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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Das Duell gegen Roen

Es war bereits früher Vormittag, die Sonne erhob sich am unendlichen, wolkenlosen Blau und die Staubkörner tänzelten im Licht, welches durch das winzige Gitterfenster schien. Rion lag regungslos auf der unbequemen Pritsche, die kratzige Decke um sich geschlungen. Erst gegen Morgen hatte er endlich ein wenig Schlaf gefunden.

Roen stellte seine Schüssel auf den Boden und blickte auf ihn herab, dann schüttelte er den Kopf und griff nach dessen nackter Schulter um ihn wachzurütteln.

Rion gab ein paar unverständliche Laute von sich, bevor er die Augen langsam öffnete und in Roens Gesicht blickte.

„Guten Morgen“, begrüßte dieser ihn, „Ich komme mir so langsam vor wie dein Zimmermädchen“.

Rion blinzelte aus müden Augen zu ihm herüber und drehte sich auf den Rücken: „Morgen. Schon wieder so spät?“.

„Ja“, war die eindeutige, wenn auch knappe Antwort, „Dein Frühstück steht vor deinem Bett“.

Rion erhob sich und ließ die nackten Beine über die Pritsche baumeln: „Danke…“.

Roen setzte sich in den Schneidersitz und begann zu Essen.

Er blickte für einen Moment zu ihm herüber, dann nahm er die Schüssel und griff nach dem leicht gebogenen Löffel. Einmal mehr löffelte er den geschmacksneutralen Brei in sich hinein.

„Ich hab vorhin kurz mit Ventan gesprochen“, begann Roen, stockte jedoch.

Rion verzog das Gesicht und sah ihn erneut an: „Bleib mir bloß weg mit dem Kerl…“.

„Er bestätigte mir, dass er von mir einen Sieg erwartet“, fuhr er fort, „Damit ich den Leuten die frohe Kunde machen kann“.

„Was? Wieso? Was gibt´s denn?“, er blickte ratlos.

Roen seufzte tief und rief es ihm ins Gedächtnis: „Na dass ich der Sohn des Basiel bin“.

„Achso“, meinte er uninteressiert.

„Ventan meinte ich sähe ihm ähnlich, dem Helden von damals…meinem Vater“, ein seliges Lächeln lag auf dem Gesicht des jungen Mannes.

Rion quälte sich den letzten Rest hinunter. Beide schwiegen für einen Augenblick. Die Sekunden dehnten sich merklich. Er konnte sich gut vorstellen, dass Roen Ähnlichkeit mit diesem Basiel hatte. Er war groß und stattlich, hatte breite Schultern und sah schon irgendwie aus wie ein Ritter. Auch ohne seine Rüstung. Fast so mussten die Menschen sich einen Helden aus einer Legende wohl vorstellen. Aber was, wenn er heute wirklich gegen ihn verlor?

„Wenn du heute gewinnst, kannst du mir dann einen Gefallen tun?“, wandte sich Rion nach langem Zögern an ihn, „Fragst du Oger für mich nach meinen Freunden, wenn du ihm gegenüberstehst?“.

Roens Blick weitete sich: „Bist du wahnsinnig? Ich trete doch nicht gegen Oger an“.

Er sah ihn unverständlich an: „Aber der Sieger des Turniers darf ihn doch herausfordern“.

„Das stimmt“, nickte er und hob den Zeigefinger, „Der Sieger darf. Wie oft glaubst du hat das schon jemand gewagt?“.

„Aber wieso sollte man die Chance nicht nutzen?“, warf er ein.

„Vergiss es Rion, ich hänge an meinem Leben“, Roen erhob sich, „Niemand wagt es Oger herauszufordern. Es ist schon hart genug gegen Gladian zu kämpfen. Aber gegen Oger? Bei diesem Kampf gibt es keine Regeln, es obliegt keinen Gesetzen. Oger ist viel zu mächtig. Glaub mir, er würde jeden Gegner in der Luft zerfetzen. Du kennst ihn nicht, du hast ihn doch noch nie gesehen Rion. Niemand wäre so irre“.

„Ich würde es tun“, meinte er und seine Augen spiegelten Entschlossenheit wieder.

„Du bist ja auch völlig verrückt“, urteilte Roen.

„Du hast doch noch nie gegen ihn gekämpft“, gab er zu bedenken, „Woher willst du das dann wissen? Wenn sich jeder vor ihm in die Hose macht, kann ihn auch niemand schlagen“.

„Ihn schlagen?“, er musste beherzt lachen, „Rion… sich ihm zu stellen ist eine große Dummheit, aber zu glauben ihn besiegen zu können? Du bist wirklich reif fürs Irrenhaus. Lass das nur nicht Meister Ventan hören“.

„Ventan, Ventan… gibt es für dich denn nicht wichtigeres?“, entgegnete Rion ihm und stützte sich mit den Armen auf die Bettkante, „Für wen kämpfst du eigentlich da draußen? Nur für Ventan? Oder für die Leute dort auf den Rängen, die jeden anfeuern egal ob sie ihn kennen oder nicht?“.

Roen sah ihn wütend an und sammelte das Geschirr ein: „Ich bin hier um jedem zu beweisen, dass ich der Sohn des Drachenritters von Catas bin“.

Rion blickte ihn ungläubig an: „Ist das alles? Nur deshalb bist du hier?“.

„Dieses Turnier wird mich bestätigen“, war er sich sicher, „Es wird mir Ruhm und Ehre einbringen… und das Ansehen, welches mir zusteht“.

„Dann tust du mir echt leid, Alter…“, meinte Rion knapp.

Roen nahm sein Rapier, steckte ihn ein und stapelte die Schüsseln: „Du und deine Arroganz“.

Damit verschwand er und ließ Rion auf der Pritsche zurück.

Dieser drückte sich hoch, lief zur Tür und riss sie auf: „Was denn? Ich bin arrogant? Guck dich doch mal an! Du bist tausend Mal arroganter als ich es je sein könnte!“.

Im Flur hörte er nur eine zuschlagende Tür. Rion tat es ihm gleich und knallte die Holztür in die labilen Angeln. Staub rieselte von der rissigen Decke. Rion fuhr sich seufzend durchs Haar. Gerade das hätte nicht passieren sollen. Er rieb sich über das Gesicht, griff nach Aura und sah die Klinge wortlos an. Seine Augen fixierten die Tür. Tief durchatmend verstaute er sein Schwert und machte sich auf den Weg in die Arena. Es war Zeit sich Roen entgegen zu stellen. Die Möglichkeit einer Niederlage schwebte bedrohlich über seinem Kopf. Seine Anspannung war fast greifbar, als er das Tor passierte. Schon von weitem hatte er das Geschrei der Menge gehört. Die hatten es gut, fieberten doch nur einem weiteren Kampf entgegen. Doch für ihn war es weit mehr als das. Es ging um zu viel. Alles stand für ihn auf dem Spiel. Er konnte zu viel verlieren. Hier ging es nicht um so lächerliche Dinge wie Stärke, Ruhm oder Anerkennung. Es ging um so viel mehr. Das Leben seiner Freunde hing davon ab und er wollte es um keinen Preis der Welt aufs Spiel setzen. Nur aus diesem einen Grund musste er heute gewinnen. Auch, wenn niemand auf ihn wetten würde.

Rion hob den Blick und streifte gleichermaßen die Gedanken aus seinem Kopf ab. Die Menschen jubelten. Der Lärmpegel wuchs stetig an, bis er ohrenbetäubend wurde. Er lockerte seine Schultern und schritt äußerlich völlig gelassen auf Roen zu, welcher ihn inmitten der Arena bereits erwartete. Rion mühte sich den Atem flach zu halten obgleich sein Herz hart gegen den Brustkorb hämmerte. Tief durchatmend kam er vor ihm zum Stehen. Seine Beine hatten ihn ganz von allein bis hierhin getragen.

Ventan stand auf und erhob feierlich die Arme. Schlagartig verstummten die Schreie der ausgelassenen Meute. Ein jeder schaute ihn andächtig an, beinahe atemlos. So, als hätte er einen mächtigen Zauber auf sie gesprochen. Und dies schien ihm gar nicht mal so abwegig. Bei dieser falschen Schlange war er auf alles gefasst.

„Meine Damen und Herren, heute darf ich sie herzlich zu unserem Halbfinale begrüßen!“, begann er, „Ein Halbfinale zwischen dem noblen, jungen Ritter Roen und dem völlig unbekannten Neuling Rion“.

Das Publikum jubelte und applaudierte ihnen.

Ventan fuhr fort und es wurde erneut still: „Dies ist ein ganz besonderes Duell. Noch niemals standen sich im Halbfinale zwei so junge Männer gegenüber. Seien sie gespannt meine Damen und Herren. Möge der Kampf beginnen!“.

Rion und Roen zückten fast zeitgleich ihre Waffen. Die Klinken trafen sich zum ersten Mal unter lautem Klirren. Er versuchte auf die Beinarbeit seines Gegners zu achten. Noch niemals musste er gegen einen Freund im Duell antreten. Das war ein völlig neues und nicht gerade schönes Gefühl. Doch er versuchte dies auszublenden. Denn Roen, da war er sich sicher, tat das Selbe. Beide Parteien hielten den Kampf lange offen. Man tastete den Anderen langsam ab und versuchte jede Art von Fehler zu vermeiden. Doch man merkte bereits, dass Roen ihn nicht schonen würde. Er wollte unbedingt gewinnen und Ventan beweisen welchen Wert er in Wahrheit besaß. Nach einer ganzen Weile des freundschaftlichen Kampfes, läutete Roen durch einen überraschend harten Schlag eine neue Runde ein. Rion bemerkte, dass es nun ungemütlich werden würde. So begann er die wild aufeinander folgenden Hiebe Roens zu blocken. In dessen Gegenzug konnte er ihn mit gezieltem Kontern empfindlich reizen. Das spielte Rion sehr in die Karten. Roen führte das Rapier geschickt, drehte es und hieb auf ihn zu. Rion wandte den Körper zur Seite, blockte die Waffe mit Aura nach oben hin ab und brachte vor seinen Angriff etwas Luft zwischen ihn und sich selbst. Ihre elegante Art zu kämpfen, verlangte Beiden sehr viel Energie ab. So allmählich ging den Jungs die Puste aus. Zu aufwändig wurde es sich und den Anderen in ständiger Bewegung zu halten. Rion strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht. Roen wirkte erschöpft aber gefasst. Selbst das Publikum schien langsam müde zu werden. Ihre Stimmen wurden leiser. Die zwei Kontrahenten hatten sowieso andere Sorgen. Sie konzentrierten sich auf ihr Gegenüber. Man versuchte den Schritt des Anderen vorauszusehen. Zu erahnen. Einige Male gelang es sogar, wenn auch nur zufällig. Er bemerkte, wie Roen zu Ventan hinauf sah. Doch er beschloss diesen Moment nicht auszunutzen. Zwar wäre es für seine Freunde gewesen, doch eigentlich war Roen nicht sein Gegner. Im Gegenteil. Doch der Zufall ließ ihnen Beiden keine Wahl. Roen gewann seine Konzentration zurück. Noch immer hielten sie das Duell völlig offen. Sie waren einander absolut ebenbürtig. Etwas, dass Rion so nicht gedacht hätte. Doch er hielt wahrhaftig mit Roen mit. Mehr noch, vielleicht war er ja wirklich in der Lage in zu besiegen. Auch, wenn es ihm um ihn leid tun würde. Aber hier ging es um etwas Anderes. Das wollte Roen ja nicht verstehen. Um an Oger heran zu kommen, musste er an ihm vorbei. Es ging nicht anders. Roen erwachte aus dessen Lethargie erschreckend stark. Mit aller Kraft schlug er nun auf Rion ein. Von links, von rechts. Rion blieb nur sich mit Aura zu schützen. Endlich gelang es ihm, ihn zurückzuschlagen. Doch Roen griff sofort wieder an wie von der Tarantel gestochen. Rion wich ihm mit einer Rolle zur Seite aus und landete unsanft auf dem Boden der Arena. Seine rechte Gesichtshälfte war voller Dreck. Schnell hob er den Kopf und sah sich suchend um. Und zwar nach Aura. Diese lag einige Meter vor ihm im aufgewühlten Sand.

„Gib auf“, bat Roen ihn und zielte mit seiner Waffe in Rions Richtung.

„Das kann ich nicht“, lehnte er ab.

Roen trat auf ihn zu und richtete die Rapierspitze über ihm stehend auf seinen Oberkörper: „Du kannst nicht mehr gewinnen“.

Rion blickte ihm direkt in die Augen, als Roen die Waffe leicht anhob und auf ihn herunterschnellen ließ. Er wusste bereits, was die Stunde geschlagen hatte. Die Stimmung im Duell war gekippt, der Ritter schien nervös zu werden. Rion rollte sich weiter, kam auf die Beine. Roens Klinge bohrte sich in den Boden. Ventan war aufgesprungen. Alle Augen starrten gebannt auf die zwei Akteure.

Roen fuhr herum, zog die Waffe mit einem Ruck herauf und ballte die Faust: „Er ist unbewaffnet! Der Kampf ist zu Ende“.

Ventan hob den Arm, doch Rion unterbrach ihn grinsend: „Nein, das ist er nicht“.

Roen und Ventan sahen ihn überrascht an. Zwischen Rions Fingern glänzte etwas. Ein Messer.

„Lächerlich…“, meinte Roen, „Aber wenn du es unbedingt willst, zögern wir deine Niederlage noch etwas heraus“.

Rion hob die Augenbrauen. Roen blickte auf Aura, wie sie teilweise im Sand begraben lag. Lächelnd hob er sie auf. In seinen Fingern wurde sie zu einem gewöhnlichen, alten, rostigen Schwert. Verärgert warf er sie weg und kümmerte sich nun wieder um seinen Gegner. Rion hatte so viel Abstand wie möglich zu ihm gewonnen und forderte ihn auf anzugreifen.

„Ach komm schon, Kleiner“, tat der junge Ritter es ab, „Was hast du nun wieder für eine Dummheit geplant?“.

Rion grinste breiter, es zog sich zur linken Wange hinauf. Es war ein Ausdruck, welcher nur Siegern vergönnt war. Roen stutzte. Rion nahm Anlauf und stürmte ganz plötzlich auf ihn zu. Roen war viel zu überrascht um zu reagieren. Er schützte sich nur. Doch er hatte nicht vor Roen anzugreifen. Stattdessen sprang er knapp vor ihm ab, federte im Sprung auf Roens Schulter ab und landete nach einem Salto über ihn hinweg auf den Füßen. Roen drehte sich ungläubig. Rion warf, ohne ihn zu sehen das Messer nach hinten auf Roen zu. Dieser blockte es im letzten Moment mit seiner Waffe ab. Unter leisem Klirren landete es auf dem Boden. Suchend blickte der perplexe Roen sich nach seinem Gegner um. Dieser stand bereits mit Aura bewaffnet da und wandte sich ihm zu. In der Arena war es totenstill. Alle verfolgten atemlos das Duell, welches sich ihnen bot. Wieder stellten die jungen Männer sich einander.

„Wir sollten so langsam zum Ende kommen“, schlug Roen vor und fasste das Rapier noch fester.

Rion nickte ihm zu: „Ganz mein Gedanke“.

Schon war die Geräuschkulisse wieder da.

Das klirrende Metall erfüllte erneut die Luft. Roen sammelte all seine Kraft und landete einen erschreckend starken Angriff. Rion konnte nur zurückweichen. So knapp, dass die Schneide der Waffe Rions Silberkette durchtrennte. In Zeitlupe sah er den Ring mit Kette herunterfallen. Roen zeigte sich ebenso überrascht. Rion fasste Auras Griff weiter oben und ließ sie aus dem Handgelenk heraus gegen das Rapier schlagen. Aura glomm leicht auf und ging direkt durch die Klinge hindurch. Etwas zeitversetzt brach die Schneide von Roens Waffe entzwei. Ungläubig starrte er darauf und ließ sich in den Sand sinken. Er hatte das Duell verloren. Roen senkte sein Haupt bis die Stirn den Boden berührte, als Ventans Stimme erklang und er den Kampf für entschieden erklärte. Zudem lobte er den Kampf und rief Rion als Sieger aus.

Der Lärm und Jubel der Menge erfüllte die Arena. Rion wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. Er hatte tatsächlich gewonnen. Erleichtert atmete er auf und fischte seine Kette und das Messer aus dem aufgelockerten Sand. Die winzige Waffe versteckte er wieder in seinem Stiefel.

Dann stellte er sich vor Roen und bot ihm seine Hand an: „Wir haben beide toll gekämpft. Komm, gib mir deine Hand…“.

Roen erhob sich ohne ihn anzusehen und schlug Rions Hand weg: „Dieser Sieg hätte mir gehört“.

„Es tut mir leid, Roen“, entgegnete er ihm, als Roen bereits an ihm vorbei gegangen war.

„Das war meine ganz große Chance seine Gunst zu wecken!“, seine Stimme klang härter als gewohnt, „Du machst mir das streitig, was mir gebührt. Ich habe dieses Recht von Geburt an“.

„Das will ich gar nicht haben“, versuchte er ihn zu beruhigen, „Du kannst das alles doch trotzdem sein“.

„Was weißt du schon?“, warf er ihm an den Kopf und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, „Dein Sieg war nichts als Glück!“.

Rion ging zu Boden. Seine Hand tastete nach seiner linken Gesichtshälfte. Ein leichter Schmerz ging davon aus. Sie wurde dick, dass konnte er deutlich spüren. Auf seiner Zunge bildete sich ein leichter Geschmack von süßem Blut.

Er blickte ihn mit großen Augen an: „Gilt eine Freundschaft bei dir nur dann, wenn du gewinnst? Dann musst du sehr einsam sein…“.

„Halt die Klappe!“, forderte Roen etwas lauter als er es wollte, „Oder ich…“.

Rion sprang auf: „Oder was? Na dann komm doch, schlag mich doch! Gibt dir das was, ja? Mach doch!“.

Roen ballte die Hände zu Fäusten, zögerte jedoch.

„Wenn das die Art ist, auf die du deine Probleme löst…“, fuhr Rion nach einer kurzen Pause fort, „Bei dir sind immer nur die Anderen Schuld“.

„Ach ja?“, stieß er erbost hervor, „Kehre du lieber vor deiner eigenen Tür“.

Rion blickte ihn verächtlich an: „Ich brauche mich wenigstens nicht hinter jemandem zu verstecken. Ich habe genug Selbstvertrauen um selber Entscheidungen zu treffen. Du willst der Sohn eines Helden sein und bist doch nichts weiter als Ventans Marionette“.

Roens Augen spiegelten Wut wieder.

Er griff Rions Kettenhemd und hielt ihn fest: „Ich warne dich, du kleine Made. Halt deine vorlaute Klappe!“.

„Du erträgst nur die Wahrheit nicht“, Rion hielt seinem bösen Blick stand.

In Rage schlug Roen ihm erneut auf die exakt gleiche Stelle. Er taumelte einige Schritte zurück, holte aus und schlug selbst zu. Kurz darauf lagen Beide im Sand und prügelten wütend aufeinander ein.

„Schluss damit!“, forderte eine Männerstimme.

Beide ließen voneinander ab und rappelten sich auf. Sie sahen extrem mitgenommen aus. Die Arme waren voller blauer Flecke, Lippe und Nase bluteten. Rion versuchte es wegzuwischen. Seine Handrücken waren von Roens Blut beschmiert.

„Lass ihn noch in einem Stück Roen“, bat der Mann ihn amüsiert, „Morgen im Finale werde ich ihn mir ausgiebig vornehmen“.

Roen nickte: „Ja, Sir!“.

Gladian blickte auf Rion herab: „Du solltest noch ein wenig deine Wunden lecken gehen, mein Kleiner. Morgen ist die Schonzeit für Küken nämlich vorbei. Dann wische ich den Boden mit dir auf“.

Er wandte sich elegant zum Gehen.

„Ach ja?“, Rion konnte bereits wieder grinsen, „Hast du schon mal einen Sandboden aufgewischt?“.

„Ich würde den Mund halten“, riet Gladian ihm im ernsten Ton, „Sonst tue ich dir morgen mehr weh als ich es ohnehin schon tun würde“.

Damit verschwand er. Rion verzog das Gesicht und zeigte ihm den Mittelfinger.

„Trottel!“, zischte Roen kopfschüttelnd und stieß Rion in die Seite, „Du machst dir zu viele mächtige Feinde“.

„Der Typ kann mich mal“, murmelte Rion und stellte sicher, dass der Ring noch ganz war.

Zu seiner Erleichterung war er es.

„Gratulation!“, betrat Ventan das Feld der Arena und klatschte in die Hände, „Was für ein Spektakel“.

Rion verdrehte die Augen, Roen verbeugte sich tief.

„Du hast unglaublich gekämpft“, lobte er Rion erneut.

„Wir waren beide gut“, widersprach er bestimmt.

Roen blickte ihn kurz an, sagte jedoch nichts.

„Trotzdem hast du Roen besiegt“, gab Ventan zu bedenken, „Dabei dachten wir alle er sei der Sohn einer Legende…“.

„Das war nur Glück“, meinte Rion schnell, „Wir waren ebenbürtige Gegner“.

„Und doch gibt es nur einen Sieger“, zuckte er mit den Schultern.

Rions Stimme klang kühl: „Es gibt wichtigere Dinge als das. Wenn es bei dir nur darum geht, dann bin ich froh nichts mit dir zu tun haben zu müssen“.

Ventan sah ihn durchdringend an: „Dabei könntest gerade du doch starke Verbündete gebrauchen“.

„Die habe ich“, war seine deutliche Ansage, „Ich suche mir meine Freunde selber aus“.

„Wie du meinst“, er wirkte beleidigt und machte eine verabschiedende Geste, „Man sieht sich beim Finale. Vielleicht überlegst du es dir ja noch mal“.

„Sicher nicht“, stieß er hart hervor, „Ich hab keinen Bock deine Marionette zu sein“.

Ventan blickte ihn regungslos an, er hob lediglich eine Augenbraue.

„Dummerweise habe ich in meinem Kopf nicht nur Luft, also ziehe ich es vor eigenständig zu denken, tut mir sorry“, erklärte er sich und widerstand dem Blick noch immer, „Oder damit auch so ein mieser Windbeutel wie du es schnallt: Such dir einen anderen Idioten für deinen Scheiß. Kapiert?“.

„Du verstehst es deine Standpunkte klar zu vertreten“, nickte er und machte Anstalten zu Gehen, „Ich hoffe für dich, dass du das nicht eines baldigen Tages bereust“.

Rion blickte ihm misstrauisch nach: „Bestimmt nicht, Ventan. Es war doch klar, dass der Nervsack nicht weit ist. Wo er doch schon sein Haustier vorgeschickt hat “.

Roen schwieg bedrückt. Wortlos trotteten die Zwei nebeneinander her in ihr Zimmer. Rion setzte sich auf seine Pritsche und zog die Stiefel aus. Er würde sich nie an diese Teile gewöhnen. Brauchte er aber wohl auch nicht mehr. Morgen noch, dann war der Spuck sowieso vorbei.

„Es tut mir leid…“, begann Roen plötzlich und deutete auf Rions Unterlippe, „Ich habe mich vergessen. Das hätte mir nicht passieren dürfen. Nicht als dein Freund. Zumindest würde ich mich gern noch als ein solcher betiteln“.

„Kein Ding“, winkte er ab, „Is halb so wild. So hart ist dein Schlag nun auch nicht“.

Roen lächelte sanft: „Du bist unglaublich. Rion, du hast unheimlich stark gekämpft. Es stimmt nicht, dass du nur Glück hattest. Ich glaube es war etwas Anderes“.

„Ach komm, schwamm drüber“, meinte Rion und legte sich auf den Rücken, den Blick zur Decke.

Roen beharrte jedoch darauf: „Nein. Ich meine es ernst. Ich glaube du hast gewonnen, weil du es nicht für dich getan hast. Ich war zu verbissen. Ich war blind und arrogant. Du hast für deine Freunde gekämpft. Darum hat das Schicksal dich gewinnen lassen“.

„Oh bitte…“, er warf ihm einen leicht verarschenden Blick zu, „Halt die Klappe. Laber nicht von Schicksal oder so´nem Scheiß. Das ist genauso ein Quatsch wie die Sache mit dem Topf und dem Deckel. Es ist doch total gelogen, dass es im Leben jeweils einen Menschen gibt der perfekt zu einem passt und den man dann angeblich findet…“.

„Ich glaube daran“, entgegnete Roen.

„Unsinn…“, zweifelte Rion und blickte in den zweifachen Mond, welchen er durch das kleine, vergitterte Fenster sehen konnte, „Absoluter Quatsch“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Futotta_Shiawase
2009-02-02T11:14:40+00:00 02.02.2009 12:14
Du bist aber auch gemein das du Rion gegen Roen antreten lässt....wo ich beide doch so toll finde! Aber was sein muss muss sein....die Niederlage hat Roen wohl nach seinem Egotrip verdient was?
Ich freue mich schon darauf wie es weiter geht Süße^^

ld
I.N.A
Von:  alana_chan
2009-01-03T18:26:11+00:00 03.01.2009 19:26
Wette gewonnen ! Rion hat gewonnen war aber abzusehen nur Roen tut mir leid weil es für ihn eine chance gewesen wäre. Naja wir kommen dem Himmel und der Hölle immer näher. *freu*

lg lana


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