Rapunzel
Widmung: meiner kaputten Lieblingslampe (Toast_Der_Dunkelheit)
Anspielung auf das Märchen ‚Das Mädchen mit den abgehackten Händen’
Es war einmal vor langer, langer Zeit ein tapferer Prinz. Dieser Prinz namens Matsuda wurde von seinem Vater geschickt eine Gemahlin zu erobern. Eine holde Jungfer wurde einige Tagesreisen entfernt in einem Turm gefangen gehalten. Ihr Haar war so gülden wie die aufgehende Sonne, so sprach man.
Bittere Tränen weinte die Jungfer, wartend auf einen edlen Mann der sie aus den Fängen der garstigen Hexe befreien würde. Prinz Matsuda trat sofort die Reise an. Immerzu dachte er an die gefangene Schönheit. Wäre sie wahrlich so sanft und liebreizend wie in den Erzählungen würde sie eine vortreffliche Gemahlin geben. Unterwegs begegnete er einem Knaben der mit einem Paar silberner Hände spielte.
„He, Junge“, sprach der Prinz ihn an, „wie ist dein Name und was hast du für ein befremdlich Spielzeug?“
Der Knabe sah auf und trug einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. „Schmerzenreich ist mein Name, mein Herr und dies sind die Hände meiner Mutter“ Prinz Matsuda schluckte trocken.
„Nun denn, wohlan....Ich muss weiterreisen. Halte deine Eltern immer in Ehren“
Dann trieb er sein Pferd an und schaffte eilig Distanz zu dem Jüngling. Nach einer weiteren Tagesreise erreichte er endlich den besagten Turm. Kein Laut war zu hören, nur der Wind rauschte leis’ als er mit den Blättern der umherstehenden, dicht gedrängten Apfelbäume spielte.
Der Prinz fühlte sich erquickt bei dem Gedanken sogleich seine Zukünftige in die Arme zu schließen. Da er nirgends ein runzeliges Hexenweib erblickte rief er zu dem Turmfenster hoch.
„Rapunzel, Rapunzel! Lass dein Haar herunter“ Einen Moment später streckte eine Person mit hübschem Gesicht, erzürnten Blick und pechschwarzen Haaren ihren Kopf heraus.
„Die wohnt hier nicht mehr!“
Der Prinz trat einen Schritt zurück. „Wer seit dann Ihr und wo ist die holde Maid?“ „Ich bin Namikawa, der neue Mieter. Ich bin auch eine viel bessere verzweifelte Schönheit. Rapunzel ist jetzt zu dem Rumpelstilzchen gezogen.“
„Das Rumpelstilzchen?“ Der Prinz schien überfordert zu sein. „Ja, oder seit Ihr taub?“ „Nein, nein Kira sei gelobt ich bin nicht taub“
Nachdenklich sah er die unerwartete Schönheit an. „Denkt Ihr, Rapunzel würde mit mir kommen würde ich sie bitten falls ich sie finde. Ich bin nämlich ein Prinz und brauche eine Gemahlin!“
Namikawa spitzte seine hübschen Öhrchen. „Ein Prinz sagt Ihr? Wohlan, so errettet mich und ich werde euch die ewige Treue schwören. Ohnehin bin ich eine viel bessere verzweifelte Schönheit als dieses blonde Flittchen“ Elegant warf er sein Haar zurück.
„Verzeiht, aber ihr scheint nicht in Gefahr zu sein und ihr schmückt diesen Ort gar zauberhaft“ Vielleicht würde der Prinz es schaffen mit Komplimenten dieser sich anbahnenden Ehe zu entkommen.
Eine Augenbraue elegant in die Höhe gezogen pfiff der Langhaarige und ein seltsames Wesen flatterte einige Momente später herbei.
Theatralisch schlug Namikawa sich den Handrücken an die Stirn. „Oh, nein! Das Hexigami Ryuk, mein Peiniger ! Meine Tage sind gezählt~“
Ryuk legte den Kopf schief, sah seinen vermeintlichen Gefangenen fragend an.
„Ähm…“ der Prinz meldete sich zu Wort, „habt ihr dieses Hexigami nicht vor einer Sekunde selbst herbeigerufen?“
Mit einem fast todbringenden Blick sah der Langhaarige Matsuda an. „Errettet mich endlich“ fauchte er, „es wäre doch wohl schlechte Publicity wenn publik würde das Ihr, ein Prinz, arme holde Jungfern in den Fängen eines Hexigami lasst“
Der Prinz schluckte trocken. „Ähm…ja, ich werde euch sofort retten“ Mit seinem Schwert würde er Ryuk nicht erreichen der noch immer vor dem Turmfenster schwebte.
Suchend blickte er sich um, wurde schließlich auf die Apfelbäume aufmerksam. Geschwind pflückte er einen besonders großen, saftig roten und warf diesen nach der Kreatur. „Nimm das!“
Gekonnt fing Ryuk das Geschoss auf und strahlte im nächsten Monat glücklich. „Äpfel!“ Mit einem Happen ließ er den Apfel in seinem Mund verschwinden und flatterte zu einem der Apfelbäume.
„Oh~ Ihr habt mich gerettet“ sagte Namikawa und klang dabei fast als würde er von einem Teleprompter ablesen. „Wie hätte ich euch auch in den Fängen der Bestie zurücklassen können“ Prinz Matsuda wirkte leicht gequält wollte Namikawa aber kein weiteres Mal verärgern.
„So springt, ich werde Euch fangen“
„Seid Ihr des Wahnsinns? Wartet gefälligst, ich komme runter“ Dann verschwand der hübsche Mann vom Fenster, nur wenige Momente später hört man einen Schlüssel im Türschloss des Turms und Namikawa kam erneut zum Vorschein. Schnell legte er noch den Schlüssel unter die Fußmatte vor dem Eingang und trippelte dann zu seinem perplexen Retter.
„Hurtig, hurtig lasset uns fliehen bevor ein weiteres Hexigami auftaucht um das von euch Niedergestreckte zu rächen“
„Holde…Maid…das Hexigami ist nicht tot…“ versuchte er es vorsichtig.
„Nun haltet endlich den Mund und fahrt fort mit eurer Rettungsaktion!“
„Ja, gewiss! Verzeiht“ Eilig half Matsuda seiner Braut in spe auf das Ross. Er war sich sicher das er keine Chance mehr hatte dieser Eheschließung zu entkommen. Sein Vater würde das schon irgendwie verkraften müssen.
„He, Klepper! Schalt mal einen Gang höher“ meckerte Namikawa und gab dem Tier die Sporen.
Resigniert saß Matsuda hinter dem Langhaarigen und seufzte leise.
„Bitte seid netter zu dem Tier…“
Und wenn sie nicht gestorben sind buttert Namikawa den armen Kerl auch heute noch unter.
ENDE
Suchbegriff: geistig zurückgeblieben >_>; (und dennoch werde ich vielleicht noch mehr Märchen verunglimpfen x‘D)