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Golden Sun

The golden Age
von

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Zwei Tode

Zwei Tode
 

Der Himmel klarte auf. Die Sonne war wieder strahlend am Himmel zu sehen. Es war so, als wäre niemals etwas passiert. Den Schicksalskindern war nichts geschehen, mit Ausnahme von Gilbert. Gilbert, der bis zu jenem Zeitpunkt seiner Entführung ein wertvolles und unersätzliches Mitglied der Gruppe gewesen war.

"Warum? Warum hat er es nur getan?", sagte Liva, die am Boden lag und heulte. "Was soll jetzt aus meiner Schwester werden?"

Gabriel legte Liva die Hand auf die Schulter.

"Hör auf zu weinen, Liva. Er hätte das nicht gewollt, vielleicht ist er nicht..."

Bei diesen Worten schreckte Daja auf.

"Das alles nur meinetwegen! Er wollte doch mich, wieso hat Gilbert das getan? Es ist meine Schuld!"

"Gib dir nicht selbst die Schuld! Du konntest doch nichts dagegen tun. Es war seine eigene Entscheidung!", sagte Takeru, um sie zu beruhigen.

"Nein, Takeru! Es ist meine Schuld! Wäre ich nicht bei euch gewesen, wäre ich bloß in Contigo geblieben, dann hätte er sich nicht opfern müssen."

Daja war außer sich. Plötzlich stand Eoleo vor ihr und gab ihr eine Ohrfeige. Alle waren wie erstarrt und Daja hielt sich ihre Wange.

"Daja, rede keinen Unsinn. Ich weiß, dass es für alle Beteiligten nicht einfach ist, aber es war seine eigene Wahl. Er wollte die Zukunft ändern, die Zukunft zum besseren wenden, auch wenn er dafür sein Leben lassen müsste. Er wusste bestimmt, wen er damit unglücklich machen würde, aber es war ihm wichtiger die Welt zu retten, uns eine lebenswerte Zukunft zu geben. Niemand hätte ihn davon abhalten können, noch nicht einmal seine geliebte Avil. Wir dürfen deshalb nicht aufgeben, wir müssen weiter machen. Wir müssen weiterreisen, zum Saturn-Leuchtturm auf Hesperia!", schrie Eoleo, sodass jeder seine Worte mitbekam.

"Ich glaube du hast Recht. Gilbert soll sich nicht umsonst geopfert haben!", stimmte Takeru entschlossen zu.

Gabriel half der immer noch am Boden liegenden Liva auf und stützte sie. Ihre Tränen wollten gar nicht mehr aufhören zu fließen. Sie verließen den Ort des Schreckens.
 

Erst als sie aus dem Turm herausgekommen waren, wagte Adreanna Gabriel anzusprechen.

"Gabriel, was ist mit der Hochzeit?" Gabriel antwortete ihr nicht und mied ihren Blick. "Versuchst du mir auszuweichen? Was diese Person gesagt hat stimmt nicht! Ich liebe dich!" Gabriel starrte Adreanna nur an und sagte nichts. "Es ist wahr, anfangs habe ich nur gedacht, wie Leid es mir tut, dass du in drei Jahren sterben wirst und hatte deshalb Mitleid mit dir. Doch auf dem Leuchtturm ist mir eines klar geworden. Ich hätte niemals einfach so weiterleben können, wenn du verschwunden wärest! Aber das bist du nicht und ich danke den Göttern dafür! Ich liebe dich, Gabriel."

Plötzlich musste Gabriel grinsen, er drehte sich weg, damit niemand etwas mitbekam.
 

Eine Viertelstunde später kamen die Schicksalskinder wieder in Contigo an. Sie gingen zum Wirtshaus zurück. Takeru erinnerte sich daran, als sie Gilbert das erste Mal gesehen hatten. Damals hatte keiner von ihnen gedacht, dass er so bald nicht mehr da sein würde. Sie betraten das Wirtshaus. An der Bar saß Garem, der gerade eine Flasche Apojii-Wein bestellt hatte, danach lief er zurück zu einem Tisch in der Ecke. Liva deutete an, dass sie keine Lust und keinen Nerv hatte, die anderen zu sehen und ging somit nach oben auf ihr Zimmer. Auch Adreanna und Gabriel verabschiedeten sich, um zu Corbinian und Ahri zu gehen. Nun blieben nur noch Takeru, Daja und Eoleo, die Garem an den Tisch folgten. Sie setzten sich zu ihnen und blickten auf den Tisch.

"Na, wie ist es gelaufen?", fragte Tamiko neugierig.

"Na, weißt du, Tami, der Jupiter-Leuchtturm brennt wieder."

"Das ist ja toll!", warf Garem ein.

"Aber das war noch nicht alles, wir haben einen treuen Gefährten verloren.", erwiderte Eoleo.

"Und das alles nur meinetwegen!", fügte Daja hinzu.

"Deinetwegen? Ich denke nicht! Ich denke daran hat jemand anderes Schuld, nämlich..."

"Folore, sei ruhig!", schrie Eoleo sie an.

"Aber um Daja ging es doch gar nicht!"

"Ich weiß, Folore.", sagte Eoleo traurig.

"Wen hat es erwischt?", fragte Garem.

"Wen glaubst du denn? Natürlich Gilbert! Er hat sich geopfert!", sagte Takeru bestimmt.

"Gilbert! Ich glaub' das nicht! Was hat er sich dabei gedacht? Wieso hat er sich selbst geopfert? Was wird aus Avil und ihrem Baby? Wieso ist er nur gestorben?"

Garem war total verzweifelt.

"Ähm, Garem, du hast da etwas falsch verstanden. Gilbert ist nicht tot. Er wurde entführt! Es besteht also noch die Hoffnung, dass er am Leben ist. Er ist immerhin der Enkel des Entführers!", sagte Takeru, der nicht dermaßen geschockt war.

"Der Enkel? Dann muss es Kyle, Gabriels Vater gewesen sein!", bemerkte Garem.

"Nein, das kann unmöglich sein. Gabriels Vater ist tot und wurde nach seinem Tode verbrannt, hat Gabriel mir erzählt!", sagte Eoleo.

Plötzlich brach großer Radau aus.

"Das kann nicht wahr sein! Meinen sie das Ernst?", fragte ein Mann.

"Doch, es ist mein Ernst!", sagte ein Reisender.

Der Wirt kam zu ihnen.

"Was ist hier los?", fragte dieser.

"Haben Sie es noch nicht mitbekommen? Der König von Tolbi, er wurde umgebracht!", antwortete der Reisende.

"Was? Wirklich?", der Wirt war ganz erschrocken.

"Und der potentielle Thronfolger ist nicht anwesend! Er befindet sich gerade auf wichtigen politischen Reisen!", ergänzte der Reisende.

"Auf wichtigen politischen Reisen?", der Wirt zitterte.

"Ja, wenn ich's doch sage! Seine Mutter, Königin Jenna, wird sich zunächst um die Staatsgeschäfte kümmern. Die friedlichen Zeiten sind vorbei! Ein Sturm braut sich zusammen!"

In diesem Moment betrat Yegelos das Wirtshaus.

Eine ältere Dame lief zu ihm und flehte: "Bitte, Meister Yegelos, Beschützt uns!"

Yegelos guckte verwirrt, sah aber dann seine Schwester aus einer Ecke winken.

"Folore, was ist hier los?"

"Die Bewohner, sie haben Angst. Jemand soll Isaac umgebracht haben!"

"Isaac, der Freund von Vater?"

"Genau der."

"Was ist mit Gilbert, weiß er es schon?"

"Yegelos, das ist gerade die Sache. Wir wissen nicht, wo Gilbert ist. Er wurde entführt, als wir auf der Spitze des Jupiter-Leuchtturmes waren!", sagte Eoleo.

"Das ist doch ein Scherz, oder?", Avil stand hinter Yegelos, mit weit geöffneten Augen.

"Nein, Avil. Es tut mir Leid."

Eoleo starrte sie fassungslos an. So hätte sie es nie erfahren dürfen.

Daja stand auf und ging zu Avil: "Setz dich, wir werden dir alles erzählen."

"Ich will das nicht hören! Ich möchte alleine sein!"

"Du solltest dir das anhören. Wenn Gilbert nicht zurückkommt, dann..."

"Nicht zurückkommt? Wie meinst du das?"

"Ist doch erst einmal egal, wie ich das meinte. Du trägst vielleicht die Hoffnung Tolbis in dir. König Isaac ist tot!"

"Onkel Isaac ist tot?" Für Avil waren diese Nachrichten schwer zu verkraften. Es war so, als würde sie in ein schwarzes Loch ohne Boden fallen. "Was ist mit Liva? Geht es ihr gut?", erkundigte sie sich.

Eoleo stand auf und ging zu ihr hin. Er nahm sie in den Arm.

"Liva geht es gut, ich werde sie für den Rest meines Lebens beschützen! Ich werde auch für dich da sein, wenn du mich brauchst. Solange Gilbert nicht da ist und noch weiter. Solange du willst." Avil nickte und begann zu weinen. "Weine dich ruhig aus." Er löste die Umarmung, stütze sie aber dennoch weiter. "Ich gehe mit ihr nach oben, sie sollte sich jetzt erst einmal ausruhen."
 

Gabriel und Adreanna kamen bei Ahri zu Hause an.

"Meinst du, es ist wirklich in Ordnung zu heiraten? Immerhin ist dein Neffe verschwunden.", fragte Adreanna.

"Ich weiß, dass es vielleicht nicht der richtige Augenblick ist, um zu heiraten. Aber ich frage mich, ob es jemals wieder eine neue Gelegenheit geben wird. Ich denke auch, dass Gilbert wieder zurückkehren wird. Er ist sehr stark, er weiß bloß nicht, wie stark er wirklich ist. Jetzt mache ich mir mehr Sorgen um Avil und ihre Kinder. Ich hoffe sie hält durch, bis er zurückkommt.", sagte Gabriel mit einer so matten Stimme wie noch nie.

"Ihre Kinder?", wunderte Adreanna sich.

"Ja, ihre Kinder!" Gabriel grinste matt.

Adreanna war sehr verwirrt. Sie wusste nicht so recht, was sie denken sollte.

"Ich denke wir sollten ohne Bedenken heiraten! Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Ich will dich nicht missen." Gabriel umarmte Adreanna. "Ich habe Angst! Angst davor alleine zu sterben. Du weißt ja gar nicht, wie glücklich du mich machst. Und diese Reise, ich kann noch einmal alles von Weyard sehen. In diesem Moment bin ich trotz gewisser Umstände sehr glücklich!"

"Ich bin auch glücklich. Glücklich euch alle getroffen zu haben. Dich getroffen zu haben. Wie du mich aus meiner Lage befreit hast. Ich dachte schon, mich würde niemand mehr mögen! Nach der Auflösung unserer Gruppe habe ich alle Fremden gemieden und wollte mich auf niemanden einlassen. Nur noch zu Ahri hatte ich Briefkontakt. Ich war sie nie besuchen und zu mir kam sie auch nicht. Doch vor etwa einem Monat habe ich mich entschlossen, einen neuen Anfang zu machen. Nachdem ich auf die anderen Schicksalskinder getroffen bin, stand mein Entschluss eindeutig fest. Ich glaube an uns, unsere Gruppe wird länger und fester zusammenhalten, auch wenn Zeiten der Hoffnungslosigkeit kommen werden. Wir müssen uns gegenseitig stützen, uns vertrauen und einander Hoffnung geben. Haben wir keine Hoffnung mehr, sind wir verloren und unsere Aufgabe wird zum Scheitern verurteilt sein.", sagte Adreanna stolz.

"Du hast Recht, ohne Hoffnung kommt man nicht weit."

Plötzlich tippte jemand Adreanna auf die Schulter. Eine grinsende Ahri sah sie an.

"Wieso kommt ihr nicht ins Haus?", fragte diese und ging pfeifend hinein.

Adreanna und Gabriel folgten.
 

Corbinian saß im Wohnraum und trank mit Goran eine heiße Tasse Tee. Ahri wies Adreanna und Gabriel an sich zu ihm zu setzten.

"Wie ist es gelaufen?", fragte Corbinian neugierig.

"Nun, der Leuchtturm brennt wieder. Alle sind unverletzt. Wir sind wieder hier. Alle, bis auf meinen kleinen Neffen."

"Deinen Neffen? Du hast einen Neffen?", wunderte Corbinian sich.

"Ja, habe ich. Einen sehr bedeutenden sogar. Er ist Prinz Gilbert aus Tolbi."

"Was? Prinz Gilbert aus Tolbi? Er ist verschwunden? Was in aller Welt geht in Weyard nur vor sich?"

"Wieso, was ist passiert?"

"Habt ihr es noch nicht gehört? Isaac, der König von Tolbi ist umgebracht worden!", sagte Goran.

Gabriel ließ die Tasse aus seiner Hand fallen. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen Goran an. Er fing an zu weinen.

"Er ist tot. Wieso nur? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Mein armer Bruder! Wie ist er gestorben, habt ihr das erfahren können?"

"Es ist das Gerücht im Umlauf, dass er von einem schwarzen Schatten im Schlaf umgebracht worden ist. Tut mir Leid, Gabriel. Ich wusste nicht, dass er dein Bruder war.", sagte Corbinian.

"Was ist mit seiner Frau Jenna, geht es ihr gut?"

"Sie ist wohlauf. Sie soll neben ihm aufgewacht sein, doch für ihn gab es keine Hoffnung mehr."

"Ich will es nicht glauben und ich kann es auch nicht. Vielleicht sollten wir die Hochzeit doch verschieben. Der Augenblick scheint mir nicht mehr der richtige zu sein. Vielleicht wäre es besser, wenn ich auch einfach tot wäre! Ich habe nur noch meine Mutter, die auch schon alt und schwach ist."

"Was wird dann aus mir? Ich dachte, du und ich, wir gehören zusammen. Ich werde deine Familie sein und außerdem ist Gilbert auch noch da. Was würdest du ihm antun, wenn du plötzlich nicht mehr da sein würdest? Denkst du nicht er wäre verletzt? Du kannst doch nicht die Hoffnung auf bessere Tage aufgeben! Das geht doch nicht! Ich will dich nicht verlieren."

Gabriel guckte Adreanna an und sagte: "Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich nicht alleine lassen, niemals."

"Das hoffe ich auch." Adreanna legte ihre Hand auf Gabriels.

Sie sahen sich an.

"Was wird jetzt aus der Hochzeit, wollt ihr sie ausfallen lassen? Wo ich mir doch eine so große Mühe gegeben habe?", meinte Ahri.

In ihrer Stimme lag ein beleidigter Unterton. Sie wollte nicht, dass ihre ganze Mühe umsonst gewesen war.

"Nein, Ahri. Wir machen jetzt keinen Rückzieher. Wir werden heiraten!", sagte Adreanna.

"Seid ihr wirklich sicher? Ich meine, was ist mit eurer Aufgabe die Leuchttürme zu entfachen? Müsst ihr wirklich morgen heiraten, könnt ihr nicht nach der Beendigung eurer Reise heiraten?", Corbinian war äußerst nervös.

"Warum so nervös? Du möchtest doch nur vor uns heiraten. Ich habe dich genau durchschaut!", lächelte Gabriel.

"Ach, Adry! Willst du nicht dein Kleid sehen? Ich habe dir eines mit echtem Contigo-Schnitt ausgesucht! Corbinian war für Gabriel etwas aussuchen, ich weiß also nicht, wie dein Gewand aussieht.", sagte Ahri und nahm Adreanna bei der Hand, so dass sie Adreanna gut hinter sich herziehen konnte.

Sie gingen in Ahris Zimmer und dort sah Adreanna das Brautkleid. In diesem Moment war ihr so richtig bewusst geworden, dass sie heiraten würde.
 

Liva stand am Fenster und guckte in die volle Stadt, als Eoleo eintrat.

"Liva, wie geht es dir?", fragte dieser besorgt.

"Gut, ganz gut. Mir ist doch nichts passiert. Er hat ja nur Gilbert entführt. Nur Gilbert, kannst du dir überhaupt vorstellen, was das bedeutet? Der einzige Thronfolger von Tolbi ist verschwunden, mein liebster Cousin, die Hoffnung von ganz Tolbi, wenn nicht von ganz Weyard. Ich wüsste nur zu gerne, ob er noch zu retten ist. Ich würde mein Leben im Austausch geben. Ich möchte, dass niemand leidet!"

"Liva, denkst du nicht, dass du jemanden zum Leiden bringen würdest, wenn du verschwinden würdest? Deine Schwester Avil würde sich um dich sorgen und ich..." Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Herzen. "Dieses Herz, es schlägt nur für dich. Wenn du weg sein würdest, würde es zerbrechen, wie ein Kristall aus Glas."

"Ach, Eoleo. Ich kann vor meiner Vergangenheit fliehen, aber nicht vor meiner Zukunft, oder?", sagte sie und seufzte laut.

"So ist es. Du kannst jedenfalls vor deiner Vergangenheit fliehen. Wenn ich dies könnte, wäre ich den Göttern dankbar. Leute aus Champa werden schon seit geraumen Jahren für Piraten gehalten. Ich konnte nicht anders und wurde zum Pirat. Eines Tages nahm ich meine Schwester mit an Bord, doch ich konnte wirklich nicht ahnen, was sie tun würde. Als wir auf Plünderung waren, trafen wir auf ein Passagierschiff. Dort war eine Frau mit einem kleinen Baby, sie waren hilflos ausgeliefert. Sie hätten sich nicht wehren können und waren viel zu ängstlich. Aber was tat Odja-Dja? Sie nahm das kleine, wehrlose Geschöpf, packte dies an den Beinen und warf es einfach über Bord! Die Mutter, die erbost zugesehen hatte, sprang ihrem kleinen Baby hinterher. Seit diesem Tag habe ich Odja-Dja immer an Bord der Obaba gelassen, wenn wir Plünderungen durchführten. Ich wollte, dass sich dieser Vorfall nicht wiederholt.", sagte Eoleo schweren Herzens.

"So etwas tut deine Schwester? Sieh sah doch so lieb und hilfsbereit aus! Ich kann es nicht glauben!", Liva war entsetzt, so etwas hatte sie Odja-Dja gar nicht zugetraut.

"Es ist wahr, Liva. Nicht alle Menschen sind gut. Manche hecken in der Dunkelheit der Nacht ihre Pläne aus. Sie fressen den Hass in sich hinein. Sie lieben es zu töten, zu quälen und sonstige schlimme Dinge zu machen und achten dabei gar nicht auf die Gefühle derer, die sie zurücklassen."

"Ich weiß, Eoleo. Aber kann man nicht das Böse vernichten, so dass nur noch die gute Seite existiert? Ich möchte nicht kämpfen, das führt doch zu nichts. Es wird immer eine dunkle Seite geben. Aber ich möchte nicht, dass jemand leidet! Ich will, dass niemand unglücklich ist. Doch ich weiß, dass mein Traum von einer friedvollen Ewigkeit niemals wahr werden kann."

"Liva, man kann vielleicht nicht erreichen, dass alle Menschen glücklich sind, aber man kann versuchen, sein eigenes Glück zu finden, so dass man nichts bereuen muss!"

"Vielleicht hast du Recht, aber dennoch halte ich an meinem Traum fest. Ich werde ihn nicht loslassen."

Liva wandte sich von Eoleo ab und ging zum Fenster. Sie hatte einen Entschluss gefasst, von dem sie niemand mehr abbringen konnte. Sie wollte sich für ihren Traum einsetzten, mit Leib und Seele.
 

"Adreanna, kommst du? Es wird Zeit. Du solltest dich für deine Hochzeit fertig machen!", sagte Ahri.

Adreanna hatte nicht wie alle anderen im Wirtshaus geschlafen, sondern bei Ahri.

"Du hattest Glück, dass Meisterin Hama an diesem Tag keine anderen Verpflichtungen hatte. Sonst hättet ihr von Cahia getraut werden müssen. Sie ist noch jung und deshalb unerfahren in ihrem Amt als Priesterin, obwohl sie die einzige Schülerin von Meisterin Hama ist, die sie seit langem hatte.", sagte Ahri beiläufig, als sie Adreanna in ihr Kleid half.

Es war ein weißes Kleid aus Baumwolle, welches so lang war, dass es über die Füße der 1.76 Meter großen Adreanna fiel, dies war in Contigo üblich. Auch die Ärmel des Kleides waren lang, am Ende wurden sie weiter und waren mit Rüschen verziert, welche wiederum mit Mondsteinen bestickt waren. Die Rüschen, aber diesmal ohne Steine, waren über den ganzen weiten Rock des Kleides zu sehen. Das Oberteil war überwiegend aus der gleichen Farbe wie weiter unten, doch stellenweise war auch ein beiger Ton zu finden. Die unterschiedlichen Farbtöne bildeten ein senkrecht verlaufendes Streifenmuster. Der Schleier war aus Tüll und etwa drei Meter lang.

Es klopfte an der Tür.

"Wer ist da?", fragte Ahri.

"Ich bin es, Avil. Ich möchte zu Adreanna!"

Ahri hüpfte zur Tür und öffnete diese. Avils Augen waren geschwollen und rot.

"Avil, geht es dir gut?", fragte Adreanna besorgt.

"Abgesehen davon, dass Gilbert fort ist, könnte es mir nie besser gehen! Mir geht es spitze! Sag mal Adreanna, warum musst du jetzt heiraten? Jetzt, wo man mir alles genommen hat, was ich liebte? Jetzt, da Gilbert tot ist? Er wird nicht zu mir zurückkommen. Ich habe keine Hoffnung mehr.", sagte Avil und brach zusammen.

Es war alles zu viel für sie, zuerst hatte sie Gilbert verloren, dann hatte sie erfahren müssen, dass ihr Onkel tot war und zur Krönung heiratete Adreanna in einer solchen Situation. Sie konnte nichts mehr verstehen.

"Avil, was ist mit dir?", schrie Adreanna, während sie auf Avil zulief.

Sie fühlte ihre Stirn, da sie extrem schwitzte. Adreanna behielt recht mit ihrer Vermutung, Avil hatte hohes Fieber.

"Ahri, hol sofort Corbinian! Er muss uns helfen sie irgendwo hinzulegen, sie sollte sich ausruhen."

Ahri lief los und kam kurze Zeit später mit Corbinian wieder. Dieser trug Avil ins Bett. Ahri brachte ein paar kalte Wickel, damit sie das Fieber senken konnten.

"Es tut mir Leid, Avil. Gegen Krankheiten kann ich nichts tun. Hätten wir doch nur Hermes-Wasser aus dem heiligen Brunnen. Aber dieser liegt in Imil und das ist so weit weg!"

"Adreanna, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Hier, nimm diesen Ring für deine Hochzeit, danach musst du ihn mir wiedergeben, er gehörte Gilbert.", sagte Avil und lächelte.

"Das neue Kleid hast du auch schon."

"Ich habe eine alte Kette von meiner Mutter."

"Brauchen wir also nur noch etwas Blaues. Vielleicht ein blaues Band für deine Haare? Sie sind recht lang geworden.", Ahri kramte in einer Schublade und zog ein blaues Band hervor.

"Damit bin ich bestens ausgerüstet!"
 

Sie schritten zur Kapelle, in der die Hochzeit stattfinden sollte. Avil ließen sie, auf ihren Wunsch hin, alleine zurück. Corbinian sagte er habe etwas vergessen und lief alleine noch einmal zurück.

Gabriel stand schon am Traualtar, er war ziemlich nervös. Sein Hochzeitsgewand bestand aus einer weißen Baumwollhose, die unten am Saum einen blauen Streifen hatte. Das Oberteil war knielang und sehr weit, wie es in Contigo üblich war. Auch die Ärmel und der Schulterbereich waren in blau gehalten, der Rest war natürlich weiß. Zum Gewand gehörte eigentlich noch ein weißer Stirnreif, den Gabriel jedoch nicht trug, da er ihn zu schrecklich fand.

Alle Schicksalskinder, mit Ausnahme von Avil und Gilbert, waren anwesend.

Adreanna ging schweren Schrittes den Gang entlang und trat somit an Gabriels Seite. Sie nahmen sich an die Hand.

"Wir haben uns heute hier versammelt, weil diese zwei Lichter zu einem werden wollen.", sagte Meisterin Hama. "Das eine Licht kommt aus Vale, einem stolzen Ort. Dieses Licht heißt Gabriel. Möchtest du, Gabriel, zu einem Licht verschmelzen?"

"Ja, ich will!"

"Das andere Licht kommt aus Imil, dem Dorf der Kälte. Dieses Licht ist Adreanna. Möchtest du, Adreanna, zu einem Licht verschmelzen?"

"Ja, ich will."

"Dann seit ihr nun ein Licht. Möge Vanadis mit euch sein und euch beschützen!"

Gabriel begann Adreannas Schleier zu heben, um sie zu küssen, doch er spürte einen Luftzug. Im nächsten Augenblick schrie jemand auf. Es war Meisterin Hama, ein Pfeil steckte in ihrer Brust. Alle drehten sich in die Schussrichtung um. Dort stand Corbinian.

"Warum? Was? Corbinian?", schrie Ahri vor Entsetzen auf.

"Das hast du gut gemacht, Corbinian! Tja, das kommt davon, wenn man mich nicht einlädt.", sagte die Gestalt vom Tage zuvor.

"Warum tust du das?", schrie Liva aus der Mitte der Schicksalskinder.

"Für meinen Traum!"

Damit verschwand die Gestalt mit Corbinian.



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