File 13
File 13
Die Gebäude des CFC, ein großes Chemie-Unternehmen, tauchten vor ihr auf. Sie ließ ihren Wagen an den Straßenrand ausrollen und schaltete die Beleuchtung aus. Es wurde Zeit, die Gerüchte zu überprüfen – steckte dort eventuell doch Wahrheit dahinter?
Die Aufregung kribbelte ihr im Nacken, so wie jedes Mal, wenn sie einer Spur nachging.
Sie beugte sich herüber zum Beifahrersitz, um die Taschenlampe und die Kamera aus dem Handschuhfach zu holen und sie einzustecken, bevor sie die Wagentür öffnete und ausstieg.
Es war dunkel und kalt. Sie zog fröstelnd ihren Mantel ein wenig enger um sich, schaute sich noch einmal forschend um und ging dann auf das Gelände zu.
„Tja… Weiter bin ich noch nicht“, meinte Hokuto, als ich von ihrem Manuskript aufsah.
Sie hatte ihr gesamtes Material und auch den teilweise fertigen Roman aus ihrer Wohnung geholt.
„Aber das ist doch schon länger her und ein ganz anderer Konzern!“
„Ja… aber es gab Hinweise darauf, dass beide Unternehmen darin verwickelt waren. Nur konnte sich der Andere reinwaschen.“
„Und damit hat er den Ersten erst recht ins Unglück gestürzt. Der Begründer hat sogar Selbstmord begangen“, sagte Hokuto. Auch das hatte ganz groß in der Zeitung gestanden.
„Aber man hat nur den Abschiedsbrief gefunden, oder nicht?“, meinte Fye und schob die Blätter des Manuskriptes zusammen und steckte sie in die Mappe zurück.
„Mhn“, nickte ich. „Eine Leiche gab es nicht – nur den Abschiedsbrief und eine Menge Spuren, die allerdings von dem Begründer des Konzerns Kagakura-Industries, Koujou Kagakura stammten.” Mehr hatte auch nicht in der Zeitung gestanden. Und den Rest hatte die Polizei zurückgehalten, um, bei einem eventuellen Mord, Nachahmungstäter zu vermeiden.
Doch der Fall wurde als Selbstmord abgeschlossen, da sich ein Mord als unwahrscheinlich herausgestellt hatte. Es waren nur Spuren vom Opfer gefunden worden, aber keine von einem vermeintlichen Täter. Und es wäre dem Täter unmöglich gewesen, keine zu hinterlassen oder sie verschwinden zu lassen, ohne dass er die des Opfers mitverwischte oder vernichtete.
Koujou Kagakura war nie wieder aufgetaucht. Seine Leiche allerdings auch nicht.
„War es wirklich Selbstmord?“, fragte Hokuto und sah mich erwartungsvoll an.
„Ich habe keine Ahnung. Offiziell schon. Und es hat alles – bis auf den fehlenden Toten – darauf hingedeutet…“
„Kagakura-Industries war ein Pharma-Konzern, oder?“, fragte Hokuto.
„Ja. Jetzt ist das Gelände vom Konkurrenten übernommen worden.“
Das war auch ein Pharma-Konzern, der allerdings nicht nur Medikamente, sondern auch Kosmetika herstellte.
„Ich hol mal die Zeitung….“, meinte Fye und stand auf, um zum Briefkasten zu gehen.
Keine Minute später war er wieder da. „Es wurde schon wieder eine Frau vor eine U-Bahn gestoßen. Aber diesmal hat sie überlebt!“, sagte er und breitete die Zeitung auf dem Tisch aus. „Sie ist nämlich nicht direkt auf die Gleise, sondern daneben gefallen und wurde nur gestreift.“
Wahrscheinlich waren die Leute jetzt vorsichtiger beim Einfahren der U-Bahn und standen nicht mehr so nah an der Kante. Vernünftig war es allemal.
„Ist sie im Krankenhaus?“, fragte ich.
„Ja“, sagte Fye. „Aber über ihren Zustand steht hier nichts, nur dass sie lebt.“
Aber das war ja wenigstens eine gute Nachricht.
Ich überlegte, ob es sich lohnen könnte, hin zu gehen. Aber wahrscheinlich war da überall Polizei, und ich bezweifelte, dass sie mich einfach so durchließen. Oder sie gaben es nach oben weiter und das würde mir noch mehr Ärger einbringen.
„Soll ich sie besuchen gehen?“, fragte Hokuto. „Ich kann ja sagen, dass ich etwas über sie schreiben will.“
„Einen Versuch ist es wert“, sagte ich. So bekamen wir vielleicht ein bisschen was raus.
Fye nickte. „Gute Idee.“
Hokuto grinste. „Na dann. Ich krieg bestimmt einiges aus ihr raus, wenn ihr Zustand das zulässt.“
„Und wir sehen, ob wir Subaru irgendwo finden“, meinte ich.
So einfach wie das klang, würde es sicher nicht sein, aber hier herumsitzen war auch nicht besonders hilfreich.
„Ja. Ich bin so froh, dass sie ihre Drohung nicht wahrgemacht haben…“, sagte Hokuto. „Wahrscheinlich hat die Frau gar nichts damit zu tun, aber besser, ich frage mal nach….“
Sie stand auf. „Am besten geh ich gleich….“ Sie schnappte ihre Tasche, bevor wir irgendwas erwidern konnte und war weg. „Bis später dann!“ Die Tür fiel ins Schloss.
„Mhn. Und wo fangen wir an?“, wollte Fye wissen.
„Am besten bei den Drohbriefen…“, meinte ich. „Wir kopieren sie, legen die Kopien zurück in Hokutos Wohnung und schicken die Originale direkt an Sakura. Sie soll sie untersuchen, ohne irgendjemanden etwas davon zu sagen.“
Vor allem nicht dem Chefinspektor.
„Vielleicht findet sie raus, woher die kommen. Oder sie kann es zumindest eingrenzen.“
„Alles klar. Das klingt nach einem Plan. Dann lass uns schnell rübergehen…“
Wenigstens hatten wir den Schlüssel. Und meine Nachbarin hatte sicher nichts dagegen, wenn wir uns mal umsahen.
Wir fanden die Briefe – auf dem Schreibtisch. Sogar noch in den Umschlägen.
Fye und ich nahmen sie herüber zu mir, kopierten sie vorsichtig, tauschten die Umschläge aus – Marken waren nicht drauf, sie waren wohl direkt eingeworfen worden – und legten die Kopien dann zurück.
Die Anderen steckte ich in einen Beweismittelbeutel und dann in einen Umschlag, den ich an Sakura adressierte. Mit einer Notiz, dass sie auf keinen Fall die Briefe weitergeben sollte oder irgendetwas darüber erzählte.
Wenn wirklich jemand im Polizeipräsidium dafür gesorgt hatte, dass ein Verfahren gegen mich eingeleitet wurde, dann war es besser, dass niemand davon wusste.
Es war ja nicht so, dass ich alle verdächtigte, aber je mehr es wussten, desto unsicher wurde die Sache.
Es ärgerte mich, dass ich so gesehen selbst nichts tun konnte.
Wir brachten den Umschlag nicht zum Präsidium, sondern direkt zu Sakura. Besser, sie nahm ihn persönlich mit aufs Revier, damit auch gewährleistet war, dass ihn niemand Anderes las.
Und wenn ich dauernd bei der Polizeistation aufkreuzte war das ja auch verdächtig.
Außerdem nutzten wir den Umstand, dass wir schon mal dort waren, für einen kleinen Spaziergang im Naturschutzgebiet.
Hier waren keine anderen Spaziergänger, bis auf ein paar Läufer oder Radfahrer, aber auch die waren seltener als im Park.
Wahrscheinlich lag es auch an der Uhrzeit.
Auf jeden Fall war es ganz angenehm und entspannend. Eigentlich wollten wir ja nach Subaru suchen, aber ohne Hinweise war es sinnlos und wir mussten auf Sakuras Ergebnisse warten.
So lange konnten wir eigentlich kaum irgendwas tun.
Und es war gar nicht so schlecht, mehr mit Fye zu unternehmen. Der schien es nämlich auch sehr zu genießen.
Nachdem wir wieder zurück waren, wussten wir nicht so recht, was wir jetzt tun sollten, außer auf Hokuto zu warten. Sie hatte sich noch nicht gemeldet.
Ich machte Tee und wir setzten uns aufs Sofa. Draußen war es mittlerweile wieder brennend heiß.
„Und…? Glaubst du wir finden Subaru-kun….?“, fragte Fye.
„Ich hoffe es… Wenn DNA-Spuren an den Umschlägen oder den Briefen sind, kommen wir vielleicht ein wenig weiter….“
Aber sicherlich hatte der Täter Handschuhe getragen….Aber vielleicht hatte er ja auch einen Fehler gemacht. Wissen konnte man das ja nie.
Wir konnten nur abwarten.
Fye lehnte sich gegen mich. „Ich hoffe es auch. Subaru-kun ist so ein netter Kerl. Und Hokuto-chan würde es das Herz brechen, wenn ihm etwas zustoßen würde.“
„Ja….“
Die Beiden waren zwar völlig unterschiedlich, wenn man bedachte, dass sie Zwillinge waren, aber dafür hingen sie wirklich aneinander. Beinahe unzertrennlich.
„Wir finden ihn schon wieder“, meinte ich. „Aber scheint, als müssten wir ein wenig warten….“
„Mhnhm… ja. Aber vielleicht hat Hokuto-chan ja schon was rausgefunden…“ Er streichelte über meine Brust und schmiegte sich an mich. Ich schob einen Arm über seinen Rücken.
„Werden wir sehen, wenn sie wieder da ist…“
„Oh ja… kuscheln wir solange, hmmm?“, fragte er und grinste.
„Warum nicht. Wir haben ja sonst nichts zu tun….“ Ich fuhr ihm durchs Haar und küsste ihn.
Es war zwar warm, aber nicht zu warm, um sich ein wenig mit ihm zu beschäftigen.
File 13 – Closed
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Ich weiß: Es ist zu kurz. Viel zu kurz! Aber ich wollte enlich ein neues Kapitel rausbringen, bevor die FF hier ganz stirbt *wiederbeleb* XD
Ich hoffe, das nächste Kapitel schaff ich schneller. Es liegt nicht am Tempo mit dem ich tippe (das Kapitel war jetzt innerhalb von 3 Stunden getippt...) es liegt eher daran, dass ich nicht so genau weiß WIE ich es schreiben soll XDDD
Naja. Bis ämh.... dann XD