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Die Feder vom Weißen Phönix

Die letzte Hoffnung ist ein Abenteuer, das ihm alles nimmt, bei dem er über sich selbst herauswachsen muss, um das zurückzubekommen, was er liebt
von

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Das Seelentier

„He, Junge! Was hast du mit diesem Vogel zu tun?“, fragte mein Retter wohl nun schon zum hundertsten Mal. Und zum hundertsten Mal schwieg ich. Der alte Mann seufzte. „Willst du nicht reden? Sachen werden einfacher, wenn man sie mit anderen teilt. Nicht umsonst heißt es „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Ich lächelte mühsam. „Dieser Vogel ist vielleicht meine Möglichkeit, wieder zu „leben“…“ Und jetzt wusste ich, was der Phönix mit meinem „Tod“ gemeint hatte. Ich fühlte mich seit sechs Monaten nicht mehr lebendig. Also hatte ich noch anderthalb Jahre. Das war nicht viel. Es war unglaublich wenig, wenn man nicht einmal den Hauch eines Anhaltspunktes hatte. „Weißt du, wo der Vogel hingeflogen ist? Oder besser gesagt, weißt du, was das für ein Vogel war?“, fragte ich. Vielleicht war dieser Mann der, den ich gesucht hatte. „Es war der Weiße Phönix, nicht?“, sagte der Mann. Durch meinen Körper ging ein Zittern. „Ja, ja, genau!! Weißt du, wo sein Nest ist?“ Er wandte den Blick ab. „Was willst du denn von ihm?“ „Ich… vielleicht kann er die, die ich liebe… wiedererwecken.“ In meinem Hals saß ein dicker Kloß. „Wenn du eine Feder von ihm willst, musst du die Bedingungen, die er stellt, widerstandslos erfüllen. Und bisher ist noch niemand, der das versucht hast, zurückgekehrt.“ Ich hob den Kopf. „Ich bin Niemand.“ Der Alte sah mich an. „Was redest du da für Stuss? Niemand ist… nun ja, niemand!“ Ich brachte ein misslungenes Grinsen auf meine Lippen. Dann zeigte ich mit meinem Daumen auf mich. „Doch. Ich bin niemand. Immerhin habe ich schon Sachen geschafft, von denen alle dachten, niemand könnte das. Also, denkst du immer noch, dass ich das, was bisher noch niemand schaffte, nicht schaffen kann?“ Der Mann sah mich traurig an. „Übrigens… wie heißt du?“, fragte ich. „Mein Name? Ich habe viele Namen. Aber nenn mich ruhig… hm, Urvater.“ Der Alte lächelte. „Urvater? Das ist aber ein komischer Name“, sagte ich. „Und deiner lautet?“, fragte Urvater. „Ich heiße Inu Yasha.“ Der Klang meines eigenen Namens schien falsch. Er war fremd. „Inu Yasha… so, so… Du bist es also wirklich“, murmelte der Alte. „Hä?“, gab ich von mir. Urvater winkte ab. „Ich hab nur laut gedacht, mein Junge“, versicherte er. „Und um wieder ernst zu werden, ich weiß nicht, wo das Nest vom Weißen Phönix ist. Nur ein anderer Phönix könnte dich dahinführen.“ Ich starrte ihn verdattert an. „Und wie, bitteschön? Phönixe sind Sagengestalten, die fliegen nicht gerade überall herum! Es gibt sie nicht!!“ „Darf es Hanyou geben?“, entgegnete er. „Äh… hä? Falls das eine Anspielung darauf sein soll, dass mein Blut nicht „rein“ ist, dann halt besser die Klappe!“, fuhr ich ihn an. „Das habe ich nicht gesagt. Du hast gesagt, es würde keine Phönixe geben. Menschen glauben, es gäbe keine Hanyou. Aber du bist hier. Du lebst. Existiert etwas nur nicht, weil wir nicht daran glauben?“, fragte Urvater. Ich starrte verlegen auf die Erde. „Bist du ein Philosoph, oder so was?“ Urvater lachte. „Nein, ich bin kein Philosoph, mein Junge! Aber ich kann dir helfen, dein Seelentier aus dir herauszubannen.“ „Was ist ein „Seelentier“?“, fragte ich, das Wort hatte ich noch nie gehört. „Seelentiere sind die Tiere, als die wir einmal gelebt haben oder leben können. Und sie spiegeln unser Innerstes wieder.“ Unser Innerstes? In meinem Inneren war es grade sehr chaotisch. Und die Traurigkeit, die ich bisher so mühsam unterdrückt hatte, war immer noch da. Aber ich wollte mich nicht mehr von ihr beeinflussen lassen. Das hatte sich allerdings als schwierig herausgestellt.

„Und was ist dein Seelentier? Hast du es schon aus dir… äh, herausgezogen?“ Urvater lachte noch einmal. „Ja, habe ich. Es ist eine Eule, die steht für Weisheit, aber das weißt du sicherlich.“ Ich seufzte. „Dann wird mein Seelentier chaotisch und traurig sein.“ So ein Tier fiel mir beim besten Willen nicht ein. Urvater lächelte. „Das ist das, wie DU dein Innerstes fühlst. Lassen wir uns überraschen und du wirst sehen, dass dein Inneres doch ganz anders ist, als du denkst.“

„Und wie zieht man ein Seelentier aus sich heraus?“ „Folge mir“, sagte Urvater und erhob sich. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, tat ich es ihm gleich. Urvater führte mich kreuz und quer durch die Botanik, so dass ich nach kurzer Zeit schon die Orientierung verloren hatte. „Wo gehen wir hin?“, fragte ich. „Zum passenden Ort.“ Ich grummelte: „Und du bist DOCH ein Philosoph.“ Urvater lachte wieder.

Irgendwann kamen wir dann an. Es war eine Lichtung. „DAFÜR sind wir durch den Wald gelatscht? Hätten wir nicht die Lichtung von vor einer Stunde nehmen können?“ Urvater drehte sich um. „Mein Junge, das IST die Lichtung von vor einer Stunde.“ „WAS?!“ Irgendwie fühlte ich mich verarscht. Urvater legte seine runzelige Hand auf meine Stirn. „Wenn du wieder aufwachst, wirst du es geschafft haben. WENN.“ Dann schlief ich ein.

Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich auf einer Wiese. Ich setzte mich auf und schüttelte den Kopf. Wo war ich? „Inu Yasha! Inu Yasha!“ Ich sah mich um. Die Stimme kam mir bekannt vor, aber das konnte nicht sein! „Inu Yasha! Hier bin ich!“ Ich drehte den Kopf. „Ka… Kagome? Aber… wie…“ Sie fiel mir um den Hals. „Es ist doch egal, wie ich herkomme. Wir sind wieder zusammen, und nur das zählt“, seufzte sie. „Aber… du bist tot“, sagte ich. „Wen kümmert das? Ich liebe dich, bitte komm mit mir.“ „Ins Totenreich? Werden dort alle sein?“ Kagome schüttelte den Kopf. „Nein, nur wir beide werden dort vereint sein.“ Sie küsste meinen Hals. Das Mädchen öffnete meinen Kimono und küsste meinen Bauch. Dann schob ich sie weg. Sie sah mich verständnislos an. „Kagome, wenn ich jetzt mit dir ins Totenreich gehe, werde ich mein schlechtes Gewissen nie mehr los. Ich habe eine Möglichkeit, euch alle zu retten, aber dafür muss ich LEBEN. Das war doch dein Wunsch, oder nicht?“ Sie nickte. „Sei frei. Du bist so viel mehr als nur ein Hanyou.“ Kagome berührte meine Brust, genau dort, wo mein Herz schlug. Und dort regte sich etwas. Sie streichelte noch einmal meinen Oberkörper und hauchte mir einen Kuss auf den Mund. Dann verblassten ihr Gesicht und die ganze Umgebung. Ich fiel durch eine allumfassende Dunkelheit.

„Kagome!“, rief ich, als ich wieder aufwachte. „Sie ist nicht hier“, sagte eine gebrechliche Stimme. „Es war nur ein Traum“, flüsterte ich sehnsüchtig. Dass ich sie gesehen hatte, hatte mir noch viel deutlicher gemacht, wie sehr ich sie liebte. „Willst du zu ihr zurück?“, fragte Urvater. „Ich will sie wieder in meinen Armen haben. Ich will sie spüren. Verdammt, ich liebe sie! Warum tut Liebe so weh?“ Urvater berührte meine Brust. Dort, wo auch Kagome sie berührt hatte. „Sei frei. Du bist so viel mehr als nur ein Hanyou.“ Das hatte Kagome auch gesagt! Und gleich nach diesem Gedanken brach ein Feuer los.

Die Flammen waren nicht heiß, aber überall. Die Flammen leckten über meine Lippen und ich musste unweigerlich an Kagomes Kuss denken. Sie hatte gesagt, dass sie mich liebte und mich sogar geküsst! Aber das war nur ein Traum gewesen. Die Wahrheit sah bestimmt anders aus. Wer konnte mich schon lieben? Aber ich liebte sie. Mein Verlangen leckte wie Flammen an meinem Herzen. Und bei „Flammen“ fiel mir das kalte Feuer wieder ein…

„Urvater! Wo bist du? Sag mir, was das alles zu bedeuten hat!“, rief ich, aber ich konnte den alten Mann nirgendwo entdecken. Ich lief durch das Feuer, aber nirgendwo war auch nur IRGENDWAS. Alles schien wie ausgestorben. Keine Bäume, kein Wald, kein gar nichts. Es schien, als wäre alles verschwunden, verschlungen vom kalten Feuer. Oder hatte es mich verschlungen?

Meine Schritte wurden vorsichtiger, langsamer. „Ist hier irgendjemand? Verdammt, jetzt antworte endlich! Ist denn keiner hier? Hey!“ Ich erkannte, wie sinnlos das war. In dem letzten halben Jahr hatte ich mich im Denken ein wenig verbessert. Also los, Zeit zum Nachdenken.

Was tat man normalerweise im Feuer? Verbrennen. Und in kaltem Feuer? Gute Frage. Wer hat die Antwort? Ich jedenfalls nicht. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte weiter rennen, aber das würde nichts bringen. Wo war dieses Feuer hergekommen? Aus mir. Aus meinem Herzen. Da begriff ich. Weder Kagome noch Urvater hatten mit mir gesprochen, sondern mit dem, der in mir war! Mit meinem Seelentier. Welches Tier stand für Feuer? Der Phönix wurde sicher nicht umsonst auch „Feuervogel“ genannt. „Mein Seelentier ist… ein Phönix?“, hauchte ich. Und das Feuer erlosch, als hätte es nie existiert. Und vor mir stand Urvater. Mit einem flammenden Phönix auf dem Arm. „Gut erkannt, mein Junge. Gib ihm einen Namen“, bat Urvater. „Feuerphönix“, hauchte ich. Der Phönix flog auf und direkt auf mich zu. Gut gemacht. Jetzt gehen wir gemeinsam zum Weißen Phönix, flüsterte Feuerphönix. Ich nickte. „Ja. Und dann schaffen wir das, was bisher noch niemand schaffte.“
 

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Na, immerhin wieder ein Begleiter... auch wenn für nicht sehr lange Zeit. Was noch niemand schaffte? Warum das noch keiner geschafft hat, dürfte sich noch zeigen... Im nächsten Kapitel geht es los. Der Weg zum Weißen Phönix wird gegangen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: Kupferschweif
2007-12-10T11:43:22+00:00 10.12.2007 12:43
Seelentier? Das gibt es auch im hinduistischen Glauben... meins ist ein Wolf. ^^

Das Kappi war echt super.
Ein Phönix als Seelentier zu haben ist bestimmt cool. ^^
Bin schon voll gespannt, wie es weiter geht und was Inu und seinen Phönix erwarten wird.
lg
Jenny
Von: abgemeldet
2007-12-09T14:29:14+00:00 09.12.2007 15:29
Ein Phönix ist also Inu Yashas Seelentier. Das passt. Immerhin ist er jetzt nicht mehr ganz allein. Ob es hilft, dass sein Seelentier ebenfalls ein Phönix ist, so wie der Weiße Phönix? Mal sehen.

Gruß

Foxfire
Von: abgemeldet
2007-11-30T15:35:50+00:00 30.11.2007 16:35
Na da will ich mal hoffen das es ein habby End wird.
BITTE MACH WEITER UND SCHREIB MIR NE ESN WENS WEITERGEHT!

HDL und LG deine Lissi



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