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Schwarzes Herz

von

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Schwarzes Herz

Der junge Medinin nahm das bereitgelegte Handtuch und trocknete sich damit sorgfältig die weichen Hände ab.

Er war medizinischer Assistent ... oder zumindest angehender Arzt und hielt deshalb mehr als die meisten Männer von Hygiene.

Ein Stirnband und ein Haargummi bändigten die grauen Haare, die der Farbe nach auch einem alten Mann gehören könnten, obwohl er gerade erst auf die 25 zuging.

Einzig ihre Dichte bewies, dass er wohl doch etwas jünger war als die Farbe vermuten ließ.

Er legte das Handtuch ab und schob in einer eher unbewussten Bewegung die große Brille zurück auf den Nasenrücken.

Die runden Brillengläser spiegelten das schlichte Behandlungszimmer des Konoha- Krankenhauses wieder und ein freundliches, höfliches Nicken von seiner Seite entließ den verletzten Jonin, der sich erleichtert und dankbar aus dem Raum begab.

Beinbruch.

Unkompliziert und nichts schlimmes.

Einfach genug, als dass man diese Arbeit einem unterdurchschnittlich begabten Genin wie ihm überlassen konnte.

In ein paar Tagen würde er sein Chuninexamen antreten ...

... zum dritten Mal.

Schon jetzt wusste er, dass er es nicht schaffen würde.

Nachdenklich betrachtete er sein Spiegelbild.

Das Gesicht eines dessen der überlebt hat.

Nicht dass es von Narben entstellt gewesen wäre.

Im Gegenteil.

Die Wangen waren so rund und ebenmäßig, dass man meinen konnte er hätte die 18 gerade erst hinter sich gebracht.

Sein ganzes Gesicht war von dieser Art.

Er hatte etwas kindliches, unschuldiges, das die Menschen von seinen Augen und von seinem wirklichen Wesen ablenkte.

Die Augen.

Versteckt hinter unnötig dicken Brillengläsern.

Schwarz wie die Nacht, eingebettet in weiß, so dass der Kontrast fast schon unerträglich schien.

Und dahinter brodelte das Chaos.

Das einzige was ihn verraten konnte.

Und dennoch hatte er sie nicht mit einer Genjutsu überdeckt.

Die Menschen waren zu blind.

In ihnen loderte das Feuer dessen, der alles gesehen hat und trotzdem überlebte.

Und Neugier.

Aber nicht kindliche Neugierde.

Unschuldig war er schon lange nicht mehr.

Es war eine brennende Neugierde.

Ein Alles verzehrender Durst nach Wissen, der ihn von innen her auffraß.

Als wüsste er dass seine Zeit begrenzt war und nicht ausreichen würde um Alles zu lernen.

Es war ein Wahnsinn.

Aber ein süßer Wahnsinn.

Er trieb ihn immer weiter und weiter, zwang ihn dazu seine Nase in Schriftrollen zu stecken, die besser für immer geschlossen oder noch besser verbrannt worden wären.

Doch sie waren es nicht.

Noch ein Fehler der Menschen.

Sie konnten nichts vernichten, was ihnen Macht verleihen könnte.

Selbst wenn man es gegen sie wenden konnte.

Und so war das Wissen in seine Hände gefallen.

Und in die seines Meisters.

Vielleicht weil er der Erste war, der sich nicht gescheut hatte sie zu lesen und die Erkenntnisse daraus konsequent umzusetzen.

Nein, unschuldig war er schon lange nicht mehr.

Das Blut von vielen Menschen klebte an ihm.

Zu vielen.

Ein Wunder wie leicht es sich abwaschen ließ, wo doch jeder behauptete, dass solche Schuld nicht mehr zu verzeihen wäre.

Aber es ließ sich so leicht abwaschen.

Es brauchte nur ein Stück Seife und Wasser.

Zum Abtrocknen danach ein sauberes Handtuch ...

.... und niemand kam mehr auf den Gedanken, dass der junge, unfähige Assistenzarzt, der auch die nächste Chuninprüfung vermasseln würde noch vor ein paar Sekunden nicht immer nur metaphorisch in Blut gebadet hatte.

Opfer seiner Neugierde.

So viele, dass er schon lange aufgehört hatte sie zu zählen.

Es war ohnehin zu spät.

Unschuldig war er wirklich schon lange nicht mehr.

Die Augen wanderten in seinem Spiegelbild etwas weiter nach oben und zu dem Zeichen, dass man in das Stirnband gefräst hatte.

Ein Blatt, das vom Wind vor sich her geweht wurde.

Vom Winde verweht ... wie es Konoha bald sein würde.

Sie hatten sich ihren Untergang auf das Stirnband geschrieben.

Das Schicksal war ironisch.

Sein Adoptivvater heilte Menschen und der Sohn tötete sie.

Denn das was er hier an Leben rettete war ein Tropfen auf den heißen Stein.

Und doch war sein Sohn viel weiter gekommen, als er es jemals konnte.

Kabuto gönnte sich keine zynische Miene.

Seine Maske war perfekt.

Die einzige Miene die er zur Schau stellte war das sanfte, freundliche Lächeln, dass die Menschen so schnell Vertrauen zu ihm fassen ließ.

Sie waren so naiv.

Warum sahen sie nicht in seine Augen?

Dann hätten sie doch erkennen müssen, dass diese niemals mit lächelten.

Er fragte sich manchmal warum sein Meister so zögerte.

Natürlich hatte Konoha viele außerordentlich gute Ninjas, die es zu fürchten galt.

Kakashi Hatake

Anko

Der Hokage

Genma.

Ibiki.

Doch sie alle wurden langsam alt und der Nachwuchs war nicht mehr der gleiche.

Er war der beste Beweis dafür.

Eine Made im Speck.

Der Schatten im Licht.

Der Wolf unter den Schafen.

Das verdorbene Reiskorn.

Jemand klopfte an die Türe.

Er brauchte nicht zögern, nichts verändern, denn das Lächeln sass immer perfekt auf seinen Lippen.

Sogar im Schlaf.

Er drehte sich um und beobachtete die beiden Personen, die das Zimmer betraten.

Zwei Kumogakure.

Genin.

Ein Junge und ein Mädchen.

Mit nachlässigen Interesse stellte er es fest, als sein Blick über die Stirnbänder huschte.

In den letzten Tagen waren viele junge Genin angereist, die hoffnungsvoll mit ihm das Examen antreten würden.

Einige würden überlaufen, andere würden sterben.

Doch keiner dieser Gedanken zeigte sich auf seinem Gesicht, als er sich den beiden zuwandte.

Der Junge musste ihr Geliebter sein, denn unablässig sprach er auf das Mädchen ein.

"Bist du dir sicher, dass es geht? Ich habe dir doch gesagt du sollst dich nicht mit dem Kiri anlegen, die haben nun einmal einen schlechten Charakter.", redete er besorgt auf seine Begleiterin ein und half ihr sich auf das Bett zu setzen.

Kabuto nahm die Karte, welche die Krankenschwester ihm hingestellt hatte, und überflog die Daten mit schwacher Neugierde.

Misao.

Misao o tateru.

Die Treue halten.

Was für ein schwachsinniger Name.

Wie konnten Eltern ihrem Kind nur solch einen schnulzigen und idealisierten Namen ausdenken?

Weiter huschten seine Augen hinunter.

Er hatte Recht.

Sie war eine Genin und sollte zum Chunin gekürt werden.

‘Was sonst.’, kommentierte er den Eintrag trocken und unhörbar.

Anscheinend hatte ein Ninja sie beim Streit am Unterschenkel mit einem giftigen Kunai verletzt.

Doch die Kiri waren einfallslos und verwendeten seit Jahrhunderten die alten, bewährten Gifte.

Die Gegengifte lagerten zu Hunderten in diesem Krankenhaus bereit.

Anfänger.

Dilletanten.

Kabuto lächelte weiter sein freundliches Lächeln und wandte sich den beiden zu.

"Hallo ... Misao, nicht wahr?", fragte er nach, als ob daran noch irgendwelche Zweifel bestehen würden.

Kumoninjas waren meist zu einfältig für tiefergehende Falschheit.

Narren.

"Das stand doch sicher in dem Wisch oder? Also frag nicht so blöd!", kam es unhöflich zurück.

Direktheit.

Noch etwas das typisch für einen Kumoninja war.

Das Lächeln wich keinen Millimeter von seinem Gesicht, als sich ihr Begleiter hastig entschuldigte. "Misao! Jetzt sei doch bitte etwas netter, der arme Mann kann doch auch nichts dafür, dass der Kiri dich angegriffen hat."

Kabuto hörte diese Worte kaum.

Er hatte seine Augen gehoben und noch bevor er etwas anderes sehen konnte wurde er von einer hellviolletten Flut erschlagen.

Ihre Augen, ihre Haare ...

Was war das?

Sein Körper schien unter der Wirkung einer Jutsu oder eines Giftes zu stehen.

Seine Hände würden kalt.

Eiskalt.

Verkrampft.

Sein Herz zitterte.

Warum?

War er krank?

Hatte man sich geirrt und die Kiri waren auf ein neues Gift umgestiegen?

Routine übernahm sein Handeln, als er die Karte bei Seite legte und das Gegengift für die Genin holte.

Seine Beine waren unsicher.

Sein Körper war nicht der seine.

Er konnte spüren wie ihre Augen ihm folgten.

Obwohl das unmöglich war.

Sein Verstand schien so fern.

Das Denken war schwer.

Alles zäh.

Noch immer waren seine Hände kalt.

Waren sie schlecht durchblutet?

Er hatte eigentlich noch nie unter Durchblutungsstörungen gelitten.

Er war Medinin, er achtete auf sich!

Mechanisch griffen seine Hände nach dem Antidot und füllten es in eine Spritze.

Sie zitterten.

Es fiel ihm schwer das Gegengift nicht zu verschütten, während er es umfüllte.

Er würde sich untersuchen, sobald das Mädchen gegangen war.

Er griff nach einem Verband und kehrte zu den beiden zurück.

Der Junge hatte seine Hand vertrauensvoll auf die Schulter des Mädchens gelegt.

Kabuto wurde schlecht.

Vielleicht hatte er etwas falsches gegessen.

Kein Wunder so leutselig, wie die Menschen hier waren.

Es wäre sicher nicht schwer alle mit Gift ins Verderben zu reißen, noch bevor sie es merkten.

Die Meisten gingen ohnehin erst zum Arzt, wenn sie halb tot waren.

Törichter Stolz und falsch verstandene Ehre.

Beides hatte er sich niemals leisten können.

Niemand wusste besser wie die große Schlange Schwachstellen heraus zu finden und sie für sich zu nutzen.

Noch immer war alles verschoben.

Es war wie im Schwindel.

Er war kaum fähig einen klaren Gedanken zu fassen.

Sein Herz raste.

Sein Puls war zu schnell.

Er musste sehen, dass er die Zwei da heraus bekam.

Arzt heile dich selbst.

"Den Arm.", lächelte er freundlich und legte den Verband ab.

Das Mädchen gehorchte mit einem immer noch wütenden Gesicht, als wäre er an ihrer Vergiftung schuld, und streckte ihm das verlangte unter die Nase.

Geschuppt.

Braune schuppen.

Hellbraune und dunkelbraune Schuppen glitzerten vor ihm im Sonnenlicht, dass durch das Fenster in den Raum fiel.

Zum ersten Mal nahm er wahr, dass sie wohl ein Bluterbe tragen musste, dass sich auch auf das Aussehen auswirkte.

Eine Echse.

Doch ihr Gesicht war das eines Menschen.

Mit Schuppen bedeckt, doch menschlich.

Weiter glitt sein Blick.

Über ihren Oberarm weiter und blieb an hellvioletten Strähnen hängen.

Die gleiche Farben wie ihre Augen.

Flieder.

Flieder hatte die gleiche Farbe!

Ein Duft stieg ihm in die Nase und er konnte ihn nicht zuordnen.

Es roch nach trockenem Stein der in der Sonne gebacken worden war.

Sonne.

Wärme.

Nur zäh begriff sein Verstand, dass es IHR Duft sein musste.

Seine Hände griffen nach ihrem Arm und tasteten nach der Hauptader.

Sie fühlte sich seltsam an.

Nicht die kalten Schuppen, denn er hatte bereits geahnt, dass sie Kaltblüter war.

Es war ein leises Prickeln, als würde sie unter Strom stehen.

Seltsam.

Er runzelte nicht die grauen Augenbrauen und sein Augen verengten sich um keinen Millimeter.

Sein Gesicht war weiterhin die perfekte, die freundlich lächelnde Maske des jungen Medinin, der eine Arbeit zu verrichten hatte, wie er sie jeden Tag und gerne vollbrachte.

Die Schuppen ließen ihn die Schlagader nur schwer finden, aber es war möglich.

Er war sehr viel erfahrener, als die meisten Ärzte hier auch nur ahnten.

Sein Meister war ein guter Lehrmeister.

Er war ein perfekter Lehrmeister.

Aber er verlangte ebenso Perfektion von seinen Schülern.

Entschuldigungen gab es nicht und Schwäche konnte nicht toleriert werden.

Anko hatte dies zu Recht schmerzhaft erfahren müssen und Kabuto wusste, dass sie sich bald wieder daran erinnern würde ... schmerzhaft ... wie das meiste, dass mit Orochimaru in Zusammenhang stand.

Die Nadel stach problemlos durch die Haut zwischen vier der perlengleichen Schuppen und füllte das kalte Gegengift in die Venen des Echsenmädchens aus Kumogakure.

"Das tat ja nicht einmal weh!", bemerkte diese überrascht.

Anscheinend schafften das nicht viele Ärzte, doch Kabuto verbot sich jeden Stolz auf diese Leistung.

Kein anderer Arzt hatte sein umfangreiches Wissen und war so trainiert worden wie er.

Er war ein Werkzeug und er hatte zu funktionieren.

Dann durfte er leben und lernen.

Seine unersättliche Neugierde befriedigen, bis er starb.

Mehr brauchte er nicht.

Mehr war nicht möglich.

"Das freut mich.", antwortete er lächelnd und wagte es doch nicht zu ihren Augen zu sehen, die ihn zuvor so gefangen hatten.

Das durfte nicht noch einmal passieren, denn es gab keine Schwäche.

Hatte er Angst? ...

Nein, unmöglich.

"Fertig.", unterbrach er seinen eigenen Gedanken fast schon hastig und erhob sich. "Nun zeig mir doch noch bitte dein Bein.

Es war völlig in Ordnung, das er ihr Bein betrachtete, wenn er dort eine Wunde zu verarzten hatte.

Lang, glatt, gerade, perfekt geschwungen und muskulös, so wie das Bein einer Konichi sein sollte.

Sie trug nur Ledersandalen und einen Rock, der ihr nicht einmal bis zu den Knien ging, was darauf schließen ließ, dass sie Kleidung nicht mochte, die sie mehr behinderte als nötig.

Noch etwas das die meisten Konichi gemeinsam hatten.

Auch hier glitzerten die Schuppen verheißungsvoll vor sich hin und spiegelten das Licht der Sonne wieder.

Doch unten am Fuß war diese Schönheit von einem hässlichen Krater aus rot entstellt.

Die Wunde an der sie der Kiri verletzt hatte.

Sie musste ihn getreten haben, denn anders war eine Wunde an dieser Stelle kaum zu erklären.

Sie wollte ihn treten und er hatte sich mit dem Kunai dagegen gewehrt.

Anscheinend fehlte es der jungen Ninja aus Kumogakure noch deutlich an Erfahrung.

Doch der allgegenwärtige Krieg würde es ihr sicher bald lehren ... mehr als sie sehen und lernen wollte.

Wenn sie ihn überlebte.

Es ging ihn nichts an was dieses Mädchen erleben würde.

Er würde sie beim Wettbewerb noch einmal treffen und wenn sie diesen überleben sollte nie wieder.

Seine Hand griff nach dem Jod und begann sorgfältig die Wunde zu desinfizieren.

Ihr Blut war so rot wie das seine, aber es war kalt ...

Noch immer sandte ihre Haut leichte Stromstöße aus, vielleicht war es so etwas wie bei Zitteraalen?

Er verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, sondern verband ihr Bein professionell und geübt, wie er es sollte.

Es fiel ihm schwer sich zu erheben, vielleicht war er wirklich krank.

Doch er war noch nie krank gewesen und hatte es eigentlich auch nicht erwartet.

"Hier ist eine Salbe, sie wird dir bei der Heilung helfen.", hörte er sich freundlich sagen und reichte dem Mädchen die Tube. "Alle zwei Tage muss der Verband gewechselt werden und du musst dich die nächsten Tage etwas schonen wegen dem Gift. Dann bleibt wahrscheinlich nicht einmal eine Narbe."

Seine Stimme war distanziert höflich und wirkte doch interessiert wie es sein sollte.

Keine Krankheit konnte ihn noch nicht daran hindern gut zu funktionieren.

Das Mädchen nickte und griff nach der Salbe. "Ok.", meinte sie und erhob sich.

Der Junge griff nach ihrer Hand, doch sie schüttelte ihn ab. "Ich bin verletzt aber nicht lahm!", wies sie ihn energisch zurecht und humpelte zur Türe.

"Danke.", warf sie ihm zu.

Dann war sie verschwunden.

Ihr Duft blieb noch einen Augenblick länger.

Hellviolette Augen.
 

Unruhe flackerte in ihm wie ein kaltes Feuer und ließ selbst die Kerze daneben ruhig scheinen.

Er las.

Zumindest versuchte er es.

Schon seit einigen Stunden hatte er ein Buch vor sich liegen in dem diverse Krankheiten aufgelistet waren.

Er brauchte nicht viel Schlaf und so konnte er des Nachts lesen.

Niemand durfte bemerken, welche Bücher er von seinem Meister bekam oder was er alles konnte und so musste er immer Nachts oder heimlich lesen.

Er war es gewohnt.

Doch er war es nicht gewohnt krank zu sein.

Kabuto hatte in den letzten Tagen die Anzeichen genau diagnostiziert ... er hatte kaum etwas anderes getan.

Unruhe.

Konzentrationsstörungen.

Leichte Schmerzen in Herz und Handgegend.

Schlaflosigkeit.

Black Outs.

Appetitlosigkeit.

Hyperaktivität.

Leichtes Zittern in den Händen.

Gelegentliches leichtes Unwohlsein.

Flaues Gefühl in der Magengegend.

Trockene Lippen.

Ab und zu plötzliche Hitze oder erhöhte Herzfrequenz.

Keine Äußerlichen Anzeichen von einem Ausschlag oder Verletzungen.

Zuerst war er alle bekannten Gifte und Krankheiten durch gegangen, doch er war sehr schnell zu dem Schluss gekommen, dass dies nichts sein konnte was ihm bekannt war.

Er hatte ein photographisches Gedächtnis.

Er hätte sich sofort daran erinnert.

Also studierte er heimlich Bücher und Schriftrollen, welche sein Meister ihm hatte zukommen lassen.

Doch dort begann das Problem.

Er konnte sich nicht konzentrieren.

Er starrte die Bücher, die Schriftrollen an.

Minuten.

Stunden.

Nächte.

Doch er starrte nur durch das Papier hindurch auf einen unsichtbaren Ort hin, an dem ihm hellviolette Augen begegneten.

Schimmernde Haut.

In einer ruckartigen Bewegung schlug er das Buch zu und erhob sich.

Er brauchte frische Luft.

Ein wenig Laufen würde ihm sicher gut tun und da er morgen zum Chunin-Examen antreten würde, war es auch nichts besonderes ... es würde nicht einmal bei ihm auffallen.

Mit einer ruckartigen Bewegung warf er sich den schwarzen Mantel über die Schulter und begann zu laufen. Tief sog er die schwarze Nachtluft in sich ein.

Er hatte keine Angst.

Nicht einmal jetzt wo die fähigsten jungen Anwärter hier versammelt waren.

Er war der fähigste junge Anwärter.

Kabuto mochte die Nacht.

Sie verdeckte seine Untaten und sorgte dafür, dass er ungestört weiter Wissen anhäufen konnte.

Nach diesem Examen würde er erst einmal wieder eine Weile in Otogakure bleiben.

Orochimaru wünschte seinen Leibarzt in seiner Nähe und Kabuto mochte es.

So konnte er wesentlich freier seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen ... dem Forschen.

Aber auf der anderen Seite war er dann auch den Launen seines Meisters ungeschützt ausgeliefert.

Er würde sich wie immer zu arrangieren wissen.

Weiter durchwanderte er immer mehr Gassen des nächtlichen Konohagakure unter dem ewigen Blick der steinernen Hokagen.

Bald würde einer mehr die Wand füllen.

Weiter geisterte Kabutos Schritt durch die Nacht und verscheuchte eine herrenlose Katze von einem Mülleimer.

Es war Herbst und die Luft angenehm kühl. Nicht so heiß und drückend wie man es sonst gewohnt war.

Weiter.

Weiter.

Weiter.

Kabuto hasste es ohne Ziel zu laufen, aber die Unruhe in ihm war ziellos.

Es war ihre Natur.

Hätte sie ein Ziel gehabt, Kabuto hätte versucht es zu erreichen um endlich Ruhe zu finden.

Doch es gab keines und so rannte er weiter und weiter.

Ließ den Mond wandern und durchquerte erneut eine Gasse.

Ein größeres Gebäude mit meist leerstehenden Zimmern für besondere Gäste von Konoha schob sich rechts von ihm aus der schlecht beleuchteten Dunkelheit.

Hier waren die Ninja von Kumogakure untergebracht.

Sein Schritt stockte und versiegte plötzlich ganz.

Hellviolette Augen.

Seine Brust hob und senkte sich heftig nach dem Lauf obwohl er eigentlich noch lange nicht so außer Atem hätte sein dürfen.

Aufregung.

Sein schwarzer Blick irrlichterte zu den dunklen Fenstern.

Schimmernde Haut.

Ein kräftiger Sprung und er hangelte sich problemlos nach oben zu den Fenstern.

Balkone waren eine praktische Erfindung.

Leise berührten seine Sohlen den Boden.

Im Gegensatz zu den Ninjas aus Kiri würden die Kumogakure keine Wache aufstellen.

Es war unnötig, denn Konoha und Kumo hatten ein festes Bündnis, das unter anderem auf der guten Freundschaft zwischen den beiden Kagen begründet war.

Undurchdringliche Augen huschten über die Reihen der schlafenden.

Es musste der Schlafsaal für die Männer sein.

Weiter ging seine Wanderung über den Balkon, ein weiterer dunkler Schatten mitten in der Nacht.

Hier war er richtig.

Ein Griff in den Gürtel beförderte ein Paar feiner Drähte heraus und geschickte Bewegungen seiner Finger brachten eine der Türen dazu sich ihm zu öffnen.

Die Drähte verschwanden ungesehen wieder in den Gürteltaschen und seine Hand drückte vorsichtig auf den hölzernen Rahmen.

Leise schwang die Türe nach innen auf und ließ ungehörigerweise den Besucher herein, obwohl er hier wirklich nichts zu suchen hatte.

Junge Mädchen im Alter zwischen zwölf und achtzehn, manche fast schon Frauen und ein paar ältere Exemplare, die wohl als Meister dabei waren um auf ihr Team acht zu geben.

Die einen waren noch jung und unbeschrieben, die anderen bereits von den Erfahrungen und vom Leben gekennzeichnet.

Doch nichts davon nahm er wirklich war.

Weiter schlich er durch den Raum.

Er hörte ein heiseres Husten und dann wieder schweren Atem.

Keuchhusten, diagnostizierte der Arzt in ihm trocken.

Das Mädchen würde sterben und eine Menge anderer Anwärter anstecken, wenn man es nicht bald behandelte, doch vor dem Examen gab kein Ninja zu krank zu sein.

Sein Kopf flog herum.

Es war nicht das Echsenmädchen.

Er atmete erleichtert aus.

Weiter durchsuchte er die Reihen.

Er wusste nicht nach was, bis er es gefunden hatte.

Schimmernde Haut im Mondlicht.

Das Bettlaken hatte sich mit ihr verwurschtelt, war nur noch um ihre Beine gewickelt.

Sie lag auf dem Bauch, aber das war mit einem Schweif wohl gar nicht anders möglich.

Ruhig und gleichmäßig ging ihr Atem und Kabuto konnte nicht einmal den Ansatz einer Krankheit darin hören.

Beruhigend.

Plötzlich war die Unruhe weg.

Schimmernde Schuppen.

Hellviolettes Haar, in der gleichen Farbe wie ihre Augen.

Rundliche Wangen.

Fein gezeichnete Schultern.

Leichte Rundung von Muskeln an Armen und Beinen.

Wohlgeformter Körper.

Seine Hand bewegte sich und zog das Bettlaken wieder über das Mädchen.

Dunkelviolette Chakra, die in das Mädchen floss und ihre Körpertemperatur ein wenig anhob.

Für Unterkühlte.

Ein wohliges, glückliches Seufzen, als dem Kaltblüter wieder wärmer wurde.

Kabutos Mundwinkel zuckten nach oben und wurden sofort wieder herunter gedrückt.

Ihr weicher Mund.

Ihre im Schlaf leicht geöffneten Lippen.

Alles nahm er auf und sein photographisches Gedächtnis würde davon nie wieder etwas verlieren.

Die Konturen die sich nun unter der Decke deutlich abzeichneten.

Ihre regelmäßigen Atemzüge.

Er konnte ihre Augen nicht sehen, sie schlief.

Dennoch wollte er nicht weggehen.

Kabuto ging vor ihr in die Hocke und betrachtete sie weiter, versuchte jedes Detail trotz der Nacht noch zu erkennen.

Zu ihren Augen und ihrer Stimme fügten sich eins fürs nächste weitere Eindrücke hinzu.

Er konnte sich an ihr nicht satt sehen.

Und das obwohl er sehr wohl wusste wie Frauen auszusehen hatten.

Er war Arzt und es gab nichts, dass er noch nicht gesehen hatte.

Doch bisher hatte es ihn ebenso interessiert wie ein Sack Reis in Sunagakure.

Es waren Patienten oder Opfer.

Er wusste bei den meisten zwar noch wie sie hießen und wie sie aussahen, doch das war eher seinem Gedächtnis, als Interesse zuzuordnen.

Doch an ihr konnte er sich nicht satt sehen.
 

Etwas riss ihn aus seinen Gedanken.

Ein zwitschernder Ruf ... seine Erinnerung definierte ihn als Schwarzermorgendoppelwipper und wer immer ihm diesen blöden Namen gegeben hatte, hatte in derselben Abhandlung festgestellt, dass er der erste Vogel war, der morgens zu singen begann.

Morgen?

Jetzt schon?

Wie hatte er so lange neben ihr sitzen können ohne dass es ihm aufgefallen war?

Langsam begann er an seinem Verstand zu zweifeln.

Black out!

Schon wieder.

Leise erhob er sich, verschwand ebenso unhörbar wie er gekommen war aus dem Raum, schloss die Türe hinter sich und eilte zurück zu seiner eigenen Behausung.

Tatsächlich ... in er Ferne konnte er bereits das hellere blau erspähen, dass die baldige Morenröte ankündigte.

Er stieß die Türe hinter sich zu und lehnte sich dagegen.

Er war schwach geworden, durchfuhr es ihm mit erschreckender Klarheit.

Kabuto musste etwas dagegen tun, denn er würde diese Schwäche nicht lange vor Orochimaru verbergen können.

Ein schwacher Leibarzt war untauglich.

Aber was ...

... wenn er nicht einmal wusste woran genau er erkrankt war!

Er musste sich mehr anstrengen!

Seine Hand ballte sich zur Faust, als die Erkenntnis ihn plötzlich durchfuhr.

Es musste mit dem Mädchen zu tun haben!

Heute Nacht hatte es ihn zu IHR gezogen und er erinnerte sich sehr gut an das Prickeln, als er sie berührt hatte ...

Kabuto hob seine Hand und blickte sie an.

Tatsächlich ... seit er ihre Decke zurück gelegt hatte war es wieder deutlich stärker geworden!

Er lächelte zufrieden.

Kontaktgift!

Das war die Lösung!

Warum war es ihm nicht schon vorher aufgefallen?

Kontaktgift und ... es musste süchtig machen!

Sucht!

Konzentrationsprobleme.

Unruhe, wenn das Objekt der Begierde nicht in der Nähe war.

Schlafstörungen.

... wie Schuppen viel es ihm von den Augen.

Vielleicht war das Abwehrmittel ein biologisches von der Echsennatur.

Vielleicht war es noch vom Kampf mit dem Kiri vorhanden und er hatte es nur ‘aus Versehen’ bekommen?

Dafür würde sie zahlen.

Sie würde bitter bezahlen.

Seine Faust ballte sich zusammen.

Endlich hatte er die Lösung.

Nun konnte er etwas dagegen tun!
 

Es war die zweite Prüfung.

Wahrscheinlich seine letzte so wie er das Reglement der Prüfungen und Orochimaru kannte.

Kabuto hatte sich von seinen beiden ‘Kameraden’ aus Konoha getrennt.

Sie hatten ihn viel zu oft gepiesackt und waren dafür eigentlich viel zu schnell gestorben, aber er hatte keine Zeit zu verlieren.

Für Otogakure war keiner von ihnen von Interesse gewesen.

Nicht begabt genug, nicht talentiert genug und später wären sie nur ein Ärgernis für seinen Meister gewesen.

Treu ergebene Konohaninjas, die sich für etwas Besseres hielten.

Nun waren sie Futter für die Würmer und andere ungeliebte Wesen in diesem Wald.

Kabuto verschwendete nicht einen einzigen Gedanken mehr an sie ... oder das was von ihnen übrig war.

Er musste das Mädchen aus Kumo finden.

Er musste sie dazu bringen ihm zu sagen, wie er diese Sucht wieder los werden konnte.

Es musste ein Mittel geben, davon war Kabuto völlig überzeugt, sonst hätte der Junge, der bei ihr war, ihr nicht so einfach die Hand auf die Schulter gelegt, sondern wäre vorsichtiger gewesen.

Den Jungen würde er wohl ebenfalls mit sich nehmen.

In Orochimarus Labor hätte er genug Platz um ihn genau nach dem Gegenmittel zu untersuchen ... falls das Mädchen nicht bereit war ihn von sich aus davon zu erlösen.

Neben ihm erklang ein Schrei und dann nur noch tierisches Schmatzen.

Der fremde Laut klang nicht nach Misao und so kümmerte sich Kabuto nicht darum.

Er hätte sie mit einer Jutsu markieren sollen, aber die Konoha- Ninja waren sehr sorgfältig bei ihren Kontrollen.

Es war möglich, dass sie diesen Trick bemerkt hätten und dann wäre das Echsenmädchen misstrauisch geworden.

So war es besser.

Leise schlich er weiter und sein Blick suchte die Bäume nach den Zeichen der Ninjas ab.

Er hatte sich das Eingangs-Tor in den Todeswald der Kumoninja gemerkt und dort hin war er nun unterwegs.

Als grauer Schatten im grünen halbdunkel des Todeswaldes überwand er modrige Äste und tiefe Abgründe zwischen mit glitschigem Moos überwucherten Bäumen.

Die meisten Tiere ließen ihn in Ruhe.

Wer hier lebte bekam schnell einen Instinkt dafür ob man beim gegenüber ein Jäger oder der Gejagte war und er war hier definitiv der Jäger.

Es war sehr seltsam, dass die Tiere manchen Fällen intelligenter waren als Menschen.

Menschen unterschätzten oft den Instinkt.

Doch er war mächtig.

Tiere ließen sich nicht von solchen dummen Dingen wie falschem Stolz daran hindern einen Rückzieher zu machen, wenn sie einem Raubtier gegenüber standen.

Nichts entkam seinen aufmerksamen schwarzen Augen, als er weiter durch den Wald huschte, bis er endlich Geräusche hörte.

Stimmen ... und eine davon war Misao.

Ein feines Lächeln legte sich auf seine Züge und er schlich näher.

Sie waren zu dritt.

Das Echsenmädchen, eine Partnerin und der Junge, der ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte.

Hellviolette Augen.

Glitzernde Schuppen.

Er musste sich konzentrieren!

Die Sucht durfte ihn jetzt in seiner Funktionsfähigkeit nicht einschränken.

Er vermied es fürs Erste Misao an zu sehen.

Das Mädchen war ein wenig von den anderen entfernt und schien etwas zu suchen, das konnte ihm nur Recht sein, er beachtete sie nicht weiter.

Leise zog er zwei Kunai hervor.

An einem Ende steckte ein Bannzettel, derjenige den dieses Kunai traf, würde überleben und nur ohnmächtig zusammen brechen.

Das andere war ohne jede Besonderheit, denn es war zum Töten gedacht.

Immer noch leise schlich er sich näher heran.

Das ihm unbekannte Mädchen würde sterben und der Junge würde ihm helfen das Gegenmittel zu finden, falls Misao nicht kooperierte.
 

Misao seufzte und trat in das Dickicht.

Ihr Team, das hieß Koryuu und Mare, hatten beschossen, dass sie vorausgehen und ihre Zunge benutzen sollte.

Wie bei den meisten Echsen war diese dazu geeignet zu riechen und sie tat es bei Leibe besser als jede menschliche Nase es jemals vermocht hätte.

Sie genoss diesen Wald.

Sie mochte Kumo mit seinen vielen Steinen und der Einsamkeit.

Wenn man sich den richtigen Weg aussuchte konnte man wochenlang alleine umher wandern ohne eine Menschenseele zu treffen.

Sie hasste große Menschenmengen und was hier in Konoha statt fand WAR eine große Menschenmenge.

Zu groß für ihren Geschmack.

Misao schloss die Augen und ließ all das grün und die frische Luft auf sich einwirken, wartete darauf, dass es ihre Seele ein wenig besänftigte und anreicherte.

Es beruhigte sie und wieder einmal fragte sich Misao zu einem wie großen Teil sie bereits mehr ein Tier als ein Mensch war.

Ein beunruhigender Gedanke, der sie doch nicht mehr los ließ.

Ab und zu kam es in ihrer Familie vor, dass der Prozess der Verwandlung vom Menschen in einen Kaltblüter nicht mehr stoppte ... bis nichts mehr vom Menschen übrig war.

Misao verbot sich jeden weiteren Gedanken in diese Richtung.

Jetzt war das Chunin- Examen und sie hatte ihren Teamkollegen zu helfen!

Ihre Zunge züngelte ein wenig nach vorne und nahm die Moleküle in der Luft auf.

Es roch nach den üblichen Dingen, die man im Wald halt so roch.

Angst, Tiere, Blattgrün, Tod, Blut, Moos, frische, aber modrige Luft, Schlangen, Ratten, Egel, ... unzählige Gerüche, die sich zu einem typischen Wald-Geruch vereinten.

Doch da war noch etwas ...

Es roch nach ... Tod, geradezu Übelkeitserregend.

Tod und Chaos.

Sie hatten einen Mörder in der Nähe und sie wussten nicht was er von ihnen wollte.

Mit schnellen Schritten und aufmerksamen Augen beeilte sie sich zurück zu ihrer Gruppe zu kommen.

"Da ist ...", weiter kam sie nicht.

Ein Kunai, das mit einem Bannzettel versehen worden war - wofür, konnte Misao in der Eile nicht bestimmen - flog auf ihren Teamkameraden zu und brachte ihn zu Fall.

Es bohrte sich nur in seinen Oberschenkel, aber er fiel wie ein gefällter Baum zu Boden.

Misaos Zunge huschte hervor und ihr Kopf flog herum.

Dort musste er sein!

Und sie hatte Recht.

Noch während das erste Kunai sich tiefer in die Haut ihres Teamkameraden bohrte flog auch schon das zweite.

Die übermenschlichen Reflexe der Echse übernahmen ihre Handlungen.

"PASS AUF!"

Mit einem gewaltigen Sprung brachte sie sich genau in die Fluglinie und wurde aus ihrer Flugbahn gerissen, als sich das Kunai in sie hinein bohrte.

Schmerz explodierte in ihrem Oberkörper.

Getroffen schrie Misao auf und hörte nur gedämpft den Schrei ihrer Freundin hinter sich.

Warum griff man sie an?

Keiner von ihnen dreien war wichtig genug um einem anderen Dorf gefährlich werden zu können!

Die Schmerzen durchdrangen rasend schnell von der Wunde aus ihren ganzen Körper und plötzlich realisierte sie, dass irgendeine lebenswichtige Ader getroffen sein musste.

Sie konnte fühlen wie das klebrige Blut warm und stetig in Schüben aus ihr heraus gepumpt wurde.

Wut stieg in ihr auf.

Sie wollte nicht sterben!

Nicht so!

Mit aller Kraft richtete sie sich auf und versuchte das Kunai heraus zu ziehen.

‘Und dann abbinden!’, erinnerte sie sich.

Sie wollte ihre Hand heben, doch sie schien Tonnen zu wiegen.

Welcher Idiot hatte ihr ein Gewicht da hin gebunden?

Misao knurrte unwillig.

Doch dann erkannte sie, dass es zu spät war.

Sie kam gegen die inzwischen übermächtige Schwärze und die Schwere ihrer Glieder nicht mehr an.

Alles war vergeblich.

Kälte begann sich in ihren Leib ein zu nisten, lähmte immer mehr.

Misao taumelte.

Sie schnappte nach Luft, bekam dennoch keine.

Dann brach sie auf dem weichen Waldboden in sich zusammen.
 

Kabuto blickte entsetzt auf die Szene die sich ihm bot.

Misao sprang in das Kunai, das er geworfen hatte!

NEIN!

Diese idiotische Kumokameradschaftstour!

Diese Idiotin!

Sie durfte nicht sterben!

Er brauchte sie!

Seine Füße gruben sich in den weichen Waldboden, als er sich abstieß und hinterließen tiefe Furchen darin.

Die Freundin Misaos, die angstvoll zurückgewichen wurde, wurde nicht einmal eines kurzen Blickes bedacht, bevor ein Kunai ihren Hals durchbohrte.

SIE war schuld an Misaos Zustand.

Namenlose Wut füllte sich in Kabutos Herzen, Hass ... und Angst.

Seine Hände ergriffen die Schultern des Mädchens und er erkannte, dass er zu spät war.

Das rote Blut, dass nun nicht mehr nur ihren Körper sondern auch den seinen benetzte.

Schwer und süßlich.

Seine Hand presste sich auf die Wunde und schloss sie innerhalb von wenigen Augenschlägen.

Doch noch immer schnappte ihr Körper nach Luft.

Er war zu spät.

Zu viel der wertvollsten Flüssigkeit hatte sie verloren.

Er konnte spüren wie sich ihre Seele bereits begann vom Körper zu lösen.

Kabuto erkannte auf einmal, dass er nicht wollte dass sie ging.

Dies war eine einmalige Gelegenheit sich von der Sucht zu lösen, doch ... er wollte es nicht.

Seltsamerweise erschreckte ihn diese Erkenntnis nicht, aber er würde später darüber nachdenken.

Irgendwie ... hatte er es geahnt, auch wenn diesmal kein logischer Gedankengang zu Grunde lag, er hatte es gewusst.

Irgendwie ...

Instinkt.

Kabuto nahm sein Herz in die Hand.
 

Als Misao das nächste Mal die Augen aufschlug, sah sie ein weiß getünchte Decke.

Das war sicher nicht der Todeswald!

... sie war durchgefallen.

Diese bittere Erkenntnis drängte sich in den Vordergrund ihrer Gedanken und ließ sich nicht mehr vertreiben.

Frustriert schloss sie die Augen.

So ein Scheiß!

Sie hatte so lange dafür gerackert!

Immer wieder noch eine Trainingsstunde, wann immer es nur ging ... und jetzt sowas.

Wenn sie den Kerl mit dem Kunai zwischen die Finger bekam, würde sie ihn zu Hackfleisch verarbeiten.

Von draußen hörte sie die Vögel singen.

In Konoha gab es davon sehr viel mehr als in Kumo ... bei ihnen gab es nur Steinvögel und die sangen nicht sehr viel ... und nicht sonderlich schön.

Was war ihr denn überhaupt passiert?

Sie hatte eigentlich schon gedacht es wäre vorbei ... so viel Blut ...

Neugierig geworden wollte sie sich aufrichten ... doch keine Sekunde später bereute sie es wieder.

Anscheinend hatte die Urmutter aller Kopfschmerzen beschlossen bei ihr ein zu ziehen.

Dreck!

Sie war am Oberkörper verwundet worden und nicht am Kopf!

Maan!

Außerdem fühlte sie sich, als wäre ein Haus auf sie gestiegen.

Alles war wattig und drehte sich.

Schwankte völlig unkoordiniert hin und her.

"Nicht so schnell.", erklang eine freundliche Stimme neben ihr und irgend jemand schob ihr ein Fieberthermometer in den Mund. "Niemand steht einfach so wieder von den Toten auf, das braucht Zeit."

Sie kannte diese Stimme, das war der junge Arzt, der sie nach dem Zusammenstoß mit dem Kiri behandelt hatte.

Er war ihr ein wenig unerfahren vorgekommen, aber doch ganz nett.

Außerdem hatte er auch bei dem Examen mitgemacht.

Doppeldreck!

Wenn er hier war hieß das, dass das Chuninexamen wohl schon vorbei war, sonst hätte er nicht die Zeit für das hier.

"Hwie hlan?", nuschelte sie mit dem Thermometer im Mund herum.

Der junge Arzt schien sie dennoch zu verstehen. "Fast drei Wochen."

Misao fiel vor laute Schreck das Thermometer wieder heraus. "WAS?"

DREI WOCHEN? DAS WAR JA ...

... oooooooooooh ihr Kopf.

... keine Gute Idee.

Etwas kühlendes wurde ihr auf die Stirn gelegt und Misao hätte ihn in diesen Augenblick dafür küssen können.

Hübsch genug sah er ja schließlich dafür auch aus.

Sie lächelte schwach, ein Grinsen war in diesem Augenblick einfach viel zu anstrengend, und schüttelte den Kopf über sich selbst.

Konoha und Kumo mochten verbündet sein, aber das ging dann doch etwas zu weit.

Außerdem ... sie wusste nicht einmal wie er hieß. Er hatte sie zwar schon einmal behandelt, aber sie war damals zu sauer gewesen um auf seinen Namen zu hören. "Wie heißt du eigentlich?", erkundigte sie sich neugierig.

Der junge Arzt wandte seinen Kopf zu ihr hin und musterte sie mit einem undeutbaren Ausdruck.

"Kabuto.", gab er schließlich seinen Namen preis.

"Kabuto Yakushi.", vervollständigte er ihn schließlich hastig. "Aber Kabuto reicht, wenn du möchtest."

Das Mädchen grinste über seine Schüchternheit und nickte. "Misao.", wiederholte sie ihren Namen und blickte sich vorsichtig um.

Konoha war wirklich ein schöner Ort.

Sie konnte einen Vogel direkt vor ihrem Fenster singen hören.

Wie sollte sie auch wissen, dass Kabuto in diesem Augenblick die Schlange zurückrief, die gerade dabei gewesen war, den ahnungslosen Jungvogel darüber aufzuklären, dass in Otogakure nur selten ein Vogel sang und wenn dann nicht lange ... dafür gab es hier einfach zu viele Schlangen.

Da es sonst nicht viel zu beobachten gab, betrachtete Misao weiter Kabuto bei seiner Arbeit.

Er räumte verschiedenes Verbandszeug zurück in eine Schublade.

Wahrscheinlich hatte er es für sie gebraucht. "Du bist auch bei der Prüfung dabei gewesen, ich habe dich gesehen, wie sich alle bei dem Tor versammelt haben ... hast du es geschafft?"

Kabuto hielt kurz inne, so als wäre er über das Ansprechen erschrocken und musste sich davon erst einmal wieder erholen.

"Ich habe aufgegeben.", erklärte er ihr wahrheitsgemäß. "Ich war nach der zweiten Prüfung stark angeschlagen und hätte die dritte niemals lebendig überstanden."

Er lächelte entschuldigend, als müsste er sich vor ihr für sein Versagen rechtfertigen und schob verlegen die Brille zurück auf den Nasenrücken.

Süß.

Misao grinste, nickte aber nicht, denn das hätte ihr Kopf ihr sicherlich sofort wieder übel genommen. "Dann sehen wir uns ja das nächste Mal wieder.", stellte sie freundlich fest.

Na wenigstens eine Sache auf die sie sich freuen konnte.

War halt nix so schlecht, als dass es nicht schon wieder für was gut war.

Doch schon griff die Sorge mit ihren kalten Klauen nach ihrem Herzen.

Der Mörder.

Sicher hatte er sich nicht mit ihr zufrieden gegeben.

Ihre Freundin war attackiert worden, sie hatte sich ja nur dazwischen geworfen. "Weißt du wie es meinem Team geht?", erkundigte sie sich und versuchte wider besseren Wissens sich aufzurichten.

Natürlich wurde sie dafür augenblicklich mit erneuten Kopfschmerzen bestraft und sie musste sich schwer atmend zurück sinken lassen.

Kabuto legte ein wenig den Kopf schief und wieder antwortete er ihr nicht sofort. "Ich kann mich erkundigen.", bot er ihr schließlich an.

Bei jemand anderem wäre sie vielleicht über dieses Zögern misstrauisch geworden, schließlich war es häufig ein Zeichen dafür, dass nicht die Wahrheit ausgesprochen wurde.

Doch jetzt machte sich Misao keine Gedanken.

Sie hätte es schließlich gerochen, wenn er log.

Sie roch sowas immer.

Kein Mensch konnte die Pheromone unterdrücken, die entstanden, wenn man nervös wurde und noch weniger waren sich dessen überhaupt bewusst, wenn sie ihr gegenüber standen.

So eine feine Zunge war schon etwas praktisches.

Zufrieden kuschelte sich Misao also tiefer in die weichen Daunen.

Wenn ihren Kameraden etwas passiert wäre, hätte sie es erfahren, da gab es keinen Zweifel.
 

Am nächsten Tag durfte sie sich wenigstens aufrichten und eine Suppe ganz alleine in sich hinein löffeln.

Der Arzt hatte gute Arbeit geleistet, denn sie fühlte keinerlei Schmerzen mehr dort wo sie vom Kunai tödlich verwundet worden war.

Nur noch teuflische Kopfschmerzen, aber die würden sicher auch irgendwann gehen ... hoffentlich.

Hauptsache sie war überhaupt noch am Leben.

Die schwarzen Augen hinter den großen Brillengläsern musterten sie aufmerksam, als könnte sie in jedem Augenblick aufstöhnen und ohnmächtig umkippen.

Dabei fühlte sich Misao wirklich gut!

Wenn es nach ihr ginge, würde sie bereits aufstehen und mit dem Training für das nächste Examen beginnen, aber dann würde ihr grauhaariger Genesungsbegleiter sicherlich einen Herzinfarkt erleiden.

Der grauhaarige Arzt mit dem Stirnband eines Konoha-Ninjas war fast ständig anwesend, obwohl er sicherlich noch eine ganze Menge anderer Patienten haben musste.

Nun zumindest konnte Kumo nicht behaupten, Konoha würde die eigenen Leute bei der Behandlung bevorzugen.

Außerdem war doch so etwas Gesellschaft ganz nett, denn offensichtlich lag sie in einem Einzelzimmer. "Du musst mir nicht beim Essen zusehen."

War da so etwas wie Röte über die Wangen des jungen Mannes gehuscht?

Sie musste sich getäuscht haben, denn seine Stimme war ruhig, schüchtern und höflich wie immer. "Du bist mehr oder weniger eine politische Patientin. Wenn dir etwas passiert, reißt mir der Hokage persönlich den Kopf ab.", erklärte er verlegen seine Anwesenheit.

Aso.

Misao nickte.

Das machte natürlich Sinn.

Man wollte die politischen Verbindungen zwischen den beiden Städten nicht unnötig durch den Tod einer Kumoninja im Krankenhaus gefährden.

In den Zeiten in denen über allen Dörfern der Schatten der großen Schlange lag, war der Zusammenhalt wichtiger als je zuvor.

Und Kiri war für keinen der beiden Dörfer eine angenehme Alternative.

Der Anführer dieses Dorfes war dafür bekannt Lücken in seinen Verträgen zu lassen und sein Wort zu brechen, wann immer es ihm passte.

Der Feuerschatten dagegen war ein alter und ehrenwerter Mann und ihr eigener Anführer ... nun ... er war zumindest alt, auch wenn sich keiner seiner Untergebenen sicher war ob es in seinem Kopf noch eine einzige Tasse gab, die keinen Sprung vorzuweisen hatte.

Dafür mischte er sich kaum in das gut funktionierende Getriebe seines Dorfrates ein und so hatte man es die letzten Jahrzehnte gehalten.

Man ignorierte, wenn er Fleischklößchen zum Ninja des Jahres erklärte und dafür tat man das was man wollte und was gut für das Dorf war.

Ein gutes Arrangement, fanden zumindest die Einwohner von Kumo.

Außerdem war es dieses Jahr besser gewesen als im letzten, denn Semmelknödel waren als Ninja noch schlechter geeignet, als Fleischklößchen.

"Das heißt, dass sonst keiner von Kumo verwundet wurde?", erkundigte sich Misao erstaunt.

Woher war dann all das Blut gekommen?

Kabuto schüttelte den Kopf. "Dein Begleiter wurde verletzt, aber er ist bereits wieder entlassen. Niemand war so schwer verletzt, wie du.", stellte er ihre Aussage richtig.

Misao seufzte tief. "In anderen Worten: keiner hat sich so dumm angestellt ... aber ich würde auch zu gerne wissen, was uns da angegriffen hat, es war so verdammt schnell ..."

Eine Weile lang versank sie in grübelndes Schweigen und versuchte zu rekonstruieren, nach was dieses ... Ding ausgesehen hatte.

Wie ein Mensch ... und doch irgendwie nicht.

Ahh!

Sie bekam Kopfweh von dieser Grübelei.

Blöde Verletzung.

Warum kam eigentlich niemand um sie zu besuchen?

Zumindest von ihrem Team hätte sie das erwartet.

Aber auch sonst kam immer nur Kabuto ... misstrauisch blickte sie ihn an. "Stehe ich unter Quarantäne?"

Hatte sie sich irgendwas eingefangen? ... von diesem ... Ding?

Erschrocken verfolgte Misao diesen Gedanken.

Das wäre natürlich die Erklärung, warum sich sonst niemand außer dem gutmütigen Konohaninja an sie heran traute und warum man auch nicht ihr Team hierher gelassen hätte.

Und ein weiterer Grund für das Einzelzimmer.

Doch Kabuto blickte sie nur erstaunt an. "Nein, warum?"

Der brauchte sie nun wirklich nicht so blöd anzuglotzen, sooo abwegig war ihre Idee schließlich auch wieder nicht gewesen.

"Na warum haben meine Teamkameraden mich dann noch nicht besucht?", patzte sie zurück.

Berechtigt wie sie fand.

Dieser Gockel brauchte nicht so überheblich zu tun, wenn er mehr wusste als sie.

Doch er wurde nicht sauer, verzog nicht einmal abfällig sein Gesicht, sondern lächelte weiter.

"Sie haben einen Auftrag erhalten und mussten zurück nach Kumo.", erklärte er ihr entschuldigend und blickte etwas verlegen.

Als ob es seine Schuld wäre.

Nun tat es Misao doch wieder leid, dass sie ihn so angefahren hatte und sie senkte verlegen ihren Kopf. "Tschuldigung.", nuschelte sie undeutlich und konzentrierte sich wieder auf die Suppe.

Trotzdem ... irgendwas hier war komisch ...

Natürlich klang es nun logisch.

Wer auch sonst hätte sie besuchen sollen, sie kannte ja niemanden von hier.

Kurz warf sie einen Blick zu Kabuto hinüber.

Er starrte sie ständig an, als wäre sie ein Versuchsobjekt.

Natürlich war das dumm, schließlich war er Arzt, anscheinend schüchtern und gutmütig und machte sich nur Sorgen um ihren Gesundheitszustand.

Sie kannte diesen Glucken-Typ, denn ihr Bruder war schließlich genauso.

Aber er hatte schönere Augen, als ihr Bruder.

Schwarz.

Sie stachen aus dem weiß deutlich hervor und schienen unendlich tief hinab zu gehen.

Sie waren wie ein mondloser Himmel oder eine sternenlose Nacht.

Kein Boden und kein Ende, sondern unendliche Weite.

Misao erschauerte innerlich und wandte ihren Blick hastig wieder ab.

Gut dass Schuppen ihre Haut verdeckten, denn sonst hätte er sicherlich die Röte gesehen, welche ihr in die Wangen gestiegen war.

Solche Augen gehörten verboten!

In Kumo gab es solche Augen nicht, aber in Konoha hatte man anscheinend alle Arten davon.

Völlig weiße und schwarze Pupillen.

Ob es auch ein Bluterbe war? ... aber das gehörte zu den Fragen, die man einem Ninja nicht stellte.

Es galt als Unhöflich nach den Talenten eines anderen zu fragen und eine wahre Antwort bekam man ohnehin nur sehr selten.
 

Stunden später lag sie wach und betrachtete den Mond, wie er von der einen Seite des Fensters zur anderen wanderte.

Sie konnte nicht schlafen.

Kabuto hatte sie zwar ermahnt liegen zu bleiben und auf keinen Fall aufzustehen, aber ... sie fühlte sich prima ... und sie war irgendwie unruhig.

Vorsichtig schlug sie die Decke zurück und setzte sich auf.

Etwas schwummrig war ihr, aber es war nicht genug, als dass sie eingesehen hätte, warum sie sich nicht bewegen sollte.

Also stand sie vorsichtig auf ... na ging doch ganz prima!

Zufrieden mit sich tappste sie zum Fenster und blickte hinaus.

Vor ihr breitete sich ein Garten aus.

Es war ein schöner Garten.

In der Mitte ein Teich und mehrere Beete.

Was wohl dort angebaut wurde?

Am Rande waren mehrere Hecken, die zwar in der Nacht ihre Blüten nicht öffneten, aber die großen Knospen verrieten sehr wohl, wie schön es hier über Tags sein musste.

Überrascht lehnte sich Misao auf das Fensterbrett, sie hatte gar nicht gewusst, dass Konohas Krankenhaus solch einen herrlichen Garten beherbergte, aber vielleicht diente er den Patienten um darin spazieren zu gehen und sich zu erholen.

Ein angenehmer Gedanke, der das Echsenmädchen lächeln ließ.

Sie würde morgen vielleicht Kabuto fragen ob er mit ihr dort entlang ging ...

Doch was war das?

Misao runzelte ihre Stirn und beugte sich etwas weiter nach vorne um besser sehen zu können.

Überall in den Hecken waren verwachsene Äste, aber ... sie hatte sich gerade eingebildet einer der Äste hätte sich bewegt ...

Spielte das Mondlicht ihr einen Streich?

Misao runzelte die Stirn und beugte sich etwas weiter nach vorne.

Gleichzeitig hatte sie das dringende Gefühl dass es hier etwas gab, dass sie nicht wissen wollte.

Nicht wissen sollte.

Das Gefühl von Falschheit in ihrem Magen wurde stärker.

Irgendetwas stimmte hier nicht ...

Da sah sie es!

Einer der Äste glitt voran ...

... eine Schlange!

Und jetzt wo sie wusste wonach sie suchen musste, sah sie diese überall!

Schlangen!

Dutzende von Schlangen!

Hunderte.

In allen Größen, von ein paar Zentimetern bis zu mehreren Metern lagen sie herum, als ob diese Welt ihnen gehören würde.

Nur ab und zu spiegelte sich das Mondlicht in ihren Schuppen, wenn sich eine von ihnen bewegte.

Das hier war nicht der Garten von einem Krankenhaus!

Misao fuhr herum.

Der Schwindel drohte sie wieder zu übermannen.

Sie kämpfte dagegen an.

Deutlich fühlte sie wie ihr Herz aufgeregt gegen ihre Brust schlug.

Ihre Haut fühlte sich kalt an, als würde eine eisige Vorahnung über sie streicheln.

Etwas das ihr Instinkt ihr mitteilen wollte, aber ihr Verstand sich noch weigerte an zu nehmen.

Automatisch ging sie zur Türe und drückte die Türklinke nach unten.

Es kam ihr unnatürlich laut vor, als sie aufschwang, aber doch war der Gang völlig still.

Zu still.

Totenstill.

Müsste hier nicht eine Krankenschwester sein?

Eine Nachtschwester?

Doch der Gang vor ihr erstreckte sich zu beiden Seiten in gähnender Leere.

Misaos Zunge schnellte hervor und beinahe wäre sie zurück in das Zimmer gewichen.

Das hier war kein Krankenhaus.

Es roch zwar nach Desinfektionsmitteln und Medikamenten doch dieser Geruch stammte alleine aus dem Zimmer, das gerade zu verlassen sie im Begriff war.

Der Gang vor ihr roch nach ... Grausamkeit und Kälte.

Nach Chaos und Einsamkeit.

Und ein klein wenig nach Kabuto.

Neben ihr sah sie einen Haken an der Wand.

Daran war ein Konohastirnband aufgehängt.

Wieder benutzte das Echsenmädchen ihre Zunge und wieder roch sie Kabuto.

Doch diesmal deutlicher.

Das musste das Stirnband sein, dass er trug, wenn er sich bei ihr im Raum aufhielt ... oder in Konoha ...

Ein Name drängte sich in Misaos Gedanken, doch sie wollte ihn nicht wahr haben.

Es konnte nicht sein.

Warum sollte man sie hierher bringen?

Sie war nicht wichtig genug und man hatte sie weder ausgefragt noch gefoltert.

Otogakure.

Die Heimat des Schlangensanin.

Ein Schrei drang an ihr Ohr und er kam vom Ende des Ganges.

Sie verkündete Qual.

Verzweiflung.

Angst.

Panik.

Schmerz.

Misaos Kopf fuhr herum.

Diese Stimme hätte sie unter Tausenden wiedererkannt.

Ohne darüber nachzudenken, dass sie ja weder eine Waffe noch etwas ordentliches zum Anziehen dabei hatte, rannte sie los.

Der Gestank wurde schlimmer.

Einsamkeit wich dem Schmerz.

Schmerz der Qual.

Qual der Angst.

Angst der Panik.

Panik der Verzweiflung.

Verzweiflung der Resignation.

Resignation dem Tod.

Eine bizarre Mischung als all diesen Gerüchen, wurde zu einem überwältigenden Gestank.

Sie kam vor einer Türe an.

Ohne dass sie eine Bestätigung gebraucht hätte wusste Misao, dass hinter dieser Türe Tausende ums Leben gekommen waren.

Keiner von ihnen war schnell gestorben.

Der Gestank von Tod und Qualen ... unmenschlichen Qualen sorgten dafür, dass sie sich beinahe übergeben musste.

Aber die Erinnerung an diese bekannte Stimme sorgte dafür, dass sie dennoch die Türe aufriss.
 

Kabuto hatte sie untersucht, währen die Kumo bewusstlos gewesen war.

Es war eher ein Akt der Resignation gewesen, als der Vernunft, denn er hatte gewusst, dass er nichts finden würde.

Kein Kontaktgift, keine Droge, keine Pheromone ... nichts.

Doch die Unruhe war geblieben.

Kalte Hände hatten sich an einander gerieben, während er sie stundenlang betrachtet hatte.

Wie konnten seine Hände so kalt sein, wenn sein Körper glühte?

Er verstand es nicht.

Und es wurde nicht besser, die Sehnsucht nach ihr nicht geringer.

Er wollte sie berühren, streicheln, küssen ...

Jede freie Sekunde war er bei ihr.

Erst hielt er sie ohnmächtig, doch schnell bemerkte er, dass er ihr Lächeln vermisste.

Ihre Lippen.

Ihre Augen.

Also weckte er sie auf.

In dem sicheren Wissen, dass ab jetzt die Zeit, welche sie noch bei ihm blieb begrenzt war.

Jede Sekunde blieb er nun bei ihr und ergötzte sich an ihrer Lebendigkeit.

Trank ihr Lächeln.

Versank in ihren Augen.

Zitterte vor Angst.

Diese Augen konnten alles sehen und so würden sie auch ihn durchschauen.

Kabuto wusste es, aber er konnte nichts dagegen tun.

Nur sein Gedächtnis würde sich jede Sekunde genau einprägen, die sie bei ihm war.

Selbst wenn sie nicht herausfand wo sie war ... er würde sich nicht mehr lange beherrschen können.

Je länger er bei ihr war, desto größer wurde seine Sehnsucht nach ihr.

Irgendwann würde er sie an sich ziehen.

Es war unvermeidlich.

Ihr Körper schrie geradezu grausam nach ihm und er konnte nicht anders als darauf zu reagieren.

Aber noch war er stark genug.

Noch ...

So verlockend ...

So unschuldig ...

Nicht passend zu ihm ...

Rein.

Unschuldig.

Und dafür umso begehrenswerter.

Kabuto ermahnte sich und hob seinen Kopf.

Das Labor.

Orochimaru und er teilten es sich, doch seit seinem Meister beide Arme durch den Kampf mit dem Hokagen unbrauchbar geworden waren, war er der einzige der es nutzen konnte.

Viele Gestalten mussten hier unten ihr ärmliches Leben in Qual vollenden.

Käfige, gerade groß genug für Hunde, in denen sie gehalten wurden.

Alles wurde hier unten erforscht.

Jutsus, Krankheiten, Gift und natürlich das Chakra an sich.

Weiter glitt der schwarze Blick zu einem jungen Mann, der an die Wand gekettet worden war.

Haltlos hing er in den Fesseln ... lange würde er wohl nicht mehr überleben.

Kabuto seufzte.

Er wusste nicht, warum er ihn überhaupt noch am Leben ließ.

Er wusste inzwischen alles über Misao, was man nur wissen konnte.

Wie alt sie war. (19)

Wo sie geboren war. (Kumo)

Ihren Nachnamen. (o tauteru)

Er wusste die Namen ihrer Schwestern und Brüder, Cousins, Cousinen, Onkel, Tanten, Großeltern, wusste dass ihr Echsenartiges Aussehen ein Bluterbe war und die Namen und die Geschichte ihrer Familie.

Er wusste wie das Haus und das Zimmer aussahen, in dem sie lebte und alleine dass der Junge dies gewusst hatte, hatte ihn neu leiden lassen.

Der Gedanke daran was dieser Genin mit dem Echsenmädchen hatte brachte sein Herz zum Kochen.

Doch auf eine düstere und finster Art, die voller Zorn war.

Aber nun war der Junge zu erschöpft und ausgeblutet um noch überhaupt die Kraft zum Sprechen zu haben.

Er würde ihn töten, als Strafe dafür, dass er Misao berührt hatte, als wäre es selbstverständlich.

Weil er das getan hatte, was ihm für immer verwehrt war.

Nicht mit all seiner Macht konnte er Misao dazu zwingen sich ihm zu zuwenden.

Kurz blitzte die silberne Platte seines Oto-Stirnbands im dämmrigen Licht auf, als der den Kopf herumriss.

Da war etwas an der Türe!

Er wusste wer es war, noch bevor er sie sah.

Es war vorbei!

Er konnte ihren entsetzen Gesichtsausdruck deutlich sehen.

Wie ihre schönen freiheitsfarbenen Augen durch das Labor glitten, an seinem Stirnband hängen blieben, weiter geisterten, zu dem jungen Mann und sie erschrocken zusammenzuckte als sie ihn erkannte, als ihren Teamkameraden.

Hastig wandte er sein Gesicht ab.

"Brüderchen!", drang es leise an das Ohr der rechten Hand des Schlangensanin und Kabuto wusste, dass er einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte.

Er hatte falsch gefragt ...

... und ihren Bruder gequält.
 

Misao hätte angreifen sollen.

Als echte Ninja aus Kumogakure musste sie den Gegner überraschen.

Aber der Schock lähmte sie.

Der Gestank des Leids und der Qualen stürmte auf sie ein und reizten sie dazu, ihren Magen zu befreien.

Sie hatte schon Tote gesehen.

Sie hatte schon selbst getötet.

Aber das hier war anders.

Sie konnte es riechen.

Sie konnte es sehen.

Sie konnte es spüren.

Die armen Wesen, mehr tot als lebendig, wurden wie Tiere, neben Tieren in kleinen Käfigen gefangen.

Sie waren krank, vergiftet und verstümmelt.

Sie hatten Angst und litten Qualen und in den Augen mancher hatte bereits der Wahnsinn Einzug gehalten.

Das hier war nicht nur ein Gefängnis.

Es war mehr.

Man hatte ihr von Orochimaru erzählt.

Dass er keine Skrupel hatte um an mehr Macht zu kommen.

Doch man hatte ihr nicht erzählt, dass er einen Handlanger hatte, der ebenso dachte.

Denn das hier war nicht Orochimaru.

Es war ein Gefühl, aber sie war sich damit sicher.

Von einem Augenblick zum anderen hatte sich ihre Welt um 180̊ gedreht und nun stand sie mit dem Rücken zur Wand.

Er war ein Oto.

Er war offensichtlich ein loyaler Otogakure.

Und er teilte die Perversion seines Meisters.

Die absolute Gier nach Macht.

Nun wusste sie woher dieser seltsame Geruch an ihm kam.

Dämon.

Verdorbener.

Das Wort, dass man Orochimaru hinter her warf.

Er mochte kein Dämon wie Kyuubi sein, aber sein Herz war ebenso verdorben, sonst hätte er das hier nicht ertragen.

Kein Mensch konnte so handeln ohne Reue zu empfinden.

Aber warum hatte er sie geheilt?

Warum sagte er nichts?

Warum stand er nur da und blickte sie mit diesem seltsamen, undurchdringlichen Lächeln an?

Wut brodelte in ihr hoch und Misao nutzte sie um sich aus der Starre zu lösen.

Endlich stieß sie sich ab und griff an ihre Seite ... ihre Kunai!

Sie hatte keine Waffen!

Mehr aus Verzweiflung als aus Rationalität griff sich nach einem Glas, dass auf einem der Versuchstische stand.

Dunkle Flecken, die nach Blut stanken.

Mit einer kräftigen Bewegung warf sie es zu ihm, in der Hoffnung, dass Säure oder etwas ähnliches darin sein mochte, doch der grauhaarige Oto fing es einfach auf.

Seine Hand wurde zu einem Schemen in der Luft und dann hielt er es in der Hand, um es vorsichtig wieder abzustellen.

"Es tut mir leid, Misao. Du solltest das nicht sehen ...", klang seine Stimme leise durch den Raum.

Etwas kaltes packte sie von hinten.

Dreckige Finger schlangen sich um ihren Hals ... und dann wurde alles schwarz.
 

Als Misaos Bewusstsein langsam erwachte, klangen diese Worte noch immer in ihr nach.

Natürlich sollte sie das nicht sehen.

Ein bitteres Lächeln stieg in ihr hoch.

Es war ihr Bruder gewesen.

Sie hatte sich oben von diesem Oto verwöhnen lassen, während Koryuu unten gelitten hatte.

Das würde sie sich nie verzeihen können.

Warum hatte sie nicht darauf bestanden zu erfahren wo ihr Bruder war.

Warum war es ihr überhaupt möglich vorgekommen, dass er ging ohne sie zu besuchen?

Ohne etwas zu hinterlassen?

Sie kam sich so einfältig vor.

Und so schuldig.

Ihr Bruder.

Mama würde sie umbringen und das zu Recht.

Wenn sie jemals wieder nach Kumo kam.

Das Land der Wolken und der Freiheit.

Sie war gerne dort gewesen.

Nun war sie eine Gefangene Otogakures.
 

Jemand rüttelte sie an der Schulter und Misao schlug die Augen auf.

Sie hatte keine Wahl, widersetzen konnte sie sich ihm nicht, solange sie keine Waffen hatte.

Doch es war nicht Kabuto - sofern das überhaupt sein richtiger Name war - der da vor ihr stand.

Es war ihr Bruder.

Und er grinste.

Sie waren auf einer Lichtung.

Geblendet und verwirrt schloss Misao die Augen.

Warum?

War alles nur ein Traum?

Ein verrückter Traum?

Hoffnung begann sich zu regen.

Waren sie noch immer im Todeswald?

Vorsichtig rappelte sie sich auf und blickte sich um.

Sie hatte ihre Waffen.

Nein ... das war nicht der Todeswald.

Sie kannte diesen Ort.

Es war eine Lichtung einen halben Tag von Kumo entfernt.

Wie waren sie hierher gekommen?

Wie war Koryuu hier her gekommen?

Er war am Leben.

Er grinste sie an.

Es war Misao unmöglich nicht zurück zu grinsen, auch wenn die Verwirrung noch immer übermächtig in ihr war.

Sie verstand nicht was passiert war, aber ... sie lebten.

Irgendwie ...

Und sie waren nicht mehr in Otogakure.

Irgendwie ...

Warum?

Sie verstand nichts mehr.

"Was ist passiert?", fragte sie leise und blickte ihren Bruder fragend an.

Genau musterte sie ihn, aber ... alles was sie im Labor geglaubt hatte zu sehen war verschwunden.

Keine Narben auf seiner Haut, keine zerbrochene Seele in seinem Augen, keine Verzweiflung in den Gesten, nur die gewohnte Unbeschwertheit.

Ganz automatisch, ließ sie sich von ihm aufhelfen und nach einigen gezielten Fragen erzählte ihr Koryuu eine wirre Geschichte.

Von einer bestandenen zweiten Prüfung.

Von einem Auswahlkampf.

Von einer unterbrochenen dritten Prüfung, bei der Orochimaru den Hokagen getötet hätte.

Von einer toten Teamkameradin.

Von nur einem Chunin aus Konoha, der bestanden hatte.

Und sie beide mittendrin.

Dinge die nicht stattgefunden haben konnten.

Und doch schien ihr Bruder der Meinung zu sein sie müsste das alles wissen.

Und weil die Wahrheit zu grausam war, schwieg Misao.

Hatte sie wirklich nur geträumt?

Warum erinnerte sie sich nicht daran?

Warum erinnerte sich Koryuu daran?

Was war die Wahrheit?
 

Normalerweise freute sie sich zurück nach Hause zu kommen.

Und eigentlich hätte sie sich nach diesen Erlebnissen danach sehnen müssen endlich die schützenden Mauern Kumogakures um sich zu spüren.

Doch jetzt machten sie ihr Angst, schienen sie mit zunehmender Größe zu erdrücken.

Hinter diesen Mauern würden sie die Wahrheit erfahren.

Egal ob sie wollte oder nicht.

Ein Angriff Orochimarus auf Konohagakure würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und jeder hier würde davon wissen.

Aber was hießt das dann?

Dass sie wahnsinnig war?

Warum sollte ihr Kopf ihr so etwas vorspielen?

Und warum erinnerte sie sich dann nicht an die Dinge, von denen ihr Bruder ihr erzählte?

Unbewusst strich ihre Hand über die Stelle an der ihr Herz schlug.

Dort wo sie verwundet worden war.

Sie ließ sich ein wenig zurück fallen und lurte verstohlen unter ihr Oberteil.

Aber nein ... keine Narbe zu sehen ...

Sie begann Hoffnung zu fassen.

Es war zwar eine entsetzliche Vorstellung sie könnte so ... verrückt sein, aber ... lieber verrückt, als dass ihr Traum sich als Wahrheit herausstellte.

Lieber verrückt, als das Koryuu so etwas durch machen musste.

Ihre Hände zitterten deutlich, als sie das Tor erreichten und so schlang Misao sie fest in einander.

Sie wagte es nicht zu sehen, welchen Blick die Ninjas auf dem Tor machten, als sie die beiden erspähten, aber sie hörte den Ruf ihrer beider Namen.

Nun würden ihre Eltern wissen, dass sie da waren.

Das Tor öffnete sich leise und die beiden Genin traten hindurch.

Schnelle Schritte erklangen und Misao wusste, dass es Mutter war.

Nun endlich wagte sie den Blick zu heben und Tränen der Erleichterung waren darin zu sehen.

Warum?

Weil sie seit der zweiten Prüfung verschwunden gewesen waren oder weil sie den Angriff Orochimarus überlebt hatten?

Misaos Herz zitterte.

"Meine Kinder!"

Fest wurden sie beide gegen einen warmen Körper gedrückt und der so unendlich vertraute Geruch stieg Misao in die Nase.

Mutter.

Heimat.

Sie unterdrückte die Tränen, sondern mahnte sich wie eine Ninja zu sein.

Misao wollte ihrer Mutter keine Schande machen.

"Als ich von dem Angriff Orochimarus auf Konoha hörte, ... ich befürchtete das Schlimmste."

Noch einmal wurden sie wurden sie fest gedrückt und dann machte sich ihr Bruder energisch aus der Umarmung los.

"Mutter!", zischte er ihr empört zu, als wäre diese Umarmung etwas unanständiges.

Auch Misaos Vater war schon da und grinste breit bei dieser Szene.

Von ihm hatte das Echsenmädchen ihr Bluterbe erhalten und dies konnte man deutlich sehen.

Nur seine Augen zeigten für jemanden, der ihn gut kannte, wie froh er war, seine Kinder gesund und munter zurück zu sehen.

Als wäre die ‘Befreiung’ aus Mamas Armen ein Zeichen gewesen, wurden sie von allen Seiten mit Fragen bestürmt.

Misao hielt sich zurück, schließlich wusste sie nichts über da was ihr Bruder erzählte, aber ihre Einmischung war auch nicht nötig.

Koryuu genoss die Aufmerksamkeit, die man ihm zuteil werden ließ und erzählte mit großen, ausschweifenden Gesten und einigen, maßlosen Übertreibungen.

Denn auch wenn Misao sich nicht erinnern konnte, so war sie sich doch sicher, dass Koryuu es nicht gewagt hätte Orochimaru einen Fußtritt zu verpassen.

Doch sie lächelte nur und schwieg, bemüht die ‘anderen’ Erinnerungen zu vergessen, die in ihrem Inneren ruhten und an ihr nagten.

Das leise Stimmchen, dass ihr zurief, dass sie es sich zu einfach machte, wenn sie das alles einfach als Spinnerei abtat.

Doch Misao wollte nicht hören.

Sie fühlte sich erschöpft und wünschte sich so sehr, dass es alles nur ein böser Traum gewesen war.

Schwarze, traurige Augen ...
 

Nach dieser Prüfung war nichts mehr wie es zuvor war.

Sie hatte sich nach einigen Wochen dazu durchgerungen, mit Medinin unter dem Mantel der Verschwiegenheit über ihren ‘Traum’ zu reden.

Seltsamerweise konnte sie sich bis heute nicht dazu durchringen es als Alptraum zu bezeichnen.

Nicht darüber nachdenken!

Der Medinin hatte ihr zugehört, sie erzählen lassen und dann etwas von Halluzinationen, Amnesie und traumatischen Erlebnissen erzählt, das beruhigend und rational klang.

Man hatte sie zur Sicherheit untersucht, aber die Ärzte konnten ihr schwören, dass ihr Herz das gleiche war, wie bevor sie aufgebrochen war.

Es war alles in Ordnung.

Für den Rest der Welt.

Doch nicht für Misao.

Dieses ‘Erlebnis’ ließ sie nicht mehr länger los.

Es waren Kleinigkeiten, die nur ihr auffielen, und riesige Unterschiede, für die jeder eine einfache, rationale Erklärung hatte.
 

Da waren zuerst einmal seine schwarzen Augen, so tief und unergründlich, wie das Meer an seiner tiefsten Stelle.

Immer wieder überfielen sie Misao.

Und dann fühlte sie sich beobachtet.

Dieses Gefühl erfüllte sie mit Unruhe.

Doch nicht weil er sie betrachtete.

Sondern weil sie das Gefühl hatte etwas tun zu müssen und doch nicht wusste was es war.

Es gab keine Ort, keine Zeit, an der sie nicht sicher gewesen wäre vor ihm.

Wenn sie über den Schriftrollen gebeugt lernte.

Wenn sie mit ihrem Meister und ihrem Bruder trainierte.

Wenn sie Nachts im Bett lag und nachdachte.

Wenn sie einschlief.

Wenn sie träumte ...

... die Träume waren das schlimmste.

Sie wusste dass er da war.

Jedesmal.

Sie konnte ihn nicht sehen - es war nur ein Traum.

Sie konnte ihn nicht hören - es war nur ein Traum.

Sie konnte ihn nicht riechen - es war nur ein Traum.

Aber sie wusste dass er da war und über sie wachte.

Seine Präsenz war so deutlich, so greifbar dass es für Misao keinen Zweifel geben konnte.

Und sie hatte keine Angst.

Obwohl sie vielleicht als einziger nicht-Oto wusste was er war, so war sie sich genauso sicher, dass er ihr nichts tun würde.

Wenn alles wahr war.

Oder war sie verrückt?

Ihr Herz schlug ängstlich weiter.
 

Sie war stärker, ausdauernder.

Natürlich hatte sie ihren Körper noch nicht bis zur Grenze ausgelastet, aber sie kannte die Stellen, an denen sie anfing schwerer zu atmen und die Muskeln zu schmerzen begannen.

Doch nun war es, als wäre das alles lange in der Vergangenheit.

Ihre Zähigkeit und ihre Ausdauer war ... ohne jedes zusätzliche Training ... auch ihrem Meister überlegen.

Manchmal schien es ihr, als könnte sie ewig rennen und dann rannte sie noch schnelle, als müsste sie fürchten ihre Grenzen sonst nie zu erreichen.

Als müsste sie sich beweisen, dass es sie überhaupt noch gab.

Dass sie noch ein Mensch war, so irrsinnig das für eine Echse auch klingen mochte.

Bis ihr Herz endlich schwer und erschöpft bis zum Hals schlug.

Bis endlich ihre Lunge nach Sauerstoff schriee und sich das bekannte und wohlige Gefühl der totalen Erschöpfung einstellte.
 

Dann das Training.

Ihre Chakra hatte die Farbe geändert.

Früher war es hell gewesen, hatte die Farbe von violettem Flieder gehabt.

Doch nun war es dunkel.

Dunkel und machtvoll.

Früher war ihr Chakra ruhig und träge gewesen.

Es war mühsam eine Jutsu zu wirken und laugte aus.

Doch nun war es kraftvoll und drängte nur danach hinaus gelassen zu werden.

Es war schwierig es zu bändigen, eine Jutsu zu bilden, damit es nicht wild und chaotisch in die Welt hinaus schoss.

Und es war mehr ... viel mehr.

Früher wenn Misao Chakra geschmiedet hatte, so fühlte es sich, als würde sie kleine Bäche zu einem vereinigen.

Doch nun war es ein reißender Strom, den sie kaum noch halten konnte.

Manchmal war er so stark, dass sie Angst hatte davon überwältigt zu werden.

Ihr Meister hatte erklärt, dass dies ganz natürlich war.

Die Todeserfahrung hatte ihren Horizont erweitert und sie stärker gemacht.

Er meinte irgendetwas von Toren, die sich geöffnet hatten.

Ihr Meister war stolz auf sie und ihr Bruder neidisch.

Doch das Echsenmädchen selbst war verängstigt und verwirrt.

Ängstlich und voll mit Scham klopfte ihr Herz, wenn sie beinahe wieder jemanden getötet hätte, weil ihr Chakra zu mächtig geworden war.
 

Misao schlief.

Es war ein ganz normaler Traum, verrückt aber harmlos.

Doch heute Nacht hatte sie sich etwas vorgenommen.

Sie hatte sich das schon öfter als Ziel gesteckt, wenn sie einschlief.

Aber es war bisher immer so gekommen, wie es in Träumen normal war.

Man vergaß die Realität, die Sorgen und Ängste und ... träumte.

Doch diesmal war es anders.

Anscheinend hatte sie zu lange über dieses Gefühl des beobachtet seins gegrübelt, so dass ihre Gedanken auch ihn verarbeiten mussten.

Schwarze Augen.

Sie war gerade dabei ihren Bruder mit einer hübschen, rosa Schleife zu verzieren, als sie im Spiegel vor diesem sein Gesicht sah.

Die große Brille, buschiges, graues Haar und unendlich tiefe Augen.

Plötzlich war sie hellwach.

... so wach man in einem Traum eben sein konnte.

Sie vergaß Koryuu, vergaß den Traum und wandte sich zu ihm um.

Für einen Augenblick glaubte Misao sie hätte sich getäuscht.

Es schien so, als wäre seine Haut ... grauer und sein Blick irgendwie anders ...

Doch dann stand tatsächlich der junge Medinin vor ihr und schob seine Brille, höflich lächelnd nach oben.

Der Traum zerplatzte in klirrende Scherben und ließ nur sie und ihn zurück.

Er trug auch im Traum das Otogakure- Stirnband.

Tausend Fragen brannten auf ihrer Zunge.

Was war Wahrheit und was bildete sie sich nur ein?

War er echt oder nur ein Produkt ihrer überreizten Fantasie?

Warum hatte er nur den Kopf ihres Bruders manipuliert?

Doch schließlich war es eine Frage die ihr herausplatzte:

"Warum beobachtest du mich?"

Sie fragte es nicht wirklich.

Eher warf sie ihm diesen Satz zornig vor die Füße.

Noch immer versuchte der Traum zurück zu kehren, fraß an der Gestalt des Otogakureninjas.

Manchmal schien es als wollte er ihm einen weiteren Arm geben, manchmal, als hätte er einen Schweif, Zacken oder graue Haut.

Doch Misao war zu wütend um den Traum seinen Willen zu lassen.

Kabuto lächelte nur, wie sie es von ihm gewöhnt war.

Ein höfliches Lächeln, dass die Augen nicht erreichte.

Schwarze Augen, die zu brennen schienen ... war das der Wahnsinn?

"Ich habe dein Leben gerettet und nun sind wir untrennbar mit einander verbunden."

Seine Stimme!

Dadurch, dass sonst nichts zu hören war, klang sie wie Donner in ihren Ohren, auch wenn er leise und zurückhaltend gesprochen hatte.

Wie hatte sie vergessen können, wie diese klang?

Tief, ruhig und doch barg sie etwas wildes in sich, von dem Misao nicht zu sagen vermochte ob es schon immer da gewesen oder nur ein Produkt ihres Traumes war.

Allgegenwärtiger Wahnsinn.

"Warum hast du dann nur meinem Bruder die Erinnerung genommen? Das warst doch du oder?"

Ein leiches Nicken, kaum wahrnehmbar befreite sie von ihrer Ungewissheit.

Natürlich.

"Du hättest nicht gewollt, dass er sich erinnert."

Und damit gleichzeitig das Zugeständnis, dass alles wahr gewesen war, was sie gesehen hatte.

Die Stunden in dem Krankenzimmer.

Das Labor.

Ihr Bruder.

Die Scham.

"Was interessiert dich das? Warum interessiert dich was ich will und was nicht? Dich interessiert doch sonst auch nichts!"

Keiner der Gequälten, eingesperrt in Käfigen hatte ihn interessiert, sie hatte es in seinen Augen gesehen.

Es waren nicht einmal Individuuen für ihn.

Nur Gegenstände.

Dinge, die man eben verwendete um weiter zu kommen.

"Wie kannst du nur so herzlos sein! Du bist verrückt!"

Eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Nur ein Mensch, der wahnsinnig geworden war, so wie Orochimaru konnte all das Leid einfach bei Seite schieben.

Niemand sonst, konnte bei all den gequälten Augen noch ruhig bleiben.

Als sie Koryuu dort unten gesehen hatte ...

... Misao hatte erkannt, dass es ihre Schuld war, dass er dort hing.

Es musste an ihr liegen, dass er hier unten gequält wurde und sie nicht, auch wenn sie den Grund nicht kannte.

Das Wissen, dass sie für die beiden Verrückten von Otogakure - Kabuto und Orochimaru, denn sie glaubte nicht, dass Kabuto etwas ohne das Wissen des Schlangensannin tat - einen Wert hatte und dass sie in letzter Zeit immer mächtiger geworden war, machten ihr Angst.

"Was willst du von mir?"

Ein kurzes Irrlichtern in den schwarzen Augen.

Sie wichen ihr zum ersten Mal aus, als fürchteten sie das Echsenmädchen könnte etwas darin erkennen, dass er lieber verbergen wollte.

Als wäre er für einen kurzen Augenblick nicht in der Lage die perfekte Maske weiter aufrecht zu erhalten.

Dann war der Augenblick vorbei und die schwarzen Unendlichkeiten offenbarten sich ihr wieder ohne jedes Hindernis.

"Alles."

Verrückt!

Er musste verrückt sein!

Sonst ... was zum Geier meinte er denn überhaupt mit diesen Worten?

Verwirrt tat sie einen Schritt zurück.

Sie wollte nicht in die Geschichten Otogakures verwickelt werden.

Sie war eine Ninja aus Kumo!

Sie würde niemals ein Handlanger der großen Schlange werden.

Niemals!

Was bildete sich dieser egoistische Bauerntrampel eigentlich ein?

Wütend schob sie ihr Kinn nach vorne und erwiderte seinen Blick herausfordernd.

"Niemals!", stellte sie entschlossen klar. "Nur über meine Leiche!"

Sie hatte erwartet, dass er wütend wurde.

Dass er sie verachtend anblickte.

Aber das tat der Medinin nicht.

Eindeutig verrückt.

Er lächelte nur und nickte zustimmend, traurig.

"Ich weiß, ..."

Misstrauisch zog Misao ihre Augen zusammen.

Irgendwas stank hier.

Irgendwas war ganz gewaltig faul.

Wusste er etwas, dass sie noch nicht wusste?

"Dann sind wir uns ja einig.", stellte die Kumonin unsicher geworden fest.

Was war das jetzt, das durch die Schwärze blitzte?

Schmerz?

Verzweiflung?

Ein Ausdruck, den sie nicht zu deuten vermochte, aber sie war sicher ihn noch nie gesehen zu haben.

Und plötzlich stand er vor ihr.

Kabutos Hände legten sich grob um ihr Kinn und hielten es unbarmherzig fest.

Sein Atem war heiß, glutheiß und strich über ihre Schuppen.

Nein!

Nicht nur sein Atem, sein ganzer Körper.

Die Hitze drang durch ihren Stoff und war deutlich auf der Haut zu spüren.

Misao konnte den Augen nicht mehr länger ausweichen.

Der Traum zehrte noch stärker an seiner Gestalt als schon zuvor.

‘Du bist gefangen!’, schoss es ihr durch den Kopf, doch die Gewissheit half ihr nicht sich zu befreien.

Sie konnte seine verkrampften Kiefer sehen, als würde er hart mit sich kämpfen.

Wogegen führte er einen solch heftigen Streit?

Er war nun ganz anders, als der Medinin, den sie zu Beginn kennen gelernt hatte.

Dunkler, mächtiger, schwärzer und ...

... verzweifelter.

War er schon immer so gewesen?

Hatte sie sich so in ihm getäuscht?

Misao bekam Angst.

Sie wusste zwar noch immer dass dies ein Traum war, aber mit seltsamer Gewissheit, wurde ihr klar, dass er keineswegs nur eine Traumgestalt war, projiziert von ihrem Unterbewusstsein.

Er war hier und er hatte Macht über diesen Traum.

Daher das Gefühl ständig beobachtet zu werden.

Das Echsenmädchen wusste nicht, wie er das machte, aber es war in diesen Augenblicken auch irrelevant.

Wenn er wollte, könnte er sie jetzt vernichten.

Sie war ihm ausgeliefert.

"Du treibst mich an meine Grenzen. Ich weiß nicht wie lange ich mich noch beherrschen kann. Für einen meiner Art, habe ich mich schon erstaunlich lange zurück gehalten, also versuche mich nicht."

Kurze abgehackte Sätze, die Misao zwar verstand, deren Sinn ihr aber verschlossen blieb.

Als wäre es eine letzte Willensanstrengung, schleuderte Kabuto sie von sich fort.

Dann zersprang der Traum endgültig.

Keuchend und mit wild klopfendem Herzen wachte Misao auf.

Sie hätte schreien können vor Frustration, aber aus Rücksicht auf ihre Familie unterließ sie es.

Wahnsinn war nicht ansteckend?

Dieser Kerl bewies ihr das Gegenteil.

Er hatte ihre Fragen beantwortet, aber klüger war sie deshalb noch lange nicht.

Er hatte ihr also tatsächlich das Leben gerettet.

Toll.

Sie schuldete also der rechten Hand Orochimarus ihr Leben.

Ganz klasse.

"Scheiße.", sie flüsterte das Wort nur, aber es hallte angenehm wütend durch die Stille ihres Zimmers.

Misao schlug zornig mit der Faust auf die Bettdecke.

Eine Geste der Hilflosigkeit.

Warum hatte er sie gerettet, wenn ihm Leben doch sonst so egal war?

Sah er in ihr ein williges Werkzeug?

Misao dachte an all die armen Wesen im Labor und plötzlich kam ihr ein Gedanke.

Was wenn sie auch solch ein Versuchskaninchen war?

Was wenn dieses kranke Wesen irgendetwas mit ihr getan hatte, stärker war sie ja unleugbar geworden.

Aber was?

Und die Frage dahinter: Würde es Kumo schaden?

Was immer es war ... konnte sie es kontrollieren?

Es gab einen einzigen positiven Aspekt an der ganzen Sache.

Was immer es war, es lief offensichtlich nicht so, wie Kabuto es geplant hatte, sonst wäre er nicht so sauer gewesen.

Vielleicht lag hier der Schlüssel zu allem?

Man hatte sie/ihren Körper irgendwie manipuliert.

Aber es klappte nicht so, wie Kabuto sich das vorstellte.

Also war er heute gekommen um ihr zu drohen.

Was wiederum hieß, dass SIE auf irgendeine Art und Weise mitbestimmen konnte.

Entschlossen ballte Misao ihre Faust.

Sie würde herausfinden was es war und dann würden diese Otos lernen, was es hieß eine Kumo heraus zu fordern.

... und ... vielleicht war es ja wirklich nur ein Traum gewesen.
 

Aufmerksam huschten Misaos Augen über das schattige Grün der Blätter und ihre Zunge zerteilte die Luft für Sekunden um sich zu versichern.

Sie versuchte flach zu atmen um den unbekannten Gegnern keinerlei Hinweis auf ihre Anwesenheit zu geben.

Die Angreifer waren ganz in der Nähe!

Deutlich fühlte sie unter den kleinen Schuppen ihrer Finger die rauhe Rinde des Baumes.

Sie hörte die Stille, die sich ausgebreitet hatte, als die Vögel von den Menschen verscheucht wurden.

Sie roch wer anwesend war.

Ihr Bruder, ihr Meister und vier fremde Wesen.

Die Angreifer.

Das war das schlimme an ihrer Zunge.

Sie wusste DASS jemand da war, doch es war schwer zu bestimmen wo er sich gerade aufhielt.

Ein paar Strähnen, die sich aus dem Haarband gelöst hatten, fielen ihr über die Augen und behinderten ihre Sicht, doch Misao wagte nicht sie weg zu blasen.

Auch das Geräusch könnte von den Gegnern vernommen werden.

Wieder glitt ihre Zunge durch die Luft.

Kopfüber hing das Echsenmädchen am Baum und versuchte still zu halten.

Ihre Körperfarbe und die Kleidung würden sie tarnen und wenn sie still hielt, würde es für die Gegner schwer werden, sie zu entdecken.

Die Spannung lag greifbar in der schwülen Luft und alles schien vor Erwartung zu vibrieren.

Selbst die Bäume und alle Blätter schienen still zu halten um den Augenblick nicht zu zerstören.

Angst mischte sich mit Vorfreude.

Jeder Ninja empfand dieses seltsame Gefühl in sich vor einem Kampf, sonst war er für diesen Beruf nicht geeignet.

Die Erwartung sich mit anderen zu messen und den Triumph zu fühlen, wenn man sich erneut als der Überlegene herausstellte.

Es war ein dummes Gefühl, das wusste Misao.

Schließlich musste jedesmal jemand sterben, nur damit sie so empfinden konnten.

Und dennoch ... oder gerade deswegen gab es Ninjas.

Die Sucht sich mit anderen zu messen und zu siegen.

Ehrgeiz.

Unwillkürlich fragte sich Misao, warum sie dann wohl so anders waren als Orochimaru.

Trieb ihn nicht auch die Macht voran?

Nur waren die Ziele der meisten Ninjas ... bescheidener, vielleicht auch aus dem Wissen über ihre eigene Unfähigkeit heraus.

Kabuto.

Schon wieder überwältigte die Erinnerung an ihn das Echsenmädchen.

Wie mächtig war er?

So mächtig, dass Orochimaru ... aber nein ...

... es war ja alles nur ein Traum gewesen ...

"MISAO!"

Der Schrei ihres Bruders riss sie aus den Gedanken und hätte beinahe dafür gesorgt, dass sie den Halt verlor.

Sie taumelte ein wenig und dann bohrte sich etwas in ihren Oberschenkel.

Schmerzen explodierten in ihrem Bein und nun verlor das Mädchen doch ihren Halt.

Wie hatte sie nur so unaufmerksam sein können!

Dieser blöde Kabuto!

Dauernd brachte er sie aus dem Gleichgewicht!

Scheiße!

Im Fallen griff sie nach einem Ast und schwang sich mit Hilfe ihres Schwanzes daran hinauf, bis sie in der Lage war das Kunai aus ihrem Bein zu ziehen.

Scharf zog sie die Luft ein und hoffte, dass das Ding nicht vergiftet war.

Wieder kam ihre Zunge zum Einsatz und sie atmete erleichtert auf.

Nein ... sie hatte Glück gehabt.

Durch ihren Positionswechsel sah sie nun den Ninja der erneut auf sie zustürmte und mit einem weiteren Satz wich sie der zweiten Salve aus.

Ihr Bein schmerzte wie die Hölle, doch sie hatte keine Zeit sich darum zu kümmern.

Sie schmiss das Kunai und fluchte, als sie daneben warf.

Immer weiter springend versuchte sie etwas Abstand zwischen sich und dem Gegner zu bringen und betete insgeheim, dass sie nicht dadurch einem anderen in die Arme sprang.

Wo ihr Bruder und ihr Meister gerade waren, konnte sie nicht sagen.

Sie wickelte einen Faden aus Chakra um zwei Shurriken und warf sie.

Der Gegner grinste nur abfällig, als sie links und rechts von ihm vorbei flogen.

Viele verschätzten sich durch ihre Echsengestalt mit ihrem Alter.

Er hob seine Armbrust und zielte gut auf sie.

Das Grinsen war wie weggewischt, als sich erst der Faden und dann die Shuriken selbst in seinen Hals bohrten und ihm einen schnellen Tod bescherten.

Erleichterung durchflutete Misao.

Sie hatte zumindest diesen Kerl überlebt.

Sie zog das Kunai aus der Rinde heraus und nahm es wieder an sich.

Das junge Echsenmädchen wandte sich um und suchte den nächsten.

Von zwei Seiten her dröhnte Kampfeslärm, also hatten Koryuu und ihr Meister ihren Gegner bereits in einen Schlagabtausch verwickelt.

Das war gut, denn so lange es Krach gab, waren sie beide noch am Leben.

Instinktiv wandte sie sich in die Richtung, aus der ihr der Geruch Koryuus entgegenwehte.

Wenn er gegen zwei antreten musste, dann würde er kaum eine Chance haben ihr Meister jedoch würde so etwas durchhalten könne.

Also erst ihm helfen.

Das Adrenalin tat offensichtlich seine Wirkung, denn sie konnte das Bein wieder nutzen ohne dass die darauffolgende Qual sie zusammenzucken ließ.

Sie musste sich beeilen, bevor es wieder nachließ und sie sich nicht mehr frei bewegen konnte.

Bereits nach wenigen Schritten sah sie ihren Bruder vor sich.

Sie hatte Recht behalten, er kämpfte gegen zwei der Ninjas.

Diese feigen Hunde hatten sofort den schwächeren erkannt und bedrängten ihn nun immer mehr.

Misao zögerte dennoch, ob sie eingreifen sollte.

In letzter Zeit, genau genommen, seit sie stärker geworden war, schien sie ihm nichts mehr recht machen zu können.

Ständig meckerte er herum und war zickig, als wäre er gerade erst in die Pupertät gekommen und nicht schon 18.

Daran, dass sie stärker geworden war konnte es nicht liegen, schließlich war sie früher auch schon stärker gewesen.

Das wär doch auch kein Problem für ihn gewesen, im Gegenteil, er war immer stolz auf sie gewesen.

Doch in letzter Zeit hatte sich das alles verdreht.

Seit dieser unseligen Prüfung.

Die Situation unter ihr änderte sich plötzlich und nun wurde es kritisch für ihren Bruder.

Der größere der beiden Ninja, hatte ihm das Kunai aus der Hand geschlagen und er drohte geradewegs in das Messer des anderen zu rennen.

Ohne noch länger zu zögern, sprang Misao hinunter und jagte dem Riesenbaby ihr Kunai in den Rücken.

Sicher war er froh darüber, seine Waffe zurückbekommen zu haben, dachte sie ironisch.

Als dieser vor Schmerz aufschrie, lenkte er damit seinen Kumpel ab und dieser erhielt dafür einen kräftigen Schwanzschlag auf den Kopf.

Die Tatsache, dass er dadurch einige Meter weit geschleudert wurde, überzeugte das Echsenmädchen, dass er so schnell nicht mehr aufstehen würde.

Sie drehte sich und landete mit einem dumpfen Laut auf allen Vieren.

Ihr Bruder hatte die Gelegenheit genutzt und sich derweil um den Ninja mit dem Kunai im Rücken gekümmert, so dass er seine Körperhaltung an die seines Kollegen anglich.

Zufrieden richtete sich Misao auf, klopfte sich den Dreck von den Knieen und blickte sich um.

Damit wars nur noch keiner.

Doch Koryuu schien damit alles andere als zufrieden zu sein.

"Sag mal HAST DU SIE NOCH ALLE?", fauchte er sie ungehalten an und das Echsenmädchen blickte ihn perplex an.

Was hatte er denn jetzt auf einmal?

"WAS IST?", fauchte sie ungehalten zurück.

"Das waren MEINE Gegner! Du hättest mich nicht bemuttern brauchen, ich hätte das auch alleine hingekriegt!", warf er ihr ins Gesicht und wandte sich dann zornig ab um die beiden fest mit einander zu verschnüren.

Misao war erst einmal stumm vor Überraschung.

War er blöd geworden?

"SPINNST DU? Du wärst ohne meine Hilfe verreckt, du Idiot!", gab sie ungeniert zurück.

Wütend drehte sich Koryuu um und einen Augenblick lang, fürchtete Misao, er würde sie tatsächlich angreifen.

Er war größer als sie und zumindest sah er auch kräftiger aus.

"Schwachsinn! Nur weil du jetzt diese Kräfte hast und so viel besser geworden bist, heißt das noch lange nicht, dass ich alles verlernt habe! Ich schaff das alleine!"

Misao antwortete nichts darauf, auch wenn ihr eine scharfe, ehrliche und sicher sehr verletzende Antwort auf der Zunge gelegen hatte.

Doch ihr Meister hatte die Lichtung betreten und versuchte offensichtlich aus dem was er gehört hatte schlau zu werden.

Wie es angemessen war, senkte Misao den Kopf, nicht jedoch ohne ihren Bruder noch einmal wütend anzublitzen.

Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein?

"Ich bin mir sicher, dass Misao nur das Beste für dich im Sinn hat.", wies er mit sanften Worten Koryuu zurecht und schulterte einen der ohnmächtigen Ninja.

Sie würden ihn zum Verhör mitnehmen.

"Wartet, ich muss nur noch schnell mein Bein verbinden.", bat das Echsenmädchen sich etwas Zeit aus und kniete sich nieder um die Wunde, welche das Kunai verursacht hatte, zu versorgen.

Ihr Bruder schnaubte nur abfällig, doch in dieser Situation hatte sie auch nichts anderes erwartet.

"Wir sollten schnell aufbrechen.", meinte nun jedoch auch ihr Meister.

Wie bitte?

Sagte er nicht immer, dass es wichtig war, das sich größere Wunden nicht entzündeten?

Verblüfft blickte sie ihn an und deutete auf das Loch in ihrem Oberschenkel.

"Aber ..." Misao stockte der Atem.

Da war nichts.

NICHTS!

Nicht einmal ein kleiner Schnitt!

Die Haut schillerte braun und so unverletzt und perlengleich wie immer.

"Aber ... da war gerade ...", stotterte sie unsicher und vor lauter Verwirrung sah sie nicht einmal das zufriedene Grinsen ihres Bruders.

"Misao, wir sollten wirklich schnell hier weg.", drängte ihr Meister sie ungeduldig.

Das Echsenmädchen erhob sich und folgte den Beiden, ohne jedoch zu verstehen warum sie sich das nur eingebildet hatte.

Die Echsengestalt hatte viele Vorteile, aber eine schnelle Regeneration gehörte eigentlich nicht dazu.

Aber vielleicht war es wirklich nur eine Illusion gewesen?

Vielleicht hatte sie sich das alles nur eingebildet?

Misao fluchte leise.
 

Daheim stand sie vor dem Spiegel und wog das Kunai in der Hand.

Sie hatte das Badezimmer abgesperrt und sich erst einmal in die Wanne geflackt um zu grübeln.

Doch nun stand sie sauber und angezogen wieder vor dem Spiegel und kniff die Lippen entschlossen zusammen.

Sie konnte sich nicht einfach schneiden, wie andere Menschen, dazu waren ihre Schuppen zu fest.

Mit einem entschlossenen Ruck, bohrte sie sich das Kunai fest in den Unterarm und zog es wieder heraus.

Nichts schlimmes.

Wenn man Fragte, würde sie behaupten, sie wäre beim Training ausgerutscht.

Blut quoll hervor.

Dunkel, rot und süßlich-metallisch riechend.

Sie hielt ihren Arm über das Waschbecken, damit sie den Teppich und ihre Kleidung nicht beschmutzte.

Nichts ...

... es blutete ganz normal.

Die Wunde schloss sich nicht.

Misao atmete erleichtert den angehaltenen Atem aus.

Langsam begann sie wirklich zu spinnen.

Fröhlich grinste sie sich trotz des Schmerzes an und streckte sich die Zunge heraus.

"Siehste!", murmelte sie zufrieden mit sich selbst und hob ihren rechten Arm um das Verbandszeug heraus zu holen.

Vorsichtig legte sie es auf die Ablage und saugte die Watte mit ein paar Tropfen Jod auf.

Doch als sie den Bausch auf die Wunde drückte, blieb der Schmerz aus.

Und als sie das Blut wegwischte ...

... traf sie nur auf glitzernde und unversehrte Schuppen.

Eiseskälte griff nach ihr.

Was hatte dieser Pfuscher nur mit ihr angestellt?

Das Echsenmädchen glaubte, das Herz müsse ihr stehen bleiben.
 

Daraufhin war sie wie vom Tod verfolgt in ihr Zimmer gerannt und hatte die Türe hinter sich zugeschlagen.

Scheiße!

Scheiße!

SCHEISSE!

Langsam wurde ihr das alles unheimlich.

Dass sie länger laufen konnte, konnte man ja noch mit Training erklären.

Dass sie durch das Todeserlebnis besser mit Chakra umgehen konnte war anscheinend auch nichts ungewöhnliches.

Aber WAS zum Geier hatte Kabuto mit ihr angestellt, dass ihr Körper plötzlich regenerierte?

Wie mächtig konnte ein Mensch sein?

Wie mächtig durfte ein Mensch sein?

Kabuto war definitiv zu mächtig.

Dieses arrogante Schwein!

Wie konnte er sich anmaßen sie so zu verändern!

Ohne sich zu fragen, wie sie damit zurechtkommen sollte.

Wie ihr Bruder darauf reagierte.

Wenn er erfuhr, dass sie nun auch solche Fähigkeiten hatte ... er würde nicht mehr mit ihr sprechen.

Sie zuckte zusammen, als es an der Türe klopfte.

Koryuu streckte den Kopf herein, doch sein Grinsen verhieß nichts gutes.

Es war hinterhältig.

"Der Meister ist gekommen, er möchte dich gerne sehen."

Ein ungutes Gefühl machte sich in Misaos Magen breit.

Normalerweise hätte sie sich darüber gefreut, aber nun ...

... sie nickte und folgte ihrem Bruder nach unten.

Doch wenn sie erwartet hatte, ihr Meister würde sich mit ihr unterhalten, dann lag sie falsch.

Ruhig, fast stumm blickte er sie an und deutete seiner Schülerin nur ihr zu folgen.

Koryuu wollte mit, doch er wurde abgewiesen.

Normalerweise hätte Misao widersprochen und gebeten, dass er mitkommen durfte, doch inzwischen war sie froh, dass er hier bleiben musste.

Ihr Meister sprach während des ganzen Weges nicht mit ihr.

Erst als sie bei der Verwaltung im Zimmer ihres Kagen standen, hielt er inne.

Die Verwalterin von Kumo war auch hier.

Eine alte, erfahrene Ninja, die nun statt die Aufträge auszuführen, sie mit großer Weisheit und Erfahrung delegierte.

Die Jahre hatten tiefe Furchen in ihrem Gesicht hinterlassen, aber die klaren, grauen Augen strahlten schon immer eine große Güte aus, die Misao immer geschätzt hatte.

Sie verneigte sich angemessen tief vor ihr und wartete ab, was man ihr zu sagen hatte.

Und sie musste nicht lange in der Ungewissheit ausharren.

"Misao, du kennst doch sicher die grundlegenden Prinzipien unserer Ninjas oder?", klang die freundliche Stimme durch das heimelige Zimmer.

Das Echsenmädchen nickte gehorsam.

"Und sicher ist dir auch der Absatz bekannt, nachdem Ninja aus Kumo kein Gift verwenden, dass einen Menschen nur langsam und qualvoll sterben lässt.", erklang ihre Stimme weiter.

Wieder nickte Misao und war doch zunehmend verwirrt.

Sie verwendete nie Gift.

Es war nicht ihre Art und sie war auch in der Benutzung dieser Flüssigkeiten nicht eingewiesen.

Sie hatte zwar sehr wohl eine Grundausbildung als Medinin erhalten, sobald man herausgefunden hatte, dass sie in den Künsten der Heilung ebenso wie ihr Vater besonders begabt war, aber da Gifte allgemein in Kumo verpönt waren, hatte man sie nur die Gegengifte gelehrt.

"Es gibt ein Gift, dass schlicht nur mit ‘Hass’ bezeichnet wird. Es trägt den Namen nicht umsonst, denn es ist eines der schmerzbringendsten und langsamsten Gifte, das wir kennen. Es gibt kein Gegengift und keine Heilung, hat man erst einmal eine gewisse Menge davon abbekommen."

Misao kannte dieses Gift, man hatte ihr davon erzählt.

Das einzige Gegengift, dass es gab, war der gnädige Tod.

"Ein Bestandteil den man für dieses Gift braucht ist Blut, sonst funktioniert es nicht. Dabei ist die Mischung für ‘Hass’ immer anders, je nachdem welches Blut der Hersteller hat. Denn das frische Blut muss kurz vor der Anwendung, exakt 5 Sekunden, zu der Grundmischung hinzu gegeben werden ... und das ist auch der Nachteil an ‘Hass’, denn durch das Blut weiß man meist, wer das Gift hergestellt hat.", fuhr ihre Meisterin fort.

Misao wusste das alles schon und wurde immer mehr verwirrt.

Warum erzählte man ihr das?

"Du bist noch sehr jung und unerfahren, Misao.", fuhr die Anführerin des Ältestenrates fort. "Aber es ist mir unbegreiflich, wie du so etwas tun konntest und ich will für dich hoffen, dass dir einfach nicht klar war, wie das Gift wirkt. Deine Strafe für diesmal wird sein, dem Ninja zuzusehen oder sein Leiden eigenhändig zu beenden, damit dir bewusst wird, was du angerichtet hast, aber das nächste Mal wirst du nicht noch einmal so leicht davon kommen."

Nun hob das Echsenmädchen doch den Kopf und blickte ihr Oberhaupt verständnislos an.

Kälte hatte sich um ihr Herz gelegt.

"Ich verstehe nicht ... was meint Ihr?", fragte sie mit belegter Stimme nach.

Sie wusste doch nicht einmal wie man an dieses Gift herstellte!

Ganz zu schweigen davon, wie man in solche Informationen heran kam!

"Ich habe Hass weder hergestellt, noch angewendet! Niemals!", beteuerte sie ihr.

Wie auch?

Wann auch!

Es gab niemanden, den sie so verabscheute.

"Das macht doch auch gar keinen Sinn, gegen wen sollte ich es denn verwenden!", fuhr sie hastig fort. Man MUSSTE ihr glauben.

Die Kage nickte jedoch nur ihrem Meister zu und dieser führte sie aus dem Zimmer heraus.

Misao erkannte, dass jeder Widerspruch sinnlos war.

Man musste ihr Blut irgendwo in ‘Hass’ gefunden haben und folgerte es nun auf sie zurück.

Aber wie konnte das sein?

Es musste unverändertes, frisches Blut sein, daher war es schlichtweg unmöglich, dass man diesen Teil des Giftes fälschte.

Aber jemandem musste es gelungen sein.

Es gab sonst keine Erklärung.

Warum nur zitterten dann ihre Knie vor Angst.

Ihr Meister stieß eine Türe auf.

Noch immer hatte er kein Wort gesprochen, doch nun blieb er stehen und deutete ihr an voraus zu gehen.

Sie kam an den Gefangenen von Kumo vorbei, doch die meisten Zellen waren leer.

Einige riefen ihr anzügliches nach, andere verspotteten ihre Echsengestalt.

Doch es berührte sie nicht, vielleicht stand sie unter Schock, vermutete der letzte rationale Teil in ihrem Kopf, der noch nicht von der Angst gefressen worden war.

Das Echsenmädchen wusste nicht, wie sie es überhaupt noch schaffte einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Dennoch tat sie es.

Innerlich zitternd vor dem, was sie wohl erwarten würde.

Schließlich trat ihr Meister wieder vor und hielt sie an.

Sie waren angekommen.

Mit bebendem Herzen hob Misao ihren Blick und sah den Ninja, welchem sie ein Kunai in den Rücken gerammt hatte.

Er war tot.

Ein silbernes Skalpell steckte in seinem Herzen

Es musste noch nicht lange her sein, denn das Blut war noch nicht getrocknet.

"Was zum ..."

Misao wurde bei Seite geschoben und ihr Meister öffnete das Gefängnis.

"Tod.", stellte er mit einer kurzen Berührung seiner Haut fest, was Misao bereits erkannt hatte.
 

Der restliche Tag verging wie ein quälender Fluch für das Echsenmädchen.

Sie sass still und apathisch in einer Ecke des Kerkers und beobachtete, wie Medinin mit unbewegter Professionalität den toten Leichnam untersuchten.

Der Mörder musste ihn getötet haben, während Misao oben beim Kagen war und so viel sie als Verdächtige weg.

Ein bitteres Lächeln trat auf ihre Lippen, schließlich kannte sie nicht einmal den Namen des fremden Otonins.

Dann wurde sie heimgeschickt, auch wenn sie dort unter Arrest stand, bis der Ältestenrat getagt hatte.

Nach langen, zähen Verhandlungen, kam man schließlich zu dem Entschluss, dass Misao unschuldig war ... vorerst.

Sollte so etwas noch einmal passieren, würde man sie schuldig sprechen.

Hätte das Echsenmädchen am Anfang noch am liebsten alles kurz und klein geschlagen, so war ihr zu diesem Zeitpunkt schon alles egal.

Verbittert sass sie in ihrem Zimmer und fragte sich, wie es sein konnte, dass man sie verdächtigte.

Natürlich war ihr klar, dass es für alle so aussehen musste, als hätte sie das Gift injiziert.

Die Fakten sprachen deutlich gegen sie.

Die Vernunft versuchte ihr klar zu machen, dass man nicht anders entscheiden konnte.

Aber ihr Herz war dennoch verbittert.

Wie konnten man ihr nur so etwas zur Last legen?

Sie hatte IMMER nach dem Willen Kumos gehandelt, nie etwas dagegen getan.

Die Ältesten hätten sie gut genug kennen müssen um zu wissen, dass Misao so etwas niemals auch nur in Erwägung ziehen würde.

Doch nun war das Misstrauen ausgesprochen worden und konnte nie wieder rückgängig gemacht werden.

Wie eine unüberwindbare Mauer würde es zwischen ihr und Kumo stehen.

Irgendwann hielt die Genin alles nicht mehr aus und sprang auf.

Sie musste jetzt laufen, bis sie umkippte oder sie würde noch verrückt werden.

Nach der Entscheidung hatte man den Arrest aufgehoben, aber erst jetzt machte sie von der ‘neuen’ Freiheit gebrauch.

Ohne irgend jemandem Bescheid zu geben, rannte sie hinaus in die Wälder vor Kumo.

Sie achtete nicht auf den Weg und nicht auf die Richtung, sondern ging, wohin ihre Beine sie trugen.

Weg von den misstrauischen Blicken.

Weg.

Weg.

Weg.

Nur weg von ihrem Leben, das sich auf einmal so verkorkst benahm.

Tief atmete sie die laue Sommerluft in ihre Lungen und fühlte, wie die Bedrängung und die Angst, welche ihr Herz umklammert gehalten hatten, langsam und Stück für Stück von ihr abfielen.

Misao atmete erleichtert auf und lief weiter.

Tränen der Enttäuschung, aber auch der Erleichterung drängten sich ihr auf, doch sie war Ninja genug sie zurück zu weisen.

Doch je freier sie sich fühlte, desto stärker wurde ein anderes Gefühl in ihr.

Sie wurde beobachtet.

Als sie auf eine großflächige Lichtung kam, auf der man sich nicht ungesehen ihr nähern konnte, blieb sie aprupt stehen.

Ihre Augen wandten sich ruckartig in die Richtung, von der sie wusste, dass dort schwarze Augen sich unter ihre Schuppen brannten.

"Komm raus."

Ihre Stimme war nicht wütend, obwohl sie es vielleicht hätte sein müssen.

Das Laufen hatte seine Wirkung gezeigt und sie war müde.

Nein ... nicht nur müde, sondern tiefgreifend erschöpft.

So schaffte sie es nicht einmal mehr zusammen zu zucken, als Kabuto tatsächlich aus dem Gebüsch heraustrat.

Kurz leuchtete das Mondlicht auf seiner Brille, als er sie zurück nach oben schob.

Obwohl er mit ihr gelaufen sein musste, war sein Atem gleichmäßig und ruhig, stellte Misao fest, doch auch dieser Gedanke war schnell wieder vergessen.

"Hast du ihn getötet?"

Das Echsenmädchen wusste selbst nicht so genau, wie sie auf diesen Schluss kam, aber in diesem Augenblick, schien er ihr naheliegend.

Kabuto nickte zustimmend.

Noch immer näherte er sich ihr und hielt nicht an.

Doch Misao verspürte nicht den Drang vor ihm weg zu laufen, obwohl das Oto-Stirnband deutlich zu sehen war.

Lähmte er sie?

Nein ... wahrscheinlich brauchte er solche Tricks nicht.

War sie zu müde?

Nein ... sie war zwar erschöpft, aber noch nicht am Ende ihrer Kräfte.

Aber ... wenn er sie mit dieser Leichtigkeit verfolgt hatte, würde er sie immer einholen können, egal wie lange sie noch lief.
 

Der Rausch.

Da war er wieder, wie immer, wenn Kabuto sich in ihrer Nähe befand.

Wie immer, wenn er an sie dachte.

Wie immer, wenn er mit ihr träumte.

Kaum zu beherrschende Sehnsucht.

Tobende Begierde.

Unendliche Verzweiflung.

So nahe und doch entfernte er sich immer weiter von ihr.

Er war zu schwarz für ihr Licht, war zu kalt für ihre Hitze.

Er konnte ihr nichts bringen außer Verderben, selbst wenn er ihr Leben rettete.

Kabuto wusste von ihrer Wut auf ihn, kannte die Auswirkungen, die seine Tat nun auf ihr Leben hatte.

Misao hasste ihn dafür und das zurecht.

Noch war ihr Hass nicht ausgeprägt, aber sobald sie erkannte, was er getan hatte, würde es nicht lange dauern.

Sollte er sich von ihr töten lassen?

Nein ... sie würde mit ihm sterben und das konnte er nicht zulassen.

Wie hatte er glauben können, dass er nicht mehr für sie empfinden konnte, als wenn er in ihren Träumen weilen durfte.

Das seine Sehnsucht, seine Begierde nach ihr nicht mehr weiter an schwillen könnte?

Es war ihm fast unmöglich noch seine Gestalt zu behalten, so verwirrt und umtost waren seine Gedanken.

Beinahe hätte er ihre Worte nicht realisiert, so gefangen war er von diesen Augen.

Er beantwortete sie ohne darüber nachdenken zu können, ob diese Worte klug waren.

"Ja."

Aber er konnte sie ohnehin nicht anlügen.

Nichts konnte er ihr antun.

Er war so unglaublich mächtig geworden in den letzten Jahren ...

... und sie machte ihn so unglaublich hilfos, ohne dass sie auch nur eine Jutsu dazu brauchte.

Nur ihr Blick.

Nur ihre Augen.

Ihre Gestalt, ihre Stimme, ihr Atem ...

"Aber warum?"

Er war wahnsinnig und wollte nicht entkommen.

"Ich hätte es nicht ertragen können, wenn sie dich bestrafen.", war die ruhige Antwort.

Welch Ironie, wenn man wusste, wie es in seinem Inneren aussah.

Er konnte sehen, wie Misao taumelte.

Sie war müde, er fühlte ihre Müdigkeit in seinen Knochen, auch wenn sie ihn nicht berühren konnte.

Es war eine geistige Erschöpftheit, doch er konnte sie für die Echsenfrau verkraften.

Seine Grenzen lagen dank seinem Meister an anderen Orten.

Sie schüttelte den Kopf und ließ sich ins Gras fallen.

"Dann hältst du mich also auch für schuldig."

Es war ein Vorwurf und auch wenn Kabuto den Grund nicht verstand, so wollte er sich rechtfertigen.

"Nein, du hast es nicht gewusst ... niemand hat es gewusst auch ich selbst nicht, dass dein Blut sich auf diese Weise verwandeln würde."

Er beobachtete Misao sehr genau - oh wie hätte er auch seinen Blick von ihr abwenden können.

Fühlte mit ihr den Schmerz, als sie verstand was er durch seine Worte angedeutet hatte.

Ihr Blut war zu Hass geworden.

Es hatte das Kunai benetzt und als sie es dem fremden Ninja zwischen die Schulterblätter warf, hatte sie damit sein Schicksal besiegelt.

Der Medinin beobachtete das Entsetzen und das Grauen in ihren Augen und er wünschte mit ganzem Herzen er könnte etwas dagegen tun.

"Du konntest es nicht wissen. Niemand konnte wissen, was für Auswirkungen meine Tat auf dich hat.", erklärte er ihr ruhig, auch wenn ihm bewusst wurde, dass sie sich dennoch die Schuld geben würde.

Er zog sie unerbittlich in sein eigenes Dunkel.

Es war zu befürchten gewesen, aber ...

... aber er hatte gewollt, dass sie lebte und er würde diese Entscheidung niemals bereuen.

Kabuto beobachtete wie sie aufsprang und die Fäuste wütend ballte.

Wahrscheinlich bereute sie es jetzt zutiefst keine Waffen mit sich geführt zu haben.

Der Medinin konnte es ihr nicht verdenken.

Vielleicht hätte es ihr geholfen ihn zu verletzen.

Töten hätte sie ihn ohnehin nicht können.

"WAS HAST DU MIT MIR GEMACHT?", fauchte sie ihn wütend aus und auch so liebte er sie. "WAS PASSIERT MIT MIR? ICH HABE EIN RECHT DARAUF ES ZU ERFAHREN!"

Kabuto sah ein, dass sie ihn nicht noch mehr hassen konnte, als sie es ohnehin tat und so beschloss er ihr die Wahrheit zu erzählen.

"Ich habe dein Leben gerettet.", begann er vorsichtig.

Natürlich wusste sie das schon und diese Begründung würde sie sicherlich nicht besänftigen, aber ... vielleicht half es ihr alles zu verstehen.

"Ich habe dir mein Herz gegeben, damit du weiterleben kannst. Doch ich bin eine Ausgeburt des Chaos und so hat mein Herz deinen Köper vergiftet und mit der Unvorhersehbarkeit die nun einmal der Kern des Chaos ist, deinen Körper verändert."

Ein Pakt, wie er seit Urzeiten üblich war, zwischen den Menschen und ihnen.

Leben gegen Seele.

Er zehrte von ihr und sie lebte von ihm.

Es wäre eine Symbiose, wäre er nicht dem Chaos so verbunden.

Die Menschen und damit ihr Leben, ihre Umgebung veränderte sich, wenn sie - Wesen der ewigen Ordnung der Natur - mit einem von ihnen verschmolzen.

Die Ordnung ihres Lebens wurde durch das Chaos vergiftet.

Wie stark und auf welche Weise konnte niemand sagen.

Aber das war Kabuto in diesem Augenblick egal gewesen.

Er hatte nur gewollt, dass sie lebte.

Daneben war alles unwichtig.

Das Wissen, dass er sich nie wieder von ihr würde trennen können.

Ihr Hass, den sie nun auf ihn hegte.

Alles.

Stille breitete sich auf der Lichtung aus.

Kabuto wusste, dass Misao nun erst einmal versuchte das Gehörte zu verstehen.

Konnte sie das?

Hatte er ihr genug gesagt?

"Es gab keinen anderen Weg?", klang ihre Stimme müde durch die Stille.

Kabuto schüttelte den Kopf und wagte es noch ein wenig näher zu ihr hin zu gehen.

Wie schön ihr Schuppenkleid im Mondlicht schimmerten ... wie Perlen.

"Dann töte mich.", kam ihre ruhige, aber beherzte Forderung. "Mein Leben ist nicht mehr wie es war und ich alles was ich schätze, gleitet mir langsam durch die Finger."

Der Otonin fühlte, die Nachtluft, als er den Kopf in abwehrender Geste schüttelte.

"Das kann ich nicht."

Eines der Dinge, die er nicht für sie tun konnte.

Auch wenn es für ihn leichter wäre, als für irgend jemand sonst.

Misao erhob sich und eine seltsame Entschlossenheit fand sich darin.

"Dann werde ich dich dazu zwingen."

Eine Klinge blitzte im Mondlicht auf, von der Kabuto nicht gewusst hatte, dass Misao sie mit sich trug.

Hätte er reagieren können oder wollte er nicht?

Es blieb offen, als die Klinge tief in sein Fleisch eindrang.

Schmerz durchfuhr ihn und ließ ihn kurz aufkeuchen.

Sein Körper krümmte sich, doch er schaffte es stehen zu bleiben.

Seine Augen waren noch immer auf Misao gerichtet, die erschrocken ob ihrer Tat zurücktaumelte.

"Was ... WARUM WEHRST DU DICH NICHT?"

Er konnte die verwirrte Verzweiflung in ihr sehen, doch er konnte ihr nicht daraus helfen.

Ein Schlag ihres Schweifes traf ihn hart in die Seite und brachte ihn zu Fall.

"STEH NICHT SO HERUM! TU VERDAMMT NOCH MAL WAS!"

Doch noch immer rührte sich der Otogakureninja nicht, sondern blickte sie nur aus schwarzen Augen an.

Wieder dieser Ausdruck, den Misao nicht zu deuten vermochte.

Doch diesmal machte es sie nur noch wütender.

Wenn er etwas wusste, dass sie anging, dann sollte er es gefälligst mitteilen.

Wieder holte sie mit der Faust aus.

"Ich weiß, dass dir sowas nichts ausmacht, jetzt TU VERDAMMT NOCH MAL ETWAS!"

Damit holte sie ihn wohl aus seiner Versenkung, denn plötzlich wurde ihr Schlag abgefangen und die Hand in eisenharter Umklammerung fest gehalten.

Sie hatte die abwehrende Bewegung nicht einmal kommen sehen.

Dieser Blick in seinen Augen hatte sich nicht verändert, aber nun schien er sie auch damit zu fesseln.

Sie konnte nicht wegsehen.

Sein Blick war zu den schwarzen Untiefen des Meeres geworden, welche die gleiche Farbe inne hatten.

Rauschend und mit einem gewaltigen Sog, dem sie nicht entrinnen konnte.

Und dann wurde sie herumgewirbelt.

Irgendwas hielt ihre Arme am Boden fest.

Wurzeln oder Fesseln, Misao wusste es nicht, ihr Blick hing immer noch an dem seinen.

Achtlos wurde das Kunai herausgerissen und bei Seite geworfen.

Auch ohne einen Blick wusste die Echsenfrau, dass die Wunde innerhalb von Minuten verheilen würde.

Es war genauso wie bei ihr.

Sie war ihm nun ausgeliefert, doch sie hatte keine Angst.

Ihr war mit erschreckend unbeteiligter Klarheit bewusst geworden: das war sie schon die ganze Zeit.

Sie wusste nicht, warum er sie nie verletzt hatte, doch sie wusste, dass er aus irgendwelchen Gründen seine Hand über sie hielt.

Er hatte für sie seinem Bruder das Gedächtnis genommen.

Er hatte für sie getötet.

Doch er war aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage gewesen ihr Leben zu retten ohne, dass sie sich veränderte.

Sollte sie froh darüber sein oder ihn verfluchen.

So sehr sie auch suchte, in seinen Augen fand sie keine Antwort.

Darin brodelte es.

Kabuto ahnte, dass Misao in diesen Sekunden die ganze Aufgewühltheit seiner Seele erkennen musste.

Sah sie auch was ihn trieb?

Warum er hier war?

Warum er immer hier war?

Warum er nicht von ihrer Nähe ablassen konnte?

Es war unerheblich, denn nun stürmte ihre Nähe mit all ihrer berauschenden Intensität auf ihn ein.

Der Wahnsinn überwältigte ihn auf ein neues.

Er wollte sie besitzen.

Nur einmal, nur jetzt ...

Misao würde sich nicht gegen ihn wehren können.

Die Sehnsucht war zu groß, als dass er etwas dagegen hätte tun können.

Sie hasste ihn ohnehin, da war das nur noch ein Tropfen in das Meer.

So lange schon.

Gierig presste er seine Lippen auf die ihren, wohl wissend, dass er damit seinen Hunger niemals stillen konnte.

Doch ihre Reaktion reichte um ihn zurück zu holen.

Sie wehrte sich, wand ihren Kopf weg von ihm.

Ihre Augen waren weit aufgerissen und insgeheim fragte er sich, ob sie erst jetzt realisiert hatte, was ihn zu ihr trieb.

Wie konnte ein Herz, dass er nicht mehr besass so schmerzen?

Er fühlte sich ernüchtert und unendlich verletzt.

Dabei hatte er doch wissen müssen, dass es so kommen würde.

Wie sehr hatte er darin versagt sie zu schützen?

Nicht einmal das, hatte er zustande gebracht.

Er konnte ihren vorwurfsvollen Blick nicht mehr länger ertragen.

"Schlaf jetzt!"

Seine Hand flackerte leicht von dunkelviolettem Chakra, als er ihren Hals berührte.
 

Der Vorfall mit dem Gift und ihrem Bruder, hatten der jungen Echsenfrau eindrucksvoll bewiesen, dass es nicht positiv aufgenommen werden würde, wenn sie ihre Veränderung den anderen mitteilte.

Sie war misstrauisch geworden und hatte sorgsam darauf geachtet normal zu wirken.

Schauspielerei war Misao zur zweiten Natur geworden.

Vorzugeben, dass sie erschöpft war, wenn sie noch lange weiterlaufen hätte können.

Schwierigkeiten beim Schmieden von Chakra vorzutäuschen, wenn es ihr leicht fiel.

Wunden herunterzuspielen und selbst zu versorgen, damit niemand auf die Idee kam sie und ihr Blut zu untersuchen oder sich über die schnelle Heilung zu wundern.

Nach einem halben Jahr hatte sich alles wieder normalisiert und selbst ihr Bruder ging wieder normal mit ihr um.

Doch Nachts trainierte und lernte sie auf eigene Faust.

Eine seltsame Wut hatte sich in ihr festgefressen, die sie dazu zwang Kumo zu beweisen, dass sie eine Hilfe sein konnte.

Es war fast Besessenheit.

Zusammen mit der Erkenntnis, dass man ihre Überlegenheit erst dann akzeptieren würde, wenn sie sich als Vorteil für Alle herausgestellt hatte.

Kumo würde noch sehen, was sie alles leisten konnte.

Und irgendwann würde man sie mit den berühmten Ninjas in einem Atemzug erwähnen.

Nicht einmal ihr Meister ahnte, dass die Chuninprüfung inzwischen keine Hürde mehr für sie darstellte.

Mit jeder Nacht, mit jedem Buch wurde sie besser.

Kabuto versuchte sie so gut wie möglich zu verdrängen.

Natürlich war ihr vieles klar geworden.

Wie lächerlich und peinlich für die rechte Hand der Schlange sich zu verlieben.

Noch dazu in so etwas unwichtiges wie sie.

Ihm musste doch klar, sein dass sie seine Gefühle nie erwidern würde.

Schließlich war sie eine treue Kumo-Ninja.

Selbst wenn ihre Zunge verstohlen über ihre Lippen leckte, wenn sie sich an seinen aufgezwängten Kuss erinnerte.

Misao würde Kumo niemals verraten.

Auch nicht für Liebe.

Trotz bildete sich in ihrem Herzen.

Dieser arrogante Idiot konnte bleiben wo der Pfeffer wuchs.

Oder in Otogakure, was für sie auch schon weit genug weg war.

Was hatte sich dieser hirnlose Möchtegernarzt vorgestellt, dass er sie einfach so küsste?

Dafür würde er irgendwann zahlen.

Schmerzhaft.

Sehr schmerzhaft.

Zufrieden mit sich grinste Misao.

Es war ein boshaftes Grinsen.

Er hatte ihr diese Fähigkeiten verpasst und irgendwann würde er das sehr, SEHR bereuen.

Sie freute sich schon auf sein Gesicht.

Wenn er begriff, dass sie zu stark für ihn geworden war.
 

Wieder ein Traum.

Misao kuschelte sich schutzsuchend tiefer in die Bettdecke.

Er quälte sie regelmäßig, auch wenn sie nicht wusste ob es nur die Erinnerung oder er selbst war.

Es war die Lichtung, wo sie Kabuto das letzte Mal begegnet war.

Immer und immer wieder zwang ihr Unterbewusstsein alles wieder zu erleben.

Oder war er es?

Egal, sie wollte nicht!

Es war nicht immer die exakt selbe Realität.

Jedesmal wieder war da Kabuto, der ruhig und gelassen vor ihr stand.

Jedesmal wieder versuchte Misao ihr Gelerntes anzuwenden.

Herauszufinden, wie sie ihn überrumpeln konnte.

Doch nichts half.

Jedesmal wieder endete sie unter ihm, auf dem Boden.

Und jedesmal wieder verfing sich ihr Blick in diesen unendlich schwarzen Augen.

Jedesmal wieder dieser Ausdruck, den sie nicht deuten konnte, obwohl sie inzwischen ahnte, was er heißen mochte.

Jedesmal wieder der Kuss.

Nicht immer der gleiche.

Manchmal keusch, nur auf die Wange, Stirn, Auge oder auch nur Nasenspitze.

Manchmal mit einer Leidenschaft, die ihr schlichtweg den Atem raubte und ihr Herz schnell und hart schlagen ließ, selbst nachdem sie erwacht war.

Dann ließ er sie im einsamen Dunkel der Nacht zurück, mit brennenden Lippen, zitterndem Herzen und dem verklingenden Gefühl von streichelnden Händen auf ihrer Haut.

Und Misao verfluchte sich dafür, dass sie erneut den Kuss erwidert hatte.

Scheiß Träume.

Scheiß Unterbewusstsein.

Und dann stand sie auf, weil sie ohnehin zu aufgewühlt zum Schlafen war, und trainierte weiter.

Mit dem festen Ziel ihm irgendwann ein Kunai durch das Herz zu jagen.
 

Es war zwei Monate vor der nächsten Prüfung, als ihre beste Freundin sie beim Heimgehen ansprach.

"Du sag mal, möchtest du nicht mal ausgehen?", schnitt sie das Thema mit der Unschuldigkeit und Nebenläufigkeit an, die nur Frauen anwandten, welche einen bestimmten Hintergedanken hegten.

"Ich?", erwiderte Misao sichtlich überrumpelt.

Über so etwas hatte sie sich in den letzten Monaten gar keine Gedanken gemacht.

Viel zu fixiert war sie auf ihr nächtliches Training und das tägliche Schauspiel.

"Türlich oder gibts hier sonst noch jemanden, mit dem ich rede?", lachte ihre Freundin. "Du kannst dich doch nicht immer in deinem Zimmer verbarrikadieren! Sonst stirbst du noch als alte Jungfer!"

Misao war noch immer überrascht von diesem Gedanken.

Aber irgendwie schien er ihr nicht so schlecht zu sein.

Ablenkung vom Training und von den Träumen.

Vielleicht sogar einen Freund finden?

Jemandem dem sie vertrauen konnte.

Jemand bei dem sie sich auch einmal anlehnen und von dem sie sich verwöhnen lassen konnte.

Jemand der auch ihr vertraute.

Dem sie vielleicht ... irgendwann ... die ganze Wahrheit offenbaren konnte.

Misao nickte zustimmend.

"Keine schlechte Idee.", hörte sie sich sagen und irgendwie hob sich ihre Laune.

Ihre Freundin schien überrascht, dass alles so leicht ging, doch sie grinste zufrieden wie eine Katze, die eine Maus gefressen hatte.

"Ich geh heut abend mit meinem Freund und seinen Freunden weg. Komm doch einfach mit." Sie senkte ihre Stimme mit verschwörerischer Miene.

"Ich glaub sein Kumpel ... Toko ... hat ein Auge auf dich geworfen, der freut sich sicherlich doppelt, wenn du mitkommst.", steckte sie Misao.

Diese hob eine Augenbraue.

Toko.

Sie kannte ihn noch aus der Akademiezeit.

Er war ein fröhlicher Querkopf, der immer für einen Spaß zu haben war.

Schon damals hatte der junge, angehende Genin es immer geschafft Misao zum Lachen zu bringen.

Das Echsenmädchen mochte ihn wirklich gern.

Sie würde sicherlich gut mit ihm auskommen.

Vielleicht ergab sich ja wirklich mehr.

"Schön!"

Zum ersten Mal seit längerem war ihr Lachen wieder fröhlich und ihr Herz frei.

Sie freute sich auf heute Abend.
 

Doch als sie zusammen mit ihrer Freundin wartete hatte sie ein schlechtes Gefühl im Magen.

Irgendetwas hatte sie übersehen ...

Mit einem energischen Stirnrunzeln wischte sie die dummen Gedanken bei Seite.

Was sollte sie schon übersehen haben?

Sie ging um sich zu amüsieren?

War sie schon so verbissen, dass sie nicht einmal mehr abschalten konnte?

Nicht einmal für einen Abend?

Neben ihr blickte der Freund ihrer Freundin auf die Uhr und runzelte die Stirn.

"Seltsam ... ich hätte erwartet, dass er eine halbe Stunde früher hier ist, vor lauter Aufregung ... naja, aber wahrscheinlich ist er noch dreimal zurückgerannt, weil er jedes Mal etwas vergessen hat.", fügte er dann Schulterzuckend hinzu und zwang sich zu einem Lächeln.

Wieder standen sie ruhig herum und warteten.

Doch niemand kam und das nagende Gefühl der Sorge in Misao wurde stärker.

Sie hatte etwas vergessen ...

... irgend etwas wichtiges ...

Es war eine bohrende Unruhe, die sie nicht mehr ruhig stehen ließ.

So hatte sie sich das letzte Mal gefühlt, als sie nach Kabutos Kuss in ihrem Zimmer ...

Kabuto!

Es fiel Misao wie Schuppen von den Augen.

‘Du treibst mich an meine Grenzen. Ich weiß nicht wie lange ich mich noch beherrschen kann. Für einen meiner Art, habe ich mich schon erstaunlich lange zurück gehalten, also versuche mich nicht!’

Scheiße.

"Kommt!", rief sie ihren beiden Freunden zu und begann zu rennen.

Sie wusste nicht wo Tokos Wohnung war, aber sie spürte wo Kabuto war ... warum wusste sie nicht und sie wollte auch nicht darüber nachdenken.

Misao prüfte nicht ob die Beiden ihrer Aufforderung Folge leisteten, sie rannte nur.

Jetzt zählte jede Sekunde und doch fürchtete sie, dass sie bereits zu spät war.

‘Was willst du von mir?’ - ‘Alles’

Sie hätte es wissen müssen!

Wie lange kannte sie ihn nun?

Seit der Prüfung war viel Zeit vergangen ...

Sie wusste doch, dass er krank, verdreht und skrupellos war!

Er würde alles tun um sie zu halten und jeden töten, der ihm im Weg stand.

Auch Toko.

Das war so krank und doch so klar, dass Misao einfach nicht verstand, warum sie es nicht schon früher bedacht hatte.

Ihre Freundin hatte die Führung übernommen und riss die Türe zu einem Wohnhaus auf.

Gemeinsam rannten sie die Treppen hinauf und stockten nicht, als sie die Türe offen vorfanden.

In diesem Augenblick wusste Misao, dass sie zu spät kommen würden.

Dazu brauchte es weder den Gestank von Blut, der ihre empfindliche Zunge berührte.

Noch den Schrei ihrer Freundin, als sie das Zimmer betraten.

Toko war nicht getötet worden ...

... Kabuto hatte ihn regelrecht zerfleischt.

Das Echsenmädchen schloss die Augen.

Und obwohl sie genau wusste, das der Medinin ihr nie etwas tun könnte, hatte sie für einen kurzen Augenblick erbärmliche Angst um ihr Leben.

Jetzt nicht ... aber was, wenn sie sich ihm zu lange widersetzte?

Würde sie dann auch so aufgefunden werden?

Eine formlose Masse aus Blut und Fleisch?

Er hatte ihr erneut seine Macht vor Augen geführt und was Misao sah, ließ sie zittern.

Dumme und doch so natürliche Angst vor dem Tod.

Sie wollte nicht so enden.

Wortlos drehte sie sich um und rannte hinaus.

Sie wusste, man würde glauben es wäre wegen Toko ...

... und nicht weil so egoistische Gefühle sie quälten.

Dabei war es ihre Schuld, dass der fröhliche Junge auf diese Weise hatte sterben müssen.

Irgendwann kam sie auf der Lichtung an, auf der sie ihm das letzte Mal begegnet war.

"ICH HASSE DICH!", schriee sie in die Wildnis, wohl ahnend und hoffend, dass er es hören würde.

"DU SAGST DU LIEBST MICH? WARUM BRINGST DU DANN NUR LEID ÜBER MICH? ALLES WAS ICH VON DIR GEKRIEGT HABE IST NUR SCHULD UND EINSAMKEIT!", warf sie ihm ins Gesicht.

Doch der Wald blieb still.

"JETZT SCHWEIGST DU DICH AUS WAS? SIEHT DIR JA ÄHNLICH DU FEIGLING!", brüllte sie die Dunkelheit weiter an und es war nicht ihr Wille, dass sich ein Schluchzen aus ihrem Hals nach oben bahnte.

Es blieb nicht bei einem und von dieser Sekunde an schwand das ständige Gefühl des beobachtet seins.
 

Nur die Träume blieben, aber auch sie wurden seltener ...

... doch immer wenn sie geglaubt hatte sie wären verschwunden, kehrten sie zurück.

Misao blieb einsam.

Sie redete zwar mit ihrer Freundin, aber ein Date lehnte sie jedesmal höflich ab.

Nie wieder, solange dieser Bastard noch am Leben war.

Doch die Welt drehte sich weiter.

Orochimarus Otogakure wuchs.

Die Wälder wurden dunkler und fremde Gestalten begannen sie zu besiedeln.

Der Kontakt zu den anderen Städten wurde immer dünner und der Weg zu ihnen immer gefährlicher.

Ihr Bruder wurde ebenfalls älter und entschloss sich seine Haare länger wachsen zu lassen, sie offen zu tragen.

Sonst blieb alles beim Alten ...

... bis Misao ihn eines Tages beim Haarewaschen überraschte.

An sich nichts ungewöhnliches, doch seine Reaktion machte ihr klar, dass sie etwas gesehen hatte, dass sie nicht hätte sehen dürfen.

Drei schwarze tropfenförmige Punkte an seinem Hals.

"Koryuu, was hast du da?", fragte sie ihn leise und von dunkler Vorahnung geplagt.

Sie griff nach seiner Schulter, doch er schlug sie weg.

"Nichts!", fauchte er sie ungehalten an. "Das ist nichts!"

Dann stürmte er hinaus.

Doch Misao wusste ganz genau wo sie so etwas schon einmal gesehen hatte.

Aufgeregt und von Befürchtungen geplagt rannte sie hinaus zum Haus des Hokagen und zerrte die Steckbriefe heraus ...

dort ... Kimimaro ... Tayuya .. Auch sie hatten die drei schwarzen, tropfenförmigen Punkte am Hals.

Das Zeichen von Orochimaru!

Hatte Koryuu Kumo verraten?

Misao musste sich ernstlich zusammenreißen, dass sie das Bild nicht zerknüllte.

Oder war das auch SEIN Werk?

Vielleicht konnte er ihn damit besser beherrschen, sie besser kontrollieren?

Zuzutrauen wäre es ihm.

Aber sie glaubte es nicht ... er hatte gewusst, dass Misao ihren Bruder schätzte und ihm seit der Sache mit der Prüfung nichts mehr angetan.

Er hatte sich sogar bemüht es rückgängig zu machen ...

Hatte Koryuu also doch freiwillig Kumo verraten?

Er war eine Zeitlang sehr unzufrieden mit seinem Fortkommen gewesen, aber dann ging es doch wieder ...

Aber nein, das würde er nie tun!

Eben so wie Misao würde er Kumo niemals verraten.

Sie waren beide Kumo treu ergeben!

Aber wie kam dann das Siegel dahin?

Orochimaru verpasste es angeblich nicht jedem ...

Nur wer treu war.

Es gab nur einen der es wissen konnte ...

Aber sie wollte ihn nicht fragen, auch wenn er es wissen konnte.

Er rief immer eine Flut von Schamgefühlen und Hass in ihr hervor.

Dinge die sie nicht fühlen wollte.

Aber nein, Koryuu würde Kumo niemals verraten!

Nie!

Doch sie fragte sich unwillkürlich ob Kabuto es würde.

Konnte sie die Zuneigung Kabutos für sich verwenden?

Niemand kannte Orochimaru besser ...

... niemand konnte ihn leichter in die Ecke drängen.

Ein Plan begann sich in ihrem Kopf zu formen.

Sie würde nicht länger nur herumstehen und warten.

Ohne darüber nachzudenken, wie sie es tun wollte, ging sie zurück in ihr Zimmer und begann zu packen.

Sie hinterließ eine Notiz für ihre Eltern, die sie mit einer Jutsu belegte.

Wenn sie starb oder erkrankte würde sie erscheinen und ihnen über das Siegel am Hals ihres Bruders und ihre eigenen Fähigkeiten berichten - soweit sie darüber wusste.

Sie nahm nicht viel mit sich.

Essen, so dass es bis Otogakure reichen würde.

Waffen und Schriftrollen und etwas wasserfestes, damit sie und ihr Echsenkörper nicht auskühlen konnten.

Noch ein letztes Mal blickte sie sich in ihrem Zimmer um.

Egal wie es ausging, sie würde nie wieder hierher zurückkehren können.

Ein trauriges Lächeln ging über ihr Gesicht.

Langsam ging sie den Flur entlang zur Türe.

Ihre Hand streichelte über die Türe hinter der ihr Bruder schlief.

Und über die ihrer Eltern.

Dann verließ sie Kumo und rannte durch die Nacht.

Sie würde sich nicht zurückhalten.

Niemand würde sie kontrollieren, bevor sie nicht Tod oder der Retter war.

Beides hatte sie nie sein wollen.

Und doch ...

... irgendwas in ihr freute sich auf das Kommende, während sie die kalte Nachtluft durchschnitt.

Als wäre es ihre Bestimmung.

Als hätte sie exakt daraufhin gearbeitet.

Als hätte sie endlich den richtigen Weg beschritten.

Endlich würde sie sein dummes Gesicht sehen ... damit rechnete er sicher nicht!

Ein böses Grinsen huschte über ihr Gesicht.

Geschah ihm ganz Recht.

Obwohl die Ninja in letzter Zeit ständig von Angriffen der Flora und Fauna auf ihren Missionen berichteten, bemerkte sie nichts davon.

Bemerkten sie dass sie eine von ihnen war?

Oder bemerkten sie, dass sie mit Kabuto verbunden war ... so hatte er es doch damals genannt.

Noch immer fragte sie sich von welcher Art dieser ‘Pakt’ wohl sein mochte.

Wie hatte er sie aus dem Tod zurückholen können ohne dass auch nur eine Narbe zurück blieb?

Doch ihr Herz klopfte unschuldig vor sich hin und schwieg.
 

Erst kurz vor Otogakure wurde sie aufgehalten.

Eine kleine Gruppe von Otogakureninjas - wie könnte es auch anders sein.

Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, wenn man sie bat sich da einmal raus zu halten.

Sie bauten sich selbstbewusst vor ihr auf und grinsten. "Wen haben wir denn da ... eine junge Kumo?"

Es war erstaunlich, wie selbst in Zeiten der Gleichberechtigung noch automatisch auf kleinere Frauen herabgeblickt wurde.

Misao nahm all ihren Mut zusammen und erwiderte den Blick trotzig.

Um des lieben Friedens willen verkniff sie sich ein sarkastisches ‘oh nein, er hat mein Stirnband gesehen!’.

"Ich muss zu Kabuto.", wie sie die Männer statt dessen an.

Nebenbei fiel ihr auf, dass diese kein Fuin trugen ... seltsam ...

"Bringt mich zu ihm oder sagt ihm, dass ich hier auf ihn warten werde."

Doch natürlich erntete sie nur ein schwaches Lächeln.

"Natürlich ... sollen wir auch noch den roten Teppich für dich ausrollen lassen oder genügen die Fanfaren?", gab einer der drei ätzend zurück.

Misao hielt sich nicht lange mit Diskussionen auf.

Sie schnaubte abfällig und griff an.

Jetzt war es an der Zeit das anzuwenden was sie neu gelernt hatte.

Ihre Finger schmiedeten in Windeseile das Chakra und formten es neu.

Die drei würden einen schnellen Tod sterben, kurz und schmerzlos.

Da legte sich etwas um ihren Hals und riss sie zurück.

Das Echsenmädchen schnappte nach Luft, doch vergeblich.

Ihr Hals wurde immer enger und enger zugedrückt.

Natürlich ... Oto-Taktik.

Diese feigen Schweinehunde, aber es war ihre Schuld, sie hätte es wissen müssen.

Ein Teil zeigt sich, ein Teil bleibt im Verborgenen.

Wie hatte sie das nur vergessen können.

Sie überlegte ob sie mit dem Kunai den Draht durchschneiden sollte ...

... aber die Gefahr war groß, dass sie sich selbst dabei tödlich verletzte ...

Aber besser als langsam zu ersticken.

Ihre Hände griffen nach dem Kunai und schlossen sich darum.

Sie zitterten und waren schweißdurchtränkt, aber irgendwie schaffte sie es das Ding hochzuheben, obwohl es Tonnen zu wiegen schien.

Aber als sie endlich - nach Ewigkeiten - auf Halshöhe war, wurde es ihr aus der Hand geschlagen und landete klackernd und nutzlos am Boden.

Ein kräftiger Ruck ging durch ihren Körper, als der Draht noch einmal angezogen wurde und dann ...

... war sie frei.

Keuchend.

Mit einer Hand am Boden aufstützend, mit der anderen an ihren Hals fahrend.

LUFT!

Neben ihr fiel etwas schweres zu Boden.

Plump und ungebremst.

Als Misao ihren Kopf wandte, erkannte sie, dass es ihr beinahe- Mörder war.

Sein Kopf fehlte ebenso wie eine saubere Schnittstelle ...

... hier war jemand mit roher Gewalt vorgegangen.

Hastig wandte sie ihren Kopf ab und konzentrierte sich auf die drei verbliebenen Otogakure- Ninjas.

... oder ihre Leichen.

Ihnen war es nicht besser ergangen, wie dem Kumpel neben ihr.

Aber in dieser kurzen Zeit?

Die jung Echsenfrau erkannte eine Bewegung in ihren Augenwinkeln und drehte hastig den Kopf.

Was zum Geier war DAS?

Das musste eine der Kreaturen sein, von denen die Ninja berichtet hatten.

Grau-Blaue, getigerte Haut.

Vier Arme.

Ein langer, beweglicher Schweif mit scharfen Schneiden am Ende.

Ein gezackter Rückenkamm, der hinauf verlief.

Reißzähne.

Graue, buschige Haare.

Schwarze Augen ...

Misao öffnete den Mund und stockte.

"Kabuto?"

Seine Augen und das Otogakure-Stirnband!

Sie hatten ihn verraten.

Die Gestalt vor ihr verschwamm und wurde zu dem jungen Ninja den sie kannte.

Was war das?

Seine Kampfgestalt?

Sie erinnerte sich an ihre Träume.

Als der Traum an ihm, an seinem Aussehen genagt hatte.

Sie erinnerte sich an den Schweif, den sie kurz zu sehen geglaubt hatte.

Plötzlich wurde ihr klar, dass sie ihn vermisst hatte.

Kabuto lächelte ihr freundlich zu und verneigte sich leicht vor ihr.

Die Maske die er immer trug.

"Misao, was machst du denn hier ... geh wieder zurück.", wies er sie an, als wäre sie ein kleines Kind.

Doch das war sie nicht.

Nicht mehr.

Er hatte sie aus ihrer Kindheit gerissen.

Egal was er nach diesem Kampf denken mochte.

"Nein!", widersprach sie ihm und als wollte sie beweisen, dass sie sich nicht mehr so leicht würde einschüchtern lassen, trat sie entschlossen einen Schritt auf ihn zu.

"Diesmal bist du der Manipulierte.", warf sie ihm mit grimmiger Zufriedenheit zu.

Noch ein Schritt ... nur noch ein Hauch von Luft, der sie trennte.

"Weil du nicht anders kannst, als mich zu schützen ... ich weiß das.", raunte sie ihm leise zu und das bösartige Grinsen wich nicht aus ihrem Gesicht.

Auch wenn er weiter vorgab ruhig zu sein, sie sah den feinen Unterschied.

Wie sich sein Atem beschleunigte.

Das leise Keuchen als ihr Atem seine Haut streichelte.

Kabuto blickte sie ruhig an und nickte schließlich.

"Du bist stärker geworden und gewachsen ... aber du wirst nicht gegen Orochimaru bestehen können.", warnte er sie leise.

Doch Misao ließ sich nicht von ihm verunsichern.

"Stimmt!", grinste sie breit. "Ich nicht ... aber du!"

Nun entgleiste das Gesicht von Kabuto für ein paar Sekunden.

DAMIT hatte er wohl nicht gerechnet, stellte die junge Echsenfrau zufrieden mit sich fest.

"Nein!", er schien ehrlich erschrocken. "Misao, da irrst du dich! Ich mag der einzige sein, der ihm ... annähernd ebenbürtig ist, aber nur weil wir von der gleichen Art sind. Aber ich habe nicht seine Erfahrung, nicht sein Wissen! Ich kann nicht gegen ihn bestehen!"

Es klang ehrlich, doch Misao würde das jetzt durchziehen.

Sie hatte nicht mehr viel zu leben, nachdem er das meiste zerstört hatte.

Jetzt war es an ihm, den Rest zu richten.

Und ... irgendwie vertraute sie ihm.

"Vielleicht nicht alleine, aber ich helfe dir."

Kabuto schüttelte nur erneut den Kopf.

"Du begreifst nicht Misao. Für ihn ... für mich bis vor kurzem auch ... seid ihr Menschen nichts als Beute. Sicher denkst du dass die Gestalt die du soeben gesehen hast eine Kampfform von mir ist, aber du irrst ... es ist meine wahre Gestalt, sofern jemand wie ich so etwas haben kann ...", klärte er sie aufgebracht auf.

"Wir sind Dämonen, Kreaturen des Chaos, die nichts mit der Natur gemein haben ... ja wider sie sind. Du begibst dich in etwas, dass du nicht verstehen kannst ... sollten Orochimaru und ich kämpfen, werden Mächte auf einander prallen, die das normale Gefüge zerreißen ... du würdest es nicht überleben."

Wieder lächelte die junge Echsenfrau nur und beugte sich zu ihm.

"Doch das werde ich, denn einer dieser Dämonen wird mich schützen.", flüsterte sie ihm leise zu und strich ihm sanft über die Wange.

Hart wurde ihre Hand fortgeschlagen.

"Versuche mich nicht."

Es war mehr ein Keuchen, als ein Befehl.

"Kabuto ... kann ein Dämon lieben?"

Unvermittelt und völlig zusammenhangslos wurde diese Frage gestellt und schwebte nun zwischen ihnen.

"Ja ... vielleicht etwas anders, aber ... ja.", bestätigte der Angesprochene ihr schließlich die Frage.

"Wir ... wir empfinden anders als Menschen. Wir sind Kreaturen des Chaos und als solche empfinden wir nicht wie ihr. Emotionen entstammen nicht der Natur, auch wenn diese sie nützt, sondern kommen aus unserem Wesen. Und so definieren wir uns kaum aus Vernunft, sondern aus dem was wir fühlen. Neugierde, Hass, Begierde, Zuneigung, Eifersucht, Angst ebenso wie Abscheu und Verachtung ... alles was man zum Lieben braucht.", fügte er dann leise hinzu.

Misao nickte.

Sie verstand nicht ganz, aber für den Augenblick reichte ihr, was sie gehört hatte.

"Warum ich? Konntest du dir nicht eine andere heraussuchen und ihr Leben zerstören?", fragte sie dann bitter nach.

Nun war es an Kabuto abfällig zu schnauben.

"Glaubst du ich habe mir ... das hier ausgesucht?", fragte er sie bitter. "Ich bin die rechte Hand der großen Schlange, glaubst du ich weiß nicht, dass ich jede Frau, die ich liebe, nur unnötig in Gefahr bringen würde? Dass mein Meister versuchen wird mich mit ihr zu erpressen? Dass ich mich besser niemals verliebe, da ich nicht einmal weiß, wie lange jemand meinen Charakter überleben kann, wenn er nicht ebenfalls ein Dämon ist? Ganz davon zu schweigen, dass meine Gefühle wohl niemals erwidert werden würden. Bevor ich dich kennen gelernt habe, war ich mit meinem Leben sehr zufrieden!"

Seine Hand griff nach vorne und packte sie viel zu fest an den Schultern. "Und dann kommst du daher und bringst alles durcheinander und egal was ich für dich tue, du beschwerst dich immer nur. Ich gebe zu, es war sicher nicht immer in deinem Sinne, aber ich kann nicht anders und für das was ich bin habe ich mich bemüht! Ich verdiene mit Sicherheit nicht deine Zuneigung, das will ich nicht abstreiten, aber verdiene ich wirklich deinen Hass?"

Und er hatte ihn gefühlt.

Nur all zu deutlich.

Und er konnte es gut verstehen.

"Ja.", war die kurze und unbarmherzige Antwort von Misao.

Sie ließ sich von ihm nicht einschüchtern und blieb auch aufrecht, als seine Augen sie wütend fixierten.

Egal was er sagte er konnte sie nicht verletzen.

Das wusste sie.

"Du hast einen Freund von mir getötet, meinen Bruder und mich verdorben ... das werde ich dir nie verzeihen.", erklärte sie ihm ihre Gefühle ehrlich aufgebracht.

Er hatte alles zerstört, was ihr Leben ausmachte.

Doch ... nicht immer mit bösem Willen, auch wenn die Entscheidungen, die er einst getroffen haben mochte ihn nun hier her geführt haben mochten.

"Und du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet: Warum ich!", forderte sie erneut eine vernünftige Begründung von ihm.

Doch sie bekam sie nicht.

Als hätten seine Worte alles an Wut herausgelassen, worüber er verfügte, wirkte er nun nur noch müde auf sie.

Doch seine Augen erwiderten ihren Blick, so endlos und tief wie immer.

Man musste sich darin verfangen.

Und er hatte sie gefangen.

Mit jeder Sekunde, die sie länger hier bei ihm war, wurde sie sich da sicherer.

"Ich habe dir diese Frage schon einmal beantwortet.", erinnerte er sie leise. "Alles. Ich liebe alles an dir. Dein Aussehen, du bist wunderschön, deinen Charakter, dein Temperament. Du gehst mir nicht aus dem Kopf und was mich bisher ausmachte, die Neugierde, wurde von einem neuen Gefühl verdrängt, dass ich nicht beherrschen kann."

Überraschenderweise wirkte er in diesem Augenblick fast ein bisschen hilflos auf sie.

Ihre Hand griff nach der seinen und drückte sie vorsichtig.

"Du hast mein Leben gerettet und mein Herz spricht für dich ... frag mich nicht warum.", sie lächelte ein wenig verlegen. "Lass uns alles in Ordnung bringen und dann neu anfangen, in Ordnung?"

Misao wartete nicht auf seine Antwort, sie war sich ihrer sicher.

Deshalb wandte sie sich nur um und Otogakure zu.

Es wurde Zeit.

Ihre Hand umschloss noch immer die von Kabuto.

Eins hatte sich tatsächlich gebessert, seit sie mit dem Kirigakure in Streit geraten war.

Sie war nicht mehr alleine.

Niemals.

Und irgendwie hatte sie dieses Gefühl lieb gewonnen.

Mehr als gut für sie sein konnte.

Und den Mann dahinter.

Der es tatsächlich niemals müde wurde auf sich acht zu geben.

Der sie liebte.

Obwohl sie nun wirklich nichts besonderes an sich erkennen konnte.

... außer vielleicht einem sehr streitbaren Charakter.
 

Irgendwann übernahm Kabuto die Führung.

Er kannte sich in Otogakure schlicht besser auf.

Bis zu dem großen Gebäude hätte Misao auch noch selbst gefunden, aber sobald sie den ersten Gang betrat wusste sie nicht mehr weiter.

Das hier war also Rochis ureigenstes Reich?

Sie hatte es sich anders vorgestellt.

Kälter und düsterer irgendwie.

Aber es sah aus, wie eine ganz normale Wohnung.

Heimelig und ruhig, sogar sauber.

Auf einem Schuhschrank thronte eine Vase mit frisch geschnittenen Blumen, als würde sich jemand bemühen es normal aussehen zu lassen.

"Es sieht normal aus, aber warum wird mir bei diesem Anblick ganz schlecht?", fragte Misao ihren Begleiter leise.

Sie fühlte, wie er ihre Hand beruhigend drückte.

"Vielleicht weil es nur eine Kulisse ist.", vermutete Kabuto leise. "Geschaffen um euch Menschen zu täuschen, aber niemand von uns beiden verwendet diese Dinge jemals und haucht ihnen damit Leben ein."

Die junge Echsenfrau nickte verstehend und ließ sich weiter führen.

Irgendwie war der Flur ... lang.

"Sag mal ...", doch sie brauchte gar nicht auszusprechen, was sie dachte, Kabuto vervollständigte ihren Satz augenblicklich. "... er ist länger, als das Haus. Dies ist die Behausung eines Dämons, du darfst keine Vernunft erwarten."

Wieder nickte Misao und folgte ihm.

Es ging weiter und irgendwie fühlte sie sich Misao zweigeteilt.

Während ein Teil Kabuto vertraute und ihm folgte, witterte der Andere Gefahr und war dabei in Panik zu verfallen.

Als vor ihnen ein großer Schlangenkopf den Weg versperrte blieb sie stehen.

Vielleicht war es doch eine dumme Idee gewesen hier her zu kommen.

Wie konnte sie glauben, dass SIE gegen Orochimaru ankommen könnte?

Er war der mächtigste Sanin und der Mörder des Hokagen von Konoha.

‘NEIN!’, schalt sie sich selbst.

Jetzt war sie schon mal hier und würde das zu Ende bringen.

Sie tat entschlossen noch einen Schritt weiter auf die Schlange zu.

Das Vieh bemerkte sie wohl und öffnete seine Augen.

Vielleicht prüfte es, wer hinein durfte und wer nicht?

Geräusche von draußen waren hier drin schon lange verstummt und kein Laut drang mehr an Misaos Ohren.

Nur ihr eigener Atmen.

Atmete Kabuto auch? ... sie wusste es nicht.

Sie selbst könnte niemals solch ein Haus bilden.

Schon allein die Vorstellungskraft fehlte ihr.

Reichte es, dass Orochimaru sich vorstellte, sie sei tot, damit sie es wurde?

Wenn er alleine mit seinen Gedanken und Chakra solch ein Haus erschaffen konnte?

Nun packte Misao doch die Panik und sie blieb stehen.

Sie wusste nicht, wie man sich dagegen wehrte!

Und sie brachte Kabuto in Gefahr!

Zum ersten Mal wurde ihr dies wirklich bewusst.

Bisher hatte sie immer nur daran gedacht, wie gut es wäre, wenn Orochimaru endlich getötet werden würde und der Kontinent von ihm befreit, aber ...

... erst jetzt wurde ihr mit voller Macht bewusst, dass dann Kabuto nicht mehr da wäre.

Sie wäre wieder alleine und das mit all der Macht, die sie nicht zeigen durfte!

Nie wieder dieses höfliche Lächeln.

Nie wieder diese Küsse?

Nein!

Misao drehte sich um und hätte den Dämon damit beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht.

"Wir gehen!", bestimmte sie energisch.

Sicher schüttelte er inzwischen seinen Kopf über ihre Launen, aber sie konnte es einfach nicht.

Sie konnte sein Leben nicht riskieren, nur um weil dadurch irgendwelche Leute, die sie gar nichts angingen ein besseres Leben hätten, das sie ohnehin nicht zu würdigen wissen würden.

Etwas berührte sie im Nacken und sie wusste, dass Kabuto sie verraten hatte.

Natürlich ... was war wichtiger?

Der Meister, den du schon immer hattest, jemand der von deiner Rasse ist, der zu dir hält und dich alles gelehrt hat ... oder irgendein dahergelaufenes Mädchen, das versucht dich zu manipulieren?

Er hatte ihr doch selbst gesagt, dass ihm diese Liebe nicht willkommen gewesen war.

Hatte er es etwa schon selbst geschafft diese Gefühle abzuschütteln und hatte es sich ihr gegenüber nur nicht anmerken lassen?

Angst fiel in ihren Herzen ein und mähte auch die restlichen Mauern nieder.

Nie wieder diese Augen?

Nie wieder dieser Blick?

Nein!

Sie wollte das nicht!

Der Gedanke alleine zerriss ihr Herz.

"Misao?", drang leise seine Stimme an ihr Ohr und hastig wandte sie den Kopf.

"Du musst dich konzentrieren, er hat hier wohl eine Gen-jutsu ausgelöst, die ich nicht rechtzeitig bemerkt habe. Hab keine Angst, es ist alles gut.", flüsterte er ihr leise zu.
 

Kabuto war sehr besorgt.

Lieber noch wäre er alleine Orochimaru gegenüber getreten, wenn sie ihn schon dazu zwang ihn zu verraten.

Sie war trotz ihrer neuen Macht immer noch zu schwach und anfällig gegen alles, was sein Meister aufzuwenden hatte.

Das war ihm deutlich bewusst geworden, als ihre Augen plötzlich glasig wurden und auf die Schlange gestarrt hatten.

Er hätte die Gen-Jutsu vergessen, sie konnte ihn nicht beeindrucken, aber natürlich ... Misao war anfällig dafür.

Er hoffte nur, dass es eine der ‘harmlosen’ Varianten war, die keine bleibenden Schäden hinterließ.

Aber sicher konnte er sich nicht sein.

So musterte die rechte Hand der großen Schlange besorgt ihr Gesicht und wartete auf eine Reaktion.

Auf eine Rückkehr des Lichtes in ihre glasig gewordenen Augen.

Da war es?

Plötzlich riss sie ihren Kopf herum und fixierte ihn.

"Liebst du mich?", fragte sie ihn hastig, ängstlich.

Das kannte er nicht an ihr und sie tat ihm leid.

"Natürlich.", antwortete er ihr deshalb und versuchte sich an einem zuversichtlichen Lächeln.

Er war nicht geübt in solchen Dingen.

Es war das erste mal, dass der Dämon ehrlich versuchte einen Mensch dazu zu bringen, ihm zu vertrauen.

Was hatte Rochi ihr angetan, dass nun so viel Panik in ihrem Blick stand?

Doch nun verschwand dieser Funke und wich dem Gefühl, dass er bei ihr suchen und finden wollte.

Er lächelte unwillkürlich.

Wenn er nun starb, dann glücklich.

"Ich ..." Er fühlte, wie ihre Hand die seine fest drückte. "Lass uns weiter gehen."
 

Die Schlange öffnete sich zu einer Halle.

Schwarz und grün, flimmerte sie ihnen kalt entgegen und die Figuren an den Säulen schienen echte Schlange zu sein, deren Schuppen im blassen Licht flackerten, wenn sie nach oben oder unten schlängelten.

Misao wagte es nicht genau hin zu sehen, denn sie ahnte, dass sie ohnehin nicht würde beurteilen können ob es echt war.

Ihre Augen täuschten sie hier.

Vor der jungen Echsendame schälten sich mehrere Gestalten aus der Dunkelheit und sie wusste, dass sie nicht schnell genug gewesen war.

Orochimaru hatte seine Verbündeten rufen können, wer auch immer das sein mochte.

Und in der Mitte die Schlange selbst.

Schwarze lange Haare und wie Kabuto auch, unmenschlich scheinende Augen.

Misao fragte sich unwillkürlich ob er auch eine ‘echte’ Gestalt hatte wie Kabuto, die er vor Menschen normalerweise nicht zeigte.

"Wie niedlich ...", zischte die tiefe Stimme des Schlangensanins durch die Halle. "Zu Zweit fassen sie den unvernünftigen Mut mir offen gegenüber zu treten. Wie überaus ... menschlich."

Die stechenden Augen, niemals die eines normalen Menschen, fixierten Misao. "Du hast Kabutos so gut zurecht gelegte Pläne völlig über den Haufen geworfen!", informierte er sie amüsiert.

"Seit Jahrzehnten bereitet er ein Attentat auf mich vor, da es so ist, dass zwei Dämonen nicht gemeinsam leben können und dann kommst du daher und wirfst diese Arbeit einfach weg, ohne es auch nur zu bemerken. Dabei war ich so neugierig, was er sich ausgedacht hatte."

Wieder Worte, die Misao von sich schob und die doch begannen irgendwo in ihrem Herzen zu nagen.

Kabuto hatte etwas vorbereitet?

Und sie hatte alles zerschlagen?

Vielleicht hätte sie ihm wirklich mehr vertrauen müssen, doch dazu war es jetzt natürlich zu spät.

Nun standen sie beide vor der großen Schlange höchstpersönlich, die sie maximal amüsiert musterte und in der jungen Echsenfrau machte sich das unbestimmte Gefühl breit, dass er nicht nur ein guter Schauspieler war.

"Hmm ... Sieben gegen zwei ... das wird ein interessanter Kampf.", überlegte er laut und freute sich offensichtlich darüber.

Anscheinend nahm er sie beide durchaus als Gegner ernst, sonst hätte er nicht seine mächtigste Unterstützung herbei geholt.

Nein.

Natürlich nicht.

Er nahm Kabuto ernst.

Sie nicht.

Misao wäre der Fehler in der Rechnung nicht wirklich aufgefallen, dazu kannte sie die Besetzung Otogakures nicht gut genug, aber Kabuto runzelte sofort die Stirn.

"Ein Neuer?", riet er vollkommen richtig, denn der Schlangensannin lächelte salbungsvoll und nichts gutes verheißend.

"Aber natürlich ... wir wollen schließlich nicht, dass Misao mit jemandem kämpfen muss, der sie in den ersten zwei Sekunden tötet.", flossen Worte wie giftiger Schleim aus dem Mund des Herrschers von Otogakure.

Die große Schlange lächelte sein überlegenes, schmales Lächeln und winkte einer weiteren Gestalt, die noch immer im Halbschatten verharrte und auf eine extra Anweisung zu warten schien.

Misao keuchte erschrocken auf, als sie diese Person erkannte.

Was machte ihr Bruder hier?

Auf der Seite des Schlangesanin!

Dieser Idiot!

Sie wollte doch nicht gegen ihn kämpfen müssen!

Doch nun war es natürlich zu spät.

Sie konnte ihn nicht von dort ohne ein längeres Gespräch holen, wenn er sich das in den Kopf gesetzt hatte und sie wusste, dass weder er noch Kabuto die gleichen Skrupel hatten wie sie.

Orochimaru weidete sich sichtlich an ihrem entsetzten Gesichtsausdruck.

Vielleicht hatte er ihren Bruder nur deshalb dazu genommen, denn bei aller Liebe bezweifelte Misao, dass er mit seinen Fähigkeiten auch nur annähernd an die anderen fünf mächtigen Torwächter - Kimimaro, Kidoumaru, Jirobou, Akon/Sakon und Tayuya - heran kam.

"Das ist doch gleich viel besser ... Vater gegen Sohn, Bruder gegen Schwester und Bruder gegen Bruder.", schmunzelte Orochimaru und nun traten alle Torwächter ins Licht.

Erst jetzt wurde Misao in voller Gänze bewusst, was sie mit ihrer Dummheit und Ignoranz verschuldet gegen Kabuto hatte.

Er hatte hier seine Familie, ebenso wie jeder in seinem Heimatdorf die Familie hatte.

Warum hatte sie nur nicht daran gedacht?

Nur weil er kein Mensch war?

Wie idiotisch von ihr, wo doch jedes Lebewesen irgendeinen Ursprung haben musste und Kabuto hatte ihr doch deutlich zu verstehen gegeben, dass Orochimaru viel Älter als er selbst war.

Waren alle Torwächter etwa auch ...?

Misao ließ ihren Blick über die Wesen gleiten und entschied sich dann dagegen, denn dafür sahen sie alle zu unterschiedlich aus.

Aber hatte Kabuto nicht gesagt Dämonen wären Kreaturen des Chaos, wider die Natur?

Sie schob den Gedanken bei Seite.

Egal was war, jetzt war es zu spät über irgendwas zu spekulieren.

Doch sie würde sich wohl bei ihm entschuldigen müssen, wenn das hier vorbei war.

Kabuto hatte nur Angst vor Orochimaru selbst und so würde sie sich von diesem ... Aufmarsch der obskuren Gestalten nicht erschrecken lassen, wenn er es auch nicht war.

Und das tat er nicht.

Ernst, aber gefasst stand er Orochimaru gegenüber und erwiderte seinen Blick fest ohne ihn als Erster zu brechen.

Spannung machte sich auf beiden Seiten breit.

Misao wusste nicht so recht wohin mit ihren Gefühlen.

Sie konnte nicht gegen Koryuu kämpfen!

Aber Kabuto konnte auch nicht alleine gegen die Torwächter UND Orochimaru bestehen, egal wie mächtig er auch sein mochte.

Sie musste ihm helfen.

Sie konnte sich nicht mit ihrem Bruder aufhalten.

Zum ersten Mal wünschte sie sich, sie hätte in der Akademie weniger gemalt und mehr acht gegeben, denn dann hätte sie das Profil der Torwächter vielleicht besser gekannt.

Aber bisher hielt sie sich immer für zu unwichtig für solch schwierige und hochpriore Aufgaben.

Welch Irrtum, wie sich nun herausstellte.

Hier stand sie und war in Begriff den einzigen Mann in den Tod zu reißen, der sie jemals aus ganzem Herzen geliebt hatte, obwohl er sie besser kannte als sie geahnt hatte.

"Koryuu.", sprach sie ihn leise an und durchbrach damit die Spannung ein wenig.

Nun lagen alle Augen auf ihnen beiden, aber Misao bemerkte es nicht einmal, so war sie auf ihren Bruder konzentriert.

"Du stellst dich gegen Kumo, wenn du Orochimaru folgst.", versuchte sie ihn zu erinnern. "Was würde Mama und Papa dazu sagen, unser Meister! Wir alle haben uns bemüht, dass du ..."

Doch ihr Bruder ließ sie nicht aussprechen, brach ihre Worte mit einer unwirschen Handbewegung und einem verächtlichen Schnauben ab.

"HA! Halt nur die Klappe! Wo hast DU dich denn jemals bemüht? Dir ist doch alles in den Schoß gefallen wie eine überreife Frucht! Diese Macht, das Bluterbe von Papa. Ich bin dein Bruder, es gibt keinen Grund, warum ich nicht auch so mächtig sein sollte wie du!"

Seine Stimme überschlug sich fast vor Hass und Abscheu.

"Glaubst du ich merke nicht, wie du immer stärker geworden bist? Aber damit ist jetzt Schluss!", ein zufriedenes und liebloses Grinsen erschien in seinem Gesicht.

Eine verzerrte Fratze von dem ehrlichen Lächeln, das sie von ihm kannte.

"Orochimaru hat meine Ambitionen erkannt und sie angemessen gewürdigt!" Er deutete auf das Zeichen mit den drei Tropfen an seinem Hals. "Nun geht es mal nicht nach deinem Willen!", stelle er zufrieden fest.

Mit kaltem Erschrecken erkannte Misao, dass es zu spät war.

Sie hatte gewusst, wie ihr Bruder sich neben ihr gefühlt hatte, als sie plötzlich immer mehr und mehr konnte.

Aber die Idee sich zurück zu halten war ihr zu spät gekommen.

Er hatte sich bereits gegen sie, gegen ihre Familie und gegen Kumo zugunsten der Macht der großen Schlange entschieden gehabt.

"Du Idiot!", warf sie ihm völlig unfeinfühlig an den Kopf. "Was hilft dir all diese Macht, wenn du dich dafür zur Marionette Orochimarus machst! Mag sein, dass du mächtiger bist, aber in Kumo warst du wenigstens noch frei und Herr deiner Seele! Jetzt hast du Depp sie verkauft und niemand kann sie dir zurückgeben. Eins sag ich dir: wenn wir es schaffen sollten Orochimaru zu besiegen sorg ich dafür, dass Ma dir den Hintern versohlt, dass du drei Jahre nicht mehr sitzen kannst!"
 

Misao sah es nicht, aber bei diesen Worten huschte über Kabutos Lippen ein kurzes Lächeln und verdrängte die Angespanntheit in seiner Seele.

Das war typisch für die junge Echsenfrau.

Immer angreifen und niemals zurückstecken.

Andere hätten versucht ihn zu beruhigen oder sich herauszureden, doch Misao tat das was sie am Besten konnte ... den Vorwurf ohne mit der Schulter zu zucken einzustecken und anschließend: austeilen.

Kräftig austeilen.

Und das tat sie auch.

Mit einem wuchtigen Schlag hatte ihr Bruder plötzlich ihre Faust im Gesicht. "DU IDIOT!", fauchte sie wütend und fühlte nur ein wenig Mitleid, als ihr Bruder durch die Wucht des Schlages überrascht nach hinten geschleudert wurde.

Kabuto grinste und schüttelte den Kopf über so viel Temperament in solch einen kleinen Körper.

Er liebte sie genau deswegen.

Keine andere Frau, die er kannte wäre zu dieser Reaktion in der Lage gewesen.

Jede andere hätte es mit Reden versucht, hätte versucht etwas zu richten wo es nichts mehr zu richten gab, denn bei diesem Kerl waren wahrlich Hopfen und Malz verloren, wenn er freiwillig zu Orochimaru übergelaufen war.

Dämonenfrauen waren anders.

Ebenso wie er selbst hatten sie kein Mitleid für Menschen, sie waren nicht einmal von ihrer Rasse und ihnen weit unterlegen.

Nicht ungefährlich!

So dumm war kein Dämon, dass er die Macht mancher Menschen unterschätzte hätte.

Aber im Allgemeinen weit, weit unterlegen.

Misao würde es nicht kümmern.

Sie würde sich von seiner scheinbaren Überlegenheit nicht beeindrucken lassen.

Etwas dass er brauchte und dass er in ihr wohl gefunden hatte.

Furchtlosigkeit.

Kaltschnäuzigkeit.

Aggressivität.

Reinheit.

Und das sie furchtlos war, bewies sie, in dem sie hier vor ihm stand und Orochimaru herausforderte.

... und vielleicht ein kleines bisschen Dummheit.

Er drehte sich zurück und ignorierte die große Schlange.

"Torwächter.", sprach er sie an. "Ihr wisst um meine Macht und ihr wisst um Orochimarus Macht. Natürlich muss es euch erscheinen, als würde ich unvorbereitet vor ihm stehen, aber ich wäre ein Narr, wenn ich meinen Plan von einem Zeitpunkt abhängig gemacht hätte." Er lächelte und rückte die Brille zurück nach oben.

"Ich werde diesen Kampf gewinnen, daran besteht für mich kein Zweifel. Egal auf welcher Seite ihr steht und im Gegensatz zu Orochimaru bin ich bereit euch von dem Juin zu befreien, wenn ihr das wünscht. Keine Geisel mehr, keine Marionette.", fügte er leise und in verlockendem Ton hinzu.

"Denkt daran, wir zwei sind mächtiger als ihr. Wenn Misao etwas geschieht werde ich bis in den Tod kämpfen und auch wenn dies nicht den Tod der großen Schlange bedeuten mag, euer Tod wird es gewiss sein.", machte er dann unmissverständlich klar.

Und es verfehlte seine Wirkung nicht.

Der große Vorteil, den Kabuto gegenüber Orochimaru hatte.

Er hatte sich nicht unbeliebt gemacht.

Außerdem hatte er als Arzt von den Meisten das Vertrauen.

Und doch ahnten die meisten noch nicht einmal von seinem größten Trumpf.

Da Jirobou bei Orochimaru bleiben würde, beschloss Kabuto ihn auch nicht zu verraten.

Dann war der ... Eindruck um so größer, der Schock würde dafür sorgen.

Er war bei weitem nicht so vorbereitet, wie er es gerne gehabt hätte.

Doch gut genug um vielleicht mit dem Leben davon zu kommen.

Überlegenheit?

Nein, Überlegenheit empfand Kabuto nicht.

Nicht einmal Zuversicht, denn die große Schlange ist mächtig.

Aber Hoffnung.

Orochimarus Geduld hatte sich anscheinend dem Ende zugeneigt, denn nun griff er an.

Er zeigte sich als das was er war: die große Schlange und ein Dämon.

Das Haar viel von ihm ab wie ein Baum im Herbst die Blätter abwarf, als sein Körper sich dehnte und die wahre Gestalt annahm.

Noch immer waren die Augen diesselben, aber der Körper nun von grünen Schuppen geschützt und die Hände so lange, wie sie es bei einem Menschen niemals gewesen wären.

Die Beine waren gewichen und hatten einem langen, kräftigen Schweif Platz gemacht, der sofort versuchte Kabuto von den Beinen zu fegen.

Und wie auch bei Kabuto schien seine Gestalt einem ständigen Wandel unterlegen zu sein.

Als würden kleine grüne Flammen über seinen Körper lecken und dort wo sie hinkamen alles wieder verändern.

Als würde es ihm schwer fallen ständig in einer Gestalt bleiben zu müssen.

Noch hielten sich die Torwächter zurück, alle bis auf zwei.

Jirobou sprang nach vorne um seinem Meister zu helfen und auch Kimimaro blieb nicht dort, wo er gerade noch gestanden hatte.

Nun erlebte Misao die nächste Überraschung.

Auch er warf die menschliche Gestalt ab wie eine alte Hülle.

Noch ein Dämon?

Misao erschrak ein wenig.

Eigentlich hieß es, dass es nur neun Dämonen gab, aber anscheinend irrte man.

Oder ein Drittel dieser Wesen war hier konzentriert.

Anscheinend war Orochimaru mächtig genug um nicht nur Menschen, sondern auch Gleichgestellte in seinen Dienst zu zwingen.

Ein gewaltiges Krachen ging durch den Saal und erschütterte ihn in den Grundfesten, als der Schweif des Schlangendämons gegen eine Säule schlug.

Misao griff fester nach ihrem Kunai, doch wie versprochen mischte sie sich nicht in den Kampf zwischen den Dämonen ein.

Statt dessen lief sie zu ihrem Bruder.

Dessen Hautfarbe hatte ein ungesundes grün angenommen und sie fürchtete, ihr Schlag wäre zu fest gewesen.

Hastig griff sie nach der Arzenei in ihrem Beutel, als Koryuu sich regte und erhob.

Der komische Fleck hatte sich geweitet und über seinen ganzen Körper ausgebreitet.

Es sah aus, als würden Hunderte von Millimeter langen, grünen Würmern über seinen Körper gleiten.

Und auch sein Körper wandelte sich.

Misao konnte es nicht so genau definieren in was, aber es schien nicht normal zu sein.

"Du hast dich nicht gerade zum besseren gewandelt.", verriet sie ihm unbeeindruckt und formte die erste Jutsu.

Wie erwartet und so blöd wie schon immer ging ihr Bruder auf sie los.

Misao wäre es lieber gewesen Kabuto helfen zu können, aber es wäre wohl zu viel verlangt dass Koryuu einfach mal ruhig liegen blieb und keinen Ärger machte.

Sie nahm sich vor diesmal keine Rücksicht walten zu lassen und ihn einfach übers Knie zu legen.

Es wurde deutlich mal wieder Zeit dafür.

Ihr Bruder bückte sich und griff nach ein paar Steinen, als es einen fürchterlichen Schlag tat.

Misaos Kopf ruckte herum und konnte gerade noch sehen wie Jirobou, der Kabuto gerade angreifen wollte, sich wortwörtlich auf eine nicht sehr geschmackvolle Art und Weise zerlegte.

"JEDER von euch hat so etwas in seinem Herzen.", rief Kabuto den noch immer zögernden Torwächtern zu.

"Greift mich an und ich werde es auslösen. Kämpft gegen Orochimaru und ich werde euch von seinem Fluch befreien."

Seine Worte wirkten ... für ein paar Sekunden.

Dann begann Orochimaru zu lachen.

Es war kein schönes Lachen, denn es war nichts was Misao jemals auch nur so ähnlich gehört hätte.

"Narr ...", zischte die große Schlange und dann übernahm das Fuin die Kontrolle über die Torwächter. "... sie haben ihre Seele verkauft. Niemand kann sie ihnen zurückgeben ... willst du sie dafür töten? Ich bin mir sicher Misao wäre damit gar nicht einverstanden. Was von all deinen Taten weiß sie überhaupt? Oder hast du ihr lieber gar nicht gesagt wie viele Tote auf dein Konto gehen? Hast du ihr verraten von was sich Dämonen ernähren?"

Misao wusste, dass es klüger wäre den verführerischen Worten der großen Schlange nicht länger zu lauschen und doch konnte sie nicht anders, als diese weiter fort fuhr.

"Wir brauchen die Seelen von euch Menschen.", grinste sie süffisant und nährte sich von den Gefühlen, die sie in dem kleinen Echsenmädchen sehen konnte. "Er MUSS töten, sonst stirbt er ... kannst du mit so jemandem leben? Mit ihm zusammen in einem Dorf zu existieren ist nicht möglich. Man würde ihn verständlicherweise früher oder später verurteilen und töten."

Trotzig erwiderte Misao seinen Blick. "Ich weiß, dass es noch viel Klärungsbedarf zwischen uns gibt, aber das mache ich mit IHM aus und nicht mit dir.", warf sie ihm an den Kopf. "Weil mit Toten diskutiere ich nicht."

Doch sie hatte sich zu lange ablenken lassen.

Nun rächte sich Koryuu mit einem nicht minder harten Schlag, als zuvor der ihrige gewesen war.

Er ließ Misao den Kopf dröhnen.

Doch sie gönnte ihm diesen Sieg nicht und so kämpfte sie tapfer dagegen an.

Eher aus Reflex, als Vernunft drehte sie sich und fegte ihn mit ihrem Schweif von den Beinen.

Patt!

War der einzige Gedanken, den sie sich erlaubte, bevor sie schon wieder stand und ihr Blasrohr zog.

Sie hatte noch immer eine angefangene Ausbildung als Medinin, die sie selbstständig erweitert hatte.

Es war schwierig gewesen, aber nicht unmöglich.

Doch sie kam nicht dazu es zu verwenden, denn ihr Bruder hatte den Schwung ihres Schweifes verwendet um sich in die Höhe zu katapultieren.

Mit ausgestreckten Füßen fiel er nun auf sie herab.

Hastig wich Misao einen Schritt zur Seite und wäre dabei beinahe gestolpert.

Seit wann konnte ihr Bruder sich so schnell bewegen?

Sie konnte ihn kaum noch wahrnehmen.

Misao sammelte das Chakra an ihren Füßen und dann beschleunigte auch sie.

Sie griff nach der schwarzen, dunkelvioletten Macht in ihrem Herzen, von der sie nun wusste wo sie her kam, und schleuderte sie direkt nach seinem Bein.

Es war gefährlich, sie wusste nicht, was diese Macht bewirkte.

Jedesmal war es etwas anderes, nie etwas gutes.

So wagte sie es gar nicht ihn damit direkt treffen zu wollen.

Doch wieder war er zu schnell für sie.

Seine Handflächen trafen auf ihre Schultern und schleuderten sie zurück.

Misao biss die Zähne zusammen und versuchte sich abzurollen ... als Koryuu getroffen aufschrie und entsetzt auf sein Bein starrte.

Das Echsenmädchen konnte keine Zufriedenheit in sich feststellen, doch sie war irgendwo erleichtert.

Es hatte sich gelohnt die schwarze Masse zurück zu reißen.

Dort wo soeben noch das seltsam verformte Bein ihres Bruders gewesen war, begann sich nun alles zu verändern.

Es war als wüsste sein Körper nicht mehr, welche Form ein Bein hatte und als würde er beginnen die verschiedensten Formen gleichzeitig zu probieren.

Es war ekelerregend und offensichtlich höchst schmerzhaft.

Doch selbst Misao wusste nicht, wie sie diesen Prozess noch hätte aufhalten können und sie konnte nur hoffen, dass er keine bleibenden Schäden davontragen würde.

Sie war egoistisch und ehrlich genug zu sich um sich einzugestehen, dass lieber ihr Bruder verletzt wurde, als dass sie selbst starb.

Vielleicht musste man irgendwann so werden, um eine Ninja sein zu können.

Mit neuem Mut wandte sie sich um und erstarrte.

Was hatte sie erwartet?

Hatte sie wirklich geglaubt Kabuto würde sich gegen die Torwächter und Orochimaru behaupten können?

Wohl kaum.

Und sie hatte mit dieser bitteren Befürchtung Recht gehabt.

Auch wenn er in seine dämonische Gestalt zurückgewechselt war und Akon und Sakon gefesselt am Boden lagen, so hatte ihn der Rest doch in die Ecke gedrängt.

Er war gezwungen zu reagieren und konnte nicht mehr länger das Kampfgeschehen bestimmen.

Kaum konnte sei den Schemen folgen, die durch die Luft wirbelten, sich in einander verkeilten und dann wieder aus einander sprengten.

Sie musste ihm helfen.

Aber wie?

Es gab kaum etwas, dass sie tun konnte.

Trotz all ihrer Übung war sie weder so schnell, noch wagte sie es in den Vorhang aus herumfliegenden Waffen, zerrissenen Fetzen gewobener Genjutsu und klebrigen Spinnenfäden ein zu treten.

Kabuto hatte ohnehin ihre Bewunderung, dass er so lange überlebt hatte.

Wenn man nicht wahnsinnig wurde, wurde man festgenagelt und erstochen.

Und doch bewegte er sich wenigstens noch frei und sprang von einer Stelle zur nächsten um sich wenigstens zu verteidigen.

Seine Augen waren immer auf die Gegner gerichtet.

Nur anhand der Personen gegen die sich die verschiedenen Jutsus richteten, konnte Misao überhaupt zuordnen, welche zu wem gehörte.

Der schwarze Tentakel, der nach Kimimaros Bein griff und die weiße Haut versengte, musste Kabuto gehören.

Die grüne Schlange, welche mit glitzernden Schuppen aus der Wand schnellte und ihre Spitzen Giftzähne beinahe in den Unterschenkel ihres Dämons vergraben hätte, gehörte dagegen sicherlich Orochimaru.

Der Ursprung der zwei Riesen, die ein wenig unbeholfen immer wieder nach dem wendigen Medinin griffen und versuchten ihn mit Hilfe der Netze des Spinnenmannes fest zu halten, war auch offensichtlich.

Kabuto griff nach etwas, dass am Boden lag ... die Haare des Schlangensannin.

Er lächelte und als er seine Faust öffnete, hielt er ein Netz davon zwischen den Fingern, dass er nach seinem Meister auswarf.

Er brauchte ein paar Anläufe doch schließlich gelang es ihm dieses auszuwerfen und seine ‘Beute’ darin zu fangen.

Doch der Triumph währte nicht lange.

Der vermutliche Körper zerplatzte in tausend Schlangen, die sich aus dem Netz wanden und nach seinen Fingern schnappten.

Einige fanden ihr Ziel.

Hastig überlegte Misao wie sie ihm helfen konnte.

Doch da war es schon zu spät.

Plötzlich riss sie etwas mit brutaler Wucht zur Seite und noch bevor sie auch nur den Arm heben konnte, fand sie sich eingewickelt in eine weitere Schlange wieder.

NEIN!

Sie versuchte sofort heraus zu kommen, das Kunai das sie noch in der Hand hielt in die Schuppen zu bohren.

Doch es war vergeblich.

Als wären diese Schuppen aus Diamant, glitt die Spitze des Kunais daran ab und schnitt sie nur selbst.

Eine Jutsu zu formen war in dieser Lage unmöglich geworden, denn die Arme waren mit knochenzerbrechender Kraft an den Körper gebunden.

Sie war gefangen!

"Gib auf Kabuto ... das Sspiel isst auss!", forderte Orochimaru seine rechte Hand mit leichtem zischeln auf. "Du weißst, dasss ich nicht zsögern werde ssie zsu töten, fallss du weiter kämpfsst."

Misao wollte ihm zuschreien nichts zu unternehmen.

Schließlich würde Orochimaru sie beide auch töten, wenn er aufgab.

Doch sie konnte sich nicht bewegen.

Keinen Millimeter.

Nicht einmal ein leises Krächzen kam aus ihrem Munde.

Sie konnte nur stumm und hilflos wie ein Baby zusehen, wie Kabuto nickte und ruhig hielt, so dass die Spinnenfäden von Kidoumaro ihn vollends einwickelten.

Verzweiflung keimte in ihrem Herzen auf.

Und Schuld.

Es war ihre Schuld.

Wenn sie nicht diesen wahnsinnigen Einfall gehabt hätte.

Dann wäre das alles nicht passiert.

"Kabuto ... halt mich nicht zsum Narren!", fauchte Orochimaru und tatsächlich erschien nach ein paar Sekunden an einer völlig anderen Stelle noch einmal Kabuto und der andere verpuffte.

Ein Schattendoppelgänger.

Aber geholfen hatte es nichts.

Orochimaru lächelte siegessicher und holte einen Bannzettel hervor.

"Damit wirst du dich nicht mehr wehren können ..."

Der Bannzettel berührte die Haut Kabutos.

Laut hallte der Schrei des grauhaarigen Dämons durch die Halle, dann kehrte er in seine menschliche Gestalt zurück, wurde regelrecht hineingezwungen.

Misao kannte das Gefühl nicht, aber alleine beim Zusehen konnte sie erahnen, wie schmerzhaft es für ihn sein musste.

Sie konnte nicht einmal schreien.

Ihm Trost oder Mut zusprechen.

Sie konnte nur zusehen.

Und eine einzelne Träne für ihn weinen.

So hätte sie beinahe den Schatten nicht bemerkt, der sich unbemerkt auf den Boden der Halle fallen ließ.

Nein ...

... es waren mehrere Schatten.

Einer ...

Zwei ...

Verwirrt blickte Misao sich um.

Der Kampf war vorbei.

Waren das Untergebene von Orochimaru?

Sie schloss die Augen.

Natürlich waren sie das.

Sie waren hier schließlich mitten in Otogakure, was erwartete sie?

Den Hokagen?

Ein bitterer Zug legte sich um ihren Mundwinkel.

Schön wärs.

"NEIN! NICHT DAS MÄDCHEN!"

Das war Kabutos Stimme.

Misao öffnete die Augen und lächelte ihm zu.

Wenn schon sterben, dann in Würde.

Was hatte er denn erwartet?

Dass Orochimaru sie leben lassen würde?

Moooment.

Ihre Augen starrten direkt in ein blaues Gesicht voller blizender Reißzähne, das sie entschuldigend angrinste und ein eingewickeltes Zanbato gerade noch so zurück riss.

"Sorry!"

Der Hokage war das aber nicht!

Ebensowenig wie Otonins.

Wer zum Kuckuck ...

Sie versuchte die Umgebung zu umblicken und zu verstehen was passierte.

Neun Schatten, die gegen die Torwächter, Orochimaru und Kimimaro kämpften.

Einer der Schatten befreite gerade ihren Dämon und kurz darauf spürte sie wie auch der Druck um ihre Lunge weniger wurde und die Schlange tot von ihr abfiel.

"Ähm ... danke ..."

Doch sie wurde gar nicht beachtet.

Denn auch wenn sie nun in der Überzahl waren und die Torwächter mehr oder weniger besiegt herumlagen, Orochimaru und Kimimaro bereiteten den Neuankömmlingen in den schwarz-roten Mänteln sichtlich Probleme.

Misao kam sich erneut herzlich unnütz vor, doch sie wollte nicht wieder als Mittel zur Erpressung enden.

Es war ein irres Spiel der Jutsus.

Massive Steinwände, die über einander herfielen und sich gegenseitig zerfleischten, deformierte Wesen oder undefinierbare Dinge, die aus dem Nichts oder der Schwärze entstanden und wie Seifenblasen mit lautem Knall zerplatzten oder in stillen Kaskaden endlos zerschmolzen.

Das Mädchen konnte nur erahnen, dass die Mächte die hier eingesetzt wurden so tiefgreifend und chaotisch waren, dass es ein Duell der Erfahrung und Schnelligkeit war.

Und dann war es plötzlich vorbei.

Die auf einmal aufklingende Stille war so unerträglich für die angespannten Nerven, dass Misao sich fast wünschte der Kampf würde noch andauern.

Orochimaru und Kimimaro waren besiegt.
 

"Wer sind sie?" Misao hatte Platz genommen, damit sich Kabuto um ihre Wunden kümmern konnte.

"Die Akatsuki. Dämonenjäger.", erwiderte er ihr ruhig und legte die von violettem Chakra schimmernde Hand auf ihre Haut.

"Und die helfen dir?", fragte Misao neugierig nach.

Müssten sie nicht auch nach Kabuto jagen?

"Wenn man ihnen das richtige anbietet ... ja.", schmunzelte Kabuto, doch Misao konnte seine Augen nicht sehen.

Er war noch immer dabei sie zu heilen.

Endlich war es vorbei.

Endlich.

Nun gab es nur noch sie zwei.

"Stimmt es was Orochimaru gesagt hat?", fragte sie leise. "Das mit den Seelen?"

"Nicht ganz.", antwortete der Dämon zu ihrer Erleichterung. "Nicht, wenn der Dämon einen Pakt mit einem Menschen eingeht, dann kann er von dessen Seele zehren."

Misao brauchte nicht weiter zu fragen.

Sie wusste mit wem Kabuto einen Pakt eingegangen war.

Und es machte sie stolz.

Stolz und glücklich.

"Dann werden wir zusammen nach Kumo zurückgehen und ..."

Sie wurden unterbrochen, als einer der Akatsuki zu ihnen trat und unhöflich dazwischen redete. "Wir brechen auf."

Es war keine Information, dazu waren die Worte zu unhöflich ausgesprochen worden.

Kabuto erhob sich und Misao folgte seinem Beispiel.

Nachdem diese Menschen ihr und Kabuto das Leben gerettet hatten, wollte sie nicht kleinlich sein.

"Danke und wir wünschen euch eine gute Heimreise."

Das waren wohl nicht die richtigen Worte gewesen, denn der Akatsuki wirkte verärgert.

Misao verstand nicht warum.

Kabuto dagegen schob die Brille zurück auf die Nasenwurzel und blickte sie zum ersten Mal seit dem Kampf wieder direkt an. "Ich werde mitgehen."

Oh.

Wie peinlich.

Und wie schade.

Misao hatte gehofft ihn nun endlich eine Zeit lang für sich zu haben.

Ihn kennen lernen zu können.

"Wann kommst du nach?", fragte sie ihn leise und es fiel ihr schwer die Enttäuschung in ihrer Stimme zu verbergen.

Wieder wandte der Dämon seinen Blick ab.

"Gar nicht."

Zwei Worte, die ihr den Boden unter den Füßen weg zogen.

Gar nicht?

"Aber ..." warum?

Hatte er nicht gesagt, er würde sie lieben?

Oder hatte sie es übertrieben?

Hätte sie nicht gegen Orochimaru antreten sollen und ihn mit hinein zwingen?

War er ihr deswegen böse?

Oder hatte sie ihn zu lange warten lassen?

"... warum?", flüsterte sie leise und geschockt.

"Ich habe den Akatsuki nicht zwei Dämonen versprochen, wenn sie mir helfen ... sondern drei.", war die schlichte und bestechende Antwort.

Drei Dämonen.

Orochimaru.

Kimimaro.

Und ...

... Kabuto ....

"Nein ..."

Ihre Stimme war so tonlos wie de Hall der Steine um sie herum.

"... das ... ich ..."

Wieder unterbrach Kabuto ihre Worte.

Diesmal lächelte er sanft und seine Hand legte sich ein letztes Mal auf ihre Wange.

"Keine Angst, du wirst nicht sterben. Sie haben mir versprochen mich irgendwo zu versiegeln, bis dein Leben endet. Erst dann werden sie mich endgültig bannen."

Misao brauchte eine Weile zu begreifen, wovon er überhaupt sprach.

Warum sollte sie mit ihm sterben?

Achso ...

Der Pakt ...

... sein Herz, dass nun in ihr schlug!

"Aber ...", erneut versuchte sie ihm zu widersprechen.

Wieder ließ er sie nicht aussprechen.

Hatte er Angst vor dem was sie sagen könnte?

Was ihre ehrlichen Worte bewirken könnten?

Das sein zitterndes Herz endgültig davon ins Wanken geraten könnte?

"Werde glücklich, Misao.", flüsterte er ihr leise zu und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn.

Mit ihm konnte sie das nicht sein.

Dann umfing Schwärze das Echsenmädchen.

Sie wollte dagegen ankämpfen.

Doch es war vergeblich.

Von nun an würde sie ihn wie immer nur in ihren Träumen erahnen können.

Mehr wäre nicht möglich ...
 

Leicht wie eine Feder und schnell wie ein Pfeil stieß der Falke hinunter.

Lange Zeit hatte er über den Feld gerüttelt, doch nun endlich war die Maus nahe genug gekommen.

Sekunden später würde sie sich zwischen seinen scharfen Krallen das letzte Mal winden und dann zurück zum Kreislauf des Lebens kehren.

Misao lächelte grimmig und wendete sich wieder nach vorne.

Auch wenn sie in den letzten zwei Jahren viel Erfahrung gesammelt hatte, schneller und mächtiger geworden war, als die meisten Ninja in ihrem Dorf, so war Unvorsichtigkeit etwas, dass sie sich ebenso wenig leisten konnte wie jeder andere auch.

Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz vor Nervosität zitterte.

Gleich ...

Geduld!

Mahnte sie sich selbst.

Dennoch war sie erleichtert als zwei schwarz-rote Gestalten im Schatten des Waldrandes vor ihr erschienen.

Ungeschützt sass sie mitten auf dem Feld.

Neben sich die zwei Gefangenen.

Man sollte sehen können, dass sie ihr Angebot ernst meinte.

Sie warf einen kurzen Blick auf die beiden neben sich.

Wenn ihr jetzt noch einer entkam wäre all die harte Arbeit umsonst.

Misao hatte sie nicht gleichzeitig fangen können.

Könnte sie auch nicht beide in Schach halten, kämen sie erst einmal aus den Bannseilen frei.

Dazu war sie nicht mächtig genug.

Doch sie hatte viel gelesen.

Alles was man über Dämonen bekommen konnte.

Und doch hatte sie festgestellt, dass sie am Meisten durch ihre Verbindung zu Kabuto erfahren hatte.

Damals ...

... als sie noch so jung und naiv gewesen war.

Nun war sie älter.

Um einige Narben reicher.

Unvollständig.

Noch immer.

Doch nicht mehr lange.

Heute.

Die beiden Gestalten waren heran gekommen.

Einer hatte blutrote Augen, die er nun über ihre ‘Beute’ gleiten ließ.

Doch sein Gesicht konnte die Ninja unter dem weiten Hut nicht erkennen.

Verhinderte dies, dass die chaotische Brut, welche sie jagten, Rache an ihrer Familie nehmen konnten?

Misao wusste es nicht.

Sie interessierte es auch nicht.

Und sie wäre froh, wenn sie nach diesem Tag nie wieder etwas mit dieser Gruppierung zu tun hätte.

Nur noch heute.

"Wo ist er.", fragte sie scharf und ohne Unsicherheit in ihrer Stimme.

Der größere von Beiden nahm die Waffe von seinem Rücken und wickelte sie auf.

Nein ... nicht die Waffe ... nicht nur.

Misao nickte, auch wenn ihr beinahe die Tränen in die Augen treten wollten, bei diesem Anblick.

Shameda - sie kannte inzwischen den Namen des Zanbato und seines Trägers.

Sicher fraß sie ständig an seiner Essenz.

Kein Wunder, dass auch ihr Herz brannte.

Er war ganz blass und mager, fast durchsichtig.

Kabuto.

Müde blinzelte er, als würde er sich an das helle Licht gewöhnen müssen.

Nach zwei Jahren in der Dunkelheit.

Endlose Sehnsucht.

Nur in ihren Träumen.

Und auch diese waren immer seltener geworden.

Nun wusste sie warum.

Seine Kraft hatte abgenommen.

Ihre Hand ballte sich zur Faust, doch sonst erlaubte sie keine Regung auf ihr Gesicht zu treten.

"Zwei für ihn und meine Bürgschaft, dass er nie wieder eine Menschenseele verschlingen wird."

Ein Nicken antwortete ihr.

Warum auch etwas bestätigen.

Die Abmachung war längst getroffen.

Schweigend wurde ihre ‘Beute’ hochgehoben und dann verschwanden die Akatsuki so leise und unauffällig, wie sie gekommen waren.

Nur er blieb zurück.

Noch immer etwas wacklig auf den Beinen stehend.

Unsicher ob dies Wahrheit oder Traum war.

Doch das glückliche Lächeln auf seinen Lippen zeigte deutlich, dass er ihr vertraute.

"Ich habe gehofft du würdest mich holen, doch dass du nun wirklich hier bist ..."

Seine Stimme war noch immer tief und wohlklingend, doch rauh und kratzig von Jahren des Schweigens.

Für Misao war es das schönste Geräusch der Welt.

Gerne hätte sie etwas erwiderte, aber nun ...

... da er wieder vor ihr stand.

War ihr Herz zu sehr erfüllt von Glück.

Es quoll über und überschwemmte ihre Stimme.

Kein Ton kam über ihre Lippen.

Und Kabuto wusste es.

Sie waren verbunden.

Tiefer, als ein normaler Mensch auch nur hoffen durfte.

Ihre Seelen waren schon lange im Gleichklang.

Nun waren auch ihre Körper wieder vereint.

Es brauchte keine Worte zwischen ihnen.

Ein inniger, verzehrender Kuss sagte alles, was gesagt werden musste.

War ein angemessener Spiegel ihrer Gefühle für einander.

Sprach davon, was in der nahen Zukunft geschehen würde.

"Verzeih, dein Name ist nicht lächerlich.", durfte sie erneut seine Stimme hören.

Kabutos warme Hand berührte ihre Wange, so vorsichtig, als hätte er Angst, sie könnte sich als eine Illusion herausstellen.

Sein Atem streichelte vorsichtig über ihre Haut.

Nachdenklich lag Misaos Blick auf ihm, bevor sie verstand und erfreut lächelte.

Ihre Hand suchte nach der seinen und umfasste sie.

So schnell würde die Echsenfrau ihn nicht mehr loslassen.

"Lass uns heimgehen."
 

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Sodala, fertig \^.^/

Der Titel gefäll mir nicht so gut. Dämonenherz wäre mir lieber gewesen, aber ich hab schon einen Titel mit Dämon drin und dann hätts mir auch net gepasst. >.<

Am Besten gefällt mir der Anfang ^.^

Ansonsten ... der Kampf am Ende ist so ... einfallslos, davon bin ich net so begeistert. Auch die Dialoge zwischen Misao und Kabuto gegen Ende sind ein bisserl ... naja ... blöd, auch wenn sie inzwischen besser geworden sind. ^.^°

Aber ansonsten bin ich net unzufrieden damit und ich hoffe dir hats gefallen. ^.^

Carnidia ^.^v



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Shabon
2007-08-26T19:29:48+00:00 26.08.2007 21:29
...
Ich liebe es immernoch. XD
Das musste mal gesagt werden.
Geile FF. *.* Kann mich nur immer wieder dafür bedanken. *plüüüüsch*
Von: abgemeldet
2007-07-12T13:01:30+00:00 12.07.2007 15:01
Woow~ heey, die war echt coool. *__*
Düster~... Und absolut genial. <3
(Die letzte Szene stelle ich mir gerade geil vor~ wie sie da sitzt, und auf den Austausch wartet...~ *_*)
Von:  Shabon
2007-06-06T21:23:34+00:00 06.06.2007 23:23
Oh dankedankedankedankedankedankedankedankedankedanke >.<
Ich liebe die FF, echt jetz. >.< Das is total anders als das was du sonst fabrizierst hast und trotzdem so krass.
Ich mag diesen düsteren Touch, der sich durch die ganze FF zieht. Ich sollte echt öfter Geb haben, wenn du dann sowas geiles schreibst. *.* Auch dieses ganz andere Verhältnis zwischen Misao und Kabuto gefällt mir sehr gut. Das hat echt was. Auf der letzten Seite hab ich mir echt gewünscht, dass es noch weiter geht. Aber is schon klar, wenn schluss is is schluss... Ich frage mich allerdings nur wohin sie jetzt gehen werden. XD
Aber es is ma nich dieses friede-freude-wir streuen dramatik ein- gebilde, das is echt genial...
I love it! *.*


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