Ein Projekt und dessen Folgen
Prolog: Ein Projekt und dessen Folgen
*Yugis Sicht*
Ich sah aus dem Busfenster. Hinter diesem erstreckte sich endlich das weite Meer. Jetzt war mir klar, dass wir endlich auf Klassenfahrt waren. Eine Woche lang relaxen, chillen und Party machen, wie Jonouichi es ausdrücken würde. Dieser saß im übrigen neben mir, hatte sich die Ohrstöpsel seines MP3-Players aufgesetzt und schnarchte mir etwas vor. Otogi und Honda sahen zu uns zurück und seufzten. „Wenn das Greenpeace erfährt, dass er die ganzen Regenwälder abholzt“, murmelte Otogi trocken und wand sich ebenfalls dem Meer zu. Anscheinend war nicht nur ich davon fasziniert. Ok, Domino lag auch am Meer, aber es war dort niemals so idyllisch wie hier. Immerhin war es ne Großstadt. Honda hielt Jono die Nase zu, bis dieser nach Luft ringend die Augen öffnete und sich befreite. Kichernd sah ich den beiden zu. „Mann Honda, du... hättest mich fast umgebracht“, murrte mein Nebensitzer nur. Doch der Andere bohrte nur unbeeindruckt in seinem Ohr. „Ein Verlust wäre es ja nicht. Du schnarchst und unterhältst damit den ganzen Bus.“ „Oh ist mir gar nicht aufgefallen.“ Kratzte sich der Blonde verlegen an der Wange. „Logisch, du hast ja auch geschlafen“, kam es ruhig von Otogi, der den Blick immer noch zum Meer gerichtet hatte.
Mein Blick ging an den beiden, nun streitenden Jungs vorbei, zu einer Gruppe Jungs, die mit einigen Mädchen hinten im Bus saßen und erzählten. Diese Clique war die coolste der Schule, aber die war mir eigentlich egal. Mir ging es nur um ihn. Yami Athem, den tollsten Jungen, den es gibt. Zumindest aus meiner Sicht. Er war cool, selbstbewusst und war sehr schlau. Außerdem war er gutaussehend. Er war schlank, aber nicht schmächtig so wie ich. Auch wenn er nicht besonders groß war. Höchsten 20 cm größer als ich. Am meisten mochte ich seine rubinroten Augen. Für mich gab es nichts Schöneres als diese Augen.
Jono holte mich aus den Gedanken indem er mir gegen die Wange stupste. „Hey Erde an Yugi. Du sollst nicht immer so starren. Das ist auffällig.“ Errötend senkte ich den Blick und entschuldigte mich. „Mein Gott vergiss ihn. Jeder ist hinter Yami her und bisher hat er jede abgelehnt. Warum sollte es bei dir anders sein?“ Seufzend drehte ich mich wieder zum Meer. Otogi und Honda und auch Anzu und Yura, die hinter uns saßen, sahen mich an. „Hey Yugi, sei nicht traurig. Du weißt, wir wollen alle nur das Beste und Yami ist nicht der Richtige. Du weißt doch wie solche Typen drauf sind. Sie lästern über „Normalos“, rauchen, ziehen sich Pornos rein... Ach, ich könnte so vieles aufzählen. Ok, er sieht gut aus und klug ist er auch. Aber ansonsten ist sein Chara für'n Arsch“, plapperte das Mädchen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er so ist. Seufzend nickte ich nur. Die anderen lächelten mir aufmunternd zu. „Hey kommt nachher jemand mit zum Strand?“, versuchte Jono das Thema zu wechseln.
Keine halbe Stunde später verließen wir den Bus. Kurz ließ ich meinen Blick durch die Gegend schweifen. Unsere Herberge befand sich im Wald. Das Meer war einige 100 Meter von der Herberge entfernt. Einige Mädchen meckerten bereits, dass sie hier nicht einmal Handyempfang hatten. Na und??? So was braucht man ja nicht unbedingt. Wir wurden von den beiden Lehrern in einen großen Seminarraum geführt. Da wir ja 2 Klassen waren, waren wir recht viele Leute. „So, meine Herrschaften. Ich werde noch mal kurz alles erläutern. Als Klassenfahrt können wir das hier nicht wirklich bezeichnen, sondern eher als ein Seminar. An allen Tagen werden wir uns vormittags treffen und unser Projekt erarbeiten. Es werden immer 2er Gruppen gemacht, welche ich zusammengestellt habe. Die ganze Woche über werdet ihr Aufzeichnungen machen, Beobachtungen durchführen und andere Sachen tun. Am Freitag werdet ihr darüber alle einen Vortrag halten. Zumindest einer der Gruppe. Natürlich werde ich euch beobachten und auch Noten für Zusammenarbeit und Ähnliches geben. Zuerst einmal werde ich die Gruppen zusammen stellen.“ Frau Miyaki kramte einen Notizzettel aus der Tasche und las die einzelnen Gruppen vor. „Yami Athem wird sich mit Yugi Muto zusammen tun.“ Ich sah meine Lehrerin geschockt an. Sie hat mich tatsächlich mit Yami in ein Team gesteckt. Die anderen waren mit ihren Partnern nicht gerade zufrieden. Aber Frau Miyaki brachte uns alle zum Schweigen. „Nun da die Gruppen nun festgelegt sind, kommen wir zur Zimmeraufteilung.....“
Es dauerte noch einige Zeit, bis wir endlich mit allem fertig waren und schließlich auf unseren Zimmer waren. „Oh Mann, was für eine Scheiße. Schlimmer kann es nicht kommen. Diese Projekte sind voll blöd. Der Einzige, der nen guten Partner hat, ist Yugi“, murmelte Jonouichi und schmiss sich aufs Bett. Ich dagegen krabbelte in das Bett darüber und seufzte. Natürlich war ich damit zufrieden, aber die anderen hatten nicht gerade gute Karten. „Wann gibt es noch mal was zu futtern?“, murmelte der Blonde verschlafen. „18 Uhr, Jono“, fügte Honda nur an. Auch er war nicht begeistert. Alle wurden sie mit einem aus Yamis Clique zusammen gesteckt. Jeder wusste, dass die Clique über jeden lästert, der nicht war wie sie. Besonders die Mädchen waren schlimm. Auch wenn sie sehr hübsch waren. „So blöd alles. Aber hey, es ist gerade mal 14 Uhr. Wollt ihr mit zum Strand????“ Der Weißhaarige nickte vergnügt und auch Honda schien einverstanden damit zu sein. Also machten wir uns alle zum Strand auf.
Es war ein herrliches Gefühl, als einem die frische Meerluft um die Ohren wehte. Das mit dem baden haben wir am Ende doch gelassen, da es ziemlich kühl war. Wir setzten uns in den Sand und erzählten uns etwas. Das allein machte uns alle nach schon kurzer Zeit wieder fröhlich. Anzu und Ryou spielten Volleyball. Ryou hatte einen mitgebracht. „Hoffentlich wird das Wetter im Laufe der Woche noch besser“, murmelte der Blonde und beobachtete die beiden beim Spielen. Honda und ich saßen neben ihm und sahen aufs Meer. Plötzlich stupste Jono mich an. „Yugi, dein Märchenprinz. Fehlt nur noch das Pferd," lachte er daraufhin nur. Er deutete zu meiner linken. Da ging er. Yami Athem ohne Clique allein am Strand entlang. Seine Sneakers hatte er in der Hand. Die dunkle Hose war hochgekrempelt und sein weißes Hemd war offen. Prompt wurde ich rot, als ich seinen Körper betrachtete. Yugi, starr da nicht so hin, ging es mir nur durch den Kopf. Mein Herzschlag verdoppelte sich und ich hatte Angst, dass die anderen es hören konnten. Honda und Jono grinsten mich schelmisch an, als Honda auch schon die Initiative ergriff und Anzu den Volleyball aus der Hand schlug. Direkt zu Yami. Dabei kassierte er gleich einen ordentlich Anranzer von meiner Freundin. „Honda du Idiot, was soll das?“ Doch dieser entschuldigte sich nur und rief zu Yami. „Hey Kumpel, könntest du uns bitte den Ball wieder herwerfen?“
Yami blieb stehen und hob den Ball auf. Dann kam er, oh Schreck, geradewegs auf uns zu. Lächelnd warf er Anzu den Ball hin. „Lass dich nicht von ihm ärgern.“ Dann ging er ohne ein weiteres Wort an uns vorbei, ohne mich auch nur anzusehen. Deprimiert ließ ich den Kopf hängen. Tja, da habe ich nie Chancen. Er beachtete mich ja nicht einmal. „Hmm...er hat Yugi nicht mal angesehen.“ „Ich sag doch, er ist ein arrogantes Arschloch“, fügte Anzu hinzu. Sie hörte sich aber ein wenig verträumt an und war leicht rot. Nanu? Anzu reagiert doch sonst nicht so. „Aber er hat ein süßes Lächeln, dass muss man zugeben.“ Geschockt sah ich meine beste Freundin an. Diese warf mir nur einen komischen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Ich glaube, ich habe Konkurrenz bekommen.
Der Rest des Abends verlief ganz ruhig. Jonouichi und Honda waren noch nach draußen gegangen um ein wenig Basketball zu spielen. Ich blieb auf dem Zimmer um etwas zu lesen. Großvater hat mir letztens ein echt spannendes Buch über Ägypten mitgebracht, welches ich regelrecht verschlang. Ryou leistete mir Gesellschaft, befasste sich aber mit einer neuen Version von Monsterworld. Ryou war ein begeisterter Rollenspieler.
Am nächsten Morgen erklärte uns unsere Lehrerin alles und schickte uns los um Beobachtungen anzustellen, Zeichnungen anzufertigen, Dinge zu analysieren und anderes zu tun. Draußen wartete ich auf Yami. Als er einige Minuten später bei mir war, setzte er sich erst mal und seufzte. Anscheinend gefiel ihm irgendetwas nicht. Wahrscheinlich, dass ich sein Partner war. Konzentriert sah er auf einen Zettel und dann zu mir. „Schon ein Thema?“, murmelte er, mehr zu sich als zu mir. Als er den Zettel dann in seine Tasche packte, sah er mich zum ersten Mal an und lächelte leicht. „Wenn du gerade keine Idee hast, was wir tun können, lass uns zum Meer“, grinste er. Nickend wand ich ein und gemeinsam gingen wir durch den Wald. Die anderen scheinen etlichen Vorsprung zu haben. Den ganzen Weg über sahen wir niemanden von den anderen, was mich ein wenig beunruhigte. Ich wollte es aber nicht sagen, dass es mir Sorgen macht. Nicht das er mich nachher noch auslacht.
Plötzlich blieb Yami stehen und sah sich um. „Seltsam...wir hätten längst am Meer sein müssen, oder?“ Nun sah ich ihn an und nickte. „Ja, zumindest war der Weg gestern nicht so weit.“ Fluchend kickte Yami einen Stein weg. „Mist, wir haben die falsche Abzweigung genommen.“ Seufzend fuhr er sich durchs Haar. „Wir hätten den nächsten Weg in den Wald nehmen müssen. Dieser hier führt doch zu diesen Felsklippen. Oh Mann ich Dummkopf, daran habe ich gar nicht mehr gedacht?“ Ich versuchte Yami zu beruhigen. „Ist schon gut. Kein Problem, dann drehen wir eben um und gehen den Weg zurück.“ Mein Gegenüber nickte bloß und ging an mir vorbei um den gesamten Weg zurückzugehen. Nun wusste ich wenigstens warum wir auf niemand anderes gestoßen sind. Schweigend gingen wir den Weg zurück, da mir aber ein wenig die Füße weh taten blieb ich stehen. „Yami, warte“, rief ich diesem noch nach. Der Angesprochene drehte sich um und sah mich besorgt an. „Alles ok? Hast du dir wehgetan?“ Ich schüttelte nur hastig den Kopf. „Ich kann nur nicht mehr, lass uns kurz ausruhen, ja?“ Als Yami sein Einverständnis gegeben hatte, ließ ich mich an einem Baum nieder. Yami lehnte sich mir gegenüber an einen Baum und sah hinab. „Du hast keine Kondition. Das solltest du ändern. Warum treibst du keinen Sport?“ Ich blickte nur nach unten. Irgendwie klang es wie ein Vorwurf. „Ich hasse Sport.“ „Egal, aber wie du ja siehst hast du kein Kondition. Ich hab keine Lust wegen dir dauernd Pause zu machen“, giftete er mich plötzlich an.
Was war denn nun kaputt? Reumütig sah ich ihn an und erhob mich. „Tut mir leid, komm lass uns weitergehen.“ Ich setzte mir meinen Rucksack auf und ging voran. Auch wenn mir die Füße weh taten, ich wollte nicht, dass Yami sauer auf mich wird. Als wir dann endlich den richtigen Weg eingeschlagen hatten, ging Yami wieder voran. Nun kam mir bereits wieder die frische Meerluft entgegen. „Ja, jetzt sind wir richtig“, sprach der Ältere meinen Gedanken aus. Nach kurzer Zeit waren wir dann an den Dünen angekommen. Überall tummelten sich Leute. Die meisten aber saßen da und taten...nichts. Auch ich werde nun keinen Schritt mehr gehen. Deswegen ließ ich mich hinter einer Düne sinken und verschnaufte. Yami beachtete mich nicht und ging weiter. Ich schloss die Augen und atmete die frische Luft ein. Sie machte mich total schläfrig.
Nachdem ich einige Minuten ruhig gelegen hatte, wurde ich plötzlich unsanft aus meinen Träumen gerissen. Irgendjemand hatte mich mit kaltem Wasser nassgespritzt. Als ich die Augen öffnete, hörte ich nur das Kichern von zwei Mädchen. Sayuri und Kanako standen lachend neben Yami. Kanako hielt einen Eimer in der Hand und sah mich kalt an. „Du sollst arbeiten und nicht schlafen, Muto“, gab sie schnippisch von sich. Sayuri grinste nur. „So ein Dummkopf, komm lass uns gehen.“ Sie schubste ihre Freundin vor sich her. Noch etliche Sekunden später hallte ihr Gelächter in meinen Ohren. Ich ließ meinen Blick sinken. Ich schien Yami wirklich egal zu sein. Er stand einfach nur daneben und hat zugesehen. Anstatt sie davon abzuhalten. Zitternd schlang ich die Arme um meinen Körper. Da es windig war und das Meerwasser eh schon ziemlich kalt war, fing ich an zu frieren.
Jemand schlang plötzlich seine Arme um mich und zog mich zu sich. Als ich die Augen öffnete, fand ich mich in Yami’s Armen wieder. „Die beiden können es echt nicht lassen“, murrte er nur. Dann sah er mich an. „Zieh dein nasses Shirt aus. Du wirst sonst nur krank.“ Wie versteinert sah ich ihn an. Ich sollte was??? „Na nun komm schon..“ Yami befreite sich von seinem weißen Pullover und reichte ihn mir. „Das muss erst mal reichen.“ Dankend nahm ich diesen an. Dann drehte ich mich von Yami weg und zog mir mein Hemd aus und den Pullover an. Als ich mich umdrehte, sah er mich mit runzelnder Stirn an. „Du bist ein seltsamer Typ. Ich hätte dir schon nichts abgeschaut.“ Wieder ließ ich mein Kopf hängen, aber Yami hob ihn sofort wieder an. „Nun senk nicht immer dein Blick. Du rennst wie ein getretener Hund durch die Gegend. Dabei hast du keinen Grund dazu.“ Fragend sah ich ihn an. „Ach ja und wieso nicht?“, gab ich nur zurück. „Ganz einfach, es nimmt dir deinen Stolz. Und wer keinen Stolz hat, an dem verliert man schnell das Interesse“, gügte er nachdenklich hinzu. Ich spürte wieder wie ich rot wurde. Nein Yugi, doch nicht jetzt. Ich spürte, wie er mir in die Augen sah. „Du hast ein niedliches Gesicht und hübsche Augen. Das...ist mir nie aufgefallen. Siehst du, dadurch das du immer zu Boden siehst. Das hat dich ein wenig unattraktiv gemacht."
Yamis Worte ließen meinen Herzschlag in Sekunden wieder auf 180 gehen. Yugi, das ist ein Traum, das hatte er nicht wirklich gesagt. Noch immer sah ich ihn schweigend an. Ich konnte einfach nicht den Blick von ihm abwenden. „Warum so rot? Hat dir etwa noch nie jemand so etwas gesagt, wie süß du bist?“ Dann löste er sich aber von mir und ging an mir vorbei. „Komm, ich habe eine Idee was wir tun.“ Mit diesen Worten verschwand er wieder Richtung Wald. Eilig lief ich ihm nach, um ihn nicht zu verlieren.
