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Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

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Frag dich erst, wer du bist, bevor du wissen willst, wer ich bin

30. Frag dich erst, wer du bist, bevor du wissen willst, wer ich bin
 


 


 

Alle Schüler verstummten bei dem Anblick, der sich ihnen da gerade bot.

Ginny, nur eingehüllt in den teuren Umhang von Draco, sehr blass, dünn, mit Augenringen und ziemlich verdreckt. Draco mit einem vollkommen zerfetzten, blutenden, rechten Arm, blasser als er ohnehin schon war, humpelnd und nicht minder verdreckt als Ginny.

Beide lächelten schwach, jedoch konnte man ihnen ansehen, was sie alles durchgemacht haben mussten.

„Ginny!“ rief Ron wimmernd als er realisierte, wer da in der Tür stand, sprang auf und umarmt seine Schwester stürmisch.

Lautes Getuschel erfüllte die Halle und jeder schaute neugierig auf die beiden bis gerade eben Vermissten, über die in den letzten Wochen so viel gesprochen wurde und die längst tot geglaubt waren.

Professor Dumbledore stand auf und ging zu Madame Pomfrey, die nach Ron sofort zu Draco und Ginny geeilt war. „Ich glaube, Sie brauchen nun viel Ruhe.“ sagte der Schulleiter an Draco und Ginny gewandt. „Poppy? Wären sie so lieb Miss Weasley und Mister Malfoy in ihr Krankenzimmer einzuquartieren?“ fragte er mit einem Lächeln, das deutlich seine Erleichterung über die Rückkehr widerspiegelte. Doch die freudige Stimmung wurde durch Ron gedrückt.

„DU!“ schrie er zu Draco, der von einer Gruppe Slytherins umzingelt war, die ihn wieder herzlich willkommen hießen.

Draco drehte sich zu den rothaarigen Jungen und sah ihn überheblich, dennoch müde an. „Was ist, Weasley?“ fragte der Blondhaarigen sehr zynisch.

„Du hast sie entführt! Schau die dir an: Sie läuft halbnackt nur mit deinem Umhang gekleidet rum! Das ist doch Beweis genug!“ brüllte Ron wütend.

„Ron, wie oft soll ich dir es noch sagen?“ schaltete Ginny sich ein. „Du sollst Dra...äh, Malfoy in Ruhe lassen. Er hat mir nie etwas getan!“ fauchte sie ihren Bruder an, der Draco tödliche Blicke zuwarf.

„Aber...“ wollte Ron widersprechen, jedoch hatte Madame Pomfrey nun sichtlich genug. „Mister Weasley, ich bitte sie, dass sie mit diesen Anschuldigungen augenblicklich aufhören. Die beiden brauche jetzt ärztliche Hilfe und Ruhe, oder sehen sie das anders?“

Ron musterte seine Schwester besorgt, dann den blonden Slytherin mit einem abwertenden Blick. Sie sahen echt erschöpft und fertig aus. Er nickte noch Ginny zu und umarmte sie nochmal mit den Worten „Ich werd Mum und Dad informieren. Die sind fast umgekommen vor Sorge.“, bevor er verschwand.
 

Es war Nacht. Ginny hatte schon einen ganzen Tag geschlafen, was ihr die Uhr oberhalb der Tür erstaunlicherweise mitteilte, und nun wollten ihre Augen einfach nicht mehr zufallen.

So vieles war passiert – davon so viel negatives.

Harrys Folter, das rote Buch, die Entführung, Bellatrixs Folter, die Wiedererweckung Voldemorts, der Tod von Josephine Thurgood durch Draco, die versuchte Vergewaltigung von Voldemort, die Flucht...

Ihre Gedanken zeigten ihr Bilder, die sie einfach nur noch vergessen wollte, doch sie tauchten jedes Mal auf, wenn sie versuchte ihre Augen wieder zu schließen.

Um sich abzulenken dachte sie an das, worüber sie, Draco und Dumbledore gestern Abend gesprochen hatten.
 

„Miss Weasley, Mister Malfoy, es würde mich freuen, wenn sie mir etwas darüber erzählen, wo sie während ihrer Abwesenheit waren. Aber bitte seien sie vorsichtig! Nachher sagen sie noch etwas, das Miss Weasley verletzt.“ Dumbledore zog einen Stuhl heran, auf den er sich sogleich setzte.

„Ich hab’s geahnt. Sie wissen davon. Wieso helfen sie Ginny dann nicht?“ fuhr Draco den Schulleiter verärgert an.

„Ich sagte sie sollen aufpassen, was sie über die Sache vor mir sagen. Ich darf es nicht wissen, aber ja, ich weiß es. Leider darf ich ihnen nicht helfen, denn sie wissen ja, was dann passiert.“ erklärte Dumbledore freundlich.

„Wie...sie wissen davon?“ fragte Ginny ungläubig.

Draco sah Ginny wütend in die Augen, aber sie wusste, dass nicht ihr sondern dem Schulleiter diese Wut galt.

Verstehen konnte sie es auch nicht. War der Hass, den Draco empfand, berechtigt? Hatte Dumbledore wirklich alles gewusst und ihnen nicht geholfen? ‚Er hat gesagt, dass er es nicht darf, Ginny. Denk doch mal nach!’ redete eine Stimme auf sie ein. ‚Ja, aber hätte er mir geholfen, dann wäre es zu all den schrecklichen Vorkommnissen gar nicht gekommen.’ widersprach eine zweite, empörte Stimme.

„Ich kann mich nur wiederholen, dass ich ihnen nicht direkt helfen kann, da das fatale Folgen für Miss Weasley mit sich bringen würde. Indirekt werde ich sie mit allen in meiner Macht stehenden Mitteln unterstützen. Denken sie immer daran.“ Dumbledore lächelte der Gryffindor und dem Slytherin verschwörerisch zu, dann fragte er erneut nach, was passiert war.

Schweren Herzes hatten sie und Draco ihm alles erzählt, wobei Dracos Sprechanteil weitaus höher war als Ginnys, denn sie konnte darüber einfach nicht sprechen. Es tat ihr in der Seele weh das alles nochmal durchleben zu müssen, auch wenn der Bericht von Draco eigentlich sehr sachlich gehalten war.

Nachdem Draco geendet hatte, berichtete Dumbledore ihnen mit Freude, dass die Todesser Rookwood und Macnair auf dem Gelände von Hogwarts geschnappt wurden und jetzt wieder in Askaban saßen. Außerdem war Askaban wieder sicher und die Dementoren unter Kontrolle.

Kurz nach dem Gespräch und einer kleinen Pause, die jeder zum Nachdenken nutzte, kam Madame Pomfrey und flößte Ginny und Draco einen Heil- und Schlaftrank ein.
 

Was hatte Dumbledore gemeint als er davon sprach, dass er ihnen indirekt helfen würde?

Grübelnd drehte sie sich auf die andere Seite des Bettes und bekam fast einen Herzinfarkt. Hellgraue Augen funkelten ihr in der Dunkelheit entgegen.

„Du hattest einen sehr unruhigen Schlaf.“ stellte Draco fest. „Alpträume?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ wehrte sie ab, wollte sich umdrehen, beließ es dann aber doch bei dieser Liegeposition. In der Dunkelheit war es ihr eh nie geheuer, da war ihr sogar die Gegenwart Dracos recht.

„Wie geht es dir?“ fragte Draco in einem fürsorglichen Ton. Ginnys abweisende Antwort von gerade eben überhörte er einfach.

„Gut.“ sagte sie lässig. ‚Lüge neunhundertunddreiundneunzig.’

„Weißt du, irgendwie glaub ich dir das nicht so ganz.“ gab er gelangweilt – anscheinend von ihrer miserablen Lügerei – zurück. Ginny wollte sich nun tatsächlich umdrehen, aber dann fragte er etwas, mit dem sie niemals gerechnet hätte.

„Willst du zu mir in mein Bett kommen?“

„Wie?“ Ihrer Stimme konnte man deutlich die Ungläubigkeit und das Erstaunen entnehmen.

„Ob du in mein Bett kommen willst. Gott, Weasley. Spreche ich eine andere Sprache?“ sagte er genervt.

„Nein, aber mir kommt das doch etwas...naja...komisch vor, so etwas von dir zu hören.“ erklärte sie unsicher.

„Kommst du jetzt oder nicht?“ wiederholte er die Frage zum dritten Mal.

Ihr Gewissen verbot ihr dieses Unternehmen, aber der Rest ihres Seins wollte sofort aufstehen und zu ihm rennen. Wie sehr sehnte sie sich nach Gehorgenheit, Nähe, Wärme und Liebe. Etwas, das sie im letzten Monat einfach viel zu wenig bekommen hatte. Aber wie kam Draco dazu so freundlich zu sein? Hatte er gemerkt, dass sie sich so allein fühlte? ‚Denk nicht viel nach und tu es!’

Also stand sie auf und legte sich wortlos neben ihn.

Als hätte er geahnt, was sich in ihrem Kopf abspielte, zog er sie an sich und umarmte sie fest.

Erleichtert seufzte sie.

Hier lag sie nun. In den Armen des Eisprinzen von Slytherin. Ein junger, hübscher Mann, der ihr bei dem Problem mit dem Buch half, der für sie getötet hatte, der ihr zur Flucht verholfen hatte, der ihr immer soviel Trost spendete – Der Mann, bei dem sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben geben konnte, wie sie war und sich trotzdem angenommen und geborgen fühlte.

Aber was wusste sie eigentlich über ihn?

Wie gesagt, er war ein Slytherin, ein Weiberheld, ein Todesser – okay, ein Ex-Todesser –, ein Malfoy, oberflächlich, überheblich, selbstgefällig, Schulsprecher, gutaussehend, unheimlich anziehend und manchmal ja, aber wenn, dann unglaublich nett. Und das Letztere war für sie das Entscheidende.

Sie sah zu ihm hoch und bemerkte, dass er tief in Gedanken versunken war.

„Worüber denkst du gerade nach?“ flüsterte sie.

Ohne seinen Blick von der Decke abzuwenden, sagte er, was in seinem Kopf zurzeit alles herumspukte.

„Vieles. Mein Hauptgedanke ist meine Zukunft. Jetzt, wo ich den Todessern den Rücken zugekehrt habe, wird sich mein Leben vollkommen verändern. Zu allererst ist da mein Vater, der ab jetzt alles daran setzen wird, mir das Leben zur Hölle zu machen. Dann wäre da noch der Dunkle Lord. Wie können wir ihn wieder los werden? In gewisser Weise ist er ja vom Todesgeist freigelassen worden und kann immer zurückkommen, wenn der Todesgeist es zulässt. Dann wärest da noch du. Wie können wir dich vom Todesgeist befreien? Dumbledore kennt die Antwort, aber er kann sie uns nicht sagen, da er nicht eine Person ist, die dir nahe steht oder von der dunklen Seiten ist und du somit schreckliche Konsequenzen davontragen würdest, wenn er uns hilft. Allerdings versucht er uns indirekt Anhaltspunkte zu geben. Wir müssen also die Augen offen halten.“ endete Draco seinen Monolog, selbst davon leicht schockiert, dass er vor ihr so einfach seine Gedanken freigelegt hatte.

Schweigen.

„Draco?“

„Mhm?“

„Wer bist du eigentlich?“ fragte sie kaum hörbar. Um ehrlich zu sein wollte sie ihn das schon immer mal fragen, denn er war ihr ein Rätsel. Einmal lieb, dann wieder böse. Einmal war er für sie und dann wieder gegen sie.

Ihrer Meinung nach war jetzt einfach der passende Zeitpunkt für solch eine Frage. Mit einem ernsten Blick, wartend auf die erlösende und klärende Antwort sah sie zu ihm hoch, aber zu ihrer Überraschung fing er an zu lachen, richtig herzhaft.

Etwas irritiert von seiner Reaktion stupste sie ihn an. Nun musste auch sie schmunzeln, denn zu Lachen das stand ihn einfach. Es machte ihn noch attraktiver – falls das überhaupt noch ging.

Nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, sah er zu dem rothaarigen Mädchen, das mit dem Kopf auf seine Brust lag herunter.

„Liebe Ginny, frag dich erst, wer du bist, bevor zu wissen willst, wer ich bin.“ sagte er grinsend, doch sie verstand nur Bahnhof und sah ihn nun völlig irritiert an.

„Häää?“

Draco musste wieder lachen. Dieses Mädchen war einfach zu süß, wenn es so vor sich hingrübelte und keinen Plan hatte, was es sagen sollte oder wovon er sprach.

Gespielt liebevoll tätschelte er ihren Kopf. „Das wirst du erst verstehen, wenn du älter bist.“

Für diese Bemerkung bekam er einen Kniff in seine Seite, von dem er sofort in die Luft sprang.

Jetzt lachte Ginny, doch das hielt nicht lange an, denn Draco warf ihr ein Kissen ins Gesicht.

„DRACOOO!“ kreischte sie wütend und wollte ihn mit dem Kissen zurückschlagen, aber er kam ihr zuvor und griff nach ihren Handgelenken, sodass sie nicht mehr zum Wurf ausholen konnte. Kampflos würde sie diese Minischlacht, aber nicht als Verlierer verlassen und deshalb versuchte ihre Hände loszubekommen. Zu ihren Leidwesen brachte das jedoch gar nichts, er war einfach zu stark, und sie fiel nach hinten, weil sie ihre Balance verloren hatte. Draco flog mit ihr, wollte sie abstützen, jaulte jedoch auf, da sein Arm noch nicht ganz verheilt war und landete mit seinem ganzen Gewicht auf ihr.

„Draco, ich ersticke!“ lachte sie nach Atem ringend.

„Wenn‘s nach mir ginge, könnte ich glatt so einschlafen.“ sagte er grinsend, was Ginny erröten ließ, denn er lag mit seinem Kopf auf ihrer Brust.

Sie räusperte sich. „Spinner!“ Das war das Einzige, was ihr in dieser für sie doch recht peinlichen Situation einfiel.

Grinsend stützte er sich mit einem gesunden Arm ab. „Sag mal, dir fällt auch nichts anderes ein als mich ständig zu beleidigen, oder?“

„Nein. Weißt du, ich habe leider schon so viel Zeit mit dir verbacht, dass deine Art auf mich abgefärbt ist.“ erklärte sie unschuldig.

„Ahja? Ich erinnere mich daran, dass du schon vor der Zeit, die du ‚leider‘ mit mir verbringen musstest, so drauf warst.“ gab er schlagfertig zurück.

„Ach Malfoy. Halt einfach mal die Klappe!“ sagte sie, da sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte.

„Siehst du! Da ist es schon wieder.“ lachte er.

„Malfoy!“ warnte sie ihn und griff nach dem Kissen, da er ihre Hände vernachlässigt hatte.

„Draco, wenn’s recht ist.“ flüsterte er plötzlich. Sein Grinsen hatte sich in ein Lächeln verwandelt, das er immer aufsetzte, wenn er ein Mädchen rumkriegen wollte.

„Das zieht bei mir nicht, aber das habe ich dir schon mal gesagt. Was deinen Vornamen betrifft: Der große, unnahbare Mister Malfoy erlaubt es der dummen, kleinen Weasley ihn beim Vornamen zu nennen? Wenn das so ist, ich nenne dich ab heute Drace.“ grinste sie.

„Gefällt mir zwar gar nicht, aber wenn es so unbedingt sein muss, dann bitte wenigstens nicht in der Öffentlichkeit.“ War das ein Flehen in seinen Augen?

Zumindest veranlasste sie es dazu zu Schmunzeln, woraufhin er die Augen verdrehte. „Was willst du für dein Schweigen?“ spielte er den Genervten.

„Och, da gäbe es so einiges, was du für mich tun könntest.“ hauchte sie, währenddessen sie ihn am Kragen zu sich herunterzog.

Sein Herz fing schlagartig an heftig zu pumpen. Innerlich bereitete er sich darauf vor ihre wunderbar zarten Lippen zu berühren; seine Sehnsucht, die er schon so einige Monate verspürte, zu stillen.

Etwas landete unsanft in seinem Gesicht.

„Aber küssen gehört nicht dazu.“ kicherte sie und drehte sich abrupt um. Dracos Mund stand offen. Ginny hatte ihn das Kissen ins Gesicht geschleudert.

Seit wann spielte ein Mädchen so mit ihm und warum nicht er – wie sonst immer – mit ihr?

‚Das kann sie doch nicht machen!‘ dachte er fassungslos. ‚Doch, das kann sie, Draco. Zuerst macht sie dich heiß und dann lässt sie dich fallen wie ne heiße Kartoffel. Die hängt echt schon viel zu viel mit dir rum.‘ stellte er fest.

Er legte sich auf die Seite und schlang seine Arme um ihre Taille, was sie ohne Kommentar zuließ.

‚Und jetzt läufst du ihr auch noch hinterher! – Klappe!‘ schallte er sich.

Eigentlich umarmte er sie, aber für ihn fühlte es sich an, als ob sie diejenige war, die ihm Halt gab. Glücklich darüber, wie das alles bis jetzt verlaufen war, und Angst davor, was noch passieren würde, schlief er ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DarkEye
2008-03-21T21:59:39+00:00 21.03.2008 22:59
einfach genial
das war so krass...
die beiden sind einfach perfekt geeignet füreinander..

dark


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