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Mal ganz sorglos

Fanfics rund um die Sorglospunks
von

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Back to the 80s

Inzwischen war es mal wieder soweit, mein kleines Wunderauto musste zum T(euflischen)Ü(berprüfungs)V(erband). Natürlich verlief alles ohne Probleme, denn das teuflische Wunderauto war absolut zuverlässig, wenn es wollte. Und wenn es mal nicht wollte, dann… na ja… dann wollte es eben nicht. Dann konnte es passieren, dass man irgendwo am Nordpol im Schnee feststeckte.

Zur Feier des Tages unternahmen wir zwei eine kleine rasante Spritztour, die uns zu einer bekannten WG führte. Ich schätze, dass das Wunderauto die Abenteuer mit den Sorglospunks besonders genoss und es deshalb entschied hier einen Zwischenstopp einzulegen.

Kaum hielt das teuflische Wunderauto an, stürmte eine sorglose Frontfrau mitsamt Maskottchen aus der Haustür. Kiwi, die mich meilenweit orten konnte, (schließlich stehe ich mit allen Katzen der Welt in ständiger Verbindung) hatte lautstark miauend und an der Tür kratzend meine Ankunft angekündigt.

„Chiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!“, rief Easy freudestrahlend und fiel mir um den Hals. „Sag bloß, du hast heute frei?“

Lächelnd befreite ich mich aus der Umklammerung, denn scheinbar hatte die Punkröhre Angst, dass ich gleich wieder verschwinden würde, und nickte: „Ausnahmsweise stehen für heute keine Termine an. Und da dachten wir, dass wir mal wieder vorbeischauen.“

„Wer wir?“, fragte Chris verdutzt. „Du bist doch ganz allein hier. Oder ist jemand unsichtbares bei dir?“ Der lange Chiii-Ruf hatte auch den Rest der Sorglospunks vor die Tür gelockt.

„Na, das Wunderauto ist doch auch da“, erklärte ich lachend.

Während ich die sorgloseste WG der Welt begrüßte, hatte Easy die Chance genutzt, um auf der Beifahrerseite ins Auto zu steigen und mit seligem Gesichtsausdruck am Lenkrad zu reiben. Sie hatte immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass das Wunderauto ihr ein paar Wünsche erfüllen würde.

„Easy, jetzt komm endlich aus dem Auto raus. Du reibst nachher noch das ganze Lenkrad weg“, versuchte Jack ihre Zwillingsschwester zur Vernunft zu bringen.

Nifen zuckte ergeben mit den Schultern: „Sie wird garantiert erst wieder aussteigen, wenn sich wenigstens ein Wunsch erfüllt hat.“ Schließlich kannte die Bandmanagerin ihren Schützling nur zu gut.

„Ach, macht doch nichts. Eigentlich könnten wir alle einsteigen und einen kleinen Ausflug machen. Das Wunderauto ist heute richtig in Fahrlaune“, meinte ich. Und zur Bestätigung öffneten sich einladend die Autotüren.

„Ein Ausflug wäre doch genau das Richtige. Und vielleicht springt sogar ein Song dabei rum“, äußerte Abranka sich hoffnungsvoll. Seit einiger Zeit hatte die Bandmuse immer wieder versucht, Easy mit Motivationsschokolade zu einem neuen Lied zu überreden. Aber alle Versuche waren gescheitert. Die sorglose Frontfrau hatte den Kopf mit allen möglichen Dingen voll, aber nicht mit einem neuen Songtext.

Also nahmen die Sorglospunks mitsamt Managerin, Muse und Maskottchen die Einladung des Wunderautos nur zu gerne an. Kaum dass alle angeschnallt waren, brummte auch schon der Motor auf und das Auto setzte sich in Bewegung. Easy, die inzwischen die Finger vom Lenkrad genommen hatte, thronte neben Abranka auf dem Beifahrersitz und inspizierte neugierig die verschiedenen Anzeigen.

„Sag mal, ist die Temperaturanzeige vielleicht kaputt? Die zeigt ja 84 Grad an. So heiß ist es doch nie und nimmer“, meldete sie sich fachfrontfrauisch zu Wort.

Kopfschüttelnd winkte ich ab: „Das sind Höllentemperaturen. Damit ich auch unterwegs weiß, ob in der Unterwelt gut geheizt ist.“

Easy nickte anerkennend. „Aso, und was ist mit der Datumsanzeige? Die stimmt doch vorne und hinten nicht. Wir haben doch nicht mehr das Jahr 1983.“

„Ja, du hast den 14. November 1983 als Datum eingestellt. Und die Uhrzeit stimmt auch nicht“, mischte sich nun Nifen ein, die ihre exakt genaue Manageruhr zu Rate gezogen hatte.

„Das hat schon seine Richtigkeit“, versuchte ich zu erklären. „Ich hatte letztens etwas Geschäftliches in den 80ern zu erledigen und danach habe ich die Datumsanzeige nicht mehr umgestellt.“

Dass etwas Geschäftliches in den 80ern erledigen für mich bedeutete, in Spielzeugläden nach Merchandise von Regina Regenbogen zu suchen, weil die eBay-Auktionen der heutigen Zeit immer so verdammt teuer wurden und ich unbedingt meine Sammlung vervollständigen musste, verschwieg ich lieber. Die Sorglospunks kannten inzwischen sowieso schon genügend Geheimnisse der Hölle. Außerdem würde mich früher oder später mein Regina Regenbogen-Klingelton eh verraten.

„Moment mal, du bist mit diesem Auto einfach so in die 80er gefahren? In ein vergangenes Jahrzehnt?“ Der Prince of Punk brüllte mir von der Rückbank aus geradezu ins Ohr, so überrascht war er von den Fähigkeiten des teuflischen Wunderautos.

Jack hibbelte neben ihm herum: „Das würde ja bedeuten, dass du durch die Zeit reisen kannst.“

„Ganz genau“, meinte ich beiläufig und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Man muss nur das Datum bei der Anzeige einstellen und auf den blauen Knopf drücken und schon fährt man durch Raum und Zeit. Ich habe es doch schon oft genug gesagt, dass das hier ein teuflisches Wunderauto ist, oder nicht?“

Natürlich hatte ich das, dran gab es keinen Zweifel. Schließlich hörte das Wunderauto nur zu gern, wenn lange und begeisterte Lobeshymnen über seine Einzigartigkeit gehalten wurden.

„Wir könnten jetzt also ohne Weiteres zur französischen Revolution fahren? Oder Jane Austen einen Besuch abstatten?“, erkundigte sich Nifen aufgeregt. Ihre Augen blitzten vor Begeisterung durch die dunklen Gläser der Sonnenbrille.

Selbst Abranka hatte eigene Zeitreisepläne: „Wir könnten auch direkt in das antike Griechenland reisen. Das waren vielleicht Zeiten!“

Das stimmte, die alten Griechen wussten wirklich, wie man es krachen ließ.

„Das können wir immer noch machen“, entschied Easy. „Wir belassen es einfach bei den 80ern. Das ist schließlich das Jahrzehnt, in dem die Ärzte berühmt geworden sind.“ Schon drückte sie auf den blauen Knopf. Die sorgloseste Frontfrau hielt nun mal nichts von langen Diskussionen. Und einfach Knöpfe zu drücken gehörte zu ihren Hobbies.

Der Motor des Wunderautos heulte vor Freude laut auf. Die Straße verschwamm für einen kurzen Augenblick vor unseren Augen, als wir mit der Motorhaube voran durch die Zeit sausten. Wenige Sekunden später setzten die Räder wieder in der Vergangenheit auf. Aus Gewohnheit hatte das Wunderauto den Parkplatz eines Spielzeugladens in Düsseldorf für unsere Ankunft ausgewählt.

„Wahnsinn! Wir sind tatsächlich in den 80ern! Schaut euch nur mal die Klamotten der Leute an!“, rief Jack fassungslos. „Leggins, Stulpen und jede Menge Neonfarben!“

„Schön und gut, die Mode ist echt augenkrebsfördernd…“, murmelte Chris missmutig, der lieber zu Kleopatra gefahren wäre. „Und was sollen wir nun hier machen?“

„Wenn wir schon mal hier sind, dann schauen wir uns auch um“, bestimmte Easy und knallte sich schon einmal ab. „So weit ich mich erinnern kann, waren die 80er verdammt toll. Schokolade, keine Sorgen und lange schlafen.“

„Kein Wunder, du warst damals noch ein kleines Kind und musstest noch nicht zur Schule“, blaffte Nifen. „Und außerdem ernährst du dich jetzt auch von Schokolade, schläfst lange und bist ein Sorglospunk.“

Die aufgedrehte Punkröhre wischte die spitzen Bemerkungen mit einer Handbewegung weg und sprang schon aus dem Auto. Wohl oder übel mussten die anderen sich fügen und darauf achten, dass Easy nicht die Vergangenheit ändern konnte. Mir persönlich kam es nur gelegen, vielleicht könnte ich hier eine der seltenen Regina Regenbogen-Plüschkatzen ergattern.

Zielstrebig wandte sich Easy in Richtung Stadtzentrum und wir zottelten wie üblich hinter ihr her.

„Ich hoffe, dass wir nicht zu sehr auffallen. Schließlich hat keiner von uns neonpinke Klamotten an…“, meinte Jack besorgt und drückte Kiwi an sich, die es sichtlich genoss, durch die Vergangenheit geschleppt zu werden.

Abranka schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, ihr fallt nicht sonderlich auf. Jetzt wurde der Punkstyle nämlich richtig modern.“

Wie zur Bestätigung bog weiter vorne ein junger Mann mit Irokesenschnitt und ausgefranzten Jeans in die Fußgängerzone ein. Von einer anderen Seitenstraße kam gleich eine ganze Gruppe Punks.

„Wow, du hast Recht. Hier sind ja ne Menge Punks“, staunte Easy. „Findet hier vielleicht irgendein Festival statt oder so?“

„Das könnte sein“, mischte sich die Bandmanagerin ein. „Damals fanden ständig irgendwo spontane Festivals und Riesenkonzerte statt.“ Inzwischen hatte sie sich damit abgefunden, dass sie ein andermal Jane Austen die Hand schütteln könnte.

Das musikalische Multitalent zuckte mit den Schultern und meinte: „Wir sollten ihnen einfach mal folgen, dann sehen wir ja, was los ist.“

Mit ein wenig Abstand liefen wir hinter den Punks her, die immer zahlreicher wurden und zielstrebig in eine Richtung strömten. Langsam konnten wir auch punkige Musik in der Ferne hören. Düsseldorf war also echt die Stadt des Punks. Easy wurde immer aufgeregter, je näher wir dem Festivalplatz kamen.

Direkt am Rheinufer war eine große Bühne aufgebaut und unzählige Menschen waren rund um den Wasserturm versammelt und feierten. Die Frontfrau bekam bei dem Anblick glänzende Augen, obwohl sich ihre Hoffnung, die Ärzte oder die Toten Hosen live zu sehen, nicht erfüllen würde. Dafür traten mehrere unbekannte Punkbands auf mit so wohlklingenden Namen wie „Klirrende Sägen“ „Notorisch pleite“ oder „Die Hammerharten“.

Die Stimmung war wirklich einmalig. Daher war es kein Wunder, dass die Sorglospunks nur zu gerne auch auf der Bühne stehen wollten. Man sah es ihnen geradezu an der Nasenspitze an.

Nifen, Abranka und ich tauschten vielsagende Blicke aus. Da blieb nur eins zu tun: Sich durch die Massen durchzukämpfen und mal ein Wörtchen mit dem Veranstalter wechseln. Abranka hatte es wesentlich einfacher, schließlich flog sie mit ihrer Wolke einfach über den Menschenauflauf hinweg. Nifen und ich mussten dagegen ganz schön unsere Ellenbogen einsetzten, um überhaupt weiter zu kommen. Und beinahe wäre ich mit meinen Schwingen gar nicht mehr bis zur Bühne gelangt, dafür standen die Menschen einfach zu dicht bei einander.

Der Aufwand hatte sich aber gelohnt, denn der Veranstalter erwies sich als sehr netter Mann, der gerne noch einer weiteren Band eine Chance auf der Bühne gab.

Easy fiel uns der Reihe nach stürmisch um den Hals, als wir die frohe Botschaft überbrachten. Und selbst Chris machte vor Freude einen kleinen Luftsprung (als Prince of Punk wäre ein großer Luftsprung uncool gewesen). Begeistert quetschten sie sich zur Bühne vor und warteten nervös auf ihren Auftritt.

Nach den „Rockenden Röhren“ war es endlich soweit. Easy marschierte mit Stolz auf die Bühne und brüllte ins Mikrofon: „Hallo Düsseldorf! Wir sind die Sorglospunks und dieses Lied ist extra für euch!!!“

Wir drei hinter der Bühne mussten grinsen. Schließlich kannten wir ja schon, was jetzt kommen sollte: Es sollte heftig improvisiert werden, dass die Ideenblitze nur so durch die Luft flogen. Schwefel sei dank hatte Abranka immer eine ganze Menge davon bei sich.

Chris begann mit einem grandiosen Basssolo, in das Jack mit einem perfekten Schlagzeugrhythmus einsetzte.
 

„Schlager ist out

Mozart ist schon lange tot

Wir leben im Jahrzehnt des Punks

Punk regiert die Welt

Und Düsseldorf ist unser Reich

Platz da, jetzt kommen wir!
 

Yeah, wir sind Punks!

Total sorglos

Immer gut drauf

Oh ja, Sorglospunks!

SORGLOSPUNKS!!!
 

Überall herrscht der Punk

Andere Musik hat abgedankt

Wir rocken Düsseldorf

Bald rocken wir die Welt

Sorgloser ist keiner

Sorglos sind nur wir!
 

Yeah, wir sind Punks!

Total sorglos

Immer gut drauf

Oh ja, Sorglospunks!

SORGLOSPUNKS!!!
 

Punk ist unser Leben

Wir machen, was wir wollen

Feiern jeden Tag

Bis in die tiefe Nacht

Immer Punk im Ohr

Und alle rocken mit!
 

Yeah, wir sind Punks!

Total sorglos

Immer gut drauf

Oh ja, Sorglospunks!

Total sorglos

Immer gut drauf

Oh ja, Sorglospunks!

SORGLOSPUNKS!!!“
 

Die Menge tobte. Der Ruf nach einer Zugabe wurde immer lauter. Aber das musste man den Sorglospunks nicht zweimal sagen. Das Publikum hätte beinahe das ganze Sorglospunks-Repertoire einmal rauf und dann wieder runter gehört, wenn nicht ein heftiger Regenschauer das Konzert beendet hätte.

Triefnass, aber überglücklich zogen wir wieder zurück zum Wunderauto.
 

Der Ausflug in die 80er war extrem erfolgreich. Schließlich thronte seitdem eine knuddelige Rainbow Kitty auf meinem Regina Regenbogen-Schrein (und weitere Exemplare werden noch von mir gewinnbringend bei eBay eingestellt).

Aber der beste Beweis hing an meiner Bürowand in Form von einem eingerahmten, alten Zeitungsartikel. „Unbekannte Punkband rockt Düsseldorf – Wer sind die Sorglospunks?“ Zu schade, dass nach 25 Jahren der legendärste Auftritt der Band in Vergessenheit geraten war…



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