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Just friends

Seltsame Wege geht die Liebe
von

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Partynacht mit Umwegen

5. Kapitel: Partynacht mit Umwegen
 

Ich trat durch die Tür der Kneipe, “Deluxe”. Sofort wehte mir Zigarettenrauch in Nase und Augen und brachte sie zum Tränen. Und ich hatte gedacht sie hätten ein Rauchverbot eingeführt… Dieses schien hier aber anscheinend außer Kraft zu sein. Also suchte ich in dem permanenten Dunst nach eine Schwarz-Roten Haarschopf.

Ich hielt auf den Tisch zu, den für gewöhnlich Karina belegte. Und tatsächlich saß sie auch dort. Vor ihr, auf dem Tisch standen drei Bier. Sie knutschte gerade ausführlich ihre Freundin und schien mich nicht zu bemerken. Diesmal schaute ich, was bei mir eigentlich nicht üblich war, genau hin. Irgendwie wirkte es so natürlich, das sich zwei Mädchen küssten. Über einem dritten Stuhl hing eine schwarze Tasche mit lila Sternchen, eine wirklich sehr kleine Tasche. Lohnt sich doch nicht so was mit sich rumzuschleppen…

Da die Bar heute voller war, und damit auch lauter, musste ich schreien damit Kah mich wahrnahm. Abrupt ließ sie von Elena ab und drehte sich zu mir um. Sie strahlte mich an. Man, muss Liebe schön sein! Ich grinste zurück und zog dabei eine Braue nach oben. Woraufhin Karina nur mit den Achseln zuckte.

“Setz dich!”, rief sie zu mir rüber. “Wie geht’s dir denn so? Die ersten Bands werden sicher gleich kommen.”

“Mir geht’s gut und selber?”, startete ich eine Gegenfrage während ich gegenüber von ihr niederließ.

“Wirklich?”, hakte sie nach.

“Wieso sollte es nicht?”, jetzt war ich total durcheinander.

“Ach, nur so. Ich hab dir schon ne Cola bestellt, ja?”, wechselte sie auf einmal das Thema.

“Ist gut! Ist das Elenas Tasche?”, fragte ich während ich auf die verlassene Tasche zeigte.

“Nein. Das ist Alex’ Tasche… Eine Freundin von mir”, antwortete mir Elena. Ich starrte auf die Tasche. Eine Alex’ kannte ich nicht, also ließ ich mich am besten überraschen, was das wohl für eine war. Hoffentlich war sie nicht so arrogant wie Elena und ihre Tasche wirkten.

Sternchen… die fand Gina doch so toll. Schließlich hatte sie mir die Krawatte angedreht…

“Ist wirklich alles in Ordnung?”, meldete sich Kah wieder.

“Mh?! Ja! Warum?”

“Du wirkst so abwesend…”, entgegnete sie langsam.

“Fang du nicht bitte auch noch an!”, stöhnte ich.

“Womit anfangen?”, sie wirkte ehrlich verwirrt. Also hatte ihr wohl keiner irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt.

“Nina, Jana und Gina sind der festen Überzeugung, das ich einen Freund hätte… Ich hab mir das heute den ganzen Tag in der Schule anhören müssen!”, plötzlich war ich wirklich entnervt über dieses ganze gequatschte von wegen Freund.

“Und hast du?”

“Nein!”, ich fauchte schon fast und spielte aufgewühlt mit meiner Flasche rum.

“Ist ja gut! Ich wollte ja nur mal fragen…”, beleidigt schaute sie weg.

“Ach, sorry… aber das nervt einfach langsam. Du kannst ja nichts dafür.”

“Siehste! Genau so ist das! Aber wie du gesagt hast die anderen würden denken du hättest einen Freund… na irgendwo musste das ja her kommen oder?”, setzte sie noch mal an.

“Ich weiß ehrlich nicht wo die das her haben!”, erwiderte ich jetzt total verzweifelt.

“Na, ich benehme mich ja auch total abwesend wenn ich verknallt bin…”, nach kurzem zögern fügte sie hinzu, “Naja… eigentlich eher wenn ich noch nicht mit derjenigen zusammen bin.” Als sie das sagte wirkte es aber eher als wäre da noch etwas unausgesprochenes. Vielleicht erwartete sie etwas bestimmtes von mir zu hören? Vielleicht ob ich auch verliebt war?

Ich wollte gerade etwas sagen und klappte schon den Mund auf. Ich wusste nur nicht was also schloss ich ihn wieder.

“Hi”, sagte jemand hinter mir und legte die Hand auf meine Schulter. Dann ging sie um mich herum. Schlank, vielleicht etwas größer wie ich und ein Haarreif auf dem schwarzen Schopf. Sie streckte mir die Hand hin.

“Ich bin Alexandra. Du kannst mich auch Alex nennen.”

“Ach, hi. Ich bin Vera.” Ich musterte sie ein wenig. Hübsch war sie ja. Aber war sie auch so nett wie sie aussah.

“Gefällt dir was du siehst?”, fragte sie mit einem breiten grinsen auf dem Gesicht. Ich errötete, ich hatte gar nicht gemerkt das sie mitbekam wie ich sie musterte.

“Och, nicht so schüchtern. Ist doch gut wenn ich dir gefalle! Oder meinst du nicht?”

Ich schaute sie verdutzt mit großen Augen an. Dann erwiderte ich lahm: “Jaah. Wenn du meinst.”

“Hmm. Das üben wir aber noch mal!” Sie lächelte mich offen an und zwinkerte kurz. Endlich grinste ich zurück, wenn auch ein wenig belämmert.

Ich nahm einen Schluck von meiner Cola und ließ sie angenehm kühl meinen Hals hinabrinnen. Plötzlich völlig zufrieden lehnte mich mit halbgeschlossenen Augen auf meine Stuhl zurück. Ich sog die Luft tief ein, doch das war ein Fehler. Ich hatte ganz den Zigarettenrauch vergessen. Ich hustete und würgte, ich konnte gar nicht mehr aufhören. Die anderen, die vor lachen halb vom Stuhl kippten über meinen plötzlichen Anfall, waren mir dabei auch keine große Hilfe. Als ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, nahm ich noch einen Schluck von meiner Cola und konnte fast wieder ganz ruhig sitzen.

Über meinen Huste- und den Lachanfall der anderen hatten wir gar nicht mitbekommen, dass die erste Band bereits angesagt wurde.

Sie spielte schon ihren ersten Song an. Ein klasse Gitarrensolo machte den Start. Und diese Stimme war der Hammer. Das rockte richtig ab! Ich sagte den anderen eben bescheid das ich etwas näher an die Bühne gehen wollte und stand auf. Alex ging direkt hinter mir her. Und zusammen gingen wir dann vor der Bühne total ab. Wir tanzte ein bisschen, dann ein bisschen Headbanging. Es war einfach Klasse! Wir lachten uns halb krank dabei.

Noch besser wurde es als sich ein Pogo-kreis bildete. Alex und ich natürlich mittendrin. Irgendwer rempelte mich sehr hart von der Seite an, als ich gerade nicht darauf gefasst war. Ich prallte gegen Alex und krallte mich an ihrem Top fest, um nicht umzufallen. Das brachte jedoch sehr wenig. Statt nicht hinzufallen, schlug Alex zuerst auf dem Boden auf und ich auf sie drauf. Und der Träger ihres Schirts rutschte ein ganzes Stück tiefer. Lachend lagen wir auf dem Boden.

“Nicht ganz so stürmisch bitte!”, brachte sie zwischendurch noch hervor. Dann wurden wir von ein paar Jungs wieder auf die Füße gezogen.

Der Träger, an dem ich mich vergeblich festgehalten hatte, war jetzt ein wenig ausgeleiert und rutschte beim Pogo immer wieder über ihre Schulter.

Völlig außer Atem, und ich glaube Alex auch total entnervt wegen des Trägers, schleppten wir uns schließlich zu unserem Tisch. Die nächste Band wurde angesagt.

Ich strubbelte mir durch die Haare, damit sie wieder richtig standen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Alex wieder einmal ihren Träger nach oben zog.

“Du, sorry. Das wollte ich nicht! Wenn du willst geb’ ich dir das Geld zurück, von dem Top”, schlug ich vor.

“Ach so schlimm ist es nicht. Aber wir können trotzdem mal shoppen gehen, vielleicht find ich da ja was schönes als Ersatz”, gab sie zurück.

Ich zuckte mit den Achseln.

“Gut, wenn dir das reicht.”

“Ihr versteht euch ja richtig gut!”, mischte sich Karina ein.

“Wieso auch nicht! Wir verstehen uns doch auch!”, meinte Elena an Kah gewandt.

Irgendwie fand ich sie total arrogant!

“Ich weiß ja nicht wie sie sonst so ist, aber Party machen kann sie!”, erklärte ich Kah.

“Na, wenn man sonst nichts machen muss, dass du einen magst…”, setzte sie mit einem erneuten Grinsen an.

Wurde dann jedoch abgeschnitten von Elena. Sie hatte sich auf Karinas Schoß gesetzt und zog bestimmend ihr Kinn zu sich herüber. Besitzergreifend küsste sie Karina, die ihre Hand erst von Elenas rücken nach unten wandern ließ, um sie dann unter dem Schirt wieder noch oben zu schieben.

Alexandra hob die Brauen hoch und Grinste zu mir rüber. Dann zuckte sie mit den Schultern und deutete mit dem Kopf zu Tür. Nach kurzem Zögern nickte ich knapp.
 

Alexandra hatte nur etwas frische Luft schnappen wollen. Ich schaute mich um. Es war schon ziemlich spät geworden, und morgen war wieder Schule. Was soll’s morgen würde auch nicht mehr passieren als die letzten Jahre… Das einzige interessante an der Schule war seine Freunde zu treffen, oder nicht? Gina lag bestimmt schon im Bett. Ihre Eltern würden wahrscheinlich ausflippen, wenn sie so spät noch unterwegs wäre.

“Scheiße!”, entfuhr es mir so das Alex zusammenfuhr. Was würden eigentlich meine Eltern sagen?

“Was ist passiert? Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?”, fragte Alexandra etwas gehetzt.

“Nichts. Ich hab nur gerade überlegt was meine Eltern sagen werden wenn ich nach Hause komme…” Ich schaute auf die Uhr. “Ich bin jetzt schon zwanzig Minuten zu spät dran…”

“Wie weit ist es denn bis zu dir?”, fragte sie nach.

“Keine Ahnung. Zu Fuß bestimmt… ach keine Ahnung!”, man konnte meinen Kopf sicher auf zehn Meter Entfernung arbeiten hören.

“Mach dir keinen Kopf…”

“Mach ich aber!”, fuhr ich sie an.

“Ich bin mit dem Roller da, ich kann dich nach Hause fahren wenn du willst. Dann kommst du nicht soo spät”, sie hatte weiter gesprochen als hätte ich sie gar nicht unterbrochen.

Mit kurzer Verzögerung ging mir auf was sie gesagt hatte.

“Äh, klar das wäre Klasse!”

“Kein Problem! Ich hol nur noch grad meine Tasche.” Und schon war sie wieder im “Deluxe” verschwunden.

Ich wartete draußen und fröstelte, ich hätte besser eine Jacke mitgenommen. Aber das war jetzt erstmal egal.
 

Alexandra kam wieder heraus und winkte mir ihr zu folgen. Der Roller stand auf dem benachbarten Parkplatz. Er war schwarz, aber vorne war ein großer, lila Stern drauf, wie der bei Avril Lavigne.

Die schien genau so verrückt nach Sternchen wie ich nach meinen Karos. Ich grinste.

Sie verstaute ihre Tasche in dem Fach unter dem Sitz. Jetzt wurde mir auch klar warum die Tasche so klein war. Sie musste ja noch neben dem ganzen anderen Gerümpel der darin rumflog passen.

Sie klappte den Sitz wieder zurück und schaute mich an.

“Ist irgendwas?”

Erst jetzt bemerkte ich das ich immer noch am grinsen war.

“Nein, nein. Es ist nur… du scheinst genauso verrückt nach Sternen zu sein wie ich nach meinen Karos!”

Jetzt grinste sie zurück.

“Jaah… Ich liiiebe Sterne! Die sind doch irgendwie cool, findest du nicht? Ein Zeichen für die Beständigkeit der Zeit. Und ein Licht, egal wie dunkel es auch erscheint. Ein Symbol der Hoffnung… Naja aber so genau wolltest du es nicht wissen, oder?”, jetzt lächelte sie nur noch schwach. Doch während sie erzählt hatte, hatten ihre Augen gestrahlt.

“Mmh”, machte ich. “So hab ich das noch nie gesehen… Wirklich ein schöner Gedanke…”

Sie ließ den Motor an und gab mir ihren Helm.

“Bist du schon mal mitgefahren?”, fragte sie während ich versuchte den Helm zu schließen.

“Nur auf einem Motorrad mal.”

“Naja, das ist nicht viel anders. Man kann sich nur nicht so weit in die kurven legen und nicht ganz so schnell fahren. Am besten du hältst dich gut an mir fest und legst dich nicht so weit in die Kurven. Ich fahr auch vorsichtig.”

“Ist gut. Wird schon schief gehen!”

“Na dann können wir ja loslegen!”

Sie nahm den Roller von dem Ständer und setzte sich. Mit einer Geste bedeutete sie mir, hinter ihr aufzusitzen. Also klettert ich hinten drauf und legte die Arme von hinten um ihren Bauch.

Sie fuhr langsam an.
 

Während wir fuhren machte ich ihr mit Handbewegungen klar, wo es lang ging. Ich drückte immer kurz auf ihren Bauch damit sie hinsah und zeigte dann in welche Richtung sie sollte.

Auf den geraden Stücken gab sie richtig Gas. Der Roller fuhr etwas schneller als er durfte. Ich glaub das schnellste waren 80 oder 85 km/h. Aber ich genoss es richtig. Der Luftzug auf der Haut. Das Gefühl absoluter Freiheit. Daran könnte ich mich gewöhnen! Die ganze Fahrt über hatte ich ein unauslöschliches Grinsen im Gesicht. Es war sooo schön mal an nichts gebunden zu sein. Einfach mal sein. Mir war es sogar total egal, dass mir völlig kalt war, da ich ja keine Jacke an hatte.
 

Als wir schließlich angekommen waren, war ich total traurig, dass die Fahrt schon vorbei war. Gina würde das sicher auch gut gefallen.

“Vielen, vielen Dank! Du hast mich gerettet!”

“Kein Problem!”, erwiderte sie.

“Naja, das hätte bestimmt nicht jeder gemacht. Immerhin kennen wir uns ja erst ein paar Stunden…”, sagte ich gedehnt.

“Ach, echt? Mir kommt es vor als würde ich dich schon ewig kennen!”, sagte sie und zwinkerte. Irgendwie musste ich lachen. Diese Geste wirkte bei ihr so… angenehm unbeholfen.

Sie schien nicht zu wissen worüber ich lachte, aber sie lachte mit.
 

Vera!”, meine Mutter schrie von der Tür her.

Ich verstummte und zuckte zusammen. Dann drehte ich um und sah meine Mutter an als könnte ich kein Wässerchen trüben.

“Warum kommst du so spät! Wir hatten…”

Ein Wortschwall sprudelte aus meiner Mutter heraus, den ich aus langer Erfahrung heraus aber ignorierte.

Ich drehte mich noch kurz zu Alex um und flüsterte leise “Danke.” Dann hob ich die Hand zum Gruß und wagte mich vor in die Höhle des Löwen.

Hinter mir hörte ich wir der Motor wieder angeschmissen wurde, dann ein leises Hupen. Ob das als Gruß oder als Hoffnungsmacher gedacht war wusste ich nicht. Aber es war ja auch egal.
 

Nach einigen weiteren rumgezeter hatte ich es endlich in mein Zimmer geschafft. Ich zog mir nur schnell meinen Pyjama über und schmiss mich dann auf mein Bett. Ich zog die Decken fest um mich und kuschelte mich darin ein um wieder warm zu werden. Die Kälte steckte richtig in meinen Knochen, so zugig war es auf dem Roller gewesen. Aber ich würde bestimmt auch mal einen Roller haben. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich.

Als ich endlich eingeschlafen war, träumte ich davon wie Gina und ich auf meinem eigenen Roller fuhren, der natürlich Kariert war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-08-18T22:48:23+00:00 19.08.2008 00:48
Alex - noch ein interessanter Charakter. oô
Von: abgemeldet
2008-02-29T21:14:35+00:00 29.02.2008 22:14
Das Kapitel hat mir sehr gefallen, besonders das Konzert, da ich selber gern zu so etwas gehe.
Vera hat eine neue Freundin gefunden in Alex.
bin auf das nächste Kapitel gespannt.


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