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Golden Sun

The golden Age
von

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Eine traditionelle Hochzeit

Eine traditionelle Hochzeit
 

Dragan drehte sich, der Bewegung von Dajas Finger folgend, zu dem Mädchen um, welches aufrecht im Bett saß.

Erst guckte sich die Person neugierig aber ruhig um, doch dann hielt ihr Kopf inne und sie schaute Daja und Dragan an.

„Ihr müsst mir unbedingt helfen. Mein Bruder und mein Freund sind in Gefahr.“, sagte sie bestimmt und überhaupt nicht nervös.

Nun stand Daja auf und setzte sich neben Dragan auf das Bett.

„Wie sollen wir dir denn helfen, und warum sind die beiden in Gefahr?“

„Ihr müsst mit mir nach Lemuria segeln und die beiden aus dem Gefängnis befreien.“

„Aus dem Gefängnis? Sie sind doch nicht etwa irgendwelche Verbrecher? Denn mit Verbrechern hatten wir wahrlich schon genug zu tun.“, sagte Dragan.

„Nein, sie wurden unschuldig ins Gefängnis geworfen. Mein Bruder soll den König umgebracht haben, obwohl ich weiß, dass er zu diesem Zeitpunkt bei mir war, deshalb kann er es nicht getan haben.“, sagte das Mädchen.

„Und was ist mit deinem Freund? Was hat er getan?“, fragte Daja aufdringlich.

„Das kann ich nicht sagen, doch das was er mit mir getan hat, ist nicht schlimm. Nur der Stolz meines Mannes hat unter dieser Sache sehr gelitten, doch ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht meine Liebe aufzugeben. Ich musste einfach etwas unternehmen, obwohl ich immer zu schüchtern dazu gewesen war. Ich wollte einfach nur meinem Herzen folgen, egal was daraufhin mit mir geschehen würde. Warum musste alles nur so kommen?“

Das Mädchen saß da, zuerst regte sie sich nicht, aber dann nahm sie ihre Arme nach oben und führte ihre Hände zum Gesicht, so dass sie ihre Augen bedeckten. Ihre Beine zog sie dicht an ihren Körper heran. Sie zitterte und fing an zu weinen.

„Warum kann man nicht bei demjenigen sein, den man vom ganzen Herzen und ohne Einschränkungen liebt? Wieso kann man nicht glücklich sein?“, schluchzte das Mädchen.

Dragan schaute von dem Mädchen zu Daja, die traurig auf den Boden schaute. Er wusste wie sich Daja fühlte und wie sehr sie die Worte berührten und nahe gingen, denn sie musste sich genauso fühlen wie dieses Mädchen.

Konnte er wirklich Oka heiraten, obwohl er wusste, dass Daja sein Kind in sich trug? Konnte er wirklich so kaltherzig gegenüber anderen Menschen sein? Konnte er so sein wie sein Vater?

„Daja…“, sagte Dragan, während er mit seiner Hand ihren Kopf hob und das eine Knie des Mädchens mit seiner anderen berührte, „und du, gibt die Hoffnung nicht auf. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr beide glücklich werden könnt, seid nur mutig und folgt eurem ganz persönlichen Weg. Lebt ohne Reue und ihr werdet glücklich.“

Dragan lächelte die beiden warm an.

„Daja, auch wenn ich Oka heirate, wirst du doch einen ganz besonderen Platz in meinem Leben behalten. Das Baby akzeptiere ich auch und falls dir irgendetwas zustoßen sollte, dann kümmere ich mich um dich und das Baby. Versprochen!“, sagte Dragan ernst.

Durch seine Worte wurden die Mädchen unverkennbar innerlich gestärkt.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte Dragan das Mädchen.

„Ich? Oh, hatte ich das nicht gesagt? Ich bin Aglaia Jurena aus Lemuria.“

„Lemuria? Der Ursprung des Merkur-Clans in Imil liegt in Lemuria! Ich bin eine Angehörige des Clans, der den Merkur-Leuchtturm beschützen soll.“

„Tatsache? Das könnte wirklich stimmen, deine blauen Haare und der Glanz in deinen Augen sprechen für eine lemurianische Abstammung. Aber sagt, werdet ihr beide helfen meinen Bruder und meinen Freund zu retten?“, fragte Aglaia Jurena.

„Das könnte schwierig werden, Daja und ich sind gerade auf einer wichtigen Mission, die notwendig ist, um den Erhalt der Welt zu sichern. Deshalb können wir nicht einfach nach Lemuria segeln und deine Verbrecherfreunde retten!“, schrie Dragan förmlich.

„Aber Dragan, was ist wenn einer von den beiden ein Schicksalskind ist? Wir brauchen doch jeden einzelnen, um unser Ziel zu erreichen und Cranshaow zu vernichten.“

„Dann sollten wir aber auch deinen Vater töten, wenn wir schon mal da sind, der ist ja auch einer der ‚Bösen’!“

„Was? Das kann doch nicht dein ernst sein… Warte mal, woher weißt du, dass mein Vater bei Cranshaow ist?“

„Woher ich das weiß? Erstens habe ich ihn am Merkur-Leuchtturm gesehen und außerdem hat mein Vater es mir erzählt, als ich bei ihm war und Oka geholt habe!“

„Oka war bei deinem Vater und du denkst nicht mal, dass sie eine Spionin ist und sie dich einfach nur ausnutzt?“

„Nein, das glaube ich eher weniger, da ich ihm etwas versprechen musste.“

„Was war dieses Versprechen?“

„Das kann ich dir nicht sagen, Daja!“

„Dragan, ich will es wissen. Nein, ich muss es sogar wissen.“

„Nein, ich kann nicht…“

„Das Versprechen, Dragan?“

„Ich muss Felix umbringen!“, schrie Dragan ohne überhaupt nachzudenken, was er in diesem Augenblick tat.

„Doch nicht etwa Sir Felix aus Tolbi?“, fragte Aglaia Jurena.

„Genau den!“

„Aber Dragan, er ist ein hoher Staatsmann in Tolbi und ein großartiger Kämpfer.“

„Außerdem ist er ein Freund meines Vaters.“, fügte Aglaia Jurena den Worten von Daja hinzu.

„Ich weiß das doch alles, außer das mit dem Freund, aber was soll ich denn tun? Ich würde Oka zuliebe fast alles tun.“

„Such nach einem Ausweg. Ich glaube kaum das deine Freundin will, das du ihretwegen zu einem Mörder wirst.“

„Du hast gehört was sie sagt, Dragan. Es gibt bestimmt einen anderen Weg um Oka hier zu behalten ohne Felix umzubringen. Du musst dein Schicksal nur ändern.“

„Vielleicht mögt ihr Recht haben. Ich werde auf jeden Fall versuchen einen anderen Weg einzuschlagen, ohne ein Mörder zu werden.“

„Das ist die richtige Einstellung.“, sagte Aglaia Jurena und stand auf: „Also, auf nach Lemuria!“

Erst bei diesem Ausruf fiel ihr auf, dass sie nackt war. Daja reagierte schnell und hielt Dragans Augen mit einer Hand zu und warf Aglaia Jurena eine Decke zu.

„Daja, was machst du denn da?“, wunderte sich Dragan.

„Du bist echt unmöglich.“

Daja schaute auf Aglaia Jurena, die inzwischen die Decke umgeworfen hatte, und nahm ihre Hand von Dragans Augen.

„Deine Sachen waren nass und du warst so kalt, hätten wir dich in deiner Kleidung gelassen, wärest du vielleicht nicht mehr am Leben. Was hast du dir eigentlich gedacht, als du ganz alleine in diesem kleinen Boot weggesegelt bist?“

„Ach so, … na ja, mein Mann hatte mich eingesperrt und ich musste aus dem Palast entkommen. Ich habe nur einige Sachen zusammengepackt und dann ein Boot genommen. Das Unternehmen schien zwar sehr riskant, aber ich musste doch den beiden helfen, sonst werden sie nach einem Prozess hingerichtet werden. Das konnte ich doch nicht zulassen!“

„Genau, die beiden sind, wie du sagtest, unschuldig.“, sagte Daja.

Aglaia Jurena nickte zufrieden, denn sie hatte nun erreicht, dass man ihr glaubte und dass die beiden ihr nach Lemuria folgen würden.

„Ich glaube, dass ich noch eine Information für euch habe. Ihr habt doch vorhin die Schicksalskinder erwähnt, oder? Ihr müsst nämlich wissen, dass mein Bruder auch eines ist.“

„Das könnte sein, Avil meinte doch auch, dass Gilbert ihr geschrieben hätte, dass ein Schicksalskind in Lemuria sei.“

„Da hast du Recht, Daja.“

„Meint ihr etwa Prinz Gilbert und Lady Avil aus Tolbi? Reisen sie mit euch?“

„Genau, die meinen wir. Warum fragst du, Aglaia Jurena?“, fragte Daja.

„Ach, nur so. Von meiner Mutter in Lemuria habe ich schon viel über diese beiden und über Lady Liva erfahren, als sie mal von einer Sommerreise zurückkam. Prinz Gilbert soll klug sein und auch gut aussehen, so wie es sich eben für einen Prinzen gehört und die Ladys sollen schön wie Engel sein und freundlich noch dazu. Ich hoffe ich werde sie irgendwann mal wieder treffen.“

„Wie meinst du das mit ‚mal wieder’?“, fragte Daja.

„Ach, habe ich das so gesagt? Ich meinte natürlich, dass ich sie gerne mal sehen würde.“

„Schön, dass ihr euch so prächtig amüsiert, aber wir haben zwei Hochzeiten vorzubereiten.“, sagte Garem, der lautlos ins Zimmer gekommen war. „Also, Dragan, komm mit!“

„Ich komme, Garem. Ihr beide könnt hier bleiben.“

Dragan schritt aus der Tür und ging vor, aber Garem blieb noch kurz zurück.

„Ich hoffe es geht Ihnen wieder gut. Ich bin der Garem!“, stellte sich Garem vor und schritt auf Aglaia Jurena zu, um ihr die Hand zu reichen.

„Ich freue mich, Sie kennen lernen zu dürfen, mein Name ist Aglaia Jurena.“

Sie nahm seine Hand, doch dabei rutschte ihr die Decke von den Schultern und sie stand wieder unbekleidet da. Garem wurde rot.

„Verzeihung, das wollte ich nicht!“, sagte Gare beschämt.

Daja hob die Decke auf und legte sie Aglaia Jurena um.

„Das macht doch nichts, Garem.“

Garem ließ ihre Hand los und eilte davon.

Gegen Abend saßen Tamiko und Oka in Tamikos Zimmer zusammen. Morgen hatten die zwei Freundinnen vor mit ihren Verlobten den Bund der Ehe einzugehen. Jedoch, wie es eigentlich üblich war, hatten beide gemischte Gefühle wegen ihrer Hochzeit. Bei Oka war es aber der Fall, dass positive Gefühle, wie Zufriedenheit und Glück, ihre wenigen Bedenken überwogen.

Anders verhielt es sich bei Tamiko, denn sie hatte gedacht, dass sie und Garem noch ein wenig länger verlobt sein würden. Doch ihr war auch bewusst, dass ihr Verlobter, Garem, damit nicht unbedingt zufrieden wäre, denn er war mit seinen fast fünfundzwanzig Jahren, die er nächste Woche erreichen würde, schon fast zu alt für einen unverheirateten Mann. Aber da Tamiko selber noch so jung war und erst mit sechzehn ihr heiratsfähiges Alter erreicht hatte, hatte Garem natürlich auf sie warten müssen. Es war trotzdem eine Schmach für ihn gewesen, als auch seine zweitälteste Schwester Okame, die immerhin auch sechs Jahre jünger als er war, vor ihm geheiratet hatte und auch schon einen kleinen Sohn namens Kaito hatte. Somit waren er und Oka die einzigen Kinder von Celean und Okuni, die noch unverheiratet und kinderlos waren. Darum wollte Garem wahrscheinlich schnellst möglichst heiraten, damit er nicht im Dorf als Versager bezeichnet wurde.

„Tamiko, bist du nervös?“, fragte Oka ihre Freundin.

„Ja, Oka, das bin ich. Ich meine, Garem und ich werden unser restliches Leben miteinander verbringen, es werden völlig neue Aufgaben auf mich warten und ich weiß nicht, ob ich diese erfüllen werden kann. Aber am meisten Angst habe ich vor unserem ersten Mal. Ich hoffe nur, dass er zufrieden und stolz auf mich sein wird.“

„Ich glaube das wird er, denn ich weiß, genau wie du, dass er dich liebt. Wenn dem nicht so wäre, dann hätte er nicht all die Jahre auf dich gewartet und wäre wahrscheinlich schon längst mit einer anderen verheiratet. Deshalb glaube ich kaum, dass er je mit dir unzufrieden sein wird.“, versuchte ihre Freundin Tamiko zu beruhigen.

Tamiko wunderte sich, warum Oka so ruhig blieb, immerhin hatte Dragan doch noch kurz vor ihr eine andere gehabt, die nun sogar ein Kind von ihm bekam. Aber rein theoretisch konnte sie nun wirklich nichts dagegen sagen, denn wenn Oka nicht verschwunden wäre, hätten die beiden nichts miteinander gehabt, weil Oka seine Verlobte gewesen wäre. Schon komisch, dass alles so gekommen war, wie es nun war. Aber trotzdem, so schien es, dass der für Oka vom Schicksal bestimmte Lebenspartner Dragan war.

„Ich glaube dir, Oka. Aber ich bin trotzdem furchtbar nervös. Vielleicht sollte ich mich jetzt schlafen legen. Damit ich für den nächsten Tag ausgeruht bin und frisch aussehe.“

„Das sollte ich auch tun, ich meine, Dragan möchte bestimmt eine hübsche Frau heiraten. Ach übrigens, danke Tamiko, dass du mir mein Hochzeitskleid genäht hast und, dass ich auch diese wundervolle Kinu bekommen habe.“

„Aber Oka, dafür brauchst du dich doch nicht bei mir zu bedanken, denn du hast mir auch mein Brautkleid gemacht und den Stoff hast du immerhin deinem Bruder zu verdanken, der ja ohnehin zuviel gekauft hatte.“

Mit diesen Worten legten sich die beiden Freundinnen zusammen in Tamikos Bett.
 

Dragan, der aus zwei Gründen die Nacht bei Garem verbracht hatte, hatte genau dieselbe Einstellung wie Oka und Garem, was die Hochzeit betraf. Jedoch unterhielten sich die beiden überhaupt nicht über die Hochzeit, sonder über die Ereignisse, die sich in letzter Zeit zugetragen hatten.

„Meinst du wirklich, dass dieses Mädchen uns die Wahrheit über ihren Bruder und ihren Freund gesagt hat?“, fragte Garem.

„Ich glaube schon, dass sie ansatzweise die Wahrheit gesagt hat, bloß sie scheint auch irgendetwas zu verheimlichen, denn sie wollte uns nur das Nötigste sagen. Und über sich selbst hat sie auch nichts erzählt, nur das ihr Name Aglaia Jurena sei. Ich frage mich überhaupt, warum wir ihr helfen sollten, wir haben ja eigentlich gar nichts mit ihr zu tun. Sie ist einfach nur eine Fremde und Unbekannte, die ohne einen ersichtlichen Grund verlangt ihr zu vertrauen und ihre ‚Verbrecherfreunde’ aus dem Gefängnis zu holen. Vielleicht sagt sie tatsächlich die Wahrheit, aber sie sollte sich ein wenig offener zeigen. Aber im Grunde vertraue ich ihr, sie scheint nicht zu lügen.“

„Ich bin ein bisschen verwirrt, sagtest du nicht, dass sie eine Fremde sei und du ihr nicht vertrauen könnest?“

„Das sagte ich zwar, aber meinen tue ich das nicht. Ich traue ihr wirklich.“

„Und was ist mit Takeru, vertraust du ihm?“, fragte Garem.

„Bei Takeru ist das etwas anderes. Ich habe das Gefühl, dass er mir meine Identität wegnimmt. Plötzlich wird mir alles genommen, was einstmals für mich stand, meine ganzen sozialen Beziehungen scheinen nur eine Lüge zu sein. Takeru rutscht sozusagen in meine Rolle, aber ich kann nicht in seine rutschen, weil ich weder meine Mutter noch meinen Bruder kenne. Den einzigen, den ich kenne ist mein Vater Cranshaow, dem ich auch nicht trauen kann, da er unser Feind ist. Zudem kommt das Verhalten von meiner Schw… von Tami, ich weiß, dass sie mehr Zeit mit Takeru verbringen sollte, damit sie ihn kennen lernt, aber seitdem er da ist behandelt sie mich wirklich wie Luft. So wie einen Geist, der eben nicht sichtbar ist!“, die letzten Worte schrie Dragan aus sich heraus, wobei Garem verwundert guckte.

Dragan musste dieses Thema schon sehr nahe gehen, dass er überhaupt so empfindlich reagierte war gar nicht seine Art. Oder kannte er seinen Freund so wenig, dass er nicht verstehen konnte, was dieser empfand?

Um sich genau zu vergewissern fragte er noch einmal nach: „Dragan, kann es sein, dass du Takeru hasst?“

Einen Moment lang wusste er nicht wirklich, ob er ihn hasste.

„Ich glaube ich kann dir keine Antwort darauf geben, weil ich es nicht weiß. Ob es nun wirklich Hass ist oder nur Eifersucht kann ich dir nicht klar sagen. Ich wünschte mir, dass ich es wüsste.“

„Aber Dragan, warum solltest du eifersüchtig auf Takeru sein? Durch ihn hast du sogar deine Aufgabe als Anführer des Dorfes verloren, die du nie verrichten wolltest, sondern nur als Bürde aufgefasst hattest. Außerdem bist du nun mit Oka zusammen und ihr werdet heiraten.“

„Na, da magst du Recht haben, aber ich bin eifersüchtig auf seine Beziehung zu Tami. Er kennt sie doch nicht einmal. Ich bin mit ihr aufgewachsen und kenne sie sicherlich noch am besten!“

„Ach Dragan, lass ihn doch ein bisschen Zeit mit Tamiko verbringen, schließlich weiß Takeru nichts über seine Familie, so wie du nichts über deine weißt. Im Grunde seid ihr gar nicht so verschieden, wahrscheinlich ist er genauso neidisch auf dich, weil du bei seiner Familie gelebt hast und er hat bestimmt mit den gleichen Problem zu kämpfen wie du.“

„Na ja, wie dem auch sei, ich kann wirklich nichts über Takeru sagen, ich brauche einfach noch etwas Zeit um alles, was mit mir zu tun hat zu verdauen. Erst dann kann ich dir Auskunft geben, wenn ich mit mir im Reinen bin.“

„Ich habe verstanden, aber lass mir noch eine letzte Frage. Bist du sicher, dass du bei Oka bleibst und nicht der nächst besten hinterher steigst?“, fragte Garem einfühlsam.

„Ich bin nicht so wie mein Vater, der einfach alle Frauen nimmt, die ihm über den Weg laufen. Mir war doch nicht bewusst, dass Oka überhaupt noch lebt und ich liebe Oka. Mach mir also wegen Daja keine Vorwürfe, ich war mir bei ihr über die möglichen Konsequenzen nicht im Klaren.“

„Gut, ich wollte nur noch einmal sichergehen, dass Oka bei dir wirklich gut aufgehoben ist, das ist immerhin meine Pflicht als großer Bruder. Aber lassen wir die Fragerei für heute. Ich will uns nicht unseren Abend vermiesen, wie wäre es mit einem Schluck Apojii-Wein? Ich habe hier noch ein paar Flaschen.“, sagte Garem freudig und holte zwei Flaschen heraus, wovon er die eine an Dragan weitergab.

„Aber Garem, eine ganze Flasche Apojii-Wein? Das bekomme ich nicht hin, das schaff ich einfach nicht.“, sagte Dragan, als er die Flasche in der Hand hatte.

„Nun trink schon, Dragan, es ist unser letzter Abend, den wir als unverheiratete Männer verbringen, da kann man das schon einmal machen, und das ohne Bedenken!“, sprach Garem, während er seine Flasche aufmachte und anschließend daraus trank.

Dragan war sich absolut sicher, dass er die Flasche nicht ganz austrinken würde, aber er fand es Garem gegenüber unfair, wenn er nichts trinken würde. Schon nach einer Stunde holte sich Garem die zweite Flasche, dabei hatte Dragan noch nicht einmal die Hälfte ausgetrunken. Zu Dragans Verwunderung kamen an diesem Abend Gabriel und auch Athi, wenn auch nur widerwillig, sowie Garems Schwager Masao und Yuu dazu. Die Männer feierten ausgiebig bis in die späte Nacht hinein, nur Athi feierte kaum und ging, aufgrund seiner Anweisung von Hoabna, die lautete, dass er Liva beschützen sollte, schon relativ früh.
 

Der nächste Morgen brach an. Obwohl das Wetter sehr schön war, saß Folore auf dem Fensterbrett ihres Zimmers und weinte. Jedoch nicht, weil sie traurig war, dass Garem heiraten würde, sondern über einen Brief von Cahia, den sie vor ein paar Minuten erhalten und erst gerade beendet hatte.

Cahia schrieb, dass der Krieg zwischen Contigo und dem Schamanendorf unausweichlich wäre und dass alle Maßnahmen auf eine friedliche Lösung vergeblich seien. Schon seit einer Woche lief dieser Krieg, den keine der beteiligten Parteien wollte. Doch das Schlimmste war, dass ihr Bruder Yegelos verschwunden war und kurz vor seinem Verschwinden einen Pfeil im rechten Oberarm gesteckt hatte.

Folore hoffte nun inständig, dass es ihrem Bruder gut ging und dass er sich irgendwo versteckte, damit er mit gestärkten Kräften den Kampf wieder aufnehmen konnte. Trotzdem war ihre innere Ruhe gestört und sie wusste, dass es eigentlich ihre Pflicht wäre auch in den Kampf zu treten, aber sie hatte doch auch noch ihre andere Aufgabe, nämlich die Prüfung am Uranus-Leuchtturm abzulegen. Erst wenn sie das getan hatte, könnte sie nach Contigo reisen und ihren Bruder, Cahia und alle anderen Leute unterstützen.

Nun glaubte sie auch kaum, dass es einen Unterschied machen würde, wenn Athi und Ahri heiraten würden, davon einmal abgesehen, dass sie ihre verrückte Idee nicht umsetzten würden, da Ahri nun voller Hoffnung war, dass Corbinian wieder zu ihr zurückkehren würde. Sie schien wirklich das Interesse verloren zu haben Athi zu heiraten.

Plötzlich klopfte es an der Tür zu ihrem Zimmer.

„Herein.“, sagte Folore laut und deutlich.

In Begleitung von ihrem Mann trat Adreanna ins Schlafgemach von Folore ein.

„Kommst du mit, Folore? Gabriel und ich wollen los, um zu der Hochzeit zu gehen. Avil, Liva und Athi sind schon los und Ahri wartet unten auf uns.“, sagte Adreanna freundlich.

„Ja, ich komme mit!“, sagte Folore.

„Gabriel, könntest du Ahri Bescheid sagen, dass wir gleich kommen?“, fragte Adreanna, die bemerkt hatte, dass es Folore nicht gut ging.

„Aber, Adreanna, ich kann doch…“, fing Gabriel an, der zuerst nicht verstand, worauf Adreanna hinaus wollte. „Oh, verstehe. Ich gehe dann schon mal nach unten, bis gleich.“

Nachdem Gabriel sich verabschiedet hatte, trat Adreanna an Folore heran und sprach: „Folore, dir muss es schlecht gehen, das sehe ich doch. Du kannst mir ruhig alles erzählen. Ist es wegen Garem, weil er heute heiratet?“

„Nein, das ist es nicht. Garem hat mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Ich erzähle es dir, aber nur, wenn du deiner Freundin nichts erzählst.“

Adreanna, die zuerst irritiert war, stimmte jedoch zu, denn wenn man helfen konnte, dann sollte man auch helfen. Und um Folore zu helfen, musste Adreanna erst einmal wissen, worum es eigentlich ging.

Auf Adreannas Zustimmung hin erzählte ihr Folore alles.

„Verzweifle nicht, Folore, ich glaube kaum, dass dein Bruder tot ist. Er hält sich bestimmt im Verborgenen, um nicht schwach zu wirken und dem Schamanendorf ein leichtes Spiel zu bieten. Oder er könnte sich mit Hoabna getroffen haben, damit sie etwas gegen den Krieg tun können. Natürlich kann ich nicht genau sagen was mit ihm ist, aber solange du daran glaubst, dass er noch lebt, dann wird er auch noch leben. Ich selbst glaube auch, dass mein Bruder noch lebt.“

„Was? Dein Bruder ist verschwunden?“

„Na ja, ich habe es vor allen anderen geheim gehalten. Als wir in Imil waren, hatte ich natürlich meine Eltern besucht, aber ich musste feststellen, dass sie alle ermordet worden waren. Alle außer meinem Bruder, der verschwunden ist. Aber ich glaube daran, dass er noch lebt. Ich will schließlich niemanden verlieren.“

Adreanna versuchte zu lächeln, was ihr ansatzweise gelang, und legte ihren Arm um Folore.

„Komm, legen wir erst einmal unsere schlechten Gedanken beiseite, wir wollen den Vieren mit unseren Gedanken nicht den Tag vermiesen. Schließlich heiraten sie heute, richtig?“

„Genau, wie du sagst. Lassen wir sie verschlossen in diesem Zimmer zurück.“
 

Inzwischen befanden sich Dragan und Garem in dem Tempel des Dorfes, mit ihnen waren ihre Familien dort. Bei Dragan bestand diese aus seinen Adoptiveltern und Tamaron. Tamaron stand dicht bei seiner besten Freundin Sakura, die immerhin zu Garems Familie gehörte.

Obwohl Dragan keinen Wert auf die Traditionen von Izumo legte, hatte er sich jedoch zu seiner Hochzeit sehr traditionell gekleidet. Die Hochzeitskleidung, die bei beiden jungen Männern die gleiche war, bestand aus einem schwarzen Kimono, dessen Hose mit weißen Streifen übersäht war und mit einem grauen Obi verschnürt war. Nur Garem hatte sich seine Harre zu einem Zopf zusammengebunden, da Dragan wesentlich kürzere Haare hatte.

Der Tempel war nicht sehr groß, so dass nur wenige Leute Platz darin hatten. Eigentlich waren nur die Schicksalskinder eingeladen worden, aber es kamen noch einige andere Dorfbewohner.

Im Zentrum des Tempelinneren befand sich ein kleines Podest, auf dem sich fünf rote Kissen befanden, die für die Hochzeitspaare und für den Priester bestimmt waren. Auch im übrigen Raum waren Kissen verteilt, die für die Gäste waren. Nur ein Stuhl war für Avil, die im fünften Monat schwanger war, bereitgestellt worden.

Garems Vater, Celean, legte seinen Arm um die Schulter seines Sohnes: „Nun bist du endlich an der Reihe. Ein Glück, dass ich gerade hier bin, denn sonst hätte ich deine Hochzeit verpasst und das hätte mich wahrlich geschmerzt, immerhin bist du mein einziger Sohn.“

„Wenn du nicht immer auf Reisen wärst, könntest du mehr von unserem familiären Leben mitbekommen und dann hättest du auch nicht das Aufwachsen unserer Kinder verpasst.“, mahnte ihn seine Frau.

„Schatz, aber dann hätten wir kein Gold gehabt und wir hätten uns wahrscheinlich gar nicht kennen gelernt, hättest du das gewollt?“

„Natürlich hätte ich das nicht gewollt, aber du kannst bei den Enkelkindern dabei sein, denn nachdem unser Sohn nun bald verheiratet ist, könntest du deine Tätigkeit as Händler aufgeben und Garem diese Arbeit überlassen. Dann wärest du immer bei deiner Familie und mir.“

„Mutter, was ist, wenn ich noch nicht bereit dafür bin?“, warf Garem seiner Mutter an den Kopf.

„Sieh mal, Garem, ich möchte auch einmal mit deinem Vater zusammen sein, immerhin war ich in den letzten Monaten nur ein oder zwei Monate richtig mit ihm zusammen. Du bist jung, du kannst sogar mit Tamiko zusammen auf Händlerreisen gehen. Ich konnte das damals nicht tun, da du gerade geboren worden warst.“

„Also gibst du mir die Schuld daran, dass du nicht bei Vater sein konntest?“

„Nein, das nun auch nicht. Außerdem hatte ich auch dich, also war ich nicht allein.“

„Schatz, ich werde Garem erst einmal für ein Jahr mitnehmen und danach werde ich für immer bei dir bleiben, ich verspreche es.“, sagte Celean, der nicht riskieren wollte, dass sich sein Sohn mit seiner Mutter stritt.

Die ersten Gäste traten ein und der Raum füllte sich langsam. Die letzten Gäste die ankamen, waren Adreanna, Gabriel, Ahri und Folore.

Garem bemerkte sogleich, dass Folore sehr blass im Gesicht war, was ihm viele Sorgen bereitete, da er sie als kleine Schwester betrachtete. Aber er sah auch, dass Adreanna sich um sie kümmerte und er sich erstmal um seine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte. Also konzentrierte er sich erst einmal auf seine Hochzeit mit Tamiko, die allerdings noch nicht eingetroffen war.

Auch Dragan war mit seinen Gedanken nicht bei der Hochzeit, sondern bei dem gestrigen Tag und bei Daja. Anstatt sich glücklich zu fühlen, hatte er beachtliche Bedenken, was seine Heirat mit Oka betraf. Er wusste genau, dass er eine der beiden unglücklich machen würde, ob er nun heiraten würde oder nicht. Wenn er bei Daja bleiben sollte, würde er nicht nur sie, sondern auch sein Kind glücklich machen aber zugleich würde er Oka und Garem verlieren. Allerdings wollte er die beiden nicht enttäuschen und vielleicht würde er dann so wie sein Vater werden, was er nicht wollte. Aber durch seine Hochzeit würde er garantiert Daja als Freundin verlieren und er wollte auch nicht, dass sie sein Kind alleine aufziehen musste. Er musste also sicherstellen, dass sie jemanden hatte, der auf sie aufpassen würde, wenn er nicht da war. Aber eins war klar, er würde es nie zulassen, dass sie mit Desiderius zusammen war. Jeden anderen könnte er akzeptieren, aber nicht ihn.

„Dragan, was hast du?“, fragte Garem ihn.

Doch dieser schüttelte nur seinen Kopf um seine Gedanken zu vertreiben.

„Es ist nichts, Garem.“, antwortete Dragan.

Da sich alle Gäste schon hingesetzt hatten, war der Augenblick, in dem sich auch Tamiko und Oka zeigten, gekommen. Beide trugen einen weißen Kimono, der im Gegensatz zu denen ihrer Bräutigame am Bein eng anlag, und auf ihren Köpfen saßen kleine weiße Hauben.

Oka und Tamiko gingen den schmalen Gang entlang, der zwischen den Kissen freigelassen worden war, zum Podest, an dem schon ihre zukünftigen Ehemänner warteten.

Im Gegensatz zu Adreannas und Gabriels Hochzeit, die mit einem eigenen Hochzeitskleid individuell gestaltet worden war, schienen sich die Hochzeitskleider von Tamiko und Oka kaum zu unterscheiden, lediglich in der Länge war ein Unterschied festzustellen, da Oka kleiner war als Tamiko.

Beide nahmen die Hand ihres jeweiligen Bräutigams und setzten sich anschließend auf die Kissen auf den Podest. Tamiko und Garem saßen links und die anderen beiden saßen auf der rechten Seite. Vor ihnen befand sich ein Priester, der die beiden Paare verheiraten sollte. Anders als bei Adreannas und Gabriels Hochzeit wurde während der gesamten Zeremonie nicht gesprochen. Zuerst zündete der Mann des jeweiligen Paares ein Räucherstäbchen an, welches dann in eine Schale, die extra dafür angefertigt worden war, getan wurde. Anschließend saßen die Anwesenden eine Viertelstunde regungslos und schweigend in dem Schrein, bevor eine langsame Musik ertönte. Während die Musik spielte, nahm der Bräutigam eine Schüssel, die mit heiligem Wasser gefüllt war und trank daraus. Nachdem er die Schüssel abgesetzt hatte, reichte er sie seiner Braut und auch diese trank daraus.

Als die Zeremonie beendet war, erhoben sich der Priester und die beiden Paare. Der Priester gab dem Bräutigam den Ring, den dieser dann an den rechten Ringfinger seiner Braut steckte und dann ihre Handinnenseite küsste. Die Braut tat es ihrem Mann gleich und steckte den Ring, welchen sie von dem Priester erhalten hatte, an den rechten Ringfinger ihres Mannes.

Zuletzt nahm der Bräutigam seine Braut an die Hand und führte sie aus dem Schrein. Die Hochzeitsgäste folgten den Paaren. Draußen stand ein kleines Buffet, welches extra für die Gäste zubereitet worden war.

Kurz nachdem die Paare den Schrein verlassen hatten, machten sich Tamiko und Oka auf den Weg zu Tamikos Haus.



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