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Apocalypse

Nothing Left...
von

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Kapitel 6

Kapitel 6
 

“Wer wohl dran ist?” richtete Nikolai eine Frage an Lauren, wobei er Carlos nicht aus den Augen ließ.

Lauren zog die Schultern nach oben und antwortete nicht. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen einfach das Weite zu suchen. Doch ihre Neugier siegte. Sie wollte ebenfalls erfahren wer am anderen Ende der Leitung war.

Olivera unterhielt sich bereits geschlagene fünf Minuten mit der Person. Lauren kam es so vor, als würde er peinlichst darauf achten, dass sie nicht mitbekamen um was es in dem Gespräch ging. Dies schürte ihr Interesse daran natürlich noch mehr, dies und die Tatsache, dass zahlreiche Überwachungskameras die überall in der Stadt angebracht waren, sie ins Visier genommen hatten.

Ohne ein Wort der Verabschiedung drückte Carlos die rote Taste des Handys und beendete damit das Gespräch. Als er wieder zu ihnen kam zog Lauren etwas aus ihrer Tasche.

“Kaugummi?” fragte sie in die Runde und hielt den Männern die Packung unter die Nase.

“Da sag ich nicht nein.” meinte Nikolai nur und nahm sich einen Streifen.

Carlos lehnte dankend ab. Er sah sich um. Vereinzelte liefen Zombies in ihre Richtung. Lauren wunderte sich weshalb Nikolai, der soeben noch unbedingt wissen wollte mit wem Carlos sprach, keine Fragen an seinen Kameraden stellte. In Gedanken nickte Lauren anerkennend. Er musste großes Vertrauen in Olivera haben. Nikolai wandte sich der Kirche zu.

“Vielleicht sollten wir da hinei-” Lautes Gebrüll aus dem Kircheninnern hielt ihn davon ab seinen Satz zu Ende zu sprechen “Oder auch nicht.”

Olivera sah auf seine Armbanduhr. Sein Blick verfinsterte sich.

“Wir müssen uns beeilen.”

Er packte Lauren erneut am Arm und zerrte sie hinter sich her. Ihr Widerstand war nur mäßig.

“Moment mal. Sie können mich nicht zwingen mit ihnen zu gehen. Ich will doch nur zur Schule meiner Tochter.”

Carlos blieb ruckartig stehen, sodass Lauren gegen ihn lief. Er funkelte sie mit seinen dunklen Augen an.

“Das will ich auch.”

Lauren blickte leicht erstaunt aus der Wäsche.

“Tatsächlich?”

“Ja.”

“Gut.”

“Gut.”

Nikolai sah leicht verwirrt zwischen den beiden hin und her und hob beschwichtigend die Hände.

“Okay, jetzt haben wir uns alle wieder lieb und setzen unseren kleinen Ausflug fort. Wenn nicht, dann wird Papa böse und wir kehren wieder um.”

Olivera sah Sokolov ausdruckslos an bevor er den Tragegurt seiner Waffe zurecht rückte, Lauren losließ und weiter lief.

Nikolai sah zu Lauren. Ungläubig blickte sie Olivera hinterher. Als dieser bemerkte, dass niemand ihm folgte blieb er stehen und sah zurück.

“Was ist? Ich dachte sie wollen zu ihrer Tochter. Die Wahl liegt bei ihnen. Gehen sie allein und mit der Aussicht gefressen zu werden oder begleiten sie uns, wobei die Aussicht unbeschadet aus dieser Sacher heraus zu kommen weit höher liegen sollte.”

Lauren biss sich auf die Unterlippe und nickte. Das erste Mal seit Stunden fühlte sie sich nicht mehr ganz so verloren. Es würde nicht mehr lange dauern, dann konnte sie ihre Familie wieder in die Arme schließen.

“Nikolai.” sagte Olivera nur und setzte seinen Weg fort.

Sokolov nickte.

“Bleiben sie zwischen uns. Wir werden das Baby schon schaukeln.”

Lauren setzte sich in Bewegung und blieb, wie man ihr vorgetragen hatte, immer zwischen den beiden Männern. Olivera vor ihr, Sokolov hinter ihr.
 

Eine Weile waren sie schweigend hintereinander hergegangen und hatten ein gutes Stück Weg zurück gelegt. Sokolov hatte ein oder zweimal versucht über Funk Hilfe anzufordern, erfolglos.

Sie überquerten gerade die Zufahrt zur Arklay Überführung, als Lauren erneut eine aufzeichnende Kamera an der Ziegelsteinmauer eines Hauses auffiel. Eigentlich hatte sie sich geschworen keine Fragen zu stellen. Doch dieser Schwur hatte vielmehr mit dem Beruf der Männer zu tun, als mit der Situation an sich. Für Lauren war es klar, dass Carlos Olivera uns Nikolai Sokolov Mitglied einer paramilitärischen Firmeneinheit waren und sie in den Kampf geschickt wurden um die Interessen des größten Industriekonzerns der vereinigten Staaten zu verteidigen: der Umbrella Corporation. Allerdings fragte sie sich, ob es wirklich im Interesse der Corporation lag, wenn sie und ihre Familie heil aus der Stadt gelangen würde um ihre Geschichte zu erzählen. Das wäre Umbrellas Ende.

Lauren räusperte sich.

“Wer ist es der uns beobachtet?”

Olivera drehte sich nicht um, verlangsamte seine Schritte nicht und gab auch sonst keinerlei Anzeichen, dass er ihre Frage gehört hatte. Ein paar Sekunden verstrichen und Lauren wollte gerade erneut ansetzen, als sie seine Stimme vernahm.

“Sein Name ist Dr. Ashford.” Er sprach leise und Lauren beeilte sich auf seine Höhe zu gelangen “Er leitet die Forschungsabteilung für fortgeschrittene Gentechnik und Virologie der Umbrella Corporation.“

“Ashford?” wiederholte Lauren seinen Namen “Kommt mir bekannt vor.”

Carlos fuhr fort ohne auf ihre Unterbrechung zu achten.

“Er will seine Tochter Angela. Wir-“ er hielt inne und korrigierte sich selbst “Umbrella sollte sie ausfliegen. Das ist schief gelaufen. Sie ist noch in der Stadt und versteckt sich in ihrer Schule. Wenn wir sie finden bringt er uns durch die Absperrung.”

“Darum geht es ihnen also. Um die kleine Ashford?” brach es plötzlich aus Lauren heraus “Wer sind sie, dass sie sich von einem Massenmörder wie es dieser Ashford ist sagen lassen was sie zu tun und zu lassen haben? Soll er seinen Arsch doch selber in diese gottverdammte Stadt bewegen und seine Brut hier raus karren. Ihnen sollte es vielmehr um die schuldlosen Bürger gehen die ihre Hilfe wirklich benötigen.”

“Wie ihre Tochter?”

Lauren starrte Olivera an, sein Blick war stur geradeaus gerichtet.

“Ja.” meinte sie nur “Zum Beispiel.”

Er hielt an, Lauren blieb ebenfalls stehen.

“Wie wäre es, wenn sie einfach mal einen Gang runter kommen und nicht gleich bei jeder Kleinigkeit loskeifen würden. Nichts in der Welt hätte mich davon abgebracht sie zu dieser Schule zu begleiten nachdem ich hörte, dass ihre Tochter noch dort ist. Ashford spielt für mich überhaupt keine Rolle.”

Lauren hielt seinen Blicken stand.

“Aber er ist der Schlüssel um aus dieser Stadt zu gelangen und sie werden seine Forderungen erfüllen. So ist es doch, oder?”

“Würden sie das nicht tun?”

Olivera bedachte sie mit einen dieser Blicke die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. Dann ging er einfach weiter und Sokolov schloss zu ihr auf.

“Wir werden beobachtet?” war das Einzige was er fragte.
 

Vorbei an zurückgelassenen Fahrzeugen bahnten sich die drei ihren Weg über die Überführung. Die Innenstadt konnte somit umgangen werden und man gelangte noch schneller ins Zentrum. Lauren und Carlos waren stumm übereingekommen Frieden zu schließen. Als sie vor der Schule standen und Laurens Blick auf einen Polizeiwagen der Hundestaffel der K-9-Einheit fiel, der in der Nähe in ein Gebäude gekracht war, fragte sie sich ob sich Tiere ebenfalls anstecken konnten. Sie dachte an die tierischen Laute welche sie heute Nacht bereits mehr als einmal vernommen hatte. Sie hatte ein ganz mieses Gefühl.

“Wir sollten auf der Hut sein.” sprach Nikolai in etwa ihre Gedankengänge aus.

Carlos war bereits auf dem Weg zur Eingangstür und schritt mit angelegter Waffe die wenigen Stufen empor. Lauren folgte ihm vorbei an Kinderfahrrädern. Nikolai hielt ihnen den Rücken frei. Oben angekommen, stieß Olivera die Holztür auf. Sie öffnete sich mit einem leisen Quietschen. Die drei traten ein. Rechts und links von ihnen erstreckten sich lange und dunkle Korridore, an dessen Seiten sich Spinde und die Türen zu den Klassenzimmern reihten. Das Bild, das sich ihnen bot, war das Musterbeispiel einer unheimlichen Atmosphäre. Laurens Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fragte sich, wo sie sich verstecken würde, wenn sie Victoria wäre. Ohne zu zögern nahm sie die Treppe ins Visier und rannte los.

“Hey!”

Nicht schon wieder Olivera, dachte sie bei sich, hielt jedoch trotzdem an. Genervt wandte sie sich ihm zu und konnte gerade noch die Hände nach oben reißen um etwas kaltes metallisches aufzufangen was er ihr zuwarf. Verblüfft starrte sie zuerst auf die Waffe, dann zu Olivera.

“Zielen, abdrücken, wiederholen.” war das einzige was er sagte “Und immer auf den Kopf zielen.”

Lauren nickte erleichtert und fragte sich ob man es ihr wirklich so sehr ansah, dass sie noch nie eine Waffe in den Händen gehalten hatte. Als sie die erste Etage erreicht hatte, blieb sie unschlüssig stehen. Ihr Atem ging röchelnd als sie überlegte auf welcher Seite sich Torries Klassenzimmer befand.

“Rechts oder links, rechts oder links?”

Ein Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Es war der Schrei einer Frau. Er kam aus der zweiten Etage und hallte durchs ganze Gebäude. Jemand musste schreckliche Schmerzen haben. Lauren schluckte und wandte sich nach links. Sie ging am Biologiezimmer vorbei und steuerte das letzte Zimmer am Ende des Ganges an. Noch bevor sie die Tür erreicht hatte, trat eine männliche Gestalt aus dem Zimmer und lief den Flur hinab auf sie zu.

“Desmond!” Sie konnte ihr Glück kaum fassen und begann auf ihn zuzulaufen “Wo ist Torrie? Im Zimmer?”

Vielleicht war es die Wiedersehensfreude die Lauren so blauäugig machte, dass sie nicht bemerkte wie unnatürlich blass ihr Mann war, vielleicht war es auch etwas anderes. Als sie sich ihm an den Hals warf und er ihr voller Genuss die Zähne in das warme Fleisch trieb, schrie sie nicht aus Angst um ihr Leben, sondern aus purer Verzweiflung. Sie hatte versagt. Sie war zu spät gekommen. Nie wieder würde sie seine warmen Hände auf ihrem Körper spüren, nie wieder seine Küsse. Etwas hatte ihr ihren Mann auf die unmenschlichste Art genommen die es nur gab. Eine warme Flüssigkeit floss ihren Hals hinab, vermischte sich mit ihren Tränen.

“Torrie.” flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.

Der Gedanke an ihre Tochter gab ihr Kraft. Sie packte Desmonds Haare und riss seinen Kopf nach hinten. Mit einem schmatzenden Geräusch entblößte er verfaulte Zähne und versuchte sie erneut zu packen und zu beißen. Sie stieß ihn von sich. Er taumelte kurze Zeit, setzte sich wieder in Bewegung und entließ leise hungrige Laute über seine Lippen. Lauren riss die Waffe in die Höhe und bewegte sich rückwärts von ihm weg. Ihr ganzer Körper stand vor Anspannung wie unter Strom.

Zielen, abdrücken, wiederholen, rief sie sich in Erinnerung.

Sie schoss und streifte seine Schulter. Der Schuss donnerte ohrenbetäubend laut in der kühlen Düsternis. Die Waffe ruckte leicht in ihren schweißnassen Händen.

Auf den Kopf zielen, kamen ihr erneut Carlos’ Worte in den Sinn.

Sie schluckte.

“Ich liebe dich.” flüsterte sie in die Dunkelheit und drückte ab.
 

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Ende des 6. Kapitels

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