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Prisoner of the Mummytomb 2

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Verfolgungsjagd

Als Holly ihre Freundin erreicht hatte, knallte sie ihr erst mal eine Handfläche auf die Schulter, dass diese zusammenzuckte. Überrascht fuhr sie herum und sah Holly wütend an.

„Hast du nen Knall, oder was?“, zischte Holly. Theas identische Worte folgten fast zeitgleich.

„Wieso?“, echoten die beiden.

„Ich muss ihn finden“, rief Thea nun grinsend, um Hollys Gelächter zu übertrumpfen, was das Mädchen vor einigen Sekunden übermannt hatte.

„Wen denn, Seth? Hast du ihn gesehen?“, fragte Holly aufgeregt, während sie sich Tränen aus den Augenwinkeln strich.

„Nein.“

„Wer ist Seth?“, fragte Jake neugierig.

„Der Typ, der uns in die Pyramide eingeschlossen hat.“

„Der Typ, der Thea vor den Sommerferien nach Hause gebracht hat, er war zur Eröffnung der Ausstellung -“, warf Holly ihrem Bruder als Antwort zu, da er schon sehr auffällig penetrant an ihrem kleinen Rucksack gezogen hatte. „- WAS?“

„Einer hat Thea nach Hause gebracht?“, harkte Jake nach, bekam jedoch keine Antwort, da Holly ihre Freundin sehr eindringlich anstarrte.

„Was war das für nen Typ?“, fragte Jake, erneut zu interessiert, um Antworten zu bekommen.

„Ich war in der Pyramide, da waren noch andere. Die meines Großvaters. Da war der Mann. Er war mit im Bus und auch bei den Männern, die uns eingeschlossen haben“, sprudelte es aus Thea heraus, ohne auf Hollys überraschten Gesichtsausdruck zu achten.

„Nein, der Typ der dich nach Hause ... – Was?“ Jake begann, seiner Schwester gleich, Thea anzustarren.

Es wurde Grün, eine Menschenglocke setzte sich in Bewegung und lief an den erstarrten Kindern vorbei über die Straße.

„Wiederhol das!“, murmelte Jake verblüfft.

„Genau ...“, hauchte Holly geistesabwesend.

Thea drehte sich abrupt um. „Dafür ist keine Zeit.“ Sie lief über die nun leere Straße, gefolgt von Holly und Jake, die sie noch immer entgeistert musterten, als hofften sie, sie hätten sich verhört.

„Du warst in ner Pyramide?“, wiederholte Holly Theas Worte. Die lief schneller und sah sich suchend in der Menge um. Die Häuser wurden ab hier immer höher. Bürogebäude kamen in Sicht, auf die Thea nun zusteuerte. Die Geschwister folgten ihr noch immer, diesmal stumm.

Ein Hubkonzert ließ Thea aus ihren Gedanken gleiten und blieb nun stehen, da sie keinen Sinn sah, in dieser Masse einen einzigen Menschen zu finden, den sie nicht einmal richtig beschreiben konnte.

Alle drei standen sich nun schweigend gegenüber und tauschten unsichere Blicke.

„Ich hab´s dir nicht gesagt, tut mir leid, Holly“, begann sie.

„Was nicht gesagt? Du machst mir Angst“, sagte Holly und sah Thea vorsichtig an.

„Ich kann mich wieder erinnern. Nicht wirklich, aber ich weiß zumindest, dass ich dort gewesen bin.“

„Wo denn?“, mischte sich Jake mit ins Gespräch.

„Mein letzter Ägypten-Besuch, vor 4 Jahren, mehr oder weniger. Ich weiß, dass ich diese Pyramide besichtigt habe. Die mein Großvater entdeckt hat.“ Unwillkürlich tastete sie nach ihrem Amulett, was die Form eines goldenen Ankh hatte. „Ich hab dir erzählt, dass ich den Unfall hatte und das deshalb sicherlich meine Erinnerungen an den letzten Teil meines Urlaubs verschwunden ist. Aber es war kein Unfall. Ich erinnere mich!“ Thea machte den Eindruck, gleich durchzudrehen, doch Holly packte sie freundschaftlich an den Armen und zog sie zu sich heran, um sie zu umarmen.

Thea wehrte sich nicht und ließ es mit sich geschehen. Ihre Gefühle überschlugen sich, da diese Erinnerungen so frisch waren, doch gleichzeitig so alt, als hätte sie diese nie verloren. Irgendwo in ihr waren sie verankert gewesen, es hatte nur einem Impuls gebraucht, um abgerufen zu werden. Dieser Mann hatte den entscheidenden Schalter in ihrem Kopf herumgedreht, damit der Erinnerungsfluss wieder in Bewegung kam.

Trotzdem wusste sie tief in sich drin, dass das noch nicht alles gewesen war. Da war noch etwas in ihrem Kopf. Antworten. Auf Fragen, die sie sich schon so oft gestellt hatte. Doch wie bekam sie diese da heraus?

„Es ist gut“, murmelte Holly und klopfte ihr sanft auf den Rücken, da sie merkte, dass ihre Freundin zu schluchzen begann. „Komm!“ Sie löste sich wieder von ihr und führte sie zu einer niedrigen Mauer, um sich setzen zu können. Jake nahm in gebührendem Abstand neben Holly platz. „Erzähl!“, flüsterte die Freundin sanft und nahm Theas Hand in die ihre, ließ sie aber auf ihrem Schoss ruhen.

„Träume. Ich habe seit längerem Alpträume in dem ich sterbe. Ich liege in einem Sarg, umwickelt von irgendwas und ersticke. Doch die verfolgen mich auch, wenn ich wach bin.

Augen, rote Augen. Zuerst sah ich die im Schulpark, nachdem ich später im Krankenzimmer aufgewacht war. Das war eine Mumie!“

„Bitte?“, meldete sich Jake. Holly drehte sich zur Seite und funkelte ihn böse an, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Thea zu.

„Später war dann ein schwarzes Loch in unserem Vorgarten, aus der mich diese roten Augen anfunkelten. Dann diese Katze -“

„Katze?“ Diesmal unterbrach sie Holly.

„Eine schwarze Katze, doch ich weiß, dass ich sie schon einmal gesehen habe, aber ich weiß nicht wo.“

„Es gibt viele Katzen, besonders schwarze“, sagte Jake stirnrunzelnd.

„Das weiß ich, vielleicht irre ich mich auch und das war nur Zufall. Aber sie kam mir gar nicht, wie eine normale Katze vor. Genau das hat mich an etwas erinnert -“ Thea griff sich an den Kopf und raufte sich die Haare.

Holly griff wieder nach ihren Händen und sah sie strafend an. „Ich glaube dir!“

Thea sah überrascht in ihre blauen Augen und lächelte dankend. „Das hast du auch gesagt, als ich dir von dem Spiegel erzählt hatte. Hast du mir wirklich geglaubt?“

„Natürlich“, rief Holly empört, sodass Jake, wie Thea, zusammenzuckten. „Was wäre ich für´ne Freundin, wenn ich dir nicht glauben würde.“

Holly würde Jake später die Geschichte erzählen, die Thea ihr über die Erlebnisse in dem Spiegel berichtet hatte.

„Das kann kein Zufall sein“, sagte Thea schließlich. „Warum konnte ich mich nicht erinnern?“

„Nach Kopfverletzungen kann es schon vorkommen, dass das Gedächtnis, besonders das Kurzzeitgedächtnis gestört werden kann. Vielleicht hast du aber auch etwas schreckliches erlebt, was dein Bewusstsein nicht verkraften konnte, da hat es diese Erlebnisse einfach verdrängt. Durch visuelle oder auch akustische Reize kann sich etwas hervor heben. Du siehst etwas und das Gehirn sucht Gemeinsamkeiten in deinen Erinnerungen. Wenn du zum Beispiel einen Musikclip siehst, der am Strand spielt, dann erinnert sich dein Gehirn an eine ähnliche Situation, die du am Strand erlebt hast. Diese ganzen Sachen, die Erinnerungen und Gedanken sind miteinander verknüpft. Erinnerst du dich an das eine, sucht es sich andere ähnliche Begebenheiten aus deinem Gedächtnis.“ Holly drehte sich langsam zu ihrem Bruder um und starrte ihn lange fassungslos an.

„Was?“

„Du bist ja gar nicht so dumm ...“

„Hab ich nie behauptet“, sagte er leicht gekränkt, lächelte aber trotzdem verschmitzt.

„Kann sein“, sagte Thea plötzlich. „da muss was passiert sein, schließlich war ich nicht allein. Da waren noch andere Kinder, vielleicht vier weitere, ich weiß nicht genau. Immer, wenn ich versuche mich zu erinnern, verschwinden die Bilder -“

„Da ist er wieder!“, zischte Holly und traf Jake mit dem Ellenbogen in die Seite, was er etwas zu laut zu erkennen gab.

„Wo?“, flüsterte Thea und rempelte Holly zur Seite, um auch Jake weg zu schupsen.

„Pass doch auf, du Tollpatsch!“, murmelte Holly schmerzverzerrt ihre Schulter reibend, da sie gerade gegen einen Mast geknallt war.

Da lief ein Mann, kurzes Haar und mit demselben dunklen Anzug, die Querstraße entlag, direkt auf die Ampel zu, die über die Straße auf die Position der Kinder traf.

Es wurde Grün und er, begleitet von einer Menschenmasse, setzte sich in Bewegung. Die Kinder hasteten über die niedrige Mauer und flogen quasi darüber, um sich hinter ihr in Sicherheit zu wiegen. Jake war von seiner Schwester mitgezogen wurden, sodass er etwas unsanft auf dem erdigen Boden aufgeschlagen war.

Der Mann musste wohl oder übel an ihnen vorbei, was er Minuten später auch tat.

Thea setzte sich als erstes in Bewegung, Jake oder Holly wagten es gar nicht, sie davon abzuhalten und folgten ihr. Geduckt liefen sie ihm nach, immer darauf bedacht, nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Was aber nicht besonders leicht war, da sie sich ziemlich ungeschickt anstellten.

Er erreichte ein großes Glasgebäude und bog nach rechts zum Eingang. Die Tür schwang auf und er verschwand im Inneren.

Die Kinder hasteten die Stufen zum Portal hinauf und vergewisserten sich durch das Glas, dass er nicht nach hinten schaute, da ging die Tür schon automatisch auf. Alle drei erstarrten leicht, fingen sich aber schnell wieder, nachdem sie ihn durch die große Lobby gehen sahen und folgten ihm.

Der Boden war mit Marmor gepflastert, der Himmel der Lobby reichte bis in den vierten Stock. Alles was sich darunter befand, die Büro- und Konferenzräume, waren von der Lobby ausgehend, mit Glas ausgefüllt.

„Wow“, staunte Holly nicht schlecht und löste sich von dem hohen Deckenhimmel.

„Er geht ins Treppenhaus. Los!“, sagte Thea und wollte los laufen. Holly hielt sie am Arm fest und zog sie zurück, woraufhin ihr Bein in der Luft segelte. „Was?“, protestierte Thea.

„Was hast du vor, Kind?“, fragte Holly mit strengen, fixiertem Blick.

„Was meinst du wohl? Und nenn mich nicht Kind! Na kommt schon, sonst verlieren wir ihn.“

„Sonst verlieren wir ihn!“, murmelte Holly mit einem unüberhörbaren sarkastischen Unterton. „Ich schwöre dir, irgendwann bringst du mich noch ins Grab.“

Holly gab Thea einen Klaps auf die Schulter und lief los. Thea und Jake hinterher, quer durch die Lobby, an den Fahrstühlen vorbei und auf direkten Weg zur Tür, die ins Treppenhaus führte.

Vorsichtig öffnete Holly die Tür und lugte hinein.

„Kommt!“, flüsterte sie geheimnisvoll, alle folgten ihrem Beispiel und schlüpften durch die Tür. Im Treppenhaus war es still, keine Regung.

Jake trat an das Geländer, lehnte sich vor und sah hinauf. Endlos schienen die Treppen sich Stockwerk für Stockwerk nach oben zu erheben. Ihm wurde schwindelig. Er stieß sich wieder zurück.

„Toll, und was jetzt? Hoch oder runter?“, sagte Holly missmutig.

„Keine Ahnung“, sagte Thea ratlos und sah selbst noch einmal, am Geländer stehend, nach oben und unten. „Keine Ahnung, er kann schon überall sein. Weil ihr euch nicht ausgekekst habt!“, schimpfte Thea und sah Holly und Jake nacheinander vorwurfsvoll an.

„Na klar, jetzt schieb uns nicht die Schuld zu“, regte sich Holly über ihre Freundin auf. „Das kann nicht wahr sein, ich steh hier mit zwei irren, paranoiden Leuten im Treppenhaus rum und rede mit mir selbst“, stellte Holly frustriert fest und schüttelte den Kopf.

„Eine irre, paranoide Person, wenn ich bitten darf“, protestierte Jake.

„Ach, jetzt willst du wieder den Macho raushängen lassen, ja. Kümmere du dich doch um deinen Kram“, sagte Holly und versetzte ihrem Bruder mit der Faust einen wütenden Stoß gegen die Brust. Der prustete, doch nicht wirklich vor Schmerz, eher vor Belustigung. Seine kleine Schwester hielt sich gerade für so schlau, bemerkte aber nicht, wie selbstsüchtig und naiv sie doch war. Das war Jakes Meinung, doch das konnte er ihr unmöglich sagen, noch nicht. Also ließ er es dabei und klopfte Holly nur freundschaftlich überlegen auf die Schulter und sagte: „Du hast ja so Recht, Schwesterchen“, und wandte sich Thea zu, die seit Anfang des Streits unablässig auf und ab ging. Dabei knabberte sie nervös an ihren Fingern herum.

„Wenn du mich fragst, er ist nach unten gelaufen.“

Thea sah ihn verdutzt an.

Jake begann sofort, ihr und Holly seinen plötzlichen Gedankenblitz zu erläutern.

„Wir hätten ihn hören müssen, wenn er nach oben gegangen wär, selbst wenn´s nur ein Stock war. Die zuschlagende Tür auf jeden Fall. Wenn ich irgendwo die Treppe hoch rennen würde, dann halt ich mich am Geländer fest, um nen besseren Schwung zu bekommen, dass ich mehrere Stufen auf einmal schaff, verstehst du? Und das Geländer hat nicht gewackelt oder vibriert, oder? Zumindest hab ich nichts gemerkt.“

Thea sah ihn ungläubig an. Holly grinste nur.

„Natürlich kann er sich beim runtergehen auch am Geländer festgehalten haben, aber das glaub ich nicht. Was ich damit sagen will, wenn er hoch gegangen wär, hätten wir ihn noch hören müssen, weil er für den Aufstieg mehr Zeit gebraucht hätte, weil er zwei Treppen gehen müsste, aber bis nach unten ist es nur eine Treppe“, endete Jake mit seinen Ermittlungen.

„Klugscheißer!“, murmelte Holly. Doch sie musste sich selbst eingestehen, dass es sehr wahrscheinlich so gewesen sein musste. „Kann mir mal einer sagen, warum wir hier eigentlich rumstehen?“, fragte sie trotzdem und sah sich nach Thea um. Sie war weg. „Thea?“

„Wo ist sie?“, fragte sich jetzt auch Jake und sah sich verdutzt um.

„Das könn wir vergessen, sie ist zu“, kam von unten die Antwort. Holly hastete vor und sah erleichtert ihre Freundin aus dem Dunkel unter der Treppe auftauchen. Verärgert trabte Thea die Stufen nach oben.

„Und was jetzt? Ist er doch hoch?“, fragte Holly und wurde kreidebleich.

„Was ist?“, fragte Thea und sah Holly irritiert an und auch Jake, dessen Gesichtszüge plötzlich von einem Moment zum anderen völlig in sich zusammenfielen.

Ein Geräusch lenkte Thea von ihren Überlegungen ab. Es war deutlich zu hören, sie fragte sich, warum sie es nicht gleich wahrgenommen hatte. Holly und Jake taten es.

„Komm her!“, flüsterte Holly mit vor Angst aufgerissenen Augenlidern. „Komm schon!“ Thea rührte sich nicht. Sie war wie festgewachsen.

Der Schlüssel im Schloss wurde noch einmal gewechselt. Ein kratzendes Geräusch. Jetzt passte er und wurde herumgedreht.

„Thea!“, zischte Holly angsterfüllt, während sie die Treppen leise hoch rannte. Was nicht besonders schlau gewesen war, denn am Ausgang rannte sie vorbei. Vielleicht hatte sie gedacht, dass das Öffnen der Tür sie verraten hätte. Sicherlich, aber die Person, die unten gerade die Kellertür aufschloss, hätte das von da unten nie mitbekommen. Egal, jetzt war es zu spät. Die Verriegelung fiel aus dem Schloss, knarrend ging sie auf.

„Thea“, flüsterte Holly über das Geländer, auf halbem Weg ins nächste Stockwerk, leise. Thea jedoch stand noch immer starr auf dem Absatz der letzten Stufe. Plötzlich kam Jake angeschossen und riss sie aus ihrer Starre. Schnell und auf Samtfüßen huschte Holly, dicht gefolgt von Thea und Jake die Treppen hoch. Im dritten Stock blieben sie stehen und horchten. Alle drei hielten den Atem an.

Da ging doch wahrhaftig ein Stockwerk tiefer jemand langsam die Stufen hoch. Keiner wagte zu atmen. Jake gab ein Zeichen, dass sie noch eine Treppe höher gehen sollten, was sie auch taten. Sie drückten sich dicht gegen die Wand.

Holly zitterte am ganzen Leib.

Wieder folgte ihnen ein monotones TAP TAP der Schritte. Die Person ging so langsam, als würde sie nichts eilen.

Diesmal ging Thea weiter voran, Hollys schwitzige Hand fest in ihrer. Als sie das sechste Stockwerk erreicht hatten, dessen Zahl deutlich auf der Wand neben der Tür stand, hielt sie inne. Sie lauschte, Jake tat es ihr gleich. Holly stand noch immer gegen die Wand geheftet, völlig außerstande auch nur einen ihrer Sinne zu aktivieren. Selbst wenn sie das täte, würde es sie nicht wirklich von ihrer Angst ablenken, mehr noch, ihre momentane psychische Situation würde sich entscheidend verschlechtern.

Thea hörte keinen Laut mehr. Jake schien auch nichts auffälliges mehr wahrzunehmen.

„Er muss meinen Schatten an der Wand gesehen haben, ganz sicher“, flüsterte Thea, nicht weniger ängstlich wie ihre Freundin.

„Was hast du vor?“ Jake versuchte sie zurückzuhalten, aber Thea wehrte ihn ab und deutete auf ihre Lippen, er solle still sein. Langsam und darauf bedacht, keinen Mucks von sich zu geben, ließ sie sich auf den kalten Boden gleiten. Vorsichtig rutschte sie auf das Geländer zu. Einen Moment hielt sie inne. Nun lugte sie vorsichtig nach unten, sah die leere Treppe auf der anderen Seite, aber konnte die unter sich nicht erkennen. Sie begann sich allmählich zu erheben. Langsam und vorsichtig, als hätte sie Übung im Anschleichen.

„Nein!“, flüsterte Holly im Piepston. Jake hielt ihr sofort den Mund zu und drückte sie fest an sich. Auch er hatte sichtlich Angst. Vielleicht nicht unbedingt um sich selbst, denn sein Blick war starr auf Thea gerichtet.

Thea hatte sich in der Zwischenzeit auf die Beine gestellt. Noch unsicher sah sie zu Jake und Holly zurück. Hoffte aus ihren Gesichtern etwas zu lesen, was ihr helfen könnte. Aber wie sollten sie ihr schon helfen, schließlich hatte sie sie alle in diese Situation gebracht. Sie hatte die Pflicht, sie sicher wieder hinaus zu bringen.

Entschlossen drehte sie sich zurück. Immer horchend auf das kleinste Geräusch. Doch da war rein gar nichts. War er endlich verschwunden? Vielleicht wollte er in den fünften und war schon durch die Tür verschwunden.

Holly krallte sich mittlerweile in dem Arm ihres Bruders fest, der verzerrte nicht mal das Gesicht, so angespannt war er. Beide starrten wie gebannt auf Thea, die sich langsam wieder in Bewegung setzte und nun gänzlich zum Stehen gekommen war.

Vorsichtig beugte sich Thea über das Geländer und sah auf die Treppen unter sich. Nichts zu sehen. Schnell zog sie ihren Kopf zurück und atmete tief durch.

„Nichts“, flüsterte Thea. „Er ist weg.“ Sie ging zurück zur Wand.

Von Holly kam ein erleichterter Seufzer, auch Jake lockerte seinen Griff um Holly.

Thea sah ihre Freunde wieder fröhlich an und versuchte sich zu entspannen. Doch irgendetwas wurmte sie. Sie hatte ein verdammt schlechtes Gefühl. Es kam völlig überraschend und eindringlich. Aber da war noch ein anderes Gefühl. Ein Gefühl, was sie schon mehr als genug verspürt hatte. Ein Gefühl der Vorahnung, was jetzt ihren Körper durchdrang und ihr eine Gänsehaut versetzte. Sie schüttelte sich heftig.

Dieses seltsame, penetrante Gefühl begleitete sie auf dem Weg zurück zum Geländer, den sie völlig hypnotisiert beschritt. Wieder schaute sie nach unten und konnte niemanden entdecken. Mehr als deutlich spürte sie jedoch den Blick in ihrem Nacken. Doch der kam nicht von Jake oder Holly.

Es war seltsam, sie spürte, wie etwas nach ihr griff, es war keine Hand, es war etwas anderes. Etwas unsichtbares und ein Geruch von Verbranntem. Thea traute für einen Moment nicht, sich zu bewegen. Langsam schritt sie vom Geländer zurück, als wäre nichts geschehen. Genauso langsam ging sie zu ihren Freunden zurück, doch der Ausdruck in ihrem Gesicht schrieb Bände. Sie war mehr als kreidebleich.

Holly begann zu frösteln, Jake ging es ähnlich.

„Was ...“, fing Holly an, doch Jake schien zu verstehen und hielt ihr wieder den Mund zu. Thea sah Jake voller Angst an und deutete ihm mit wedelnden Händen, dass sie zu ihr kommen sollten. Was sie auch taten und folgten Thea, die auf die Tür zum sechsten Stock zu ging und ihre Hand auf der Türklinke ruhen ließ. Einen Moment noch versuchte sie auch nur irgendein Geräusch zu filtern. Nichts.

Thea hielt abrupt inne, als sie ein leises Quietschen von Schuhsohlen hörte. Ohne weiter zu überlegen riss sie die Tür auf, bemerkte aber nur nebenbei, dass sie alle drei gleichzeitig die Türklinke in der Hand hielten.

Als wäre der Teufel hinter ihnen her, schlüpften sie hindurch und rannten einen langen Gang entlang, und um eine Ecke und noch eine bis wieder ein langer ihren Weg besiegelte.

Thea meinte, dass sie jemand verfolgen würde, war sich aber nicht sicher. Schnell bogen sie um noch eine Ecke und erreichten mit knapper Mühe den Fahrstuhl. Thea rutschte fast auf dem glatten Packet aus. Jake wäre fast am Fahrstuhl vorbei gelaufen. Holly dagegen tippte wie besessen auf den Schalter, damit der Fahrstuhl zu ihnen kam. Dabei hielt Jake nervös Ausschau nach einem Verfolger. Thea trippelte auf einer Stelle und betete, dass der Fahrstuhl endlich kam. Und er kam Sekunden später mit einem Rattern zum stehen. Alle drei drängten sich hinein, denn sie hatte Schritte gehört.

Jake trommelte auf „Erdgeschoss“ und war sichtlich erleichtert, als sich die Tür endlich schloss. Der Fahrstuhl setzte sich abwärts in Bewegung.

Holly sackte an der Wand rutschend Richtung Boden zusammen. Thea versuchte wieder normal zu atmen, doch schaffte es nicht so ganz. Sie war viel zu aufgeregt. Ihr Herz wummerte so stark, dass sie sich gegen die Fahrstuhlwand drücken musste.

Der Fahrstuhl sackte weiter nach unten und blieb im dritten stehen.

Alle hielten den Atem an, als sich die Tür zur Seite schob. Keiner stieg ein, was die Sache verdächtig machte. Hollys Hand krallte sich um Jakes Hosenbein.

Einige schreckliche Sekunden vergingen, bis die Tür wieder zum Schließen ansetzte.

Im letzten Moment schnellte eine Hand dazwischen, was alle zusammenzucken ließ.

„Nein, Jake!“, rief Holly und umklammerte auch Theas blaues T-Shirt.

Die Hand drückte die Tür zur Seite, bis eine zweite Hand hervorschnellte und der ersten half.

„Danke!!“, ertönte eine Stimme, die alle noch mehr zusammenzucken ließ. Gebannt drückten sie sich gegen die hinterste Wand.

Hinter der Tür kam ein Mädchen hereingehuscht. Es war Liz Parker, wie Thea erleichtert feststellte. Diese starrte Jake, Holly und auch Thea nun böse und gleichzeitig überrascht an. Die Tür schloss sich hinter ihr und es ging wieder abwärts

„Seid ihr auf nem Tripp? Wieso sitzt die auf dem Boden?“, fragte Liz an Thea gerichtet und meinte damit Holly. „Übrigens danke, dass mir einer geholfen hat, die Tür aufzustemmen!“, sagte sie mit erneut böse aufblitzenden Augen. „War fast, als hättet ihr die Tür von drinnen nicht aufmachen wollen.“

Als wäre dies sein Stichwort gewesen, nahm Jake den Finger, der noch vorm Knopf verharrt war, der die Tür schließen sollte.

„Stellst du mich vor?“, fragte Liz mit aufforderndem Blick.

Thea versuchte sich indes zu sammeln. „Ja, klar, das ist meine Freundin Holly und Jake“, sagte sie sehr monoton.

„Ah, Jake, sehr erfreut dich kennen zu lernen“, sagte Liz und schüttelte Jakes Hand.

Thea grummelte etwas vor sich hin.

„Was ist eigentlich los, habt ihr nen Geist geseh´n?“

„So was in der Art“, meinte Holly, die sich scheinbar wieder gefasst hatte und stand mit noch immer zitternden Beinen auf.

Der Fahrstuhl öffnete sich und gab den Blick auf die Lobby frei. Vorsichtig traten Holly, Thea und Jake, gefolgt von Liz Parker aus dem Fahrstuhl und liefen eilig durch den Eingangsbereich Richtung Ausgang.

Draußen angelangt und die paar Treppen hinab gelaufen, setzten sie sich auf die letzten Stufen und atmeten erst einmal die frische Luft ein und aus, um sich zu beruhigen.

„Oh Mann, ich hör nie wieder auf dich, Thea!“, stöhnte Holly.

„Du hast ganz schön Angst gehabt“, meinte Thea und lachte heiser.

„Du aber auch“, stimmte Holly mit ein.

„Stimmt nicht ganz. Ich bin wirklich beeindruckt, Reymond. Du warst richtig mutig und taff“, sagte Jake und grinste. Thea wurde rot.

„Das sagst du nur, um mich zu ärgern.“

„Nein wirklich, so ein Trampel wie du hat auch mal nen lichten Moment“, lachte Jake.

„Du bist ein richtiger Idiot!“, rief Thea von einem zum nächsten Moment verärgert.

„Danke“, lachte Jake nur noch mehr.

„Was ist denn eigentlich los?“, fragte Liz etwas ungehalten.

„Das ist eine lange Geschichte“, sagte Holly. Thea musterte Liz.

„So lang ist sie gar nicht. Was machst du eigentlich hier?“, fragte Thea und sah Liz genau an.

„Wieso? Was interessiert´s dich?“, ärgerte sie sich, was aber typisch für sie war. „Mein Vater arbeitet hier, und?“

„Was soll das, was willst du damit andeuten?“, fragte Holly.

„Ich dacht nur“, meinte Thea verlegen. Keiner außer ihr wusste bescheid, was damals geschehen war. Das etwas Besitz von ihren Freunden ergriffen hatte. Keiner von ihnen ahnte, was sie schon alles schreckliches erlebt hatte, woran sie sich nun teils wieder erinnern konnte. Holly wusste nur einen Teil, denn alles wagte Thea nicht zu berichten, da es einfach zu schrecklich und unwahrscheinlich war. Die Erinnerungen an die Geschehnisse vor ein paar Jahren, waren noch sehr frisch, als wären sie erst gestern passiert, doch auch sehr vage und verschwommen. Wer weiß was noch alles in ihrem Kopf verborgen lag ...
 

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So, jetzt wissen Holly und Jake das meiste, aber noch nicht alles, denn Thea kann sich ja daran erinnern, dass eine fremde Macht von den damaligen Kindern Besitz ergriffen hatte. Zumindest hat sie die vage Ahnung.

Na, was meinst du, wird als nächstes passieren? Schafft es Jake noch, seinen inneren Schweinehund zu überwinden u Thea seine Gefühle zu offenbaren? Was ist mit Thea, hat sie Gefühle für ihn oder sieht sie ihn nur als Hollys Bruder?

Was ist mit diesem Mann? War es wirklich der von damals? Der Mann, der den Auftrag erteilte, Thea u die anderen in der Pyramide einzusperren, wo das DRama seinen Anfang nahm?

All das und viel mehr, klärt sich viiielleicht in den nächsten Kapiteln. ^^

Ich versuch, die Lücken zu stopfen. Kann nicht mehr lange dauern (=8

Der Titel kann sich noch ändern, fällt dir was besseres ein als "Verfolgungsjagd"?

LG, Phoebe

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-07-21T11:19:27+00:00 21.07.2007 13:19
AAAAAAAAAAAAAH! Das Kappi war mega spannend!
Ich habe mich übelst gegruselt... ich dachte gleich werden sie geschnappt. Jetzt passiert etwas schlimmes und dann haben sie es geschafft. *erleichtert ausatme*
Liz! Sie hat etwas damit zu tun! Ich weiß es, ich wusste es schon, als sie Thea so blöde angemacht hat.
Ich freu mich schon sooooooooo dolle auf das nächste Chap =D

Du musst mir unbedingt Bescheid sagen ok!?

Jake hat sich total viele Sorgen um sie gemacht.
KAWAI!
Jake ist sooooo süüüüüß!
Er liebt Thea... die müssen zusammen kommen xD

Ich bin so gespannt auf das nächste Kapitel!
*wild gestikulier*
Ich will unbedingt wissen wie es weiter geht!!!!
*kreisch*
Schreib schnell!

hdgdl
*knuddel*
*keks geb*
*tee einschenk*
*kiss*

dööö cherry-chan ^-^
Von:  Monkey-D-Suria
2006-07-10T14:49:13+00:00 10.07.2006 16:49
*gaaaaaaaanz tief durchatmet*
Booah, super geschrieben!!! Vor lauter Spannung habe ich sogar beinahe vergessen, zu atmen XD! Du hast es echt genial beschrieben - man fieberte mit den Dreien echt mit und hoffte, dass sie nicht erwischt werden...
Diese Liz kommt mir irgendwie unsympathisch vor. Ich frage mich, was sie im Gebäude zu suchen hatte. Mit dem Vater ist es meiner Meinung nach eine Ausrede ... oder?
Jack hat mich ungemein beeindruckt!!! Aber solche Quatschköpfe wie er haben generell immer etwas im Kopf, nur finden sie so etwas doof und stellen es nicht gerne zur Schau. Schade...
Und Thea beeindruckt mich durch ihren Mut immer wieder. Wie auch Holly mit ihrer Loyalität...
Erst mal toll, dass sie nun ein wenig über Theas Vergangenheit wissen...

Zu deinen Fragen:

>Na, was meinst du, wird als nächstes passieren?
Da mache ich mir eigentlich keine Gedanken rum. Genau wie bei Harry Potter - man kann sich darüber streiten, was passieren wird und falsch liegen, oder man kann sich einfach auf den Fortgang freuen und sich überraschen lassen^^!!!

>Schafft es Jake noch, seinen inneren Schweinehund zu überwinden u Thea seine Gefühle zu offenbaren?

Schauen wir mal. Hoffe ich wenigstens. Und wenn nicht - dann gehört er halt MIR! MUHAHAHHAH *Scherz* XD

>Was ist mit Thea, hat sie Gefühle für ihn oder sieht sie ihn nur als Hollys Bruder?

Ich denke, dass sie ihre wahren Gefühle Jake gegenüber verbirgt. Denn ihre Reaktion, als Liz Jake ihre Hand gab, spricht Bände^^

>Was ist mit diesem Mann? War es wirklich der von damals? Der Mann, der den Auftrag erteilte, Thea u die anderen in der Pyramide einzusperren, wo das DRama seinen Anfang nahm?

Das frage ich mich auch...

>All das und viel mehr, klärt sich viiielleicht in den nächsten Kapiteln. ^^

Darauf freue ich mich schon XD!!!


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