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Golden Sun

The golden Age
von

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Zwei Brüder und ein Blick in die Zukunft

Zwei Brüder und ein Blick in die Zukunft
 

Zu dieser Zeit war es sehr heiß. Die Sonne stand direkt über seinem Kopf und da es in seinem Heimatdorf keine Schatten spendende Bereiche gab, war ihm bei seiner Arbeit noch wärmer. Seit sein Bruder verschwunden war musste er die ganze Arbeit machen und sich auch noch um seine kranke Mutter kümmern. Sein Vater, von dem er wusste, dass er noch lebte, kam nie vorbei, er hatte sie im Stich gelassen. Die ganze Situation war noch schlimmer geworden, als die Eltern seiner Verlobten Shebe gestorben waren und sie mit ihren kindlichen dreizehn Jahren nun ganz alleine war. Von jetzt an lebte sie bei ihm. Sie war ein schönes Mädchen, mit braunen, langen Haaren und, wie es in dieser Gegend üblich war, einem dunklen Teint. Sie half gerne im Haushalt und kümmerte sich um ihre spätere Schwiegermutter.

Wie gesagt musste er, nun da seine Mutter krank war, noch härter arbeiten, obwohl die Arbeit als Schmied nicht besonders für ihn geeignet war. Erst vor einem Monat hatte er bei dem alten Dorfschmied anfangen müssen, denn genau zu dieser Zeit hatte sein ehemaliger Lehrling aufgehört, oder besser gesagt war er genau zu diesem Zeitpunkt abgehauen. Dieser ehemalige Lehrling war, wie nicht anders zu erwarten, sein Bruder gewesen. Für diese Aktion hasste er seinen Bruder so sehr, dass er wünschte, er würde nie wieder kommen. Aber in einem Punkt war er sich noch im Unklaren, wen er mehr hasste, seinen Bruder oder seinen Vater!

Über seine Stirn rannen Schweißperlen, ihm war so heiß, er dachte wenn er nicht gleich eine Abkühlung bekäme, würde er noch zusammenbrechen. Er wünschte sich sehnlichst einfach in den nur zehn Meter entfernten Fluss zu springen und zu baden. Doch er musste weiterarbeiten, denn er musste doch seiner Mutter helfen und sie gesund pflegen. Obwohl es ihm eigentlich klar war, dass sie nicht mehr gesund werden würde. Von Tag zu Tag ging es ihr schlechter. So musste er auch täglich härter arbeiten.
 

Um nicht noch mehr zu schwitzen zog er sein dünnes Hemd aus und legte es in eine Ecke, dann strich er seine braunen Haare aus seinem Gesicht. Auch er war, wie Shebe, mit einem dunklen Teint gesegnet und er hatte wundervolle, grüne Augen.

Trotz seiner niedrigen gesellschaftlichen Stellung strahlte er, im Gegensatz zu seinem Bruder, etwas von königlicher Würde aus. Sein Bruder hatte ihn immer darum beneidet, weil nur er von Mädchen auf Dorffesten angestarrt wurde. Auch jetzt war es nicht anders, jetzt wo er in der Schmiede arbeitete, waren die Mädchen noch interessierter an ihm, selbst ganz junge oder ältere Damen. Doch sein Herz gehörte nur seiner Verlobten, die in diesem Moment angerannt kam.

"Ansgar!", schrie sie.

"Was hast du, Shebe?", schrie er zurück.

"Wie lange musst du noch arbeiten?", fragte sie.

"Ich weiß nicht. Dazu muss ich den alten Schmied fragen! Warum willst du das wissen?"

"Nun ja, deiner Mutter geht es überhaupt nicht gut und außerdem sind so merkwürdige Besucher gekommen, die dich unbedingt sehen wollen."

"Wieso mich?", fragte Ansgar verwundert, immerhin hatte sich noch nie jemand von außerhalb für ihn interessiert.

Was könnten sie nur wollen? Er lief sofort zum Schmied und fragte, ob er nach Hause könne, weil es seiner Mutter nicht gut ging. Natürlich willigte dieser sofort ein, weil er wusste, wie es war, wenn es einer geliebten Person nicht gut ging, denn seine eigene Frau war erst vor kurzem an der gleichen Krankheit gestorben, welche Bodil nun hatte. Er selbst war nicht rechtzeitig nach Hause gekommen und hatte seine Frau nur noch tot aufgefunden.

Ansgar rannte mit Shebe an seiner Seite nach Hause. Als sie die Haustür erreichten, riss er diese auch sofort auf, denn er wollte seine Mutter so schnell es ging sehen.

Da lag sie auch schweißgebadet im Bett. Sie rang nach Luft, was ihr offensichtlich große Mühe bereitete.

Umringt war sie von einer blondhaarigen Frau, die scheinbar dasselbe Alter wie seine Mutter besaß, einem kleinen Mädchen und einem Mann, den Ansgar schon etwas bizarr fand. Einerseits sah er sehr nett aus, aber irgendwie, vielleicht war es wegen seinen blauen Haaren, wirkte er kalt und eingefroren.

"Was wollen Sie hier? Was haben Sie mit meiner Mutter gemacht?", fragte Ansgar in einem sehr gebieterischen Tonfall.

"Wir haben überhaupt nichts gemacht. Wir sind selbst erst vor wenigen Minuten hier angekommen, ohne zu wissen in welchem Zustand sie sich befindet. Aber bist du bereit von ihr Abschied zu nehmen?", erwiderte der Mann.

"Wieso Abschied nehmen?"

Ansgar war schon ziemlich aufgewühlt. Seine Mutter und Shebe, und bis vor kurzem auch noch sein Bruder, waren ihm die liebsten Menschen auf ganz Weyard und jetzt, als er hörte, dass er Abschied nehmen sollte, war es fast so, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Dies alles war bestimmt nur ein Albtraum, so etwas konnte doch nicht sein. Seine Mutter durfte nicht sterben. Doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er angesprochen wurde.

"Ich glaube sie schafft es nicht diese Nacht zu überleben.", sagte der Mann.

"Ansgar, bist du das?", fragte seine Mutter ihn.

"Ja, Mutter, ich bin es!"

Während er dies sagte, bahnte er sich seinen Weg zu ihr und nahm ihre Hand. Seltsam war, dass diese ganz kalt war, obwohl seine Mutter doch so sehr schwitzte, als würde ihr sehr warm sein. In diesem Moment wurde ihm klar, dass der Fremde die Wahrheit gesprochen hatte. Es kullerten Tränen über seine Wangen, so traurig war er noch nie gewesen. Es war das erste Mal, dass jemand in seinem Beisein starb.

Er spürte, wie jemand seine Hände auf seine Schultern legte, es war Shebe, die sich neben ihn hingehockt hatte und auch sie weinte.

"Ansgar, ich muss dir etwas sagen!", sprach Bodil mit matter Stimme.

"Was musst du mir sagen?"

"Perez ist nicht dein Bruder, er ist nur adoptiert. Dein richtiger Bruder lebt in Izumo, er heißt Dragan. Dein Vater meinte, ..."

"Was? Mein Vater? Wo ist er?", Ansgar konnte seinen zornigen Tonfall nicht zurückhalten.

"Ansgar, nun hör mir zu, dein Vater ist kein schlechter Mann, doch er musste uns wegen seiner Arbeit verlassen. Sei bitte nicht sauer auf ihn!"

Ansgar nickte, doch er war immer noch sauer. Lediglich der Hass auf seinen Bruder konnte gedämpft werden, er konnte nicht mehr sauer auf ihn sein, jetzt, da er wusste, dass er nicht sein leiblicher Bruder war.

"Dein Vater meinte, dass es hier zu gefährlich für Dragan sei. So hat er mir Perez gebracht und nach einem Jahr musste ich Dragan weggeben... es hat mir beinahe mein Herz gebrochen... doch ich glaube, dass es das Richtige war."

Ihre Stimme versagte bereits, ihre Augen wurden glasig, ihr Atem ging schnell und unruhig.

"Mutter, rede nicht weiter, das strengt dich zu sehr an!", Ansgar war völlig verzweifelt.

"Nein, ich muss... dir noch etwas erzählen... es geht nicht anders."

Ansgar sah, dass seine Mutter ihre Hand über ihrer Brust ballte, wahrscheinlich stach ihr Herz. Mit ihrer anderen Hand berührte sie das Gesicht von Ansgar.

"Ansgar, ... bitte suche... deinen Bruder... bring ihn hierher... bring ihn zu mir... bring ihn... zu meinem... Grab. Ansgar, ... ach, Ansgar, ... du bist deinem... Vater so ähnlich. Ich... liebe...", doch bevor sie zu Ende sprechen konnte, rutschte ihre Hand vom Gesicht ihres Sohnes und ihre Lebenskraft verblasste.

Ansgar saß nun da, ohne irgendeine Reaktion zu zeigen. Es war so, als stünde er unter Schock, er weinte noch nicht einmal. Er sah nur regungslos auf die Leiche seiner Mutter. Auch Shebe, die jedoch weinte, starrte auf Bodil. Kurz danach legte sie ihren Kopf auf die Decke, die über Bodils leblosen Körper lag, weinte aber dennoch weiter.

"Ansgar!", sprach die wohlklingende Stimme des Mannes. "Du hast gehört, was sie wollte, sie wollte, dass du zu Dragan gehst und ihn zu ihr bringst. Ich glaube das ist auch im Sinne deines Bruders."

Doch auch darauf reagierte Ansgar nicht.

Dann wandte Alex sich an Shebe: "Du, Mädchen, willst du uns begleiten?"

"Begleiten? Wohin? Warum jetzt?", fragte Shebe.

Alex zuckte mit den Schultern, dann legte er je eine Hand auf die Schulter von Shebe und auf die von Ansgar. Im nächsten Augenblick waren sie verschwunden.
 

Cranshaow saß in seinem Thronsaal, als drei Gestalten auftauchten - es waren Alex, Ansgar und Shebe.

"Cranshaow, ich habe sie hierher gebracht, wie du siehst!", sagte Alex.

"Gut, gut, Alex. Nun geh bitte und bereite alles vor."

Alex deutete eine kleine Verbeugung an und ging zur linken Seitentür. Diese machte er auf und ging aus dem Raum. Cranshaow trat auf die beiden anderen zu.

"Ansgar, verzeih mir, ich konnte nichts für deine Mutter tun."

Er wollte gerade seine Hand auf Ansgars Schulter legen, aber dieser schlug die Hand weg. Nun blickte er zum ersten Mal auf und sah Cranshaow mitten in die Augen.

"Was wollen Sie von mir? Sie wissen doch gar nichts über mich! Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?"

Cranshaows Gesicht war wie erstarrt. Jetzt, da er diesem jungen Mann in die Augen sah, wurde ihm klar, dass dieser sehr viel Ähnlichkeit mit seinem eigenen Vater, Sinoles, hatte und er murmelte: "Vater.".

Dann schüttelte er jedoch den Kopf und sagte zu Ansgar: "Du fragst dich, wer ich bin? Ich bin dein Vater. Und über dich weiß ich sehr viel. Du wohntest in einem Dorf namens Naribwe, du bist sechzehn Jahre alt, du hast eine bezaubernde Verlobte, ...", dabei lächelte er Shebe an, die rot wurde, "... du liebst die frische Luft und den Klang des fließenden Wassers, und du hasst mich, weil ich nie für dich und deine Mutter da war."

"Das ist genug, ich verschwinde. Komm, Shebe, wir gehen!"

Er ging zu derselben Tür, hinter der auch Alex verschwunden war, doch durch diese konnte er nicht gehen. Einige dunkle Gestalten versperrten den Weg, in deren Mitte befand sich eine schwarzhaarige Frau.

"Ah, Lilith, gut, dass du da bist! Ich möchte, dass du diesem Fräulein ein angemessenes Gewand gibst. Ihre Gewänder sind ihrer nicht würdig, ein wirklich bezauberndes Geschöpf. Und du, Aidos, gehe zu Kilian, er möge doch diesen jungen Mann hier zurecht machen."

Die schwarzhaarige Schönheit nahm Shebe einfach mit, diese konnte noch nicht einmal etwas sagen. Kurz darauf kam ein gut gekleideter Mann durch die Tür, es war Kilian. Dieser nahm Ansgar mit, auch wenn dies ein wenig schwieriger war, da er sich strikt dagegen wehrte sich zu bewegen. Doch nach einiger Zeit konnte Kilian es doch schaffen.
 

Nach ein paar Minuten öffnete sich die rechte Seitentür und ein blonder Kopf streckte sich in den Raum.

"Cranshaow, Dragan fragt, wie lange du ihn noch warten lässt. Er meint er hätte nicht ewig Zeit und wolle zu diesen Schicksalskindern zurück.", sagte Lavi.

"Sag ihm, er kann kommen, aber er soll aufpassen, dass niemand ihn sieht und er soll auch niemanden sehen."

Lavi zog ihren Kopf wieder ein und ging davon. Kurze Zeit später trat sie wieder mit Dragan ein.

"Hier, Cranshaow, hier ist er!"

"Gut gemacht, Lavi, ich danke dir." Lavi war schon am weggehen, als Cranshaow noch hinzufügte: "Ach, Lavi, ich hatte noch vergessen dir zu sagen, dass sie bald kommen wird, also bereite dich schon einmal innerlich darauf vor!"

Plötzlich strahlte das junge Mädchen, sie ging zu Cranshaow und umarmte diesen, während sie fragte: "Ist das auch wirklich in Ordnung für dich?"

Cranshaow nickte liebevoll, worauf das Strahlen in Lavis Gesicht noch strahlender wurde. Sie erhob sich schnell und raffte ihren roten Rock zusammen, danach lief sie glücklich davon.

Nun waren Cranshaow und Dragan ganz alleine ihm Thronsaal.

"Dragan, mein Sohn, bist du doch endlich zu mir gekommen?", fragte Cranshaow.

"Ja, Vater, das bin ich. Ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, dass du mich aufgeklärt hast. Ich danke dir dafür, dass ich nun dem Weg meiner Bestimmung folgen kann!"

"Deine Bestimmung? Welche Bestimmung?"

"Na, meine Bestimmung. Ich dachte, weil du mir gezeigt hast, wer ich wirklich bin, hättest du eine ganz besondere Aufgabe für mich."

"Ich soll eine Aufgabe für dich haben... ah, nun fällt es mir wieder ein. Ich habe tatsächlich eine Aufgabe für dich!"

"Aber, Vater, denke nicht, dass ich diese umsonst erfüllen werde, ich will etwas, dass sich in deinem Besitz befindet."

"In meinem Besitz? Was könnte dies wohl sein?"

"Ich meine Oka. Vater, weißt du nicht, wie sehr sie mir fehlt? Ich liebe sie. Bitte gib sie mir!"

"Du liebst sie? Aber was ist mit der kleinen Dajavela?", fragte Cranshaow eindringlich.

"Dajavela ist mir völlig egal. Es ist Oka, die ich haben will und Vater, wenn du sie mir nicht freiwillig gibst, dann bin ich auch bereit sie gewaltsam zu holen!", bei diesem Satz zog Dragan sein Schwert.

"Nicht doch, Dragan. Ich gebe sie dir doch schon. Aber nur, wenn du für mich, sobald ihr in Tolbi angekommen seid, um Gilbert zum König zu machen, den ersten Minister, Felix, umbringst. Mehr verlange ich gar nicht."

"Vater, das kann ich aber nicht!"

"Doch, habe Vertrauen in dich und dein Können. Lege all deine Kraft in dein Schwert, dann wirst du wahre Wunder bewirken."

Dragan guckte auf sein Schwert. Es war ein rostiges Kurzschwert, außerdem konnte man erkennen, dass es recht alt war, so abgenutzt wie es aussah. Wie sollte dieses Schwert so mächtig sein?

"Nein, Dragan, ich meine nicht dieses Schwert, sondern dein neues!"

Neben dem Thron stand ein Schwert in seiner dazu passenden Schwertscheide. Cranshaow zeigte genau auf dieses.

"Wenn du den Auftrag annehmen willst, dann nehme das Schwert und ich lasse deine Oka frei. Los, mein Sohn, entscheide dich! Wähle dein Schicksal!"

Dragan dachte einen Moment nach, was sollte er nur tun? Sollte er den Auftrag annehmen oder sollte er ihn abschlagen? Dann dachte er wieder an Garems Gesicht, als er diesem erzählt hatte, dass er Oka zu ihm zurückbringen würde. Er hatte so glücklich ausgesehen. Seine Augen hatten geleuchtet. Wie konnte Dragan nur daran denken, seinen besten Freund so zu enttäuschen? In Windeseile schnappte sich Dragan sein Schwert. Was er allerdings nicht sah, war das linke Grinsen von Cranshaow.

Dragans neues Schwert war ungewöhnlich leicht. Es bestand aus einem Metall, dass wie Silber aussah, aber für Silber war es eindeutig zu leicht. Stellenweise bestand es auch aus Gold. Der Schwertgriff war sehr edel ausgearbeitet worden und hatte an dem Schwertknauf einen Kreis mit einem Stern, der sieben Zacken besaß, in seiner Mitte. Auf der Klinge standen Wörter in einer seltsamen Schrift, die Dragan nicht kannte.

Cranshaow, der nun hinter Dragan stand, klopfte ihm auf die Schultern.

"Danke, Dragan, dass du meinen Auftrag angenommen hast. Aber mit Okas Freilassung müssen wir leider noch etwas warten, da du erst einmal mit Tarek trainieren musst. Er ist ein ausgezeichneter Mörder und du kannst viel von ihm lernen, aber er ist gerade nicht anwesend. So wird sich erst einmal Corbinian um dich kümmern."

Als der Name ,Corbinian' erwähnt wurde, betrat dieser sogleich den Raum.

"Corbinian, du weißt, was du zu tun hast?", fragte Cranshaow.

"Natürlich, Meister Cranshaow. Sir Dragan, würden Sie mir bitte folgen?", fragte Corbinian.

"Ja, aber bitte nenne mich nicht ,Sir'.", erwiderte Dragan.

Doch Corbinian schüttelte seinen Kopf: "Es steht mir nicht zu, Sie ohne die passende Anrede anzusprechen, Sie sind immerhin der Sohn von Meister Cranshaow und somit von königlichem Geblüt."

Corbinian verbeugte sich vor Cranshaow und ging zur rechten Seitentür hinaus.

Im gleichen Moment, als sich die Tür hinter Dragan schloss, wurde die linke Seitentür geöffnet und Ansgar und Shebe traten in Begleitung von Kilian und Lilith ein.

Shebe trug nun ein langes, rotes Kleid. Es war mit Gold und vielen Schleifen verziert. Um ihren Hals baumelte eine goldene Kette mit einem Rubinanhänger.

Ansgar war dagegen in einen grünen Ton angezogen. Seine Hose war allerdings nicht grün, sondern hatte einen hellbraunen Ton. Auch seine Kleidung hatte goldene Verzierungen. Auf dem langärmligen Oberteil befand sich der gleiche Stern, der auch auf Dragans neuem Schwert zu finden war. Hätte man Ansgar jetzt noch eine Krone aufgesetzt, hätte man ihn für einen wahren König halten können.

"Ansgar, mein Sohn, ich weiß, wie traurig du jetzt sein musst und auch du liebe Shebe hast um Bodil geweint. Doch verzweifelt nicht, denn es wird Zeiten geben, in denen ihr glücklich sein könnt und sogar neues Leben erschaffen werdet. Aber, Ansgar, bitte respektiere den letzten Wunsch deiner Mutter, bringe deinen Bruder Dragan zu ihrem Grab. Ich stelle alles für dich bereit. Ich gebe dir ein Schiff und ich gebe dir eine Besatzung für dein Schiff.

Doch versuche dich nicht in etwas einzumischen, was dich nichts angeht, auch wenn es um deinen Bruder gehen mag, sei nur ein Beobachter. Aber wenn es nicht anders geht und ihr in Gefahr seid, dann verteidige dich hiermit!"

Er zog ein Schwert aus seinem Umhang und übergab es an Ansgar. Was Ansgar nicht wusste war, dass Dragan dasselbe bekommen hatte, der einzige Unterschied war der Text der Schrift.

"Nun fahre in die Welt hinaus und suche nach deinem Bruder. Aidos wird euch gleich abholen und zum Schiff bringen."

"Aber, Va... Vater..."

"Ansgar, ich erwarte keine Widersprüche. Ach, beinahe hätte ich vergessen dir dein Geschenk zu geben, Shebe! Genau genommen sind es zwei Geschenke, ein Bogen, mit dem du dich verteidigen kannst und ein Armreif."

Diese Sachen wurden von Aidos mitgebracht, als er den Raum betrat. Der Bogen war aus dem gleichen Material wie die Schwerter und auch er war mit Gold verziert, der Köcher war genauso gefertigt. Auch hier lies sich der siebenzackige Stern wieder finden.

Der Armreif passte hervorragend zu dem Rubinanhänger der Kette, denn er war aus Gold und mit sorgfältig eingearbeiteten kleinen Rubinen geschmückt worden.

"Danke schön!", bedankte sich Shebe.

Dann gingen beide mit Aidos zum Schiff.
 

"Cranshaow, ...", sprach Kilian, als die drei fort waren, "... ich muss zurück nach Bilibin. Mein Vater braucht mich, es geht ihm nicht gut und er möchte, dass ich seine Nachfolge antrete und Lilith soll auch mitkommen."

"Ja, meinetwegen. Du kannst gehen, Kilian McCoy, und du auch, Lilith. Ich werde euch durch Alex meine Aufträge überbringen, aber im Moment könnt ihr nichts tun, denn alles läuft hervorragend. Ich wünsche euch viel Spaß.", sagte Cranshaow mit einem Lächeln.

"Cranshaow, ich bin dir ewig dankbar.", sagte Kilian.

"Ja, Meister Cranshaow, ich bin Ihnen auch wirklich dankbar.", fügte Lilith hinzu.

Dann verschwanden auch sie durch die rechte Seitentür.

"Isai!", schrie Cranshaow, gleich darauf kam ein Schwarzer Ritter herein.

"Ja, Herr, was kann ich für Euch tun?", fragte Isai.

"Geh zu Syra und sage ihr, dass ich gleich kommen werde. Ich will nur noch kurz zu Gilbert und meinem neuen Gefangenen!"
 

Gilbert sah sich im Spiegel an. Es war ein großer, goldener Spiegel, mit roten Rubinen. Oben auf dem Rahmen war ein großes Tier eingeschnitzt und dieses war schwarz angemalt worden, es war eine Schildkröte, die sich mit einer Schlange paarte. An der linken und rechten Seite, sowie unten am Rand befanden sich weitere Tiere. Rechts ein blauer Drache, links ein weißer Tiger und unten ein roter Phönix.

Als sich Gilbert im Spiegel betrachtete, fiel ihm die goldene Krone auf seinem Haupt auf, sie sah aus wie die, welche sein Vater zu Lebzeiten getragen hatte, außerdem trug er ein königliches Gewand aus roter Seide. An seiner Hand spürte er etwas kaltes, es waren zwei Ringe, den einen kannte er nur zu gut, es war der Ring, den er von seinem Vater bekommen hatte, der andere war golden, verziert mit dem königlichen Wappen, einem roten Löwen. Diesen Ring hatten schon seine Eltern getragen, es waren ihre Eheringe gewesen.

Nun sah er sich im Zimmer um. Da stand ein riesiges Bett, in dem eine blondhaarige Person schlief. Es war Avil und auch sie hatte den Ring um, den Gilbert trug. Nahe dem Bett standen noch drei kleinere Bettchen, gefertigt für Babys. Er schaute in diese, doch alles verschwamm und um ihn herum wurde alles schwarz.

Im nächsten Augenblick sah er vier Gestalten, in vier farbenprächtigen Umhängen. Die eine Gestalt trug einen roten Umhang, in der Farbe der Liebe, die zweite einen blauen, in der Farbe der Weisheit, die dritte einen grünen, in der Farbe der Freundschaft und die letzte einen goldenen, in der Farbe des Mutes.

In der Mitte stand ein Mann mit grünen Haaren, er drehte sich zu Gilbert um und sagte: "Endlich bist du gekommen." Doch ehe er fragen konnte, wohin er gekommen war, verschwamm alles und es wurde schwarz.

Eine dritte Szene eröffnete sich. Eine Stadt stand in Flammen, die reinen, weißen Gebäude waren zerstört. Gilbert befand sich in einem Trümmerfeld. Er merkte, dass er schwitzte, in seiner Hand befand sich ein Schwert, das wie Gold glänzte. Außerdem hatte er eine Rüstung an und einen Helm auf. Um ihn herum standen noch viele andere Leute, die frohen Mutes riefen: "Hoch lebe König Gilbert von Tolbi!"

Einige Männer waren dabei andere gefangen zu nehmen. Unter ihnen waren auch zwei rothaarige Frauen, diese wurden jedoch anders als die anderen behandelt. Alle Soldaten zogen ab zu einem Meer gen Westen, doch Gilbert blieb alleine zurück.

Die Sonne neigte sich und ihr Schatten begrub Gilbert. Er wollte sich umdrehen, aber dort, genau vor ihm, erschien die Gestalt von Cranshaow. Dieser wirkte nun sehr alt, fast wie ein Gespenst, seine dünne Haut lag ganz eng an seinen Knochen und seine Augen waren blutunterlaufen, was durch seine weiße Hautfarbe nur noch verschlimmert wurde. Dieser alte Mann zog doch tatsächlich sein Schwert, es war ein rostiges Schwert.

Gilbert dachte, dass Cranshaow nicht die geringste Chance hätte und sprach ihn an: "Hör auf, Cranshaow. Deine Kraft ist gebrochen und du hast keine Macht mehr über mich. Sieh dir doch einmal deinen Körper an, er zerbricht! Lass es sein, erhebe nicht dein Schwert gegen mich. Es ist sinnlos. Finde deinen Frieden und nehme deine glücklichen Zeiten mit dir!"

Doch Cranshaow erwiderte darauf: "Ach, mein lieber, kleiner Gilbert, du verstehst nichts! Du weißt nichts über deine wahre Aufgabe und du wirst es auch nie wissen. Deine Aufgabe konntest du nicht mehr erfüllen, als du Avil geheiratet hast, danach nahm das Unglück in deinem Leben seinen Lauf. Ohne deine Pflichten wärest du viel besser dran gewesen, du wärest größer als der größte König geworden. Aber, wie ich dir einst schon sagte, werde ich dich töten müssen und nun ist der Tag gekommen. Bereite dich auf deinen Tod vor, Gilbert!"

"Cranshaow, sei kein Narr. Du siehst was für eine Macht ich habe. Ich und meine Soldaten haben diese Stadt zerstört. Ich glaube eher, dass du sterben wirst, wenn du mich nicht in Ruhe lässt, es wäre nur zu deinem Vorteil. Und ich möchte nicht meinen Großvater töten müssen, aber es wäre eine angemessene Vergeltung für das, was du mir in deinen Verliesen angetan hast!"

"Hah! Gilbert, du bist der Narr. Denkst du wirklich du hast den Mut und die Macht dich gegen dein Schicksal zu stellen? Ich denke nicht und kein anderer würde es glauben. Aber ich danke dir, ohne dich wäre mein Traum nicht in Erfüllung gegangen. Außerdem wollte ich noch erwähnen, dass ich dich sehr liebe, du warst immer da, wenn ich jemanden - zum Quälen - brauchte. Aber nun erhebe dein Schwert und Kämpfe gegen mich!"

Cranshaow erhob sein Schwert, Gilbert tat es ihm gleich. Doch bevor er zu einem Schlag ansetzen konnte, wurde er auch schon von dem rostigen Schwert Cranshaows durchbohrt. Dieser lachte auf eine schreckliche Art und Weise. Gilbert sackte zusammen, doch er fühlte, wie ihn jemand stützte. Ein roter Zopf baumelte über Gilberts Gesicht.

"Mach dir keine Sorgen, ich werde auf sie aufpassen, wie ich es dir versprochen habe.", sagte der Rotzopf.

Gilbert lächelte und schloss seine Augen.

"Ich danke dir, mein guter, alter Freund.", dies waren die letzten Worte von König Gilbert.

Es wurde alles schwarz, doch dann hörte er noch einen verzweifelten Ruf eines guten Freundes: "Gilbert! Wach auf!"
 

Er schlug die Augen wieder auf, doch er befand sich nicht in der brennenden Stadt, sondern in einem kalten Verlies.

"Wo bin ich?", fragte Gilbert, zuerst war er orientierungslos, aber dann wusste er schließlich wieder wo er sich befand, in Cranshaows Verliesen.

"Gilbert, was ist mit dir?", fragte Lavi, die gerade den Heuhaufen verließ.

"Ach, es ist nichts. Ich hatte nur einen Traum..."



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