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Zamara - The Evil

Teil 1
von

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Ein grauenhafter Tag

So, ein neues Kapitel wurde (erfolgreich) fertiggestellt...*gg* wenn euch irgendetwas auffällt während ihr lest (zB. Grammatikfehler, verwirrende Sätze, falsche Reihenfolge...), würde ich euch sehr dankbar sein, wenn ihr es mir mitteilen würdet. *lol*

mhm ja was an diesem kapitel so besonders ist, is eigentlich nur, dass es dass längste ist, das ich je geschrieben hab, denk ich mal, zumindest in dieser Story...

...naja dann viel Spaß beim Lesen!!!
 

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7. Ein grauenhafter Tag
 

Die Fenster waren weit geöffnet, denn jetzt könnten wir noch aufmachen, hatte Oxana gesagt, weil der Himmel noch dunkel war und die Luft noch nicht verpestet von den ganzen Leuten, die hier wohnen.

Der Muffin war schon längst ausgetrocknet und mein Kakao schon lange kalt, aber das störte mich nicht, er hätte gefroren sein können und ich hätte es trotzdem kaum gemerkt. Ich biss an meinem Muffin ab. Er schmeckte nach nichts, doch das störte mich nicht. Ich hatte eigentlich ja auch keinen Hunger, ich aß nur, um überhaupt irgendwas zu tun, ansonsten wäre ich wahrscheinlich einfach nur dagesessen und hätte aus dem Fenster gestarrt, hätte gewartet bis es langsam hell wurde und nach einiger Zeit schließlich hätte ich beobachtet, wie die ersten Autos durch die Straße fuhren und die Lampen angingen.

So wie meine Mutter, sie aß nichts.

Ich hatte große Lust zu reden, ich musste sie so viel fragen. Ich formte die Wörter lautlos mit meinen Lippen, warum sind wir hierher gezogen, warum hängen in meinem Schrank lauter bunte hässlich Kleider, warum willst du, dass ich so etwas trage? Warum hast du meine Haare blond gefärbt, warst das überhaupt du?, warum hast du mich aus dem Bett geholt, warum sitzen wir schon seit Stunden hier? Wann fahren wir wieder zurück nach Hause?

Die letzte Frage konnte ich mir selbst beantworten, wir würden nie zurückfahren. Ich hatte so viele Fragen, aber ich stellte ihr keine. Die Stille war zu wertvoll. Es war so ein angenehmes Schweigen, ich wollte es nicht zerstören.

Ich hatte meinen Muffin aufgegessen und überall auf dem Tisch lagen Krümel. Irgendwann stand Oxana auf und gab mir einen neuen und ich aß langsam weiter. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, konnte nicht erkennen, ob es dann noch Stunden waren oder nur wenige Minuten, bis meine Mutter schließlich anfing zu reden und anfangs war ich erschrocken, da ich mich schon so an die Stimme gewöhnt hatte.

„Du findest dein neues Zimmer schrecklich, nicht wahr? Und natürlich die Kleider, die bunten, du brauchst sie nicht zu tragen.“

Ich nickte, die Stimme meiner Mutter war beruhigend und trotzdem hatte ich keine Ahnung, warum wir hierher gezogen waren und wie als wenn sie meine Gedanken lesen konnte gab sie mir endlich Antworten, Antworten auf meine nie laut gestellten Fragen und trotzdem war ich gierig, sie zu kriegen.

„Wir sind wegen dir hergekommen. Wegen dir und deinem Bruder. Du musst jetzt zur Schule gehen und von unserem alten Zuhause wäre der Weg dorthin zu weit gewesen, ich hab dir die Kleider gekauft, weil andere Kinder in deinem Alter so was anziehen. Ich wollte wissen ob du Gefallen daran findest.“

Ich nickte wieder, obwohl ich keine Ahnung hatte was sie meinte und es war auch nicht nötig zu fragen, denn sie sprach weiter. Es gab selten Momente in meinem Leben, an denen ich sie so viel auf einmal sagen hörte.

„In der Schule lernst du lesen und andere wichtige Dinge, ich bin mir darüber klar, dass du viel von dem schon kannst, aber du musst trotzdem dorthin gehen. Deshalb hab ich dich so früh geweckt, ich werde dich heute, wenn die Sonne aufgegangen ist, dorthin bringen. Morgen kannst du alleine hinlaufen, dann kennst du ja den Weg.“

Abermals nickte ich ab diesem Zeitpunkt war mir dann auch klar, dass mein Leben nie mehr so sein konnte, wie es einmal gewesen war.

„Ich sah meine Mutter kaum lächeln, doch jetzt lächelte sie mir freundlich zu und ich sah die Angst in ihren Augen, doch ich hatte keine Ahnung wovor sie kam. „Möchtest du noch einen Muffin?“

Dieses Mal schüttelte ich schließlich den Kopf. Ich hatte keine Lust mehr zu essen.

Nun war sie an der Reihe zu nicken und danach kehrte wieder die beruhigende Stille ein. In diesen Momenten dachte ich nicht an die Schule, wo ich hingehen musste, nicht an den Block indem ich nun wohnte, nicht an die schrecklichen Farben, die es hier überall gab, nicht an Oxana, die mir gegenübersaß mich aber nicht ansah.

Meine Gedanken waren weit weg, hinter dem Block, entlang dem Waldweg, irgendwo in der Ferne. Dort stand ein altes brüchiges Haus. In meinen Vorstellungen ging ich durch die Tür, durch einen Raum hindurch und dann nochmals durch eine Tür. Ich öffnete sie und hinter dem alten Holz verbarg sich eine Treppe. Es war dunkel. Ich stieg die Stufen hinab, ohne zu sehen wo ich hintrat, denn ich kannte den Weg auswendig. Ein kleiner Luftzug wehte durch den kalten Raum indem ich mich befand. Ich setzte mich auf ein Brett, welches an der kalten schmutzigen Mauer lag und starrte auf das kleine vergitterte Fenster. In meinen Gedanken sah ich ihn herein fliegen. Er war eine kleine schwarze Fledermaus mit einem leichten silbernen Glanz im Fell. Seine Augen funkelten gelb und sahen aus wie Edelsteine. Er flatterte leichtfertig mit den Flügeln und flog auf sie zu, er setzte sich auf eine meiner Schultern und dann saßen wir so da. Stundenlang und ich konnte mir nicht vorstellen, je wieder etwas anderes zu tun.
 

Die ersten Sonnenstrahlen schienen durchs Küchenfenster, meine Mutter stand plötzlich auf und riss mich somit aus meinen wunderbaren Gedanken. Sie ging zur Tür hinaus und als sie wieder kam, ging sie auf mich zu und reichte mir eine blaue Hose und ein schwarzes T-Shirt. Natürlich, ich trug ja immer noch das schwarze Hemd meines Vaters, das mir bis zu den Füßen reichte. Ich nahm die Sachen und zog sie an, obwohl ich lieber meine alten schwarzen Kleider getragen hätte, welche ich eigentlich sonst immer trug.

Wir machten uns schließlich auf den Weg und stiegen die Stufen hinunter, welche die einzelnen Stockwerke im Block miteinander verbanden. Als wir unten ankamen liegen wir nach rechts eine Straße entlang, in der noch mehr Hochhäuser standen, die so aussahen wie das, indem wir wohnten. Meine Mutter ging schnell und ich hatte Mühe nachzukommen, dann bogen wir einmal rechts ab und irgendwann später nochmals rechts, wir gingen durch Wiesen, auf denen Parkbänke standen und Spielplätze errichtet waren, vorbei an Reihenhäusern, die von kleinen Zäunen umgeben waren. Einmal entschied sich meine Mutter nach an einer Kreuzung für links und als wir die Straße entlangliefen wusste ich schon, wo unser Ziel sich befand.

Es war ein altes gelbes riesengroßes Gebäude, davor standen bunte Kinder, manche waren etwa in meinem Alter, andere schätzte ich auf ein paar Jährchen älter. Sie spielten mit Bällen und anderen Dingen, die sie vermutlich als Spielzeug verwendeten, sie rannten sich gegenseitig hinterher, schrieen, lachten, saßen auf dem Boden oder standen irgendwo herum. Manche lasen in Büchern oder schmissen sich die Bücher und Hefte gegenseitig zu, sie aßen oder tranken oder beides, aber auf jeden Fall hatte ich sofort eine große Abneigung gegen sie und keinesfalls wollte ich in ihrer Nähe sein und trotzdem schlenderte ich neben Oxana her, direkt auf die Kinderhorde und das Gebäude zu.

Ein paar Meter bevor wir sie erreichten, blieb meine Mutter stehen, ich ebenso. Sie sah mich an und ich nickte, ich wusste, sie wollte dass ich nun alleine zu ihnen hinüberlaufe. Ich zögerte, doch schließlich schlich ich auf sie zu, mir blieb nichts anderes übrig, obwohl ich lieber wieder mit Oxana zusammen nach Hause gegangen wäre. Keiner von uns sprach ein Wort, wir drehten uns einfach um und bewegten uns in die entgegensetzte Richtung davon.

Ich blieb etwas abseits von den anderen stehen und meine Augen verharrten auf den Boden, ich hatte keine Lust, mit ihnen reden zu müssen oder sie anzusehen, dies wollte ich auf jeden Fall verhindern.

Auch wenn ich sie keines Blickes würdigte, merkte ich, dass es immer mehr davon wurden. Sie kamen zu Fuß und manche gingen an mir vorbei. Sie wurden von ihren Eltern in fahrenden Blechbüchsen hergebracht oder sie entschwanden den großen Autobussen aus und wenn ich daran dachte, dass man sie dort auch wieder reinstopfen konnte und sie weit wegschicken konnte, fasste ich einen kleinen Hoffnungsschimmer, aber als ich merkte, dass alle nur ausstiegen und immer mehr von den Geschöpfen auftauchten verflog der letzte Funke Hoffnung, den ich bis dahin noch hatte.

Irgendwann hörte ich eine laute dominante Frauenstimme durch die Menge plärren. Der plötzliche unerwartete Lärm erschreckte mich und ich sah auf. Die beiden großen Eingangstüren, welche sich unmittelbar nebeneinander befanden, waren geöffnet worden. Ein paar Meter davor stand eine große dünne Frau. Sie hatte ihre dunkelblonden Haare zusammengebunden, ihre Haltung war aufrecht und sehr bestimmt und mit einem stierenden Blick schaute sie über die Menge hinweg.

Die meisten älteren Kinder gingen hinter ihr durch die Eingangstür und verschwanden im Gebäude. Erst als die meisten weg waren, konnte ich verstehen, was die Frau überhaupt rief. Es waren Namen. Sie rief einen Namen und als das entsprechende Monster, welches ihn besaß zu ihr nach vorne ging, teilte sie es in einer bestimmten Gruppe zu, die sie vor der Schule aufteilte. Es gab fünf Gruppen. Die Kinder, welche unbestimmt irgendwo herumlungerten wurden immer weniger und die geordneten Horden wurden größer.

Marissa Janka, ein kleines brünettes Mädchen, das zuvor noch mit zwei andern ihrer Art gekichert hatte, zuckte zusammen, als ihr Name aufgerufen wurde und lief schließlich nach vor, sie wurde in Gruppe B eingeordnet.

Der nächste war Thorsten Allen, ein kleiner schmächtiger Junge mit etwas längeren blonden Haaren, die Brille auf seiner Nase wurde zur Hälfte von ihnen verdeckt. Gruppe E.

Frank Random, den ich aufgrund seiner Größe eigentlich schon ein paar Jahre älter geschätzt hätte wurde Gruppe D zugeteilt. Danach wurde ich aufgerufen.

Zamara Blake! , die blonde Frau rief nun schon zum dritten Mal nach mir und ich hatte mich immer noch nicht gemeldet. Obwohl ich wusste, dass sie nur mich meinen konnte, fühlte ich mich keinesfalls angesprochen, denn mit ihrem seltsam Akzent hatte sie meinen Namen komisch betont und natürlich falsch ausgesprochen.

Die blonde Frau kritzelte mit ihrem Stift irgendetwas auf ihrer Liste hinauf und ging schließlich zum nächsten Namen über und somit zum nächsten Kind, welches sie einer Gruppe zuteilen konnte. Jordan Creek.

Wenn ich die Zeit so schätzte, dann denke ich, es waren noch ca. zehn oder fünfzehn Minuten, in welchen die Monster sortiert wurden. Ich war nicht dort oder doch, aber jedenfalls nur körperlich, eigentlich war weit weg. Ich war im Keller, bei dem Jungen und er brachte mir in kleinen Schritten das Lesen bei. Er fing mit Buchstaben an, danach erklärte er mir die Silben und fügte sie zu Worte zusammen. Und er las mir oft vor, stundenlang und ich hörte ihm fasziniert zu. Ich wusste nicht wie er hieß, aber seine beruhigende Stimme hätte ich überall herausfiltern können.

Ich schreckte hoch, als ich merkte, dass sich Schritte mir näherten und sah mich um. Alle waren inzwischen schön geordnet eingereiht in den einzelnen Gruppen, nur mich hatten sie noch nicht richtige einsortiert. Die blonde Frau ging in ihrer aufrechten Haltung auf mich zu, mit ihrer dominanten Stimme, fragte sie mich wer ich sei und was ich auf dem Schulgelände zu suchen hätte.

Ich verriet ihr meinen Namen und deutete sie darauf hin, dass ich auf ihrer Liste stünde. Schließlich sagte sie mit grimmiger und genervter Stimme: „Gruppe D“, und zeigte auf das Häufchen indem auch Frank Random stand, wegen seiner Größe hatte ich ihn sofort erkannt.

Mir blieb nichts anderes mehr übrig, als mich ebenfalls zu dem Kinderhaufen zu stellen, was ich jedoch aufs Äußerste verabscheute. Ich tat’s trotzdem, meine Mutter würde es so wollen.
 

Ich saß in einem stickigen großen Raum, der jedoch zu überfüllt war von den Tischen und Stühlen und natürlich den vielen Kindern, die sich ebenfalls hier befanden. Ich sehnte mich so sehr nach Luft und Freiheit, wie noch nie in meinem bisher kurzen Leben.

Wenn ich nach vorne sah, war da eine große grüne Tafel, auf den die etwas ältere, grauhaarige Frau, welche für „unsere“ Gruppe D zuständig war, ihren Namen geschrieben hatte. Sie redete mit uns und alle saßen gespannt da und hörten dieser monotonen und etwas krächzenden Stimme von Ms. Prett zu. Es war furchtbar langweilig und ich hasste es dort zu sitzen, wo ich nichts tun konnte und umgeben war von stinkenden Wesen meines Alters, früher dachte ich immer, andere Kinder würden eher so ähnlich sein wie der Junge vom Keller, aber dies war eine Enttäuschung.

Ich starrte aus dem Fenster und auf den großen Nadelbau, der ein paar Meter davon entfernt stand, der Himmel war grau und es war trüber Tag, ein kleiner schwarzer Vogel flog vorbei und ließ sich auf einem Ast des Baumes nieder. Ich stellte mir vor, wie ein riesengroßer Eisbär, der hinter dem Baum gestanden hatte, zum Vorschein kam. Alle kleinen Vögel, die zuvor noch auf den Ästen saßen, würden augenblicklich das Weite suchen. In meiner Fantasiewelt war die kurz geschnittene, schon fast kaputte Wiese von einer Welle weißer Schneeflocken bedeckt. Der Eisbär würde auf das Fenster zustampfen und man könnte seine Fußspuren im Schnee erkennen. Er würde eines der Fenster mit seiner Pranke in einer leichten Handbewegung leicht zu Bruch gehen lassen und ein eisiger Luftzug würde durch den Raum fegen.

Eine grässliche schrille Glocke unterbrach mich in meinen Gedanken und ich sah auf, Ms. Prett meinte, wir sollten wieder rausgehen und wenn es noch einmal läutete wieder hereinkommen. Wie Roboter, die immer machten, was man ihnen befahl, befolgten die Kinder aus Gruppe D die Anweisungen der Lehrerin. Ich ging ebenfalls hinaus, da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte.

Draußen waren die Kinder der ganzen Schule versammelt und spielten, aßen, lachten und rauften, ich suchte mir einen Platz, wo sich keiner von ihnen aufhielt, setze mich hin und lehnte mich an die gelbe Mauer des Gebäudes.

Zum Glück ließen die Kinder mich in Ruhe dort sitzen und ich schloss die Augen und stellte mir vor, ich wäre zu Hause in meinem alten Zimmer und würde am offenen Fenster sitzen, die kalte Nachtluft an meinem Gesicht vorbeiziehen spüren und in den dunklen Himmel starren.
 

Ms. Prett entließ uns schließlich endlich wieder der Freiheit und die Monster strömten in die verschiedenen Richtungen davon, sowie ich.

Ich lief die Straße entlang, von der ich gekommen war, bog links ab und spazierte vorbei an den Reihenhäusern, ich lief durch Wiesen und Straßen, welche ich noch nie zuvor gesehen hatte, anscheinend hatte ich mich verlaufen, doch dass störte mich nicht im Geringsten. Irgendwann erreichte ich den Spielplatz, es waren viel mehr Leute dort, als am Morgen und ich entschied mich in nicht zu überqueren, sondern um ihn herum zu gehen. Mein Weg führte durch kleine Feldwege und schmale Gassen, vorbei an riesigen Hochhäusern. Ich brauchte drei Stunden um den Block zu finden, indem ich wohnte und stieg langsam die Treppe hinauf.

Ich stand vor unserer Haustür und drückte auf den Schalter, der die Glocke läuten ließ. Meine Mutter öffnete die Tür und sah mich an. Noch nie zuvor hatte sie mich so mitleidig angesehen, wie in diesem Moment. „Wie…hm, war es annähernd erträglich in der Schule, Zamara?“, fragte sie tonlos flüsternd.

„Warum muss ich dort hin?“, entgegnete ich.

Anstatt mir zu antworten, nickte sie und ließ mich herein. In der Küche roch es nach Fleisch, doch ich hatte keinen Hunger. Langsam trottete ich in das, was ich ab jetzt „mein Zimmer“ nennen werde. Ich öffnete die Tür und trat ein, die ganzen schrecklichen Möbel waren hinausgeräumt worden, das Zimmer war ganz leer und mein Vater stand vor der hellrosa Wand und strich mit schwarzer Farbe darüber. Als er merkte, dass ich hereingekommen war, drehte er sich um und sah mich an. „Gefällt es dir?“

Ich nickte und setzte mich mitten im Zimmer auf den Boden und sah im zu. Ich wartete bis die ganzen Mauern mit schwarzer Farbe überstrichen worden waren, bis die hässlichen hellbraunen Möbel wieder ins Zimmer geschoben wurden, ich erkannte meine graue Decke wieder, welche ich früher immer benutzt hatte und war erleichtert, dass in meinem neuen Kasten wieder meine alten schwarzen Klamotten hingen. Dann schlenderte ich ins Bad und hielt meinen Kopf unter das kalte Wasser bis sie vollends nass waren. Meine Haare wurden wieder glatt, doch zu meinem Entsetzen, war anders als ich gehofft hatte, die blonde Farbe immer noch in meinen Haaren. Ich versuchte es mit Seife, Shampoo und allem möglichen Zeug, dass ich finden konnte, hatte jedoch keinen Erfolg.

Meine Mutter stand in der Tür und sah mir zu, ich wusste nicht wie lange, denn ich hatte sie gerade eben erst bemerkt. Ihre Miene war ausdruckslos und da wusste ich genau, Oxana war es gewesen, die meine Haare verunstaltet hatte.

Und wie als könnte sie meine Gedanken lesen, flüsterte sie mit krächzender Stimme: „Du kriegst die Farbe nicht raus. Sie bleibt vier Jahre in deinen Haaren, vier Jahre, in denen du hier zur Schule gehen wirst und in denen wir vorerst hier leben werden. Ich möchte dass du dich anstrengst und versuchst dich ein bisschen anzupassen und bitte sei achtsam und kümmere dich um deinen Bruder, ich wünsche ihn in gute Hände zu wissen, sollte ich nicht hier bleiben können.“ Meine Mutter drehte sich um und ging davon.

„Und dann? Was ist dann, nach diesen vier Jahren? ...

...dann?“, rief ich ihr nach. Doch sie war schon in die Küche verschwunden.
 

Ich saß am offenen Fenster. Die kalte Nachtluft wehte mir ins Gesicht aber trotz der Kälte war mir in meinem dünnen T-Shirt nicht kalt. Es war eher eine Genugtuung, den eisigen Windhauch an meiner Haut zu spüren. Die Dimension kam mir rießengroß vor und unendlich weit, doch in meinem Herzen wusste ich, irgendwann würde ich sie doch überwinden können. Ich war nicht in der Lage, denn Mond zu sehen, nur die Hochhäuser welche rund um mich standen.

Früher war er immer da gewesen, am Himmel irgendwo so sehr entfernt von mir zwischen den Sternen und doch hatte ich das Gefühl, ihm nah gewesen zu sein, wie nie nachher. Er schien leise über unser altes Haus und die Mauern warfen leichte Schatten.

Ich überlegte mir, zu laufen, weit weg, über Wiesen und Felder, an den Hochhäusern vorbei, bis ich sie nicht mehr sehen konnte, ich wollte weiter laufen, als heute nach der Schule, viel weiter, ich mochte bis zur Erschöpfung rennen und darüber hinaus. Keiner sollte mich aufhalten können, vielleicht würde ich umfallen und dann wieder aufstehen und mich weiter, immer weiter meinem Ziel zuwenden.

Die kahlen Wände des Hauses, die die Dunkelheit meiner Sehnsucht bargen, würde mir die Kraft dazu geben, welche ich so unbedingt brauchen würde.

Ich hörte in meinen Gedanken versunken, schon den kahlen dürren Baum, er war schon lange verdorren gewesen bevor ich in dieses Haus geboren wurde. Mir war, als hätte er nie Blätter, Blüten oder gar Früchte getragen, allein der Gedanke daran, er wäre einst eine kleine Pflanze gewesen, die langsam gewachsen und aufgeblüht hatte, war mir unvorstellbar.

Der Baum war klein, hatte verbogene Äste und eine braune Rinde, die meistens aussah als wäre sie grau oder schwarz. Er sah mickrig aus unter den vielen anderen Bäumen, die rund um ihn standen, und trotzdem hatte ich ihn mir ausgesucht, hatte mich auf eine seltsame Art hingezogen gefühlt zu ihm und mich an seinen Stamm gelehnt, wenn ich nachts im Garten saß und der verwandelten Fledermaus zusah, wie sie dem Mond entgegen flog.

„Warte“, raunte ich in die Nacht hinein. „Ich werde kommen, rette mich du unsterbliches Wesen der Nacht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kiana
2007-12-01T21:08:54+00:00 01.12.2007 22:08
Huhu ^^
Endlich konnt ich mal lesen wie's weiter ging.
Wow, du hast recht, diesmal ist es wirklich schön lang geworden !!
Gefällt mir sehr gut =) Tut mir leid, aber mir fällt keine Kritik ein -.-
Die arme Zam ! Dann bin ich mal gespannt wie sie die 4 Jahre überstehen wird..
Freu mich, wenns weiter geht !
LG Ki-chan


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