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Cruel, bloody Paradise

Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele
von

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Das Ödlandlager

Das Ödlandlager
 

Der Ausgang aus dem Höhlensystem war nicht mehr weit entfernt. Erleichtert streckten sie ihre angespannten Körper und füllten ihre Lungen mit der klaren Luft. Die Ebene stoppeligen Grases ging in eine sandige Landschaft über. Rion schützte die Augen mit der Hand vor der Sonne. Es war kaum eine Wolke am Himmel. Nur vereinzelt zogen weiße Fetzen von Wattebäuschen über das Pastellblau. Ein wunderbar, sonniger Nachmittag. So tauschten sie den groben, dunklen Sand mit der Zeit gegen den feinen, weißen Sand der Wüste ein. Noch freute sich jeder von ihnen über die wärmende Kraft der Strahlen und die sanfte Bräune, die sie auf ihren Armen und Gesichtern hinterlassen würde. Doch nach ein paar Stunden brütender Hitze und nichts als Sand weit und breit brauchten sie eine Pause. Die Schritte fielen immer schwerer. Der Schweiß rann von ihren Körper hinunter. Es war schwer zu ertragen. Die Jungs hatten sich ihrer Hemden und Shirts entledigt und trugen sie um den Kopf. Maideya beneidete sie insgeheim darum. Musste sie doch der Anständigkeit halber ihr Kleid anbehalten.
 

Träge von der Hitze schleppten sie sich durch die Einöde. Jegliches Gefühl für Zeit schien sich im endlosen Sand der Wüste zu verlieren. Rion mühte sich einen Fuß vor den Anderen zu setzen und ungefähr die südöstliche Richtung beizubehalten. Obwohl er längst nicht mehr so genau wusste wo Süden oder Osten überhaupt war. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass die Übrigen blind hinter ihm her trotteten. Sie würden ihm wohl auch ohne zu murren bis ans Ende der Welt folgen. Es war ein schönes Gefühl. Doch irgendwie beschlich es ihn, dass das Ende der Welt nicht mehr weit weg sein konnte. Zumindest sagten ihm seine Füße das. Als er den Blick wieder noch vorn richtete, schien es ihm, als würde der Sandstaub vor ihm tanzen. Die groben Körner erhoben sich weit am Horizont und wirbelten in der Luft. Immer mehr gesellten sich dazu. Wie Paare, die sich auf die Tanzfläche drängten wenn man ihr Lied spielt. Die Sandwolke formte die Silhouette eines Körpers. Rion musste blinzeln. Er konnte nur schwer glauben, was sich dort vor ihm abspielte. Völlig gefangen von dem Schauspiel ging er darauf zu. Dem Sand entwuchsen Haare. Eine wilde Lockenmähne. Rotbraun, wie die Farbe der Kastanie. In der Glut des Tages schienen sie an der Oberfläche zu brennen. Bis ins blutrot gingen die wehenden Strähnen über. Der Körnersand bröckelte langsam vom Körper und hinterließ das geisterhafte Gesicht einer Frau mit Nachtschwarzen Augen. Es sah aus als wären ihre Augenhöhlen leer und nur die Löcher wären zu sehen. Alles schien sich in diesem tiefschwarz zu verlieren.

„Welch seltener Besuch…der eines Menschen zu diesen schweren Zeiten“, begrüßte sie ihn und ein undefinierbares Lächeln legte sich über ihre Lippen von weißem Sandpapier.

Rion war zu überrascht um antworten zu können.

„Ich weiß was dein Herz sucht und du bist dem näher als du glaubst. Nur dort, wo es Tod gibt kann neues Leben entstehen“, fuhr sie fort.

„Ja, das hab ich schon mal irgendwo gehört“, entgegnete Rion, „Wo ist der Splitter?“

Sie schien zu lachen: „An einem höchst begehrten Ort unterhalb der Füße der Gierigen. Merke auf, dass Habgier eine Todsünde ist. Leben und Tod…oft nur ein dünner Faden“

„Was? Das verstehe ich nicht“, musste er zugeben und trat näher an sie heran.

Es fühlte sich warm an, heiß. Als könnten ihre brennenden Haarsträhnen seine Haut berühren: „Du kannst nur mit dem Herzen sehen. Die Augen müssen blind sein…“

Doch plötzlich riss das Geräusch von zerberstenden Knochen ihn aus der Illusion in der er sich zu befinden schien. Rion hob den Stiefel an und blickte zu Boden. Er war auf das Skelett eines verendeten Tieres getreten, dessen Knochen unter ihm brachen. Die seltsame Erscheinung war verschwunden. Um ihn herum gab es nichts als den verwehenden Sand. Rion atmete tief und besonn sich auf ihre Worte. Das Tier unter ihm war schon mal tot. Aber es schien nichts damit zu tun zu haben. Nichts als ein Zufall. Er seufzte und sah die Anderen an. Niemand sagte etwas. Ihre Gesichter sprachen jedoch Bände. Die Augen blickten müde und leer. Ihre Körperhaltung zeugte von purer Antriebslosigkeit.

„Hey, lasst den Kopf nicht so hängen. Wir sind fast da“, behauptete er um der Motivation Willen und tat als wisse er genau was zu tun ist. Ohne jedoch nur den Hauch einer Ahnung zu haben wohin er sie führen mochte.

Ein leichtes Lächeln huschte nacheinander über die trocknen Lippen der Übrigen.

„Was ich jetzt bräuchte, wäre ein Wunder…aber ein Gigantisches“, dachte er sich als er eine Richtung einschlug von dessen Richtigkeit nicht mal er selber überzeugt war. Doch das durfte er die Anderen nicht spüren lassen. Einen guten Leader zeichnet nicht nur aus immer das richtige zu tun, sondern den Anderen das Gefühl zu geben alles geht voran. Es konnte ja eigentlich auch nicht schlimmer werden.

Eine raue Böe feinen Sandes wehte ihnen mit einem mal vom Osten her entgegen. Schnell schützten sie ihre ohnehin schon gereizten Augen. Aus der sich legenden Staubsandwolke erschienen wie hinter einer Nebelwand ein paar Kamelreiter. Die schemenhaften Schatten nährten sich rasant. Die Vier stellten sich dicht zusammen um einander Schutz zu geben. Die sechs Reiter umstreiften sie in hohem Tempo. Die Kamele schnaubten erschöpft. Ihr Tempo verlangsamte sich stetig. Die Reiter waren vermummt. Sie trugen die typische Kluft der Beduinen. Einfarbige, über den Boden reichende Gewänder und Maskierung. Dabei wirbelten sie erneut unnötig viel Sand auf. Zwischen all dem Sandstaub war es schwer sie richtig aus zu machen. Rion und die Anderen schützten sich mit ihren Shirts vor den Gesichtern damit nichts in Mund und Nase gelangen konnte.

Die Tiere kamen zum Stehen. Eine der Personen schwang sich galant herunter und kam auf sie zu. Zog dabei jedoch einen langen Säbel aus ihrem Mantel heraus. Die Anderen traten einen Schritt zurück.

„Was wollt ihr Vögel von uns?“, wurde Rion angriffslustig.

Sein Gegenüber blieb eine Armlänge vor ihm stehen, der Säbel blitzte bedrohlich in der Sonne: „Ihr seid Eindringlinge! Die Wüste hat ihre eigenen Gesetze“

Es war die Stimme einer Frau, was in Rions Augen die Sache entschärfte. Zudem schien sie noch nicht sehr alt zu sein.

Rion grinste breit und deutete mit dem Kopf auf das Skelett im Sand: „Kenne ich schon, danke“

Die Dame schien etwas aus dem Konzept zu geraten und zögerte einen Augenaufschlag lang: „Nenn mir einen guten Grund, warum ich dich nicht in Stücke hauen sollte“

„Das dürfte ein guter Grund sein“, entgegnete Rion kühl und zückte Aura.

Fast ehrfürchtig starrte sie auf die Klinge und trat noch näher an ihn heran. Mit schnellem Griff drückte sie Rions Hand zurück und flüsterte fast drohend: „Spinnst du, steck das weg!“

Verwundert sah er sie an und zögerte.

„Sie sind noch nützlich. Ich ändere den Befehl. Alle mitnehmen!“, rief sie den Männern zu und schwang sich bereits wieder in ihren Sattel.

Zögernd wurde ihr Befehl befolgt. Einer der Männer gab den Anderen ein Handzeichen. Daraufhin sprangen alle von ihren Reittieren herunter und kamen auf die Gruppe zu. Rion stellte sich schützend vor Maideya. Ohne ein Wort zu sagen schlug einer der Männer ihm die Faust in die Magengrube und lud den bewusstlosen Rion auf eines der Kamele. Geroh folgte. Rafahl und Maideya kamen daraufhin freiwillig mit.
 

Es war heiß. Die Luft schmeckte trocken, nach Sand. Der Kopf fühlte sich an als würde er platzen und sein Bauch. In seinem Bauch schien jemand eine fette Party zu veranstalten. Die Rippen schmerzten. Es war ein Stechen oder Ziehen, er konnte sich nicht so recht auf etwas einigen. Und überall klebte der Sand. Schweiß hatte seine Haarsträhnen ins glühende Gesicht geklebt. Vorsichtig öffnete er die brennenden Augen. Er wollte sich den Sand herauswischen, konnte sich jedoch nicht bewegen. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Rion schnaubte verärgert und trat mit dem Stiefel auf den sandbedeckten Boden: „Toll Kumpel, jetzt steckst du schon wieder richtig tief in der Scheiße. Ich gratuliere!“

„Woher hast du das Schwert?“, fragte die Frau von vorhin.

Rion blickte um sich. Er befand sich in einem großen, weißen Zelt. In der linken Ecke stand eine Pritsche. In einer Anderen Eimer, Geschirr und ein Kessel. Mehr gab es hier nicht. Erst jetzt sah er die Dame in der Zeltöffnung stehen. Sie kam hastig zu ihm herein und schloss den Eingang mit einer undurchsichtigen Plane.

Rion beschloss dazu zu schweigen.

Sie stellte sich mit Aura vor ihn. Wie er sich bereits dachte war sie in ihren Händen nichts als ein rostiger Haufen Müll: „Woher hast du es?“

Rion sah sie trotzig an: „Funktioniert wohl nicht, hm?“

„Ich habe keine Zeit für Spielchen“, ihre Stimme klang drohend.

„Was willst du von uns?“, wollte er zuerst von ihr erfahren.

„Ich von euch?“, die Frau sah empört zu ihm herunter, „Ihr seid die Eindringlinge. Dieser Teil der Wüste gehört uns“

„Bitte, ihr könnt euren Haufen Sand hier behalten. Was soll ich mit dem überdimensionalen Sandkasten machen? Ich will gar nichts von euch“, entgegnete er genervt und hoffte innerlich sie würde es dabei belassen.

„Der Wind hat mir zugetragen, dass ihr nach etwas wichtigem sucht“, begann sie vorsichtig und beobachtete seine Miene genau.

„Dafür muss man ja auch nicht besonders helle sein“, lachte Rion sarkastisch, „Urlaub machen wir hier bestimmt nicht“

„Mach dich nicht lustig!“, langsam schien sie die Geduld zu verlieren, „Was ist mit dem Ding? Warum ist es kaputt? Mach es wieder heile“

„Es ist nicht kaputt“, Rion musste grinsen, „Aura hat eben ihren eigenen Kopf“

„Aura“, nickte sie ehrfürchtig, „Wo hast du es gefunden? Hier in der Wüste?“

Rion schüttelte den Kopf: „Nein, hier nicht. Es hat mich gefunden. Das ist schon eine Weile her. Mit dem Teil hat der ganze Mist hier angefangen…“

„Ihr sucht nach einem Schatz, richtig?“, fragte sie plötzlich doch ganz offen.

„Man könnte es so nennen…“, antwortete er ausweichend.

„Wie nennst du es?“, wollte sie wissen.

Rion sah ihr direkt in die Augen: „Ich versuche eure Welt zu retten“

Irritiert davon kniete sie sich zu ihm herunter: „In deinen Augen liegt etwas magisches. In deinen Händen ist dieses alte Ding hier eine anmutige Waffe. Wer oder was bist du?“

„Ich bin Rion“, stellte er sich selbstverständlich vor.

„Ich hab noch nie etwas von dir gehört“, musste sie zugeben, „Mein Name ist Roxanna Rose“

Rion konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Was? Das ist mein Deckname“, in ihrem Gesicht zeichnete sich eine leichte Pikiertheit ab.

„Das glaub ich…“, murmelte er und blickte an ihr vorbei um nicht noch unverschämter zu sein.

Sie seufzte und warf ihre Kapuze, die ihre Augenpartie verdeckt hatte zurück. Zum Vorschein kam eine lange, rote Mähne, die mit einer glänzenden Klemme gehalten wurde. Ihre Augen waren Mandelförmig und hatten eine leicht gelbliche Färbung. Die Brauen waren fein. Sie nestelte an ihrer Tasche und zog eine Brille mit dünnem Gestell heraus und säuberte sie: „Wir suchen jetzt schon seit zwei Jahren nach dem Schatz aber der Sand gibt nichts von dem Preis“

„Was wird das denn jetzt?“, wunderte Rion sich über ihre taktische Wendung.

„Pass auf, ihr seid meine Gefangenen. Es sind zwar Gahls Männer, aber ihr gehört mir. Das heißt er kann nicht über euch entscheiden“

„Kapier ich nicht“, gab er offen zu.

Sie hob die Finger, setzte die Brille auf und fuhr fort: „Gahl und seine Leute sind Nieten, aber brutale Nieten. Hier gelandet zu sein war ein Fehler. Ich bin Archäologin, keine Räuberbraut. Gahl kapiert das einfach nicht. Ich habe den Schlüssel zur alten Kultur der Ödländer und ich hab eine ungefähre Ahnung. Aber Gahl und seine raffgierigen Männer kann ich dort nicht brauchen. Was ich brauche ist ein Mann mit Verstand…“

„Und dieser Mann soll ich sein?“, schlussfolgerte er.

„Du bist ja nicht gerade bescheiden…“, seufzte sie, „Aber ich dachte dabei wirklich an dich und deinen Kumpel. Den großen, mit den Muskeln“

„Geroh“, nickte er, „Warum sollten wir das tun?“

„Weil Gahl mit euch kurzen Prozess machen wird, wenn er euch hier sieht. Weil er ein brutaler Idiot ist und nichts anderes kann. Sag ja und beeilt euch. Zu dritt schaffen wir es in der Nacht hier raus und sind am Morgen über alle Berge“, schlug sie vor.

„Willst du nicht hierhin zurück?“, wollte er wissen.

„Hierhin?“, Roxanna warf den Kopf in den Nacken, „In dieses stinkende Lager voller Schmarotzer kriegen mich keine zehn Kamele mehr. Vergiss es! Ich packe meine Sachen und verschwinde dann mit dem Schatz auf nimmer Wiedersehen. Ich mache mir irgendwo ein schönes Leben. Weit weg vom Sand…“

„Was ist mit den Anderen? Maideya und…Rafahl?“, warf er ein.

„Ach ja…“, erinnerte sie sich, „Die müssen auch mit. Das könnte ein Problem werden. Ich brauche die Kamele. Ja, ich nehme einfach alle Kamele mit. Also stimmst du zu?“

Zögernd willigte Rion ein: „Aber dann bekomme ich Aura zurück“

Roxanna beäugte noch einmal die rätselhafte Waffe in ihren Händen und warf es dann doch vor Rions Füße: „Seltsames Ding…“

„Das ist mein Schicksal“, meinte Rion, „Oder zumindest ein winziges Stückchen davon…“

Mit einem Lächeln verließ sie das Zelt und stülpte sich erneut die Kapuze über.

„Mann, du wirst noch zum richtigen Glücksritter“, sagte er mehr sarkastisch als alles Andere zu sich selber mit einem flüchtigen Blick auf seine Lieblingswaffe, „Mal sehen was bei unserer kleinen Schatzsuche herausspringt?“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  alana_chan
2008-02-23T15:13:41+00:00 23.02.2008 16:13
Juhu ich habe ja ebend gesehen dass ich das 50 kommi geschrieben habe *party feiern* ( wie bei Rion im Magen). Du hast die 50 geschafft und dass nur mit höchstens zwei kommi schreibern du bist echt klasse. Es sit nur irgendwie schade dass die anderen auf mexx nicht kapieren was hier für eine coole Story ruht und nur auf ihr erwachen wartet. Sie verpassen echt was.
Aber ich bin froh dass ich die Ehre habe diese Story und ihre Vorgeschichte und dass schlafende Schwert lesen zu dürfen.
Arrigatou!!!!!!!!

hdgdl
h-chan
Von:  alana_chan
2008-02-23T15:10:19+00:00 23.02.2008 16:10
Noch ein neues Gruppenmitglied wie nett (scheint jedenfalls so, mal sehen wie lange dass gut geht). Die Frau in der Wüste ( oder sollte ich lieber Astralwesen aus den Weiten des "Nichts" sagen? *g*)erinnert mich an ein Lied namens Herrin des Feuers. Dass Kappi war tierisch heiß, so sehr dass schon Knochen splittern (*g*). Freue mich auf das nächste und auf dass was noch kommen wird.

hdgdl
h-chan


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