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Will man etwas fangen, muss man es zunächst loslassen!

von

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Part 2

Die Sonne stand schon fast komplett am Horizont. Doch es war immer noch sehr früh am Morgen. Ich hatte mir ein kleines Messer aus der Küche geholt, denn ich hatte mich doch dazu entschlossen, das Grab meines Vaters zu besuchen, vielleicht half mir die Stille auf dem Friedhof, noch mehr Ruhe zu finden, aber ich konnte ja nicht ohne ein Geschenk kommen und deshalb wollte ich ihm welche von den feuerroten Lilien mitbringen, denn die mochte er so gern.

Im Haus selber war alles noch ruhig meine Tante schlief noch und meine Schwester steht eh nie vor 12 Uhr auf, damit sie mich nicht sehen musste. Auch Takato lag noch in seinem Körbchen und rührte sich kein Stück, sondern machte nur komische Geräusche, wahrscheinlich träumte er gerade von einem großen Berg voller Knochen.

Ich ging in die Küche und befreite das Messer von den Dreck und zog aus einer Schublade ein kleines grünes Gummiband, womit ich die Lilien umwickelte, damit sie nicht gleich auseinander fallen und in einem kleinen Strauß blieben. Damit sich meine Tante keine Sorgen um mich machen musste, hinterließ einen kleine Zettel, wo drauf Stand, dass ich zum Friedhof bin und danach gleich zur Schule gehe.

Ich lief noch einmal in mein Zimmer und zog mir diese schrecklich Schuluniform an, zum Glück konnte ich mich mit den Schulleiter gütig einigen und ich durfte als einziges Mädchen an dieser Schule, die Uniform der Jungs tragen, denn seit meine Mutter unsere Familie verlassen hatte, aber ich mich strickt geweigert einen Rock oder ein Kleid zutragen, weil das alles viel zu Mädchen haft war. Nachdem ich mir die Uniform über gezogen habe, fischte ich aus meinen Schrank noch meine Schultasche, denn die durfte ich ja schließlich nicht vergessen, auch wenn es nur unnötiger Ballast war. Mit einen flüchtigen Blick überflog ich noch mal mein Zimmer und sah, das Foto von meinen Vater, meiner Schwester und mir, wo wir alle noch glücklich waren, daneben hatte ich das Foto von meinen besten Freunden Natsu-San und Masuyo gestellt, wo wir als kleine Kinder drauf zu sehen sind. Ach waren das noch Zeiten.

Ich schaute auf meine Uhr und stellte fest, dass es schon fast sieben Uhr war. Nun musste ich los, weil es doch ein kleines Stück bis zum Friedhof war. Ich packte meine Tasche und rannte nach unten, wo ich mir noch fix meine Schuhe und meine Lederjacke überzog. Ich verließ das Haus so leise wie ich konnte. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen rannte ich auch schon los, ich wollte etwas länger auf den Friedhof verbringen, die Blumen hatte ich sachte in der Tasche verstaut. Komisch warum renne ich eigentlich die ganze Zeit, es kommt wohl davon, dass ich schon seit ich ein kleines Kind bin sehr viel laufe, aber ich bezeichne mich nicht gerade als Sporttalent, auch wenn ich auf meiner alten Schule für das Sportteam gelaufen bin, aber jetzt habe ich es aufgegeben, an meiner neuen Schule wollte ich nicht mehr laufen. Auch wenn die andern sagen ich sollte es machen, aber ich kann einfach nicht mehr laufen.

Doch heute konnt ich es wieder. Ich lief die gesamte Strecke bis zum Friedhof ohne eine Pause zumachen, doch ich kann nicht sagen wie schnell ich war, aber mir kam es so vor, als wäre ich so schnell wie damals gewesen. Nun stand ich vor dem Friedhofstor und versuchte erst einmal meinen rasenden Puls zu verlangsamen, aber auch musste ich wieder den nötigen Sauerstoff tanken. Als sich so ziemlich beides wieder beruhigt hatte, öffnete ich das Tor zum Friedhof, den gewöhnlich ist keiner um diese Uhrzeit hier, dass weiß ich aus Erfahrung, weil ich öfters so früh hier bin. Ich ging zu dem Grab meines Vaters und stellte mich davor. Ich konnte es nicht verhindert, dass mir meine Tränen über meine Wangen rollten, denn ich vermisste ihn so sehr. Nun stand ich da und sprach im innern mit mir, es war meine Art, so mit meinen Vater zu reden, denn ich glaube immer noch daran, dass mich mein Vater im Himmel hört und über meine Schwester und mich wacht und aufpasst, dass uns nichts passiert.

Schon einige Male stand ich einfach so mitten auf der Straße und mir passierte nichts, ich wollte doch nur zu meinen Vater. Ich will doch einfach nur bei ihm sein.

Ich stand eine ganze Weile vor seinem Grab und nun lauschte ich dem Wind. Er spielte mit meinen Haaren und pfiff durch meine Ohren, als wollt er mir etwas sagen, doch ich verstand ihn nicht. Dieser lauwarme Wind fühlte sich wie eine Umarmung meines Vaters an, doch dieses war bestimmt wieder nur eine Einbildung, wie ich sie oft hatte. Ich stand immer noch ohne jede Bewegung vor dem Grab, als mir wieder einfiel, dass ich doch Papas Lieblingsblumen, die Lilien mit hatte. Ich zog die vorsichtig aus meiner Tasche und legte die Lilien vor dem Grabstein.

Auf einmal knurrte mein Magen. Oh mist, dachte ich, ich hatte ja noch gar nicht gefrühstückt. Ich holte meine Potte aus der Tasche, doch ich musste feststellen, dass ich kein Geld mehr hatte. Was sollte ich jetzt nur tun, mir schien, als würde mein Magen immer tollern knurren. Kurzer Hand entschloss ich mich Masuyo abzuholen, der wird bestimmt was zu essen für mich haben. Da mein Hunger immer größer wurde, beeilet ich mich vom Friedhof zu kommen und so schnell zu laufen, wie ich konnte.

Masuyo Haus war nur noch ein Block entfernt und ich rannte immer noch, mittlerweile war es schon fast acht Uhr und die Schule würde schon fast in einer Stunde beginnen. Ich wollte gerade um die Ecke biegen, als ich volle Kante mit jemand zusammen stieß. Es war ein Junge und er sah so alt aus wie ich, na ja und schlecht aussehen tat er auch nicht. Ich merkte, wie mein Gesicht langsam rot anlief. „Hi, sag mal kannst du nicht aufpassen?“ brüllte er mich an. So ein verhalten habe ich schon lange nicht mehr bemerkt, ich war es mittlerweile eher gewöhnt, dass mich alle Leute ignorieren, doch er sprach mich an. Aber trotzdem konnt ich so ein Verhalten nicht dudeln, denn er hätte genau so gut aufpassen können und zudem hätte er auch fragen können, ob mir was passiert ist oder mir zumindest auf helfen können. Doch nichts, mittlerweile habe ich mich auch schon selber wieder aufgerafft und stand nun genau vor ihm. Ich schaute in seine fast ozeanblauen Augen. Doch es war mir egal, wie schön auch seine Augen waren, ohne wirklich zu überlegen holte ich einmal kräftig mit meiner rechten Hand aus und verpasste ihn eine Ohrfeige. Er stand total erschrocken vor mir, eigentlich wollte ich mich bei ihm entschuldigen, doch ich rannte um die Ecke und verschwand in einer Einfahrt. Wer er wohl war? Mein Gesicht schien immer roter zu werden, ich schämte mich für mein schlechtes Verhalten, noch nie hatte ich einem Jungen eine Ohrfeige verpasst, ich hoffe, dass es ihm gut geht. Ich stützte mich gegen die Mauer und glitt sie hinab auf den Boden. Nun saß ich da, mit noch mehr Schuldgefühlen. Nein, nicht nur das ich den Tod von meinen Vater zu verantworten hatte, jetzt hatte ich auch einen Jungen geschlagen. Ich winkelte meine Knie an und umwickelte sie mit meinen Armen und meinen Kopf legte ich auf meine Knie. Ich konnte nicht mehr, obwohl der Tag gerade erst begonnen hatte, was mich wohl in der Schule erwartet.

Ich hörte, wie jemand ein Fenster öffnete und langsam blickte ich über mich. Ich hatte noch nicht bemerkt, dass ich schon bei Masuyo war. Komischer Weise blickte er auch nach untern und bemerkte meine jämmerliche Gestalt in seiner Einfahrt hocken. „Wunderschönen guten Morgen Sayu-Chan. Warte ich komm nach unten und öffne dir die Tür.“ Damit verschwand sein fröhliches Gesicht wieder in sein Zimmer und einige Augenblicke später öffnete ein gut gelaunter Masuyo mir die Tür. Doch ich bewegte mich immer noch nicht, denn ich fühlte mich nicht mehr in der Lage dafür. Masuyo kam zu mir und hilf mir auf. Gemeinsam gingen wir in sein Haus.



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