versuchte sich Platz zu schaffen.

Ich sah zu Kaoru hinauf, hatte das Gefühl das Blut gleich wieder erbrechen zu müssen, ganz einfach weil es so viel war. Ob er wusste was ich fühlte? Ganz sicher nicht, denn ich sollte aufhören so etwas zu hoffen.

Der Mann zu meinen Füßen lag im sterben - doch ich versuchte es zu ignorieren. Nun war ich also ein Mörder.
 

Kaoru

Jui sah nicht besonders gut aus, mitgenommen und blasser als er es eigentlich sein sollte, denn normalerweise hätte ihm das frische Blut in seinem Körper eine gesündere Hautfarbe gegeben, fast die eines normalen Sterblichen. Beruhigend strich ich ihm durch das Haar, wollte ihm nicht das Gefühl geben alleine zu, besonders nicht in dieser Situation. Es dauerte nicht mehr lange bis der Mann tot war, seine leblosen Augen blickten starr in den Nachthimmel hinauf.

"Ich bin stolz auf dich, Jui.", sagte ich leise, mochte mir fast einbilden seine offensichtliches Schuldgefühle auch zu spüren, obwohl es mir als seinem Schöpfer unmöglich war auch nur ein klein wenig in seinen Geist vorzudringen. Das Blut, das wir teilten, war eine unsichtbare Mauer die unsere Gedanken und Gefühle voneinander trennte.
 

Jui

Meine Augen richteten sich wieder auf den toten Mann. Er sah mich angst erfüllt an. Ich hätte ihn nicht töten dürfen, so sehr wie er um sein Leben bettelte mit diesen toten Augen. Langsam kroch ich ein paar Meter auf ihn zu, schloss diese durchdringenden Augen die mir eindeutig die Schuld gaben.

"Es tut mir doch Leid ... wirklich." sagte ich ihm noch einmal - als ob er mich hören könnte - als ob diese Worte meine Schuld lindern würde.
 

Kaoru

Seufzend zog ich ihn auf die Beine, keinen Widerstand zulassend. "Dir muss nichts Leid tun, Jui. Ganz im Gegenteil, denkst du nicht, dass das Mädchen von eben dir ziemlich dankbar sein wird?" Ich hielt sein Gesicht fest, damit er nicht wieder zu dem Toten sehen konnte. "Du hast ihr wahrscheinlich das Leben gerettet und wer weiß wie vielen anderen noch, an denen er sich vielleicht in den nächsten Nächten vergriffen hätte." Trotz der harten Worte, umarmte ich ihn fest. Jui schien jedes Wort, das man an ihn richtete, auf die Goldwaage zu legen und dies auch immer sofort als Fehler seiner eigenen Person zu interpretieren. Ich wollte, dass dies ein Ende hatte. Es würde ihn nur eines Tages in den Untergang reißen.
 

Jui

Ich war ganz froh darüber dass mich Kaoru in seine Arme zog. Fest klammerte ich mich an ihn, konzentrierte mich auf die Hände die meinen Rücken auf und ab strichen. Und sein süßlich vertrauter Geruch - wie von einer exotischen Frucht deren Namen ich nicht kenne.

Ich wollte vergessen - zumindest bis zum nächsten Abend.
 

Kaoru

"Lass uns von hier verschwinden." Bevor wir diesen Ort verließen, kümmerte ich mich noch um die Wunden des Toten, um keine Spuren zu hinterlassen. Schließlich kehrten wir zurück, doch ich landete noch ein gutes Stück vom Haus entfernt. Ein paar Schritte zu gehen und die frische Luft würde uns sicherlich beiden ganz gut tun. Ich nahm Juis Hand in meine, seine Haut war noch warm von dem frischen Blut, das nun durch seinen Körper floss.

"Erzähl mir etwas von dir, Jui.", bat ich leise, wollte endlich wissen, was ihn dorthin verschlagen hatte, in das Bett des Kaisers.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-06-06T14:18:44+00:00 06.06.2011 16:18
Ohje Jui macht es sich aber auch nicht einfach....
So viel wie der immer an sich zeifelt!!!
Naja ich fands trotzdem klasse!xD
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2009-01-03T21:44:30+00:00 03.01.2009 22:44
also ich bin immernoch der meinung, dass jui weiniger nachdenken sollte sondern einfach endlich mal leben sollte
ich hoffe sehr, dass dies eintreffen wird
XD~
Von:  Ilona_Delagun
2008-03-27T07:48:47+00:00 27.03.2008 08:48
Ich lieb Jui er ist toll. Auch wenn er immer noch nicht weis, was er eigentlich wirklich wert ist. Ich kann ihm sogar verstehen, dass ihm das töten schwer fällt. Doch er wird sich daran sicher gewöhnen. Schließlihc ist er jetzt endlich mal stärker, als der Rest der Welt. Ich finde es klasse, dass Kaoru Jui nach sich selbst fragt, vielleicht versteht er ihn dann besser. Dann kann er Jui sicherlich besser helfen, sich einzu schätzen.
Okay das waren jetzt ziehmlich viele Worte. Ich glaube das recht um zu zeigen wie toll ich diese Geschichte finde. *Daumen hoch* Und weiter schreiben, sonst mache ich mir zu viele Gedanken wie es weiter geht.
Von:  Ino_Hana
2008-03-26T18:50:37+00:00 26.03.2008 19:50
Hach,
ich kann gar nicht oft genug sagen wie sehr ich diese ff liebe. Was mir bei diesem hier sehr gut gefallen hat, war, dass man sich sehr gut in Jui hineinversetzen konnte. Die Skrupel die er hatte als er diesen Mann getötet hat. Ihr beschriebt es sehr schön und irgendwie tut Jui mir immer noch leid. Auch wenn ich weiß das er bei Kaoru gut aufgehoben ist. Hach....ich freu mich einfach auf das nächste Kapitel.


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