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Station 92

RenxHoro! ~abgeschlossen~
von

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Krank

Kapitel 3: Krank
 

>3. Der eine kann den anderen ansehen...<
 

Horo schluckte. Ihm war bei der Untersuchung, die Doktor Faust machte gar nicht wohl. Erst hatte er den Blutdruck und Puls gemessen, was an sich ja gar nicht so wild war. Aber danach nahm er ersteinmal eine riesige Ampulle Blut ab, weil er irgendwelche Werte nachmessen musste, etwas was die Nieren ja eigentlich herausfilterten, aber da diese nicht mehr richtig arbeiteten ja mit der Dialyse heraus musste. Und so weiter.

Horohoro verstand davon nicht sonderlich viel, aber versuchte sich Namen und anderes zu merken. Aber als Doktor Faust plötzlich etwas von einem Mittel erzählte, das er einnehmen musste, und danach in die ´Röhre´ kam, kam er sich vor wie in einem SF-Film.

Den Namen des Getränks hatte er sich gemerkt, Kontrastmittel. Würde er davon unsichtbar werden oder wie?

Er saß halb auf der Liege und sah sich das Gebräu an, was er zu schlucken hatte. Wie ein ganzes Glas voller gelöster Tabletten. Und damit sollte er feststellen, das er keinen Krebs hatte? Stand das nicht schon fest? Aber Faust sagte, das sie auf Nummer sicher gehen mussten. Horo schluckte, ehe er die Augen zusammenknief und das Gebräu trank. Es schmeckte widerlich, aber war so nicht jede Medizin? Und kaum hatte der Ainu das Glas beiseite gestellt, stand der Arzt in Weiß schon wieder neben ihm und spritze ihn. Horo fühlte sich langsam aber sicher bedrängt und unwohl. Aber der Doktor kicherte nur und war schließlich mit den Vorbereitungen fertig. Horo fand das ganz und gar nicht witzig.

"Muss das eigentlich jeder machen?"

"Fast jeder, kommt darauf an bei welcher Krankheit er sich gemeldet hat."

"Heh?!"

"Sorry, Galgenhumor."

Horo verschränkte die Arme. Irgendwie nahm ihn hier jeder aufs Korn. Keiner nahm ihn ernst, als ob er ein kleines naives Kind wäre. Dabei war er doch schon 16! Aber das schien keinen zu interessieren. Oder nach welcher art werteten sie denn die Menschen hier?

Aber darum konnte er sich ein anderes mal kümmern, denn nun sollte er in dem Raum geführt werden, wo er in die so genannte ´Röhre´ kam. So ging Faust voran und unser Blauhaar folgte ihm brav. Sie gingen aus dem Zimmer heraus, welches sich nahe am Eingang zur Station 92 befand. Horos Blick schien kurz von dem Schild angezogen zu werden, aber er entschloss sich dann doch dem Arzt zu folgen.

Was Ren wohl im Augenblick machte?

Faust war schon auf die andere Seite des Raumes und einen fortwährenden Gang gewandert. Horo wurde es unheimlich. Alles schien hier gleich zu sein, alle Türen waren weiß oder hatten Lateinische Schilder. Eine kleine Sitzecke unterbrach zwar das ganze, aber Horo war sich sicher dass er hier nicht zurückfinden würde. Ihm schienen die Umrisse der ganzen Gegenstände und Wände nun verschwommen, als würde er aus einem Traum erwachen. Aber aus diesem Alptraum gab es kein zurück. Vielleicht lag es auch nur an dem hellen Krankenhauslicht, das hier so flackerte. Sie bogen nun rechts ab und kamen anscheinend an ein paar Therapieräumen vorbei, da Horo solche rufe wie ´Streckt die Arme nach oben!´ unter anderem wahrnahm. Sollte er auch irgendwann sowas machen? Aber er konnte doch laufen und saß in keinem Rollstuhl.

Aber ein ganz unheimlicher Gedanke machte sich nun in ihm breit. Was war, wenn er nun doch Krebs hatte? Würde er Schmerzen erleiden, und genausoviele Tabletten nehmen müssen wie der Chinese? Würde er leiden? Und würde er das überhaupt ertragen?

Endlich ging Faust in ein Zimmer, und Horo war froh aus diesem wirren Gang zu kommen, aber was er in dem Raum sah, beunruhigte ihn noch mehr.

Das Licht war hier genauso schummrig wie auf dem Gang, wenn nicht noch mehr. Und in der Mitte des Raumes befand sich ein komisches Gebilde, was wohl die ´Röhre´ darstellen sollte. Sie war auch wirklich wie eine Röhre geformt, auf beiden Seiten offen. Und da sollte er reingehen, fahren was auch immer? Unmerklich ging er einen Schritt zurück, eine Gänsehaut überzog seinen Körper. Schweiß trat auf seine Stirn. Hatte er einfach Angst oder lag das an dem Getränk, was er zu sich genommen hatte? Hatte er sich nicht hier in ein Irrenhaus verirrt? War er der einzig normale hier? Und war der Arzt nun selbst durchgedreht und stellte verrückte Versuche mit ihm an?

Plötzlich spürte er eine eiskalte Hand an seinem Oberarm. Kalte kleine Finger schlossen sich um diesen und zogen ihn bestimmt zu dem Gerät. erst traute sich Horo nicht hinzusehen, wer ihn denn da hinzog, aber als eindeutig Haare seine Wangen kitzelten, beschloss er doch das ganze in Augenschein zu nehmen. Eine Krankenschwester mit langen blonden Haaren und blauen Augen brachte ihn nun langsam auf eine Art Zunge, die aus der Röhre zu kommen schien. Horo wollte erst etwas fragen, ob das den sein musste und ähnliches. Aber seine Worte wurden ihm schon abgeschnitten, bevor er dazu kam sie auszusprechen. "Hör mal..." fing die Schwester in der weißen Kluft an, und ihre zarte Stimme stand im totalen Gegensatz zu ihrem tun. "Das was du jetzt genommen hast, sorgt dafür das wir dann später sehen können ob du Tumore hast." erklärte sie zuallererst. Und das mit einem Engelsgleichen lächeln. Horo kam sich vor wie im Himmel. "Du kommst gleich in die Röhre", meinte sie und zeigte auf das Gebilde, "du brauchst keine Angst haben, aber du musst auf eins acht geben: halte die Augen schön geschlossen, ja?" Sie meinte das so eindringlich, als ob sein Leben davon abhängen würde. Der Ainu nickte stumm. Es kam ihm aber alles trotzdem komisch vor. Gar nicht von dieser Welt. Eine Welt voller Sachen, die er nicht verstand. Nach dem Gespräch musste er sich, was er nun erkennen konnte, eine art Trage legen, die dann automatisch in die Röhre geschoben werden sollte. Horo schluckte und schloss die Augen, spannte die Muskel an, darauf bedacht sich nicht unnötig zu bewegen. Still zu liegen war ja klar, aber auch die Augen geschlossen lassen? Der Ainu nahm sich vor, sich genau über dieses Gerät zu informieren. Aber dann ging es schon los. Horo verschloss die Hände zur Faust, und schluckte. Seine Kehle war aber leider immer noch staubtrocken. Er versuchte sich mit seinen Gedanken abzulenken, um nicht dieses leise Summen zu hören, welches verriet das die Trage sich bewegte. Was machte der Chinese jetzt wohl? Ob er wieder ein Buch las? Aber obwohl Horo die Augen gschlossen hatte merkte er deutlich, dass er nun vollkommen in der Röhre steckte. Er kam nicht umhin etwas an den Gruselfilm zu denken, den er erst vor kurzem sah. Dann ruckelte es. Und das schlimmste war ja, das er nicht sehen konnte, was um ihn herum vorging! Diese Unwissenheit war unerträglich. Er hatte vor dem ganzen doch nur Angst, weil er nichts darüber wusste. Aber warum in aller Welt hätte er sich über Kontrastmittel und eine Röhre informieren sollen?

Horo schluckte erneut und versuchte an etwas anderes zu denken, als an das gerüttle, das ihn halb wahnsinnig machte. Wahrscheinlich kamen aus den Wänden irgendwelche Geräte und checkten ihn durch, oder waren nahe dabei ihn aufzuschneiden. Nein, nicht weiterdenken.

Ob der Chinese nun den Joghurt gegessen hatte? Wahrscheinlich nicht, wenn er schon zum Mittag fast nichts ass. Stimmte es eigentlich, dass Krebskranke in der Nacht am meisten Tabletten zu sich nehmen mussten? Hoffentlich würde er in der Nacht nicht wach werden, weil er ein gequältes Stöhnen vernahm. Müsste er nun selbst wenn sich es herausstellen sollte auch solche Tabletten nehmen? Was war, wenn bei der Blutprobe heraus kam, dass er nicht mehr lange zu leben hatte und jeden Tag an die Dialyse musste? Horo konnte keiner der Fragen beantworten. Er konnte auch nicht ändern, dass ihm immer wieder Fragen zu dem Schwarzhaarigen einfielen. Was war eigentlich mit seiner Schwester? Machten sie sich nun Sorgen um ihn? Er wollte sich ja melden, und er war sich auch sicher das Ren etwas wegen dem Telefon erzählte. Aber er war selbst viel zu durcheinander gewesen, als das er sich erinnern konnte. Die kurze Zeit, die er hier verbracht hatte erschien ihm endlos lang. Vielleicht würde er heute wenigstens Nacht wegen dem Stress gut schlafen.

Es ratterte nochmals, und dann spürte der Blauhaar das er sich wieder aus der Röhre heraus bewegte. Er atmete etwas tiefer ein, als wäre die Luft auf einmal besser. Aber sie war noch immer stickig. Als er wieder stoppte, spürte er erneut kalte kleine Finger an seinem Arm, aber jetzt wusste er, dass er nichts zu befürchten hatte. Er öffnete die Augen und musste mehrmals blinzeln, ehe er alles klar und deutlich sah. Die Krankenschwester führte ihn sogleich wieder aus dem Raum, sodass er keinen Blick auf Faust erhaschen konnte. Vielleicht haben sie doch nur Hautproben genommen und wollten jetzt Klone herstellen? Aber das hatte ja noch weniger Sinn. Oder doch?
 

Horo und die Krankenschwester gingen zurück, denselben Gang entlang wie zuvor. Nun waren manche Räume geöffnet, und Horo konnte deutlich etwas bessere Luft ausmachen. Es tat gut, seine Glieder wieder zu bewegen, nachdem er doch so krampfhaft still halten musste. Dabei war er ein Zappelphilipp von Natur aus. Sie gingen erneut an den Therapieräumen vorbei, und diesmal war einer der Räume geöffnet. Er konnte nur einen kurzen Blick erhaschen, aber was er sah überraschte ihn. Feine Holztische, zusammen mit buchefarbenen Schränken säumten die Wände. Und was sich darin befand ließ sein Herz zum ersten Mal an diesem Tag freudig hüpfen. Dort sah man anscheinend schon gebrannte Tonfiguren, Seidentücher, geflochtene Körbe und vieles andere. Alles selbst gemacht und Handgearbeitet. Was noch kurz seinen Blick auf sich zog war eine schwarzhaarige Therapeutin, nicht in einer weißen sonder in einem Brombeerfarbenen Anzug. Vielleicht, damit auch Leute mit schlechten Augen sie nicht verwechselten. Sie saß an dem Tisch neben einem älteren Herrn im Rollstuhl, der auf ein grobes Stück Ton schaute. Anscheinend konnte er es nicht richtig bearbeiten. Was aber danach kam, sollte Horo noch Alpträume bescheren. Der ältere Mann schaute auf, und den Blick würde Horo nicht vergessen. Die Iris klein und tief, das Weiße mit Adern durchlaufen. Als wollte er ihm etwas antun und noch schlimmeres. Horo kannte die Tiere sehr gut, schließlich war er ein Ainu. Aber ein solch feindseliger Blick war ihm neu. Aber er hatte keine Zeit zu fragen, die Frau in Weiß war schon wieder schneller als er. So lief unser Ainu ihr nach, nun doch etwas blasser im Gesicht. Er war hier echt in einem Irrenhaus.
 

Etwas später saß Horo wieder auf dem Platz der Vorbereitung, und er sah der Krankenschwester kurz zu, wie sie etwas in ein Formular eintrug. Wieso mussten die das den hier alles kommentieren? Aber schon nach ein paar wie es aussah Häkchen wandte sich die Frau endlich an ihn. "So, ich bin jetzt fertig. Was ich dir noch sagen muss ist, dass manchen von dem Kontrastmittel schlecht wird, deswegen würde ich dich bitten erst einmal eine kurze Zeit nichts zu essen. Zum Kaffeetrinken kannst du aber wahrscheinlich wieder zulangen." Horo blinzelte einmal. Zweimal. Schon wieder kein Essen!?!

Zum Teufel noch eins! Aber was blieb ihm übrig? Er wollte sicher nicht über der Kloschüssel hängen. Aber eine Frage lag ihm noch auf den Lippen. "Und was ist da nun raus gekommen?" fragte Horo, die Beine etwas wippend. Er konnte nicht still stehen. "Das müssen wir erst auswerten, aber auf dem ersten Blick sah alles normal aus", beruhigte sie ihn mit einem Lächeln. Horo atmete erleichtert auf. Er hatte sich schon die schlimmsten Sachen ausgemalt, wenn er doch Krebs haben würde. Aber er war mit seinen Fragen, wenn er den nun dabei war noch nicht fertig. "Und was war das für ein komisches Zeugs, was ich trinken musste?" "Das?" kicherte sie fast. "Mhh... so eine radioaktive Mischung." "Wie?!?" "Keine Angst, die Dosis tut dir nichts. Schließlich ist sie nur dafür gedacht, dass sie sich sozusagen an den Stellen sammelt, wo Tumore oder Knötchen vorhanden sind. Dort sammeln sich dann hauptsächlich die Nuklide." "Äh... und was sind Nuklide?" fragte Horo nun. Es schien ihm, als wäre er in Lateinbuch gefallen. "Das.. nunja." schien sie auch erst einmal zu überlegen. "..sind veränderte Atome. Grob gesagt. Ist aber nicht so wichtig" zog sie sich schließlich aus der Affäre. Horo setzte so gut es geht einen misstrauischen Blick auf, aber dennoch konnte er nicht böse sein und auf eine bessere Erklärung bestehen. Schließlich verstand er von Atomen genauso wenig wie von Radioaktiven Substanzen. Hier schienen sich die Gebiete der Naturwissenschaften eh zu überschneiden. Also hätten ihn weitere Erklärungen auch nicht schlauer gemacht. Aber da er nun wirklich nicht weiter mehr sitzen konnte, entschloss er sich dazu wieder in sein Zimmer zu gehen. So schwang er sich mit Leichtigkeit zurück auf den Boden, beide Beine fest darauf. Von einer angeblichen Übelkeit oder ähnlichem war keine Spur. Anscheinend hatte er das Zeug ganz gut vertragen. "Findest du zurück?" fragte die Krankenschwester noch, als sie von ihren nochmaligen Notizen aufsah. "Aber klar doch!" meinte der Ainu nun wieder froh gelaunt und verließ das Zimmer. Diese Frau war nett zu ihm gewesen, also würde er ihr in Zukunft auch so begegnen. Allerdings, wenn da nicht schon gleich rechts außen neben dem Zimmer das große Schild mit Station 92 stehen würde, hätte er keinen Schritt tun können ohne sich zu verlaufen. Aber zu seinem Zimmer und des vom Chinesen fand er nun doch zurück. Oder? Dennoch etwas mulmig ging der Blauhaarige zurück, bis am ende des erstes Gangs. Die Rezeption war ein ganzes Stück hinter ihm, aber hier war er doch eindeutig richtig. So klopfte er nicht und machte die Tür auf - später würde er sich angewöhnen, vorher zu klopfen. Denn als er das Zimmer betrat hörte er zuerst ein Rattern in der Art wie es ein Fax tat. Er wunderte sich, wie schon abermals an diesem Tag. Gleich nachdem er die Türe schloss und einen Schritt gegangen war, sah er um die Ecke. Das Bild, was sich ihm bot würde er sicher nicht so schnell vergessen.
 

Ren lag auf seinem Krankenbett, an sich ja nichts neues. Aber der Chinese war oben ohne und hatte jeweils an den Armen, Beinen und auf dem nackten Brustkorb Kabel die zu einem Gerät an der Seite neben seinem Bett führten. Vor diesem Gerät, welches eine masse an Papier ausspuckte, stand die Rosahaarige. Wie war ihr Name noch mal? Ja, Tamao. Aber sein Blick hing eher an Ren. Die Kabel an sich waren ja schon komisch, aber das was er sich erdachte vor sich liegen zu sehen war eine neue Erfahrung. Er dachte sich schon, das Ren nicht gerade der kräftigste war - aber wie er dalag gleich er einem Gerippe. Man sah die Rippen durch, und dort wo manche Leute sich ein Sixpack erarbeiteten war er dürr. Seine Arme schienen nur aus Sehnen zu bestehen, die um die Knochen verschlungen waren damit sie nicht auseinanderfielen. Der Chinese schien nicht umsonst lange Sachen zu tragen. Was aber am abstraktesten war, prangte klar und deutlich auf der Vorderseite seines Brustkorbs. Nach Ende seines Schlüsselbeins zog sich eine mehrer Millimeter breite Narbe bis kurz zu seinem Bauchnabel. Es sah aus, als wäre er einmal mitten in einen lebendeigen Horrorfilm geraten. Oder war das eine stümperhafte Operation? Horo konnte sich nicht entscheiden. Er wunderte sich, dass der Schwarzhaarige überhaupt noch stehen konnte. So sah man ihm deutlich an das er krank war.

Horo wusste nicht, wie lange er diese Schlussfolgerungen zog, aber er tat es auf jeden Fall zu lang. Seine Augen verfolgten erneut der brutalen Narbe auf dem gar zierlichen Oberkörper, bis er dann doch in Rens Gesicht sah. Aus welchem Grund auch immer. Musste denn jede Bewegung einen Grund haben?

Dort sahen ihn zwei goldene Seelenspiegel an, mit der katzenartigen Iris. Horo zuckte und war sich nun seiner Taten bewusst. Ren war es nicht entgangen, wie er ihn angestarrt hatte. Auch nicht, wie sein Blick gar auf seinem Oberkörper klebte. So wie es alle taten, die seine Narbe sahen. Der Chinese sah zur Seite und ignorierte den Blauhaar, der sich so einfach in seine Privatsphäre gemischt hatte. Das taten die Schwestern ja jeden Tag, aber dieser Ainu hatte nicht das recht dazu. Und mit diesem Kerl wollte er sich anfreunden? Er muss bekloppt gewesen sein. Hoffentlich sah er den Joghurt nicht, der noch immer auf seinem Platz stand.

Tamao hatte diesen stumme Monolog beider Seiten nicht mitbekommen, aber wohl das jemand das Zimmer betrat. Sie war anscheinend erleichtert, das das nur der Neue war und nicht ihre Chefin um ihre Arbeit zu begutachten.

"Hallo Usui-kun, hast du die Röhre überlebt?"

"Wie du siehst hänge ich nicht im Bad rum."

Horo konnte nun endlich seine Beine wieder bewegen und ging auf sein Bett zu. Er sah seinen Bettnachbar nicht nochmal an, aus Angst etwas in seinen Augen zu sehen, was ihm ganz sicher nicht gefiel. Er ging zur Fensterseite seines Bettes und ließ sich auf jenes fallen. Der Tag war bis jetzt sehr anstrengend gewesen, ein kleines Nickerchen tat sicher gut. Aber etwas wäre noch besser. Endlich ein gefüllter Magen. Aber damit hatte er sich heute wohl noch für einige Zeit geschnitten. Er hörte ein Rascheln und blickte instinktiv zu Tamao, welche den Papierbogen zurechtfaltete. Ren zog sich wieder sein schwarzes Oberteil an. Er wusste ganz genau, was nun von der Seite des Blauhaars kommen würde. Fragen, woher er die Narbe hatte. Aber bei dem naiven Typ war er sich sicher dass er sich nach seinem Gewicht erkundigen würde. Er musste wohl flunkern, denn dass er knapp unter die 50 Kilogramm wog würde ihm einen Schrecken einjagen. Aber was konnte er den dafür, dass er keinen Hunger hatte? Die Tabletten reichten schon aus, das sein Magen bei mehr essen rebellierte. Er hatte einfach kein Hungergefühl, wenn er nicht körperlich oder geistig ausgelastet war. Er las ja hier nur, und bewegte seinen Körper nicht mehr als zur Bibliothek und zurück. Wie sollte er da Hunger entwickeln?

Das waren aber nur vorderscheinische Gründe, die Ren sich selbst auflegte. Wenn seine Schwester zu Besuch war - und das war sie Weisgott selten - dann aß er. Meistens die ganze Portion, oder auch noch mehr. Sein größter Hungerkiller war die Einsamkeit, denn Essen schmeckte nur halb so gut wenn man alleine war. In Runs Beisammensein schmeckte es ihm einfach. Daran konnte er nichts ändern.

Tamao packte die restlichen Sachen des Gerätes zum messen der Herzschritte zusammen und ging mit einem "Bis dann" aus dem Zimmer, die beiden Jungs in der Stille lassend. Horo ertrug diese erzwungene Ruhe nicht, aber traute sich bei einem Geräusch seitens des Chinesen nicht hinzusehen. Dieser hatte nur die Beine angezogen und den Kopf darauf gebettet. Er kam sich auf einmal leicht ausgeliefert vor, gegenüber eines Fragenden Individuums.

"..also warst du in der Röhre?" fragte er nun aber doch. Wenn Horo fragen wollte, dann könnte er es jetzt tun und nicht irgendwann später. Oder hatte er doch noch Hoffnung in sich, das der Ainu ihn nicht mit Fragen und Mitleid überhäufen würde?

"Äh, war ich", meinte er erst überrascht. Anscheinend wollte der Chinese doch noch mit ihm sprechen.

"Das kam mir echt vor wie in so einem Science-Fiction Film."

Ren kicherte. Horo sah den Schwarzhaarigen stumm an. Der konnte lachen? Was ganz neues.

"Warst wohl noch nie weiter in einem Krankenhaus, oder röntgen, oder?"

"Ne"

Diese kurze Antwort war ausreichend, um Ren ein Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Er verstand nicht, warum der Ainu es schaffte für ihn so komisch zu sein, aber es war nun einmal so.

"Naja, sagen wir, sie durchleuchtet dich. Und das Kontrastmittel sorgte dafür dass man bestimmte Regionen besser erkennt."

Horo drehte sich ganz um und und saß nun mittig in dem Bett, das eine Bein ausgestreckt, das andere angewinckelt.

"Wieso müsst ihr alle den mit lateinischen Wörtern um euch schmeißen?" fragte er.

Danach verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. "Davon verstehe ich doch nichts."

Ren schmunzelte. Doch, Horo war ganz anders als die anderen, die er hier kennen lernte. Vielleicht konnten sie sich doch noch irgendwie arrangieren.

"Dann lernste es halt. Wenn du länger hier bist, weißt du fast alles."

Horo sah den Chinesen an, welcher durch das Fenster blickte. Er folgte seinem Blick aber sah nichts Besonderes außer den Ahornbäumen draußen. Aber nun bemerkte er, was auf seinem Nachttisch stand. Seine Augen wurden groß, den das hatte er nun gar nicht von dem Schwarzhaarigen erwartet. der hatte ihm nun doch den Joghurt überlassen? Er musste wirklich in einem Traum sein.

Ren bemerkte seinen Blick nicht und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er musste langsam mal wieder zum Frisör, den er konnte kaum noch aus den Augen schauen. Der Blauhaarige sah fast sehnsüchtig zu dem Joghurt, den er jetzt noch nicht essen konnte. Dann sah er zur Uhr, die die Zeit 13:40 Uhr anzeigte.

"Wann gibt´s den hier Kaffee?"

"Kaffee? So gegen halb drei... Hast du schon wieder Hunger?"

"Ich habe doch zum Mittag gar nichts bekommen!"

"Ist ja schon gut... Vielfraß"

"Besser das als so dünn wie du!"

"Ich bin zufrieden!" erwiderte der Chinese und streckte Horo die Zunge raus. Das Gespräch war etwas aus der Kontrolle geraten, aber es machte Spaß. Horo zog sich mit beiden Händen die Augenlider zur Seite und streckte Ren ebenfalls die Zunge raus. "Ich doch auch!"

Ren lachte.

"Du siehst aus wie’n Kobold!"

Horo blinzelte verdutzt. So eine Bemerkung war ihm neu.

"Dann... dann bist du ne Bohnenstange!"

"Ach? ich dachte du bist größer als ich."

"Du bist aber so dünn!!"

"Woran liegt das wohl?" konnte sich Ren jetzt nicht verkneifen. Sarkasmus war nun einmal teil seines Charakters.

"An... den Tabletten? Tumor? Was weis ich! Aber du musst schon mehr essen, sonst kannst du eines schönen Tages nicht mehr zur Bibo!"

"Stört es dich denn?"

Horo sah in die goldenen Augen und legte den Kopf schief, da er nun Bahnhof verstand.

Ren seufzte. "Stört dich den mein Gewicht oder was?"

"Ich will nun einmal keinen neben mir haben der fast umkippt, weil er so wenig auf den Knochen hat!"

"Aber ich hab dich doch im Armdrücken besiegt!"

"Angeber...." schmollte der Ainu uns verschränkte die Arme.

Ren grinste leicht triumphierend und sah wieder aus dem Zimmer in den Garten. Es trat erneut Stille ein, aber nicht so unangenehme wie zuvor.

"Darf ich... denn fragen, wo du die Narbe herhast?" Dass der kleine ihm gegenüber nicht viel aß, woran diese Herzstillstände, die Tabletten und das andere sicher nicht unschuldig waren. Das konnte sich der Ainu nun schon selbst zusammenreimen, aber die Narbe blieb ihm ein Rätsel.

".... willst du es den unbedingt wissen?" fragte Ren zurück, Horo nicht ansehend. Sein Bettnachbar hatte ja nicht einmal das schlimmste gesehen, und zwar das große Tatoo auf seinem Rücken. Dessen Entstehung hatte er noch keinem verraten.

"Nö, nicht sonderlich. Ich will lieber raten"

Ren sah auf und blickte in ein lachendes Gesicht.

"...las mal überlegen. Das naheliegendste wäre doch eine Fehlgeschlagene Operation, oder?"

Horo nahm das ganze auf die Schippe, da er bemerkt hatte, dass es dem Chinesen diese Frage nicht gefiel. Er musste es ja auch nicht zwanghaft wissen. Irgendwann würde er es schon erfahren.

Ren antwortete daraufhin erst nichts.

"Kann sein..."

Und wieder fand sein Blick den Weg nach draußen, und etwas stimmte ihn nachdenklich. Horo wollte nicht wissen, warum er nichts aß, wollte nicht erfahren, woher er die Narbe hatte. Es war lustig mit ihm zu reden und sein Charakter war mehr als drollig. Vielleicht konnten sie doch noch eine schöne Zeit zusammen verbringen.

"... oder dich hat ein Außerirdischer entführt und aufgeschlitzt." brachte Horo seine Überlegungen zum ende, die wie er ja auch selbst fand, hirnrissig waren. Als er keinen Kommentar von dem Chinesen hörte, dachte er über ein anderes Gesprächsthema nach. Wollte der Chinese nicht vielleicht nach draußen, wenn er die ganze Zeit so verträumt dasaß?
 

"Heh.. was soll das?" fragte Ren verwirrt, als Horo nun plötzlich neben ihm stand und nach seinem dünnen Arm langte. Ren fühlte sich eingeengt.

"Wir gehen jetzt einfach mal an die frische Luft" beschloss Horohoro und zog etwas. Ren stemmte sich dagegen, was bei seinem niedrigen Gewicht nichts nützte. "Wieso sollte ich rausgehen? Lass los!" "Weil ich raus möchte! Los, ab jetzt!"

Ren hatte gegen Horo keine Chance und wurde zur Tür geschleift. Er wollte doch nicht raus und dieser Kerl zog ihn mit!

Da blieb nur noch eins übrig...
 

Nanu? Plötzlich spürte Horo keinen Widerstand mehr, und Rens Körper hing schlaf da.

"Ren-kun? Heh, spielst dunur was vor?"

Horo wurde nun besorgter und legte Ren auf den Boden. Dieser öffnete die Augen nicht.

Horo sah ihn mit leicht besorgter Miene an und langte nach dem Handgelenk.

Hatte er schon wieder einen Herzstillstand...?
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von: lunalinn
2006-12-08T22:54:39+00:00 08.12.2006 23:54
oh was hatter denn??
hoffentlich is renchen in ordnung!!
*das kapi mag*
hast du wieder mega genial geschrieben!! ^^

*knuddel* luna
Von: abgemeldet
2006-12-05T14:19:21+00:00 05.12.2006 15:19
schön schön schön^^
dein kappi is geil...dauerte aber etwas xDDDDDD
,ach schnell weiter is grad so interessant
Von:  Voja
2006-12-04T19:55:55+00:00 04.12.2006 20:55
o_O
ok entweder kann er tatsächlich selber einen herzstillstand erzeugen oder er spielt nur was vor (wobei das letztere naheliegender scheint XD')
fakt is daraus kann nichts gutes entstehen <_<
nojo
aber heh, in deiner ff hab ich was gelernt XD und zwar wie man röngt XDD *das unwissende vojalen*
nojo, mach weiter so

voja
Von:  Voja
2006-11-14T21:26:51+00:00 14.11.2006 22:26
gomen nasai dass ich mich erst jetzt melde >_<
aber ich habs gelesen XD *sich versuch ranzuhalten*
ein cooles kap, ich stell mir das so süß vor wenn ren lacht X3
nein, das war toll, obwohl nicht sonderlich was passiert is ^o^
woah, aber ich glaub ja nicht dass ren einen herzstillstand hat, ne der tut doch nur so X3
oder? o_O
bin ja mal gespannt wies weitergeht

voja
Von:  Animo
2006-11-07T12:49:41+00:00 07.11.2006 13:49
WOW, wie schnell Ren sich doch umstimmen lässt^^
naja solang er denn am ende noch ne gute Meinnung von Horo hat!
Das mit dem Jogurt war voll süß>//<
Aber das mit dem einfach umkippen is echt fieß
schreib bitte schell weiter!!!!!!!!!!!!

Animo
Von:  Violetta
2006-11-06T09:42:16+00:00 06.11.2006 10:42
haaach bitte schreib schnell weiter!
wenn horo krebs hat, dann ... dann... ;____;
das wär ja schlimm...
aber andererseits würde er dann, wenn er eine spenderniere bekommt, nach hause gehen können... dann wäre ren-chan alleine *sfz*
zwickmühle, wie es run-chan schon gesagt hat >.>
*sfz*
Von: abgemeldet
2006-11-05T11:34:51+00:00 05.11.2006 12:34
Sag mal, wieso hörst du immer an SOLCHEN stellen auf? T____T
*grummel*
Das ist sowas von fies von dir, hat dir das jemand schon mal gesagt?
(mir wird das ja öfter gesagt XDDD aber das zählt hier nich mit XD)
naja, kann sowieso nichts dran ändern.

Aber Das Kap war war volll geil XDDD
wie du das mit der Röhre geschildert hast.
(Das war doch ein MRT, richtig? *fragend anschau*)
Und wie die beiden sich wieder unterhalten haben
Zu köstlich XDDDD
Aber was ist denn nun? T_______T
Renchen hat doch nicht wirklich wieder nen Herzstillstand?
und wieso war die überschrift zu dem Kap „Krank“???????
*total aufgewühlt und neugierig is*
Du musst undbedingt ganz ganz schnell weiterschreiben, bitte!
*flehend anschau*
Bis denne
*knuddel*
*bussi*
hdgdl de Anja ^^
Von: abgemeldet
2006-11-04T10:49:46+00:00 04.11.2006 11:49
Wenn Ren das jetzt spielt ist er ein guter Schauspieler. *fg*
Also ich glaube ich bin genauso dumm wie Trey, ich kann mit den vielen Fremdwörter auch nichts anfangen. xD
Und seine ganzen Theorien, echt eh, von Außerirdischen entführt und aufgeschlitzt, auch sowas kann nur unser Blauhaar kommen. *gell*
Alle Fälle wieder tolles Kapitel und danke für die ENS. Sagst du mir das nächste Mal weider bescheid?
Dann

bye, that Tsuna-Viehs x3
Von:  mystique
2006-11-03T21:25:54+00:00 03.11.2006 22:25
ren spielt das doch jetzt nicht ernsthaft?! ist er etwa so makaber?

wieder ein hervorragendes kapitel, du multitalent ^_^
du beschreibst die ganze situation und atmosphäre im krankenhaus einfach nur unheimlich gut! und die ganzen untersuchungen (bei horo und ren) ...

wusstest du das alles schon von vorneherein oder hast du dich vor dem schreiben der geschichte über alles informiert? (würd emich mal so interessieren ^ ^)

nein, ein wirklich tolles kapitel und der schluss lässt mich vor anspannung in meinem zimmer hin und her laufen ^_^

ich freu mich schon auf das nächste kapitel und bin fest überzeugt, dass es deine multitalent-fähigkeiten wieder zum ausdruck bringen wird!

bis dahin - weiter so!

*knuffz*

p.s.: gibst du mir beim nächsten kapi wieder bescheid? das wäre lieb X3
p.p.s: ich bin die zehnte - schöne zahl aber ich bin verdammt spät dran!!! >_<
Von:  AquaRegis
2006-11-03T18:19:59+00:00 03.11.2006 19:19
Oh man wieder so ein geiles Kappü
ich find die FF so geil *-*
Ren spielt jetz blos oder? O_o der kann doch ned auf Knopfdruck en Herzstillstand bekommen oder?!
Hoffe das nächste Pitel kommt ganz schnell raus
Bin soooo gespannt was passiert ^^
*flausch*
baba dat fuchsivieches


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