Zum Inhalt der Seite

Beichte

Confession
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

sein Leben selbst bestimmen

Kapitel 6

~sein Leben selbst bestimmen~
 

Allein sein erfüllte ihr Herz mit Trauer.

Das war schon immer so gewesen. Und vermutlich würde es auch für den Rest ihres Lebens so bleiben. Der Mensch war nun mal ein Gesellschaftstier.

Aus einer Laune heraus rief sie “Ich bin wieder daha!”, nachdem sie ihre Wohnungstür aufgeschlossen hatte, wohl wissend, dass niemand ihr antworten würde.

Geschafft ließ sie sich auf die erst beste Sitzgelegenheit fallen die ihr in den Weg kam: ihr Barhocker im Wohnbereich.

Es war früher Nachmittag. Die Rückfahrt hatte nicht ganz so lange gedauert, wie sie erwartet hatte. Nachdem sie ein paar Minuten verschnauft hatte und die bedrückende Stille nicht länger aushielt, raffte sie sich auf und suchte ihren Weg ins Bad um zu duschen. Als sie damit fertig war und sich frische Kleidung angezogen hatte, kochte sie sich einen Kaffee und schaltete in der Küche den kleinen Fernseher ein. Sie zappte durch die Programme ohne wirklich Notiz von dem zu nehmen, was auf den einzelnen Kanälen lief. Auf einem Musiksender hielt sie inne und musste lächeln als sie die, ihr bekannten, Gesichter einer gewissen Band sah.

“Through the monsoon, beyond the world, to the end of time, were the rain won’t hurt...”

Entgegen ihrem ersten Impuls schaltete sie den Fernseher erst wieder aus, nachdem der Song zu Ende war. Sie war schon immer Masochist gewesen.

Die Tage vergingen ohne dass Alexandra etwas anderes tat als sich zu langweilen. Sie hatte noch ganze drei Wochen Ferien vor sich und nichts weltbewegendes in Aussicht, was die Zeit, bis sie wieder etwas zu tun hatte, irgendwie erträglicher machen würde.

Den ein oder anderen Tag traf sie sich zwar mit ein paar Freunden, obwohl sie diese wohl eher flüchtige Bekannte nennen sollte, doch auch diese wenigen Stunden befriedigten sie nicht wirklich.

Es war der fünfte Tag nach dem Konzert in Dresden, als sie in ihrem karierten Schlafanzug, dicken Wollsocken und mit einer Tasse heißen Kakao in der Hand, abends auf ihrem Sofa saß und sich eine ausgeliehene DVD ansah. Gute zwei Stunden später weinte sie dicke Kullertränen wegen dem herzzerreißenden Ende des Filmes und griff gerade nach einer Packung Taschentücher, als sie ihr Telefon klingeln hörte. Erstaunt hob sie ihren Kopf und versuchte die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Es war schon eine Weile her seit sie ihr Handy benutzt hatte, genauer gesagt genau fünf Tage. Es befand sich vermutlich immer noch in ihrer Tasche die sie unachtsam in eine Ecke geworfen hatte. Ein Wunder, dass der Akku noch nicht leer war.

Sie schwang sich mit so viel Elan wie sie aufbringen konnte aus ihrer hockenden Position in die Höhe und watschelte zu ihrer Tasche neben der Garderobe. Auf dem Display ihres rosa Nokia erschien das Wort “unterdrückt” während es weiter hartnäckig die Melodie von ihrer Lieblingsfernsehserie “Firefly” vor sich hin dudelte.

Beinah hätte sie das Gespräch überhaupt nicht angenommen, weil es eh nur wieder irgendein Vertreter war, der ihr einen neuen Tarif oder ähnliches Aufschwatzen wollte. Heutzutage waren diese Callcentermitarbeiter ja rund um die Uhr im Dienst, auch zu solch später Stunde. Doch der Gedanke daran, endlich mal wieder mit jemandem zu reden, wenn es auch nur ein “Nein danke, kein Interesse” war, war zu verlockend.

“Behlert.” seufzte sie fast in das Telefon, nachdem sie das Gespräch angenommen hatte.

Sie wünschte sich, sich wenigstens die Nase geputzt zu haben, bevor sie so übermütig auf die grüne Taste gedrückt hatte.

“Ich dachte schon, du gehst gar nicht mehr ran.” hörte sie eine vertraute Stimme am anderen Ende.

“Woher-...wer-...bist, bist du das Bill?” stotterte sie in ihr Handy, während sie auf dem Flur ihrer Wohnung hockte und mit der einen Hand an ihren Schuhen rum spielte.

“Sag mal weinst du?” fragte er und klang dabei etwas erschrocken.

Im Hintergrund konnte sie Toms Stimme etwas fragen hören, das klang wie “sie weint?”

“Ich..äh..nein, also eigentlich ja. Ich hab mir grad nen Film angeguckt, aber...woher, also wie...Hab ich dir meine Nummer gegeben?” stammelte sie erneut zusammen. Ihr Hirn schien vom vielen Heulen noch ganz weich zu sein, sodass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.

“Ach so.” sagte er und klang wieder normal, das heißt: so als würde er grinsen “Hast du heut schon in deine Post geguckt”?

Hatte er ihr jetzt eigentlich auf ihre Frage geantwortet?

Ein leises Piepen signalisierte ihr, dass ihr Akku bald den Geist aufgeben würde.

“Meine Post?” fragte sie und sah verwirrt zu dem kleinen Haufen der Ungelesen Briefe und Werbeprospekte der auf ihrem Schuhschrank im Flur lag “Nein noch nicht, aber weshalb interessiert dich das?”

“Hast du die nächsten Tage schon was vor?” fragte er weiter.

Antwortete er immer mit einer Gegenfrage?

“Nein, aber ich wüsste trotzdem gerne wies-“

“Oh shit, tut mir Leid, ich muss Schluss machen. Machs gut, Lexa. Man sieht sich.”

“Moment mal-“ versuchte sie es noch einmal, um wenigstens aus diesem Anruf etwas schlau zu werden, aber es sollte ihr nicht gelingen. Die Verbindung war bereits beendet. Man sieht sich?

Verdutzt stand sie auf und kramte in einem Schieber nach ihrem Handyladekabel. Nachdem sie es angesteckt hatte, ging sie zu ihrer heutigen Post.

“Werbung”, sagte sie laut und ließ sie sogleich in den Papierkorb fallen “Werbung, Werbung, nochmal Werbung”

Sie überlegte, ob sie sich nicht einen Aufkleber mit der Aufschrift “Keine Werbung einwerfen” zulegen sollte.

Zwischen der Werbung für ein neues Edelrestaurant und dem Sortimentsangebot eines großen Lebensmittelunternehmens, entdeckte sie einen Brief auf dem handschriftlich ihre Adresse stand. Sie drehte den Brief in ihrer Hand. Er hatte keinen Absender.

Ihre Neugierde war eindeutig geweckt, als sie zu ihrem Sofa zurück ging und sich setzte.

In ihrem tiefsten Inneren wusste sie bereits von wem der Brief war, über den Inhalt konnte sie sich allerdings keine Vorstellungen machen.

Vorsichtig öffnete sie den Umschlag.

Eine laminierte Karte fiel ihr in den Schoß und Alexandra brauchte einige Sekunden, bis sie realisierte, dass diese Karte augenscheinlich gleich war mit der Backstage-Karte die immer noch in ihrer Tasche lag.

“12.5.2007. Arena Leipzig. VIP Backstage-Pass. Alexandra Behlert.” las sie laut vor und hätte bei den letzten zwei Worten fast laut aufgelacht. Da stand sogar ihr Name drauf.

Mit einem großen Zug leerte sie ihre Tasse Kakao und sah in den Umschlag. Ein einziger, weißer Zettel war beigefügt. Es dauerte nicht lange die wenigen Worte zu lesen, die scheinbar in Eile geschrieben worden waren:
 

18 Uhr

Hintereingang

Bill
 

Alexandra legte den Brief und den Pass auf den kleinen Tisch vor ihrem Sofa und dachte über diese Wendung ihrer Ferienplanung nach.

Sollte sie einen weiteren Tag in ihrer Wohnung Wurzeln schlagen und sich bei schnulzigen DVDs die Augen ausheulen, bis sie genügend Salzwasser beisammen hatte, um sich ein eigenes kleines Meer zu schaffen oder sollte sie die Einladung annehmen und sich auf einen Tag freuen der hoffentlich genauso beeindruckend und ergreifend werden würde wie der vor wenigen Tagen. Sie lachte kurz auf. Das war eigentlich keine Überlegung wert.

Sie stand auf und ging zu ihrem Bücherregal um einen Autoatlas aus einem Fach zu ziehen.

“Leipzig...” murmelte sie vor sich hin und sah im Inhaltsverzeichnis nach der Seitennummer.
 

Erwarte das Unerwartete.

Dies war zu ihrem Lebensmotto geworden. Gleich nach: Hauptsache, alles geht schief.

Umsichtig und gut vorbereitet wie sie eigentlich immer war, war sie pünktlich 12 Uhr losgefahren. Und dann war es passiert.

Erwarte das Unerwartete.

Sie stand im Stau.

Für eine Strecke die in zwei Stunden gut zu schaffen war, war sie jetzt schon vier Stunden unterwegs und sah immer ungeduldiger auf die Uhr. Würde sie das Konzert wie ein normaler Besucher sehen wollen, wäre sie wohl schon jetzt Kandidat in der allerletzten Reihe.

Sie startete den Motor, nur wenig erleichtert, als es nach Minuten des stillstehen endlich mal, langsam rollend, weiter ging. Sie warf einen Blick auf die rosa Klebezettel die auf ihrem Armaturenbrett befestigt waren. Dort hatte sie sich alle Auf- und Abfahrten aufgeschrieben.

Nachdem sie das Leipziger Messegelände hinter sich gelassen hatte, löste sich der Stau langsam auf und die letzten Kilometer konnte sie relativ schnell hinter sich bringen. Doch die eigentliche Herausforderung lag noch vor ihr: sie, als Landei, allein durch eine ihr unbekannte Großstadt. Sie schluckte, als sie die Autobahn verließ und leicht nervös versuchte sich nicht zu verfahren.
 

Es war zehn vor sechs, als sie die Fußgängerzone entlang rannte, den Stadtplan von Leipzig fest in der linken Hand haltend.

Die Parkplatzsuche hatte ewig gedauert. Letzten Endes musste sie sich auf den letzten freien Platz einer teuren Tiefgarage stellen.

Ihre “My Chemical Romance”-Tasche schlug ihr mit jedem weiten Schritt den sie rannte hart gegen die Seite. Schwer atmend kam sie an einer roten Ampel zum stehen und nahm sich Zeit einen Blick in die Karte zu werfen. Es lagen noch ein paar Straßen, und mindestens genau so viele Ampeln, vor ihr.

Kaum war das rote Männlein an der Ampel einem grünem gewichen, war sie die erste die sich in Bewegung setzte und, die Beine in die Hand nehmend, den restlichen Fußgängern ausweichend, die Straße entlang stürmte.

Ihre Haare wehten im Wind, als sie schliddernd um eine Ecke bog und fast mit einem Fahrradfahrer zusammen gestoßen wäre. Seine Beschwerderufe nahm sie kaum war, da soeben die Arena Leipzig zwischen den Häusern am Horizont auftauchte.

Sie eilte an einer U-Bahn Station vorbei und fragte sich, wieso sie nicht darauf zurückgriff, doch jetzt konnte sie die letzten Meter auch noch zu Fuß hinter sich bringen. Drei weitere rote Ampeln später, war sie am Haupteingang der Arena. Tausende Fans standen noch davor und warteten auf Einlass.

Mit Schrecken, dachte sie erst jetzt daran, dass sie überhaupt nicht wusste, wo der Hintereingang war.

Alexandra sah auf ihre Uhr. Es war fünf nach sechs.

Die drängelnden und kreischenden Fans nicht beachtend, sprintete sie über den riesigen Parkplatz und umrundete die Arena so schnell sie konnte, immer hoffend, dass ihre Intuition sie nicht täuschte.

Die Abzäunung und Verbarrikadierung einer großen stählernen Tür ließ sie vermuten, dass sie den Eingang gefunden hatte. Sie sah sich um. Eigentlich hatte sie angenommen, dass hier reges Treiben herrschen und weitere Fans lauern würden. Falsch gedacht. Es war keine Menschenseele zu sehen.

Ein weiterer Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie eine viertel Stunde zu spät war. Na toll. Chance verspielt.

Enttäuscht über sich selbst, ließ sie sich gegen die Absperrung fallen und musste stark dagegen ankämpfen nicht einfach laut los zu fluchen.

Erst jetzt wurde sie sich dem Seitenstechen bewusst, welches sie schon eine Weile plagen musste. Sie verharrte eine Weile mit geschlossenen Augen und versuchte wieder etwas zu Atem zu kommen, während sie die Schreie der Fans in der Arena bis hier draußen hören konnte. Ganz prima...

Eine Option hatte sie immerhin noch. Warten bis das Konzert vorbei war um sich dann von den Massen der Groupies erdrücken zu lassen. Yay, na wenn das keine gute Aussicht war. Sie lachte über ihren Galgenhumor.

“Bist du Alexandra?”

Sie erschrak und wirbelte herum. Die Stahltür hatte sich lautlos geöffnet und ein Mann lugte aus dem Inneren der Halle zu ihr.

“Öh...ja.” antwortete sie zögerlich und beobachtete wie der Mann daraufhin auf sie zu lief und ihr die Hand reichte.

“Hallo, ich bin David.” stellte er sich durch die Absperrung hindurch vor.

Alexandra lächelte leicht gespielt und beobachtete wie er kurzerhand ein Gitter aus der Betonbefestigung hebelte und ein Stück zur Seite nahm.

“Hast du deinen Pass dabei?”

Ja, hatte sie. Sie fischte ihn aus ihrer Tasche und legte ihn sich um den Hals. Sie hatte das Band ihres anderen Passes an diesen befestigt.

“Sehr gut”, sagte ihre neue Bekanntschaft und befestigte das Gitter wieder, nachdem Alexandra hindurch getreten war “Mit diesem Pass kommst du überall hin, außer auf die Bühne natürlich. Bedien dich bei dem Catering oder ruh dich im Ruheraum aus. Wie du willst. Ich muss dich jetzt leider allein lassen. Also, viel Spaß und man sieht sich.”

Genauso schnell wie er aufgetaucht war, war er wieder verschwunden, nachdem er sie ins Innere begleitet hatte und die Tür hinter sich schloss. Wer zum Teufel war der Mann?

Der Backstage-Bereich der Arena Leipzig sah komplett anders aus, als der indem sie sich letzte Woche plötzlich wiederfand. Alles war hell beleuchtet und sie grüßte die Security-Mitarbeiter, die rechts und links neben dem Ausgang platziert waren, mit einem nervösen Lächeln und hielt ihren Pass unnötigerweise in die Höhe.

Ein langer Gang führte sie zu...Überraschung: einem weiteren langen Gang. Rechts und links reihten sich Türen über die ganze Länge des Flurs und als Alexandra dessen Ende fast erreicht hatte, öffnete sich die Tür am Ende des Ganges und die zwei Mädels von Luttenberger-Klug kamen ihr entgegen. Sie grüßten freundlich und verschwanden in einer weiteren Tür.

Alexandra nahm den Weg den die Beiden gekommen waren und traf langsam aber sicher auf die ersten Backstage-Mitarbeiter die, in ihre Arbeit vertieft, durch die Gänge strömten. Viele trugen Kabel, Headsets und Klemmbretter. Alexandra fühlte sich leicht unwohl und sah zu, dass sie dem Gedränge so schnell wie möglich entkam.

Nach ein paar weiteren Gängen, wurde das Gekreische, welches bis jetzt ihr ständiger Begleiter gewesen war, lauter. Sie musste der Bühne näher kommen.

Eine kleine Treppe führte sie ein Stück nach oben. Das Licht wurde hier stetig schwächer, bis es nur noch ein leichtes leuchten der am Boden angebrachten Notlampen war.

Es war nun nicht mehr zu bestreiten, dass die Bühne in unmittelbarer Nähe war. Der Lautstärkepegel verriet einfach alles.

“Ich hab heut n anderen Plan und der geht dich gar nichts an. Ich halt ihn fest in meiner Hand, mit dem Rücken an der Wand.”

“An der Wand.” sang Alexandra mit und stolperte dabei fast über ein Kabel.

Ein unschönes Bild drängte sich ihr in den Kopf, wie in der ganzen Arena der Strom ausfiel und Totenstille herrschte. Und sie stand mit dem losen Kabel in der Hand und einem entschuldigendem Lächeln im Gesicht hinter der Bühne. Nein, kein schöner Gedanke.

Als sie um eine weitere Ecke bog, vorbei an Lautsprechern und abgestellten Barhockern, sah sie zu ihrem Entsetzen direkt in die erste Reihe der kreischenden Fans.

Yup, sie hatte die Bühne gefunden.

Geschützt von einer Seitenwand konnte sie direkt auf die Bühne sehen, wurde jedoch im Gegenzug von den Fans nicht gesehen. Zu ihrer linken war ein kleiner Monitor angebracht, der zusätzlich noch die Bilder der großen Leinwand übertrug.

Alexandra sah nach rechts und ihr Blick fiel auf Tom, der wieder auf der rechten Bühnenseite stand.

Die Bühne war größer, als die in Dresden. Auf der anderen, ihr gegenüberliegenden, Seite, war ebenfalls ein Monitor angebracht und eine Gestalt stand in dieser kleinen Nische und winkte ihr wie verrückt.

“HEIDI!” rief Alexandra und winkte zurück.

Sie sah Heidi verschwinden und war sich sicher, dass sie gerade die Bühne umrundete.

Eine halbe Minute später, Bill sang gerade “Ich brech aus”, fielen sie sich um den Hals und Alexandra erkannte die Gleiche Backstage-Karte um Heidis Hals wie bei sich, mit dem kleinen Unterschied, dass bei ihr “Heidi Kotamäki” als Name stand.

“Ich dachte, du nicht mehr kommen.” brüllte Heidi ihr ins Ohr.

“Es war nicht ganz einfach hierher zu finden.” schrie Alexandra zurück.

Heidi nickte verstehend und ihr Blick glitt hinüber zur Bühne. Alexandra tat es ihr gleich. Es war aussichtslos sich jetzt über etwas zu unterhalten. Sie würden wohl noch eine Weile warten müssen.

Das Konzert Backstage mitzuerleben, war ein ganz anderes Gefühl, als es aus der Zuschauermenge zu tun. Allein der Platz, der einem zur Verfügung stand um bei jedem Lied mitzurocken, ermöglichte eine ganz andere Sichtweise auf die Veranstaltung.

Nach den ersten paar Liedern, brachten Bühnenarbeiter die Barhocker in die Wartenische, welche die Jungs für ihre Zugabe benötigen würden. Bis dahin hatten Heidi und Alexandra wenigstens eine Sitzmöglichkeit.

Es war zu “Wir Sterben Niemals Aus”, als Tom in ihre Richtung sah und sie erkannte. Ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, bevor er seinen Blick wieder abwandte.

Vor der Zugabe wurden die beiden Mädels von den Hockern gescheucht und mussten diese stehend genießen. Der Wind trieb den Glitterregen bis hinter die Bühne und Alexandra erwischte Heidi dabei, wie sie sich ein paar in die Tasche steckte.

Mit einem lauten “Machts gut!” der Zwillinge ins Mikro und einem Kreischansturm der Fans war das Konzert vorbei.

Georg war der Erste der den Backstage-Bereich und somit Heidi und Alexandra erreichte.

“Hey, na wie gehts?” fragte er Alexandra und umarmte sie kurz, seine Stimme war über die Lautstärke der Fans nur schlecht zu verstehen.

“Gut, danke.”

Er leerte seine Wasserflasche und stellte sie in eine Ecke, bevor er im gedimmten Licht verschwand.

Die Zwillinge erreichten sie als nächstes.

“Lexa!” quietschte Tom regelrecht und warf sich in ihre Arme.

Sie konnte Heidi lachen hören.

“Wir dachten schon du hast es dir anders überlegt.” fuhr er fort, als er sie entließ.

Anders überlegt? Sie hatte doch nie wirklich zugesagt.

“Schön dich zu sehen.” war jetzt Bill an der Reihe sie zu begrüßen.

Eine Umarmung später traute Alexandra ihren Augen kaum, als Gustav auf Heidi zustürmte, sie in den Arm nahm und ihr einen Kuss direkt auf den Mund drückte.

Wow, na das war ja schnell gegangen.

Anscheinend hatte sie die Beiden etwas zu offensichtlich angestarrt, denn Tom meinte nur zu ihr: “Mund zu.” und tippte ihr leicht ans Kinn.

Heidi kicherte, als sie sich voneinander gelöst hatten.

“Schuhe!” war das einzige was sie sagte.

Gustav schlug sich vor die Stirn, drehte sich um, atmete noch einmal tief durch und lief winkend zurück auf die Bühne.

An seinem Schlagzeug angekommen, griff er nach seinen Schuhen und joggte, unter lautem Gegröle der Meute vor der Bühne, zurück.

Der Rest der Wartenden in der Nische lachte. Im Vorbeigehen küsste Gustav Heidi erneut und verschwand in die Richtung in die Georg verschwunden war. Tom grinste, Bill zuckte in Alexandras Richtung mit den Schultern, und sie verließen ebenfalls den näheren Bühnenbereich.

“Bis dann.” hörten sie sie noch rufen.

Heidi lächelte Alexandra an, leicht rot um die Ohren, und deutete ihr zu folgen.

Ihr Weg war der zum Hinterausgang, da war sich Alexandra sicher. Heidi bewegte sich mit einer Sicherheit durch die Gänge, dass Alexandra sie fast fragen wollte, wie lange sie hier schon lebte.

Wie vermutet, standen sie schon bald vor dem Hinterausgang. In der Ferne, konnte Alexandra schon die ersten Mädels angerannt kommen sehen.

Und plötzlich war David wieder da und führte sie zu einem schwarzen Jeep, der genauso aussah wie der, in dem Alexandra vor einer Woche gesessen hatte.

Ohne eine Frage zu stellen kletterte sie zusammen mit Heidi auf den Rücksitz und beobachtete wie David die Tür schloss und die beiden allein warten ließ. Durch die getönten Scheiben sahen die Beiden, wie sich Fans an der Absperrung aufreihten und Stifte und Blöcke zückten um eventuell ein Autogramm zu erhaschen.

Alexandra sah zu Heidi, welche sie zu mustern schien.

“Du hast meine Nummer weitergegeben.” stellte Alexandra fest und sah wie Heidi begann zu lächeln.

“Ja.”

Sauer darüber konnte sie nicht sein, immerhin hatte sie Heidis Kontaktdaten genauso bereitwillig weitergereicht.

Sie wurde sich bewusst, in welchem Auto sie jetzt wartete, auf welchem Konzert sie gerade Backstage war und mit wem auf du und du.

“Danke.” quietschte sie und ließ sich nach vorn fallen um Heidi zu umarmen.

Sie erzählte ihr, wie sie mit ihrem Vater nach Frankfurt geflogen war, als eines Abends Gustav angerufen hatte.

Diesmal war es Alexandra die etwas schuldbewusst lächelte.

Zufälligerweise waren die Jungs zu der Zeit auch in Frankfurt unterwegs und ein Treffen war da schon fast vorprogrammiert gewesen.

Alexandra lauschte gespannt Heidis Geschichte, hatte ihrerseits nicht viel zu erzählen und freute sich für das Glück ihrer Freundin.

Ein plötzlicher Ansturm der Rufe brachte Beide dazu aus dem Heckfenster des Wagens zu blicken.

Von Personenschützern begleitet, Alexandra konnte Saki deutlich ausmachen, kamen die vier Jungs die Schneise zum Auto entlang gelaufen und begannen Autogramme zu geben. Ein Blitzlichtgewitter entbrannte und die beiden Mädels im Wagen drehten sich wieder nach vorn.

Gerade als Alexandra begann sich zu fragen, wie sie alle in dem Wagen Platz haben sollten, fuhr ein Wagen des selben Typs rückwärts die Einfahrt des Hintereinganges empor.

Es dauerte eine gute viertel Stunde bis die Fahrertür sich öffnete und der breite Rücken von Saki sich auf den Fahrersitz fallen ließ.

Die Hintertür auf Heidis Seite öffnete sich ebenfalls und nachdem Heidi in die Mitte der Rückbank gerutscht war, stieg Gustav auf ihrer Seite ein und schloss mit einem Seufzer die Tür. Das Gleiche tat Georg auf der Beifahrerseite.

Durch die Scheiben hindurch beobachteten sie wie Bill und Tom in den Wagen der vor ihnen parkte einstiegen. Sie winkten ihren Fans ein letztes Mal bevor sie im Inneren verschwanden.

Saki summte leise vor sich hin, als er den Wagen startete, die Einfahrt hinunter rollen ließ und dem anderen Wagen folgte.

“Und wo gehts hin?” wollte Alexandra wissen.

“Na ins Hotel.” riefen die Anderen, einschließlich Saki, monoton, was alle zum lachen brachte.

“Jetzt wird Party gemacht!” meinte Gustav nur und griff nach Heidis Hand.

Party? Auf einem Hotelzimmer? Mit wie viel Personen eigentlich?

“Achso.” sagte sie einfach nur und war den Rest der Fahrt ruhig.

Wie sie aus den Gesprächen der Anderen heraushörte, würde es für die Jungs noch heute Nacht nach München gehen. Zum Glück hatte sie ihren Schlafsack wieder dabei, dachte sie, als Saki an einer Ampel halten musste und sie den anderen Jeep aus den Augen verloren.
 

Das Hotel hatte fünf Sterne, wie sie halb entsetzt, halb entzückt feststellte.

Sie hielten direkt vor der großen Drehtür des Eingangsbereiches und mussten sozusagen nur noch aus dem Wagen in die Lobby kullern.

Auch diesen Weg ging Heidi wie selbstverständlich. Irgendwie ließ Alexandra dies vermuten, dass sie schon einmal hier war.

Den Jungs wurde zwar von ein paar Passanten ein Blick zugeworfen, aber sie kamen relativ unerkannt im Inneren des Hotels an.

Das leise “Bing!” des Aufzuges riss Alexandra wieder in die Realität zurück.

Hier stand sie also wieder. Es war schon seltsam, was das Schicksal manchmal für einen bereit hielt.

Sie folgte Heidi, Gustav und Georg ins Innere des Lifts, Saki hatten sie in der Lobby zurückgelassen. Die Tür schloss sich und es ging aufwärts.

Sie grinste in sich hinein.

Ja, ab jetzt konnte es nur noch aufwärts gehen.
 

~ Ende des 6. Kapitels ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-08-21T12:17:45+00:00 21.08.2007 14:17
hi!^^

auch dieses kappi ist wieder total gut geworden! die story ist einfach nur schön!
schreib bitte gaaaanz schnell weiter!

lg
's Diensche


Zurück