Zum Inhalt der Seite

Mal ganz sorglos

Fanfics rund um die Sorglospunks
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein faustisches Angebot

Mir war höllisch langweilig. Damit fing eigentlich alles an. Mal zugegeben, tagein, tagaus den Leuten die Hölle heiß zu machen kann auf die Dauer doch recht eintönig werden. Sogar für mich, den einzigen und wahren Teufel.

Jawohl, ihr habt richtig gelesen: Ich bin der Teufel! Die gottesfürchtigen Bibelleser unter euch werden garantiert einen Schreck gekriegt haben, aber so schlimm bin ich gar nicht.

Okay, ich habe meistens zwei Hörner auf dem Kopf, ein Paar dunkle Schwingen auf dem Rücken und einen Dreizack in der Hand, trotzdem bin ich nicht so furchterregend, wie alle immer denken. Und um es mal klar zu stellen: Ich habe keinen Pferdefuß oder rote Haut (gerade mal die Haare sind rot) und einen Ziegenbart schon mal gar nicht. Wäre ja auch lächerlich, wenn die Herrscherin der Unterwelt einen Bart hätte…

Ganz recht, der Teufel ist eine Frau, nun wisst ihr es endlich. Aber zurück zum eigentlichen Thema:
 

Also, mir war höllisch langweilig. Und wenn ich eins nicht abkann, dann ist es Langeweile. Schließlich malträtiere ich damit ja auch meine Opfer hier unten. Die müssen sich dann ewiglange Dokumentationen über die Herstellung von Knöpfen ansehen.

Ich musste unbedingt einen netten Zeitvertreib finden. Und der schönste Zeitvertreib für mich ist auf Seelenfang zu gehen. Irgendjemand ist immer bereit seine Seele für die Erfüllung seiner Wünsche zu verkaufen. Man denke da nur an Faust, auch wenn der alte Goethe da ein wenig rumgemurkst hatte, was meine Wenigkeit betraf.

Besonders bereitwillige Seelenabtreter sind Künstler, die unbedingt reich und berühmt werden wollen. Ich kramte also in meinem Schreibtisch rum und holte die schwefelgelben Seiten hervor, eine Liste von Malern, Schauspielern, Musikern und Autoren, die auf den großen Durchbruch warteten.

Nach ein wenig Herumblättern stieß ich auf einen äußerst interessanten Eintrag zu einer jungen Band, die ständig in seltsame Abenteuer schlitterte. Das schien genau das Richtige zu sein, um meine Langeweile loszuwerden. Musiker waren immer lustig und schnell dabei ihre Seele zu verkaufen. Man denke da nur an Elvis…

Und der Name Sorglospunks machte mich irgendwie neugierig. Vielleicht waren sie auch so sorglos bei dem Vertragsabschluss.

Also schnappte ich mir meinen Dreizack und schlenderte zum Fahrstuhl, um zur Erdoberfläche zu kommen. Während der langen Fahrt überprüfte ich noch einmal die näheren Bandinformationen. Aha, ein Zwillingspärchen für die Vocals und das Schlagzeug mit Triangel und ein Bassist/ Gitarrist. Scheinbar gab es sogar ein Bandmaskottchen, eine gewisse Kiwi. Seltsam dass nun auch Obst als Maskottchen herhalten musste.
 

Endlich ließ der Lift ein melodisches ‚Ding‘ ertönen und ich konnte direkt vor der sorglosen Punk-WG aussteigen. Ich setzte mein charmantestes Vertragslächeln auf und klingelte an der Tür. Eine junge Frau mit braunen, langen Haaren öffnete auch prompt und sah mich fragend an.

„Guten Tag, mein Name ist Chibichi und ich komme von Unterwelt Records GmbH und Co KG“, erklärte ich und drückte ihr gleich meine Visitenkarte in die Hand. „Ich bin hier wegen eines Angebots für einen Plattenvertrag.“

Ihre Augen wurden schlagartig größer und sie schrie in die WG: „Easy! Chris! Hier ist jemand von einer Plattenfirma!“

Nicht einmal in einem Sekundenbruchteil standen auch die beiden anderen Sorglospunks an der Tür. „Wahnsinn! Wir kriegen einen Plattenvertrag!“ jubilierte Easy, die punkige Frontfrau und Zwillingsschwester der fassungslosen Jack.

Währenddessen führte mich Chris ganz Gentleman in die WG und stopfte meinen Dreizack in den Schirmständer. Die Sorglospunks waren wohl wirklich so sorglos wie ihr Name, denn es gab keine unangenehmen Fragen bezüglich meines ungewöhnlichen Mitbringsels oder sogar wegen meiner Flügel oder Hörner.

„Nehmen Sie doch Platz“, sagte der Prince of Punk und eskortierte mich zum Sofa. Dabei versuchte er eine orangegetigerte Katze von eben diesem zu verscheuchen. „Los, Kiwi, mach mal Platz für die nette Agentin von der Plattenfirma.“

Wenigstens wusste ich nun, dass jene Kiwi nicht aus dem Obstregal stammte. Die Katze sah natürlich nicht ein ihren gemütlichen Platz zu räumen, daher pflanzte ich mich neben sie.

Fünf Augenpaare waren interessiert auf mich gerichtet. Moment mal, wieso fünf? Schnell zählte ich noch einmal nach: Easy, Jack, Chris, Kiwi… Ah, da war noch ein unsichtbares Augenpaar. Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus konnte ich selbst unsichtbare Bandmusen auf ihren Wolken ausmachen.

Nach einem kurzen Nicken zur Muse und der stillen Frage, wieso sie mir so bekannt vorkam, breitete ich meine Vertragsunterlagen auf dem Wohnzimmertisch aus. „Wenn ihr bei Unterwelt Records GmbH und Co KG unterschreibt, werde ich euch reich und berühmt machen“, verkündete ich meinen gespannten Lauschern.

Natürlich trat die erwartete erste Reaktion ein. Chris schrie enthusiastisch: „Wo sollen wir unterschreiben?“, während Easy schon mal einen Kugelschreiber hervorkramte. Jack sah einfach noch immer fassungslos aus und murmelte etwas von „Plattenvertrag… tatsächlich von einer Plattenfirma“ vor sich her.

Nur Kiwi miaute zweifelnd und ein skeptischer Blick von einer unsichtbaren Bandmuse auf einer ebenso unsichtbaren Wolke musterte mich von oben bis unten. Mein Gewerbe brachte es nun einmal mit sich, dass gerade Katzen und Musen schneller erkannten, wer ich wirklich war.

Schnell ratterte ich meinen üblichen Text herunter: „Unterwelt Records GmbH und Co KG wird euch bis an die Spitze der Charts bringen. Ihr werdet die gefeierten Stars sein und in der Bravo werden nur noch Sorglospunkposter veröffentlicht. Wir kümmern uns um die Aufnahme eurer neuen Alben und die folgenden Konzerte, die selbstverständlich dann alle ausverkauft sein werden. Natürlich übernimmt die Plattenfirma sämtliche Kosten für eure Welttournee. Ihr werdet nur in 5-Sterne-Hotels untergebracht, wo ihr in Luxussuiten mit euren Fans wilde Partys feiern könnt. Die Gegenleistung, die ich dafür erwarte, ist wirklich unbedeutend. Absolut nichtig, deswegen ist das auch im Kleingedruckten aufgelistet. Am besten überspringt ihr einfach diesen Absatz, das würde euch nur langweilen. Blablabla von wegen Seelenverkauf… Reine Formalität. Ihr könnt gleich dort unten unterschreiben.“

Ich lächelte noch einmal gewinnend und schob den Vertrag zu Easy rüber, die schon ungeduldig mit dem Kuli klickerte. Aber da flitzte die Bandmuse zu der Frontfrau hinüber, während aus ihrer Wolke Ideenblitze schossen. Mit allen Mitteln wollte sie den Vertragsabschluss verhindern und Easy die rettende Erleuchtung bringen. Plötzlich wusste ich wieder, woher mir diese Muse so bekannt vorkam: Das war doch tatsächlich Abranka, die mir anno dazumal beinahe alles vermasselt hätte, als sie Orpheus auf die Idee brachte seine Eurydike zurückzuholen. Ich gebe nämlich sehr ungern schwer eingekaufte Seelen wieder frei, aber Schwefel sei Dank hatte sich der Musikus noch einmal umgedreht …

Die Ideenblitze prasselten nur so auf die Sorglospunks ein. Dabei hatte ich mir so viel Mühe gegeben. Hol’s doch der Teufel! Ach ja, das war ja ich…

Bevor auch nur eine Unterschrift auf dem Papier war, rief Jack plötzlich: „Nifen! Wir müssen vorher mit Nifen reden.“

„Wieso mit Nifen?“, fragte Easy und wand langsam ihren Blick von dem Vertrag.

„Na immerhin ist sie doch unsere Managerin. Da müssen wir solche Entscheidungen vorher mit ihr absprechen“, erklärte Chris, der ebenfalls aus der Reich-und-berühmt-Trance erwachte.

Verdammt, verdammt, immer diese Manager… Die mischen sich bei so etwas immer zu gerne ein. Mal ehrlich, Manager sind noch schlimmer als ich, tauchen einfach so auf, wenn man mal einen kleinen Seeleneinkauf tätigen will.

Triumphierend grinste Abranka von ihrer Wolke, als im selben Moment die Tür aufflog und eine blonde Frau mit Sonnenbrille hereinstürmte. „Stellt euch vor, ich verhandele gerade über ein neues Konzert in einem angesagten Club. Also haltet euch den kommenden Samstag frei“, verkündete sie und zupfte ihr Kostüm zu recht.

„Nifen!“, begrüßte Jack sie. „Du kommst genau im richtigen Moment. Das ist Chibichi von Unterwelt Records GmbH und Co KG. Sie hat uns gerade ein Plattenvertragsangebot unterbreitet.“

„Tatsächlich?!“, rief die Bandmanagerin und schnappte sich den Vertrag vom Tisch. „Das ist ja klasse. Ich schaue mal schnell die Unterlagen durch.“ Und schon las sie detailiert alles durch.

Ich konnte nur noch hoffen, dass das Kleingedruckte klein genug war. Schriftgröße 1,5 war schon ein Hindernis für manche Augen. Also lehnte ich mich zurück und betrachtete eingehend das Bandmaskottchen neben mir, während die Sorglospunks und Abranka über Nifens Schulter hinweg den Vertrag studierten.

Kiwi schien zwar nicht zu wollen, dass ihre Band ihre Seelen an mich verkauften, aber ansonsten war sie nicht sonderlich abgeneigt von mir. Schließlich gab es schon immer eine tiefe und teuflische Verbindung zwischen mir und den Katzen dieser Welt. Wohlig schnurrend breitete sie sich noch mehr auf dem Sofa aus, als ich ihre Ohren kraulte. Wie gesagt, so fürchterlich bin ich wirklich nicht.

Zu meinem Leidwesen stutze Nifen bei der Lektüre und zückte eine Superspeziallupe für Extremkleingedrucktes und las weiter. So blieb ihr auch der Absatz über das Abtreten sämtlicher Rechte und Besitzansprüche gewisser Seelen im Gegenzug für Ruhm, Reichtum und richtig viel Ehre nicht länger verborgen. Eine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn und sie schüttelte bei jedem Wort den Kopf.

„Und?“, fragte Easy gebannt und knabberte aufgeregt an ihren Fingernägeln. „Ist das nun ein richtiger Plattenvertrag, den wir unterschreiben können?“

Nifen legte die Superlupe zur Seite und erwiderte: „Na ja, es ist schon ein Plattenvertrag. Allerdings sind die Bedingungen schlichtweg seelenraubend.“

„Hä? Was soll das denn heißen?“, mischte sich Chris ein. „Rede doch mal normal ohne den ganzen Managerkram.“

Die blonde Bandmanagerin räusperte sich: „Das heißt klipp und klar, dass ihr eure Seelen verkauft, wenn ihr unterschreibt. Und das meine ich im wörtlichen Sinne.“

„Das klingt ja voll nach Faust!“, warf Jack ein. „Das würde ja dann bedeuten, dass das da der Teufel wäre…“

Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet und ich versuchte so unschuldig wie nur möglich auszusehen, während ich weiter Kiwis Ohren kraulte. Warum war ich nur nicht in Verkleidung gekommen? Nun konnten meine Hörner und die Flügel doch etwas verräterisch wirken…

„Wahnsinn! Der Teufel sitzt bei uns im Wohnzimmer. Sag mal, sind die echt?“ Die sorglose Punksängerin war wieder ganz aus dem Häuschen und piekte an meinen Flügeln rum.

„Natürlich sind die echt“, gab ich pikiert von mir. „Was denkst du denn? Die Hörner sind übrigens auch echt.“ Denn ich konnte mir denken, dass sie als nächstens daran etwas herumprockeln wollte. So nickte sie nur ehrfürchtig und überlegte, wie sie vielleicht auch solch interessanten Körperschmuck bekommen könnte.

Chris sah etwas enttäuscht aus. „Dann wird das nichts mit unserem Plattenvertrag? Und das war alles nur ein Mittel zum Zweck, um uns die Seelen abzukaufen?“ Der punkige Bassist hatte sich schon in Mitten von hübschen Groupies geträumt.

„Dann unterschreibt ihr wohl nicht, oder?“, fragte ich in die Runde und streichelte noch einmal Kiwis Kopf, bevor ich mich vom Sofa erhob. „Na ja, ein Versuch war es wert und zumindest war es nicht langweilig bei euch.“ Langsam schlenderte ich in den Flur und fischte meinen Dreizack aus dem Schirmständer. „Man sieht sich garantiert noch mal irgendwann.“

„Moment mal!“ Bevor ich aus der WG schlüpfen konnte, hatte mich eine unsichtbare Hand am rechten Horn gepackt. Fragend sah ich zu Abranka auf. „Hast du das alle nur gemacht, weil du Langeweile hattest? Wenn ja, hätte ich da eine Idee…“ Breit grinste mich die Bandmuse an und ihre Wolke leuchtete vor guten Einfällen.
 

Ja, genau so kam es, dass ich, der einzige und wahre Teufel, in die Crew der Sorglospunks und somit in den Eierkarton aufgenommen wurde.

Neben meinen täglichen, höllischen Pflichten wie Höllenfeuer schüren, Leute malträtieren und Seelen einkaufen, war ich nun offizieller teuflischer Helfer der Band. Na ja, in gewisser Weise sind die Sorglospunks doch noch einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, aber ausnahmsweise durften sie ihre Seelen behalten. Dafür müssen sie nun immer meine höllische Langeweile auskurieren.

Und dann und wann verschaffe ich ihnen Auftritte durch meine guten Beziehungen weltweit. Als erstes durften sie auch ein Konzert in der Unterwelt geben, schließlich wird nirgends so höllisch gut gefeiert wie hier. Außerdem wollte ich auch Easys neuen Song „Unterschreibe nichts, was der Teufel dir gibt“ hören.

Der Refrain geht mir immer noch nicht aus dem Ohr.
 

„Ich bin nicht Faust.

Ich sage nein!

Meine Seele behalte ich.

Hier bin ich Sorglospunk,

hier darf ich sein…“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück