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late@night

von

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Drei x Zwei

Kurz nachdem die ersten Sonnenstrahlen gleichmäßig durch die Spalte der Jalousien drangen und das Zimmer erhellten, wachte auch Jun auf. Sie liebte es von dem schönen warmen Licht der Morgensonne geweckt zu werden.

Jun lebte in einer kleinen Wohnung mit ihren zwei Tanten. Die ältere der beiden, Tante Reiko, war für ihr Alter sehr lebhaft und aufgedreht. Sie war immer am Lachen und schien ein sehr unbeschwertes, glückliches Leben zu führen. Tante Ami hatte zwar auch ein sehr sonniges Gemüt, aber mit ihr konnte Jun am besten über Probleme oder Gefühle reden, während Tante Reiko meist eher für gute Laune sorgte und Jun aufheiterte, wenn sie schlecht drauf oder gar traurig war. Juns Eltern hatten sich scheiden lassen als sie noch sehr klein war und kurz darauf starb ihre Mutter bei einem Autounfall. Ihr Vater hielt es jedoch für das Beste, dass sich ihre Tanten um sie kümmerten, da sie nie ein sehr gutes Verhältnis zu ihm hatte und sich auch sowieso besser mit Tante Ami und Tante Reiko als mit ihm verstand. Jun hatte außerdem noch eine Cousine, die Akiko hieß und zurzeit in den USA ihr zweites Sprachlernjahr machte und diesen Sommer wieder zurückkommen würde. Leider hatte sie nie die Gelegenheit gehabt sich großartig mit ihr anzufreunden, weil sie seit dem Unfall ihrer Mutter sehr lange keinen Menschen - bis auf Kayaka und Faye - an sich heran gelassen hatte. Nachdem sie ganze 3 Jahre bei ihren Tanten gelebt hatte, war Akiko auch schon fort gegangen und sie hatte auch vorher nie ein besonderes Verhältnis zu ihr gehabt.
 

Als Jun, nachdem sie sich angezogen hatte, in die Küche trat, waren ihre beiden Tanten gerade dabei den Tisch zu decken um zu Frühstücken. "Guten Morgen!", grüßte Jun sie lächelnd.

"Guten Morgen, Kleines! Na, hast du gut geschlafen?", wollte Tante Ami wissen, während Tante Reiko gerade im Kühlschrank herumwühlte.

"Ja - sehr gut! Ich gehe heute mit Faye, Kayaka und drei neuen Freunden in die Stadt. Ihr habt doch nichts dagegen, oder?"

Tante Reiko schüttelte lächelnd den Kopf. "Aber nein - geh nur! Wir freuen uns doch wenn du was mit deinen Freunden unternimmst.", sagte sie fröhlich.

Jun sah sie lächelte ihr dankend zu und setzte sich an den Tisch, damit das Frühstück beginnen konnte.
 

Auch Faye wachte bald auf und strahlte bis über beide Ohren, denn sie freute sich sehr auf das Treffen mit ihren Freunden. Weil sie bei ihren neuen männlichen Klassenkameraden einen guten Eindruck machen wollte, machte sie sich etwas mehr zurecht als sonst und formte sogar aus ihren glänzenden, langen Haaren eine wunderschöne, jedoch komplizierte Frisur. Daraufhin durfte sie sich mal wieder einige von Keikos neckenden Sprüchen anhören, weil sie sich auf einmal so schick machte. Faye antwortete nur, dass sie ja nur neidisch wäre, weil sie keine Verabredung hätte und Keiko verließ mit einem übertriebenen Lachen, das vermutlich einen harten Rückschlag vertuschen sollte, Fayes Zimmer.
 

Inzwischen war Kayaka auch wieder zu Hause angelangt und hüpfte unter die Dusche um sich langsam auch mal fertig zu machen.

Sie wohnte in einem Einfamilien-Haus zusammen mit ihrer Mutter und ihrer kleinen 10-jährigen Schwester Sakura. Kayakas Vater hatte die Familie verlassen, oder wurde besser gesagt von ihrer Mutter aus dem Haus geworfen, als sich herausstellte, dass er eine Affäre mit einer seiner Arbeitskollegin hatte. Für Sakura war es anfangs noch recht schwer sich an ein Leben ohne ihren Vater zu gewöhnen, auch wenn ihre Mutter ihre Bezugsperson war. Kayaka jedoch kümmerte es allerdings nicht besonders keinen Vater mehr um sich zu haben. Auch sie hatte früher Probleme mit ihm und so hatten Faye, Kayaka und Jun wieder mal etwas gemeinsam. Sie alle wohnten ohne Vater oder ganz ohne einen Elternteil, aber das schweißte sie umso mehr zusammen. Sie waren wie Schwestern füreinander und das sollte auch immer so bleiben.
 

Nachdem Kayaka fertig mit Duschen war und anschließend ihren halben Kleiderschrank auseinander genommen hatte, um etwas Passendes zum Anziehen zu finden, war sie am verzweifeln. Es war ihr nämlich äußerst wichtig gut auszusehen - schon allein wegen ihrem neuen Schwarm. Sie fragte sich auch immer wieder, wie Rick eigentlich über sie dachte und ob er sie nur halb so interessant und attraktiv fand wie sie ihn. Doch das tat in diesem Moment nicht viel zur Sache, denn sie stand immer noch verloren in ihrem verwüsteten Zimmer zwischen ihren vielen Kleidern in allen Farben und Formen, die überall zerstreut auf dem Boden lagen. Kurzerhand darauf beschloss sie, als letzte Hoffnung Faye und Jun anzurufen und sie um Hilfe zu bitten. Immerhin war es erst 12.00 Uhr und sie würden noch genug Zeit haben um sich schick zu machen. Da Faye und Jun wussten, wie ernst es Kayaka war, entschlossen sie sich selbstverständlich ihrer Freundin aus der Patsche zu helfen und fuhren mit ihren Fahrrädern schnell zu ihr rüber. Bis die drei ein perfektes Outfit samt Frisur ausgesucht hatten, war es schon fast halb zwei. Aber der große Aufwand lohnte sich, denn sie alle sahen umwerfend aus. Zwar hatten sie es nicht übertrieben und auch keine extreme Schönheitsumwandlung an sich vorgenommen, aber für die erste Verabredung mit Rick, Kazuya und Tanako war es geradezu perfekt, auch wenn Jun und Faye nicht annähernd so verrückt nach einem von ihnen waren wie Kayaka.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel waren die drei Mädchen auch schon auf dem Weg zur Stadtmitte, wo ganz in der Nähe des Turms ein großer Brunnen den Marktplatz markierte. Genau dort wollten sie sich auch mit Tanako, Rick und Kazuya treffen. Die große Turmuhr im Zentrum schlug zweimal laut, so dass es in der gesamten Stadt zu hören war.
 

Am Brunnen angekommen, sahen sie auch schon die drei Jungs auf einer Bank sitzen.

"Hey, da seid ihr ja.", freute sich Kazuya. Auch Rick und Tanako standen kurz darauf auf und liefen den Mädchen lächelnd entgegen. Nachdem sich alle begrüßt hatten, hakten sich die Mädchen bei den Jungs ein und machten sich auf den Weg zum Kino, wobei Jun und Faye sich natürlich sofort auf Tanako und Kazuya stürzten damit Rick und Kayaka gezwungenermaßen zusammen laufen mussten. Kayaka wusste jedoch nicht ganz recht, ob sie ihren beiden Freundinnen böse, oder dankbar sein sollte.

Als sich herausstellte, dass der Film, den sie schauen wollten, erst in einer Stunde lief, überlegten alle was sie in der Zwischenzeit unternehmen könnten.

"Lasst uns doch ein wenig in Geschäften rumlaufen, das unterhält uns eine Weile.", schlug die einkaufslustige Faye vor. Doch Kayakas Magen war strikt dagegen und ließ ein lautes Knurren von sich hören.

"Oh, Mist! Ich hab ja heute ganz vergessen noch was zu essen ...!", sagte sie und haute sich gegen die Stirn.

"Na ja, das trifft sich doch ganz gut, wir sind doch sowieso zu früh dran. Wie wär's wenn wir erst mal was essen gehen, Leute?", fragte Rick und schaute in die Runde. Da alle einverstanden waren suchten sie einen Schnellimbiss auf und schlugen sich dann erst einmal die Bäuche voll, wobei sie sich auch schon wieder etwas näher kennen lernten.

Nachdem alle gesättigt waren und wieder zurück zum Kino liefen, bemerkte Kayaka plötzlich, dass sie ihren Geldbeutel verloren hatte.

"Oh je! Ich hab ihn bestimmt am Schnellimbiss liegen lassen.", sagte sie und schaute dabei Faye und Jun hilflos an.

"Ja, das kann sein...! Los, wir gehen mal nachschauen. Ihr könnt ja schon mal die Kinokarten kaufen." Mit diesen Worten packte Faye Kayaka beim Arm und zog sie wieder über den Weg, den sie vorher gegangen waren zurück.

"Ähm, ja ok. Wir warten dann draußen auf euch...!", rief Jun, die nun ganz alleine mit Kazuya, Tanako und Rick dastand und ihren Freundinnen verzweifelt nachsah.

Während Faye Kayaka immer noch wie wild durch die Gegend zerrte, wurde Kayaka langsam misstrauisch. Geschickt riss sie ihren Arm frei und schaute Faye erwartungsvoll an.

"Sag mal, kannst du mir mal verraten was das Theater gerade sollte?", fragte sie aufgeregt.

"Selbstverständlich kann ich das!", erwiderte Faye gelassen. "Also, damit das mal klar ist: Ich werde im Kino keine Ruhe geben, ehe du dich nicht neben Rick gepflanzt hast, verstanden?!"

"Was? Aber das...das ist doch unfair...", antwortete Kayaka beleidigt, denn sie wusste genau, dass Faye ernst machen würde. Immerhin kannte sie ihre Freundin gut genug. "Ich sterbe wenn ich den ganzen Film neben ihm sitzen muss, das kann mein armes kleines Herz unmöglich verkraften.", sagte Kayaka verzweifelt.

"Ach komm schon, Kayaka! Das kriegst du schon hin und außerdem willst du ihn doch auch etwas besser kennen lernen... ansonsten wird das doch nie was und das ist doch die Gelegenheit, oder nicht?"

Kayaka seufzte. "Ja, du hast ja recht..."

"Na also!", sagte Faye zufrieden, "so gefällst du mir!"

Die einzige Antwort, die Kayaka dazu noch einfiel war ein kräftiger Stoß in Fayes Rippen. Doch es schien sie nicht zu stören, denn sie rannte fröhlich voraus zur Imbissbude, die nur noch wenige Meter entfernt war. Tatsächlich wurde Kayakas Geldbeutel dort gefunden und von der netten Verkäuferin ausgehändigt.
 

Während Rick mit Kazuya in der Schlange stand um, wie versprochen schon mal die Kinokarten zu kaufen, stand Jun alleine mit Tanako vor dem Kino auf der Straße um auf Faye und Kayaka zu warten und versuchte sich ein wenig mit ihm zu unterhalten, was ihr allerdings gar nicht mal so schwer viel wie sie immer geglaubt hatte. Sie stellte fest, dass sie sich recht gut mit ihm verstand. Auch wenn er nicht sonderlich aufgeschlossen war, lief das Gespräch recht gut.

Sie hätte gerne noch etwas länger mit ihm geredet, doch da kamen Faye und Kayaka auch schon wieder zurück und sammelten die auf der Straße stehenden Freunde ein, um endlich ins Kino zu gehen.

Kurz nachdem alle mit ihren Popcornbechern und Getränkeflaschen den riesigen Kinosaal betraten und vor der Reihe, in der sie sitzen sollten, standen, schob Faye Kayaka mit einem Schubs direkt neben Rick, um zu erreichen, dass sie sich nebeneinander setzten. Faye wusste nämlich ganz genau, dass Kayaka, auch wenn sie es versprochen hatte, sich immer noch weigern würde sich neben Rick zu setzen oder zumindest so tun würde, als habe sie es vergessen. So kam es, dass Rick ganz außen und Kayaka neben ihm Platz nehmen musste. Danach ging die Sitzreihenfolge natürlich mit Faye und Kazuya weiter und endete mit Jun und Tanako.

Als der Film begann, schaute Faye noch mal mit ihrem fiesesten Grinsen zu Kayaka rüber, die angespannt auf ihrem Platz saß.

"Dafür hasse ich dich!", sagte Kayaka böse über Ricks Schulter hinweg, wobei sie sich jedoch ein gleichzeitiges Lächeln verdrücken musste, denn insgeheim war sie erleichtert, dass sie tatsächlich ganz alleine neben ihm saß. Sie konnte es aber einfach nicht lassen, ihn während des Films mindestens alle paar Sekunden aus dem Augenwinkel anzusehen.

Nach einer Weile drehte sich auch Rick unerwartet zu Kayaka um und sah ihr tief in die Augen. Kayaka erschrak dabei so sehr, dass sie sich dummerweise an der Cola, die sie gerade trank, so sehr verschluckte, dass ihr plötzliches, lautes Husten im ganzen Saal zu hören war und großes Aufsehen erregte. Als sie sich wieder beruhigt hatte und die gesamte Aufmerksamkeit der Zuschauer langsam wieder dem Film galt, saßen Faye und auch Jun mit hochroten Köpfen da und Lachten sich immer noch über Kayakas, mal wieder typisches Missgeschick, kaputt. Selbst Rick konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen und da er nicht wollte, dass es Kayaka unangenehm war, hielt er sich unauffällig die Hand vor den Mund. Nachdem auch er sich wieder beruhigt hatte, legte Rick seine Hand zurück auf die Armlehne und stellte erschrocken fest, dass dort schon Kayakas Hand lag. Kayaka durchfuhr es in diesem Moment blitzartig, ihr wurde kochend heiß und ihr Herz schlug wie wild. Sie wartete darauf, dass Rick seine Hand schnell wieder weg zog, da es ja ein Versehen war, doch vergebens - denn er ließ sie genau dort wo sie war und schaute zufrieden auf die Kinoleinwand als sei nichts geschehen.

Als der Film zu Ende war und die sechs neuen Freunde vor dem Kino standen, wurde vorerst noch heftig über den Film und die verschiedenen Stellen daraus gelacht und geredet. Doch nach einer Weile ging der Gesprächsstoff aus und alle waren am Überlegen was sie als nächstes unternehmen sollten.

"Hm, wie wäre es, wenn wir ein wenig im großen Stadtpark rumlaufen würden? Da gibt es auch sicher einiges, was man dort machen könnte", schlug Faye vorsichtig vor und wartete auf die Reaktion der anderen. Dass Jun und Kayaka einverstanden sein würden war ihr ja schon ziemlich klar, doch sie war am zweifeln ob die Jungs diesen Vorschlag auch akzeptieren würden. Aber zu ihrer Überraschung fanden die Jungs diese Idee gar nicht übel - im Gegenteil! Sie schauten sich an und nickten ihr daraufhin einstimmig zu.

"Hey, das ist gar kein schlechter Einfall. Wir haben schon von diesem Park gehört und es soll wirklich schön dort sein", sagte Rick begeistert.

"Ja - ich hab gehört dass es dort auch eine kleine Sportanlage geben soll.", stimmte Kazuya ihm interessiert zu.

"Na also - worauf warten wir dann noch?", riefen Kayaka und Faye gleichzeitig, hakten sich beieinander ein, packten auch Jun und die Jungs beim Arm und machten sich mit ihnen lachend auf den Weg. Tanako hielt sich dabei allerdings etwas zurück und lief nur mit geringem Abstand neben ihnen her.
 

Der Park war nicht sehr weit von der Innenstadt entfernt, also beschlossen sie zu Fuß dorthin zu gehen. Obwohl die Stadt, in der sie lebten nicht besonders groß war, war sie ziemlich populär für den großen und erst vor kurzer Zeit errichteten Park, der neben der wunderschönen naturellen Landschaft und der angenehmen friedlichen Atmosphäre, noch sehr viel mehr zu bieten hatte. Da es vorher nie besonders viele Möglichkeiten gegeben hatte, in seiner Freizeit etwas zu unternehmen, was vor allem die Jugendlichen betraf, beschloss die Gemeinde statt einem gewöhnlichen typischen Park, auch eine gesamte, direkt angebaute Freizeitanlage zu errichten. Diese wurde seither auch regelmäßig von unzähligen Leuten - jungen bis mittleren Alters - besucht und besucht.

Neben Tennis-, Basketball-, Fußball- und Volleyballplätzen gab es auch noch einen Fitness-Center und ein Freibad, das vor allem um diese sonnige und schwüle Jahreszeit genutzt wurde. Als eine der meistgeliebten Attraktionen galt nebenbei auch vor allem die große, aufregende Tropfsteinhöhle, die sich etwas außerhalb des Parks befand.

Als die sechs Freunde nach kurzer Zeit dort ankamen und vor dem gleich am Eingang platzierten Fitness-Center standen, wurde erst wieder einmal beraten was als erstes unternommen werden sollte.

"Lasst uns doch gleich hier rein gehen.", schlug Kazuya begeistert vor.

"Scherzkeks! Und was, machen wir mit den Mädels? Die langweilen sich dort doch zu Tode..." widersprach Rick und grinste zu Kayaka hinüber, die auch im selben Moment Kontra geben wollte.

"Nein, nein - wir können ruhig mit rein gehen" rief Faye schnell und sah Jun dabei fragend an. Doch Jun wusste selbst nicht so recht wo sie hin wollte und da Faye sie so durchdringlich anstarrte und immer noch auf eine Reaktion von ihr wartete, tat sie einfach so als hätte sie nichts bemerkt und schabte unauffällig mit dem Fuß in den Kieselsteinen herum.

"Also ich würde ehrlich gesagt gern mal zum Basketballplatz gehen.", sagte Tanako vorsichtig um sich auch ein wenig mit einzubringen und schaute in die Runde woraufhin ihm keine überwiegende Begeisterung entgegen kam.

"Halt, halt!", rief Kayaka dazwischen, "wie wäre es wenn wir uns aufteilen und uns später wieder irgendwo im Park treffen...?"

Nach diesen Worten war es erst mal wenige Sekunden still, bevor jemand etwas dazu sagte. Jedoch fanden alle diese Idee nach einigen Überlegungen gar nicht mal schlecht.

"Hey - coole Idee Kayaka", rief Faye begeistert und klopfte ihr übermütig auf die Schulter. "Also was haltet ihr davon, wenn Kazuya und ich ins Fitness-Center gehen, Jun geht mit Tanako auf den Basketballplatz und Rick und Kaya..."

"Hey Moment mal Faye!" unterbrach sie Kayaka empört, "wer hat denn bitte gesagt, dass ich mit Rick zusammen..."

"Na ich sag das! Und ich denke nebenbei auch nicht, dass Rick etwas dagegen hat, wenn du ihn begleitest!", sagte Faye zuckersüß und schaute Rick fragend an.

"Nein - natürlich nicht.", sagte dieser dann und blickte erfreut zu Kayaka rüber, die Faye gerade noch am liebsten eine Gemeinheit an den Kopf geworfen hätte. Doch in diesem Moment hellte sich ihr finsterer Blick sofort wieder auf und sie vergaß alles um sich herum - zu Fayes großem Glück. Faye und Jun amüsierten sich wieder mal köstlich über Kayakas gezähmtes Verhalten, das immer dann zum Vorschein kam, sobald Rick sie ansah.

"Also dann bis in so ca. 1 Stunde!" rief Faye während sie sich bei Kazuya einhakte und lachte Kayaka dabei frech an. Doch bevor Kayaka darauf noch etwas einfiel, was sie Faye hinterher rufen konnte, hatte diese ihr schon den Rücken zugewandt und begann ein auffallend spontanes Gespräch mit Kazuya, wobei sie sich jedoch ein letztes gemeines Grinsen über die Schulter hinweg zu Kayaka hin, nicht verkneifen konnte. Kurz darauf berieten sich dann Jun und Tanako und machten sich auch sogleich auf den Weg zum Basketballplatz.

"Bis später, Kayaka!", rief ihr Jun noch schnell zu und auch sie hatte dieses seltsame zweideutige Lächeln aufgesetzt, das Kayaka so aufregte, denn sie wusste genau, dass Jun in dieser Beziehung genau wie Faye war. So schaute sie verzweifelt und hilflos ihren beiden Freundinnen nach und begann langsam nervös zu werden.

"So ein Mist! Das sieht den beiden mal wieder ähnlich - lassen mich hier einfach mit Rick stehen...pf!", murmelte Kayaka beleidigt vor sich hin. "auf diese bescheuerte Idee mit der Aufteilung konnte mal wieder nur ich kommen..."

"Na, was wollen wir zwei jetzt machen?", fragte Rick, der sich plötzlich vor Kayaka schob und ihr somit die Sicht versperrte. Erschrocken zuckte Kayaka zurück und starrte irritiert in sein Gesicht, das sie munter anlachte.

"Ich ...ähm...hab keine Ahnung...", lachte Kayaka verlegen "schlag was vor...!"

"Hm...", überlegte Rick kurz, "hast du Lust mit zur Tropfsteinhöhle zu kommen? Ich war dort nämlich noch nie....."

"In die...Tropfsteinhöhle...?", fragte Kayaka verdutzt. Sie wäre auf alle Arten von Vorschlägen gefasst gewesen, wie z.B. Tennisplatz, Minigolfplatz, oder auch einfach nur ein harmloser Spaziergang durch die Parkanlage. Aber das übertraf ihre Vorstellungskraft völlig, denn die Tropfsteinhöhle galt als einer der romantischsten Orte der Stadt und ausgerechnet dort wollte Rick nun mit ihr hin!

"Ähm...na klar, wenn du dort hin willst - warum nicht?", sagte Kayaka schnell nachdem sie mit Mühe ihre schon angesetzten Fantasien in ihrem Kopf stoppen konnte.

"Na dann komm.", forderte Rick sie lächelnd auf, nahm sie bei der Hand und lief mit ihr in die Richtung in die sie das wegweisende Schild führte. Kayaka konnte ihr Glück noch gar nicht fassen: Rick, der neue Mädchenschwarm der Klasse - und nebenbei auch ihr persönlicher - lief mit ihr Händchen haltend durch den Park auf dem Weg zur Tropfsteinhöhle, als wäre das die natürlichste Sache der Welt.

"Glück muss der Mensch haben!", dachte Kayaka bei sich und lachte fröhlich vor sich hin.
 

In der Zwischenzeit standen Kazuya und Faye bereits im Fitness-Center und bewunderten die unzähligen Gewichte und Trainingsgeräte, auf die Kazuya auch sogleich begeistert zustürmte.

"Wow! Hier gibt's wirklich alles!", rief Kazuya erstaunt und sah sich mit schnellen unentschlossenen Blicken in dem hellen Raum um, der von mehreren Leuten gleichzeitig genutzt wurde. Faye war eigentlich weniger der sportliche Typ und konnte sich daher nur schwer von Kazuyas übergroßer Freude mitreißen lassen. Doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass er ihr sicher sehr dankbar für die Begleitung war und so glich sich ihrer Meinung nach, alles wieder aus.
 

"Hey - du machst das ja richtig gut, Jun!", staunte Tanako ehrlich beeindruckt, als Jun den Basketball aus mindestens 3 Meter Entfernung im Korb versenkte.

"Oh. Danke." Jun lächelte etwas verlegen. "Du bist aber auch sehr gut."

Tanakos Gesicht wurde schlagartig wieder ernst und er sah verunsichert zur Seite.

"Danke", murmelte er nur vor sich hin.

Jun warf ihm den Ball zu und stellte sich wieder an den Rand. Dann sah in eine Weile an und dachte nach. Tanako war wirklich sehr verschlossen. Ob er einfach nur schüchtern war, oder hatte er in der Vergangenheit eine schlimme Zeit hinter sich gebracht, weshalb er nun so abweisend war? Jedenfalls schien er langsam aufzutauen und sie lagen so ziemlich auf derselben Wellenlänge, was verhinderte, dass der Gesprächsstoff ausging.

Trotzdem war er auf jeden Fall anders als sein Brüder und Kazuya...
 

Mit lautem Stöhnen ließ Faye die viel zu schwere Hantel wieder zu Boden fallen. "Oh je. Ich hätte nie gedacht dass diese Dinger so schwer sein könnten." Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie ihre Handgelenke.

Kazuya begann zu lachen.

"Kein Wunder - du hast dir ja auch gleich die drittgrößte Hantel vorgenommen. Er deutete auf eine etwas kleinere. "Hier. Versuchs mal mit dieser hier"

"Äh, nein schon ok. Ich geh mal zu den Fahrrädern", antwortete Faye schnell. Auf eine zweite Zerrung konnte sie sehr gut verzichten.

"Wie du meinst, ich bleib noch etwas hier bei den Gewichten", rief ihr Kazuya schmunzelnd hinterher.

Beim Herausgehen wischte sie sich den ersten Schweiß von der Stirn und sah auf ihre Armbanduhr. Die Stunde war schon zur Hälfte vorbei. Was wohl die anderen machten?
 

Genau wie es sich Kayaka erhofft hatte, war in der Tropfsteinhöhle zurzeit nicht viel los. Genauer gesagt gar nichts - denn sie waren alleine. Die Leute schienen es anscheinend für angenehmer zu empfinden, sich an diesem schönen Sonnigen Tag allen möglichen sportlichen Aktivitäten zu unterziehen als durch eine dunkle und glitschige Tropfsteinhöhle zu spazieren. Das Glück scheint auf meiner Seite zu sein, dachte Kayaka vergnügt bei sich, während sie mit Rick die Höhle betrat.

Da Beide schon 16 Jahre alt waren, durften sie die Höhle ohne Aufsichtsperson betreten, denn bei Kindern bestand die Gefahr, dass sie über die Absperrungen kletterten oder in die kleinen Gruben fielen, die sich an den Seiten der Wege befanden.

Die Tropfsteinhöhle sah wirklich wunderschön aus, mit den ganzen bunt schillernden und verformten Gesteinen die schwach von einigen Wandleuchten erhellt wurden. Allerdings war es dort nicht gerade so warm wie in der Sonne.

"Puh, ganz schön kühl wenn man von der Hitze draußen hier rein kommt...", bemerkte Kayaka und schauderte.

"Soll ich dir meinen Pulli geben?" fragte Rick und deutete mit einer Handbewegung auf den Kapuzenpullover, den er um seine Hüfte gebunden hatte.

"Ähm...wenn du ihn nicht brauchst...", antwortete sie zaghaft und sah verlegen zur Seite.

Rick reichte ihr den Pulli und wartete bis Kayaka ihn angezogen hatte.

"Steht dir ausgezeichnet!" sagte er und musterte sie grinsend.

Da Rick mindestens einen Kopf größer war als sie selbst, hing der Pullover weit über ihren Oberschenkeln hinunter, was Kayaka irgendwie ein niedliches Aussehen verlieh.

"Danke", sagte sie nur kurz angebunden und lief mit langsamen Schritten weiter. Rick folgte ihr mit fragendem Blick.

"Es ist dir doch nicht unangenehm mit mir alleine hier zu sein, oder?"

"Nein... Im Gegenteil... ich kann dich ja gut leiden, bis jetzt..."

"Ich mag dich auch. Aber ich hab das Gefühl, dass du irgendwie abweisend bist..."

Kayaka blickte verdutzt vor sich hin während sie weiterliefen. Hatte sie ihm etwa etwas Falsches vermittelt? Dabei waren ihr doch einfach nur diese peinliche Situation unangenehm gewesen. Sie wollte doch keinesfalls Abweisend sein.

Durch die vielen Gedanken die sie plötzlich im Kopf hatte, vergaß sie völlig auf den unebenen und holprigen Weg zu achten, bis sie auf einmal heftig stolperte und stürzte. Doch kurz bevor sie auf dem Boden aufkam, hatte sie Rick schon am Arm gepackt und hielt sie fest. Dabei hielt sie sich mit ihrer anderen Hand an seiner Schulter fest und zog sich hoch, sodass ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war.

Einige Sekunden standen sie einfach nur so da und starrten sich erschrocken an. Kayakas Herz begann zu rasen und die eben noch kühle Luft begann seltsamerweise unglaublich heiß zu werden. Erst jetzt erkannte Kayaka Ricks ungewöhnliche blau-grünen Augen, die im dunkeln Licht der Höhle von einem geheimnisvollen Glanz erfüllt wurden.

"T...tut mir leid...ich wollte nur..." Verwirrt half er Kayaka auf und entfernte sich einen Schritt von ihr. Auch Kaya versuchte sich wieder zusammen zu reißen und klopfte nur irritiert einige Steinchen von Ricks Pullover, der bei der ganzen Aktion zwischendurch auf dem Boden hing.

Rick war jetzt völlig eingeschüchtert und wagte nicht mehr sie anzusehen, während sie versuchten völlig unauffällig weiterzuspazieren.

Diesmal wollte Kayaka die Gelegenheit nicht schon wieder versäumen, also nahm sie einfach seine Hand und hielt sie fest. Nach einem ersten verdutzten Gesichtsausdruck griff auch Rick ihre Hand und beide schlenderten plaudernd weiter.
 

Als sich schließlich alle am Eingang wieder trafen, konnte man ihnen sofort ansehen wie die letzte Stunde abgelaufen war. Faye tappte völlig erschöpft hinter Kazuya her der plötzlich äußerst zufrieden wirkte, Jun unterhielt sich recht lebhaft mit Tanako, der wohl doch einen netten Kern zu haben schien und Kayaka lief schüchtern und mit hochrotem Kopf neben dem grinsenden Rick her.

"Also, Leute - sagt was ihr wollt, aber ich bin völlig am Ende!", stöhnte Faye den anderen zu, während sie sich sofort auf die nächste Parkbank fallen ließ. Jun nickte ihr zustimmend zu.

"Ja, bei uns ging es auch ziemlich ab. Wer hätte gedacht, dass man vom Basketball so erledigt sein könnte", sagte sie und stemmte ihre Hände auf die Knie.

"Ihr zwei scheint ja noch recht fit auszusehen...", bemerkte Kazuya und blickte in die Richtung von Rick und Kaya.

"Na ja, dafür bin ich jetzt halb blind. Ist ganz schön anstrengend für die Augen wenn man so lange in ner Höhle rumgeirrt ist.", erklärte sie, wobei ihr nicht entging, das Faye ihr mal wieder eindeutige Blicke zuwarf und vor sich hin grinste.

"Und kalt schien dir wohl auch gewesen zu sein, was?" fragte sie schmunzelnd. Kayaka wusste darauf nichts zu erwidern und tat so als hätte sie nichts gehört.

"Wenn ihr mich fragt, würde ich sagen wir machen für heute Schluss. Es wird schon bald dunkel und ich finde es war ein ziemlich langer Tag...", bemerkte Tanako.

"Stimmt. Für einen Tag haben wir verdammt viel unternommen", stimmte ihm Kazuya zu und auch alle anderen waren wohl deren Ansicht, denn sie nickten nur stumm.

So kam es, dass sie noch bis zur Stadtmitte gemeinsam liefen und sich dann trennten um die Heimreise anzutreten. Kayaka durfte sogar noch Ricks Pullover behalten, da es mittlerweile etwas abgekühlt hatte.
 

Währenddessen stand ein mysteriöses Wesen vor einem großen Fenster von dem aus man die Erde betrachten konnte.

"Dort sind sie also gelandet?", fragte es mit grimmiger Miene. Im selben Augenblick erschien plötzlich ein anderes Wesen in der Dunkelheit.

"Ja, Herrin! Vor ca. 13 Stunden sind sie auf der Erdoberfläche eingetroffen! Was wollt ihr nun tun?"

"Vorerst noch nichts...lass uns erst einmal abwarten ob und wann sie sich zeigen..."

"Jawohl, Herrin!" Und mit diesen Worten verschwand die dunkle Gestalt wieder auf die gleiche Weise, auf die sie erschienen war.

Die Erste jedoch stand noch immer am selben Fleck vor dem großen Fenster, den bösen ernsten Blick auf die Erde gerichtet.

"Wartet nur! Irgendwann werdet ihr euch schon zeigen müssen..."



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