Jagd
Liana rannte und rannte. Durch zerstörte Straßen, graue Gassen und leere Hinterhöfe. Sie konnte nicht mehr, aber die Angst trieb sie weiter. Irgendwo musste doch ein brauchbares Versteck sein! Liana sah sich wieder um. Ihr Blick blieb an einem halb zerstörten Haus hängen. Die obersten Stockwerke waren zerstört, der erste Stock stand noch teilweise, und das Erdgeschoss stand sogar noch komplett. Das muss fürs Erste reichen. Sie hastete hinein und verschloss die Tür flüchtig mit Magie. Dann beugte sie sich nach unten um besser atmen zu können. Sie sah sich im Raum um. Einige Balken waren zerbrochen. Aber die, die noch standen, schienen im Stande zu sein, ihre Last zu tragen. In einer Ecke lagen ein kaputter Tisch und zerbrochene Stühle. Die braune Farbe bröckelte von den Steinen ab.
„Liana, Liana.", rief eine lockende Stimme sie, "Komm raus, komm raus!“
Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken, als sie die Stimme erkannte. Er konnte doch nicht wissen, dass sie hier war! Oder... halt. Liana fluchte leise. Sie hatte die Tür mit Magie verschlossen. Wie konnte sie nur so töricht gewesen sein? Hektisch eilte sie durch den Raum. Hinter zwei zusammengebrochenen Balken entdeckte sie ein Schlupfloch. Rasch kroch sie dahinter.
Bald darauf flog die Tür mit einem lauten Knall auf. Ein kräftiger Mann in roten Roben betrat den Raum. „Liana, wo hast du dich verkrochen?“ Er sah sich kurz um. Dann ging er auf ihr Versteckt zu. Liana gefror das Blut in den Adern. Er kann mich nicht entdeckt haben! Das kann doch nicht sein! Liana hielt die Luft an, um ja keine Geräusche zu machen. Vielleicht versucht er ja nur so, mich rauszulocken.
Plötzlich explodierte eine Fensterscheibe im Haus. Der Mann wandte sich um – was ein großer Fehler war. Eine schwarz gekleidete, große Gestalt tauchte hinter dem Magier auf. Sie machte einige Schritte auf den Magier zu. Gegen das Licht konnte Liana nicht alles erkennen. Der Magier blieb stehen und wandte sich um, worauf der Angreifer ruckartig ein Messer hervor zog, nach dem Arm des Magiers griff, und hinein schnitt. Seine Hand presste sich auf die Wunde. Dann fiel der Magier tot zu Boden. Die Gestalt wandte sich zu Liana um und ging zielstrebig auf sie zu, als wüsste sie, dass sie sich dort versteckte. „Du kannst rauskommen, Liana.“ Lianas ließ die Luft aus die sie unbewusst angehalten hatte. Diese Stimme kannte sie – sie gehörte Akkarin! Er zog seine Kapuze vom Kopf, während sie aus ihrem Versteck kam.
„Ist alles okay bei dir?“, fragte er sie leicht besorgt.
„Ja, es ist alles in Ordnung.“ Sie ging auf ihn zu. „Ich bin mal richtig froh, dich zu sehen.“
Er lächelte sie fies an und bewegte sich mit den Messer in der Hand auf sie zu. „Bist du dir da sicher?“, fragte er höhnisch. Liana blieb geschockt stehen. Er kann doch nicht auf ihre Seite gewechselt sein!? Nicht Akkarin! Er packte sie fest am Arm und wies sie auf etwas außerhalb des Hauses hin. Liana riss die Augen auf, als sie etwas Rotes draußen sah. Sie wurden beobachtet!
Dann hörte sie seine Gedankenstimme. Wir müssen schnell weg von hier. Ich erkläre dir alles später. Spiel mit.
Liana nickte leicht, um zu zeigen, dass sie ihn verstanden hatte. Akkarin zerrte sie daraufhin, nicht allzu grob, aus dem Haus. Draußen standen sieben Magier. Vier Krieger, zwei Heiler und ein Alchemist. Ein großer schlanker Krieger ging auf Akkarin zu. „Was ist mit Poel? Er ist kurz vor dir da rein. Ist er noch drin?“
„Hast du Angst um ihn, Alland?“ Akkarin blickte den Magier kalt an. „Er ist tot.“
Alland kniff die Augen zusammen. „Und du hast ihn umgebracht.“ Es war keine Frage, eher eine Aussage. Akkarin lächelte so, dass es Liana kalt den Rücken herunter lief. „Ja.“
Alland wollte sich auf Akkarin stürzen, wurde aber von einem anderen Krieger festgehalten. „Lass es Alland. Er ist stärker als wir.“
Akkarin blickte spöttisch auf die Beiden. „Ihr werdet mich und mein Beute entschuldigen?“
Sie wurden von allen Seiten böse angefunkelt, als sie mitten durch die Menge der Magier gingen. „Diesmal wirst du eine Strafe von Balend bekommen!“ rief ihnen Alland hinterher. Als Antwort bekam er nur ein kaltes Lächeln.
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Akkarin stieß die Tür zu einem geräumigen, luxuriösen Raum vor Liana auf. Etwas unsanft wurde sie von ihm hinein gestoßen. Die Tür viel hinter ihr mit einem leisen Klicken ins Schloss. Liana sah überrascht auf. Was sollte das? Warum sperrte er sie hier ein? Ein kalter, unangenehmer Schauer lief über Lianas Rücken. Er würde sich doch nicht ihnen angeschlossen haben? Sie hatten schon so fast keine Chance gegen diese Schwarzen Magier, aber ohne Akkarin konnte sie auch gleich aufgeben. Liana blickte sich im Raum um. Der Raum war hell, nur wenige Möbel standen darin, ebenso wenige persönliche Gegenstände. Es sah nicht so aus, als würde hier wirklich jemand wohnen. Der Blick aus dem einzigen Fenster offenbarte einige alte Häuser, in der Ferne konnte sie ein paar frische Ruinen erkennen. Liana hockte sich in eine Ecke und schlang die Arme um ihre Beine. Was würde nun mit ihr geschehen? Eine einzelne Träne lief ihr übers Gesicht. Sie schloss dir Augen. Die Gedanken flogen nur so in ihren Kopf. Doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Langsam schlief Liana vor Erschöpfung ein…
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„Auf welcher Seite stehst du?“ donnerte Balend Akkarin entgegen. Dieser zog nur eine Augenbraue hoch. Seine Antwort klang sehr gelassen, fast etwas belustigt. „Dies dürfte klar sein.“ Er ging langsam auf Balend zu. „Denkst du ich würde zu denen zurück gehen?“ Seine Stimme wurde dunkel. „Zu denen, die mich wegen Hoher Magie verbannt hatten, mich mit Regeln und Verboten eingeengt haben?“ Der schwarz Gewandte lächelte leicht und blieb vor dem anderen Magier stehen, der einen Schritt zurückwich. „Ich lasse mir nicht noch einmal meine Freiheit nehmen.“
