Lebewohl
„Nach dem schrecklichen Angriff auf zwei Jugendliche vor sieben Tagen, wo einer der beiden Jungen verstarb, ist nun auch der andere Tod. Er war vom Dach des Krankenhauses gesprungen, wo er stationiert war. Jedoch ist ein Mord auszuschließen. Die Polizei, die gegen die Straftäter ermittelt, hat den Vater des heute Verstorbenen festgenommen. Er soll einige Schläger auf die beiden Jungen gehetzt haben, weil sein Sohn homosexuell gewesen sein soll. Der Polizeichef äußerste sein tiefstes Bedauern darüber aus, dass so etwas in unserer heutigen Gesellschaft noch passiert. So wenig Verständnis und Toleranz habe er schon lange nicht mehr gesehen. Es ist fast wie eine tragische Geschichte aus einem Film, die sich hier abgespielt hat. Die beiden Jungen werden nächste Woche bestattet. Und nun zum Wetter…“
Es waren nicht viele Leute auf der Beerdigung. Einige Mitschüler waren gekommen, aber auch nicht viele. Devlins Mutter stand vor dem Grab der beiden. Sie hatte arrangiert, dass sie nebeneinander beerdigt wurden, sie war sich sicher, dass es ihnen gefallen hätte.
Sie wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen weg. Auf eine Rede von einem Pfarrer hatte sie verzichtet. Denn es war ein Pfarrer gewesen, der diesen beiden Jungen das Leben genommen hatte. Das ihr Sohn jetzt endlich glücklich sein konnte, war das Einzige, was sie im Moment noch aufrecht erhielt. Schweren Herzens wandte sie den Blick von den beiden Gräbern ab und ließ ihn durch die Menge schweifen. Noch nicht mal Derricks Mutter war zu der Beerdigung ihres eigenen Sohnes gekommen. Sie konnte es einfach nicht verstehen.
Als die beiden Särge unter der Erde waren, legte sie auf beide Gräber eine Rose. Die Tränen konnte sie nicht unterdrücken. In Momenten der tiefsten Trauer hatte sie Derrick dafür gehasst, dass er in Devlins Leben getreten war, aber eigentlich hatte sie die ganze Zeit gewusst, das Derrick nichts dafür konnte. Dennoch war es schwer zu akzeptieren, dass sie ihren Sohn verloren hatte, weil die beiden sich geliebt hatten. Das Derricks Vater lebenslänglich dafür bekommen hatte, spendete auch nicht viel Trost, das brachte die beiden auch nicht zurück.
Sie blieb noch lange bei den Gräbern stehen, auch als die Beerdigung schon zu Ende war und alle gegangen waren. Das hier war der letzte und endgültige Abschied. Sie schaute noch lange hoch in den blauen und fast wolkenlosen Himmel.
Die Sonne hatte heute den ganzen Tag geschienen.