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Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

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Nächtliches Herumschleichen

17. Nächtliches Herumschleichen
 

„Bevor wir losgehen, musst du mir zuhören.“ Draco sprach wieder mit seiner kühlen, emotionslosen Stimme, sah vom Schreibtisch, auf dem ein Lageplan von ganz Hogwarts lag, auf und beäugte Ginny kritisch. Sie saß noch immer auf dem Bett und hatte noch leicht rötliche Augen vom Weinen, aber ihr schien es wieder besser zu gehen. Natürlich durfte er, ein Malfoy, sich nicht anmerken lassen, dass er eine gewisse Zuneigung gegenüber dieser Weasley hatte, jedoch musste er es sich wohl oder übel eingestehen. Sein Gewissen plagte ihn, aber nicht allzu sehr, sodass er es ignorieren konnte. Etwas drängte die Tradition und Ehre, die er als ein Malfoy immer eingetrichtert bekommen hatte, weg und schaffte Platz für neue Gefühle und Gedanken.

Stumm nickte Ginny, jedoch rang sie sich plötzlich durch doch etwas zu fragen, was ihr schon lange auf der Zunge lag.

„Wie sollen wir in die Verbotene Abteilung kommen, wenn doch die Nachtzauber aktiv sind?“

Draco lächelte überheblich und tippte ihr mit einem Finger an den Stirn.

„Weasley, wie oft soll ich es noch wiederholen? Ich bin ein Slytherin und ein Malfoy, folglich hinterlistig und vor allem schlau. Ich weiß, wie man die Nachtzauber überlistet, sonst würde ich diese ganze Aktion doch gar nicht machen. Komisch oder eher typisch für eine Gryffindor, dass du es noch nicht herausgefunden hast, wo du doch schon so einige Male ohne erwischt zu werden durch die Korridore gelaufen bist, während die Nachtzauber aktiv waren.“

Ja, gefragt hatte sie sich schon oft, wie das funktionierte, aber sie hatte keinen blassen Schimmer. Neugierig blickte sie ihn an, was ihn mal ein wieder ein selbstgefälliges Lächeln entlockte.

„Ich kann es dir leider nicht mündlich erklären, denn wer gewisse Wörter bezüglich der Nachtzauber erwähnt, der wird sofort entlarvt und hat ein dickes Problem mit dem Schulleiter, da sonst ja jeder einfach das Geheimnis weiterplappern könnte. Wie zu erwarten hat dieses System eine Lücke. Aussprechen darf man es nicht, aber schreiben.“ Seine Augen strotzten förmlich vor Stolz während er Papier und Stift zur Hand nahm. Er kritzelte etwas drauf und übergab es ihr.
 

Es ist wichtig, dass du nicht daran denkst, dass du etwas Verbotenes tust. Ein schlechtes Gewissen, das durch die Gedanken an das nächtliche Herumschleichen hervorgerufen wird, ist der Auslöser und die Aufspürzauber erfassen dich. Am Besten, du denkst an etwas, das dir richtig gut gefällt – wie mich zum Beispiel.
 

Sie warf ihn einen bösen Blick zu, woraufhin er unweigerlich lächeln musste. „Darf ich ehrlich sein?“ fragte Ginny unsicher.

Er hob eine Augenbraue, was sie als Ja verstand.

„Mein Gewissen funktioniert wahrscheinlich besser als deins!“

„Na dann wird es Zeit, dass du lernst, wie man es abstellt.“ sagte er wie selbst verständlich.

„Äh, und wie willst du das innerhalb von einer Nacht machen? Wir haben nur noch sechs Stunden bis alle wach sind.“ erwiderte sie, da sie seine Idee einfach hirnrissig fand.

„Weasley, du bist wirklich dumm! Wir leben hier in einer Zaubererwelt und können mit unserem bloßen Zauberstab Menschen umbringen. Meinst du nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, dir für ein paar Stunden das Gewissen wegzuzaubern oder zumindest es einzudämmen?“

In ihr verzog sich alles. Zauberei an ihrem Körper anzuwenden, war schlimmer als in Kerkern herumzuwandern, seit ihr Harry das angetan hatte. Draco bemerkte ihre Angst und lächelte. „Ich bin vielleicht ein Slytherin und hinterlistig, aber was würde es mir bringen, wenn ich dich jetzt anderweitig verzaubern oder gar verfluchen würde? Ich brauche dich heute bei ganzem Verstand. Schließlich bist du dafür zuständig Informationen über dieses Buch zu finden. Ich gebe dir einen Zaubertrank, der für drei Stunden deine Gewissensbisse unterdrückt. Du wirst es nicht mal merken.“ sagte er mit einer warmen, ehrlichen Stimme.

Ginny sah nachdenklich aus. „Nimmst du das Zeug auch immer ein, wenn du irgendwen einen Fluch an den Hals setzt oder wie schaffst du es immer soviel Mist zu bauen und immer noch so stolz auf dich zu sein?“

Als sie seinen erstaunten Gesichtsausdruck sah, fuhr sie fort. „Du müsstest bei all den schlechten Dingen, die du tust, doch eigentlich schon längst von deinem Gewissen umgebracht worden sein. Ich meine, woher soll ich wissen, dass du mich jetzt ohne auch nur mit der Wimper zu zucken anlügst?“

Draco sah sie kühl an. „Entweder du vertraust mir jetzt oder du kannst meinetwegen wegen diesem Buch verrecken.“

Niemals würde er es vor ihr zugeben, aber er fühlte sich bei den Worten, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, unerklärlicherweise verletzt. Trotz alledem, was sie jetzt schon von ihm an Wärme und Freundlichkeit gesehen hatte, glaubte sie ihm nicht. Ein kleines Stechen konnte er in seinem Herzen fühlen, doch tat so als dass es das nicht gäbe.

Wortlos mit versteinerter Miene ging er zu einem Schrank, in dem sich viele Fläschchen mit Zaubertränken befanden, nahm eines heraus und füllte ein bischen davon in einen Kelch. Dann reichte er ihr es. Zögerlich nahm sie es an.

‚Oh Gott! Der Gedanke an das Buch gefällt mir gerade wesentlich besser als dieser Trank. – Ginny, werd erwachsen. Malfoy will dir die Möglichkeit geben von diesem blutrünstigem Buch loszukommen. Nimm es ein! – Wer sagt denn das Malfoy mir helfen will? – Dein Herz!“ Entschlossen schloss sie ihre Augen und trank alles aus.

Es veränderte sich nichts.

„Du nimmst es nicht ein?“ fragte sie erstaunt, als er zur Tür ging.

„Nein, ich brauche es nicht. Los jetzt!“ sagte er bestimmerisch.
 

„Hogwarts ist ganz schön gruselig, wenn es Nacht ist.“ flüsterte sie, als sie durch die Gänge schlichen. Draco hielt Ginny am Arm fest, da er nicht wollte, dass sie ihn verlor, was seiner Meinung nach ja typisch für eine Weasley war.

Einen Moment hatte Ginny das Gefühl etwas Falsches gesagt zu haben, aber dann war es wieder weg.

„Dunkelheit ist nicht gleich gruselig, Weasley. Dunkelheit verkörpert Macht und ist noch viel mehr als ihr Gryffindors euch jemals vorstellen könnt.“ Während er sprach, hatte Ginny trotz der Dunkelheit eine Art Sehnsucht in Dracos Augen gesehen. Irgendetwas, das ganz weit weg zu sein schien, wollte ihr eine Warnung geben, aber es war so weit weg, dass sie es nicht wirklich wahrnahm.

„Dunkelheit...“ flüsterte sie kaum hörbar. „Was ist es, dass du solche Sehnsucht nach ihr verspürst?“ Draco gefiel das gar nicht. Dieses Mädchen schien ihn offenbar ein bischen zu durchschauen, aber innerlich freute er sich, dass sie sich für die Dunkelheit interessierte, also gab er ihr eine Antwort.

„Dunkelheit ist Genugtuung, ein Wegweiser, Macht, Rache, die Wahrheit. Die Menschen deinesgleichen sind blind. Ihr denkt ihr verwirklicht euren Traum von Freiheit, aber euer System lässt keine Freiheit zu. Ihr denkt ihr kämpft im Namen des Guten, dabei wisst ihr nicht mal was gut ist. Ihr denkt ihr seid in der Lage besser zu lieben als wir, dabei würdet ihr jeden eurer Freunde hassen und ausstoßen, der plötzlich nicht so denkt wie ihr. Ihr wollt eine scheinheilige Welt, eine Welt ohne Wahrheit, dabei vergesst ihr, dass sich tief in jedem Herzen Dunkelheit befindet; nur lässt sie nicht jeder frei und unterdrückt sie. Ich fand es sehr amüsant, dass du dir durch dieses Buch erst bewusst wurdest, was für einen tiefen Hass du entwickeln kannst und dass du ihn die ganzen Jahre nicht bemerkt hast. Du bist auch ein Opfer der perfekten Welt, die ihr haben wollt, aber nie existiert. Ich frage mich, ob ihr nicht irgendwann ein schlechtes Gewissen vor euch selbst bekommt, weil ihr euch ständig verstellt und eure wahren Gefühle unterdrückt. Wenn wir jemanden hassen, lassen wir, die Seite des Dunklen, es ihn spüren. Na klar, wir können unseren Gefühlen auch nicht immer freien Lauf lassen, aber wir tun es nur, wenn wir wissen, dass diese Gefühle zu nichts führen. Der dunkle Lord hat damals versucht der Beste zu werden und er hat da kein Geheimnis daraus gemacht. Wenn man etwas von seiner Macht abhaben wollte, musste man sich unter ihn stellen, aber jeder hatte die Wahl. Aus Angst zu ihm zu gehen, das hätte er gemerkt und dementsprechend behandelte er diese Leute auch. Wenn ihr schon so moralisch seid, dann frage ich mich, warum ihr eure eigenen Gefühle verleugnet und etwas hinterherlauft, was nicht existiert.“

Völlig perplex starrte sie auf Dracos Rücken als er geendet hatte. Hätte er sie nicht mitgezogen, wäre sie stehen geblieben. Niemals hätte sie gedacht, dass sie ihm und seiner Weltansicht Recht geben würde, aber es stimmte.

So dachte also ein Mensch auf der Seite des Dunklen.

„Wir sind da.“ Sie standen vor der alten Tür zur Verbotenen Abteilung.

„Und wie kommen wir da jetzt rein? Soweit ich weiß, ist diese Tür geschützt.“ Wütend sah sie auf Draco, der nur erhobenen Hauptes...etwas zu suchen schien?

„Was machst du da?“ fragte sie ihn beobachtend.

Draco suchte die Tür ab und holte dann ein Fläschchen aus seiner Tasche. „Da ist es.“ murmelte er und tröpfelte die Flüssigkeit, die sich in dem Fläschchen befand, auf einen Finger, den er dann auf eine Stelle an der Tür drückte, woraufhin sich diese öffnete.

„Voilá!“ sagte er grinsend. Ihr fragender Blick forderte eine Erklärung. Er seufzte. „Das war ein Täuschungsmittel. Normalerweise müssen die Lehrer ihren Finger auf diese Stelle dort legen und durch den Fingerabdruck kommen sie hinein.“

Mit seiner unglaublich eleganten Haltung ging er in die Verbotene Abteilung der Bibliothek und fing an verschiedenste Bücher zu suchen.

Ginny war noch nie hier gewesen und wurde schlecht als sie die Titel auf den Büchern las. ‚Wirksame Zaubertränke aus Menschenfleisch‘ oder ‚Brennende Seele – Jemanden dazu bringen unter Qualen den Tod zu wollen‘ waren darunter noch die harmlosesten. Ihre Knie wurden weich und ihre Augen suchten immer wieder nach Draco, da sie sich vergewissern wollte, dass er da war.

Dicht folgte sie ihn und suchte mit einem Auge die Regale ab nach Büchern über Schwarzmagische Gegenstände oder Bücher. Endlich fand sie eines mit dem Titel ‚Bücher, die denken können‘.

Sie nahm es und öffnete es langsam. Das Buch roch einfach widerlich nach faulen Eiern und toten Körpern. Möglichst schnell schlug sie die Seiten um, da sie das Gefühl bekam, mit jeder Seite ihren Verstand zu verlieren.

Da war es.

‚Ich habe’s gefunden.‘ dachte sie, aber war überrascht, da sie diese Worte eigentlich laut Draco zurufen wollte.

‚Ich hab’s gefunden!‘ schrie sie innerlich, doch wieder kam kein Laut heraus.

‚Hilf mir!‘ rief sie in Gedanken an Draco gerichtet. Ihre Sicht verschwamm.

‚Draco, bitte! Sieh zu mir rüber!‘ flehte sie.

Wie durch ein Wunder drehte sich Draco zu ihr um. Sofort lief er zu ihr, riss ihr das Buch aus der Hand und schlug es zu. Sie atmete auf.

„Danke...“ flüsterte sie. Ihr war wieder zum Weinen zumute, aber in seiner Nähe schien wieder alles gut zu sein.

Doch das, was dann kam, ließ beide zusammenschrecken und das Blut in den Adern gefrieren.

„Wer ist da?“ rief eine tiefe, wütende Stimme durch die Verbotene Abteilung.



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