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Ganz einfach eigentlich

"Wie kann man nur so eine/n Freund/in haben?!"
von

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Ganz einfach, eigentlich. - One and Only Chapter

Disclaimer: Alles meins! *muhahahaha* außer Perry Rhodan, die ärzte, Metallica und Tokio Hotel
 

Danke für‘s Lesen!!!
 

Ganz einfach eigentlich
 

„Wie kann man nur so eine Freundin haben?!“, fragte ich mich die ganze Zeit über, als ich heute von meinem Spanischkurs nach Hause ging. Marco hatte sich tatsächlich so eine Emo-Tusse angelacht! Mein bester Kumpel war mit dieser Schlampe zusammen! Bis vor kurzem hatte ich noch nicht die geringste Ahnung davon gehabt, dass es diesen Menschenschlag überhaupt gab, und jetzt bevölkerten sie die ganze Welt. Und damit meine ich sowohl die reale als auch die virtuelle Welt. Nirgendwo war man mehr sicher.
 

Jeder dritte User auf der aktuellsten Website war einer von ihnen, an jeder schattigen Ecke leuchteten ihre blassen Gesichter in der Dunkelheit. Jedes zweite Buch in der Stadtbibliothek war schon durch Hände mit schwarz lackierten Fingernägeln gewandert, auf jedem vierten Stuhl hatte schon einer ihrer Ärsche, in vorzugsweise engen schwarzen Hosen, gesessen und in jeder Schultoilette –egal ob Jungen- oder Mädchenklo- beobachtete man sie beim Nachziehen ihres Lidstriches. Kurzum, sie waren überall. Und nun befiel diese Seuche schon meinen engeren Freundeskreis. Nicole hieß sie (persönlich präferiere ich ja es) und sie war für mich ein klassischer Fall. Schwarz gefärbte Haare, totenbleich, schwarz geschminkt, depressiver Gesichtsausdruck, enge dunkle Kleidung. Emo halt. Scheiße halt.
 

Okay, zugegeben, das war ja noch akzeptabel, denn ich hatte Marco nicht vorzuschreiben mit wem er anbändeln durfte und mit wem nicht, aber es gab da ein winzigkleines Problem, das mir die Galle hochkommen ließ: Ich hatte zugesagt.
 

Zugesagt wozu? –Dazu! Zu dem Emo-Konzert des Jahres! Marco hatte mich kurz nach dem Kurs gefragt, ob ich nicht mit ihm und seiner Freundin auf ein Konzert gehen wolle. Sie kenne den Drummer und könne uns in die erste Reihe bringen.

Memo an Selbst: Niemals zu etwas zusagen, dessen genaue Natur man noch nicht kennt. Niemals.
 

Begeisterungsfähig und vielseitig interessiert wie ich bin, willigte ich natürlich ein, ohne zuvor nachzufragen, ob ich sie denn kenne und welche Band spiele.

Auf selbst niederfallender Felsbrocken Nummer eins: Sie war ein Mitglied der Emo-Sippe (wie bereits subtil erwähnt).

Auf Selbst niederfallender Felsbrocken Nummer zwei: Die spielende Band nannte sich „fadedJeans“ und war – was wohl? – eine Emo-Band.

Auf Selbst niederfallender Felsbrocken Nummer drei (weil zwei ja noch nicht genug sind, vielen Dank auch): Das Konzert war morgen, was die Chancen, die Band könnte sich durch Selbstmord eines Mitglieds auflösen, sehr verringerte. Scheiße aber auch.

Immer ich. Erst kriege ich Geschichte nur eine Zwei, weil ich eine Frage falsch beantwortet habe, dann packe ich mich –trotz Abwesenheit von Glatteis– voll auf der Hauptstraße auf die Fresse und jetzt das!
 

/Okay, okay, Sophie, reg’ dich ab, das ist gar nicht gut für deinen Blutdruck./

Oh. Juhu. Jetzt rede ich schon wieder mit mir selbst.

/Na und? Tust du sonst doch auch immer./

Ist ja auch egal.

/Genau! Das ist die richtige Einstellung! Und vielleicht wird das Konzert ja doch ganz gut!/

Und vielleicht veranstalte ich danach eine „Snogging Session“ mit dem Drummer.

/Tse, tse, tse- Immer dieser Sarkasmus./

Ach, halt doch dein Maul!

/Selber!/
 

Memo an Selbst: Selbstgespräche abgewöhnen.
 

Ich gähnte herzhaft. Man würde ja sehen. Außerdem muss man seinen Feind ja kennen, um ihn ausrotten zu können. *muhahahaha*
 

~*~*~*~<Zeitsprung>~*~*~*~
 

Knallrote Shorts? – Ja.

Quietschgrüne Turnschuhe? – Jup.

Gelbes Top? – Aye.

Bunter Schmuck? – Yeah.

Keine schwarze Schminke? – Jepp.
 

Wenn ich schon auf dieses dreimal verdammte Konzert gehen musste, konnte ich denen ja wenigstens zeigen, was ich davon hielt. Ich war bloß gespannt, wie Marco hier aufkreuzen würde. –Und wann. Es war nämlich nur noch eine knappe halbe Stunde bis zum Einlass in die Turnhalle unserer Schule und von hier aus war man zu Fuß gut zehn Minuten unterwegs.
 

Keine zwei Sekunden nachdem ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, klingelte es auch schon an der Tür. Auf ins Verderben. Ich öffnete und begrüßte meinen besten Freund süßlich lächelnd mit meinem gewohnten „Heyo!“ und dem leichten Winken meiner rechten Hand. Alles wie immer. Dann dachte ich etwas, das ich seit drei Jahren, seitdem ich in Marco verknallt gewesen war, nicht mehr gedacht hatte: Marco sah… heiß aus.
 

Er trug eine weite schwarze Hose, ein türkises T-Shirt und einen schwarzen, ärmellosen Mantel. Seine langen braunen Haare hatte er ausnahmsweise offen gelassen, die kürzeren Strähnen vorne baumelten ihm im Gesicht und wenn man ganz genau hinsah, entdeckte man ein winziges bisschen grünen Kajal unter seinen grünen Augen. Dieser leichte Touch von Emo stand ihm tatsächlich. OMG.
 

„Hi Sophie! Ready to take of?“, fragte er, meinen Science-Fiction-Spleen verspottend. “Klar doch, Huston!”, ich streckte ihm die Zunge heraus (Kindergarten, schon klar) und wir machten uns auf den Weg. „Nicole ist schon da. Wir treffen sie dann.“, erklärte er, doch ich hörte nicht zu. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt mir einzureden, dass er gar nicht gut aussehen konnte, schließlich trug er Emo-Kleidung. Obwohl, sooo schlimm war der Kram ja nun auch wieder nicht. Man würde es zwar nicht selbst tragen, aber na ja. Ich würde halt einfach mal eingestehen müssen, die Emos zu schnell verurteilt zu haben. Unglücklicherweise war Selbst dazu viel zu stur.

Memo an Selbst: Einsicht ist eine Tugend. Kauf’ dir ’ne Tüte davon.
 

~*~*~*~<Zeitsprung>~*~*~*~
 

Es war seltsam. Sehr seltsam. Aber nicht schlecht seltsam. –Jedenfalls nicht wirklich.
 

Die drei Jungen und das Mädchen von „fadedJeans“ schienen einen Heidenspaß auf der Bühne zu haben, obwohl ich immer dachte, dass Spaß ein Wort ist, welches Emos ebenso wenig verstehen wie ich aufräumen. Scheinbar war dem doch nicht ganz so. - Das Publikum allerdings entsprach voll und ganz meinen Erwartungen. Kein Headbanging, kein Springen, kein Garnichts.

- Hatte auch seine Vorteile, wenn man es mal völlig objektiv betrachtete: Später keine Probleme mit hoffnungslos verknoteten Haaren oder platt getrampelte Füße. Außerdem konnte man der Musik besser lauschen.
 

Die klang übrigens gar nicht so sehr nach Tokio Hotel wie ich befürchtet hatte. Die Texte waren vom Sinn her zwar oft ähnlich, aber sonst… war es fast Punkrock. Ja, im tiefsten Innern war es tatsächlich noch immer Rock.
 

Und ich? - Stand da, neben einem ver-Emo-ten Marco und Freundin Nicole, mit der ich vorhin doch echt und wirklich über Perry Rhodan geredet hatte, und hörte und beobachtete und kämpfte mit mir selbst.

Memo an Selbst: Dringend Entschuldigungskärtchen für Emos besorgen. Am besten mit der CD von dieser Band.
 

Ich zuckte zusammen, als plötzlich ein Schrei nach Zugabe durch die Halle lief und durfte mich auch gleich von den beiden Frischverliebten damit aufziehen und auslachen lassen, wobei Nicoles Kichern mir irgendwie Angst einflößte. Es klang ein bisschen danach als plane sie demnächst einen Amoklauf. Emo-Angewohnheit wahrscheinlich. Das letzte Lied, die erwünschte Zugabe, „Anony Mouse“ endete mit einem Schlagzeugsolo und mit dem gewisperten Satz:
 

„And in the pocket of your jeans,

I found an anonymous suicide note.“
 

Das Lied hatte erzählt wie ein Typ darauf wartet, etwas von seiner Freundin zu hören, aber weder einen Anruf, noch Mails oder SMS oder einen Brief bekommt und schließlich doch alles das erhält, nur nicht von ihr, sondern von anonymen Leuten bis er am Ende ihre Leiche findet und eine anonyme Notiz eben. Es war irgendwie sinnlos und es war irgendwie toll. Es klang diesmal auch nicht Nacht Punk, sondern nach einem Blues mit einer Prise Metal. Falls das überhaupt möglich ist.
 

Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Halb zwölf Uhr nachts. „Sophie! Marco! Kommt mit, ich stelle euch die Jungs vor!“, rief Nicole und zog uns beide mit sich hinter die Bühne. Es war nicht so, wie man es sich vorstellte dort. Es war eine Garderobe. Mit fünf Jacken an verschiedenen Haken und einer Bank.

„Hey Leute!“, begrüßte Nicole die vier Musiker, die auf der Bank saßen oder lagen und etwas tranken. Sie bekam ein vierfaches Nicken als Antwort. Daraufhin wurde man einander vorgestellt.
 

Das Mädchen hieß Key und schien mehr Goth als Emo zu sein, mit weißen Strähnen in schwarzen Haaren und einem schwarzen senkrechten Kajalstrich, der von ihrer Stirn über ihr rechtes Auge bis irgendwo unter ihr schwarzes Top führte. Ihre Lippen hatte sie blutrot geschminkt, obwohl das vorhin noch wie blau ausgesehen hatte. Lag wahrscheinlichste daran, dass ihr Keyboard unter einem blauen Scheinwerfer stand. - Logik lass‘ nach.
 

Später unterhielt ich mich mit ihr und Jonathan, dem Gitarristen über die ärzte und Metallica. Die beiden waren verdammt cool drauf, auch wenn ich es ebenso verdammt ungern zugab.
 

Dann war da noch Koushiro, der Leadsänger, dieser mehr Emo als die anderen drei Bandmitglieder zusammen: Pechmarie-schwarze Haare, wenn auch mit einem roten Ansatz, bleich und stark schwarz geschminkt und mit einem depressiv bis wahnsinnigen Schimmer in den Augen. Ich war froh, dass er fünf Minuten nachdem ich seinen Namen erfahren hatte verschwand um eine neuen Song zu schreiben. Oder zum Ritzen, so wie der aussah.
 

Der Drummer hieß Noah-Joel und er war, schlicht und ergreifend, ein gut aussehendes, sarkastisches Arschloch. Wir verstanden uns großartig. Wir gingen durch die Stadt spazieren mit Nicole und Marco, nachdem um halb drei endlich alle Konzertbesucher gegangen waren. Also eigentlich brachten wir Nicole und danach mich nach Hause, denn selbst Arschlöcher haben ein bisschen Gentleman in sich. XD
 

„Hmm… okay. Physik! Du bist eine totale Versagerin in Physik!“, griente Noah-Joel - oder NoJo, kürzer, praktischer, schicker - er versuchte gerade herauszufinden in welchem Schulfach ich nicht gut war. Bisher hatte er sieben Mal falsch geraten. Jetzt hatte er mich erwischt.

„Ich geb‘s zu. Physik ist meine Schwäche, mein Tod, mein Untergang. Meine Drei auf dem Zeugnis.“, stöhnte ich dramatisch auf.

„Sei froh, dass Theater spielen kein Fach ist. Du bist grauenhaft.“ - „Na, danke auch.“ …
 

Es war faszinierend, wie sehr sich meine Einstellung gegenüber Emos geändert hatte, heute Abend. Oh, nein. Ich fand sie immer noch bedrohlich für die geistig halbwegs gesunde Menschheit, und ihr bleichen Gesichter würde ich auch weiterhin nicht gleich anlächeln. Aber ich sah sich jetzt irgendwie als…nicht direkt Menschen, jedoch so etwas Ähnliches. Und vielleicht würde ich in Zukunft nicht mehr nur durch meinen Mittelfinger mit ihnen kommunizieren. Es war schließlich nichts anderes als eine Mode. So wie jeder Musik, jeder Kleidungsstil, jede Haarfarbe.
 

Mit Key und NoJo habe ich mich sogar später angefreundet und ich ging auf viele weitere Konzerte von „fadedJeans“. -Na ja. Zwei. Dann löste sich die Band auf, weil Jonathan umzog. Das letzte Lied, das sie spielten, habe ich geschrieben. Es trug den Titel „I still don‘t like you“ und war in einem Gespräch mit Nicole entstanden, über meine Ansicht der Emos. Es endete mit der Zeile “But I don‘t hate you any more“.
 

„Wie kann man nur so eine Freundin haben?“ hatte ich gefragt, als Marco vor drei Monaten mit Nicole ankam. Nun saß ich mit Key in der Eisdiele „Pinocchio“ und schickte eine Antwort an mich selbst:
 

„Ganz einfach, eigentlich.“
 

Stil gut oder schlecht? Story gut oder schlecht? Charas gut oder schecht? - Schreibt einen kleinen Kommi, ja?
 

Eure July-chan ^.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-09-21T19:55:16+00:00 21.09.2006 21:55
Ein kleiner Kommi? Okay xD Hier is es...*g* So, bin fertig... Joke ^.^
Also ich würde mich scho freuen, bald mehr Sachen von dir zu lesen ;) Den Ausdruck, den du benutzt, finde ich richtig gut, macht Spaß zu lesen und die Sophie ist mir richtig sympathisch geworden xD Ruhig mehr davon^^


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