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Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

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Liebe besiegt den Tod

50. Liebe besiegt den Tod
 


 

Ginny hatte sich selber nicht mehr unter Kontrolle.

Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Ihr Draco war tot...

Sie hatte jetzt niemanden mehr!

Mit Tränen und deutlichen Hass in den Augen rannte sie auf Mario zu und verpasste ihn einen Hacken. Mit aller Kraft, die noch glaubte zu haben, mit all den Hass, den sie empfand, schlug sie auf sein Gesicht und seinen Körper ein, bis sie letztendlich kraftlos zu Boden sackte und den weißen Schnee unter ihr mit ihren warmen Tränen schmelzen ließ.

„Du hast ihn mir genommen...“ wimmerte sie.

Mario hatte das alles schweigend über sich ergehen lassen, da er doch etwas perplex war, aber nun realisierte er, dass das rothaarige Mädchen ihn mit Gewalt für den Tod ihres Geliebten bezahlen lassen wollte.

Natürlich hatten ihre einschlagenden Fäuste Wirkung auf ihn, denn das hier war das Nichts, sein Reich, das nur er befehligen konnte. Trotzdem – und das ließ ihn noch immer erstarren – empfand er Schmerz...

Jedoch war dieser nicht körperlich, sondern seelisch.

Wann hatte er jemals derartige Gefühle gehabt? Mitleid, Reue und Liebe... Diese Gefühle schienen ihn plötzlich förmlich von innen auszufressen.

Erst jetzt hatte der Schwarzhaarige bemerkt, dass ihm eine einzelne Träne die Wange herunterlief. Geschockt und vorsichtig zugleich wischte er sie sich mit dem Zeigefinger ab, um zu sehen, ob es wirklich etwas Wässriges war.

Tatsächlich.

Wie gebannt starrte er auf den kleinen salzigen Tropfen und dann wieder auf Ginny. Dieses Mädchen und deren Schmerz hatten ihn zum Weinen gebracht...

Und dann erinnerte er sich. Das letzte Mal, das er geweint hatte, war über zweieinhalbtausend Jahre her, wenn nicht sogar mehr.

Erinnerungen, die er schon lange weggeschlossen, ja verflucht und verbannt hatte, erschienen vor seinem geistigen Auge.

Ein tiefer Schmerz durchbohrte sein Herz.

Was machte er hier?

Warum hatte er dem Mädchen das genommen, was ihr so wertvoll und wichtig war?

„Ginerva...“ flüsterte Mario und starrte noch immer wie in Trance vor sich hin. Ginny hob ihren Kopf. All der Hass in ihren Augen, den Hass auf ihn empfand er jetzt berechtigt. Aber der Hass wurde von der unendliche Trauer, die kaum zu übersehen war, überschattet. Trauer, an der sie zugrunde gehen würde – so wie es ihm fast ergangen wäre.

„Ich wollte das alles nicht.“ flüsterte er.

Verwirrt und verärgert sah Ginny auf. „Wie? Mir sah es aber nicht gerade danach aus, dass du es nicht gewollt hast!“

Wütend sprang sie auf und hielt ihren Zauberstab auf Mario gerichtet.

„Ich werde dich töten!“ brüllte sie abermals. All ihre Kräfte waren wieder da.

Sie sah den Todesgeist tief in die Augen. Wie konnte er es wagen? Doch plötzlich verschwand das Bild vor ihren Augen und sie hatte nur noch diese tausende Erinnerungen in ihrem Kopf.
 

„Ich bin Schulsprecher.“ grinste er sie überheblich und vielsagend an.

„WAS!?“ schrie sie. „Welcher dämliche Vollidiot hat DICH zum Schulsprecher gewählt?“ Ihr Tag war der absolute Reinfall und zwar auf allen Ebenen. Das musste sie nun erbittert feststellen. Dieser überhebliche und unverantwortliche Ex-Totesser hatte doch tatsächlich einen höheren Rang als Schüler erreicht.

„Nun ja,“ sagte er als er sich endlich von ihrem einfach zu lustig aussehenden Gesicht losriss. „Ich für meinen Teil frage mich eher, welche Vollidioten mich nicht wählen würden.“ Wieder dieser selbstgefällige Gesichtsausdruck. Sie konnte ihn absolut nicht ausstehen. Weder diesen Ausdruck, noch ihn als Menschen.
 

Nein, das stimmte nicht. Mittlerweile liebte sie ihn. Ihn als Menschen und seinen Ausdruck.
 

Ihre Pupillen hatten sich geweitet und seine halb geöffneten Augen, in denen sie sich zu verlieren drohte, schienen sie anzulächeln.

Draco presste sanft, aber bestimmt, seine Lippen auf Ginnys Mund.

Ihr Herz schien ihr aus der Brust zu springen, ihre Wangen färbten sich leicht rosa und ein Kribbeln in ihrem Bauch breitete ihr ein Hochgefühl, von dem sie nie gedacht hätte, dass es das gab. Langsam schloss sie ihre Lider und versank in dem Gefühl, das dieser Kuss ihr gab.
 

Der erste Kuss...
 

„Ja, aber du bist sein Feind und eigentlich...“ sie stockte kurz. „...eigentlich auch mein Feind.“

Draco lachte auf, was Ginny sehr verdutzte.

„Ich bin dein Feind?“

„Ja, also, ich meine...du bist ein Slytherin und ich eine Gryffindor. Da ist Feindschaft doch schon vorprogrammiert.“

„Ahja, und was suchst du dann auf einer Party von den Slytherins?“

Ginny öffnete den Mund um zu antworten, aber ihr fiel keine Antwort ein.
 

Nein, er war nicht ihr Feind. Schon damals hatte sich ihre Beziehung geändert.
 

„Aha. Und was sollte dann diese Sache mit dem Karton und dem Kleid?“ Ihre Stimme klang sehr gereizt.

Draco schien mit sich zu hadern, ob er darauf eine Antwort geben sollte oder nicht.

„Es...das war...ich dachte...Man, Gold passt zu deiner Haarfarbe und da...Ach, vergiss es!“
 

Er hatte ihr damals sogar ein Kleid geschenkt. Weil er sie mochte – auch wenn er es öffentlich nie gezeigt hatte.
 

„Malfoy, hau ab!“ Ginny wollte ihn gerade wegstoßen, doch er fasste ihre Hände, zog sie mit aller Gewalt an sich und umarmte sie.

„Lass mich in Ruhe!“ schrie sie und wandte sich hysterisch in seinen Armen.

Er ließ sie jedoch nicht los und streichelte stattdessen besänftigend durch ihr Haar.

„Ginny, es ist völlig okay, wenn du jetzt weinst. Friss nicht alles in dich hinein – bitte!“ flüsterte er ihr ins Ohr.

„Lass mich los!“ rief sie verzweifelt, drückte sich von ihm ab, und strampelte.

Es fing an zu regnen.

Langsam verließen sie ihre Kräfte. „Es tut so weh...“ schluchzte sie leise in seine Brust.

Das Einzige, was sie jetzt noch auf ihren Beinen und vielleicht sogar am Leben hielt, war diese Umarmung.
 

Er war ihr Fels in der Brandung...
 

„Morgen.“

Ginny schreckte hoch.

„Ein Wiesel im Bett eines Malfoys. Das ich das noch erleben muss.“ Draco lag auf seinen Händen, die er hinter seinen Kopf geklemmt hatte.

„W-was m-mache i-ich hier?“ stotterte Ginny unsicher. Was war überhaupt passiert? Das Einzige, an das sie sich noch erinnern konnte, war, dass sie in der Bibliothek gewesen war. Ziemlich verdatterte sah sie den Slytherin an. Fragend hob er eine Augenbraue. „Du hast unsere unglaubliche Nacht nicht mitbekommen? Wie schade! Dann kann ich dich ja gar nicht mehr fragen, wie ich war.“

Draco musste schmunzeln, denn so verwirrt hatte er dieses Mädchen noch nie gesehen. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie verstanden hatte, was er da gerade behauptete.

„WAS?“ schrie sie entsetzt. „Ich – du - WIR?“
 

Er war der kleine Playboy gewesen. Jeder wusste, dass er Eisprinz von Slytherin war, aber er machte sich generell nur an Mädchen von Slytherin ran. Sie – und das wusste sie genau – war die einzige Ausnahme gewesen.
 

Sie schluckte.

‚Los, krieg dich wieder ein Ginny! Es ist nur Malfoy!‘ Sie gab sich einen Ruck.

„Was glaubst du, was du da tust?“ zischte sie zurück.

„Gib’s zu. Du stehst auf mich. Ich tue nur das, wovon du und viele andere Mädchen jede Nacht träumen.“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort weicher und leiser.

Sie lächelte überheblich. „Davon träumst du wohl!“

„Mag sein.“ hauchte er.

Behutsam drückte er sie an die Wand, beugte sich tiefer zu ihrem Gesicht und legte langsam seine Lippen auf ihren Mund.

Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Ihr Kopf rebellierte gegen diesen Kuss, wollte ihn wegstoßen, aber ihr Körper bewegte sich kein Stück. Sie atmete tief den Duft ein, der ihn umgab und den sie schon immer, allein im Vorbeigehen, betörend fand.

Zärtlich strich er mit seiner Zunge an ihren Lippen, woraufhin sie vor Schreck die Luft anhielt und reflexartig den Mund öffnete, was er ausnutze um in den ihren einzudringen.

Was daraufhin folgte, war ein Tanz, ein langsamer und sehr leidenschaftlicher Tanz, der alles überschritt, was sie bis jetzt erlebt hatten.

Schleichend erforschte er ihre Zunge, umkreiste sie, sog sanft an ihr.

Sie zitterte leicht unter den Feuerwerken, die sich in ihrem Bauch abspielten und ihr ein noch nie dagewesenes Gefühl gaben, doch fallen konnte sie nicht. Draco hielt sie fest, auf eine Weise, wie sie noch niemand festgehalten hatte.
 

„Nimm deine dreckigen Finger weg!“ Sie sprach ruhig, aber sehr bedrohlich.

„Ach, komm schon....“ drängte Zabini.

„Hast du sie nicht gehört?“ fragte jemand, dessen Stimme sie zum Schmunzeln brachte.

„Malfoy...“ Ein hässliches Lächeln umspielte Zabinis Mund.

„Ich würd sie dir ja gerne überlassen, aber leider hat sie sich letztens bei mir Nachsitzen eingebrockt. So etwas schieb ich ungern auf, wie du weißt.“ Jetzt war es an Draco überheblich zu Lächeln. „Und du...“ sagte an er Ginny gewandt. „Du kommst jetzt mit!“ Damit packte er sie unsanft an ihrem Arm und schleifte sie, protestierend, mit.
 

War Draco eifersüchtig gewesen? Auf jeden Fall hatte er sie beschützt. Und das nicht nur vor Zabini...
 

„BLEIB HIER!“ Harrys Wut war nicht mehr zu bändigen.

„Potter, wenn du jemanden etwas von deiner und Ginnys Begegnung erzählst, dann hat deine kleine Ex-Freundin ein großes Problem. Nicht dass dich das wirklich interessiert, aber ich könnte so einige Dinge ausplappern, die deinem Image sicherlich nicht gut täten und von denen du schneller in Askaban landen würdest als ein Feuerblitz fliegen kann. Also, halt den Mund!“ sagte er ruhig bevor er laut „Stupor!“ rief.

Harrys Geschocktheit nutzte Draco aus um mit Ginny zu fliehen.
 

Draco hatte Harry gedroht.
 

Wieder musste er grinsen. „Seit wann bist du denn so herrisch?“

„Ich habe gesagt, Klappe halten!“ Mit diesen Worten versiegelte sie seinen Mund, währenddessen sie ihm sein T-Shirt auszog. Danach machte sie sich an seinem Gürtel zu schaffen, öffnete ihn und entfernte Hose und Boxershorts, was ihn kurz in ihren Mund aufstöhnen ließ.

Sie nahm ihre Lippen von den Seinen und grinste ihn an.
 

Er war ihr so nahe gekommen wie kein anderer.
 

Zuerst trafen ihre Lippen aufeinander und dann langsam... ganz langsam ließ er sich auf sie hinunter.

Draco spürte einen kleinen Widerstand, der aber sofort wieder verschwand. Ginny biss sich auf die Lippe, aber die Zärtlichkeit, mit der er sie nun küsste, ließ sie entspannen und er sank ein bisschen tiefer. Der kleine, stechende Schmerz war vorbei, aber er war noch nicht ganz in ihr, da er sich noch leicht mit den Armen abstützte. Er löste sich von ihren Lippen und sah sie durchdringend an.

“Geht’s?” flüsterte er. Daraufhin nickte sie und Draco drang nun langsam ganz in sie ein. Seiner Kehle entrann ein Stöhnen und hatte Mühe sich jetzt zusammenzureißen, aber er bewegte sich langsam und vorsichtig in ihr.
 

So nahe wie KEIN anderer. Niemand würde ihr jemals wieder so nahe kommen.
 

Diese Berührungen...

Dieses Kribbeln...

Diese Küsse...

Dieses... Feuer...

„Ist das Liebe?“ fragte sich Ginny leise.
 

Ja, es war Liebe. Pure Liebe, die sie für Draco empfand. Der Junge, der nun tot war. Wegen ihm würde nun auch sie töten – seinen Mörder.
 

Fassungslos sah Ginny den blondhaarigen Jungen an. Er lächelte sie beruhigend an, kam auf sie zu und drehte sie auf die andere Seite, sodass sie nur auf eine leere Wand starren konnte. Dann nahm er ihren Zauberstab und flüsterte leise: „Für dich tu ich’s gerne.“

Die Hexe richtete sich gerade unter Schmerzen und Keuchen auf, da hörte man Draco leise „Avada Kedavra“ zischen. Ein dumpfer Aufschlag.
 

‚Er wollte nicht, dass ich töte...’ schrie die Stimme der Erkenntnis in ihrem Kopf.
 

Plötzlich bemerkte sie, dass der Schwarzhaarige sich neben sie in den Schnee warf und in die Ferne, in das unendliche Nichts, schaute. Bei diesen schönen Erinnerungen schossen ihr wieder die Tränen in die Augen. Erschöpft ließ sie sich auch auf den Boden nieder.

Sie würde Mario Sutherland so oder so nicht töten – wegen Draco.

„Es tut mir leid.“ flüsterte der junge Mann. „Ich hatte mich vergessen. Mich und meine Liebe.“

Warum entschuldigte sich dieser Mörder jetzt bei ihr? Es war zu spät...

Jedoch löste das Wort „Liebe“ eine Hellhörigkeit bei der Gryffindor aus. Ein kleines Stimmchen in ihrem Unterbewusstsein flüsterte ihr, dass es falsch war dem Menschen, der Draco getötet hatte, zuzuhören, aber ein anderes war davon überzeugt, dass das, was der Todesgeist ihr jetzt sagen würde, sehr wichtig war.

„Wie du schon weißt, heiße ich Mario Sutherland.“ begann der Schwarzhaarige ohne den Blick von der Tiefe des Nichts zu nehmen. „Einst lebte ich wie du ein ganz normales Leben. Ich verliebte mich in ein Mädchen. Sie hieß Sandra Tomson und wir lebten um 900 vor Christus in Sydney. Unsere Liebe war stark, stand jedoch unter keinem guten Stern. Ich kam aus einer reichen Familie, wohingegen Sandra eine einfache Dienstmagd war. Allerdings hielt uns das nicht davon ab uns zu treffen. Doch eines Tages bekam mein Vater – er war der Hohepriester der Zauberergemeinschaft Australiens – Wind davon. Sein guter Ruf stand auf dem Spiel. Oh, ich habe ihn gehasst. Er war immer so scheinheilig. Niemand, außer meiner Mutter und mir, kannte den wahren, boshaften Mann hinter der Fassade. In der Öffentlichkeit gab er sich fromm, zuhause schlug er uns aus Spaß an der Freude zusammen. Jedenfalls hat er dann durch den Stadttratsch mitbekommen, dass es Gerüchte darüber gab, ich hätte was mit Sandra Tomson. Natürlich ist er sofort durchgedreht. Damals war es eine der größten Schande – noch schlimmer als es in den Geschichtsbüchern überliefert wurde –, wenn sich ein Adeliger und dazu noch Sohn des Hohepriesters sich mit so einem Dreck wie einer Dienstmagd abgab. Hinzu kamen die Gerüchte, dass wir körperlichen Kontakt vor der Ehe hatten. Es stimmte, aber als mein Vater mich zur Rede stellte, habe ich es geleugnet. Auch wenn diese Tatsache meinen Vater ‚erfreute’, war ihm das nicht genug. Er hat...“ Mario stockte und Ginny verstand als sie die unaufhaltsamen Tränen in seinen Augen sah. „Er hat sie getötet mit dem Todesfluch. Ich musste es mit ansehen! Dieser grüne Blitz... ihre angsterfüllten Augen... ihr lebloser Körper, der nach hinten fiel...

Mein Leben war danach für mich sinnlos. Ich habe das Bild eines verliebten Paares gemalt, das auf einem Feld steht und während eines innigen Kusses von einem Blitz getroffen wird. Das war sozusagen mein Abschiedsbrief an die Nachwelt. Daraufhin habe ich mich selbst durch den Todesfluch umgebracht mit der Hoffnung Sandra wieder zu sehen. Aber ich sah sie nicht... Ich hatte Selbstmord begangen und Menschen, die das tun, die werden zum Teufel geschickt. Der Teufel hat mir die Aufgabe gegeben über das Nichts zu regieren. Ich habe gehofft, dass Sandra eines Tages hier hindurch schweben würde um der Welt der Lebenden einen kleinen Besuch abzustatten, aber sie kam nie... Meine verzweifelte Liebe schien auch der Teufel bemerkt zu haben. Er gab mir die Möglichkeit mir eine neue Liebe zu suchen und zwar durch das ‚Memento mori’-Buch. Natürlich nahm ich dieses Angebot an, hatte aber die List des Teufels unterschätzt, denn die Person, die in das Todesbuch hineinschrieb, war nur Mittel zum Zweck das Böse auf der Welt zu verbreiten.

Ich musste zusehen, wie eine Person, die ich anfing zu mögen, durch mich zerstört wurde. Das war Maria Hallway, die erste Person, die in das Buch hineinschrieb und von dem Teufel höchstpersönlich für widerliche Zwecke missbraucht worden war. Dieses Buch hat mich abgestumpft. Ich habe so viele Frauen in den Tod getrieben. Anfangs tat es mir leid, ich habe sogar geweint, aber dann wurde es besser, bis ich letztendlich gar nichts mehr fühlte, wenn ich die Frauen unter meiner Kontrolle Dinge für den Teufel verrichten ließ.

Und dann kamst du... deine Art, deine Trauer, deine verletzte Seele... das alles erinnerte mich so an Sandra. Ich habe mich geweigert dir was anzutun, aber der Teufel befahl mir, dein ‚Blutend liegen gelassen’-Gedicht in die Tat umzusetzen. Ich musste es tun, sonst hätte er es getan und sicherlich nicht so harmlos wie ich. Als du dann aus Verwirrtheit und Verzweiflung den Dunklen Lord ins Leben zurückholen wolltest, hat der Teufel sofort zugestimmt. Du musst wissen, dass der Teufel mit Befehle erteilen kann, aber zum Beispiel nicht selber Tode ins Leben zurückholen. Mir ist es allerdings nur dieses eine Mal erlaubt gewesen, genau das zu tun, denn der Dunkle Lord steht definitiv auf der Seite des Bösen und war in den vergangenen Jahres für Krieg, Mord und Tod verantwortlich. So habe ich ihn aus dem Totenreich befreit.

Ginerva, bitte, ich möchte nicht, dass du etwas falsches in mir sieht. Du darfst mich ruhig hassen und schlagen, aber ich will, dass du verstehst, dass ich in Wirklichkeit nicht so bin. All diese Einsamkeit und Trauer in der ich tausende von Jahren gelebt habe, waren der Auslöser. Ich wollte dich besitzen, denn ich fühlte seit langem wieder Zuneigung zu einem Menschen. Ich habe dir sogar geholfen als du von dem Dunklen Lord oder den Wasserwesen angegriffen wurdest. Nicht auf jedem kann ich meine Todeskräfte übertragen und dieser Malfoy wollte dich mir wieder wegnehmen. Ich weiß, wie egoistisch das klingt, aber ich...“ Nach all dem Redeschwall brach er ab und sah sie unglaublich traurig an. „Ich bin so schrecklich geworden wie mein Vater.“ stellte er unter weiteren Tränen fest.

Ginny hatte die ganze Zeit ruhig dagesessen und all die Informationen aufgenommen.

Wider seiner Erwartungen legte sie ihre Hand auf seine Schulter.

Womit hatte er diese Geste des Trosts verdient? Er hatte ihren Geliebten umgebracht und sie tröstete ihn. Natürlich sah sie ihre Trauer noch, aber da war noch etwas. Mitleid und...

Vergebung?

Wie konnte sie ihm vergeben? Warum rächte sie sich nicht, wie sie es angekündigt hatte?

Warum?

„Warum?“ fragte er fassungslos.

„Weil Rache mir meinen Draco auch nicht zurückbringt.“ lächelte sie, aber in ihren Augen glitzerten wieder Tränen. „Und weil er nicht gewollt hätte, dass ich wegen ihm zur Mörderin werde und mein Leben mit Hass weiterführen würde.“

„Es tut mir leid...“ flüsterte er wieder. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Ich werde den Fehler nicht noch mal begehen.“

Ginny sah den schwarzhaarigen Mann verwirrt an.

„Ich werde ihn dir zurückholen.“ sagte er bestimmt und ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Wie... wie willst du das anstellen?“ Ungewollt machte sich Hoffnung in ihr breit.

Anstatt auf ihre Frage zu antworten, lächelte er sie warm an. Dieser Mann war nicht mehr zu vergleichen mit dem, dem sie vor einer halben Stunde noch gegenüber gestanden hatte. Dieser Mann hatte etwas wiedergefunden.

Liebe.

„Ginerva, bitte... töte mich!“ sagte er ruhig, aber bestimmt.

Entsetzt sah sie dem Schwarzhaarigen in die Augen. Hatte sie sich da gerade verhört? Was verlange er von ihr?

„Ich kann nicht... Draco wollte doch nicht... und ich will nicht...“ stotterte sie vor Verwirrtheit.

„Ich bitte dich, Ginerva. Tu mir diesen einen Gefallen. Diesen letzten Gefallen. Ich will und kann hier nicht mehr bleiben...“ Seine Stimme war so fest und entschlossen, aber Ginny verstand nicht, wieso.

„Ich will das wieder gut machen. Wenn ich tot bin, dann wird Malfoy wieder leben, denn er ist durch meine Hand gestorben. Er war der einzige Mensch, der wirklich durch meine Hand gestorben ist. Außerdem verschwindet dann der Dunkle Lord von der Welt, weil eben ich es war, der ihn zurückgeholt hat. Du musst einfach das Tor zwischen dem Jenseits und Diesseits...“ er wies auf ein großes Tor, das in der endlosen Mauer eingemeißelt war „...und den Todesfluch aussprechen.“

„Aber ich hasse dich nicht.“ sagte sie noch immer total fassungslos wegen seinem Plan.

„Dann denk an den Dunklen Lord und stell dir vor, dass er es wäre, den du tötest. Und nun komm.“

Schon zog Mario sie mit sich mit. Ginny bewunderte den Schwarzhaarigen. Er schien keine Angst vor dem Tod zu haben. Irgendwie war er ja schon tot. Konnte man einen Toten durch den Todesfluche noch mal töten?

Viel Zeit zum Überlegen hatte sie jedoch nicht. Sie standen bereits vor dem riesigen Tor.

Mario kniete sich vor ihr hin und lächelte sie wieder warm an.

„Mach das Tor auf und sprich die Worte des Todesfluchs.“ befahl er. „Und Ginerva...“ seine Augen glitzerten. „...ich danke dir.“

Plötzlich flog das Tor auf, ohne das Ginny es auch nur berührt hatte, und ein starker Wind machte es Ginny schwer, sich auf den Beinen zu halten.

„Tu es, Ginerva!“ rief der Todesgeist, da der Sturm nur so um ihre Ohren pfiff.

Ginny riss sich zusammen, richtete ihren Zauberstab auf Mario und sah ihn tief in die Augen. Trotz des Windes schien die Welt für sie stehen zu bleiben.

„Tu es!“ brüllte er.

„Ich kann nicht!“ rief sie vollkommen verstört.

„Doch, du kannst es, Ginerva! Hol dir deinen Geliebten zurück!“ schrie er wütend.

„Nein... ich werde es nicht tun!“ entgegnete sie bestimmt.

„Warum nicht? Liebst du ihn denn nicht?“

„Doch. Aber niemand hat aufgrund seiner Fehler, die durch die Fehler der anderen hervorgerufen wurden, den Tod verdient!“

Der Wind stand still.

Ein weißes Licht erfüllte das Nichts.

Ginny fühlte sich plötzlich so schwerelos...

Unglaublich glücklich...
 

„Gin, wach auf!“ Jemand rüttelte an ihren Schultern. „Bitte! Sag, dass dir nichts passiert ist!“ flehte die Person.

Ginny kannte und liebte diese Stimme.

War sie tot?

Sie musste tot sein, denn sonst würde sie nicht genau diese Stimme hören, denn er war tot...

Tot durch Mario Sutherland, der junge Mann, der auch so furchtbares erlitten hatte.

„Gin, ich will nicht, dass du tot bist!“ flehte die wunderschöne Stimme neben ihr und sie spürte eine kleine heiße Träne auf ihr Gesicht tropfen.

„Aber ich bin doch schon tot...“ murmelte sie benommen.

„Gin, du lebst!“ rief die Männerstimme überglücklich aus.

„Draco?“ fragte sie ungläubig, wagte es aber nicht, die Augen zu öffnen. Wenn sich seine Stimme nur als eine Illusion herausstellte, wollte sie lieber in dieser Illusion weiterleben.

„Ja, ich bin es! Und jetzt mach endlich die Augen auf!“ flüsterte er ihr ins Ohr. Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Sein Atmen, der ihre Wange streifte, sein Duft, der in ihre Nase stieg, seine Stimme, die sie in ihrem Ohr hörte, sein Körper, der sie in den Armen hielt...

Das konnte kein Traum sein.

Vorsichtig öffnete sie die Augen.

Sie trafen auf Grau. Unendlich schönes Grau.

„Draco!“ schrie sie vor Freude auf und drückte ihn an sich.

„Du lebst? Aber wie? Hat Mario dich zurückgeholt? Geht es dir gut? Was ist passiert?“

Belustigt hielt Draco ihr eine Hand vor dem Mund. „Ganz ruhig, Gin. Mir geht es gut. Ja, ich lebe. Ich denke aber nicht, dass ich das diesem Mörder Sutherland, sondern eher dir zu verdanken habe.“

„Ja, aber wie? Was ist passiert? Ich versteh die Welt nicht mehr.“

Ginny bemerkte, dass sie auf dem Sofa in Dracos eigenem Haus lag. Hier roch einfach alles nach ihm.

Klar, sie waren hier gewesen um durch diesen Nihilmens-Zauber ins Nichts zu gelangen. Aber es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, die sie im Nichts verbracht hatte. Tatsächlich war es aber nur ein Tag gewesen, wie ihr die goldene Uhr an der Wand neben dem Kamin verriet.

„Erklärung!“ befahl sie.

Draco nickte gehorsam. „Du glaubst nicht, wo ich gelandet bin, nachdem mich dieser Sutherland-Bastard getötet hat.“

Ein breites Grinsen erschien auf Dracos Gesicht. Ungeduldig sah Ginny ihn strafend an, was sein Grinsen nur noch breiter werden ließ.

„Nun sag schon! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“ fauchte sie.

„Ich war bei Gott.“

Ginnys Kinnlade klappte nach unten. „Du warst bei Gott?!“

„Ja, ich war bei Gott. Himmel, ich weiß nicht, was ich getan habe, aber anscheinend bin ich doch kein so schlechter Mensch.“ grinste er immer noch wie auf Drogen. „Ich hab ihn leibhaftig beziehungsweise nicht leibhaftig gesehen, weil Gott nur ein unglaublich helles Licht ist. Auf jeden Fall musste ich warten. Gott meinte, dass es noch nicht wirklich feststand, ob ich in den Himmel gehörte. Das lag aber nicht an meinem schlechten Charakter, sondern daran, dass nicht sicher war, ob ich nicht bald wieder unter den Lebenden weihen würde. Du glaubst nicht, wie geil es im Himmel ist. Alles hell, alles so sorglos. Aber tief in meinem Inneren war ich unruhig. Unruhe ist etwas, das – laut Gott – kein Mensch im Himmel wahrnimmt, weil der Himmel eben das Paradies ohne Sorgen und Ängste ist. Nach einer halben Stunde stumpfsinnigen Rumsitzens und Wartens meinte Gott dann, dass du ein so reines Herz hast, dass er mich durch den Sutherland austauschen würden und plötzlich war alles schwarz. Kurz darauf bin ich aufgewacht und du lagst wie tot neben mir auf dem Boden.“

Ginnys Kinnlade war während der Erzählung immer tiefer nach unten gegangen.

„Draco, du lebst.“ stellte sie ungläubig fest und rieb sich die Augen.

„Ja, wie oft noch?“ sagte er genervt.

„Draco, du lebst!“ rief sie plötzlich wieder überglücklich aus und warf sich wieder dem Blondhaarigen an den Hals.

„Ja, ich lebe!“ schrie er nun gespielt wütend und kniff ihr in die Wange.

„Ginerva.“ Dracos Stimme wurde plötzlich sehr ernst. Ginny wurde leicht mulmig zumute, denn er nannte sie nur sehr selten beim Vornamen.

Ihre Blicke trafen sich und vertieften sich. „Gott meinte, dass ich so eine Unruhe verspürte, weil meine Liebe zu dir so groß ist.“ sagte er leise, während er sich ihren Lippen näherte.

„Er meinte, dass Liebe den Tod besiegen kann. So wie auch Sutherland durch seine Liebe den Tod besiegt hat.“ Ihre Lippen trennten nur noch ein paar Zentimeter.

„Ginerva, ich liebe dich...“ flüsterte er.

„Draco, ich liebe dich auch...“ Damit versiegelte er ihre Lippen.

Nach ein paar Minuten, in denen sie sich immer fordernder küssten, fing Draco urplötzlich an zu grinsen.

„Was ist denn so witzig?“ fragte Ginny nicht minder gut gelaunt.

„Ich hatte noch nie eine Beziehung. Und jetzt bin ich mit einer Weasley zusammen. Was wohl mein Vater dazu sagt?“ grinste er über beide Ohren.

„Ach, wer sagt denn, dass ich jetzt mit dir zusammen bin?“ neckte sie ihn.

„Oh, mir ist es relativ egal, was dazu zu sagen hast. Ich glaube der Herr will, dass wir zusammen sind. Nachher holt uns noch ein Blitz.“

„Draco!“ Ginny boxte ihn in die Seite, aber gegen ihn hatte sie keine Chance, denn er legte wieder seine Lippen auf ihren Mund.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  Chicha
2008-05-04T20:04:12+00:00 04.05.2008 22:04
Hi =)
An sich müsste ich jetzt einen ganz langen Kommentar schreiben (schließlich sitze ich hier seit gut halb fünf und habe gerade deine ganze Geschichte gelesen)... Aber i-wie bin ich dazu gerade nicht in der Lage.
Und eigentlich hätte ich auch lernen sollen... Ich schreib ja nicht nur morgen einen Geschichts-Test, Dienstag eine Englisch- und Donnerstag eine Mathe-Klausur -schief grins-
Wie auch immer o.o Deine Geschichte hat mich so in den Bann gezogen, dass ich einfach lesen musste, egal ob ich lernen oder im Haushalt was machen sollte (-> -hat in Rekordzeit das komplette Haus gestaubsaugt, nur um weiterlesen zu können-) ><
Das darfst du gerne als Kompliment auffassen.
*Kleines inneres Stimmchen, dass sich zu Wort meldet*: Hasst du nicht eigentlich Menschen, die bei vielen Kapitel immer nur einen Kommentar am Ende hinterlassen...?
*Schuldbewusst zusammenzuck*: Jaaa~a schon... aber das sind fünfzig Pitelchen -flehend das Gewissen anschau-
*herablassend vom Gewissen abgeschätzt wird*: Soll ich mich dazu herablassen und dir einen Kompromiss vorschlagen?
*flehend nick*
*Gewissen zieht die Augenbraue hoch*: Nun gut. Lern für die Klausuren und kommentiere nach einander die restlichen Kapitel. Alle!
Und du *Gewissen deutet auf die Autorin* Erinner sie daran. Foltere von mir aus... *es grinst sadistisch* (-schluck-)
-blendet ganz schnell das Gewissen aus-
Wo waren wir? Ach ja ... ehm ... zu deiner Geschichte. Sie war toll ... Auch wenn ich von Malfoys Tod so geschockt war, dass ich den irgendwie nicht so richtig realisiert habe und die letzten beiden Pitel komplett ohne Emotionen gelesen habe. Wahrscheinlich nicht Sinn der Sache, aber ich habe zumindest begriffen, was die Sätze bedeuten sollen... Ich meine, was nutzt es mir herzzereißend zu heulen und zu schluchzen, wenn ich absolut nichts von dem verstehe, was du geschrieben hast. ^^'
Wie auch immer ... Weißt du, was ich an der ganzen Geschichte mit Abstand das beste fand?
Die Gedichte und Rätsel.
-gerade sprachlos und kriegt nichts vernünftiges zusammengestammelt-
Ich nehme doch an es waren deine. -ist gerade leicht ungläubig, dass jemand so schöne Gedichte schreiben kann-
Nicht als Vorwurf zu verstehen, nur die wirken, als wären sie so wie die Schulgedichte, wo die Dichter ja allesamt bekanntermaßen extrem lange immer dran saßen, um die Wörter so zu setzen, wie sie nun abgedruckt sind.

Alles in allem: Die Geschichte ist super! ^^
Nur eine kleine Frage am Rande: Das war doch das letzte Kapitel oder?
-leicht auf die Kommis schiel- Klingt nämlich irgendwie nicht so recht danach -würde sich aber auch nicht beklagen, wenn noch was kommen würde- So ein kleines Zusatzkapitel von einer späteren Zeit... -grins- Zum Beispiel, wenn die Familien erfahren, dass die zwei zusammen sind oder so... Oder ganz kitschig eine Hochzeit und Kinder oder sowas -smile-

Wie auch immer -Daumen hoch und in die Favo-Liste gepackt-

hdgdl ♥ Chicha
Von:  kikotoshiyama
2008-04-25T16:52:14+00:00 25.04.2008 18:52
Hammer Kappi^^
Wie es wohl weiter geht?
Und ist Voldemort jetzt vernichtet und der Krieg vorbei?
Mal schauen:)
Cu kiko
Von:  DarkEye
2008-04-25T10:18:00+00:00 25.04.2008 12:18
das war ja einfach genialst!
super geworden
wetier so
dark


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