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Saint White

von

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Der Anfang vom Ende

17.00 Uhr.

Die U-Bahn von Yoyogiuehara nach Kokkaigijidomae fuhr grade ein, als ich meinen MP3-Player anmachte und versuchte meine schlechte Laune, die ich von der Arbeit behalten hatte, zu unterdrücken.

Um diese Uhrzeit war die Bahn nicht gerade voll, denn die Rushhour war schon seit einer Weile vorbei. Den ersten leeren Platz den ich sah, benutzte ich auch. Tief durchatmen und hoffen das es nicht noch schlimmer kommen konnte als es schon war.

Kurz vor Heilig Abend, an dem durch ganz Japan und erstrecht durch Tokio lauter verliebte Pärchen liefen, wurde ich natürlich auch hier nicht vor ihrem Anblick verschont. Liebend hielten sie sich in den Armen und ihrer Schuluniform lies erraten das sie etwa in meinem Alter sein mussten. Das war mein Wunsch, wieder zur Schule gehen zu können. Früher hatte ich in Osaka gelebt, doch dann bin ich mit meiner Sandkastenliebe durchgebrannt, da seine Eltern ihn zu einer Heirat zwingen wollten.
 

Doch dann hatte er den genialen Einfall mit mir durchbrennen zu wollen. Kurze Zeit später ist er dann mit einem Drogenzugepumpten Model zusammengezogen. Und da ich ihm früher die Wohnung finanziert hatte, stand ich jetzt pleite da und muss Tag und Nacht schuften.

Ich war kurze Zeit später auf der Straße angelangt, doch an jenem Schicksalsvollen, regnerischen Tag traf ich ihn, Takato Miyoshi, meinen jetzigen Geschäftspartner.

Nun stecke ich abends in meiner Ausbildung als Profikillerin. In der Unterwelt nennt man uns nur Black and White. Unter diesem Namen haben wir uns schon relativ berühmt gemacht und das obwohl ich theoretisch noch in meiner Übungsphase stecke.

Ich habe geschworen Rache zu nehmen, an dem Mann der mich zerstört hat. Natürlich wäre es ein leichtes gewesen ihn zu erledigen, doch ich wollte ihn leiden sehen. Er sollte leiden, wie ich gelitten hatte. Ich wollte ihm das nehmen, was ihm das wichtigste war, das Geld, weswegen er mich eigentlich verlassen hatte.
 

Im normalen Leben kennt man mich als Minako Yuki, die 17-jährige Aushilfskraft im nächsten Supermarkt oder Fast - Food Shop.

Ich bin zwar Japanerin, doch hatte ich das Aussehen meines deutschen Vaters geerbt. Ich war etwas größer als die Japanerinnen in meinem Alter, hatte blondes, langes Haar, war schlank und hatte weiße, fast elfenbeinfarbene Haut, europäische blau, grüne Augen und die typischen Gesichtszüge der japanischen Frauen. Damit war ich White in unserer Namensbestimmung.

Doch auch wenn ich in unserem Job nicht schlecht war stellte mich Takato ständig in Frage. Er meinte ich machte diese Arbeit nicht aus Überzeugung.

Er war derjenige der für die Beschaffung der Jobs und der notwendigen Informationen verantwortlich war. Und er hatte seine strickten Voraussetzungen von Aufträgen. Es musste einen bestimmten Grund geben warum das Opfer sterben sollte, wie etwa das es einen Mord begangen hatte, oder krumme Dinger drehte, die schädlich für den Rest der Menschheit war.

Er nannte unseren Job so was wie Räumungsarbeiten von unnötigem Schmutz auf den Japanischen Straßen. Und so sollte ich das seiner Meinung nach auch sehen und stolz auf das sein was ich tat.
 

Doch für mich war das nichts weiter als irgendwelche Leben zu beenden um an nötiges Kleingeld zu kommen. Ansonsten stellte ich nie irgendwelche Fragen. Genau das war auch der Grund warum Takato darauf bestand die Aufträge an Land zu ziehen, weil er von dieser Einstellung nicht viel hielt.

Einmal meinte er sogar er würde mich rauswerfen, wenn ich nicht so talentiert wäre, nur weil ich ihm ehrlich diese Meinung aufgetischt hatte. Aber, Geld war für meine Zwecke der Rache absolut notwendig.

Und da man nicht schlecht verdiente und ich zudem einen Raum in dem Haus meines Partners bewohnen konnte, stellte ich weder die Jobs noch seine Ansicht in Frage. Schließlich lief es zurzeit ja nicht gerade schlecht. Also gab es auch nicht worüber man sich aufregen musste, außer diesen ätzenden Pärchen, die meinten alle mit ihrem Anblick nerven zu müssen.
 

Nein, so wollte ich niemals werden.

Ein Glück das ich gerade mal zwei Stationen in dieser Bahn fahren musste. Da ich mit der Chiyoda Line fuhr musste ich gleich in die Marunouchi Line steigen um nach Shinjuku zu kommen.

Man sollte es kaum glauben, aber seit den knappen zwei Jahren die ich nun schon hier in Tokyo lebe, benutze ich jetzt immer noch den gleichen Stadtplan. Wie soll man sich aber auch bei den 23 Bezirken, 26 Städten, 7 Gemeinden und 8 Dörfern, die zu Tokyo gehören zurechtfinden?

Ich weiß, normalerweise hätte ich nur die Untergrundlinie Yamanote nehmen müssen und wäre direkt dort angekommen, doch dann hätte Takato sicher wieder einen Riesenaufstand gemacht. Beim Umsteigen hätte man mehr übersicht darüber, ob man verfolgt werden würde oder nicht.

Na, wenn er mich fragt, ich finde das echt übertrieben, immerhin kennt ja niemand meine Identität, außerdem, so hat er mich es gelehrt, ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Privatkiller nie seines Gleichen erledigen, vorausgesetzt diese pfuschen ihnen nicht in ihren Fall hinein.
 

Jedenfalls war es hier schon angenehmer. Keine Pärchen zu sehen, alles still. Und so erreichte ich Shinjuku ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Nun hatte ich noch ein paar Minuten bevor ich mich mit Takato treffen sollte. Was sollte ich tun? Nach der Arbeit war ich nun doch etwas hungrig geworden.

So beschloss ich in einen der unzähligen kleinen Läden zu gehen und mir einmal Ramen zu bestellen. Kaum betrat ich das kleine, recht gemütlich aussehende Geschäft, wurde ich auch schon neugierig von allen Seiten betrachtet. Nach einer Weile gewöhnte man sich daran.

Wenn man hier so aussah wie ich wurde man nun mal schräg angesehen. Ich ging an den Tresen und sagte nur „Ramen“ und deutete mit dem Finger daraufhin, dass ich das Gericht nur einmal bestellen wollte.

In etwa 20 Minuten sollte ich mich mit ihm an der alten Statue treffen. Okay, das war gerade so zu schaffen, jedenfalls wenn das Essen nicht ewig auf sich warten ließ. Ich setzte mich an einen Platz der zur Tür hin zeigte und von dem aus ich den gesamten Laden im Blickfeld hatte.

Angewohnheit. Zu mindestens hatte ich den ganzen Laden, bis auf einen Tisch hinter mir im Auge. Und dort, so hatte ich das vorhin gesehen, saßen nur ein paar Jugendliche in meinem Alter. Na ja, die Jungs waren vielleicht schon ein, zwei Jahre älter. Bei Japanern war das nicht so auffällig wie bei Europäern.
 

Plötzlich bemerkte ich, wie sie anfingen über mich zu sprechen, nicht gerade leise. „Habt ihr gesehen? Ich hab euch doch gesagt, dass sie eine Ausländerin ist. Habt ihr nicht gesehen wie sie bestellt hat? So bestellt keine normale Japanerin.“

Vielen Dank auch. Nur weil ich sprechfaul bin, bin ich nicht gleich Ausländerin.

„Hey, Kiria. Du bist doch so ein Englisch-Ass. Warum geht du nicht mal rüber und sprichst sie an?“

Hm... das könnte amüsant werden....

„Ach kommt schon. Was soll das?“

Das musste wohl Kiria sein. Er schien sich zu zieren.

„Keine Sorge. Wir kommen mit an den Tisch. Ist ja groß genug für uns alle.“

Yes!!! Nun wäre es wieder Zeit, etwas Spaß zu haben. Und etwas zu schauspielern. Ich hörte wie sie langsam aufstanden und sich an meinen Tisch stellten. Die anderen zwei schoben den Jungen, der in diesem Fall wohl Kiria sein musste, nach vorne.

„Äh.. Can we sit to you, please?” mit großen fragenden Augen sah ich ihm in sein Gesicht. Innerlich musste ich über mich selbst lachen. Wie die Unschuld vom Lande.

„Oh, yes, of course! Eating alone is boring at all.” Ich grinste.

Die anderen beiden schienen echte Vollidioten zu sein. Sie lächelten so hohl, dass es offensichtlich war, dass sie nicht ein Wort von dem verstanden, was er sagte. Geschweige denn, was ich sagte. „So... what’s your name?”

Tja, was nun?

„Minako Yuki“ so blöd wie ich die einschätzte würden sie nicht mal bei dem Namen Verdacht schöpfen.

„Oh, that’s a pretty name. It’s japanese, do you know?”

Na? Sagte ich es nicht.

„Yeah. My Mum comes from Japan!” Immer noch dieses Bauerntrampel-Gegrinse.
 

Jetzt mischten sich die anderen ein. „ Sag mal, was redet ihr denn die ganze Zeit?“ Kiria sah mir freundlich in die Augen und wendete sich dann seinen Kumpels zu: „Sie meinte ihr Name sei Minako Yuki und das ihre Mutter Japanerin ist. Warum?“

„Mann. Warum verpasst du denn immer solche Chancen? Schau dir doch mal ihren Körper an. Versuch besser sie in ein Love Hotel zu bringen, anstatt ihren Namen zu erfahren.“ Gerade in diesem Moment versuchte ich einen Schluck Cola zu trinken, doch wenn ich nicht so verdammt große Selbstbeherrschung hätte, hätte ich sie jetzt wohl über den gesamten Tisch bespuckt.

„Ähm... Mr.... sorry, what’s your name?” nun lächelte er mich wieder freundlich an.

„It’s Kiria Aoi! What’s it?”

“What did your friends say?”

“Hm? Just ignore it! They’re a little stupid, but friendly. Unfortunately they always think just about one thing.”

Er lächelte immer noch, hielt sich aber nun den Kopf und schüttelte ihn. Er hatte so ruhige Augen, richtig angenehm.
 

Ich wollte mich eigentlich nicht so schnell von ihm losreißen, doch die Tür ging auf und Takato kam herein.

„Verdammt! Minako! Hast du überhaupt eine Vorstellung wie spät es ist? Ich war gerade auf dem Weg zu unserem Treffpunkt als ich dich hier mit deinen Begleitern und einem halbfertigen Ramen gesehen habe. Du hattest vor mich mal wieder warten zu lassen, oder?“

Ich wendete den Kopf in seine Richtung. „Oh, Takato! Mann, das tut mir echt Leid. Ich dachte eigentlich ich würde es noch rechtzeitig schaffen. Wirklich, aber du weißt doch wie hungrig ich nach der Arbeit immer bin. Also sei nicht böse bitte. Es war ja keine Absicht und es kommt auch nicht wieder vor, versprochen.“

Wenn ich etwas in den Jahren mit diesem Idioten von früher gelernt hatte, dann wie man sich bei Männern einschleimen musste. Darin war ich Meisterin. Nun setzte ich noch diesen bestimmten Blick auf uns schon drehte er sich verlegen weg.

Ich wusste er würde rot anlaufen und sich dann dank seiner Peinlichkeit geschlagen geben. Ja, Sieg.
 

Nun wandte ich mich zu Kiria und seinen Freunden. Er grinste mich an. Hm. Er schien nicht überrascht zu sein, jedenfalls nicht so sehr wie seine Kumpels, denn deren Münder standen offen.

„Sorry Jungs, aber ich kann eure Einladung leider nicht annehmen. Weder jetzt noch später. Ihr seid einfach nicht mein Typ. Ich muss dann!“ ich stand auf, blieb aber neben Kiria stehen. Ich wollte nicht gehen ohne noch etwas zu ihm gesagt zu haben.

„That’s really too bad. If it were you, I would think about it!” Ein bisschen verlegen war er wohl, doch selbst jetzt sah er mich noch mit diesen ruhigen unerschütterlichen Augen an.
 

Schade, ich würde ihn wohl nie wieder sehen. Schließlich hatte Tokyo ca. 8 700 000 Einwohner und dann war nicht mal sicher ob er überhaupt aus Tokyo war, oder ob er hier nur in der Shoppingmetropole Shinjuku zum einkaufen gewesen war.

Wirklich schade, aber jetzt gab es andere Dinge um die ich mich kümmern musste. Die Arbeit rief.
 

Besser noch gesagt, sie rief nicht nur, sondern schrie geradezu nach mir, jedenfalls wenn meine Arbeit Takato hieß. „Verdammt, du brauchst nicht so schreien, ich bin weder taub noch ignorant. Ich komm doch schon.“

„Und wie oft soll ich dir noch sagen, dass fluchen sich für Mädchen in deinem Alter nicht gehört?“

Meine Güte. Wer war er? Mein Boss, oder meine Mutter? Aber jetzt bloß nichts Falsches tun. Er schien sowieso schon schlecht auf mich zu sprechen zu sein nach der Sache vorhin in diesem Laden. Also, nett lächeln und ihm ohne umschweife in die Augen sehen.

Hehe, ich fand es schon witzig wie schnell man ihn zur Ruhe brachte, wenn er plötzlich einen Ansturm von Schüchternheit bekam.

„Nimm’s mir doch bitte nicht übel, ja? Ich hatte einfach Hunger, ehrlich. Wenn ich bemerkt hätte, dass ich zu spät kommen würde, hätte ich mir den Rest einpacken lassen. Sei doch nicht böse!“ Nervös lief er nun ein bisschen durch die Gegend. Wie leicht sich Männer doch manipulieren ließen.

„Ist ja gut, ich glaub dir ja, okay? Aber lass es nicht noch mal so weit kommen. In unserer Branche können Sekunden über Leben und Tod entscheiden.“ DAS brauchte er mir nicht zu sagen. Auch damit hatte ich schon so meine Erfahrungen gemacht.

Mag sein das ich Anfängerin war, doch auch Anfänger haben schon ein paar Erlebnisse hinter sich.

Der Auftrag

Kapitel 1

Der Auftrag
 

Nachdem er nun anscheinend genug geschmollt hatte, ließ sich Takato freundlicher Weise dazu herab, mir endlich mal zu erklären worum es überhaupt ging.
 

„Nun, unser heutiger Auftrag ist nicht ohne. Der Firmenchef von Kolonie soll angeblich in Drogengeschäfte verwickelt sein und sich so sein Geld für die Finanzierung seiner Firma verdienen. Die anderen Geschäftspartner sehen das nicht so gerne und möchten ihn gern früher aus dem Vertrag entlassen.“

„Auf gut japanisch, ich soll ihn erledigen!“

Er seufzte verzweifelt.

„Wenn du es mal wieder so ausdrücken möchtest.... ich versteh dich nicht...!“

Na, danke gleichfalls. So was musste man doch bei besten Willen weder schön reden, noch um den heißen Brei herum beschreiben. Oder etwa nicht?

Ach, egal.
 

„Nun gut, und wo genau ist der werte Herr nun aufzufinden?“

„Also laut meinen Informationen dürfte er zurzeit in seinem Anwesen hocken und gemütlich den neu gekauften Wein vor sich herschlürfen.“

Erwartungsvoll blickte er mich nun an.

„Ja, das hast du gut gemacht Black!“ wenn man ihnen nicht immer ein Leckerchen hinwarf...... wie dem auch sei.

Etwas anderes war im Moment sowieso wichtiger. „So, und wenn du mir jetzt noch sagen kannst wo das Anwesen dieses Kerls ist, kümmere ich mich darum.“

„Was bitte heißt hier du?“

Ach ja, das hatte ich ja vergessen zu erwähnen.
 

„Diesmal arbeite ich allein. Will mal testen wie weit ich denn nun schon bin.“

Ich merkte wie Takatos Gesicht wutrot anlief.

„Das kann ja wohl nicht dein ernst sein!!!! Glaubst du ernsthaft, dass ich dich allein in ein Gebäude dieser Klasse eindringen lasse, um den dortigen, wahrscheinlich gut bewachten Hausherren um die Ecke zu bringen. Das kann ja wohl nur ein Scherz sein.“

War es aber nicht.

„Das ist mein voller Ernst, außerdem hast du doch schon die Informationen eingeholt, also warum soll ich nicht auch mal was machen dürfen?“

Er schien nicht wirklich zu verstehen warum ich da alleine durchziehen wollte. Ich musste es mir beweisen. Ich musste mir beweisen, dass ich es allein zu etwas gebracht hatte.

Das ich nicht das hilflose Gör war, das sitzen gelassen wurde.
 

„Vertraust du mir etwa nicht? Denkst du ich bin immer noch nicht so weit mal etwas allein zu übernehmen? Außerdem, wenn ich auch allein Aufträge erledigen kann, können wir mehrere gleichzeitig annehmen. Weißt du was das heißt? Doppeltes Honorar. Und wenn es mal echt was Kritisches ist, können wir auch wieder zusammen ran. Oder hast du tatsächlich kein Vertrauen in meine Fähigkeiten.“

Wobei ich es mir nicht entgehen lassen konnte das „Fähigkeiten“ komisch zu betonen.

Doch ich merkte an seiner Gesichtsregung, dass er verstanden hatte. Und ich hatte das Gefühl, das er nun auch wirklich wusste warum mir das so wichtig war.
 

„Na gut, ich lass es dich versuchen, auch wenn ich noch mal ausdrücklich sagen muss, dass das Ganze nicht gerade ungefährlich ist. Du weißt worauf du dich da einlässt?“

Stumm nickte ich. Nach den letzten Monaten wusste ich sogar sehr genau worauf ich mich da einließ. Und es gab auch nichts was mich jetzt an meiner Entscheidung zweifeln ließe.

Wenn ich nicht genau das tat, was ich vorhatte, würde ich nicht mit mir selbst zufrieden sein. Ich musste es einfach tun.

Ich musste es mir beweisen.

Es musste sein.
 

Und genau diese Einstellung brachte auch meine Haltung hervor. Takato konnte gar nicht anders als nachzugeben.

„Okay, aber wir werden dich verkabeln und ich stelle zwei Bedingungen. 1. wenn es brenzlig wird, vergiss den Auftrag und verschwinde.“

„Soweit werde ich es gar nicht erst kommen lassen.“

Er ignorierte meine Aussage und sprach im selben Tonfall weiter.

„2. du bleibst in ständigem Kontakt mit mir und wenn mir auch nur das Geringste nicht gefallen sollte, bin ich schneller da als dir dann lieb sein kann.“
 

Das hörte sich fast mehr nach einer Drohung als nach einem besorgtem Akt des Helfens an. Aber was blieb mir anderes übrig als mit einem Nicken seine Vorderrungen zu bestätigen. Ich würde das Kind schon schaukeln. Hoffte ich jedenfalls.

„Na gut, Treffpunkt in einer Stunde vor seinem Anwesen.“
 

Nachdem ich die genaue Adresse hatte begab ich mich nach Hause um die letzten Vorbereitungen zu Treffen.

So reinigte ich meinen kleinen Revolver, dem ich schon mehr als einmal mein Leben zu verdanken hatte. Etwas sagte mir, dass das heute kein Zuckerschlecken werden würde. Allein schon die Art und Weise wie Takato von diesem Auftrag sprach machte die Sache interessant.

Dabei war es nicht mal so die Sache gewesen was er sagte, sonder wie. Er war eine Person bei der der Ton die Musik machte und nichts anderes.

Und sein Unterton ließ darauf schließen, dass es nicht angenehm sein würde was ich mir da vorgenommen hatte. Doch es war zu spät sich um zu entscheiden und ich hatte es auch nicht vor.
 

So langsam begann das Adrenalin durch meinen Körper zu schießen und ich bemerkte wie ich langsam ganz heiß auf diesen Job wurde.

War das normal?

Na ja, ich musste noch mal meine Notfalltasche durchgehen. Ersatzmunition, kleiner Ersthilfekasten, Ersatzfunkgerät und Minitaschenlampe. Alles da. Um den Rest würde Takato sich kümmern.

Meine Armbanduhr zeigte an, dass es Zeit war.

Zeit dem Grauen in die Augen zu sehen. Und ich?

Ich war bereit ihm erhobenen Hauptes entgegenzutreten.
 

Es war doch alles Schicksal. Meine Bestimmung hatte mir diesen Job zugesagt. Und hier war ich. Unbesiegbar.
 

Ich nahm den Shinkansen und war auch schon kurze Zeit später an meinem Bestimmungsort. Und dort wurde ich auch schon erwartet.

„Schau mich nicht so an!“ ich grinste. „Ich bin pünktlich!“ doch mein Partner verzog keine Miene. Ernst starrte er mich an.

„Und du bist dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst.“

Nach einem tiefen Atemzug entgegnete ich mit ruhiger, ernster Stimme: „Wenn es nicht so wäre, hätte ich es auch nie behauptet.“
 

Wortlos drehte er sich zu seinem Koffer um und reichte mir einen Anzug. Ich verstand sofort was er wollte. Ich brachte das winzige Mikrophon an meinem T-shirt an, steckte den Knopf ins Ohr, verstaute den Revolver in meiner Hüfthalterung und schnallte meine Notfallbauchtasche um bevor ich den Gärtneranzug darüber zog.

Meine Haare versteckte ich unter der dazugehörenden Kappe. Dann steckte ich mir den Ausweis an und unterließ es erst nachzufragen woher er diese perfekt gefälschte Eintrittskarte hatte.
 

„Fertig?“

„Wann immer du es bist.“

Es ging los. Ein paar Momente wartete ich noch bis ich merkte, dass er bereit war und checkte dann noch ob die Funktion der Kommunikationsgeräte in Ordnung war.

Dann ging es los.
 

Ich schlenderte lässig zum Haupteingang und betätigte die Klingel. Ein Sicherheitsmann öffnete.

„Guten Tag!“ schmetterte ich ihm mit einem munteren Lächeln entgegen. Während ich meinen Gärtner-Ausweis vor ihm präsentierte. Ein stummes Nicken in Richtung Inneres gewährte mir Eintritt. Als ich mir sicher war außer Hörweite zu sein, nahm ich Kontakt zu Takato auf.
 

„Alles klar, ich bin drin. Wie geht’s weiter?“

„Vor dir dürfte eine Treppe sein. Wenn du oben den ersten Korridor rechts gehst müsstest du am Ende des Ganges eine riesige Tür sehen können.“ Ich befolgte brav seine Anweisungen und grüßte auf dem Weg lässig ein paar Angestellte.

Mein Herz sagte mir, renn.

Doch mein Kopf und mein Körper wussten wie sie zu handeln hatten.

Und so kamen mir die zwei Minuten die ich in diesem Haus hinter mich brachte, vor, als wäre ich schon eine halbe Stunde hier.

Aha. Das musste die Tür sein. Mittlerweile hatte ich auch herausgefunden warum ich gerade als Gärtner getarnt war.

Hier drin war ein regelrechter Urwald an Zimmerpflanzen. Manche von ihnen hatte ich noch nie gesehen. Ich drehte mich um und betrachtete den Gang.
 

„Okay, das könnte ein Problem werden.“

„Was ist denn?“

„Na ja, ich gehe mal davon aus, dass du weißt, dass hier eine recht hübsche Alarmanlage an der Tür angebracht ist.

Ein paar Sekündchen brauch ich schon um das Ding zu knacken, aber der Gang hier ist so übersichtlich, dass mich jeder vorbeilaufende Bedienstete sehen könnte.“

„Dann lass dir was einfallen, du wolltest die Sache doch allein durchziehen!“

„....Zicke!“
 

Aber er hatte ja Recht. Diesen Schlamassel hatte ich mir selbst eingebrockt.

Nun gut. Fassten wir mal die Fakten zusammen. Eine Alarmanlage an der Tür, durch die ich nun zwingend musste und das, am Ende eines Korridors vor dem öfter Mal Personal vorbei lief. Ich war getarnt als Gärtner und hatte noch keinen Verdacht auf mich gezogen......
 

Moment.

Natürlich!

Warum war ich da nicht schon früher darauf gekommen? Praktischer Weise befand sich sie Schaltanlage mit dem Kabelzentrum links unten neben der Tür. Besser gesagt zwischen dieser und der Ecke.

Sollte wohl durch die Abdeckung mit passender Farbe getarnt sein oder so. Plumper Versuch, echt! Aber gerade passend.

Ich schob das Gestrüb, welches in besagter Ecke vor sich hin vegetierte, noch ein paar Zentimeter in Richtung Tür, sodass sie genau vor der Abdeckung stand. Nun konnte ich in Ruhe an dem Ding rummachen ohne Aufmerksamkeit zu erregen.

Wenn ich mich breit genug machte, würde jeder denken ich fummele an dem Gewächs herum. Perfekt.

„Pflanze verschoben, Problem behoben.“ Gab ich mit einem Grinsen durch.

„Wie bitte?“

War klar, dass er das nicht verstand.

„Klartext, ich komm jetzt ran!“

Ein verzweifelter Seufzer ließ sich am anderen Ende der Leitung vernehmen.

„Ach komm, lass mir doch auch mal ein bisschen Spaß!“ warum musste er jetzt schon wieder so tun als hätte er es mit einem kleinen Kind zu tun, nur weil ich mal einen Reim gemacht hatte.
 

„Nimm deinen Job endlich mal ernst. Sonst such ich mir einen neuen Partner.“ Bei dieser Aussage musste ich mir das Lachen doch extrem verkneifen.

„Ach Takuto Schatz. Du könntest mich schon allein aus persönlichen Gründen nicht rauswerfen. Dazu magst du mich viel zu sehr. Mal ganz abgesehen von meinen Fähigkeiten.“ Ich liebte diesen Zweideutigen Tonfall. Aber ich wusste auch, dass ich Recht hatte.

Denn er konnte mich schon allein deswegen nicht „entlassen“ weil ich seine Identität kannte. Er müsste mich töten um auf Nummer sicher zu gehen, dass ich ihn nicht auffliegen lassen würde.

Und das konnte er nicht. Dazu war er nun mal einfach zu weich.
 

Nach einer halben Ewigkeit Rumgefummel an dieser bescheuerten Abdeckung und pieksenden Zweigen hatte ich das Schloss mit Haarspange geknackt.

Gefasst auf alles entfernte ich den Deckel.

Jedenfalls auf alles gefasst was nicht eintrat. Was sollte das denn jetzt?

„Na super!“ ich war genervt.

„Was? Ist was schiefgegangen?“

„Musst du den Teufel immer an die Wand malen? Nein es ist nichts schiefgegangen. Ich hab mir nur mal wieder zu viel Arbeit gemacht. Das verdammte Ding ist schon abgeschalten!“ Das war mal wieder typisch!

„Also irgendwas ist da faul.“

Dieser elende Pessimist.
 

„Wieso? Vielleicht war der Alte einfach zu faul das Teil einzuschalten, oder hat es vergessen. Oder er ist gar nicht da drin. Ich hoffe du hast auch für diesen Fall einen Plan vorbereitet.“

„Natürlich habe ich das. Ich bin schließlich kein Anfänger. Aber laut meinen Informationen ist er seit er im Drogengeschäft ist ein schon krankhafter Sicherheitsnarr. So einer wie der würde nicht vergessen eine Alarmanlage einzuschalten.“

Ich hatte diese Gelaber satt. Es gab doch eh nur eine Möglichkeit herauszufinden was hier los war. Und zwar nachsehen.
 

Der Plan lautete ihn zu betäuben und dann mit einem Elektroschocker seinen Herzschrittmacher außer Betrieb zu setzen.

„Ich geh jetzt rein.“ gab ich zu verstehen und hatte auch schon die Türklinke in der Hand.

„Warte da stimmt was nicht!“

Ich hielt sie hinuntergedruckt und hielt inne.

„Mag sein, aber das kann ich nur herausfinden wenn ich es überprüfe.“

Ein Blick nach hinten verriet mir das die Luft rein war. Und so lautlos wie ich konnte, betrat ich den Raum.
 

Da saß er nun mit dem Rücken zu mir in seinem riesigen, gepolsterten Sessel. Nun kam es auf jeden Atemzug an. Ein mit Chlorophorm getränktest Taschentuch hatte ich schon in der Hand und machte jetzt große, schnelle, lautlose Schritte auf mein Opfer zu.

Als ich unmittelbar hinter ihm stand drückte ich ihm dieses auf Nase und Mund. Doch er regte sich nicht. Langsam ging ich um den Sessel und blickte ihn an. Was war denn hier los. Oh nein!
 

„Hey, Takato!“ ich schwieg und wartete auf Antwort.

„....Ja?“ er schien gespannt zu sein was ich ihm zu berichten hatte.

„Wir haben ein Problem. Der Alte ist schon tot.“ Ein verwundertes Raunen war von seiner Seite zu vernehmen.

„Was ist los? Was ist daran ein Problem? Da sparen wir uns schon die Spurenbeseitigung wenn er ins Gras gebissen hat.“

Noch immer starrte ich gebannt auf den Toten ohne mich zu rühren. Selbst wenn der Anblick mich kalt ließ konnte ich mich nicht losreißen.

„Tja, mein Satz ging noch weiter. Nämlich, da ist uns jemand zuvorgekommen!“
 

Die Schusswunde hatte schon vor einiger Zeit aufgehört zu bluten. Er musste schon eine Weile tot sein. Von diesem Anblick stand ich nun so gebannt da, als würde ich damit rechnen, dass er gleich aufspringen und mich anfallen würde.

Doch nichts dergleichen geschah.

Logischerweise.
 

„Hey? Lebst du noch? Steh da nicht so rum, sondern sieh zu das du weg kommst!“

Mein Blick wanderte von dem Toten zu einer kleinen Visitenkarte die der Alte in der Hand hatte.

„Black Angel of Death“ war darauf verzeichnet.

Ich nahm sie an mich und steckte sie in meine Brusttasche. Meine Instinkte schlugen ganz schön Alarm.

Die ganze Sache stinkte doch zum Himmel. Ich versicherte mich, das ich ansonsten nichts verändert hatte und auch das mich beim verlassen des Raumes niemand gesehen hatte.

Als ich das Anwesen hinter mir ließ zog ich mir die Mütze so weit ins Gesicht, dass man mich nicht erkennen konnte. Es wirkte so als würde mich die Sonne blenden. Doch sie tat es nicht.

Engel der Nacht

Dampf stieg aus der Badewanne in der ich versuchte mich erneut zu entspannen. Black Angel of Death, wer war er? Dieser Name kam mir verdächtig bekannt vor. Hatte ich nicht schon mal von ihm gehört? Vor langer Zeit in einem anderen Leben? Der schwarze Engel..... Nun ja. Mir war klar das grübeln mich im Moment nicht weiter brachte, doch so einfach lies sich das nicht verdrängen. Während ich in dem für meinen Geschmack zu warmen Badewasser saß und die Decke anstarrte, wusste ich nicht, wie ich den Rest des Tages verbringen sollte.

Das nun noch ein Auftrag anfiel bezweifelte ich doch stark. Immerhin wollte Takato sich ja nicht überarbeiten. Langsam stieg ich aus dem Schaumbad und kühlte mich mit einem Bottich Eiswasser ab. Gemächlich zog ich mich an, als ich einen Schrei hörte. Ich rannte aus dem Badezimmer ins Wohnzimmer wo ich Takato ziemlich entsetzt vor einem alten Buch vorfand.
 

Er blickte mich an...... und bekam einen hochroten Kopf. „W...was fällt dir ein? Hast du denn gar kein weibliches Schamgefühl?“ Erst jetzt war mir aufgefallen das ich in der Eile nur in Unterwäsche herbeigeeilt war. Und? „Wie bitte? Soll ich etwa das nächste mal wenn ich dich schreien höre erst mal zusehen das ich mich angezogen und frisiert habe, bevor ich nachsehe ob du vielleicht gerade erschossen wurdest?“ Beleidigt reagierte er mit einem: „Pfhe“
 

Was sollte das denn? Das nächste mal nahm ich dann am besten auch noch mal eben den Wischmob aus der Besenkammer um, für den Fall des Falles das es der Fall sein sollte, sein Blut gleich aufwischen zu können. Oder wie stellte er sich das denn bitte vor? Männer!
 

„Können wir diese Diskussion auf später verlegen, wenn du dir endlich mal ein paar Kleider angezogen hast, oder hast du vor so zu bleiben bis du stirbst?“ Idiot. „Als ob dir dieser Anblick nicht gefallen hätte. Bist ja auch NUR ein Mann.“ Wutentbrannt rannte ich in das soeben sturmartig verlassene Bad und zog mich fertig an. Wie konnte er es nur wagen? Ich könnte.... Oh.... das wird er mir irgendwann büßen. Unter Rachegedanken begab ich mich unterbewusst zurück auf die Couch in dem einigermaßen gemütlich eingerichteten Wohnraum. „Nun? Was ist denn nun an diesem ollen Schmöker so interessant? Hast du vielleicht ein paar Buchstaben entdeckt?“ Ich gab zu, meine Neugier siegte über die Rachegedanken, was nicht hieß, dass ich ihm verziehen hatte. „Nun ja, wenn du Buchstaben lesen kannst und dir für einen „ollen Schmöker“ nicht zu fein bist, wirf doch mal einen Blick auf die aufgeschlagene Seite.“ Ich überging seine spitze Bemerkung und entdeckte einen alten Artikel in diesem „Ding“, was Takato ernsthaft noch als Buch bezeichnete.
 

4.04.1856

Die Schreckensherrschaft des Lords hat nun endlich ein Ende. Keiner hätte es für möglich gehalten, dass jemand in sein gut bewachtes Anwesen eindringen und ihn ermorden könnte, doch schien sich ein Mann dieser Herausforderung zu stellen und sie auch zu meistern. Sowohl die Leiche wie auch der Raum hinterließen keine Hinweise auf den Mörder des Schreckenlords, nur eine Visitenkarte war aufzufinden. Darauf war der Name „Black Angel of Death“ verzeichnet. Hat ihn vielleicht sogar Tatsächlich ein Todesengel geholt? Nun, auch wenn alle insgeheim froh über den Tod dieses schrecklichen Menschens sind, sieht man sich hierzulande doch verpflichtet diesem Vorfall nachzugehen. Denn auch wenn damit ein schlimmer Zeitabschnitt endet, wird Mord noch immer mit dem Tode bestraft. Doch, kann man einen Engel der Nacht töten?
 

Ich blätterte noch ein bisschen und konnte noch mehrere Artikel über den sogenannten „lebensrettenden Mörder“ und „Todesengel“ lesen. Als ich das erste Buch schloss, bekam ich auch schon das nächste in die Hand gedrückt. Dieser Typ war so etwas, wie Takato es sich von mir wünschte, ein Räumungsarbeiter für unnötigem Schmutz auf den japanischen Straßen. Doch etwas irritierte mich. „Willst du mir jetzt damit sagen das dieser komische Typ weit mehr als 150 Jahre alt ist? Also komm ich bitte dich.“ Die Artikel lagen nie mehr als circa 5-7 Jahre auseinander, wenn überhaupt. Das konnte er seiner Parkuhr erzählen, aber nicht mir. „Da ist doch was faul!“

„Nun ja. Doch Tatsache ist ja wohl auch das was da auf dem Tisch liegt.“ Ich ging hinüber um nachzusehen was er denn da liegen hatte. Es war die Visitenkarte. „Und? Was genau willst du mir jetzt damit sagen?“ Ich kannte sie, denn schließlich hatte ich sie ja gefunden. „Hm, lies doch mal was da drauf steht.“

„Na, was wohl. Ich habe dem werten Herrn des Unternehmens Kolonie das Leben genommen, sodass er nicht mehr fähig ist, es anderen zu nehmen.“ Takato sah mich komisch an und meinte ich solle erst mal lesen bevor ich zitierte was ich auf der Karte bei meinem Opfer gefunden hatte. Abgenervt nahm ich die Karte in die Hand und las die ersten Zeilen, bis.... Moment!!!!
 

Ich habe dem werten Lord dieser Gegend das Leben genommen, sodass er nicht mehr fähig ist, anderen das leben zu nehmen. Gezeichnet, Black Angel of Death.
 

Was sollte das denn? Fragend sah ich meinen Partner an. „Nun, wie ich schon sagte, lies erst mal. Das ist die Original Visitenkarte von 1856. natürlich glaube ich auch nicht das er ein Untoter oder so was ist, doch zweifellos die gleiche Vorgehensweise.“ Viel eher interessierte mich etwas anderes. „Wie zum Teu..“

„Nicht fluchen!!!“

„Okay, wie, bitte schön bist du eigentlich an diese Karte rangekomm....“

„Also ich weiß auch nicht genau was ich davon halten soll. Vielleicht ist es auch unnötig sich damit zu beschäftigen, denn irgendwo kann es doch genauso gut sein, dass wir nie wieder auf ihn treffen. Oder vielleicht war das auch sein letzter „Einsatz“ für die nächste Zeit, oder was weiß ich....“ Soso, er blockte diese Frage also mal wieder. Mal ehrlich, das ist doch beim besten Willen nicht normal immer an irgendwelche Informationen ranzukommen, die ansonsten kein Mensch bekommen dürfte. Und erst recht nicht an antike Beweisstücke. Doch Fragen half nichts. Und den Kopf darüber zu zerbrechen auch nicht. „Ich gehe.“

„Wohin?“

„Aus!“

„Wohin?“

„Nach draußen?“

Beleidigt darüber das er meine Frage abblitzen lies, lies ich seine ebenso abblitzen. Sollte er sich doch mal den Kopf zerbrechen. Doch wahrscheinlich würde er schon wissen wo ich hingehen wollte, bevor ich unterwegs war, wenn er wollte. Ich hasste es wenn mir Leute überlegen waren. Das machte mich so rasend. Mir war so was von egal was er sich gerade dachte, ich wollte ihn nur nicht mehr in meiner Nähe haben. Konnte er meine Gefühle eigentlich jemals verstehen. Hatte er eigentlich auch nur die geringste Ahnung warum ich vorhin so unbedacht und ohne jeglichen Schutz aus dem Bad gerannt kam wie ne verdammte Anfängerin? Also verlies ich das Haus in Richtung cat’s eye, meinem Lieblingscafe dieses Viertels. Gut, in meinem Alter war es in Japan nicht leicht um diese Uhrzeit überhaupt noch etwas zu finden, dass mir Eintritt gewährte. Doch da ich zu meinem Glück älter aussah und die meisten Japaner gar nicht erst versuchten Europäer die alleine um diese Uhrzeit ausgingen vom Alter her zu schätzen hatte ich hier kein Problem.

Im übrigen war ich schon mehr oder weniger „die Stammkundin mit der frechen Schnauze“, daher hatte sich dieses Thema gegessen. Kaum hatte ich den Laden betreten, bereute ich es auch schon wieder. Ich schien den Wochentag vergessen zu haben, denn der vorlaute Sohn der Besitzerin, seines Zeichens Weiberheld, stand schon direkt vor mir. Mit gegeelten Haaren.

„Was ist dir den heute Morgen passiert? Kleiner Unfall mit ner Kuh gehabt, oder warum siehst du so geschleckt aus?“ Hideyoshi grinste mich nur an. „Tja, Kleines. Ich hab mir nun mal gedacht das du heute vorbei kommst. Scheint so als sei das ein Wink des Schicksals gewesen.“ Ich drehte mich weg und fragte mich warum das Schicksal nur so unglaublich grausam war. „Was ist los, Schatz? Du brauchst doch nicht so schüchtern zu sein. Willst du mir nicht ein Küsschen geben?“ Wütend blickte ich ihm in seine Augen. „Vorher würde ICH mich von einer Kuh abschlecken lassen.“ Manchmal war er echt nett, doch ab und an konnte er einem so was von auf den Geist gehen, das war schon abnormal.

„Vertrau mir, ich kann besser als eine Kuh lecken.“ Oh mein.... dieser Kerl war echt widerlicher als den Fisch den ich letzte Woche im hintersten Teil unseres Kühlschranks gefunden hatte. Nur mit dem unterschied das dieser schon fast zwei Monate dort vor sich hin vegetierte. Wusste dieses frühreife Muttersöhnchen denn eigentlich wovon er da überhaupt sprach? Das war ja nicht mehr auszuhalten. „Ach komm schon. Als ob ich nicht ganz genau wüsste das du wegen mir noch keinen Freund hast.“ ES REICHTE.
 

Mein rechter Arm holte wie im Reflex aus und.... wurde aufgehalten? „Na Schatz? Habe ich dich lange warten lassen? Tut mir echt Leid, aber bei dem Verkehr kommt man echt nicht weiter. Jedenfalls nicht auf der Hauptstraße. Man sollte echt nicht glauben das da um die Uhrzeit immer noch so viel Betrieb ist.“ Das gab’s ja wohl nicht.

Da stand doch tatsächlich Kiria hinter mir. „Ähm. Nein, nein, ist schon in Ordnung.“ Dann wanderte sein Blick von mir auf Hideyoshi. „Ein Freund von dir? Sieht aus als hätte er Begegnung mit einer äußerst schlecht gelaunten Kuh gemacht.“ War die Anspielung jetzt auf mich oder auf seine Frisur gerichtet? „Nun, sagen wir eher ein Bekannter.“ Er seufzte erleichtert. „Okay, dann können wir uns ja auch setzten, oder?“ Wortlos zerrte er mich hinter sich an einen leeren Tisch her. „Hm... also. So wie ich das sehe hast du ungefähr zwei Minuten hinter mir gestanden, das ganze Gesabber gehört und bist dann genau in dem Moment, in dem ich mir Probleme bereitet hätte, aufgetaucht und bist nun glorreicher Held dieser Situation.“

Einerseits war ich echt froh das er eingeschritten war, andererseits hätte ich Hide so gern eine geknallt. Aber wie. „Wenn’s dich stört kann ich auch wieder gehen.“ Ehrlich gesagt: „MIR DOCH EGAL!!!“ Meine Güte, bestand die gesamte männliche Menschheit nur noch aus Armleuchtern, Angebern und Hochstaplern? Also echt. Warum genau war ich noch mal hier. Ach ja, daheim hatte ich ja auch noch einen von der Sorte. „Wenn’s dir egal ist, kann ich ja auch noch etwas bleiben.“ Oh Mann. Ich war so geladen.... aber einen Moment mal. Lief da nicht gerade Hide???? HEHEHEHE. Äußerst interessant. Mit einem lauten „Plopp“ knallte der Korken, der von den Gästen vor uns wohl noch auf dem Tisch liegen geblieben war, gegen seinen Kopf.

„Wo kam denn gerade dieser hohle Ton her?“ fragte ich unschuldig als er mich ebenso fragend ansah. Kirira musste lachen. „Du bist schon so ein kleines sadistisches Weib, nicht wahr?“ Da könnte sogar was wahres dran sein. Aber nun ja. Böse zu sein machte nun mal unheimlichen Spaß, mal ganz davon abgesehen, dass es auch noch gut zum Druck ablassen war. „Yuki-chan? Hey, was darf’s denn heute sein?“ Nach einer längeren Verzögerung war nun auch endlich die Dame des Hauses und Mutter dieses Vakuumschädels bei uns angekommen. „Minami-san! Was ist denn heute schon wieder mit ihrem Kleinen los?“ Minami seufzte.

„Keine Ahnung. Er ist halt ein pubertäres Kücken. Lässt sich nichts machen.... Aber wer ist denn der Herr da neben dir?“ Um ehrlich zu sein wusste ich das selbst nicht so genau. Klar war nur eins. Er war nicht so normal wie ich es noch vor Stunden gedacht hätte. Denn wie ich vorhin schon erwähnt hatte, er stand ne ganze Weile hinter mir um dann im richtigen Moment eingreifen zu können. Doch sogar ich hatte etwas gebraucht um ihn wahrzunehmen. Seltsam. Wie kann ein Mensch im normalen Kreislauf dieses Systems über solche Fähigkeiten verfügen? „Nun, das ist Kiria Aoi. Ich kenne ihn selbst noch nicht lang genug um etwas über ihn sagen zu können. Aber ich glaube wir liegen so ziemlich auf der gleichen Wellenlänge.“ Verwundert sah sie mich an.

Kein Wunder, ich in männlicher Begleitung war ja auch nicht normal. Normalerweise verpasse ich allen auch immer nur einen Korb. Ich meine, nun mal ehrlich, wozu sind Männer denn schon gut?

„Gleiche Wellenlänge, wie?“ Kiria grinste mich an. Keine Ahnung was genau ihn an dieser Aussage so belustigte, aber es schien ja ein toller Witz gewesen zu sein. Ich wüsste auch ganz gern worum es eigentlich ging, aber zu fragen wäre wohl etwas blöd gewesen. Nun ja. Auch ich musste nicht immer alles wissen. Wie schon gesagt. Doch Moment mal. Wie sollte dieser Abend denn weiter verlaufen? „Nun gut, also, was darf’s denn sein?“

„Das übliche, am besten zwei Mal.“ Mal sehen ob er das vertragen würde. „Alles klar.“ Bei meinem folgenden Gedanken müsste ich unwillkürlich Lachen. „Soso, nun mal was ganz anderes, wie alt bist du eigentlich Yuki-chan?“ Gott wie mich das nervte. „Also, wenn du mich schon Yuki-CHAN nennst, kannst du auch gleich Minako zu mir sagen. Und, um ehrlich zu sein, ich bin 16.“ Erstaunen blitzte in seinen Augen auf. Allerdings war ich mir fast sicher, das er es mich absichtlich sehen lies. „Holla, dann bin ich ja ganze zwei Jahre älter als du.“ So, so, 18 also. Dann könnte ich vielleicht doch..... nun, egal.

Drücken wir’s mal so aus. Immerhin gab es eine Sache, für die Männer vielleicht doch zu gebrauchen waren. Aber, nun ja. Man wird sehen, was der Abend bringt. Es war weiß Gott nicht das erste Mal das mein Hormonhaushalt nicht ganz beisammen war, doch damit kam man nach einer Weile ganz gut klar. Zumindest als Frau. Ansonsten wäre ich vielleicht sogar mit Hide in der Kiste gelandet...... Ekelhafte Vorstellung. Ich hatte im Moment nicht das Bedürfnis verbal in Kontakt zu treten. Viel mehr lauschte ich der Musik. Sie spielten meinen Lieblingssong. „Shadows of the inner Moon“

Respekt! Es gab nicht viele die diesen Song kannten. Übersetzt hieß der Text in etwa so:
 

Egal an welchem Ort

Ich werde geleitet

Egal durch welches Wort

Ich werde geleitet

Egal wie sehr ich mich wehre

Ich werde geleitet
 

Das ist der Schatten des Mondes in meiner Seele

Komm zu mir auf die andere Seite des Lichts

Werde ein Wesen der Nacht

Vertraue auf dich, und du wirst nicht untergehen
 

Geflohen von einem System

Ich werde geleitet

Ausgesaugt von einer neuen Kraft

Ich werde geleitet

Erinnerungen schwinden langsam dahin

Ich werde geleitet
 

Das ist der Schatten des Mondes in meiner Seele

Sterbe und du wirst auf meiner Seite leben

Werde das Gegenstück des Lichts

Vertraue niemandem und du wirst weitergehen
 

Denn dann findest du was du suchst

Ich werde jetzt neu geleitet

Von meinem Willen
 

Freiheit in meinem inneren Schatten

Freiheit in einem Käfig

Ruhe in Frieden
 

Ich kenne viele Leute die diesen Song verabscheuen. Sie verstehen den Sinn nicht. Eigentlich ganz leicht, man sollte nur zwischen den Zeilen lesen. In diesem Lied geht es nicht etwa um den Wusch zu sterben, vielmehr, das man vor dem lichten Alltag und dem System fliehen und sich dagegen stellen muss, um frei leben zu können. Man muss das tun was andere nicht tun und das nicht scheuen, was abnormal ist. Ein Wesen der Nacht werden.

Nun wir waren Wesen der Nacht, ich und mein Partner, doch vielleicht auch wieder auf eine andere Weise als gedacht. Vielleicht in einem Käfig. Wer kann das schon so genau sagen. Mittlerweile kamen die Drinks und ich nahm einen Schluck von dem kräftigen, aber beruhigendem Cocktail, der die Spezialität des Hauses war und Bloody Angel hieß. Was darin war, hatte ich mich noch nicht getraut zu fragen. Auch Kiria schloss sich mir an und trank aus seinem Glas. Zwar verzog er keine Miene, doch ich merkte ihm an, das er nicht mit etwas so starkem gerechnet hatte. „Sag mal. Das „Übliche“ ist also dieses Zeug. Willst du dich umbringen, oder was? Und das in deinem Alter.“ Och nö. Wenn ich ne Mutter brauche gehe ich zu Takato. „Vielleicht. Ich denke nicht darüber nach ob ich leben oder sterben will. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Aber mal was anderes. Wie soll das hier weitergehen? Wir können ja nicht den ganzen Abend hier sitzen und uns anschweigen.“ Er schien nicht besseres zu tun zu haben als mir tief in die Augen zu sehen.

Oder er sah nicht gut, wer wusste das schon? „Nun, es ist auch schön jemanden wie dich einfach nur anzusehen.“ Hallo? War dieser Typ schizophren oder was? Das ist doch unmöglich der gleiche vom Restaurant. „Wer bist du eigentlich?“ Etwas mystisches umgab ihn. „Ist das denn so wichtig?“ War es das? Wobei er genauso gut gefährlich für mich sein konnte. Jedoch musste ich auch durchaus zugeben, dass ich die Gefahr suchte, dass Gefühl genoss, etwas gefährliches oder verbotenes zu tun. Nun, ich bin und bleibe nun mal ein kleines Spielkind. Jedoch gab es da auch etwas das gegen den totalen Leichtsinn sprach, meine Intuition. Ich wandle sowieso immer an der Grenze zwischen Sehnsüchten uns nüchternem Verstand. Selbst wenn es um Todessehnsucht ging.

„Jetzt merk dir mal eines, ich gebe ja offen zu, dass deine mysteriöse Aura etwas anmachendes hat, und auch, das ich ein komplettes, leidenschaftliches Spielkind bin, doch mit Worten spiele ich nur sehr ungern, denn immer wenn ich etwas sage was ich nicht so meine, Lüge ich, und das wiederum ist etwas, was ich verabscheue, sei es nun bei mir, oder bei anderen. Deswegen werde ich niemals in diesem Sinne mit Worten spielen, niemals etwas fragen, dass mich nicht interessiert, oder unwichtig für mich ist und niemals etwas antworten, was nicht meinem klaren Gewissen entspricht.“ Dabei sah ich ihm ruhig und gebannt in die Augen. Er schein überrascht zu sein, doch nicht geschockt.

Dieser Typ war so cool, das man meinen konnte, es schneie hinter ihm. Wenn der mal stirbt, friert garantiert die Hölle ein. Also Hide, fang schon mal an einen Wärmer für dein „bestes“ Stück zu stricken. Wird ja wohl nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Das selbstsichere Grinsen meines Gegenüber lies mich zu der Annahme kommen, dass er meine Aussage wohl testen wollte. Er glaubte mir nicht. Tja, wer mein Mundwerk nicht kennt... „Dann sag mir mal, hättest du nicht Lust diese Nacht mit mir zu verbringen.“ Hm, nicht mit mir. Wenn du eine Antwort willst, musst du schon die richtige Frage stellen, Mister Verklemmt. „Tue ich das denn nicht bereits?“ Mit Unschuldsblick sah ich ihm an. Gott, was sollte nur aus mir werden? Erst das Bauerntrampellächeln und jetzt auch noch die Unschuld vom Lande. Wenn das so weitergeht lande ich noch im Kloster... bloß nicht.

Ha, und, was machst du nun? Er lehnte sich über den kleinen Tisch und kam mir so nahe, das ich seinen heißen Atem an meinem Hals spüren konnte. „Gut, wie wäre es dann damit, wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du mit mir in meine Wohnung gehen und dich dort deiner unterdrückten Lust mit mir hingeben würdest? Wäre das in deinem Sinne?“

DAS hatte er nicht gerade ernsthaft gesagt, oder? WER war dieser Kerl? Das war doch unmöglich der gleiche Kiria, den ich mittags kennen gelernt hatte. Aber ich war ihm eine Antwort schuldig. „Das wäre definitiv in meinem Sinne, doch leider kämpft gerade mein Kopf gegen meinen Körper an. Das darfst du dir in etwa so vorstellen. Wenn ich jetzt meine Gedanken abstellen könnte, würde ich auch hier auf diesem Tisch vor allen Leuten über dich herfallen, denn ja, im Moment hätte ich es so nötig. Doch meine Intuition hält dagegen und sagt mir, dass du gefährlich für mich sein könntest, und irgendwas tief in meinen Blutkörperchen sagt mir, dass du mehr über mich weißt, als du zugeben willst. Du hast Nachforschungen über mich angestellt und bist auch nicht zufällig heute in diesem Restaurant mit diesen Einfaltspinseln gewesen, daher gehe ich mal davon aus, das du auch derjenige warst der diesen Vollamateur von Beschatter den ganzen Tag hinter mir hergejagt hat, oder es zumindest versuchte. Sehr weit kam dieser Anfänger ja nicht.“

Ich musste seufzen. Gutes Personal war heutzutage so schwer zu finden.

„Und du hast dich in meine Akte gehackt um meine persönlichen Daten herauszufinden. Wer hätte das gedacht? Mit dir hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Plötzlich brach er in ein schallendes, aber warmes Gelächter aus. „Hm, entweder du verstehst was von deinem Fach, oder ich bin einfach nicht gut genug, in meinem Vorhaben. Nun, da du das meiste sowieso schon interpretiert hast, spar ich mir das jetzt mal und mache da weiter wo ich vorhin aufgehört hatte. Ich weiß im übrigen auch, dass du deiner Menschenkenntnis mehr vertraust als deinem Verstand. Darum noch mal, das war ein ernstes Angebot. Einfach nur eine Nacht, ohne jegliche Konsequenzen. Du entscheidest wie es danach weitergeht.“ Nun musste ich lachen. „Ich würde ja jetzt sagen, du weißt was Frauen wollen, aber ich glaube das trifft jetzt auch mal wieder nur auf den Ausnahmefall, mich, zu. Aber ich hoffe, du weißt dass das Verführung Minderjähriger ist?“

Ich sah den Glanz und das offene Verlangen in seinen Augen. „Und wenn schon, das Verbotene reizt einen meist noch mehr, nicht wahr?“ Er meinte es tatsächlich ernst. Was nun? Natürlich, ich war versucht. „Hm, warum eigentlich nicht?“ Genau deswegen.
 

Mein Handy klingelte. Und an meinem Gesichtsausdruck lies sich sicher auch feststellen wer da anrief. „Was gibt’s Mum?“ antwortete ich auf dieses nervende klingeln von Mobiletelefon. „Seit wann bin ich deine Mutter?“

„Ja, Takato, DAS ist etwas das du dich auch mal fragen solltest!“ Ich würde ihn schließlich nicht so nennen, würde er sich nicht immer so unmöglich aufführen. „Kleinkind! Jedenfalls würde ich sagen wir treffen uns in ein paar Minuten am Brunnen. Ist ja nicht so weit vom Cat’s Eye entfernt.“ Dieser Typ ging mir ja so was von auf die Nerven. Mister „Ich-weiß-alles“! und dann auch immer so passend!

„Hm!“ war meine einzige Antwort darauf und mit einem lauten Knall landete mein Handy an der nächsten Wand. Ich sah nur noch, wie die Antenne abbrach und jemandem mit einem lauten „AUA!“ gegen den Schädel prallte. Ich wollte schon „Entschuldigung“ schreien, als ich merkte wen ich da getroffen hatte. „Was memmst du so rum? Bei dir kann doch eh nicht viel kaputt gehen, Hide.“ Meinte ich lässig und beunruhigend ausgeglichen. Jetzt ging es mir echt etwas besser. Meine Güte. Vielleicht sollte ich so was öfter tun.

Nun jedenfalls wandte ich mich dem besseren Mannsbild in meiner Nähe zu. „Ich muss wohl gehen. Keine Wahl. Mama hat gerufen.“ Er grinste während ich meinen Drink exte und nach meinem Geld kramte. „Lass mal, das geht auf mich. Lass uns das mal irgendwann nachholen.“ Ich sah ihn durchdringend an. „Jederzeit gerne.“ Wenn der wüsste was für Gedanken gerade in meinem Kopf vor sich gingen. Ach, wieso auch gerade jetzt. Immer wenn man ihn am wenigsten brauchte.... „Soll ich dir meine Nummer geben?“ Er mir seine Nummer geben? Wie.... Untypisch.... Doch nun musste ich lachen. „Ne lass mal, hab ich doch schon längst.“ Tja-ha, dumm gelaufen.

Ich hoffte um Takatos Leben, dass es wichtig war. Ich drehte mich um und wollte schon gehen, als ich noch einmal durch Kirias Stimme aufgehalten wurde.
 

„Weißt du, mit dieser schwarzen Kleidung und deiner anmutigen Haltung könnte man dich für einen Engel halten, dessen Flügel bei genauem Hinsehen die Farbe deines Gemüts und deines Ausdrucks tragen. Du warst und bist mein gefallener Engel der Nacht und ich werde dich dazu bringen mein zu sein, denn niemand kann dich so beschützen und lieben wie ich, und niemand wird es jemals schaffen deine Bedürfnisse so befriedigen zu wissen wie ich es kann. Und ich weiß, dass du es spüren kannst.“ Irgendwas in mir stockte bei diesen Worten. Ich blieb zwar noch immer wie angewurzelt stehen, doch nur weil ich ihm nicht ganz Unrecht geben konnte.

Es gab etwas an ihm, das mich anzog, mich faszinierte und mich eventuell sogar glauben lassen könnte, er könne Recht haben. Doch ebenso gab es etwas, das ich dazu noch zu sagen hatte. „Ein Engel ist frei von gut und böse. Färben sich seine Flügel schwarz lässt es von Einsamkeit und Trauer schließen, doch niemals kann der Stolz und die Freiheit eines Engels gebrochen werden. Und erst Recht dann nicht, wenn er für eben den Grund der Sünde verbotener Freiheit und Liebe gefallen ist. Merk dir das!“

Mit diesen Worten und klarem Kopf ging ich mit aufrechtem Blick meines Weges, wohin er mich auch führen mochte.

Traumlos

Sternenklarer Himmel, warme Nachtluft, die Lichter der Straßen und.... Genau! Die Pärchen!

Elende Mistgören. Ich meinerseits nur noch in Träumen schwelgend über den Traum eines Mannes den ich ungebraucht zurückgelassen hatte, musste nun auf ein Neues diesen schier widerlichen Anblick ertragen. Nicht zum aushalten war das. Männer! Zu nichts zu gebrauchen... zu fast nichts jedenfalls. Meine Rachegedanken gegenüber Takato verkürzte mir die Zeit um an den Treffpunkt zu kommen, als ich ihn schon von hinten erkannte. Langsam und vor Wut fast platzend lief ich auf ihn zu. „Was zum......“
 

Was war das denn?

„Ist das deines?“ fragte ich plötzlich unglaublich gefasst und auch leicht geschockt als ich das Blut auf seinem Hemd entdeckte. Er grinste und meinte: „Jep, leider! Nicht toll, so eine Schusswunde. Na, bin ja selbst Schuld, hätte wohl besser auf mich aufpassen müssen.“ Ganz kurz war ich versucht zu grinsen, weil mir schon wieder diese dumme Idee wegen des Wischmops eingefallen war. Doch dieser Humor war hier fehl am Platz. Viel mehr die Frage: „Wer und Warum?“ war angebracht.

„Nun, erinnerst du dich noch an unseren ersten gemeinsamen Auftrag?“ wie konnte ich den vergessen. Es erschien mir einfach nur grausam einen Menschen zu töten. Doch hätte ich diesen nicht getötet, hätte er noch mehrere auf dem Gewissen. Ein durchgeknallter Yakuza-Boss, der es sich zum Hobby gemacht hatte seine eigenen Leute wegen Nichtigkeiten um die Ecke zu bringen. Damals, kurz bevor der entscheidende Schuss fiel, sah seine Tochter noch einmal in meine Augen. Mag sein das er ein Ekel war, doch seine Tochter bedeutete ihm alles. Sie müsste jetzt zirka 19 Jahre alt sein. Ich hatte es vor einem halben Jahr nicht fertig gebracht sie zu töten, obwohl sie Augenzeugin war. Nun, ich war der Meinung gewesen, dass sie mich sowieso nicht erkannt hatte, immerhin war es sehr dunkel gewesen, und ich war einfach noch zu sehr von meiner eigenen Tat erschüttert, als das ich zu gleich noch so einer und noch dazu an einer unschuldigen Person fähig gewesen wäre. Doch.... konnte das ein Fehler gewesen sein.

„Merry Crystal. So nennt sich die Tochter dieses ekelhaften Mistkerls jetzt. Und sie scheint ein Auge auf mich geworfen zu haben.“

„Das und eine Kugel wie es aussieht.“ Die Wunde schien noch immer zu bluten. Ungerührt sprach er weiter als ich ihn zur nächsten Bank zerrte und seinen Ärmel langsam hochschob. „Ich bin mir relativ sicher, dass nicht nur ich in ihrer Gunst weit oben stehe. Du vielleicht sogar noch mehr. Du vielleicht noch mehr....Autsch!“ Ich band ihm mit einem Stück Stoff, das ich in meiner Tasche rumfahren hatte, das Blut ab und fing an mit meinem spitzen Taschenmesser die Kugel langsam zu entfernen. Ein Glück das die Kugel nicht so weit eingedrungen war und auch keine Ader erwischt hatte.

„Memm hier nicht so rum. Vielleicht überlegst du dir beim nächsten Mal zwei Mal ob du dich anschießen lässt oder nicht. Oder du wehrst dich mal zur Abwechslung.“ Er grinste. „Bei so einer schönen Lady wie dieser würde jeder normale, gesunde Mann mal gern zum Schuss kommen.“

Wo hatte dieser Idiot denn nur schon wieder solche Kommentare aufgeschnappt? Die kamen sicher nicht von ihm allein. Mittlerweile war die Wunde schon schön desinfiziert und genäht. Wofür so eine „Handtasche“ doch alles gut war.

Nun, eigentlich war es ja eher eine sogenannte Kampftasche, doch die ersetze eine dieser schicki micki Dinger, die noch dazu fast ausnahmslos hässlich waren. Nennt mich unweiblich, doch mir ist es immer noch lieber dieses, zugegeben, etwas größere Modell mit mir rumzuschleppen. Im Übrigen passte auch viel mehr in dieses Teil. Und ich war nun mal ein Mensch der einiges mit sich rumzuschleppen hatte. „So so…. die Kleine tritt also in die Fußstapfen ihres Vaters…“

„Wer ist hier klein?“ Abrupt drehte ich mich in die Richtung, aus der ich die Stimme vernommen hatte. Also entweder Merry war sehr gut oder ich zu unachtsam. Jedenfalls hatte sie sich unbemerkt an mich herangeschlichen. „Ich bin immerhin fast drei Jahre älter als du, Minako Yuki.“ Das höhnische Grinsen konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen.

„Aber immer noch Papas Kleine.“ Irgendwie gefiel mir der selbstsichere und aufrichtige Blick in ihren Augen. Sie war mir sympathisch, und nicht nur weil sie Takato angeschossen hatte… „Hm… eine Frage hätte ich da noch. Wenn du es schaffst dich hier so unbemerkt anzuschleichen, dann kann ich nicht verstehen warum du mich nicht gleich umgelegt hast. Mal von diesem halb männlichen Dingsda abgesehen. Auch ihn hättest du erledigen können, doch der Schuss war gezielt.“
 

Da traf mich auch schon etwas an meinem Kopf. Dieser Vollidiot. „Was zum Teufel soll das denn werden?“ Empört blickte er mir entgegen. „Halb männliches Dingsda? Geht’s eigentlich noch?“ Was war denn jetzt schon wieder sein Problem? „Tut mir Leid Mama! Verpass mir doch Hausarrest. Zicke!“ Also bitte, ich kannte niemanden der weiblicher gewesen wäre als er. „Bitte! Wenn du nicht anders willst kann ich dir gerne meine Männlichkeit beweisen. Mal sehen ob du danach noch so große Töne spuckst. Wenn du dann überhaupt noch reden kannst!“ Ooooookay, DAS war zuviel.

„Du---------!“ ich brach in schallendes Gelächter aus. Nartürlich, meine Mutti, die Sexbombe. Das war einfach zu komisch. Also wenn er es im Bett bringen….
 

„Entschuldigung?“ Oh, stimmt ja, da war ja noch was. „Ach ja, zurück zum Thema! Also, warum hast du uns nicht umgelegt, wenn du schon die Chance dazu hattest?“ In noch immer verwirrtem Ton, brachte sie ein: „Wo wäre denn da der Reiz?“ hervor. Sie schien zu wissen, was sie wollte. Das gefiel mir. „Gut, dann sag mir doch mal was ein Reiz für dich ist.“

„Also ich wüsste einen für mich…“ Idiot.

„Takato! Sei still und schmoll weiter.“ Langsam wurde er echt nervig. „Was heißt hier schmollen. Warts nur ab, irgendwann wirst du mich danach anflehen.“ Also mal im Ernst. „Wovon träumst du Nachts? Vorher geht die Welt unter. Was zur Hölle hast du genommen? Eine Monatspackung Viagra?“ Immer diese elenden Mannsbilder! Und immer zum falschen Zeitpunkt. Langsam fing das alles hier an eine totale Lachnummer zu werden. Passend zu Takato. Hm? Was hatte er jetzt schon wieder vor? „Du willst es ja nicht anders!“ Er zerrte an meinem Arm. Dieser Vollspaten hatte doch nicht wirklich vor mich ins Gebüsch zu ziehen, oder? Irgendwo hatte ja wohl alles sein Ende. War heute Vollmond oder wie? Ich kramte mit der noch freien Hand das Pfefferspray aus meiner Tasche und bereitete ihm damit ein großes Vergnügen. Winselnd und heulend kauerte er auf dem Boden. Ich hielt absichtlich die Luft an und hatte ihn mit einem schnellen Griff und ein paar Allzweckhandschellen an die Bank gekettet. Dann holte ich noch etwas von dem Reststoff des Verbands und knebelte ihn.
 

Ich entfernte mich wieder von ihm und wischte mir erst mal den Schweiß von der Stirn. Männer können ja so anstrengend sein. Nicht zu fassen. Den überaus geschockten und verwirrten Blick von Mrs. Crystal übersah ich einfach. „So, wo waren wir noch mal stehen geblieben? Ah ja, der Reiz nicht wahr? Hey, Takato! Das nimmt doch gerade eine ganz neue Bedeutung für dich an, oder etwa nicht?“ Ich musste mich wohl korrigieren, DAS war eine Lachnummer. Doch was zum Henker war nur in ihn gefahren?

„Ähm… ja, genau, der Reiz…. Ich will ein Duell, zwischen dir und mir. Ein einfaches Duell in dem entschieden wird, wer leben und wer streben wird. Alle Waffen, Fallen und sonstiges erlaubt, nur keine Hilfe. Wir treffen uns in 2 Tagen nach Sonnenuntergang im alten Chaosviertel.“

Das Chaosviertel…. Ein Viertel in dem nur noch alte Ruinen stehen. Schon klar worauf das hinaus laufen sollte. Hm. Zumindest zog sie es vor die allgemeine Bevölkerung nicht mit hineinzuziehen. Obwohl… ein paar Pärchen weniger…. Nein, nein… das war schon in Ordnung so. „Also, nimmst du an?“ Was war das denn für eine Frage?

„Du meinst das obligatorisch, nicht wahr? Ich habe doch gar keine Wahl, wenn ich absagen würde, würdest du mich und den Neulingsmacho da hinten sofort abknallen. Ich hätte nicht mal die Chance meine Waffe aus der Halterung zu ziehen bevor du abdrückst.“ Ich wüsste schon längst, dass sie ihre Waffe in ihrer Jackentasche bereits so gut wie entsichert in der Hand hielt. „Und davon abgesehen. Ich kann mich nicht erinnern mich jemals vor etwas gedrückt zu haben.“ Man konnte an ihrer Mimik wirklich so einiges ablesen. Auch jetzt verrieten ihre klaren Augen, dass sie mit keiner anderen Antwort gerechnet hatte.

„Sodann, leb wohl. Möge die bessere gewinnen.“ Mit einem Grinsen auf dem Gesicht drehte sie sich um und zog sich von der Bühne des Geschehens zurück. Entweder sie war sehr selbstbewusst, oder hatte einiges Vertrauen in ihren Feind. Einfach so von dannen ziehen und dem Gegner den Rücken zudrehen. Ich ging zum Brunnen und setzte mich auf dessen Rand. Wie ruhig es hier war. So einsam und verlassen.
 

Diese Umgebung….. passte zu mir. Ich schloss die Augen und genoss den Wind, der langsam und leise mit meinem Haar spielte. Und er brachte eine Melodie mit sich, dessen Klang ich mich nicht entziehen konnte. Langsam fing ich an, ein Lied meiner Vergangenheit zu singen.
 

Ich dachte immer, zu fliegen sei ein Segen,

doch sage mir, was ist die Freiheit

Ich dachte immer, alleine sei alles einfacher

doch sage mir, was ist Freiheit
 

Manchmal liegt man wach,

und merkt Freiheit hat einen Preis

er kostet mehr als man bekommt

und nennt sich Einsamkeit
 

Ich dachte immer, die Nacht sei nur zum Feiern da

doch sage mir, was ist eigenes Glück

Ich dachte immer, reich zu sein ist wirklich schön

Doch sage mir, was ist eigenes Glück
 

Manchmal liegt man wach,

und merkt eigenes Glück hat seinen Preis

er kostet mehr als man bekommt

und nennt sich Einsamkeit
 

Ich dachte immer, die Nacht und schwarz sei böse

Doch sage mir, was ist ein Vorurteil

Ich dachte immer, fremde Menschen gehören nicht hierher

Doch sage mir, was ist ein Vorurteil
 

Manchmal liegt man wach,

und merkt ein Vorurteil hat seinen Preis

er kostet mehr als man bekommt

und nennt sich Einsamkeit
 

Eigentlich dachte ich, ich hätte dieses Lied schon längst vergessen. Und, genau genommen, konnte ich es auch nicht besonders leiden. Ich mochte die letzte, die vierte Strophe nicht sonderlich. Und ich war heilfroh, mich abgebremst zu haben, bevor ich auch nur dazu kam, sie anzusetzen. Ein Blick in den Himmel zeigte mir einen sternenklaren Himmel. Dieser Anblick brachte mich immer in tiefes Nachdenken.

Was ist Freiheit, wenn nicht alleine umherzufliegen, wie es die Vögel tun.

Und was ist Glück, wenn nicht reich zu sein und sich um nichts als Partys kümmern zu müssen.

Und, ist es ein Vorurteil, Dinge zu meiden die man nicht kennt?

Und…..

Ist Einsamkeit denn wirklich so schlimm?
 

Wir Menschen haben durch unsere Entwicklung einen wichtigen Teil verloren. Und zwar, instinktiv zu wissen was gut und notwendig für uns ist. Nun, auch lernen hat seinen Preis, denn je mehr wir an Können gewinnen, desto mehr von allem Instinktiven verlernen wir. Nur lässt sich nicht genau sagen, was von beidem nun der größere Verlust wäre….
 

„Also, würdest du mich fragen, was ist schon Freiheit wenn man sie alleine fristet. Und was hat man von dem ganzen Glück, wenn man es nicht mit anderen Teilen kann. Und wer weiß, was dir entgeht, wenn du wegen der Meinung anderer, oder einer unbestimmten Angst einfach alles Unbekannte meiden würdest?“ Mittlerweile hatte Takato es geschafft, sich aus seinem „Gefängnis“ zu befreien. „Hm, vielleicht hast du Recht. Ich habe keine Ahnung wie viele unzählige Male ich mir schon über dieses eine Lied den Kopf zerbrochen habe.“ Er seufzte. „Du scheinst dir viele Gedanken über alltägliche Dinge zu machen. Vielleicht sogar zu viele.“ Wer weiß schon auf dieser Welt hundertprozentig was richtig, und was falsch ist?
 

Beschäftigen sollte ich mich jetzt jedoch eher damit, was ich als nächstes anfangen würde. Ich spielte mit meinen Leben, sie mit ihrem. Spielen scheint auch nicht nur Kindesalter Spaß zu machen. Jedoch wird der Preis um das was man spielt stätig höher. Und die Konsequenzen fast nichtmehr tragbar.
 

„Wir sollten langsam nach Hause gehen. Es ist schon spät und du hast einiges zu tun. Vor allem solltest du dich ausruhen.“ Er hatte ja Recht, dieser Tag war wirklich eine Achterbahn der Gefühle. Und meinen wohlverdienten Schlaf, wollte ich nun nicht missen. Jedoch überkam mich selbst hier noch die melancholische Stimmung, die schon den ganzen Abend an mir zu haften schien. Ich fragte mich, ob ich von damals träumen würde. Doch meine Nacht verlief traumlos.

Ein Tag wie jeder andere

Dieses dumpfe Gefühl, dass jeder Morgenmuffel beim Aufstehen empfindet, lies auch mich nicht kalt. Denn Morgenmuffel, dieser Begriff passte auf mich wie die Faust aufs Auge. Und dahingegen gab es auch die, von Natur aus, Frühaufsteher. Diese elenden Energiebündel die jedem eingeschworenen Langschläfer gehörig die Laune verderben, bevor sie sich sicher sind, was sie überhaupt für eine haben.
 

„Nun komm schon, willst du vielleicht den ganzen Tag im Bett verbringen.“

„Wenn ich dich aussperren dürfte, ja.“ Wie konnte man nur um neun Uhr morgens an einem freien Tag solch einen Trubel machen? War ja beim besten Willen nicht auszuhalten. „Was willst du überhaupt?“ Wehe wenn es nichts Wichtiges war. Ich würde ihm mit Sicherheit den Kopf abreißen. „Na was wohl? Frühstück ist fertig.“

Frühstück ist ja angeblich die wichtigste Mahlzeit am Tag, doch ich fand das so was von lächerlich. Wie konnte man, nachdem man sich gerade aus dem Bett gequält hatte, auch schon was in den Magen stopfen? Ich saß da, immer noch im Pyjama und Halbschlaf, in der rechten Hand meinen Löffel und beachtete dabei nicht wirklich, dass ich mich komplett einsaute. „Also bitte. Mag sein das du müde bist. Aber hin und wieder solltest du den Mund beim Essen zu machen.“ Verwirrt blickte ich von ihm auf meine Schlafhose. „Wofür gibt es eine Waschmaschine?“ gab ich gleichgültig zurück, wobei ich nicht darauf achtete, dass man mit vollem Mund nicht sprechen sollte. Na ja, danach war er jedenfalls etwas leerer gewesen. „Und? Was steht heute an?“ Takato blickte mich nicht mal an und meinte nur: „Nichts“

Ich brauchte eine Sekunde um zu verstehen was das hieß. „Warum um alles in der Welt weckst du mich dann um neun Uhr, wenn es sowieso nichts zu tun gibt?“ Das war doch hoffentlich ein schlechter Scherz. Was dachte er sich eigentlich dabei. „Mädchen, du verschläfst noch dein halbes Leben.“ Und da trat die Mutter wieder auf den Plan. „Meinst du nicht, dass ich alt genug bin um zu wissen was mein halbes Leben ist, und wie viel ich davon verschlafe?“ Ich versuchte unter allen Umständen ruhig zu bleiben.

Doch wie zu erwarten, das Frühstück wurde eine einzige Horrorshow.

„Nein, anscheinend weißt du das nicht wirklich. Sonst müsste ich mir ja nicht immer deine Laune geben, wenn ich versuche dich zu wecken.“ Das war ja wohl die Höhe. „Als ob ich dich jemals darum gebeten hätte!“ Er bildete sich wieder einmal ein, das Beste zu sein, das mir je passiert ist. „Und was würdest du tun, wenn du mich nicht hättest.“

Ich musste grinsen. „Mir einen Wecker kaufen, der weckt mich immerhin nur, wenn auch wirklich die Notwendigkeit dazu besteht.“ Es sah so aus, als ob er endlich vernünftig werden würde und kapitulierte. Wie immer. Ich hatte eben doch die Hosen in diesem Haushalt an. Auch wenn diese nicht gerade die saubersten in diesem Moment waren.... Nun ja. Was sollte das Rumgejammer, immerhin war ich jetzt schon wach und bezweifelte recht stark, dass ich nach dem gesamten Trubel wieder einschlafen konnte. Also, was sollte uns der heutige Tag denn bringen?

Wir hatten keinen Auftrag und bei meinen Nebenjobs hatte ich heute auch nicht anzutanzen. Schwer zu sagen, was man an einem freien Tag so machen sollte, wenn man nur selten einen hatte. Langweilen wollte ich mich sicher nicht.
 

"Wie wäre es wenn du mit einer Freundin shoppen gehst? Ruf doch mal irgendwen an." Freunde hm? Für mich gab es damals immer nur eine Person für die ich mich interessierte. Freunde hatte ich keine. Der geborene Einzelgänger. Und shoppen ist sowieso nicht mein Ding. Ich spare lieber mein Geld, als es sinnlos auszugeben. Immerhin konnte ich jeden Yen für meinen Rachefeldzug gebrauchen.

"Oder ins Kino?" Das war ja wohl nicht gerade spannend. Filme sind langweilig. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

"Oder geht zum Karaoke. Ich glaube Sing Sing, die Bar gegenüber unseres Einkaufladens hat heute nur halbe Preise." Yeah, das wäre mal ein toller Vorschlag gewesen, wenn ich Freunde hätte. Aber so etwas sollte ich ihm besser nicht auf die Nase binden, bevor er nachher noch auf die Schnapsidee kommt, mir Freunde suchen zu wollen. Da könnte ich auch gleich ins Kloster gehen....

"Mal sehen, vielleicht können wir ja wirklich zum Karaoke. War ich auch schon ewig nicht mehr." Jetzt musste ich wohl zwangsläufig das Haus verlassen. Aber ich hatte ohnehin nicht wirklich Lust, den Tag zuhause bei Takato zu verbringen. Nachher kommt er mir noch mit irgendwelchen Familienbrettspielen an. Danke, aber nein danke.
 

Vielleicht sollte ich in die Bücherei gehen. Oder einen Schaufensterbummel machen. Für das bunte Nachtleben war es ja leider noch zu früh. Was ich auch schon lange mal wieder tun wollte, war, den Tempel zu besuchen. Zwar glaubte ich nicht an irgendeinen Gott, doch ich genoss die spirituelle Ruhe, die dort herrschte und die Tatsache, dass man wirklich gut in sich gehen konnte. Unter all diesen Gedanken zog ich mich an. Meinen Mp3 Player nicht vergessen. Wir wollen ja keinen qualvollen Gefühlsduseleistod sterben. Dafür, dass Winter war, schien es heute trotz allem ein sonniger Tag zu werden.
 

Takato war, wie es sich für eine richtige Mutter gehörte, einkaufen gegangen. Und auch ich hatte kurz nach ihm das Haus verlassen. Kaum ging die Tür hinter mir in ihre Angel, schaltete ich den Mp3 Player ein. Zufallswiedergabe. Und dieses Lied machte mir dann das erste Mal für diesen Tag gute Laune.
 

Du möchtest mich nicht mehr haben?

Ok, bitte!

Du denkst ich habe dein Leben zu lange ruiniert?

Ok, gern geschehen!

Du meinst ich habe dich nicht verdient?

Ok, dann geh allein deinen Weg!
 

Ich hab mich dir hingegeben.

Ich habe mein Leben für dich ruiniert.

Ich war immer für dich da, wenn du ein Problem hattest.

Doch nun bist du tot.

Gestorben für mich.
 

Niemals gabst du mir was ich brauchte.

Nun geh!

Immer hab ich nur alles für dich gegeben.

Komm nicht zurück!

Selbst als ich merkte, dass ich nicht die einzige bin.

Ich brauche dich nicht!

Gab ich dir meinen Körper hin.
 

Ich hatte nicht die Zeit mich weiter mir diesem Lied zu beschäftigen, denn ich war ein Stück mit geschlossenen Augen gelaufen, um die Melodie besser in mir aufnehmen zu können und rannte prompt in eine Passantin.

„Hey, das tut mir Leid…“

Ich traute meinen Augen nicht…. Mrs. Merry Crystal.

„So sieht man sich also wieder.“

Ich musterte sie. Anscheinend wollte sie ausgehen. Im Gegensatz zu mir legte sie wirklich viel Wert auf ihre feminine Ausstrahlung. Dieses Sommerkleid stand ihr echt gut.

„Na Mrs. Crystal, haben sie denn etwas bestimmtes vor?“

Mit einem leicht verächtlichen Blick sah sie mich an.

„Ich wüsste zwar nicht was dich das angeht, aber ich wollte eigentlich nur etwas einkaufen gehen.“

Mir kam eine Idee… Ich packte ihren Arm und zerrte sie ein paar Straßen weiter, natürlich nicht ohne mit ihrem lauten Protest Aufsehen zu erregen.

„Was soll denn der Mist?!“

Ich musste grinsen. Und das von einem „wohlerzogenen“ Mädchen.

„Na was wohl. Hochwohlgeboren wird sich ja wohl nicht um ein Liedchen drücken. Vielleicht haben sie ja in der Karaokebar auch ein Hoheitszimmer.“

So gingen wir unseren Weg zur Bar um dort hoffentlich ein paar hübsche Stunden verbringen zu können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  ShainaMartel
2009-03-28T18:59:01+00:00 28.03.2009 19:59
mami ó__Ò xD
ich wollte kommentieren, hab es aber schon XD
also hab ichs doch schon einmal gelesen <3~
*mehr lesen will* *______________________* x3 <3<3<3
Von:  ShainaMartel
2008-05-10T22:07:12+00:00 11.05.2008 00:07
ja, wirklich einfach etwas zu kurz ^.~
aber ansonsten gefällts mir echt gut x3! *_*~
und ich bin gespannt, wie es weitergeht!! *_*~ ^^
*knuff*
und minako erinnert mich immer mehr an mich selbst ^.^
ich manchen dingen, das wird echt interessant!!^^
*flausch*
^.~
~x3~tG-MY~x3~
Von:  ShainaMartel
2008-05-10T21:30:18+00:00 10.05.2008 23:30
ja,
das kapi ist echt toll,
ich find die ganze geschichte auch gut ausgedacht!!!
und dass du immer iwelche lieder reinbringst,
find ich auch toll!^^
das hat jetzt immer gut gepasst,
und die texte gefallen mir auch
und sind interessant,
sie sagen viel aus und lassen viel vermuten... >D
*übergeh*
ich bin auf das vierte gespannt... >D~ ^^
*flausch*
^.~
~tG-MY~
Von:  ShainaMartel
2008-04-09T19:21:44+00:00 09.04.2008 21:21
WOW *___*~
du hast nicht zu viel versprochen<3...!!!
ich hab zwar erst die ersten beiden absätze gelesen, aber ich muss sagen: WOW!! die atmosphäre, die du bechreibst, ist great, und du schreibst die geschichte richtig schön spannend!! wie soll ich es beschreiben... man fragt sich in jedem satz, wie es weitergeht!!
soll ich wirklich nur den prolog lesen...? *fragend guck*
nur die kommas... nun, egal, es ist einfach großartig!!<3
*abknuff*
~tG-MY~
Von:  -BlackRoseNici-
2008-03-26T10:14:55+00:00 26.03.2008 11:14
Ist ganz gut geworden, aber leider etwas kurz.
Freue mich schon auf das nächste ^^
Lg Blacky *knuff*
Von: abgemeldet
2008-03-25T20:34:43+00:00 25.03.2008 21:34
wie cool^^
das brind ich dann auch demnächst mal: augen zu und laut singen XD
nein ma echt, mir gefällt das kapitel echt gut :)
Von: abgemeldet
2008-03-01T20:14:23+00:00 01.03.2008 21:14
wow, das kapitel ist echt toll^^
ich muss unbedibngt wissen wies weiter geht :)
bitte schreib wenns nächste hochgeladen ist, mm'kay?
hehehe x3
Von: abgemeldet
2008-02-23T12:08:05+00:00 23.02.2008 13:08
ich find das kapitel so cool^^
ich freu mich schon aufs weiterlesen X3
Von: abgemeldet
2008-02-17T20:12:39+00:00 17.02.2008 21:12
ich find das so cool^^
diese minako hat echt einen total ineressanten charakter,
aber mir gefällt die ganze geschichte echt gut^^
deine ff's sind eben doch die besten XD
Von:  -BlackRoseNici-
2008-01-30T21:23:51+00:00 30.01.2008 22:23
*lach* das Kapi ist echt geil und wie gesagt...Tipp um dein Leben! xD
Hoffentlich kommt es bald raus denn ich will mehr Lesen >-<
*blackwhitefänchenschwing* ich liebe dieses pairing <.<" *hust*
wehe du gibst net bescheid wenn es freigeschaltet ist dann aber...lese ich mir die story durch und schreibe aba keinen kommi xD <~~böse strafe
bis zum nächsten Kapi
*knuff* Blacky


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