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Set me free

Schöne, glückliche Welt...
von

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Leben

Set me free

(Schöne, glückliche Welt…)
 

Festgehalten.

In einem Käfig sitzend, durch die Stäbe hindurch die Welt beobachtend.

Wie ein Ziervogel, eingesperrt, nur zum Anschauen.

Lieber nicht herumfliegen lassen, und wenn, dann nur mit geschlossenen Türen und Fenstern.

Hat Papa gesagt!

Der Vogel soll ja nicht wegfliegen. Man kann Preise mit ihm gewinnen! Geld.

Lässt du ihn frei?
 

Umsonst hoffend.

Freiheit. Darauf kann man lange warten.

Angeleint wie ein Hund, der an der Autobahnraststete ausgesetzt wurde. Mit der Leine gefesselt an einen Holzpflock, in Italien kann man sich den Hund ja nicht mehr leisten.

Ein Parasit, der in Venedig nur die Lebenskraft saugt. Überhaupt ist man es doch Leid, das ewige Gekläffe, Hundesteuer bezahlen will man auch nicht mehr. Geld.

Der Hund wartet wie immer, wenn Herrchen im Norma noch unbedingt das Päckchen Billigeier Marke Legebatterie kaufen will und für seinen verzogenen Nachwuchs eine Packung Pampers im Sparangebot.

Auch jetzt wartet der Hund im Regen, dass das Auto zurückkommt.

Nimmst du ihn mit?
 

Welt hinter Glas.

Glas, das nicht zerspringt.

Wie ein Delphin im Delphinarium. Immer im Kreis schwimmend, in einem Becken aus Beton. Flucht in die Freiheit endet mit dem Tod im Lüftungsschacht.

Die Bildzeitung sieht ein gefundenes Fressen, stürzt sich auf den Körper des Tieres. „Schock im Delphinarium! Das arme Tier! Man muss doch endlich mal etwas tun!

Die weiteren Neuigkeiten, wussten sie schon, dass Paris Hilton einmal auf der Straße gehustet hat?“

Doch vielleicht lebt der Delphin ja doch etwas länger in seinem naturnahen Becken, hat ja Spielzeug. Plastikbälle. Das Wort Freiheit, Meer, kennt er gar nicht. Glück?

Verfluchte Existenz.

Aber wenigstens können die kleinen Kinder auf der anderen Seite des Glases ihre Fressen am Glas platt drücken und endlich mal einen echten Delphin sehen. Die stolzen Eltern haben ja Eintritt gezahlt. Geld. Und dann, nach fünf Minuten, rennen die kleinen Bälger fröhlich wieder nach außen. Auf zum Spielplatz, man muss doch erzählen, was man heute gesehen hat.

Und du? Klopfst du auch an die Scheibe und hoffst, der Delphin schwimmt zu dir?

Schaust du ihm zu? Wie er schwimmt. In seinem eigenen Verderben.
 

Im Gefängnis sitzend,

von Geburt an. Öffne die Augen, und nun?

Pech gehabt. Die Kindheit wird wohl nicht gerade angenehm, du kannst nur klagen. Und dann wird man älter.

Der Mensch gewöhnt sich ja angeblich an alles. Also, dann dürfte es doch gar nicht mehr so schlimm sein, oder? Bist abgehärtet, gut so.

Also wein nicht! Einfach eiskalt sein.
 

Oder aus dem Leben gerissen.

Verwöhntes Kind, nie in Kontakt mit Problemen oder Schmerz gekommen.

Alle haben einen ja lieb, aber wenn man mal wirklich Probleme hat, sind alle kalt wie Eis.

Du bist traurig? Ich frag nicht, was los ist. Ich kaufe die eine neue Kette, dann ist alles wieder gut. Weine nicht mehr!

Eiskalt Gefühle hinunterschlucken.
 

Aber heißt Leben nicht brennen?

Damit ist wohl etwas anderes gemeint…?
 

Kann ein Fisch im Meer ertrinken? Nein. Das Meer ist sein Leben.

Aber was, wenn er an den Strand gespült wird?

Ist das keine Ironie des Schicksals?

Wenn ihn das Meer, sein Leben, einfach mit einer Welle an Land geworfen hat, was den sicheren Tod bedeutet.

Die Kinder rennen an ihm vorbei. Denken sich nichts dabei, sie wollen eine Sandburg bauen. Eine gaaanz große Sandburg! Die schlauen Kinder, die jetzt wissen, wie ein Delphin aussieht.

Vielleicht holt ihn das Meer mit einer Welle zurück. Noch zuckt der Fisch, der Wille lebt noch.

Denn das wird das letzte sein, das stirbt, wenn die Seele ihre Schwingen ausbreitet und in den unendlichen Himmel davonfliegt.

Aber kann eine Seele eines vom Leben, dem Meer, verstoßenen, glücklich werden?

Kann einem ja egal sein, man ist doch kein Fisch! Schon dumm, wenn man in die Nähe des Strandes schwimmt! Wäre er weit draußen im Meer geblieben, hätte das nie passieren können.

Ja, schön, aber was hilft das dem Fisch? War er folglich halt einfach dumm?
 

Der Fisch hat sich wahrscheinlich nichts dabei gedacht.

Ein dummes Tier, nur geleitet von deinen Instinkten. Ein Mensch wäre da viel vorsichtiger, wäre doch sowieso nie in Landesnähe geschwommen.

Aber was, wenn nicht der Körper, sondern die Seele in Gefahr gerät?

Ein Wort, eine Tat, ein Blick… Etwas, das die Seele verletzt.

Sie verrußt, verletzt, bluten lässt, bis sie zerreißt.

Wenn Pandoras Schmetterling der Hoffnung von dem Schmetterlingssammler aufgespießt wird. Auf einem Tablett in einer Vitrine, neben 100 weitern.

Das schönste Stück der Sammlung.
 

Ob Wunden auf der Seele je ganz verheilen? Hinterlassen sie Narben?

Und es kommen ja immer wieder neue dazu… oder?

Wo ist denn dann die Hoffnung?

Liegt sie in der Rasierklinge, auf den Bahngleisen, in der Packung Schlaftabletten?

Weiß man nicht, aber man probiert es halt mal aus. Schlimmer kann’s eh nicht mehr kommen.

Ja, und dann? Ist man erlöst?
 

Der Vogel liegt tot im Käfig. Hatte sich am Gitter verletzt. Ein verzweifelter Ausbruchsversuch.

Der Körper wird ausgestopft. Wird verwendet, um im Biologieunterricht den Kindern die Bauweise des Vogelflügels zu zeigen.

Und die verlorene Seele, wo ist die?

Nicht im Körper, nicht im Himmel.

Im Käfig. Denn die Seele lässt sich nicht so einfach befreien.

Wie kann sie dann gerettet werden?

Das geht einfach.

Wenn der Vogel im Käfig sitzt und schreit.

Wenn jemand kommt und aufsperrt, den Vogel herauslässt.

Ein guter Mensch, ein Mensch, der wirklich weiß, dass Leben brennen und nicht einfrieren heißt.

Wenn das Fenster geöffnet wird, kann der Vogel in den Himmel fliegen.

Vielleicht sieht er, während er fliegt, unter sich den Hund.

Jemand, der ihn losschnürt, in den Arm nimmt, behält und nicht mehr aussetzt.

Der Vogel sieht es und ruft dem Hund einen Gruß zu, während er über ihn hinwegfliegt.

Und dann über das weite, im Sonnenuntergang glitzernde Meer.

Da schwimmt ein Delphin. Springt aus dem Wasser, pfeift.

Der Vogel lässt einen Ruf erklingen, eine Antwort für den Delphin.

Der Ruf der Freiheit.

Der viel schöner ist als all das Glitzern der Rasierklingen und Knistern der Tablettenpackung

zusammen.
 

Einmal gefangen, kann man den Käfig nicht selbst öffnen.

Keine Chance. Selbst durch den Tod nicht. Denn der hat auch keinen Schlüssel dabei.

Man muss von ganzem Herzen schreien, bis man von jemandem gehört wird, der einen Schlüssel hat. Viele Menschen haben einen, und viele sperren auch gerne auf.

Wenn die Tür einmal offen steht, musst du aber schon selbst herausklettern, denn niemand wird dich auch noch extra herausziehen.

Und dann bist du frei.

Nur dann.

Und vergiss den Menschen nicht, der aufgesperrt hat! Denn vielleicht muss er dir eines Tages noch einmal helfen. Oder du ihm.
 

Und solltest du eines Tages auf einen verschlossenen Käfig treffen, schau hinein!

Wenn jemand darin ist, dann probier doch mal alle Schlüssel an deinem Schlüsselbund durch, vielleicht passt ja einer von ihnen! Oder du bastelst einen neuen Schlüssel.

Denn dieser Mensch, für den du Mühe opferst, wird dir dankbar sein…
 

Set free…



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  inukimi
2010-05-25T09:46:57+00:00 25.05.2010 11:46
Ich hab ne regelrechte Gänsehaut bekommen. Das hast du sehr schön geschrieben. Es geht einem richtig unter die Haut.

inukimi
Von: abgemeldet
2009-10-03T22:48:25+00:00 04.10.2009 00:48
diese fanficton ist wirklich schön^-^
das ende gefällt mir auch sehr! außerdem kriegt man das fürs erste nicht mehr aus dem kopf, weils sehr tiefgründig ist =D
Von:  ReiRei-chan
2006-11-05T10:27:07+00:00 05.11.2006 11:27
Als ich sie mir das erste Mal durchgelesen habe, habe ich dir auch gesagt was ich dazu denke.

Es ist eine Geschichte, die Mut macht, die Hoffnung schenkt und eine rastlose Seele ein wenig Ruhe schenkt.
Zugleich ist sie traurig und wehmütig und doch hat man nach der Geschichte das Gefühl, dass es nur besser werden kann.

Zumindest war das bei mir so.
Mit diesen Zeilen spendest du Kraft und Mut, sowie Hoffnung und einen kleinen Teil von Freiheit.

Und dafür danke ich dir.
Von:  tomani-chan
2006-10-28T22:51:05+00:00 29.10.2006 00:51
sehr sehr schön..und macht mut auf andere zuzugehen und zu helfen >.<

lieben gruss von tomani-chan^^


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