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Gewohnheiten

Reno x Kadaj
von

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Just let it be! (Ist doch eh alles egal...)

Kadaj wusste nicht, wie viel er schon getrunken hatte. Ein Mal, ein einziges Mal hatte er versucht, die Gläser vor sich auf dem Tresen zu zählen, doch als ihm partout nicht einfallen wollte, welche Zahl auf sieben folgte, hatte er es aufgegeben. Es spielte ohnehin keine Rolle...

Immerhin hatte er erreicht, was er wollte: Seine Gehirnzellen befanden sich in einem komaähnlichen Zustand, der es ihnen nicht länger erlaubte, einen klaren Gedanken zu fassen, egal um was es ging. Somit war Kadaj erfolgreich das unangenehme Gefühl losgeworden, wieder einmal versagt zu haben; und auch die Depressionen und Minderwertigkeitskomplexe, unter denen er seit geraumer Zeit litt, waren schnell in einem Meer von Alkohol ertränkt worden.

Warum musste er aber auch immer scheitern? Völlig gleichgültig, was er anpackte, es ging schief. Aber seine Brüder wurden ja sowieso immer bevorzugt...

Er strich sich die weißen Haare aus dem blassen Gesicht, setzte sich auf und schüttete den letzten Rest irgendeines erstaunlich farbenfrohen Longdrinks in sich hinein. Bloß nicht daran denken! Am besten überhaupt nicht denken! Die Welt war scheiße, egal ob er sich Gedanken darüber machte oder nicht. Und für sein Leben galt das dreifach.

Seufzend warf er einen kurzen Blick auf seine Uhr. Wie spät es wohl war? Kadaj konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Welcher der vielen Zeiger war denn nun der Richtige? Er fragte sich, wie er das jemals hatte wissen können. Man sollte die Dinger wirklich beschriften!

Na, war ja auch egal. Er hatte Zeit. Das war der Vorteil, wenn niemand auf einen wartete. Wenn es niemanden gab, der etwas mit einem zu tun haben wollte.

„Aaahh! Bitte nicht schon wieder!“, dachte er laut. „Das liegt an der Atmosphäre hier. Ich muss woanders hin!“ Lauter, bunter, fröhlicher! Nur nicht so viel nachdenken!

Er schüttelte energisch den Kopf und stand auf. Keine besonders überlegte Aktion. Er taumelte und bekam gerade noch so die Tischkante zu fassen, bevor er umfallen konnte. War das nun der Boden oder die Decke, die in rasantem Tempo auf ihn zukam? Oder vielleicht doch eine der viel zu vielen Seitenwände? Und warum zum Teufel war sie auf einmal grasgrün und hatte überall diese scheußlichen, rosafarbenen Tupfen? Er konnte sich das alles nicht so recht erklären, wollte nur noch weg.
 

Wie er das schließlich geschafft hatte, wusste er selbst nicht. Er hatte dem Wirt ein paar Geldscheine hingeworfen - wohin, hatte er nicht mitbekommen, doch er hoffte innständig, dass sie nicht im Aschenbecher oder im Bier seines Nachbarn gelandet waren – und war zur Türe heraus gewankt. Jetzt versuchte er vergeblich, sich zu orientieren. Konnten sich denn nicht wenigstens die Straßenschilder zusammenreißen und für einen kleinen Moment aufhören, sich zu drehen? Mehr verlangte er doch gar nicht...

Einen beleidigt schmollenden Ausdruck im Gesicht lehnte er sich an die nächstbeste Hauswand, um dann mit leerem Blick ins Nichts zu starren. Er sah aus, als würde er auf irgendetwas warten. Worauf, hätte er nicht sagen können. Vielleicht auf einen Wink des Schicksals, auf ein Navigationssystem, auf seinen Tod, auf Mutter oder auch einfach nur auf den Weihnachtsmann.
 

War ja auch egal...
 

„HEY! Was zum-“

„Eh?“ Betont langsam und schwerfällig wandte Kadaj seinen Kopf der Geräuschquelle zu. Wer wagte es da, ihn aus seiner passiven Möglichstabwesendvorsichhinstarrphase zu reißen?

Es dauerte eine Weile, bis die Information, die seine Sehnerven seinem Gehirn zu übermitteln versuchten, die richtigen Synapsen passiert und ihr Ziel erreicht hatten: Reno stand vor ihm und sah ihn an wie eine orangefarbene Milkakuh. Seine Gesichtsfarbe war ungesund blass und genau wie Kadaj selbst roch er nach dieser bestimmten, unangenehmen kneipentypischen Mischung aus Alkohol und kaltem Rauch. Er hielt einen Schlüssel in der Hand, seine Finger zitterten leicht.

Als Kadaj diese Sturmflut von Eindrücken endlich halbwegs verarbeitet hatte, lallte er irgendetwas, das sich entfernt an ein grummliges „Was willst du?“ erinnerte, doch seine schlangenhaft grünen Augen blieben stumpf und leer.

„Nurzu deina I-infomation:“, kam die nicht minder unverständliche Antwort, „Ich... ich... i-ch“ Reno brauchte eine Weile, um die Gedanken in seinem Kopf zu ordnen und in Satzform zu pressen. „Ich wohnä hia! Und esiss main H-hauseingang, den du da blockiast, du Muttasöhnchen, yo!“

„Karottenkopf!“

„Schlangengesicht!“

„Wischmop!“

„Opa!“

„Kakadu!“

„Häring!“

„Moarübe!“

„Hatt’n wia scho!“

„Säufa!“

„Selba!“

Eine ganze Weile herrschte Schweigen, dann schob Reno Kadaj unsanft beiseite, um endlich freien Zutritt zu seiner Wohnung zu haben, was zur Folge hatte, dass Kadaj das Gleichgewicht verlor und bäuchlings auf der Straße landete.

Stöhnend und fluchend richtete er sich auf; aber nur so weit, dass er jetzt vor Reno auf dem staubigen Asphalt kniete. Sein Blick hatte nicht an Ausdruckslosigkeit verloren.

„Gute Güde!“, seufzte Reno, wobei er ihn von oben herab mitleidig ansah. „Wea so besoffn is wie du, sollte nich allein d-draußn rumlatschn, yo! Komm mit hoch!“ Ohne ihm erst groß eine Wahl zu lassen, packte er Kadaj am Handgelenk und zog ihn hoch. Das genuschelte „Will nich‘“ des Silberhaarigen ignorierte er.

Kadaj wäre unendlich viel lieber unten auf der Straße sitzen geblieben. Er machte doch sowieso nur Probleme... Und außerdem gehörte Reno seines Wissens oder besser gesagt Glaubens nach zu den Leuten, die ihn für einen hirnlosen Versager hielten. Das musste jetzt echt nicht sein!
 

Renos Wohnung war klein, stickig und der Inbegriff der Unordnung. Kadaj war sich zwar nicht ganz sicher, ob es nur so staubig aussah, weil er momentan sowieso nicht richtig sehen konnte oder ob es Wirklichkeit war. Auf jeden Fall jedoch schien Reno nicht gerade viel Zeit hier zu verbringen...

„Hör auf zu denken, v-verdammde Scheisse!“, ermahnte er sich selbst und schlug sich mit derHand vor den Kopf. „Du kannses ja sowieso nich!“

„Shhh!“, beruhigte ihn Reno und setzte ihn auf einen Stuhl in der Küche, bevor er selbst mehr oder weniger koordiniert durch den Raum wankte und nach etwas Trinkbarem suchte. Kadaj beachtete ihn nicht weiters, er realisierte nicht einmal, wie Reno schließlich sogar auf den Tisch kletterte, um die oberen Küchenschränke zu durchsuchen. Er vegetierte stumm vor sich hin, sagte nichts, hörte nichts und nahm nicht wahr, was um ihn herum geschah, wie ein seelenloses Abbild seiner selbst.

Vermutlich wäre er noch die ganze Nacht so dagesessen, hätte Reno nicht plötzlich das Gleichgewicht verloren. Er fiel vom Tisch, Kadaj direkt in die Arme und riss ihn mit sich zu Boden.

Kadajs Augen weiteten sich vor Schreck, alle Ausdruckslosigkeit war gewichen. Er lag ein paar Zentimeter von seinem Stuhl entfernt auf dem harten Boden, Reno auf ihm, den Kopf auf seiner rechten Schulter, so dass er den heißen Atem an seinem Hals spüren konnte. Die Hände des Rothaarigen umschlossen Kadajs Kopf, um ihn davor zu bewahren, auf dem Boden aufzuschlagen.

Beide hätten in diesem Augenblick nichts dringender benötigt, als einen hilfsbereiten Passanten, der zufälligerweise einen Eimer kaltes Wasser bei sich hatte, den er über ihren heißgelaufenen Köpfen hätte ausleeren können. Möglicherweise wäre dann auf den Bildschirmen ihrer auf den Namen „Gehirn“ getauften Biocomputern mehr zu lesen gewesen, als die Worte „ERROR“ und „TILT“.

Wie aber wie bitteschön sollte sich ein Passant mit einem Eimer Wasser mitten in der Nacht in Renos winzige Wohnung im wasweißichwievielten Stock verirren?

Da das also nicht der Fall war, kam es, dass der letzte Rest rationalen Denkvermögens bei zwei Menschen gleichzeitig flöten ging. (Flöten mitten in der Nacht. Was für eine bescheuerte Idee! Hat denn der Musiklehrer sonst keine Zeit?)

Renos Hände glitten durch Kadajs Haare; die Linke verweilte am Hinterkopf, während sich die Rechte an der Kleidung des Silberhaarigen zu schaffen machte. Unterdessen leckte Reno an Kadajs Hals, knabberte zärtlich an seinem Ohrläppchen, um dann sein Gesicht zu sich zu drehen und seine Lippen auf die des Anderen zu pressen. Sanft fuhr er mit der Zunge über die fremden Lippen; er musste nicht lange um Einlass bitten...
 

Als Kadaj die Augen aufschlug fühlte er sich elend, etwa so, als wäre er unter einen Lastwagen geraten. Am liebsten hätte er laut angefangen zu jammern, doch er brachte nicht mehr als ein leises, schmerzerfülltes Keuchen zustande. Er konnte nicht einmal seinen Kopf heben, ohne das Gefühl zu haben, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Ihm war, als hätte irgendein Unmensch sein Gehirn zu seinem privaten Punchingball erklärt und in den letzten drei Jahren ununterbrochen damit gespielt. Ja, genau so weichgeklopft fühlte es sich an.

Und sein Rücken erst! Seine Wirbelsäule fühlte sich an, als hätte er wochenlang auf hartem Fels geschlafen, und seinen Oberschenkeln ging es auch nicht besser. Konnte aber nicht sein, denn soviel er erkennen konnte, lag er in einem Bett, das nicht einmal allzu ungemütlich war. Was war nur los mit ihm? Und wo war er überhaupt? Er hatte nicht die leiseste Ahnung. Und erinnern konnte er sich erst recht nicht... Hatte er nicht eben noch in irgendeiner dieser billigen Bars gesessen?

Er wurde von einem mehr oder minder fröhlichen „Guten Morgen“ aus seinen Überlegungen gerissen, das ihn nicht im entferntesten davon überzeugte, dass irgendetwas an diesem Morgen gut sein könnte, und erschrak ziemlich, als er Reno vor sich stehen sah, mit nassen Haaren und lediglich mit einem Handtuch bekleidet, das er sich um die Hüfte geschlungen hatte. Schließlich gehörte er nicht gerade zu seinem engsten Freundeskreis.

„Alles okay?“, fragte der Rothaarige, als er Kadajs belämmerten Blick bemerkte. „Ich muss gleich zur Arbeit. Hab dir’n Kaffee gemacht.“ Schweigen. „Jetzt schau mich nicht an wie’n suizidgefährdeter Lemming! Steh auf und zieh dich an, bevor ich noch auf die Idee komme, dich bei Rufus abzuliefern!“ Mit diesen Worten verschwand er in ein anderes Zimmer.

„Eh?“ Was war hier los? Kadaj verstand überhaupt nichts. Wie kam er in Renos Wohnung?

Er blickte an sich herunter und erschrak noch mehr. Warum war er nackt? Hastig sprang er auf; die Schmerzen, die er dabei empfand, ignorierte er völlig. Er brauchte eine Weile, um alle seine Kleider zu finden und sich anzuziehen, da sie über den ganzen Boden verteilt waren.

Die ganze Zeit über hatte er das schreckliche Gefühl, etwas nicht unwesentliches vergessen zu haben...
 

Abend: Déjà vu. Welche Zahl kam denn jetzt nach sieben? Kadaj beschloss, sich das in nüchternem Zustand irgendwann einmal aufzuschreiben... Wieder warf er dem Wirt ein paar unabgezählte Geldscheine hin. Er würde sich das nicht dauerhaft leisten können, das war ihm bewusst. Bereits an diesem Abend hatte er einen Drink mehr gebraucht, um überhaupt betrunken zu werden. Wenn das so weiterging, würde er bald kein Geld mehr haben, und was dann? Er musste damit aufhören!

In düsteren Gedanken versunken wankte er hinaus in die Nacht und stieß an der nächsten Straßenecke unsanft mit Reno zusammen.

„Kannste nich aufpassen?“, schimpfte er, während er versuchte nicht umzufallen.

„Das sagt grad der Richtige, yo!“, schimpfte Reno zurück. Ein fieses Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Mann, siehst du scheiße aus!“

„Danke gleichfalls“, meinte Kadaj beleidigt. Er war sich dieses Umstandes sehr wohl bewusst.

„Wer so besoffen ist wie du, sollte nicht alleine draußen rumlaufen.“

„Den Spruch kennich glaub‘ schonn!“

„Also, was ist? Kommste noch mit hoch?“

„Meinetwegen...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (19)
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Von:  SweetChili
2012-03-28T22:11:25+00:00 29.03.2012 00:11
Die Story ist echt genial. xD
Kam ausn Grinsen nicht mehr raus. lol
Mag mehr davon lesen. ^.^ Die FF ist voll süß. ^-^

LG SweetChili
Von:  SweetChili
2012-03-28T22:10:53+00:00 29.03.2012 00:10
Die Story ist echt genial. xD
Kam ausn Grinsen nicht mehr raus. lol
Mag mehr davon lesen. ^.^ Die FF ist voll süß. ^-^

LG SweetChili
Von:  psycho_puschel
2010-01-09T15:49:28+00:00 09.01.2010 16:49
Ich finde die FF einfach genial. <3
Du hast die ganzen 'Verwirrungen' von Kadaj im alkoholisierten Zustand wunderbar rübergebracht, und bei nahezu jedem zweiteiten Satz huschte mir ein Grinsen übers Gesicht - zwischenteitig musste ich sogar laut loslachen.
Trotzdem war die FF nicht nur lustig, sondern auch extrem süß.
...Und das muss man erstmal hinbekommen. ;)

LG,
Puschel
Von:  SYNTHPROJECT
2009-07-15T11:08:09+00:00 15.07.2009 13:08
wirklich. ich liebe renokadajFFs, aber davon giebt es im deutschen nur SO wenige!~
weshalb ich sie immer uaf englisch lesen muss, udn davon giebt es auch nur sehr wenige.

ich bin echt absoluter renaj-holiker udn finde diene FF echt toll o.o

*will mehr*
mehr~

MEHR!~ >.<

bitte mache nochmehr FFs zu diessem pairing, ja? ich wäre dir.. eh.. sehr verbunden o.ô
Von: abgemeldet
2008-10-22T18:42:45+00:00 22.10.2008 20:42
War echt super schön xD
Ich musste an der einen Selle so lachen..wie war das gleich? "Möhre" "Hatten wir schon" xDDDDDDD Zu geil!
*favo*
Das ist echt super geschrieben, gut, dass mich ne Freundin hierrauf aufmerksam gemacht hat ^^ super Ende übrigens *love it*
mfg Twinleaf
Von: abgemeldet
2008-09-05T13:15:50+00:00 05.09.2008 15:15
xD Als ich das Pairing am Anfang gesehen habe, dachte ich mir nur: OMG!
Aber du hast das echt gut rübergebracht und an einigen Stellen musste ich echt laut loslachen xD
´
Kadaj im Besoffenen Zustand xD Echt zu geil!

lg dat Sasu
Von: abgemeldet
2008-05-07T10:45:51+00:00 07.05.2008 12:45
Hö hö hö
Der arme Kerl, sollte das saufen lassen ^^°.
Echt schöne Story, gut geschrieben und sehr schön zu lesen.
Kann nicht meckern ^^.
Von:  Hannibaellchen
2008-03-27T09:41:56+00:00 27.03.2008 10:41
Boah, die Story is ja echt zum Kugeln!
Ich glaube ich habe mir beim Lesen gerade nen doppelten Zwerchfellriss zugezogen, vor Lachen. ^^
Das is alles einfach so klasse beschrieben...
Echt super!
Von:  Alatar
2007-12-16T16:52:24+00:00 16.12.2007 17:52
*looooooooooooooooooooool*
^^
ne super idee!
aber echt XDDDDDDDDDDDD
Von: Chunin
2007-10-05T08:25:51+00:00 05.10.2007 10:25
Hi also ich muss zugeben die ff ist dir wirklich gut gelungen. Ich hab mich schlapp gelacht xDDD
Mach weiter so denn das ist echt lustig *lol*



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