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„Mál er, dverga telia, þeir er sótto til Erebor

Thema - the Hobbit (Thorin / OC)
von

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Elfenlied

aus Lyriels Sicht gesehen....
 

Beorn führt mich schweigend ein kleines Stück vom Haus weg, in Richtung der sattgrünen Weideflächen. Er wirkt in sich gekehrt und ruhelos. Offensichtlich hat er keine besondere Lust, sich weiterhin mit mir zu unterhalten, also lasse ich ihn fürs Erste in Frieden und sehe mich lieber um. Auch um den Blick, für diese an sich wunderschöne, ja fast bildhaft idyllische Auenlandschaft nicht zu verlieren. Der Platz mit dem Wassertrog ist schattig gewählt, was wohl kein Zufall ist. Ein paar alte, verkrüppelte Weidenbäume stehen dort leicht im Halbkreis angeordnet, so wie die Natur sie geschaffen hat. Der verschwiegene Ort scheint offenbar eine Art Wasserquelle zu sein. Der Boden ist dort leicht sumpfig und an manchen Stellen federt er merkwürdig schwankend nach. Der Vormittag ist dem Sonnenstand nach zu urteilen bereits weit voran geschritten, denn die Spätsommersonne brennt schon ordentlich heiß auf uns beide herunter, was langsam aber sicher unangenehm wird und uns schwitzen lässt. Irgendwann bleibt Beorn jedoch unvermittelt stehen.
 

Wir sind da.
 

Die Tränke selbst wirkt für den Zweck, dem sie ansonsten dient, erstaunlich sauber. Ich sehe einen großen steinernen Trog, der mindestens zehn seiner Tiere locker als Wasserstelle dienen könnte. Von Beorns Tieren sehe ich jedoch nur, ein oder zwei der großen, schwarzweiß gefleckten Ponys über die großzügige Weidefläche traben. Die Tiere haben ihre helle Freude, man kann es förmlich sehen, ihr lebensfroher Übermut steckt direkt an. Ich beobachte die beiden an sich wunderbar prächtigen Tiere verzückt, in ihrem wilden ausgelassenen Spiel. Es ist ein Kräftemessen unter Jungendlichen. Die beiden jungen Hengste, steigen immer wieder aneinander hoch, um sich gegenseitig zu Boden zu drücken. Jagen anschließend ein Stück im gestreckten Galopp über die Wiese, um nur Sekunden später, reglos wie Statuen in sich zu verharren. Doch als sie Beorn und mich bemerken, kommen die beiden ungerufen, ganz wie von selbst zu ihm, um sich streicheln zu lassen. Erst als sie so nahe sind, dass ich sie fast berühren könnte, sehe ich wie kräftig die Muskeln unter dem makellosen Fell erscheinen und was für einen außergewöhnlichen Glanz es hat. Der Menschbär liebt seine Tiere sehr, das sieht man. Solch gepflegte Tiere wie diese, habe ich bisher noch selten gesehen. Er lacht spontan, als die beiden jungen Hengste anfangen, liebevoll an ihm herum zu knabbern und ihn dabei zu stubsen. Mit einer spielerischen Handbewegung scheucht er die beiden Halbstarken schließlich lachend davon. So gelöst habe ich diesen rauen Mann bisher noch nicht erlebt. Ein seltsames Bild und eines, das mich unwillkürlich erstaunt. Als die beiden Ponys fortlaufen, dreht er sich zu mir um, unsere Blicke treffen sich kurz. Er bemerkt meine offenkundige Verblüffung offenbar, denn ganz plötzlich teilt ein schmales Lächeln seine bärtigen Lippen und lässt ihn ungewöhnlich sanftmütig erscheinen.

“Nun ich hatte es euch doch schon gesagt, meine Tiere sind alles für mich, sie sind wie meine Kinder!” Sagt er anschließend gelassen.
 

Ich nicke schwach, ehe ich ihm antworte. “Das sieht man, Herr...zweifellos!” Beorn lächelt abermals, ehe er fortfährt.

“Nun wenn ihr mich nicht mehr braucht, werde ich jetzt besser mal nach den Männern sehen, die ja inzwischen schon ein ganzes Stück weiter gekommen sein dürften, was ihre Planungsabsichten anbelangt!” Ich nicke kurz, doch dann fällt mir etwas wichtiges ein. “Halt nein, etwas bräuchte ich dann doch noch Herr, seht ihr es ist so...ich na ja, würde eigentlich nicht nur mich waschen wollen, sondern auch meine Kleider, aber ich habe nichts, weder Seife noch Wechselsachen.”

Der Fellwechsler stutzt kurz.“Oh das ist in der Tat ein Problem, nun gut wenigstens mit der Seife kann ich euch dienen, das ist nicht sonderlich schwer, aber mehr gibt es fürchte ich nicht, das ich für euch tun könnte!” Ein leicht resigniertes, leises Seufzen schiebt sich kurz über meine Lippen, ehe ich ihm antworten kann. “Nun ja gut, immerhin die Seife, schon mal besser als nichts...und wo finde ich die jetzt?” Der Bärmensch schmunzelt, nur einen Moment später zieht er, wie als ob er es geplant hätte, ganz zufällig ein mittelgroßes Stück aus seiner Hemdtasche heraus. “Hmm...ich hatte sowas in etwa schon vermutet, wisst ihr Frauen sind in dieser Hinsicht durchaus berechenbar!” Sagt er anschließend trocken, wobei er es mir etwas ungeschickt in die Hand drückt. “Ich oh danke?” Antworte ich ihm indessen deutlich verwirrt, da ich mit der Aussage jetzt nicht so viel anfangen kann. Doch noch ehe ich in der Lage bin fortzufahren, setzt er abermals an, seine tiefe Stimme klingt etwas gedämpft, aber entschlossen. “Nun dann werde ich euch jetzt wohl besser eurem Schicksal überlassen Herrin,” Beorn zuckt kurz entschuldigend mit den Schultern, wobei er Anstalten macht zu gehen, um mich tatsächlich allein zu lassen. Ich nicke knapp. “Ich habe verstanden danke, das ist sehr nett von euch!”
 

Das ist alles, was wir noch miteinander sprechen. Ein paar Minuten später ist er fort und ich mit mir allein in der Stille, die nur vom Summen seiner riesigen Bienen und vom Gezwitscher einiger Vögel durchbrochen wird. Um möglichst wenig der kostbaren Zeit zu vergeuden, die mir für mich allein bleibt, schlüpfe ich hastig aus meinen Sachen heraus. Auch um mich schleunigst zu waschen. Es ist zwar nicht kalt, aber der Gedanke daran, dass vielleicht doch noch irgend jemand auftauchen könnte, der hier im Moment nichts aber auch gar nichts zu suchen hat, lässt mich als einzige Frau, dieser ansonsten stark Männer dominierten Truppe, für meine Verhältnisse ungewöhnlich schnell voran kommen. Ich glaube so rasch abgeseift und gründlich gewaschen, war ich wohl noch nie in meinem bisherigen Leben. Ganz davon zu schweigen, den hartneckigen Dreck auf der Haut, fast in Recordzeit herunter zu schrubben. Dabei ist mir völlig egal, wie kalt das Wasser der Quelle ist. Lediglich ein paar Minuten später, bin ich für meine Begriffe sauber genug und halbwegs mit mir zufrieden. Ich überlege kurz was ich jetzt tun soll, ehe ich so schnell wie nur irgend möglich, zurück in mein Hemd, meine Beinkleider und meine Stiefel schlüpfe, mit denen ich abermals vorlieb nehmen muss, da ich dummerweise meine halbwegs sauberen und trockenen Wechselsachen im Haus vergessen habe. Aber den Rest meiner Kleider kann ich damit wohl getrost, der mehr als überfälligen Grundreinigung unterziehen. Doch zuerst kommen meine Haare dran, die hatte ich in der Eile nämlich fast vergessen. Erst als ich meinen auffällig, dunkelroten Schopf gewaschen und wieder einigermaßen geordnet, beziehungsweise zu zwei Zöpfen geflochten habe, mache ich mich an den Harnisch samt Gehrock und meinen Mantel. Eine ausgesprochen langweilige, wie eintönige und vor allem anstrengende Prozedur. Die Sachen sind pitschnass und daher entsprechend unhandlich. Leder und Wolle wäscht sich gelinde ausgedrückt einfach grauenhaft. Die Seife hinein und vor allem wieder vernünftig aus den schweren mit Wasser vollgesogenen Stoffen heraus zu bekommen, ist alles andere als berauschend.
 

Um mich etwas von dem an sich nervigen, wie lästigen Geschäft abzulenken, mache ich das, was ich auch in Imladris immer gerne getan habe, wenn ich solche eintönigen Arbeiten verrichten musste. Ich singe. Es versüßt mir diese nicht gerade prickelnde Arbeit um ein vielfaches und lässt sie wesentlich leichter von der Hand gehen. Denn singen mochte ich schon immer gerne, da es befreiend und zugleich beruhigend wirkt und erst jetzt fällt mir auf, wie lange ich schon nichts mehr dergleichen getan habe. Mein letztes Lied an das ich mich bewusst erinnere, war das, was ich mit Bofur zusammen auf dem Berg gesungen habe und das, ist ja inzwischen schon fast eine Ewigkeit her. Nun und da ich mich im Moment vollkommen in Sicherheit wähne, fange ich ohne weiter darüber nachzudenken oder auf meine Umgebung zu achten an zu singen. Es sind elbische Lieder aus meiner Heimat Bruchtal und auch aus meiner Vergangenheit. Alte Lieder meines Volkes, die ungewollt wohlbekannte Bilder in meinem Herzen erzeugen und jeh intensiver mir diese vertrauten Bilder vor Augen stehen, um so wehmütiger werde ich.
 

Ich sehe das schöne tiefe Tal des Bruinen direkt vor meinem inneren Auge auftauchen und höre beinahe die Stimmen meiner Freunde, die mich von dort aus rufen...
 

...hastig fahre ich hoch, lasse verwirrt die Seife und meinen Mantel sinken, an dem ich eben noch gearbeitet habe.
 

Erschrocken blicke ich mich beinahe sofort nach irgendwelchen unerwünschten Eindringlingen um. Uh ein Glück...niemand zu sehen, ich bin allein, allgemeine Erleichterung macht sich breit. Es war nichts weiter als ein Tagtraum. Die zum Teil unwirklich wirkende Landschaft mit diesen immergünen Wiesen. Der warme fast schon einschläfernd wirkende Sonnenschein, erzeugt solch schmerzliche Bilder in meinem Inneren, dass mir ganz merkwürdig zumute wird und doch tröstet mich der Gedanke daran, mich in meinem Liedern auch in eine völlig andere Welt versetzen zu können, die nur mir allein gehört. Und dann erinnere ich mich an etwas, was ich lange vergessen oder verdrängt hatte. Ich sehe meine Mutter, ihr langes golden glänzendes Haar und ihre schöne warme Stimme, sie war es, von der ich einst ein ganz bestimmtes Lied lernte, als ich noch klein war...und ohne es zu wollen kommen die Töne, ja die Worte wie von selbst über meine Lippen...es ist quasi Erinnerung!
 

Mehr als das, es ist Heimat, es ist Verbundenheit...etwas, das mir bis heute noch nie wirklich zuteil geworden ist!
 

Meine Stimme klingt seltsam traurig, fast wie ein Traum und ich sehe der Wirklichkeit entrückt dabei zu, wie die beiden Ponys, die ganz in meiner Nähe grasen mit einem Mal innehalten, wie um meinem Lied zu lauschen. Plötzlich geht ein Ruck durch die beiden Tiere. Eins davon kommt spontan auf mich zu, so als würde es wie magisch von meiner Stimme angezogen. Es bleibt direkt vor mir stehen. Ich sehe in die klaren, leicht schimmernden dunklen Augen des Ponys, kann mich fast in ihnen spiegeln. Das Tier stubst mich sachte an und ich fühle, wie sich seine weiche Nase dabei vertrauensvoll in meine Hand schmiegt. Wie erstarrt bleibe ich stehen, sich der Kraft, der Magie dieser Szene zu entziehen, scheint mir im Augenblick unmöglich. Meine freie Hand fährt wie in Trance durch die kräftige Mähne, wie um diesen Zauber festzuhalten, doch just im selben Moment scheint der Bann gebrochen, ich verstumme. Das Pony fährt hoch, dreht sich sofort elegant um und prescht im nahezu gestreckten Galopp wild bockend und buckelnd über die Weide, bis ich es nicht mehr sehen kann. Was war das? Vollkommen verblüfft blicke ich dem Tier hinterher, kann selbst kaum fassen, was mich da eben überkommen hat? Es war doch nur die Melodie...nichts weiter? Und doch...da war dieses eigenartige Gefühl, ich habe es doch gespürt?
 

Leise seufzend versuche ich mich davon loszureißen, meine Vergangenheit besser ruhen zu lassen, mich statt dessen auf das JETZT und das HIER zu konzentrieren. Hastig wende ich mich daher erneut dem Trog zu und wasche anschließend so rasch wie möglich, den Rest meiner Kleider fertig, um sie danach im Schatten der alten Weidenbäume zum Trocknen aufzuhängen. Nun ja, die dürften bis morgen früh hoffentlich das Meiste hinter sich haben?! Denke ich dabei sichtlich ernüchtert, auch um mich von der eben erlebten Situation abzulenken, die ich mir beileibe nicht erklären kann. Als ich mich jedoch kurz darauf erneut in Richtung Haus umdrehe merke ich, dass ich offenbar innerhalb der nächsten Minuten Gesellschaft bekommen werde. Zumindest ein kleiner Teil der Männer hat sich, wie es scheint offenkundig kurzfristig entschlossen meinem Beispiel zu folgen, um die zwar durchweg kleidsame, aber nicht eben angenehm duftende Dreckschicht loszuwerden, die wir inzwischen allesamt wie eine zweite Haut mit uns herumtragen und das vor allem, ohne bisher nur irgendeinen Tropfen Wasser zur Reinigung zu Gesicht bekommen zu haben. Es sind vordringlich die etwas jüngeren Semester der Herren, also ich spreche in dem Fall hauptsächlich von Dwalin, Ori, Nori, Bifur, Bofur, Kili, Fili, dem Halbling also Bilbo und Thorin höchstpersönlich, ja was ein Wunder?
 

Wobei ich mir angesichts dieser ungeahnten Erkenntnis glatt ein amüsiertes Grinsen verbeißen muss, als ich ihnen aufmerksam entgegen blicke. Aber da ich ganz gewiss keine sonderlich große Lust verspüre, den Herren bei dieser Aktion auch noch in irgend einer Weise Gesellschaft zu leisten, überlasse ich sie nur allzugerne ihrem Schicksal, also getrost sich selbst. Statt dessen mache ich schleunigst Anstalten möglichst ungesehen von dort zu verschwinden. Auch weil ich Thorin bei der Laune, die er momentan mir gegenüber an den Tag legt, lieber nicht unbedingt über den Weg laufen will und zweitens weil ich längst fertig bin. Meine Kleider können ruhigen Gewissens, ohne mich weiter trocknen. Nun ja und den Männern beim Waschen zu zuschauen? Uhhh...bitte, das ist ja wohl eher kein sehr amüsantes Vergnügen, ach aber wobei? Erneut huscht ein kurzes, sichtlich belustigtes Grinsen über mein Gesicht. Puhh...nur gut, dass von denen jetzt keiner Gedanken lesen kann, sonst wärst du jetzt vermutlich dran und jetzt verschwinde besser, bevor sie da sind Lyriel!
 

Noch in der selben Sekunde versuche ich mich möglichst ungesehen zurück zum Haus zu stehlen. Die Männer sind erst etwa auf halber Höhe, als ich schon zwischen der Scheune und dem Haus hindurch schlüpfe, um von ihnen nicht entdeckt zu werden. Wenn die fertig sind, habe ich noch genügend Zeit mich nochmal an meine restlichen Sachen heran machen, die ich noch ausgespart habe. Denn das was ich da am Leib trage, duftet ja immer noch nicht wirklich besser. Im Haus angekommen ist lediglich der klägliche Rest der Truppe übrig...Balin, Oin, Gloin, Dori, der Zauberer und Bombur? Doch die kümmern sich nicht wirklich um mich, was ich jetzt nicht unbedingt als Nachteil werte. Also versuche ich statt dessen lieber etwas essbares für mich zu ergattern, was nach der nahezu überfallsartigen Hungerattacke der Männer aber nicht eben leicht ist. Auf dem geräumigen Tisch des Fellwechslers findet sich nicht mehr, als etwas trockenes Brot, ein einsamer ziemlich schrumpliger Apfel und ein kleines Stück Käse. Gut immerhin besser als nichts. Das ist wirklich nahezu alles, was sie mir von Beorns reichhaltigem Nahrungsaufgebot übrig gelassen haben...ich fasse es nicht? Ja was für ein Haufen von gefräßigen Raubtieren ist das denn bitte? Ich befürchte aber fast, dass meine bessere Hälfte, wenn man sie denn so nennen darf, wohl oder übel ebenso herzhaft zulangen kann, wenns drauf ankommt! Ach wie ungemein beruhigend das doch ist.
 

Ich sags ja, Männer, die soll mal einer verstehen?
 

Wenig später soll mich allerdings genau das treffen, was ich jetzt eigentlich um jeden Preis vermeiden wollte, nämlich die höchst unangenehme Tatsache, Thorin abermals über den Weg zu laufen und das auch noch in einer Situation, die ich so weder bedacht noch berechnet hatte. Nur etwa eine halbe Stunde später stehe ich vom Tisch auf, da ich zwischenzeitlich fertig mit dem Essen bin und eigentlich zu meinem Platz wollte, auch um meine übrigen Habseeligkeiten zu ordnen oder wenigstens meine trockenen Wechselsachen zu holen. Ich bin aber noch nicht mal halb durch den Raum gelangt, als die Türe plötzlich schwungvoll aufgeht. Mir bleibt quasi der Mund offen stehen, als ich sehe, wer da ausgerechnet als erstes zur Türe herein kommt. Beinahe augenblicklich wird mir glasklar, dass die Männer inzwischen fertig sein müssen, denn bei dem was ich da zu Gesicht bekomme, kann ich nur mit aller Mühe verhindern nicht sofort heftig nach Luft schnappen zu wollen und das, obwohl ich es ja inzwischen schon mehrfach vor der Nase hatte. Natürlich ist ER es wer denn sonst? Thorin ist als ihr Anführer, ja fast schon gezwungenermaßen der Erste der Männer, der zur Türe rein kommt und wie es der Zufall will unübersehbar ohne seinen Mantel, sowie Rüstung sondern nur schlicht in Hemd und Hosen. Den Rest hat er dabei netterweise sonstwo gelassen. Er bemerkt mich erst gar nicht, denn kaum drin, macht er das, was ich vermutlich auch täte, wenn ich mich allein unter meinesgleichen wähnen würde und das ohne auch nur einen Gedanken an irgendwen von uns anderen zu verschwenden. Er lässt sein Hemd, Hemd sein und zieht es beinahe in der selben Sekunde völlig ungeniert mit folgender knapper Aussage aus.
 

“Bei Durins Bart verflixt, wehe es hat sich jetzt irgendeiner von euch mein sauberes Hemd unter den Nagel gerissen! Ich warne euch Jungs...her damit! Kili?...Fili? Also wer wars und die viel wichtigere Frage, wo ist es?” Erst da bemerkt er, dass ich direkt vor ihm stehe und ihn weiterhin, lediglich wie vom Donner gerührt anstarren kann. Er verzieht keine Mine, das muss man ihm wirklich lassen, also das kann der Mann wie kein Anderer!
 

“Oh du bist es? Wa..was willst du denn hier?” Sagt er einen knappen Moment später, vollkommen ungerührt zu mir, aber doch so leise, dass uns sonst keiner hören kann. “Dir vielleicht dein Hemd stehlen?” Kontere ich prompt ebenso nüchtern und leise wie er, wobei ich mich jedoch noch immer nicht in der Lage sehe, irgendwoanders hinzustarren, als auf seinen durchweg gutgebauten, wie muskulösen Oberkörper. Ich spüre, wie sich auf einmal völlig ungewollt, ein schwacher Hauch von Röte über meine Wangen zieht....wieder mal und dazu sowas von unnötig.>Oh bitte, warum eigentlich immer ich? Frau du bist ja so unglaublich dumm, wie kannst du nur? Warum lässt du dich von ihm nur so sehr aus der Fassung bringen? Kein Anderer hat das bisher so erfolgreich, geschafft wie er, aber du warst ja auch noch nie zuvor so in deinen Gefühlen gefangen, wie bei ihm.<Das ist es, was mir dabei nur zu klar wird. Er grinst jedoch ganz plötzlich auf mich herab, gerade so, als ob er meine Gedankengänge erraten könnte, was er im schlimmsten Fall ja auch tut. Oh ja, er weiß doch ganz genau, was er für eine durchschlagende Wirkung auf mich hat, dieser elende Schuft von einem Zwerg.
 

“Wehe, du verschwendest jetzt auch nur den Gedanken daran!” Sagt er im Anschluss daran vollkommen gelassen, aber dabei so absolut zweideutig, als wollte er mich damit absichtlich ärgern. “Warum sollte ich? Stell dir vor, ich hab ein eigenes, ich brauch deins nicht!” Antworte ich ihm somit deutlich unterkühlt, auch da ich die Szene von vorhin noch nicht vergessen und sie ihm schon gar nicht verziehen habe. Thorin zieht prompt eine Braue hoch und mustert mich danach aufmerksam von oben bis unten. “Hmm...ja DAS sieht man!” Sagt er anschließend deutlich belustigt. Indem drücken sich auch die anderen Männer nach und nach zur Türe herein und schieben uns beide damit ungewollt weiter auf die Seite, etwas abseits in die nächste Ecke hinein. Aber nicht einer von ihnen ist dabei so unverfroren, hier quasi ohne sein Hemd aufzutauchen, nein nur Thorin hält die Art von Anstand offenbar nicht für notwendig! “Lass den Unsinn, was und wie ich es trage ist allein meine Sache und noch was, wenn du nun schon mal hier bist, könntest du mich eigentlich nochmal nach deiner Verletzung sehen lassen! Was hältst du von dem Vorschlag?” Hake ich daher nicht eben mit Begeisterung nach. Thorin verzieht sein Gesicht just, als hätte er Schmerzen. “Ach so könnte ich das...und wenn ich nicht will?” Sagt er abermals vollkommen gelassen ohne weiter auf irgendwen außer auf mich zu achten. “Das wirst du aber müssen, denn ich schwöre dir, dass dies ansonsten das letzte Mal war, dass ich diesbezüglich Hand an dich lege!” Entgegne ich ihm entsprechend giftig. “Ach was? Soll das jetzt etwa eine Drohung sein?” Hakt er plötzlich betont streng nach. “Nein aber ich kenne deinen Sturkopf nur zu gut, also bitte?!” Entgegne ich ihm deutlich ungehalten.
 

Er seufzt.“Na schön aber beeil dich!” “Ich mach so schnell ich kann, versprochen Herr Zwerg! So und dann wüsste ich noch gerne, was das vorhin eigentlich zu bedeuten hatte?” Thorin weicht mir prompt aus, ich sehe deutlich wie sich sein Gesicht verzieht, vermutlich auch weil ich ihn zwischenzeitlich an der betreffenden Stelle erwischt habe, die noch immer ganz ordentlich schmerzen dürfte. “WAS...was soll vorhin gewesen sein?” Thorin klingt fast eine Spur trotzig. Ich sehe ihn an, mein Blick ist tödlich. “DU weißt genau wovon ich spreche, also leugne es nicht?! Glaubst du wirklich allen ernstes, dass noch immer niemand begriffen hat, was da zwischen uns Sache ist?” Thorin verzieht keine Mine, als er mir antwortet. “Bofur weiß es!” Sagt er mit einem mal so selbstverständlich, dass mir fast die Luft weg bleibt. “WAS..ahhh wie das?” Fahre ich verwirrt hoch. “Er hat uns quasi durch Zufall erwischt!” Kommt seine Antwort deutlich ernüchtert. “Wann?” Ist alles was ich dazu sagen kann. “Vergangene Nacht!” Setzt er nicht wesentlich erfreuter nach. “Na prima...also soviel dazu...schön und nun?” Frage ich ihn verzweifelt. “Nichts und nun! Er wird es nicht verraten, ansonsten schwöre ich ihm, wird er den Tag, an dem er es raus lässt, ohne mein Einverständnis zu haben, nicht überleben!” Kontert Thorin unmissverständlich, allein die Tonlage sagt alles. “Wenn du das sagst? Ich bin ja gespannt?!” Entgegne ich ihm tonlos, da ich ihm das nicht ganz glauben will. Mehr Gelegenheit, uns weiterhin ungestört zu unterhalten, haben wir allerdings nicht mehr. Indem kommt Dwalin nämlich ganz plötzlich unverhofft in unsere Richtung. In dem Fall versuche ich, das bisherige Gespräch, schleunigst auf eine möglichst normale Ebene zu lenken. “So lasst mich doch nochmal sehen, wo euch der Warg erwischt hat und vor allem, wie es jetzt aussieht!?” Setze ich daher so unbeteiligt wie möglich an, ohne Thorin dabei anzusehen. Der schwarzbärtige Zwerg mit der Halbglatze blickt uns indessen beide mit sichtlich verzogener Gesichtsmimik entgegen. Oh ho das sieht ganz eindeutig nach Ärger aus.
 

“Warum gebt ihr euch eigentlich weiterhin solche Mühe, so furchtbar verklemmt miteinander aufzutreten? Jeder von uns weiß es doch längst!” Dwalis tiefe Gewitterstimme klingt fast einen Tick belustigt, als er das an uns loslässt, noch ehe er bei uns ankommt. Thorin fährt unwillkürlich hoch, fast sofort wechselt seine Gesichtsfarbe dabei, in ein ungesund betroffenes Kreidebleich, das nicht weniger auffällig sein dürfte. “Was..aber wie?” Ist in dem Augenblick jedoch alles, was aus ihm heraus kommt. Dwalin beobachtet uns weiterhin aufmerksam, wohl auch, um unser beider Reaktionen besser abschätzen zu können, wobei er seine Stirn in sichtbar kritische Falten legt, ehe er fortfährt. “Na dass ihr beide schon seit geraumer Zeit, die gewöhnliche Anrede bevorzugt? Ihr braucht es nicht länger vor uns allen geheim zu halten, da wir es ja im Grunde sowieso schon wissen...oder was? Außerdem hat man es vorhin doch überdeutlich gesehen! Also lasst den Blödsinn besser stecken, wenn es ohnehin zu nichts führt!” Ich sehe, wie Thorins Atemzüge stoßweise weiteratmen, die er eben prompt angehalten hat, da wir jetzt ja eigentlich mit etwas ganz anderem gerechnet hatten. Auch gut...um so besser, damit dürfte dieses ganze Getue endlich vom Tisch sein. Kommt ganz drauf an wie Thorin es sieht und ob er auf das anspringt, was uns der alte Zwerg da eben ungewollt an Schützenhilfe geleistet hat. Selbiger lässt uns übrigens mit einem sichtlich unwilligen Brummen stehen, noch ehe Thorin ihm etwas antworten kann. Ehe wir uns versehen, stehen wir wieder allein in unserer Ecke und sehen uns beide sichtlich belämmert an.
 

“Was war das denn eben?” Fragt er mich offenkundig verblüfft. Ich zucke derweil ratlos mit den Schultern. “Weiß nicht, ein gutgemeinter Ratschlag vielleicht?” “Und sollten wir ihn beherzigen?” Seine Frage ist ehrlich gemeint. “Also wenn du mich fragst, ich wäre deutlich dafür!?” Ist meine ebenso ehrliche Antwort darauf. Thorin lächelt plötzlich. “Du hast recht, es ist längst überfällig!” Sagt er anschließend überraschend gelassen. “Und was ist jetzt mit uns, ich dachte du wolltest dir meine Schulter nochmal ansehen?” Hakt er nur einen Moment später überraschend humorig nach, eine Tonlage die ich noch selten bei ihm erlebt habe.“Gut ganz wie du willst, aber bitte hinterher nicht murren, wenns denn weh tut!” Kontere ich indessen leicht pickiert. “Werd ich nicht und jetzt mach schon!” Brummt er ungewohnt zahm, noch ehe ich Hand anlegen kann. Damit wäre das geklärt, einen Augenblick später nehme ich ihm mir also nochmals vor und dieses mal sehe ich sogar was dabei, was ja fast an Luxus grenzt. Das Meiste seiner Blessuren hat er aber offenbar inzwischen einigermaßen problemlos überstanden. Lediglich ein paar üble Kratzer und zwei bis drei bläuliche Quetschungen sind noch zu sehen, mehr nicht...das wars! Alles in allem ist es glimpflich für ihn verlaufen. Ein Wunder, bei dem was er sich da eigentlich geleistet hat. Vorsichtig lasse ich meine Hände darüber gleiten, um die letzten verbliebenen sichtbaren Stellen zu heilen. Ich brauche allerdings nicht mehr viel von meiner Kraft, um das was davon noch übrig ist, bis zur Unkenntlichkeit verschwinden zu lassen. Er hält übrigens still ohne zu murren...was wirklich äußerst selten ist. Aber offensichtlich ist es ihm nicht unangenehm, das wenige an Zuneigung zu genießen, das ich ihm damit geben kann, ohne weiter aufzufallen. Na die Art von Streicheleinheiten würde ich mir jetzt auch gerne von ihm abholen, aber allmächtiger Schöpfer bewahre, wie sähe das denn aus? Unwillkürlich gehen mir, diese komischen Gedanken im Zusammenhang mit ihm durch den Kopf, doch ich versuche es wehement abzuschütteln, auch weil es zu nichts führt. Kurze Zeit später bin ich fertig. Im Bewusstsein nicht mit ihm allein zu sein und eventuell sogar die neugierigen Blicke anderer im Nacken zu haben, versuche ich ihn weiterhin so nüchten wie möglich abzufertigen.
 

“Ich bin fertig, du kannst dich jetzt anziehen!” Sage ich daher entsprechend zurückhaltend zu ihm. Er nickt, lässt sich nichts weiter anmerken. “Danke Lyriel!" Das ist alles, was er sagt. Ein leichtes, resigniertes Lächeln ist das Resultat davon, welches sich anschließend zögernd über meine Züge zieht. Was soll ich schon groß erwarten? Wir sind ja nicht allein, das weiß ich doch nur zu gut. Thorin lässt sich indessen nicht länger bitten und will prompt zurück in das getragene Hemd schlüpfen, das er noch immer in Händen hält, doch da hält meine Stimme ihn jäh zurück.“Amm...solltest du dir jetzt nicht lieber mal ein frisches Hemd anziehen?” Entgegne ich ihm angesichts der Lage trocken und ersprechend zielgerichtet. Thorin sieht mich fragend an. “Und warum..was ist denn mit dem?” Sagt er anschließend leicht ungehalten, wobei sein Blick unmittelbar zwischen seinem Hemd und mir wechselt. Mein Gesicht verzieht sich spontan zu einer sichtbar angewiderten Grimasse, ehe ich fortfahre. “Nun ja sagen wir so, es riecht nicht gerade königlich und sieht auch nicht danach aus, wenn ich ehrlich bin Thorin!” Sein Gesicht ist ein einziges Fragezeichen. Er tut mir fast leid und so fasse ich einen spontanen Entschluss. “Ach dann gib schon her das Ding, ich werde mich drum kümmern!” Antworte ich ihm gutmütig. Ein schmales Lächeln zieht sich kurz über meine Lippen, mit dem ich ihm mit den Fingerspitzen meiner linken Hand abschließend noch einmal sachte prüfend, über die feine Linie seiner Schulter streiche, bevor ich sie zurückziehe. Das starke Prickeln unter der Haut, das es auf eine mir völlig unerklärliche Weise auslöst, spüre aber offenbar nicht nur ich, denn ich sehe es an seinen Augen.
 

Er wirkt sichtlich überrascht, so klingt er auch, als er ansetzt um mir zu antworten. “Das würdest du tun?” Ich seufze leise, ehe ich erneut ansetze. “Ja aber nur für dich! Du wist doch nicht allen Ernstes glauben, dass ich den übrigen Herren die Schmutzwäsche wasche...also was ist jetzt?” Ich blicke ihn prüfend an. Thorin gibt beinahe sofort danach nach. Dennoch ist der deutliche missfallens Laut, der sich dabei aus seiner Brust schält unüberhörbar, wobei er es mir anschließend fast gleichzeitig mit einer etwas ruppigen Geste in die Hand drückt. “Danke sehr!” Entgegne ich ihm grinsend, wobei ich mich einen Momnet später wortlos umdrehe und ihn einfach stehen lasse. Zu nett wollen wir ja nicht zueinander sein, zumindest wenn wir nicht alleine sind. Was uns dabei allerdings entgangen ist, ist die simple Tatsache, dass diese kurze Szene, dummerweise nicht ganz unbeobachtet geblieben ist und zudem für einiges an Kopfzerbrechen sorgt. Der alte Zauberer ist ebenfalls ein äußerst scharfsinniger Beobachter. Mithrandir zieht offenkundig seine ganz eigenen Schlüsse aus der Angelegenheit, belässt es jedoch glücklicherweise dabei, sich jemandem mitzuteilen, da es sowieso zu nichts außer Ärger führen würde.
 

Und während Thorin sich erfreulicher Weise ein neues Hemd beschafft, mache ich das, was ich vorhin schon tun wollte, die zweite Hälfte meiner Kleider endlich wieder in den Normalzustand zu versetzen, den ich gewohnt bin. Was im Umkehrschluss bedeutet, meine Ersatzkleider aus meinen paar Habseeligkeiten heraus zu kramen und mich dann nochmals eilig zur Wasserstelle zu begeben, um das nachzuholen, was ich bisher versäumt habe. Also müssen Hemd und Hosen diesmal eindeutig dran glauben...frisch gewaschen und angenehm nach Seife duftend, leisten sie so wenig später meinen anderen Sachen Gesellschaft, während ich mich dafür mit nicht übermäßiger Begeisterung, in mein Erstazhemd samt langer Unterhose für die kalten Tage quetsche und dabei das untrügliche Gefühl habe, wahrscheinlich mehr nach Zwerg, als nach Elb auszusehen. Da das Hemd mir quasi bis zu den Knien reicht und mir die Hose eigentlich viel zu groß ist. Na ja was solls es ist ja nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aber peinlich ist es trotzdem, in dem absolut unpassenden, wie bescheuerten Aufzug rumlaufen zu müssen und sich damit höchstwahrscheinlich auch noch, zum Gespött aller zu machen. Als ich kurze Zeit später endlich erledigt habe, was ich mir vorgenommen hatte, bin ich bestrebt möglichst rasch zurück ins Haus zu kommen, auch um möglichst keine Zielscheibe für irgendwelche hirnverbrannten Sprüche abzugeben, die der Eine oder Andere nur zu gerne reißen würde, wie ich sie kenne.
 

Ich achte dieses Mal jedoch nicht besonders auf den Weg, der mich zurück führt. Als ich an der Scheune dicht beim Haus angekommen bin, sticht mir ganz plötzlich etwas ins Auge, was da offenbar nicht hingehört und vollkommen allein und verlassen auf dem Boden liegt. Es sieht irgendwie schwer nach einer Art Kleidungsstück aus. Huch, also wenn mich nicht alles täuscht ist das ein Hut? Ja ein Schlapphut ohne Zweifel! Einer, der mir zudem schwer bekannt vorkommt. Ja das ist er, der muss Bofur gehören? Aber was in aller Welt macht der denn da so allein? Ohne weiter zu überlegen, hebe ich ihn auf, klopfe bedächtig den Staub heraus und betrachte ihn für einen Augenblick nachdenklich. Hmm...das Ding sieht ja irgendwie ganz nett aus, eigentlich eher witzig, das muss man der hässlichen, zerknautschten Kopfbedeckung schon lassen, die sich Hut schimpft, I Valar woher hat er den denn bloß? Ich weiß nicht...soll ich? Der Gedanke zuckt ungerufen, für den Bruchteil einer Sekunde durch meinen Kopf und einmal in meinem Leben tue ich etwas völlig spontanes. Ehe ich mich versehe, gebe ich mir einen Ruck und merke, wie ich ihn mir prompt aufgesetzt habe. Die beiden langen Fellquasten an den Seiten sind ungewohnt und ziemlich kratzig.
 

Oh man sieht wahrscheinlich total bescheuert aus, fährt mir noch kurz durch den Sinn. Als ich mich jedoch schon mit dem Gedanken trage, ihn schleunigst wieder los zu werden, hat mich ganz offenkundig jemand entdeckt...



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