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eine "gänzlich" unerwartete Begegnung

Hobbit - Romanze
von

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Thøren


 

Ich bin von dir so ferne

und sehn mich nach dir hin.

Mich hören nur die Sterne,

die stille droben ziehn.

Und was ich dir verhehle,

verborgen kanns nicht sein

für sie, denn in die Seele

schaun sie mir tief hinein.

Dort lesen sie mein Sehnen,

dort klärt ihr lichter Strahl

den Grund für meine Tränen,

den Grund für meine Qual, -

und manchen Wunsch, der gerne

den Lippen möcht entfliehn. -

Mich hören nur die Sterne,

die stille droben ziehn.

Das Auge feucht von Tränen

seh ich hinab ins Tal,

die Seele voller Sehnen,

das Herze voller Qual.

Du bist mir ja, du Traute,

du bist mir ja so weit,

so greif ich denn zur Laute

und klage ihr mein Leid.

(Rainer Maria Rilke)
 

Gegenwart – Oslo…Sonntag der 31.12.
 

also Silvester!
 

Abend senkt sich langsam über die nordisch kühle Metropole Norwegens, es ist früher Abend, so etwa gegen halbneun…

Mit missmutig verzogener Mine zieht der dunkelhaarige Mann mit den breiten Schultern den Kragen seiner Jacke hoch, denn es ist kalt...sehr kalt. Die winterliche Luft riecht nach dem ersten richtigen Schnee des Jahres….Schnee der auch liegen bleiben wird, denn sie haben eine neuerliche Kaltfront gemeldet...eine, die direkt über Sibirien zu ihnen strömt.
 

Er muss sich beeilen, denn er hat sich zu einem geselligen Männerabend mit seinen besten Freunden verabredet, wie an jedem ihrer normalerwiese regelmäßig ausfallenden „best Friends“ Abende und wie üblich um die selbe Zeit, in der selben „Kneipe“.
 

Diesmal ist er zu allem Übel verdammt spät dran..und das höchst unfreiwillig noch dazu. Das Problem entpuppt sich als simpler Grund. Er ist mal wieder, wie in der letzten Zeit so häufig, in seiner kleinen, im Mittelstands Segment angesiedelten Metallverarbeitenden Firma aufgehalten worden. Eine Firma, die er vor drei Jahren mit dem ältesten seiner beiden Neffen gegründet und über verschiedene Start Up Unternehmungen aufgezogen hat.
 

Sie stellen Stahlträger für Gebäude aller Art her...auch für den internationalen Markt und das Geschäft läuft gut...zu gut, er kann sich vor Aufträgen gar nicht mehr retten und kommt dadurch regelmäßig mit der Produktion in Verzug. Eigentlich müsste er expandieren, doch in der Hinsicht ist er altmodisch. Er vertraut in erster Linie seinem Können und seinem händlerischem Geschick...daher gibt er die Kontrolle über die Firma nicht gerne aus der Hand, auch nicht seinem Neffen der eigentlich längst soweit wäre, ihn zu unterstützen. Doch das ist ein innerfamiliäres Problem, dass noch lange nicht gänzlich ausdiskutiert ist.
 

Im Moment stellt seine Firma verschiedene Stahlträger für eine der modernsten Gondelbahnen im alpenländischen Raum her….und die Produktion gerät zu seinem Unmut immer weiter ins Stocken. Der Grund dafür ist ebenfalls plausibel nachvollziehbar...es ist Winter, das heißt Erkältungszeit! Viele seiner besten Mitarbeiter sind schlicht und einfach krank, das macht sich eben bemerkbar.
 

Sein Geschäftspartner und Neffe bemüht sich zwar nach Kräften, alles weiter am Laufen zu halten, was der junge Mann auch verdammt gut macht, aber dennoch hakt es im Moment an allen Ecken und Enden. Daher kann er sich heute Abend alles andere als entspannen...die innere Unruhe, die ihn seit einigen Tagen umtreibt, zeigt sich wieder einmal sehr deutlich an dem unguten Bedürfnis ständig zum Glimstengel greifen zu wollen.
 

Eigentlich hat er sich das Rauchen vor Jahren schon abgewöhnt...aber an solchen Tagen überkommt es ihn nahezu zwanghaft...
 

Denn er hasst Überraschungen und damit so gut wie alles, was sich seiner Kontrolle oder Planungen in irgend einer Weise entzieht. Spontanität ist nicht seine Welt, zumeist bevorzugt er geregelte Abläufe...er ist ganz und gar kein Freund von unvorhergesehenen Ereignissen. Der dunkelhaarige körperlich nicht so besonders große, aber dafür um so kräftiger gebaute Mann schätzt es, wenn er schon im Voraus weiß, was auf ihn zukommen könnte. Plant sein Leben sorgfältig und in den meisten Gegebenheiten akribisch und sehr gewissenhaft.
 

In seiner gegenwärtigen Position als Inhaber und Geschäftsführer schätzt man eben jene besondere Voraussicht und seine Genauigkeit, die seinem Charakter wie eine zweite Haut zu eigen ist. Das ist es was ihn ausmacht, er ist ein durch und durch rechtschaffener Mann und ein überaus harter Hund in Verhandlungen. Seine Gegner wissen das und sie respektieren ihn.
 

Darauf ist er stolz, dafür hat er in der Vergangenheit viel geopfert...vielleicht zu viel an „eigenen“ individuellen Lebensmodellen, die zumindest im Ansatz für ihn in Frage hätten kommen können.
 

Er lebt beispielsweise noch immer allein, seine Arbeit lässt keinen Platz für Frau und Kinder zu...sechzehn Stunden Tage und das viel zu oft auch an den Wochenenden, sind nichts für eine erfülltes Familienleben und das weiß er..nur zu gut.
 

Einmal da hat es eine gegeben, da ist er nahe dran gewesen...diese eine Frau hätte er gerne halten, ja sogar mit ihr Kinder haben wollen...doch das ist schon lange her. Sie ist gegangen, weil sie seine Vorstellungen vom Leben nicht mehr mit ihm teilen konnte...sie wollte ebenfalls Kinder haben, aber eben mit einem Mann der sich dafür auch die notwendige Zeit nimmt. Und in der Hinsicht konnte und wollte er ihr keine Zugeständnisse machen. Zugeständnisse die sie gebraucht hätte und demnach auch von ihm einfordern wollte.
 

Er hat sich damals regelrecht in seine Arbeit geflüchtet, ist ihr die Antwort darauf schuldig geblieben….und jetzt, ja jetzt ist es ohnehin zu spät. Inzwischen ist er längst zu alt dafür, mit fast fünfundvierzig gibt er sich solchen realitätsfernen Illusionen längst nicht mehr hin.
 

Er hat sein Leben für sich schon lange so eingerichtet, wie er es leben will und es für richtig erachtet….
 

Da gibt es wenige Kompromisse die er bereit ist einzugehen...sein wöchentlicher „Freunde Abend“ ist jedoch so einer….den lässt er sich tatsächlich nicht oder nur sehr ungern nehmen. Er versucht in immer einzuhalten, wo es ihm nur möglich ist...was leider viel zu häufig auch von einem solch dämlichen Umstand, wie beispielsweise einer spontanen Geschäftsreise ins Ausland zu seinen Auftraggebern vereitelt wird.
 

Aber heute Abend hat er endlich Zeit...es ist der letzte Abend dieses Jahres und er freut sich sehr darauf, seine langjährigen Freunde zu sehen, nachdem er als einer der wenigen seines Freundeskreises wieder einmal mit längerer Abwesenheit ihrer regelmäßigen „Männerrunde“ glänzte.
 

Um so mehr beeilt er sich endlich zum Pub zu kommen...der „grønn Dragen“ ist sozusagen ihre Stammkneipe, in der sie sich jetzt schon seit Jahren regelmäßig treffen um zu feiern, zu diskutieren und ihre Freundschaft zu pflegen, was hin und wieder aber auch schon mal im Kollektiven „Kummer ertränken“ endete.
 

Als er dort ankommt und mit einem kurzen Blick durch das schmutzige Buntglasfenster hinein späht, bevor er den kleinen Laden betritt sieht er, dass er tatsächlich wie bereits vermutet „wieder mal“ der letzte Mann der Runde ist, der noch fehlt. Alle seine übrigen Freunde haben sich längst um ihren üblichen Stammtisch eingefunden und erfreuen sich schon an den Annehmlichkeiten eines wohlverdienten „Feierabend Bieres“, dem der eine oder andere der Männer, im Laufe ihres geselligen Abends vermutlich mehr oder weniger zusprechen wird.
 

Als er von der nasskalten Winternacht in die wohlig anheimelnde Wärme eines überaus gemütlichen Innenraums des Dragens eintritt, wird er bereits lautstark empfangen…
 

„Ha...Thøren...Kumpel, da bist du ja endlich! Verdammt was hast du gemacht, dass du so spät dran bist? Hast etwa noch ne Runde mit der hübschen Concierge Tussi in deinem Hochhaus mit den mordernen Junggesellen Apartments geflirtet...oder wie sehe ich das?“
 

Tönt ihm prompt die voluminös tiefe und etwas kratzig klingende Stimme, seines ältesten Freundes Dval Fundisøn entgegen….alles brüllt angesichts dieses Empfangs spontan und entsprechend lautstark amüsiert los.
 

So auch er selber, wobei er allerdings doch deutlich unangenehm berührter den Eindruck macht, den Witz auf seine Kosten, als nicht ganz so komisch oder gar gelungen zu empfinden. Doch das zerknitterte Lachen, scheint seinen besten Freund kaum zu stören, denn er legt ungeniert weiter nach.
 

„Hey seht mal Jungs, ich glaube der verlorene Sohn kehrt heim...oh Thøren, nun komm schon und setzt dich endlich hin...erzähl uns, wo der Schuh drückt...du siehst nämlich echt Scheiße aus Junge, wenn ich das mal so nebenbei anmerken darf?! Fil hat etwas in der Art angedeutet, wollte aber wie üblich nicht konkret werden. Der Junge ist wie du...ein echter Durinsøn durch und durch.“
 

„Ach halt doch den Mund Dval...musst du eigentlich immer alles gleich so ungehemmt heraus Posaunen? Ich glaube die am Nachbartisch haben noch nicht alles mitgekriegt! Verflucht..ich kann dieses nervtötende herum Proleten auf den Tod nicht ausstehen und das solltest du inzwischen eigentlich wissen, lange genug kennen wir uns dafür schließlich!“
 

Antwortet ihm Thøren daraufhin sichtlich ungehalten, wobei sein säuerlicher Blick die Runde der am Tisch versammelten Männer streift. Doch der von ihm angesprochene lacht zunächst nur.
 

"Okay..okay...hab verstanden. Ist ja gut, ich halte meinen Mund...aber wenn du in Schwierigkeiten bist Junge, dann sollten wir dich als echte Freunde unterstützen, das gebietet uns schon unser Freundschaftsehrenkodex meinst du nicht?" Entgegnet Dval seinem Freund schließlich sichtlich trocken.
 

Thøren seufzt indessen leise, er sieht sich aufmerksam in der Runde um, die aus fünf Männern besteht und nickt schließlich knapp, ehe er abermals zu sprechen ansetzt.
 

„Sicher...ich danke euch auch allen für die ehrliche Anteilnahme Freunde. Aber das muss ich alleine lösen...ich fürchte ihr könnt mir in der momentanen Lage nicht helfen, nicht einmal Fil kann das, obwohl er logistisch gesehen bisher alles gegeben hat. Wir müssen einen Teil unserer Auftraggeber mit den Lieferzeiten vertrösten, das bringt uns Strafauflagen und bittere Verlustgeschäfte ein und das in einer Zeit der Hochkonjunktur...eigentlich lächerlich und geradezu ein Paradoxon...aber ich kann nun mal nicht mehr Stahlarbeiter herzaubern, als ich habe.
 

Tja so ist das Buissnes….aber gut lasst uns von etwas anderem Reden….mir schwirrt auch so schon der Kopf vor Problemen, die ich im Augenblick nicht lösen kann…
 

....Herr Mithrand, ein Bier bitte!“
 

Mit diesen Worten dreht er sich kurz zum Tresen hin, hinter dem ein Mann steht, der mit Sicherheit den Zenit seines Lebens längst überschritten haben dürfte. Seine vom fortgeschrittenen Alter markant gezeichneten und faltigen Gesichtszüge werden von einem langen grauen Bart überwuchert, aus dem ein paar scharfe graue Augen hervorstechen und den jüngeren Mann aufmerksam forschend mustern, während er gleichzeitig in sorgsamer Gelassenheit Gläser auswischt und sogleich das gewünschte Bier einschenkt.
 

„Du warst lange nicht mehr hier Thøren mein Junge!“
 

Die Stimme des alten Wirtes klingt voll tönend und überraschend besorgt, als er das Wort an den wesentlich jüngeren Mann richtet, dessen dunkelblaue Augen indessen reichlich verblüfft an ihm hängen bleiben.
 

„Wenig Zeit mein Freund...ich wäre gerne öfter gekommen, das kannst du mir glauben, aber du siehst es ja, die Verpflichtungen den Lebens...sie lassen dir oft keine Wahl, für irgendwelche Annehmlichkeiten, derer wir uns gerne ab und an hingeben würden."
 

Versucht er es mit einem etwas resignierten Schulterzucken nicht all zu sehr nach einer einstudierten Ausrede klingen zu lassen. Doch der Ältere der beiden Männer unterbricht ihn mit einer resoluten Geste.
 

"Gut aber heute Abend ist Silvester Thøren...da wirst du doch hoffentlich einmal abschalten können....wenigstens für ein paar Stunden?!“
 

„Ich werde mich darum bemühen...wenn du mir mein Bier bringst, geht’s vielleicht sogar etwas schneller.“
 

Entgegnet ihn der dunkelhaarige Mann mit einem ehrlich spontanen Grinsen...das der Alte herzlich offen erwidert, ehe er ihm antwortet.
 

„Einen Moment noch die Herren...die nächste Runde folgt sogleich.
 

Ach ja noch etwas, heute Abend wird es gegen später übrigens noch live Musik geben. Ich habe zur Feier des Tages eine kleine Band aus dem Umkreis engagiert...die sind zwar nicht besonders berühmt, machen aber eine angenehm hörbare und überraschend verträgliche Musik. Ihr werdet es sehen, die „grønn skogens“ (Grünwälder) machen wirklich etwas her. Ich hoffe ihr bleibt noch solange bis sie auftreten werden?!"
 

Thøren sieht den alten Mann einen Moment lang forschend an und dann mit einem neuerlichen spontanen breiten Grinsen in die Runde seiner Freunde, bevor er dem Alten sichtlich resolut antwortet.
 

„Ich nehme es an, immerhin sind wir heute Abend hier zusammen gekommen, um uns alle ein wenig zu amüsieren und vielleicht sogar so etwas, wie Spaß zu haben. Nun ja und ich denke ich spreche für die Runde, wenn ich sage, dass wir in letzter Zeit alle herzlich wenig zu lachen hatten...also kann diese Band gar nicht soooo furchtbar sein, um uns hier vorzeitig und vor allem freiwillig vor die Türe zu vertreiben, ehe wir uns wenigstens etwas amüsiert haben...da müsste es schon ein Erdbeben geben...stimmt´s nicht Männer?“
 

Der Mann mit dem dunklen Vollbart grinst noch etwas breiter, wobei er die muntere Männerrunde genau im Blick behält, die ihm wie ein Mann grölend zustimmt um sich sogleich im Anschluss daran, den weiteren Gaumenfreuden, des eigens für sie frisch gezapften "Hopfensaftes" zu wirdmen. Sie wollen den gemeinsamen Abend in vollen Zügen genießen und haben vor das auch zu tun....und zwar alle.

die "Grünwälder"

Der Abend schreitet langsam voran und die Männerrunde amüsiert sich unerwartet gut und unerwartet ausgelassen...alte Geschichten und einschlägige Witze machen die Runde und langsam aber sicher, ist keiner der fünf Männer, die darin involviert sind ganz nüchtern geblieben.
 

Bibo erzählt zum wiederholten Male seine Asbach uralt „Geschichte vom Pferd“...das ihn damals als den designierten Paten, der beiden zu dem Zeitpunkt noch sehr jungen Neffen seines besten Freundes, Fil und Kilian beim Ponyreiten so seine Probleme beschert hatte.
 

Das blöde Vieh wollte ihn ständig beißen...er kam mit dem Führen dieses störrischen Biest s, kaum mehr als einen Meter weit und hätte Kilian damals nicht so ein Theater veranstaltet, hätte Bibo das Tier in Form dieses Hafer fressenden, vierbeinigen Ungeheuers geradewegs an den ortsansässigen Abdecker weitergegeben….aber den beiden Jungs zuliebe hatte er durchgehalten und alles klaglos über sich ergehen lassen.
 

Thøren, der damals mehr durch Zufall Fils Pony genommen hatte, lachte sich angesichts der Problematik seines besten Freundes halb tot...sein Pony machte nämlich keinerlei Sperenzchen...aber es war ja so gesehen auch keine „Frau“.
 

Bibo hatte da ganz offensichtlich weniger Glück gehabt, bei ihm handelte es sich zweifelsfrei um eine gar eigensinnige Stute, die über ihren eigenen Kopf zu verfügen schien und so (leider) nicht immer die gleiche Meinung wie Bibo in Bezug auf Richtung und der Auffassung, was für sie Fressbar war teilte. Demnach schnappte das gierige Ungetüm auf vier Beinen nach allem Grünzeugs, das sich auch nur annähernd in Reichweite seines mit riesigen Mahlzähnen bestückten Mauls befand.
 

„Ja ja, du hättest ihr damals nicht mit dem Abdecker drohen dürfen Onkel Bo, daran wird’s gelegen haben.“
 

Lässt sich Fils Stimme mit einem Mal lauthals feixend durch das heitere Lachen der anderen Männer vernehmen, als die Geschichte an diesem Abend wieder einmal, wie so häufig die Runde macht. Bibo räuspert sich indessen hörbar...“na du hast gut lachen Freundchen, du musstest das blöde Vieh ja damals nicht bändigen. Du und Kilian ihr hattet ja den „King Size Platz“ obenauf eindeutig für euch beide allein gepachtet. Also halt besser den Mund junger Mann oder ich komm rüber und werde dich den nötigen Respekt vor deinem altehrwürdigen Patenonkel lehren.“
 

„Na na Bo alter Freund…wer wird denn gleich so streng mit dem Jungen sein, das war doch nur ein Scherz, die Geschichte hat mittlerweile ja schon längst einen Bart...oder?!“ Erfolgt auf einmal ein unerwarteter und damit mehr oder weniger erfolgreicher Beschwichtigungsversuch, seitens eines weiteren sehr guten und langjährigen Freundes von Thøren und Bo, der seinen Zweck allerdings zu verfehlen scheint, denn Bibo geht zwar darauf ein, allerdings wirkt er während dessen wenig erfreut.
 

„Misch dich da gefälligst nicht ein Ofur Bofursøn, du sollst Fil verdammt nochmal nicht immer in Schutz nehmen, wie soll der Junge da auch nur ansatzweise erwachsen werden..hmm?!“ Knurrt Bo ihm demnach erwartungsgemäß angefressen entgegen.
 

Ofur möchte ihm darauf noch etwas entgegnen, doch da wird seine Aufmerksamkeit ganz plötzlich von der Ankunft neuer Gäste im Dragon abgelenkt.
 

„Oh wow, seht euch nur diese eigenartigen Gestalten an, na das müssen dann wohl die Musiker sein….?!“
 

Stellt Thøren einen Augenblick später merklich ernüchtert fest, als sein Blick zufällig, auf die aus der nächtlichen Kälte herein tretenden fünf Personen fällt, die tatsächlich alles andere als gewöhnlich wirken, als sie im Lichtkreis der gemütlichen Innenbeleuchtung des Dragons auftauchen.
 

Allein schon was ihre immense Körpergröße anbelangt, sind die vier Männer, der von Herrn Mithrand für heute Abend engagierten Band, im wahrsten Sinne des Wortes außergewöhnlich. Da muss man den Blick nicht erst noch auf ihre altertümlichen Instrumente richten, die sie in den dafür vorgesehenen Schutzhüllen bei sich tragen und vermutlich in Kürze auspacken und benutzen werden.
 

Der Größte der Gruppe, ist wahrlich ein Hüne, mit feingliedrig schmalem Körperbau und strohblondem langem Haar, der Mann sticht ins Auge könnte man sagen...und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch seine Augen sind von einer derart ungewöhnlich intensiven Blaufärbung, das man es kaum mehr für realistisch halten könnte.
 

Aber nicht nur er allein, auch die anderen drei Bandmitglieder sind auffällig, in Körperwuchs und individueller Gestaltung ihrer Haarlängen, wovon einer allerdings eine Frau zu sein scheint...man kann es nicht gleich erkennen, weil sie genau so groß wie die drei Männer der Gruppe ist, es fällt erst auf den zweiten Blick auf. Ihre feinen Gliedmaßen wirken regelrecht zerbrechlich und sie ist im Gegensatz zum Bandleader nicht blond sondern brünett….es ist der interessante Ton eines dunkeln Kastanienrot s, das wie Kupfer im Halbdunkel der Kneipe schimmert.
 

Allesamt haben sie ungewöhnlich langes und helles Haar...schimmernd...wie...wie Feenstaub?!
 

„Träume ich oder sind wir da eben geradewegs in Fâirie im verwunschenen Lande der Elfen notgelandet Männer?“
 

Lässt sich Dval s tiefe Stimme mit einem mal entsprechend verblüfft durch die ansonsten atemlos staunende Stille vernehmen, die sich kurzzeitig über das ganze Lokal gelegt zu haben scheint.
 

„Ach Quatsch...die sind eben alle nur ziemlich groß geraten, was ist da heutzutage schon so ungewöhnlich dran? Die meisten der jungen Leute werden im Vergleich zu ihren Eltern riesig.“ Schaltet sich Bibo einen Moment später unerwartet energisch ein, doch ganz überzeugt klingt auch er nicht, von dem was er da selbst zu erklären versucht. Man hört es an dem etwas eigenartigen Unterton, der darin mitschwingt und man nur deuten kann, wenn man ihn schon sehr lange und gut kennt, wie die meisten der Männer, die da rund um den Tisch herum sitzen.
 

Thøren betrachtet die Neuankömmlinge indessen mit argwöhnischen Blicken, die direkt an seinem besten Freund Bo vorbei zu der ungewöhnlichen Gruppe hin flackern. Schweigend aber höchst neugierig und aus einem unerfindlichen Grund leicht beunruhigt bleibt er an dem fünften Mitglied der eigenartigen Musiker Gemeinschaft hängen...das im Gegensatz zu den vier anderen zudem als deutlich „kürzer“ von seinen Körpermaßen her einzustufen ist. Der nordische Mann mit dem dunklen, schon leicht angegrauten Haarschopf hat keine Ahnung weshalb ausgerechnet dieser Fremde seinen Blick so intensiv auf sich zieht….aber irgend etwas ist da, das ihn wie magnetisch anzieht.
 

Hastig wendet er seinen Blick ab, als er bemerkt, dass der Fremde kurz aber überaus zielgerichtet in seine Richtung sieht, so als hätte er seine Blicke direkt auf sich gespürt.

merkwürdige Beobachtungen

Was Thøren dabei jedoch nicht bemerkt, ist der mehr als verblüffte Ausdruck auf dem Gesicht des Fremden, der seine offenkundige Verwunderung darüber ihn hier zu sehen nicht gänzlich verbergen kann, denn mit dem dunkelhaarigen Mann hätte der Fremde niemals gerechnet...schon gar nicht in diesem Etablissement. Um so überraschter ist er, ihn hier vorzufinden...ausgerechnet hier, am anderen Ende der Welt, die nicht seine ist.
 

Am anderen Ende der Zeit treffen sie aufeinander...zwei, die sich bereits kennen und einander doch vollkommen unbekannt sind.
 

Thøren wird kurz darauf erneut von seinen Freunden in Beschlag genommen und so wendet er seine Aufmerksamkeit schließlich zurück zu den alltäglichen Themen, die sie zumeist alle beschäftigen. Keiner der Männerrunde achtet mehr darauf, dass sich der Dragon weiterhin mit einer Vielzahl an anderen schillernd ausgefallenen Gästen füllt, die die Liveband, die für heute Abend gebucht ist hören wollen. Die Musiker sind indessen ebenfalls damit beschäftigt ihr umfangreiches Equipment aufzubauen und alles in die dafür vorgesehene Position zu bringen.
 

Eine knappe halbe Stunde später ist es soweit...ein kurzer Check der Elektronikanschlüsse und ihrer Instrumente, dann beginnen die Musiker damit sich in Position zu bringen…doch sie werden noch einmal vom Besitzer der Bar unterbrochen. Herr Mithrand greift kurzerhand zum Mikrofon, offensichtlich möchte er noch kurz etwas sagen, ehe es los geht.
 

„Meine lieben Freunde es ist mir eine besondere Freude, euch heute Abend ein ganz außergewöhnliches Programm präsentieren zu können. Es ist mir nach langen Überredungsversuchen gelungen, diese ganz besonderen Gäste dazu zu bringen, heute an diesem letzten Abend im alten Jahr für uns zu spielen…
 

...hier sind sie also, die „Grønn skogens“… bleibt mir nur noch übrig, euch allen viel Spaß beim Zuhören zu wünschen.“
 

Mit diesen Worten reicht der alte Mann mit dem langen grauen Bart das Mikrofon zurück an die Musiker und macht Anstalten die provisorische Tanzfläche inmitten der kleinen Kneipe zu verlassen, damit sie endlich beginnen können.
 

Indem beziehen die Musiker Position und fangen an zu spielen.
 

Plötzlich wird es still in der kleinen Bar..selbst die zuvor noch so beschwingte Männerrunde verstummt unmittelbar darauf. Etwas wie das haben sie noch niemals zuvor vernommen...noch niemals zuvor haben sie eine solche Musik vernommen. Thøren wirkt mit einem Male von den Klängen getragen gänzlich der realen Welt entrückt, wie paralysiert lauscht er den melodischen Klängen von etwas, was ihm vollkommen Fremd und doch eigenartig vertraut erscheint.
 

Ihre Musik ist eine Mischung aus weichen sanften Klängen dahinplätschernder Töne und wilden Rhythmen archaischer Kraft...eine gelungene Mischung aus moderner Interpretation und althergebrachter Folklore, wie er sie von vielen bekannten Musikern seiner Heimat kennt. Diese hier sind ihm jedoch vollkommen Fremd, obwohl sie aus der unmittelbaren Umgebung von Oslo stammen müssen.
 

Herr Mithrand hatte es ihm kurz zuvor ja so gesagt und trotzdem ist ihm diese Art dem Musik eher unbekannt...Pagan Folk wird dieser Stil genannt, soweit er sich daran erinnert, aber die seltsamen altertümlich anmutenden Instrumente die diese Musiker spielen, wecken eine Sehnsucht ihn ihm wach, die er sich nicht nach logischen Maßstäben erklären kann.
 

Atemlos schweigend hängt er genau wie der Rest seiner Freunde an den weichen und zugleich kraftvollen Rhythmen dieser eindringlichen und tief unter die Haut gehenden Musik fest…
 

...und dann betritt SIE die Tanzfläche…offenkundig ihre Sängerin, die sich bisher noch im Hintergrund gehalten und gewartet hat.
 

Jetzt schiebt sie sich mit einem rätselhaft amüsierten Lächeln nach vorne und nimmt das Mikrofon in die Hand. Es handelt sich dabei tatsächlich um niemand anderen als den „Fremden“ von vorhin, an dem der Blick des dunkelhaarigen Mannes bereits schon einmal hängen geblieben ist.
 

Allerdings hat er da noch nicht gewusst, dass es sich hierbei ganz offenkundig um eine Frau handelt und dazu eine höchst ungewöhnliche noch dazu. Thøren kann den Blick nicht von ihr abwenden, es scheint als hielte ihn irgend etwas an ihr gegen seinen Willen gefangen.
 

Irgend etwas irritiert ihn an ihr und plötzlich weiß er es..
 

...ihr Aussehen, das ist es!
 

Sie trägt zumindest für die heutige Zeit und den an sich festlichen Anlass dieses Silvester abends so ziemlich die merkwürdigsten Klamotten, die er in einem solchen Zusammenhang gesehen hat.
 

Die eher zierlich anmutende Sängerin der Band ist in eine dunkelgrüne etwa hüftlange Tunika mit zart goldenen Ornament Stickereien an Hals und Ärmelsäumen gekleidet.
 

Dazu trägt sie passend, eng anliegende Hosen aus dunkelbraunem Veloursleder und helle fast kniehohe Stiefel aus weichem Wildleder mit breiter Ziernaht aus dunkler abgesetzten Stickereien und flacher Sohle. Ein breiter Gürtel aus dunklem derben Naturleder mit großer moderner Messingschalle rundet den optisch modischen Style ab. Eine Besonderheit gibt es allerdings doch noch. Die Frau trägt ein lichtgrünes Seidentuch mit feinem Goldrand...das sich ihr locker um Kopf und Schultern schlingt und so ihr Haar vor neugierigen Augen verbirgt. Lediglich einige im Schatten liegende dunkle Locken stehlen sich darunter hervor und lassen deren Farbe und Üppigkeit in etwa erahnen.
 

Auch die anderen Musiker tragen allesamt Silber grau und helle Blautöne...perfekt zu ihrem hellblonden Haar abgestimmt. Alle bis auf die hochgewachsene schlanke rothaarige Frau, bei der es sich überwiegend um Naturtöne handelt...Waldfarben um genau zu sein. So etwas wie dunkles grün oder braun...aber von der Machart her ähnlich wie bei allen anderen Musikern. Eng anliegend und Figurbetont..schön mit altertümlichen Ornamenten und Stickereien geschmückt.
 

Alles an ihnen erscheint merkwürdig surreal...
 

six - you close your eyes

Den dunkelhaarigen Mann durchläuft mit einem mal ein merkwürdiges Gefühl.
 

five - control your breath

Er spürt wie ihm der Atem stockt...als sie seinen Blick erwidert.
 

four - you feel the warmth

Er fühlt die wärme seines Atems die seine Brust durchströmt.
 

three - relax your mind

Seine feinen Härchen beginnen sich im Nacken aufzurichten...die innere Ruhe die ihn dabei wie mit magischer Hand leitet wirkt beinahe schon gespenstisch unwirklich.
 

two - do you feel safe

Er fühlt sich seltsam...der Welt entrückt...wie weit von allem entfernt, fast wie in eine andere Zeit versetzt.
 

one - now you are here

jetzt bist du hier...
 

...und dann...dann geschieht es ganz plötzlich und ohne weitere Vorwarnung...
 

Ihre Stimme..es ist ihre klare warme Stimme, als sie zu singen beginnt, macht es etwas mit Thøren, das er nicht mehr versteht…
 

O môr henion i-dhû

Aus der Dunkelheit heraus verstehe ich die Nacht.

Ely siriar, êl síla,

Die Träume fließen, ein Stern scheint.

Ai! Aniron Undomiel!

Oh! Ich sehne mich nach dem Abendstern.

Tiro! Êl eria e môr.

Siehe! Ein Stern erscheint aus der Dunkelheit.

I lîr en êl luitha uren.

Das Lied des Sternes erfreut mein Herz.

Ai! Aniron....

Oh! Ich sehne mich....
 

// Verwirrt blickt er sich um...seine Hände zittern, er bemerkt es als er einen hastigen Blick darauf wirft.
 

« Was war das? »
 

Fragt er sich dabei zutiefst erschrocken...denn er hat eben Dinge gesehen...Dinge die es so nicht geben kann schon gar nicht in seiner Welt.
 

Vor noch nicht einmal einer Minute war er noch hier auf der Landstraße unterwegs nach Bree...doch dann...hatte er das eigenartige Gefühl an einem völlig anderem Ort gelandet zu sein. Dort war ein Wirtshaus...aber eines, wie er es noch nie gesehen hat.
 

Das Licht schien dort von überall zu kommen, doch es war keine einzige Laterne zu sehen, anstatt dessen lange Bänder an denen seltsame Glasgebilde hingen, die Licht abstrahlten..einfach so…
 

So etwas hat er noch nie zuvor gesehen...es mutete an wie Hexerei und wüsste er es nicht besser so würde er denken, dass ihn jemand damit täuschen wollte.
 

Doch jetzt...jetzt schient wieder alles in Ordnung, alles so zu sein wie zuvor.
 

Der Ort kommt ihm bekannt vor...es ist der selbe staubige Weg, auf dem er zuvor schon etliche Meilen zurück gelegt hat… der Weg ins Auenland, am Rande des Chetwaldes. Es sind nur noch knapp drei Wegstunden, dann ist er endlich in Bree. //

Begegnungen

2848 ...irgendwo in Mittelerde ein kleines Dörfchen nahe des Auenlandes im Lande Eriador.

Der junge Zwerg aus dem Geschlecht Durins des Ersten ist von den Ered Luin aus, auf dem Weg nach Esgaroth, um mehr über den augenblicklichen Zustand seiner Heimat und damit auch jenes Drachen zu erfahren, der ihn und seiner Sippe vor nicht all zu langer Zeit, so schändlich des einzigen noch intakten Königreichs der Zwerge beraubt hat, das als einziges von den ersten der sieben Urväter seines Volkes übrig geblieben ist.
 

Da der Abend herein bricht, will der Zwerg nicht unbedingt ein weiteres Mal auf der Straße nächtigen und so beschließt er kurzerhand in dem kleinen Dörfchen am Rande des Auenlandes zu bleiben, das er wohl noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen wird.
 

Er hat sich vorgenommen, dort nach einer angemessenen Unterkunft zu ersuchen, in der er die Nächte bis zu seiner Weiterreise unbehelligt verbringen kann, denn er ist allein unterwegs und so will er so wenig als möglich Aufsehen erregen. Am Liebsten ist es ihm gänzlich unerkannt zu bleiben, denn das macht ihm in der Regel keinen Ärger.
 

Zwerge wie er sind unter den Menschen ohnehin nicht so besonders angesehen...schon weil ihr Geschick in der Schmiedekunst seines gleichen sucht...aber auch, weil die Menschen Zwerge für überaus gierig und undankbar halten, was auf so manchen Vertreter seiner Sippe auch durchaus zutreffen mag.
 

Aber ER ist nicht so….er entstammt einem redlichen und ehrenhaften alten Zwergengeschlecht...er weiß was sich ziemt und was nicht!


 

Mittlerweile war es spät geworden, der Abend warf bereits seine langen Schatten voraus...ich sah es am rötlichen Schein, den die sinkende Sonne in meinem Rücken als lange Schatten auf den Weg warf. Er war ausgetreten und schlammig, der ergiebige Regen der letzten Tage, hatte nachhaltig dafür gesorgt, dass es immer schwerer wurde, dem ausgetretenen Schlammpfad halbwegs trockenen Fußes zu folgen.
 

Ich hatte die letzten Wegstunden bis nach Bree beinahe hinter mich gebracht und das aus etwa zwanzig bis dreißig zum größten Teil bäuerlich anmutenden Häusern bestehende Dörfchen erreicht, das am Durchgangsweg lag, der mich unweigerlich weiter nach Esgaroth führen würde. Der alte Grünweg war eine beliebte Strecke für Wanderer, Kaufleute und Vagabunden aller Art, die durch die Lande von Mittelerde zogen ohne ein festes Ziel vor Augen zu haben.
 

Aber so war ich nicht geartet...ich hatte ein festes Ziel, auch wenn ich es heute sicherlich nicht mehr erreichen würde. Immerhin kamen die ersten Häuser des kleinen Dörfchens langsam in Sicht und mir damit gerade recht.
 

Ich verspürte nicht die geringste Lust, noch eine weitere Nacht im schmutzig schlammigen Straßengraben zu verbringen. Schon daher freute ich mich auf eine hoffentlich warme Mahlzeit, eine halbwegs vernünftige Waschgelegenheit und ein ordentliches sauberes Bett, in dem ich meine von der weiten Reise geschundenen Knochen wenigstens etwas ausruhen konnte, bis ich meine Reise weiter fortsetzen würde.
 

Als ich die im Moment noch offene Umfriedung des kleinen Fleckens betrat, sahen mir die Augen der Bewohner mit der üblichen Neugier entgegen, die allen Fremden zuteil wird, die sich absichtlich oder durch Zufall in ihren Flecken hinein verirren. Woraus sich zweifellos der entsprechende Argwohn ableiten ließ, der dem Umstand nicht dazu zu gehören geschuldet sein dürfte und ich damit schon mehr als einmal zu spüren bekommen hatte….gerade wegen meiner Herkunft.
 

Zwerge waren in der Regel nicht gern gesehene Gäste...ganz gleich wo!
 

So unverblümt und zum Teil sogar unheilvoll erbost angestarrt von den zumeist älteren Bewohnern des Dorfes, die allesamt vor ihren Häusern saßen und die letzten Strahlen der Abendsonne genossen, beschloss ich dennoch einen von ihnen nach einer geeigneten Unterkunft zu befragen.
 

Es war ein Greis mit weißem Bart und Haar...und für einen Menschen wirklich erstaunlich alt. Er sah mir zunächst etwas misstrauisch entgegen, doch als ich ihn höflich ansprach, wie es unter Reisenden in Arda üblich war, bekam ich tatsächlich eine überraschend ausführliche und unerwartet freundliche Auskunft, dessen was ich von ihm wissen wollte.
 

Der Alte schenkte mir ein kurzes zahnloses Lächeln, ehe er mir auf meine Frage nach einer geeigneten Herberge für mich antwortete.
 

„Es gibt ein Gasthaus mitten im Dorf, ihr könnt es an sich nicht verfehlen Meister Zwerg, wenn ihr eurem bisher eingeschlagenen Weg weiter folgt. Auf dem Schild ist ein fettes, weißes Pony aufgemalt, das sich auf die Hinterbeine aufbäumt, der alte Gerstenmann Butterblume ist der Besitzer, zu ihm könnt ihr gehen und nach einem Bett fragen. Er hat passende Unterkünfte für solche wie euch, deren Beine in der Regel sehr viel kürzer über dem Erdboden hinaus ragen, wie bei unser einem.“
 

Das Grinsen wurde bei diesen Worten noch eine Spur breiter, wobei er mit einer fahrigen Handgeste in etwa in die Richtung wies, die ich bereits selbst eingeschlagen hatte.
 

Ich blieb einen Moment stehen und sah den alten Mann nachdenklich an.
 

"Ich danke euch...und der Schöpfer möge es euch wohlwollend vergelten, es kommt nicht sehr oft vor, dass wir Zwerge Gastfreundschaft außerhalb unserer eigenen Sippe erfahren. Um so mehr hat es mich gefreut...lebet denn wohl.“
 

Ich merkte, dass er wohl noch etwas zu mir sagen wollte, doch dann zuckte er nur kurz mit den Schultern und nickte anstatt dessen knapp, während ich mich langsam von ihm abwandte, um meinen Weg fortzusetzen. Etwa fünf Minuten später hatte ich gefunden was ich suchte...das Schild über dem breiten Eingang des Hauses war kaum zu übersehen. Es war tatsächlich ein fettes weißes Pferd darauf abgebildet…das seinem Namen alle Ehre machte….
 

„ZUM TÄNZELNDEN PONY“
 

….. stand da über der Türe in dicken Großbuchstaben auf ein Schild geschrieben. Ich las es, straffte mich kurz und beschloss nach reiflicher Überlegung mein Glück zu versuchen.
 

Nach einem tiefen Atemzug trat sich schließlich ein...und war augenblicklich von schummerigen Halbdunkel umgeben, das nahezu in jeder Herberge vorherrschte...es dauerte etwas, bis sich meine Augen an das trübe Licht im inneren gewöhnt hatten, doch dann konnte ich mich ganz gut orientieren. Ich sah den dunklen überwiegend mit Holzvertäfelungen verzierten Schankraum, der von einem langen Tresen durchzogen war und in einigen der Nischen standen auch Tische und Bänke, auf denen allerlei buntes Volk saß und schon rege den Annehmlichkeiten des Bieres frönte.
 

Meiner Einschätzung nach, handelte es sich bei den übrigen Gästen um Einheimische und Reisende, die gemeinsam (be)tranken und dabei einen heiden Lärm veranstalteten. Ich hatte kaum die Zeit, mich einmal genauer umzublicken, da wurde ich bereits unvermittelt von jemandem angesprochen….es war meiner Vermutung nach der durchaus geschäftstüchtige und äußerst rege Inhaber des Ponys, der schnaufend wie ein Blasebalg vor mir angehalten hatte.
 

„Guten Tag Meister Zwerg...so wie ihr ausseht, nehme ich an, seid ihr auf der Suche nach einem für euch angemessenen Nachtlager und einem annehmbaren Abendmahl!?“
 

„Ich..ähhhhh..richtig, das habt ihr genau erkannt guter Mann. Kann ich das bei euch bekommen?“ Ich blickte während ich seine Anfrage beantwortete etwas irritiert nach oben und sah den riesenhaften dicken Mann mit den roten Pausbacken und dem leicht ergrauten dichten Haarschopf in schnaubendes Gelächter ausbrechen, der mich dabei um gut einen ganzen Kopf überragte.
 

„Na das fragt ER noch?
 

Natürlich!
 

Ich bin der Herr Butterblume und das Pony ist die weit und breit beste Herberge im ganzen Umkreis von zwanzig Meilen. Wir sind sogar in der Lage ebenerdige Zimmer in Halblings - beziehungsweise Zwergenmaßen anbieten zu können, wie eure Völker dies schätzen.
 

Also bitte zufälligerweise habe ich noch eines frei, das ich euch nachdem ihr etwas gegessen und getrunken habt gerne zeigen werde Herr Zwerg...aber jetzt solltet ihr euch vielleicht erst einmal setzen und den Straßenstaub mit einem guten Bier hinunter spülen. Was haltet ihr von dem Vorschlag?!“
 

Der Mann sah mir mit einem durchaus vertrauend erweckenden breiten Grinsen entgegen, das mir sofort sympathisch war.
 

„Gut, euer Vorschlag gefällt mir Butterblume, ich werde ihn herzlich gerne annehmen sowohl das Abendessen wie auch das Nachtlager." Antwortete ich ihm somit kurzentschlossen.
 

"Dann kommt Herr Zwerg hier geht es lang….ich werde euch einen Platz beschaffen an dem ihr es euch schon einmal gemütlich machen könnt."
 

Mit diesen Worten schob er sich durch die Menge an Menschen die im Raum standen oder saßen und hieß mich ihm dabei mit einer knappen Geste zu folgen, was ich ohne weiter zu zögern tat, denn mein Hunger war inzwischen deutlich größer, als mein Argwohn den Menschen und ihren Behausungen gegenüber. Also ließ ich mich von ihm an einen der vielen Tische bringen und hatte dabei sogar noch die Zeit mich in aller Ruhe im ganzen Raum umzublicken.
 

Als ich mich aufmerksam umsah..da fiel mein Blick plötzlich auf etwas...mit dem ich hier wohl niemals auch nur ansatzweise gerechnet hätte.
 

Ich sah SIE…
 

...die junge Frau auf die mein Blick wohl mehr oder minder zufällig getroffen war, lehnte meinem Tisch gegenüber am Tresen der Schenke und wirkte dabei so derart gelassen und entspannt, so als mache sie das öfter.
 

Sie musste eine der hiesigen „Dorfschönheiten“ sein, wobei mich ihr ungewöhnliches Äußeres überraschte, mit dem ich hier an dieser Stelle kaum gerechnet hatte. Und schon gar nicht hier inmitten der Schenke….denn sie war so ziemlich die einzige Frau unter all den fremden Männern, die ebenso wie ich auf der Durchreise waren.
 

Entsprechend zog sie auch die Aufmerksamkeit einiger junger Männer auf sich, die offenbar direkt über den alten Grünweg von Esgaroth her gekommen waren, um mit Waren aller Art zu handeln. Ein großer Mann mit hellem rötlichen Haar und Bart versuchte sie anzusprechen, doch sie ließ ihn und alle anderen der fremden Männer höflich aber bestimmt wissen, dass sie im Augenblick kein Interesse an einem näheren Kennenlernen mit ihm oder seinen Gefährten hege. Anstatt dessen bemerkte ich dem Umstand entsprechend überrascht, dass sie mich die gesamte Zeit über aufmerksam gemustert und beobachtet hatte.
 

Nicht lange danach löste sie sich vom Tresen und steuerte direkt auf mich zu. Sie setzte sich im Anschluss daran vollkommen selbstverständlich an meinen Tisch, ohne mich überhaupt danach zu fragen ob es mir genehm sein könnte ihre Bekanntschaft zu machen.
 

Die Selbstsicherheit die diese fremde junge Frau ausstrahlte beeindruckte mich ungewollt ebenso sehr, wie ihre ungewohnt fremdländisch anmutende Grazie….die so einen gewissen Hauch von Flüchtigkeit besaß, den ich mir nicht erklären konnte.
 

Vielleicht lag es auch an ihrem langen dunkelroten Haar, das ihr in dichten Flechten offen über den Rücken hinunter fiel. Es war eine seltene und ungewöhnlich intensive Färbung, die ich so noch nie zuvor gesehen hatte. Ich kannte bis dahin nur wenige Frauen mit rotem Haar, wie dem ihren. Vielleicht lag es auch daran, dass ich sie auf eine mir seltsame anmutende Art ungemein anziehend fand.
 

Selbst für meinen Geschmack von Frauen betreffend, der normalerweise eher von kernigerer Natur war. Mir gefielen füllige Frauen und deren rundliche Kurven. Mochte es daran liegen, dass ich als Zwerg die Natur meines Volkes damit wohl eher unbewusst bevorzugte und mir daher solche Weiber wie sie eigentlich viel zu mager waren….gewissermaßen zu wenig dran, an den für mich richtigen Stellen.
 

Doch ihr fast schon elbisch anmutendes Äußeres beeindruckte mich ungewollt und dazu offensichtlich weitaus mehr, als ich vor mir selbst einzugestehen bereit war...aber noch ehe ich mir darüber ganz klar werden konnte, sprach sie mich bereits an.
 

"Guten Abend.
 

So ganz alleine unterwegs Meister Zwerg? Sagt was hat euch denn hier her in diese von den Göttern verlassene Einöde verschlagen?“
 

Ein eigenartig anziehendes und leicht belustigt wirkendes Lächeln umspielte ihre vollen roten Lippen mit einem gewissen Hauch von Sinnlichkeit, den ich durchaus bemerkte, als sie mich so unvermittelt ansprach, was diese fremde Frau zudem ohne jede Spur von Scheu tat. Etwas, das ich jedem anderen ob Mann oder Frau wohl niemals so einfach und unverblümt zugestanden hätte.
 

"Ich bin auf der Suche!"
 

Entgegnete ich ihr meiner offenkundigen Verblüffung geschuldet daher etwas kurz angebunden und entsprechend brüsk.
 

„Ach, auf der Suche nach WAS? Eurem Mut vielleicht oder gar eurem gut gehüteten Geldsäckel….Meister Zwerg?“
 

Hakte sie mit einem neuerlichen und diesmal leicht spöttisch anmutenden Lächeln nach.
 

„NEIN!
 

Ich bin auf der Durchreise nach Esgaroth!“
 

Antwortete ich ihr nachdrücklich und nicht eben erfreut darüber, ihr so viel an Informationen Preis gegeben zu haben, die sie nicht das Geringste anzugehen hatten.
 

„Ahh ja, die Stadt am langen See also? Was kann einer wie Ihr dort schon wollen? Die Geschäfte für Zwerge laufen seit der Heimsuchung durch Smaug dort denkbar schlecht, wie mir scheint?!“
 

Hörte ich sie ihrer Vermutung den nötigen Ausdruck verleihend wiederholen, was ich ihr eben mehr oder minder ungewollt offenbart hatte, wobei ihr seltsam fesselnder Blick meinen noch einmal nachdenklich aber auch unübersehbar neugierig streifte.
 

Doch dann sah sie mich direkt an, ehe sie mich abermals ansprach….ihre Augen...sie hielten mich dabei fest...ich hatte noch niemals zuvor solche Augen gesehen wie ihre. So tief und so grün...tief wie bodenlose Teiche...unwillkürlich erschauderte ich unter der Intensität, wie ihre mich musterten, während sie zu mir sprach....etwas an ihr verwirrte mich zutiefst, ich spürte etwas an ihr das ich mir nicht erklären konnte.
 

„Nun gut, hört zu, wenn ihr mir etwas zu Trinken oder aber vielleicht sogar zum Essen ausgeben würdet, dann könnte ich euch gewiss alles sagen, was ihr hier über diese Region wissen solltet und vielleicht sogar noch mehr, denn ich habe so einiges an Gerüchten und Geschichten gehört, was in Esgaroth vor sich geht. Ich sehe viele Reisende die hier Tag für Tag vorbei kommen und in der Schenke ein und aus gehen, denn ich bin immer hier!“
 

„Ach ja und was tut ihr so den lieben langen Tag, dass ihr stets hier im Pony anzutreffen seid?“
 

Fragte ich sie erwartungsgemäß verwirrt, schon wegen ihrer unverblümten Dreistigkeit...und bei allem was recht war, nach einem Schank Mädchen sah sie nun beim besten Willen nicht aus, in ihren stark beanspruchten aber durchaus sauberen und einstmals sicherlich schön verarbeiteten Gewändern, deren Stoff auf eine deutlich edlere Abstammung schließen ließ.
 

Indem hörte ich sie lachen...leise aber dennoch sichtlich amüsiert.
 

„Sagen wir, ich verdiene mir hier meinen Lebensunterhalt Naugrim!“
 

Ihr Blick war alles durchdringend mit dem sie mich dabei ansah. Die dunklen smaragdgrünen Augen dieser Frau durchbohrten mich mit einem Ausdruck darin, der mich in jähes Erstaunen versetzte...denn er besaß den nicht zu verleugnenden Hauch einer Unsterblichen, was bei ihr schlicht unmöglich sein konnte...denn dazu wirkte sie viel zu gewöhnlich...ja schlicht „menschlich“. Aber dann..dann sah ich sie...die Ohrenspitzen, die unter ihrem roten Haar hevorlugten und somit ganz eindeutig auf ihre Herkunft schließen ließen...also doch ein Elbenblut...ich hatte es beinahe geanht!
 

Ich konnte es mir nur so erklären, dass das rothaarige Halbblut mit den unzähligen Sommersprossen und den leicht angedeuteten Ohrenspitzen demnach wenigstens zum Teil elbischer Herkunft sein musste. Um so mehr mir dies klar wurde, um so mehr wunderte ich mich darüber, denn sie gehörte damit ganz eindeutig nicht in ein Dorf mit solch gewöhnlichen Bewohnern wie diesem.
 

Aber wie sie wohl hier her gekommen sein mochte, wagte ich gedanklich nicht weiter zu verfolgen, denn ich ahnte intuitiv, dass es sicherlich keine sonderlich schönen Umstände gewesen sein mochten, wenn meine Vermutung stimmte, was ich jedoch mit einiger Sicherheit annahm.
 

„Mit WAS wenn man fragen darf? Etwa mit käuflichen Informationen für Fremde vielleicht?"
 

Fragte ich die demnach entsprechend irritiert.
 

„NEIN!
 

Meister Zwerg...nicht SO!“
 

Hakte sie mit einem Mal ungewöhnlich sarkastisch ein...ehe sich ihr Tonfall in einen deutlich selbstgefälligeren und zynischen Unterton wandelte, mit dem sie weiterhin ungerührt fortfuhr.
 

„Nun, in der Regel mache ich die Beine breit für jeden Kerl, der entsprechend annehmbar dafür zahlen kann!
 

War das jetzt etwa deutlich genug für euch?“
 

Konterte sie daraufhin prompt und so direkt, dass ich mich beinahe verschluckt hätte, als ich ihre überdeutlichen Worte vernahm, mit denen ich in dem Augenblick wohl am Allerwenigsten gerechnet hätte.
 

Ich starrte sie einen Moment lang nur an, unfähig zu erfassen, was sie mir da eben anvertraut hatte.
 

„Ähhh...was...ihr..ihr seid damit nicht etwa..eine..eine Dirne?!“
 

Fuhr es mir daher mit einem denkbar verwirrten Keuchen heraus, nachdem ich mich wieder halbwegs gefangen hatte, denn SO hatte ich sie nun ganz gewiss nicht eingeschätzt.
 

„Nun ja, so hart würde ich es jetzt vielleicht nicht unbedingt bezeichnen. Aber ja so ist es...so könnte man es durchaus ausdrücken! Seht ihr von irgend etwas muss man als ungebundene Frau ja leben...und ihr habt mich schon richtig verstanden Meister Zwerg, ich nehme jeden Mann, der mir das Überleben angemessen sichert und bisher bin ich zumeist nicht so schlecht damit gefahren.“
 

„Ahh ja und warum habt ihr euch dann denn keinen Ehemann genommen? Ich meine ein Leben als Dirne kann doch nicht das sein was ihr gewollt habt..ehrlos...ohne Schutz eines...eines Gefährten...und dazu jedem Manne zu Willen sein müssen, der bestenfalls dafür zahlt?!
 

Ist es wirklich das, was ihr wolltet?“
 

Sie sah mich abermals an…ein Blick der mir tief unter die Haut ging.
 

„Ich hatte keine sonderlich große Mitgift zu bieten und außerdem will ich mich niemandem beugen, auch keinem Mann der den Anspruch auf mich erhebt sein alleiniges Eigentum zu sein..nicht einmal aus Liebe. Nein, ich will mich nicht an EINEN Mann binden...aus gutem Grund.
 

Ich glaube nicht an die eine und wahre Liebe...dazu wurde ich schon viel zu oft im Leben von ihr betrogen.
 

Versteht ihr?
 

Das ist der Grund...das und die nicht vorhandene Mitgift, die hierzulande bei jeder Eheschließung verlangt wird.“ Antwortete sie mir mit einem merkwürdig harten Unterton, der mir all zu verdächtig nach einer latenten Trotzreaktion ihrerseits klang und nicht wollte, dass man dieser Frage genauer auf den wahren Kern nachspürte, der sich dahinter versteckte.
 

„Bei eurem Äußeren hätte das wohl kaum eine tragende Rolle gespielt, wenn ich so offen sein darf? Ich meine ihr seid, mit Verlaub gesagt eine anziehend schöne Frau. Ich bin mir ziemlich sicher, dass euch damit auch einer der Männer in eurem Dorf ohne Mitgift genommen hätte...oder nicht?!“
 

„Ja, aber dazu hätte ich mich in einen von ihnen wirklich verlieben müssen...und das ist bis heute nicht geschehen..also? Was ist jetzt, kommen wir ins Geschäft Naugrim!? Ich sage euch was ihr wissen wollt und ihr zahlt mir dafür, was ich heute Abend essen und trinken werde!?“
 

Aber noch bevor ich irgendwie in der Lage war ihr darauf überhaupt etwas zu entgegnen, wurden wir beide plötzlich sehr unschön in unserem Gespräch unterbrochen...
 

„R i e l l a...
 

...was hockst du noch so faul da herum und schwatzt mit den Gästen? Lass den Zwerg gefälligst mit deinem unverfrorenen Mundwerk in Frieden. Sieh anstatt dessen lieber zu, dass du endlich in die Küche kommst und das Essen holst...die Gäste wollen essen, los geh und bring es her Tochter und zwar schleunigst.
 

Oder hast du ihm etwa schon wieder eine deiner üblichen Geschichten aufgetischt?!“
 

Auf der Bildfläche erschien tatsächlich kein anderer als der Inhaber des tänzelnden Ponys mit hochrotem Gesicht und entsprechend ungehalten...als er die junge Frau an meinem Tisch sitzen sah.
 

Die rothaarige Frau stand langsam auf, wobei sie mir einen Blick zuwarf, der mir den Mund offen stehen ließ...ich hatte ja schon einiges auf meinen Reisen erlebt aber so dreist angelogen worden wie hier, war ich bisher noch von niemanden...schon gar nicht von einer Frau! Sie hingegen wirkte nicht die Spur verlegen, als sie sich erhob und dabei Anstalten machte dem Mann zu antworten, der offenbar so etwas wie ihr Ziehvater darstellte.
 

„Hmmm...ich fürchte ja Dada und er sah fast so aus, als ob er sie mir wirklich hatte abnehmen wollen….schade!
 

So leichtgläubig hätte ich den Zwerg gar nicht eingeschätzt. Tja ich fürchte dann wird das wohl nichts werden mit dem spendierten Abendmahl...und vielleicht sogar insgeheim erhofften Schäferstündchen…denn leider bin ich nicht das, wofür ihr mich vielleicht gerne hättet halten wollten Herr Zwerg!?
 

Also vergesst am Besten einfach wieder was ich zu euch gesagt habe. Seht ihr, ich wollte euch nur ein wenig aus der Reserve locken Fremder. Ich war ehrlich gesagt sehr gespannt, wie Zwerge über diese Dinge denken, über die wir beide eben gesprochen haben.
 

Wie gesagt, nichts für ungut Meister Zwerg....und noch ein guter Rat, lasst euch niemals von einem schönen Gesicht verführen...es könnte euch nämlich durchaus einem großen Irrtum unterliegen lassen!"

ungeahnte Wendungen

Ich hatte in dem Moment wirklich alle Mühe zu verhindern, dass mir die Kinnlade herunter fiel, angesichts solcher unglaublich provokanter Dreistigkeit wie bei diesem Weibsbild, war mir etwas derartiges noch niemals zuvor unter die Augen gekommen.
 

Die hübsche rothaarige Hexe, hatte mit mir doch tatsächlich die Kuh, sprichwörtlich aufs Glatteis geführt und das auch noch mit Vorsatz.
 

Aus welchem Grund konnte ich mir in dem Moment zwar nicht recht erklären, aber vermutlich hatten dies alle übrigen Anwesenden in diesem Raum bereits im Voraus gewusst, oder wenn dann wenigstens geahnt...ich meinte damit natürlich alle, bis auf mich selbst!
 

Ich fühlte mich angesichts dieser Tatsache in etwa so, als hätte ich gerade eben volle Breitseite eins mit einem Schmiedehammer über den Schädel gezogen bekommen. Die Schmach ausgerechnet von einer Frau so derart offensichtlich beschämt und hinters Licht geführt worden zu sein saß tief...um nicht zu sagen sehr tief!
 

Ich spürte den schmerzhaften Stich und die darauf folgende Erkenntnis, soeben mehr oder minder das Gesicht vor allen anderen Gästen des Ponys verloren zu haben entsprechend deutlich…und das tat weh. Mein männlicher Stolz und meine spürbar angeknackste Würde hatten damit einiges an Schaden genommen.
 

Aber diese Genugtuung den dummdreisten Einfaltspinsel von einem Zwerg so vor aller Augen zum Narren gehalten und bloß gestellt zu haben, die wollte ich ihr um keinen Preis der Welt gönnen.
 

Niemals..vorher würde ich lieber sterben und so setzte ich, ganz gleich was es mich kosten würde zum Gegenschlag an, denn das konnte und wollte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen. Das gebot mir mein Stolz, diesem einfältigen Frauenzimmer zu zeigen, dass ich ihr schon lange gewachsen war...was bildete sie sich eigentlich ein, wer sie war?
 

WAS?!
 

Innerlich entsprechend in Fahrt geraten, setzte ich damit unverzüglich zu einem Gegenangriff an, der sich gewaschen hatte, gerade als sie Anstalten machen wollte mich einfach stehen zu lassen und zu ihrem Vater zurück zu kehren, der noch immer sprachlos dastand und offenbar nicht recht wusste, was er tun sollte.
 

Impulsartig griff ich in meinem Zorn zu und hielt sie energisch am Arm fest, wo sie sich mit einem entsprechend wütenden Zischen von mir los machen wollte, doch ich packte noch fester zu ...so schnell ließ ich sie nicht gehen, sie war mir wenigstens eine Erklärung schuldig, wenn nicht sogar ein Einlenken oder besser noch eine aufrichtige Entschuldigung, denn das war in meinen Augen das Mindeste, was man als Wiedergutmachung verlangen konnte.
 

„HALT!
 

Wo hin so schnell Khalam* Halbblut*?
 

Was habt ihr euch da gedacht Weib?
 

Dachtet ihr wirklich ernsthaft, ich könnte tatsächlich Gefallen finden an so etwas wie EUCH?
 

Nicht doch...nicht mal im Traum. Solche Weiber wie ihr sind was meinen Geschmack betrifft viel zu mager. Da ist nichts dran an euch...kein Busen und kaum der Ansatz eines hübsch drallen Hinterns, wie ich ihn in der Regel bevorzugen würde.
 

Also was wollt ihr von mir DIRNE?!
 

Uhhrrrggg...allein der Gedanke daran, mit einer wie euch bumsen zu müssen verursacht mir Übelkeit. So eine Dirne würde ich niemals freiwillig wählen...wenn, dann würde ich stets eine bevorzugen, auf der man weich genug liegt, deren Kurven einem Mann wirklich in Fahrt bringen. Ihr dagegen seid ja nicht mal eine...zumindest keine, wie ihr mir weiß machen wolltet.
 

Nein, ihr seid nichts weiter, als ein dummdreistes vorlautes Frauenzimmer, das sich wichtig machen und Männer vorsätzlich beschämen will.
 

Beim allmächtigen Schöpfer, dass ich nicht lache..habt ihr wirklich ernsthaft geglaubt, ihr könntet mich damit in Verlegenheit bringen....kleines Mädchen? Oh ganz bestimmt nicht. Ihr widert mich damit nur noch mehr an und jetzt schert euch gefälligst fort und geht..geht zu euresgleichen und versucht euch daran, vielleicht habt ihr dort ja mehr Glück?!“
 

Fuhr ich sie in meinem Zorn dementsprechend deutlich und von allen Anwesenden überaus gut vernehmlich an und ich sah bei der Gelegenheit auch, wie sie ihre Gesichtsfarbe wechselte….unwillkürlich färbten sich ihre ansonsten blassen mit unzähligen Sommersprossen übergossenen Wangen für einen Augenblick sehr deutlich.
 

Ich sah den Hauch von Röte der sie überzog, bis sie sich wieder gefangen hatte.
 

„Ohhh seht ihn euch nur an...den furchtlosen Krieger.
 

Ihr haltet euch wohl für den Helden des Tages Meister Zwerg?!
 

Aber täuscht euch nicht, der Tag ist noch nicht um. Wir beide sind längst noch nicht fertig miteinander und ganz gleich, wie sehr ihr es auch ableugnet Naugrim. Ich habe es in euren Augen gesehen. Ich sah diesen gewissen Funken an Begierde, wie bei jedem Mann in ihnen aufblitzen.
 

Ihr seid in der Hinsicht keinen Deut besser, als irgend einer von diesen anderen Bastarden.
 

Nicht ein bisschen...und jetzt lasst mich los…CASAR!“
 

Konnte ich sie mir wie eine wild gewordene Raubkatze entgegen fauchen hören, wobei sie sich erneut energisch von mir los machen wollte und ganz überraschend ebenso „vertraulich“ antwortete, wie ich sie eben heraus gefordert hatte.
 

„Mit Vergnügen...denn ihr ekelt mich an Halbblut.
 

Los verschwindet!“
 

Entgegnete ich ihr somit abermals mit unüberhörbar angewidertem Unterton, wobei ich sie unverzüglich los ließ und ihr einen leichten aber doch recht unsanften Stoß gab, der sie in Richtung ihres Vaters von mir weg schob.
 

Der alte Mann wollte schon ansetzen, um etwas entsprechendes zu sagen, als ihn die rothaarige Hexe behutsam am Arm fasste und ihn ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, sanft aber mit Nachdruck in Richtung des Tresens zu bugsieren versuchte.
 

Dennoch saß der harsche Kommentar, den ich von ihr drauf erhielt, so präzise wie der Schwerthieb eines Gegners.
 

"Ohhh nein, gewiss nicht einmal halb soviel, wie ihr mich anekelt Naugrim!
 

Das schwöre ich euch!
 

So komm..komm jetzt Vater, es tut mir leid, lass es gut sein. Der dahergelaufene Zwergenbastard da ist es nicht wert, auch nur den Hauch eines Gedankens an ihn zu verschwenden. Das war außerordentlich dumm von mir...verzeih.“
 

Konnte ich sie dabei leise in seine Richtung sprechen hören, wobei mir abermals innerlich der Kamm schwoll, als ich die abwertenden Worte hörte, die sie über mich sprach...doch der alte Mann ließ sich überraschend schnell von ihr beschwichtigen und machte sich somit nicht die Mühe, sich wenigstens anstandshalber bei mir für seine ausgesprochen biestige Tochter zu entschuldigen, deren Mundwerk deutlich schärfer als so manche Messerklinge anmutete.
 

Ich nahm es hin, wenn auch nicht eben begeistert, mit dem Gedanken im Kopf das alles spätestens Morgen hinter mir gelassen zu haben.
 

Welcher absoluten Fehlannahme ich damit unterlag, merkte ich leider erst sehr viel später….gewissermaßen zu spät, um noch etwas daran ändern zu können.
 

Während dessen, saß ich an meinem Tisch und wartete auf mein Abendessen, der Humpen war nahezu leer und ich hatte langsam aber sicher einen „mords“ Hunger...der Tag war lang gewesen und ich hatte bisher noch nicht besonders viel zwischen die Zähne bekommen, auch weil meine eigenen Vorräte nahezu gänzlich aufgebraucht waren. Also freute ich mich auf ein ordentliches und vor allem warmes Abendmahl.
 

In Erwartung dessen lehnte ich mich entspannt an meinem Tisch zurück und ließ meine Gedanken ein wenig in die Ferne schweifen, wobei ich den Raum um mich herum ausblendete und so kaum mehr wahr nahm, was um mich herum geschah.
 

Gedanklich derart abwesend und in meine eigene Wirklichkeit jenseits dieses armseligen Gasthofes vertieft, wähnte ich mich fast schon in meiner geliebten und gleichermaßen verlorenen Heimat dem Erebor. Ich sah dort auch meine Schwester und meine beiden Neffen, die beide wohl schon ein gutes Stück gewachsen waren, seit ich das letzte Mal „daheim“ in den Ered Luin gewesen war und die beiden gesehen hatte.
 

Plötzlich riss mich jedoch der Klang einer hellen und mir durchaus bekannten Stimme unsanft aus meinen Tagträumen heraus...es war IHRE Stimme und damit ohne jeden Zweifel, die der jungen Frau mit dem dunkelroten Haarschopf. Ich erkannte sie noch ehe ich sie sah...diese Stimme hatte sich mir eindrücklich markant ins Gedächtnis gebrannt und das nicht ihm unbedingt positiven Sinne betrachtet.
 

Noch in dem Moment in dem ich mich insgeheim fragte, was sie wohl jetzt schon wieder von mir wollte, beantwortete sie meine Frage ganz von selbst...
 

„Hier euer Abendmahl Meister Zwerg, wie bestellt…?!“
 

Sie pfefferte den Teller mit dem Brot und dem von mir bestellten Eintopf während dessen so derart heftig und mit solchem Schwung vor mir auf den Tisch, dass die heiße Suppe überschwappte und sich direkt über meinen Schoß ergoss.
 

Mit einem erschrockenen Schrei fuhr ich augenblicklich von meinem Platz hoch und war lediglich einen Moment später auf den Beinen.
 

Khazad...ja hatte sie dieses elendigliche Frauenzimmer eigentlich noch alle beieinander?
 

Heiße Suppe direkt auf meine "edelsten Teile" verschüttet, empfand ich alles andere als angenehm, um nicht zu sagen extrem schmerzhaft. In der Lendengegend war so ziemlich jeder Mann überaus empfindlich...und ich daher dementsprechend aufgebracht.
 

Ohne weiter nachzudenken packte ich hastig und gewissermaßen reflexartig zu, wobei ich sie am Arm erwischte. Im Affekt und ohne es recht zu merken zog sie in meinem rechtschaffenen Zorn mit Schwung zurück, ehe sie mir wieder entschwinden konnte.
 

Die von meiner Handlung überraschte und sichtlich verblüffte Frau konnte demnach nicht mehr rechtzeitig reagieren und sich somit auch nicht mehr abstützen. Einen Moment später hatte ich sie ebenso ungewollt, wie durch reinen Zufall geschehen rittlings auf meinem Schoß sitzen, denn ich hatte durch die Wucht ihres Aufpralls das Gleichgewicht verloren und war unwillkürlich in meine Ausgangsposition und damit zurück auf meinen Stuhl gesunken.
 

Da saß sie...da saß ich...beide sprachlos...beide wie erstarrt....völlig gebannt und verwirrt angesichts dessen, was da eben zwischen uns geschehen war.
 

Ihre Augen wirkten riesig im Halbdunkel des Gastraumes, die Verblüffung dessen stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben...und mir erst, denn ich hatte mit allem gerechnet aber sicher nicht damit, sie gleich auf meinem Schoß sitzen zu haben.
 

Dennoch gelang es mir weitaus besser als ihr, mir die Verwirrung darüber nicht anmerken zu lassen.
 

Ich sah in ihr Gesicht...sah ihre Augen, die mir wie übergroße dunkle Edelsteine entgegen leuchteten...und ich sah in ihnen auch die versteckte Furcht aufblitzen, die sie mir eben so unvermutet ausgeliefert hatte.
 

Ja und noch etwas sah ich in ihren Augen...es war, als könnte ich just in diesem Augenblick ihre Gedanken lesen, wie in einem offenen Buch..klar und überdeutlich. Ich bemerkte dabei diese gewisse Faszination an mir….offenbar hatte ich etwas an mir, das sie ungemein faszinierte, auch wenn sie dies natürlich niemals freiwillig zugeben würde.
 

Ich gefiel ihr…...und das dem Anschein nach weitaus mehr, als ich es eigentlich durfte.
 

Sie starrte mich im Angesicht dieser derart kuriosen Ausgangslage ebenso sprachlos an wie ich sie. Bei der Gelegenheit konnte ich das heftige Erbeben wahr nehmen, das ihren Körper regelrecht durchschüttelte und ich vernahm während dessen auch, das ebenso überraschte laute Aufkeuchen, mit dem ich sie so nahe auf meinem Schoß spürte.
 

Ein einziger Blick in ihre Augen ließ mein Herz unwillkürlich schneller schlagen und ich wusste noch nicht einmal weshalb das so war...?!
 

...“lasst mich los...SOFORT!
 

Wa..was fällt euch ein Naug, wie könnt ihr es wagen?!“
 

Konnte ich sie mir entsprechend aufgebracht entgegen keuchen hören, wobei sie mit aller Macht versuchte sich von mir los zu machen...und damit augenblicklich wieder von meinem Schoß herunter wollte.
 

Doch ich ließ sie nicht los, diesmal saß ich am längeren Hebel und das im wahrsten Sinne des Wortes.
 

„Halt nicht so schnell Teuerste…ihr könnt erst dann gehen, wenn ihr euch bei mir entschuldigt und mir mein redlich verdientes Abendmahl gebracht habt und diesmal ohne die Hälfte davon zu verschütten, wenn möglich?!“
 

Entgegnete ich ihr grollend, wobei ich sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ.
 

Butterblume ging unverzüglich dazwischen, noch ehe ich weiter machen konnte. Der zwischenzeitlich zurück gekehrte und peinlich berührte, sowie über das nicht eben schickliche Verhalten seiner Tochter merklich ungehaltene Vater, versuchte nach diesem neuerlichen Zusammenstoß mit mir zu retten, was noch zu retten war.
 

„Beim allmächtigen Schöpfer, bitte lasst sie gehen…es tut mir leid Meister Zwerg. Seht, ich bürge für sie...sie wird das nicht wieder tun. Bitte Herr, ich werde es sogleich euch entschädigen..ihr bekommt sofort eine neue Schale mit Eintopf, aber bitte seht es uns nach...sie ist ein solch dickköpfiges Frauenzimmer, dass man sich daran die Zähne ausßeißen könnte."
 

Ich sah wie der alte Mann sie ansah, während er das zu mir sagte...indem stand sie wortlos aber mit einem hörbar zornigen Schnauben auf, gleich nachdem ich sie los gelassen hatte. Sie klopfte sich demonstrativ ihre Schürze zurecht, wobei sie mich keine Blickes mehr würdigte und im Anschluss daran merklich wütend in Richtung der Küche davon stolzierte.
 

Der alte Mann sah ihr kurz nach, ehe er sich neuerlich an mich wandte.
 

"Bitte verzeiht mir diese schrecklichen Unannehmlichkeiten Meister Zwerg...ich hätte euch besser vorwarnen sollen.
 

Meine älteste Tochter macht zuweilen gerne solche derben Scherze auf Kosten unserer Gäste. Bevorzugt die von Männern, die hier auf der Durchreise sind. Auf die hat sie es aus unerfindlichen Gründen besonders abgesehen und jetzt auch noch diese lächerliche Angelegenheit...verzeiht aber sie ist wie schon gesagt zuweilen ein ausgesprochen eigensinniges Frauenzimmer, dem kaum mehr bei zu kommen ist.
 

Sie ist seit sie das Mädchenalter hinter sich gelassen hat nurmehr noch schwerlich zu bändigen. Ihrem dreisten und vorlauten Mundwerk ist hier kaum einer der Männer im Dorf gewachsen...noch nicht einmal mir gelingt dies. Ihr fehlt es seit je her an dem nötigen Respekt, den ihr ein passender Ehemann über kurz oder lang wohl entsprechend unseren Traditionen gemessen abverlangen würde.
 

Leider will sie keiner der hier lebenden Männer haben..zumindest nicht freiwillig.
 

Selbst die Tatsache, dass sie an sich ja ein ganz ansehnliches Mädchen ist und über eine ganz ordentliche Mitgift verfügen würde hilft hierbei nicht das Geringste. Ich bekomme keinen her der als geeigneter Bräutigam für sie in Frage käme...und so habe ich ihr vor kurzem geschworen, dass sie den erstbesten dahergelaufenen Vagabunden ehelichen muss, wenn der nur genügend Mut besitzt ihr und ihrem Mundwerk ansatzweise die Stirn zu bieten.
 

Ich sah den alten Mann verblüfft an…
 

„Was...DAS habt ihr ihr geschworen? Allen Ernstes? Ihr wollt sie wirklich irgend einem Mann geben, wenn der nur schlagfertig genug ist um ihr gewachsen zu sein?
 

Ganz gleich welcher?“
 

Kam es entsprechend verblüfft aus mir heraus gestolpert, als ich hörte, was mir der alte Mann da offenbarte.
 

„So ist es Meister Zwerg...das habe ich ihr angedroht.“ Kommentierte er es indessen weiterhin in aller Ernsthaftigkeit.
 

„Und was hat sie daraufhin getan?“ Hakte ich mehr oder minder interessiert nach.
 

Butterblume sah mich derweil sichtlich bekümmert an.
 

„Sie hat mich ausgelacht...Herr...stellt euch das nur vor...einfach ausgelacht. Jetzt seht ihr wie schlimm es um sie bestellt ist, sie nimmt nichts und niemanden ernst...nicht einmal mich, wo ich doch ihr Vater bin...oder nun ja zumindest ihr Ziehvater, denn sie ist ja nicht mein leibliches Kind.“
 

Ich blickte ihn überrascht an, als ich ihn mir dies antworten hörte.
 

„Ach ist sie nicht?“
 

Fragte ich ihn daher abermals erwartungsgemäß irritiert
 

Butterblume schüttelte rasch und zudem energisch den Kopf.
 

„Nein das ist sie nicht...aber ich dachte bisher das man das eigentlich sehen müsste. Nein Meister Zwerg, sie war gewissermaßen das unfreiwillige Geschenk eines Gastes, der vor vielen Jahren in diesem Haus übernachtet hatte.
 

Eine Gruppe von Zwergen war es, die damals vor so vielen Jahren als ich noch selbst sehr jung gewesen bin auf der Durchreise zum einsamen Berg hier Station machte und ein oder zwei Nächte blieb. Der Zwerg der das kleine Mädchen mit dem auffällig dunkelroten Haarschopf bei sich hatte, war ein ausgenommen hartnäckiger Einzelgänger...ein dunkelhaarig grimmig drein blickender Kerl, der so gut wie kaum etwas sprach. Weder mit seinen Kumpanen noch mit sonst irgend jemandem.
 

Das eindringlichste an das ich mich bei diesem Mann erinnere waren sicherlich seine Augen...sie..sie hmmm...hatten so einen seltsamen tiefen und sehr selten intensiven Blauton, der selbst für seinesgleichen ungewöhnlich wirkte, das überraschte mich und aus diesem Grund habe ich es mir wohl gemerkt.
 

Außerdem hielt er sich stets abseits von den übrigen Männern seiner Sippe. Die anderen Zwerge mieden ihn ganz bewusst, weshalb war mir nicht damals bekannt, aber sie wollten aus einem mir unerfindlichen Grund nichts mit ihm zu tun haben. Ich hingegen vermutete, dass es an ihr liegen musste, denn auch das kleine Mädchen wurde von der ganzen Gruppe gemieden und stets als „Blutschande“ bezeichnet, wenn sie über sie sprachen.
 

Ich schnappte es einmal zufällig auf, als ich sie bediente...sie sprachen davon, dass ER sie wohl schändlich und entgegen jeder Ehre mit einer elbischen Frau gezeugt haben sollte. Doch eine Frau, die als ihre Mutter in Frage kommen konnte, sah ich nirgendwo...er war zu diesem Zeitpunkt allein mit der Kleinen unterwegs.
 

Ich hörte wie sie hinter vorgehaltener Hand über ihn fluchten, als ich das Bier brachte, dem sie allesamt außerordentlich gut zusprachen…
 

» „Gror..dieser elende Bastard. Hat er überhaupt eine Vorstellung davon, was er getan hat? Das wird Dain ihm niemals verzeihen, wie kann er es wagen dieses elbenblütige Balg überhaupt zum Berg mitnehmen zu wollen? Bumst der Kerl doch einfach eine Elbe und macht ihr bei der Gelegenheit auch noch ein Kind. Mahal und mit der Schande will er seinem Vater und König allen Ernstes je wieder unter die Augen treten?
 

Ich würde ihn umgehend mit Schimpf und Schande von Haus und Hof jagen, wenn er mein Sohn wäre….wie konnte er nur? Beim allmächtigen Schöpfer, allein der Gedanke daran jemals mit so einer spitzohrigen Hure schlafen zu wollen verursacht mir Brechreiz...ich würde glatt kotzen.
 

An so einer ist doch nichts dran...was für einen Geschmack hat der Mann eigentlich...uhhhh einfach widerlich“….
 

...so und noch übler ging es in einem fort. Sie beschimpften ihn nie offen, das wagten sie aus irgend einem Grund nicht, aber wie schon gesagt hinter vorgehaltener Hand, ja da ließen sie sich in übelster Art und Weise über ihn aus.
 

Nun ja lange Rede kurzer Sinn...zwei Tage später war er fort über alle Berge, bei Nacht und Nebel, ohne zu bezahlen, ohne seine Gefährten...und ohne die Kleine. Ich fand sie am nächsten Morgen bitterlich weinend und allein in seiner Schlafkammer. Er hatte sie einfach so zurück gelassen...und seither lebt sie bei mir und meiner Frau, sie tat uns so leid und sie war ein so zerbrechliches kleines Mädchen. Letzten Endes gewannen wir sie so lieb, als wäre sie unser eigenes Kind und wir behielten sie bei uns...bis heute!“
 

"Sagt Herr Butterblume, weiß sie eigentlich, dass sie nicht euer leibliches Kind ist?"
 

Unterbrach ich den alten Wirt unwillkürlich mit meiner spontanen Frage und merkwürdig belegtem Unterton...da ich in etwa eine Ahnung davon hatte, was sie hier abgespielt haben könnte, wenn der alte Mann die Wahrheit gesagt hatte, was ich ihm letztendlich glaubte, denn welchen Nutzen hätte er davon gehabt mich zu belügen?
 

Butterblume schluckte indessen heftig, wobei er mit einem Mal energisch nickte.
 

„Ja Meister Zwerg, sie weiß, dass wir nicht ihre leiblichen Eltern sind. Wie hätten wir ihr dies auch erklären oder vorenthalten sollen, wo sie äußerlich so wenig Ähnlichkeit mit uns besitzt? Man sieht es ihr doch schon von weitem an...was für Blut durch ihre Adern fließt und dass es mit ziemlicher Sicherheit, das der Erstgeborenen ist.
 

Auch wenn ihr Vater ein Zwerg gewesen sein soll, wie sie es damals alle behaupteten!“
 

Er verstummte so rasch, wie er zu sprechen angesetzt hatte, während mir zur selben Zeit, die merkwürdigsten Gedanken durch den Kopf schossen.
 

» Gror, den Namen kannte ich und zwar nur zu gut.
 

Wenn Butterblume wirklich die Wahrheit gesagt hatte, so war diese vorlaute und noch so jung wirkende Frau zweifellos mit meinem Vetter Dain "dem Zweiten" blutsverwandt...irgendwie jedenfalls...wenn sie wirklich elbischen Blutes war, so wunderte ich mich nicht mehr sonderlich darüber, dass sie noch so jung aussah, obwohl sie allein ihres selbstsicheren Auftretens wegen wesentlich älter sein musste.
 

Ihr Äußeres...die ansatzweise sichtbaren Ohrenspitzen...diese so lebhaft leuchtenden dunkelgrünen Augen, alles an ihr deutete darauf hin, dass sie tatsächlich Elbenblut in ihren Adern hatte, wenigstens zu einem gewissen Anteil. Aber irgendwelche besonderen zwergischen Attribute hatte ich bei ihr nicht ausmachen können. Keine, bis...ja bis auf ihre geringe Größe und die doch recht üppigen Hüften, die für eine Elfe tatsächlich etwas zu breit ausgefallen waren. «
 

Ich kam nicht umhin um zu sagen, dass mich diese Frau und deren geheimnisvolle Herkunft zu interessieren begann, zumal sie in gewissem Sinne damit sogar meiner eigenen Sippe angehören müsste, wenn es denn wirklich stimmte, was Butterblume da behauptet hatte.
 

Aus irgend einem mir nicht mehr erklärbaren Umstand heraus reifte ein Entschluss in mir, den ich weder vorher durchdacht noch in irgend einer Weise geplant hatte...es brach gewissermaßen spontan aus mir heraus...ohne nachzudenken...einfach so!
 

Und ich wusste, das sich diesen Entschluss noch ziemlich bereuen würde.
 

„Ihr habt gesagt ihr würdet sie jedem Mann geben der ihrem Mundwerk in irgend einer Weise gewachsen wäre...gut dann gebt sie mir Butterblume ich nehme sie. Aber eure Mitgift oder dergleichen will ich nicht haben, ihr könnt sie von mir aus getrost behalten.
 

Ich nehme die Frau, wie sie ist...was ist, wollt ihr sie mir geben?
 

Der alte Mann sah mich kaum dass ich verstummt war, wie vom Donner gerührt an.
 

„WAS….IHR...ihr würdet sie wirklich haben wollen?
 

In aller Ernsthaftigkeit als...als euer Eheweib?
 

Zwerg?!“
 

Ich sah ihn entschlossen an.
 

„Ja, ich würde sie gerne in aller Ernsthaftigkeit nehmen...als mein Eheweib und mein Name ist im Übrigen Thorin, Meister Butterblume!“
 

Als es ausgesprochen war...wurde mir erst so richtig bewusst, was ich da eigentlich getan hatte. In dem Moment erschrak ich zutiefst über meine eigene Dummheit..die ich wohl für einen Anflug von Kühnheit gehalten hatte und darüber, dass ich nicht im Ansatz darüber nachgedacht hatte, was ich da eigentlich tat.
 

Mir war mit einem Schlag klar geworden, dass ich tatsächlich im Begriff war, mir eine Verantwortung aufzuhalsen, von der ich nicht die geringste Vorstellung besaß...nämlich die über ein eigenes Weib! Und dann noch eines, dass mich nicht mochte...ja geschweigedenn als ihren Gefährten akzeptieren würde.
 

Alles in allem nicht unbedingt vielversprechende Aussichten...aber leider zu spät. Ich hatte dem Alten das Angebot bereits gemacht....ein Rückzieher war unmöglich und galt zu recht als feige.
 

Mich traf angesichts der Erkenntnis fast der Schlag, als mir verstandesgemäß so richtig klar wurde, was ich da im Grunde ohne näher darüber nachzudenken angestellt hatte. Aber es gab wie gesagt kein Zurück mehr, zumindest nicht ohne neuerlichen Gesichtsverlust...und das Beste an der Angelegenheit war, dass ich nicht die geringste Ahnung oder Vorstellung davon hatte...warum ich dies überhaupt getan hatte…?!
 

Indem sah Butterblume mich prüfend an…
 

„GUT…
 

...abgemacht...der Handel gilt. Irgendwie gefallt ihr mir Herr Thorin und ich denke, dass ihr meiner Riella durchaus gewachsen sein könntet. Ihr bekommt meine Tochter. Schon übermorgen kann sie euer Weib sein, wenn ihr dies so wollt. Aber habt ihr denn irgend eine Vorstellung davon, wie ihr euch und sie denn ernährt?
 

Ich meine, von was wollt ihr leben?
 

Ich schluckte kurz und heftig, doch dann fing ich mich und entgegnete dem alten Mann betont ruhig...
 

„Ich bin Schmied und zwar ein guter Herr Butterblume. Ich kann euch alles das schmieden, was so eine Dorfgemeinschaft im Allgemeinen benötigt. Ich würde bleiben, und euch meine Dienste anbieten. Wenn nicht so ziehe ich weiter, zurück in meine Heimat...die Ered Luin.
 

Dorthin war ich bis jetzt eigentlich unterwegs...nun ja bis...bis…?!“
 

Ich verstummte und räusperte mich heftig...als mir nochmals deutlich bewusst wurde, was ich da eben getan hatte.
 

Doch indem setzte Butterblume ebenfalls an.
 

„Hmm einen Schmied hatten wir zwar im Dorf aber der war schon steinalt und ist bereits im vergangenen Jahr für immer von uns gegangen. Seither steht die Schmiede leer und über eine Neubelebung durch euch Herr Zwerg, hätten die umliegenden Bauern und ihre Gehöfte, die zweifellos immer Arbeit machen sicherlich nichts einzuwenden. Ich könnte mir vorstellen, das ihr dort ein gutes Auskommen für euch finden könntet, mein Sohn...sofern ihr genüsam seid.
 

Das hier ist eine ländliche Gegend, die Menschen sind nicht sehr wohlhabend, aber für ein angemessenes Auskommen wird sicherlich gesorgt sein. Gute Arbeit verdient eine gute Entlohnung. Also wenn ihr so gut seid, wie ihr es behauptet, dann wird es gewiss nicht zu eurem Nachteil sein Meister Zwerg!
 

Wir sind allesamt ehrliche Leute hier in Bree.“
 

Ich sah den alten Wirt des Ponys zweifelnd an…
 

Ja das war ich dann jetzt wohl...sein Schwieger"sohn" in spe!
 

Khazad, wie dumm konnte man eigentlich sein und sich so etwas wie ein Eheweib auch noch freiwillig aufhalsen wollen?
 

Was hatte ich da nur getan?
 

WAS?

Ehe unverhofft...oder wie die Jungfrau zum Kind?!


 

„alles was ich je wollte, ist alles was ich in dir bekam.“
 

Trotzdem antwortete ich ihm etwas völlig anderes, als ich in dem Augenblick dachte...schon weil es dafür ohnehin schon zu spät war. Ich hatte meine Entscheidung lägst getroffen...und das Beste daran war eben jener Umstand, dass ich keine Ahnung hatte, weshalb ich mir das freiwillig antun wollte?!
 

Also nahm ich all meinen verbliebenen Mut zusammen und sagte…
 

„Gut, das wäre zumindest ein Anfang Wirt. Ich hatte zwar nicht vor länger als notwendig hier in diesem Elendsloch von einem Dorf zu verweilen, das am Rande der westlichen Welt steht. Doch meine Meinung hat sich diesbezüglich inzwischen geändert. Es ist, wie ich euch gesagt habe. Ich bin fest entschlossen eure Tochter zur Frau nehmen, ehe es ein anderer Mann tut und vermutlich weitaus weniger rücksichtsvoll mit ihr sein wird, als ich es bin.
 

Wenn ihr nicht wollt, dass sie trotz ihres Elbenblutes und gerade wegen ihres starrsinnigen Wesens schlecht behandelt wird, dann müsst ihr sie mir geben...und ich schwöre euch, dass ich sie stets gut behandeln werde, denn ich bin ein rechtschaffener Mann. Einer dem so etwas wie Anerkennung und Ehre das höchste Gut ist, das ein Mann in seinem Leben erlangen kann.“
 

Butterblume sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an, bevor er zu einer weiteren Antwort ansetzte.
 

„Wer seid ihr Zwerg? Ich sage euch, ihr erinnert mich in diesem Augenblick unglaublich stark an jemanden, den ich einmal gekannt habe.
 

Ich weiß nur nicht mehr an wen….!“
 

„Er war der Sohn eines Königs Butterblume und mein Verwandter, das muss euch genügen, mehr werde ich euch dazu nicht sagen.“
 

Unterbrach ich ihn derweil betont gleichmütig, ohne mich darum zu scheren, mit welchem Blick mich der alte Mann daraufhin bedachte.
 

„Ihr..ihr habt ihn gekannt? Ich meine Riellas leiblichen Vater?“
 

Brach es noch einmal sichtlich verwundert aus dem alten Mann heraus, wobei er mich weiterhin aufmerksam musterte.
 

Indem zuckte ich absichtlich gelassen mit den Schultern, bevor ich ihm etwas darauf entgegnete.
 

„Nein, nicht persönlich, dazu bin ich ehrlich gesagt nicht alt genug, obwohl das normalwerweise eins der Privilegien meines Volkes ist. Wir werden viel älter, als die meisten anderen Völker von Arda...alle, bis auf die Elben, die unsterblich sind. Ich selbst war damals noch nicht einmal geboren. Aber dennoch weiß ich genug über ihn und was mit ihm geschehen ist, um anzunehmen, dass eure Geschichte mit meiner Vermutung überein stimmen könnte.
 

Ihr sagtet sein Name sei Grôr gewesen, dann war es zweifellos der jüngste Bruder meines Großvaters und damit mein Verwandter. Mehr kann und will ich euch darüber nicht sagen Butterblume. Nehmt es so hin oder geht...es ist eure Entscheidung, ich werde euch zu nichts drängen.“
 

Der Alte sah mich etwas unsicher an, doch dann merkte ich wie er sich straffte, ehe er erneut zu einer Antwort an mich ansetzte.
 

„Ich habe euch mein Wort gegeben Thorin...und ich werde es halten. Sie wird euch zum Manne nehmen, ganz gleich was es mich kostet. Ich bin ein Vater, dem viel an dem Wohl seines Kindes liegt und daher hoffe ich, dass ihr wirklich ein solch rechtschaffener Mann seid, wie ich es bei euch vermute.“
 

„Ihr habt mein Ehrenwort darauf Butterblume, das Wort eines Zwerges gilt so gut, wie jeder Schwur!“ Unterbrach ich ihn wiederum, wobei ich es diesmal so kurz wie möglich hielt.
 

Der Alte lächelte einen Moment lang versonnen, bevor er mich noch einmal forschend fixierte.
 

„Gut ich nehme an, dass ich ihr als ihr Vater wohl meine Entscheidung mitteilen sollte. Wozu auch lange warten? Es wird sich an meinem Entschluss doch nichts mehr ändern. Ihr seid der Richtige für sie...ich fühle es. Es ist als hätte sie nur auf euch allein gewartet.
 

Ja ich weiß es...sie hat all die Zeit auf euch gewartet Thorin! Aus diesem Grund wollte sie keinen anderen Mann nehmen!“
 

Konnte ich den Alten noch nachdrücklich entschlossen vor sich hin grollen hören, als er sich auf den Weg machte, um seiner Ziehtochter umgehend mitzuteilen, was er soeben für sie und ihr weiteres Wohl beschlossen hatte. Ob er dabei auf besonders viel Wohlwollen von ihrer Seite aus stoßen würde, wagte ich jedoch annähernd zu bezweifeln und ich sollte mit meiner Annahme recht behalten.
 

Denn wenig später hörte ich sie bereits.
 

Es kam so urplötzlich...dass ich unwillkürlich zusammen zuckte, doch ihre aufgebrachten Schreie waren beileibe nicht länger zu überhören. Ihre wütende Stimme hallte schrill durchs ganze Haus und ließ so ziemlich jeden der Gäste in sich zusammen zucken, der sie vernahm.
 

„NEIN Vater….ich sagte NEIN!
 

Nur über meine Leiche! Bist du vollkommen irrsinnig geworden?
 

Ich werde diesen gottverdammten dahergelaufenen Naugrim ganz bestimmt nicht zu meinem Gemahl nehmen. Vorher werde ich mit Vorliebe eins der Schweine auf dem Hof ehelichen.
 

Das ist mein letztes Wort Vater!“
 

Konnte ich sie demnach schon lauthals von weitem wüten hören. Butterblume hatte sie wohl geradewegs in der Küche es tänzelnden Ponys zur Rede gestellt und wohl auf etwas mehr Wohlwollen von ihrer Seite aus gehofft, denn er klang nicht weniger aufgebracht als die junge Frau.
 

„Gut...gut, wenn das so ist, so kann dem sogleich abgeholfen werden Riella!
 

Gleich morgen wird die Ehe vollzogen, aber glaube nicht, dass du dann noch einen Fuß auf meine Schwelle setzen wirst mein liebes Kind. Denn ab da hat dein Gemahl für dich zu sorgen! Und wenn es eins der Schweine auf dem Hof ist, so soll es so sein!“
 

Hörte ich ihn ebenso heftig wüten, doch die junge Frau war offenbar noch nicht fertig, den ich hörte die Bestürzung in ihrer Stimme deutlich mitschwingen, als sie ihn entsprechend heftig unterbrach...
 

„WAS?
 

Da..das kannst du um des Schöpfers Willen nicht tun?
 

Vater ich bitte dich, komm doch endlich zur Vernunft.
 

Was hat dir dieser elende Vagabund für mich gezahlt?
 

Los sag es mir, was war der Preis!“
 

Das war offenbar zu viel für den alten Mann...denn ich konnte ihn lautstark wüten hören. Seine Stimme war nahe dran sich zu überschlagen, so zornig war er auf sie.
 

„Meinst du wirklich, ich würde dich einfach so an einen Mann verkaufen?
 

Hältst du deinen alten Vater für so ehrlos? Dann schäme dich mein Kind. Ich habe gewiss nicht vor gehabt, dich an den nächstbesten Halunken zu verschachern, wie eine billige Ware. Ich habe nichts von ihm bekommen als sein Wort, dich gut zu behandeln und ich habe ihn auch um nichts mehr gebeten, als dies zu tun
 

Er..er hat von ganz allein um deine Hand angehalten...rechtmäßig, wie es sich gehört und so gewährte ich sie ihm, weil ich weiß, dass du keinen besseren bekommen kannst als ihn.
 

Kein anderer Mann will dich haben, weder die vom Dorf noch irgend ein anderer von weit her. Was also soll einmal aus dir werden, wenn ich nicht mehr bin? Wer soll dann für dich sorgen?
 

Es ist mein letztes Wort Riella. Es genügt, du hast den Bogen in diesem schändlichen Spiel mit all den Männern bei Gott zum letzten Mal überspannt. Entweder du nimmst den Zwerg, oder du siehst zu, dass du ab Morgen früh selbst für dein Auskommen sorgst.
 

Das schwöre ich dir...es ist mein Ernst!“
 

Damit folgte Stille.
 

Keiner von beiden ließ sich mehr vernehmen. Doch ich fühlte intuitiv, dass dies offensichtlich nichts gutes bedeuten konnte und wappnete mich innerlich, da ich bereits ahnte, dass die nächste Attacke mir gelten würde...denn so schnell würde sie sich nicht geschlagen geben.
 

Ich war gerade im Begriff aufzustehen, um meine Kammer aufzusuchen, die mir Butterblume als Nachtlager gegeben hatte...
 

...da stand sie so plötzlich und unverhofft vor mir, dass mir ungewollt der Atem stockte.
 

Überraschenderweise wirkte sie ebenso verwirrt wie ich, weil sie wohl nicht wirklich damit gerechnet hatte, mich noch immer in der Gaststube vorzufinden. Ich sah derweil maßlosen Zorn in ihren dunkelgrünen Augen aufblitzen.
 

Ihr langes dunkelrotes Haar war wie eine lebendige Flamme, die ihre Gestalt in flüssiges Feuer tauchte.....und ich sah ihre Hände die sie beide energisch bekräftigend in ihre Hüften gestemmt hatte. Alles in allem wirkte sie in dem Moment alles andere als eingeschüchtert auf mich.
 

Ich musste mir wenn auch ungern eingestehen, dass ihr Zorn sie ungleich reizvoller erscheinen ließ, als sie es sonst für mich gewesen wäre. Ihr lebhaftes, wildes Temperament hatte etwas an sich, das mich ungemein faszinierte... mehr als ich zugeben wollte.
 

Doch in dem Augenblick sprach sie mich bereits an.
 

„Ihr habt uns gehört nicht wahr NAUG?
 

Es ist noch nicht vorbei sage ich euch und wenn ihr auch nur einen Augenblick lang glaubt, ihr hättet damit etwas gewonnen Zwerg, dann habt ihr euch grundlegend getäuscht.
 

Dennoch...ich bin einverstanden. Morgen in aller Frühe, beim Bürgermeister...aber merkt euch eins, ICH gehöre niemandem, schon gar nicht euch...Casar!"
 

„Das werden wir noch sehen Elbenblut!“
 

Es war alles was mir in diesem Moment als Konter einfiel. Sie hatte mich wirklich überrumpelt, denn ich hatte nicht wirklich angenommen, dass sie sich darauf einlassen würde.
 

Jetzt aber hatte ich mir zweifellos eine Suppe eingebrockt, die ich nur schwerlich wieder auslöffeln konnte und vor allen Dingen eine, die ich mir so ganz sicher nicht vorgestellt hatte.

Ehe unverhofft - 2

Leider sollte ich keine Antwort auf diese Frage bekommen, da es auch der Wirt vorzog vorsichtshalber das Weite zu suchen und somit erst gar nicht mehr bei mir auftauchte. Nur so gelang es ihm zu verhindern, dass ihn seine noch immer sichtbar und wohl auch zu recht aufgebrachte Tochter erneut in die Finger bekam.
 

Ich hingegen war ihrem Zorn direkt ausgeliefert und hatte ihn entsprechend heftig zu spüren bekommen, doch jetzt nachdem ich das zu ihr gesagt hatte, sah sie mich mit einem Blick an, der an hochmütiger Verachtung geradezu überquoll…
 

„Wir werden gar nichts sehen….Z w e r g.
 

Ihr braucht euch keinerlei Hoffnung hinzugeben, dass ich euch auch nur den Hauch von Gefühlen für euch hegen oder gar entwickeln könnte. Ihr werdet lediglich auf dem Papier mein Gemahl sein und nicht mehr….ich tue nur das, was mein Vater von mir verlangt, weil er das anscheinend als das Beste für mich hält.
 

Und ich tue es auch nur deshalb, weil ich ihn von Herzen liebe, selbst wenn ich jetzt im Augenblick sehr wütend auf ihn bin.
 

Seht ihr, ich weiß sehr gut, weshalb er diesem „Geschäft“ mit euch zugestimmt hat Naugrim, denn nichts anderes ist es letztendlich. ER hat es getan, weil er fälschlicherweise meint, dass wenn er mich in die Hände eines Gemahls gibt, ich mich in seinen Augen vielleicht sehr viel besser züchtigen und mäßigen lassen würde.
 

Doch da ist mein guter Vater einem grundlegenden Irrtum erlegen, ich glaube nicht, dass ich mich mit Verlaub mein zukünftiger Gemahl, ausgerechnet einem Zwerg beugen werde…einem wie euch?
 

Niemals!
 

Ich kenne den einen Teil meines Blutes sehr viel besser, als ihr vermutlich das eure. Aber wenn es so sein sollte, dann wisst ihr sehr wahrscheinlich auch, wie starrsinnig euresgleichen zuweilen sein kann...Zwerg. Also gebt euch besser keinen leichtfertigen oder gar frommen Hoffnungen hin, dass sich meine Meinung euch gegenüber je ändern wird.
 

Ich nehme euch zum Mann, weil ich es tun muss...nicht weil ich euch will, das ist ein kleiner aber sehr feiner Unterschied, zumindest in meinen Augen.
 

Und jetzt gute Nacht, ich wünsche euch eine angenehme Nachtruhe. Genießt sie, solange ihr es noch könnt, ich fürchte es wird eure letzte ruhige Nacht als freier Mann sein...das verspreche ich euch.
 

Nun gut, ich nehme an, wir sehen uns dann wohl morgen in aller Frühe nach Sonnenaufgang beim Bürgermeister dieses Dorfes. Er wird diese unselige Ehe vollziehen und ich rate euch besser auch pünktlich zu erscheinen, denn warten werde ich sicherlich nicht auf euch Meister Zwerg. Wenn ihr nicht erscheint, sehe ich das Abkommen zwischen meinem Vater und euch als hinfällig an...also überlegt euch gut, was ihr tun wollt!“
 

Mit diesen Worten und zornig funkelnden Augen machte sie im Anschluss daran, als sie mir das nicht eben freundlich serviert hatte gewissermaßen auf dem Absatz kehrt und ich sah sie hoch erhobenen Kopfes und mit gestrafften Schultern in Richtung der anderen Gäste davon zu stolzieren, ohne mich noch einmal eines Blickes zu würdigen.
 

„Ich werde da sein verlasst euch drauf!“ Rief ich ihr wie zum Trotz deutlich hörbar und nicht weniger aufgebracht hinterher als sie aus dem Gastraum rauschte und mich wie einen dummen Jungen stehen ließ.
 

Nun ja, wenn das der Anfang meiner Zeit als Ehemann sein sollte, so versprach er jedenfalls nicht gerade von besonders großem Erfolg gekrönt zu sein?! Ich hatte anstatt dessen eher den Eindruck gewonnen dass, das sicherlich nicht ganz zufällige kreuzen unserer Wege, sehr holprige erste Schritte zufolge hatte, die bestimmt nicht für eine baldige Änderung ihrer Ansicht mir gegenüber ändern würde.
 

Beim Schöpfer, ich verstand eigentlich erst in diesem Moment so richtig, was ich mir da aufgehalst hatte? Und das auch noch freiwillig und aus dem Wunsch heraus beseelt, sie nicht dem Schicksal zu überlassen, das ihr unweigerlich als einem unverheirateten Weib ohne Gemahl und eigener Familie blühen würde...denn diese galten auch hier in diesen ruhigen und beschaulichen Landen als Freiwild und gehörten gewissermaßen jedermann, der sie sich nehmen wollte.
 

Wenn sie denn nicht in der Lage waren, sich selbst zu beschützen und ich nahm nicht an, dass sie dazu in irgend einer Weise in der Lage war....also hatte mich mein Ehrgefühl dazu getrieben zu tun, was ich letztendlich getan hatte.
 

Jetzt war ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob das wirklich das Richtige gewesen war?!
 

Mahal, ich war tatsächlich im Begriff mir eine mir völlig Fremde zur Frau zu nehmen, die mich im wahrsten Sinne des Wortes verabscheute.
 

Nein, sie hasste mich zwar nicht, jedenfalls nicht richtig genug, um mir den Hals umdrehen zu wollen, aber allein der Tatsache entsprechend, dass ich zugestimmt hatte, sie zu ehelichen genügte ihr, um ihre abgrundtiefe Abneigung mir gegenüber zu bekräftigen.
 

Ich musste wirklich wahnsinnig geworden sein...denn wenn ich es klaren Verstandes betrachtete wusste ich, dass mir diese Verbindung kein Glück bringen konnte….nicht unter diesen Voraussetzungen.
 

Einen Moment lang war ich ehrlich versucht mich wirklich mit dem Gedanken auseinander zu setzen, mich am Ende heimlich still und leise, mitten in der Nacht auf nimmer wiedersehen davon zu machen.
 

Aber ich war kein Feigling...UND, ich hatte ihrem Vater mein Wort gegeben.
 

Schon aus diesem Grund war es Ehrensache es auch einzuhalten. Ich wollte nicht für den Rest meines Lebens als Lügner abgestempelt werden und das würde ich unweigerlich, denn diese Angelegenheit würde dann zumindest in Eriador die Runde machen, dessen war ich mir ziemlich sicher.
 

Ich würde mich hier nie mehr unbehelligt sehen lassen können, das Risiko konnte und wollte ich nicht eingehen. Thorin Eichenschild ein Wortbrecher? Auf keinen Fall!
 

Diesen Gesichtsverlust konnte und wollte ich mir nicht leisten, ganz gleich wie jung und einfältig ich unter ihnen auch angesehen wurde. Denn für einen Zwerg war ich längst noch nicht alt genug, nicht einmal, um mir ein Weib meines eigenen Volkes zu wählen.
 

Anstatt dessen hatte ich mir ein anderes aufgehalst, eins mit einer gehörigen Portion an Elben - und Zwergenblut, jedenfalls wenn ich dem Wort ihres Ziehvaters glauben schenken durfte. Diese Mischung hatte es wahrhaft in sich, eine die ich bisher wohl gehörig unterschätzt hatte...aber nun war es zu spät, um noch einen ehrenhaften Rückzieher zu machen.
 

Und so wollte ich es ihr gleich tun und mit einem tiefen ergeben Seufzer zurück in meine Kammer gehen, die mir Butterblume für heute Nacht als Nachtlager angeboten hatte. Ich wollte mich wenigstens etwas ausruhen bis zum Morgengrauen, auch wenn ich innerlich davon überzeugt war, in dieser schicksalsträchtigen Nacht meines bis dahin noch so jungen Lebens nicht ein Auge zu tun zu können.
 

Dazu musste ich den Gastraum verlassen und ein Stück hinaus und quer über den Hof, um zu den niedrigen Gebäuden des Ponys zu kommen, die eigens für uns „kleines Volk“ von Arda angelegt worden waren.
 

Normalerweise nächtigten hier Halblinge und Zwerge auf der Durchreise...heute Nacht aber war ich hier gänzlich allein, wie es den Anschein hatte, denn es brannte nirgends ein Licht in irgend einem der zahlreichen ebenerdigen Fenster, die allesamt zum Hof hin zeigten.
 

Ich blieb anstatt dessen kurz auf dem Hof stehen, um die kalte und sternenklare Nachtluft zu atmen, um einmal tief durchzuatmen und mich so wieder zu erden...denn ich war weitaus mehr durcheinander geraten, als ich zugeben wollte.
 

Ich ahnte dabei jedoch nicht, dass ich von einem leuchtend grünen Augenpaar aufmerksam und neugierig beobachtet wurde, das mir unauffällig und nahezu lautlos auf den Hof hinaus gefolgt war und sich geschickt im Schatten der Gebäude hielt.
 

„Du hast noch nicht gewonnen Zwerg...sei dir dessen nur nicht so sicher!“
 

Hauchte die Gestalt die ihn verfolgte nahezu lautlos, wie ebenso zornig vor sich hin, wobei sie sich flink in Richtung des Nebengebäudes an ihm vorbei stahl, um vor dem zwergischen Mann ins Haus zu gelangen, denn das was sie da vor hatte konnte nur gelingen, wenn sie die Kammer des Zwerges vor ihm erreichen würde.
 

Die junge Frau war fest von dem Gedanken beseelt, ihn daran zu hindern am anderen Morgen pünktlich beim Bürgermeister zu erscheinen, um sein WORT einzufordern...selbst wenn er es tatsächlich für sich so geplant haben sollte.
 

Sie wollte das Risiko nicht eingehen, abzuwarten was ER tun würde….der starke Schlaftrunk den sie ihm mittels der Wasserkaraffe verabreichen würde, die in seiner Kammer stand, war allemal kräftig genug gebraut worden, um einer Gebärenden den Schmerz zu nehmen und sie leicht zu betäuben…
 

Also würde er den jungen Zwergenmann mit Sicherheit schlafen lassen wie einen Stein.
 

Genau das war es, was sie wollte….und das gelang ihr auch!
 

Kurz bevor er ins Nebengebäude kam, war es ihr gelungen heimlich mit einem zweiten Schlüssel in seine Kammer einzudringen und das Schlafmittel in den Becher mit dem sauberen Wasser zu füllen, das obligatorisch wie in jedem der Gästezimmer an seinem Bett stand.
 

Jetzt musste er den Trunk nur noch trinken, den sie ihm da verabreichen wollte, dann hatte sie ihn los und zwar ein für allemal!

»
 

«

...bis dass der Tod uns scheidet

« Leider sollte ihr schöner Plan gründlich misslingen..nicht etwa, weil er den Becher mit dem vermeintlich klarem Wasser vor dem zu Bett gehen verschmäht hätte...nein, den hatte er tatsächlich getrunken. Doch dass sich Zwerge in der Regel weitaus widerstandsfähiger und zäher, als alle anderen der freien Völker in Arda erwiesen, hatte sie bei ihrem Vorhaben schlicht und einfach nicht bedacht.
 

Der junge Zwerg war zwar rechtschaffen müde...aber ihr selbstgebrauter „Zaubertrank“ zeigte bei ihm (leider) nicht die gewünschte Wirkung...jedenfalls was ihre heimlich gehegten Hoffnungen betraf. Thorin schlief in dieser Nacht zwar tatsächlich wie ein Stein...doch lange nicht so tief, wie sie es sich insgeheim gewünscht hätte.
 

Das Mittel, das sonst eine so ungemein starke Wirkung aufwies, zeigte bei dem jungen Zwergenfürsten keinerlei Effekt. Er schlief nur deshalb so tief, weil er einfach nur erschöpft von der langen und an den körperlichen Kräften zehrenden Reise in die Ered Luin war...und so schreckte er am anderen Morgen kurz vor Morgengrauen just aus seinem Schlaf hoch.
 

Einer der Knechte des "tänzelnden Ponys" ließ einen mächtig erschrockenen Schreckensschrei durch die morgendliche Stille ertönen, mit dem er sehr unsanft von seinem Brötchengeber mittels einem Eimer eisig kalten Brunnenwassers geweckt wurde, weil der Faulpelz offenbar nicht so rasch zur Arbeit erschienen war, wie Butterblume es sich vorstellte.
 

Schlaftrunken fuhr der junge Zwergenmann hoch und bleib einen Moment lang benommen sitzen, bis er realisierte, dass es bereits kurz vor Tagesanbruch war UND ihm obendrein siedend heiß einfiel, WAS er sich da am Vorabend eigentlich aufgehalst hatte.
 

Die Erinnerung daran holte ihn so schmerzhaft, wie unmissverständlich ein und so überlegte er kurz, was er tun sollte...bleiben oder sich doch lieber klammheimlich still und leise davon machen?! »

weiter aus Thorins Sicht....
 

„Nein...ich habe ihm mein Wort gegeben, ich kann es nicht brechen...und ich muss mich beeilen, ich bin schon spät dran.“
 

Hörte ich mich demnach nur einen Augenblick später entschlossen vor mich hin flüstern, wobei ich Anstalten machte mich schleunigst von meinem Schlaflager zu erheben, um mich zum Einen ordnungsgemäß anzukleiden und zum Anderen zu säubern. Immerhin sollte dies heute mein Hochzeitstag sein, auch wenn ich das bis gestern niemals auch nur im Ansatz angenommen oder jemals für mich selbst in Betracht gezogen hätte.
 

Ich hatte das Gefühl in einem schlechten Traum gefangen zu sein, so verrückt erschien mir diese fixe Idee, zu der ich mich hatte gestern vom alten Butterblume hatte hinreißen lassen….aber nun war es zu spät, ich hatte es ihm versprochen.
 

Als ich wenig später komplett angekleidet und in voller Rüstung...mit Harnisch und meinen Waffen vor dem Haus erschien, staunte Butterblume indessen nicht schlecht, als der mich so zu allem entschlossen und "gerüstet" zu Gesicht bekam.
 

"Oh Herr Thorin ihr seid schon auf? Wohin des Wegs so früh und kurz nach Tagesanbruch? Ja und was in aller Welt wollt ihr hier mit euren Waffen, habt ihr etwa vor einen Zweikampf zu bestreiten...bei Eru dem einen und das alles noch vor dem Morgenmahl?“ Brummte mir der Alte überrascht entgegen, als er mich zu sich hinaus auf den Hof treten sah.
 

Ich jedoch hielt einen Moment lang verblüfft inne, ehe ich ihm darauf eine halbwegs vernünftige Antwort geben konnte.
 

„Aber Meister Butterblume, ich dachte ihr wüsstet noch, was wir gestern besiegelt hatten? Ich bin eigentlich gekommen, um offiziell um die Hand eurer Tochter zu ersuchen, die ich ehelichen sollte? Habt ihr das etwa schon wieder vergessen?“
 

Der Mann aus Bree sah mich kurz verwirrt an, doch dann schien der Groschen endlich bei auch ihm zu fallen.
 

„Oh..nein..nein natürlich, natürlich...ihr ähhmm seid nur sehr früh dran. Habt ihr es etwa so eilig, sie zu eurem Weib zu machen, mein junger zwergischer Freund? Nun, wenn das der Fall sein sollte, so muss ich euch dahingehend leider enttäuschen. Vor dem Morgenmahl gibt es bei unserem Bürgermeister keine Eheschließungen, das ist ihm nämlich heilig.“
 

Entgegnete er mir daraufhin rasch...und etwas zu atemlos, als das ich ihm abnahm, dass er noch wusste, was er mir da gestern Abend angeboten hatte.
 

„Sie..sie..hat aber doch gesagt...?!“...fiel ich ihm daraufhin energisch entschlossen ins Wort, bis ich plötzlich begriff, dass sie mich ganz offensichtlich abermals böse aufs Kreuz gelegt hatte, denn von ihr war nämlich weit und breit keine Spur zu entdecken.
 

„Oh natürlich, ich verstehe! Nun gut, wenn das so ist bleibt mir wenigstens noch die Zeit um etwas vernünftiges zwischen die Zähne zu bekommen und wer weiß schon, wann sich diese Gelegenheit das nächste Mal bieten sollte? Also Meister Butterblume, dann werden wir jetzt etwas essen, ich habe Hunger!“ Antwortete ich ihm somit energisch, wobei ich nur noch entschlossener wirkte.
 

Butterblume sah mich einen Moment lang entsprechend verblüfft an, nickte dann jedoch rasch.
 

"Selbstverständlich, ganz wie ihr wünscht Herr Thorin...kommt, ich werde euch ein vorzügliches Morgenmahl bereiten lassen...das habt ihr euch verdient. Immerhin habt ihr Wort gehalten, ehrlich gesagt hatte ich daran schon so meine Zweifel gehegt? Aber kommt lasst uns hinein gehen und gemeinsam essen, immerhin werdet ihr in nicht mehr als ein paar Stunden, ja bereits mein Schwiegersohn sein...oder nicht?“
 

Der Mensch verstummte, wobei er sehr wohl bemerkte, dass ich, der in seinen Augen selbst für meinesgleichen stattliche und stämmig geratene Zwerg ihn irritiert anblickte.
 

Daraufhin fasste er sich ein Herz und zog mich einfach mit sich hinein in das Gasthaus, wo

ich ihm allerdings nur widerstrebend folgte.
 

Als ich wenige Minuten später am großen Tisch in der noch leeren Gaststube saß und darauf wartete, was der Wirt mir da vorzügliches an Speisen auftischen würde...erschien...mehr oder minder unerwartet, die junge Frau mit dem dunklen feuerroten Haarschopf. Wobei sie mit einem leisen, vergnügten Summen auf den Lippen und ganz offenbar nichts davon ahnend, dass ich bereits war, von oben herunter in die Gaststube trat, um ihrer täglichen Arbeit nachzugehen….
 

...in diesem Fall sah ich damit also keine andere Frau, als meine mir versprochene Braut!
 

Als ihr Blick zufällig auf mich fiel, der da ebenso nichts ahnend am Tisch saß und wartete, entgleisten ihr augenblicklich sämtliche Gesichtszüge, als sie es registrierte. Offenbar hatte sie mit diesem Anblick nicht gerechnet...denn das sah ich ihr überdeutlich auf den ersten Blick an. Sie wirkte so derart bestürzt, dass sie kaum in der Lage war ihren Weg in die Gaststube fortzusetzen.
 

„Ab...aber wa..was macht ihr hier..ihr..ihr solltet doch noch tief und fest schlafen?“ Hörte ich sie mir anstatt dessen entsprechend verblüfft und vollkommen atemlos entgegen keuchen.
 

Ich sah ihr ruhig entgegen und versuchte dabei nach außen hin so beherrscht und kontrolliert wie nur irgend möglich zu wirken...zumindest bemühte ich mich redlich darum. Ich wollte ihr auf keinen Fall irgend eine Angriffsfläche beiten und nach außen hin so auftreten, als würde mich das alles nicht berühren und ihr so meine mentales Stärke zu demonstrieren.
 

„Ach sollte ich das? Weshalb denn...ich dachte wir hätten eine beiderseitige Abmachung getroffen Riella?“ Entgegnete ich ihr demnach kurz und betont gelassen.
 

„Aber..aber ich habe euch doch…?“ Setzte sie abermals zutiefst verwirrt wirkend an, wobei ihr die Worte an mich offenbar ungewollt heraus fuhren, was ich jedoch durchaus registrierte.
 

„Ihr habt WAS...?“
 

Fuhr ich ihr daher mit einem plötzlichen strengen und an Schärfe deutlich zunehmenden Tonfall dazwischen, woraufhin ich sie heftig schlucken sah.
 

„Nichts, gar nichts...das geht euch nichts an. Aber ich sehe, dass ihr euer Wort gehalten habt Naugrim...beachtlich, ich hätte nicht gedacht, dass ihr wirklich so viel Mut besitzt euch einer derartigen Verantwortung zu stellen. Nun dann soll es wohl so sein!“
 

Hörte ich sie mir überraschend resigniert und nahezu lautlos antworten...wobei ich den weiterhin zutiefst entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht bemerkte, mit dem sie mich mehr oder minder verstohlen musterte.
 

Ich bemerkte dabei sehr wohl, dass sie sich was ihr Äußeres betraf keine besonderen Vorkehrungen getroffen oder sich darum bemüht hatte, sich für ihre bevorstehende Hochzeit mit mir „hübsch“ zu machen, so als hätte sie tatsächlich nicht damit gerechnet.
 

Denn sie trug die gewöhnlich bunte Kittelschürze und darunter ihren knöchellangen dunkelblauen Rock, mit einer Tunika in einem etwas helleren Blauton darüber, die für diesen Landstrich üblich waren. Tailliert und zusammen gehalten, wurde das ganze lediglich mit einem schmucklosen Mieder aus dunkelrotem Samtbrokat, das ihre eher schmal wirkende Figur mit den dafür doch recht üppigen Hüften angenehm weiblich wirken ließ...etwas was ich registrierte und mir schon ganz ansprechend erschien.
 

Hübsch war meine angehende Gemahlin zweifellos...das konnte ich nicht leugnen...aber natürlich konnte ich ihr das so nicht sagen...also sagte ich anstatt dessen zu meiner Braut.
 

„Wollt ihr wirklich SO zu eurer eigenen Hochzeit erscheinen? Da habe ich mich ja angemessener gekleidet und ich habe beileibe nicht viel an Auswahl möglicher Gewändern zu bieten, als eine saubere und halbwegs lochfreie Tunika, die ich als Ersatz für meine andere mitgenommen hatte!“
 

„Ob und was ich zu meiner Hochzeit mit euch tragen, will geht euch nichts an NAUG. Ich könnte ja auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, nackt mit euch in den Ehestand zu treten?! Wisst ihr, ich hörte einmal, dass dies in manchen Landstrichen von Arda so der Brauch ist? Würde euch dies eher zusagen Herr Zwerg...oder wie sieht es damit aus?“
 

Hörte ich sie mir mit betont Spott beladenem Unterton antworten der mich angesichts meiner dreisten Wortwahl an sie wohl absichtlich so harsch treffen sollte, ich sah es als reine Demütigung für mich an, der es gewagt hatte, sich dazu auch noch herauszunehmen, sie einfach so als seine rechtmäßige Gemahlin einzufordern.
 

Im Zuge dessen bemerkte ich, dass sich zumindest an meinem Halsansatz ein leichter rötlicher Schimmer abzeichnete...denn allein die Vorstellung daran, war mir alles andere als angenehm.
 

„Wenn ihr unbedingt meint, dass ihr dies so für euch tun wollt, meinen Segen habt ihr. Aber ich nehme nicht an, das die braven Bewohner dieses kleinen Dörfchens das so einfach hinnehmen würden und ihr und ich werden zumindest vorerst hier bleiben und zusammen leben müssen...ich komme mit euch als meinem Weib nicht so schnell nach Esgaroth, wohin ich eigentlich gehen wollte.“
 

Fuhr es mir demnach ebenfalls nicht besonders freundlich heraus, wobei ich weiterhin ungehindert in ihre Richtung weiter machte.
 

„Wen also wollt ihr damit bloß stellen..mich...oder am Ende gar euch selbst? Denn ich habe nichts zu verlieren...ich bin hier immerhin ein Fremder...und das wird sich auch so schnell nicht ändern lassen, selbst wenn ich eine Anstellung als Schmied finden könnte, so wie ich mir das überlegt habe.
 

Von irgend etwas müssen wir ja leben...oder soll ich euch zum Verdienen unseres Lebensunterhalts etwa als DAS hergeben, mit dem ihr mich anfangs täuschen wolltet...Riella, wollt ihr das?!“
 

Schloss ich mit einem tiefen abschätzigen Grollen, mit dem ich sie unverwandt musterte.
 

Ich sah sie heftig durchatmen...denn ich hatte sie an sich eher ungewollt genau da getroffen, wo sie am empfindlichsten war, an ihrem unbändigen Stolz. Und sie wusste genau wie ich, dass ich die Wahrheit sprach. Indem ließ sie sich dazu herab, mir eine Antwort zu geben, wenn sie auch nicht sonderlich freundlich ausfiel.
 

„Ihr werdet es schon noch sehen Naugrim...immerhin ist noch Zeit. Vor der Hochzeit darf der Mann seine Braut ohnehin nicht sehen, denn das bringt dem Paar Unglück sagt man. Also wollen wir es bei den alten Bräuchen belassen, auch wenn ich gewiss wenige Ambitionen habe, mir was euch anbelangt Glück zu wünschen...denn ICH habe dieser Ehe schließlich nicht freiwillig zugestimmt und das wisst ihr, so gut wie ich.
 

Ach und noch etwas, mein zukünftiger Gemahl. Wenn ihr es auch nur ein einziges Mal wagen solltet, mich zu zwingen, für irgend so einen dahergelaufenen Halunken und räudigen Straßenköter wie IHR zweifellos einer seid, die Beine breit machen zu müssen...dann wacht ihr eines schönen Tages nicht mehr auf Zwerg. Das schwöre ich euch hier und jetzt, bei meiner Ehre als unberührte Jungfrau.
 

Wem ich diese Gunst schenken will und wann ich sie ihm schenke, entscheide ich ganz allein, das kann ich wohl nicht oft geng betonen...damit ihr dies ebenfalls begreift!“
 

Mit diesen Worten ließ sie mich erneut stehen und machte so schwungvoll auf dem Absatz kehrt, dass sich ihre Röckebauschten und ihr langes rotes Haar, wie eine dunkle Flamme unheilvoll hinter ihr her wehen ließ.
 

Als ich mich kurz darauf tief seufzend zurück auf meinen Platz setzte, tauchte der Wirt endlich mit seinem versprochenen Morgenmahl auf...doch ich ertappte mich dabei, dass mir der Appetit inzwischen gründlich vergangen war. Dieses ungemein störrische Frauenzimmer war gewiss das Letzte, das mir zu meinem Lebensglück noch gefehlt hatte.
 

Aber so hatte ich es mir selbst eingebrockt, also musste ich die Suppe gezwungenermaßen auslöffeln...wenn mir dies auch nicht sonderlich gefiel.
 

« Wenig später war es so weit...dem jungen Zwergenmann, dem es trotz seiner immer weiter anwachsenden Nervosität gelungen war, wenigstens eine winzige Kleinigkeit in den heftig knurrenden Magen zu bekommen, machte sich indessen auf dem Weg zum Dorfanger, auf dem das Haus des Bürgermeisters zu finden sein würde.
 

Und er fragte sich angesichts dieses Umstanden tatsächlich redlich verunsichert, ob es er die von ihm eingeforderte und versprochene Braut die er ehelichen musste, dort überhaupt vorfinden würde?!
 

Was, wenn SIE ihr IHM gegebenes Wort nicht einhielt?
 

Würde er dann einfach von hier fort gehen oder sie andernfalls dazu zwingen, es ihm zu geben?
 

Der junge Mann wusste es nicht...es war so ziemlich das erste Mal in seinem bisher nicht eben beschaulichen Leben, dass der sonst so überaus zielstrebige und mutige junge Zwergenfürst nicht wusste, was er dann tun würde. »

…..bis dass der Tod uns scheidet – 2

Als ich mich kurze Zeit später aufmachte, um wie verabredet zum Dorfvorsteher zu gehen und ihm meine Aufwartung zu machen und darauf zu warten, dass meine jungfräuliche Braut Wort halten und ebenfalls dort erscheinen würde, war ich erwartungsgemäß unruhig. Ich fühlte mein Herz schlagen wie vor einem Kampf...heftig und schnell. Ich nahm nicht an, dass sie wirklich kommen würde….aber dennoch wollte ich mir nicht nachsagen lassen, ich hätte es nicht wenigstens versucht.
 

Am Haus des Bürgermeisters angekommen blieb ich zunächst unschlüssig stehen, da ich nicht recht wusste, was ich jetzt tun sollte.
 

Ich sah das niedrige langgezogene ebenerdige Häuschen mit der hübschen grün gestrichenen runden Türe und stellte verblüfft fest, dass der Ortsvorsteher von Bree offenbar ein Halbling sein musste...demnach wunderte mich in Bezug auf die Vorliebe für üppige und ausgedehnte Mahlzeiten gar nichts mehr. Hobbits liebten Essen und Trinken mindestens so sehr wie ihren himmlischen Frieden.
 

Aber noch bevor ich mich zu irgend einer Handlung hätte entschließen können, vernahm ich bereits eine Stimme hinter mir, die mich ganz unverblümt ansprach. Es war der tiefe Klang einer Männerstimme und so drehte ich mich entsprechend verblüfft in die Richtung aus der ich sie vernahm.
 

„Ach sieh einer an, Meister Zwerg der fremde Reisende von weither...der sich gestern vom alten Butterblume dazu breit schlagen hat lassen, seinen dreisten Kehrbesen von seiner Tochter zum Weibe zu nehmen...ihr seid tatsächlich noch hier, ich hätte nicht angenommen, dass ihr so viel Schneid haben würdet, es wirklich wahr zu machen. Ihr verblüfft mich ehrlich Naugol...so hatte ich euresgleichen überhaupt nicht eingeschätzt?!“
 

ER war beinahe eineinhalb Köpfe größer als ich...zunächst sah ich also nicht mehr, als eine überbreite Brust vor mir auftauchen und erst als ich den Kopf hob erkannte ich, dass ich einen sehr großen und ungemein muskulösen Menschenmann vor mir stehen hatte.
 

Sein flammend rotes Haar leuchtete in der aufgehenden Morgensonne wie Kupfer, ebenso sein kräftiger Vollbart der beinahe sein ganzes Gesicht überwucherte. Der Ausdruck in diesem aber war es der mich so verblüffte, dass ich zunächst kein einziges Wort heraus brachte, obwohl mir überhaupt nicht gefiel, wie er mich gerade eben genannt hatte...der Mann im Übrigen noch sehr jung, wirkte nämlich alles andere als entzückt. Angesichts seiner gesamten Haltung und seiner Gestik die er mir gegenüber eingenommen hatte...wurde ich das ungute Gefühl nicht los, dass er sich gleich auf mich stürzen wollte um mich zu verprügeln.
 

Ich merkte dass ich mich kurz aber energisch straffte, um eindrucksvoller zu wirken, erst dann gelang es mir überhaupt den Mund aufzutun.
 

„Wer seid ihr und was wollt ihr überhaupt von mir? Ich kenne euch nicht und habe euch noch nie gesehen!“
 

Indem vernahm ich sein raues abfälliges Lachen, das sogleich wieder verstummte und er mir fast sofort auf meine Fragen antwortete, allerdings klang er dabei nicht sehr höflich.
 

„Nun dann sollte ich mich euch vielleicht kurz vorstellen. Gestatten Tharo Meister Zwerg...Tharo ist mein Name, ich arbeitete bislang in der Dorfschmiede und war dort der Geselle des Meisters, zumindest solange bis er starb. Jetzt steht sie nämlich leehr.
 

Normalerweise mische ich mich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein, schon gar nicht derer von Fremden Zwerg. Aber ich habe gestern Abend im Pony ganz zufällig die unangenehme Angelegenheit zwischen euch und Butterblumes Tochter mitbekommen und möchte euch warnen...wenn ihr dieses elendigliche Weib ehelicht, wird euch dies kein Glück bringen…!“
 

...“ach warum denn? Etwa weil ihr sie für euch selbst begehrt Mensch?“
 

Unterbrach ich ihn mit unerwartet scharfem Unterton in der Stimme der mich selbst verblüffte, da ich nicht wusste weshalb ich ihn dem fremden Mann gegenüber überhaupt angeschlagen hatte. Doch alles was ich darauf von ihm erntete, war ein kurzes hartes Lachen, ehe er mir antwortete.
 

„NEIN..oh nein...mitnichten Zwerg!
 

Niemand von uns würde diese elende Hexe freiwillig zum Weibe nehmen. Ihr könnt die Dirne von mir aus herzlich gerne geschenkt haben...aber sie ist gefährlich und deshalb wollte ich euch warnen Fremder. Ihr macht euch unglücklich mit ihr...ihr..ihr kennt sie nicht so wie wir...ihr seid nicht von hier...glaubt mir?!“
 

„WAS...was soll er dir glauben Tharo?“
 

Konnten wie beide mit einem Mal den hellen aber schneidenden Klang einer uns nur all zu vertrauten Stimme vernehmen. Überrascht fuhren der Mensch und ich gewissermaßen gleichzeitig auf dem Absatz herum und da stand sie tatsächlich...beide Hände energisch in die Hüften gestemmt wirkte sie alles, aber nicht unbedingt besonders erfreut, ob der Tatsache den rothaarigen Mann neben mir stehen zu sehen. Denn dass sie sich kennen mussten, war damit offensichtlich.
 

„Du weißt denke ich ganz genau was ich damit meine Elbenblut. Sieh an, sieh an wie ungemein passend du es doch getroffen hast schöne Riella? Einen Verehrer der dir zwar im Größenverhältnis betrachtet recht gut zu Gesicht steht, dir aber ansonsten nicht im Ansatz das Wasser reichen kann. Ohhh da hättest du etwas deutlich passenderes für dich haben können, doch du wolltest ja nicht?!
 

Nein, du wolltest ja überhaupt keinen haben, da dir keiner der Männer gut genug war. Da siehst du es...jetzt hast du dir den kurzbeinigen Langbart mit der grimmigen Mine erobert.
 

Nun dann, ich wünsche viel Erfolg mit dem hässlichen Naugrim..ich gönne ihn dir von Herzen.
 

Ich hoffe ihr werdet glücklich miteinander werden. Der Zwerg passt sehr gut zu dir Elbenblut, da kommt das Feuer zum Amboss...dabei entsteht für gewöhnlich gehärteter Stahl. Fragt sich nur welcher am Ende der härtete von beiden ist, deiner oder der seine?!“
 

Ließ sich seine eigentlich ganz angenehm klingende tiefe Stimme geradezu triefend vor Spott und Hohn in ihre und meine Richtung vernehmen, als er ihr das regelrecht entgegen schleuderte. Doch die junge Frau wirkte davon alles andere als beeindruckt, ganz im Gegensatz zu mir.
 

„Ach verschwinde Tharo und verschone mich mit deinem leeren Geschwätz. Wenn ich dich hätte zum Manne nehmen wollen, so hätte ich wohl s längst getan!“ Entgegnete sie ihm kurz angebunden und entsprechend brüsk, wobei sie ihn im Anschluss daran vollständig ignorierte...ihre gesamte Aufmerksamkeit richtete sich anstatt dessen auf mich.
 

„Da seid ihr ja werter Meister Zwerg….ich hatte euch hier zwar nicht unbedingt vermutet, aber gut dann lasst uns gehen, wenn ich euch nun schon zum Manne nehmen muss, dann will ich es möglichst rasch hinter mich bringen...oder wie steht es mit euch?!“
 

Ich konnte nichts tun als sie dementsprechend verwirrt anzustarren..zum einen weil ich bemerkte, dass sie sich entgegen ihres so offenkundig kratzbürstigen Gebarens gefügt und vollkommen neu eingekleidet hatte.
 

Ja sie hatte sich wirklich hübsch gemacht, anders konnte ich es nicht ausdrücken. Meine Braut sah damit auch so aus, wie man sich eine solche in etwa vorzustellen hatte. Sie trug ein schlichtes aber wunderschönes bodenlanges reinweißes Gewand mit zarten blauen und silbernen Stickereien an den Ärmelaufschlägen und am züchtig hochgeschlossenen Halssaum. Dazu einen luftigen Schleier aus einem weißen Stoff den ich nicht kannte über ihrem dunkelroten Haar, das nun gänzlich offen über ihren Rücken fiel.
 

Sie sah so schön darin aus, dass mir vor Verblüffung tatsächlich der Mund offen stehen blieb..also damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Zum anderen irritierte mich ihr ausgesprochen straffes Mundwerk, das mich ungewollt so derartig verunsicherte, dass ich nicht wusste wie ich damit umgehen sollte.
 

„Nun so eilig habe ich es jetzt nicht damit, euch zu meiner Gemahlin zu nehmen. Jedenfalls nicht, wie es bei euch den Anschein macht Riella...aber da mir langes warten zuwider ist, sollten wir die Zeremonie wohl oder übel hinter uns bringen.“ Entgegnete ich ihr daraufhin ebenfalls erwartungsgemäß kurz angebunden, woraufhin ich sie am Arm berührte und ihr so zu verstehen gab, dass es jetzt an der Zeit war, den Dorfältesten aufzusuchen.
 

Es dauerte nicht lange, da hatten wir den guten Mann gefunden der noch beim Morgenmahl saß und entsprechend überrascht wirkte, als er von Riell darüber unterrichtet wurde, dass sie geneigt war sich einen Mann zu nehmen, um mit ihm in den Stand der Ehe zu treten.
 

Noch größer wurden seine Augen als er sah WELCHEN Gemahl sie sich da offenkundig zulegen wollte, denn mit mir hatte er wohl noch weitaus weniger gerechnet als mit der Tatsache das ausgerechnet diese Frau heiretan wollte. Die Formalitäten waren demnach schnell ausgehandelt und er Ehevertrag aufgesetzt...so musste schlussendlich nur noch die Zeremonie erfolgen dann würden wir beide Mann und Frau sein.
 

Lyriell sah mich kurz abschätzend an..als sie dem mehr als verblüfften Hobbit klipp und klar zu verstehen gab, das sie sich mit allen Bedingungen einverstanden erklärte und mich schließlich entschlossen hinter sich her bis unter die riesige mit ihrem dunkelgrünen Blätterdach ausladende alte Eiche zog, unter der seit je her alle heiligen Verbindungen geschlossen wurden.
 

Der Halbling sah uns beiden prüfend entgegen als er kurz darauf an uns heran trat. Als er bei uns angelangt war nahm er schließlich schweigend aber mit einer sehr eindrücklichen und gemessenen Geste unsere beiden Hände und legte sie als Zeichen der ewigen Verbundenheit ineinander...
 

Ich spürte sehr deutlich, wie ihre Hand leicht zitterte, dennoch zog sie sie nicht zurück, sondern ließ sie in meiner liegen.
 

Indem konnten wir den Dorfvorsteher bereits leise und dementsprechend ernst ansetzen hören.
 

„Dies ist ein heiliges Versprechen, das zu geben zwei bereit sind..die hier im Angesicht der Götter vor uns treten. Ein Versprechen, das im Leben nicht getrennt werden soll...wenn es in Liebe gegeben wurde. Ein Versprechen, das bis in die Ewigkeit reichen und um der Götter Willen niemals getrennt werden soll….bis über das Hinscheiden am Ende des Weges hinaus.
 

Und so hört die heiligen Worte
 

Also nehme ich dich, um dich zu haben und zu bewahren, in guten und in schlechten Zeiten, im Glück und im Unglück, bei Tag und bei Nacht, in Krankheit und Gesundheit..denn ich liebe dich von ganzem Herzen und gelobe dich auf ewig zu lieben, bis dass der Tod uns voneinander scheiden mag....du als mein Weib, für jetzt und für immerdar!
 

Wenn dem so ist so antwortet beide mit...
 

...JA ich will dies alles tun!“
 

Konnte ich den Dorfältesten vernehmen, wobei er uns beide mit ernster Mine anblickte.
 

Ich hörte mich selbst heftig schlucken..ehe ich ihm diese so bedeutsamen Worte nachsprechen konnte und ich wusste hinterher nicht einmal mehr ob ich SIE diese Worte hatte überhaupt sprechen hören...aber so musste es wohl gewesen sein, denn der Bürgermeister lächelte uns beide aufmunternd an, nachdem wir verstummt waren.
 

„Nun ja äähhh...ihr...ihr dürft die Braut jetzt küssen...das ist so Brauch bei unserem Volk, es besiegelt sozusagen euer Versprechen aneinander.“ Setzte er noch einmal nachdrücklich an, nachdem ich noch immer keinerlei Anstalten gemacht hatte, mich meiner Braut in irgend einer Weise zu nähern.
 

„NEIN...das darf er nicht...ich will nicht, dass der Zwerg mich küsst!“
 

Konnte ich Riella daraufhin überraschend vehement und zudem frustrierend unsanft vernehmen. Ihre Stimme klang so abweisend und scharf, dass ich unwillkürlich erschauderte.
 

„Ab..aber das geht doch nicht, das bringt Unglück, ihr dürft eurem zukünftigen Gemahl das nicht verwehren?!“
 

Versuchte der verwirrte Dorfvorsteher einzulenken, doch meine frisch angetraute Gemahlin war nicht geneigt dem nachzugeben.
 

„Es ist mir gleich, was es ihm bringt, aber küssen wird ER mich ganz bestimmt nicht, gegen meinen Willen. Und ich selbst werde sicherlich keinen Mann küssen, den ich nicht liebe, selbst wenn es sich dabei um den mir eigens angetrauten Ehemann handeln sollte!“ Konnte ich sie erwartungsgemäß brüsk antworten hören, wobei sie ihre Hand rasch aus meiner ziehen wollte, um sich mir so zu entziehen.
 

„Dann kann ich diesen Vertrag leider nicht als rechtmäßig vollzogen anerkennen. Ich dachte, ihr wollt diesen Mann aus freien Stücken und von Herzen zu eurem Gemahl nehmen, weil ihr ihn liebt mein Kind?“ Hakte der Dorfälteste abermals eindringlich nach, aber es half alles nichts ihre abweisende Mine änderte sich nicht, die sie mir gegenüber an den Tag legte.
 

„Nun das will sie ja auch, sie weiß es selbst nur noch nicht! Es hat meines Erachtens ja auch niemand behauptet, dass Liebe ein Kriterium ist, das unbedingt erfüllt sein muss? Eheverträge wurden schon aus weitaus weniger triftigen Gründen zwischen einzelnen Familien geschlossen, die ihre Kinder gegenseitig in guten Händen wissen wollten.
 

Und was die „L i e b e“ anbelangt, so sagt man sich bei meinem Volk kommt sie in der Regel mit dem gegenseitigen Vertrauen, das sich die Eheleute schenken, wenn sie sich richtig kennen lernen.“
 

Entgegnete ich ihm trocken, wobei ich im Anschluss daran nicht mehr lange Federlesens machte und meine derart überrumpelte Braut zugegeben ein wenig ruppig an den Händen packte, ehe ich sie kurz aber mit Nachdruck in meine Arme zog und ihr den notwendigen Kuss gewissermaßen abnötigte.
 

Ich zwang sie dazu, indem ich ihr noch bevor sie überhaupt die Zeit gehabt hätte um reagieren können, meine Lippen auf ihre presste…kurz und rau...aber dafür um so eindrücklicher für sie wie für mich.
 

Denn zum Dank dafür erntete ich nur den Bruchteil eines Moments später prompt, die halb erwartete schallende Ohrfeige von ihr, die mir ihren ganzen Handabdruck im Gesicht bescherte. Ihr wutentbranntes Schnauben machte mir augenblicklich klar, was ich da gewagt hatte...sie gegen ihren Willen zu etwas zu nötigen, das sie nicht tun wollte...
 

...doch das war es mir wert gewesen...allemal!
 

„Ohne DAS wäre diese Ehe ungültig und das war nicht akzeptabel...zumindest nicht für mich!“
 

Antwortete ich ihr somit ungerührt, wobei ich meine schmerzende Wange rieb auf der sich ihr Handabdruck in voller Pracht abzeichnete.
 

Ihre Augen blitzten mich während dessen noch immer in tödlichem Zorn an...als sie ihre Hand zurück zog.
 

„Bei MIR wird das sicherlich nie der Fall sein mein GEMAHL!
 

Das habt ihr nicht ungestraft getan und ich warne euch, wenn ihr das noch ein einziges Mal versucht, werdet ihr es für den Rest eures lumpigen Lebens bereuen. Haltet euch im Zaum, denn sonst könnte gut der Fall eintreten, dass ihr unter mysteriösen Umständen das verliert, was euch am wichtigsten ist...die Funktionsfähigkeit eurer so hoch geschätzten Männlichkeit Naugrim!“
 

Hörte ich sie mir in einer solch unbändigen Wut entgegen schleudern, dass ich erneut schluckte...hart und sehr deutlich sichtbar, denn ich ahnte in etwa, worauf sie mit ihrer offenen Drohung an mich angespielt hatte.
 

Und dennoch...ich einfältiger junger Narr hatte ihrem Vater in meiner unbedarften Dummheit ein Versprechen gegeben, also musste ich es auch einhalten.
 

Meine Ehre ging mir wenigstens zu diesem Zeitpunkt noch über alles andere….ich wollte kein Feigling und kein Wortbrecher sein….dieser Gesichtsverlust wäre eine Schande gewesen, die ich nur schwerlich hätte überwinden können.
 

Aber da war noch etwas anderes gewesen. Etwas das mich zutiefst an dieser Situation verwirrte. Mahal, ich hatte ihr während dessen ins Gesicht gesehen als ich es tat...ich meine als ich es tatsächlich wagte sie zu küssen, um diesem verdammten Ehevertrag seine Gültigkeit zu verleihen, die er ja nur auf diese Weise erlangen konnte.
 

Bei meinem Schöpfer, da waren ihre schönen Beryll farbigen Augen riesig, überrascht und zutiefst verwirrt, denn ich spürte es, als ich sie schmeckte. Ja ich spürte dieses ungemein starke Prickeln unter der Haut, ebenso wie sie...ich sah es in ihren Augen, dass sie es ebenso überwältigend fühlte wie ich.
 

„Jetzt ist sie meine Gemahlin, Bürgermeister waltet nun eures Amtes und gebt uns den Ehevertrag, damit wir ihn mit unserem Kürzel gegenzeichnen können. Ich nehme an, dass sich meine Braut dem nun nicht mehr verschließen wird.
 

Mein Siegel gilt...es ist immerhin das eines Königs, selbst wenn dieser selbst für meinesgleichen noch so jung erscheinen mag.
 

Offiziell sind wir nun Mann und Frau..das ist hiermit besiegelt worden!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  AnniinaAgricola
2018-05-31T15:25:03+00:00 31.05.2018 17:25
Noch was neues!😍😍😍
Antwort von:  Ithildin
31.05.2018 23:38
hallo liebe anniina, ^^
danke für die nette rückmeldung...und ja noch etwas neues. sagen wir, ich bin gespannt wie es ankommen wird. :D
es soll in gewisser weise so etwas wie eine hochzeit werden...aber ich will noch nicht zuviel verraten. *lacht*
lg ithildin
Antwort von:  AnniinaAgricola
31.05.2018 23:56
Na da bin ich ja mal gespannt!^^ wieder was zum Mitfiebern! Ich freu mich!


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