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Unbedarfte Rin

von

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Rins zweite Erkenntnis

Was soll ich sagen? Vielen, vielen dank für eure Kommentare, die mich natürlich mordsmäßig gefreut haben -wie sollte es auch anders sein :)

Ich bin glücklich zu sehen, dass mich viele nicht vergessen haben und dass ich auch mir bisher unbekannte Leser begrüßen darf.

Somit will ich auch gar nicht länger schwafeln und den Startschuss für das nächste Kapitel geben.

Wie immer hoffe ich auf eure Meinungen^^
 

Viel Spaß,

Fany

**************************************************
 

Sesshoumaru–samas Silhouette tauchte aus den Schatten der Bäume.

Jaken brauchte sich nicht die geringsten Sorgen zu machen. Beim Anblick unseres Meisters vergaß ich all meine Vorhaben. Ehrlich gesagt vergaß ich sehr viel im Beisein von Sesshoumaru–sama. Das kann ich erklären! Ich studiere seine Gesichtszüge wann immer es mir möglich ist. Dann nämlich, wenn er sich gar nicht bewegt. Da bleibt nicht viel Raum für andere Gedanken.

„Meister!“ Jaken huschte seinem Idol voller Enthusiasmus entgegen und doch erkannte ich eine gewisse Nervosität, die Jakens eilende Schritte begleiteten. Ganz bestimmt dachte er an meine Brüste und an meinen Po, die ich unserem Herrn offiziell schenken wollte, da war ich mir sicher! Ich dachte auch daran. Nur Sesshoumaru–sama, der hatte von seinem Glück noch keine Ahnung. Vielleicht aber doch, denn er wusste oft Dinge, die ihm niemand gesagt hatte und die ich noch nicht einmal erfasste, wenn man sie mir ins Gesicht schrie. Das musste ich zugeben. Ein Genie konnte man mich eben nicht nennen, blöd war ich aber auch nicht. Immerhin war ich intelligenter als Inu Yasha, das hatte Jaken mir immer wieder versichert.
 

Sesshoumaru–sama sah mich an. Sehr kurz nur, aber hey, was soll’s? Es war keine ungewöhnliche Geste seinerseits und doch brachte sie mein Herz jedes Mal dazu schneller zu schlagen. Ganz gleich wie oft mich mein Meister frontal ansah oder besser ausgedrückt, wie selten er mich frontal ansah. Ich lächelte über das ganze Gesicht, rannte auf ihn zu bis ich neben Jaken zu stehen kam und lächelte immer noch. Ich schielte auf den kleinen Dämon neben mir, dessen Augen sich merkwürdig starr auf einen Baum richteten. Wäre ich nur mutiger! In diesem Moment hätte ich Jaken das Trauma seines Lebens bescheren können, für all die gemeinen Dinge, die er mich schon nannte. Nur hätte ich meinen Kimono öffnen müssen. Denn alles was mich nützlich machen könnte war darunter! Seltsam eigentlich, warum musste man das Nützliche verstecken?

„Hallo Sesshoumaru–sama“ ,strahlte ich stattdessen, „es freut mich, dass Ihr endlich zurück seid, ich liebe Euch!“
 

Er ließ seinen ausdruckslosen Blick langsam über die Stelle schweifen, an der wir auf ihn gewartet hatten. Jaken und ich hingen gleichsam an Sesshoumaru-samas wunderschönen Lippen, das wusste ich ohne den kleinen Dämon anzusehen. Wunderschön, ja das war er. Sesshoumaru–sama meine ich natürlich, nicht Jaken.

Da, seine Augen gingen zu und hach! wieder auf. Ich seufzte in mich hinein. Es war der natürliche Augenreflex, der das Auge vor dem Austrocknen schützte (das hatte ich von Jaken erfahren) und doch konnte ich den Lidschlag bei meinem Sesshoumaru-sama mit einem Pfau vergleichen, der seine schmucken Schwanzfedern auffächerte. Ich dankte der Natur für die leichte Brise, die just in diesem Augenblick an uns vorüberzog und mit einigen Strähnen von Sesshoumaru-samas silbernem Haar spielte. Flüssig gewordenes Mondlicht fiel ihm in Bächen über den Rücken und die Brust, bis tief in die Kniekehlen. Jetzt hörte ich auch Jaken seufzen, der sich bei meinem warnenden Blick aber sogleich fing und seine Reaktion auf das gewaltige Naturschauspiel vor unseren Augen überspielte.

„Rin war heute sehr ungezogen mein Herr und Gebieter!“

Auf meine Kosten überspielte er es, diese untreue Tomate! Treuherzig sah ich Sesshoumaru-sama an. Er hatte mich noch nie bestraft, ganz egal was Jaken ihm all die Jahre über mein schlechtes Verhalten vorgeheult hatte. Trotzdem wollte ich, dass mein Herr und Retter gut über mich dachte und wie sollte er das, wenn Jaken ständig das Bild von mir verfälschte?

„Nichts habe ich gemacht“ ,stellte ich deshalb richtig. Nur Gutes wollte ich! Jaken war das schwarze Schaf, weil er nicht wollte, dass ich mich nützlich mache.
 

Sesshoumaru-sama wandte sich um. Das war der Punkt, an dem Jaken und ich unsere Hälse vorreckten, damit die Haarsträhnen des Meisters es nicht schwer hatten, unsere Gesichter leicht zu streifen. Tief sogen wir die Luft ein. Es wäre zu weit gegangen zu behaupten, sein atemberaubender Duft würde uns die Sinne vernebeln, aber ein bisschen unansprechbar waren wir danach schon. Ich hoffte nur, nicht so dümmlich zu grinsen wie mein grüner Gefährte. Sein Geruch war nebenbei bemerkt weit weniger dezent und himmlisch als der meines geliebten Dämons!

„Wir gehen.“

Oh Sesshoumaru-sama, sagt es noch mal! Ich war mir sicher, diese beiden Worte bis an mein Lebensende pausenlos hören zu können. Wir gehen, wir gehen, wir gehen, wir gehen...Wenn er seine Stimme nur gebrauchte. Seine tiefe, angenehm weiche und doch bestimmende Stimme in diesem unvergleichbaren Tonfall der vollkommenen Gleichgültigkeit!
 

Mehr brauchten wir nicht, auf der Stelle folgten wir ihm, zusammen mit Ah-Uhn.

Wohin wir gingen? Ich wusste es nicht, ich wusste es nie. Aber ich würde ihn bis an den Rand der Welt begleiten. Und wenn er über die Schwelle springen würde, dann würde ich auch springen.

„Sesshoumaru-sama“ ,begann ich heiter. Irgendwo musste ich ja anfangen, das stand fest. Ich brachte es schlicht und einfach noch nicht fertig, ihm meinen eventuellen Nutzen so offenherzig zu zeigen. Jetzt, da ich die Chance dazu hätte, warnte mich mein Verstand vor überstürzten Handlungen.

„Habt Ihr nicht auch manchmal dringend Lust gewisse Dinge anzufassen? So ab und zu in der freien Zeit“ ,schob ich aufmunternd nach.

Jaken hustete, oder er verschluckte sich an der eigenen Spucke. Er boxte mich mit dem Kopfstab in den Oberschenkel. Fieser Frosch!

„Habt Ihr in Eurer Abwesenheit erreicht was Ihr wolltet, oh Sesshoumaru-sama?“ ,surrte er los, „ach was frag ich, das Erreichen Eurer Ziele ist schließlich Euer Spezialgebiet, nicht wahr?“ Jaken fing künstlich zu lachen an.

Weder ihn noch mich hielt der Meister momentan für eine Antwort würdig. Das konnte vorkommen. Obgleich ich ihn schon fast mein ganzes Leben lang kannte und ihm so was von grenzenlos vertraute, schüchterte er mich noch immer durch seine reine Gegenwart ein. Da unterschied ich mich nicht viel von den meisten anderen, die meinen Sesshoumaru-sama zu Gesicht bekamen. Ich liebte ihn trotzdem! Es war ja auch noch nicht aller Tage Abend. Mir würde schon etwas einfallen, das wäre ja gelacht!

Ich holte tief Luft, „Sesshoumaru-sama, ich...AUAH!“ Wütend starrte ich auf Jaken hinab, der mir fast meinen Fußknöchel gebrochen hatte. Er starrte nicht minder wütend zurück.

„Oh entschuldige Rin, da war eine Mücke und ich wollte nicht, dass sie dich sticht.“

Ich verbiss mir einen Kommentar und war jetzt mehr denn je von meinem Vorhaben überzeugt. Ich schwor mir, es würde hinhauen, irgendwie, irgendwann! Ich musste, nein, ich wollte nützlich sein!
 

Es war Abend. Wir waren weit gelaufen, ob wir auch weit gekommen waren wusste ich nicht. Ich jedenfalls war ganz schön geschlaucht, obwohl ich es mir nicht anmerken ließ.

„Wärst du ein Stück des Weges auf Ah-Uhn geritten, so wie du es immer getan hast, dann würdest du jetzt nicht sichtlich aus dem letzten Loch pfeifen.“ Belehrend sah Jaken mich an. Das Rauschen der Bäume kühlte meinen Kopf. Ich würde nie wieder auf Ah-Uhn reiten, ich würde nie wieder die Hilfe der anderen wie selbstverständlich in Anspruch nehmen. Nicht der Bequemlichkeit wegen und auch sonst nicht. Denn unterwegs war mir eingefallen, dass ich ruhig damit anfangen könnte, die Eigenschaft einer Bürde loszuwerden. Wenn ich schon noch nicht wusste, wie ich meine Brüste und meinen Po ordentlich an den Mann bringen konnte.

„Ich bin fit wie ein Wolfsdämon“ ,versicherte ich Jaken zähneknirschend. Ich hasste es, wenn er mich in Sesshoumaru-samas Gegenwart blamierte. Was er mit morbider Vorliebe tat.

Hoch erhobenen Hauptes griff ich mir ein Leinentuch aus meinem bescheidenen, an Ah-Uhns befestigten Reisebeutel. Wieso war ich eigentlich die einzige, die einen Reisebeutel benötigte? Fest entschlossen packte ich den ganzen Sack, warf ihn mir mit grimmiger Miene über die Schulter und stapfte in Richtung Meister. Während ich so stapfte und ihm immer näher kam spürte ich, wie sich meine grimmigen Gesichtszüge entspannten. Als würde ein sanfter Sonnenstrahl meine Haut erwärmen. Ehe ich noch vor ihm stand, schwebte ich schon wie ein Engel auf Mission und hatte die Strapazen des Tages vergessen.

„Ich gehe jetzt baden, Sesshoumaru-sama, in dem Fluss dahinten“ ,meldete ich mich gehorsam ab. Und fasste mir ein Herz. „Ihr könnt meinetwegen gerne mitkommen, ich glaube, Ihr wisst überhaupt nicht mehr wie ich nackig aussehe. Findet Ihr das nicht ein bisschen schade? Ich habe mich verändert, ganz ehrlich!“
 

Ganz leicht drehte sich sein Kopf nun zu mir, denn zuvor hatte er was weiß ich wohin geblickt, nur nicht zu mir. Über so viel unverschämte Aufmerksamkeit wurde mir ganz heiß. Ich fürchte, meine Wangen färbten sich rot und von Jaken wusste ich, dass es ein in jeder Hinsicht sehr verruchtes Zeichen war, wenn sich die Wangen ohne Fremdeinwirkung rot färbten.

Für einen unbezahlbaren Augenblick meinte ich zu erkennen, wie sich Sesshoumaru-samas perfekt geschwungene Lippen öffnen wollten, doch da riss Jaken mich beinahe von den Füßen. Er hatte seine Hand in meinen Kimono gekrallt und sah mich mit einem erschreckend irren Ausdruck an.

„Komm doch mal mit, Rin.“ Er konnte kaum sprechen. Vor Wut über mich oder aus Ehrfurcht vor unserem Meister, wahrscheinlich Ersteres. Was würde Sesshoumaru-sama von mir denken wenn ich mich jetzt wie ein ungehorsames Kleinkind widersetzte? Tausend Konsequenzen streiften meinen Geist, eine vernichtender als die andere. Ich verbeugte mich leicht und schritt nun schweren Herzens Jaken hinterher. Nicht ohne vorher noch mit meinen Fingerspitzen Sesshoumaru-samas Ärmel zu streifen. Das mochte ich, ich erschauderte leicht.
 

Kaum waren wir am Fluss angekommen, ging das Donnerwetter los. Wir waren weit genug weg, damit der Meister uns nicht hören konnte, das erkannte ich deutlich an Jakens unsensibler Wortwahl.

„Jetzt reicht es mir aber!“ ,kreischte er los. „Denkst du, ich habe dich die ganze Zeit umsonst erzogen? Weißt du wie schwer es war deinen angeborenen Ungehorsam, deine nicht auszuhaltende Frechheit und ausgeprägte Dummheit einigermaßen zu relativieren? Hast du das alles vergessen?!“ Seine Stimme überschlug sich, „du gefährdest unser beider Stellung, du hirnloses Kind!“

„Was für eine Stellung haben wir denn?“ ,fragte ich aus ehrlicher Unwissenheit heraus. „Außerdem bin ich kein Kind mehr, ich will nicht dass du mich so nennst!“

Jaken stotterte ungläubig vor sich hin. „Welche Stellung? Welche Stellung fragt dieses Gör! Wir haben eine Stellung, die niemand sonst auf der Welt bei Sesshoumaru-sama hat“ ,richtete er nun wieder an mich. „Niemand sonst. Er. Lässt. Uns. Bei. Sich. Sein!“

Tonnenschwer lag Jakens letzter Satz in der Luft und er kam uns vor wie das größte Heiligtum, dass auf Erden zu erreichen man im Stande war. Ich nickte bedächtig, das leuchtete mir voll ein.

„Und warum darf ich mich denn dann nicht nützlich machen, als Dank dafür, dass ich bei Sesshoumaru-sama sein darf?“

„Weil du es nicht kannst, du hirnloses Kind...hirnloses Weib von mir aus!“

Das hörte sich irgendwie nicht schmeichelhaft an, Weib. Nicht aus Jakens Mund jedenfalls.

„Aber meine...“

„Du bist nicht von Nutzen, denn er will dich nicht anfassen“ ,brüllte Jaken außer sich, „genauso wenig wie ich es wollte!“

Weil ich wie vom Donner gerührt da stand und meinen Reisebeutel langsam auf den Boden gleiten ließ, lenkte Jaken ein. „Er berührt keinen Menschen, außer um ihn zu töten, Rin.“
 

Ich benötigte meine Zeit um mir eine passende Antwort zurechtzulegen.

„Dann soll er mich eben anfassen und danach töten!“ ,motzte ich.

Jaken schnaubte abfällig. „Du weißt ja nicht was du da sagst, Rin!“

Jepp, das wusste ich nicht, mir war auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen. Reine Trotzreaktion. Wenn Sesshoumaru-sama mich umbringen würde, dann konnte ich schließlich nicht mehr bei ihm sein und das musste ich um jeden Preis vermeiden!

„Bloß weil dieser verdorbene Mönch in Inu Yashas insgesamt geistesgestörtem Gefolge gerne...gerne herumgrapscht...“

Jaken gab dem Wort eine Bedeutung wie sie die tiefsten Tiefen der Hölle hatte. „...heißt das noch lange nicht, dass es andere auch mit Vorliebe tun.“

Schon immer war Jaken schlecht darin gewesen mir Dinge darzulegen, mit denen ich ihn behelligt hatte. Alles was ich als Kind noch nicht wissen konnte, hatte er mir von sich aus beigebracht. Was ich so nicht gelernt hatte, hatte ich nie gelernt.

„Heute Mittag warst du dir gar nicht so sicher, ob Sesshoumaru-sama nicht doch...“ ,fing ich an, wurde jedoch sofort unterbrochen.

„Papperlapapp“ ,schnorrte Jaken und winkte ab. „Vergiss worüber ich unsicher war oder nicht. Es gilt was ich jetzt sage! Sesshoumaru-sama möchte nichts an dir anfassen, weder deine Brüste, noch deinen Po!“

Jaken hatte seine Stimme in dem Maß erhoben, dass sich ein leises Echo eingesetzt hatte. So schlug sich der kleine Dämon genervt gegen die Stirn, als wir den Nachklang seiner Worte in den Bäumen hörten. Po...Po...Po....Po....
 

Ohne zu überlegen spieh ich ihm ins Gesicht: „Aber ich möchte, dass er mich anfasst!“ ,und schlug mir gleich darauf auf den Mund. Das wollte ich? Ich ließ es mir nicht lange durch den Kopf gehen und sah Jaken strahlend an. Na klar wollte ich es! Ich wollte es nicht nur für ihn, sondern auch für mich! Auf der Stelle grub ich meine alte Phrase wieder aus.

„Sesshoumaru-sama“ ,plapperte ich übend vor mich hin, „ich habe lange schon zu verstehen gelernt, dass ich mehr von Euch möchte als nur streifende Blicke oder karge Worte. Was genau ich möchte kann ich jetzt endlich benennen, ich will von Euch angefasst werden!“

Jaken sprach nicht mehr. Er versuchte es, aber eine innere Blockade schien ihn davon abzuhalten. Mehr als würgende Laute brachte er nicht über die Lippen.

Froh über eine weitere Erkenntnis im großen Spiel des Lebens, tätschelte ich ihm den Kopf, drehte mich um und begann mich summend auszuziehen.

„Weißt du Jaken“ ,benachrichtigte ich ihn lachend, „so einfach werde ich ihm das natürlich nicht sagen, das wäre sicherlich unangebracht und kindisch, oder?“

Ich wandte kurz meinen Kopf, doch Jaken hatte sich nicht im Geringsten gerührt, seine von Horror erfüllten Gedanken schienen ganz wo anders zu sein. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich werd ihn anders von meinem Nutzen überzeugen, warte es nur ab!“ ,meinte ich bestimmt. Überzeugt. Selbstsicher.
 

Langsam stieg ich in den kalten Fluss und konnte nicht anders als die Luft kurz anzuhalten. Meine Zehnägel schienen sich vor Kälte aufzurollen. Schnell wusch ich mich und öffnete dann den Reisebeutel, den ich mitgebracht hatte. Bedächtig holte ich ein paar Steine heraus, die ich einst gesammelt hatte. Alle waren sie in meinen Augen von besonderer Schönheit. Aber alle waren sie nutzlos. Ah-Uhn musste sie wegen mir mit sich herumtragen, das hörte jetzt auf! Ich ließ sie einen nach dem anderen ohne Reue in den Fluss fallen. Als nächstes grub ich mein altes Haarband heraus. Ich hatte es bis zu meinem zwölften Lebensjahr getragen. Seit dem ließ ich mein Haar genauso frei im Wind wehen wie Sesshoumaru-sama es tat. Leider ging mir meine schwarze Mähne noch nicht weiter wie bis zu den Schulterblättern, da Jaken, der Idiot, sie letztes Frühjahr beim Fischanbraten angefeuert hatte. Ich war damals nur kurz Verbrennungen drittes Grades entgangen. Beschwingt warf ich das überflüssige Erinnerungsstück über meine Schulter in das alles verschluckende Nass. Ich zog den kleinen Handspiegel heraus. Etwas in mir sträubte sich, ihn wegzuwerfen. Ich hatte ihn einmal von Kagome-sama bekommen, zusammen mit einer Haarbürste. Nachdenklich blickte ich in den Spiegel hinein und sah freilich mich.
 

Vorsichtig strich ich mit den Fingern über meine gerade Nase. Sie war klein und zierlich, so wie alles an mir. Mir gefiel das nicht, es machte mich viel jünger als ich war. Kindlich. Meine Haut war glatt und ebenmäßig, aber heller als die anderer Dorfbewohner. Ob das daran lag, dass wir uns so oft im Schatten der Bäume aufhielten? Ich strich mir durch die Haare, die, wie mir schmerzlich bewusst war, viel strohiger waren als die von meinem Meister. Ich kämmte sie dennoch unermüdlich jeden Morgen und jeden Abend. Kagome-sama hatte mir gesagt, ich sei sehr hübsch geworden. Ich hatte keine Ahnung ob das stimmte. Ich hoffte es.

Es kostete mich viel Überwindung den Spiegel ins Wasser gleiten zu lassen, ich sah ihm lange nach. Am Ende besaß ich nur noch die Haarbürste, das Leinen mit dem ich mich stets abtrocknete und die Decke, die ich in kalten Nächten zum Schlafen benötigte. Diese Dinge konnte ich von nun an ganz allein tragen. Ich stand am Flussrand, betrachtete das Leinen in meiner Hand und rief mir in Erinnerung, dass sich die anderen auch nie abtrocknen mussten. Warum sollte ich es dann tun, bloß weil ich ein Mensch war? Überzeugt von mir warf ich auch das Leinen fort, zog mir meinen Kimono und was dazu gehörte über die feuchte Haut und kehrte zu meinem Sesshoumaru-sama zurück.

Oh, und Jaken stand immer noch wie versteinert an Ort und Stelle. Ich zog den Willenlosen mütterlich hinter mir her.
 

„Deine Haare sind nass.“

Ich zuckte zusammen, vor überschäumendem Glück. Sesshoumaru-sama hatte mich angesprochen. Nicht dass er einer der Silben eine Betonung gegönnt hätte und doch hatte ich das Gefühl, die Melodie der Berge in meinen Ohren klingen zu hören.

„Wie alles andere an dir“ ,stellte er weiter fest. Königlich saß er an einen Baum gelehnt da, den Blick in die Ferne gerichtet, unbeweglich, unantastbar, wie ein Bildnis für die Ewigkeit.

„Ja“ ,nickte ich selig, „aber sie werden ja trocknen.“ Meine Erfahrungswerte waren enorm hoch. Zu meinem Leidwesen erwiderte er nichts darauf und ich fragte mich, ob ich ihm hätte sagen sollen, dass mich ein Dämon abgeleckt hätte und ich darum für immer nass bleiben müsse. Vielleicht hätte er dazu etwas mehr zu sagen gehabt. Ich stöhnte in mich hinein.

Fast schon hatte sich die Dunkelheit der Nacht über die Szene gelegt und es war bald Zeit für mich zu schlafen. Jaken und ich saßen an Ah-Uhn gelehnt da, er verströmte Wärme. Wie so oft überlegte ich. Jaken, der war noch nicht wieder ansprechbar. Sesshoumaru-sama schien sich über den Zustand seines Dieners nicht zu wundern.

Ich überlegte nicht nur, ich schmiedete handfeste Pläne. Es gab viele Nächte, in denen unser Meister nicht zu gegen war. Ich vermutete, dass er nur einen jämmerlichen Bruchteil von dem Schlaf brauchte, von dem ich abhängig war. War es ein Omen, dass er heute hier saß, vielleicht bis zum nächsten Morgen? Wollte das Omen, dass ich mich ihm nähere?

Mir wurde ganz schwindlig bei dem Gedanken.

Ein beißender Ostwind wehte mir um die Nase und ich schützte meinen feuchten Haarschopf vor der Kälte, indem ich mich in die Decke hüllte.
 

Von wildem Heldenmut gepackt, stand ich unter den prüfenden Blicken von Ah-Uhn auf, stackste davon und ließ mich mit laut pochendem Herzen neben Sesshoumaru-sama nieder. Gut, vier Meter befanden sich sicherlich noch zwischen uns, aber wie war das noch mit den kleinen Schritten?

Ich konnte mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal einfach so neben ihm gesessen hatte. Ohne zu laufen, ohne ihm etwas Triviales dabei zu erzählen, ohne mich mit Jaken zu streiten, ohne auf Ah-Uhn zu sitzen, einfach so.

Wieso fehlten mir die Worte? Ich hatte doch sonst auch immer etwas zu sagen. Vielleicht lag es daran, dass ich ihm etwas Bestimmtes sagen wollte, etwas von ungeheurer Wichtigkeit, etwas wirklich Grundlegendes. Ja, vielleicht lag es daran, dass ich ihm meine Brüste und meinen Po anbieten wollte. Und was er auch sonst noch wollte, wenn er es nur sagte.

Im Moment sagte er gar nichts, für den Außenstehenden sah es aus, als hätte er mich noch nicht einmal bemerkt.

Weich schimmerte seine Haut im Mondlicht. Unbeweglich lehnte seine Rückseite an dem glücklichsten aller Bäume, steinern seine Lippen. Nur am Augenreflex erkannte man, dass man es hier nicht mit einem Toten zu tun hatte.

Vorsichtig rückte ich näher an ihn heran, ungefähr fünf Zentimeter, ich wollte ihn nicht überrumpeln. Fieberhaft fiel mir ein wie Jaken unabsichtlich meinen Geruch gelobt hatte und kam auf eine geradezu blendende Idee. Heftig rüttelte ich an meinem Kragen, damit mein gelobter Duft besser zu Sesshoumaru-sama vordringen konnte. Ein Nachteil konnte das ja nicht sein. Ich wollte mit allen Mitteln arbeiten, solange, bis er mich endlich berührte.

„Puh, ist das heiß heute Abend“ ,merkte ich lächelnd an, als mir ein eiskalter Windstoß die Haare ins Gesicht blies, so dass ich nichts mehr sah.
 

Fortsetzung folgt!



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  Teilchenzoo
2011-02-21T18:06:13+00:00 21.02.2011 19:06
Ehrlich, diese Geschichte ist einfach genial^^.
wie Rin und Jaken Sesshoumaru anhimmeln, und was sie nicht alles tun, um ihm nahe zu sein ... *lach*.
Aber am besten war Rins Aufforderung an Seshoumaru, mitzukommen zum Baden^^ ...

Gleichzeitig finde ich Rins Gedanken darüber, was sie alles tun will, um nicht länger nutzlos zu sein (selber laufen, selber tragen), auch sehr schön, so kriegt die Geschichte mehr Tiefe. Denn aus ihrer Sicht ist das ja ein Drama. Auch wenn wir gut drüber lachen.

Na, ich bin ja mal gespannt, zu welchen Erkenntnissen Rin noch kommt.

Lg neko
Von: abgemeldet
2010-03-12T18:22:09+00:00 12.03.2010 19:22
UUH >.< schreibst du bald weiter??
Von:  PotionsMistress
2008-10-26T22:55:33+00:00 26.10.2008 23:55
LOL... zum schieflachen! Auf Sesshoumarus Gesicht/Reaktion bin ich ja mal gespannt, falls ihm Rin wirklich einfach so ihre Brüste anbietet... *g*
Hoffe, es geht bald weiter!
LG
Potions Mistress
Von:  Bienchen
2008-10-25T18:51:09+00:00 25.10.2008 20:51
na das kann ja was werden^^
coole Ff muss ich schon sagen
ich hoffe es geht bald weiter
lg
Bienchen
Von:  yesso
2008-07-28T16:42:54+00:00 28.07.2008 18:42
geil, geil, geil......
die fanfic is ja nur topp.....bidde schreib schnell weiter ....
kann einfach nich genug davon kriegen....
yesso
Von:  NIMCHEN
2008-04-23T20:24:53+00:00 23.04.2008 22:24
*lol* *lol* *lol* *lol* *lol* 5 min. später *lol* *keuch* Es ist so lustig, ich liebe diese FF, du darfst nicht aufhören!!! So viel gelacht hab ich schon lange nicht mehr. Super toll, schreib mir bitte wenn es weiter geht, das will ich nicht verpassen!!! *dir auf schulter klopfen* lg jasminchen
Von: abgemeldet
2008-04-11T22:00:56+00:00 12.04.2008 00:00
und ich liebe deine geschichten ungesund^^

ich hoff du schreibst so bald wie möglich weiter........das wird sehr interessant werden......haha.

sie schenkt ihm ihren po ahahaha, sowas hab ich noch nie gelesen. ich hab echt lange gelacht und konnte gar nicht mehr aufhören.

ich freu mich schon aufs nächste kapiiiiitel.
lass dir nicht zu viel zeit <3

*anflausch*
Edi
Von: abgemeldet
2008-03-28T23:12:03+00:00 29.03.2008 00:12
juuuhuuu *__*
eine neue Fanfic..
und dann auch noch zu Sesshy und CO. <3
*gleich zum Favo mach* >.<
die Idee ist toll^^ und der Schreibstil einmalig
wie hier ja schon mehrfach erwähnt wurde

ich finde das alles ja schon ziemlich interessant X3
und bin schon total gespannt wie es weiter gehen wird =)
wie Sesshoumaru wohl reagiert?
Von: abgemeldet
2008-03-08T11:41:22+00:00 08.03.2008 12:41
Ist immer wieder erstaunlich, inwieweit Sesshoumaru und jede seiner einzelnen minimalsten Bewegungen analysiert und interpretiert werden xD
Die Begriffe, die du anwendest, sind immer wieder von Neuem amüsant zu lesen - ich liebe diesen leicht-locker-ironischen Schreibstil, wo selbst die stärkste Spannung so schnell abkühlt, sodass man schmunzeln muss - Zzum Beispiel wie am Ende~
Ach, es macht richtig Spaß diese Geschichte zu lesen! Man ist richtig gespannt drauf, wie Rin einerseits total verklemmt (die einzelnen Zentimeter machen ja viel aus~ xDDD), andererseits wagemutig ihren Ziel näherkommen will(/wird *lol*).
Von:  fiZi
2008-03-01T21:08:00+00:00 01.03.2008 22:08
lol, das kapitel war mal wieder total lustig *kicher*
ich hoffe, du schreibst bald weiter *g*
liebe grüße


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