Ein Morgen in Atlantis
Seit drei Monaten war das Expeditionsteam nun in der Antikerstadt Atlantis zu Hause. Major Sheppard stand am Fenster seines Wohnquartiers und gähnte. Obwohl es noch sehr früh am Morgen war stand die Sonne schon über dem Horizont. In etwas fünf Stunden würde er sich mit seinem Team durch das Stargate auf Erkundung begeben. Sheppard war früher als gewohnt wach und das hatte seinen Grund. Heute würde er es schaffen!
Er verliess sein Quartier und ging in Richtung Speisesaal. Wie erwartet waren die Gänge der Stadt um diese Zeit wie ausgestorben. Je näher er seinem Ziel kam, desto aufgeregter wurde er. Ja, das war sein Tag. "Guten Morgen, Major!", begrüsste ihn Lt. Ford. "Morgen, Ford! Schon so früh auf den Beinen?", fragte Sheppard. "Ja, Sir! Alle Missionsteilnehmer sollen sich bei Dr. Beckett melden!", antwortete Ford. "Davon weiss ich noch gar nichts!", wunderte sich Sheppard. "Ich weiss, Sir! Die Order kam grade erst. Ich war zu ihnen auf den Weg, um es ihnen mitzuteilen! In einer halben Stunde sind sie dran!", informierte ihn Ford.
"Na, wenigstens kann ich noch schnell frühstücken!" meinte Sheppard. "Dann sollten sie sich besser beeilen, Sir. Ich habe das so einen Schatten durch den Speisesaal laufen sehen!", meinte Ford. "Oh, Nein! Nicht schon wieder!", stöhnte Sheppard und ließ Ford stehen. Er rannte die letzten Meter zum Speisesaal fast und kam an der Tür zum stehen. Er blickte hinein und seine Laune verdüsterte sich schlagartig. Das konnte doch nicht wahr sein! Der Saal war leer bis auf....
....McKay! Er saß wie immer am Tisch neben der großen Kaffeemaschine. Vor sich hatte er seinen Becher stehen. Ein Becher der wohlgemerkt doppelt so gross war wie alle anderen und er war wie immer Randvoll mit Kaffee gefüllt. McKay hatte seinen Taschencomputer dabei und starrte ihn angestrengt an. "Morgen, Rodney!, murrte Sheppard. McKay sah auf: "Oh, guten Morgen, Major! Na alles bereit für unseren Ausflug?" Interessiert sah er zu wie Sheppard sich einen Becher nahm und den Hebel der Kaffeemaschine umlegte.
Der Kaffee floss in den Becher, besser gesagt ein armseliges Rinnsal tröpfelte hinein. Grade genug um den Boden des Bechers zu bedecken. "Jetzt reicht es!", fluchte Sheppard. "Haben sie ein Problem, Major?", fragte McKay unschuldig. Sheppard drehte sich wütend um: "Ja, ich habe ein Problem und das sind sie!" "Ich? Wie kommen sie darauf?", wunderte sich McKay. Sheppard holte tief Luft: "Ja, schauen wir mal! Seit etwa einem Monat ist jeden Morgen wenn ich hier her komme, die Maschine leer. Und jedes mal sitzen sie hier mit ihrem Koffeintank! Und ich gehe leer aus! Was sagen sie dazu?"
"Sie sollten was gegen ihr Problem unternehmen.", kommentierte McKay sachlich. " Und was soll ich tun?", fragte Sheppard gereizt. "Wie wäre es mit neuen Kaffee aufsetzen?", erwiderte McKay. "Neuen Kaffee aufsetzen? Seit einem Monat tue ich jeden Morgen fast nichts anderes mehr! Wie wäre es denn wenn sie mal frischen Kaffee brühen, wenn sie Rest aus der Maschine geholt haben?", sprudelte Sheppard los. "Ich habe nicht den Rest aus der Maschine geholt!", meinte McKay und streckte etwas den Hals um in Sheppards Becher zu sehen! "Das waren sie!"
"Das reicht ja nicht mal um die Zunge zu befeuchten!", knurrte Sheppard. Wütend ging er zum Schrank und öffnete ihn. "Wo zum Henker ist das Kaffeepulver?", brüllte er . "Vermutlich in der Blechdose wo "Kaffee" drauf steht!", half ihm McKay auf die Sprünge. "Die ist leer!", erwiderte Sheppard sauer. "Da sollten sie aus dem Lager neuen holen!", schlug McKay vor. "Ich habe doch erst gestern neuen geholt, der kann doch nicht schon wieder weg sein!", rief Sheppard fast verzweifelt. "Major, wir sind fast 100 Menschen in Atlantis, was meinen sie wie lange da ein Paket reicht?", fragte McKay.
"Nicht lange, wenn du immer für drei säufst!", dachte Sheppard. "Ich habe keine Zeit neuen zu holen! Dr. Beckett erwartet mich in 15 Minuten in der Krankenstation! Ist wenigstens was zu Essen da?", fragte der Major. Er trat an eine abgedeckte Schüssel heran und öffnete sie. "Na, ganz toll. Schon wieder Rührei!", brummte er. "Was haben sie gegen Rührei?", wollte McKay wissen. "Gar nichts, ich liebe Rührei! Aber das was sie hier aus dem Eipulver machen ist mehr eine Mischung aus Zement und Dichtungsmasse!", erwiderte er und liess den Deckel auf die Schüssel fallen.
"Mit viel Kaffee lässt es sich gut runter bringen!", meinte McKay. "Und woher kriege ich Kaffee?", fragte Sheppard genervt. McKay trank grade wieder eine Schluck aus seinem Becher. Er hielt ihn Sheppard entgegen: "Wenn sie vielleicht etwas abhaben wollen?", bot er an. "Ich passe!", lehnte Sheppard ab.
"Guten Morgen, Major Sheppard! Dr. McKay!", grüsste eine junge Frau die grade hereinkam. "Gutem Morgen, Teyla!", antworteten beide. Teyla ging zu den Bechern und nahm sich einen. "Kaffee ist aus!", eröffnete Sheppard missmutig. "Das macht nichts! Ich trinke Tee!", erwiderte Teyla. Sie goß sich heisses Wasser ein und hägte einen Teebeutel hinein. Der Geruch eines süsslich aromatisierten Fruchttees breitete sich aus. Sheppard verzog das Gesicht. "Kein Wunder das die Bostoner das Zeug ins Wasser geworfen haben!", kommentierte er. Teyla sah ihn fragend an. "Das war weil..... ach vergessen sie es einfach!", winkte er ab. Teyla zuckte mit den Schultern und ging.
Sheppard begann der Magen zu knurren. Er sah auf die Uhr. Nur noch fünf Minuten, verdammt! Verärgert griff er in eine Schale Dauergebäck die auf einem der Tische stand und verließ mit einer Handvoll harter, trockener Kekse den Raum. An der Tür stieß er mit Dr. Weir zusammen. "Guten Morgen, John!", begrüßte sie ihn. "Er hätte es werden können!", brummte er , sah sauer zu McKay und ging weiter. "Was hat er denn?", fragte Weir. McKay grinste amüsiert: "Koffeinnotstand!" "Immer noch? Meinen sie nicht langsam es reicht Rodney? Wie lange wollen sie das Spiel denn noch mit ihm treiben?", fragte Weir.
"Keine Ahnung! Wie lange bleiben wir noch hier?", erkundigte sich McKay. Weir schüttelte den Kopf: "Sind sie immer noch sauer wegen es Vorfalles vor einem Monat?" "Worauf sie sich verlassen können!", bestätigte McKay.
Einen Monat zuvor hatte McKay einige Gänge unter der Stadt in Augenschein genommen. Ihr Verwendungszweck war nicht ganz klar. Sheppard spielte an einer Konsole herum und setzte ein Kette von Ereignissen in Gang. Zunächst öffneten sich einige Klappen an der Seite des Ganges in dem McKay grade stand. Als nächsten hörten sie ein mächtiges Rauschen und im nächsten Moment wurde Rodney von einer Welle mitgerissen. Minutenlang trieb er mit den Armen rudernd hilflos weiter. Bis er in einer großen Halle ankam. Wie sich herausstellte war dies salopp gesagt die Kläranlage von Atlantis und Rodney wurde von den Abwässern mitgerissen. Sheppard hatte sich die Bemerkung, ob McKay jetzt die offizielle Klofrau von Atlantis sei, nicht sparen können.
"Ich glaube das werden sie irgendwann noch bereuen, Rodney!", warnte ihn Weir. "Möglich, aber bis dahin werde ich ihn noch ein bisschen quälen!", grinste Rodney und drückte einen verdeckten Schalter. Die Anrichte, auf der die Kaffeemaschine stand und die Wand dahinter drehten sich. Eine weitere Maschine mit einer identischen Anrichte kam zum Vorschein. "Wie gut das wir zwei Maschinen haben!", bemerkte McKay. "Und das die Antiker diese Drehnische gebaut haben. Zu welchem Zweck auch immer!", sagte Weir. McKay griff sich einen weiteren Becher und füllte ihn auf. "Kaffee, Elizabeth?", fragte er und reichte ihr den Becher.
