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Versteigere J-Music Star Items, Versteigerung

Autor:  -Neya-

Beendet! ^^

 

Item: J-Music Star

Startgebot: 1500 KTs

Erhöhungsschritte: Immer um 50 KTs (mit 1-KT-Beträgen fang ich lieber erst garnicht an, das Drama kenne ich schon)

Ende: 19.05.10 - 21:00

Höchstbietender:  Doomsday - 1700 KTs

 

Angebote NUR hier im Blog abgeben, per ENS, GB oder sonst wie, wird nicht berücksichtigt!

Verschenke 100 KTs Karotaler, Verlosung, verschenke

Autor:  -Neya-

 

>>> Eine Zahl! <<<

Ich bin mal wieder in Stimmung und verlose hiermit 100 KTs!

Allgemeine Hinweise:

- ihr müsst NICHTS zahlen um mitzumachen
- schickt mir einfach eine ENS und nennt mir darin _1_ Zahl von 1-44

Teilnahmeschluss:

Sonntag, 02.05.2010 -  EDIT: verlängert bis 15:00, da ich vorher nicht da bin!
 

Gewinn:

Gewonnen hat derjenige, dessen Zahl nur 1x belegt wurde!
Jede Zahl, die von mehr als einem User getippt wurde, scheidet automatisch aus.

Sollte der Fall auftreten und mehrere Zahlen sind nur 1x belegt, so wird der Gewinn aufgeteilt.

Good Luck!

 

Ergebnis:

 

Teilnehmer: 44

Beliebteste Zahl: 27/37

Insgesamt wurden 11 Zahlen nur 1x belegt – demnach bekommen die entsprechenden User 9,09 Kts, aufgerundet jeder 10 KTs von mir.

 

 

01 à

02 à Wolfs_Tears_Wife

03 à

04 à

05 à TwoX

06 à

07 à

08 àRanAngel

09 àschattenmanta, LadyOscar

10 à

11 àserenasera

12 à

13 à

14 àdemoniacalchild, ChrisMonk

15 à lostvampire69,  x_Shinigami_x

16 àa-n-i

17 à

18 àVanillebaer_Kai

19 àKreumel

20 à

21 àGrell-san

22 à

23 àblackphie, ulqui-chan, kotori-hime

24 à Rouraito

25 àUsagiSan,  MrZeroid

26 àdheny

27 à-Zabimaru-, Buu-Huu,  -Kailicious-, Ai-Na

28 à

29 àYosephia,  Chibi-Uchiha, Bang

30 à

31 à

32 àSLeePyHeaD, Again

33 à

34 àXxAlexielxX,  Kiya-re

35 à

36 à miharu91, puchipan

37 à -Pain-, TenTen, FallenAngel, Rhabarberbaer_Pon

38 à Lycheebaer_Uruha, Static-Loser

39 à

40 à

41 à

42 àFever

43 àCatboy, Mangafan0,  Lethe-chan

44 à

26. Part III

Autor:  -Neya-

Die Rückfahrt verlief nicht weniger erträglich als die Hinfahrt. Mein Vater hat scheinbar heute Nachmittag einen neuen besten Freund gefunden. Eigentlich kann es mir ja egal sein, ist doch schön, dass er sich mit Herrn Miller so gut versteht, andererseits bin ich auch ein klein wenig neidisch. Wieso schafft der alte Mann es, so locker mit ihm zu labern, während mir jedes noch so kleine Wort immer schwerer fällt, sobald ich Mika auch nur ansehe?
 
Resigniert lehne ich mich zurück. Dieser Tag ist so was von zum in die Tonne treten. Ich will nur noch ins Bett und die Feiertage verschlafen. Morgen kommt die Verwandtschaft… Gott, das wird der blanke Horror. Das ganze Haus voller verrückter Leute, die nach zuviel Wein und Eierpunsch einer Horde Affen nicht ganz unähnlich werden.
 
Kaum in unsere Straße abgebogen, schnalle ich mich auch schon ab. Ich muss meinen Frust loswerden, und zwar so schnell wie möglich.
 
„Was soll denn das werden?“, fragt mein Vater, als er vor dem Haus unserer Nachbarn hält und ich überstürzt aus dem Wagen springe.
 
„Muss noch zu Mel, kannst den Baum ja schon mal aufstellen“, bringe ich keuchend hervor und knalle die Wagentür zu. Wie von der Tarantel gestochen, stolpere ich zu Mels Haus hinüber, äußerst darauf bedacht, nicht wieder auf dem Gesäß zu landen.
 
Okay, die Aktion eben war gewaltig scheiße. Zum einen habe ich nicht tschüss gesagt, was mir Mika hundertprozentig übel nehmen wird und zum anderen lasse ich meinen Vater nun den schweren Baum allein ins Haus transportieren. Schlechtes Gewissen, hau ab, ich habe eben ein anderes Problem!
 
Abermals klinge ich Sturm an Mels Haustür, als seine Mutter verdutzt öffnet. Ohweh, ganz vergessen. Die Gute muss ja nur vormittags arbeiten. „Hallo“, grinse ich peinlich berührt und Mels Mutter muss sich ein Lachen verkneifen.
 
„Dann werde ich wohl ein Gedeck mehr hinstellen“, meint sie verschwörerisch und mir dämmert, dass es ja schon Zeit für den Kaffee ist. Mels Mutter kann so toll backen, in der Hinsicht, würde ich sie echt gegen meine Mutter eintauschen.
 
Leise schleiche ich die Treppe hoch. Ich hoffe mal, dass Mel sich nicht wieder aufs Ohr gehauen hat, aber der Geräuschepegel sagt etwas anderes. Ich klopfe kurz an und öffne die Tür.
 
Da sitzt er und spielt Playstation, im Hintergrund läuft Nickelback und das Zimmer selbst gleicht immer noch demselben Schlachtfeld wie heute morgen. Mel blickt auf und mustert mich verdutzt.
 
„Haben wir hier Tag der offenen Tür?“, fragt er mich und lächelt breit.
 
Ich hingegen verziehe nur gequält das Gesicht und schließe die Tür hinter mir. „Kann ich vorübergehend bei dir wohnen?“, murmle ich angematscht und Mel legt die Konsole beiseite.
 
„Okay, was ist nun wieder?“
 
Mit einem wehleidigen Blick, lasse ich mich neben ihn aufs Bett plumpsen und knöpfe meine Jacke auf. „Wenn ich dir sage, dass mir bei den Temperaturen draußen…. mitten im Wald, DAS hier passiert ist, was würdest du sagen?“, entgegne ich verzweifelt und deute auf meinen nun sichtbaren Schritt, wo sich unter meiner Jeans eine deutliche Beule abzeichnet. Herr Gott, ein hoch auf meine weite Jacke, sonst hätte ich mich wirklich vornüber in den Schnee werfen und Maulwurf spielen müssen.
 
Mel sagt nichts, betrachtet nur mein Problem und schielt dann zu mir hoch. „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du hierher gekommen bist, um dir in meinem Bad einen runterzuholen?!“
 
Öhm, nun ja, wenn er es schon so direkt sagt, dann… „Nunja…“ Mir verlegen am Hinterkopf kratzend, sehe ich ihn bittend an und zucke leicht zusammen, als er in lautes Gelächter ausbricht.
 
„Mensch Noah, du bist doch reif für die Klapse… dass du einen seltsamen Geschmack hast, was Typen angeht ist mir ja klar, aber dass du dich nun an Bäumen aufgeilst, is mir neu“, sagt Mel amüsiert und hat wieder dieses zweideutige Funkeln in den Augen. Empört blase ich die Wangen auf und tippe mir gegen die Stirn.
 
„Was weißt du schon? Ich… erzähle ich dir gleich“, bringe ich genervt hervor und stolpere über die Hindernisse, die auf dem Boden verteilt liegen, ins Badezimmer. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, muss ich mich hier erst um was kümmert.
 
Mit den Rücken gegen die Tür lehnend, öffne ich meine Hose. Ich kenne Mel und seine perverse Ader nur zu gut, der würde sich noch mit einem Eimer Popcorn und einem Bier auf den Badewannenrand setzen und mir dabei zugucken.
 
Nachdem ich meinem Frust Luft gemacht und mich mit Kuchen voll gestopft habe, verlasse ich gegen 17 Uhr Mels Haus. Eigentlich wäre ich gern noch länger geblieben, aber so kurz vor den Feiertagen sollte man nicht die ganze Zeit wegbleiben. Hoffentlich ist Vaddern nicht so angepisst darüber, dass ich ihn vorhin allein gelassen habe.
 
Resigniert schließe ich die Haustür auf und schleppe mich in den Flur. Im Wohnzimmer brennt Licht und ich verwette meinen Arsch darauf, dass meine Schwestern bereits den Baum schmücken.
 
Besser, ich verkrümle mich gleich nach oben, ehe noch jemand auf den Trichter kommt, und mich fragt, ob ich nicht auch meinen Teil dazu beitragen möchte. Bis zum Abendessen möchte ich jetzt meine Ruhe.
 
Leise schleiche ich die Treppe hoch, als das laute Kläffen unseres lebenden Staubwedels mich zusammenfahren lässt. „Verrecke“, knurre ich Gwenny an, die mit ihrem gelben Schleifchen auf dem Kopf echt zu bescheuert aussieht. Wie Mel immer so schön sagt, das ist kein Hund, das ist Mittagessen.
 
„Aha, wer schleicht denn da zur Tür herein? Der Weihnachtsmann ist es nicht“, vernehme ich eine mir recht vertraute Stimme und blicke auf. Oh nein, Cori! Was sucht die denn schon hier? Ich dachte, die kommt erst morgen hier an. Wenn die jetzt auch noch ihren Typen mitgebracht hat, dann kotze, breche und übergebe ich mich!
 
„Schon da?“, erwidere ich ihre freundliche Begrüßung und sie grinst sacht. Cori ist meine älteste Schwester und somit auch die erträglichste, da sie schon ein wenig reifer in der Birne ist, trotzdem, so ganz kann sie ihre Sticheleien nicht lassen.
 
„Noah, kommst du mit ins Wohnzimmer“, vernehme ich die Stimme meiner Mutter und ich ergebe mich kapitulierend meinem Schicksal. Aber warte nur Gwenny, du wirst Weihnachten nicht ohne eine Ganzkörperrasur überleben!
 
Und wer an dieser Stelle glaubt, Gott ist so gnädig und erspart mir einen Schock, der irrt gewaltig. Natürlich hat Cori ihren Schleimbolzen von Macker mitgebracht und natürlich haben meine Eltern ihnen, ohne mein Wissen, mein Zimmer als Übernachtungsgelegenheit angeboten.
 
Ich könnte explodieren! Und wo soll ich die nächsten vier Nächte schlafen? Wenn die ernsthaft glauben, dass ich mit Miriam oder den Zwillingen in einem Raum penne, dann können sie von der Gewissheit ausgehen, dass sie am kommenden Morgen ein Kind weniger zu zählen haben!
 
Sichtlich angepisst, sitze ich auf der Sessellehne, während der Rest der Familie - und Steven - den ich ums Verrecken nicht mit dazu zähle, schwatzend und lachend Abendbrot isst.
 
Mir ist der Appetit gehörig vergangen. Scheinbar hat es jemand darauf angelegt, mir die Feiertage zu versauen.
 
Okay, für heute hätte ich eine Übernachtungsmöglichkeit, aber was ist mit den restlichen Feiertagen, wenn noch die Verwandten kommen? Da kann ich nicht einfach mal so zwischendrin abhauen und zu Mel übersiedeln, die wollen ja Weihnachten schließlich auch ihre Ruhe haben.
 
Dreck verdammter.
 
Oha, wenn die in mein Zimmer umsiedeln, muss ich vorher noch einige Sicherheitsvorkehrungen treffen. Mit einem genuschelten „Ich muss noch was erledigen“, erhebe ich mich und trolle mich aus dem Wohnzimmer.
 
Ich muss Beweise vernichten, die Zeitschriften in meiner Schublade, das Foto unter meinem Kissen, die DVDs, alles muss so schnell wie möglich verschwinden!
 
Gehetzt, stolpere ich die Treppe hinauf und greife nach dem alten Wäschekorb, der vor meiner Tür steht. Moment mal, wieso steht der Wäschekorb vor der Tür, und wer hat ihn aufgeleert?
 
Langsam dämmert mir, das Muttern bestimmt wieder in meinem Zimmer war. Scheiße, habe ich wieder vergessen abzuschließen? Wehe ihr, wenn sie irgendwas durchwühlt hat! Eilends, beginne ich damit, meinen Unrat zusammenzuschaufeln und in den Wäschekorb zu verfrachten.
 
Nicht auszudenken, wenn Cori davon was zwischen die Finger bekommt, oder noch schlimmer, ich möchte nicht Stevens Gesichtsausdruck sehen, wenn er da eine Zeitschrift mit nackten Kerlen unter meinem Bett findet. Meine Familie weiß zwar von meiner Neigung, aber so richtig auseinandergesetzt habe ich mich noch nicht mit ihnen und ich habe es gewiss nicht vor den Feiertagen vor.
 
Okay… wohin damit?
 
Missvergnügt, starre ich den vollen Wäschekorb an und wühle in meinem Kopf nach einer gescheiten Lösung. Eigentlich müsste ich das alles aus dem Haus schaffen, hier gibt es ja nirgends ein sicheres Fleckchen und die Zwillinge kramen überall herum.
 
Zu meinem Handy greifend, tippe ich Mels Nummer ein und versuche ein wenig runter zu kommen. Du kriegst echt noch einen Herzinfarkt, wenn du so weiter machst.
 
Die Sache ist schnell erklärt, auch auf Mels kommenden Hohn und Spot gefasst, so ist es mir lieber, ich verstaue meinen Kram bei ihm, als wenn ich mir morgen anhören darf, wie ich dazu komme, meinen kleinen Schwestern solche Magazine zu geben.
 
Langsam schleppen wir die Wanne die Treppe hinunter. Ich muss gut aufpassen, rückwärts und voll belanden ist man nicht gerade sehr gut abgesichert.
 
„Was hast du da eigentlich alles rein geschmissen?“, fragt Mel und versucht unter die Decke zu gucken.
 
„Wirst du noch früh genug sehen, abgesehen davon, ist da mein Schlafzeug und so mit drin“, füge ich murrend hinzu und atme erleichtert aus, als wir unten angekommen sind. Was für eine Schinderei.
 
„Was habt ihr da?“ Böses ahnend, drehe ich mich um. Na klasse. Die Zwillinge.
 
„Die Überreste vom Weihnachtsmann“, raunt Mel und ich grinse breit. Der Kerl hat echt nen Vogel.
 
„Aber pscht, wir müssen noch eine Grube ausheben“, füge ich hinzu und drücke mit meinem Ellbogen die Haustürklinke hinunter. Meine Schwestern sehen sich kurz an, ehe sie sich umdrehen und zurück ins Wohnzimmer laufen.
 
„Mama! Noah macht wieder Ärger!“
 
Die Augen verdrehend, mache ich, dass ich mit Mel hier rauskomme, ehe meine Mutter mir noch unliebsame Fragen stellt. „Reizende Geschwister hast du.“
 
„Ich schenk dir die beiden gerne, an Weihnachten soll man ja nicht so egoistisch sein“, gebe ich mit süßlicher Stimme zurück und bahne mir meinen Weg hinunter zum Tor.
 
„Also, ich würde lieber den Bruder haben“, erwidert Mel ernst und ich blicke verdutzt auf. Ist das wieder eine seiner Sticheleien, oder was soll ich davon halten? Auf den Kommentar gehe ich nicht ein, erstmal müssen wir mein Zeug sicher verstauen. Im Entenmarsch, gehen wir über die Straße und ich hoffe, dass uns im Moment niemand beobachtet. In letzter Zeit, habe ich mir schon zu viele Aussetzer erlaubt.
 
Irgendwie vergeht die Zeit schneller, wenn man sie mit jemanden verbringt, mit dem man sicht gut versteht. Mel und ich haben eine DVD rein geschmissen und später angefangen zu zocken. Als mein Blick zufällig auf die Uhr trifft, glaube ich meinen Augen nicht zu trauen. Halb Drei?!? Was geht?
 
„Sollten wir nicht langsam ins Bett?“, frage ich und Mel schielt grinsend zu mir rüber.
 
„Na wir haben’s ja eilig“, gibt er anzüglich zurück und ich antworte darauf mit einem ihm entgegen schleudernden Kissen. Idiot. Kopfschüttelnd, lege ich meinen Kontroller beiseite und strecke mich. Mein Nacken ist schon ganz steif. Gähnend fahre ich mir durch die eh schon zerwuschelten Haare und stehe angeschlagen vom Boden auf.
 
„Ich mach mich fertig“, nuschle ich und verschanze mich mitsamt meinem Waschzeug im Badezimmer.
 
Morgen Nachmittag kommen die Verwandten, aber wie ich Muttern so verstanden habe, sollen wir alle bei den Vorbereitungen helfen, also kann ich nicht bis mittags im Bett liegen und pennen.
 
Gute zehn Minuten später, tapse ich aus dem Bad, meine Klamotten hinter mir herschleifend. Wieso fühle ich mich gerade so seltsam, nur weil ich hier in Schlafshorts vor Mel herumlaufe? Als wäre das heute das erste Mal, dass einer von uns beim jeweils anderen übernachtet.
 
Während Mel sich nun ins Bad verkrümelt, schnappe ich mir mein von zu Hause mitgebrachtes Flauschkissen und verkrieche mich in die hintere Ecke des Futonbettes. Gut, mit 19 Jahren sollte man eigentlich aus dem Alter raus sein, dass man ein Stofftier oder ein Kissen mit sich rumschleppt, aber Herr Gott, ich kann ansonsten nicht schlafen!
 
Mich unter die Decke kuschelnd, gähne ich abermals und drehe mich in Richtung Fenster. Es hat schon wieder angefangen zu schneien. Wenn der Himmel so pechschwarz ist, dann haben die weißen Flocken einen richtig schönen, heraus stechenden Effekt.
 
Schneeflocken zu beobachten, ist viel wirksamer als Schäfchen zählen. Ich merke, dass ich immer müder werde, als auf einmal die Matratze hinter mir nachgibt, und Mel zu mir ins Bett krabbelt.
 
„Nacht“, murmelt er und knipst seine Lampe aus.
 
„Nacht…“
 
Im Zimmer ist es dunkel, nur der Schein der Straßenlaterne fällt durch die verschneiten Fensterscheiben. Mir fröstelt es gewaltig. Meine Füße sind kalt und auf meinen Armen bildet sich eine leichte Gänsehaut. Wie kann der Kerl nur nachts schlafen, ohne die Heizung anzustellen?
 
„Frostbeule“, nuschelt Mel und ich bin leicht erschrocken darüber, dass seine Stimme so nah an meinem Ohr ist.
 
Sag mal, geht’s dir gut Noah? Spackst hier ab, dabei handelt es sich um deinen besten Freund. Mels Arm sucht seinen Weg um meinen Bauch und er zieht mich näher an sich heran. Wie kann ein Mensch alleine nur so warm sein? Der reinste Backofen.
 
„Keine Reserven mehr“, gebe ich leise zurück. Der Tag war Kräfte zehrend, kein Wunder, dass mir nun kalt ist. Bei so vielen Missgeschicken und Rückschlägen auf einmal, da muss man ja ausgepowert sein.
 
Mel lacht leise und sein warmer Atem streift meinen Nacken. Toll, wie soll ich denn jetzt noch schlafen? Wieso muss immer ich in so eine dumme Situation geraten? Wieso muss das Leben so kompliziert sein… und wieso zum Teufel, muss Mel so verdammt attraktiv sein?
 
Mich selbst verfluchend, schließe ich die Augen, ignoriere die Tatsache, dass wir beide gerade Löffelchen machen und versuche zu schlafen. Der morgige Tag wird noch anstrengend genug, abgesehen davon, habe ich nun ein schlechtes Gewissen Mika gegenüber.
 
Wieso eigentlich schlechtes Gewissen? Es ist ja nicht so, als wären wir ein Paar… wir sind Nachbarn, sonst nichts… leider.



tbc...

x__x geschafft, der 1. Tag is fertig. 
Der 2. Tag (sprich Heiligabend) werde ich leider erst am 31.12./01.01. anfangen zu schreiben. Ich hab noch viel zu schreiben, und hab wenig Zeit die nächsten Tage, aber bis Mitte Januar dürfte ich es schaffen. ü,ü Sry, für die lange Wartezeit.
Wünsche allen frohe Feiertage und nen guten Rutsch.

25. Part II

Autor:  -Neya-







Wer sich vorstellen kann, wie bedeppert jemand guckt, dem vor Schreck das Wasser wieder hochgekommen ist, da sein Vater ihm soeben eröffnet hat, dass er nachher mit in den Wald muss, um einen Tannenbaum abzuschlagen, der weiß in etwa, wie es mir gerade geht.
 
What the fuck? Will er mich verarschen? Wäre ich doch besser bei Mel drüben geblieben, aber scheinbar hat Vaddern nur darauf gewartet, dass ich meinen Arsch nach Hause bewege, da ich vom Mittagstisch keine Fluchtmöglichkeiten habe.
 
„Wieso denn ich?“, nöle ich und verziehe das Gesicht. Meine Schwestern kichern amüsiert, wobei mein Vater mich ein wenig vorwurfsvoll betrachtet.
 
„Früher hat es dir doch immer Spaß gemacht“, meint er verdutzt, woraufhin ich ihn nur böse anfunkle.
 
„Ja, früher da hat man es auch toll gefunden, wenn man sich von oben bis unten mit Essen voll panschen konnte“, gebe ich murrend zurück.
 
„Das tust du heute auch noch“, fügt Miriam hinzu, und ich verpasse ihr mit meinem Fuß einen Stoß. „Hey!“ Empört versucht sie mich zurückzutreten, aber ich bin ja nicht ganz blöd, und hab meine Beine sicher unter meinem Stuhl verbarrikadiert.
 
Mutter seufzt leise und nimmt sich noch ein wenig Reis aus der Schüssel. „Ich wünsche mir wirklich, dass wir einmal ein gemeinsames Essen ohne eure Zankereien überstehen“, jammert sie und blickt zwischen uns her.
 
„Noah fängt doch an“, rufen meine drei Schwestern wie aus einem Munde. Ihnen gekonnt meine Zunge präsentierend, tippe ich mir an die Stirn. Ich glaub es hakt, wieso bin eigentlich immer ich derjenige der hinhalten muss?
 
„Nun komm schon, Tannenbäume fällen ist Männersache“, versucht mein Vater es weiter, was meine Meinung aber nicht unbedingt ändert.
 
Das alberne Gegacker von Miriam lässt mich aufhorchen und ich schiele böses ahnend zu ihr hinüber. „Dann darfst du Noah aber nicht mitnehmen, der ist und wird nie ein Mann“, kichert sie und ich trete erneut nach ihr, erwische zu meinem Leidwesen aber nur das Tischbein.
 
„Nun ist aber genug. Noah, keine Widerrede, morgen ist Heiligabend und es ist Tradition!“ Ohweh, na der Ton duldet keine Widerworte. Ganz herzig, ich könnte schreien vor Freude.
 
Familienleben ist manchmal echt zum abkotzen… vor allem, wenn es mit Traditionen verbunden ist!
Viel Zeit bleibt mir nach dem Essen nicht, um mich auf mein nahendes Schicksal vorzubereiten. Griesgrämig stehe ich mit meinen Winterboots, einer dicken Jacke und meiner Wollmütze vor dem Hoftor und warte darauf, dass mein Vater den alten Geländewagen aus der Garage holt.
 
Wir wohnen ziemlich nahe am Wald, daher macht sich so ein Auto schon bezahlt, allerdings wäre es um einiges interessanter, wenn er mich mal hinter das Steuer lassen würde.
 
„Bereit?“, ruft er von weitem und fährt die Einfahrt hinunter.
 
Was? Erwartet er, dass ich vor Beigeisterung in die Hände klatsche? Na ganz bestimmt nicht. Ich friere, es schneit, der Wind ist kalt und ich habe besseres zu tun, als mit meinem alten Herrn allein durch die Weltgeschichte zu stolpern.
 
Missmutig steige ich in den Wagen und knalle die Tür zu. „Nun zieh nicht so ein Gesicht, du darfst auch den ersten Schlag machen“, versucht er mich aufzumuntern, was mir aber eher einen Ausdruck des Entsetzens ins Gesicht jagt.
Ich und mit einer Axt auf einen Baum einschlagen? Na ganz bestimmt doch, bevor ich den Stamm treffe, habe ich mir eher ein paar Körperteile abgeschlagen…
 
„Und worauf wartest du“, frage ich, da wir immer noch auf der Straße stehen und uns keinen Zentimeter weiter bewegen.
 
„Auf unsere Mitfahrer“, sagt er knapp und lächelt zufrieden.
 
Skeptisch hebe ich eine Augenbraue. Mitfahrer? Was geht nun schon wieder? Wer außer uns fährt denn noch in den Wald und haut sich selbst einen Baum? Die meisten – intelligenteren Menschen – kaufen sich einen und fertig ist die Sache.
 
Ungeduldig tippe ich mit den Fußspitzen gegen den Boden. Man, man, ich möchte gern vor Einbruch der Dunkelheit wieder daheim sein!
 
Gähnend reibe ich mir die Augen, als ein lautes Hupgeräusch ertönt und ich erschrocken hochfahre. Entsetzt starre ich meinen Vater an, der fröhlich auf die Hupe drückt und seinen Kopf zum Fenster rausstreckt. Irgendetwas läuft gewaltig schief hier, ist der Mensch noch ganz gescheit mich so zu erschrecken?
 
„Noah, setzt du dich nach hinten und lässt Jeff nach vorne?“
 
Nach hinten, ja ganz toll, wieso lässt er mich nicht gleich hinten auf der Ladefläche stehen? Ich stöhne genervt und krabble zwischen den beiden Sitzen nach hinten. Und wer zum Teufel ist Jeff?
 
Als die Beifahrertür geöffnet wird, bleibt mir beinahe das Herz stehen. Nein! Vater, wieso tust du mir das an? Wie kannst du nur so grausam zu deinem einzigen Sohn sein?
Jeff Miller, wieso fällt mir der Nachname erst in dem Moment ein, als ich Mikas Vater vorne einsteigen sehe und zu meinem Entsetzen eben genannter Junge die hintere Tür öffnet und sich neben mich setzt.
 
„Hi“, grüßt er und lächelt sanft. Oooh mein Gott, dieses Lächeln. Denk an was Abnormales!
 
Ich warne dich Körper, wenn du mich verrätst, dann haben wir beide ein schwerwiegendes Problem… Hilfe! Diese Fahrt werde ich nicht überleben.
 
„Hallo“, murmle ich leise und rutsche unruhig in meinem Sitz hin und her, während mein Vater zu meiner totalen Vernichtung nun auch noch seine Weihnachts-CD mit den deutschen Liedern einlegt.
 
Mir gedanklich die Hand vor die Augen schlagend, bete ich innerlich, dass er nicht noch auf den Trichter kommt, vor unseren Nachbarn zu singen. Dann werde ich ihn persönlich erwürgen und mich hinterher auf dem Dachboden erhängen.
 
Gott wie peinlich! Wieso muss ich mit so einer Familie gestraft sein? Mika muss ja jetzt echt denken, dass wir allesamt einen Schaden haben.
 
Qualvolle zwanzig Minuten später, sind wir endlich mitten im Wald. Ich war noch nie so froh, aus einem beheizten Auto auszusteigen und in die eisige Winterlandschaft zu treten, wo mir garantiert in wenigen Minuten alle Körperteile abfrieren werden.
 
Während die Herren der Schöpfung mit Axt beladen vorausstapfen, schleppe ich mich mit wenig Begeisterung hinterher. Meine Laune ist mir anzusehen und ich würde jetzt am liebsten umfallen und erst im nächsten Frühjahr wieder gefunden werden.
 
Hier ist aber auch wirklich kein Schwein. Überall weiß in weiß und alles voller zugeschneiter Nadelbäume. Ganz reizend, mir geht das Herz auf vor Freude. Unruhig schiele ich zu Mika, der neben mir herstapft und sich neugierig umsieht. Gut, für jemanden, der aus einer Großstadt in so ein kleines Dörfchen gezogen ist, ist so ein Waldlauf vielleicht ganz interessant, aber wenn er meinen Vater erst einmal im Rausch der Gefühle erlebt hat, wenn er endlich den ’perfekten’ Baum gefunden hat, dann wird er wohl von unserer Familie einen Sicherheitsabstand von mindestens 20 Metern halten.
 
„Mikael, nun schlaf da hinten nicht ein“, ruft Herr Miller und deutet an, dass wir mal einen Zahn zulegen sollen.
 
Mika verdreht die Augen und murmelt etwas Unverständliches vor sich her. Na immerhin scheint er genau so begeistert zu sein, hier herumgescheucht zu werden wie ich. Ja, fanatische Väter sind schlimmer als alle Mathelehrer, Zahnärzte und Schlägertypen zusammen. Sie treffen einen nämlich immer da, wo es am meisten weh tut, im Peinlichkeitsbereich des eigenen Egos.
 
„Womit hat man dich erpresst?“, frage ich nach kurzem Zögern und atme tief durch. Oh Gott, du fängst dein erstes, richtiges Gespräch mit ihm an, versuch bitte, es nicht wieder zu versauen.
 
„Erpressen?“, gibt er verdutzt zurück und sieht mich interessiert an. Eigentlich müsste der Schnee zu meinen Füßen schmelzen, mir ist verdammt heiß und ich kann mir schon denken woran das liegt. Der Kerl braucht mich nur verpeilt anzugucken und mir schießen die Hormone durch den Körper, dass es ein Wunder ist, dass sie mir noch nicht aus den Ohren getropft kommen.
 
„Nyo… also ich-“
 
„Noah! Was hältst du von diesem hier?“, brüllt mein Vater in unsere Richtung und ich verspüre den Drang ihm jetzt gegen dass Bein zu treten. Irgendjemand scheint mich wirklich zu hassen…
 
„Ja, klasse. Hau ihn um und ab nach Hause“, schreie ich zurück und schnaufe verstimmt. Das amüsierte Grinsen von Mika, lässt mir einen warmen Schauer über den Rücken laufen. Wären wir hier alleine, dann würden meine Hände jetzt gewiss nicht in meinen Jackentaschen, sondern vielmehr in meiner Hose stecken und dort etwas gegen das sich anstauende Problem unternehmen.
 
Ich werde noch wahnsinnig. Dass ich mal in so einer Situation fest hänge, wo ich mein Gegenüber am liebsten zu Boden werfen und über ihn herfallen würde, hätte ich nie gedacht. Wenn ich Mel erzähle, dass mir mitten im Wald einer abgeht, nur weil der Grund meiner feuchten Träume mich angrinst, dann liefert er mich gleich in der nächsten Anstalt ab.
 
Meine Mütze tiefer ins Gesicht ziehend, kaue ich auf meiner Unterlippe. Ich will nach Hause… ich muss unter die Dusche… und zwar dringend!
 
 


tbc...




Gomen, der Part ist ein wenig kleiner, aber wir haben Besuch, daher gibt es heut nur ein bisschen und morgen (hoffentlich) das dicke Ende x__x

*ne nachtschicht einleg*

24. Türchen

Autor:  -Neya-




„Noah?“
 
Nein, langsam falle ich wirklich vom Glauben ab. Murrend zerre ich die Bettdecke höher und ziehe die Beine an. Es ist mitten in der Nacht, lasst mich schlafen! Das laute Klopfen an meiner Zimmertür lässt mich allerdings nicht wirklich zur Ruhe kommen.
 
„Noah! Essen!“, vernehme ich die kindlichen Stimmen meiner Schwestern und richte mich mühsam in meinem zerwühlten Bett auf.
 
Ich weiß schon, warum ich meine Zimmertür abends abschließe. Zum einen erspart man sich den Schreck am nächsten Morgen, wenn ein herzensgutes Familienmitglied versucht, einen um seinen verdienten Schlaf zu bringen, nachdem man die halbe Nacht wach und am feiern war. Zum anderen möchte ich nicht riskieren, dass meine Mutter wieder in mein Zimmer platzt, wenn ich mit ein paar Kumpels in meiner Dachgeschossrumpelkammer sitze und mich über schlechte Pornos lustig mache.
 
Ich denke, jeder kann nachvollziehen, dass, wenn man den erschütterten Gesichtsausdruck seiner Mutter vor Augen hat, während im Hintergrund eine auf Silikonbasis aufgebaute Blondine sich die Seele aus dem Leib schreit, wirklich gut daran tut, abends die Tür zu verriegeln.
 
Grummelnd schwinge ich meine Füße über die Bettkante, da das Klopfgeräusch vor meiner Tür nicht verstummt, sondern vielmehr im doppelten Tempo weiter geht. Ich schimpfe einige Worte vor mich her, die wir in diesem Haus eher vermeiden sollten und reibe mir die Augen.
 
„Scheiße“, murmle ich und suche nach meinen Hausschuhen. Wieso muss der Boden morgens immer so ekelhaft kalt sein? Aber Gott weiß, wo ich meine Schlappen wieder hingekickt habe.
 
„Aufstehen!“, schreien meine Schwestern und missmutig tapse ich zu Tür und drehe den Schlüssel herum.
 
Mit einer Weltuntergangsmiene blicke ich auf die beiden elfjährigen Quälgeister, besser bekannt als meine Zwillingsschwestern Lisa-Maria und Anna-Marie, die mich nun verschmitzt angrinsen und die Flucht ergreifen.
 
Ja, Familienleben kann schon schön sein, aber wenn man so ein armes Schwein ist wie ich, dessen Eltern einen gleich mit vier Schwestern gestraft haben, der wird sich hüten, das laut auszusprechen.
 
Vier Schwestern, richtig gehört. Damit alle in unserer Irrenanstalt durchsteigen, mal ein kurzer Einblick in unsere Großfamilie.
 
Meine älteste Schwester Cornelia, genannt Cori, ist 23 Jahre alt und Gott sei dank schon aus dem Haus. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich endlich unters Dach ziehen konnte und nicht mehr Tür an Tür mit meinen Eltern schlafen muss.
Ein Grauen, wenn ab 22 Uhr der PC aus sein muss, da das angeblich „laute“ Tastenklappern meine Mutter um ihren Schönheitsschlaf bringt.
 
Dann ist da meine jüngere, siebzehnjährige Schwester Miriam, die ich allerdings von Geburt an auf den Namen Möhrle taufte, da ihre roten Haare schon ziemlich an eine Karotte erinnern. Möglicherweise ist das der Grund, warum ich mich mit ihr ständig in der Wolle habe, da sie diesen äußerst liebenswerten Beinamen durch mich erhalten hat. Aber meine Güte, als gerade mal zwei Jahre kleiner Gnom denkt man sich nichts dabei.
 
Und dann haben wir da noch meine beiden Zwillingsschwestern. Lisa-Maria und Anna-Marie sind vor kurzem Elf geworden und ich kann nicht sagen, dass sie sich wie elfjährige Mädchen aufführen. Eher wie kleine Monster, da sie mich regelmäßig zur Weißglut treiben, genau wie meine anderen beiden Schwestern, wovon ich Gott lob nun eine weniger zu fürchten habe.
 
Und dann bin da noch ich. Zurzeit besuche ich das Gymnasium unseres kleinen Städtchens und befinde mich nun im letzten Schuljahr. Mit meinen 19 Jahren bin ich das zweitälteste Kind der Familie und wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass mein Vater sich nicht als vollkommener Versager fühlt, da er ansonsten nur Mädchen zustande gebracht hat. Man hat mich damals auf den Namen Noah-Janosch getauft… Was soll ich sagen, meine Mutter hat halt ihren ganz eigenen makaberen Humor, den sie bei ihren Kindern in Form von unmöglichen Namen zutage gefördert hat.
Danke vielmals gute Frau!
 
Meine Eltern sind ganz okay, wenn auch ein wenig aufdringlich und neugierig, insbesondere meine Mutter kommt einem Kaugummi am Schuh sehr nahe.
 
Wir wohnen alle zusammen in einem Einfamilienhaus, zusammen mit zwei Wühlmäusen, einem stinkenden Yorkshire-Terrier und ein paar Fischen, die allerdings regelmäßig sterben und durch neue ersetzt werden, da mein Vater es scheinbar nicht auf die Reihe bekommt, die Viecher am Leben zu erhalten.
 
Seufzend stolpere ich die schmale Treppe hinunter und schiele unauffällig in Richtung Küche, wo meine Mutter am Herd steht und das Mittagessen zubereitet. „Du schläfst zu lange“, sagt sie mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton, ohne sich zu mir umzudrehen. Manchmal frage ich mich, ob diese Frau ein Alien ist. Ich kann mich noch so sehr bemühen leise zu sein, sie wittert mich irgendwie und dann versuch mal den Fängen einer liebevollen, besorgten Mutter zu entkommen! Das ist das Ende, da bleiben meist keine Überlebenden zurück.
 
„Wo ist das Essen?“, erwidere ich somit ihren morgendlichen Gruß an mich, woraufhin sie sich umdreht und mich perplex betrachtet.
 
„Es ist kurz nach Elf, das Essen dauert noch“, gibt sie unschuldig zurück und wendet sich wieder ihren Töpfen zu.
 
Es dauert noch? Bitte spulen wir den Film noch mal zurück, ich scheine etwas verpasst zu haben. Das amüsierte Kichern unter der Treppe lässt mich aufhorchen und ich funkle meine sich dort nun vor Lachen krümmenden Zwillingsschwestern an, die mich mal wieder unnötigerweise geweckt haben.
„Dummes Volk“, schimpfe ich auf die beiden, wovon ich mir einen mahnenden Blick meines Vaters einfange, der gerade zur Haustür hereinkommt und meine jüngere Schwester Möhrle samt Taschenwauzi mit sich führt.
 
Ich merk schon, es ist besser ich verkrümle mich gleich wieder, ehe ich mir wieder das sich ständig wiederholende Geschwafel von wegen „Spricht-man-so-mit-seinen-kleinen-Schwestern-junger-Mann“ anhören darf.
 
Der siegessichere Blick, kombiniert mit zwei sich mir entgegenstreckenden Zungen reicht vollkommen aus, um mir den Rest des Tages im Voraus zu versauen.
Nein, ich muss hier raus, bloß schnell die Flucht ergreifen, ehe es dafür auch zu spät ist!
Noch in Schlafshorts und Shirt, laufe ich durchs Wohnzimmer und greife reflexartig zum Telefon. Hoffentlich ist Mel schon wach, ansonsten werde ich nun dafür sorgen. Tutgeräusch – ich hasse dich!
 
„Machs kurz, andere wollen auch noch“, vernehme ich die reizende Stimme meiner Schwester und werfe ihr mein ’Du-kannst-mich-mal-kreuzweise’-Lächeln zu. Wer von uns hängt denn dauernd an der Strippe?
 
„…was..?!“, dringt die recht angepisste Stimme meines besten Freundes aus dem Hörer und ich mache mich innerlich schon auf einen späteren Vergeltungsschlag gefasst.
 
„Good morning sunshine“, flöte ich ins Telefon, woraufhin meine Schwester nur die Augen verdreht und sich mit der Bemerkung ’Faggot’ aus dem Zimmer schleicht.
 
Eine Weile herrscht ein eisiges Schweigen und ich frage mich, ob Mel wieder eingenickt ist, oder ob er gerade darüber nachsinnt, wie er sich für diese Aktion bei mir revanchieren kann. „Wiespätisses.“
 
Bitte was? „Nimm mal den Lappen aus dem Mund und sprich deutsch mit mir“, gebe ich grinsend zurück und wippe auf der Sofaarmlehne herum. „Kann ich kurz rüber kommen?“, fahre ich fort, da ich nicht viel an Redegewandtheit von Mel verlangen kann, wenn er noch halb im Koma liegt. Na kein Wunder, so wie er sich gestern wieder die Kante gegeben hat…
 
Hmmm…“, ist alles, was ich als Antwort erhalte, gut, fasse ich das mal als ein Ja auf.
 
„Bis gleich.“ Mit den Worten lege ich auf, wuchte meinen trägen Körper vom Sofa und schleppe mich die Treppe zum Dach hoch.
 
Einerseits gut, dass ich nun ein größeres Zimmer habe, aber diese Treppensteigerei ist für einen Sportfeind wie mich die reinste Folter.
 
Keine 20 Minuten später, verlasse ich das Haus. Viel Zeit habe ich nicht, immerhin will ich noch etwas vom Mittag abbekommen. Wie ich meine selbstsüchtige Sippschaft kenne, bleiben am Ende nur die weniger guten Reste über. Aber bei so einer Großfamilie zählt eben das Gesetz des Stärkeren. Sei zeitig da, oder du verhungerst. Im Krieg und beim Mittagessen ist alles erlaubt!
 
Meine Güte, das hat vielleicht geschneit über Nacht. Als wir gestern von Dic nach Hause kamen, war es noch nicht so hoch. Grinsend schlendere ich die Einfahrt hinunter und laufe über die Straße. Weiße Weihnachten, na wenn das nicht mal ein positives Zeichen neben den ganzen Niederlagen der letzten Wochen ist, dann weiß ich auch nicht.
 
„Uah!“ Mit den Armen rudernd, versuche ich das Gleichgewicht zu halten – aber zu spät, aus die Maus…
 
Schmerzt! Aua! Mist, Mist. „Scheiße verdammt!“ Mir die schmerzende Stelle reibend, blinzle ich angesäuert und schimpfe einen Fluch auf unsere Gemeinde, die es scheinbar nicht mal fertig bringt, bei so einem Wetter die vereisten Straßen mit Salz zu bestreuen. Arme unschuldige Jugendliche wie ich, brechen sich ja alle Knochen!
 
Murrend stehe ich auf und erstarre. Holy shit, das darf nicht wahr sein.
 
Zwei Häuser weiter, auf der anderen Straßenseite steht er. Augenblicklich schießt mit die Schamesröte ins Gesicht und ich mache, dass ich von der Straße runter komme.
 
„Alles okay?“, ruft er mir zu und ich nicke nur knapp, ehe ich gegen den Zaun von Mels Elternhaus pralle und einen Flug rückwärts über die Holzlatten mache.
Wunderbar, zum zweiten Mal aufs Maul geflogen. Ich hätte besser im Bett bleiben sollen.
 
Hat mal wer eine Schaufel über? Ich möchte mir gerne ein Loch graben, in das ich mich bis zum Frühjahr verkriechen kann. Wie dämlich kann ein Mensch alleine nur sein? Mir den Schnee von der Hose klopfend, stolpere ich durch den Garten und vermeide jeglichen Blickkontakt mit ihm.
 
Mich hochrotem Kopf, laufe ich die Treppe hoch und klingle Dauersturm an der Tür. Nun komm schon! Mach endlich auf! Ruckartig wird die Tür geöffnet und ein ziemlich verpennter, aber dennoch angepisster Mel steht im Türrahmen und erweckt bei mir den Eindruck, dass er mich arme Seele gleich kopfüber in den nächsten Schneehaufen stülpen wird. Ein Glück, dass seine Eltern um diese Zeit schon längst außer Haus sind.
 
„Du hast doch echt nen-“
 
„Ja, ja! Lass mich rein, los!“, dränge ich und schließe ruckartig die Tür hinter mir. Erleichtert atme ich aus und versuche mein immer noch schnell schlagendes Herz zu beruhigen.
 
Mel hebt skeptisch eine Augenbraue. Seine etwas längeren schwarzen Haare hängen ihm ins Gesicht und die dunklen Ringe unter den Augen, lassen darauf schließen, dass er wirklich noch ein paar Stunden mehr Schlaf benötigt als ich.
 
„Geht’s dir gut?“ fragt er mich und ich verziehe gequält das Gesicht. Sehe ich so aus?
 
Man müsste denken, dass beste Freunde dazu da sind, um einen in schlechten Momenten aufzuheitern, aber Mel konzentriert sich mehr auf den Part, wie er sich am besten über mich lustig machen kann.
 
„Du bist doch echt zu blöd zum Leben“, bringt er lachend hervor und lässt beinahe seine Kippe fallen. Einen Flunsch ziehend, kralle ich mir sein Kopfkissen und wippe ein wenig auf dem Sitzsack herum.
 
„Danke vielmals. Und als wäre das nicht schon schlimm genug… ausgerechnet ER hat das auch noch gesehen“, füge ich wehleidig hinzu und resigniere. Von allen Nachbarn in der Gegend, muss natürlich Mika beobachten, wie ich meinen Sterbenden Schwanentanz auf der vereisten Straße aufgeführt habe!
 
Mel sieht mich nachdenklich an, ehe er mir durch die dunkelblonden Haare wuschelt. „Du hast echt ein Problem“, meint er mitfühlend, wobei er schon wieder diesen ironischen Unterton in der Stimme hat. Will er mich verarschen? „Wobei ich echt nicht verstehe, was du an dem Langweiler findest“, fügt er leicht bissig hinzu und tippt mir gegen die Stirn.
 
„Isser nich…“, verteidige ich Mika, wobei ich ehrlich gesagt auch das gleiche dachte, als er und seine Leute im Sommer hierher gezogen sind. Mika ist nicht gerade groß, aber ich mit meinen knapp 1,72 Metern brauch da keine großen Töne spucken. Meistens sieht man ihn irgendwo mit einem Buch durch die Gegend laufen. Platinblondes Haar und eisblaue Iriden, die einen durch seine Brille anblicken – eigentlich jemand, den man sieht und wenige Sekunden später schon wieder vergessen hat, dass er existiert… wieso nur, war das bei mir nicht der Fall?
 
Es ist schon direkt peinlich, dass ich seit guten 5 Monaten in den Kerl verschossen bin und bis dato noch nicht einmal ein Gespräch mit ihm geführt habe. Meistens ergreife ich die Flucht, ehe ich irgendetwas Blödes sage, wodurch er mich für einen kompletten Idioten hält… aber ich glaube nach der heutigen Aktion ist das sowieso klar für ihn.
 
Ich bin echt ein armes Schwein. In Selbstmitleid versinkend, beobachte ich Mel aus den Augenwinkeln, wie er sich aus seinen Schlafsachen befreit und im Adamskostüm in Richtung Nebenzimmer tapst.
 
Der hat’s gut… sein eigenes Bad auf der Etage, während ich mich mit meinen Schwestern jeden Morgen darum streite, wer denn nun zuerst rein darf. „Präsentierst du jedem Nervbolzen im Dorf deinen nackten Arsch, wenn er dich besuchen kommt?“, frage ich amüsiert und Mel zwinkert mir zweideutig zu.
 
„Du weißt doch Noah, mein Arsch gehört allein dir“, gibt er mit dieser tiefen Stimmlage zurück, dass sich mir die Nackenhärchen aufstellen. Perverses Stück…
 



tbc...


Wünsche allen frohe Weihachten. ^-^

Weiter geht es morgen mit Silly (an beiden Weihnachtstagen ein neues Stückchen), der heutige Part ist mehr eine Einführung, um die Protagonisten ein bisschen besser kennen zu lernen.

23. Türchen

Autor:  -Neya-
*~* Santa *~*
 
 
 
„Heute Nacht bleibe ich auf! Ich will den Weihnachtsmann sehen“, höre ich meine kleine Schwester sagen und verdrehe innerlich die Augen. Na da kann sie lange warten. Zwischen uns liegen gute 11 Jahre, sprich – ein 16jähriger glaubt nicht mehr an diesen Humbug.
 
Wann ich aufgehört habe an den Weihnachtsmann zu glauben? Ich glaube da war ich 5 Jahre alt, wo ich unseren ehemaligen Nachbarn abends betrunken durch seinen Vorgarten hab taumeln sehen.
 
Soviel zu dem Thema, ich hoffe, dass es meiner Schwester auf eine andere Art und Weise auffällt und nicht so negativ wie bei mir. Ich seufze leise und stochere in meinem Pudding rum.
 
Im Wohnzimmer sitzt die komplette Familie. An Heiligabend haben wir immer ein volles Haus. Muttern ist im Stress, da sie trotz aller Vorbereitungen immer noch glaubt, dass sie zu wenig Lebensmittel besorgt hat, und Vaddern ist damit beschäftigt, dem neuen Lebensgefährten meiner Großmutter aus dem Weg zu gehen, da er das neunmalkluge Gesülze nicht mehr ertragen kann.
 
Zwischen den älteren Herrschaften fühle ich mich ziemlich fehl am Platze. Letztes Jahr war wenigstens noch mein Cousin da, immerhin einer in meinem Alter, neben den ganzen Kleinkindern, aber der Idiot zieht es ja vor, mit seiner neuen Freundin und deren Familie zu feiern.
 
Na herzlichen Dank dafür, dass du mich hier alleine versauern lässt. Irgendwie schmeckt mir der Pudding heute nicht. Resigniert schiebe ich die Schüssel beiseite und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Man, die Luft hier drin ist wirklich ätzend. Ist ja mal wieder typisch, dass mein Vater wieder groß auffahren muss und sich nun mit meinem Onkel eine Zigarre gönnt.
 
Man, mir kommt echt das kotzen. Mutter ist mit meiner Tante in der Küche und räumt auf. Schwachsinn, muss sie das heute machen? Als würde das Geschirr bis morgen vergammelt sein…
 
„Ja?“, frage ich genervt und blicke hinab zu meiner Schwester, die nun am Ärmel meines Hemdes zieht.
 
„Bleibst du heute Nacht auch auf?“
 
Na ganz bestimmt doch, ich muss ja noch meine Fallen aufbauen, damit der gute Weihnachtsmann sich heute richtig schön weh tut. Wenn er wehrlos ist, lässt er sich leichter gefangen nehmen und wir können die Elfen in der Spielzeugfabrik erpressen… nein, so was sage ich nicht, an solch einem Tag, darf man die Stimmung nicht herunterziehen, nur weil man selber angepisst ist. „Vielleicht“, gebe ich neutral zurück und stehe auf.
 
Ich brauche frische Luft, hier drin kriegt man ja einen zuviel. Ohne einen Ton zu sagen, schleiche ich mich durch den Flur und schlüpfe in meine Turnschuhe. Meinen Hausschlüssel in die Hosentasche steckend, ziehe ich die Tür hinter mir zu.
 
Woah, scheiße ist das kalt. Es liegt zwar kein Schnee, aber wir haben trotzdem angenehme minus 4,5 °C… vielleicht hätte ich doch eine Jacke mit rausnehmen sollen.
 
Die kleine Treppe hinuntersteigend, richte ich meinen Blick gen Himmel. Alles voller Sterne… solche klaren Nächte hat man wirklich nur bei Minustemperaturen. Rentiere kriegen ihren Arsch bestimmt auch nicht hoch bei dem Wetter. Da bleibt der Schlitten ja am Boden festgefroren.
 
Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen und ich gehe unsere Einfahrt hinunter. Manchmal wünschte ich mir noch mal klein zu sein. Da hat man den Glauben an die Menschheit noch nicht verloren. Dieser Tag wäre wahrscheinlich weniger ätzend, wenn ich mich auch an so eine Wunschgestalt wie den Weihnachtsmann klammern könnte.
 
Aber ganz ehrlich, auf Geschenke kann ich verzichten. Das meiste, was ich bekomme, ist ohnehin Geld. Einfallslos aber besser als irgend nen Müll, den man am Ende des nächsten Monats sowieso bei ebay vertickt.
 
Der Wind fährt mir durch die Haare und ich erschaudere. Kalt… kalt…
 
„Hey!“, ruft es von der anderen Straßenseite und ich blinzle ein wenig verdutzt, als dort unser Nachbar auf einem der Zaunpfeiler sitzt und eine Kippe raucht. Seit zwei Monaten wohnen er und seine Eltern nebenan, aber irgendwie haben wir noch nicht wirklich miteinander geredet. Liegt vielleicht auch daran, dass er zwei Jahre älter ist.
 
„Hat man dich rausgeworfen?“, gebe ich leicht grinsend zurück und gehe bis hin zu unserem Hoftor.
 
Ein leises Lachen dringt an meine Ohren und irgendwie fühle ich mich in diesem Augenblick wohler, als noch vor wenigen Minuten in unserem vollen Haus.
 
„Sozusagen…“ Er nimmt einen weiteren Zug und schwingt seine Beine auf die andere Seite des Pfostens. „Drinnen ist Rauchverbot.“
 
„Na klasse, können gerne tauschen, bei uns räuchern sie die Bude voll.“ Hier läuft wirklich etwas verkehrt.
 
„Also hast du die Flucht ergriffen“, stellt er fest und ich nicke knapp. Flucht ergriffen… die Raucherei war allerdings nur eine Ausrede, um ehrlich zu sein, wollte ich nur aus diesem Haus raus. Trotz der vielen Menschen dort, habe ich mich ziemlich einsam gefühlt… im Gegensatz zu jetzt, wo ich am Hoftor stehe und mich zum ersten Mal mit unserem Nachbarn unterhalte.
 
Verrückte Welt. Er hat zwar schon längst aufgeraucht, trotzdem haben wir uns noch eine Weile unterhalten. Als ich von weiten die Kirchturmuhr gongen höre, wird mir bewusst, dass ich beinahe eine Dreiviertelstunde hier draußen zugebracht habe. Meine Finger sind schon fast abgestorben.
 
„Ich sollte mal wieder rein, am Ende gibt noch wer eine Vermisstenanzeige auf“, rufe ich zu ihm hinüber und er grinst breit.
 
„Dito. Man… sieht sich?“ War das jetzt eine Frage oder wie soll ich das deuten?
 
„Na das will ich meinen, so weit ist es ja nicht“, gebe ich schmunzelnd zurück und bewege meinen erfrorenen Hintern in Richtung Haustür.
 
An den Weihnachtsmann glaube ich eigentlich nicht mehr, aber dass ich ausgerechnet heute einen neuen Freund gefunden habe, rechne ich dem Verantwortlichen hoch an.
Kaum die Haustür geöffnet, stürmt auch schon meine Schwester auf mich zu und packt mich am Arm.
 
„Ich hab dich gesucht! Wir wollen doch noch eine Weihnachtsmannfalle bauen“, plappert sie aufgeregt und zieht mich hinter sich her. Scheinbar färbe ich negativ auf sie ab, es steckt scheinbar mehr von mir in ihr als erwartet.
 

22. Türchen

Autor:  -Neya-
*~* Chocolate *~*
 
 
 
 
Schokolade… süße Sünde, ewiger Begleiter auf der Hüfte.
 
Missvergnügt betrachte ich mein Erscheinungsbild im Spiegel und würde am liebsten laut schreien. Wieso habe ich eine Figur, für die es keine Klamotten gibt? Gut, eigentlich habe ich ein total normales Gewicht, aber trotzdem fühle ich mich unwohl. Mein Vorsatz ab heute: Keine Süßigkeiten mehr!
 
Ich seufze resigniert und verlasse das Badezimmer. In einer halben Stunde bin ich mit einem Kumpel in der Stadt verabredet. Also wäre es schlecht, wenn ich jetzt den Bus verpasse. Die Treppe hinunter polternd, greife ich nach meiner Tasche und schlüpfe in meine Schuhe.
 
Vaters Genörgel, von wegen ’Die Treppe ist kein Trampolin’ überhörend, verlasse ich das Haus. Der Wind fährt mir durch die Haare und ich schlittere unsere Einfahrt hinunter. Scheißwetter. Überall sind die Wege gefroren, die Straßen sind vereist und man kommt nur langsam voran.
 
Keuchend biege ich um die nächste Ecke und steuere die Haltestelle an. Ein Glück, der Bus war noch nicht da, sonst würden hier nicht noch Leute herumstehen und warten. Na ich hoffe mal, dass der Fahrplan einigermaßen eingehalten wird, sonst komme ich echt zu spät.
 
Hätte ich Vollidiot bloß nicht so lange gepennt. Mein Hände in die Jackentaschen steckend, lehne ich mich gegen das Wartehäuschen. Man ist das kalt. Wenn der Wind auch noch so gemein unter die Jacke fährt, würde man sich am liebsten vor einem Kamin zusammenrollen. Weiße Wolken stehen vor den Gesichtern der Menschen. Rote Nasen und Ohren gehören praktisch mit dazu.
 
Und was guckt der Typ mich so komisch an? Unruhig blicke ich gen Boden. Ich mag es nicht, wenn mich irgendwer so schief von der Seite anglotzt.
 
Na endlich, der Bus kommt. Im Entenmarsch setzen sich alle in Bewegung und steigen nach und nach in den Bus ein. Herr Gott, nun mach hin Oma. Dein Kleingeld kannste im Supermarkt lassen, also gib nen Schein hin und halt hier nicht den ganzen Verkehr auf. Na klasse, lass es fallen. Man, man… man.
 
Leicht angesäuert betrete ich den hoffnungslos überfüllten Bus und stöhne laut auf. Na wie schön. Nun auch noch stehen. So laufe ich bei einem Unfall wenigstens nicht auf die Gefahr hin, verletzt ins Krankenhaus zu kommen, bei meinem Stehplatz, ist das Genick ja gleich durch.
 
Schon wieder dieser Typ. Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, als er neben sich auf einen freien Platz klopft. Sag mal, hat es dir die Birne gefrieren lassen, wieso wirst du rot, du Idiot! Schande über mich, Schande!
 
Mit einem genuschelten Danke setze ich mich neben ihn und atme innerlich erleichtert auf. Wenn ich eines hasse, dann ist es, in einem überfüllten Bus zu stehen. Die meisten Leute setzen sich nicht mal eben so neben andere, daher stehen viele, obwohl noch ein bis zwei Plätze frei sind.
 
Ich hätte mich von selbst auch nicht hingesetzt, aber in dem Falle passt es schon.
 
Die Hände aneinander reibend, lehne ich mich zurück und werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr.
 
Noch 15 Minuten, dann müsste ich eigentlich beim Treffpunkt sein. Dumm nur, dass die Fahrt mindestens 20 Minuten dauert, bei den Wetterverhältnissen garantiert noch mal 10 Minuten länger.
 
Unruhig rutsche ich auf meinem Platz hin und her. Wieso muss der mich so anstarren? Habe ich was im Gesicht? Wachsen mir gerade Hörner aus der Schädeldecke, oder was ist los?
 
„Scheiße“, entfährt es mir, als der Bus zum Stehen kommt, da weiter vorne scheinbar mehrere Autos zusammengestoßen sind. Auch das noch. Auf halber Strecke muss ausgerechnet das passieren.
 
Super, nun komme ich garantiert zu spät, und da ich meine letzten Kröten für Weihnachtsgeschenke ausgegeben habe, konnte ich letztens mein Handy nicht aufladen – Fazit: Ich kann nicht mal anrufen und bescheid geben, dass ich zu spät komme.
 
Ich glaub ich spinne. Der Kerl hat aber echt die Ruhe weg, nun fängt er auch noch an zu essen!
 
Ein leichtes Grummeln geht von mir aus und ich starre mit bitterböser Miene in Richtung Straße. Da war bestimmt wieder ein Idiot ohne Winterreifen unterwegs.
 
„Auch was?“, fragt der Kerl mich und ich blinzle verdattert, als er mir eine Kinderriegel entgegen hält.
 
Schokolade… süße Sünde, ewiger Begleiter auf der Hüfte – und die beste Nervennahrung, wenn man scheiß Laune hat.
 
„Immer her damit.“

21. Türchen

Autor:  -Neya-
*~* Factory *~*
 
 
 
Es ist eine Ehre für einen von uns, in der Fabrik zu arbeiten, hat Muttern gesagt. Es ist eine Ehre diese Arbeit verrichten zu dürfen, hat sie gesagt. Schön und gut, aber was sie mir nicht gesagt hat, ist, dass man nur einen freien Tag Urlaub im Jahr hat, die Überstunden in keiner Weise vergütet werden und man zudem auch noch unter der Fuchtel dieses Tyrannen steht.
 
Davon hat sie natürlich nichts gesagt. Alle schwärmen davon, wie gern sie doch in die Fabrik wollen, wie gern sie doch mit uns tauschen wollen. Wären sie erst einmal hier drinnen, würden sie ihr dummes Gerede schnell bereuen. Verpflichtet bis ans Lebensende hier zu arbeiten – so sieht die Realität aus.
 
Murrend kontrolliere ich die über das Laufband gleitenden Einzelteile und hake hier und da etwas auf meiner Kontrollliste ab. Wie ernüchternd die Realität doch ist, wie trügerisch alles andere.
 
Von außen bunte Lichter, Werbereklamen mit freundlichen Bannern und Sprüchen… innen alles karg, grau und kalt.
 
„Hey Gix, ein bisschen mehr Enthusiasmus.“ Mit einem ironischen Grinsen zwinkert mir Lex zu, der einzige Grund dafür, dass ich hier noch nicht am durchdrehen bin. Ein kleiner Farbtupfer in diesem eintönigen Alltag.
 
„Woho… nur noch vier Tage, bis zu unserem Urlaub“, bringe ich mit wenig Begeisterung hervor und Lex kichert leise.
 
Urlaub, was für ein Witz. Einen Tag im Jahr, wo wir mal frei haben und auch nur, weil der olle Chef dann ausnahmsweise mal selbst was machen muss und somit die Fabrik geschlossen ist. Der alte Sack tut doch den ganzen Tag nichts anderes, als uns zu triezen und sich mit Süßkram voll zustopfen… abgesehen davon, bezweifle ich, dass das weiße Pulverzeug unter seiner Nase Puderzucker ist. Die roten Backen kriegt er bestimmt auch nicht vor lauter Anstrengung, wohl eher zu tief ins Glas geguckt.
 
Missmutig hake ich weiter ab und hoffe, dass bald Feierabend ist. Ein 18 Stunden Tag ist wirklich die reinste Folter. Die Zeit die uns leibt, nutzen die meisten zum Schlafen. Ah, ich vergaß ja die halbe Stunde Mittagspause die wir haben. Wie konnte ich das nur vergessen.
 
„Was hast du an deinem freien Tag vor?“, fragt Lex und ich resigniere.
 
„Soviel, dass ich nicht mal einen Bruchteil davon schaffen werde“, entgegne ich bedrückt und betrachte düster die an mir vorüber ziehenden Bauteile. Am liebsten würde ich ja in die Fabrik einbrechen und den Schuppen in die Luft jagen. Das wäre mal ein gelungenes Vorhaben für den ersten und einzigen Urlaubstag in diesem Jahr.
 
Das schrille Kreischen der Alarmsirene lässt mich zusammenzucken und ich blicke erschrocken auf. Ohje, das hab ich ganz vergessen – Emotionskontrolle.
 
Lex starrt mich entsetzt an, und blickt dann wieder hinauf zu der roten Lampe, die nun durch die ganze Halle laut aufheult. Scheiße, okay, ganz ruhig. Positiv denken, positiv denken. „Jingle Bells... Jingle Bells…“, fängt Lex an zu summen und ich stimme schwitzend mit ein.
 
Großer Gott, bitte lass den Alarm verstummen.
 
Nervös singen wir weiter, um uns herum nehmen die anderen Arbeiter bereits Abstand. Der Boden vibriert und ich ahne, was nun auf uns zukommt. Weiter oben fliegt eine Tür auf, und unser Chef kommt wutschnaubend herausgestürmt. Nun gut, stürmen ist die falsche Bezeichnung, er schleppt sich eher mühsam voran und schleicht die Treppe hinunter.
 
Dass das Walross sich noch Bewegen kann, grenzt wirklich an ein Wunder.
 
Ein leises Raunen geht durch die Fabrik und ich ahne bereits, was kommen wird. Schwer atmend rufe ich mir alle möglichen Weihnachtslieder ins Gedächtnis, die mir auf die Schnelle einfallen. Jingle Bells.. Jingle Bells… verdammt, wie ging das weiter?
 
Die schweren Schritte des Alten hallen auf dem stählernen Boden wieder. Sklaventreiber, na schön, komm her und hol mich. Aufs schlimmste gefasst, blicke ich, sowie wie der Rest von uns, zu der sich nähernden, keuchenden Gestalt. Das verschwitze, aufgedunsene Gesicht, der blasse Teint und die weinroten Backen sind wirklich widerlich. Der verfilzte Bart ist auch nicht gerade eine Augenweide, ganz abzusehen von den fleckigen Klamotten und dreckigen Stiefeln.
 
Es ist eine Ehre für einen von uns, in der Fabrik zu arbeiten, hat Muttern gesagt. Es ist eine Ehre diese Arbeit verrichten zu dürfen, hat sie gesagt…
 
… nur warum hat sie mir nicht gesagt, dass diejenigen, die ihre Arbeit schlecht machen, oder schlecht über sie denken, dafür an ihren langen Ohren aufgehängt in der Arrestzelle landen?
 
Im Grunde genommen könnte es schlimmer sein, hier herumhängen ist gar nicht mal so schlimm, so habe ich direkt ein paar Tage mehr Urlaub… oder ein paar Wochen… Monate…

20. Türchen

Autor:  -Neya-
*~* Fairytale *~*
 
 
Gelangweilt schalte ich den Fernseher ab. Wieso muss es Menschen geben, die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun haben, als zu lesen? Warum muss ausgerechnet mein Freund mit zu dieser Spezies gehören? Gähnend streiche ich mir durch die Haare. Draußen ist es bereits dunkel, aber zu dieser Jahreszeit ist das ja nichts Neues.
 
Was mich wurmt, ist, dass er ausgerechnet während unseres gemeinsamen Urlaubes ein neues Buch bekommen muss. Märchen aus aller Welt, was für ein Schwachsinn. Wer liest denn in unserem Alter noch Kinderbücher?
 
Murrend greife ich nach einem Kissen und werfe damit nach Ricky. Mist, verfehlt. Von seinem Wälzer aufblickend, rückt er seine Brille zurecht und sieht mich fragend an. „Is was?“
 
Nein, überhaupt nicht. Lies du mal deinen Schund, ich amüsiere mich auch gut alleine. Habe ja an einem Samstagabend nichts Besseres vor, als hier auf dem Sofa zu hocken und dir beim Lesen zuzugucken. Eigentlich habe ich ja gehofft, dass wir uns mal die neuen DVDs reinziehen, aber das Vorhaben wurde unbarmherzlich niedergetrampelt, als am Mittwoch der Bringdienst ankam und dieses 800-Seiten-Monster angeschleppt hat.
 
„Lies mal was vor“, sage ich nach kurzem Zögern und krabble ans andere Ende des Sofas, um somit einen besseren Blick auf Ricky zu haben, der im Sessel hockt und mich nun perplex mustert. Man könnte meinen, dass mir eben ein drittes Auge auf der Stirn gewachsen ist, so merkwürdig wie er mich anguckt.
 
„Geht’s dir gut?“ fragt er irritiert und ich grinse nur scheinheilig.
 
„Sicher, und ich will jetzt mal was hören“, gebe ich bestimmend zurück und kralle mir ein Kissen. Mal sehen wie lange es dauert, bis ich ihn in den Wahnsinn getrieben habe.
 
Ricky resigniert und räuspert sich leise. Mit seiner Lesebrille wirkt er gleich um ein vielfaches älter. Wie 21 sieht er jedenfalls nicht mehr aus. Dafür sehe ich mit meinen 22 Jahren eher aus wie ein 17-Jähriger… schon ne ungerechte Verteilung der äußeren Erscheinung, aber daran lässt sich nichts ändern. Solange es nichts an der Rollenverteilung in der Beziehung ändert, ist mir das so ziemlich scheiß egal.
 
„Der kleine Sackpfeifer.“
 
„Der was?“, pruste ich und versuche mir das Lachen zu verkneifen. What the fuck? Sackpfeifer? Wieso muss ich das jetzt zweideutig verstehen? Mir das Lachen verkneifend huste ich kurz und blicke Ricky auffordernd an, doch bitte weiter zu lesen. Der scheint meinen Ausbruch der Freude nicht ganz zu teilen, da er mich nur mir hochgezogener Augenbraue mustert und sich wieder auf den Text konzentriert.
 
„Vor noch nicht allzu langer Zeit, lebte an den Grenzen der Grafschaft Tipperary ein rechtschaffenes Ehepaar, Michael Flanigan und Judy Muldun, denn dort herrscht die Sitte, dass die Frau den Namen ihrer Familie fortführt. Diese armen Leute hatten vier Kinder, alle Knaben.“
 
„Wie blöd muss man sein, sich vier Kinder anzuschaffen, wenn man eh kein Geld hat?“, murmle ich und schüttle verständnislos den Kopf.
 
Ricky seufzt leise und fährt nach einer kurzen Pause fort. Ja, schön, dass wir drüber gesprochen haben, ne Antwort wäre ja mal nett gewesen, aber macht nichts. Schweigend lausche ich seinen Worten, wobei meine Aufmerksamkeit nach einer gewissen Weile eher seinen sich bewegenden Lippen gilt, als dem, was er da vorliest.
 
„Der Balg kreischend und heulend aß mehr, als seine drei Brüder zusammen. Streiche aller Art führte er aus und die boshaftesten waren ihm die liebsten.“
 
„Ein Fall für die Super-Nanny“, kommentiere ich und grinse sacht. Oha, nun wird er wohl langsam pissig.
 
„Soll ich nun lesen, oder willst du weiter rumsabbeln?“, murrt er mich an und ich mache eine Bewegung, als ziehe ich meinen Mund mit einem Reißverschluss zu. Nicht doch, lies nur weiter. Du hast das Buch und mich nun als interessierten Zuhörer. Nun gut, ganz so interessiert vielleicht nicht, das Interesse beschränkt sich mehr auf den Erzähler als auf die Erzählung. Man, ich will kuscheln. Einen Flunsch ziehend lehne ich mich weiter vor und stützt mich mit den Ellbogen auf der Sofalehne ab.
 
„Je älter, je schlimmer ward er und als er erst sechs Jahr alt war, war das ganze Haus in der Flucht vor ihm; er stellte es immer an, dass seine Brüder sich am Feuer verbrannten oder mit siedendem Wasser begossen oder ihre Beine über Töpfen und Stühlen zerbrachen.“
 
„Na das Gör würde ich aber in ein Loch sperren.“
 
Ich zucke erschrocken zusammen, als Rick das Buch zuknallt und mich mit düsteren Augen anfunkelt. „Ich weiß, wen ich gleich einsperren würde“, grummelt er angesäuert und ich blicke mit unschuldiger Miene zu ihm hinüber.
 
„Wieso denn? Nur weil ich Interesse an der Geschichte zeige?“, verteidige ich mich und ich sehe, wie er sich gedanklich mit der Hand vor die Stirn schlägt.
 
Ricky resigniert, ein gutes Zeichen dafür, dass ich ihm die Lust aufs Lesen wenigstens für die nächsten Stunden versaut habe. „Deine Mutter tut mir leid“, meint er plötzlich und ich hebe überrascht eine Braue.

“Why?“
 
„Na, einem wie dir in der Kindheit Märchen vorzulesen, muss ja die reinste Bestrafung gewesen sein“, erwidert er lachend, beugt sich vor und wuschelt mir durch die Haare. Nun frage ich mich, soll ich zufrieden sein, dass er sich nun mir widmet, oder sollte ich eher beleidigt sein, da er sich nun über mich lustig macht?
 
Märchen… pff. „Ich kann dir mal ein Märchen erzählen“, meine ich scheinheilig und ziehe ihn an seinem Kragen ein Stück näher. „Es heißt Der Junge der morgen nicht ohne Schmerzen auf einem Stuhl sitzen kann.“ Und Gott alleine weiß, dass es sich hierbei nicht um ein Märchen, sondern um eine Voraussage handelt.

19. Türchen

Autor:  -Neya-
*~* Snowman *~*
 
 
 
„Was? Wieso denn ich?“, entfährt es mir und ich blicke ungläubig auf das Los in meiner Hand. Das amüsierte Grinsen meiner Mitbewohner geht mir tierisch auf den Keks. Erst gestern habe ich die Arschkarte gezogen und durfte das Holz hacken und nun darf ich die Einfahrt freischaufeln, da es letzte Nacht gute 30 Zentimeter geschneit hat.
 
„Hier wird nicht gemault, also ab mit dir“, entgegnet Maik und präsentiert mir sein Los, auf dem Geschirrspüler einräumen steht.
 
Welcher hirnverbrannte Idiot kam eigentlich auf die Idee mit den Losen und der Arbeitsverteilung? Wenn ich zu meiner Schande nicht eingestehen müsste, dass das ganze auf meinem Mist gewachsen ist, dann würde ich umso lauter protestieren.
 
Eigentlich haben wir uns gefreut, dass wir raus aus den Wohnblocks kommen und nun ein kleines Haus mieten konnten. Man hat einfach mehr Freiraum, was bei einer fünfköpfigen WG schon von Vorteil ist, und vor allem mehr Ruhe. Abgesehen davon, muss man sich nicht so sehr zurückhalten, da über und unter uns ja nun keine Nachbarn mehr sind.
 
Trotzdem, die zusätzlichen Hausarbeiten die anfallen, gehen mir schon auf den Geist. Und seit wir dieses Lossystem haben, ziehe ich so gut wie jedes Mal die Arschkarte. Frustriert stehe ich auf und schleppe mich mit saurer Miene in den Flur.
 
Verdammte Bande, freut euch nur, morgen ist einer von euch dran, darauf verwette ich meinen Arsch. Uaaah, ist das kalt. „Mist“, schimpfe ich und stapfe zur Garage. Mal wieder typisch. Maiks Auto steht wie immer im Weg. Missmutig quetsche ich mich daran vorbei und ziehe den Schneeschieber unter einer alten Liege hervor.
 
Welcher Idiot hat bloß die Liegestühle hier abgestellt?
 
Mit Schneeschieber und Handschuhen bewaffnet, stapfe ich zum Hoftor und verschaffe mir einen Überblick. Oh man, das wird ja ewig dauern. Aber Trübsal blasen bringt mich hier auch nicht weiter.
 
Lustlos schiebe ich den Schnee auf einen Haufen. Was für eine primitive Arbeit, der gute Maik wäre damit besser bedient gewesen als ein armes, sensibles Geschöpf wie ich.
 
Man, da wird einem ja richtig heiß unter der Jacke. Irgendwie komme ich nicht voran. Ja, toll nun fängt es auch noch an zu schneien, wozu mach ich mir hier eigentlich die Mühe, wenn morgen sowieso wieder alles voll liegt? Gefrustet lasse ich den Schneeschieber auf den Boden fallen und knie mich hin. Murrend fahre ich mit den Handschuhen durch den Schnee und forme einen kleinen Ball.
 
Ja, du hast es gut…
 
„Ich wünscht ich wär ein Schneeball…“, summe ich und kullere den Ball vor mir her. Es bleibt immer mehr Schnee dran haften. Wie groß ich den wohl kriege, ehe er zusammen fällt?
Leise singend rolle ich den Ball weiter über den Hof. Ist ja nicht so, als hätten wir hier großen Schneemangel.
 
Nach guten fünf Minuten betrachte ich mein Werk. Man, dafür solltest du eine Auszeichnung bekommen. Hat schon mal wer so eine große Kugel gemacht? Ich denke nicht.
Ein kurzer Blick genügt und ich fahre mit meinem Vorhaben fort. Da geht noch mehr.
 
Die Zeit scheine ich irgendwie vergessen zu haben, aber als die Haustür aufgeht und Maik mit einer Tasse Kaffe herauskommt, dämmert es mir, dass es schon recht dunkel geworden ist. „Was ist denn mit dir kaputt?“, fragt er bedröppelt und betrachtet meinen Schneeball.
 
„Wieso?“, entgegne ich und sehe mich auf dem Hof um. „Der Weg ist doch frei“, füge ich grinsend hinzu und klopfe auf meinen Ball.
 
„Und was hat das Supergenie mit dem Riesenteil vor?“ Amüsiert tritt er näher und reicht mir die Tasse.
 
„Naja…“, murmle ich und nippe an der heißen Flüssigkeit. „… noch zwei Kugeln mehr und ich hab n Schneemann…“
 
Maik hebt skeptisch eine Augenbraue und betrachtet das Mordsding neben mir. „Und wo willst du den Schnee dafür auftreiben?“
 
„Na da mach dir keinen Kopf, die nächste Tage übernehme ich freiwillig den Räumungsdienst.“