Zum Inhalt der Seite

Die Feder vom Weißen Phönix

Die letzte Hoffnung ist ein Abenteuer, das ihm alles nimmt, bei dem er über sich selbst herauswachsen muss, um das zurückzubekommen, was er liebt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wie der Phönix aus der Asche

Als ich wieder aufwachte, war ich bei dem Treffpunkt, den ich mit Myouga ausgemacht hatte. Die Sonne schien zwar, aber sie störte mich nicht, da Kohaku vor mir saß. „Bist du wieder wach? Wie fühlst du dich?“ Mein Mund war staubtrocken, deshalb antwortete ich ihm nicht. „Deine Freunde sind noch nicht da. Wahrscheinlich sind wir noch zu früh“, sagte der tote Junge. „Übrigens hast du geschlafen wie ein Stein“, sagte ein Dachs. Ich wandte den Kopf zu ihm. Meine Zunge war taub. Meine linke Schulter schmerzte unendlich stark. Bei der kleinsten Bewegung schmerzte sie. Meine Wunden waren noch nie so lange und so schwer entzündet gewesen. Aber ich wollte nicht, dass sie heilte. Sonst würde ich vergessen, dass ich noch am Leben war. „He, ich glaube, da kommen sie!“, rief Ginta. Zwar wandte ich den Kopf, konnte aber nichts erkennen. Nahm mir das Fieber etwa die Sicht?

„Inu Yasha-sama!!!“, rief ein Flohgeist. Er landete auf meinem Gesicht und saugte zugleich Blut. Ich wollte ihn wie üblich zusammenschlagen, aber meine Hand bewegte sich nicht. Also ließ ich ihn gewähren. Auch das war etwas, was ich vermisst hatte. „Was ist denn mit dir los? Hat dich ein Berg überrollt?“, fragte der Waffenschmied Totosai. „Quatsch, es geht ihm nicht gut, das sieht man doch!“, rief ein Mädchen. „Rin! Wie geht es dir?“, rief ein sichtlich erfreuter Kohaku. Dann verfielen die beiden in ein aufgeregtes Gespräch. Ich spürte, wie mich jemand in die Seite trat. „Pah! Was soll ich bei einem Halbdämon? Ich wäre viel lieber bei Sesshomaru-sama“, jammerte der Krötendämon Jaken. Totosai flüsterte ihm leise zu: „Sesshomaru ist tot.“ „Was?! Und dieser…“ Der Schmied schlug ihm auf den Kopf. „Still“, zischte er. „Inu Yasha-sama…“, sagte Myouga. Obwohl mein Körper rebellierte, setzte ich mich auf, ja, stand sogar auf. „Nein, leg dich wieder hin!“, sagte Kohaku. Rin trat vor mich. „Kohaku hat Recht. Es ist nicht gut, mit diesen Wunden aufzustehen.“ Ich achtete nicht auf sie, drehte den Kopf weg. Sie erinnerte mich zu sehr an Kagome.

„Ach ja… wo ist eigentlich Sesshomaru-sama?“, fragte sie. „Sesshomaru-…“ Weiter kam Jaken nicht, Totosai hatte ihm wieder auf den Kopf geschlagen. „Hm?“ Rin sah mich auffordernd an. Der Schmerz in meiner Schulter wurde schlimmer. Ich wollte – nein, ich KONNTE ihr nicht sagen, dass Sesshomaru tot war! Wenn nicht einmal ich damit fertig wurde, wie sollte sie es dann schaffen? „S… Sesshomaru ist… auf einer Reise“, log ich. „Und warum hat er mich nicht mitgenommen? Und wohin ist er gereist?“, bohrte sie weiter. „Er wusste nicht, ob dir etwas passieren würde. Er ist zum Festland gereist“, sagte ich. Und jedes Wort tat mir weh. „Und wann kommt er zurück?“ Als ich in ihr Gesicht sah, sah ich, wie sie strahlte. In diesem Moment sah ich Sesshomarus Gesicht vor mir, als er gestorben war. Ob er es wohl gutheißen würde, dass ich Rin anlog, um ihr nicht wehzutun? „Ich weiß es nicht. Aber er kommt zurück und bis dahin bleibst du bei mir“, sagte ich leise. Mein Körper hatte sich entsetzlich verkrampft, und das nicht wegen meiner Wunde.

Schwer atmend lehnte ich an einem Baum. Ich beteiligte mich nicht am Abendessen. Warum hatte ich Sesshomaru nie sagen können, dass ich ihn nie gehasst hatte? Und warum hatte ich Kagome nie gesagt, dass ich sie liebte? Jetzt war es zu spät dafür. Versunken in meinen Gedanken, merkte ich nicht, dass Rin vor mir stand. Dann berührte sie mein Gesicht, und ich schreckte auf. „Rin! Hast du mich erschreckt! Was ist denn los?“ Sie sah mich mit schief gelegtem Kopf an. „Hast du denn gar keinen Hunger?“ Ich lächelte schwach. „Doch, schon, aber ich würde es wahrscheinlich gleich wieder ausspucken. Also lasse ich es.“ Sie ging in die Hocke. „Dann komm wenigstens zu uns ans Feuer. Es sieht so traurig aus, wenn du hier ganz alleine sitzt. Okay?“ Ich seufzte und kämpfte mich ihr zuliebe auf die Beine. Allerdings wusste ich nicht, wie ich es bis zum Lagerfeuer schaffen sollte. „Was ist los? Wo bleibst du?“, fragte das Mädchen. „Ich…“, begann ich, aber sie nahm mich schon bei der Hand. Sie lächelte und führte mich langsam.

Totosais Ochse lag hinter mir, damit ich mich anlehnen konnte. Rin lag an meiner Seite und schlief. „Was hast du jetzt vor?“, fragte Totosai. Ich besah kurz den Mond, bevor ich sagte: „Ich werde den Weißen Vogel suchen.“ Hakkaku fragte: „Was für ein Weißer Vogel?“ Ich schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen? Dass ich den Weißen Vogel in meinem Traum gesehen habe? Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Der Schmerz in meiner Schulter geleitete mich in den Schlaf.

Die Morgensonne kitzelte mich wach. Ich widerstand dem Drang, mich zu strecken. Dafür gähnte ich ausgiebig. „Du bist wach?“, fragte Jaken. Als ich ihn ansah, verdüsterte sich seine Miene. „He, Jaken, meinst du, ich habe gewollt, dass er stirbt?“ Jaken grummelte irgendwas. Ich spürte Schmerz. Das Fleisch meiner Schulter hatte sich schmerzhaft zusammengezogen. Nur mit allergrößter Mühe unterdrückte ich einen Schmerzensschrei. Aber von meinen Verreckungen war Rin wach geworden. „Was ist los?“, fragte sie hellwach alarmiert. „Ach, der Halbdämon hat nur wieder seine Wehwehchen“, sagte Jaken.

Meine Schmerzen kamen nicht nur von meiner Schulter. Sie kamen zum größten Teil aus meinem Herzen. Kagomes totes Gesicht. Ihre letzten Worte. Sesshomarus totes Gesicht. Seine letzten Worte. Und da begriff ich. Nie, niemals wieder würde ich mir selbst vertrauen. Ich hatte die, die mir am meisten bedeuteten, sterben lassen. Und ich würde mich solange hassen, bis sie wieder bei mir waren. Aber wie groß war die Chance, dass der Weiße Vogel sie wieder beleben konnte? Winzig. Aber ich musste jede Chance nutzen. Das war ich ihnen schuldig. Ich ballte die Hand zur Faust. „WAS-IST-LOS?“, brüllte Rin in mein Ohr. „Was, was hast du gesagt? Verzeih bitte, aber ich war in Gedanken“, gab ich überrascht entschuldigend von mir. „Das hab ich gemerkt“, gab sie sauer von sich. Mir gelang ein misslungenes Lächeln. Als ich den linken Arm hob, fraß sich beißender Schmerz durch meinen Leib. Ich fiel auf die Seite, konnte aber nicht in der schmerzlosen Dunkelheit versinken.

Rin schrie irgendwas, aber ich hörte es nicht. Finger strichen sanft über meine Wunde. Und für eine Sekunde glaubte ich, es wäre Kagome. Aber das war nur eine schöne Illusion.

Irgendwann mussten mich meine Sinne doch verlassen haben, denn als ich meine Augen öffnete, war es Mittag. Kohaku und Rin saßen direkt vor mir, die anderen hinter ihnen. „Wie fühlst du dich?“, wollte Kohaku wissen. Ich lächelte matt. Und er lächelte zurück. „Wenn du dich noch mal bewegst, dann binde ich dich fest!“, sagte Rin. Meine Augenlider waren schwer. Aber ich riss mich zusammen. Ich wurde in letzter Zeit viel zu oft bewusstlos! Aber nachdem ich gespürt hatte, wie Kohaku mir ein nasses Tuch auf die Stirn legte, dann wurde ich besinnungslos.

Zum Abend hin wachte ich wieder auf. Ich reckte mich. „Hey! Hinlegen, oder ich hole ein Seil!“, rief Rin. „Erbarmen“, sagte ich. „Das war kein Scherz“, grummelte sie. „Das habe ich auch nicht gesagt“, erwiderte ich. Das Mädchen grummelte irgendwas. Dann stand ich auf. „Wo willst du hin?“, fragte Hachi. „Etwas Feuerholz holen“, antwortete ich. „Soll ich mitkommen?“, fragten Rin und Kohaku gleichzeitig. Ich winkte ab. „Nein, ich denke, das schaffe ich noch allein.“ Ich hätte sie alle mitnehmen sollen. Aber ich hatte es nicht. Wieder war es einzig und allein meine Schuld.

Jedes Mal, wenn ich mich nach einem Stück Holz bückte, strafte meine Schulter mich. Aber ich ignorierte den Schmerz. Ich hatte so ein seltsames Gefühl im Bauch. Warum nur hatte ich damals nicht darauf gehört? Vielleicht hätte ich es geschafft.

Es waren keine fünf Minuten vergangen – der Schmerz meiner Schulter war zur Pein geworden – hörte ich einen Knall. Einen großen Knall. Eine Explosion.

Ich ließ das gesammelte Holz fallen, wozu brauchte ich es schließlich noch? Meine Beine bewegten sich von allein auf Höchstgeschwindigkeit. Ich hatte eine Vorahnung. Und ich betete, dass diese Vorahnung nicht bestätigt werden würde.

Mein Körper war voller Schweiß, noch bevor ich wieder beim Lager war. Aber als ich da war, zerbrach meine Seele. Ich hatte so sehr gehofft, dass das Geräusch nur eine Täuschung gewesen war. Aber es war real gewesen. Und wieder war es meine Schuld. Wieder hatte ich versagt.

Warum, wusste ich nicht, aber ich ging vorsichtig auf Rins Körper zu. Ich nahm sie in meine Arme und spürte, dass sie noch atmete. Aber ihr Herz schlug nicht mehr. „Mein… mein Bruder hat einmal gesagt… „Was Einsamkeit bedeutet, weißt du erst, wenn du einsam bist und es zu spät ist, um alles wieder rückgängig zu machen“… Sesshomaru-sama… rettet uns doch…?“ Dann verebbte ihr Atem. Ich legte ihren kleinen Körper behutsam auf den Boden. Ja, er wird dich retten, hätte ich gerne noch gesagt. Aber es wäre eine Lüge. Sesshomaru konnte niemanden mehr retten. Nur ich lebte noch. Nur ich konnte euch retten. Ich würde nicht wieder in meiner Traurigkeit versinken. Was nützte sie mir? Davon wurde nichts besser. Kagomes Wunsch und mein eigener Hass würden mich am Leben halten. Und ich würde diesen verfluchten Weißen Vogel finden. Das war nicht nur so dahingesagt. Es war ein Schwur. Aber nicht irgendein Schwur, den man bei nächster Gelegenheit wieder vergessen würde. Ginta hatte Kogas Schwert bei sich. Ich nahm es mir und stach mir in den Arm. Dass ich den Weißen Phönix finden würde, war kein Schwur, es war ein Blutschwur. Und ich wusste einfach, dass es ein Phönix war. Wie der Phönix aus der Asche würde Inu Yasha wieder auferstehen.
 

_________________________________________________
 

Ein schöner Vorsatz, Inuyasha... nur ist die Frage, ob du das auch erfüllen kannst. Im nächsten Kapitel spielt der Phönix einen unerkannten Retter... und stellt die tödliche Frist.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Kupferschweif
2007-11-21T16:33:07+00:00 21.11.2007 17:33
Oh man... das... ist gemein! Wie kannst du Rin sterben lassen?? Y.Y
Die ist so niedlich. =^.^=
Nya, wie auch immer. Wirklich ein gelungenes Kappi.
bin schon voll gespannt, wie es weiter geht und was diese tödliche Frist ist.
Bis denne
Jenny
Von: abgemeldet
2007-11-17T07:42:58+00:00 17.11.2007 08:42
oh oh. Wird er Kagome und die anderen retten?
Du musst mir nix sagen!
ich schau immer wieder mal rein.

*knuddel* Lissi
Von: abgemeldet
2007-11-15T20:30:43+00:00 15.11.2007 21:30
uiuiuiuiui. Jetzt ist Inu Yasha aber absolut allein. Der tut mir soooo leid. Bis jetzt konnte er nur seinen Freunden und Gefährten beim Sterben zusehen- das muss furchtbar sein! Aber er ist ja wild entschlossen, alles rückgängig zu machen. Ob das funktioniert?

Ist aber sehr niedlich und lieb, wie er auf Rin Rücksicht nimmt und ihr erzählt, dass Sesshoumaru auf Reisen ist- und nicht tot.

Und die letzen Sätze:Dieser Schwur... da läuft es einem eiskalt über den Rücken (das ist ein Lob, also nicht falsch verstehen^^).

Was Inu Yasha wohl noch alles bevorsteht und was will der Weiße Vogel von ihm???

Bis denne
Foxfire


Zurück