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Golden Sun

The golden Age
von

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Eine schicksalhafte Reise

Eine schicksalhafte Reise
 

Alle Schicksalskinder saßen auf der Wiese vor Mias Turm. Der Turm war fünfundzwanzig Meter hoch, hatte einen Durchmesser von sieben Metern und die Außenfassade glänzte blau. Es war ein herrlicher Tag und alle Schicksalskinder waren in bester Stimmung.

"Wir sollten entscheiden, wo wir als nächstes hingehen.", sagte Takeru ernst.

"Wie wäre es wenn wir zuerst zum Jupiter-Leuchtturm gehen würden? Immerhin haben wir zwei Jupiter-Adepten.", erwiderte Liva.

Gilbert fing an zu zittern, seine Augen wurden glasig.

"Ich finde wir sollten zurück nach Tolbi fahren und zum Venus-Leuchtturm gehen. Schließlich haben wir auch zwei Venus-Adepten!", sagte Gilbert trotz seines Zitterns bestimmt.

"Aber der Seeweg ist von Vale aus leichter zu erreichen. Die Route von Vale nach Contigo hätte durchaus ihre Vorteile. Die westliche See ist frühlingsstill und es sollte kein Problem sein mit einem ordentlichen Schiff dorthin zu kommen.", erwiderte Garem fachmännisch.

"Ich stimme Prinz Garem zu! Wir sollten zum... wohin auch immer gehen!" Folore hatte die Unterhaltung nur beiläufig mitbekommen. Sie stand auf, ging zu Garem und machte sich daran seine Haare zu flechten. Alle starrten ihn und Folore an, so dass er ganz nervös wurde.

"Ich habe eine Idee. Lasst uns abstimmen.", schlug Adreanna vor.

Sie fragte, wer für den Jupiter-Leuchtturm war. Es hoben alle außer Avil, Liva und Gilbert die Hand. So war es beschlossen, dass sie sich auf den Weg nach Contigo machen würden.
 

Am nächsten Morgen brachen sie auf, sie versammelten sich am Stadttor.

"Pass ja auf dich auf, mein Schatz!", sagte Jenna zu Gilbert, als sie ihn umarmte.

"Vergiss dein Versprechen nicht!", fügte Isaac hinzu, der sich aber nicht weiter um seinen Sohn kümmerte.

Nun waren sie bereit auf eine Reise zu gehen, deren Abschluss ihnen, mit Ausnahme von Gilbert, nicht bekannt war. Ihre Gruppe bestand aus: Takeru, Anführer von Izumo, Garem, einem galanten Mann, Avil und Liva, den Töchter des ersten Ministers, Prinz Gilbert von Tolbi, Daja, Tochter von Alex, Folore aus dem Lama-Tempel und Adreanna, der Flötenspielerin des Nordens.

"Bruder, du wirst doch nicht diesen Bengel alleine ziehen lassen?", fragte Gabriel, der aus der Menge auf sie zukam.

Er hatte seine Reisesachen gepackt, um mitreisen zu können, und erwartete keinen Widerspruch.

Isaac antwortete darauf: "Du hast Recht, begleite sie auf ihrer Reise."
 

Und so geschah es, dass sie sich zu neunt auf den Weg zum Hafen von Vale machten. Sie fuhren nicht mit Kutschen, da der Weg durch viele Wälder führte.

"Wieso kommst du mit? Ich brauche keinen Aufpasser, Gabriel!"

"Ach was, Gilbert, du bist noch so jung und kannst doch gar nicht auf dich Acht geben."

Gilbert hatte es allmählich satt von allen ständig beobachtet zu werden, erst von seinem Vater, dann von seinem Onkel und später von seinem Volk. Wahrscheinlich hatte sein Vater Gabriel alles erzählt, deshalb sollte er möglicherweise mitkommen. Hätte Ivan doch seinen Vater nicht die Wahrheit über Avil und ihn erzählt.
 

Avil und Liva gingen abseits der anderen. Liva verlor Avils Bauch nicht aus den Augen. Sie konnte nicht glauben, dass ihre eigene Schwester schwanger war und sie somit Tante wurde. Ob Avil und Gilbert wirklich heiraten würden?

Es war so viel geschehen seit ihrer Kindheit. Sie hatten immer im Schlosshof gespielt, sie waren glücklich gewesen und ihr Leben war unbeschwert verlaufen. Doch als Gilbert sechs geworden war, hatte sich alles geändert. Gilbert hatte gelernt seinen Verpflichtungen als König nachzugehen, Avil und sie selbst hatten lernen müssen, wie man sich als Dame am Hofe benahm.

Sie trauerte ihrer Kindheit nach, alles war so schön gewesen. Wieso musste sich so vieles ändern? War es Schicksal?
 

"Garem, es tut mir Leid, ich habe alles um mich herum vergessen, als ich Daja begegnete, auch deine Gefühle. Ich kann verstehen, dass du traurig bist, aber denkst du nicht, dass du Gilbert ein bisschen mehr vertrauen kannst, wegen Tamiko meine ich?"

"Vielleicht hast du Recht, aber ich habe so ein Gefühl, dass etwas Schlimmes auf unserer Reise passieren wird!"

Gilbert riss sich von Gabriel los und ging zu Garem, der dicht gefolgt von Folore begleitet wurde, und Takeru. Er wollte allem möglichst schnell entfliehen doch er wusste, dass er das Ziel nicht erreichen würde.

"Da magst du Recht haben, Garem. Ich sehe auch Schlimmes voraus, aber auch Glück und neues Leben.", mischte sich Gilbert ein.

"Weiche von ihm, Dämon!", zischte Folore, als Gilbert Garem ansprach.

Gilbert erschrak und wich noch weiter nach hinten.

"Das war sehr unhöflich von dir, Folore! Was würdest du sagen, wenn zu dir jemand ,Dämon' sagen würde?", fragte Garem.

"Ich musste es sagen, er sieht zum Fürchten aus, das kann kein anständiger Mann sein!"

Garem reagierte nicht weiter auf Folore, sondern sprach weiter mit Takeru: "Was ist jetzt eigentlich mit dir und Dajavela? Ich bemerke doch, dass etwas gelaufen ist. Du guckst sie immerzu an!"

Takeru kratzte sich verlegen am Kopf: "Nun ja, vor dir kann ich es nicht geheim halten. Ich habe mit ihr geschlafen." Takeru war peinlich berührt über so etwas zu sprechen.

Folore hatte genau aufgepasst und wollte diese Erkenntnis zu ihrem Vorteil nutzen. Sie hatte keine schlechte Meinung von Takeru und wollte ihm nicht schaden, sie wollte ihn lediglich aufziehen.
 

"Adreanna, darf ich etwas fragen?", fragte Daja, die neben Adreanna herlief.

"Natürlich!", antwortete diese.

"Wie ist Imil? Mein Vater Alex ist von dort, ich würde gerne mehr über den Ort erfahren!"

"Imil ist ein kleines Dorf, welches am Fuße des Merkur-Leuchtturmes liegt. Meistens liegt Schnee und es ist ziemlich kalt. Manchmal spürt man ein kleines Beben der Erde, was bedeutet, dass auch Imil sich den Gaia-Fällen nähert. Ansonsten gibt es nichts Weiteres darüber zu sagen. Es ist ein Dorf wie jedes andere. Keine Außergewöhnlichkeiten, seitdem Mia und Alex fort sind. Sie waren die Helden unseres Dorfes! Sie sind losgezogen, um die Leuchttürme wieder zu entzünden und die Welt zu retten!"

Was Adreanna nicht wusste war, dass die Bewohner von Imil nicht die Wahrheit sagten. Mia zog los, um Felix davon abzuhalten, die Leuchttürme zu entfachen und Alex hatte nur seine Machtvergrößerung im Sinn, er hatte kein Interesse an der Welt. Sein einziges Ziel war der Stein der Weisen.

"Danke, dass du mir das erzählt hast!", sagte Daja.
 

Spät am Abend kamen sie zum Hafen von Vale. Sie sahen ein großes, prachtvolles Schiff im Hafen liegen, welches wohl seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb war.

Sie suchten das Gasthaus auf, wo sie drei Zimmer nahmen. Eines teilten sich Takeru, Garem und Gabriel, das andere Adreanna, Daja und Folore, das letzte Gilbert, Avil und Liva.

Es war nicht ungewöhnlich, dass die drei in einem Raum schliefen, denn dies hatten sie schon seit ihrer frühen Kindheit getan. Avil und Liva hatten ziemliche Angst vor Gewittern, deshalb waren sie schon immer über Nacht bei ihm geblieben.

"Puh! Bin ich fertig! So lange bin ich noch nie unterwegs gewesen.", sagte Liva, als sie erschöpft auf ihr Bett sank.

"Du hast Recht, ich glaube wir sind zu bequem geworden. Ich fühle mich richtig schlapp!", erwiderte Avil darauf.

"Ihr beide könnt euch ausruhen, ich gehe mit Takeru und Garem etwas trinken. Wenn irgendetwas passiert, sagt Bescheid!"

"Was sollte denn passieren?", fragte Liva spöttisch, dann schoss es ihr durch den Kopf. "Wird etwas passieren?"

Gilbert schüttelte den Kopf und sagte: "Nein! Seid beruhigt." Er ging mit diesen Worten durch die Tür.

Nun waren Avil und Liva allein.

Avil ging zum Bett ihrer Schwester und setzte sich neben sie. "Tut mir Leid, dass ich dir nichts von Gilbert und mir erzählt habe. Ich dachte du würdest es Vater und Mutter sagen, ich hatte Angst!"

"Ich hätte es ihnen gesagt, aber ich hätte dabei natürlich auf deine Gefühle geachtet und sie respektiert. Avil, vertraue mir ein bisschen mehr. Ich liebe dich doch. Ich würde dir nie Schaden zufügen."

"Ich weiß, Liva. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Es ist nur so, Gilbert und ich wollten es so lange wie möglich geheim halten, damit uns niemand trennen kann." Avil guckte glücklich auf ihren Verlobungsring.

"Er wird dich glücklich machen, nicht wahr?"

"Ja, dass wird er ganz bestimmt. Niemand kann uns trennen, nicht einmal unsere Eltern. Wir sind für einander bestimmt."

Avil sah nun nicht mehr so glücklich aus. Auch Liva, die ihren Arm sanft um Avils Schultern legte wurde traurig. Sie wusste, wenn die beiden heiraten würden, wäre nichts mehr so wie es einmal gewesen war.
 

Im unteren Teil des Gasthauses ging es anders zu, laute Musik und viel Rederei erfüllten den Raum. Gilbert kam an, als sich Takeru und Garem gerade hinsetzten. Zu seiner Enttäuschung saß Gabriel auch bei ihnen.

"Gabriel, wieso bist du hier?"

"Na ja, ich kann doch nicht meinen kleinen, süßen Gilbert alleine lassen!"

"Lass mich doch in Ruhe!" Er setzte sich hin, ohne Gabriel weiter zu beachten.

"Der Wein hier ist ausgesprochen gut, so guten kenne ich nur von dem Apojii-Archipel.", sagte Garem, der sich wegen seines Vaters so gut auskannte, er war Händler und ein Teil seiner Ware kam nach Izumo. Garem holte sich immer gleich acht Flaschen von dem Apojii-Wein.

"Du hast Recht, Garem!", stimmte Takeru ihm zu.

Plötzlich wurden sie in ihrem Gespräch unterbrochen, am Nebentisch sprach ein bärtiger Mann. "Ich habe gehört, dass sich in der westlichen See Piraten aus Champa herumtreiben. Sie plündern, brandschatzen und versenken Schiffe! Ihr Kapitän ist der gefürchtete Feuerhaar!"

"Wer ist dieser Feuerhaar?", fragten seine Matrosen.

"Er ist ein Mann von unglaublicher Stärke, seine Hände sind so scharf wie die Klauen eines Wolfes, seine Zähne sind lang und spitz, wie die eines Vampirs, seine Größe ist extrem! Schwingen sprießen aus seinem Rücken. Er ist ein Monstrum!"

Seine Matrosen guckten verschreckt. "Kapitän, Sie wollen wirklich noch auf der westlichen See herumsegeln?"

"Natürlich, ich werde dieses Monster erlegen!"

"Das ist doch totaler Quatsch!", sagte Adreanna, die zu ihnen kam. Sie setzte sich zwischen Gabriel und Gilbert.

"Ich glaube wir wurden noch nicht miteinander bekannt gemacht.", bemerkte Gabriel. Er legte seine Hand auf ihren Oberschenkel.

Dies gefiel Adreanna überhaupt nicht, sie nahm die Hand angewidert hoch und schlug diese. Nun setzte sie sich rüber zu Takeru und Garem. "Ich bin Adreanna, das müsste dir reichen.", sagte sie kalt.

"Wieso so kaltherzig? Ich bin Gabriel, Onkel von Gilbert."

"Da ist Gilbert besser als du!"

"Na, na. Du wirst deine Meinung über mich ändern, wenn ich dich erstmal rum..."

Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn Adreanna verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Dann stand sie auf, schmiss seinen Krug um, so dass sein Bier über ihn floss und ging wieder auf ihr Zimmer.

"Was sollte das? Ich dachte du liebst Nabiva!", sagte Gilbert.

"Ich liebe alle Frauen, nicht nur Nabiva!"

"Aber sie liebt dich bestimmt über alles! Und sie wartet sehnsüchtig auf deine Rückkehr, am besten ist es, wenn du sofort zurückgehst!"

"Meinst du wirklich das wäre am besten? Wo ich doch ein grünes ,C' trage?"

"Was? Du bist auch ein Schicksalskind?", fragte Garem neugierig.

Auch Takeru hob den Kopf.

"Ganz richtig, ich bin eines! Also, seid ja nett zu mir, sonst haue ich wieder ab! Und das wollt ihr doch nicht, oder?"

"Ich will es mit eigenen Augen sehen!", verlangte Gilbert.

"Weißt du es nicht schon? Ich meine du als großer Wahrsager."

Gilbert erwiderte nichts, denn er wusste, dass sein Onkel Recht hatte.

"Glaubt ihr wir können uns vor Feuerhaar schützen?", fragte Garem.

"Ja, wenn wir zusammenhalten sind wir stark genug, wir werden uns gegenseitig beschützen!", meinte Takeru.
 

Sie tranken alle noch einen Krug und wollten danach schlafen gehen. Doch Daja kam herunter und wollte mit Takeru einen Spaziergang machen. Er stimmte zu und so gingen sie zusammen nach draußen.

"Endlich frische Luft, im Gasthaus war es so stickig!", sagte Takeru.

"Mhm, Takeru, was war los vorhin? Adreanna war so aufgewühlt!"

"Gabriel, nun, hat sich um sie bemüht, aber Adre wollte dies nicht." Takeru fand für fast alle Menschen Spitznamen. "Ich denke sie ist nicht der Typ für eine feste Bindung!", fügte Takeru hinzu.

"Und, bist du der Typ für eine feste Bindung?"

"Nun, weiß nicht. Irgendwann muss ich heiraten, möchte allerdings noch frei sein!"

"Würdest du mich heiraten, wenn ich wie Avil schwanger wäre?"

"Ja, auf jeden Fall! ... Moment mal, du bist doch nicht etwa schwanger?"

"Nein, keine Panik, ich kann dir ganz genau sagen, dass ich nicht schwanger bin."

"Da bin ich beruhigt."

"Möchtest du etwa keine Kinder von mir?"

"So war das nicht gemeint, Daja."

"Ich weiß. Takeru, guck mal dort, die Sterne auf dem Meer, sie erinnern mich an einen Ort, von dem ich geträumt habe."

Sie nahm seine Hand und beide sahen auf die Wasserspiegelung.
 

Gabriel machte sich auf den Weg zu dem Zimmer der Mädchen. Er erreichte dieses und klopfte an die Tür.

"Adreanna, bist du noch wach? Ich würde mich gerne bei dir entschuldigen!"

Es regte sich nichts. Nach ein paar Minuten wollte Gabriel wieder gehen, als sich plötzlich die Tür öffnete und die völlig verschlafene Adreanna heraus trat.

"Was willst du?", fragte sie müde, währenddessen rieb sie sich die Augen.

Sie hatte neben ihrem Nachtgewand nur noch einen durchsichtigen Mantel an.

"Ich wollte mich entschuldigen. Tut mir wirklich sehr Leid, ich wollte dich nicht unsittlich berühren." Er setzte seinen Hundeblick auf, mit dem er schon immer alles bekommen hatte.

"Schön, ich verzeihe dir und hoffe, dass die heutige Aktion eine Ausnahme war."

"Natürlich!"

Adreanna wollte gerade zurück in ihr Zimmer gehen, als Gabriel sie am Arm packte. Er zog sie an sich heran und drückte sie an die Wand. Erst jetzt bemerkte Adreanna, wie stark Gabriel war, denn sie konnte sich nicht einmal ansatzweise aus seinem Griff befreien.

"Gabriel! Was machst du? Ich will hier weg! Ich bin müde!" Adreanna versuchte ihn abzulenken, aber es half nichts.

Sein Gesicht kam immer näher an ihres, sie hatte Angst, sie machte die Augen zu und hoffte, dass dies nur ein Alptraum war. Doch sie wurde eines besseren belehrt, als seine Lippen die ihren berührten. Ruckartig öffnete sie die Augen. Sie hob ihr Bein und wollte ihm in den Bauch treten, aber seine Reflexe waren zu gut.

Er wandte sich von ihr ab und sagte: "Ich hoffe du weißt jetzt, dass ich alles bekommen kann, was ich will. Du wirst dich auch irgendwann an mich gewöhnen." Gabriel verließ den Ort des Geschehens.

Adreanna stand unter Schock. Sie hatte keine Chance gegen ihn. Nun hatte sie richtige Angst, denn er könnte sie immer noch in der Nacht überfallen.

"Adreanna, geht es dir gut?" Liva riss sie aus ihrer Erstarrung. Sie wollte nicht, dass irgendjemand etwas erfuhr. "Ja, Liva. Es geht schon. Was machst du hier?"

"Ich wollte nach unten, möchtest du mitkommen?"

"Ja, gerne!"
 

Sie gingen die Treppe hinunter und setzten sich an einen der Tische. Adreanna fiel sehr schnell auf, dass die Männer sie anstarrten. Dann realisierte sie, dass sie nur ihre Nachtgewänder anhatte.

"Ich gehe mir etwas anderes anziehen!"

"Verstehe, ich warte hier auf dich."

Adreanna verschwand nach oben und kam nach zehn Minuten wieder nach unten. Sie sah, dass sich zu Liva jemand mit einer großen Kapuze gesetzt hatte.

"Liva, wer ist das?"

"Seinen richtigen Namen kenne ich nicht, aber er sagte, ich solle ihn Senor E nennen." Sie wandte sich an Señor E. "Das ist Adreanna, sie ist eine gute und wichtige Freundin."

Er stand auf und reichte Adreanna die Hand zur Begrüßung.

"Schön Sie kennen zu lernen.", sagte er.

"Was machen Sie hier im Hafen, wollen Sie auch morgen lossegeln? Wir schon, unser Schiff liegt draußen, es ist dieses prachtvolle mit den Flügeln.", sagte Liva.

"Aber, das kann doch gar nicht euer Schiff sein, es gehörte einmal jemanden namens Felix, oder täusche ich mich?", fragte Señor E.

"Nein, Sie täuschen sich nicht, es gehört meinem Vater, ein Geschenk von Aaron aus Lemuria."

"Ihr Vater war Felix!" Señor E sprang auf, er wollte so schnell wie möglich fliehen.

Doch Liva griff nach seinem Mantel: "Was ist los, habe ich etwas Falsches gesagt?" Er versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien und so geschah es, dass seine Kapuze auf seine Schultern fiel.

Alle schauten auf den rothaarigen Mann.

Der bärtige Kapitän sagte zu seiner Mannschaft: "Das ist er, das ist Feuerhaar!"

Er nahm sein Schwert zur Hand und stürmte auf ihn zu, Feuerhaar konnte noch gerade so ausweichen, aber das Schwert fand ein anderes Ziel, es streifte Livas Arm. Liva sank zu Boden und drückte die Hand gegen die offene Wunde.

Feuerhaar bückte sich: "Tut mir Leid, ich muss fort. Aber dich werde ich niemals vergessen." Er holte einen an einer Kette hängenden Kristall heraus, legte diese um Livas Hals und küsste sie auf die Stirn, bevor er verschwand.

Adreanna kam gleich zu ihr. "Das ist nicht so schlimm, aber bewege dich nicht, ich werde dir helfen."

Es war allgemein bekannt, dass Merkur-Adepten heilende Kräfte besaßen. Sie nahm Livas Hand von der Wunde und presste ihre eigenen Hände auf diese.

"Heilige Kräfte des Wassers, erhört mich! Helft meine Freundin in der Not! Erhöret mich!"

Die Wunde fing an sich zu schließen. Kleinere Wunden waren nicht das Problem, aber lebensbedrohliche konnte selbst ein erfahrener Wasser-Adept nicht heilen.

"Danke!", sagte Liva und fiel Adreanna um den Hals.
 

Avil und Gilbert saßen auf einem Bett.

"Wie lange glaubst du wird Gabriel bei uns bleiben?", fragte Avil.

"Ich denke für immer, er ist nämlich ein Schicksalskind! Aber lass uns nicht über ihn reden, er ist für uns nicht wichtig."

"Meinst du er wird nicht versuchen uns auseinander zu reißen?"

"Avil, hörst du mir nicht zu? Ich will nicht über ihn reden!" Gilbert stand wütend auf und ging zum Fenster. Er sah, dass Takeru und Daja am Wasser saßen.

"Gilbert, sei nicht sauer, es ist nur so, dass ich wahnsinnige Angst habe! Angst davor, dass wir getrennt werden und du eine andere heiraten wirst."

"Sei nicht albern, ich würde niemals eine andere Frau als dich lieben und heiraten! Ich lasse nicht zu, dass uns jemand trennt. Eher sterbe ich!"

"Wären wir doch nur nicht verwandt!"

Sie stand ebenfalls auf und ging zu Gilbert. Ihre Hände legten sich auf seine Schultern. Er drehte sich um und küsste sie.

"Wieso wolltest du nicht, dass wir zum Jupiter-Leuchtturm fahren?", fragte Avil neugierig.

"Ach, eigentlich war es mir egal, aber wir hatten auch die andere Option, die bestimmt genauso gut gewesen wäre."

Avil traute dem nicht ganz, er würde so etwas nie ohne eine Absicht machen. Irgendetwas würde am Jupiter-Leuchtturm geschehen, aber Avil wusste nicht was.

"Avil, wollen wir nicht auch zum Meer gehen?", fragte Gilbert um vom Thema abzulenken.

"Ja, wieso nicht?" Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her. "Gilbert, nicht so schnell!"

Doch er hörte nicht auf sie, er raste die Treppe hinunter, beinahe hätte er Adreanna umgeworfen, die gerade die Treppe herauf kam.

"Gilbert, pass auf!"

Er zog sie weiterhin quer durch die Schänke. Aus den Augenwinkeln sah Avil, dass sich jemand zu Liva setzte.

Nun waren sie draußen. Gilbert wirbelte herum, hob Avil in seine Arme und lachte dabei.

"Ich liebe dich, Avil!"

Er setzte sie wieder auf den Boden und streichelte sie über ihre Wange.

"Ich weiß, Gilbert. Ich liebe dich auch!"

Gerade als sie sich küssen wollten hörten sie ein seltsames Geräusch aus dem Gasthaus. Im nächsten Moment sahen sie, wie ein mysteriöser Mann aus diesem stürmte.

"Gilbert, hast du das auch gehört?", fragte Takeru, der mit Daja zu ihnen kam. Gilbert nickte.

"Avil, was hast du?" Daja sah als Erste, dass Avil auf dem Boden lag und sich völlig grundlos den Arm festhielt.

Avil antwortete ihr: "Es ist nichts, aber was ist mit Liva? Ihr muss etwas passiert sein!" Sie deutete auf das Wirtshaus.

Takeru und Gilbert rannten los, doch Daja blieb bei Avil.
 

Takeru machte die Tür auf, aber Gilbert schrie: "Liva, was ist passiert?" Liva stand mit Adreanna in Mitten der Schänke.

"Ihr kennt Feuerfuß?", fragte einer der Matrosen.

"Der heißt nicht Feuerfuß, sondern Feuerzahn!", sagte ein anderer.

Ein dritter meinte: "Nein, er heißt Langfinger!"

Das ganze brach in eine heftige Diskussion aus.

Avil und Daja kamen herein. Die sechs entschlossen sich nach oben schlafen zu gehen.

Es wurde trotz allem eine angenehme Nacht.
 

Am nächsten Morgen wollten sie früh aufbrechen. Die Schicksalskinder packten alle ihre sieben Sachen und wollten losfahren, als sie eine Überraschung erlebten. Sie sahen ein allzu vertrautes Gesicht, es war Isaac.

"Bruder, was willst du hier?"

"Meine Frau wollte, dass ich noch einmal mit meinem Sohn rede." Isaac packte seinen Sohn am Arm und zog ihn von den anderen weg.

"Vater...", versuchte Gilbert anzufangen.

"Hör mir zu! Ich bin nicht damit einverstanden, dass du Avil heiratest! Aber ich weiß, dass du sie liebst und sie trotzdem heiraten willst. Ich denke, ich würde dasselbe tun, wenn ich meine Cousine lieben würde. Also stelle ich nur eine Bedingung! Wenn Avil nun einen Sohn bekommt, kannst du sie heiraten! Und nimm diesen Ring mit!"

Er zog einen Ring von seinem linken Finger ab, es war der Ring der Königsfamilie aus Tolbi.

"Vater...", auch ein erneuter Versuch scheiterte.

"Gilbert, denk an das Versprechen!" Isaac gab Gilbert zum Abschied die Hand.

Was Isaac nicht wusste war, dass er Gilbert zum letzten Mal sehen sollte.

Gilbert war glücklich über die Worte seines Vaters, er war sich sicher, dass dies ein Wink des Himmels war.
 

Adreanna kam aus dem Wirtshaus. Sie sah Gabriel drüben am Schiff stehen und ihr ganzer Körper zuckte zusammen. Gabriel sah, wie Adreanna versuchte sich unauffällig aus dem Staub zu machen. Aber dies konnte sie nicht, denn Gabriel rannte schnell zu ihr herüber und blockierte die Tür zum Gasthaus.

"Bin ich dir etwa unangenehm?", fragte Gabriel.

Adreanna ging nun in die andere Richtung, wurde allerdings von Gabriel festgehalten. Er umschlang ihren Bauch mit beiden Armen, dabei streichelte er ihre linke Hüfte mit seiner rechten Hand.

Sein Mund war dicht neben ihrem Ohr und flüsterte: "Wir können gerne dort weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben."

Sie war wie eingefroren, konnte sich weder rühren, noch etwas sagen.

"Gabriel, kannst du mir verraten, was du da schon wieder tust?" Es war Isaac, der sich von seinem Bruder verabschieden wollte.

"Tue ich denn etwas Verbotenes?"

Er ließ Adreanna frei und umarmte seinen Bruder.
 

Im nächsten Augenblick verließ Garem das Wirtshaus, wie immer dicht gefolgt von Folore.

"Folore, könntest du dich nicht mit jemand anderem beschäftigen? Immer rückst du mir auf die Pelle!"

"Aber du bist viel hübscher als diese anderen doofen Leute! Warum geben wir uns nur mit denen ab?"

"Erstens: Wir sind nicht von ,doofen Leuten' umgeben. Zweitens: Sie sind meine Freunde. Und drittens: Wenn du so weiter machst, wirst du bestimmt bald keine Freunde mehr haben!"

"Aber du bist doch bei mir, die doofen Menschen sind mir egal!"

"Tolle Einstellung! Ich werde dich bald auch nicht mehr erdulden, wenn du dich nicht änderst. Und solche Aktionen wie heute Nacht kannst du dir auch sparen!"

Folore hatte die heutige Nacht bei Garem im Bett verbracht, heute Morgen hatte sich Garem zu Tode erschrocken. Er hatte gar kein Interesse an Folore. Sie war halb so alt wie er selber und war eher wie eine kleine Schwester für ihn, außerdem hatte er doch Tamiko. Die eine, die er nie vergessen würde.

"Ich mag dich halt und will jede Minute meines Lebens mit dir verbringen!"

"Aber ich bin verlobt! Und wenn meine Verlobte hier wäre, dann würde ich mich nur noch um sie kümmern!"

"Nur noch um sie! Das glaub' ich weniger! Du würdest auch alle anderen aus deinem Leben mit einbeziehen. So kaltherzig kann jemand, der so schön ist, gar nicht sein!"

Garem wandte sich schnellen Schrittes von Folore ab. Wie konnte sie die Leute nur nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilen und nicht nach ihren inneren Werten? Solche Menschen konnte Garem überhaupt nicht leiden.

Als er dachte, er wäre allein, seufzte er: "Hach, Tamiko! Ich wünschte du wärest hier!"

"Du wirst sie schon bald wieder sehen!"

Garem blickte sich um und bemerkte, dass Liva und Avil auf einem Stein saßen. Beide waren eigentlich in ihre eigenen Gedanken versunken. Liva spielte mit ihrer neuen Kette herum, die sie von Feuerhaar bekommen hatte und Avil starrte auf ihren Verlobungsring.

"Kann ich mich setzen?", fragte Garem höflich.

"Natürlich!", kam es wie aus einem Munde.

Nun begann auch Garem in Gedanken zu versinken, er nahm sein Familienmedaillon in die Hand. Seine Gedanken waren ganz nahe bei seiner Familie, dann fiel ihm Oka wieder ein. Sie hatte nur zum Mikage-Berg gehen wollen, um Blumen für Okinos Hochzeit zu pflücken, aber sie war nicht mehr zurückgekommen. Er hatte das Gefühl, dass all die Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, verschwanden. Erst Oka, dann Tamiko. Wer würde als nächstes dran sein?

"Garem, Avil und Liva, wir wollen los! Kommt ihr?", fragte Takeru ironisch. Er wusste ja, dass sie mitkommen mussten.



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